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Studien über die Ödemausschwemmung

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Page 1: Studien über die Ödemausschwemmung

Aus der inneren Abteilung des allg. Krankenhauses xu Jonkoping (Schweden).

Studien uber die 6demausschwemmung. Von

ESKIL KYLIN.

Einleitung.

Unsere Auffassung uber das Entstehen pathologischer Flussig keitsansammlungen in den Geweben des Korpers ist dank For- schungen der letzten Jahre weitgehend geiindert worden. Be- sonders haben die erweiterten biochemischen Untersuchungen und Anschauungen hierzu beigetragen. Studien uber die kolloid- osmotischen Verhiiltnisse im Blute und in den Geweben haben in gewissen Beziehungen die Gesetze fur den Austausch von Wasser, Krietalloiden und Kolloiden zwischen Blut und Korper- gewebe erforscht. Die Bedeutung der Blutkapillaren und ihrer Permeabilitat fiir dss Entstehen von odemen ist wiihrend der letzten Jahre gewissermassen erklLrt worden.

Im Laufe dieser Forschungen der letzten Zeit ist es auf diesem Gebiete wie aid vielen anderen als notwendig erschienen, einzu- teilen und zu gruppieren. Die Ursache der odeme kann in ver- schiedenen Fallen verschieden sein. So teilt z. B. Krogh' dem Verhalten zwischen dem colloid-osmotischen und dem hydro- statischen Druck des Kapillarblutes eine grosse Bedeutung fiii das Entstehen gewisser Formen von odemen zu. Eine Senkung des colloid-osmotischen Druckes oder eine Steigerung des hydro- statischen Druckes begunstigen das Auftreten von odemen.

Veriinderungen in den Kapillarwiinden intra Vitam spielen auch nach Krogh eine Rolle fur das Entstehen von odemen. Die Permeabilitiit fiir Wasser, Kristalloiden und Colloiden ilndert sich nach Krogh mit den verschiedenen Kontraktionsphasen der

Krogh, Snatomie ond Physiologie der Kapillaren. Springer 1984.

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404 ESKIL KYLIN.

Kapillaren. Kapillarerw eiterung begunstigt den Austritt von Blutbestandteilen in die Gewebe, so dass je mehr die Kapillaren erweitert sind, desto grossere Yartikeln durch die Kapillarwande hinaustreten konnen.

Fischerl suchte die Odeme rein colloidchemisch zu erklaren und hegte die Ansicht, dass die Affinitat der Gewebezellen fur die Wasserbindung ausschlaggebend ware. Die Aciditats-Ver- haltnisse der Gewebe spielten nach ihm eine entscheidende Rolle. J e saurer das Gewebe, je leichter sollten Odeme entstehen.

Auch Schade,a der wahrend der letzten Jahre die Odempatho- genese eingehend studiert hat, scheidet zwischen verschiedenen Formen von Odementstehung. Aus rein theoretischen Gesichts- punkten scheidet er zwischen folgenden Ursachen zu Entstehung von Odemen:

A. Hiimatogene Lokalursachen des Odems: 1. Vermehrter mechanischer Blutstromungsdruck in den

Capillaren. 2. Verminderter onkotischer Blutdruck in den Capillaren. 3. Verminderter osmotischer Blutdruck in den Capillaren.

1. Verminderter mechanischer Spannungsdruck der Ge- webseite.

2. Vermehrter onkotischer Druck der Gewebseite. 3. Vermehrter osmotischer Druck der Gewebseite.

1. Steigerung der Quote des mechanischen Seitenwand- druckes, bedingt durch Formbesonderheiten der Ca- pillaren.

2. Herabsetzung der onkotischen Druckwirkung, bedingt durch Eiweissdurchlassigwerden der Capillarmembran.

Abflusshemmungen auf den Bahnen des Lymphsystems.

wir finden, konnen, unseren gegenwartigen Ansichten nach, mehrere Faktoren fur das Entstehen der Odeme wirksam sein. Diese Bedingungen der odempathogenese sind indessen noch nicht endgultig erforscht worden. Urn zu dieser wichtigen Frage beitragen zu konnen, habe ich Untersuchungen uber die Odemausschwemmung angefangen. Mit diesen Forschungen be-

B. Histogene Lokalursachen des Odems:

C. Membranogene Lokalursachen des Odems:

D. Lymphogene Lokalursachen des bdems:

Wie

' Das Odem. Dresden 1910. Pchade, Ergehnisue d. inn. Meed. 11. Kinderheilk., Bd. 32, 1927.

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STUDIEN UBER DIE ODEMAUSSCHWEMXMUNG. 405

absichtige ich, verschiedene Gesichtspunkte in Angriff zu nehmen, wie z. B. das Verhalten der Blut-Kationen, des colloid-osmo- tischen Druckes, die Salzkonzentration des Harnes u. s. w. wahrend der odemausschwemmung. Bei der odemausschwem- mung mussen die Gleichgewichtsverhaltnisse, die wahrend des Entstehens der odeme gestort wurden, wieder in Ordnung gebracht werden. Durch das Studium der odemausschwem- mung aus verschiedenen Gesichtspunkten, diirfte man deswegen hoffea, dazu beizutragen, Licht uber die Pathogenese der odeme werfen zu konnen.

Die Untersuchungen beabsichtigen also die Odempathogenese zu beleuchten. Es ist zu erwarten, dass diese Forschungen eine Reihe von Jahren in Anspruch nehmen werden. Um die Ver- offentlichung der Ergebnisse nicht zu sehr zu verzogern beab- sichtige ich, meine Untersuchungen in kleineren Mitteilungen zu publizieren. Die ausserordentlich grosse Literatur uber die odemfrage und deren Grenzgebiete kann ich in diesen kleinen Mitteilungen nicht im Ganzen aufrollen. Ich werde darum in diesen Berichten nur die Teile der vorhergehenden Forschungen erwahnen, die in unmitlelbarem Zusammenhang mit von mir ge- fundenen Verhaltnissen stehen.

Mitteilung 1. Uber dlts Verhalten der wichtigsten Blut-Kstionen wii,hrend

der Gdemnusschwemmung.

Vergleichende Untersuchungen uber den Gehalt des Blut- serums und der odemfliissigkeit (resp. Korperfliissigkeit wahrend odemen) an Mineralstoffe ( Gollwitzer-Meyer,l Kylina u. a.) haben gezeigt, dass es ein Unterschied zwischen den Mineralgehalten dieser Fliissigkeiten gibt.

Schon seit lange war es bekannt (Schmiedt,n Runeberg,4 Strauss6), dass die Odemflussigkeit reicher an C1 war als das Blutserum. Dieses Verhalten wurde auch durch spatere Unter- suchungen bestatigt (Veil,6 Gollwitzer-Meyer' u. a.). Dasselbe

Gollwitzer-Meyer, Zeitschr. f. d. ges. exp. Med., Bd. 46, 1925.

Schmiedt, cit. Gollwitzer-leyer.

Stranss, Die cbron. Nierenentzdndung.

a Kylin, Zeitschr. f. d. ges. exp. Med., Bd. 46, 1924.

' Runeherp, D. A. f. kl. Med., Bd. 35, 1884. Berlin 1909. ' Veil, Erg. d. inn. Med. u. Kinderheilk., Rd. 15, 1918.

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406 ESEIL KYLIN.

Verhaltnis fand Gollwitzer-Meyer auch betreffs HCO,. Doch war der Unterschied zwischen Odemfliissigkeit und Blutserum be- treffs HCO, nicht so gross wie betreffs Clor.

Was die Kat-ionen anbelangt, fand Gollwitzer-Meyer den Na- Gehalt in der Odemflussigkeit etwas grosser als den im Blut- serum oder ebenso gross wie diesen. In einigen Fallen war doch der Na-Gehalt in der Odemflusigkeit etwas niedriger als der im Blutserum.

Betreffs Calzium hat schon fruher Kylinl gefunden, dass bei cardialen Odemen die Odemflussigkeit bedeutend armer an Cn ist als das Blutserum. K. fand den normalen Blut-Ca-Gehalt zwischen 10.6-12 mg%. Bei Fallen von incompensierten Herz- fehlern fand K. den Ca-Gehalt des Blutes im allgemeinen niedri- ger (zwischen 9-10.45 mg%) als normal, wie spater auch Kisch und andere es gefunden haben. In der Odemflussigkeit solcher Herzkranken fand Kylin Ca-Werte zwischen 4.7-6.7 mg %. Die- selben Ca-Werte in der Odemfliissigkeit haben spater Noguchi,a Gollwitzer-MeyerS und Nelken und Steinitz' gefunden. Diese Zif- fern fur Ca in der Odemfliissigkeit stimmen wohl mit denjenigen uberein, die verschiedene Forscher fur den Ca-Gehalt im Liquor :erebrospinalis gefunden haben. So haben Leicher,6 Briicke,O Liquint,' Kylin,8 Abram~on,~ Berendt,lo Brook1' u. a. den Liquor- Gehalt an Ca zu 4.6-6.8 mg% gefunden. In der Ascitesflussig- keit fand Kylin den Ca-Gehalt zu 8-10 mg%, also hoher als in LiciuOr und Odemflussigkeit. Diese hoheren Ziffern fiir Ca in Ascites fand Kylin auch bei Fallen von Herzinkompensation. In inflammatorischen Flussigkeiten fand Kylin Ca-Werte, die sich diejenigen des Blutes naherten. Kylin fand namlich bei Pleuritis exsudativa in der Pleurafliissigkeit die Ca-Werte zu 9.5 -10.5 mg%.

Was der Gehalt der ddemflussigkeit an Kalium anbelangt, hat Gollwitzer-Meyer niedrigere Werte als im Blutserum gefunden.

Kylin, Zeitschr. f. d. ges. exp. Med., Bd. 46, 1924. Noguchi, Arch. f. exp. Path. a. Pharm., Bd. 108. Gollwitzer-Meyer, Zeitschr. f. d. ges. exp. Yed., B d . 46, 1925.

* Nelken u. Steinitz, Zeitschr. f. kl. Med., Bd. la?. Leicher. D. A. f. kl. Med.. Bd. 141. ' Briicke,'D. A. f. kl. Med.,'Bd. 148.

' Liqnint, Kl. W. 1926, N:r 13. Kylin. Der Gehalt d. Blutes an Calzium und Kalinm. Acta med. Scand..

.A

Ahramson, NordisE iuternkongress, Kilpenhamn 1927.

Brook, Bioch. Zeitsohr., Bd. 140. lo Berendt, Kl. W. 1923, S. 2265.

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STUDIEN UBER DIE ODEMAUSSCHWEMMUNG, 407

Der K-Gehalt des Blutserums liegt ungefahr zwischen 18-23 mg (Janssen,' Kramer und Tisdall,2 Nelken-Steinit~,~ Denis- H o b ~ o n , ~ Kylin u. a.). Gollwitzer-Meyer fand den K-Gehalt in der odemfliissigkeit zu 12.1-19.9 mg %. Diese K-Werte stim- men wohl mit denen uberein, die Abramson u. a. in der Lumbal- fliissigkeit gefunden haben. Im Gegensatz zu diesen niedrigen K-Werten in Odern- und Lumbalfliissigkeit habe ich (Kylin) in einigen untersuchten Fallen von Ascites- und Pleuraflus- sigkeit einen sehr hohen K-Gehalt gefunden, namlich zwischen 25-30 mg %.

Wie wir durch das Obenerwahnte sehen, gibt es fur die ver- schiedenen An- und Kationen kein Konzentrationsgleichgewicht zwischen Blut und Korperfliissigkeiten. Laut mehreren Ver- fassern exietiert es dagegen ein Donnan-Gleichgewicht zwischen dem Blute und den verschiedenen Korperfliissigkeiten. So hat Warburgs den Nachweis vorgebracht, dass die Cl- HC0,- und H + -Verteilung zwischen Blutkorperchen und Serum dem Donnan- Gleichgewicht-Gesetz folgt; van Slyke, Wu und Mc Lean,S R. Loeb, Atchley und Palmer' haben dasselbe Verhaltnis was die Elektrolytverteilung zwischen Serum und Exsudatfliissigkeit betrifft gefunden. Ein Donnan-Gleichgewicht besteht auch nach Gollwitzer-Meyer zwischen Blut und Odemfliissigkeit wenigstens betreffs der Ionen C1- und HC0,-. Derartiges Membrangleich- gewicht besteht nach Pincus und Kra,mers zwischen Serum und Liquor cerebrospinalis.

Was die Kationen betrifft, hebt Gollwitzer-Meyer vor, dass fiir K + und Ca + + kein Donnan-Gleichgewicht zwischen Serum und Odemfliissigkeit gilt. Betreffs Na+ hat G.-M. nicht mit Sicherheit ein Donnan-Gleichgewicht nachweisen konnen.

Durch das, was ich oben vorgelegt habe, finden wir, dass die Mineralstoffe in Blut und odem in verschiedenen Konzentra- tionsverhaltnissen vorkommen. Die Vermutung, dass wahrend der Ausschwemmung von odemen die Konzentration der ver- schiedenen Mineralien im Blutserum eine Bnderung eeigen sollte, diirfte darum berechtigt sein. Um zu erfahren, ob diese Ver-

Jansuen, D. A. f. kl. Med., Bd. 154. ' Kramer und Tisdall, Journ. of biol. Chem., Bd. 48 u. 53. ' Nelken a. Steinitz, Zeitschr. f. kl. Med., Bd. 103. * Denis u. Hobson, Jonrn. of biol. Chem., Bd. 55. ' Warburg, Bioch. Jonrn., 16, 1923. ' van Slyke, Wn, n. Mc. Lean, Journ. of biol. chem., 56, 1923.

Loeb, Atchley u. Palmer, Journ. of gen. physiol.. 4, 1921/22. ' Pincus n. Kramer, Journ. of biol. chem., 57, 1923.

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408 EBKIL KYLIN.

mutung stichhaltig ist, und in solchem Fdle in welche Richtung und in welchem Mass die Verschiebungen der verschiedenen Mineralien vorkommen, habe ich folgende Untersuchungen vor- genommen.

Eigene Untersuchungen.

Technik.

Die Untersuchungen sind in der inneren Abteilung des all- gemeinen Krankenhauses ausgefiihrt. Das Material besteht aus odemkranken, die in der Abteilung gepflegt wurden.

Die Blutproben sind immer friih morgens mit den Unter- suchten auf niichternem Magen genommen worden, und dabei hat man sich nur genau gereinigter: alkalifreier Rohrchen aus Jew-Glas beclient. Die Blutproben fur Bestimmung von K, Ca und Na wurden in einer Armvene, die Blutproben fiir Zahlung von Blutkorperchen in einem Finger genommen. Das Blut fur Kat-Ionen-Bestimmung ist sofort xentrifugiert ulzd das Serum unmittelbar abpipettiert worden. Man hat die Untersuchungen moglichst schnell durchgefiihrt und zwar bis auf ganz seltene AUS- nahmefalle an demselben Tag, wo das Rlut genommen wurde. Das Serum wurde nur in alkalifreien, g u t geschwelteii Jena- glasern aufbewahrt.

Kalium ist nach Kramer-Tisdall, Calzium nach de Waard und Natrium nach der Hadenschenl Modifikation der Kramer-Tis- dallschen Methodik bestimmt worden. Die obenerwahnten Kalium- und Calzium-Methoden diirften jetzt so bekannt sein, dass besondere Beschreibung unnotig ist. Die Na-Bestimmung nach der Haden-Kramer-Tisdallschen Methode geschieht folgen- dermassen: 1 cms Serum wird in einem trockenen, abgewogenen Zentrifugrohrchen (alkalifreies Glas!) abpipettiert. 5 cm3 Ka- liumpyroantimoniat wird zuerst zugesetzt. Danach wird 2 cma 95 yo Alkohol tropfenweise zugesetzt. Nach 10-15 Min. wird wahrend 5 Min. zentrifugiert. Das Zentrifugat wird nach Ab- pipettierung zweimal mit 30 yo Alkohol gewaschen. Naoh Abpipettierung wird das Rohrchen bei 110" C. getrocknet (wiihr- end einer Stunde). Nach Aufbewahrung wahrend 30 Min. in einem Essikkator wird das Rohrchen wieder gewogen. - Das Gewicht der Fiillung wird mit 0.110s dividiert. Man bekommt so die Natriummenge in mg %.

Haden, The jonrn. of lab. and clinical med., Vol. 10, 1924.

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STUDIEN UBER DIE ODEMAUSSCHWEMMUNQ. 409

Bei Kontrollbestimmungen gegen Natriumstandardlosung nach dieser Hadenschen Modifikation habe ich die Methodik als anwendbar gefunden. Doch hat diese Methodik etwas zu hohe Werte (im Mittel 12 mg yo) gegeben.

Eigenes Material.

Das eigene Material besteht aus 5 Fallen von odemkranken und zwar: 1 Fall von Nefrose, 1 von s. g. akuter Glomerulone- fritis, 2 Falle von Herzinsuffizienz und 1 Diabetiker mit Insu- linodem.

Zuerst will ich jeden einzelnen Fall beschreiben. Fall 1. Algot H. 37 Jahre. Eisenarbeiter. Dia.gnose: Glomerulo-

nefritis acuta. Abgesehen von Halsfluss soll er friiher gesund gewesen sein. Vor

2 Jahren soll er bei einer Untersuchung Albumen im Harn gehabt haben. Bei einer spiiteren Untersuchung war der Harn eiweissfrei. Wurde vor 14 Tagen erkiiltet und bekam Halsfluss, Schnupfen und Husten. Seitdem hat er sich mude und krank gefuhlt, weshalb er den Arzt aufsuchte. Wurde wegen Nefritis ins Krankenhaus eingeliefert.

1927 fand man kleine Odeme in den Unterbeinen. Das Gesicht etwas gedunsen. Herz: zweiter Ton an der Auskultationsstelle der Aorta accentuiert. Blut- druck 190 mm. Hg (systolisch). Im Harn Albumen. Im Sediment Zylindern und rote Blutkorperchen. Rest-N im Blute 52.9 mg %. Blut: Hb 15.6, rote Blutkorperchen 3.9 Millionen. Innere Organe sonst ohne abnormen Befund.

Das Verhalten des Korpergewichts, Harnmenge, rote Blut- korperchen, Blutkalium, Blutcnlzium, Blutnatrium und Blut- druck wahrend der Versuchszeit wird durch Tabelle 1 und Kurve 1 veranschaulicht.

Durch diese Tabelle, deren Einzelheiten besonders schon auf der Kurve hervortreten, sehen wir, dass der Patient wahrend der ersten Tage des Krankenhausaufenthaltes seine kleinen ode- me ausschwemmte. Die Harnmenge stieg wahrend dieser Tage, die Anzahl der roten Blutkorperchen nahm ab und der Kranke wurde 3 Kg leichter.

Die Kurven der Blutkationen wiesen hierbei Verschiebungen auf, die wir spater als typisch finden werden. Die Kurve des Blutnatriums hat wiihrend der odemausschwemmung eine be- deutende Senkung um nicht weniger als 47 mg yo gezeigt. Nach- dem die Ausschwemmung zu Ende war, stieg der Blutnatrinm-

Bei der Untersuchung in der Abteilung am

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410

Rote B1ut- k6rperchen

in Mill.

ESKIL KYLIN.

Blntdrnck in. mm Hg

Tabelle 1.

10.1 337 12 328

10.9 290

10.9 328

=

Dat.

1300 1450 1500 1550 1500 1200

2/11

3 4 5 6 7 8

3.90 3.78

3.56

9

180-190 180-190 180-185 185-190 180-180

10 11 12 13 14 15 16

3.09

3.06

3.06

3.42

- Blot-K in Mg%

180-1190

170-175 170-175 17L-165 165-170 175-170 165-170 170

175-175

19.7 22.9

22.6

20.3

22

22.5

25.3

25.5

11.9

10.8

10.6

328

360

339

1300 1200 1200 1300 1250 1300 1200 1200 1200 lo00

10.5 I 345 1 1200

= Kllrper-

gew. in Kg

61.5

60.1 59.6

59.2

58.9 58.6

59.i 59.2 59.2 59.3 59.6 59.3 59.6 3.38 I

spiegel wieder und erreichte Werte, die bedeutend (23 mg %j uber dem Ausgangswert lagen.

Die Versahiebungen der Ca-Kurve gingen gewissermassen in gegensiitzliche Richtung zu denjenigen der Na-Kurve. Wahrend der t)demaussohwemmung stieg der Blut-Ca-Spiegel von unter-

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STUDIEN UBER DIE ODEYAUSSCHKEMMUNG. 411

normalen bis an beinahe ubernormale Werte. Der Blut-Ca- Gehalt ist spater wieder gesunken, doch nicht zu unternormalen Werten.

Die Kurve des Blutkaliums ist weniger eindeutig als diejenigen des Natriums und Calziums. Wahrend der ersten Tage der Odem- ausschwemmung steigt der Blut-K-Gehalt, um wahrend der letzten Tage wieder zu sinken. Nachdem die Odemausschwem- mung zu Ende war, stieg der Blut-K-Gehalt zu ubernormalen Werten.

Fassen wir die Verschiebungen der Blut-Kationen in diesem Falle zusammen, so rnochten wir folgendes hervorheben: Wahrend der &emausschwernmung ist der Blut-Ca-Spiegel gestiegen, der Blut-No-Spiegel gesunken. Der Blut- K-Spiegel ist zaerst gestiegen, dann gesunken, doch nicht bis unter dze Ausgangswerte. Nachdem die ~demausschwemmung zu Ende war, sind die Blut-Nu- und Blut- K-Spiegel gestiegen, beide bis uber die respektiven Anfangs- we&, der Blut-Ca-Spiegel gesunken, doch nicht unter die Normal- we&.

Pall 2. Gunnar A. 22 Jahre. Diagnose: Nefrose. Der Patient sagt, er sei friiher immer gesund gewesen. Wahrend

er 1926 im Militiirdienst war, fing er an odematos zu werden. Bei arzt- licher Untersuchung fand man Eiweiss in seinem Harn, warum er spater (in Sept. 1927) ins Krankenhaus eingeliefert wurde.

Wegen Nefrose war er seit Sept. 1926 in der Abteilung gepflegt worden. Das Gewicht hatte wahrend dieser Zeit 25 Kg. abgenommen. Die Behandlung bestand in wasser- und salzarmer Nahrung und abwechselnd Thyreoidea- und Harnstoffmedikation. Es hatte sich gezeigt, dass Thyreoideamedikation am besten wirkte. Er hatte beim Anfang meines jetzigen Versuchs nur sparlich mit Odemen zuriick.

Die Untersuchungen, uber welche ich hier berichten will, fingen am 22/ an. Er zeigte dann sparliche Odeme. Bis zu diesem Tage war er rnit Thyreoideamedikation behandelt worden. Die Thyreoideame- dikation wurde von diesem Tage an bis *I/ ausgesetzt. Vom ,, bekam er wieder Thyreoideatabletten und zwar 0 . 3 gm viermal taglich. Am 16/, a wurde die Thyreoideabehandlung wieder ausgesetzt. Wahrend der ganzen Zeit bekam er die gleiche Kost. Die Flussigkeitszufuhr war taglich 500 cm3.

Wie wir sowohl durch die Tabelle 2 als auch aus der Kurve 2 sehen, hat die Thyreoideamedikation in diesem Falle eine gute diuretische Wirkung gehabt. Ein bis zwei Tage nach dem An- fang der Thyreoideamedikation fing die Harnmenge a n zu steigen, das Gewicht abzunehmen und die Anzahl der roten Blutkor-

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412

Dat.

- a9 /1~

23 24 25 26 27 28 29 30 31 1/11 2 3 4 5 6 7 8 9

10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21

I 22

ESKIL KYLIN.

Tabelle 2.

Bl~t -K in m%

22.6

21.8

20.8

ao.5

19 20.7

19.9

19.7

21

21.4

23.4

20.7

Blut-Ca in I@%

10.1

9.9

10

8.7

13.2 13.2

10.6

10.3

10.7

10.7

10.9

10.3

Blut-Na in hlg%

330

339

332

331

399 319

330

331

342

358

335

335

Harn- menge in cms

550 600 600 500 600 550 600 500 450 450 500 630 700 800 700 750 700 7 YO 700 700 700 600 600 600 580 b50 650 650 680 580 600

E6rper- gew.

in Kg ~

69.8 70

71.2

71.4

71.6

71.6

71.8

70.7 69.9

69.6

68.6 67.8

67.8 67.6 68 68.4 68 68.6 68.9

70

71

bte Blut- 5rperchen in mill.

3.62

3.66

3.62

3.63

3.64 3.44

3.44

3.10

3.23

3.00

3.32

3.49

perchen zu sinken. Das Verhalten der Blutkationen whhrend der Odemausschwemmung. welches besonders schon aus der Kurve 2 abzulesen ist, lasst sich folgendermassen beschreiben.

Der Blut-Ca-Gehalt steigt von dem unternormalen Wert, den wir vor der Thyreoideamedikation fanden, bis zu bedeutend uber- normalen Werten. Der Ca-Spiegel ist nach einigen Tagen bis zu normalen Werten abgesunken. Der Blut-Na-Gehalt aeigte wahr- end der Odemausschwemmung bei einer Bestimmung eine deut- liche Senkung, bei den anderen Bestimmungen aber stand er auf dem Anfangsniveau. Nach beendeter Odemausschwemmung stieg der Blut-Na-Spiegel deutlich. Der K-Spiegel zeigte in diesem Fall im grossen Ganzen dasselbe Verhalten wie der Na-Spiegel.

Wenn man die obenemuahnten Ergebnisse zusammenfasst, ?cam man in diesem FaUe also saqen, dass wahrend der ddemawschwem-

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STUDIEN UBER DIE ODEMAUSSCHWEMMUNG. 413

mung der Ca-Gehalt im Blute hochgradig gestiegen, der Na-Gehlt urzbedeutend gesunken ist. Nach beendeter &?emauaschwemrnurzg &nd die Na- Und K-Spiegel deutlich gestiegen. Der Ca-Bpiegel aber hat sich bei normalen Werten gehalten.

Fall 3. Ida J. 69 Jahre. Diagnose: Vit. org. cordis mit Herzinkom- pensation.

Vor 25 Jahren soll die Pat. eine Polyarthritis durchgemacht haben. Seitdem leidet sie an Herzfehler. - Seit ungefahr 'Iz Jahr ist sie miide und hat ein Gefiihl von Krankheit. Seit 14 Tagen bis einen Monat Atemnot und zunehmende Odeme. Eingeliefert am 11/11 1927.

Bei der ersten Untersuchung fand man bedeutende Odeme, Dysp- noe, Lebervergrosserung, Herzvergrosserung, Flimmerarythmie. Blut- druck 130. Im Harn Albumen. 0 Zucker.

Die Pat. wurde mit Ouabaine (Arnaud) und Diuretin behandelt.

Wie wir aus Tabelle 3 und Kurve 3 sehen, hat die Pat. Odeme zwischen 8-9 Kg. ausgeschieden.

Wahrend der Odemausschwemmung hat in diesem Palle der Blutnatriumgehalt abgenommen. Die Na-Senkung ist nicht un- bedeutend (22 mg yo) geweeen. Als die Odemausschwemmung beinahe vollendet war, stieg der Blut-Na-Spiegel wieder. Nach beendeter Odemausschwemmung stieg der Na-Spiegel zu Werten, die bedeutend uber den schon vom Anfang an hohen Blut-Na- Werten lagen.

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414 BSKIL KYLIN

Tabelle 8.

Dat. 1 "/ll 13 14 15 16 17 18 19 20 21 a 23 24 25 26 27 '18 29 30 '/I¶ 2 3 4 5

23 24

23.8

21

21.7

22.7

a

21.2

22.7

21.7

10.6 10.8

10.9

10.9

10.8

ii.1 11

11.1

11.8

10.8

Blut-Na i n M g % .

353 350

346

330

353

,347

357

360

365

355

53.6 52.9 58 51.6 50.4 49.8 48.4 47.6 46.9 46.8 46.1 46.6 46.6 46.6 46 45.7 45.4 45.8 45.8 45 46.2 45

K6rper- Rote Blut- gew. k6rperchen

in Kg 1 in Mill.

3.60 3.79

3.74

3.76

3.68

4.10

3.68

3.59

3.89

3.81

Knrve 3.

Page 13: Studien über die Ödemausschwemmung

STUDIEN ffBER DIE 6DEMAUi33CHWEbiMWNO. 416

Der Blut-Ca-Spiegcl stieg wahrend der 6demausscheidung

Der K-Spiegel im Blute zeigte in diesem Fall keine sicheren

Fall 4. Frans M. 70 Jahre. Diagnose: Myocardit. chron. Seit 1922 hat er an Myocardit. chron. gelitten und ist deswegen

schon friiher im Krankenhaus gepflegt worden. Er hat sich zeitweise besser, zeitweise schwacher gefiihlt. Wahrend der letzten Woohen ist er wieder unwohl gewesen. Er bekam Atemnot und wurde mehr und mehr odematos. Er wurde am a9/11 1927 ins Krankenhaus eingeliefert. - Bei der Einlieferung war der Patient hochgradig odematos und litt an schwerer Atemnot. Er war um die Lippen deutlich cyanotisch. Am Herzen horte man ein systolisches Nebengerausch. Elimmer- arythmie. Herz vergrossert. Blutdruck 160 mm Hg. Leber deutlich vergrossert. Im Harn Albumen. 0 Zucker.

Der Patient wurde mit Cardiotonika (Digitalis, Ouabsine, ScillarBn) behandelt. Wahrend der Behandlung ging es ihm besser und er wurde binnen 14 Tagen - 3 Wochen vollstalzdig odemfrei.

An der Tabelle 4 und Kurve 4 sehen wir die Veranderungen der Blut-Kationen wahrend der t)demausschwemmung.

langsam von subnormalen bis zu normalen Werten.

Ausschlage.

Tabelle 4.

Dat.

7

PQill 30 '/l¶

2 3 4 5 6 7 8 9

10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24

Blot-K in Mg%

27 26.8

84.6

23.7

24.2 21.8

20.8

22.6

18.5

20.6

23.2

23

Blnt-Ca in Ng%

10.6 10.7

10.6

10.4

10.2 9.4

10.1

10.9

10.6

11.4

10.6

10.7

10.2

Blut-Na in Ng?4

366 362

256

244

264 320

315

332

322

323

336

331

332

Ham- menge in cm*

450 350 375 400 1100 2350 3400 3300 2750

1700 900 800 850 750 700 575 400 550 500 650 600 600 525

am

Klirper- gew.

in Kg

91.6 91 91 90.8 90.8 90.6 89.2 87.9 85 81.2 78.8 76.6 75.6 75.1 743 74 74 73.8 73.6 73.4 73.3

73.1 72.9 73.2

72.8

Rote Blnt- &perches in Mill.

~

3.39 3.70

3.98

3.68

3.63 3.63 3.78

3.87

4.02

4.11

4.43

4.46

4.80

Page 14: Studien über die Ödemausschwemmung

416 ESKIL KYLIN.

3 28 .&t.S .s

H 26 i Q 9 1

25 $$XI F 24 400 89 4 23 39088 39w P 380 87 3200 21 370 86 3ow a36085 28m 19 350 84 2600

q 390 82 z m

R f 1.23 30 I 2 3 4 5 6 7 8 9 I0 11 I2 13 N I5 I6 17 18 13 M .?I 222321 *$$9

27 @92

F

334G 83 2WW

$310 80 fBw 2 320 81 2#3

.$ Jw 79 1600 9 290 78 /yw 14 2.40 77 /.?@ I3 270 76 /om /2 2M) 75 BaO fI 2m7+ b(x, 10 240 73 m 9 2.9372

Kurve 4.

Was mir in diesem Fall zuerst beobachten, ist die ausseror- dentlich grosse Senkung des Blut-Na-Spiegels wahrend der Odem- ausschwemmung. Die Senkung betragt nicht weniger als 122 mg yo. Bemerkenswert diirfte es auch sein, dass diese Senkung friiher als die Ausscheidung der Odeme anfiingt. Erst am Tage nach der Na-Senkung fangt die Diurese an. Gleichfalls sank auch der Blut-K-Spiegel schon bevor die Diurese begann. Hier- aus scheint hervorzugehen, dass die Verschiebungen in der Zu- siimmensetzung des Blutplasmas nicht eine Folge der Diurese sein konnen.

Der Ca-Spiegel stieg in diesem Fall wahrend der Odemaus- schwemmung nicht. Im Gegenteil ist der Blut-Ca-Gehalt wiihr- end der t)demausschwemmung deutlich gesunken.

Fall 5. Karl N. 42 Jahre. Diagnose: Diabetes mellitus. Hat seit mehreren Jahren an Diabetes gelitten. Die letzte Zeit

schwiicher mit erhohtem Durst und Abmagerung. Eingeliefert am ls/lll 1927. Im Harn 4.5 yo Zucker. (Da in diesem Zusammenhang nur die Odemverhiiltnisse von Interesse sind, iibergehe ich die anderen Krankheitszustiinde.) Wegen seiner Zuckerkrankheit bekam der Pa- tient tiiglich 28 + 28 klinische Einheiten Insulin (Leo). Hierbei er- reichte er eine Gewichtszunahme, die durch retiniertes Wasser zu erklaren sein durfte.

Page 15: Studien über die Ödemausschwemmung

BTUDIEN UBER DIE BDEMACSSCHWEUMUNQ. 417

Aus Tabelle 5 und Kurve 5 sehen wir die Verschiebungen in den Kation-Verhiiltnissen wkhrend der Ansammlung und Aus- schwemmung vom Wasser, welches eine Menge von beinahe 3 Kg. betrug.

Tabelle 5. - Dat.

- '6111

17 18 19 20 21 23 23 24 25 26 27 28 29 30

Blut-K in Mg%

22.s 22.2

21.6

22.7

43.4

24.8 23.5

24.2

26

~~

Hlnt-Ca in MgX

12.1 12

1o.G

10.9

11.1

10.3 11.2

11.7

11.9

Blut-Na i n MgX

33t 332

354

329

339

339 338

340

328

Ham- menge in cm3

1050 700 650 700

lo00 700 950 850

1150 1450 1200 1200 1300 1030 1200

- Kiiryer-

gew. in Kg

68.8 68.5 69 69.8 70.2 70.6 70.5 70.8 71 71.2 70.5 70 69.4. 69.1

' 68.8

tote Rlut- riirperchen

in Mill.

3.83 4.00 4.12 4.22

3.94

3.93

3.55 3.47

3.54

3.92

Wahrend deer Zeit der Wasserretinierunq stieg der Na-Gehalt des Blutes. Der K-Spiegel ist zuerst gesunken, dann etwas gestiegen, doch nicht mehr als was binnen den Fehlergrenzen liegen k6nnen diirfte. Wahrend der Wasserausschwernmunq stieg wieder der K-Gehalt des Blutes deutlich an. Der Na-Spiegel blieb in diesem

27-28Oi84. dcta med. Scandinaw. I b l . LXVIII .

Page 16: Studien über die Ödemausschwemmung

4 18 ESKIL KYLIX’.

Fall wahrend der t)demausscheidung unbeeinflusst, ist aber nach beendeter Ausschwemmung etwas gesunken.

Insulin- khndlunq (im Laufe der Wasserretinierung) gesunken. Die friihexe Angabe Kylins, dass die Insulinbehandlung bei Diabe- tikern den Ca-Gehalt des Blutes senkt, wird also hierdurch wie- der bestatigt. Wenn die Insulinbehandlung ausgesetzt wird, steigt der Blut-Ca-Spiegel wieder, wahrend die Wasseransamm- lung ausgeschwemmt wird.

Wir bemerken in diesem Falle auch eine deutliche Blutein- dickung wahrend der Insulinbehandlung. Weiter hat die Insulin- behandlung, wie erwahnt, eine Wasserretention und einen Anstieg des Blut-Na-Spiegels bewirkt. Schon friiher haben mehrere Forscher die wasser- und kochsalzretinierende Wirkung des Insulins bemerkt. So schreiben z. B. Meyer, Seckel und Kallnerl: uDer Wasserversuch verlauft beim Saugling unter Insulin im Gegensatz zu den Kontrollversuchen mit unvollstandiger Wasser- ausscheidung, erheblicher Retention von Kochsalz und Blut- eindickung, d. h. mit Wasserretention im Gewebe)). Sie fiigen auch hinzu: ))Offenbar bewirkt das Inselhormon die Gewebs- wasserretention auf dem Weg iiber das Na-Iom.

Was den Ce-Spiegel anbelangt, ist er wahrend der

Ergebnisee.

Vergleichen wir die fiinf Falle, iiber welche ich berichtet habe, finden wir gewisse typische Verschiebungen in dem Gehalt des Blutes an Kat-Ionen. Indessen gibt es auch einige bemerkens- werte Ungleichheiten zwischen den verschiedenen Fallen,

Was zuerst die typischen Verschiebungen betrifft, so finden wir wahrend der ~demwschwemmung eine Senkung des Blut- Na-Gehaltes (in vier Fallen von fiinf), eine Senkung des Blub K-Spiegels (in drei Fallen von fiinf) und eine Steigerung des Blut-Ca-Spiegels (in vier Fallen von fiinf).

Nachdem die t)demausschwemmung schon beendet oder bei- nahe beendet war, stieg der Blut-Na-Spiegel (in allen Fallen von vier) wie auch der Blut-K-Spiegel (in zwei Fallen von vier). Der Blut-Ca-Gehalt hielt sich wahrend dieser Zeit unbeeinflusst,

Im Laufe der Wasserretinierung ftlnd ich in einem Fall von Diabetes wahr end der Insulinbehandlung einen Anstieg von Ka und eine Senkung von Ca im Blute. Der K-Gehalt des Blutes

Meyer, Seckel nnd Kallner, Zeitschr. f. kl. Med., Bd. 105, 1927.

Page 17: Studien über die Ödemausschwemmung

STUDIEB UBER DIE 6DEMAUSSCHWEMMURO. 419

wurde in diesem Falle nicht sicher beeinflusst. In einem Fall von Nefrose fand ich eine Steigerung von Kalium und Natrium im Blute und eine Senkung des Blut-Ca-Gehaltes.

Wir finden also, dass bei der Qdemausschwemmung im grossen ganzen dieselben Verschiebungen in dem Verhalten des Blutes an Kat-Ionen zu finden sind, und zwar sowohl bei cardialem als bei nefrotitischem, glomerulonefritischem und insularem Qrlem. Es scheint folglich, als ob in dieser Hinsicht keinen wichtigeren Unterschied existieren wiirde. Weniger hervortretende Dif- ferenzen kommen doch zwischen den verschiedenen Formen von Odemen vor. Betrachten wir z. B. zuerst die Kurven der beiden Falle von cardialen Odemen, so finden wir eine Ubereinstimmung die mehr weitgehend ist, als die zwischen den andern Fallen. Es diirfte auch wertvoll sein, diese beiden Falle einzeln zu er- wiihnen und in diesem Zusammenhang einen Vergleich mit den eben erschienenen Untersuchungen von Recknagell durch- zuf iihren.

Recknagel' hat Untersuchungen iiber Veranderungen im menschlichen Blutserum bei der Qdemausschwemmung cardialer Odeme ausgefuhrt. R. hat den Eiweissgehalt, die Viskositat und den NaC1-Gehalt des Blutes vielmals wahrend der Odem- ausschwemmung bestimmt. Meine zwei Falle, in welchen der Blut-Gehalt a n Ca-K-Na und rote Blutkorperchen bestimmt worden ist, werden eine schone Erweiterung zu diesen Unter- suchungen Recknagels bilden.

Recknagel findet in allen seinen Fallen typische Verschie- bungen der Eiweisswerte des Blutes, welche er folgendermassen beschreibt: ,Unter dem gleichzeitigen Auftreten der Diurese, die in den meisten Fallen sofort nach Verabrcichung von Stro- fantin einsetzte, senken sich die Eiweisswerte. Auf diese durch die Diurese verursachte primare Veranderung des Serums folgt jetzt eine Gegenbewegung. Wir sehen in allen Fallen den von W. H. Veil beobachteten starken Anstieg der Eiweisswerte, so dass Ausschlage von iiber 3 g. yo Eiweiss entstehen. Auf diese iiberschiessende Gegenreaktion folgt dann ein Streben nach Ausgleicho.

Was die spez. Viskositat betrifft, fand R. eine anfangliche Steigerung dieser was als eine Quellung der Eiweisskorper ge- deutet wurde. Gleichzeitig mit der sekundaren Eindickung des Serums folgte eine Entquellung der Eiweisskorper. ~~

Recknagel, D. A. f. kl. Med., B d . 156, 1987.

Page 18: Studien über die Ödemausschwemmung

420 ESKIL KYLIN.

Der Chlor-Spiegel des Blutes hielt sich wahrend der Odem- ausschwemmung binnen normalen Grenzen mit Tendenz zulc Abnahme; nachdem der grosste Teil der ddemfliissigkeit aus- geschwemmt war, fand R. einen abnormen Anstieg des Chlor- Spiegels.

In beiden meinen Fallen von cardialen Odemen finde ich wahr- end der Ausschwemmung eine deutliche, ja in einem Fall eine ganz enorme Senkung des Blut-Na-Spiegels. Sie war in einem Fall 22 mg yo und in dem anderen 122 mg yo, (was letzte eine Senkung von nicht weniger als einem Drittel des Anfangswertes bedeutet).

Nachdem die Ausschwemmung beendet war, stieg der Blut- K-Gehalt in einem Fall betrachtlich und erreichte Werte, die deutlich erhoht- waren. - Betreffs Natrium finden wir in einem Fall eine Steigerung nachdem die Ausschwemmung beendet war.

Der Ca-Spiegel des Blutes ist in diesen meinen Flillen wahrend der Odemausschwemmung nur unbedeutend beeinflusst worden. Der Anfangswert war in einem Fall laut meines friiheren Be- fundes, der durch Kisch' u. a. bestiitigt worden ist, sicher unter- normal. In dem anderen Fall aber konnte der Anfangswert nicht mit Bestimmtheit als unternormal bezeichnet werden. Im ersten Fall stieg der Blut-Ca-Wert wahrend der ddemaus- scheidung etwas, um nach derselben die normalen Werte zu er- reichen. Im anderen Fall sank der Ca-Gehalt erst bis zu deut- lich unternormalen Werten ab, stieg aber spater wieder zu nor- malen Werten.

Der Blut-Kalium-Gehalt sank wahrend der Odemausschwem- mung in beiden Fallen deutlich. In beiden Fiillen war der Aus- gangswert des Blut-Kaliums hoher als der normale Durch- schnittswert fur Kalium. In dem einen Fall war der Blut-K-Wert sicher erhoht, in dem andern lag er an der Obergenze fiir das Normale. Dieser Befund stimmt also mit den friiheren Angaben von Kisch u. a. iiberein, dass der K-Gehalt des Blutes bei Fiillen mit Herzinkompensation im allgemeinen iibernormal ist.

Bei der Ausschwemmung cardialer odeme finden wir also eine Reihe Verschiebungen im Blute, Verschiebungen die sowohl den Gehalt an Kolloiden als Kristalloiden betreffen. Die Eiweiss- Natrium- und Kaliumwerte des Blutes nahmen wahrend der Odemausschwemmung ab. Die Chlor- und Calziumwerte blieben unbeeinflusst oder bewegten sich binnen den Fehlergrenzen,

Kisch, KI. W. 1926, Nr. 34.

Page 19: Studien über die Ödemausschwemmung

STUDIEN UBER DIE ODEMAUSSCHWEMMUNG. 42 1

wobei zu bemerken ist, dass die Chlorwerte eine Neigung zur Senkung, die Ca-Werte in einem Fall zur Steigerung, in einem andern zur Senkung zeigten. Wahrend der Zeit, wo die Aus- schwemmung im besten Gang war, sank auch der Wert der roten Rlutkorperchen. Im Laufe der Ausscheidung cardialer odeme finden wir also eine Verwasserung des Blutes. Nach beendeter Odemausschwemmung steigen wieder die Werte fiir samtliche aufgeziihlten Blutbestandteile, wobei zu bemerken ist, dass wir bei vielen von diesen eine Steigerung uber die Normalwerte finden. So zeigten z. B. die Chlorwerte einen bedeutenden An- stieg uber die normalen Ziffern (Recknagel). Auf diese uber- schiessende Reaktion folgt dann ein Streben nach Ausgleich (Recknagel).

Wahrend der Verwasserung des Blutes entsteht nach Reck- nagel auch eine Quellung der Plasmakolloide, was eine Steige- rung der Viskositat bedingt. j)Gleichzeitig mit der sekundiiren Eindickung des Serums erfolgt eine Entquellung der Eimeiss- korpern hebt derselbe Forscher hervor.

Wir finden also, dass wahrend der Resorption und Ausschwem- mung cardialer odeme bedeutende Verschiebungen in der elek- trolytischen und kolloidalen Zusammensetzung des Blutplasmas folgen. Dass ahnliche Verschiebungen auch auf der anderen Seite der Kapillarwande im Korpergewebe vorkommen, diirfte man berechtigt sein schon a priori anzunehmen. Durch diese &I- derungen in der kolloidalen und krystalloiden Zusammensetzung des Blutserums entstehen - diirfte man annehmen konnen - Verschiebungen im kolloidosmotischen Druck des Blutes, wo- durch geanderte Permeabilitatsbedingungen zwischen Blut und Gewebesafte hervorgerufen werden mogen (Krogh). Die Frage ob in der Tat der kolloidosmotische Druck des Blutes wahrend der Odemausschwemmung geandert wird, werde ich in einer spateren Mitteilung beleuchten.

Im grossen ganzen fanden wir bei der Ausschwemmung der odeme eines Nefrotikers nach Thyreoideamedikation dieselben Verschiebungen wie die in den obenerwahnten Fallen. In ge- wissen Beziehungen weichen die Befunde doch von einander ab. So finden wir bei der Ausscheidung des Nefroseodemes einen betrachtlichen Anstieg des Calziums, wahrend die Senkung des Natriums nur unbedeutend und die des Kaliums bloss ange- deutet ist. Die Steigerung des Blut-Calziums betragt nicht we-

Page 20: Studien über die Ödemausschwemmung

422 ESKlL KYLIN.

niger als 4.6 mg % (von 8.7-13.2 mg %). Diese Steigerung konnte vielleicht der Thyreoidea-Medikation als solcher zuge- rechnet werden. Indessen gibt Leicher an, dass Thyreoidea- Medikation den Blut-Ca-Gehalt senkt, was also gegen eine solche Annahme spricht.

Die Verschiebungen des Blutplasmas bei meinem Fall von Glomerulonefritis stehen gewissermassen zwischen denjenigen der Fiille von Herzinkompensation und Nefrose. Bei dem Glo- merulonefritiker finden wir einen deutlichen aber nicht so hoch- gradigen Anstieg des Ca-Spiegels und eine deutliche Senkung des Na-Spiegels die doch nicht so hochgradig war wie in dem einen von meinen Fallen von cardialer Odeme. Nach beendeter Ausschwemmung finden wir betreffs der Elektrolyten Na und K einen Ausschlag in entgegengesetzter Richtung, also eine Er- hohung, indem Ca wieder sink.

Nicht weniger Interesse bietet das Studium des insulinbe- handelten Diabetesfalles. Wahrend der Insulinbehandlung stieg der Wert der roten Blutkorperchen deutlich, was als eine Blut- eindickung gedeutet wird. Zugleich hat der Patient Wasser retiniert. Nach der Zeit der Insulinbehandlung sank der Wert der roten Blutkorperchen wieder, wiihrend die Harnmenge stieg und das retinierte Wasser ausgeschwemmt wurde.

Hieraus diirfte man den Schluss ziehen konnen, dass die In- sulinbehandlung das wasserbindende Vermogen der Gewebe erhoht und dass das Insulinodem durch eine Veriinderung der Gewebe verursacht wird. In dieser Richtung haben sich schon friiher mehrere Forscher ausgesprochen (Klein,' Meyer-Bischa u. a,).

Die Insulinbehandlung verursachte in diesem Fall eine deut- liche Senkung des Blut-Ca-Spiegels, wie Kylins es schon friiher gefunden hat. Der Na-Spiegel stieg dagegen wiihrend dieser Zeit betriichtlich (bei einer Bestimmung).

Die Steigerung des Blut-Ca-Spiegels wiihrend der odemaus- schwemmung ist geeignet Erstaunen zu erwecken. Wie wir durch Untersuchungen von V ~ l h a r d , ~ Veil, Nonnenbruchs u. a. wissen, wird das Blut wiihrend der odemausschwemmung oft- mals verwiissert. So haben wir es auch bei drei von unseren

Klein, Bioch. Zeitschr.. Bd. 171, 1926. ' Illeyer-Bisch, Ergebniase d. inn. Med. n. Kinderheilk., Bd. Kylin, Zeitschr. f. d. ges. exp. Med., Bd. 45.

* Volhard, Die hgmatogenen Nierenkrankbeiten. Springer 1917. Nonnenbmch, Ergebnisse d. inn. Mad. n. Kinderheilk., Bd. 26, 1924.

, 1927.

Page 21: Studien über die Ödemausschwemmung

BTUDIEN UBER DIE 8DEMAUSBCHWEMMUh’G. 423

Fallen nach dem Verhalten der roten Blutkorperchen zu be- urteilen gefunden. Trotzdem ist, wie erwahnt, der Ca-Gehalt gestiegen. Es muss also ein Einstromen von einer sehr Ca- reichen Fliissigkeit vorgekommen sein, oder es muss eine vie1 Ca-iirmere Fliissigkeit (durch die Nieren?) ausgeschieden werden, wodurch eine relative Ca-Retinierung im Blute zustande kom- men konnte. f’ber die Ca-Ausscheidung durch die Nieren wahr- end der Odemausschwemmung wird indessen in der nachsten Mitteilung berichtet werden.

Wir wissen durch Untersuchungen von Gollwitzer-Meyer und Kylin, dass die Odemfliissigkeit armer an Ca ist als das Blut. Die Flussigkeit, die in die Blutbahnen wahrend der Odemresorp- tion eingestromt ist, ist also Ca-firmer als das Blut. Die Odem- fliissigkeit ist nach Gollwitzer-Meyer dagegen oft Na-reicher als das Blut. Trotzdem sinkt der Blut-Na-Spiegel wahrend der Odemresorption in vier von fiinf Piillen. Dieses Verhalten ist auch schwer zu erklaren. A priori mochte man eine Na-Stei- gerung und Ca-Senkung im Blute wahrend der Odemausschwem mung erwarten, nicht das entgegengesetzte Verhalten, das wir jetzt gefunden haben.

Zu bemerken ist, dass in drei von den vier Fallen, wo wir eine Senkung des Blut-Na-Spiegels wahrend der Odemausschwem- mung fanden, der Blut-Na-Gehalt nach beendeter Odemaus- schwemmung bedeutend angestiegen ist. Wir finden hier also die Gegenbewegung des Serums, die Recknagel betreffs Eiweiss und Chlor gefunden hat.

Mein Befund, dass der Blut-Na-Spiegel wahrend der Odem- ausschwemmung sinkt, um na>ch beendeter Ausschwemmung wieder zu steigen, findet in einem Fall von Gollwitzer-Meyer seine Bestatigung. G.-&I. fand in einem Falle von Nefrose, dass wahrend der Odemausscheidung der Blut-Na-Gehalt sank. Wlhrend der Zeit der Wasserretinierung stieg dagegen der Blut-Na-Gehalt wieder an.

Durch die obenerwahnten Untersuchungsergebnisse geht her- vor, dass Verschiebungen in dem Mineralgehalt des Blutes durch die Einschwemmung der Odemflussigkeit verursacht werden. Solche Verschiebungen sind schon friiher bei der Einstromung von Gewebsflussigkeit nach Aderlass von verschiedenen For- schern gefunden worden. So hat schon 1884 Runeberg zeigen konnen, dass der Blut-Chlor-Gehalt nach Aderlassen steigt. Diese Angabe Runebergs ist durch Untersuchungen von Veil,

Page 22: Studien über die Ödemausschwemmung

424 ESKIL JiYLIN.

Limbeckl und Endress bestatigt worden. Der Gehalt des Blutes an HCO, und anorganisches P SOU dagegen nach Endres durch Aderlassen sinken. Laut dieser Forscher waren also die Ver- schiebungen in dem Anionengehalt des Blutes nach Aderlassen deutlich. Betreffs des Kat-Ionen-Gehaltes fand Endres weniger hervortretende Veranderungen. Der Na-Spiegel wurde nicht deutlich beeinflusst. Der Ca-Gehalt des Blutes sank dagegen nach dem Aderlassen; ebenso der K-Gehalt in den meisten Fiillen.

In einem Fall habe ich den gat-Ionen-Gehalt (Ca, Na u. I() vor und nach dem Aderlassen untersucht. Der Fall war folgender:

Fall 6. Gustaf H., 50 Jahre. Diagnose: Myocarditis + Herzincompensation. Sol1 im grossen ganzen fruher immer gesund gewesen sein. Seit

ungefiihr '/a Jahr Herzbeschwerden. Die letzten Wochen schwiicher mit niichtlichen Anfiillen von Cardialasthma. War bei der Einlieferung sehr cyanotisch und litt an Atemnot. Deutliche aber kleine Odeme. Leber vergrossert. Kein Ascites. Herz vergrossert. Flimmerarythmie. Die Tone leise mit systolischem Nebengeriiusch.

Sogleich nach der Einlieferung wurde ein Aderlassen von 500 cm* Blut gemacht. Die Blutkationen (K, Ca u. Na) wurden in dem zuerst erhaltenenTeil dieses Blutes bestimmt. Nach resp. 2 und 4 Stunden wurde durch Venepunktion wieder Blut genommen (25 cm8) und dieselben Blutkationen wieder bestimmt. Am niichsten Morgen (20 Stunden nach dem Aderlassen) und dann 2 Tage spiiter folgten neue Blutkationenbestimmungen.

Tabelle 6.

Der erste Teil des 8/11 1 n. M. ~ 4.32 ~ 11.1 1 20.6 ~ 333 I{ Venesektions-

n. M. 3.91 11.9 21.0 347 I blntes

Wie Wir aus der Tabelle 6 sehen, sind die Verschiebungen nicht gross. Calzium ist zuerst etwas gestiegen, dann wieder zum An- fangswert gesunken, wo es nachher konstant geblieben ist. Der Blut-Na-Spiegel ist etwas (aber deutlich) gestiegen, sinkt da- gegen nicht zum Ausgangsniveau zuriick. Der Kalium-Gehalt sinkt deutlich und die Senkung bleibt bestehend.

a Endres, Zeitschr. f. d. ges. exp. Med., Bd. 48, 1925/26. Cit. Endres.

Page 23: Studien über die Ödemausschwemmung

STUDIEN ifBER DIE 6DEMAUSSCHWEMMUNG. 425

Meine Ergebnisse von diesem einzigen Fall bestatigen nicht die Angaben Endres'. Indessen muss erwahnt werden, dass die Bestimmungen Endres' am anderen und friiheren Zeitpunkt nach dem Aderlassen ausgefuhrt worden sind, warum unsere Befunde nicht a priori verglichen werden konnen.

In diesem Zusammenhang schien es mir von Interesse zu untersuchen, ob ein Abstich einer grosseren Transudat-Ansamm- lung irgend eine Verschiebung in dem Kat-Ion-Gehalt des Blutes gabe. Ich untersuchte darum bei einem Fall von Herzfehler den Kat-Ion-Gehalt des Blutes vor und nach dem Abst,ich einer Ascitesfliissigkeit. Ich war in der Lage, seine Ascitesfliissigkeit bei zwei verschiedenen Gelegenheiten entleeren zu konnen, Beide Male wurde zwischen 9-10 Liter Ascitesfliissigkeit entleert. Die gewonnenen Werte der Blutkationen vor und nach der Opera- tion gehen aus Tabelle 7 hervor.

Tiibelle 7.

I I I I I

24/ti

Die Untersuchung der Blut-Kat-Ionen wurde teils vor der Operation, teils nach derselben vorgenommen und zwar das erste Ma1 nach 4 und 8 Stunden, das zweite Ma1 nach 2 und 4 Stunden. Bei der Untersuchung 2 Stunden nach der Operation fand man eine unbedeutende Senkung der roten Blutkorperchen. Nach 4 Stunden war der Ausgangswert wieder erreicht worden. Nach 8 Stunden war die Anzahl der roten Blutkorperchen bedeutend gestiegen. Den. roten Blutkorperchen nach zu beurteilen ist das Blut nach dem Eingrif f zuerst etwas verwassert, dann deutlich eingedickt wordeli.

Was die Kat-Ionen betrifft fand man nach 2 und 4 Stunden keine deutliche Schwanbungen des Na-Spiegels. ' Nach 8 Stunden war eine sichere aber nicht grosse Steigerung zu finden. Der Kalium-Gehalt sank nach 2 Stunden betrachtlich. Nach 4 Stun- den war der K-Gehalt noch niedriger als vor der Operation,

9 Y. M. 3.63 11.3 22.7 328 Vor dem Eingriff 1 n. M. 3.61 I g:; ~ 20.6 326 5 n. M. 4.0 23.6 338 9 Y. M. 3.47 25.4 341 Vor dem Eingriff

11 v. M. 3.40 1 3: 1 19.2 313 1 n. M. 3.48 24.3 345

Page 24: Studien über die Ödemausschwemmung

426 ESKIL KYLIN.

obwohl hoher als bei der vorigen Bestimmung. Nach 8 Stunden war der K-Gehalt hoher als vor der Operation. Der Ca-Gehalt zeigte bei der einen Gelegenheit sowohl nach 4 als 8 Stunden eine bedeutende Senkung, bei der anderen blieb er unbeeinflusst.

Dass die . Elektrolytverteilung im Blute zu Flussigkeitsbe- wegungen im Karper in Beziehung steht, ergibt sich aus den hier vorgelegten Untersuchungen iibe; die odemausschwemmung. Derselbe Umstand ist auch aus meinen Untersuchungen uber das Verhalten der Rat-Ionen im Blute nach Aderlassen und nach Entleerung von Ascitesfliissigkeit ersichtich und geht ebenso durch die friiheren Untersuchungen Endres’ iiber die Verschie- bungen der Elektrolyten nach Aderlassen hervor. Auch Woll- heim hat uber solche Verschiebungen nach intravenoser Injek- tion von kleinen Wassermengen berichtet.

Es ware lockend, in diesem Zusammenhang sich mehr in die vorliegende Problemstellung zu vertiefen. In einer spateren Zusammenstellung hoff e ich indessen zu diesem Problem zu- r iickzukommen.