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Aus der Inneren Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses zu JCtnktiping Schweden,. Studiell fiber den kolloidosmotisehen (onkotisehen) Druck. XX. Mitteilung: Uber den Einflul~ yon Coffein und Euphyllin auf den kolloidosmotisehen Druck des Blutes an nephrektomierten Kaninehen. i Von Eskil Kylin. (Eingegangen am 21. XIL1931.1 Wie ich schon durch frtihere Untersuchungen feststellen konnte, unterliegt der kolloidosmotische Druck (k.o.D.) des venSsen Blutes wahrend der (~demausschwemmung Schwankungen mit gro~er momen- tarter Senkung. Das arterielle Blut hingegen entweder steigt bis zu normalen Werten oder seine Sehwankungen sind nur recht geringgradig. Die Senkungen des k.o.D.s im venSsen Blute sind wohl derart erklarlich, dal~ das Blur in den Kapillaren (~demwasser aufnimmt und auf diese Weise verdtinnt wird. Bei der Salyrgandiurese fand ich dieselbe deutliehe Senkung im ve- niisen Blute. Dieses Ergebnis veranla~te mich, systematisch den Einflul~ ver- sehiedener Diuretika auf den k.o.D, des Blutes tierexperimentell nach- zuprtifen. Zur naheren Orientierung verweise ich auf meine Arbeit: Studien tiber den k.o.D., XVIII. Mitteilung 1. Das Ergebnis war in Ktirze folgendes: Wahrend Salyrgan-, Coffein- und Diuretininjektion eine deutliche Senkung des k.o.D, im kardialen Blute zur Folge hatten, war naeh Euphyllininjektion eine deutliche Steigerung des k.o.D.s naeh- zuweisen. Meine Ergebnisse bestatigen also die Befunde Paul Meyers, der an (3demkranken nach Salyrgangabe Senkung, naeh Euphyllin Steigerung des k.o.D.s im Venenblute fand. I Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. 1932, Bd. 164, S. 33.

Studien über den kolloidosmotischen (onkotischen) Druck

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Aus der Inneren Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses zu JCtnktiping Schweden,.

Studiell fiber den kolloidosmotisehen (onkotisehen) Druck.

XX. Mi t te i lung : Uber den Einflul~ yon Coffein und E u p h y l l i n auf den k o l l o i d o s m o t i s e h e n D r u c k des Blu tes an

n e p h r e k t o m i e r t e n Kan inehen . i

Von

E s k i l K y l i n .

(Eingegangen am 21. XIL1931.1

Wie ich schon durch frtihere Untersuchungen feststellen konnte, unterliegt der kolloidosmotische Druck (k.o.D.) des venSsen Blutes wahrend der (~demausschwemmung Schwankungen mit gro~er momen- tarter Senkung. Das arterielle Blut hingegen entweder steigt bis zu normalen Werten oder seine Sehwankungen sind nur recht geringgradig. Die Senkungen des k.o.D.s im venSsen Blute sind wohl derart erklarlich, dal~ das Blur in den Kapillaren (~demwasser aufnimmt und auf diese Weise verdtinnt wird.

Bei der Salyrgandiurese fand ich dieselbe deutliehe Senkung im ve- niisen Blute.

Dieses Ergebnis veranla~te mich, systematisch den Einflul~ ver- sehiedener Diuretika auf den k.o.D, des Blutes tierexperimentell nach- zuprtifen. Zur naheren Orientierung verweise ich auf meine Arbeit: Studien tiber den k.o.D., XVIII. Mitteilung 1. Das Ergebnis war in Ktirze folgendes: Wahrend Salyrgan-, Coffein- und Diuretininjektion eine deutliche Senkung des k.o.D, im kardialen Blute zur Folge hatten, war naeh Euphyllininjektion eine deutliche Steigerung des k.o.D.s naeh- zuweisen. Meine Ergebnisse bestatigen also die Befunde Paul Meyers , der an (3demkranken nach Salyrgangabe Senkung, naeh Euphyllin Steigerung des k.o.D.s im Venenblute fand.

I Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. 1932, Bd. 164, S. 33.

622 E. KYLIN :

Durch oben erw~hnte Untersuchungen wurde also eine entgegen- gesetzte Wirkung verschiedener Diuretika auf den k.o.D, des Blutes konstatiert.

Theoretiseh ware dieser Unterschied auf verschiedene Weise zu erklaren. Man kSnnte die Steigerung als Folge einer renalen Wirkung ansehen, derart, dal~ die Niere Blutwasser abprel~t und auf diese Weise eine Eindickung des Blutes zustande kommt; die Senkung ktinnte man als extra~enal bedingt auffassen, so dal~ peripher ein Gewebswasser- einstrom in die Blutkapillaren stattfindet. Auch andere Erkl~rungen sind denkbar.

Um Anhaltspunkte ffir die Berechtigung oben erwahnter Vermutung zu gewinnen, habe ich an nephrektomierten Kaninchen die Wirkung von zwei, den k.o.D, entgegengesetzt beeinflussenden Diuretika studiert.

Als k.o.D.-s'enkendes Diuretikum w~hlte ich Coffein wegen seiner stark ausgesprochenen Wirkung, als k.o.D.-steigerndes Diuretikum Euphy]lin.

Technik. Als Experimenttiere dienten erwaehsene, ungef~hr gleieh grol~e Kaninchen

von einem Gewieht zwischen 2,5 und 3 kg. Die Tiere wurden doppelseitig nephrektomiert unter Chlor~ithyl-~thernarkose. 2 Stunden naeh vollendeter Operation wurde dureh tIerzpunktion Blut gewonnen und unmittelbar danaeh das betreffende Pharmakon intrakardial injiziert. W~hrend der n~chsten Stunden wurde wiederholt dureh Herzpunktion Blut gewonnen, wie es aus den Versuchsprotokollen naher hervorgeht.

Die einzelnen Blutportionen, jeweils 2,5 ccm, wurden sogleich 1/2 Stunde in den Brutschrank gestellt, weil sich das Serum auI diese Weise schneller und vollkommener abpregt, sodann zentrifugiert und in die Osmometer naeh Kr o g h und Nakazawa geft~llt.

Wi~hrend der Versuchszeit bekamen die Tiere weder Futter noeh Flt~ssigkeit.

Den Einflul~ der Blutentnahme und der Fltissigkeitsinjektion selbst babe ieh schon friiher kontrolliert und gefunden, dal3 Eingriffe, wie sie bier vorgenommen werden, ohne Einflug auf den k.o.D, sind 1.

Versuchsprotokolle fiir Coffeininjektion.

Experiment II. Kaninchen, 2,65 kg Gewicht.

Nephrektomie beiderseits unter Chloratll yl-Xthernarkose. Sofort nach der Operation Entnahme yon 2,5 ccm Nut, k.o.D. 289 mm

1-130. Injektion yon 0,6 ecru 2%iger Coffeinl6sung intrakardial.

Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. 1931, Bd. 161. Hft. 6.

Studien tiber den kolloidosmotischen (onkotischen) Druck. XX. 623

Blutentnahme 1/2 Stunde nach der Injektion, k.o.D. 284 mm H20. , , 1 1 / 2 . . . . . . . . . . 2 5 7 . . . .

,, 41/2 . . . . . . . . . . 211 . . . .

E x p e r i m e n t IV.

Kaninchen, 3,00 kg Gewieht.

Blutentnahme vor der Operation, k.o.D. 276 mm H~O. Nephrektomie beiderseits unter Chlofiithyl-Xthernarkose. 2 Stunden nach vollendeter Operation Blutentnahme, k.o.D. 300 mm HeO. Injektion yon 0,8 cem 2%iger Coffeinl~isung intrakardial. Blutentnahme 2 Stunden nach der Injektion, k.o.D. 242 mm H~O.

3 . . . . . . . . . . 221 . . . .

E x p e r i m e n t X.

Kaninchen, 3,40 kg Gewicht.

Nephrektomie beiderseits unter Chlorathyl-Xthernarkose. 2 Stunden nach der Operation Blutentnahme, k.o.D. 252 mm I~O. Injektion yon 0,8 eem 2%iger CoffeinlSsung intrakardial. Blutentnahme 1 Stunde nach der Injektiom k.o.D. 228 mm H20.

,, 2 Stunden . . . . 205 . . . . ,, 3 . . . . . . . . 155' . . . .

4 . . . . . . 190 . . . .

V e r s u c h s p r o t o k o l l e f i i r Euphyllininjektion. E x p e r i m e n t V.

Kaninchen, 2,85 kg Gewicht.

Nephrektomie beiderseits in Chlor~thyl-~thernarkose. 2 Stunden naeh der Operation Blutentnahme, k.o.D. 290 mm H20. Injektion yon 0,6 cem 2,4%ige Euphyllinl(isung intrakardial. Blutentnahme 1 Stunde nach der Injektion, k.o.D. 307 mm I-I20.

,, 2 Stunden . . . . . . 303 . . . . ,, 3 . . . . . . 322 . . . .

E x p e r i m e n t VI.

Kaninehen, 2,87 kg Gewicht.

Nephrektomie beiderseits unter Chloriithyl-~thernarkose. 2 Stunden naeh der Operation Blutentnahme, k.o.D. 226 mm H~O. Injektion yon 0,5 ccm 2,4%iger Euphyllinliisung intrakardial. Blutentnahme 1 Stunde nach der Injektion, k.o.D. 327 mm H20.

.. 2 Stunden . . . . . . 274 . . . . ,, 3 . . . . . . . . . . 267 ,, ,, . . 4 . . . . . . . . 181. , , , ,

624 E. KYLIN:

E x p e r i m e n t VII.

Kaninchen, 2,6 kg Gewicht.

Nephrektomie beiderseits unter Chlor~thyl-~thernarkose. 2 Stunden naeh der Operation Blutentnahme, k.o.D.-Bestimmung miB-

gliiekt. Injektion yon i ccm 2,4%iger Euphyllinliisung intrakardial: Blutentnahme I Stunde nach der Injektion, k.o.D. 172 mm H20.

,, 2 Stunden . . . . . . . . 235 . . . . ,, 3 . . . . . . . . 167 . . . . ,, 5 . . . . . . . . . . 174 . . . .

E x p e r i m e n t IX.

Kaninchen, 3,40 kg Gewicht.

Blutentnahme vor der Operation, k.o.D. 250 mm H20. Nephrektomie beiderseits in Chlor~thyl-Xthernarkose. 2 Stunden nach der Operation Blutentnahme, k.o.D. 270 mm I{20. Injektion yon 1 ecru 2,4~ Euphyllinliisung intraveniis (Ohrvene). Blutentnahme 1 Stunde nach der Injektion, k.o.D. 319 mm H20.

,, 2 Stunden . . . . . . . . 340 . . . . ,, 3 . . . . . . . . . . 281 ,,

Die k .o .D. -Wer te aus obigen Versuchsprotokol len habe ich in

Tabel lenform zusammenges te l l t .

T a b e l l e .

Coffein, 2 %ig.

Proto- koll

Nr.

k.o.D, i/2 Std. I k.o.D. 2 Stun- K~rper- vor den Dosis / gewicht Opera- Opera-nach in ccm ~ kg tion tion

1 stolll stdo 12 stdo stonl ston

nach Injektion

II. IV.

X,

2,65 3,00 3,40

- - 289 276 300

252

0,6 284 0,8 0,8

_ 257

228

D

242 221 205 155

- - 211

190 [ - -

Euphyllin, 2,4%ig.

Protokoll

Nr.

V. VI.

VII.

KSrper- gewicht

in kg

2,85 2,87 2,65 3,40

] k.o.D. .o.D. /2 Stunden v o r nach ~ration Operation

- - 29O - - 226

250 270

Dosis in cem

0,6 0~5 1,0 1,0

1 Stunde 12Stunden l3Stunden /4 Stunden

nach In]ektion

307 303 322 327 274 267 172 235 187 309 340 281

181 174

Studien fiber den kolloidosmotischen ~onkotischen) Dmck. XX. 625

Ergebnisse. Aus der Tabelle geht folgendes hervor: Die Einwirkung des Coffeins an nephrektomierten Kaninchen ist

der an gesunden Tieren gleich. An gesunden Tieren fand ich (in sechs verschiedenen Versuchen) eine Senkung des k.o.D.s, die zwischen 19 und 132 mm H20 schwankten.

Bei nephrektomierten Tieren (drei verschiedene Versuche) betrug die Senkung 62 79 mm H20. Da die Ergebnisse so gleichsinnig waxen, schien es mir nicht efforderlich, das Resultat durch weitere Versuche zu erharten.

Die Einwirkung des Euphyllins an nephrektomierten Kaninchen wurde an vier Tieren untersucht. Auch bei diesem Pharmakon land ich eine durchgehende Ubereinstimmung mit den Ergebnissen bei gesunden Tieren. Gesunden Tieren injizierte ich Euphyllin in fiinf Ffillen. In zweien davon schwankte der k.o.D, binnen der Fehlergrenzen. In den anderen drei Fallen wurde eine Steigerung des k.o.D.s konstatiert, die indessen nicht hochgradig war.

Bei Euphyllingaben nach Nephrektomie sahen wir gleichfalls eine deutliche Steigerung des k.o.D.s. Die Steigerung war grS~er als die an gesunden Tieren; jedoch ist diese Tatsache nicht eindeutig zu bewerten, weil die Dosierung des Pharmakons im gesunden und nephrektomierten Zustand ungleich war. Auch ist dieser Unterschied fiir meine augen- blickliche Fragestellung nicht von Bedeutung, es gilt nun festzustellen, ob die Nephrektomie einen Einflul~ auf die Wirkung des betreffenden Pharmakons austibt. Wir linden jedoch, wie schon hervorgehoben, eine grundsatzliche Ubereinstimmung bei gesunden, wie bei nephrektomierten Tieren.

Meine gegenwartige Arbeitshypothese war folgende: Da Coffein, Diuretin und Salyrgan den k.o.D, im Blute senken, Euphyllin dagegen erhiiht, w~re es denkbar, dal~ die diuretische Wirkung im ersten Falle tiberwiegend extrarenal, bei Euphyllin dagegen renal bedingt ist. Vor- liegende Untersuchungen zeigen indessen, dal~ die Steigerung des k.o.D.s nach Euphyllingaben rein extrarenal bedingt sein kann gleich wie die Senkung des k.o.D, nach Coffein. Sowohl senkende als auch steigernde Wirkung des betreffenden Diuretikum auf den k.o.D, kann durch periphere Einfliisse erklart werden. Welcher Art diese Wirkung zustande kommt, ist noch zu erforschen.