Swedenborg Emanuel - Die Weisheit Der Engel

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  • 8/7/2019 Swedenborg Emanuel - Die Weisheit Der Engel

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    Diese Abschrift wurde von Franz und Maria Kreuzwegerer

    mit der Originalausgabe textinhaltlich berprft. April 2003

    Die Weisheit der Engel

    betreffend

    die gttliche Vorsehung

    bekanntgemacht

    durch

    Immanuel Swedenborg

    aus der zu Amsterdam 1764 gedruckten lateinischen

    Urschrift verdeutscht; und herausgegeben

    von

    Dr. Johann Friedrich Immanuel Tafel

    4. Auflage

    Swedenborg Verlag

    Zrich 7, Apollostrae 2

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    SAPIENTIA ANGELICA

    DE

    DIVINA PROVIDENTIA

    AMSTELODAMI:

    MDCCLXIV.

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    Erster Teil

    Die gttliche Vorsehung ist das Walten der gttlichen Liebe und Weisheit des Herrn

    1. Um einzusehen, was die gttliche Vorsehung ist, und da sie das Walten der gttlichen Liebeund Weisheit des Herrn sei, ist von Wichtigkeit, da man wisse, was von der gttlichen Liebe undWeisheit im Werk ber diese schon frher gesagt und gezeigt worden ist, als: da im Herrn die gttlicheLiebe der gttlichen Weisheit, und die gttliche Weisheit der gttlichen Liebe angehre, Nr. 34-39; dadie gttliche Liebe und Weisheit nicht anders knnen als sein und existieren in anderem, von ihnenErschaffenem, Nr. 47-51; da alle Teile des Alls von der gttlichen Liebe und Weisheit erschaffenworden seien, Nr. 52, 53, 151-156; da alle Teile des Alls Aufnahmegefe der gttlichen Liebe undWeisheit seien, Nr. 54-60; da der Herr vor den Engeln als Sonne erscheine, und da die von dieserausgehende Wrme Liebe, und das von ihr ausgehende Licht Weisheit sei, Nr. 83-98, 296-304; da diegttliche Liebe und die gttliche Weisheit, die vom Herrn ausgehen, eins ausmachen, Nr. 99-102; dader Herr von Ewigkeit, welcher Jehovah ist, das Weltall und alle Teile desselben aus Sich selbst, undnicht aus Nichts erschaffen habe, Nr. 282-284, 290-295: dies im Werk, das den Titel hat: Die Weisheitder Engel betreffend die gttliche Liebe und die gttliche Weisheit.

    2. Vergleicht man dies mit dem, was von der Schpfung in jenem Werk gesagt worden, so kannman zwar sehen, da das Walten der gttlichen Liebe und der gttlichen Weisheit des Herrn das ist, wasgttliche Vorsehung heit; allein weil dort von der Schpfung gehandelt worden ist, und nicht von derErhaltung des Zustandes der Dinge nach der Schpfung, und dies eben das Walten des Herrn ist, so sollnun hier davon gehandelt werden, und zwar in gegenwrtigem Abschnitt von der Erhaltung derVereinigung der gttlichen Liebe und der gttlichen Weisheit, oder des gttlich Guten und des gttlichWahren in dem, was erschaffen worden; wovon in folgender Ordnung die Rede sein soll:

    I. Das Universum mit allem und jedem in ihm ist erschaffen worden aus der gttlichen Liebe durch

    die gttliche Weisheit.II. Die gttliche Liebe und die gttliche Weisheit gehen als eines aus vom Herrn.

    III. Diese Einheit ist in gewissem Abbild in jedem Erschaffenen.IV. Es ist [Wille] der gttlichen Vorsehung, da jedes Erschaffene im allgemeinen und im

    besonderen eine solche Einheit sei; und wenn es keine ist, da es eine solche werde.V. Das Gute der Liebe ist nur insoweit gut, als es vereint ist mit dem Wahren der Weisheit; und das

    Wahre der Weisheit nur insoweit wahr, als es vereint ist mit dem Guten der Liebe.VI. Das mit dem Wahren der Weisheit nicht vereinigte Gute der Liebe ist kein Gutes an sich, sondern

    blo scheinbares Gute, und das mit dem Guten der Liebe nicht vereinigte Wahre der Weisheitkein Wahres an sich, sondern blo scheinbares Wahre.

    VII. Der Herr gibt nicht zu, da etwas geteilt sei, weshalb es entweder im Guten und zugleich imWahren sein mu, oder im Bsen und zugleich im Falschen.

    VIII. Das, was im Guten und zugleich im Wahren ist, hat Realitt, und das, was im Bsen und zugleichim Falschen, ist nichtig.

    IX. Die gttliche Vorsehung des Her rn macht, da das Bse und zugleich Falsche zumGleichgewicht, zur Beziehung, und zur Reinigung, und so zur Verbindung des Guten und Wahrenbei anderen diene.

    3.I. Das Weltall mit allem und jedem in ihm ist erschaffen worden aus der gttlichen Liebe durchdie gttliche Weisheit. Da der Herr von Ewigkeit, welcher Jehovah ist, dem Wesen nach die gttlicheLiebe und die gttliche Weisheit sei; und da Er aus Sich das Weltall und alle seine Teile erschaffenhabe, ist im Werk von der Gttlichen Liebe und der gttlichen Weisheit gezeigt worden; woraus auchfolgt, da das Weltall mit allem und jedem in ihm aus der gttlichen Liebe durch die gttliche Weisheit

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    erschaffen worden ist. In dem erwhnten Werk ist auch gezeigt worden, da die Liebe ohne die Weisheitnichts tun kann, und die Weisheit nichts ohne die Liebe; denn es kann die Liebe ohne die Weisheit, oderder Wille ohne den Verstand nichts denken, ja nichts sehen und empfinden, und nichts reden, weshalbauch die Liebe ohne die Weisheit oder der Wille ohne den Verstand nichts tun kann; in gleicher Weisekann auch die Weisheit ohne die Liebe oder der Verstand ohne den Willen nichts denken, und nichts

    sehen und empfinden, ja auch nichts reden; weshalb auch die Weisheit ohne die Liebe oder der Verstandohne den Willen nichts tun kann; denn wenn ihnen die Liebe weggenommen wird, so ist kein Wollen,mithin auch kein Handeln mehr da. Findet dergleichen beim Menschen statt, wenn er etwas tut, so fandes um so viel mehr bei Gott, Der die Liebe und Weisheit selbst ist, statt, als Er das Weltall und alle seineTeile schuf und machte. Da das Weltall mit allem und jedem in ihm aus der gttlichen Liebe durch diegttliche Weisheit erschaffen worden sei, kann seine Besttigung finden an allen Gegenstnden desGesichts in der Welt: nimm nur irgendeinen Gegenstand besonders vor, und beobachte ihn mit einigerWeisheit, und du wirst dich darin bestrken; nimm einen Baum, oder seinen Samen, oder seine Frucht,oder seine Blte, oder sein Blatt, und fasse Weisheit bei dir zusammen, und betrachte es mit einemscharfen Mikroskop, und du wirst Wunderdinge sehen, und das Innere, das du nicht siehst, ist nochwunderbarer: betrachte nur die Ordnung in ihrer Aufeinanderfolge, wie ein Baum vom Samen bis zuneuem Samen wchst; und erwge, ob nicht in aller Aufeinanderfolge ein bestndiges Streben ist, sich

    weiter fortzupflanzen; denn das Letzte, nach dem er zielt, ist der Same, in dem seineFortpflanzungsfhigkeit von neuem ist; willst du alsdann auch geistig darber nachdenken, so kannst dues, wenn du willst, ob du nicht Weisheit darin sehen wirst; ferner, wenn du so weit geistig denken willst,da dies nicht vom Samen herkomme, noch von der Sonne der Welt, die lauteres Feuer ist, sondern daes im Samen von Gott, dem Schpfer sei, Dem unendliche Weisheit zukommt; und zwar nicht blodamals, da es erschaffen wurde, sondern auch fortwhrend nachher; denn die Erhaltung ist einefortwhrende Schpfung, so wie das Bestehen ein fortwhrendes Entstehen ist. Es ist gerade, wie wenndu den Willen von der Handlung wegnimmst, worauf dann das Werk aufhrt; oder wenn du von derRede den Gedanken wegnimmst, wo sodann die Rede aufhrt; oder wenn du von der Bewegung dasStreben wegnimmst, wo sodann die Bewegung aufhrt; kurz, wenn du von der Wirkung die Ursachewegnimmst, so geht die Wirkung zugrunde, und so weiter. In jedes solches Erschaffene ist zwar eine

    Kraft gelegt, aber die Kraft tut nichts aus sich, sondern aus dem, der die Kraft hineingelegt hat.Betrachte auch irgendein anderes Subjekt auf dem Erdboden, z.B. den Seidenwurm, die Biene, oder einanderes Tierchen, und beobachte es zuerst natrlich, und nachher vernnftig, und zuletzt geistig, und duwirst, wenn du tief denken kannst, bei allem erstaunen; und wenn du die Weisheit in dir reden lssest,so wirst du im Erstaunen sprechen: wer sieht hierin nicht das Gttliche! Lauter Werke der gttlichenWeisheit! Betrachtest du noch weiter die Nutzwirkungen aller Dinge, die erschaffen worden, wie sie inihrer Ordnung aufeinanderfolgen bis zum Menschen, und vom Menschen zum Schpfer, von Dem sieausgegangen, und da von der Verbindung des Schpfers mit dem Menschen der Zusammenhang allerDinge, und wenn du es anerkennen willst, die Erhaltung aller Dinge abhnge. Da die gttliche Liebealles erschaffen habe, nichts jedoch ohne die gttliche Weisheit, wird man im Folgenden sehen.

    4. II. Die gttliche Liebe und die gttliche Weisheit gehen als eines hervor vom Herrn; dies erhellt

    auch aus dem, was im Werk von der Gttlichen Liebe und der gttlichen Weisheit gezeigt worden,besonders aus folgendem darin: da Sein und Dasein im Herrn unterscheidbareines seien, Nr. 14-17;da im Herrn Unendliches unterscheidbareines sei, Nr. 17-22; da die gttliche Liebe der gttlichenWeisheit angehre, und die gttliche Weisheit der gttlichen Liebe, Nr. 34-39; da die Liebe ohne dieEhe mit der Weisheit nichts machen knne, Nr. 401-403; da die Liebe nichts tue auer in Verbindungmit der Weisheit, Nr. 409, 410; da die geistige Wrme und das geistige Licht im Ausgehen vom Herrnals Sonne eins ausmachen, wie die gttliche Liebe und die gttliche Weisheit im Herrn eins sind, Nr.99-102; aus dem, was in diesen Stellen gezeigt worden, erhellt die Wahrheit dieser Sache. Weil manaber nicht wei, wie zwei unter sich Verschiedene in Einheit wirken knnen, so mchte ich hier zeigen,da es keine Einheit ohne eine Form gibt, sondern da eben die Form die Einheit macht; ferner, da dieForm um so vollkommener eine Einheit bildet, als diejenigen Dinge, die in die Form fallen, sich als

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    hnlichkeiten der Gleich artigkeit fr: similitudine s aeqalitatis

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    anderes voneinander unterscheiden, und dennoch vereint sind.Da es keine Einheit gebe ohne eine Form, sondern die Form selbst die Einheit mache: Jeder, der

    mit angestrengtem Geist nachdenkt, kann klar sehen, da es keine Einheit gibt ohne eine Form, undwenn es eine gibt, da es die Form ist; denn alles, was existiert, hat von seiner Form das, was manQualitt heit, und auch das, was man Prdikat heit, ferner das, was man Zustandsvernderung heit,

    so wie auch das, was man Relation heit, und hnliches andere; weshalb das, was nicht in einer Formist, keiner Affektion angehrt, und was keiner Affektion angehrt, das gehrt nichts Realem an; dieForm selbst gibt dieses alles: und weil alles, was in einer Form ist, sich, wenn die Form vollkommen ist,wechselweise aufeinander bezieht, wie ein Haken auf den anderen in einer Kette, so folgt, da die Formselbst die Einheit und somit das Subjekt macht, von dem Qualitt, Zustand, Affektion, mithin ein Etwasprdiziert werden kann, je nach der Vollkommenheit der Form. Eine solche Einheit ist alles, was manmit den Augen sieht in der Welt, und eine solche Einheit ist auch alles, was man nicht mit den Augensieht, sei es nun im Inneren der Natur, oder in der geistigen Welt; eine solche Einheit ist der Mensch,und eine solche Einheit ist die menschliche Gesellschaft; und eine solche Einheit ist auch die Kirche,ferner der ganze Engelhimmel vor dem Herrn; kurz, eine solche Einheit ist das erschaffene All nicht nurim Allgemeinen, sondern auch in allem Besonderen. Damit alles und jedes Form sei, ist notwendig, daEr, Der alles erschaffen hat, die Urform [ipsa Forma] sei, und da aus der Urform alles sei, was in

    Formen erschaffen ist: dies nun ist es, was im Werk von der Gttlichen Liebe und der gttlichenWeisheit gezeigt worden, als: da die gttliche Liebe und die gttliche Weisheit Substanz und da sieForm sei, Nr. 40-43; da die gttliche Liebe und die gttliche Weisheit Form in sich sei, somit dasSelbst und das Eine, Nr. 44-46; da die gttliche Liebe und die gttliche Weisheit im Herrn eines seien,Nr. 14-22; und da sie als eines vom Herrn ausgehen, Nr. 99-102, und anderwrts.

    Da die Form um so vollkommener eine Einheit bilde, als diejenigen Dinge, welche in die Formfallen, als andere voneinander verschieden, und dennoch vereinigt sind: dies fllt nur schwer in denVerstand, wenn er nicht erhoben ist, weil es scheint, als ob die Form nicht anders eine Einheit bildenknnte, als mittelst der hnlichkeiten der Gleichartigkeit1 der Dinge, welche die Form bilden: ich habeber diesen Gegenstand fter mit Engeln gesprochen, welche sagten, dies sei ein Geheimnis, das ihreWeisen klar begreifen, die weniger Weisen hingegen nur dunkel; es sei aber eine Wahrheit, da eine

    Form um so vollkommener sei, je mehr die Dinge, die sie bilden, als andere voneinander unterschieden,dennoch aber auf besondere Weise vereinigt sind: sie besttigen dies an den Gesellschaften in denHimmeln, die zusammengenommen die Form des Himmels bilden; und an den Engeln jederGesellschaft, da je mehr jeder in Geschiedenheit sein eigen, mithin ein Freier sei, und auf solche Weisewie aus sich und aus seiner Neigung heraus die Mitgenossen liebe, um so vollkommener die Form derGesellschaft sei; sie beleuchteten es auch mit der Ehe des Guten und Wahren, je geschiedener sienmlich zwei seien, desto vollkommener knnen sie eines ausmachen, ebenso die Liebe und Weisheit:und das Ununterschiedene sei eine Verworrenheit, aus der alle Unvollkommenheit der Form hervorgehe.Wie aber das vollkommen Unterschiedene vereinigt werde, und so eine Einheit bilde, belegten sie auchmit vielem, besonders mit dem, was im Menschen ist, wo Unzhliges so unterschieden, und dennochvereinigt ist, unterschieden durch Hllen, vereinigt durch Bnder: und ebenso verhalte es sich auch mitder Liebe und allem, was zu ihr gehrt, und mit der Weisheit und all dem Ihrigen, das nur als eine

    Einheit begriffen wird. Mehr hierber sehe man in der Abhandlung von der Gttlichen Liebe und dergttlichen Weisheit Nr. 14-22, und im Werk vom Himmel und der Hlle Nr. 56 und 459. Dies istangefhrt worden, weil es zur Weisheit der Engel gehrt.

    5. III. Diese Einheit ist in gewissem Abbild in jedem Erschaffenen. Da die gttliche Liebe und diegttliche Weisheit, die im Herrn eins sind, und als Eines von Ihm ausgehen, in gewissem Abbild injedem Erschaffenen seien, kann aus dem erhellen, was im Werk von der Gttlichen Liebe und dergttlichen Weisheit hin und wieder gezeigt worden, und besonders aus dem, was dort Nr. 47-51; 54-60;282-284; 290-295; 316-318; 319-326; 349-357 gesagt worden; in welchen Stellen gezeigt worden ist,da das Gttliche in allem Erschaffenen sei, weil Gott der Schpfer, welcher der Herr von Ewigkeit ist,

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    aus Sich selbst die Sonne der geistigen Welt, und durch diese Sonne alle Teile des Weltallshervorgebracht hat, und da daher diese Sonne, die aus dem Herrn und in welcher der Herr ist, nicht nurdie erste Substanz sei, sondern auch die einzige, aus der alles ist; und weil sie die einzige Substanz ist,so folgt, da diese in allem Erschaffenen ist, aber mit unendlicher Mannigfaltigkeit je nach denNutzwirkungen. Da nun im Herrn die gttliche Liebe und die gttliche Weisheit ist, und in der Sonne

    aus Ihm das gttliche Feuer und der gttliche Strahlenkranz, und aus der Sonne geistige Wrme undgeistiges Licht, und diese beiden eins ausmachen, so folgt, da diese Einheit in gewissem Abbild injedem Erschaffenen ist. Daher kommt, da alles, was im Weltall ist, sich auf das Gute und Wahre, ja aufderen Verbindung bezieht, oder, was dasselbe ist, da alles im Weltall sich auf die Liebe und Weisheitund auf deren Verbindung bezieht, denn das Gute ist Sache der Liebe und das Wahre ist Sache derWeisheit, da die Liebe all das Ihrige gut nennt, und die Weisheit all das Ihrige wahr heit: da eineVerbindung von diesen in jedem Erschaffenen sei, wird man im Folgenden sehen.

    6. Von vielen wird anerkannt, da es nur eine einzige Substanz gebe, die auch die erste, und aus deralles sei; von welcher Beschaffenheit aber diese Substanz sei, wei man nicht; man meint, sie sei soeinfach, da es nichts Einfacheres gebe, und da sie einem Punkt verglichen werden knne, der keineDimension hat, und da aus unendlich vielen solcher Punkte Formen mit Dimension entstanden seien:

    allein dies ist eine Tuschung, entsprungen aus der Vorstellung des Rumlichen; denn dieserVorstellung gem erscheint das Kleinste als ein solches. Gleichwohl jedoch ist es Wahrheit, da etwasdesto mehr und desto vollstndiger sei, je einfacher und reiner es ist; worin der Grund liegt, da jeinwendiger ein Gegenstand betrachtet wird, desto Wundervolleres, Vollkommeneres und Schneres inihm erblickt wird, und da so in der ersten Substanz das Allerwundervollste, Vollkommenste undSchnste ist. Da dem so ist, kommt daher, da die erste Substanz aus der geistigen Sonne ist, die, wiegesagt, aus dem Herrn, und in welcher der Herr ist; jene Sonne ist daher selbst die einzige Substanz,und, da sie nicht im Raum ist, alles in allem, und im Grten und Kleinsten des erschaffenen Weltalls.Da diese Sonne die erste und einzige Substanz ist, aus der alles ist, so folgt, da in ihr unendlich mehrist als erscheinen kann in den aus ihr entstandenen Substanzen, die Substantiiertes und zuletztMaterielles heien. Da es in diesen nicht erscheinen kann, kommt daher, da es aus jener Sonne

    niedersteigt durch Stufen zweifacher Art, nach denen alle Vollkommenheiten abnehmen: daher rhrt esauch, da, wie oben gesagt worden ist, je innerlicher etwas betrachtet wird, desto Wundervolleres,Vollkommeneres und Schneres sich zeigt. Dies ist gesagt worden zum Beleg dessen, da das Gttlichein gewissem Abbild in jedem Erschaffenen ist, da es aber immer weniger und weniger zum Vorscheinkommt im Niederseigen durch die Grade, und noch weniger, wenn der von seinem hheren getrennteniedere Grad durch Einschlieung verdeckt wird von irdischen Stoffen. Doch dies mu notwendigdunkel erscheinen, wenn man nicht gelesen und gefat hat, was im Werk von der Gttlichen Liebe undder gttlichen Weisheit von der geistigen Sonne, Nr. 83-172; von den Stufen, Nr. 183-281; und von derSchpfung des Weltalls, Nr. 282-357 gezeigt worden ist.

    7.IV. Es ist [Wille] der gttlichen Vorsehung, da alles Erschaffene im Ganzen und in jedem Teileine solche Einheit sei, und wenn es keine ist, da es eine solche werde, das heit, da in jedem

    Erschaffenen etwas aus der gttlichen Liebe, und zugleich aus der gttlichen Weisheit sei, oder, wasdasselbe ist, da in jedem Erschaffenen Gutes und Wahres oder eine Verbindung des Guten und Wahrensei: weil das Gute Sache der Liebe und das Wahre Sache der Weisheit ist, wie oben Nr. 5 gesagtworden, so soll im Folgenden statt der Liebe und Weisheit hin und wieder das Gute und Wahre genanntwerden, und statt der Vereinigung der Liebe und Weisheit die Vermhlung des Guten und Wahren.

    8. Aus dem vorhergehenden Abschnitt erhellt, da die gttliche Liebe und die gttliche Weisheit,die im Herrn eins sind, und vom Herrn als eines hervorgehen, in gewissem Abbild in jedem von IhmErschaffenen sind. Nun soll auch im besonderen von jener Einheit oder Vereinigung, die eine Ehe desGuten und Wahren heit, etwas gesagt werden. Diese Ehe ist:

    I. Im Herrn selbst; denn wie gesagt, die gttliche Liebe und die gttliche Weisheit sind in Ihm

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    eines.II. Sie ist aus dem Herrn, denn in allem, was aus Ihm hervorgeht, sind Liebe und Weisheit vllig

    vereint; diese beiden gehen vom Herrn als der Sonne hervor, die gttliche Liebe wie Wrme, unddie gttliche Weisheit wie Licht.

    III. Sie werden zwar von den Engeln als zweierlei aufgenommen, vom Herrn aber bei ihnen vereinigt:

    hnliches geschieht bei den Menschen der Kirche.IV. Davon, da Liebe und Weisheit vom Herrn als eines bei den Engeln des Himmels und bei denMenschen der Kirche einflieen, und da sie aufgenommen werden von Engeln und Menschen,kommt es her, da der Herr im Wort Brutigam und Mann, und der Himmel und die Kirche Brautund Weib genannt wird.

    V. Inwieweit also der Himmel und die Kirche im allgemeinen, und der Engel des Himmels und derMensch der Kirche im besonderen in jener Vereinigung, oder in der Ehe des Guten und Wahrensind, insoweit sind sie Bild und hnlichkeit des Herrn; weil jene beiden im Herrn eins, odervielmehr der Herr selbst sind.

    VI. Die Liebe und Weisheit im Himmel und in der Kirche im allgemeinen und im Engel des Himmelsund im Menschen der Kirche sind eins, wenn Wille und Verstand, somit Gutes und Wahres einsausmachen, oder, was dasselbe ist, wenn Liebttigkeit und Glaube eins ausmachen; oder, was

    wiederum dasselbe ist, wenn die Lehre aus dem Wort und das Leben nach derselben einsausmachen.

    VII. Wie aber jene zwei im Menschen und in allem, was ihm angehrt, eins ausmachen, ist gezeigtworden im Werk von der Gttlichen Liebe und der gttlichen Weisheit, im 5. Teil, wogehandelt worden von der Schpfung des Menschen, und insbesondere vomEntsprechungsverhltnis des Willens und des Verstandes mit dem Herzen und der Lunge, von Nr.385-432.

    9. Wie aber jene beiden eins ausmachen in dem, was unterhalb oder auerhalb des Menschen ist,sowohl in den Subjekten des Tierreichs, als auch in denen des Pflanzenreichs, davon wird hin undwieder in der Folge gesprochen werden. Doch folgende 3 Punkte mssen vorausgeschickt werden.

    Erstens: Es bestand im Universum und in allem und jedem desselben, was vom Herrn geschaffenworden, eine Ehe des Guten und Wahren. Zweitens: Diese Ehe wurde nach der Schpfung beimMenschen getrennt. Drittens: Es ist [Absehen] der gttlichen Vorsehung, da das Getrennte vereint, undsomit, da die Ehe des Guten und Wahren wiederhergestellt werde. Diese drei Punkte sind mit vielenGrnden belegt worden im Werk von der Gttlichen Liebe und der gttlichen Weisheit, weswegennicht ntig ist, sie weiter zu begrnden; jeder kann auch durch seine Vernunft sehen, da der Herrbestndig darauf hinwirkt, diese Ehe des Guten und Wahren, da sie von der Schpfung her in allemGeschaffenen bestand, und erst spter getrennt wurde, wiederherzustellen, und da folglich dieWiederherstellung derselben, und somit die Verbindung des ganzen erschaffenen Alls mit dem Herrndurch den Menschen, [das Streben] der gttlichen Vorsehung ist.

    10. V. Das Gute der Liebe ist nur insoweit gut, als es vereint ist mit dem Wahren der Weisheit, und

    das Wahre der Weisheit ist nur insoweit wahr, als es vereint ist mit dem Guten der Liebe: dies hat dasGute und Wahre von seinem Ursprung her an sich; das Gute ist nmlich ursprnglich im Herrn, undebenso auch das Wahre, weil der Herr das Gute selbst und das Wahre selbst ist, und diese zwei in Ihmeins sind. Daher kommt, da das Gute bei den Engeln des Himmels und bei den Menschen der Erde insich [in se] nur insoweit gut ist, als es mit dem Wahren vereint, und das Wahre an sich nur insoweitwahr ist, als es mit dem Guten vereint ist. Da alles Gute und alles Wahre vom Herrn stamme, istbekannt; weil aber das Gute mit dem Wahren, und das Wahre mit dem Guten eins ausmacht, so folgt,da, damit das Gute an sich gut und das Wahre an sich wahr sei, beide in ihrem Aufnehmenden, d.i. demEngel des Himmels und dem Menschen der Erde, eins ausmachen mssen.

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    im Original he it es: weil dann das Gleich zeitige ein Aufeinanderfolgendes wirkt.

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    11. Es ist zwar bekannt, da alles im Universum sich auf das Gute und Wahre bezieht, weil unterdem Guten das verstanden wird, was alles der Liebe Angehrige allgemein umfat und in sich schliet,und unter dem Wahren dasjenige, was alles der Weisheit Angehrige allgemein umfat und in sichschliet; aber noch nicht bekannt ist, da das Gute nichts ist, wenn es nicht vereint ist mit dem Wahren,und ebenso das Wahre nichts ist, wenn es nicht vereint mit dem Guten ist: zwar scheint es, als ob das

    Gute ohne das Wahre, und das Wahre ohne das Gute etwas sei, aber sie sind es dennoch nicht; denn dieLiebe, deren Angehriges alles gut genannt wird, ist das Sein des Dinges, und die Weisheit, derenAngehriges alles wahr genannt wird, ist das Dasein [Existiere] des Dinges, wie im Werk von derGttlichen Liebe und der gttlichen Weisheit Nr. 14-16 gezeigt worden ist. Wie daher das Sein ohnedas Dasein nichts ist, und das Dasein nichts ohne das Sein, so ist auch das Gute ohne das Wahre, unddas Wahre ohne das Gute nichts. Auf gleiche Weise, was ist gut ohne Beziehung auf etwas? Kann manes gut nennen, da es doch weder Gegenstand irgendeiner Neigung, noch irgendeiner Wahrnehmung ist?Aber in Verbindung mit einem Guten, das anregt und sich wahrnehmen und fhlen lt, bezieht es sichauf das Wahre, weil auf das, was im Verstand ist. Sage zu jemand blo und allein gut, und nicht diesoder jenes ist gut, und siehe, ob dann das Gute ein Etwas ist; aber aus diesem oder jenem, was als einsmit dem Guten wahrgenommen wird, ist es ein Etwas; und dieses wird nirgend anderwrts mit demGuten vereint, als im Verstand, und aller Verstand bezieht sich auf das Wahre. Auf hnliche Weise

    verhlt es sich mit dem Wollen; ein Wollen ohne ein Wissen, Wahrnehmen und Denken dessen, was derMensch will, ist nichts; aber in Verbindung mit diesen ist es etwas. Alles Wollen gehrt der Liebe an,und bezieht sich auf das Gute, und alles Wissen, Wahrnehmen und Denken gehrt dem Verstand an, undbezieht sich auf das Wahre; hieraus ist offenbar, da das bloe Wollen (ein) Nichts ist, aber dieses oderjenes wollen (ein) Etwas ist. Auf gleiche Weise verhlt es sich mit jeder Nutzwirkung [usus], weil dieseein Gutes ist. Ist die Nutzwirkung nicht auf einen bestimmten Gegenstand gerichtet, mit dem sie einssein will, so ist sie keine Nutzwirkung, und hat somit keine Realitt; ihre Realitt entnimmt dieNutzwirkung aus dem Verstand, und das, was sich von da mit ihr verbindet oder ihr beifgt, bezieht sichauf das Wahre, und von diesem hat sie ihre Qualitt. Aus diesem wenigen kann man ersehen, da dasGute ohne das Wahre, und also auch das Wahre ohne das Gute keine Realitt hat. Wir sagen, da dasGute mit dem Wahren und das Wahre mit dem Guten Realitt habe, hieraus folgt aber, da das Bse mit

    dem Falschen, und das Falsche mit dem Bsen keine Realitt hat; denn sie sind jenen entgegengesetzt,und der Gegensatz zerstrt, und zwar zerstrt er hier die Realitt: doch hiervon in der Folge.

    12. Es gibt aber eine Ehe des Guten und Wahren in der Ursache, und eine solche von der Ursacheaus in der Wirkung. Die Ehe des Guten und Wahren in der Ursache ist die Ehe des Willens und desVerstandes, oder der Liebe und Weisheit. In allem, was der Mensch will und denkt, und hierausbeschliet und erstrebt, ist diese Ehe; diese Ehe geht in die Wirkung ein und macht sie; aber im Wirkenselbst erscheinen jene zwei gesondert, weil dann das Gleichzeitige ein Aufeinanderfolgendes bewirkt1.Wenn z.B. der Mensch sich ernhren, kleiden, eine Wohnung haben, ein Geschft oder Werk tun, sichunterreden will und darauf denkt, so will und denkt oder beschliet und erstrebt er es zuerst gleichzeitig;lt er aber dieses in die Wirkung bergehen, dann folgt eins auf das andere; im Willen und Gedankenhingegen bilden sie doch fortwhrend nur eins. Das Ntzliche in solchen Wirkungen gehrt der Liebe

    oder dem Guten an, die Mittel aber, den Nutzen hervorzubringen, gehren dem Verstand oder demWahren an. Dieses Allgemeine kann jeder durch Besonderes besttigen; nur mu er deutlichunterscheiden, was sich auf das Gute der Liebe und was sich auf das Wahre der Weisheit bezieht, undebenso, wie es sich in der Ursache und wie es sich in der Wirkung verhlt.

    13. Es ist schon einige Male bemerkt worden, da die Liebe das Leben des Menschen ausmacht;allein es ist hier nicht eine Liebe, die von der Weisheit, oder ein Gutes, das vom Wahren im Grade derUrsache getrennt wre, zu verstehen, da die getrennte Liebe oder das getrennte Gute keine Realitt hat;weshalb jene Liebe, die das innerste Leben des Menschen, das vom Herrn stammt, ausmacht, Liebe undWeisheit zugleich ist. Auch die Liebe, die das Leben des Menschen bildet, insofern er aufnehmend

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    nicht anderswoher fr: aliunde

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    [recipiens] ist, ist keine Liebe, die in der Ursache, sondern in der Wirkung getrennt ist. Denn keineLiebe kann gedacht werden ohne ihre Qualitt, ihre Qualitt aber ist die Weisheit. Die Qualitt oderWeisheit aber kann nur aus ihrem Sein hervorgehen, das die Liebe ist, und daher kommt es, da sie einssind. Ebenso das Gute und Wahre. Weil nun das Wahre aus dem Guten stammt, und die Weisheit ausder Liebe, deshalb werden beide zusammengenommen die Liebe oder das Gute genannt; denn die Liebe

    ist in ihrer Form Weisheit, und das Gute in seiner Form Wahrheit, aus der Form aber und nichtanderswoher1 stammt alle Qualitt. Hieraus kann man nun ersehen, da das Gute lediglich nur insoweitgut ist, als es vereint ist mit seinem Wahren, und das Wahre durchaus nur insoweit wahr, als es vereintist mit seinem Guten.

    14. VI. Das mit dem Wahren der Weisheit nicht vereinigte Gute der Liebe ist nicht gut an sich,sondern nur scheinbar Gutes, und das mit dem Guten der Liebe nicht vereinigte Wahre der Weisheit istnicht wahr an sich, sondern nur scheinbar Wahres. Es ist zwar Wahrheit, da es kein Gutes gibt, das ansich gut wre, wenn es nicht mit seinem Wahren, und kein Wahres, das an sich wahr wre, wenn esnicht mit seinem Guten vereinigt ist; es gibt jedoch ein vom Wahren getrenntes Gute, und ein vomGuten getrenntes Wahre; dieses findet sich bei Heuchlern und Schmeichlern, bei Bsen jeglicher Art,und bei denen, die im natrlichen Guten, aber nicht in irgend geistigem Guten sind; diese und jene

    knnen der Kirche, dem Vaterland, der Gesellschaft, den Mitbrgern, den Drftigen, den Armen, denWitwen und Waisen Gutes tun; sie knnen auch Wahrheiten einsehen, aus dem Einsehen denken, undaus dem Denken reden und lehren; dennoch aber ist dieses Gute und Wahre nicht innerlich, und alsonicht in sich gut und wahr bei ihnen, sondern es ist uerlich gut und wahr, somit nur scheinbar, dennes ist es nur ihrer selbst und der Welt wegen, nicht des Guten und Wahren wegen, folglich nicht aus demGuten und Wahren. Es gehrt daher nur dem Mund und dem Krper an, und nicht dem Herzen, und ltsich vergleichen mit Silber und Gold, womit man Schlacken oder faules Holz oder Unrat berzogen hat,und Wahrheiten der erwhnten Art lassen sich vergleichen mit der Luft beim Atmen, die verfliegt, odermit dem Irrlicht, das verschwindet, welche Dinge gleichwohl uerlich als echt erscheinen. So erscheintaber [das Gute und Wahre] bei jenen; es kann jedoch anders erscheinen bei denen, die es hren undaufnehmen, und es nicht wissen; denn einen jeden regt das uere an nach seinem Inneren; das Wahre,

    von welchem Mund es immer ausgesprochen werde, dringt nmlich ein in das Gehr des anderen, undwird vom Verstand aufgenommen in Gemheit seines Zustandes und seiner Beschaffenheit. Bei denen,die im natrlich Guten sind durch Vererbung und nicht in irgend geistig Gutem, verhlt es sich beinaheauf hnliche Weise; denn das Innere alles Guten und Wahren ist geistig, und dies treibt das Falsche undBse aus; das blo Natrliche dagegen ist diesen gnstig; dem Bsen und Falschen gnstig sein, und dasGute tun stimmt aber nicht zusammen.

    15. Da das Gute vom Wahren und das Wahre vom Guten getrennt werden kann, und nach derTrennung dennoch als Gutes und Wahres erscheint, kommt daher, da der Mensch das Vermgen zuhandeln besitzt, das Freiheit heit, und das Vermgen zu erkennen, das Vernunft heit. Vom Mibrauchdieser Vermgen kommt es her, da der Mensch im ueren als ein anderer erscheinen kann, als er imInneren ist, folglich, da der Bse Gutes tun und Wahres reden, oder der Teufel sich in einen Engel des

    Lichts verstellen kann. Doch hierber sehe man im Werk von der Gttlichen Liebe und der gttlichenWeisheit folgende Stellen: da der Ursprung des Bsen im Mibrauch der Vermgen liege, die demMenschen eigentmlich sind, und Vernunft und Freiheit genannt werden, Nr. 264-270; da diese beidenVermgen sowohl bei Guten als bei Bsen seien, Nr. 425; da die Liebe ohne Vermhlung mit derWeisheit, oder das Gute ohne Vermhlung mit dem Wahren, nichts tun knne, Nr. 401; da die Liebenur in Verbindung mit der Weisheit oder dem Verstand wirke, Nr. 409; da die Liebe sich mit derWeisheit oder dem Verstand verbinde, und mache, da die Weisheit oder der Verstand sich rckwirkendverbindet, Nr. 410-412; da die Weisheit oder der Verstand nach der ihm verliehenen Macht von derLiebe erhoben werden, und das, was dem Licht aus dem Himmel angehrt, wahrnehmen und in sichaufnehmen knne, Nr. 413; da die Liebe auf hnliche Weise erhoben werden und das aufnehmen

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    im Verstand, nicht fr: in intellectu

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    knne, was der Wrme aus dem Himmel angehrt, wenn sie ihren Gatten, die Weisheit, in dem Gradeliebt, Nr. 414, 415; da andernfalls die Liebe den Verstand oder die Weisheit wieder von seinerErhebung zurckziehe, damit er im Einklang mit ihr wirke, Nr. 416-418; da die Liebe im Verstand1

    nicht gereinigt werde, wenn sie nicht zugleich erhoben werden, Nr. 419-421; da die von der Weisheitim Verstand gereinigte Liebe geistig und himmlisch, dagegen die im Verstand befleckte Liebe sinnlich

    und krperlich werde, Nr. 422-424; da es sich mit der Nchstenliebe [charitas] und dem Glauben undihrer Verbindung ebenso verhalte wie mit der Liebe [amor] und Weisheit und ihrer Verbindung, Nr.427-430. Was die Nchstenliebe in den Himmeln sei, Nr. 431.

    16. VII. Der Herr gestattet nicht, da etwas geteilt sei, weshalb es entweder im Guten und zugleichim Wahren, oder im Bsen und zugleich im Falschen sein mu. Die gttliche Vorsehung des Herrn hatzum Zweck und wirkt darauf hin, da der Mensch im Guten und zugleich im Wahren sei; denn nur soist er sein Gutes und seine Liebe und auch sein Wahres und seine Weisheit, weil eben hierdurch derMensch Mensch ist; denn dann ist er ein Bild des Herrn. Weil aber der Mensch, solange er in der Weltlebt, im Guten und zugleich im Falschen sein kann, so auch im Bsen und zugleich im Wahren, ja sogarim Bsen und zugleich im Guten, somit gleichsam ein Doppelwesen, und diese Trennung jenes Bild undalso den Menschen selbst zerstrt, deshalb hat die gttliche Vorsehung des Herrn in allem und jedem ihr

    Absehen darauf, da diese Geteiltheit nicht bestehe; und weil es fr den Menschen zutrglicher ist, daer im Bsen und zugleich in Falschem sei, als im Guten und zugleich im Bsen, deshalb lt der Herrjenes zu, nicht weil Er es will, sondern weil Er es nicht verhindern kann um des Zweckes willen, der dieSeligmachung ist. Da der Mensch im Bsen und zugleich im Wahren sein, und der Herr um desZweckes, d.i. um der Erlsung willen es nicht verhindern kann, kommt daher, da der Verstand desMenschen in das Licht der Weisheit erhoben werden, und die Wahrheiten sehen, oder sie anerkennenkann, indem er sie hrt, obgleich seine Liebe unten [ohne Aufschwung] zurckbleibt. Denn so kann derMensch seinem Verstand nach im Himmel sein, seiner Liebe nach aber in der Hlle, und so zu sein kanndem Menschen nicht verweigert werden, weil ihm nicht genommen werden knnen die zwei Vermgen,durch die er Mensch ist, und sich von den Tieren unterscheidet, und vermittelst derer allein erwiedergeboren und so beseligt werden kann, und diese sind Vernunft und Freiheit. Denn durch diese

    kann der Mensch handeln der Weisheit gem, aber auch handeln gem einer Liebe der Nicht-Weisheit, und er kann aus der Weisheit oben herabsehen auf die Liebe unten, und somit auf seineGedanken, Absichten, Neigungen, also auf das Bse und Falsche, sowie das Gute und Wahre in Lebenund Lehre, ohne deren Erkenntnis und Anerkenntnis in sich er nicht gebessert werden kann. Von diesenzwei Vermgen ist schon oben die Rede gewesen, und soll in der Folge noch mehreres gesagt werden. -Dies also ist die Ursache, warum der Mensch im Guten und zugleich im Wahren, dann aber auch imBsen und zugleich im Falschen, und ebenso auch abwechselnd in dem einen und in dem anderen seinkann.

    17. In die eine oder andere Verbindung oder Vereinigung, d.h. des Guten und Wahren, oder desBsen und Falschen, kann der Mensch in dieser Welt nicht so leicht kommen; denn solange er hier lebt,wird er im Zustand der Besserung oder Wiedergeburt gehalten; aber in das eine oder andere kommt

    jeder Mensch nach dem Tode; weil er alsdann nicht mehr gebessert und wiedergeboren werden kann, sobleibt er, wie sein Leben in der Welt beschaffen gewesen, d.h. wie seine herrschende Liebe gewesenwar. Wenn er daher ein Leben der Liebe zum Bsen hatte, so wird ihm alles Wahre genommen, was ersich durch Lehrer, Predigt oder das Wort in der Welt erworben hatte; ist dieses aber entfernt, so saugter das mit seinem Bsen bereinstimmende Falsche ein, wie der Schwamm das Wasser, und umgekehrt;hatte er aber ein Leben der Liebe zum Guten, so wird alles Falsche entfernt, das er durch Hren oderLesen in der Welt angenommen, aber nicht bei sich begrndet hatte, und statt dessen wird ihm dasWahre gegeben, das mit seinem Guten bereinstimmt. Dies ist zu verstehen unter den Worten des Herrn:Nehmet von ihm das Talent, und gebet es dem, der zehn Talente hat; denn jedem, der da hat, wirdgegeben werden, da er die Flle habe, von dem aber, der nicht hat, wird auch das, was er hat,

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    genommen werden: Matth.25/28,29; 13/12; Mark.4/25; Luk.8/18; 19/24-26.

    18. Da ein jeglicher nach dem Tode entweder im Guten und zugleich im Wahren, oder im Bsenund zugleich im Falschen sein wird, kommt daher, da das Gute und Bse nicht verbunden werdenknnen, weder das Gute mit dem Falschen des Bsen, noch das Bse mit dem Wahren des Guten; denn

    es sind Entgegengesetzte, und Gegenstze streiten miteinander, bis einer den anderen zerstrt.Diejenigen, die im Bsen und zugleich im Guten sind, werden verstanden unter den Worten des Herrnan die Gemeinde zu Laodicea in der Offb.3/15,16: Ich kenne deine Werke, da du weder kalt, nochwarm bist: o da du doch kalt oder warm wrest! Weil du aber lau bist, und weder kalt noch warm, sowill Ich dich ausspeien aus Meinem Munde; und unter dem Ausspruch des Herrn: Niemand kannzweien Herren dienen, denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wirddem einen anhangen und den anderen verachten: Matth.6/24.

    19. VIII. Das, was im Guten und zugleich im Wahren ist, hat Realitt, und das, was im Bsen undzugleich im Falschen ist, hat keine Realitt. Da das, was im Guten und zugleich im Wahren ist, etwassei, darber sehe man oben Nr. 11, und hieraus folgt, da das Bse und zugleich Falsche nichts ist.Unter nichts sein, wird verstanden, da es keine Kraft und kein geistiges Leben habe. Diejenigen, die im

    Bsen und zugleich im Falschen sind, die alle in der Hlle sich befinden, haben zwar Kraft unter sich,denn der Bse kann Bses tun, und tut auch auf tausendfache Art Bses; er kann jedoch nur aus Bsemden Bsen Bses tun, aber nicht im geringsten kann er den Guten Bses tun, und wenn er den GutenBses tut, was bisweilen geschieht, so geschieht dies durch Verbindung mit ihrem Bsen. Hierausentstehen die Versuchungen, welche Anfechtungen sind vom Bsen bei ihnen und daher Kmpfe, durchwelche die Guten von ihrem Bsen befreit werden knnen. Weil die Bsen keine Macht haben, so ist dieganze Hlle vor dem Herrn nicht nur wie ein Nichts, sondern sie ist vllig ein Nichts ihrer Macht nach:da dem wirklich so sei, habe ich durch viele Erfahrungen besttigt gefunden. Das aber ist wunderbar,da alle Bsen sich fr mchtig und alle Guten sich fr nicht mchtig halten, und dies darum, weil dieBsen ihrer eigenen Macht, und somit ihrer List und Bosheit alles zuschreiben, und nichts dem Herrn,die Guten hingegen nichts ihrer eigenen Klugheit zuschreiben, sondern alles dem Herrn, Welcher der

    Allmchtige ist. Da das Bse und zugleich Falsche nichts sei, kommt auch daher, da kein geistigesLeben in demselben ist. Dies ist der Grund, warum das Leben der Hllischen nicht Leben, sondern Todgenannt wird. Da also alle Realitt dem Leben angehrt, so kann dem Tode keine Realitt zukommen.

    20. Diejenigen, die im Bsen und zugleich in Wahrheiten sind, knnen den Adlern verglichenwerden, die hoch fliegen, aber herabfallen, wenn ihnen die Flgel genommen sind, denn hnliches tunnach dem Tode, wenn sie Geister geworden sind, Menschen, welche Wahrheiten eingesehen, ber siegeredet, und sie gelehrt, gleichwohl aber in ihrem Leben nicht zu Gott aufgesehen hatten. Solcheerheben sich durch ihre Erkenntnis in die Hhe, und dringen bisweilen in die Himmel und stellen sichals Engel des Lichts; wenn ihnen aber die Wahrheiten genommen und sie fortgeschickt werden, so fallensie in die Hlle hinab. Wirklich bedeuten auch die Adler Menschen des Raubes, die ein intellektuellesSchauen haben, und die Flgel bezeichnen geistige Wahrheiten. Es wurde gesagt, da von dieser Art

    diejenigen seien, die kein Aufsehen zu Gott hatten in ihrem Leben; unter dem zu Gott aufsehen wirdaber nichts anderes verstanden, als: denken, da dies oder jenes Bse Snde sei gegen Gott, und esdeshalb nicht tun.

    21. IX. Die gttliche Vorsehung des Herrn macht, da das Bse und zugleich Falsche zumGleichgewicht, zur Beziehung, und zur Reinigung, und so zur Verbindung des Guten und Wahren beianderen dient. Aus dem Vorhergehenden kann man ersehen, da die gttliche Vorsehung des Herrnbestndig dahin wirkt, da beim Menschen das Wahre mit dem Guten und das Gute mit dem Wahrenvereinigt werde, aus dem Grunde, weil diese Vereinigung die Kirche und der Himmel ist; denn dieseVereinigung ist im Herrn, und ist in allem, was aus dem Herrn hervorgeht; und dieser Vereinigungwegen ist es, da der Himmel eine Ehe genannt wird, und ebenso die Kirche, und deshalb wird auch das

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    Reich Gottes im Wort mit der Ehe verglichen. In dieser Vereinigung liegt der Grund, da der Sabbathin der israelitischen Kirche das Heiligste des Gottesdienstes war; denn er bezeichnet diese Vereinigung.Daher kommt es auch, da im Wort und in allem und jedem desselben die Ehe des Guten und Wahrenist, worber man nachsehe die Lehre des neuen Jerusalem von der Heiligen Schrift Nr. 80-90. DieEhe des Guten und Wahren geht hervor aus der Ehe des Herrn mit der Kirche, und diese aus der Ehe der

    Liebe und Weisheit im Herrn, denn das Gute gehrt der Liebe und das Wahre der Weisheit an. Hierauslt sich ersehen, da es der bestndige Zielpunkt der gttlichen Vorsehung ist, beim Menschen dasGute mit dem Wahren und das Wahre mit dem Guten zu vereinen; denn so wird der Mensch mit demHerrn vereint.

    22. Weil aber viele diese Ehe zerrissen haben und noch zerreien, besonders durch die Trennungdes Glaubens von der ttigen Liebe, (denn der Glaube gehrt dem Wahren und das Wahre dem Glauben,und die ttige Liebe gehrt dem Guten und das Gute der ttigen Liebe an;) und hierdurch bei sich dasBse und Falsche verbinden, und somit zum Gegensatz geworden sind und noch werden, so wirdmittelst des Gleichgewichts, der Beziehung und Reinigung vom Herrn dafr gesorgt, da sie dennochzur Verbindung des Guten und Wahren bei anderen dienen.

    23. Vom Herrn wird Sorge getragen fr die Verbindung des Guten und Wahren bei anderen durchdas Gleichgewicht zwischen Himmel und Hlle. Aus der Hlle wird nmlich fortwhrend Bses undzugleich Falsches, aus dem Himmel hingegen fortwhrend Gutes und Wahres ausgehaucht [exhalatur].In diesem Gleichgewicht wird jeder Mensch erhalten, solange er in der Welt lebt, und durch dasselbe inder Freiheit des Denkens, Wollens, Redens und Handelns, in der er gebessert werden kann. ber diesesgeistige Gleichgewicht, vermge welchem der Mensch Freiheit hat, lese man nach im Werk vomHimmel und der Hlle Nr. 589-603.

    24. Vom Herrn wird Sorge getragen fr die Verbindung des Guten und Wahren durch dieBeziehung. Das Gute wird nmlich nicht erkannt nach seiner Beschaffenheit, auer durch die Beziehung[Relatio] zum weniger Guten, und durch den Gegensatz zum Bsen. Alles Wahrnehmen und Empfinden

    rhrt hiervon her, weil die Qualitt desselben ebenfalls daher stammt; denn so wird alles Angenehmewahrgenommen und empfunden nach Magabe eines weniger Angenehmen und durch Unangenehmes;alles Schne nach Magabe eines weniger Schnen und durch das Unschne; ebenso alles Gute derLiebe nach Magabe eines weniger Guten und durch das Bse, und alles Wahre der Weisheit nachMagabe eines weniger Wahren und durch das Falsche. In jeglichem Ding mu ein Mannigfaltiges seinvom Grten bis zum Kleinsten desselben, und wenn ein Mannigfaltiges auch in seinem Gegensatz vomKleinsten bis zum Grten ist, und ein Gleichgewicht eintritt, dann entsteht nach Graden von beidenSeiten ein Verhltnis [relativum], und das Wahrnehmen und Empfinden der Sache nimmt zu odervermindert sich. Man mu aber wissen, da der Gegensatz die Wahrnehmungen und Empfindungenaufhebt, und auch erhht; er hebt sie auf, wenn er sich beimischt; weshalb der Herr das Gute und dasBse genau voneinander geschieden hlt, damit sie sich beim Menschen nicht vermischen, so wie Erauch Himmel und Hlle voneinander geschieden hlt.

    25. Vom Herrn wird Sorge getragen fr die Verbindung des Guten und Wahren bei anderen durchdie Reinigung, die auf zweierlei Art geschieht, einmal durch Versuchungen, und dann durchFermentationen. Geistige Versuchungen sind nichts anderes, als Kmpfe gegen Bses und Falsches,welches aus der Hlle ausgehaucht wird und anregt; durch diese wird der Mensch von Bsem undFalschem gereinigt, und bei ihm das Gute mit dem Wahren und das Wahre mit dem Guten verbunden.Geistige Fermentationen geschehen auf verschiedene Weise, sowohl in den Himmeln, als auf Erden;aber auf der Welt wei man nicht, was sie sind, und wie sie geschehen. Sie sind nmlich Bses undzugleich Falsches, das, wenn es in Gesellschaften zugelassen wird, hnlich wirkt, wie die in Mehl undMost gebrachten Fermente, durch die das Fremdartige ausgeschieden, und das Gleichartige verbunden,und rein und klar wird: dies ist es, was verstanden wird unter den Worten des Herrn: Das Himmelreich

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    ist gleich dem Sauerteig [fermento], den ein Weib nahm, und verbarg ihn unter drei Seah Mehl, bis daes ganz durchsuert ward: Matth.13/33; Luk.13/21.

    26. Diese Nutzwirkungen werden vom Herrn vorgesehen aus der Verbindung des Bsen undFalschen, die bei denen ist, die in der Hlle sind; denn das Reich des Herrn, das nicht nur den Himmel,

    sondern auch die Hlle unter sich hat, ist ein Reich der Nutzwirkungen, und die Vorsehung des Herrnwirkt darauf hin, da daselbst niemand und nichts sei, von dem und durch das nicht etwas Ntzlichesgeschehe.

    Zweiter Teil

    Die gttliche Vorsehung des Herrn hat zum Endzweck

    den Himmel aus dem menschlichen Geschlecht

    27. Da der Himmel nicht aus Engeln bestehe, die von Anbeginn geschaffen wurden, und die Hllenicht aus irgendeinem Teufel, der als Engel des Lichts geschaffen und aus dem Himmel herabgestrztworden, sondern da sowohl Himmel als Hlle aus dem menschlichen Geschlecht bestehen; - derHimmel aus denen, die in der Liebe zum Guten und hieraus in der Erkenntnis des Wahren sind, und dieHlle aus denen, die in der Liebe zum Bsen und hieraus in Erkenntnis des Falschen sind; - ist mirdurch langen Verkehr mit Engeln und Geistern bekannt und gewi geworden. Man sehe auch hierber,was im Werk von Himmel und Hlle Nr. 311-316 gezeigt wurde; dann im kleinen Werk vomJngsten Gericht Nr. 14-27; und dann in der Fortsetzung vom Jngsten Gericht und von derGeisterwelt von Anfang bis zu Ende. Da nun der Himmel aus dem menschlichen Geschlecht ist, undda der Himmel ein Zusammenwohnen mit dem Herrn in Ewigkeit ist, so folgt, da dieser dem HerrnZweck der Schpfung war, und weil er Zweck der Schpfung war, so ist er auch Zweck Seinergttlichen Vorsehung. Der Herr hat das Universum nicht um Seinet-, sondern um derer willen

    erschaffen, mit denen Er im Himmel sein wird; denn die geistige Liebe ist von der Art, da sie demanderen das Ihrige geben will, und insoweit sie dieses vermag, ist sie in ihrem Sein, in ihrem Friedenund in ihrer Seligkeit. Dies entnimmt die geistige Liebe aus der gttlichen Liebe des Herrn, die aufunendliche Weise so beschaffen ist. Hieraus folgt, da die gttliche Liebe und somit die gttlicheVorsehung zum Zweck hat einen Himmel, der aus Menschen bestehe, die Engel geworden sind, undEngel werden, und denen sie alles Selige und Beglckende, was der Liebe und Weisheit angehrt,geben, und zwar geben knne aus sich selbst in ihnen. Auch vermag sie nicht anders, weil das Bild undEbenbild ihrer selbst von der Schpfung her in ihnen ist; das Bild [imago] in ihnen ist die Weisheit, unddas Ebenbild [similitudo] in ihnen ist die Liebe, und der Herr in ihnen ist die mit der Weisheit vereinigteLiebe und die mit der Liebe vereinigte Weisheit, oder, was dasselbe ist, Er ist das mit dem Wahrenvereinte Gute und das mit dem Guten vereinte Wahre; von welcher Vereinigung im vorhergehenden

    Abschnitt gehandelt wurde: weil man aber nicht wei, was der Himmel ist im Allgemeinen oder beimehreren, und was der Himmel ist im Besonderen oder bei einem einzelnen; ferner, was der Himmel istin der geistigen Welt, und was der Himmel in der natrlichen Welt, und doch, da er der Endzweck dergttlichen Vorsehung ist, viel daran liegt, es zu wissen, so will ich es einigermaen ins Licht stellen, infolgender Ordnung:

    I. Der Himmel ist Verbindung mit dem Herrn.II. Der Mensch ist von der Schpfung her so beschaffen, da er immer inniger [propius] mit dem

    Herrn verbunden werden kann.III. Je inniger der Mensch sich mit dem Herrn verbindet, desto weiser wird er.IV. Je inniger der Mensch sich mit dem Herrn verbindet, desto glcklicher wird er.V. Je inniger sich der Mensch mit dem Herrn verbindet, desto augenflliger scheint es ihm, als ob er

    sich angehre, und desto klarer erkennt er, da er dem Herrn angehrt.

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    28. I. Der Himmel ist Verbindung mit dem Herrn. Der Himmel ist nicht Himmel aus den Engeln,sondern aus dem Herrn; denn die Liebe und Weisheit, in denen die Engel sind, und die den Himmelmachen, sind nicht aus ihnen, sondern aus dem Herrn; ja sie sind der Herr in ihnen: und weil Liebe undWeisheit des Herrn sind, und der Herr darin ist, und die Liebe und Weisheit ihr Leben ausmacht, so istoffenbar, da ihr Leben dem Herrn angehrt, ja der Herr ist. Da sie nur vom Herrn leben, bekennen die

    Engel selbst. Hieraus kann man ersehen, da der Himmel die Verbindung mit dem Herrn ist. Weil esaber mancherlei Verbindung mit dem Herrn gibt, und daher nicht der gleiche Himmel dem einen wiedem anderen ist, so folgt auch, da der Himmel sich gem der Verbindung mit dem Herrn verhlt: dadie Verbindung mehr oder weniger nah, und mehr oder weniger entfernt sei, wird man im folgendenAbschnitt sehen. Hier soll einiges von jener Verbindung gesagt werden; wie sie entsteht, und welcherArt sie ist. Es besteht eine Verbindung des Herrn mit den Engeln, und der Engel mit dem Herrn, somiteine wechselseitige. Der Herr wirkt ein in die Liebe des Lebens der Engel, und die Engel nehmen denHerrn auf in der Weisheit, und durch diese verbinden sie sich wechselseitig (mit) dem Herrn. Man muaber wohl merken, da es den Engeln scheint, als ob sie selbst sich mit dem Herrn durch die Weisheitverbnden, da es aber gleichwohl der Herr ist, Der sie mit Sich durch die Weisheit verbindet; denn ihreWeisheit ist ja auch vom Herrn. Es verhlt sich ebenso, wenn man sagt, da der Herr Sich mit denEngeln durch das Gute verbinde, und da die Engel sich dagegen wiederum [vicissim] mit dem Herrn

    durch das Wahre verbinden; denn alles Gute gehrt der Liebe und alles Wahre der Weisheit an. Weilaber diese wechselseitige Verbindung ein Geheimnis ist, das wenige verstehen knnen, wenn es nichtausgelegt wird, so will ich es soviel als mglich durch faliche Darstellung enthllen. Im Werk von derGttlichen Liebe und der gttlichen Weisheit Nr. 404 und 405, ist gezeigt worden, wie sich die Liebemit der Weisheit verbindet, da es nmlich geschieht durch die Wibegierde [affectio sciendi], aus derLiebe zum Wahren [affectio veri] hervorgeht, und durch das Verlangen nach Erkenntnis [affectiointelligendi], aus der eine Wahrnehmung des Wahren stammt, und durch ein Verlangen, das zu schauen,was man wei und erkennt, woraus das Denken hervorgeht. - In alle diese Neigungen wirkt der Herr ein,denn sie sind Ableitungen aus der Liebe des Lebens eines jeden, und die Engel nehmen jenen Einfluauf im Wahrnehmen des Wahren, und im Denken; denn in diesem erscheint ihnen jenes Einflieen,nicht aber in den Neigungen. Da nun die Wahrnehmungen und Gedanken den Engeln als ihnen

    angehrend erscheinen, whrend sie doch aus den Neigungen hervorgehen, die vom Herrn sind, so hates den Anschein, da die Engel sich dagegen wiederum [reciproce] mit dem Herrn verbinden, whrenddoch der Herr sie mit Sich verbindet -; denn die Neigung selbst bringt jene [die Wahrnehmungen undGedanken] hervor; diese Neigung nmlich, die der Liebe angehrt, ist es, welche die Seele von jenen ist;denn niemand kann etwas wahrnehmen und denken ohne Neigung, und ein jeder nimmt wahr und denktgem einer Neigung. Hieraus ist offenbar, da die wechselseitige Verbindung der Engel mit dem Herrnnicht aus ihnen stammt, sondern nur wie aus ihnen. Von dieser Art ist auch die Verbindung des Herrnmit der Kirche und der Kirche mit dem Herrn, die eine himmlische und geistige Ehe heit.

    29. Alle Verbindung in der geistigen Welt geschieht durch ein Hinsehen [inspectio]. Wenn einerdaselbst an den anderen denkt aus dem Verlangen, mit ihm zu sprechen, so wird der andere sogleichgegenwrtig, und es sieht der eine den anderen von Angesicht zu Angesicht; hnliches geschieht, wenn

    einer an den anderen denkt aus einer Neigung der Liebe; durch diese Neigung aber entsteht Verbindung,durch jene andere aber nur Gegenwart. Dies ist eine Eigentmlichkeit der geistigen Welt. Der Grundhiervon ist, da alle daselbst geistig sind. Anders verhlt es sich in der natrlichen Welt, in der allemateriell sind. In der natrlichen Welt geschieht hnliches bei den Menschen in den Neigungen undGedanken ihres Geistes. Weil aber in der natrlichen Welt Rume sind, in der geistigen Welt dagegendie Rume nur Scheinbarkeiten [apparentiae] sind, deshalb geschieht in letzterer Welt das wirklich, wasim Denken eines jeglichen Geistes vorgeht. Dies wurde gesagt, damit man wissen mge, wie dieVerbindung des Herrn mit den Engeln geschieht, und die scheinbar wechselseitige der Engel mit demHerrn. Alle Engel nmlich wenden ihr Angesicht dem Herrn zu, und der Herr blickt ihnen auf die Stirne,[aspicit illos in fronte] die Engel aber sehen den Herrn durch die Augen [aspiciunt Dominom oculis].Dies geschieht darum, weil die Stirne der Liebe und ihren Neigungen entspricht, und die Augen der

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    Weisheit und ihren Wahrnehmungen entsprechen. Dennoch aber wenden die Engel nicht aus sich ihrAngesicht dem Herrn zu, sondern der Herr wendet sie Sich zu, nmlich durch ein Einflieen in dieLiebe ihres Lebens, und durch diese geht Er in die Wahrnehmungen und Gedanken ein, und auf dieseWeise wendet Er sie [Sich zu]. Eine solche Kreisbewegung der Liebe zu den Gedanken und von denGedanken zur Liebe durch die Liebe ist in allen [Teilen] des menschlichen Gemts, und diese

    Kreisbewegung kann man den Lebenskreis [circulus vitae] nennen. Hierber sehe man auch einiges imWerk von der Gttlichen Liebe und der gttlichen Weisheit, als: da die Engel ihr Angesichtbestndig dem Herrn als Sonne zuwenden, Nr. 129-134; da alles Innere, sowohl des Gemts, als desKrpers der Engel auf hnliche Weise dem Herrn als Sonne zugewendet sei, Nr. 135-139; da einjeglicher Geist, wie er auch beschaffen sei, auf hnliche Weise seiner herrschenden Liebe sich zuwende,Nr. 140-145; da die Liebe sich mit der Weisheit verbinde, und bewirke, da die Weisheit wechselseitigverbunden wird, Nr. 410-412; da die Engel im Herrn seien und der Herr in ihnen sei, und da, weil dieEngel [nur] Aufnehmende sind, der Herr allein der Himmel sei, Nr. 113-118.

    30. Der Himmel des Herrn in der natrlichen Welt wird Kirche genannt, und der Engel diesesHimmels ist der Mensch der Kirche, der mit dem Herrn verbunden ist. Ein solcher wird auch nachseinem Austritt aus der Welt ein Engel des geistigen Himmels; woraus erhellt, da vom menschlichen

    Himmel, Kirche genannt, hnliches zu verstehen ist, wie das, was vom Engelhimmel gesagt wurde. Jenewechselseitige Verbindung mit dem Herrn, die den Himmel bei den Menschen macht, ist vom Herrngeoffenbart worden im Ausspruch bei Joh.15/4,5,7: Bleibet in Mir, und Ich in euch; wer in Mir bleibt,und Ich in ihm, der bringt viele Frucht; denn ohne Mich knnet ihr nichts tun.

    31. Hieraus kann man ersehen, da der Herr der Himmel ist, nicht nur im allgemeinen bei allendaselbst, sondern auch im besonderen bei einem jeglichen daselbst. Jeder Engel ist nmlich ein Himmelin kleinster Gestaltung. Aus so vielen Himmeln, als es Engel gibt, besteht der Himmel im allgemeinen.Da es sich so verhlt, sehe man im Werk vom Himmel und der Hlle Nr. 51-58. Weil dem so ist, somge denn keiner in sich den Irrtum nhren, der bei vielen in den ersten Gedanken fllt, da der Herr imHimmel unter den Engeln sei, oder da Er bei ihnen sei wie ein Knig in seinem Reich; Er ist ber

    ihnen, dem Anblick nach in der Sonne daselbst, aber ihrem Leben der Liebe und Weisheit nach in ihnen.

    32.II. Da der Mensch von der Schpfung her so beschaffen sei, da er immer inniger mit demHerrn verbunden werden kann, kann man ersehen aus dem, was im Werk von der Gttlichen Liebe undder gttlichen Weisheit, im dritten Teil, von den Graden gezeigt worden ist, insbesondere ausfolgendem daselbst: da es drei gesonderte oder Hhengrade in den Menschen gebe von der Schpfungher, Nr. 230-235; da diese drei Grade in jedem Menschen von der Geburt her seien, und da, sowie sieaufgeschlossen werden, der Mensch im Herrn sei, und der Herr in ihm, Nr. 236-241; und da alleVollkommenheiten wachsen und aufsteigen mit den Graden, und gem denselben, Nr. 199-204; woraushervorgeht, da der Mensch von der Schpfung her so beschaffen ist, da er durch Grade immer innigermit dem Herrn verbunden werden kann. Man mu vor allem erst wissen, was die Grade sind, und dasie von zweierlei Art sind, gesonderte oder Hhengrade, und stetig fortlaufende oder Breitengrade, und

    worin ihr Unterschied besteht; ferner, da jeglicher Mensch von der Schpfung her und somit vonGeburt aus drei gesonderte oder Hhengrade hat, und da der Mensch, wenn er geboren wird, in denersten Grad kommt, welcher der natrliche genannt wird, und da er diesen Grad bei sich fortwhrenderhhen kann, bis da er vernnftig wird; und da er in den zweiten Grad kommt, welcher der geistigegenannt wird, wenn er nach den geistigen Gesetzen der Ordnung lebt, welche die gttlichen Wahrheitensind, und da er auch in den dritten Grad, welcher der himmlische genannt wird, kommen kann, wenner nach den himmlischen Gesetzen der Ordnung lebt, die das gttlich Gute sind. Diese Grade werdenvom Herrn beim Menschen seinem Leben in dieser Welt gem wirklich aufgeschlossen, jedoch nichteher wahrnehmbar und fhlbar, als nach seinem Austritt aus dieser Welt, und so wie sie aufgeschlossenund hernach vervollkommnet werden, so wird der Mensch nher und nher mit dem Herrn verbunden.Diese Verbindung kann durch Annherung in Ewigkeit zunehmen, und nimmt auch bei den Engeln in

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    Ewigkeit zu; dennoch aber kann der Engel nicht bis zum ersten Grade der Liebe und Weisheit des Herrngelangen, oder ihn erreichen, weil der Herr der Unendliche, der Engel aber endlich ist, und zwischendem Unendlichen und Endlichen kein Verhltnis stattfindet. Da nun niemand den Zustand desMenschen, und den Zustand seiner Erhebung und Annherung zum Herrn erkennen kann, wenn er nichtjene Grade kennt, deshalb ist im Werk von der Gttlichen Liebe und der gttlichen Weisheit, Nr. 173-

    281 besonders hiervon gehandelt worden, was man nachsehe.

    33. Mit wenigem soll nun gesagt werden, wie der Mensch inniger mit dem Herrn verbundenwerden kann, und hernach, wie diese Verbindung immer inniger erscheint. Wie wird der Mensch immerinniger mit dem Herrn verbunden? Es geschieht nicht durch das Wissen allein, auch nicht durch dieEinsicht allein, ja auch nicht durch die Weisheit allein, sondern durch ein mit diesen verbundenesLeben. Das Leben des Menschen ist seine Liebe, und die Liebe ist vielfltig. Im allgemeinen gibt es eineLiebe zum Bsen und eine Liebe zum Guten. Die Liebe zum Bsen ist die Liebe, Ehebruch zu begehen,sich zu rchen, zu betrgen, zu lstern, andere ihrer Gter zu berauben: im Denken und Tun solcherDinge fhlt die Liebe zum Bsen Wonne und Lust. Auslufe [derivationes] oder Neigungen dieserLiebe gibt es so viele, als es Bses gibt, wozu sie sich determiniert hat, und Wahrnehmungen undGedanken dieser Liebe gibt es so viele, als es Falsches gibt, was jenes Bse begnstigt und es

    begrndet. Dieses Falsche verbindet sich zur Einheit mit jenem Bsen, wie der Verstand mit dem Willensich zur Einheit verbindet; sie trennen sich nicht voneinander, weil eines dem anderen angehrt. Da nunder Herr in die Lebensliebe eines jeglichen einwirkt, und vermittelst ihrer Neigungen in dieWahrnehmungen und Gedanken, und nicht umgekehrt, wie oben gesagt wurde, so folgt, da Er Sichnicht inniger verbinden kann, als so weit die Liebe zum Bsen mit ihren Neigungen, die Begierden sind,entfernt ist; und weil diese im natrlichen Menschen ihren Sitz haben, und der Mensch alles, was er ausdem natrlichen Menschen tut, so empfindet, als ob er es aus sich tue; weshalb der Mensch auch dasBse jener Liebe wie aus sich entfernen mu, und in dem Grad, als er sie entfernt, der Herr auch nherzu ihm tritt, und Sich mit ihm verbindet, so kann jeder aus seiner Vernunft sehen, da die Begierden mitihren Lsten die Tren vor dem Herrn versperren und verschlieen, und da sie vom Herrn nichtausgetrieben werden knnen, solange der Mensch selbst die Tren verschlossen hlt, und von auen her

    drngt und treibt, da sie nicht aufgetan werden. Da der Mensch selbst ffnen msse, erhellt aus denWorten des Herrn in der Offb.3/20: Siehe, Ich stehe vor der Tre und klopfe an; wenn jemand MeineStimme hrt, und die Tre auftut, so will Ich zu ihm eingehen und Abendmahl mit ihm halten, und ermit Mir. Hieraus ergibt sich, da insoweit jemand das Bse als teuflisch und als den Eingang des Herrnversperrend flieht, insoweit auch er mit dem Herrn immer inniger verbunden wird, und zwar derjenigeam innigsten, der jene bsen Begierden als ebenso viele schwarze und feurige Teufel verabscheut; denndas Bse und der Teufel sind eins; und das Falsche des Bsen und der Satan sind auch eins. So wienmlich ein Einflu des Herrn stattfindet in die Liebe des Guten und in ihre Neigungen, und durch diesein die Wahrnehmungen und Gedanken, die alle aus dem Guten, in welchem der Mensch ist, denCharakter der Wahrheit an sich tragen, so findet ein Einflu des Teufels, d.i. der Hlle, statt in die Liebedes Bsen und ihre Neigungen, welche Begierden sind, und durch diese in die Wahrnehmungen undGedanken, die alle aus dem Bsen, in welchem der Mensch ist, den Charakter des Falschen an sich

    haben.Wie erscheint nun jene Verbindung immer nher? Je mehr das Bse im natrlichen Menschen

    entfernt worden ist durch das Fliehen und Verabscheuen desselben, desto inniger wird der Mensch mitdem Herrn verbunden; und weil Liebe und Weisheit, die der Herr selbst sind, nicht im Raum sind; -(denn die der Liebe angehrige Neigung und das der Weisheit angehrige Denken haben nichts mit demRaum gemein;) - so erscheint der Herr nher gem der Verbindung durch Liebe und Weisheit, undumgekehrt entfernter gem der Verwerfung der Liebe und Weisheit. Einen Raum gibt es in dergeistigen Welt nicht, sondern dort sind Entfernung und Gegenwart Scheinbarkeiten [apparentiae] jenach den hnlichkeiten und Unhnlichkeiten der Neigungen; denn, wie gesagt, die Neigungen, die derLiebe angehren, und die Gedanken, die der Weisheit angehren, und in sich geistig sind, sind nicht imRaum. Hierber sehe man, was im Werk von der Gttlichen Liebe und der gttlichen Weisheit Nr. 7-

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    10 und Nr. 69-72 und anderwrts, gezeigt worden ist. Die Verbindung des Herrn mit dem Menschen, beidem das Bse entfernt ist, wird verstanden unter den Worten des Herrn: Die reines Herzens sind,werden Gott schauen: Matth.5/8, und unter diesen: Wer Meine Gebote hat, und danach tut, bei demwerde Ich Wohnung machen: Joh.14/21,23. Die Gebote haben heit: wissen, und die Gebote tunheit: lieben. Denn ebendaselbst wird auch gesagt: Wer Meine Gebote tut, der ist es, der Mich liebt.

    34.III. Je inniger der Mensch mit dem Herrn verbunden wird, desto weiser wird er. Wie dreiGrade des Lebens beim Menschen sind von der Schpfung und somit von Geburt her, wovon soeben Nr.32 die Rede war, so sind insbesondere drei Grade der Weisheit bei ihm. Diese Grade sind es, die beimMenschen sich erschlieen der Verbindung gem; sie erschlieen sich gem der Liebe; denn Liebe isteben die Verbindung; aber das Aufsteigen der Liebe nach Graden wird vom Menschen nur dunkelwahrgenommen; das Aufsteigen der Weisheit dagegen klar bei denen, welche wissen und sehen, wasWeisheit ist. Der Grund, warum die Grade der Weisheit wahrgenommen werden, liegt darin, da dieLiebe durch die Neigungen in die Wahrnehmungen und Gedanken eindringt, und diese sich darstellender inneren Anschauung des Gemts, die der ueren Anschauung des Krpers entspricht; woher dannrhrt, da die Weisheit zur Erscheinung kommt, und nicht ebenso die Neigung der Liebe, die jeneerzeugt. Es verhlt sich hiermit, wie mit allem, was wirklich vom Menschen geschieht; man bemerkt

    zwar, wie der Krper es wirkt, aber nicht, wie die Seele. So nimmt man auch wahr, wie der Menschnachsinnt, wahrnimmt und denkt, aber nicht wie die Seele dieser [Funktionen], welche die Neigung zumGuten und Wahren ist, sie hervorbringt. Es gibt aber drei Grade der Weisheit, einen natrlichen, einengeistigen und einen himmlischen; im natrlichen Grad der Weisheit ist der Mensch, solange er in derWelt lebt. Dieser Grad kann hier bei ihm bis zu seinem hchsten Punkt vervollkommnet werden, ohnejedoch in den geistigen Grad eindringen zu knnen, weil dieser Grad nicht in stetiger Weise [percontinuum] sich an den natrlichen Grad anschliet, sondern durch Korrespondenzen [Entsprechungen]mit ihm verbunden wird. Im geistigen Grad der Weisheit ist der Mensch nach dem Tode, und auchdieser Grad ist von der Art, da er bis zu seinem hchsten Punkt vervollkommnet werden kann, ohnejedoch in den himmlischen Grad eindringen zu knnen, weil dieser Grad auch nicht in stetiger Weisesich an den geistigen Grad anschliet, sondern durch Korrespondenzen mit ihm verbunden wird.

    Hieraus kann man ersehen, da die Weisheit in dreifachem Verhltnis erhoben, und in jedem Grad ineinfachem Verhltnis bis zu seinem hchsten Punkt vervollkommnet werden kann. Wer die Erhebungenund Vollendungen dieser Grade begreift, der kann einigermaen das erfassen, was von derEngelsweisheit gesagt wurde, da sie nmlich unaussprechlich sei. Sie ist auch wirklich sounaussprechlich, da tausend Vorstellungen eines Gedankens der Engel aus ihrer Weisheit nicht mehrals eine Vorstellung des Gedankens der Menschen aus ihrer Weisheit darstellen knnen; jene 999Vorstellungen des Gedankens der Engel knnen nicht eingehen, weil sie bernatrlich sind. Da eswirklich so sei, wurde mir fter verstattet durch lebendige Erfahrung zu erkennen. Allein, wie schongesagt worden, niemand kann in jene unaussprechliche Weisheit der Engel kommen, auer durchVerbindung mit dem Herrn, und dieser gem; denn der Herr allein erschliet den geistigen Grad undden himmlischen Grad, aber nur bei jenen, die aus Ihm weise sind; und die sind aus dem Herrn weise,die den Teufel, d.i. das Bse, von sich ausstoen.

    35. Niemand aber mge glauben, da jemand Weisheit besitze, weil er vieles wei, und es ineinigem Licht auffat, und weil er verstndig davon reden kann, wofern sie nicht mit der Liebeverbunden ist; denn die Liebe bringt sie vermittelst ihrer Neigungen hervor. Ist sie nicht mit der Liebeverbunden, so ist sie wie ein Meteor in der Luft, der verschwindet, und wie eine Sternschnuppe; aber diemit der Liebe verbundene Weisheit ist wie das bleibende Licht der Sonne, und wie ein Fixstern. DieLiebe zur Weisheit hat der Mensch, insoweit er die teuflische Rotte, d.h. die Begierden des Bsen undFalschen verabscheut.

    36. Die Weisheit, die zur Wahrnehmung gelangt, ist das Innewerden des Wahren aus der Neigungzu diesem, insbesondere das Innewerden des geistig Wahren. Denn es gibt ein brgerliches, ein

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    moralisches, und ein geistiges Wahre. Diejenigen, die im Innewerden des geistig Wahren aus Neigungzu demselben sind, sind auch im Innewerden des moralisch Wahren und des brgerlich Wahren; denndie Neigung zum geistig Wahren ist die Seele jener [anderen Erkenntnisse.] Ich sprach zuweilen mitEngeln ber die Weisheit, welche sagten, da die Weisheit eine Verbindung mit dem Herrn sei, weil derHerr die Weisheit selbst ist, und da zu dieser Verbindung derjenige gelange, der die Hlle von sich

    ausstt, und zwar in dem Grad, als er sie ausstt. Sie sagten, da sie sich die Weisheit als einenherrlichen und prchtig verzierten Palast vorstellen, zu dem man auf zwlf Stufen emporsteigt, und daniemand zur ersten Stufe gelange, auer vom Herrn durch die Verbindung mit Ihm, und da jeder nachMagabe der Verbindung emporsteige, und sowie er emporsteige, auch erkenne, da niemand von sich,sondern vom Herrn weise sei; ferner, da das, was er wei, im Verhltnis zu dem, was er nicht wei,sich verhalte, wie einige Tropfen zu einem groen See. Durch die zwlf Stufen zum Palast der Weisheitwird bezeichnet das mit dem Wahren verbundene Gute und die mit dem Guten verbundenenWahrheiten.

    37.IV. Je inniger der Mensch mit dem Herrn verbunden wird, desto glcklicher wird er. hnliches,wie das, was oben Nr. 32 und 34 von den Graden des Lebens und der Weisheit nach der Verbindung mitdem Herrn gesagt wurde, kann auch von den Graden der Glckseligkeit gesagt werden. Denn die

    Glckseligkeiten, oder Seligkeiten und Wonnen steigen empor, je nachdem die oberen Grade desGemts, die der geistige und himmlische genannt werden, sich aufschlieen beim Menschen, und jeneGrade wachsen nach seinem Leben in der Welt in Ewigkeit fort.

    38. Kein Mensch, der in den Lustreizen der Begierden zum Bsen ist, vermag etwas zu wissen vonden Lustreizen der Neigungen zum Guten, in denen der Engelhimmel ist; denn jene Lustreize sind sichgnzlich entgegengesetzt im Inneren, und somit auch im Inwendigen des ueren; auf der Oberflcheselbst aber sind sie nur wenig verschieden. Jede Liebe nmlich hat ihre Lustreize, auch die Liebe zumBsen bei jenen, die in Begierden sind, wie z.B. die Liebe zum Ehebruch, zur Rache, zum Betrgen,zum Stehlen, zur Grausamkeit, ja sogar bei den Schlechtesten die Liebe, das Heilige der Kirche zulstern, und giftige Reden gegen Gott auszustoen. Die Quelle jener Lustgefhle ist die Liebe zu

    Herrschen aus Selbstliebe; diese Lustgefhle [jucunditates] entstehen aus den Begierden, die das Inneredes Gemts erfllen; aus diesen flieen sie in den Krper herab, und erregen daselbst Unreines, das dieNerven kitzelt; hierdurch entsteht aus dem Lustreiz des Gemts den Begierden gem die angenehmeErregung [jucundatio] des Krpers. Wie und von welcher Art dieses Unreine sei, das die Nerven ihresKrpers kitzelt, wird jedem nach seinem Hinscheiden zu wissen gegeben in der geistigen Welt. Imallgemeinen bezieht es sich auf Aas, Unrat, Dnger, belriechende und urinartige Dinge; denn vonsolchen Unreinigkeiten ist ihre Hlle angefllt. Da dies Entsprechungen seien, darber sehe maneiniges nach im Werk von der Gttlichen Liebe und der gttlichen Weisheit Nr. 422-424; allein diesehlichen Lustgefhle verwandeln sich, wenn jene in die Hlle gekommen sind, in Abscheulichkeiten.Dies wurde gesagt, damit man verstehen knne, wie und von welcher Art die Glckseligkeit desHimmels sei, worber nun im Folgenden; denn alles wird aus seinem Gegensatz erkannt.

    39. Die Seligkeiten, Wonnen, Lustgefhle und Annehmlichkeiten, kurz die Glckseligkeiten desHimmels, knnen nicht mit Worten beschrieben, im Himmel aber wohl mit dem Sinn empfundenwerden; denn was blo mit dem Sinn empfunden wird, kann nicht beschrieben werden, weil es nicht indie Vorstellungen des Denkens fllt, und also auch nicht in die Worte. Der Verstand nmlich ist esallein, welcher schaut, und er schaut das, was Sache der Weisheit oder des Wahren ist, aber nicht, wasSache der Liebe oder des Guten ist. Deshalb sind jene Glckseligkeiten unausdrckbar, steigen aberdennoch in gleichem Grad mit der Weisheit empor. Ihre Verschiedenheiten sind unendlich, und jedederselben ist unaussprechlich. Ich habe es gehrt, und es empfunden. Diese Glckseligkeiten gehen aberin den Menschen ein, je nachdem er die Begierden der Liebe zum Bsen und Falschen wie aus sich, aberdennoch aus dem Herrn, entfernt. Denn diese Glckseligkeiten gehren den Neigungen zum Guten undWahren an, und diese sind den Begierden des Bsen und Falschen entgegengesetzt. Die

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    Glckseligkeiten der Neigungen der Liebe des Guten und Wahren beginnen vom Herrn, also vomInnersten, und verbreiten sich von da in das Untere, bis zum Letzten, und erfllen so den Engel, undbewirken, da er gleichsam ganz Wonne wird. Dergleichen Glckseligkeiten sind mit unendlichenVerschiedenheiten in jeder Neigung zum Guten und Wahren, besonders in der Liebe zur Weisheit.

    40. Die Lustgefhle der Begierden zum Bsen, und die der Neigungen zum Guten, kann man nichtvergleichen, weil inwendig in den Lustgefhlen der Begierden zum Bsen der Teufel, und inwendig inden Lustgefhlen der Neigungen zum Guten der Herr ist. Sollen sie verglichen werden, so knnen dieLustreize der Begierden zum Bsen nur verglichen werden mit den geilen Lustreizen der Frsche in denTeichen, so wie mit denen der Schlangen in den Morsten; die Lustreize der Neigungen zum Gutenhingegen lassen sich vergleichen mit den Wonnegefhlen in Grten und Blumenauen. Denn hnlichesmit dem, was Frsche und Schlangen anregt, regt auch jene in der Hlle an, die in den Begierden zumBsen sind, und hnliches mit dem, was die Gefhle in Grten und Blumenauen anregt, regt jene in denHimmeln an, die in den Neigungen zum Guten sind. Denn, wie schon oben gesagt wurde, dasentsprechende Unreine regt die Bsen an, und das entsprechende Reine regt die Guten an.

    41. Hieraus kann man ersehen, da jeder desto glckseliger wird, je inniger er sich mit dem Herrn

    verbindet. Diese Glckseligkeit tut sich aber selten in der Welt kund, weil der Mensch hier imnatrlichen Zustand ist, und das Natrliche nicht in stetig fortlaufender Weise [per continuum] mit demGeistigen in Gemeinschaft steht, sondern durch Entsprechungen, und diese Gemeinschaft nur durch einegewisse Seelenruhe und einen Seelenfrieden gefhlt wird, der besonders nach Kmpfen gegen das Bseeintritt; wenn aber der Mensch den natrlichen Zustand ablegt, und in den geistigen Zustand eintritt,was nach dem Austritt aus der Welt geschieht, dann offenbart sich allmhlich die oben beschriebeneGlckseligkeit.

    42.V. Je inniger der Mensch mit dem Herrn verbunden wird, desto deutlicher scheint es ihm, daer sich selbst angehre, und desto klarer erkennt er, da er dem Herrn angehrt. Ein Schein ist es, dader Mensch, je inniger er mit dem Herrn verbunden ist, desto weniger sich angehre: dieser Schein ist

    bei allen Bsen, und auch bei denen, die nach ihrer Religionsansicht glauben, da sie nicht unter demJoch des Gesetzes seien, und da niemand Gutes von sich [a se] tun knne. Diese und jene knnen nichtanders sehen, als da das Bse nicht denken und wollen drfen, sondern nur das Gute, so viel sei, alssich nicht angehren; und weil diejenigen, die mit dem Herrn verbunden sind, das Bse zu denken undzu wollen weder begehren noch vermgen, so schlieen sie aus dem Schein, da dies heie: sich nichtangehren, whrend es doch gerade das Gegenteil ist.

    43. Es gibt eine hllische und eine himmlische Freiheit. Aus der hllischen Freiheit entspringt dasDenken und Wollen des Bsen, und, insoweit die brgerlichen und sittlichen Gesetze es nicht hindern,das Reden und Tun desselben; aus der himmlischen Freiheit hingegen stammt das Denken und Wollendes Guten, und soweit es mglich ist, das Reden und Tun desselben. Alles was der Mensch aus Freiheitwill, denkt, redet und handelt, das fhlt er als das Seinige. Denn alle Freiheit ist bei jedem aus seiner

    Liebe. Diejenigen, die in der Liebe zum Bsen sind, sehen daher nicht anders, als ob die hllischeFreiheit die Freiheit selbst wre; diejenigen hingegen, die in der Liebe zum Guten sind, sehen, da diehimmlische Freiheit die wahre Freiheit, und folglich, da das Entgegengesetzte fr beide Sklaverei sei.Dennoch aber kann von niemand geleugnet werden, da eines von beiden die Freiheit sein msse. Dennzwei an sich entgegengesetzte Freiheiten knnen nicht Freiheiten an sich sein. berdies kann man nichtleugnen, da vom Guten gefhrt werden, Freiheit sei, und vom Bsen gefhrt werden, Knechtschaft.Denn vom Guten gefhrt werden ist vom Herrn, vom Bsen gefhrt werden aber ist vom Teufel. Da nundem Menschen alles als das Seinige erscheint, was er aus Freiheit tut; - denn dies gehrt seiner Liebe an,und aus seiner Liebe handeln heit aus Freiheit handeln, wie oben gesagt wurde; - so folgt, da dieVerbindung mit dem Herrn macht, da der Mensch sich als frei und als sein eigen erscheint, und jeinniger die Verbindung mit dem Herrn ist, desto freier ist er und desto mehr sein eigen. Da er sich

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    desto deutlicher [distinctius] als sein eigen erscheint, kommt daher, da die gttliche Liebe von der Artist, da sie will, das Ihrige mge dem anderen, also dem Menschen und dem Engel, angehren. Allegeistige Liebe ist so beschaffen, am meisten die gttliche Liebe. berdies zwingt auch der Herrniemand, weil alles, wozu jemand gezwungen wird, nicht als sein eigen erscheint, und was nicht als seineigen erscheint, nicht Gegenstand seiner Liebe werden, und somit ihm nicht als das Seinige angeeignet

    werden kann. Deshalb wird der Mensch bestndig vom Herrn in der Freiheit gefhrt, und auch inFreiheit gebessert und wiedergeboren. Doch hierber mehr in der Folge; man sehe auch einiges oben Nr.4.

    44. Da aber der Mensch, je deutlicher es ihm scheint, als ob er sich angehre, desto klarererkenne, da er dem Herrn angehrt, kommt daher, da er je inniger er mit dem Herrn verbunden wird,desto weiser wird, wie oben Nr. 34-36 gezeigt wurde, und die Weisheit ihm dieses lehrt, und er es aucherkennt. Die Engel des dritten Himmels, welche die Weisesten unter den Engeln sind, empfinden diessogar, und nennen eben dieses Freiheit; aber von sich selbst gefhrt werden, nennen sie Knechtschaft.Als Grund hiervon geben sie an, da der Herr nicht unmittelbar in das einwirke, was ihremWahrnehmen und Denken aus der Weisheit angehrt, sondern in die Neigungen der Liebe zum Guten,und durch diese in jenes, und da sie den Einflu in die Erregung empfinden, aus der ihre Weisheit

    entspringe, und da dann alles, was sie aus der Weisheit denken, wie von ihnen, und somit als das Ihrigeerscheine, und da hierdurch eine wechselseitige Verbindung entstehe.

    45. Weil die gttliche Vorsehung des Herrn den Himmel aus dem menschlichen Geschlecht zumEndzweck hat, so folgt, da sie auch die Verbindung des menschlichen Geschlechts mit sich zumEndzweck hat, worber Nr. 28-31 zu vergleichen; ferner, da sie zum Zweck hat, da der Menschimmer inniger mit ihr verbunden werde, wovon Nr. 32, 33; denn dann hat er den Himmel in sich; ferner,da sie zum Zweck hat, da der Mensch durch diese Verbindung immer weiser werde, worber Nr. 34-36; und da er immer glckseliger werde, (worber Nr. 37-41,) weil der Himmel dem Menschen aus derWeisheit kommt und ihr gem, und durch sie auch die Glckseligkeit; und endlich auch, da sie zumEndzweck hat, da der Mensch immer deutlicher als sich angehrig erscheine, und dennoch immer

    klarer erkenne, da er dem Herrn angehrt, worber Nr. 42-44. - Dies alles ist Gegenstand der gttlichenVorsehung des Herrn, weil alles dieses der Himmel ist, den sie zum Endzweck hat.

    Dritter Teil

    Die gttliche Vorsehung des Herrn hat in allem, was sie tut,

    das Unendliche und Ewige im Auge

    46. In der christlichen Welt ist bekannt, da Gott der Unendliche und Ewige ist; denn in derDreieinigkeitslehre, die von Athanasius den Namen hat, wird gesagt, Gott der Vater sei der Unendliche,Ewige und Allmchtige, ebenso Gott der Sohn und Gott der Heilige Geist, und doch seien nicht dreiUnendliche, Ewige und Allmchtige, sondern Einer. Hieraus folgt, da, weil Gott der Unendliche undEwige ist, nichts anderes von Gott ausgesagt werden kann, als das Unendliche und Ewige. Was aber dasUnendliche und Ewige sei, kann vom Endlichen nicht begriffen, und doch auch begriffen werden. Eskann nicht begriffen werden, weil das Endliche das Unendliche nicht umfassen kann; und es kannbegriffen werden, weil es abstrakte Vorstellungen gibt, durch die man sehen kann, da die Dinge sind,obgleich nicht von welcher Art sie sind. Solche Vorstellungen gibt es auch vom Unendlichen, wie z.B.da Gott, weil Er der Unendliche, oder da das Gttliche, weil es das Unendliche ist, auch das Seinselbst sei; da Er das Wesen und die Substanz selbst sei, da Er die Liebe selbst und die Weisheit selbstsei, oder da Er das Gute selbst und das Wahre selbst sei, und somit, da Er das Selbstndige sei, ja der

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    eigentliche Mensch; ferner auch, wenn gesagt wird, da das Unendliche alles sei, als da die unendlicheWeisheit die Allwissenheit, und die unendliche Macht die Allmacht sei. Doch dieses fllt nur dunkel indas Denken, und als unbegreiflich vielleicht in die Verneinung, wofern nicht von der Vorstellungweggedacht wird, was das Denken aus der Natur an sich hat, insbesondere das, was es von den zweiEigentmlichkeiten der Natur, dem Raum und der Zeit, hat. Denn diese mssen notwendig die

    Vorstellungen verendlichen, und machen, da die abstrakten Ideen als etwas Nichtwirklicheserscheinen. Wenn aber jenes beim Menschen weggedacht werden kann, wie dies bei den Engelngeschieht, dann kann das Unendliche vermittelst dessen, was oben angegeben wurde, begriffen werden,und somit auch dies, da der Mensch etwas ist, weil er geschaffen ist vom unendlichen Gott, Der allesist; ferner, da der Mensch eine endliche Substanz ist, weil er erschaffen ist vom unendlichen Gott, Derdie Substanz selbst ist; wie auch, da der Mensch Weisheit ist, weil er geschaffen ist vom unendlichenGott, Der die Weisheit selbst ist, und so fort. Denn wenn der unendliche Gott nicht alles wre, nicht dieSubstanz und die Weisheit selbst, so wre der Mensch kein Etwas, somit entweder ein Nichts, oder nurdie Vorstellung, da er sei, nach dem Ausspruch jener Schwrmer, die Idealisten genannt werden. Ausdem, was im Werk von der Gttlichen Liebe und der gttlichen Weisheit gezeigt wurde, erhellt, dadas gttliche Wesen Liebe und Weisheit ist, Nr. 28-39; da die gttliche Liebe und Weisheit dieSubstanz selbst und die Form selbst ist; und da sie das Selbstndige und das Einzige ist, Nr. 40-46;

    ferner da Gott das Universum und alles in demselben aus Sich selbst und nicht aus Nichts geschaffenhabe, Nr. 282-284; woraus folgt, da alles Geschaffene, und insbesondere der Mensch, und in ihm dieLiebe und Weisheit, ein Etwas sind, und nicht blo die Vorstellung, da sie seien; denn wenn Gott nichtder Unendliche wre, so wre das Endliche nicht; wenn ferner das Unendliche nicht alles wre, so wrenichts; und wenn Gott nicht aus Sich selbst alles geschaffen htte, so wrde nichts oder ein Nichts sein;mit einem Worte: wir sind, weil Gott ist.

    47. Weil nun von der gttlichen Vorsehung gehandelt wird, und hier insbesondere davon, da siein allem, was sie tut, das Unendliche und Ewige im Auge habe, und dies nur in gewisser Ordnungdeutlich dargestellt werden kann, so soll folgende Reihenfolge eingehalten werden:

    I. Das Unendliche in sich und das Ewige in sich ist ein und dasselbe mit dem Gttlichen.

    II. Das Unendliche und Ewige in sich kann nicht anders als auf das Unendliche von Sich imEndlichen sein Absehen haben.III. Die gttliche Vorsehung hat in allem, was sie tut, das Unendliche und Ewige von sich im Auge,

    besonders in der Beseligung des menschlichen Geschlechts.IV. Das Bild des Unendlichen und Ewigen zeigt sich im Engelhimmel an dem beseligten

    menschlichen Geschlecht.V. Das Absehen auf das Unendliche und Ewige in Bildung des Engelhimmels, da er vor dem Herrn

    wie ein Mensch sei, welcher Sein Bild ist, ist das Innerste der gttlichen Vorsehung.

    48.I. Da das Unendliche in sich und das Ewige in sich ein und dasselbe mit dem Gttlichen sei,kann aus dem ersehen werden, was an mehreren Stellen im Werk von der Gttlichen Liebe und dergttlichen Weisheit gezeigt wurde. Da das Unendliche in sich und das Ewige in sich das Gttliche sei,

    ist aus der Idee der Engel; die Engel verstehen unter dem Unendlichen nichts anderes, als das gttlicheSein, und unter dem Ewigen das gttliche Dasein [Existere]. Da aber das Unendliche in sich und dasEwige in sich das Gttliche sei, kann von den Menschen geschaut und auch nicht geschaut werden. Eskann geschaut werden von denen, die ber das Unendliche nicht aus dem Raum, und ber das Ewigenicht aus der Zeit denken; aber es kann nicht geschaut werden von denen, die ber das Unendliche undEwige aus Raum und Zeit denken; es kann mithin geschaut werden von denen, die erhabener, d.h.inwendiger im Vernnftigen, denken, keineswegs aber von denen, die niedriger, d.h. uerlicher,denken. Diejenigen, von denen es geschaut werden kann, denken, da es kein Unendliches des Raumesgeben knne, und folglich auch kein Unendliches der Zeit, die das Urewige [aeternum a quo] wre, weildas Unendliche ohne Erstes und Letztes, oder ohne Grenzen ist; sie denken auch, da es keinUnendliches von sich geben knne, weil dieses von sich eine Grenze und einen Anfang voraussetzt,

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    mit dem Endlichen fr: cu m Infinito

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    oder ein Frheres von dem [es stammt]; folglich, da es inhaltleer sei, zu sagen das Unendliche undEwige von sich, weil dies ebenso wre, als wenn man sagte das Sein von sich, was sich selbstwidersprechend ist; denn das Unendliche von sich wre ein Unendliches vom Unendlichen, und ein Seinvon sich wre ein Sein vom Sein, und ein solches Unendliche und Sein wrde ein und dasselbe sein mitdem Endlichen1, oder wre endlich. Aus diesem und hnlichem, was inwendig in der Vernunft geschaut

    werden kann, erhellt, da es ein Unendliches in sich, und ein Ewiges in sich gibt, und da dieses undjenes das Gttliche sei, aus welchem alles [ist].

    49. Ich wei, da mehrere bei sich sagen werden: Wie kann jemand innerlich in seiner Vernunftetwas ohne Raum und Zeit begreifen, und da dies nicht nur sei, sondern auch, da es alles sei, und daes das Selbstndige sei, aus dem alles [ist]? Allein denke nur innerlicher darber nach, ob die Liebe oderirgendeine Neigung derselben, oder die Weisheit oder irgendeine Wahrnehmung derselben, ja ob dasDenken im Raum und in der Zeit sei, und du wirst erkennen, da dies nicht der Fall ist. Wenn nun dasGttliche die Liebe selbst und die Weisheit selbst ist, so folgt, da das Gttliche nicht in Raum und Zeitbegriffen werden kann, somit auch nicht das Unendliche. Um dies klarer zu erkennen, so erwge, ob dasDenken in der Zeit und im Raum sei. Nimm ein Fortschreiten desselben von zehn oder zwlf Stunden,[und siehe], ob nicht dieser Zeitraum erscheinen knne wie der von einer oder zwei Stunden, oder auch

    wie ein oder zwei Tage; denn er erscheint nach dem Zustand der Neigung, aus der das Denken ist; istdiese ein Gefhl der Freude, in der man nicht an die Zeit denkt, so ist ein zehn oder zwlf Stundenfortgesetztes Denken kaum wie das von einer oder zwei Stunden; umgekehrt aber verhlt sich es, wennsie ein Gefhl des Schmerzes ist, in dem man auf die Zeit merkt; woraus erhellt, da die Zeit nur eineScheinbarkeit ist je nach dem Zustand der Neigung, aus der das Denken hervorgeht. In hnlicher Weiseverhlt es sich mit der Entfernung des Raumes im Denken, du magst lustwandeln oder reisen.

    50. Weil die Engel und Geister Neigungen [affectiones], die der Liebe angehren, und die hieraushervorgehenden Gedanken sind, darum sind sie auch nicht in Raum und Zeit, sondern nur in derScheinbarkeit derselben. Die Scheinbarkeit [apparentia] der Zeit und des Raumes ist bei ihnen denZustnden ihrer Neigungen und der Gedanken aus diesen gem. Wenn daher einer aus Neigung an

    einen anderen denkt, mit dem Verlangen ihn zu sehen oder mit ihm zu sprechen, so stellt er sich auf derStelle als gegenwrtig dar. Daher kommt, da bei einem jeglichen Menschen Geister gegenwrtig sind,die in gleicher Neigung mit ihm sind; bse Geister bei dem, der in der Neigung zu hnlichem Bsen ist,und gute Geister bei dem, der in der Neigung zu hnlichem Guten ist, und diese sind so gegenwrtig,wie wenn jemand einer Gesellschaft einv