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Guten Riecher bewiesen Die neue Spielzeit im Augus-Theater - Problemfall Brandschutz Am Freitag startet das Augus-Theater Neu-Ulm in die nächste Spielzeit - aber auch ins Ungewisse. Das Domizil der Bühne, der Neu-Ulmer Konzertsaal, entspricht nicht mehr den feuerpolizeilichen Vorschriften. HELMUT PUSCH Seit 13 Jahren treiben Claudia Riese und Heinz Koch im Konzertsaal nun schon ihr Augus-Theater um: Zuerst nur im ersten Stock, wo sich heute die Studiobühne befindet, seit 2000 wird auch der eigentliche Konzertsaal bespielt - erfolgreich. Die Bühne, die pro Jahr rund 130 000 Euro Zuschüsse von Stadt, Land und Kreis erhält, schreibt seit Jahren schwarze Zahlen, hat in den vergangenen Jahren auch rund eine Viertelmillion in die Technik, ein neues Foyer, eine ansprechende Fassade, eine Garderobe und zuletzt in eine Theaterbestuhlung mit ansteigenden Rängen investiert. Dieses Jahr wollen Koch und Riese kein Geld in die Hand nehmen. Die Die Neu-Ulmer Theatermacher Claudia Riese und Heinz Koch im großen Saal des alten Gebäudes, das Investitionen in den Brandschutz nötig hat - wer kommt dafür auf? Foto: Matthias Kessler Zukunft ist zu ungewiss. Im vergangenen Herbst unternahm das Baurechtsamt der Stadt Neu- Ulm, die mit 100 000 Euro jährlich den Großteil der Subventionen trägt, eine Hausbegehung - das erste Mal seit 1946. Und stellte einige Mängel fest. Unter anderem fehlen spezielle Fluchttüren, Stahlträger im Keller müssen verstärkt werden, damit sie im Falle eines Brandes länger der Hitze widerstehen. Wer die Kosten für diese Nachrüstungen tragen soll, ist bislang unklar. Der Hausbesitzer hat sich dazu seit Monaten noch nicht geäußert. Der Mietvertrag des Augus-Theaters läuft noch fünf Jahre. "Auch wenn wir feuerpolizeilich nicht auf dem neuesten Stand sind, unsicher ist unser Haus nicht", sagt Claudia Riese. "Eigentlich sind für ein Haus unser Größe zwei Notausgänge Pflicht, wir haben drei." Die Theatermacher wollen sich aber einer Verbesserung des Brandschutzes nicht in den Weg stellen. "Das ist doch auch in unserem Interesse, dass alles sicher ist." Aber die Kosten dafür wollen Riese und Koch, deren Mietvertrag noch fünf Jahre läuft, nicht einfach so tragen. Die Zukunft des Theaterhauses ist also unklar. Das Programm für die kommende Spielzeit steht aber bereits und knüpft dort an, wo das Theater in der vergangenen Saison erfolgreich

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HELMUT PUSCH "Auch wenn wir feuerpolizeilich nicht auf dem neuesten Stand sind, unsicher ist unser Haus nicht", sagt Claudia Riese. "Eigentlich sind für ein Haus unser Größe zwei Notausgänge Pflicht, wir haben drei." Die Theatermacher wollen sich aber einer Verbesserung des Brandschutzes nicht in den Weg stellen. "Das ist doch auch in unserem Interesse, dass alles sicher ist." Aber die Kosten dafür wollen Riese und Koch, deren Mietvertrag noch fünf Jahre läuft, nicht einfach so tragen.

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Guten Riecher bewiesen Die neue Spielzeit im Augus-Theater - Problemfall Brandschutz

Am Freitag startet das Augus-Theater Neu-Ulm in die nächste Spielzeit - aber auch ins Ungewisse. Das Domizil der Bühne, der Neu-Ulmer Konzertsaal, entspricht nicht mehr den feuerpolizeilichen Vorschriften.

HELMUT PUSCH

Seit 13 Jahren treiben Claudia Riese und Heinz Koch im Konzertsaal nun schon ihr Augus-Theater um: Zuerst nur im ersten Stock, wo sich heute die Studiobühne befindet, seit 2000 wird auch der eigentliche Konzertsaal bespielt - erfolgreich. Die Bühne, die pro Jahr rund 130 000 Euro Zuschüsse von Stadt, Land und Kreis erhält, schreibt seit Jahren schwarze Zahlen, hat in den vergangenen Jahren auch rund eine Viertelmillion in die Technik, ein neues Foyer, eine ansprechende Fassade, eine Garderobe und zuletzt in eine Theaterbestuhlung mit ansteigenden Rängen investiert. Dieses Jahr wollen Koch und Riese kein Geld in die Hand nehmen. Die

Die Neu-Ulmer Theatermacher Claudia Riese und Heinz Koch im großen Saal des alten Gebäudes, das Investitionen in den Brandschutz nötig hat - wer kommt dafür auf? Foto: Matthias Kessler Zukunft ist zu ungewiss. Im vergangenen Herbst unternahm das Baurechtsamt der Stadt Neu-Ulm, die mit 100 000 Euro jährlich den Großteil der Subventionen trägt, eine Hausbegehung - das erste Mal seit 1946. Und stellte einige Mängel fest. Unter anderem fehlen spezielle Fluchttüren, Stahlträger im Keller müssen verstärkt werden, damit sie im Falle eines Brandes länger der Hitze widerstehen. Wer die Kosten für diese Nachrüstungen tragen soll, ist bislang unklar. Der Hausbesitzer hat sich dazu seit Monaten noch nicht geäußert. Der Mietvertrag des Augus-Theaters läuft noch fünf Jahre. "Auch wenn wir feuerpolizeilich nicht auf dem neuesten Stand sind, unsicher ist unser Haus nicht", sagt Claudia Riese. "Eigentlich sind für ein Haus unser Größe zwei Notausgänge Pflicht, wir haben drei." Die Theatermacher wollen sich aber einer Verbesserung des Brandschutzes nicht in den Weg stellen. "Das ist doch auch in unserem Interesse, dass alles sicher ist." Aber die Kosten dafür wollen Riese und Koch, deren Mietvertrag noch fünf Jahre läuft, nicht einfach so tragen. Die Zukunft des Theaterhauses ist also unklar. Das Programm für die kommende Spielzeit steht aber bereits und knüpft dort an, wo das Theater in der vergangenen Saison erfolgreich

war. 15 000 Besucher zählte das Augus-Theater da, der Spielbetrieb wurde von zwei auf vier Vorstellungstage pro Woche ausgeweitet, zwei Produktionen wurden parallel gespielt - und das soll auch jetzt im Herbst so sein. Die Spielzeit startet am kommenden Freitag mit der Komödie "Mörderkarussell" von Sam Bobrick und Ron Clark in der Studiobühne. Eine Dreiecksgeschichte mit wechselnden Allianzen und mit Claudia Riese, die auch Regie führt, und Heinz Koch als Darstellern. Die Produktion im Großen Haus arbeitet ohne hauseigene Kräfte: "Die 39 Stufen" ist ein Comedy-Thriller. Patrick Barlow heimste für seine Bühnenfassung des Films von Alfred Hitchcock nach einem Roman von John Buchan reihenweise Tony Awards ein. "Die 39 Stufen" wird in der kommenden Saison eines der meistgespielten Stücke auf deutschen Bühnen sein. "Wir wissen allein von 20 Inszenierungen", sagt Koch, der nicht ohne Stolz darauf verweist, dass die Neu-Ulmer Bühne mit ihrer Stückauswahl seit Jahren einen guten Riecher beweist. Den Comedy-Thriller, der am 17. Oktober Premiere hat, wird der Hamburger Regisseur Daniel Witzke in Szene setzen, der bis vergangenes Jahr auch der Leiter des Künstlerischen Büros der Schauspielbühnen in Stuttgart war. Und noch eine Premiere. Das Augus-Team setzt im Herbst auch auf Gastspiele: Am 18. September zeigt der Abend "Heinz Erhardt . . . mal klassisch" die unbekannte Seite des Komikers. Die Pianistin Chie Ishii spielt Kompositionen aus dem Nachlass des Komikers, dem das Augus-Theater in der vergangenen Spielzeit einen eigenen Abend gewidmet hatte. Die unbekannten Kompositionen stammen aus dem Nachlass Erhardts, der auch mal zwei Semester Musik studiert hatte, und waren Chi Ishii von den Töchtern Erhardts übergeben worden. Am 5. November singt Ralph Schicha, Liebeslieder. Südwest Presse, Montag 07. September 2009