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T. A. Barron Der Zauber von Avalon II Im Schatten der Lichtertore

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  • T. A. BarronDer Zauber von Avalon II

    Im Schatten der Lichtertore

  • Erloschen ist das Sternbild von Merlins Zauberstab, unterdem das magische Avalon bisher Schutz fand. Und unauf-haltbar wächst, wenn auch noch verborgen, die zerstöreri-sche Macht von Rhita Gawr, Merlins unsterblichem Feindund Gegenspieler. Doch seine Schergen treiben jetzt schon ihrUnwesen in den sieben Wurzelreichen Avalons, das sichRhita Gawr untertan machen will. Wollen Tamwyn, der ErbeMerlins, und seine treuen Freunde den Feinden zuvorkom-men, müssen sie sich trennen. So begibt sich Elli auf diegefährliche Suche nach Merlins Leben spendendem Kristall,während sich Scree den dunklen Geheimnissen seiner eige-nen Vergangenheit stellen muss. Allein Tamwyn folgt denSpuren seines verschollenen Vaters und macht sich auf eineungewisse Reise zu den höchsten Ästen Avalons, um vondort aus die Sterne wieder zum Leuchten zu bringen . . .

    T. A. Barron wuchs in Massachusetts auf.Er studierte in Princeton und OxfordPhilosophie, Politik und Wirtschaftswis-senschaften, war als Manager in einerNew Yorker Anlagefirma tätig undselbstständiger Unternehmer. Heute ister freier Autor und lebt mit seiner Fami-lie in Boulder, Colorado. Seine Merlin-

    Saga, die auf Deutsch bei dtv junior vorliegt, wurde in vieleSprachen übersetzt und hat weltweit eine große Fan-gemeinde. Zusätzliche Informationen über den Autor unterwww.tabarron.com.Weitere Bücher des Autors bei dtv junior: siehe Seite 4

    Irmela Brender ist als freischaffende Autorin und Übersetze-rin tätig. Für ihre zahlreichen Kinder- und Jugendbüchersowie die biografischen Werke für Erwachsene erhielt siemehrfach Auszeichnungen, unter anderen den StuttgarterLiteraturpreis. Sie lebt in der Nähe von Stuttgart.

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    Barron_Zauber _2Aufl.xp6 14.08.2009 8:07 Uhr Seite 2

  • T. A. Barron

    Der Zauber von Avalon II

    Im Schatten der Lichtertore

    Roman

    Aus dem Amerikanischen von Irmela Brender

    Deutscher Taschenbuch Verlag

  • Eine gekürzte Hörbuch-Ausgabe zu vorliegendem Band ist bei Der Hörverlag,München erschienen.

    Von T. A. Barron sind außerdem bei dtv junior lieferbar:Merlin – Wie alles begann, dtv extra 70571

    Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit, dtv extra 70597Merlin und die Feuerproben, dtv extra 70634

    Merlin und der Zauberspiegel, dtv extra 70673Merlin und die Flügel der Freiheit, dtv extra 70734Das Geheimnis der Halami, dtv junior extra 70781

    Das Baumkind, dtv junior extra 70834Das Wunder der angehaltenen Zeit, dtv junior extra 70930

    Der Zauber von Avalon I – Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung, dtv extra 70965

    Der Zauber von Avalon III – Die ewige Flamme, dtv extra 71266Merlins Drache I, dtv extra 71382

    Deutsche ErstausgabeIn neuer Rechtschreibung2. Auflage Oktober 2009

    2006 Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, Münchenwww.dtvjunior.de© 2005 T. A. Barron

    All rights reserved. First published in the United States by Philomel Books, a division of the Penguin Young Readers Group, under the title

    ›THE GREAT TREE OF AVALON: Shadows on the Stars‹. German translation rights arranged with Sheldon Fogelman Agency, Inc.

    © für die deutschsprachige Ausgabe: 2006 Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München

    Umschlagkonzept: Balk & BrumshagenUmschlagbild: Ludvik Glazer-Naudé

    Lektorat: Lisette BuchholzSatz: Fotosatz Reinhard Amann, Aichstetten

    Gesetzt aus der Palatino 11/14˙Druck und Bindung: Kösel, Krugzell

    Printed in Germany · isbn 978-3-423-71188-3

    Barron_Zauber _2Aufl.xp6 14.08.2009 8:07 Uhr Seite 4

  • Für Mutter Erde,bedrängt, doch freigebig

    Mit erneutem besonderen Dank anDenali Barron und Patricia Lee Gauch,

    mutige Gefährtinnen von Tamwyn, Elli, Scree . . . und mir

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  • Barron_Zauber _2Aufl.xp6 14.08.2009 8:07 Uhr Seite 7

  • Barron_Zauber _2Aufl.xp6 14.08.2009 8:07 Uhr Seite 8

  • Barron_Zauber _2Aufl.xp6 14.08.2009 8:07 Uhr Seite 9

  • Die Suche nach den Sternen

    Ich frage mich wahrhaftig, warum ich mich jetzt für diese lange und gefährliche Reise zu den Sternen entschiedenhabe. Bestimmt nicht, weil meine Kraft auf ihrem Höhe-punkt angelangt wäre; bestimmt nicht, weil der Zeitpunktgünstig erscheint. Vielleicht suche ich letzten Endes garnicht die Sterne, sondern fliehe nur vor der Vergangenheit.Die Sterne sind hell und weit entfernt, doch meine Wundensind dunkel und immer nah.

    Fragment eines Briefs aus dem Jahr 987 von Avalon,hinterlassen von dem Forscher Krystallus Eopia,

    Sohn der Hirschfrau Hallia und des Zauberers Merlin

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  • Neigt euch, Äste

    Neigt euch, Äste Avalons, Lasst den Sturm nicht ein –

    Neigt euch tief, doch splittert nicht: So muss das Mysterium sein,

    Kräftig, biegsam, fein.

    Rage, Stamm des Mittelreichs, Recke dich empor –

    Streb den Nebelpfaden zu: Überm HimmelstorBei dem Sternenflor.

    Senkt euch, Wurzeln, weit hinabIn der Tiefe Schoß –

    Gebt den sieben Reichen Halt:Macht, was klein ist, groß.

    Wunder, beispiellos.

    Alte Ballade von Avalon. Es wird angenommen,dass sie von der Hohepriesterin Rhiannon stammt.

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  • Prolog

    Die größte Macht

    Tief unter der Erde in einer Höhle voll dunkler Schatten schwebte etwas noch Dunkleres in der Luft.Langsam drehte es sich – eine Giftschlange aus Rauch.

    Während sie kreiste, sprühten in der Luft um sie herumschwarze Funken. Und wo der Schlangenschwanz überden Höhlenboden glitt, barsten Steine wie Bäume, die vomBlitz getroffen wurden; nur Häuflein glimmender Ascheblieben zurück.

    Die dunkle Spirale glitt drohend auf einen kleinen strah-lenden Kristall auf einem Steinsockel zu. Das schwache,dennoch herausfordernde Licht des Kristalls leuchteteweiß mit blauen und grünen Bändern. Als das schattigeWesen näher kam, wurde das Licht ein wenig heller.

    »Schau jetzt her«, zischte die Rauchschlange. »Ich werdedir zeigen, wie dieser Kristall aus Élano zu zerstören ist, sowie wir bald unsere Feinde zerstören.« Die Schlange lachte,ihre Stimme brodelte wie geschmolzenes Erz. »Aber zuerst,mein Kleiner, werden wir seine Macht so verändern, dasssie unseren eigenen Zwecken nützt.«

    Kulwych hatte den Rücken an die Höhlenwand ge-presst, jetzt rutschte er nervös ein wenig weiter. Der

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  • Hexer im Umhang kaute an den einst perfekt geschnitte-nen Fingernägeln, dann fuhr er sich mit der Hand über die narbige leere Augenhöhle. »Hmmja, mein Herr RhitaGawr.«

    »Nur eins bedaure ich ein wenig«, zischte die Spirale,während sie härter wurde und sich mit der Finsternis ver-einigte, die beinah wie eine feste Masse wirkte. »Inzwi-schen hast du zweifellos schon die Person beseitigt, die sichden wahren Erben Merlins nannte. Und mir hätte es ein ge-wisses Vergnügen bereitet, ihn zum ersten Opfer meinesKristalls zu machen.«

    Kulwych biss sich fester auf die Finger. »Äh, nun, in die-sem Fall, mein Herr . . . wirst du dich freuen zu erfahren,dass . . .«

    »Er ist nicht tot?«, fauchte die Schlange. Sofort schoss sieauf das Gesicht des Hexers los und hielt nur eine Haares-breite von seiner Kehle entfernt. »Hast du mich im Stichgelassen, mein kleiner Hexer, mein Spielzeug?«

    Schaudernd presste Kulwych den Kopf fester an dieWand und stieß ein ängstliches Gurgeln aus.

    Das dunkle Wesen schaukelte zurück und vor, dabeizischte es wie ein Lavastrom. »Du hast schon zuvor meinenZorn erlebt, nicht wahr?«

    Der Blick aus Kulwychs einzigem Auge schoss zur kopf-losen Leiche des Gobskens auf dem Höhlenboden. Erwollte etwas sagen, konnte aber wieder nur gurgeln.

    Einen endlosen Augenblick lang züngelte die Rauch-schlange zischend vor der Kehle des Hexers. Dann zog siesich mit einem Laut wie ein Peitschenknall zurück zum

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  • Kristall. Kulwych schnappte nach Luft und brach auf demSteinboden zusammen.

    »Du hast Glück, du Einfaltspinsel.«Kulwych kniff bei der Beleidigung sein Auge zusammen,

    aber als er wieder aufgestanden war, sagte er nur: »Hmmja,mein Herr.«

    »Wirklich Glück«, fuhr die Rauchspirale fort. »Du siehst,mein Kleiner, dass ich immer noch deiner Dienste bedarf,zumindest bis ich stark genug bin, um in einer festen Formaufzutreten. Doch bald nehme ich meine wahre Gestalt an –und meine wahre Rolle als Eroberer.«

    »Eroberer«, wiederholte Kulwych und nickte mit demgrässlich narbigen Kopf.

    »Ja!«, rief die Rauchspirale, die Rhita Gawr war, mit sol-cher Kraft, dass schwarze Funken in der Luft explodierten,auf die nassen Steinwände stoben und verdampften. »Undnicht nur von dieser mickrigen kleinen Welt, dieser hohlenHülse eines Baums. Sobald ich Avalon beherrsche, dieseBrücke zwischen dem Sterblichen und dem Unsterblichen,werde ich auch alles andere beherrschen! Von der Anders-welt der Geister bis zur vergänglichen Erde – die ganzeWelt wird mir gehören.«

    In ruhigerem, fast angenehmem Ton fügte das dunkleGeschöpf hinzu: »Und vielleicht auch dir, mein Kulwych.Das heißt, wenn ich beschließe, dich an meiner Seite zu be-halten.«

    Langsam richtete Kulwych sich auf und bürstete etwasStaub von seinem Umhang. Sein Kinn zitterte, als er sagte:»Immer dein treuer Diener, mein Herr.«

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  • »Achte nur darauf, dass es bei immer bleibt«, zischte derSchatten von Rhita Gawr, es klang wieder gefährlicher.»Oder ich mache mit dir, was ich gleich mit diesem eigen-sinnigen kleinen Kristall mache.«

    Bevor Kulwych antworten konnte, fauchte die dunkleSpirale bösartig, dann streckte sie sich rund um den Sockeldes Kristalls. Langsam kreiste sie in der Luft, band einesihrer Enden ans andere zu einer Schlinge und legte sichfester um ihre Beute. Zugleich wurde die Schlange flacherund breiter, so dass sie weniger einem Seil und mehr einemSchleier glich – so dunkel, dass sie nicht mehr nur alsschwarz zu beschreiben war. Dieser Schleier wirkte wie derInbegriff der Leere, so finster, als könnte nichts Lichtähn-liches je in seine Tiefen dringen, ihm Gestalt geben oderseine bodenlose Leere berühren.

    Der Kristall pulsierte tapfer, so unentwegt wie ein klop-fendes Herz, während sich der Schleier über ihm schloss.Immer enger zog sich die Dunkelheit, umhüllte den leuch-tenden Gegenstand, presste sich fester darum. Obwohl dasLicht immer noch unter dem Schatten pulsierte und einpaar weiße Strahlen hindurchdrangen und die Höhlen-wände beleuchteten, wurde der Kristall mit jeder Sekundematter. Die ganze Höhle verdunkelte sich.

    Von seinem Platz an der Wand sah Kulwych fasziniert zu.Entzückt rieb er sich die glatten Hände. Hier war Macht,wahre Macht am Werk! Und doch . . . insgeheim blieb er un-sicher. Niemand – noch nicht einmal Rhita Gawr – hatte jezuvor einen reinen Élanokristall verdorben. War das wirk-lich möglich? Oder würde sich die hartnäckige Magie des

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  • Kristalls behaupten? Schließlich lag diese Magie tiefer, alsirgendwer je verstehen konnte, sie strömte direkt aus demHarz des großen Baums. Selbst Merlin, dieser Möchtegern-Zauberer, hatte verstanden, dass seine Kräfte im Vergleichzu Élano nichts waren.

    Das dunkle Tuch zog sich weiter zusammen, bis es denKristall völlig bedeckte. Es gab keine großen Öffnungenmehr, weder oben oder unten noch an den Seiten, durch dieLicht dringen konnte. Und doch sickerte immer noch einschwacher Schein durch ein paar Ritzen. Immer nochwiderstand der Kristall.

    Kulwych beugte sich näher, sein Auge zuckte ängstlich.Bei allen Trollzähnen und Ogerzungen, fluchte er lautlos, wasgeht hier vor?

    Noch enger presste der Schleier wie eine erstickende De-cke. Der zarteste Lichtschimmer strahlte unter den Schich-ten der Finsternis hervor.

    Plötzlich knisterte der Schleier in einem schwarzen Feu-er. Schwerer, fauliger Rauch stieg vom Sockel auf. Die Dun-kelheit selbst fing an zu pulsieren wie eine Faust, die denletzten Funken Leben aus einem Feind quetscht.

    Die Luft in der Höhle wurde dicker und immer verdor-bener. Kulwych würgte einen Husten zurück. Ihm wurdeübel, mit aller Kraft bezwang er den Brechreiz. Er lehntesich Halt suchend an die Felswand, während die wider-liche Luft in seine Lungen stach. Eine Maus hatte sich ver-irrt, wild suchte sie nach einem Fluchtweg, dann zuckte sieein letztes Mal und starb.

    Sekunden vergingen und dehnten sich zu Minuten. End-

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  • lich lockerte der dunkle Schleier seinen Griff. Allmählichlöste er sich von dem Kristall und bildete wieder eineRauchspirale, die langsam kreisend in der Luft hing. Undauf dem Sockel leuchtete der Kristall – aber mit einem ganzanderen Licht als zuvor. Er strahlte ein dunkles, rauchigesRot aus. Adern durchzogen ihn, als wäre er ein krankes,blutunterlaufenes Auge. Und jeder unterdrückte Puls-schlag in seinem Inneren wurde von einem ekelhaften Ge-ruch wie von faulendem Fleisch begleitet.

    Kulwych trat vorsichtig näher. »Ist es . . . vollbracht?«»Oh ja, mein kleiner Hexer, es ist vollbracht.« Die Stimme

    der Spirale klang erschöpft, viel schwächer als zuvor. »Duhast doch nicht meine Kräfte bezweifelt, oder?«

    »Nein, nein«, sagte Kulwych schnell. »Ich würde nie et-was an dir bezweifeln, genau wie ich dir nie ungehorsamwäre.«

    »Also dann«, zischte das dunkle Wesen, »würdest dumeinen Befehl befolgen und die Hand auf diesen Kristalllegen?«

    Der Hexer duckte sich entsetzt. Er warf einen Blick aufden dunkelroten Gegenstand, es war die Farbe getrockne-ten Bluts. »Ihn b-be-berühren?«, stotterte er.

    »Ja, Kulwych. Berühre ihn. Ich befehle es dir.« Der Hexer zitterte unkontrollierbar, als er den Arm hob.

    Der Ärmel seines Umhangs blähte sich wie ein Segel imsteifen Wind. Dann biss Kulwych die Zähne zusammenund streckte die Hand nach dem dunklen Kristall aus. Erkam ihm näher, noch näher. Inzwischen kreiste die Rauch-spirale leise zischend in der Luft.

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