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(Aus der inneren Abteilung des allgemeinen Krankenhauses zu J6nk6ping.) Studien fiber den kolloidosmotischen Druck. VIII. Der kolloidosmotische Druck des Blutserums bei Morbus Basedowi und Myxiidem. Von Eskil Kylill. (Eingegangen am 5. Mai 1930.) In meinen frfiheren Mitteilungen fiber den kolloidosmotisehen ])Tuck konnte ich fest, stellen: 1. DaB der kolloidosmotisehe Druck im Blutserum bei Gesunden zwisehen ungef/~hr 300--400 mm H20 lag. Meine Grenzwerte waren 295--420 mm H20 und einem Mittelwert yon 337. 2. Daft der kolloidosmotisehe Druek des Blutserums bei Kranken mit 0demen im allgemeinen unternormal war. Ausnahmefitlle land ich bei leiehten F/tHen yon Glomerulonephritis und Herzinsuffizienz mit nur mfiBigem 0dem. 3. Daft bei Diabotikern der kolloidosmotisehe Druek zwar im all- gemeinen binnen normalen Grenzen lag, d.ag aber bei dieser Krankheit der kolloidosmot, ische Druek eineNeigung zu hohenWerten zoigte. Die Mittel- wel~o fiir mein Diabetesmaterial (20 F/~lle) war 356 gegen 337 bei meinert Gosunden (24 F/~lle). 4. Dag bei Diabotikern der kolloidosmotisehe Druek w/ihrend Insulin- behi~ndlung deutlieh sank. Gleiehzeitig entstand im allgomeinen eineWasser- retinierung evtl. mit kliniseh naehweisbarem 0dem. Der Senkung des kolloidosmotisehen Druekes ging (lie Wasserretinierung in der Zeit voraus. 5. Daft w/ihrend der Aussehwemmung der 0deme bei zwei F/illen yon Nephrose die Werte fiir den kolloidosmotisehen Druek sehr niedrig lagen. Dieses Verhalten zeigte, d~B der menschliehe K6rper iiber Kr£fte verfiigt, die eine 0demaussehwemmung aueh bei niedrigem kolloidosmotisehen Druek im Blutserum hervorrufen k6nnen. 6. Daft w/~hrend der 0demaussehwemmung kardialer 0deme die Werte fiir den kolloidosmotisehen Druek im Blutserum groge Sehwankungen mit grol3en momentanen Senkungen zeigten. 7. Daft bei F~llen mit friseher Pleuritis exsudativa der kolloidosmo- tisehe Druek des Blutserums unternormal ist, und w~ihrend der Ilekon- valeszenz wieder bis normalen Werten steigt. Die Aufgabe, die ieh j etzt vor reich gestellt habe, ist zu erforsehen, wie der kolloidosmotisehe Druek sieh bei FMlen yon Thyreoideast6rungen 43*

Studien über den kolloidosmotischen Druck

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Page 1: Studien über den kolloidosmotischen Druck

(Aus der inneren Abteilung des allgemeinen Krankenhauses zu J6nk6ping.)

Studien fiber den kol lo idosmotischen Druck.

VIII. Der kolloidosmotische Druck des Blutserums bei Morbus Basedowi und Myxiidem.

Von

Eskil Kylill. (Eingegangen am 5. Mai 1930.)

In meinen frfiheren Mitteilungen fiber den kolloidosmotisehen ])Tuck konnte ich fest, stellen:

1. DaB der kolloidosmotisehe Druck im Blutserum bei Gesunden zwisehen ungef/~hr 300--400 m m H20 lag. Meine Grenzwerte waren 295--420 m m H20 und einem Mittelwert yon 337.

2. Daft der kolloidosmotisehe Druek des Blutserums bei Kranken mit 0demen im allgemeinen unternormal war. Ausnahmefitlle land ich bei leiehten F/tHen yon Glomerulonephritis und Herzinsuffizienz mit nur mfiBigem 0dem.

3. Daft bei Diabotikern der kolloidosmotisehe Druek zwar im all- gemeinen binnen normalen Grenzen lag, d.ag aber bei dieser Krankheit der kolloidosmot, ische Druek eineNeigung zu hohenWerten zoigte. Die Mittel- wel~o fiir mein Diabetesmaterial (20 F/~lle) war 356 gegen 337 bei meinert Gosunden (24 F/~lle).

4. Dag bei Diabotikern der kolloidosmotisehe Druek w/ihrend Insulin- behi~ndlung deutlieh sank. Gleiehzeitig entstand im allgomeinen eineWasser- retinierung evtl. mit kliniseh naehweisbarem 0dem. Der Senkung des kolloidosmotisehen Druekes ging (lie Wasserretinierung in der Zeit voraus.

5. Daft w/ihrend der Aussehwemmung der 0deme bei zwei F/illen yon Nephrose die Werte fiir den kolloidosmotisehen Druek sehr niedrig lagen. Dieses Verhalten zeigte, d~B der menschliehe K6rper iiber Kr£fte verfiigt, die eine 0demaussehwemmung aueh bei niedrigem kolloidosmotisehen Druek im Blutserum hervorrufen k6nnen.

6. Daft w/~hrend der 0demaussehwemmung kardialer 0deme die Werte fiir den kolloidosmotisehen Druek im Blutserum groge Sehwankungen mit grol3en momentanen Senkungen zeigten.

7. Daft bei F~llen mit friseher Pleuritis exsudativa der kolloidosmo- tisehe Druek des Blutserums unternormal ist, und w~ihrend der Ilekon- valeszenz wieder bis normalen Werten steigt.

Die Aufgabe, die ieh j etzt vor reich gestellt habe, ist zu erforsehen, wie der kolloidosmotisehe Druek sieh bei FMlen yon Thyreoideast6rungen

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660 Eskil Kylin:

verhalt. In einem friiheren Aufsatz habe ich einen Fall von Myx6dern besehrieben, bei welehem ieh sehr hohe Werte fiir den kolloidosmotisehen Druek fand. Withrend der Behandlung mit Thyreoideatabletten sanken diese Werte f/Jr den kolloidosmotisehen Druek. Gleiehzeitig versehwanden die fibrigen Krankheitssymptome und der Grundumsatz wnrde normal. W~hrend einer Epoehe mit 1Jberdosierung yon Thyreoideatabletten sank der kolloidosmot, isehe Druek bis unternormale Werte an.

In zwei anderen FSllen (beide mit Nephrose) sah ieh aueh Senkungen des kolloidosmotisehen Druekes w~hrend der Behandlung mit Thyreoidea- tabletten. Hieraus sehien hervorzugehen, dal3 das Thyreoideahormon einen gewissen Einflug auf den kolloidosmotisehen Druek des Blutes aus- iiben konnte (und zwar in senkender Riehtung). Um zu untersuehen, ob diese Vermutung zutreffend w/~re, habe ieh zuerst bei einigen F/fllen yon Basedow und Myx6dem den kolloidosmotisehen Druek bestimmt. Die Ergebnisse gehen aus der folgenden Zusammenstelhmg hervor.

Der kolloidosmotische Druck im Blutserum bei Basedowikern und Myxiidematikern.

Das Material Iege ich in folgender Tabelle vor: Das Blur is~ immer morgens mit den Kranken auf niichternem Magen ge-

nommen. Well der kolloidosmo~isehe Druck im Plasma und Serum gleiche Werte ergibt (v. Fa@as), habe ieh stat~ Plasma das Blutserum verwa,ndt.

Tabelle

Kolloid- E iwe ig Grun4- osmo- B c m e r k u n g c n

N a m e wmsa tz t i scher Druck

Gerda J.

Otto ](. Signe C.

Sigrid S.

Asl6g. E.

Elvira A. Elsa L.

AslSg E.

Gerda H. Ada G.

Emma P. Elly Z.

Elin P. Anna S. Edit C. Ida B.

Alger J a h r e

46 +121 231

52 +115 240 42 +100 292

+ 90 250

44 + 83 334

45 + 83 299 27 + 62 261

44 60 328

36 41 265 30 + 40 320

51 -t- 39 362 29 + 35 300

20 35 319 T + 31 285

25 - - 35 400 53 - - 30 490

7,73

5,90 6,98

5,72

7,48

8,49

7,48

7,20 8,28

8,60 7,48

7,20 6,98 8,06

10,41

Exophthalmus, Tremor, Taehykardie, Struma

Desgl. Exophthalmus, Tremor, Tachykardie,

Struma, Grade + Exophthalmus, Tremor, Taehykardie,

Struma ExophthMmus, Tremor, Taehykardie,

Struma, Graefe + Desgl. Exophthalmus, Tremor, Struma,

Graefe + ExophthMmus, Tremor, Taehykardie,

Struma Desgl. Exophthalmus, Tremor, Taehykardie,

Struma, Graefe + Tremor, Taehykardie, Struma Exophthalmus, Tremor, Taehykardie,

Struma Desgl. Desgl. MyxSdemat6s ttoehgradiges MvxSdem

Page 3: Studien über den kolloidosmotischen Druck

Studien fiber den kolloidosmotischen Druek. VIII. 661

Aus dieser Tabel le ersehen wir, dab der kol lo idosmot isehe Druek bei F/tl len yon Morbus Basedowi im al lgemeinen b innen no rma len Grenzen lag. Bei 7 F / t l l e n v o n 14 haben wir indessen W e r t e un te r 295 m m HeO ge- f imden. Die Senkung des kol lo idosmot isehen Drnckes in diesen FMlen is t zwar nieht besoaders hoehgradig gewesen, ist indessen ganz deutl ieh. Be- reehnen wit den Durehsehni t t swei~ fiir die F/tl le yon Basedow, so I inden wit einen Wer t , der an der niedr igen Grenze fiir das Norma le liegt. Diesel" W e f t fiir die Basedowkranken l iegt auch deut l ieh niedr iger als wir fiir unser Mater ia l voi1 Gesunden gefunden haben. (292 bei Basedowikern gegen 337 fiir Gesunden.) Bemerkenswer t ist aueh, dab bei den 7 sehwie- r igs ten F/t i len der Durehsc tmi t t swer t deut l ich niedr iger l iegt (273) als bei den 7 le iehtes ten F/t l len (311).

Gegeni iber diesen n iedr igen Ziffern bei Basedowikern m6chte ich den kol lo idosmot isehen Druek bei zwei F/t l len yon M yx6de m stellen. Bei diesen be iden Fa l l en von MyxSdem fanden wit W e r t e zu 490 und 400 resp. Leider babe ieh n ieht Gelegenhei t gehabt , mehrere F/tile yon Myx6dem zu un te r suchen und kann also nicht beurtei len, ob der kolloid- osmotisehe Druek bei den MyxSdema t ike rn im a l lgemeinen erh6ht ist oder ob viel leicht die e rh6hten Druekwer te bei diesert beiden F/tl len yon Myx6dem ZufMligkeit ist, was ieh jedoeh nieht g lauben m6ehte .

Das V e r h a l t e n des k o l l o i d o s m o t i s c h e n D r u c k e s w i i h r e n d der R i i n t g e n b e h a n d l u n g y o n B a s e d o w i k e r n ,

Da es sich also gezeigt ha t te , dab bei den F/tl len yon Morbus Base- dowi dot kol lo idosmot ische Druck des Blu t se rums oft un t e rno rma l war, schien es mir wertvoll , F/tlle yon dieser K r a n k h e i t mi t wiederhol ten Be- s t immungen des kol lo idosmot ischen Druckes w/thread RSntgenbehand- lung zu verfo]gen. Der Effekt der RSn tgenbehand lung wurde in diesen F~l len dureh wiederhol te Bes t immungen des Grundumsa tzes nach Krogh kontrol l ie r t .

Fall 1. Elsa L. 27 Jahre. Heredit~res nichts yon Interesse. November 1928 bemerkte die Patientin, daB ihre Thyreoideadrfise sich vergr6Berte. Etwas sp£ter ring sie an nerv6s und um'uhig zu werden. Wurde yon Herzklopfen beliistigt. Schwitzte mehr als frtiher. Nahm deutlich an Gewicht ab. Der Sehlaf wurde auch schlechter als frfiher.

Eingeliefert am 2. 2. 29. Deutlich abgemagert. Allgemeinzustand ziemlich gut. Thyreoidea vergrSBert, yon weicher Konsistenz. Tremor in den H~nden. Exophthalmus. Graefe pos. Cor. Schwaches Nebengeri~usch. Geringgradige Dila- tation nach links. Blutdruck 130. Gruadumsatz + 62. Imlere Organe sonst o. B.

Kolloid- Datum osmoeischer Eiweig Grundumsatz

Druck %

17.2. 11. 3. 12.4.

261 298 328

7,20 8,06

-- 62 + 37 + 27

Page 4: Studien über den kolloidosmotischen Druck

662 Eskil Kyl in :

In diesem Falle yon Basedow wurde also der kolloidosmotische Druck wO'hrend der RSntgenbehandlung deutlich und bis zu normalen Werten erhSht. Gleichzeitig wurde der Grundumsatz deutlich und beinal~e bis zu normalen Werten gesen]'t.

Fall 2. Gecda H., 36 Jab.re. Hereditg~res nichts yon Interesse. Friiher immer ge- sund. Seit 5 J ah ren ha t sie S t rmna geh~bt. Fing vor 2 Jah re~ an nerv6s zu werden. Schwitzte leicht. Li t t oft an Herzklopfen. ~V/~hrend der letztett Zeit ha t sie sich mehr nerv6s gefiihlt. Am I2. 4 .29 wurde Zueker im H a m entdeckt, deshalb wurdc sie in das hiesige Krankenhaus eingeliefert.

Status am 13.4 .29. Allgemeinzustand ziemlich gut. Gut ernahrt . Thyreoidea vergr6Bert, yon weicher Konsistenz. Leichtes Exophthalmus. Tachykardie. Graefe- Stellwag-Moebius neg. Cot. Etwas vergrSBert nach links. Systolisches Neben- ger~tusch an der Spitze. Blutdruck 130. H~rn enthS, l t Zucker, aber kein Albumen. Blutzucker 110 mg-°/o. Grundumsatz + 41. Innere Organe sonst o. B. Kolloidosmo- t ischer Druck im Blutserum 265 mm H20.

Die Pat ient in wurde mit R6ntgen behandelt . Der Harn wurde dabei bald zuckerfrei und der Blutzucker wurde t rotz h'eier Kost normal. Am 7.5. war der kolloidosmotischc ])ruck 285 mm H~O. Am 14. 5. war dcr Grundumsatz @ 17. Die Basedowsymptomc verschwanden beinahe votlsti~ndig.

Wie wit sehen, wurde auch in diesem Falle w(ihrend der RSntgenbehand- tung der k'olloidosmotische Druclc erh6ht uncl der Grundumsatz gesenkt. Gleichzeitig wurde die Patientin bedeutend gebessert.

Fall 3. EIly Z. 29 Jahre. Einige Geschwister haben an Strum~ gelitten, selbst ha t die Pat ient in seit Kinder jahren St ruma gehabt. Seit ungefi~hr 2 Jah ren leidet die Pa t ien t in an Herzklopfen. Seit einigen Monaten wird sie leicht atemlos. Seit einigen Wochen sehr nervSs, unruhig und deprimiert. Schwitzt sehr leicht wS~hrend der letzten Zei~. Seit einigcr Zeit Trcmor in den H&nden.

Sta tus am 7.12.29. Sieht ziemlich gesund aus. Hochgradiger Tremor. Leichter Exophthalmus. Die, Augen deutlich glS~nzcnd. Tachykardie. Thyreoide~ bedeu- tend vcrgrSflert. Cor. Keine Vergr613erung. Systolisches Nebenger&usch. Blutdruck 110 mm Hg. Grundumsatz -~- 35. Koltoidosmotischer Druck 300 mm H20. EiweiB 7,42°/0 . Innere Organe sonst o. 13.

8. 1.30. Kolloidosmotischer Druck 385 mm H:O. Eiweil3 7,95o/.). Grundumsatz + 20. Die, l?a~ientin wurde deutlich gcbessert.

Auch in diesem Falle sehen wit, daft der Grundumsat~ wiihrend der R6ntgenbehandlung der Patientin sank, gleichzeitig damit, daft der kolloid- osmotische Druc~ des Blutserums stieg.

Der kolloidosmotische Druck w~hrend der Thyreoideabehandlung yon Myx6demkranken.

L e i d e r be s t eh~ m e i n M~t.erial ~us n u r zwei F£11en. W ' g h r e n d d e r Zeit.,

d ie m e i n e U n t e r s u e h u n g umfaf3 t , s t a n d e n m i r l e ider n u r d iese b e i d e n

F g l l e z u r V e r f t i gung .

Fall 5. Edi t C. 25 Jahre. Heredit&res niehts von Interesse. Seit Oktober 1929 is t die Pa t ien t in nervSs geworden. 13ekommt ,,Anfglle", die sich in Angst und psyehiseher Unruhe guBern. H a t sieh auoh zwisohen den Anf&lten sehr unruhig and angstvoll gefiihlt. Der Schlaf ist schleehter geworden. W£hrend der letzten Zeit friert es sic leicht.

Page 5: Studien über den kolloidosmotischen Druck

Studien fiber den kolloidosmotischen Druek. VIII . 663

Status am 18. 2. 29. Allgemeinzustand gut. Ziemlieh dick. Die Hau t trocken. Myx6dematSse Verdickung der Hau t besonders an der Stirn. Die Kopfhaare etwas strippig. Thyreoidea vergrSBert. Cor. Sysgolisehes Nebenger/~usch. Sonst o .B. Blutdruck 120mm I-Ig. Grundumsatz - - 3 5 . Kolloidosmotiseher Druck 391 mm H20.

Die Pa t ien t in bekam zwischen 2 3 . 1 1 . - 1.12. Thyreoideatablet ten 0,3 g zweimai t&glich. Zwisehen dem 1.12. und 13. 12. bekam sic ThyreoideatableSten, 0,3 g, dreimal t&glich.

Die Werte fiir den kolloidosmotischen Druek und fiir den Grundumsatz ver- hielten sich folgendermaBen.

Kol lo id . G r u n d - Ko l lo id - [ G r u n d - o s m o - EiwciB lm~sa~z Dattun osnlo- E i w e i g , ll.nasatz

D ~ t u m t i s ehe r f i s che r I I ) r u c k "/r, "/o D r u c k % I %

m 35 [ 23.11. 28.11. 30. 11.

3.12.

39 l 400 380

-335

8,28 8,06 8,06 7,85

6. 12. I 10. 12. I 13. 12. F

265 146 22!)

7,85 I 7,63 7,85 + 20

In diesem Falle yon MyxSdem /anden wit einen kolloidosmotischen Druck, der an der oberen Grenze des Normalen lag. Wiihrend der Thyreoidea- behandlung sank, wie wit sehen, der kolloidosmotische Drucg: hochgradig, und zwar bis an deutlich unternormalen Werten.

Fall 6. Frau Ida B. 53 J~hre. Ein Bruder hut an Neurasthenie gelitten. Die Pa t ien t in ha t nu r ein Kind, eine Tochter, die gesund ist. Selbst gesund, bis vor 8 Jahren, Ms sie anfing sich m fide und m a t t zu ffihlen. Allm/~hlieh bedeutender Haarausfall. Fing an aueh w&hrend des Sommers zu frieren. Vor zwei Jah ren wurde sie wegen Myx6dem in einem Krankenhaus gepflegt. Wurde mit Thyreoidea- gabletten behandelt und fiihlte sieh dabei besser. W~hrend des letzten Jahres ha t sie keine 3Iedizin mehr genommen. Es ist ihr aueh wieder viel schleehter gegangen. Sic friert leieht. Is t Mlm~hlich mehr gedunsen geworden. Des Hear ist wieder ausgefallen. Sic wurde am 19. 11.29 in die hiesige Abteilung eingeliefert. Die Pat ient in war hoehgradig Inyx6demat6s angesehwollen. Die Gesiehtsf~rbe war sehwachgelblieh. Die Hau t war sehr troeken. Schupfge sieh s~ark ab. Die Stimme war rauh. Kopf- und K6rperhaare waren zum grogen Teil ausgefallen. Pubeshaare fehlten beinahe vollst~ndig. Mehrere Z/thne waren ausgefallen, die iibrigen sagen lose. Thyreoidea war nicht zu fiihlen. Lungen o .B . Herz: Keine kliniseh wahr- nehmbare VergrSBerung. Schwaches systolisches Nebenger~useh fiber dem ganzen l-[erzen. Blutdruek 145 mm I-Ig. Baueh, Leber und Milz o .B. Im H a m Spuren yon Eiweifl, sonst o. ]3. Blur: I~o~e BlutkSrperehen 2,44 Mill., weiBe 3400. Serum- eiweig 10,41. Kolloidosmotiseller Druck 490 mm H~O. Grundumsatz - - 300/0 . Die Patiengin wurde mit Thyreoideagabletten behandel t (siehe Kurve). 2. 12. Deut- ]ich gebesserg. H a t 6 kg an Gewiehg verloren. Sic friert nieht mehr so viel wie friiher. Die psyehische Tr~tgheit ist verschwunden. 14.12. Grundumsatz -- 11. Deut/ ieh gebessert. Hag 10 kg an Gewieht verloren. Die H~ut ist nicht mehr so trocken wie friiher. Sehuppt sieh nieht so viel ab. I s t viel diinner als friiher. 30. 12. Grand- umsatz + 30/0 . Sieht je tzt gesund aus. Keine Sympgome an Myx6dem. 8 .1 .30 . Grundumsatz + 60/0 . 9.11. Grur~dums~tz + 14. Leiehter Tremor in den H~nden.

Die Werte fiir den kolloidosmotisehen Druek, des Bluteiweifl und der Grund- umsatz verhiel ten sieh w~hrend der Behandlung folgenderm~gen:

Page 6: Studien über den kolloidosmotischen Druck

664 Eskil Kylin:

Datum

20. 11. 25. 11. 28. l l . 30. 11. 3. 12. 6. 12.

10. 12. 13. 12. 14.12. 16. 12. 20.12. 30.12.

4. 1. 7. 1. 8. 1.

28. l. 9. 2.

10. 3.

Kolloid- OSlllO"

~ischer Druck

490 490 456 444 318 307

325

329 -327 290 220 227

285

295

Eiweifl

°/o

10.41 10,41 9,67 9,99 9,57 8,92 8,92 8,16

7,85 7.63 7,65 6,77 6,55

5,68

6,98

Grund- 1 uI~]s&tz i

% I

B e m e r k u u g e n

- - 30 I J 24. 11. Thyreoideatabletten 0,3 × 3

I

4. 12. Thyreokleatabletten 0,3 × 4

i i

- -11 [ i 16. 12. Thyreoideatabletten 0,3 × 5

+ 3 i 31. 12. Thyreoideatabletten 0,3 × 6 I

i i

+ 6 i

' 14 I

Wie in dem vorigen FMle l inden wir hier einen hohen kol loidosmo- t i sehen Druek. I n diesem Fa l l e sind indessen die W e r t e fiir den kolloid- osmot isehen Druek deut l ieh erh6ht . Niemals entweder /riiher oder sp~iter babe ich bei meinen Untersuchungen so hohe koUoidosmotisehe Druckwerte ge/unden, und das trotzdem, daft ich ]etzt iiber ein grofles Material ver/iige. (Ich habe mehr als 550 Dructcbestimmungen gemacht.) Die M6gliehkei t einer Feh l e rbes t immung ist auch dadurch ausgeschlossen, dab derselbe W e f t bei 2 verschiedenen Bes t immungen an verschiedenen Tagen kon- s t a t i e r t wurde. Bemerkenswer t ist auch, dab der kol lo idosmot ische Druck in diesem Fa l l e noch bei den d r i t t en und v ier ten Bes t immungen erh6hte Druekwer te zeigte, t ro tzdem, dab die Pa t i en t i n schon (tann Thy- r eo ideamed ika t ion b e k o m m e n hat te .

Wi~hrend der Behand lung sanken, wie wir sehen, die Wer~e fiir den kol lo idosmot ischen Druck aUm/~hlich bedeu tend ab. E r zeigte bei 3 ver- schiedenen Bes t immungen un te rnormale W e r t e (am 4. 1., 7. 1. und 28. 1. 30.)

W~hrend der Thyreo ideabehand lung stieg der Grundumsa tz yon - - 3 0 o / 0 bis -~- 1~°/0 .

E r g e g n i s s e .

Aus den Untersuchungen , worfiber ich hier ber ichte t hal)e, gehen zuers t drei Ta t sachen hervor .

1. DaB der kol lo idosmotische Druck bei Basedowikern oft unSer- no rma l ist. Besonders gil t dies, nach meinen Unte r suchungen zu beur- te i len, fi ir die sehwierigsten F~]le. Der Durchschni t t swer t fiir meine B a s e d o w ~ l l e l iegt bei der niedxigsten Grenze fiir den Gesunden.

Page 7: Studien über den kolloidosmotischen Druck

Studien fiber den kolloidosmotisehen Druck. VIII. 665

2. DaB der kolloidosmotische Druck bei Basedowikern wghrend der Verbesserung naeh l~6ntgenbehandhmg bis normalen Werten steigt.

3. DaB der kolloidosmotische Druck durch Thyreoideabehandlung bei Myx6demkranken sinkt. Bemerkenswert ist es auch, dab in meinen beiden Fallen yon 5Iyx6dem der kolloidosmotisehe Druck in einem Falle deutlich erh6ht war mid in dem andereix Falle bei der h6ehsten NormM- grenze lag.

Dutch diese Ergebnisse der Untersuchung 8cheint es also hervorzugehen, daft das Thyreoideahormon au/ den kolloidosmotischen Druc/c einen Ein- [lufi ausiibt, und zwar in sin]sender Richtung.

Schon seit langem wissen wir, da~ das Thyreoideahormon in vielen Fallen yon Odem diuretisch wirkt. Besonders hat Eppinger dieses Ver- halten ber/icksiehtigt und zur Zeit werden, wie wir wissen, allgemein F/tile yon Nephrose mit Thyreoideamedikation behandelt. Oft sieht man auch dadureh einen vorzfiglichen Erfolg. Oft wird der Versuch indessen miggliickt.

Ich habe fr/iher die Gelegenheit gehabt, zwei J~'glle yon Nephrose w~thrend Thyreoideabehandlung mit wiederholten Bestimmungen des kolloidosmotisehen Druekes zu verfolgen. Uber die F/ille habe ieh sehon 1 Berieht erstattet. Es ergab sieh, dab in diesen F/tllen der kolloidos- motisehe Druck naeh der Thyreoideagabe sank. Der oben erw/ihnte Befund wurde also in diesen beiden F/fllen wieder bestiitigt.

Vergleichen wir die Eiweigwerlbe und kolloidosmotisehe Druekwerte im Blute in meinem vorgelegten Material, so finden wit, dMt die beiden Werte im allgemeinen gewissermaf]en p~rallel gegangen sind. Je niedriger die Eiweigwerte waren, je niedriger waren im allgemeinen aueh die Werte fiir den kolloidosmotisehen Druek. Vollst~ndige Parallelit/~t zwisehen diesen beiden Werten fanden wit jedoeh nieht. In einer sp/iteren Mit- teflung werde ich diese Verh/iltnisse n/~her er6rtern.

I Kylin: Z. klin. 3Ied. im Druck.