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Stilian Ariston: Unterschiede zwischen Polytheismus und Monotheismus

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Über die wirklichen Unterschiede zwischen Polytheismus und Monotheismus_ Bitte, helfen Sie den ethnischen Hellenen/griechischen Polytheisten, ihre eingeborene Religion und Tradition in Griechenland als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt zu bekommen. Es ist die Tradition, die uns die Demokratie, die Redefreiheit, den politischen Menschen und den Humanismus geschenkt hat.LINK: http://www.avaaz.org/en/petition/Please_help_the_native_hellenic_tradition_and_religion_to_become_recognized_as_a_statutory_corporation_in_Greece/

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Page 1: Stilian Ariston: Unterschiede zwischen Polytheismus und Monotheismus

Über die wirklichen Unterschiede zwischen Polytheismus und MonotheismusStilian, 29.3.»2013«

Immer wieder ist zu lesen, dass der Unterschied zwischen Polytheismus und Monotheismus die Zahl der Götter sei, die angenommen und verehrt werden. So wird der Polytheismus »Vielgötterglaube« und der Monotheismus »Eingottglaube« genannt. Der eigentliche Unterschied wird meist mit keiner einzigen Silbe erwähnt. Im Falle des griechischen Polytheismus (Hellenismos) und des abrahamitischen Monotheismus (Judentum, Christentum, Islam) ist es nicht die »Vielgötterei«, die beide von einander unterscheidet; nein, das Elemente, das den Polytheismus mit dem Monotheismus kontrastiert, ist der Kosmotheismus der hellenischen Religion[1]. Wird dieser nicht berücksichtigt, kann der Polytheismus der Hellenen nicht richtig gedeutet werden, denn aus ihm resultieren die essentiellen Unterschiede dieser Weltanschauungen, die gegensätzliche Menschentypen und Lebensweisen schaffen.

Im Monotheismus ist Gott allmächtig, existiert zeitlich vor und räumlich außerhalb des Universums, das er erschaffen haben soll. Außerdem ist er ein persönlicher Gott. Der Kosmos ist seine Schöpfung, mit der Gott machen kann, was er will.

Im (griechischen) Polytheismus hingegen sind die Götter nicht allmächtig (das Konzept der »Allmacht« ist den Hellenen fremd), sie existieren innerhalb des Universums (genauso wie der Logos und der Demiurg), das sie definitiv nicht erschaffen haben und außerdem sind sie dem Prinzip der Ananke (Schicksal, Notwendigkeit) unterworfen. Sie gehen aus dem Einen als seine Vervielfältigungen hervor und »dienen« dem Erhalt und der Ordnung des Universums. Die Götter sind geschlechtslose unpersönliche Mächte und natürliche Entitäten, die die Gesetze der Natur respektieren. Das Universum wird hier als immerdar bzw. als aus sich selbst heraus entstanden gesehen (Kosmotheismus); alles was ist, ist im Chaos (»gähnende Leere«) zumindest potentiell enthalten. Der primäre Unterschied zwischen diesen beiden Systemen ist also wo Gott und wie Gott im Verhältnis zum Universum gedacht wird. Die Zahl der Götter spielt da keine allzu große Rolle.

In der indigenen griechischen Religion ist beides zu finden: Das Eine (to hen) und die Vielen (henádes)[2], die in einer übergeordneten Einheit mit diesem »unpersönlichen, selbsttragenden« Einen bestehen[3], aus dem sie hervorgegangen sind[4]. Mit dem Christengott hat dieses Eine wenig am Hut, denn es ist kein persönlicher Gott. Das Eine hat das Universum nicht erschaffen, auch die Henádes/Henáden (die Götter) nicht; diese haben es lediglich geordnet, weshalb die Pelasger und Hellenen sie »Theoi« (»Götter«) nannten[5], also »Ordner«, und das Weltganze »Kosmos« (»Ordnung«[6], »Schmuck«).

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Diese unpersönlichen[7] Dynámeis[8] (»Mächte«), die wir Hellenen »Götter« nennen, gehören zum Universum, sie sind sogar ein Teil des Universums, das, wie schon zuvor erklärt, keine Schöpfung darstellt, keinen Anfang kennt und somit auch kein Ende.

Was also den Polytheismus vom Monotheismus unterscheidet ist nicht die Zahl der verehrten Wesen, sondern wo und in welchem Zusammenhang »Gott« mit dem Universum gedacht wird.

1. Stilian: Der Hellenismos Heute: Einführung in die Religion und Weltanschauung der ethnischen Hellenen. S. 20, Stuttgart 2012.2. Rudolf Eisler: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. S. 435-436, Verlag Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1904.3. Timothy Jay Alexander: Hellenismos Today. S. 21, Lulu Press, USA: Breinigsville 2007.4. Vlassis G. Rassias: Thyrathen: Das Philosophie-Lexikon. S. 69, 1. Auflage, Anichti Poli, Athen 2006 (griechisch). 5. Herodot, A. Horneffer (Übers.): Historien. S. 132, 4. Auflage, Kröner Verlag, Stuttgart 1971. 6. Henry George Liddell, Robert Scott: A Greek-English Lexicon. S. 985, 9. Auflage, Oxford University Press, New York 1996 7. Walter F. Otto: Theophania: Der Geist der altgriechischen Religion. S. 76, Rowohlt, Hamburg 1956. 8. Salustios, Vl. Rassias (Übers.): Über die Götter und die Welt. S. 21, Anichti Poli, Athen 2002 (altgriechisch/griechisch).