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Aus der inneren Abteilung des allgemeinen Krankenhauses zu Jiinkiiping (Schweden). Studien fiber den kolloidosmotischen (onkotischen) Druck. XVII. Mitteilung: ~ber den Einflu~ des Insulins auf den kolloidosmotischen Druck. u Eskil Kylin. Mit 1 Text.abbildung. (Eingegangen am 19. VII. 1931.) Durch meine friiheren Untersuchungen 1 habe ich festste]len kSnnen, da] der kolloidosmotisehe Druek (k.o.D.) des Blutes bei Diabetikern nach Insulininjektion deutlich sinkt. Diese Senkung des k.o.Ds, land ich bei Diabetes in jedem darauf untersuchten Falle. In einigen Fallen war die Senkung des k.o.Ds, sehr hochgradig und zwar his zu Werten yon unter- halb 100 rnm K~O, in anderen Fiillen war die Senkung nicht so hoeh- gradig. Parallel mit dieser Senkung des k.o.Ds, ging im allgemeinen das Aultreten yon Wasseransammlung im Gewebe und in vielen Fi~llen yon klinischem 0dem. Bei tierexperimentellen Untersuchungen konnten Tada und Naka- zawa 2 sowie auch ~alkin a meinen Befund betreffs der Einwirkung des Insulins auf den k.o.D, bestiitigen. Tada und Nakazawa fanden aui~er- dem, da~ nach der Insulininjektion eine Tendenz zur Steigerung der Senkung voraufging. Neuerlich hat indessen 0 e lke r s4 bei Untersuehungen an Kaninchen keine Schwankungen des k.o.Ds, nach Insulininjektion konstatieren kSnnen. Dazu ist indessen zu bemerken, daft die Yersuchsbedingungen bei den Untersuehungen yon Tada und Nakazawa einerseits und Oelkers anderseits bedeutend dif~erierten. Tada und Nakazawa be- i Dtsch. Arch. f. klin. bled. Bd. 165. Zeitschr.f. d. ges. exp. Died. Bd. 72. 2 j. Tohoku, Zeitschr. f. d. ges. exp. ~Ied. Bd. 15. a Klin. Wochenschr. 1930. 4 Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. Bd. 160.

Studien über den kolloidosmotischen (onkotischen) Druck

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Aus der inneren Abteilung des allgemeinen Krankenhauses zu Jiinkiiping (Schweden).

Studien fiber den kolloidosmotischen (onkotischen) Druck.

XVII. Mi t t e i lung : ~ b e r den E in f lu~ des I n s u l i n s auf den

k o l l o i d o s m o t i s c h e n Druck.

u

Eskil Kylin.

Mit 1 Text.abbildung. (Eingegangen am 19. VII. 1931.)

Durch meine friiheren Untersuchungen 1 habe ich festste]len kSnnen, da] der kolloidosmotisehe Druek (k.o.D.) des Blutes bei Diabetikern nach Insulininjektion deutlich sinkt. Diese Senkung des k.o.Ds, land ich bei Diabetes in jedem darauf untersuchten Falle. In einigen Fallen war die Senkung des k.o.Ds, sehr hochgradig und zwar his zu Werten yon unter- halb 100 rnm K~O, in anderen Fiillen war die Senkung nicht so hoeh- gradig. Parallel mit dieser Senkung des k.o.Ds, ging im allgemeinen das Aultreten yon Wasseransammlung im Gewebe und in vielen Fi~llen yon klinischem 0dem.

Bei tierexperimentellen Untersuchungen konnten Tada und Naka- zawa 2 sowie auch ~ a l k i n a meinen Befund betreffs der Einwirkung des Insulins auf den k.o.D, bestiitigen. Tada und Nakazawa fanden aui~er- dem, da~ nach der Insulininjektion eine Tendenz zur Steigerung der Senkung voraufging.

Neuerlich hat indessen 0 e lke r s4 bei Untersuehungen an Kaninchen keine Schwankungen des k.o.Ds, nach Insulininjektion konstatieren kSnnen. Dazu ist indessen zu bemerken, daft die Yersuchsbedingungen bei den Untersuehungen yon Tada und Nakazawa einerseits und Oelkers anderseits bedeutend dif~erierten. Tada und N a k a z a w a be-

i Dtsch. Arch. f. klin. bled. Bd. 165. Zeitschr. f. d. ges. exp. Died. Bd. 72. 2 j. Tohoku, Zeitschr. f. d. ges. exp. ~Ied. Bd. 15. a Klin. Wochenschr. 1930. 4 Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. Bd. 160.

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stimmten den k.o.D, teils vor und teils stiindlich wi~hrend 4 Stunden nach der Insulininjektion. Oelkers bestimmte den k.o.D, bei den insulin- behandelten Tieren nur einmal und zwar ungefiihr 3 Stunden nach der Insulininjektion. Um doeh einen Vergleiehswert zu bekommen bestimmte er den k.o.D, an sieben gesunden Tieren.

Wie wir also sehen, bestehen einheitliche Ansehauungen betreffs der Einwirkung des Insulins auf den k.o.D, nicht. Es schien mir indessen mSglich, dag die Meinungsverschiedenheiten dutch untersehiedliche Ver- suehsbedingungen verursacht w~ren. Ieh babe, um diese Frage endgiiltig beantworten zu kSnnen, lolgende Untersuchungen vorgenommen.

Als Experimenttiere babe ich Kaninchen, und zwar erwachsene, ungef~hr gleiehsehwere Tiere angewandt.

Das Blur ist dutch/~erzpunktion gewonnen. Bei jeder Punktion babe ich genau 2,5 corn Btut entnommen. Das Blut wurde sogleich fiir 30 Minuten in einen Brutschrank gestellt, well das Serum sich dadm'ch Ieichter und volI- st~ndiger abpressen lhl~t. Das Blut wurde dann zentrifugiert und in die Osmo- meter yon Krogh und N a k a z a w a geftillt.

Bei jedem Versuch ist ftinfmal Blur entnommen, und zwar vor Insulin- injektion und viermal nachher w~hrend der n~chsten 6 Stunden. Der Zeit- punkt ftir die Blutentnahme in jedem einzelnen Falle ist aus der Tabelle er- sichtlich.

Um eine Kontrolle tiber den Einflul~ der injizierten Fltissigkeitsmenge an sich auf den k.o.D, zu gewinnen, wurden alle Insulingaben dutch physio- logische Kochsalzl0sung auf das Volumen yon 2 cem gebracht.

W~hrend der Versuehszeit bekamen die Tiere weder Futter noch Fltis- sigkeit.

Um die Ergebnisse nach der Insulininjektion verwerten zu kSnnen, habe ich zuerst einige Kontrolluntersuchungen, vorgenommen und zwar

in zwei Fallen ohne jede Injektion und in drei F~llen nach Injektion yon 2 ccm physiologischer Kochsalzl0sung. Wie wir aus der Tabelle 1 er-

sehen kSnnen, land ieh bei diesen Kontrolluntersuehungen Schwankungen,

Tabe l le 1.

Pro- K6rper- to- gewicht kOllNr, in kg

16 2,40 22 3,00 23 - -

2 2,75

[

PhYsi~ r F I NaC1- Vor In- Nach /qach iJok,ioo i1 l stoo

i n c c m I ] I

2,0 2,0 2,0

275 272 298

228 118

i

Nach i Nach 3 Stdn.14 Stdn.

277 277 285 279 276 - - 277 309 294 - - 294

Ohne Injektion 231 234 236 239 114 129 121 - -

I

J Nach i ~ach

5 Stdn. 6 Stdn.

289

m

290

B e m e r k u n g e n

Blut d~rch Ci- trallOsung ver-

r diinnt.

694 E. KYLII~:

die sich nur binnen den Fehlergrenzen der l~Iethodik bewegten (die Fehlergrenzen liegen zwischen 0--10 [--15] mm H20 mit einem ~[ittel- wert yon 5,0 mm I-I20).

Yqach meinem Befund iibt also die Blutentnahme an und ftir sich keinen Einflu$ auf den k.o.D, aus.

In dieser Beziehung stimmt mein Befund nicht ganz m~t dem yon Tada und l~akazawa iiberein. Tada und I~akazawa haben eine ge- ~dsse Senkung des k.o.Ds, bei den Kontrolltieren gefunden. Die Senkung lag wohl innerhalb der Fehlergrenzen und iiberstieg hie 13 mm H20, die Tendenz war doch deutlich. Hierzu ist indessen zu bemerken, dal] Tada und I~akazawa mit kleineren Tieren gearbeitet haben (meine Tiere waren beinahe doppelt so groin). Es scheint mir nicht ganz unmSg- lich, da$ der Unterschied zwisohen den Ergebnissen yon Tada und Naka- zawa einerseits und mir anderseits durch die verschiedene GrSi3e der Tiere zu erklaren ist. I)er Blutverlust war fi]r die kleineren Tiere relativ grSSer als fiir die grS•eren Tiere.

Durch die Untersuchungen an Tieren nach Injektion yon 2 ccm physiologischer KochsalzlSsung ersehen wir, da$ diese Injektion an und fiir sich keinen Einflul~ auf den k.o.D, ausgeiibt hat.

Da, wie wir schon hervorgehoben haben, einheitliche Ansohauungen betreffs des Einflusses yon Insulin auf den k.o.D, nicht bestehen, dachte ich an die ~Sglichkeit, da$ die Insulinwirkung vielleicht eine Dosierungs- frage ware, d. h. da$ die Einwirkung verschieden ware bei Anwendung kleiner oder groSer Dosen. Dieses Verdachtes wegen habe ich bei den ver- schiedenen Tieren, die alle beinahe gleich viol wogen, verschieden groSe Dosen Insulin injiziert und zwar zwischen 0,5--10 klinischen Einheiten. Die Ergebnisse waren doch, wie wir aug der Tabelle 2, wo wir alle Primar- werte linden, ersehen kSnnen, recht einheitlich.

Tabelle 2.

Pro- [ KSrl~er- Insulin in VorIn- ! I~laeh Nach L Naeh I to- I gewicht [ klinischen jektion 1 Std. 2 Stdn. Nach koll ~r. in kg i Einheiten 3 Stdn. 4 Stdn.

13 2,75 1,0 307 301 284 318 316 14 2,80 1,5 237 1243 208 272 286 15 2,80 215 297 262 271 254 265 17 2,75 3,5 285 244 251 - - 276 18 2,65 5,0 . 279 252 284 386 21 2,80 7,0 279 254 250 257 20 2,87 10,0 303 287 279 ~ 298

Nach 5 Stdn.

~ a c h Sen- Stei- 6 Stdn. k u n g gerung

- - 1 8 5 23 11 19 49 43 - -

298 41 13 266 27 107 263 29 307 24 4

Studien fiber den kolloidosmotischen (onkotisehen) Druck. XVII. 695

Aus der Tabelle entnehmen wir, da$ in jedem Falle dne Senkung des des k.o.Ds, zu konstatieren war. In einem Falle war die Senkung so klein, da6 sie in den Fehlergrenzen der Methode lag. Das war in dem Falle, wo nur 0,5 klinisehe Einheiten injiziert wurde. In allen anderen F~Ilen war die Senkung deutlieh grSl~er und betrug 19--43 mm H20. Das Senkungsmaximum wurde teils naeh einer, teils naeh 2 Stunden erreieht. Sparer fanden wir in den meisten Fallen eine Steigerung tiber den Aus- gangswert hinaus.

Der [~bersiehtliehkeit halber babe ida aus den Prim~rwerten eine Durehsehnittskurve (Abb. 1) zusammengestellt. Wir sehen, dab die primare Senkung des k.o.Ds, auf dieser Kurve naeh 2 Stunden ihr ~axi- mum erreieht. ])as Maximum liegt indessen nur 2,5 mm H20 unterhalb des Wertes naeh 1 Stun@. Naeh 3 Stunden ist der Wert wieder ge- stiegen und zwar bis nahe an den Ausgangswert (5 mm unter dem Aus-

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Z/d

Z$O tt~cb

/T, ! 3 ~ 5 ,Y/uzden &

Abb. 1.

gangswert). Naeh 4 Stunden liegt der Weft 13,5 mm HeO tiber dem Aus- gangswert. Danaeh sink~ der k.o.D, wieder und erreieht naeh 6 Stunden ungefahr denselben Wert wie vor der Injektion.

Vergleiehe ieh jetzt meine Ergebnisse mit denen anderer Forseher, so ist zuerst zu bemerken, dab bei mir die primare Steigerung nach 1 Stunde, die Tada und N a k a z a w a gefunden haben, fehlt. Nur in zwei F~llen habe ieh eine Steigerung naeh einer Stun@ gefunden und in diesen beiden F~llen lag die Steigerung in den Fehlergrenzen der Methode. Naeh 2 Stunden babe ich in allen F~llen mit nur einer Ausnahme, deutliehe Senkungea gefunden. In dem Ausnahmefall fand ich eine Ideine Steige- rung, die indessen innerhalb der Fehlergrenzen der 3{ethode lag. In diesem Falle war eine Senkung naeh 1 Stun@ deutlieh. Ieh kann also aus meinem Material die Angabe yon Tada und Nakazawa , dab der k.o.D, nach einer Insulininjektion zuerst steigt, nieht bestatigen.

Die Senkung des k.o.Ds, naeh Insulininjek~ion, die ieh zuerst ge- funden habe und die Tada und N a k a z a w a sowie auch Malkin be- statigten, konnte ich also durch diese Tierexperimente erharten.

696 E. KYLIN: Studien tiber den kolloidosmotischen Druck. XVII.

Schon oben babe ich erwiihnt, da~ 0 e l k e r s die Schwankungen des k.o.Ds, nach Insulininjektion nieht land. Dies kSnnte vielleieht bei fltiehtiger Betraeht.ung merkwtirdig erscheinen. ~einer Ansieht nach sind diese Befunde folgenderweise zu erldaren: 0 e l k e r s punktierte 3 Stunden nach der Injektion. Zu dieser Zeit fand ich aber, da6 die primi~re Senkung des k.o.Ds, abgeklungen war und die Steigerung sehon eingesetzt hatte. So lag der k.o.D, in meinem )~aterial in dieser Zeit ungefi~hr bei dem Ausgangswert. Auf diese Weise ist es reeht erkliirlich, dai~ die Sehwankungen des k.o.Ds, sich der Beobaehtung 0 e l k e r s entziehen konnten.

Durch diese Untersuchungen finden wir also, da~ ~einungsver- schiedenheiten betreffs des Einflusses yon Insulin auf den k.o.D, eigent- lich nicht mehr bestehen. Die verschiedenen Ergebnisse lassen sieh zum Schlul~ recht gut vereinigen. Die Resultate kann ieh darum kurz folgen- derweise zusammenfassen:

Z u s a m m e n f a s s u n g .

Bei Xaninchen rufen Insulininjektionen (und zwar schein~ es gleich- gtiltig zu sein, ob die Dosis gro~ oder klein ist) Schwankungen des k.o.Ds. im Blute hervor, die bei Kontrolltieren nicht zu linden sind. Zuerst findet man im allgemeinen eine Senkung, die sehon nach 1~2 8tunden ihr Maximum erreicht. Die Senkung betr~gt 8~43 mm tt20 rni~ einem ~ittelwert yon 97 mm I=I20. Naeh 3 Stunden ist der k.o.D.-Wert wieder gestiegen und zwar ungefghr bis zum Ausgangswert. Der k.o.D, steigt danaeh weiter an und ttbersehreitet den Ausgangswert. ~aeh 6 Stunden ist tier k.o.D, wieder bis zum Ausgangswert gesunken.