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Tagung Gesundheit & Armut Workshops und Fachreferate 22. Juni 2018 Berner Fachhochschule Soziale Arbeit

Tagung Gesundheit & Armut - soziale-arbeit.bfh.ch · Gesundheit als Einfluss- und Wirkungsdimension in Angeboten der Beratung, Integration und Bildung 4 migesplus.ch – das Portal

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Tagung Gesundheit & Armut

Workshops und Fachreferate

22. Juni 2018

Berner Fachhochschule

Soziale Arbeit

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Inhaltsverzeichnis / sommaire

Consultations infirmières spécialisées au Dispensaire Anti-Tuberculose 3

Gesundheit als Einfluss- und Wirkungsdimension in Angeboten der Beratung,

Integration und Bildung 4

migesplus.ch – das Portal für Gesundheitliche Chancengleichheit 5

Netzwerk Psy4Asyl – Wenn es nötig wird, dass Fachpersonen sich freiwillig engagieren 6

Les Permanences volantes de l’EPER 7

Gesundheitsförderung durch das Projekt Schlemmergarten 8

Aufsuchende Arbeit durch Schlüsselpersonen als Gesundheitsförderung und Armutsprävention - schritt:weise und Migram 9

Teil-Sein und Teil-Haben in einer „Sorgenden Gemeinschaft“ (Caring Community) 10

Angebote der Wohnhilfe für sozial benachteiligte Haushalte. Eine Orientierungshilfe für

Kantone, Städte und Gemeinden 11

Wohnrehabilitation für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen – Theorie, Empirie und

Praxisanwendungen – in 4 Teilen 12

Ältere Migrantinnen und Migranten im Quartier – Stärkung von sozialen Netzen und Zugang zu

Regelstrukturen zur Förderung von Wohlbefinden und Lebensqualität 15

Prävention mit der Migrationsbevölkerung 15

Erschwerter Zugang sozioökonomisch benachteiligter Familien zu suchtpräventiven

Angeboten – Forschungsdesign und erste Felderfahrungen 17

Gesundheit und Entwicklung von Kindern von 0-5 in besonders belasteten Familien Ergebnisse

der ZEPPELIN-Studie 18

Zwischen Arbeit und Familie – zur Lebens- und Arbeitssituation von Familien in

prekären Lebenslagen 18

Die Treiber der gesundheitlichen Ungleichheiten zwischen der Migrationsbevölkerung

und Einheimischen in der Schweiz 20

Soziale Chancengleichheit und Gesundheit in der Schweiz: Zahlen und Fakten 20

Livre de recettes, Littérature et Législation : un échantillon historique de la prévention

de l’alcoolisme dans les classes populaires suisses 22

23 MUNTERwegs

Netzwerkarbeit freipraktizierender Hebammen in der Schweiz: Zugang der Familien

mit Neugeborenen zu weiteren Angeboten der Frühen Förderung 24

Les conséquences de l’endettement et du surendettement sur la santé des

jeunes adultes (18-30 ans) en Suisse.

25Projet pilote : Soins en santé communautaire pour des personnes particulièrement fragilisées

25

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Consultations infirmières spécialisées au Dispensaire Anti-Tuberculose

La tuberculose est une maladie infectieuse que reste une des 10 premières causes de mortalité dans le monde. Selon l’OMS, l’incidence mondiale est de 142 cas pour 100'000 habitants (2015), elle est de 7.4 cas pour 100'000 habitants en Suisse. Même si le nombre de nouveaux cas de tuberculose reste relativement faible, leur prise en charge dans le canton de Vaud reste un réel défi quotidien. Le contexte migratoire international de ces derniers mois a élevé le nombre de personnes allophones parmi cette patientèle. Ces migrants issus de différentes régions du monde, ont des représentations de la maladie et une littératie en santé qui peuvent ralentir le bon déroulement du traitement. En outre, la combinaison de certains déterminants sociaux de la santé de ces populations rend parfois difficile l’accès aux soins. C’est dans ce contexte qu’un dispositif de suivi infirmier a débuté en 2017 à la PMU. En collaboration avec le Service de la santé publique cantonal et le réseau socio-sanitaire vaudois, l’équipe des soins du DAT propose désormais sous supervision médicale, des consultations infirmières hospitalières et ambulatoires pour les patients atteints de tuberculose active ou latente. Ces prestations, qui mobilisent les compétences transculturelles des infirmières, permettent de créer un lieu thérapeutique entre le soignant et le patient, renforçant ainsi l’adhérence au traitement, et augmentant les chances de rémission de la maladie.

Objectif: Offrir au patient porteur d’une tuberculose (active ou latente) un espace d’écoute pour répondre à ses questions et à ses besoins.

Problématiques particulières: Prise en charge complexe faisant appel à de multiples intervenants, stigmatisation et représentations culturelles de la maladie, vulnérabilité sociale

Bénéfices attendus: Améliorer la compréhension de la maladie, permettre au patient de s’exprimer sur le vécu de celle-ci, renforcer le partenariat patient/soignant, promouvoir l’observance thérapeutique.

Muriel Schoch, Infirmière, Ana Lucia Esteves Carreira, Policlinique Médicale Universitaire

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Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern Univsersity of Applied SciencesSeite 4

Gesundheit als Einfluss- und Wirkungsdimension in Angeboten der Beratung,

Integration und Bildung

Forschungsprojekt & Ergebnisse

Im Rahmen von Sozialer Arbeit mit Klient/innen stellen sich fortwährend Fragen nach

dem Zusammenspiel von gesundheitlichen Ressourcen der Klient/innen und den

geplanten und durchgeführten Interventionen. Einerseits sind die Wirkungen der

Beratung wie auch der Integrations- und Bildungsangebote von der gesundheitlichen

Ausgangssituation abhängig. Andererseits können diese Massnahmen auch

Veränderungen im Gesundheitszustand wie Gesundheitsverhalten hervorrufen. Der

Befähigungsansatz nach Amartya Sen stellt den theoretischen Bezugsrahmen für die

Untersuchung der erwähnten Zusammenhänge dar.

Fragestellung

Wie stark ist der Einfluss von gesundheitlichen Faktoren auf den Beratungserfolg?

Welche Wirkungen zeigen Integrationsprogramme auf die Gesundheit von

Klient/innen?

Welche Zusammenhänge bestehen zwischen Nachholbildung und

Gesundheitszustand?

Diskussion der Ergebnisse und Schlussfolgerungen.

Simon Steger, dipl. Sozialarbeiter MSc, Studienleiter Soziale Sicherheit BFH

Tobias Fritschi, Ökonom, Dozent, stv. Leiter BFH-Zentrum Soziale Sicherheit

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migesplus.ch – das Portal für Gesundheitliche Chancengleichheit

Aktuelle Erkenntnisse zur Gesundheitskompetenz von vulnerablen Zielgruppen

Menschen mit Migrationshintergrund haben tendenziell ein erhöhtes Risiko für prekäre

soziale Lebensumstände. Verschiedene Hürden (z.B. Verständigungsschwierigkeiten)

tragen ausserdem dazu bei, dass ein chancengleicher Zugang zum Gesundheitssystem

nicht gegeben ist. migesplus unterstützt Fachpersonen und MultiplikatorInnen dabei,

die Gesundheitskompetenzen von vulnerablen Bevölkerungsgruppen zu stärken. Dazu

zählen benachteiligte Teile der Migrationsbevölkerung u.a. sozial benachteiligte

Bevölkerungsgruppen. Dies geschieht einerseits durch den Abbau von

Zugangsbarrieren zu niederschwelligen Gesundheitsinformationen und

Dienstleistungen des Gesundheitssystems. Andererseits durch Beratungs- und

Informationsangebote für Fachpersonen, die Menschen dieser Zielgruppen betreuen

und begleiten oder Präventionsangebote entwickeln.

Das 2018 lancierte Portal migesplus.ch vereint neu diese verschiedenen Angebote:

migesInfo – eine zentrale online Bezugsquelle für mehrsprachige u./o. leicht

verständlichen Infomaterialien zu versch. gesundheitlichen Problemlagen.

migesExpert – Beratung, Dienstleistung und praxisnahen Tools für Fachpersonen,

welche sozial Benachteiligte behandeln, beraten oder betreuen.

Bildung und Beratung zu transkultureller Kompetenz – für einen professionellen

Umgang mit Vielfalt im Gesundheitswesen.

Neue Webseite für junge traumatisierte Geflüchtete – Infos für Betreuende, Lehr-

und Begleitpersonen.

migesMedia – vernetzt Gesundheitsorganisationen und Medien der Migrations-

bevölkerung und schafft neue Zugangswege zu schwer erreichbaren Zielgruppen.

Forum Alter & Migration – setzt sich für die Anliegen älterer MigrantInnen im

Gesundheitssystem ein.

Katharina Liewald, Projektleiterin, Martin Wälchli, Leiter Fachbereich Gesundheitsförderung, Bülent Kaya, Projektleiter Fachbereich Gesundheitsförderung, Schweizerisches Rotes Kreuzmigesplus.ch

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Netzwerk Psy4Asyl – Wenn es nötig wird, dass Fachpersonen sich freiwilligengagieren

Hochrechnungen und Studien lassen darauf schliessen, dass ca. 40% aller Personen mit Flüchtlingshintergrund von behandlungsbedürftigen Traumafolgen und psych. Folgeerkrankungen betroffen sind. Gleichzeitig fehlen Hunderte von genügend spezialisierten Therapieplätzen. Der Kanton Aargau verfügt derzeit noch nicht über eine spezialisierte Abteilung und in den fünf Ambulatorien für Folter- und Kriegsopfer ist mit erheblichen Wartezeiten zu rechnen. Ein weiteres Problem stellt das fehlende Wissen bezüglich Trauma und Traumafolgen bei Behörden, BetreuerInnen von Asylunterkünften und engagierten Freiwilligen (z.B. Deutschlehrpersonen) dar. Aufgrund dieses Notstandes hat der Verband Aargauer PsychologInnen (VAP) im März 2016 das Netzwerk Psy4Asyl mit dem Ziel gegründet, Therapieplätze für Asylsuchende und andere Menschen mit Fluchthintergrund zur Verfügung zu stellen. Am Netzwerk teilnehmende PsychologInnen erklärten sich bereit, in Freiwilligenarbeit kostenlose psycholog. und psychotherapeut. Begleitung für Menschen mit Fluchthintergrund sowie Supervision für BetreuerInnen von AsylbewerberInnen und Weiterbildungen für Freiwillige/Interessierte anzubieten. Zentral ist dabei die Zusammenarbeit mit zertifizierten interkult. Dolmetschenden. Die Arbeit mit den Betroffenen findet in Einzel- oder in Gruppensitzungen statt, wo spezifische Skills vermittelt werden. Eine erste Zwischenevaluation Ende 2016 hat gezeigt, dass die Therapieplätze dringend benötigt und genutzt werden und dass die Nachfrage stetig steigt. Bis Ende Juli 2017 konnten damit Einzeltherapieplätze für ca. 35 asylsuchende Menschen im Kanton Aargau geschaffen werden. Gleichzeitig wurde ein Gruppentherapieangebot aufgestellt, das Plätze für jeweils 10 Asylsuchende anbietet. Bisher fanden drei Gruppenangebote für je 8-10 asylsuchende Jugendliche (zwei Gruppen für afghanische UMAs (2016), eine Gruppe für eritreische UMAs (2017)) statt.

Sara Michalik-Imfeld, Fachpsychologin für Psychotherapie FSP www.praxis-michalik.ch

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Les Permanences volantes de l’EPER

Les Permanences volantes de l’EPER offrent une écoute et une orientation vers les structures socio-sanitaires de Genève aux migrants issues des communautés hispanophones, lusophones et mongoles, travaillant majoritairement dans l’économie domestique. Ces migrants vulnérables peuvent cumuler plusieurs obstacles dans l’accès au système socio-sanitaire (absence de statut légal, manque d’informations, barrière de la langue, etc.) L’objectif des Permanences volantes est de contribuer à l’amélioration de leurs conditions de vie en luttant contre les inégalités de santé, en prévenant l’accumulation des difficultés et en visant à les sortir de l’isolement dans lequel elles se trouvent. Pour cela, elles assurent un travail de proximité dispensé dans les langues d’origine des bénéficiaires en s’appuyant sur 3 axes d’actions – les séances d’informations consistant à transmettre des informations sur le réseau socio-sanitaire et mettre en relation les bénéficiaires avec les professionnels du domaine, les permanences d’écoute lors desquelles les bénéficiaires sont reçus individuellement afin de recevoir des informations propres à leur situation, et des actions communautaires sportives ou culturelles visant à renforcer l’état de santé physique et mentale, à favoriser l’empowerment et à faciliter l’intégration. Une évaluation menée en 2016 par la Haute École de Travail Social confirme le bien fondé et l’efficacité du travail fourni par les Permanences volantes. En effet, à travers ces 3 axes d’actions et par des pratiques mêlant travail communautaire et interculturel, le projet a su répondre aux besoins de ce public et contribuer notamment à l’amélioration de leur état de santé.

Gaëlle Martinez, Responsable, EPERhttps://www.eper.ch/project-explorer/permanences-volantes

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Gesundheitsförderung durch das Projekt Schlemmergarten

Das Projekt Schlemmergarten ist ein Projekt der Kontaktstelle für Arbeitslose in Basel. Inzwischen werden von rund 40 Arbeitslosen und Armutsbetroffenen drei Gärten, zahlreiche Hochstammbäume, ein Rebberg und eine Küche bewirtschaftet.

Das Projekt Schlemmergarten zeigt, dass sich die gemeinsame Arbeit in der Natur als geeignetes Angebot erweist, um die Gesundheit der genannten, oft schwer erreichbaren, Zielgruppe zu steigern. Die Teilnehmenden erhalten nachweisbar gesunde Kost und entlasten ihr Haushaltsbudget. Die gemeinschaftliche Tätigkeit in den Familiengärten ermöglicht zudem Bewegung; den Aufbau eines sozialen Netzwerkes und die Entwicklung von neuem Wissen zu Garten- und Ernährungsthemen. Hinzu kommen qualitative Gesundheitsaspekte:

Die gemeinsame Tätigkeit in der Natur ermöglicht Entwicklung „die Ausbildung neuer neuronalen Bahnungen und kognitiver emotionaler und volitionaler Schemata und Stile dysfunktionaler Erlebens- und Handlungsmuster“ (Petzold (2013, 8).

Die gemeinsame Tätigkeit in der Natur ermöglicht, sich selbst als Teil der Natur zu erfahren und sich einen Lebensstil im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung anzueignen, der die Natur nicht zerstört.

2018 schliesst das Projekt Schlemmergarten seine 3-jährige Pilotphase ab und es können erste Erfahrungen geteilt werden: Welche Ziele zur Gesundheitsförderung konnten erreicht werden und welche nicht?

Sarah Lötscher, Co-Leitung Projekte, Kontaktstelle für Arbeitslose

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Aufsuchende Arbeit durch Schlüsselpersonen als Gesundheitsförderung und Armutsprävention Diskussion von zwei unterschiedlichen Ansätzen – schritt:weise und Migram

Armut kann die Voraussetzungen der Gesundheitsförderung und die gesunde Entwicklung in der Familie beeinträchtigen. Kinder und Jugendliche brauchen für ihre Entwicklung Erziehungsverantwortliche die Sicherheit und Vertrauen vermitteln. In einer von Armut geprägten Familiensituation können die vertrauten Bezugspersonen diese Sicherheit oft nicht vermitteln, da der eigenen Wirksamkeit nicht mehr vertraut wird. Hier setzen die Projekte schritt:weise und Migram an: Beide Programme verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz und bauen auf den vorhandenen Ressourcen der Familien auf. So wird auf der einen Seite mit schritt:weise die frühe Förderung vom Kind und die Elternbildung, die primär auf Modelllernen ausgerichtet ist, angeregt. Auf der anderen Seite setzt Migram auf Information und Wissensvermittlung zu Themen der Gesundheitsförderung und Prävention. Beide Ansätze tragen zur Stärkung des Selbstwertgefühls und zur Selbstwirksamkeit bei. Die Umsetzung solcher Projekte in kleineren und mittleren Gemeinden stellt eine Herausforderung dar, da finanzielle Ressourcen oft knapp sind. Eine Vernetzung mit bestehenden Angeboten kann Sinn machen und die Umsetzung erleichtern. Die Steigerung der Erreichbarkeit und der Selbstwirksamkeit von vulnerablen Zielgruppen kann helfen, soziale Kosten einzusparen, daher sollte es ein Ziel sein, qualitativ hochstehende Programme zu entwickeln, die den Bedürfnissen der Familien und den Gemeinden gerecht werden, aber auch zur Stärkung der Rolle von Schlüsselpersonen beitragen. Es wird eine Schlüsselperson anwesend sein, die von ihren Erfahrungen aus beiden Programmen berichten kann und für Fragen zur Verfügung steht.

Beatrice Kriwanek-Ruh, Projektleiterin, Fachmitarbeiterin Prävention lic.phil.hist.

Psychologin, Berner Gesundheit

www.bernergesundheit.ch

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Teil-Sein und Teil-Haben in einer „Sorgenden Gemeinschaft“(Caring Community)

Zielsetzung: Angesichts der verschiedenen gesellschaftlichen Entwicklungen besteht der Bedarf für den Aufbau zukunftsfähiger Care-Modelle. Die Idee «Sorgender Gemeinschaften» (engl. Caring Communities) beschreibt ein Sorge-Modell, welchem sowohl national wie international das Potential zugesprochen wird, den zukünftigen gesellschaftlichen Herausforderungen zu begegnen. Zielgruppen: Zielgruppen sind die lokalen ProtagonistInnen und AkteurInnen aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Handel, die Anbieter von Versorgungsleistungen sowie die sozialen und gesundheitlichen Systeme rund um die auf Unterstützung angewiesenen Personen, die zivilgesellschaftlichen Institutionen (Vereine, Stiftungen, Nonprofit-Organisationen, Initiativen) und die Bevölkerung insgesamt. Problemstellung: Armut entsteht aus der Kombination verschiedener Ungleichheits- und Benachteiligungsdimensionen z.B. Geschlecht, Alter, Bildung, Migrationshintergrund, Familienstand, soziale Isolation, eingeschränkte Mobilität. „Sorgende Gemeinschaften“ sind für sozio-ökonomisch benachteiligte Personen von besonderer Bedeutung. Umsetzung: 1. Projekt zur Entwicklung „Sorgender Gemeinschaften“ in Pilotregionen im Kanton Bern. 2. Aufbau und Zusammenarbeit in nationalen Netzwerken mit pionierhaften Personen und Institutionen zur weiteren Umsetzung und Förderung. Erwarteter Nutzen: Die Vergemeinschaftung der Care-Aufgaben ist eine Möglichkeit um die Versorgungssicherheit für alle auf Unterstützung angewiesenen Personen herzustellen. Die in „Sorgenden Gemeinschaften“ geschaffenen Beteiligungs- und Teilhabe-Möglichkeiten unterstützen zwischenmenschliche Begegnungen und damit das Hilfe anbieten und Hilfe annehmen können gleichermassen.

Barbara Steffen-Bürgi, Leiterin Wissenszentrum, Zentrum Schönberg www.zentrumschoenberg.ch

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Angebote der Wohnhilfe für sozial benachteiligte Haushalte. Eine

Orientierungshilfe für Kantone, Städte und Gemeinden

Der Vortrag präsentiert eine Orientierungshilfe, die im Rahmen des Nationalen

Programms zur Prävention und Bekämpfung von Armut in der Schweiz erstellt wurde.

Sie zielt darauf ab, Kantone, Städte und Gemeinden darin zu unterstützen, Wohnhilfe-

Angebote für armutsbetroffene und -gefährdete Menschen zu schaffen oder zu

verbessern. Die Orientierungshilfe stellt grundlegende Informationen und Erfahrungen

zu Angeboten der Wohnhilfe bereit, um das von Bund und Kantonen angestrebte

Sozialziel einer breiten angemessenen Versorgung mit Wohnraum weiter und besser zu

sichern. Sie basiert auf aktuellen, im Rahmen des Nationalen Programms gegen Armut

durchgeführten Studien, zum einen auf einer Untersuchung der FH Nordwestschweiz

zur Wohnversorgung von armen und prekären Haushalten (2015), zum anderen auf

zwei Studien des ETH Wohnforum – ETH CASE, die den Zugang zu Wohnraum und zu

damit verbundenen Unterstützungsangeboten für sozial benachteiligte Haushalte

qualitativ untersuchten (2016; 2017).

Die Orientierungshilfe bietet Kantonen, Städten und Gemeinden einen Überblick der

möglichen Angebote im Bereich der unterstützenden Wohnhilfen für sozial

benachteiligte Haushalte in Form von Steckbriefen und liefert konkrete Hinweise zur

Ausgestaltung sowie zu den Erfolgsfaktoren. Anhand von ausgewählten bestehenden

Hilfsangeboten werden gelungene Handlungsansätze und die jeweils darin involvierten

Akteure aus verschiedenen Schweizer Gemeinden vorgestellt. Diese gehen von der

Beratung und Begleitung bei Wohnfragen über direkte Wohnangebote bis hin zu

finanzieller Unterstützung von Haushalten. Beleuchtet wird insbesondere das jeweilige

Zusammenspiel der Sozial- und Wohnpolitik und worauf Städte und Gemeinden konkret

bei der Bereitstellung bzw. Anwendung des Angebots achten sollten.

Dr. Marie Glaser, Leitung, Dr. Eveline Althaus, Dr. Michaela Schmidt,ETH Wohnforum - ETH CASEwww.wohnforum.arch.ethz.ch

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Wohnrehabilitation für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen – Theorie,

Empirie und Praxisanwendungen – in 4 Teilen

Teil 1: Ausmass der sozialen Exklusion von Menschen mit schweren psychischen

Erkrankungen

Ausgangslage/Hintergrund: Zahlreiche Studien zeigen auf, dass Menschen mit schweren

psychischen Störungen sozial ausgeschlossen leben. Allerdings hat es bis anhin nur

wenige Studien gegeben, die auf der Basis national repräsentativer Daten diese

Problematik untersucht haben. Zudem ist diese Thematik in der Schweiz nur wenig

erforscht worden.

Fragestellung: Wie gross ist das Ausmass der sozialen Exklusion von Menschen mit

schweren psychischen Erkrankungen im Vergleich zu anderen Personengruppen in der

Schweiz?

Methode: Auf der Datenbasis der Schweizerischen Gesundheitsbefragung 2012

verglichen wir vier Personengruppen hinsichtlich Armut und anderer Indikatoren der

sozialen Exklusion: Menschen mit schweren psychischen Störungen (N=171); Menschen

mit schweren körperlichen Erkrankungen (N=299); Menschen mit weniger schweren

psychischen Erkrankungen (N=841) und die Allgemeinbevölkerung (N=13‘957). Neben

deskriptiver Statistik wurden für Alter und Geschlecht adjustierende logistische

Regressionsanalysen unternommen.

Ergebnisse: In nahezu allen Indikatoren (Arbeit, Einkommen, soziales Netzwerk,

gesundheitliche Merkmale) fand sich ein Gradient mit der höchsten Ausschlussrate bei

Menschen mit schweren psychischen Störungen. So zeigte sich etwa bezüglich des

Einkommens in der logistischen Regression, dass Menschen mit schweren psychischen

Erkrankungen im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ein 4.1fach erhöhtes Risiko

aufweisen, zum untersten Einkommensquartil zu gehören. Allerdings zeigte sich auch

bei Menschen mit schweren körperlichen Erkrankungen hinsichtlich verschiedener

Indikatoren eine ähnliche soziale Exklusion.

Diskussion/Schlussfolgerungen: Wir konnten einen eindeutigen Zusammenhang

zwischen der Schwere der psychischen Erkrankung und der sozialen Exklusion

aufzeigen.

Dr. phil. habil. Dirk Richter, Leiter Forschung und Entwicklung, Universitäre

Psychiatrische Dienste Bern, Direktion Psychiatrische Rehabilitation

Teil 2: Independent Housing and Support – Grundlagen für die Wohnrehabiliation in den

UPD Bern AG

Hintergrund und Problemstellung

Supported Housing bildet das Fundament des ambulanten, aufsuchenden Angebots

"Wohn-Coaching" der UPD AG in Bern. Das Wohn-Coaching bietet einen Weg von der

stationären Wohnversorgung hin zu einem präferenzorientierten Wohn- und

Unterstützungsangebot. Um die theoretischen Grundgedanken des Supported Housing

in ein praktisches Angebot zu überführen, wurde das Modell „Independent Housing and

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Support“ (IHS) für die UPD entwickelt. Dieses Instrument bildet eine überschaubare

Grundlage für die Zusammenarbeit mit Nutzenden.

Ziele

Das Hauptziel des IHS-Modells sowie der Grundlage des Supported Housing ist der

Paradigmenwechsel bezüglich der Zusammenarbeit zwischen betroffener Person und

dem Helfernetz. Die früher Behandelten werden heute zu Handelnden. Die betroffene

Person wird ermutigt und befähigt, wieder selbst die „Regie“ über sein/ihr Leben zu

übernehmen. Dies nicht in einem Vorbereitungssetting, sondern innerhalb der

Gesellschaft und des täglichen Lebens ausserhalb einer Institution. Dadurch wird der

sozialen Exklusion von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen (und damit

einhergehenden Aspekten wie Armut) aktiv entgegengewirkt.

Der Beitrag erläutert das Modell des IHS und seiner Haupt-Bestandteile ‚Kompetenzen

für eine selbstständige Lebensführung‘, ‚Vernetzung mit Unterstützungsangeboten‘ und

‚Beratung, Begleitung, Unterstützung‘.

Lessons Learned

Das Modell ist eine hilfreiche Grundlage in der Konzeption des Wohn-Coachings wie

auch für Kontakte mit Nutzenden. Allerdings braucht es an einigen Stellen

Übersetzungsarbeit für die Nutzenden. Zudem wurde deutlich, dass es einen Bedarf für

ein Prozessinstrument gab, das die Ziele der Nutzenden beschreibt und sowohl eigene

Handlungen wie auch Aktivitäten der Wohn-Coaches ableiteten lässt.

In der Umsetzung zeigen sich teilweise Schwierigkeiten beim Paradigmenwechsel und

die Schnittstellen in der Versorgung (z.B. ambulant – stationär) wurden mehr als

deutlich. Als Konsequenz wird aktuell das Wohn-Coaching durch das Angebot eines

Facharztes für Psychiatrie ergänzt und in ein Home Treatment Rehabilitation erweitert.

Daniel Schärer, Leitung Wohn-Coaching, Universitäre Psychiatrische Dienste Bern

Teil 3: Wohn-Coaching: Angebotsvorstellung und Praxiserfahrung

Problemstellung & Ziel: In der Rehabilitation von psychisch beeinträchtigten

Menschen zeigt das bisherige Stufenleiter-Prinzip bei einem Teil der Betroffenen eine

Stagnierung in der Entwicklung von Wohnkompetenzen. Infolgedessen strebt das Wohn-

Coaching einen Paradigmenwechsel in der Wohnversorgung zu „first place, then train“

an. Auf der Basis des Konzepts des „Supported Housing“ wird ein Recovery- und

Inklusionsorientiertes Angebot gemacht, das den Präferenzen von Nutzenden

entspricht.

Umsetzung: Seit 2013 ist das Wohn-Coaching ein zentraler Bestandteil des Wohn-

Portfolios der Universitären Psychiatrischen Dienste Bern AG (UPD). 2017 erweiterte

auch die Psychiatrische Universtitätsklinik Zürich (PUK) ihr Angebotsspektrum im

Bereich der sozialpsychiatrischen Rehabilitation durch das Wohn-Coaching. Im Beitrag

wird aufgezeigt, wie sich die Anzahl der Nutzenden entwickelt und über den aktuellen

Stand der Inanspruchnahme berichtet.

Erwarteter Nutzen: Das Hauptziel des Wohn-Coachings ist der Erhalt bzw. die Steigerung

der psychosozialen Gesundheit von Personen mit einer psychischen Beeinträchtigung.

Gemäss der Grundlagen psychiatrischer Rehabilitation soll die Person mit psychischer

Beeinträchtigung die aus ihrer Sicht angemessene und passende soziale Lebenssituation

auswählen, erhalten und aufrechterhalten.

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Lessons learned: Zentraler Erfolgsbaustein des Wohn-Coachings ist die enge

Zusammenarbeit im Helfernetz der einzelnen KlientInnen, sowie die Vernetzung mit

diversen Diensten im Kanton. Die ambulant-aufsuchende Arbeitsweise führt in der noch

stark auf stationäre Versorgung ausgerichteten Gesundheitspolitik zu Schwierigkeiten.

Weitere Herausforderungen, aber auch Erfolge bei der Umsetzung in der

Versorgungslandschaft in den Kantonen Bern und Zürich werden im Beitrag aufgezeig

Rahel Fröbel, Advanced Practice Nurse, Psychiatrische Universitätsklinik Zürich

Teil 4: Kann das Wohn-Coaching eine Antwort auf Armut sein?

Problemstellung und Ziel

Armut ist ein einschneidender Lebensumstand in einer von Geld geprägten Gesellschaft

wie der unseren. Neben direkten Auswirkungen auf die psychische Gesundheit, fördert

Armut die soziale Exklusion, sowie prekäre Wohnsituationen, was die psychische

Belastung auf eine Person potentiert.

Umsetzung

Das Wohn-Coaching mit seiner Recovery- und Inklusionsgeprägten Grundhaltung setzt

an drei dieser Punkte an: Optimierung der Wohnsituation, Förderung der sozialen

Inklusion und Selbstbefähigung Umgang mit einer psychischen Erkrankung.

Erwarteter Nutzen

Lässt sich aus dieser Herangehensweise des Wohn-Coachings einen positiven Einfluss

auf die Armut einer unterstützen Person rückschliessen? Auf der Basis der

vorangegangenen Referate möchten die Vortragenden in ihrem Beitrag dieser Frage

nachgehen und die Diskussion für das Publikum öffnen.

Dr. med. Jakob Siemerkus, Oberarzt, Psychiatrische Universitätsklinik Zürich

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Seite 15

Ältere Migrantinnen und Migranten im Quartier – Stärkung von sozialen Netzen

und Zugang zu Regelstrukturen zur Förderung von Wohlbefinden und

Lebensqualität

und

Prävention mit der Migrationsbevölkerung

Älterer Migrantinnen und Migranten im Quartier – Stärkung von sozialen Netzen

und Zugang zu Regelstrukturen zur Förderung von Wohlbefinden und

Lebensqualität

Die gesundheitliche Situation älterer Migrantinnen und Migranten sowie ihre finanzielle

Absicherung im Alter sind aufgrund ihrer Migrationsbiografie und struktureller Faktoren

schlechter als jene von Schweizerinnen und Schweizern (EKM, 2012).

Mit zunehmendem Alter gewinnen soziale Netze in der unmittelbaren Nachbarschaft an

Bedeutung (Olbermann, 2012, S. 35). Ältere Migrantinnen und Migranten sind oft in

regionale herkunftsspezifische Netzwerke eingebunden und im Quartier wenig vernetzt.

Aufgrund fehlender Informationen, Sprachbarrieren, Skepsis und fehlender Öffnung von

Institutionen nutzen sie Regelstrukturen seltener (Zemann, 2012, S. 451, 457). Das Ziel

des Projekts „Vicino“ der ZHAW und Pro Senectute Aargau und Kanton Zürich war, einen

Leitfaden für eine partizipative Einbindung von älteren Migrantinnen und Migranten am

Wohnort zu erstellen. Die Stärkung sozialer Netze trägt zur Steigerung ihrer

Lebensqualität und ihres Wohlbefindens bei und ermöglicht soziale Unterstützung vor

Ort. Die zentrale Frage war: Welche partizipativen Methoden können bestehende soziale

Netze älterer Migrantinnen und Migranten am Wohnort stärken und erweitern sowie den

Bezug zu Regelstrukturen herstellen bzw. intensivieren?

Im Forschungsteil wurden die transnationale und lokale Vernetzung der älteren

Migrantinnen und Migranten und Unterschiede zwischen ländlichen und städtischen

Regionen analysiert. Darauf basierend wurden Interventionsideen zur Stärkung und

Erweiterung der sozialen Netze gemeinsam entwickelt, umgesetzt und das partizipative

Vorgehen evaluiert. Anhand der Erkenntnisse wurde ein Leitfaden für Fachleute aus dem

Alters- und Migrationsbereich erstellt.

Regelstrukturen in Gemeinden und Regionen mit geringem Angebot an

herkunftsspezifischen Netzwerken sind besonders gefordert, aktiv auf

Schlüsselpersonen zuzugehen und ältere Migrantinnen und Migranten von Beginn weg

in die Angebotsgestaltung einzubinden, wobei Abwesenheiten bedingt durch

Pendelaktivitäten zu beachten sind.

Milena Gehrig, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, ZHAW Soziale Arbeit

Roland Guntern, Bereichsleiter Gemeinwesenarbeit, Pro Senectute Aargau,

Prävention mit der Migrationsbevölkerung

Ziele und Zielgruppen: Benachteiligte Gruppen der Migrationsbevölkerung und Anbieter

entwickeln partizipativ Präventionsprojekte und setzen diese um. Dadurch wird

Vertrauen geschaffen und die Regelangebote werden besser genutzt.

Problemstelllung: Bisherige Massnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention

erreichen v.a. mittlere und obere Einkommensschichten und vergrössern z.T. sogar

gesundheitliche Ungleichheiten. Policy und Interventionen sollten daher gemäss WHO

das Ziel der Chancengleichheit mittels einer chancengerechten Ausgestaltung von

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Seite 16

Angeboten für benachteiligte Gruppen angehen.

Umsetzung/Massnahmen: partizipativ entwickelte und umgesetzte Projekte in mehreren

thematischen Feldern (Alkohol, Tabak, Unfall, Familienplanung, psychische Gesundheit).

Evaluationsergebnisse: hohe Erreichbarkeit und Akzeptanz (Haltequote), Vertrauen in

die Regelvorsorgung ist geschaffen (Nutzung), Verhaltensänderung

(Gesundheitskompetenz).

Dr. phil. hist. Corina Salis Gross, Bereichsleiterin Diversität und Chancengleichheit,

Public Health Services

www.public-health-services.ch

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Seite 17

Erschwerter Zugang sozioökonomisch benachteiligter Familien zu

suchtpräventiven Angeboten – Forschungsdesign und erste Felderfahrungen

Hintergrund:

Das vom Schweizerischen Nationalfonds geförderte Forschungsprojekt «Erschwerte

Inanspruchnahme suchtpräventiver Angebote durch sozioökonomisch benachteiligte

Eltern und Familien mit (prä-)adoleszenten Kindern» untersucht vom 1.3.2017 bis

29.2.2020 die genauen Hintergründe erschwerter Inanspruchnahme suchtpräventiver

Angebote durch sozioökonomisch benachteiligte Familien in der deutschsprachigen

Schweiz. Dabei ist einer der Knackpunkte, wie bereits für die Prävention schwer

erreichbare Gruppen für ein Forschungsprojekt gewonnen werden können. Im Referat

werden das Forschungsdesign und die Erfahrungen bei der Rekrutierung der

Studienteilnehmenden vorgestellt.

Fragestellung:

Wie werden sozioökonomisch benachteiligte Eltern und ihre (prä-)adoleszenten Kinder

in der deutschsprachigen Schweiz zu Kandidatinnen und Kandidaten von

Suchtprävention („Identification of Candidacy“)? Vor dem Hintergrund welcher

Konstellationen und (Lebens-)Umstände kommen diese Eltern und Kinder zum Schluss,

dass für sie suchtpräventive Informationen, Unterstützungsangebote und/oder Kontakte

zu (Fach-)Personen in Frage kommen oder nicht?

Methode:

Die Datenerhebung erfolgt mittels Problemzentrierter Interviews (Witzel, 1985). Es

werden sozioökonomisch benachteiligte Eltern und ihre Kinder im Alter von 10 bis 14

Jahren befragt, die unter der Armutsgefährdungsschwelle leben. Die Auswahl der

Interviewpartner/innen erfolgt nach den Grundsätzen des theoretischen Samplings

(nach Grounded Theory-Methodologie). Die verbalen Daten werden mittels

Theoretischem Kodieren ausgewertet (Strauss & Corbin, 1996).

Diskussion:

Die diversifizierten Rekrutierungsstrategien und -zugänge (unter anderem Face-to-Face,

Flyer, Social Media, Schneeballsystem) sind funktional. Erforderlich ist die Offenheit für

verschiedene Lösungswege, sowie Durchhaltevermögen.

Andreas Pfister, Nikola Roth, Sabrina Wyss, Hochschule Luzern - Soziale Arbeit, Institut Sozialmanagement, Sozialpolitik und Prävention

Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences

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Gesundheit und Entwicklung von Kindern von 0-5 in besonders belasteten Familien

– Ergebnisse der ZEPPELIN-Studie

und

Zwischen Arbeit und Familie – zur Lebens- und Arbeitssituation von Familien in prekären Lebenslagen

Gesundheit und Entwicklung von Kindern von 0-5 in besonders belasteten Familien –

Ergebnisse der ZEPPELIN-Studie

Hintergrund. Wenn Armut, tiefes Bildungsniveau, enges Wohnen, Erwerbslosigkeit, d.h.

Gefährdungen für die Gesundheit und die Entwicklung sich häufen oder es an

puffernden Ressourcen fehlt, drohen einem (an sich gesunden) Neugeborenem durch

die ungünstige Lage Entwicklungsverzögerungen, weil es sich nicht gesund entwickeln

kann.

In der aktuellen gesundheits- und bildungspolitischen Diskussion wird deshalb

gefordert, dieser drohenden Benachteiligung mit frühkindlicher Bildung zu begegnen,

u.a. mit Förderung ab Geburt. Wie erkennt man psychosoziale Risiken früh? Und: Wie

können Familien (oft mit Migrationshintergrund), die bei „staatlichen“ Programmen auf

Distanz bleiben, erreicht und unterstützt werden? Und was bewirken Förderprogramme

wie „PAT – Mit Eltern Lernen“ (PAT) in der Kindesentwicklung von 0-5 Jahren in solch

belasteten Familien?

Methode. Im RCT-Design wurden eine Interventions- (IG, N = 132) und eine

Kontrollgruppe (KG, N = 120) von Familien mit Neugeborenen gebildet. Rund um die

Geburtstage der Kinder bis zum 5. Lj. wurden die Effekte von „PAT“ auf die Entwicklung

der Kinder sowie auf das Gesundheitsverhalten, den TV-Konsum u.a. untersucht.

Ergebnisse. 93% der Familien mit psychosozialer Risikokonstellation aus drei Regionen

(ZH) wurden erreicht (11% aller Geburten eines Jahres). 22% davon entsprechen dem

Typus „Armut“. Kinder mit „PAT“ haben höhere Entwicklungswerte, v.a. in der Sprache

und im Verhalten. Signifikant weniger Kinder der IG erhalten im 2. Lj zum Einschlafen

eine Flasche, schlafen eher durch und putzen mit 2, 3, und 5 J. die Zähne häufiger als

die KG. Mit 5J. sind sie kompetenter im Verkehr. Der TV-Konsum ist recht hoch (tgl 45

Min mit 2J. und 65 Min mit 3J. und 5J.).

Dr. Susan C. A. Burkhardt, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Institut für Verhalten, sozio-

emotionale und psychomotorische Entwicklungsförderung, Interkantonale Hochschule

für Heilpädagogik

Forschungsprojekt: Zwischen Arbeit und Familie

Zur Lebens- und Arbeitsstation von Familien in prekären Lebenslagen

Ausgangspunkt des Forschungsprojekts war die Situation, dass wenig Wissen über die

Lebenssituation und insbesondere die Arbeitssituation, sowie die damit verbundene

Frage nach der Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und Kinderbetreuung von sogenannten

„vernachlässigenden“ Familien vorhanden ist. Im vorliegenden Forschungsprojekt wurde

der Zusammenhang zwischen Prekarität und Kindesvernachlässigung in den Fokus

genommen. Es stand das Konzept der Prekarität und nicht Armut (im Sinne von relativer

Armut) im Vordergrund, da davon ausgegangen wurde, dass der Fokus auf Armut zu

kurz greift, da hierbei Einkommen und materielle Verhältnisse im Vordergrund stehen.

Die Studien zu prekären Arbeitsverhältnissen in der Schweiz dokumentieren zwar die

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Seite 19

Lebenslage von Betroffenen, marginalisieren indes den Aspekt von Fürsorge und

Erziehung, welche unter diesen erschwerten Bedingungen zu leisten ist. Die

Verknüpfung beider Aspekte, nämlich der Lebenslage von sogenannten

„vernachlässigenden“ Familien und ihrer zu leistenden Erziehungsarbeit war

vordergründiges Ziel der Studie. Die zentrale Fragestellung des Projekts lautete: Wie ist

die Arbeits- und Lebenssituation von Familien, in welchen Kinder vernachlässigt werden?

Dazu wurden die Situationen von Familien explorativ erforscht. Methodisch war das

Projekt ethnographisch angelegt. Es konnten neun Familien für ein Leitfadeninterview

gewonnen werden, welche stellenweise tiefenhermeneutisch ausgewertet wurden. Die

Auswahl des Samples bezog sich auf Familien mit Kindern im schulpflichtigen Alter,

zwischen 4 und 10 Jahren. Das Leitfadeninterview bildete ein Element der

ethnographischen Erhebung. Diskutiert werden möchte auf der Grundlage der

Ergebnisse der Studie (und des hohen Anteils alleinerziehender Mütter im Sample), der

Zusammenhang von Geschlecht, Prekarität und Gesundheit.

Dr. Margot Vogel, Dozentin und Projektleiterin, Hochschule Luzern

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Die Treiber der gesundheitlichen Ungleichheiten zwischen der Migrations-

bevölkerung und Einheimischen in der Schweiz

und

Soziale Chancengleichheit und Gesundheit in der Schweiz: Zahlen und Fakten

Soziale Chancengleichheit und Gesundheit in der Schweiz: Zahlen und Fakten

Ausgangslage und Hintergrund

Gesundheitliche Chancengleichheit ist ein bedeutsamer Wert. Im Rahmen der

bundesrätlichen Agenda Gesundheit 2020 hat das Bundesamt für Gesundheit BAG die

gesundheitliche Chancengleichheit in seinen beiden Strategien Sucht und Prävention

nichtübertragbarer Krankheiten (NCD) verankert. Gemeinsam mit den Akteuren in den

Gemeinden, Kantonen und auf nationaler Ebene möchte das BAG dazu beitragen, dass

die Chancen auf ein Leben in guter Gesundheit für alle Menschen in der Schweiz so

gerecht wie möglich verteilt sind. Aktuell fehlt jedoch ein statistischer Überblick über

die Chancengleichheit in der Schweiz für die Bereiche Sucht und NCD.

Fragestellung

Wissenschaftliche Studien zeigen eine ungleiche Verteilung gesundheitlicher

Ressourcen. «Armut macht krank» und «Krankheit macht arm» beschreiben in aller

Kürze die oftmals ungünstige Wechselwirkung zwischen den sozialen Determinanten

der Gesundheit auf der einen und dem Gesundheitsverhalten sowie dem

Gesundheitszustand auf der anderen Seite. Wie steht es um die gesundheitlichen

Chancen in der Schweiz?

Methode

Auf der Basis bestehender Daten wurden anhand von drei sozialen Determinanten der

Gesundheit – Bildung, Einkommen und Migrationshintergrund – Fakten zum Thema

Chancengleichheit und Gesundheit in der Schweiz aufbereitet.

Ergebnisse

Mit Ausnahme des Bereichs Alkohol stehen die ausgewählten sozialen Determinanten in

einer deutlichen Wechselwirkung mit einer Reihe gesundheitlicher Risikofaktoren und

NCDs.

Diskussion / Schlussfolgerung

Was erlauben die Daten für Schlussfolgerungen? Wo muss das Bild der gesundheitlichen

Chancengleichheit noch geschärft werden? Wie können Präventionsfachleute und

weitere Stakeholder die Fakten nutzen, um Chancengleichheit in der Schweiz zu

stärken?

Wally Achtermann, Stv. Sektionsleiterin Wissenschaftliche Grundlagen, Bundesamt für

Gesundheit

Die Treiber der gesundheitlichen Ungleichheiten zwischen der Migrationsbevölkerung

und Einheimischen in der Schweiz

Die Migrationsbevölkerung in der Schweiz ist eine massgebliche Komponente der

Schweizer Bevölkerung und der Erwerbstätigen. Sie trägt zum Wirtschaftswachstum

sowie zum Gesundheitswesen des Landes bei und ist ausserordentlich vielfältig.

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Seite 21

Gleichzeitig weisen bestimmte Gruppen der Migrationsbevölkerung höhere Mortalitäts-und Morbiditätsraten im Vergleich mit Einheimischen auf. Das Ziel dieser Studie ist die

Identifikation der gesundheitlichen Ungleichheiten und die Zerlegung des beobachteten

Unterschieds in die beitragenden Faktoren. Die Studie schätzt die Unterschiede im

selbsteingeschätzten Gesundheitszustand, im Gesundheitsverhalten und in der

Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen zwischen Einheimischen und

verschiedenen Gruppen der Migrationsbevölkerung. Es wird beispielsweise die

Migrationsbevölkerung erster und zweiter Generation und ethnische Gruppen

unterschieden. Dafür werden detaillierte Querschnittsdaten aus der Schweizerischen

Gesundheitsbefragung mit dem zweiten Gesundheitsmonitoring der Schweizerischen

Migrationsbevölkerung kombiniert. Um die relativen Beiträge aller Faktoren zu

identifizieren, wenden wir eine nichtlineare Decomposition-Methode basierend auf der

bekannten Oaxaca-Blinder-Methode an. Wir bauen das Modell weiter aus und

kategorisieren die einzelnen Faktoren in verschiedene Gruppen wie Umstand, Verhalten

und Integrationsgrad. Ein besseres Verständnis der Einflussfaktoren auf

gesundheitliche Ungleichheit ist entscheidend für politische Entscheidungsträger, die

kosten-wirksame Interventionen hin zu einer Verbesserung der nationalen Gesundheit

und ein nachhaltiges, auf Solidarität beruhendes Gesundheitssystem anstreben.

Christina Tzogiou, Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin, ZHAW School of

Management and Law und Universität Luzern

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Seite 22

Livre de recettes, Littérature et Législation : un échantillon historique de la

prévention de l’alcoolisme dans les classes populaires suisses

La campagne contre l’absinthe qui aboutira à sa prohibition en Suisse en 1912 fait rage

au tournant du siècle. La prévention de l’alcoolisme parmi la classe populaire semble

être l’apanage d’associations protestantes mixtes comme la Croix-Bleue ou d’élites

active dans le champ de la philanthropie. Pourtant, les femmes ne sont pas en reste.

Adèle Huguenin, (pseudonyme de T. Combe) rédactrice prolifique du journal de la ligue

des femmes abstinentes écrit alors : « La loi, c’est bien ; les mœurs, c’est mieux ».

Problématique : Par quels biais la promotion la santé parmi les classes populaires (ici à

travers le prisme de l’antialcoolisme) fut-elle promue par la gent féminine au début du

siècle en Suisse ? Cette recherche, réalisée dans le cadre d’un travail de mémoire en

histoire terminé en 2016 à l’université de Fribourg, désire présenter le pan historique

d’un aspect du travail social en Suisse encore peu connu. La méthodologie choisie est

une analyse de discours de productions des ligues suisses féminines antialcooliques

entre 1899 et 1917 (mensuels, recueils de nouvelles ou recettes, manuels

antialcooliques, rapports de congrès internationaux). Nos résultats montrent plusieurs

aspects: dans les classes populaires, les femmes sont « victimes de l’alcoolisme » non

de par leur propre consommation mais celle de leur mari ; c’est l’idéal de l’abstinence

qui est promu avant tout ; leur agentivité est largement sous-estimée dans le champ des

initiatives pour la santé (protection et prévention de l’enfant avec des création de ligue

pour enfants abstinents, des restaurants sans alcool, des manuels de prévention à prix

très modiques, etc). Cet exposé pourrait être l'occasion d’échanger et de faire des

parallèles avec des professionnels de la santé sur l’impact des innovations et les

méthodes de ces militantes.

Audrey Bonvin, Doctorante FNS, Recherche en histoire contemporaine, Université de

Fribourg

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MUNTERwegs

MUNTERwegs ist ein Mentoringprojekt, das SeniorInnen, Freiwillige, Studierende und

Kinder mit Migrationshintergrund, bzw. aus vulnerablen Schweizer Familien, vernetzt.

Freiwillige MentorInnen erklären sich bereit, acht Monate lang die Freizeit mit einem

Kindergarten-, Primarschulkind oder einem Jugendlichen mit sozial schwachem

Familienhintergrund zu gestalten. MUNTERwegs unterstützt Kinder und Jugendliche

(und ihre Eltern) darin, für Herausforderungen in ihrem Alltag eigene Lösungen zu

entdecken und sie gemeinsam mit anderen zu bewältigen. Unterstützungspotentiale

innerhalb der persönlichen sozialen Netze und des Lebensumfeldes werden

mobilisiert. MUNTERwegs soll aber gleichzeitig auch den Austausch zwischen Jung und

Alt fördern und das Verständnis zwischen den Generationen stärken. Beiden Seiten

werden über dieses Mentoringprogramm vielfältige Möglichkeiten geboten,

befruchtende Kontakte und wertvolle Erfahrungen zu sammeln.

Durch das Mentoringprojekt MUNTERwegs wird ein regelmässiger, ausserfamiliärer

generations-übergreifender Kontakt zwischen Kindern und Freiwilligen ermöglicht.

Dadurch können die teilnehmenden MentorInnen wie auch die Kinder und Jugendliche

ihre Ressourcen nutzen und erweitern. Beim Projekt MUNTERwegs ermöglicht der

persönliche, regelmässige Kontakt zwischen Mentorin, bzw. Mentor und Kind den

Aufbau einer emotionalen Beziehung.

Verein MUNTERwegs

Stephanie Curjel , Standortverantwortliche des MUNTERwegs Mentoringprogramms in Cham (ZG) und sozio-kulturelle Animateurin in der Gemeinwesenarbeit in Cham www.munterwegs.eu

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Seite 24

Netzwerkarbeit freipraktizierender Hebammen in der Schweiz: Zugang der Familien mit Neugeborenen zu weiteren Angeboten der Frühen Förderung

Hintergrund

Hebammen können psychosozial belasteten Familien gezielt den Zugang zu

Angeboten der Frühen Förderung eröffnen. Ihre Integration in Netzwerke der Frühen

Förderung kann sie in dieser Arbeit unterstützen. Bislang liegen in der Schweiz keine

Erkenntnisse zur Situation dieser Vernetzung von Hebammen vor.

Ziele

Beschreibung und Analyse der Vernetzung frei praktizierender Hebammen im Zugang

zu sozial benachteiligten Familien

Methode

Online-Befragung der frei praktizierenden Hebammen der Schweiz. Die Rücklaufquote

lag bei 29.1 Prozent (n=401). Die Auswertung erfolgte mittels deskriptiver Statistik.

Ergebnisse

Fast zwei Drittel der teilnehmenden Hebammen waren in einem Netzwerk organisiert;

jeweils 108 Hebammen (31.2 %) in monoprofessionellen oder interdisziplinären

Netzwerken. Vernetzte Hebammen betreuten signifikant häufiger sozial benachteiligte

Familien (regelmässig: 16.9 vs. 9.2 %). Im Vergleich zu ihren nicht in Netzwerken

aktiven Kolleginnen, wurde der Kontakt zu Familien häufiger über die Mütter- und

Väterberatung, die Hebammenzentrale sowie über Akteure aus dem Sozialbereich

hergestellt. Interdisziplinär vernetzte Hebammen gaben an, mehr Verständnis für die

Sicht- und Handlungsweisen von Fachpersonen anderer Berufsgruppen entwickelt zu

haben (trifft zu 76.6 vs. 42.6 %). Sie fühlten sich selbst entlastet und nicht mehr für

alles zuständig und verantwortlich (trifft zu 57.3 vs. 41.8 %), sahen die Bedürfnisse

des Kindes mehr in den Mittelpunkt gestellt (trifft zu 53.2 vs 45.5%) und Familien mit

komplexer Problemlage umfassender versorgt (trifft zu 69.4 vs. 46.4 %).

Schlussfolgerungen

Die Ergebnisse geben Hinweise darauf, dass psychosozial belastete Familien als auch

die Hebammen selbst von der Zusammenarbeit in interdisziplinären Netzwerken

profitieren. Der Zugang von sozial benachteiligten Familien zu Hebammen lässt ich

durch ihre Integration in Netzwerke der Frühen Förderung verbessern.

Astrid Krahl, Dozentin, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften

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Les conséquences de l’endettement et du surendettement sur la santé des jeunes

adultes (18-30 ans) en Suisse.

et

Projet pilote : Soins en santé com-munautaire pour des personnes particulièrement fragilisées

Projet pilote : Soins en santé com-munautaire pour des personnes particulièrement fragilisées

Chaque hiver, dès mi-novembre, la Ville de Genève ouvre un dispositif d’accueil et

d’hébergement d’urgence pour les personnes sans-abri.

Objectifs: Au regard des besoins sanitaires, un projet pilote de consultation infirmière in

situ a été mis en place afin d’assurer une prise en soin globale des personnes.

Groupe cible: Ce projet concerne des individus sans-domicile fortement vulnérabilisés

dans leur santé psychique et physique.

Problématique: Les conditions de vie dans la rue affectent grandement l’état de santé et

l’accès aux soins des personnes sans-abri. Une intervention socio-sanitaire adaptée

s’avère nécessaire.

Mise en œuvre: La consultation pilote s’est ouverte de janvier à mars 2017. Elle a

permis de recenser le nombre de personnes rencontrées, leurs caractéristiques

sociodémographiques et les données sanitaires. Une deuxième phase d’évaluation des

besoins se poursuit depuis novembre 2017.

Bénéfices attendus: Une évaluation des besoins en santé, des actes spécifiques

dispensés in situ, un relais vers le réseau de soins ainsi qu’une réduction des

interventions du 144 sont attendus.

Résultats: Au terme de la première phase, 103 personnes ont bénéficié d’une évaluation

infirmière. Les soins relatifs aux maladies chroniques représentent la majorité des

motifs de consultation (44%), puis les soins en santé psychique (29%) et enfin les

plaintes somatiques (23%). Face à la prévalence des maladies chroniques, les actions

d’éducation thérapeutique ont constitué une part importante des interventions

sanitaires.

Enseignements tirés : Ce projet pilote confirme le bénéfice d’une consultation infirmière

dans un abri. La diversité des interventions montre la complexité des besoins

somatiques et psychiques de cette population. Par sa présence, l’infirmière initie

l’adhésion de la personne dans le réseau de soins. Le travail partenarial étant central

pour ce type de dispositif.

Murièle Lasserre, Adjointe de direction, Service social, Département de la cohésion sociale et de la solidarité, Ville de GenèveMélanie Pinon, Infirmière spécialisée en psychiatrie clinique et santé mentale, Assistante d’enseignement et de recherche HES, Master en Travail social, Ville de Genève-Hôpitaux Universitaires de Genève

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Les conséquences de l’endettement et du surendettement sur la santé des jeunes

adultes (18-30 ans) en Suisse

Depuis plusieurs années déjà, de nombreuses études relèvent une forte corrélation

entre une bonne santé financière et une bonne santé physique et mentale. Cependant,

les recherches portant spécifiquement sur l’endettement sont plus récentes et

concernent surtout les pays anglo-saxons. Cette problématique est encore peu étudiée

en Suisse.

Le but de notre exposé est d’approfondir quelques éléments-clés du lien complexe

entre (sur)endettement et santé. On sait qu’une situation d’endettement mal maîtrisée

est une expérience stressante. Elle confronte les personnes à leur incapacité à payer

leurs traites ou à rembourser leurs dettes. Il faut faire face aux pressions financières,

aux demandes et rappels des créanciers, à la nécessité de tenir constamment son

budget sous surveillance, etc. Mais quels sont les facteurs (institutionnels, individuels,

familiaux, etc.) qui vont renforcer l’impact des dettes sur la santé ? Certains types de

dettes (arriérés de paiement, petit crédit, emprunt auprès de la famille, etc.)

engendrent-ils plus de conséquences négatives sur la santé ?

A partir d’une enquête en ligne menée auprès d’une échantillon représentatif de 5'000

jeunes adultes de toute la Suisse et d’une trentaine d’entretiens approfondis menés

dans le cadre d’une recherche FNS sur les processus d’endettement et de

surendettement en Suisse, nous montrerons que les conséquences de l’endettement ne

se limitent pas à une expérience stressante. Elles concernent différents aspects de la

santé (stress, renoncement aux soins, alimentation, addictions, etc.). Nous verrons

également que selon le type d’endettement, l’impact sur la santé est différent. Nous

relèverons enfin que les conséquences de l’endettement concernent différentes sphères

de la vie et que cela peut aussi avoir des effets indirects sur la santé (p.ex. isolement

social et absence de soutien et d’aide).

Caroline Henchoz, Maître d'enseignement et de recherche, Tristan Coste, Chercheur, Fabrice Plomb, Maître d’enseignement et de Recherche, Université de Fribourgfns.unifr.ch/dettes-et-argent/fr

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