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4 Psychotherapeutenjournal 1/2007 Systemische Therapie/Familientherapie Jochen Schweitzer 1 , Stefan Beher 2 , Kirsten von Sydow 3 , Rüdiger Retzlaff 4 1 Institut für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Heidelberg 2 Fakultät für Soziologie, Universität Bielefeld 3 Psychologisches Institut, Universität Hamburg 4 Institut für Psychosomatische Kooperationsforschung und Familientherapie, Universitätsklinikum Heidelberg Zusammenfassung: Die Systemische Therapie/Familientherapie hat sich in einer inzwischen fünfzigjährigen Entwicklungsgeschichte zu einem breit angelegten psy- chotherapeutischen Grundlagenverfahren entwickelt. Der Aufsatz bietet einen sehr kompakten Überblick über die systemtheoretischen Grundlagen, die therapeutischen Haltungen, das Störungskonzept, die Interventionsmethoden, Überlegungen zu In- dikation und Kontraindikation, Forschungsergebnisse zur Wirksamkeit, und die Versorgungsrelevanz der Systemischen Therapie/Familientherapie. Er schließt mit ei- ner Zukunftsvision darüber, wie die Integration der Systemischen Therapie/Familien- therapie in die kassenfinanzierte Psychotherapie deren Versorgungsqualität in eini- gen wichtigen Aspekten weiter verbessern könnte. 1. Theoretische Grund- lagen 1.1. Systemische Therapie – Familientherapie: Zum Verhältnis der beiden Begriffe Die Systemische Therapie/Familientherapie ist in den Jahren 1970-1980 als eigen- ständiges Therapieverfahren aus der klas- sischen Familientherapie hervorgegangen und hat über den Paar- und Familien- kontext hinaus auch in vielen anderen psychotherapeutischen Settings wie Ein- zel- und Gruppentherapie Einzug ge- halten. Familientherapie bezeichnet ganz allge- mein einen therapeutischen Rahmen, in dem mit Hilfe der Familienmitglieder ge- meinsam nach Lösungen für ein Gesund- heits- oder Beziehungsproblem eines oder mehrerer Patienten gesucht wird. Der Be- griff „Familientherapie“ allein setzt dabei noch keine spezifische theoretische Ori- entierung voraus. Bereits „Familie“ wird heute weiter gefasst und nicht mehr nur in einem biologischen oder juristischen Sinn verstanden: Stierlin (2005) spricht vom „existentiell bedeutsamen Bezie- hungssystem“, das alle vom Problem des Patienten mit betroffenen, ihm nahe ste- henden und an seiner Lösung interes- sierten Menschen umfasst. Systemische Therapie/Familientherapie bezeichnet ein von anderen Therapie- schulen methodisch klar abgrenzbares, systemtheoretisch fundiertes, eigenständi- ges Therapieverfahren. Systemisches Den- ken versucht das Verhalten von Elemen- ten nicht isoliert aus deren inneren Eigen- schaften, sondern aus ihren Beziehungen untereinander und zu ihrer Systemum- welt zu erklären. Für die Psychotherapie bedeutet dies, dass psychische Störungen und Strukturen ebenso wie psychothera- peutische Behandlungsphänomene – etwa Behandlungsmotivation, Widerstand, Behandlungsabbrüche – nicht als in ei- nem Systemmitglied (dem Patienten) lo- kalisierte Phänomene betrachtet werden, sondern als interaktionell (zwischen Pati- ent, Familie, Behandlern und Sozialver- sicherungssystemen) erzeugte Gemein- schaftsleistungen. Systemische Therapie/Familientherapie bie- tet im Dialog der Therapieschulen viele integrative Anknüpfungspunkte. Im angel- sächsischen Sprachraum schließt „Family Systems Therapy“ Möglichkeiten der punk- tuellen Integration psychodynamischer, behavioraler und humanistischer Metho- den stets mit ein. 1.2. Entwicklungsgeschichte der Systemischen Therapie/ Familientherapie Für die Systemische Therapie/Familien- therapie waren statt einer zentralen Grün- derfigur viele charismatische „Urväter und Urmütter” in der Pionierphase prägend. Die frühen Abgrenzungskonflikte zwischen verschiedenen systemtherapeutischen Richtungen erscheinen heute als unter- schiedliche Entwicklungsphasen, deren bewährte Elemente in der Praxis meist in- tegriert werden und zum gemeinsamen Grundbestand Systemischer Therapie/ Familientherapie gehören (Nichols & Schwartz, 2004; v. Schlippe & Schweitzer, 1996; v. Sydow, 2005). 1. Die Mehrgenerationenperspektive be- trachtet klinische Probleme bevorzugt aus der Perspektive ungelöster familiä- rer Vermächtnisse und Loyalitäten, un- zureichender Selbst-Differenzierung (Bowen, 1975), überfordernder famili- ärer Delegationen (Stierlin, 1978) so- wie unausgeglichener „Schuld- und Verdienstkonten“ zwischen Generatio-

Systemische Therapie/Familientherapie · Systemische Therapie/Familientherapie 6 Psychotherapeutenjournal 1/2007 Familien-Systemtherapie1 (Robin & Foster, 1989) sowie die Funktionale

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Page 1: Systemische Therapie/Familientherapie · Systemische Therapie/Familientherapie 6 Psychotherapeutenjournal 1/2007 Familien-Systemtherapie1 (Robin & Foster, 1989) sowie die Funktionale

4 Psychotherapeutenjournal 1/2007

Systemische Therapie/Familientherapie

Jochen Schweitzer1, Stefan Beher2, Kirsten von Sydow3, Rüdiger Retzlaff4

1 Institut für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Heidelberg2 Fakultät für Soziologie, Universität Bielefeld3 Psychologisches Institut, Universität Hamburg4 Institut für Psychosomatische Kooperationsforschung und Familientherapie, Universitätsklinikum Heidelberg

Zusammenfassung: Die Systemische Therapie/Familientherapie hat sich in einerinzwischen fünfzigjährigen Entwicklungsgeschichte zu einem breit angelegten psy-chotherapeutischen Grundlagenverfahren entwickelt. Der Aufsatz bietet einen sehrkompakten Überblick über die systemtheoretischen Grundlagen, die therapeutischenHaltungen, das Störungskonzept, die Interventionsmethoden, Überlegungen zu In-dikation und Kontraindikation, Forschungsergebnisse zur Wirksamkeit, und dieVersorgungsrelevanz der Systemischen Therapie/Familientherapie. Er schließt mit ei-ner Zukunftsvision darüber, wie die Integration der Systemischen Therapie/Familien-therapie in die kassenfinanzierte Psychotherapie deren Versorgungsqualität in eini-gen wichtigen Aspekten weiter verbessern könnte.

1. Theoretische Grund-lagen

1.1. Systemische Therapie –Familientherapie: ZumVerhältnis der beidenBegriffe

Die Systemische Therapie/Familientherapieist in den Jahren 1970-1980 als eigen-ständiges Therapieverfahren aus der klas-sischen Familientherapie hervorgegangenund hat über den Paar- und Familien-kontext hinaus auch in vielen anderenpsychotherapeutischen Settings wie Ein-zel- und Gruppentherapie Einzug ge-halten.

Familientherapie bezeichnet ganz allge-mein einen therapeutischen Rahmen, indem mit Hilfe der Familienmitglieder ge-meinsam nach Lösungen für ein Gesund-heits- oder Beziehungsproblem eines odermehrerer Patienten gesucht wird. Der Be-griff „Familientherapie“ allein setzt dabeinoch keine spezifische theoretische Ori-entierung voraus. Bereits „Familie“ wirdheute weiter gefasst und nicht mehr nur

in einem biologischen oder juristischenSinn verstanden: Stierlin (2005) sprichtvom „existentiell bedeutsamen Bezie-hungssystem“, das alle vom Problem desPatienten mit betroffenen, ihm nahe ste-henden und an seiner Lösung interes-sierten Menschen umfasst.

Systemische Therapie/Familientherapiebezeichnet ein von anderen Therapie-schulen methodisch klar abgrenzbares,systemtheoretisch fundiertes, eigenständi-ges Therapieverfahren. Systemisches Den-ken versucht das Verhalten von Elemen-ten nicht isoliert aus deren inneren Eigen-schaften, sondern aus ihren Beziehungenuntereinander und zu ihrer Systemum-welt zu erklären. Für die Psychotherapiebedeutet dies, dass psychische Störungenund Strukturen ebenso wie psychothera-peutische Behandlungsphänomene –etwa Behandlungsmotivation, Widerstand,Behandlungsabbrüche – nicht als in ei-nem Systemmitglied (dem Patienten) lo-kalisierte Phänomene betrachtet werden,sondern als interaktionell (zwischen Pati-ent, Familie, Behandlern und Sozialver-

sicherungssystemen) erzeugte Gemein-schaftsleistungen.

Systemische Therapie/Familientherapie bie-tet im Dialog der Therapieschulen vieleintegrative Anknüpfungspunkte. Im angel-sächsischen Sprachraum schließt „FamilySystems Therapy“ Möglichkeiten der punk-tuellen Integration psychodynamischer,behavioraler und humanistischer Metho-den stets mit ein.

1.2. Entwicklungsgeschichte derSystemischen Therapie/Familientherapie

Für die Systemische Therapie/Familien-therapie waren statt einer zentralen Grün-derfigur viele charismatische „Urväter undUrmütter” in der Pionierphase prägend.Die frühen Abgrenzungskonflikte zwischenverschiedenen systemtherapeutischenRichtungen erscheinen heute als unter-schiedliche Entwicklungsphasen, derenbewährte Elemente in der Praxis meist in-tegriert werden und zum gemeinsamenGrundbestand Systemischer Therapie/Familientherapie gehören (Nichols &Schwartz, 2004; v. Schlippe & Schweitzer,1996; v. Sydow, 2005).

1. Die Mehrgenerationenperspektive be-trachtet klinische Probleme bevorzugtaus der Perspektive ungelöster familiä-rer Vermächtnisse und Loyalitäten, un-zureichender Selbst-Differenzierung(Bowen, 1975), überfordernder famili-ärer Delegationen (Stierlin, 1978) so-wie unausgeglichener „Schuld- undVerdienstkonten“ zwischen Generatio-

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J. Schweitzer, S. Beher, K. v. Sydow, R. Retzlaff

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nen (Boszormenyi-Nagy & Spark, 1973/1981). Das therapeutische Vorgehen hatsie besonders durch die Genogramm-interviews (McGoldrick & Gerson, 1990)und die Mehrgenerationen-Familien-gespräche bereichert (Massing et al.,1992).

2. Die experientelle (erlebnisorientierte)Familientherapie betrachtet klinischeProbleme vor allem unter dem Gesichts-punkt des blockierten Emotionsaus-tauschs, der Regulation des Selbst-wertes und der Nähe-Distanz-Wünschezwischen einander nahestehendenMenschen. Therapeutisch hat sie be-sonders die Familienskulptur und an-dere erlebnisorientierte Verfahren her-vorgebracht. Bekannteste Vertreter wa-ren Virgina Satir (1964) und CarlWhitacker (Whitacker & Keith, 1981).

3. Die strukturell-kybernetische Perspekti-ve versteht klinische Probleme als Aus-druck dysfunktionaler, nicht (mehr)entwicklungsgerechter familiärer Struk-turen. Familien werden als regelgesteu-erte Systeme betrachtet, deren Struk-tur von außen hinreichend objektiv er-kennbar und durch geschickte thera-peutische Interventionen zielorientiertbeeinflussbar ist. Therapeutisch werdeninsbesondere Methoden des Joinings(der Beziehungsaufnahme und -ge-staltung; Minuchin, 1974; Madanes,1981), des Enactments (der Inszenie-rung alltäglicher Interaktionsproblemeim Therapieraum; Minuchin, 1974), Auf-gaben und Verschreibungen (Haley,1976), der therapeutisch dosierten Kon-frontation, des Umgangs mit Koalitio-nen und Geheimnissen, der zirkulärenBefragung und der paradoxen Inter-ventionen (Selvini et al., 1977) hervor-gebracht. Stukturelle und strategischeKonzepte fokussieren auf konkrete Ver-haltensmuster, unterscheiden sich inihrer zirkulären Perspektive aber the-oretisch wie methodisch deutlich vonder Verhaltenstherapie (Grawe et al.,1994).

4. Die Perspektive der Selbstorganisation(„Kybernetik 2. Ordnung“) etabliert Kon-zepte wie Selbststeuerung, Selbst-organisation und strukturelle Autono-mie. Sie versucht, auf normative Vor-stellungen über Familien und Gesund-heit weitestgehend zu verzichten. Das

therapeutische Vorgehen ist wenigerinterventionistisch und stärker an derEigenlogik des Patientensystems orien-tiert. Kennzeichnend ist die Haltung derwertschätzenden Neutralität sowie des„Respektes gegenüber Personen beigleichzeitiger Respektlosigkeit gegenü-ber ihren Ideen“ (Cecchin et al., 1993).Die Interventionen bestehen im Infra-gestellen von Glaubensgewissheiten, mitdenen das Klientensystem sich bislangdas Leben schwer macht. BekannteVertreter sind die „neue Mailänder Schu-le“ (Cecchin, 1988) sowie die „neueHeidelberger Schule“ (Stierlin, 1988)der systemischen Therapie.

5. Die narrative Perspektive geht davonaus, dass sich soziale Systeme durchErzählungen (Narrationen) konstituie-ren, die das Verhalten der Beteiligtenprägen. Sie lenkt den Blick auf kom-munikative, linguistische und sprach-philosophische Identitätskonstruktions-prozesse. Indem die bisherigen Selbst-erzählungen „dekonstruiert“ werden,wird der Blick auf Alternativgeschichtengelenkt. Therapeutisch hat sie Praktikendes „Solution talk“ (de Shazer, 1989),der „Dekonstruktion herrschender Er-zählungen“ (White, 1992), des Reflek-tierenden Teams (Andersen, 1990)und des offenen Dialogs (Seikkula &Olson, 2003) hervorgebracht. In derArbeit mit schwer Kranken im Rahmender systemischen Familienmedizin undin der systemischen Paartherapie fin-det eine verstehende, narrative Vor-gehensweise Anwendung (McDaniel etal., 1997; Welter-Enderlin & Hildenbrand,1996).

6. In jüngster Zeit zeichnet sich ein Trendzu komplexeren, manualisierten, sys-temtherapeutischen Behandlungspake-ten ab, die meist von einer Forscher-gruppe für bestimmte Störungsbilderentwickelt und beforscht werden – ins-besondere für Drogenabhängigkeit,Anorexia nervosa und Delinquenz.Dazu zählen die Brief Strategic FamilyTherapy (Szapocznik & Williams, 2000;Szapocznik et al., 2003), die Multi-Sys-temische Familientherapie (Hengeller &Swenson, 2005), die MultidimensionaleFamilientherapie (Liddle & Rowe, 2004),die Attachment-Based Family Therapy(Diamond et al., 2003), die Behaviorale

Die Kammer für PsychologischePsychotherapeuten und Kinder- undJugendlichenpsychotherapeuten im

Land Berlin, die Ärztekammer und dasBehandlungszentrum für Folteropfer

Berlin bieten in Zusammenarbeitfolgende zertifizierte Fortbildungs-

veranstaltung an:

„Begutachtung psychischreaktiver Taumafolgen in

aufenthaltsrechtlichenVerfahren bei Erwachsenen“

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Systemische Therapie/Familientherapie

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Familien-Systemtherapie1 (Robin &Foster, 1989) sowie die FunktionaleFamilientherapie (Sexton & Alexander,2003). All diese Ansätze basieren über-wiegend auf der strukturell-strategi-schen Familien-Systemtherapie (Minu-chin, 1974), beziehen sich auf den so-zialen Konstruktivismus, integrieren aberauch verhaltenstherapeutische Interven-tionen in ihr Vorgehen (Sexton & Alex-ander, 2003).

Die in diesen Entwicklungsphasen geschaf-fenen psychotherapeutischen Methodenwerden in integrativen Meta-Modellen, wiesie z.B. Pinsof (1995) entwickelt hat, zu-sammengefasst. Pinsof empfiehlt, im Set-ting („mit wem arbeitet man“) wie im Be-handlungsfokus („was man verändernsoll“) stets mit dem Einfachen, kurzfristigRealisierbaren zu beginnen und zum Kom-plizierteren, Anspruchsvolleren erst dannvoranzuschreiten, wenn das einfachereArbeiten nicht ausreicht. Als das am direk-testen zum Ziel Führende sieht Pinsof dasArbeiten mit der Familie auf der Verhaltens-ebene an; als das langwierigste das Ar-beiten mit einzelnen Personen an derenSelbstkonzept.

Angesichts zunehmend dichteren Austau-sches zwischen psychotherapeutischenSchulen, wie wir ihn etwa in der Zeitschrift„Psychotherapie im Dialog“ (Thieme Ver-lag) zwischen psychoanalytisch-tiefenpsy-chologischen, kognitiv-behavioralen, huma-nistischen, körperorientierten und Syste-mischen Therapeuten führen, intensiviertsich derzeit auch der Austausch der Sys-temischen Therapie/Familientherapie bei-spielsweise mit der Familienpsychologie(Schneewind, 2000), der Bindungstheorie(v. Sydow, 2002), und der Traumatherapie(Bräutigam, 2006).

1.3. Systemtheorie undSystemische Therapie

1.3.1. Systeme werden immer vonBeobachtern mitkonstruiert

Die frühe Systemtheorie betrachtete Sys-teme als ontologisch vorgegebene Phä-nomene, die zwar in ihrer Komplexität oftschwer erfassbar, aber bei entsprechendguter Beobachtung doch ohne wesentli-chen Beobachterbias objektiv beschreib-

bar seien. Die Einflüsse der Erkenntnisthe-orie des radikalen Konstruktivismus, spä-ter des sozialen Konstruktionismus sowiesprachphilosophischer und postmodernerDenkfiguren führten zu einem neuen Ver-ständnis: Systeme gibt es nicht in einemontischen Sinn, sondern sie sind abhän-gig von systemintern produzierten Ope-rationen und von Beschreibungen vonRealitätsbereichen durch Beobachter.

Der radikale Konstruktivismus (v. Glasers-feld, 1985; v. Foerster, 1985) nimmt an,dass wir unsere Annahmen über die Weltgrundsätzlich nicht als „wahr” oder „falsch”objektiv beurteilen können und interes-siert sich deshalb bei den verschieden-sten Ideen nicht für deren Wahrheitsge-halt, sondern für deren Nützlichkeit für dieLebensgestaltung der Beteiligten. Gegen-über dem ursprünglich individualistischkonzipierten Konstruktivismus betont dersoziale Konstruktionismus (Gergen, 1991)stärker das gemeinsame Aushandeln vonRealitätssichten im Dia- oder Polylog, denWert von Perspektivenvielfalt sowie den Ein-fluss sozialer Prozesse auf die Konstrukti-on des „Selbst”.

1.3.2. Konzepte zur Beschreibungtherapeutisch wichtigerSystemprozesse

Eine systemische Sichtweise stellt das Ver-halten von Elementen stets in einen situa-tiven Kontext. In diesem Beobachtungs-rahmen sind folgende Konzepte beson-ders wichtig:

Zirkularität: Das Verhalten jedes Mitglied-elements eines Systems ist zugleich Ursa-che und Wirkung des Verhaltens der an-deren Mitglieder. Einseitige lineare Ursa-che-Wirkungs-Beschreibungen („Er trinkt,weil sie sich ihm verweigert”, oder umge-kehrt: „Sie verweigert sich ihm, weil ertrinkt”) sind Ergebnis willkürlicher Inter-punktionen aus verständlichen Motiven.

Kommunikation: Jede Kommunikation istein Austausch von Botschaften zwischenSystemmitgliedern. Bei diesen lässt sich einInhaltsaspekt („Was wird explizit gesagt?”)von einem Beziehungsaspekt unterschei-den („Was denkt A darüber, dass B gera-de dies gerade jetzt zu C sagt?”). DerBeziehungsaspekt einer Nachricht stimmt

oft nicht mit dem Inhalt überein und istdem Sender oft weniger bewusst, löst aberbeim Empfänger meist heftigere Reaktio-nen aus.

Der zirkuläre Austausch von Kommunika-tionen führt über die Zeit hinweg zumwiederholten Auftreten bestimmter Kom-munikationsabläufe (Redundanzen), indenen ein Beobachter Muster (formalähnliche Kommunikationsabläufe beiwechselnden Inhalten) erkennen kann, dieals Regeln formuliert werden können („Im-mer wenn die Mutter sich ärgerlich zeigt,weint das Kind, und der Vater wendet sichihm besorgt zu.”). In pathologischen Fäl-len werden diese Muster in dersystemischen Therapie zunächst verdeut-licht und dann infragegestellt.

System-Umwelt-Grenzen unterscheiden,was zu einem System gehört und wasnicht. Sie werden in sozialen und psychi-schen Systemen entsprechend derenSinn-Verständnis ausgehandelt: Gehörendie Schwiegermutter und der Freund derTochter zur Familie? Sollten Angehörige ineine stationär-psychosomatische Behand-lung integriert werden? Sind niederträch-tige Racheimpulse legitime Mitglieder mei-ner Gefühlswelt? Ob solche Grenz-ziehungen angemessen eng oder weit sindund ob die Grenzen ggf. verschoben wer-den sollten, ist oft Thema Systemischer The-rapie.

Morphostase und Morphogenese: Mankann bei der Beobachtung von Systemenmehr auf ihre Versuche, „alles beim Altenbleiben zu lassen“ (Morphostase bzw.Homöostase) oder auf ihre Veränderungs-tendenzen (Morphogenese) achten unddiese hervorheben. Die Kernfrage desHomöostase-Konzeptes lautet: Wie kön-nen Systeme in einem Gleichgewicht ge-halten oder aber aus einem für patholo-gisch gehaltenen Gleichgewicht herausge-bracht werden? Morphogenetisch hinge-gen interessiert, wie frühere Systemzu-stände aus kleinen Fluktuationen herausmanchmal sehr plötzlich und überra-

1 „Behavioral“ meint hier nicht „verhaltens-therapeutisch“, sondern bezieht sich auf dieHandlungsorientierung des Ansatzes.

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J. Schweitzer, S. Beher, K. v. Sydow, R. Retzlaff

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schend in neue, ganz andersartige Zustän-de übergehen können.

Chaostheorie und Synergetik: Später rück-te die Beschäftigung mit solchen Fluktuati-onen und der Unvorhersehbarkeit vonSystemveränderungen in das Zentrum desInteresses. Die Synergetik (Theorie dyna-mischer Systeme, Haken & Schiepek,2006) beschreibt, wie in einem anfangschaotischen System eine einzelne Bewe-gung die anderen Bewegungen so sehrmitreißt („versklavt“), dass sie zu einemAttraktor für ein neues, dann wieder ein-heitliches Bewegungsmuster werden kann.Therapeutisch machen diese Konzeptesensibel für oft noch kaum fassbare Ver-änderungspotenziale und für das Wartenauf den Zeitpunkt, an dem die Zeit fürVeränderung tatsächlich reif ist.

Selbstorganisation: Um 1980 wurde un-ter dem Einfluss der „Theorie lebenderSysteme” (Maturana & Varela, 1987) dieFrage in den Vordergrund gestellt: Wie si-chern autopoietische, d.h. von außen nichtdirekt steuerbare und sich selbst erzeu-gende Prozesse das evolutionäre Überle-ben eines Systems und begrenzen dieMöglichkeit von außen kommender Ein-flussnahme?

1.3.3. Krankheit auf drei System-ebenen: krank sein – sichkrank fühlen – sich krankzeigen

Krankheit wird in der systemischen The-rapie als Teil einer größeren Interaktionverstanden, an der eine oder mehrere Per-sonen so sehr leiden, dass ihnen Krank-heitswert zugeschrieben wird. Solchekrankheitsbezogenen Interaktionen kön-nen sich auf mehreren Systemebenenzugleich abspielen:

■ Auf der biologischen Systemebene in-teragieren Gene, Hormone, Nerven-signale, Bakterien oder andere Elementein einer Weise miteinander, die vonLaien oder Experten als „krankhaft“ di-agnostiziert werden können.

■ Auf der psychischen Systemebenenimmt ein Mensch zahlreiche Gefühle,Gedanken, Selbstgespräche, erinnerteTräume, Problem- („mir gelingt nie et-was“) und Lösungstrancezustände („ich

werde es schwungvoll anpacken“) wahr.Im Ergebnis können diese Interaktio-nen oft auch widersprüchlicher Gedan-ken und Gefühle zu dem Selbsterlebenführen, krank zu sein.

■ Auf der sozialen Systemebene wird ausder Fülle dieser biologischen und psy-chischen Prozesse nur derjenige Aus-schnitt sichtbar, der in Kommunikatio-nen einfließt. Dazu gehört alles, wasdieser Mensch verbal in Gesprächen,Reden oder Briefen sowie nonverbalin Mienenspielen und Gesten aus-drückt – genauer: alles, was Laienbeo-bachter und medizinische Fachleute mitund ohne diagnostische Geräte dazufestzustellen vermögen.

Luhmann (1992) schlägt vor, jede dieserdrei Systemebenen als „operational ge-schlossen“ zu betrachten, weil sie nur diein ihnen ablaufenden Vorgänge mit ihreneigenen Operationen ausführen können.Sie stellen füreinander Umwelten dar: Injeder Systemebene wird nur ein kleinerTeil der Prozesse der beiden anderenSystemebenen als bedeutsam erkanntund nur über die eigenen Operations-weisen verarbeitet. Veränderungen auf je-der dieser Systemebenen vermögen Ver-änderungen auf jeder anderen System-ebene anzuregen, aber nicht gezielt zusteuern.

Ob und wann einer Störung, ja sogarwelcher Person auf einer dieser drei Sys-temebenen Krankheitswert zugeschriebenwird, ist Ergebnis sozialer Aushandlungs-prozesse. Wie alle Psychotherapie, inter-veniert auch systemische Psychotherapieausschließlich auf der Ebene der Kommu-nikation – sie vermag weder Gedankenund Gefühle noch biologische Prozesseunmittelbar zu beeinflussen, aber doch ineiner positiven Weise anzuregen.

1.3.4. Störungstheorie: Problem-determinierte Systeme

Unter dem Schlagwort „Patient Familie”(Richter, 1963) gelang der frühen Familien-therapie eine Entpathologisierung desPatienten, die als ungewollte Nebenwirkungallerdings die latente Pathologisierung derFamilie mit sich brachte. Auch systemischeFamilientherapieansätze der Kybernetikerster Ordnung sprechen noch von

5jährige berufsbegleitende Ausbildung inTiefenpsychologisch fundierter Psychothe-rapie (TP) und Psychoanalyse/Analytische

Psychotherapie (PA)

Das Institut für Psychoanalyse undPsychotherapie Ostwestfalen (IPPO) in

Bielefeld – ein im Rahmen des PTG undnach den Richtlinien der Bundes-

ärztekammer staatlich anerkanntes Insti-tut zur Ausbildung zum Psychologischen

und Ärztlichen Psychotherapeuten –beginnt 2007 wie jedes Jahr am

1. September und1. Februar

Semester in den AusbildungsgängenTiefenpsychologisch fundierte Psycho-

therapie (nach PTG) und AnalytischePsychotherapie (als 2. Fachkunde).

Das IPPO bildet ebenso in Psycho-analyse (beide Fachkunden verklammert)

nach den Richtlinien der DPG und derDGPT aus.

Informationen und Bewerbungen über:Institut für Psychoanalyse und Psycho-

therapie Ostwestfalen (IPPO), Unterrichts-ausschuss, z. Hd. Herrn Dr. phil.

Dipl.-Psych. Georg Baumann, WarendorferStr. 139, 48145 Münster,Tel. 0251/13 27 88 oder

[email protected]

Institut fürPsychoanalyse und

PsychotherapieOstwestfalen (IPPO)

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Systemische Therapie/Familientherapie

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„dysfunktionalen Strukturen” (Minuchin,1977) oder „pathologischen Dreiecken”(Haley, 1977). Erst mit dem Konzept des„problemdeterminierten Systems”(Goolishian & Anderson, 1988), das durchdie Interaktion um ein Problem herumkonstituiert wird, gelingt ein grundlegen-der Ausstieg aus linearen Verursachungs-und damit Schuldzuweisungstheorien. Dashat zur Konsequenz, dass Probleme nichtals den Menschen oder den Familien,sondern „nur“ als deren Kommunikatio-nen zugehörig betrachtet werden. DieseSichtweise verringert die Gefahr vonSchuldzuweisungen und führt zu mehrLösungs- und Veränderungsoptimismus.Familien „haben“ in dieser Perspektive dannkeine „pathologische Familiendynamik“, son-dern sind nur an problemerzeugendenund –aufrechterhaltenden Kommunikatio-nen beteiligt. „Problemdeterminiertes Sys-tem“ heißt auch: die Familienmitgliedermüssen nicht die wichtigsten Mitglieder deszu therapierenden Systems sein. Die Nach-barn, die Arbeitskollegen oder die Be-handler, aber auch die inneren Prozessedes Symptomträgers können an der Pro-blemkommunikation intensiver beteiligt undfür deren Auflösung bedeutsamer sein.

1.3.5. Systemische Familienmedizin

Systemische Therapie/Familientherapiewird seit Jahrzehnten auch bei körperli-chen Erkrankungen eingesetzt (Minuchinet al., 1991). Unter dem Einfluss des bio-psychosozialen Systemmodells von Engel(1977) wurde die systemische Familien-medizin als Behandlungsansatz für Fami-lien und Patienten mit körperlichen Erkran-kungen entwickelt (McDaniel et al., 1997;Kröger et al., 2000). Systemische Familien-medizin fokussiert die Aus- und Wechsel-wirkungen körperlicher Erkrankungen imFamiliensystem einerseits und die Optimie-rung der patientenbezogenen Kooperati-on im Gesundheitssystem andererseits.Familiäre und individuelle Faktoren wer-den nicht primär für die Genese von kör-perlichen Erkrankungen verantwortlich ge-macht, aber biomedizinische Vorgängeund psychosoziales Geschehen beeinflus-sen sich wechselseitig. Familiäre Faktorenkönnen den Krankheitsverlauf günstig oderungünstig beeinflussen und sind ein wich-tiger Ansatzpunkt für therapeutische und

präventive Maßnahmen, gerade auch beischweren und chronischen Krankheiten(Rolland, 1994; Seiffge-Krenke, 1996;Warschburger & Petermann, 2002). Zummaßgeblichen Betrachtungssystem zählenneben dem Patienten und seiner Familieauch die Behandler und weitere sozialeSysteme, die mit beeinflussen, welcheWirklichkeitssicht die Familie von der Krank-heit entwickelt. Neben der „harten“Wirklichkeitsebene biologischer Faktorensind aus systemischer Sicht besonders dieBedeutungsgebungsprozesse und die Er-zählungen um das Krankheitsgeschehenherum relevant (Boss, 2000; Patterson,2002; Welter-Enderlin, 1996). KörperlicheErkrankungen wirken auf eine Familie; aberwas Patient und Familie aus der Krankheitmachen, ob sie zu einer günstigen oderweniger günstigen Konstruktion von Wirk-lichkeit finden, hängt mit von familärenProzessen ab, die durch Systemsiche The-rapie/Familientherapie beeinflusst werdenkönnen (Reiss, Steinglass & Howe, 1993).Die Wirksamkeit somatischer und psycho-therapeutischer Interventionen wächst,wenn Angehörige systematisch in die Be-handlung einbezogen werden: Dies be-trifft sowohl Interventionen zur Gesund-heitsförderung als auch solche zur Risiko-reduktion (Campbell, 2000). Systemischefamiliäre Interventionen zeigen nicht nureine hohe Akzeptanz, sondern auch ei-nen positiven Einfluss auf den Krankheits-verlauf bei Erwachsenen und Kindern.

2. Diagnostik

2.1. Das Verhältnis von Diag-nostik und Intervention

In der Systemischen Therapie wird nichtzwischen einer Explorations- und einerInterventionsphase unterschieden. Diag-nostik und Intervention gehen fast naht-los ineinander über. Denn einerseits wer-den komplexe Systemprozesse oft erstdann deutlich, wenn man sie zu verän-dern versucht. Andererseits haben diewichtigsten therapeutischen Instrumente,insbesondere das zirkuläre Fragen und dieHandlungsmethoden (Skulptur, Zeitlinie,Sprechchor), aber auch schon das an-fängliche Genogramminterview starke the-rapeutische Wirkung.

2.2. Genogramm, Überweiser-system, Skulpturtests

Viele systemische Therapeuten erstellenbesonders in Familientherapien zur ers-ten Orientierung ein Genogramm (einenFamilienstammbaum) als visuelle Darstel-lung einer Familie über mindestens dreiGenerationen hinweg. Zu allen Familien-angehörigen werden Daten wie Geburts-und evtl. Todesjahr, Nationalität/Religion,Beruf, wichtige Krankheiten und wichtigePotenziale gesammelt, die einen erstenÜberblick über Ressourcen und Belastun-gen im Zusammenhang vermitteln. DieFamilienskulptur (Schweitzer & Weber,1982) als symbolisch-metaphorische Dar-stellung emotionaler Bindungen und hie-rarchischer Strukturen in der Familie kannaußer mit menschlichen Darstellern als „le-bende Skulptur“ auch – z.B. in Einzel-therapie und Forschung – mit Ersatzfigurendurchgeführt werden. Ein Teil dieser „familyplacement techniques“ kann auch syste-matisch und quantitativ ausgewertet wer-den.

2.3. Formalisierte familien-diagnostische Verfahren

Es gibt einen große Menge an Familien-experimenten, Familienfragebögen undRatingskalen zur Paar- und/oder Familien-interaktion, die in der Familienforschungund familientherapeutischen Forschunggute Dienste leisten. Einen guten Über-blick gibt Cierpka (2002). Wir verzichtenhier auf eine eingehende Darstellung, dasie für die systemtherapeutische/familientherapeutische Praxis, anders alsGenogramme, zirkuläres Fragen und ana-loge und Handlungsmethoden, nur ge-ringe Alltagsbedeutung aufweisen.

3. TherapeutischeHaltungen

Die allgemeinen Behandlungsziele entspre-chen denen anderer Psychotherapiever-fahren: Symptomreduktion und Verbes-serung des allgemeinen Wohlbefindens.Auch in der Beachtung psychotherapeu-tischer Grundkonzepte wie zuhörendemVerstehen, Empathie, und Selbstreflexionder eigenen emotionalen Reaktionen gibtes Überlappungen. Eine Reihe von thera-

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J. Schweitzer, S. Beher, K. v. Sydow, R. Retzlaff

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peutischen Haltungen erscheinen aberrecht spezifisch.

Den Möglichkeitsraum vergrößern: „Hand-le so, dass Du die Zahl der Möglichkeitenvergrößerst” – dieser basale „systemischeImperativ” (v. Foerster, 1988) bedeutet inder Psychotherapie: „Hilf, die Denk- undHandlungsspielräume deiner Klienten zuerweitern.” Therapeutische Sitzungen wer-den dann in diesem Sinne zur „Ideen-und Experimentierwerkstatt”. Es gilt, nebendem bestätigenden Verstehen hinreichendviel Neues, Ungewohntes, vielleicht sogarVerstörendes oder Provokatives in derTherapie geschehen zu lassen.

Achtung vor der Selbstorganisation: Die-se dem Autopoiese-Konzept entsprechen-de Haltung erfordert zunächst vom The-rapeuten Neugier, einhergehend mit derHaltung einer Expertise des Nicht-Wissensund dem Bemühen, Genese, Funktion und(Dys-)funktionalität symptomatischen Ver-haltens aus der Innensicht des Klienten-systems kennenzulernen.

Neutralität: Um das o.g. zu tun, ist eineneutrale Haltung erforderlich (Selvini et al.,1981) – ein bewusstes Nichtbewerten ge-genüber Personen, Ideen und Sympto-men. Damit verbunden ist auch Neutrali-tät gegenüber Veränderungs- und Nicht-veränderungsimpulsen: Symptome wer-den als zwar suboptimale, aber doch kre-ative Lösungen anderer, bislang nicht bes-ser lösbarer Probleme betrachtet. Auchwenn Therapeuten nur selten neutral seinkönnen, weil sie ihr eigenes Wertesystemstets in sich tragen, können sie sich dar-um bemühen, Neutralität zu zeigen. Diesgilt jedoch nicht, wenn aus therapeutischenund ethischen Gründen absichtlich derMöglichkeitsraum verringert werden soll(z.B. in akuter Gefahrensituation).

Ressourcenorientierung: Die neueren sys-temischen Therapieansätze gehen von derArbeitshypothese aus, dass Klienten „nichtsfehlt”, was sie entweder „nachreifen” las-sen (z.B. ein stabiles Ich) oder „neu ler-nen” müssten (z.B. adäquat zu kommu-nizieren oder angstfrei Fahrstuhl zu fah-

ren), sondern dass die Ressourcen zurProblemlösung im Klientensystem bereitsvorhanden sind. Therapie wird so zumSuchen nach vernachlässigten oder un-entdeckten Ressourcen. Sie arbeitet sug-gestiv mit der positiven Implikation, derPatient habe diese bereits in seinem Re-pertoire.

Lösungsorientierung bedeutet in ihrerradikalen Variante: „Man braucht das Pro-blem nicht näher zu erkunden, man kannsich gleich an die Konstruktion von Lö-sungen begeben”. LösungsorientierteSystemische Therapie sucht vor allem nachdem, was schon jetzt gut gelingt – den„Ausnahmen vom Problem” – und ver-sucht durch Antizipieren einer „Zukunftnach der Problemlösung” Zielvisionen zuerzeugen, die positiv auf das heutige Tunund Handeln zurückwirken.

Auftragsorientierung (die Therapiepla-nung sehr passgenau auf die Ziele desPatienten/Klienten und möglichst garnicht an den Heilungsnormen des The-

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Systemische Therapie/Familientherapie

10 Psychotherapeutenjournal 1/2007

rapeuten auszurichten) ist vor allem beider Diskussion über Therapieziele bedeut-sam (Schweitzer, 1995): Systemische The-rapie ist dann erfolgreich, wenn der Pati-ent (zuweilen: „Kunde”) das erreicht hat,was er subjektiv erreichen wollte – undnicht unbedingt das, was der Psychothe-rapeut als gutes Ergebnis ansieht. Hinzukommt ein starkes Interesse an den mitder Therapie verbundenen Erwartungenwichtiger Familienmitglieder, Freunde/Nach-barn oder Überweiser/Mitbehandler, so-fern diese für die Kooperation von Pati-ent und Therapeut bedeutsam sind.

4. Behandlungstechniken

4.1. Kontext- und Auftrags-klärung

Eine ausführliche Klärung der (oft wider-sprüchlichen) Interessen und Erwartun-gen der an einer Therapie mittelbar undunmittelbar Beteiligten kann zu Therapie-beginn oft helfen, den Einstieg in unfrucht-bare Prozesse zu vermeiden. Verschiede-ne Fragen zur Auftrags- und Erwartungs-klärung haben sich in diesem Zusammen-hang als besonders nützlich erwiesen(ausführlich Simon & Weber, 1987;v. Schlippe & Schweitzer, 1996).

4.2. Fragen als therapeutischeInterventionen

In der Systemischen Therapie sind Fra-gen die wichtigsten „Träger” und „Erreger”von Informationen (Unterschieds-bildungen), die bei den Klienten angesto-ßen werden sollen. Sie dienen gleichzeitigder Informationsgewinnung und -erzeugung (ausführlich: Tomm, 1994).

Zirkuläre Fragen (Selvini et al., 1981; Penn,1986; Simon & Rech-Simon, 2004.) stel-len eine wichtige Innovation der Syste-mischen Therapie dar. Gesprächsteilneh-mer werden nicht direkt über ihre per-sönlichen Gedanken oder Gefühle befragt,sondern über ihre Einschätzung dessen,was zwischen mehreren Personen abläuft.Diese anderen Personen sitzen dabei undhören zu, zumeist hochinteressiert (mankann dies salopp als „Tratschen in Anwe-senheit derer, über die getratscht wird“bezeichnen). Macht man dies reihum, so

entsteht in kurzer Zeit ein gemeinsam ge-teiltes Bild der wichtigen Beziehungspro-zesse. Wird diese Fragetechnik mit lösungs-orientierter Leichtigkeit und Neugier an-gewandt, ermöglicht sie in oft kurzer Zeitein Sprechen auch über sehr belastendeThemen – gerade weil wenig Ich-Botschaf-ten gefordert werden.

Zirkuläre Fragen helfen, Eigenschaften inVerhaltensweisen zu übersetzen und da-durch zu verflüssigen („Was tut Ihr Vater,wenn Sie ihn für depressiv halten?“). Siekönnen ein gegenseitiges-Sich-Bedingennahelegen (”Was tut die Mutter, wenn derVater sich bedrückt zeigt?“ – nicht: ist; „Wiereagiert er dann seinerseits darauf?”) undermöglichen eine Außenperspektive („Was,vermuten Sie, denkt Ihr Mann, wenn erihnen jetzt gerade zuhört?”). Zirkuläre Fra-gen, insbesondere „Verschlimmerungsfra-gen“ regen Menschen in Opferpositionendazu an, ihren eigenen Beitrag an ihremLeiden einzuschätzen („Was könnten Siedazu tun, in den nächsten vierzehn Ta-gen wieder manisch zu werden?”). Vieledieser Beispielsfragen sind bereits zugleichhypothetische Fragen, die neue Optionenanregen, ohne dass die Klienten direktaufgefordert werden, etwas Bestimmtes zutun.

In der lösungsorientierten Tradition sindFragen nach Ausnahmen vom Probleminteressant: „Zu welchen Tageszeiten sindsie weniger depressiv? Woran erkennenSie das? Was machen Sie, ihr Partner, ihreKinder in diesen Momenten anders als inden schlimm-depressiven Zeiten?“ Sie zei-gen auf, wo bereits im schlimmen Jetztkleine Inseln eines problemfreien Erlebensexistieren – nach der Devise, dass selbstschwere Depressionen oder Schizophre-nien im Regelfall „kein 24-Stunden-Job“sind. Danach wird besprochen, wie mehrvon dem geschehen könnte, was heuteschon in den problemfreien Situationengeschieht. Die Wunderfrage (de Shazer,1989 a, b) intensiviert diesen Gedankennoch einmal: „Angenommen, es geschä-he ein Wunder und eine Fee sorgte heu-te Nacht dafür, dass Sie auf ihre Arbeits-situation nicht mehr mit Ängsten reagie-ren, wie würden Sie dann morgen frühzur Arbeit gehen und was würden Sieanders machen?”

In der narrativen Tradition stehen Fragennach einengenden Geschichten (White,1992) im Vordergrund: „Woher haben Siedie Idee übernommen, Sie seien un-attraktiv?“; „Wer hat Ihnen dies erstmalserzählt?“; „Wie kamen Sie dazu diese Ge-schichte zu glauben?“ Im Gespräch wirddann nach alternativen Geschichten undderen Überlebenschancen gesucht: „Gabes jemals auch eine Person, die Sie alssympathisch beschrieb?“; „Was müsstegeschehen, dass Sie auch solchen Stim-men Glauben schenken?“

4.3. Analoge Techniken undAktionsmethoden: Skulptur,Familienbrett, Zeitlinie,Sprechchor

Beziehungsphänomene lassen sich in ei-ner Paar-, Familien oder Gruppenthera-pie auch räumlich darstellen und pro-beweise verändern (Beziehungsskulptur,Schweitzer & Weber, 1982). In einerFamilienskulptur wird ein Familienmitgliedgebeten, die anderen im Beratungszimmerso zueinander aufzustellen, dass derenAbstände und deren Zueinanderstehendas Bild widerspiegelt, das dieses Famili-enmitglied über die derzeitige Beziehungs-situation in sich trägt. Danach können aufverschiedene Weisen unterschiedlicheSichtweisen über diese Beziehungs-situation, auch für verschiedene Zeitpunkteoder im Hinblick auf Wünsche und ande-re Möglichkeiten herausgearbeitet werden.Mit mehr Abstand lassen sich ähnlicheProzesse auf dem Familienbrett mit Hilfevon Holz- oder Plastikfiguren nachvollzie-hen (Ludewig & Wilken, 2000).

Belastende Ideen von Einzelnen wie vonFamilien oder Teams/Institutionen könnenmit der Technik des „Sprechchors“dekonstruiert werden (Schweitzer, 2006a, b). Dazu wird zunächst mit Verschlim-merungsfragen erkundet, was die Betref-fenden zu sich selbst innerlich sagen, wennsie es sich richtig schlecht gehen lassen.Die Antworten werden dann von einemSprechchor gesungen und damit so ver-fremdet erlebt, dass sehr schnell eine Di-stanzierung gegenüber den belastendenSätzen und neue, oft befreiende Sätzeauftreten, die den Betreffenden wiedermehr Optimismus zur Problemlösung ge-ben. Im Kontrast zu kognitiv-verhaltens-

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therapeutischen Techniken wird hier nichtim rationalen Dialog die Irrationalität derSätze aufgezeigt, sondern mit diesen Sät-zen solange gespielt, bis alternative undbislang unterdrückte, ermutigendere Sät-ze ins Bewusstsein rücken.

Für die Arbeit mit Kindern und Jugendli-chen in der Systemischen Therapie/Familientherapie gibt es eine große Band-breite spezifischer Behandlungstechniken(Retzlaff, 2002, 2005, 2006).

4.4. Schlusskommentare,Schlussinterventionen,Reflektierendes Team

Viele Systemische Therapeuten nutzen dieMöglichkeit, am Ende der Sitzung den Kli-enten Abschlusskommentare und -inter-ventionen mit auf den Weg zu geben. Ineiner vorgeschalteten, kurzen Pause vonetwa zehn Minuten ordnen die Therapeu-ten die erhaltenen Informationen, modifi-zieren eventuell ihre Hypothesen, reflek-tieren ihre Neutralität oder Parteilichkeit undentwerfen einen Schlusskommentar, derin der Regel direkt anschließend münd-lich mitgeteilt wird. Inhaltlich beginnen siemeist mit einer positiven Konnation, d.h.einer Anerkennung vorhandener Res-sourcen und gezeigten Besserungen odereiner positiven Umdeutung des Problem-kreislaufs.

Bei Klientensystemen, die deutliche Ver-änderungsbereitschaft signalisieren, kön-nen dann Handlungsvorschläge folgen,die zum Experimentieren einladen. Anre-gungen und Aufgaben dienen dazu, ver-traute Muster zu unterbrechen und neueIdeen und Herangehensweisen zu ermög-lichen (Haley, 1976). Paradoxe Interventi-onen sind eine andere klassische Metho-de der Systemischen Therapie/Familien-

therapie (Weeks & l’Abate, 1985; Nardone,1997), bei der die Klienten gebeten wer-den, ein Symptom absichtlich herbeizu-führen oder das logische Gegenteil einesredundanten, kontraproduktiven Lösungs-versuchs zu tun. Das können Rituale sein,z.B. Konfliktrituale, Trauerrituale, Versöh-nungsrituale, oder auch Symptomver-schreibungen: Einen unerwünschten Zu-stand absichtlich, aber nur kurz an be-stimmten Orten oder zu bestimmten Zei-ten herbeizuführen. In „So-tun-als-Ob”-Aufgaben wird das Klientensystem auf-gefordert, ein symptomatisches oder Pro-blemverhalten in einem paradoxen Rol-lenspiel absichtlich zu zeigen und die Funk-tion des Symptoms zu erhalten, ohne dasstatsächlich Beschwerden vorliegen müs-sen.

Bei weniger veränderungsmotivierten Klien-tensystemen empfehlen sich Beobach-tungsaufgaben, z.B. bei häufig heftig strei-tenden Paaren: am Ort der häufigstenStreits ein Tonband aufstellen, das denStreit aufzeichnet und später von jedemder beiden allein und in Ruhe angehörtwerden soll. Dies ruft eine heftige Kon-frontation und Infragestellung bisherigerredundanter Problemmuster hervor.

Bei sehr unterschiedlichen Vorstellungenim Klientensystem kann auch ein thera-peutisches Splitting die Klienten gleichzei-tig mit mehreren Sichtweisen und Lösungs-ideen konfrontieren, die z.B. zunächst dieSeite der Veränderung betonen, um spä-ter die positiven Aspekte des Vorhande-nen hervorzuheben und eventuell vor zuvielen und zu schnellen Veränderungenzu warnen.

Alternativ zum Team hinter einer Einweg-scheibe hat das häufig als partizipativer

empfundene „Reflektierende Team” zu-nehmende Verbreitung gefunden (Ander-sen, 1990; Hargens & v. Schlippe, 1998).Das zwei- bis dreiköpfige ReflektierendeTeam sitzt mit im selben Raum und wirdwährend des Interviews um eine Zwi-schenreflektion gebeten, welcher der The-rapeut und Klientensystem gemeinsam zu-hören, um danach über die darin enthal-tenen Anregungen weiterzudiskutieren.

4.5. Settings und Verläufe:Variationen

Teilnehmerkreis: An Systemischen Thera-pien nehmen nicht zwangsläufig alle imHaushalt lebenden Familienmitglieder teil.Vielmehr kommt jeweils, wer zur Auflösungdes Problemsystems aktuell beitragen kannund dazu bereit ist. Je nach aktuellenTherapieerfordernissen kann der Teilneh-merkreis von Sitzung zu Sitzung auchwechseln. So beginnen Therapien mit äl-teren Jugendlichen oft im Familiensettingund gehen später in Einzelsitzungen oderSitzungen mit Geschwistern oder wichti-gen Freunden über.

„Lange Kurzzeit-Therapie“: SystemischeFamilientherapien verlaufen oft über 5-20Sitzungen, sinnvollerweise als Doppelstun-den. Zwischen den Sitzungen werdenAbstände von meist zwei bis vier Wochen,im späteren Verlauf bis zu einem viertel,halben oder auch ganzen Jahr eingelegt.Die Sitzungen sollen Anregungen erzeu-gen, zu deren Umsetzung Lebenszeitaußerhalb der Therapie erforderlich ist. AlsRegel gilt: je mehr sich gerade verändert,um so dichtere Zeitabstände, insbeson-dere in gefährdenden Krisensituationen;je weniger sich verändert, umso längereZeitabstände. Systemische Therapien ver-laufen mit diesen z.T. langen Abständenoft über ein bis zwei Jahre, weshalb sie als

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Systemische Therapie/Familientherapie

12 Psychotherapeutenjournal 1/2007

„lange Kurzzeit-Therapien“ angesehenwerden können.

Setting-Vielfalt: Behandlungen könnenauch als Systemische Einzeltherapie (Ber-trando & Boscolo, 2000), SystemischePaartherapie (Jones & Asen, 2002; Welter-Enderlin & Jellouschek, 2002) aufsuchendeFamilientherapie (Pittmann et al., 1966;Conen, 2002), als multisystemische Netz-werk-Therapie (Henggeler & Swenson,2005) und im Einzelfall in großen Netz-werk-Treffen (Speck & Attneave, 1973), alsMulti-Familien-Therapie (Laqueur, 1969;Asen et al., 2001) oder als SystemischeGruppentherapie (Schmidt, 2001; Gerland,2006) durchgeführt werden.

Stationäre Konzepte: In der stationärenPsychiatrie kann das Verfahren als gemein-same Behandlungsphilosophie ganzerAufnahmestations-Teams genutzt werden.Im Projekt SYMPA („SystemtherapeutischeMethoden psychiatrischer Akutversor-gung“) wurden der regelmäßige Einbezugder Familien als Behandlungs-Mitplaner,eine systemische Fallbesprechungskultur(teilweise in Anwesenheit der Patienten)sowie das Verhandeln mit den Patientenüber Therapieziel und -planung, Medika-tion, Diagnose und Entlassbrief durch einegemeinsame Weiterbildung und ein Ma-nual in mehreren Versorgungskranken-häusern implementiert (Schweitzer et al.,2007). Vergleichbare Konzepte liegen fürdie stationäre Kinder- und Jugendpsy-chiatrie (Rotthaus, 1998) und die statio-näre Psychosomatik vor (Schmidt, 2001).

5. Indikation und Kontra-indikation

In der Systemischen Therapie/Familien-therapie sind eher adaptive als selektiveIndikationsentscheidungen typisch. Es wirdweniger gefragt, für welches Störungsbildoder welches aktuelle Probleme welcheMethode angemessen ist, sondern eher,wie das Setting (Teilnehmerzahl, Sitzungs-abstände, Gesprächsthemen) auf diesesTherapiesystem inklusive Störungsbild undaktuellen Problemen zugeschnitten wer-den müsste. Aufgrund dieser ausgepräg-ten Setting-Flexibilität lassen sich für Sys-temische Therapie insgesamt nur schwer

absolute Indikationen wie Kontraindikati-onen benennen – Teilnehmerspektrumund Teilnehmerzahl, Sitzungsabstände undGesprächsthemen werden immer sehrdicht an der Veränderungsbereitschaftund Belastungsfähigkeit des therapeuti-schen Systems angepasst.

Anders ist dies bei systemtherapeutischenMehrpersonensettings wie der Paar- oderder Familientherapie. Familientherapie alsMehrpersonen-Setting ist indiziert, wennder Einbezug der Familie von dieser selbstgewünscht wird, wenn Wechselwirkungenzwischen familiärer Interaktion und Krank-heitsgeschehen offenkundig sind, wenneine Person in starker Abhängigkeit vonAngehörigen lebt, oder wenn familiäreRessourcen gezielt aktiviert werden sollen(Henning, 1991; Scheib & Wirsching,2004). Kontraindiziert sind systemischeMehrpersonensettings (wie Paar- und Fa-milientherapie) dann, wenn dem Thera-peuten die nötige Qualifikation für dieFührung von Mehr-Personen-Therapienfehlt, und überall dort wo die Gefahr be-steht, dass Offenheit im Therapiegesprächspäter mit Gewalt, Missbrauch oder Re-pression beantwortet werden könnte, z.B.in Fällen von Kindesmissbrauch und häus-licher Gewalt.

Trotz der eher an Kommunikation undLebenswelt denn an der Symptomatik ori-entierten, systemtherapeutischen Arbeits-weise sind in den letzten Jahren zahlrei-che störungsspezifische Konzepte vorge-legt worden, u. a. zur Einzeltherapie beiAngst- und Zwangsstörungen (Nardone,1997), bei Essstörungen (Nardone, 2003),zur Paartherapie bei sexuellen Störungen(Clement, 2004; Welter-Enderlin, 1994);zur Therapie mit Trauma-Patienten allge-mein (Everstine & Everstine, 1983) undspeziell bei sexuellem Missbrauch (James& Nasjlieti, 1983; Madanes, 1990/1997;Trepper & Barret, 1989) und schließlichzur Arbeit mit Sexualstraftätern (Eddy, 1991;Gruber & Rotthaus, 1999; Madanes, 1990;Rotthaus & Gruber, 2004).

Publizierte systemtherapeutische Manua-le liegen vor zu den Störungsbildern De-pression, Störungen des Sozialverhaltens,Substanzstörungen und zu schweren psy-chiatrischen und somatischen Krisen des

Jugendalters einschließlich Suizidalität (Sza-pocznik et al., 2003; Jones & Asen, 2002;Ollefs & v. Schlippe, 2005).

Das störungsspezifische Vorgehen mit er-wachsenen Psychiatrie-Psychotherapie-Pa-tienten wird detailliert bei Perlmutter (1995)und Ruf (2005) beschrieben. Schweitzerund v. Schlippe (2006) beschreiben stö-rungsspezifisches systemtherapeutischesVorgehen bei 23 Störungsbildern, ein-schließlich solcher aus der Kinder- undJugendlichenpsychotherapie und der Fa-milienmedizin.

Für die besonderen Bedürfnisse von so-zioökonomisch benachteiligten „Multi-problemfamilien“ sowie von Migrantenund Angehörigen verschiedener ethni-scher Gruppen hat die Systemische The-rapie/Familientherapie seit ihren Anfängenbis heute zahlreiche bewährte Konzepteder gemeindebezogenen und aufsuchen-den Familientherapie entwickelt (Conen,2002; Minuchin et al, 1967; Minuchin etal., 2000), die soziale und ethnische Rand-gruppen gut erreichten (Grawe et al.,1994). Bei einem stetig wachsenden Aus-länderanteil in der deutschen Bevölkerungliegt hier ein für die Zugangsgerechtigkeitbedeutsames Versorgungspotenzial.

Wo Patient und/oder Familie Behand-lungswünsche vorbringen, die in anderenVerfahren angemessener angeboten wer-den – etwa nach intensiver biographischerReflexion, nach Kompetenztraining undÜbungsverfahren –, sollte im Erstgesprächüber entsprechende Behandlungsalter-nativen aufgeklärt werden. SystemischeFamilientherapie ist naturgemäß nicht im-mer als alleinige Intervention hinreichend;bei schweren psychotischen und somati-schen Störungen ist die Kombination mitanderen psychotherapeutischen oderpharmakologischen Interventionen opti-mal.

6. Wirksamkeit derSystemischen Therapie/Familientherapie

Nach der aktuellen Meta-Inhaltsanalyse vonv. Sydow et al. (2007) ist die WirksamkeitSystemischer Therapie/Familientherapie mit

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43 (von 50) randomisierten kontrollier-ten Studien bei kindlichen und jugendli-chen Indexpatienten u.a. gut belegt fürStörungen des Sozialverhaltens und ju-gendlicher Delinquenz, Substanzstörun-gen, Essstörungen, Hyperaktivitätsstörun-gen sowie schweren psychischen Krisen.In Kombination mit anderen Interventio-nen ist Systemische Therapie/Familien-therapie bei Kindern und Jugendlichenauch indiziert bei psychischen Problemenmit der Bewältigung chronischer Krank-heiten und Schizophrenie.

Bei erwachsenen Indexpatienten ist dieWirksamkeit Systemischer Paar- und Fami-lientherapie mit 27 (von 33) randomi-sierten kontrollierten Studien u.a. bei De-pressionen, Substanzstörungen (Alkohol,illegale Drogen), Schizophrenie und psy-chischen Problemen bei der Bewältigungchronischer Krankheiten (z.B. Krebs, Herz-infarkt, HIV/AIDS: jeweils in Kombinationmit medizinischer Standardbehandlung)empirisch gut belegt. Bemerkenswert ist,dass die Wirksamkeit der Systemischen

Therapie/Familientherapie gerade beischweren Störungsbildern gut nachgewie-sen ist.

Systemische Therapie/Familientherapiescheint jenseits der Beeinflussung derLeitsymptomatik einige spezifische, stö-rungsübergreifende Wirksamkeits-Charak-teristika aufzuweisen: Die Drop-Out-Ratensind meist geringer als bei anderen Inter-ventionen (Coatsworth et al., 2001; San-tisteban et al., 1996; Stanton & Shadish,1997; Szapocznik et al., 1988). Es gelingt,gerade Familien mit Jugendlichen, die be-sonders schwere dissoziale Störungen zei-gen, verstärkt in der Therapie zu halten(Coatsworth et al., 2001). Auch die Pa-tientenzufriedenheit ist bei SystemischerTherapie/Familientherapie meist höher alsbei anderen Verfahren (Harrington et al.,1998; Henggeler et al., 1996; Szapoczniket al., 1988; Jones und Asen, 2002).

Bei zwei Störungsgruppen ist SystemischeTherapie/Familientherapie der am um-fangreichsten untersuchte Therapieansatz.

Bei Drogenkonsumstörungen weist er diepositivsten Ergebnisse auf (s. auch Deas& Thomas, 2001; Stanton & Shadish,1997). Auch bei Essstörungen ist System-ische Therapie/Familientherapie sowohl imFamilien- als auch im Einzeltherapie-Set-ting der am häufigsten evaluierte und er-folgreichste Therapieansatz (s. auchKrautter & Lock, 2004).

Bei dissozialen Störungen und Delinquenzreduziert Systemische Therapie/Familien-therapie – insbesondere MultisystemischeTherapie – die Zeit, die jugendliche Delin-quente in Institutionen verbringen sowiedie Wahrscheinlichkeit weiterer Festnah-men und wirkt damit auch auf Ge-sellschaftsebene Kosten sparend (s. auchWoolfenden et al., 2001; Curtis, Ronan &Borduin, 2004).

Aus den USA und einer deutschen Stu-die liegen Hinweise auf die hohe Kosten-effektivität der Systemischen Therapie/Familientherapie vor (s. Crane 2007, indiesem Heft).

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Systemische Therapie/Familientherapie

14 Psychotherapeutenjournal 1/2007

7. Versorgungsrelevanz

Systemische Therapie/Familientherapie istin den USA und den meisten europäi-schen Ländern (z. B. Finnland, Italien, Po-len, Schweiz, Schweden, Ungarn, UK) einanerkanntes Psychotherapieverfahren (Co-nen, 2002; Kaslow, 2000a; Kaslow, 2000b;Pisarsky, 2002) und auch in Deutschlandweit verbreitet. Nach Erhebungen mehre-rer Landespsychotherapeutenkammernwird die Systemische Therapie/Familien-therapie von rund einem Viertel bis ei-nem Drittel der approbierten Psychothe-rapeuten und Kinder- und Jugendlichen-psychotherapeuten, die in Institutionenarbeiten, praktiziert (16,5% Rheinland-Pfalz,27% Nordrhein-Westfalen, 27,1% Nieder-sachsen, 37% Baden-Württemberg;Landespsychotherapeutenkammer Baden-Württemberg, 2005). In einer groß ange-legten internationalen Studie identifiziertensich 21% der befragten Psychotherapeu-ten (auch) mit dem systemischen Ansatz;34% arbeiteten (auch) mit einem Paar-und 28% mit einem Familiensetting(Orlinsky & Ronnestad, 2005).

Derzeit haben 12,5% der niedergelasse-nen approbierten und kassenzugelasse-nen Kinder-/Jugendlichen- und Erwach-senen-Psychotherapeuten in Deutschlandeine abgeschlossene systemische Thera-pieweiterbildung. 24,5% geben an, dassSystemische Therapie/Familientherapie fürihre praktische Arbeit einen hohen Nut-zen habe; 41% bejahen die Aussage, dassdiese ihre persönliche therapeutischeIdentität präge (Psychotherapeuten-kammer BW, 2005; Psychotherapeu-tenkammer NRW, 2004; Psychotherapeu-tenkammer RLP, 2005; Schindler &v. Schlippe, 2006).

Im stationären Bereich gehört Familien-therapie seit 1991 nach der Personal-verordnung Psychiatrie zum Regelangebotaller psychiatrischen und kinder- undjugendpsychiatrischen Kliniken (BMG1990). Bei einer bundesweiten Erhebungder „Bundesarbeitsgemeinschaft der Lei-tenden Klinikärzte für Kinder- und Jugend-psychiatrie und Psychotherapie e.V.“(2002) gaben 90% der Klinikleiter an,dass in ihrer Einrichtung (auch) Familien-therapie/Systemische Therapie durchge-

führt wird. Ferner werden systemischeAnsätze in Deutschland auch in Sucht-kliniken und in psychosomatischen Akut-und Rehabilitationskliniken häufig und er-folgreich eingesetzt.

An Erziehungs- und Familienberatungs-stellen für Eltern, Kinder und Jugendliche,an denen eine große Zahl approbierterPsychotherapeutinnen und Kinder- undJugendlichenpsychotherapeuten arbeitet(Bundeskonferenz für Erziehungsbera-tung/BKE, 2005), geben 60% der Fach-mitarbeiter an, über eine systemische bzw.familientherapeutische Zusatzqualifikationzu verfügen (Mitteilung von Herbert Schil-ling, Geschäftsstelle der BKE, 2005; s. auchwww.bke.de).

8. Wie könnte die Integra-tion der SystemischenTherapie/Familien-therapie die kassen-finanzierte Psychothera-pie beeinflussen? –Eine Zukunftsvor-stellung

Wir sehen die Systemische Therapie/Fa-milientherapie langfristig als integrierten Teilstationärer und ambulanter Kassenpsy-chotherapie, dort noch stärker als Basis-philosophie und Grundlagenverfahrendenn als hochspezialisiertes Zusatzverfahrenund in dichter Kooperation mit Psychothe-rapeuten anderer Grundorientierungen. Wirsehen in einer solchen Integration die Chan-ce, die gute Qualität des bisherigenVersorgungssystems in einigen wichtigenAspekten noch weiter zu erhöhen.

1. Der soziale Lebenskontext der Patien-ten gerät noch stärker in den Blick. An-gehörige werden in einem doppelten Sin-ne intensiv einbezogen: Ihr Leiden an derSymptomatik des Patienten wird direktermitbehandelt; ihr Engagement und ihrelange Kenntnis des Patienten werden stär-ker für die Behandlung genutzt. Davonprofitieren insbesondere Familien mitmehreren psychisch erkrankten Mitglie-dern, und es trägt zu einem verlässliche-ren und längeren Verbleib geradeschwankend motivierter Patienten in derTherapie bei.

2. Die ausgeprägte Kontext-, Lösungs- undRessourcenorientierung mit ihrem Blick auf„das Gute im Schlechten“ sowie der An-satz, nicht ganze Menschen, sondern„bloß Kommunikationen“ zu verändern,tragen zu einem tendenziell optimistischenund gelassenen Herangehen auch anschwierige klinische Probleme bei.

3. Gerade Patienten mit jenen Diagnosen,die in der Kassenpsychotherapie bislangnoch eine Randstellung einnehmen, undauf die sich die Systemische Therapie spezi-alisiert hat, könnten stärker in den Fokusgeraten. Dazu gehören Süchte, Essstörungen,Psychosen, chronische körperliche Krankhei-ten, Störungen des Sozialverhaltens undDelinquenz. Störungsübergreifend gehörendazu Patienten aus Migrantenfamilien undaus Unterschichtmilieus.

4. Als „lange Kurzzeittherapie“ bietet sievermehrt niedrig frequente Therapiever-läufe über längere Zeiträume an, wie siebesonders Patienten mit chronischen und/oder chaotischen Krankheitsverläufenbrauchen können.

5. Als kooperationsorientierter Ansatz re-flektiert sie die Beziehung zwischen ver-schiedenen Behandlern und hilft durchkooperationsfördernde Settings („Familie-Helfer-Konferenzen“) das Case-Manage-ment bei komplexeren Psycho-therapiefällen überschaubarer zu machen.

9. Ausblick

International und in Deutschland hat sichdie Systemische Therapie/Familientherapieneben den psychodynamischen, kognitiv-behavioralen und humanistischen Psy-chotherapieverfahren etabliert und wirdvon einem großen Teil der in Deutsch-land approbierten Psychotherapeuten/Kinder- und Jugendpsychotherapeutenbereits parallel zu den Richtlinienverfahreneingesetzt (Schindler & v. Schlippe, 2006).Der sozial- und berufsrechtliche Status derSystemischen Therapie/Familientherapiewird dieser Bedeutung des Verfahrensderzeit noch nicht gerecht. Es gilt daherWege zu finden, wie sie als Ergänzung derderzeit etablierten Verfahren, über die vie-len bereits existierenden ermutigenden

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J. Schweitzer, S. Beher, K. v. Sydow, R. Retzlaff

15Psychotherapeutenjournal 1/2007

Einzelerfahrungen hinaus, auch struktu-rell in die Kassenpsychotherapie integriertwerden kann.

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Inserentenverzeichnis PTJ 1/2007

Akademie bei König & Müller, Würzburg . . . . . . . . . . . . . . 19

Akademie für ärztliche Fortbildung, Hannover . . . . . . . . . . 38

Berufliches Trainingszentrum Rhein-Neckar, München . . . 21

CIP-Medien, München . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . U 4

DGVT, Tübingen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

EMDR, Bergisch-Gladbach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

Ergosoft, Hassloch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . U 2

GNP-Fortbildungsstelle, Stuttgart . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

Institut für Therapeutische und angewandte

Gruppenanalyse, Münster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

GWG , Köln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

IGW, Würzburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

IPPO, Bad Bentheim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

IVS, Nürnberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

Klingenberger Institut, Konstanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

Münchner Familienkolleg, München . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43

Parkland-Kliniken, Bad Wildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Psychoholic, Remscheid . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

Psychotherapeutenkammer Berlin, Berlin . . . . . . . . . . . . . . 5

RWA, Remagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

Seminar für Gruppenanalyse, CH-Zürich . . . . . . . . . . . . . . 21

Universität Tübingen, Tübingen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

Verlag Hans Huber, CH-Bern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

WIT, Tübingen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

Seminarzentrum Die Wollmarshöhe, Bodnegg . . . . . . . . . 41

Einem Teil dieser Ausgabe liegen Prospekte folgenderInstitute bei:

– Berliner Fortbildungsakademie, Berlin (B)

– Psychologisches Institut, Mainz (Hessen, RPF)

– HelmStierlin Institut, Heidelberg (B, Bayern, BW, Hessen, NS,NRW, RPF)

Wir bitten unsere Leser um Beachtung !

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Systemische Therapie/Familientherapie

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Prof. Dr. Jochen Schweitzer

Institut für Medizinische PsychologieZentrum Psychosoziale MedizinUniversitätsklinikum HeidelbergBergheimer Str. 2069115 [email protected]

Dipl.-Psych. Stefan Beher

Fakultät für SoziologieUniversität BielefeldPostfach 10 01 31

33501 [email protected]

Priv. Doz. Dr. Kirsten v. Sydow

Psychologisches InstitutUniversität HamburgVon-Melle-Park 520146 [email protected]

Dipl.-Psych. Rüdiger Retzlaff

Institut für PsychosomatischeKooperationsforschung und Familien-therapieZentrum Psychosoziale MedizinUniversitätsklinikum HeidelbergBergheimer Str. 5469115 [email protected]

DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR HYPNOSE (DGH)

Klingenberger Institut für Klinische Hypnose (K.I.K.H.)

Prof. Dr. Walter Bongartz

HYPNOTHERAPIEFORTBILDUNG

KONSTANZ und WIESBADEN

Referent: Prof. Dr. Walter BONGARTZ

Ort: Konstanz Wiesbaden

Teilnehmer: DiplompsychologInnen,ÄrztInnen

Beginn descurriculums: Konstanz: 22./23.09.2007

Wiesbaden: 20./21.10.2007

Kursinformationen/ K.I.K.H.

Anmeldung: Bleicherstr. 1278467 KonstanzTel./Fax: 07531-56711e-mail: [email protected]

www.hypnose-kikh.de

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Aktuelle praxisrelevante Rechts-Themen für Psychologische Psycho-therapeuten und Diplom-Psychologen 04.05.2007 D- Würzburg (Kursnr. FB070504A) Dipl.-Psych. Johanna Zier 165,00 €* / GNP-Mitglied: 157,00 €*, 6 Std.; GNP-Akkr.: 7 In-terdisziplinäre Kooperation; FE-Punkte: 8

Neurofeedback bei Epilepsie 04.05.-05.05.2007 CH- Walzenhausen (Kursnr. FB070504B) Dr. Ute Strehl, Dipl.-Psych. 328,00 € (511,00 CHF) / GNP-Mitglied: 311,00 € (485,00 CHF), 16 Std.

Aktuelle praxisrelevante Rechts-Themen für Psychologische Psycho-therapeuten und Diplom-Psychologen - Einführung in das Sozialrecht 05.05.2007 D- Würzburg (Kursnr. FB070505A)Dipl.-Psych. Johanna Zier 165,00 €* / GNP-Mitglied: 157,00 €*, 6 Std.; GNP-Akkr.: 7 In-terdisziplinäre Kooperation; FE-Punkte: 8

Störungseinsicht (Awareness) und Krankheitsverarbeitung bei Patien-ten mit erworbener Hirnschädigung - Modul II: Krankheitsverarbeitung 11.05.-12.05.2007 D- München (Kursnr. FB070511C)�Prof. Dr. Wolfgang Fries, Dr. Sigrid Seiler, Dipl.-Psych. Ingrid Scholler, Dipl.-Psych. Clau-dia Bauer, Christa Petersen 218,00 €* / GNP-Mitglied: 207,00 €*, 12 Std.; FE-Punkte: 16 Bitte Modulrabatte beachten!

Neuropsychologie des Gedächtnisses: Von der Anatomie bis zur Thera-pie 29.06.-30.06.2007 D- Würzburg (Kursnr. FB070629A)Prof. Dr. Hans J. Markowitsch, Dipl.-Psych. 298,00 €* / GNP-Mitglied: 283,00 €*, 16 Std.; GNP-Akkr.: 1.1 Grundlagenwissen; FE-Punkte: 20

Akzeptanz als existentielle und psychotherapeutische Herausforderung�

13.07.-14.07.2007 CH- Rheinfelden (Kursnr. FB070713A)Prof. Dr. Gabriele Lucius-Hoene, Dipl.-Psych. 240,00 € (374,00 CHF) / GNP-Mitglied: 228,00 € (355,00 CHF), 12 Std.; GNP-Akkr.: 4 Psychotherapeutische Intervention

Klinische Pharmakopsychologie - Auswirkungen chemischer und natür-licher Stoffe auf die Bewertung neuropsychologischer Testergebnisse�

07.09.-08.09.2007 D- Würzburg (Kursnr. FB070907A) Dr. Joachim P. Leonard, Dipl.-Psych. 298,00 €* / GNP-Mitglied: 283,00 €*, 16 Std.; GNP-Akkr.: 6.5 Pharmakopsychologie; FE-Punkte: 24

Sexualstörungen nach erworbener Hirnschädigung 07.09.-08.09.2007 D- Würzburg (Kursnr. FB070907B)Dipl.-Psych. Andrea Fahlböck 298,00 €* / GNP-Mitglied: 283,00 €*, 16 Std.; GNP-Akkr.: 4 Psychotherapeutische Intervention; FE-Punkte: 22

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