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Christian TielmannSchatzjäger in der Karibik
Ein Abenteuer auf hoher See
Tielmann, Schatzjäger bel. 04.04.2008 14:40 Uhr Seite 1
Tielmann, Schatzjäger bel. 04.04.2008 14:40 Uhr Seite 2
Sei wachsam und mutig,
denn auf Dich warten große
Abenteuer. Tauch ein in die Welt
der Ritter! Du bist dabei, wenn
Mammuts gejagt werden! Du erlebst,
wie ein Schatz aus der Tiefe des
Meeres gehoben wird! Sei neugierig auf
die Welt und entdecke ihre Geheimnisse
in spannenden Geschichten. Willst Du noc
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Sei wachsam und mutig,
denn auf Dich warten große
Abenteuer. Tauch ein in die Welt
Schau mit dem
Auge des Tigers!
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Christian Tielmann wurde 1971 in Wuppertalgeboren. Er studierte Philosophie und Deutschin Freiburg und Hamburg. Heute lebt er in Kölnund schreibt seit 1999 für verschiedene VerlageKinder- und Jugendbücher.Weitere Titel von Christian Tielmann bei dtvjunior: siehe Seite 6.
Volker Fredrich, geboren 1966 in Mühldorf amInn, studierte an der Fachhochschule HamburgIllustration. Seit 1996 arbeitet er als freierIllustrator für zahlreiche Kinder- und Schul-buchverlage. Für dtv junior stattete er bereitsverschiedene historische Mitratekrimis aus.
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Tielmann, Schatzjäger bel. 04.04.2008 14:40 Uhr Seite 4
Christian Tielmann
Schatzjäger in der Karibik
Ein Abenteuer auf hoher See
Mit Illustrationen von Volker Fredrich
Deutscher Taschenbuch Verlag
Tielmann, Schatzjäger bel. 07.04.2008 9:30 Uhr Seite 5
Von Christian Tielmann sind bei dtv junior außerdem lieferbar:
Andi & Laura oder Wie man seinen Lehrer vergrault,dtv junior 70828
Andi & Laura oder Lehrerinnen küsst man nicht,dtv junior 71171
OriginalausgabeIn neuer Rechtschreibung
Juni 2008© 2008 Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG,
Münchenwww.dtv-tigerauge.de
Umschlagkonzept: Ralph Bittner Umschlagbild:Volker FredrichLektorat: Maria RutenfranzHerstellung: Stephanie Lütje
Gesetzt aus der Caslon 12,5/16˙Satz: Greiner & Reichel, Köln
Druck und Bindung: Druckerei C.H. Beck, NördlingenGedruckt auf säurefreiem, chlorfrei gebleichtem Papier
Printed in Germany · ISBN 978-3-423-07712-5
Tielmann, Schatzjäger bel. 04.04.2008 14:40 Uhr Seite 6
Inhalt
Hamburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9In der Tiefe des Kleiderschranks . . . . . 23Flug Nummer T1 3452 . . . . . . . . . . . . 31Havanna . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36Die Bucht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49In zehn Metern Tiefe . . . . . . . . . . . . . 59Sackgasse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72Auf dem schnellsten Weg . . . . . . . . . . 80Auf offener See . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88Vor dem Sturm . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98Santa Clara . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105Am Ziel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118
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Hamburg
»Nein, Mama. – Ja, Mama. – Klar, Mama. – Tschüss,Mama!« Luzie legte den schweren Telefonhörer zu-rück auf das schwarze Uralt-Telefon.
»Macht sie sich Sorgen?« Luzies Vater nippte anseinem Kaffee.
Luzie nickte. Klar machte sich ihre Mutter Sor-gen. Sie machte sich immer Sorgen, wenn Luzie beiihrem Vater war. Dabei hatten ihre Eltern es dochselbst so ausgemacht: Eine Hälfte der Sommerferienund ein Wochenende pro Monat durfte Luzie beiihrem Vater in Hamburg verbringen, wenn sie Lusthatte. Und Luzie hatte immer Lust. Denn mit ihremVater konnte Luzie Sachen machen, die sonst nie-mand mit ihr machen wollte. Aber kaum war sie inHamburg und ihre Mutter wieder zu Hause in Lüne-burg, machte sich Luzies Mutter Sorgen.
»Dazu hat sie ja auch allen Grund.« Luzies Vatergrinste über den Rand seiner Kaffeetasse.
Luzie verdrehte die Augen. Sie hasste es, wennihre Eltern schlecht übereinander sprachen. Die bei-
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den hatten sich doch getrennt – konnten die dannnicht endlich mal mit der Streiterei aufhören? Daswollte Luzie ihrem Vater auch gerade an seinenDickschädel werfen, als der sagte: »Ich hab was fürdich besorgt.« Er zeigte auf das große Paket, das aufdem Küchentisch lag. »Ich hoffe, es passt alles.«
Luzie riss das Packpapier vom Paket ab, öffneteden Karton darunter und kam aus dem Staunennicht mehr heraus. In dem Karton lag eine nagel-neue Tauchausrüstung! Ein orangefarbener Tauch-anzug, leuchtend gelbe Schwimmflossen, eine neueTauchmaske samt Atemausrüstung und ein Gürtelmit Bleigewichten! Jetzt fehlten nur noch die Druck-luftflaschen für die Atemluft.
Luzie war platt. Ihr Vater schenkte ihr immerwas, wenn sie das Schuljahr überlebt hatte, aber mitso etwas hatte sie nicht gerechnet. Und Tauchenwar Luzies absoluter Lieblingssport! Schon als Kin-dergartenkind hatte sie zuerst Tauchen und dannSchwimmen gelernt. In Lüneburg war sie im Tauch-verein und trainierte jede Woche im Baggersee.Holger, ihr Tauchlehrer, hatte sogar versprochen,dass sie nach den Ferien mit in die Ostsee dürfe. Nureine eigene Tauchausrüstung, die hatte Luzie bisjetzt noch gefehlt. Alles Bitten und Betteln, alle
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Wut- und Tobsuchtsanfälle hatten nichts geholfen:Ihre Mutter hatte sich stur gestellt und behauptet,dass die Ausrüstung viel zu teuer sei. Dabei war dasnur die halbe Wahrheit.Die andere Hälfte der Wahr-heit war, dass Luzies Mutter dieses Hobby nichtbesonders mochte, weil sie das Tauchen an LuziesVater erinnerte. Denn Tim Timm war von BerufKapitän und liebte alles, was mit Wasser zu tun hat-te. Gemeinsam mit ihm zu tauchen, das war fürLuzie einfach das Größte.
»Danke!«, sagte Luzie noch ganz benommen vorGlück. »Hast du zufällig im Lotto gewonnen?«
Tim Timm lachte. »Sozusagen. Ich habe einenVorschuss für einen neuen Job bekommen. Einensehr großen Vorschuss für einen sehr gut bezahltenJob.« Er nahm die Tauchmaske aus dem Karton.»Probier’s am besten gleich mal an. Ich will nämlichheute Nachmittag mit dir …«
»Tauchen?«, jubelte Luzie. »Wo denn …?« »Langsam, langsam. Die Elbe ist nicht ohne!«,
sagte ihr Vater. »Aber ich habe eine Stelle gefunden,an der …« Das Telefonklingeln unterbrach ihn.
Jetzt hatte Luzie aber die Nase voll von den Sor-gen ihrer Mutter! Sie schnappte sich den Hörer undschimpfte los: »O Mama! Das nervt! Du kannst
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ganz beruhigt auf deine Bergtour mit Jens fahren!Du hast bestimmt einen prima Urlaub! Und ichauch. Ich bin hier bei Papa und es passiert mir schonnichts! Wir tauchen nur ein bisschen, aber Papa ist jadabei. Also hör endlich auf, dir Sorgen zu machen!«
Am anderen Ende war Schweigen.»Mama?«»Mit wem spreche ich bitte?«, fragte eine Frauen-
stimme, die Luzie nicht kannte. Ihre Mutter war dasjedenfalls nicht. Luzie wurde knallrot und sagtekleinlaut: »Luzie Timm, Entschuldigung. Ich habeSie wohl verwechselt.«
»Wagner hier. Kann ich mit Kapitän Tim Timmsprechen?«, fragte die Frau ziemlich nüchtern.
»Klar!« Luzie reichte den Telefonhörer an ihrenVater weiter.
»Ja, bitte? – Nein, Frau Wagner. – Ja, Frau Wag-ner. – Klar, Frau Wagner. – Tschüss, Frau Wagner.«Luzies Vater hielt den Telefonhörer noch einen Mo-ment nachdenklich in der Hand, ehe er ihn zurückauf die Gabel legte. Er kratzte sich am Kinn. »DenTauchgang müssen wir wohl verschieben.«
Luzie hätte gar nicht sagen können, wie ent-täuscht sie war!
»Ich muss zu einer Besprechung mit Frau Wagner,
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du kannst aber mitkommen.« Mit einem leichtenLächeln fügte der Kapitän hinzu: »Könnte span-nend werden.«
Luzie legte den Kopf schief. »Ist das etwa deineneue Freundin, Papa?«
Tim Timm schüttelte energisch den Kopf. »Lie-ber knutsche ich zehn nackte Kröten!« Er stellte sei-nen Kaffeepott in die Spüle und angelte sich seineLederjacke von der Stuhllehne. »Na los, na los, FrauWagner hasst es, wenn sie warten muss!«
Frau Wagner hatte ihr Büro in einem der gläsernenGebäude direkt am Hamburger Hafen.
»Kann ich nicht hier warten, bis du fertig bist?«Luzie sah sehnsüchtig auf die großen Container-schiffe.
Aber ihr Vater war dagegen. »Nichts da! Dukommst mit. Du wirst staunen …« Sie überquerteneine breite Straße. »Frau Wagner hat nämlich einensehr interessanten Beruf.«
Luzie verdrehte die Augen.»Sie ist Schatzsucherin.« Tim Timm hielt seiner
Tochter die Tür zum Bürogebäude auf.»Schatzsucherin?« Luzie traute ihren Ohren kaum.»Ich habe ihr vor einiger Zeit geholfen, ein paar
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Seekarten zu lesen, und diese mit alten Karten derSpanier verglichen. Sie ist auf der Suche nach einemin der Karibik untergegangenen Schiff, der GaleoneSanta Clara. Soll ziemlich viel Gold drin gewesensein.«
Galeone? Karibik? Schatzsuche? Luzie wurdeschwindelig. Das war ja der Hammer! Ihr Vaterkannte die Karibik wie seine Westentasche und erwar ein Spezialist, was das Studieren alter Seekartenanging. Das wusste Luzie genau. Und sie wusste,dass ihr Vater gerne untertrieb, wenn es um seineFähigkeiten ging. Wenn diese Frau Wagner ausge-rechnet Tim Timm als Kapitän anheuerte, dannhatte sie einen verflixt guten Riecher. Luzie konntees kaum fassen: Ihr Vater war drauf und dran, einenechten Goldschatz zu heben!
»Ist das der neue Job, mit dem du so viel Geld ver-dienst?«, fragte sie.
Tim Timm nickte. »Und wenn alles glattläuft,dann wird es noch ein bisschen mehr. Denn die gan-ze Mannschaft ist am Erfolg beteiligt.«
Wenn Luzies Vater von »ein bisschen mehr«sprach, dann meinte er »viel mehr«. Vielleicht mein-te er sogar »sehr viel mehr«. Allerdings hatte die Sa-che einen Haken: Luzies Vater war zwar Kapitän,
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Was ist eine Galeone?
Die Santa Clara ist eine Galeone. Galeonen sind großeSegelschiffe mit drei bis vier Masten und mit bis zu vier
Decks, wobei sie nicht nur am Heck (hinten), sondern auch imvorderen Teil des Schiffs einen Aufbau (Galion genannt) haben.Die Spanier benutzten Galeonen bis ins 17. Jahrhundert, umGold- und Silberschätze aus Amerika nach Spanien zu bringen.
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aber er hatte schon seit zwei Jahren kein Schiff mehrbetreten. Denn seine letzte Reise in die Karibik warnicht gerade erfolgreich verlaufen. Irgendwo vorKuba war der Frachter auf Grund gelaufen. Und dasnur, weil die gesamte Mannschaft besoffen gewesenwar. Es war ein Riesenglück gewesen, dass niemandverletzt worden war und sie die Ladung noch rettenkonnten. Aber als Kapitän war Tim Timm seitdemfür die meisten Reedereien natürlich erledigt – auchwenn er sich noch so gut auskannte.
Anscheinend hatte Frau Wagner schon mehr als ei-nen wertvollen Schatz gefunden, denn bereits aufdem Weg zu ihr roch es nach Geld: Im Empfangs-raum vor dem eigentlichen Büro in der siebten Eta-ge saß eine Dame hinter einem unglaublich breitenTresen in einem unglaublich leeren Zimmer mitBlick über die halbe Stadt.
Hinter dieser Dame hing ein großes Wappen ander Wand. In der Mitte dieses blauen Wappensprangte ein knallrotes Wagenrad, auf dessen Nabeeine gelbe Kompassnadel gemalt war. Auf dem Randstand »Expeditionen Wagner Weltweit«, unten wa-ren groß die drei Anfangsbuchstaben wiederholt:EWW.
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Die Empfangsdame nickte Luzies Vater freund-lich zu. Dann drückte sie einen Knopf und sagte ineine Gegensprechanlage: »Frau Doktor Wagner,Kapitän Timm ist jetzt da.«
»Soll reinkommen«, krächzte die Antwort aus derGegensprechanlage.
Die Empfangsdame stand auf und führte dieTimms einen Flur entlang.
»Für wen sucht die Wagner denn Schätze?«, flüs-terte Luzie ihrem Vater zu.
»Komplizierte Geschichte«, raunte ihr Vater zu-rück. »Für sich selbst und für die Wissenschaft,die Ärchäologie. Die Archäologie ist das, was dieWagner angeblich wirklich interessiert. Die meistenSchätze, die sie gefunden hat, hat sie auch tat-sächlich irgendwelchen Museen zur Forschungübergeben – aber vorher hat sie natürlich ordentlichFinderlohn kassiert.« Er grinste. »Diesmal hat siesich etwas ganz Neues ausgedacht: Sie hat sich in ei-nem Vertrag das Recht gesichert, mit den schönstenFundstücken eine eigene Ausstellung zu machen.Und wenn die Wagner das findet, was sie vermutet,dann könnte diese Ausstellung allein reichen, um siestinkreich zu machen – wenn sie das nicht schonlängst wäre.«
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Sie erreichten das Ende des Flurs. Die Empfangs-dame öffnete die Tür. Vor einer großen Fensterfrontsaß eine kleine Frau, die etwa im Alter von LuziesEltern war, an einem gläsernen Schreibtisch. An denWänden links und rechts standen Glasvitrinen, indenen Porzellantässchen, Gold- und Silbermünzen,kleine Figuren und allerlei Fotos ausgestellt waren.Frau Wagner tippte konzentriert auf ihrer Tastaturherum, während sie sagte: »Nehmen Sie Platz, Ka-pitän, nehmen Sie Platz.«
Tim Timm schob Luzie vor sich her zu dem Stuhlvor dem Schreibtisch, während Frau Wagner weiter-redete, ohne aufzuschauen.
»Die Vorbereitungen sind beendet, Käpten! Ichhabe endlich die letzte Genehmigung der kuba-nischen Regierung. Morgen früh geht es los, wirnehmen die Maschine um sieben Uhr. Ich wolltenur noch einmal die letzten Details mit Ihnendurchsprechen. Angelika hat schon Ihr Flugticketbesorgt, das können Sie gleich mitnehmen.« FrauWagner feuerte ihre Sätze so energisch in den Raum,dass Luzie sofort verstand, warum sich ihr Vater nie-mals in sie verlieben würde und lieber zehn nackteKröten als diese Dame küssen wollte: Frau Wagnerwar ein Drachen!
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Endlich sah sie von ihrem Computerbildschirmauf. »Oh, ich sehe, Sie sind nicht allein!«
»Das ist meine Tochter. Luzie ist in den Ferien beimir.« Luzies Vater lächelte. »In den nächsten dreiWochen kann ich hier nicht weg. Tut mir leid.«
»Unsinn!« Frau Wagner machte eine wegwerfen-de Handbewegung. »Marco ist auch dabei!« Plötz-lich richtete sie ihren Blick auf Luzie. Sie lächelteetwas gequält und fragte: »Warst du schon mal inder Karibik, Mädchen? Da gibt es Palmen, Strändeund dein Vater kauft dir bestimmt eine Kokosnuss!Und mein Sohn Marco kommt auch mit! Ihr seidetwa im selben Alter. Ist doch wunderbar, oder?Sommerferien in der Karibik, so was haben deineFreundinnen bestimmt nicht.«
Luzie rutschte aufgeregt auf ihrem Stuhl herum.Diese Frau Wagner sprach zwar wie ein Drachen,aber ihre Ideen waren super! Karibik! Luzie würdeihre nagelneue Tauchausrüstung mitnehmen undnach einem Schatz tauchen!
Sie wollte Frau Wagner gerade fragen, wo und inwelcher Wassertiefe denn das Wrack läge, denn tie-fer als zwölf Meter war Luzie bisher nicht getauchtund das durfte sie auch nicht, das hatte ihr Tauch-lehrer gesagt.
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Aber da hörte sie ihren Vater sagen: »Moment,Moment! So einfach geht das nicht!«
Frau Wagner kniff die Augen zusammen undlehnte sich in ihrem Chefsessel zurück. »Und wa-rum nicht?«
»Wir müssen erst ihre Mutter fragen!«Frau Wagner deutete achselzuckend auf das Tele-
fon, das vor ihr auf dem Glastisch stand.Aber Luzies Vater vergrub seine Hände in den
Hosentaschen und grummelte: »Darauf muss ichmich erst vorbereiten. Meine Exfrau und ich sindein bisschen schwierig.«
Das war mal wieder eine typische Untertreibungvon ihrem Vater: Ihre Eltern waren nicht nur einbisschen schwierig. Sie waren extrem schwierig. Aberehe Luzie etwas sagen konnte, schoss Frau Wagnerschon wieder einen ihrer Kanonenkugel-Sätze inden Raum. »Vier Jahre!«
Luzie hatte nicht die leiseste Ahnung, was dasbedeuten sollte.
Aber ihr Vater schien schon zu wissen, was jetztkommen würde. Er verdrehte die Augen.
Plötzlich sprang die kleine Frau aus ihrem Chef-sessel auf und tigerte in ihrem riesigen Büro auf undab: »Vier Jahre habe ich daran gearbeitet, dass wir
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