23

Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. · Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. 2 Grußwort und Organisatorisches. Liebe Teilnehmer*innen

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. · Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. 2 Grußwort und Organisatorisches. Liebe Teilnehmer*innen
Page 2: Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. · Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. 2 Grußwort und Organisatorisches. Liebe Teilnehmer*innen

Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick.

1

Grußwort und Organisatorisches. 2 Anreise 3 Verpflegung 3 Kinderbetreuung 3 Tagungsgebühr 3 Räume 3

Programm 4

Überblick 4

Detaillierte Programminformationen 8 FREITAG 8 Begrüßung und Einführung 8 Keynote: Prof. Dr. Albert Scherr (PH Freiburg): Soziale Arbeit mit Flüchtlingen im Spannungsfeld von Politik, Recht und professionellem Mandat 8 Panel 1: Kommunale Konzepte 8 Panel 2: Bildung und Teilhabe – Berufsschule 9 Panel 2: Bildung und Teilhabe – Außerschulische Bildung 11 Panel 4: Abschiebung – Disziplinäre Perspektiven 12 Panel 2: Bildung und Teilhabe – Kinderschutz 12 Panel 4: Abschiebung – Professionelle Perspektiven 13 Abendvortrag: Prof. Dr. Wassilios Baros (Uni Augsburg): Zorn und Abwanderung - Bildungstheoretische Perspektiven auf indignationale Migration 14 SAMSTAG 15 Begrüßung 15 Keynote: Prof. Dr. Louis Henri Seukwa (HAW Hamburg): Bildung und gesellschaftliche Partizipation für geflüchtete Kinder und Jugendliche: Herausforderungen einer kompetenzorientierten Integrationsarbeit unter erschwerter Lebenslage 15 Panel 3: Ehrenamt – Forschungsperspektiven 15 Panel 5: Politik 16 Panel 3: Ehrenamt – Praxisberichte 17 Panel 5: Politik 18

Begleitende Ausstellung „Inside Abschiebelager“ 21

Page 3: Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. · Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. 2 Grußwort und Organisatorisches. Liebe Teilnehmer*innen

Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick.

2

Grußwort und Organisatorisches. Liebe Teilnehmer*innen der Tagung „Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick“, wir freuen uns sehr, gemeinsam mit Ihnen zwei Tage lang über aktuelle Entwicklungen im Bereich der Asylsozialarbeit ins Gespräch zu kommen. Von der Notwendigkeit dieser Gespräche sind wir schon lange überzeugt und hoffen, dass wir nun im Frühjahr 2017, also fast zwei Jahre nach dem langen Sommer der Migration, gemeinsam eine erste Bilanz ziehen können, wo wir als Ehrenamtliche, praktische Sozialarbeiter*innen, Studierende, Forschende und Lehrpersonen in den Schulen heute im Bereich der Migrationssozialarbeit mit Geflüchteten stehen. Die Themen sind dabei auch fast ein Jahr, nachdem wir mit unserem Call an die nun hier im Programm versammelten Kolleg*innen herangetreten sind, nach wie vor aktuell. Das gesellschaftliche Klima mag sich in der Zwischenzeit etwas verschlechtert haben, an manchen Stellen ist von einem Rückgang des Engagements für Geflüchtete zu lesen, und in gesellschaftlichen und parlamentarischen Debatten werden immer häufiger Verschärfungen von ordnungs- und sicherheitspolitischen Instrumenten forciert. Ein Unterschied in der Sozialen Arbeit ist aber sicherlich auch, dass wir nun eine immer größere Zahl an Veröffentlichungen und Forschungstätigkeiten zu Geflüchtetenbelangen konstatieren dürfen. Wir freuen uns dabei sehr, so viele ausgewiesene Kolleg*innen aus so unterschiedlichen Arbeitsfeldern gefunden zu haben, die an den beiden Tagen ihre Arbeit, ihre Forschung und ihre Politik in Bamberg vorstellen werden. Wir sind der Ansicht, dass uns dabei ein sehr schöner Querschnitt durch die verschiedenen Arbeitsfelder gelungen ist und hoffen, dass Sie hier wertvolle Anregungen und Fragestellungen für Ihre weitere Arbeit mitnehmen können. Aufgrund der vielen Rückmeldungen haben wir uns entschieden, außerhalb der drei Hauptvorträge immer zwei Themen zur gleichen Zeit zu behandeln, so dass der Besuch des gesamten Themenpanels möglich bleibt, aber gleichzeitig mehr Zeit für die einzelnen Vorträge und Diskussionen gegeben sein wird. Einen genauen Plan der Panels und Räume finden Sie in diesem Heft. Wir freuen uns auf zwei informations- und diskussionsreiche Tage mit Ihnen! Prof’in Dr. Rita Braches-Chyrek, Lena Stahl, Ingrid Weinkam und Tilman Kallenbach für die Tagungsorganisation.

Page 4: Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. · Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. 2 Grußwort und Organisatorisches. Liebe Teilnehmer*innen

Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick.

3

Anreise Die MG-Gebäude liegen in der Markusstraße 8a in der Bamberger Innenstadt und sind mit den Stadtbuslinien 904, 906, 915 und 916 an den Haltestellen Markusplatz oder Markusstraße zu erreichen. Diese Buslinien fahren alle am Zentralen Omnibus-Bahnhof (ZOB) ab, der drei Haltestellen vom DB-Bahnhof entfernt ist. Fahrplan und Verbindungsinformationen erhalten Sie unter http://www.vgn.de . Die nächsten Parkhäuser finden Sie an der Konzert- und Kongresshalle in der Mußstraße 1 oder Zentrum Nord am Georgendamm.

Verpflegung Es gibt während der Tagung ein (veganes) Mittagessen, welches von der "Vegbereitung" aus Bamberg zur Verfügung gestellt wird.

Kinderbetreuung Auf Wunsch können Sie gern eine kostenlose Kinderbetreuung in Anspruch nehmen. Bitte geben Sie dies bei der Anmeldung mit an. Die Kinderbetreuung wird seitens des Elternservicebüros der Universität Bamberg organisiert und findet im gleichen Gebäudekomplex statt.

Tagungsgebühr Die Teilnahme an der Tagung kostet Sie 10 Euro. Diesen Betrag entrichten Sie bitte im Tagungsbüro am Tag der Tagung in bar. Auf Wunsch erhalten Sie eine Quittung.

Räume Die Tagung findet in den MG-Gebäuden statt. Im vom Markusplatz aus gesehen rechten Gebäude MG2 finden die Panels und Keynotes/Hauptvorträge statt. Dabei befindet sich im ersten Stock der Raum MG2 01.10 und im zweiten Stock direkt darüber der Raum MG2 02.09, Ebenfalls in diesem Gebäude finden Sie das Tagungsbüro in Raum MG2 01.11, welches an das Treppenhaus und den Fahrstuhl angrenzt. Im linken Gebäude MG1 finden Sie während der Tagung im Erdgeschoss eine Ausstellung des Bayerischen Flüchtlingsrates mit dem Titel „Inside Abschiebelager“. Im ersten Stock dieses Gebäudes im Raum MG1 01.07 findet die Kinderbetreuung statt. Vor dem Eingang des Gebäudes wird die „Vegbereitung“ an beiden Konferenztagen mit einem Imbissstand aufgestellt sein und das Mittagessen ausgeben.

Page 5: Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. · Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. 2 Grußwort und Organisatorisches. Liebe Teilnehmer*innen

Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick.

4

Programm Überblick Freitag 09:30 - 10:00 Uhr

MG2 01.10

Begrüßung und Einführung: Prof’in Dr. Rita Braches-Chyrek und Tilman Kallenbach

10:00 - 11:30 Uhr

MG2 01.10

Keynote: Prof. Dr.Albert Scherr (PH Freiburg):

Soziale Arbeit mit Flüchtlingen im Spannungsfeld von Politik, Recht und professionellem Mandat.

11:45 - 13:15 Uhr

MG2 02.09

Panel 1: Kommunale Konzepte

Prof. Dr. Ulrich Deinet (HS Düsseldorf): Sozialpädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aus Flüchtlingsfamilien in Düsseldorf

Prof. Dr. Norbert Frieters-Reermann, Prof’in Dr. Marianne Genenger-Stricker, Nadine Sylla M.A. (KHS NRW Aachen): Bildungsteilhabe von Geflüchteten - Herausforderung für non-formale Bildung und Soziale Arbeit

11:45 - 13:15 Uhr

MG2 01.10

Panel 2: Bildung und Teilhabe – Berufsschule

Marie Esefeld, Kirsten Müller und Amina Fraij (Uni Gießen): Bildungs- und berufliche Qualifizierungs-aspiration unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge. Ermittlung der Einflüsse von individuellen und sozialen Ressourcen anhand der Studie UmFELD („Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge-Entwicklung und Leben in Deutschland“)

Hannes Reinke, Dr. Tobias Kärner, Prof’in Dr. Karin Heinrichs (Uni Bamberg): Betriebspraktika als Maßnahme zur Berufsorientierung für berufsschulpflichtige Asylsuchende und Flüchtlinge – Befunde aus einer Tagebuchstudie

OStR Marco Denk (BFS Herzogenaurach-Höchstadt): Erfahrungsbericht: Flüchtlinge am SBS- Herzogenaurach- Höchstadt

13:15 - 14:15 Uhr Mittagspause

Page 6: Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. · Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. 2 Grußwort und Organisatorisches. Liebe Teilnehmer*innen

Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick.

5

14:15 - 15:45 Uhr

MG2 01.10

Panel 2: Bildung und Teilhabe – Außerschulische Bildung

Bernd Christmann, Maik Sawatzki, Jan Pöter (Uni Münster): Eröffnung von Teilhabemöglichkeiten durch Soziale Arbeit – Ausgewählte Perspektiven auf Beratung, Sexualpädagogik und Kinderschutz

14:15 - 15:45 Uhr

MG2 02.09

Panel 4: Abschiebung

Lisa Janotta, Karin Mannewitz, Dr’in Kirsten Sander (TU Dresden): Professionalität in prekären Verhältnissen. Fallkonstruktion von Sozialer Arbeit für Menschen mit unsicherem Aufenthaltsstatus.

16:00 - 17:30 Uhr

MG2 01.10

Panel 2: Bildung und Teilhabe – Kinderschutz

Ingmar Zalewski (FH Potsdam): „Exklusionserfahrungen von aus Kamerun geflüchteten Menschen: Eine inhalts-analytische Interviewstudie“

Meike Kampert (HS Landshut), Tanja Rusak (Uni Hildesheim): „Schutzkonzepte in Organisationen als Voraussetzung für Bildungs- und Teilhabechancen junger Menschen mit Fluchterfahrung“

16:00 - 17:30 Uhr

MG2 02.09

Panel 4: Abschiebung – Professionelle Perspektiven

Dr’in Ulrike Tontsch, freund statt fremd e.V.(Bamberg): Praxis der Abschiebung in der ARE II in Bamberg - Erfahrungsbericht von Ehrenamtlichen vor Ort

Katrin Rackerseder, Mia Pulkkinen, Bayerischer Flüchtlingsrat (München/Bamberg): Abschiebelager Bamberg und Manching/Ingolstadt - Refugees NOT welcome.

18:00 - 20:00 Uhr

MG2 01.10

Abendvortrag: Prof. Dr. Wassilios Baros (Uni Augsburg)

Zorn und Abwanderung - Bildungstheoretische Perspektiven auf indignationale Migration

Page 7: Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. · Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. 2 Grußwort und Organisatorisches. Liebe Teilnehmer*innen

Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick.

6

Samstag 09:00 - 09:30 Uhr

MG2 01.10

Begrüßung

09:30 - 11:00 Uhr

MG2 01.10

Keynote: Prof. Dr. Louis Henri Seukwa (HAW Hamburg): Bildung und gesellschaftliche Partizipation für geflüchtete Kinder und Jugendliche: Herausforderungen einer kompetenzorientierten Integrationsarbeit unter erschwerter Lebenslage

11:15 - 12:45 Uhr

MG2 01.10

Panel 3: Ehrenamt – Forschungsperspektiven

Katharina Auer (FH St. Pölten): Inklusions- und Exklusionspraxen im Kontext aktueller Migrations-bewegungen. Interaktionsgeschehen von Zuwander*innen mit Fluchterfahrung und freiwilligen Helfer*innen

Valerie-Juliana Jakobs, Dr’in Marianne Lück-Filsinger (HTW Saar): Lokale Infrastruktur für nachhaltiges Bürgerschaftliches Engagement in der Flüchtlingsarbeit (InfraFlü)

11:15 - 12:45 Uhr

MG2 02.09

Panel 5: Politik

Felix M. Steiner (Journalist): Die rassistischen Anti-Asylproteste in Geschichte und Gegenwart

Stephan Dünnwald, Bayerischer Flüchtlingsrat (München): Bayerns Sonderweg: erst Abschieben, dann Ausbildung. Notizen zu einer Politik gegen die Wirklichkeit

Raphael Ekamba (FH Coburg): Rassismus. Bremse zur Vielfalt

12:45 - 13:45 Uhr Mittagspause

13:45 - 15:15 Uhr

MG2 01.10

Panel 3: Ehrenamt – Praxisberichte

Jacqueline Meyer, Christine Barthelme (Ehrenamts-akademie Diakonie Schweinfurt)

Simone Oswald, Freund statt fremd e.V. (Bamberg): Abgrenzung von Ehrenamt zu den vom Staat auszuführenden Aufgaben

Page 8: Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. · Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. 2 Grußwort und Organisatorisches. Liebe Teilnehmer*innen

Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick.

7

13:45 - 15:15 Uhr

MG2 02.09

Panel 5: Politik

Hannah von Grönheim (HAWK Hildesheim): „Solidarität bei geschlossenen Türen” – Empirische Studie

Prof. Dr. Norbert Frieters-Reermann, Prof’in Dr. Marianne Genenger-Stricker, Nadine Sylla (KHS NRW Aachen): Anforderungen an eine rassismussensible Forschung mit Geflüchteten

Tilman Kallenbach (Uni Bamberg): Die Rezeption von Geflüchtetenprotesten in der Disziplin Sozialer Arbeit

15:30 - 16:00 Abschluss

Page 9: Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. · Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. 2 Grußwort und Organisatorisches. Liebe Teilnehmer*innen

Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick.

8

Detaillierte Programminformationen FREITAG Begrüßung und Einführung: Prof’in Dr. Rita Braches-Chyrek und Tilman Kallenbach Keynote: Prof. Dr. Albert Scherr (PH Freiburg): Soziale Arbeit mit Flüchtlingen im Spannungsfeld von Politik, Recht und professionellem Mandat Raum MG2 01.10, 10:00 - 11:30 Uhr Soziale Arbeit nimmt für sich in Anspruch, Hilfe für Hilfsbedürftige zu leisten und in einem gegenwärtig einflussreichen Diskurs reklamiert sie ein Selbstverständnis als Menschenrechtsprofession. In der Sozialen Arbeit mit Flüchtlingen zeigt sich dagegen, dass Soziale Arbeit eng mit den Strukturen des nationalen Wohlfahrtsstaates verbunden ist, aus dem Grenzen der Hilfe resultieren. Im Vortrag wird diese Spannungsverhältnis analysiert und seine Konsequenzen für die Soziale Arbeit aufgezeigt. Panel 1: Kommunale Konzepte Moderation: Prof’in Dr. Rita Braches-Chyrek Raum MG 02.09, 11:45 - 13:15 Uhr Prof. Dr. Ulrich Deinet (HS Düsseldorf): Sozialpädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aus Flüchtlingsfamilien in Düsseldorf Dieser Vortrag beschäftigt sich mit universitären Praxisprojekten, die in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt in Düsseldorf stattfinden, und der Art und Weise, wie diese zur Konzeptentwicklung in der praktischen Sozialen Arbeit (speziell in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit mit Geflüchteten) genutzt werden können. Um die Herausforderungen, die durch die erhöhte Anzahl an Flüchtlingen für die Soziale Arbeit entstanden sind, bewältigen zu können, ist es notwendig, dass Angebote entwickelt werden, die den Belangen Geflüchteter gerecht werden können. Trotz aktuell zurückgegangener Zahlen in Düsseldorf wird das Flüchtlingsthema auch in Zukunft eine gesamtgesellschaftliche und lokale Herausforderung darstellen. Die Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit haben auf die ersten Wellen reagiert und sich konzeptionell auf die neuen Zielgruppen eingerichtet. In Zukunft wird es darum gehen, die Offene Kinder- und Jugendarbeit als niedrigschwellige Institution der sozialen Arbeit zu nutzen, ihre schon vorhandene Interkulturalität weiter auszubauen (auch über die aktuellen Zielgruppen hinaus) und so zu einem Inklusionsfeld zu machen, in dem insbesondere über ein breit gefächertes Freizeit- und Bildungsangebot sowie Partizipations- und Beteiligungsmöglichkeiten eine Inklusion im Sozialraum erreicht werden kann. Prof. Dr. Norbert Frieters-Reermann, Prof’in Dr. Marianne Genenger-Stricker, Nadine Sylla M.A. (KHS NRW Aachen): Bildungsteilhabe von Geflüchteten - Herausforderung für non-formale Bildung und Soziale Arbeit Da das Recht auf Bildung ein grundlegendes Menschenrecht ist, was auch für Geflüchtete gilt, und Bildung immer auch non-formale, außerschulische Bildungsprozesse und Entfaltungsmöglichkeiten beinhaltet, ist eine Fokussierung auf das Integrationsvorhaben des formalen schulischen Bildungssystems insgesamt zu kurz gegriffen. Ganzheitliche

Page 10: Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. · Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. 2 Grußwort und Organisatorisches. Liebe Teilnehmer*innen

Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick.

9

Bildungsprozesse sind die Voraussetzung für gelingende Lebensgestaltung, Partizipation und Selbstwirksamkeitserfahrungen. Der hier präsentierte Beitrag zielt darauf, den Blickwinkel zu erweitern und Forschungsergebnisse zu diskutieren, die insbesondere die Teilhabechancen geflüchteter Jugendlicher in den Blick nehmen. Die hier anvisierten Teilhabechancen orientieren sich an non-formalen außerschulischen Bildungsprozessen, die oftmals durch Schwellen und Zugangsbarrieren gekennzeichnet sind, welche die Bildungsteilhabe und die gesellschaftliche Inklusion von Geflüchteten beeinträchtigen. Die Fragen, die die Forschenden zu beantworten suchen, wurden bisher in der Bildungs- und Fluchtforschung eher vernachlässigt, dienen aber dazu, ein ganzheitlicheres Bild der Lebenswelten junger Geflüchteter zu erschaffen und Partizipationschancen besser einschätzen und damit zum Positiven verändern zu können. Durch Gruppendiskussionen, ethnographische Begleitung und Expert*inneninterviews sollen folgende Fragen geklärt werden:

• Welche Bedeutung haben außerschulische Bildungsangebote für geflüchtete Jugendliche?

• Welche Faktoren und Rahmenbedingungen erleichtern bzw. erschweren geflüchteten Jugendlichen einen Zugang zu außerschulischen Bildungs-angeboten?

• Welche außerschulischen Bildungsangebote verfügen über ein hohes, welche über ein niedriges Inklusions-/Integrationspotential?

• Welche Unterschiede lassen sich zwischen begleiteten und unbegleiteten und zwischen männlichen und weiblichen Geflüchteten beobachten?

Panel 2: Bildung und Teilhabe – Berufsschule Moderation: Hans-Joachim Batscheider Raum: MG 01.10, 11:45 - 13:15 Uhr Marie Esefeld, Kirsten Müller und Amina Fraij (Uni Gießen): Bildungs- und berufliche Qualifizierungsaspiration unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge. Ermittlung der Einflüsse von individuellen und sozialen Ressourcen anhand der Studie UmFELD („Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge - Entwicklung und Leben in Deutschland“) Die enorme Anzahl an unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen stellt Behörden, Ämter, Schulen und nicht zuletzt die gesamte Soziale Arbeit vor ungeahnte Herausforderungen. Die besondere Schutzbedürftigkeit der Jugendlichen, die mitten in einer wichtigen Sozialisationsphase ihre Heimat allein verlassen müssen, steht außer Frage. Ausschlaggebend für das individuelle Gelingen der Bewältigung dieser besonderen (jugendlichen) Entwicklungsaufgaben sind personale und soziale Ressourcen. Aufgrund der Spezifik und gleichzeitigen Komplexität der gesellschaftlichen Erwartungen ist davon auszugehen, dass sich diese Gruppierung Geflüchteter in einer Situation der Benachteiligung befinden bzw. davon bedroht sind. Besonders Bildung und berufsqualifizierende Zertifikate stellen in der westlichen Gesellschaft relevante, zukunftsweisende Größen dar und können unbegleitete minderjährige Flüchtlinge vor große Hürden stellen. Dieser Vortrag behandelt die Frage, welche individuellen und sozialen Ressourcen von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen die Bildungsaspiration und beruflichen Qualifikationsambitionen beeinflussen und wie spezifische pädagogische Maßnahmen als

Page 11: Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. · Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. 2 Grußwort und Organisatorisches. Liebe Teilnehmer*innen

Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick.

10

unterstützend oder hemmend erlebt werden. Das Projekt UmFELD, das hier beschrieben wird, hat sich unter anderem dieser Thematik angenommen und erfasst spezifische Anforderungen an soziale und personelle Ressourcen von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, um Gelingensbedingungen der Entwicklung und gesellschaftlichen Integration in Deutschland zu benennen. Daraus sollen konkrete pädagogische Unterstützungsmöglichkeiten für die Praxis abgeleitet werden können. Hannes Reinke, Dr. Tobias Kärner, Prof’in. Dr. Karin Heinrichs (Uni Bamberg): Betriebspraktika als Maßnahme zur Berufsorientierung für berufsschulpflichtige Asylsuchende und Flüchtlinge – Befunde aus einer Tagebuchstudie Viele der nach Deutschland einreisenden Asylsuchenden sind Jugendliche im Alter von 16 – 21 Jahren. Diese unterliegen in Bayern der Berufsschulpflicht und werden in sogenannten Berufsintegrationsklassen beschult. Ein zentrales Ziel dieses 2-jährigen Bildungsgangs ist es, die Jugendlichen sowohl gesellschaftlich und sozial als auch beruflich zu integrieren, was u. a. durch eine berufliche Orientierung (beispielsweise in Form des ‚Betriebspraktikums’) erfolgen soll. Wissenschaftlich nachgewiesen wurden unterschiedliche ausschlaggebende Faktoren, die Jugendlichen die Berufswahl erleichtern. Besonders das Wissen über die Merkmale der verschiedenen Berufsbilder sowie über tätigkeitsspezifische Anforderungen ist oftmals entscheidend für die Berufswahl Jugendlicher. Während die Auswirkungen von Betriebspraktika auf den beruflichen Orientierungs-prozess deutscher Jugendlicher relativ gut erforscht sind, fehlen Ergebnisse bezüglich der Möglichkeiten der Berufsfindung für junge Geflüchtete, obwohl dies gerade vor dem Hintergrund der gewünschten Integration und gesellschaftlichen Teilhabe von großer Relevanz erscheint. Um Erkenntnisse über die Unterstützungsmöglichkeiten speziell geflüchteter Jugendlicher bezüglich der beruflichen Orientierung gewinnen zu können, wurde eine fünfwöchige Tagebuchstudie unter 42 berufschulpflichtigen jugendlichen Asylsuchenden durchgeführt. Unter sprachsensibler Begleitung von Lehrkräften, die Deutsch als Zweitsprache unterrichten, wurde anhand der Studie festgestellt, dass die individuelle Zufriedenheit mit der Arbeitstätigkeit stark von tätigkeitsspezifischen Faktoren (z. B. tätigkeitsspezifisches Interesse) sowie von der Wahrnehmung sozialer Eingebundenheit abzuhängen scheint. Diese Ergebnisse sollen dazu beitragen, Betriebspraktika und andere für die Orientierung relevante curriculare Inhalte der Berufsintegrationsklassen an die Bedürfnisse Geflüchteter anzupassen. StD Marco Denk (BSZ Herzogenaurach-Höchstadt): Erfahrungsbericht: Flüchtlinge am SBS Herzogenaurach- Höchstadt Dieser Vortrag behandelt am Beispiel des Staatlichen Beruflichen Schulzentrums Herzogenaurach-Höchstadt die enormen Herausforderungen, die durch die erhöhte Anzahl an berufsschulpflichtigen Flüchtlingen an Berufsschulen gestellt werden und den daraus resultierenden Versuch, diese Herausforderungen adäquat zu bewältigen. Die Berufsschule steht hierbei mitten im Brennpunkt verschiedenster Interessen und Problemlagen, die von unterschiedlichen Seiten an die Institution und ihre Mitarbeiter*innen herangetragen werden und nach Lösungen verlangen. Mit Kultusministerium, Bezirksregierung, der Berufsschule selbst, externen Partner*innen und Ehrenamtlichen werden die verschiedenen am Prozess beteiligten Instanzen vorgestellt – ebenso wie die Steine, die der angemessenen Reaktion auf die

Page 12: Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. · Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. 2 Grußwort und Organisatorisches. Liebe Teilnehmer*innen

Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick.

11

„Krisenstimmung“ im Weg lagen und liegen, sowie aber auch Perspektiven, die optimistisch stimmen und konstruktive Lösungsansätze liefern. So heterogen die Gruppe der jungen Flüchtlinge sicherlich ist, so sicher äußert sich der Vortragende darüber, dass sich die Schicksale vieler ähneln und die Probleme, mit denen Berufsschulen konfrontiert sind, ebenso. Um den möglichst adäquaten Umgang mit diesen Problemlagen darstellen zu können, stellt der Vortrag die Maßnahmen der Regierung, des Kultusministeriums und der Schule vor. Panel 2: Bildung und Teilhabe – Außerschulische Bildung Moderation: Lena Stahl Raum: MG2 01.10, 14:15 - 15:45Uhr Bernd Christmann, Maik Sawatzki, Jan Pöter (Uni Münster): Eröffnung von Teilhabemöglichkeiten durch Soziale Arbeit – Ausgewählte Perspektiven auf Beratung, Sexualpädagogik und Kinderschutz Die Vorträge behandeln Aspekte der Beratung, der Sexualpädagogik und des Kinderschutzes in Bezug auf die Teilhabemöglichkeiten, die Geflüchteten durch Soziale Arbeit eröffnet werden können. Neben unterschiedlichen theoretischen Zugangsweisen stellen die Referenten auch praktische Erfahrungen und Impulse zur Diskussion. Beratung (Maik Sawatzki): Beratung (beispielsweise im Rahmen der Familien- und Jugendhilfe) als zentralste Handlungsmethode Sozialer Arbeit und kommunikativ-dialogisches Medium „auf Augenhöhe“ stellt ein geeignetes Instrumentarium zur (Neu-)Orientierung, Klärung, Reflexion sowie zu einer gelingenden Eröffnung gesellschaftlicher und sozialer Teilhabemöglichkeiten dar. Viele Beratungsstellen weisen jedoch Defizite in der Umsetzung dieser Ziele auf – insbesondere was die Nutzungs- und Zugangsmöglichkeiten für Geflüchtete angeht. Deshalb sollen Potenziale und Herausforderungen eines integrativ-kultursensiblen Beratungsverständnisses kritisch diskutiert werden, vor allem in Bezug auf die Belange geflüchteter Menschen. Sexualpädagogik (Bernd Christmann): Sexualpädagogik kann dazu beitragen, ein differenziertes und reflexives Verständnis von Sexualkultur zu entwickeln. Besonders die Instrumentalisierung sexueller Aspekte in Bezug auf (beispielsweise männliche muslimische) Flüchtlinge weckt oftmals rassistische Denkmuster, die vielfach als „unüberbrückbare kulturelle Differenzen“ zwischen „uns“ und „den anderen“ gesehen werden. Um naturalisierenden und stereotypisierenden Vorstellungen entgegenzuwirken und Geflüchteten gesellschaftliche Partizipation zu ermöglichen, stellt der Zugang zu sexueller Bildung eine sinnvolle Maßnahme dar. Zudem werden in diesem Beitrag Grenzen und Möglichkeiten sexualpädagogischer Angebote aufgezeigt und diskutiert. Kinderschutz (Jan Pöter): Kinderschutz als Aufgabe der Sozialen Arbeit wird im Kontext mit Flucht diskutiert, da fachliche Kompetenzen entwickelt werden müssen, um die fluchtbedingten Belastungen des Familiensystems sowie vermeintliche kulturelle Unterschiede bezüglich Erziehungsidealen und –methoden bearbeiten zu können. Im Rahmen des Vortrags sollen Potenziale und Risiken einer migrationssensiblen Gestaltung des Kinderschutzes eruiert werden, die dazu geeignet ist, gefährdungsbedingte Einschränkungen gesellschaftlicher Teilhabe zu überwinden. Davon ausgehend soll eine Perspektive entwickelt werden, die Migrationssensibilität im Horizont einer umfassenden und kritisch-reflexiven Differenzsensibilität verortet.

Page 13: Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. · Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. 2 Grußwort und Organisatorisches. Liebe Teilnehmer*innen

Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick.

12

Panel 4: Abschiebung Moderation: Tilman Kallenbach Raum: MG2 02.09, 14:15 - 15:45Uhr Lisa Janotta, Karin Mannewitz, Dr’in Kirsten Sander (TU Dresden): Professionalität in prekären Verhältnissen. Fallkonstruktion von Sozialer Arbeit für Menschen mit unsicherem Aufenthaltsstatus. Menschen mit unsicherem Aufenthaltsstatus benötigen aufenthaltsrechtliche und soziale Beratung, die im Rahmen aufsuchender Sozialer Arbeit geleistet wird. Sowohl die entsprechende professionstheoretische Debatte als auch die Forschung haben sich im Lauf der letzten Jahre diesbezüglich wenig bewegt, was mit dem vorliegenden Forschungsprojekt geändert werden soll. Zum Zweck der empirischen Erhebung wurden Gruppeninterviews mit Sozialarbeiter*innen durchgeführt, die Fälle aus ihrem Arbeitsalltag in Gemeinschaftsunterkünften beschreiben. Dabei geht es vor allem darum, die impliziten Widersprüche, die in dem unter hohem Handlungs- und Erwartungsdruck stehenden Praxisfeld liegen, aufzudecken. Diskutiert werden mitunter Konflikte, die in Anbetracht möglicher Abschiebung entstehen, die Verwirklichung von professionellen Maßstäben an die Arbeit von Sozialarbeiter*innen erschweren oder aus der Begrenzung des Handlungsspielraums Sozialer Arbeit durch nationalstaatliche, aufenthaltsrechtlich bedingte Vorgaben hervorgehen. Die Auseinandersetzungen mit dem empirischen Forschungsmaterial werden in Verbindung zu aktuellen theoretischen Auseinandersetzungen gebracht. So wird das Mandatsverständnis Sozialer Arbeit entlang der Positionen von Menschenrechtsprofession (Staub-Bernasconi 2003, Prasad 2016 (im Erscheinen)) und Gerechtigkeitsprofession (Schrödter 2007) sowie einer Problematisierung für den Kontext unsicherer Aufenthaltssituationen (Janotta 2015) diskutiert. Panel 2: Bildung und Teilhabe – Kinderschutz Moderation: Carina Fischer Raum: MG2 01.10, 16:00 - 17:30Uhr Ingmar Zalewski (FH Potsdam): „Exklusionserfahrungen von aus Kamerun geflüchteten Menschen: Eine inhaltsanalytische Interviewstudie“ Die hier vorgestellte Studie zeigt die Möglichkeiten auf, welche sich Geflüchtete selbst auf kreativem Wege eröffnen, um mit den widrigen Umständen vor Ort, umgehen zu lernen und sich selbst einen Teil der verloren gegangenen Handlungsfähigkeit und Würde zurückzuerobern. Feldforschung, wenn sie die Lebenslagen Geflüchteter beschreibt und analysiert, ist immer von Machtmomenten durchzogen, die dadurch entstehen, dass Angehörige der Mehrheitsgesellschaft Geflüchtete erforschen. Die kritische Reflexion und Analyse dieser Machtverhältnisse, die im ersten Teil des Vortrags besprochen werden, sind notwendig, um die Reproduktion paternalistischer Vorstellungen weitestgehend zu unterbinden. Der zweite Teil des Vortrags behandelt die Dimensionen der Exklusion, die bei der Ankunft auf das Leben der Geflüchteten Einfluss nehmen: Der Fokus liegt dabei auf Faktoren, die Bildungsteilhabe bedrohen: Kolonial-Rassismus, Restriktionen im Zusammenhang mit einem offenen Asylverfahren sowie sich im Rahmen des Neoliberalismus ausbildende prekäre Strategien des Gegenhandelns, die zu Eigendynamiken der Exklusion führen können. Es wird dargestellt, welchen Stellenwert

Page 14: Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. · Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. 2 Grußwort und Organisatorisches. Liebe Teilnehmer*innen

Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick.

13

Bildung für die Menschen besitzt und welche psychischen Auswirkungen die Verwehrung von Bildungszugängen haben kann.

Meike Kampert (HS Landshut), Tanja Rusack (Uni Hildesheim): „Schutzkonzepte in Organisationen als Voraussetzung für Bildungs- und Teilhabechancen junger Menschen mit Fluchterfahrung“ Im Kontext der hohen Anzahl an Menschen mit (teils traumatisierender) Fluchterfahrung ist es unabdinglich, Partizipation durch Bildung zu ermöglichen und sichere Orte zu schaffen. Gemeint sind hiermit Orte, an denen geflüchtete Menschen – und vor allem die vielen minderjährigen Flüchtlinge –geschützt sind vor körperlicher, emotionaler und sexualisierter Gewalt, wo ihnen ihre Rechte zugestanden werden und sie über sich, ihren Körper und ihr Leben frei bestimmen können. Die Schaffung solcher Orte, an denen Bildung stattfinden kann und ein sicheres Leben gewährleistet ist, ist eine große Herausforderung für die Soziale Arbeit. Insgesamt betrachtet fehlen bisher noch evaluierte Qualifizierungsangebote für Fachkräfte und Ehrenamtliche, die das Thema des Schutzes in Organisationen in den Blick nehmen. Diese Lucke wird mit dem Projekt SHELTER (Safety & Help for Early adverse Life events and Traumatic Experiences in minor Refugees), das in den Mittelpunkt des Vortrags gestellt wird, gefullt: Um Fachkräfte in die Lage zu versetzen, Schutz in Organisationen sowie Verständnis fur Traumafolgen und psychische Belastungen herzustellen, wird in dem interdisziplinären Verbundprojekt der Universität Hildesheim (Leitung Prof. Schröer), der Hochschule Landshut (Leitung Prof. Wolff), des Universitätsklinikums Ulm (Gesamtleitung Prof. Fegert) und der Universität Bielefeld (Leitung Prof. Neuner) ein E-Learning Curriculum erstellt. Dieses E-Learning Curriculum gliedert sich in drei Online-Kurse auf, die Fachpersonen, aber auch Ehrenamtliche, informieren und qualifizieren sollen, (1) junge Fluchtlinge bei der Bearbeitung von traumatischen Erfahrungen und psychischen Belastungen zu unterstutzen, (2) mit selbst- und fremdgefährdendem Verhalten der jungen Fluchtlinge adäquat umzugehen und (3) Schutzkonzepte in Organisationen zu entwickeln, die junge Gefluchtete betreuen. Panel 4: Abschiebung – Professionelle Perspektiven Moderation: Tilman Kallenbach Raum: MG2 02.09, 16:00 - 17:30Uhr Dr. Ulrike Tontsch, Freund statt fremd e.V.(Bamberg): Praxis der Abschiebung in der ARE II in Bamberg – Erfahrungsbericht von Ehrenamtlichen vor Ort Der Verein Freund statt fremd e. V. (Fsf) arbeitet ehrenamtlich seit Eröffnung in der Aufnahme- und Rückführungseinrichtung ARE und in der jetzigen Aufnahmeeinrichtung Oberfranken (AEO). In der AEO sollen die behördlichen Verfahren beschleunigt durchgeführt werden, die darüber entscheiden, ob die Asylbewerber*innen in Deutschland bleiben dürfen oder ob sie in ihr Heimatland zurückkehren müssen. Bis Juli 2016 gab es die ARE als besondere Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber*innen aus sogenannten sicheren Herkunftsstaaten, vor allem aus den Ländern des Westbalkans. Freund statt fremd e.V. steht einer Aufnahmeeinrichtung wie der AEO in ihrer Struktur und Größe, die durch einen Ausbau künftig bis zu 3400 Personen beherbergen soll, sehr kritisch gegenüber.

Page 15: Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. · Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. 2 Grußwort und Organisatorisches. Liebe Teilnehmer*innen

Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick.

14

Zum einen ist „Freund statt fremd“ für die Begleitung einzelner Flüchtlinge im Hinblick auf medizinische und sonstige Probleme mit den Behörden zuständig, zum anderen im von der Stadt eingesetzten Ombudsteam tätig. Außerdem eröffnete Fsf in der ARE ein Spielzimmer für Kinder und betreibt das „Café Willkommen“, um geflüchteten Menschen einen kleinen Orientierungspunkt im neuen Leben zu bieten. Über die Erfahrungen, Rückschläge und Folgerungen aus dieser Arbeit berichtet als Vertreterin von „Freund statt fremd“ Ulrike Tontsch. Katrin Rackerseder, Mia Pulkkinen (Bayerischer Flüchtlingsrat München/Bamberg): Abschiebelager Bamberg und Manching/Ingolstadt - Refugees NOT welcome. Seit Herbst 2015 gibt es in Bamberg und Ingolstadt/Manching die sogenannten Ankunfts- und Rückführungseinrichtungen (ARE). Ziel der Bayerischen Regierung ist es, dort Menschen, welchen eine „schlechte Bleibeperspektive“ unterstellt wird, möglichst schnell zur „freiwilligen Ausreise“ zu bringen oder abzuschieben. Dabei haben die Geflüchteten kaum Zugang zu Rechtsberatung geschweige denn zu Rechtsmitteln. Der Bayerische Flüchtlingsrat steht unter anderem durch ein Infobus-Projekt in Kontakt mit Geflüchteten aus den Abschiebelagern. Neben Einzelfallhilfe, Vermittlung zu Anwält*innen und Unterstützung durch den Rechtshilfefond geht es vor allem darum, die Existenz dieser Lager öffentlich zu skandalisieren und deren politische Ziele in Frage zu stellen. Im Vortrag werden Mia Pulkkinen und Katrin Rackerseder zunächst klären, wie es überhaupt zur Eröffnung der sogenannten Ankunfts- und Rückführungseinrichtungen kommen konnte. Außerdem werden die Lebensbedingungen der Menschen, die den beiden Lagern in Manching/Ingolstadt und Bamberg „zugewiesen“ werden, dargestellt. Dazu werden zum Beispiel die Unterbringung, die medizinische Versorgung, der Umgang mit besonders schutzbedürftigen Personen sowie die Beratungssituation herangezogen. Am Ende wird es Raum für Fragen, Anmerkungen und Diskussion geben. Abendvortrag: Prof. Dr. Wassilios Baros (Uni Augsburg): Zorn und Abwanderung - Bildungstheoretische Perspektiven auf indignationale Migration Raum: MG2 01.10, 18:00 - 20:00Uhr

Page 16: Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. · Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. 2 Grußwort und Organisatorisches. Liebe Teilnehmer*innen

Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick.

15

SAMSTAG

Begrüßung: Prof’in. Dr. Rita Braches-Chyrek und Tilman Kallenbach Raum: MG2 01.10, 09:00 - 09:30Uhr

Keynote: Prof. Dr. Louis Henri Seukwa (HAW Hamburg): Bildung und gesellschaftliche Partizipation für geflüchtete Kinder und Jugendliche: Herausforderungen einer kompetenzorientierten Integrationsarbeit unter erschwerter Lebenslage Raum: MG2 01.10, 09:30 - 11:00Uhr Der Vortrag setzt sich kritisch mit dem aktuell ins Zentrum der öffentlichen Debatte gerückten Problemkomplex der Bildung und gesellschaftlichen Integration von geflüchteten Menschen auseinander. Ziel ist es, mit begrifflichen Ambiguitäten aufzuräumen und mit Allgemeinplätzen, bezogen auf das Phänomen und die Praxis von Integration, reflexiv umzugehen. Anschließend werden unter Berücksichtigung der „zielgruppenspezifischen Benachteiligungen“ Überlegungen für die Modalitäten einer effektiven Integrationsarbeit mit Geflüchteten offeriert, die sowohl den Adressaten, als auch den Anforderungen einer u.a. durch Migration plural gewordenen Gesellschaft gerecht werden. Panel 3: Ehrenamt – Forschungsperspektiven Moderation: Prof’in Dr. Rita Braches-Chyrek Raum: MG2 01.10, 11:15 - 12:45Uhr Katharina Auer (FH St. Pölten): Inklusions- und Exklusionspraxen im Kontext aktueller Migrationsbewegungen. Interaktionsgeschehen von Zuwander*innen mit Fluchterfahrung und freiwilligen Helfer*innen Der Vortrag bezieht sich auf eine empirische Studie, die sich mit der Frage nach der Inklusion und Exklusion von geflüchteten Menschen sowie den zu Grunde liegenden Interaktionspraxen von Zuwander*innen und Akteur*innen der Aufnahmegesellschaft in ländlichen Gemeinden auseinandersetzt. Obwohl kein einheitliches Verständnis über die Definition von „Inklusion“ vorhanden ist, so ist dem Fachdiskurs eine kongruente Auffassung darüber zu entnehmen, dass Inklusionsprozesse nicht ausschließlich Anpassungsleistungen von Zuwander*innen implizieren, sondern einen wechselseitigen Prozess zwischen Aufnahmegesellschaft und Zuwander*innen voraussetzen. Im Unterschied zu Konzepten der Integration geht es nicht darum, dass Einzelne oder Gruppen in ein größeres Ganzes eingegliedert werden (sollen), sondern um eine neue Form des Zusammenlebens. Wenn Zuwander*innen sich emanzipieren und demzufolge weniger auf die Unterstützung der Aufnahmegesellschaft angewiesen sind, werden sie häufig mit geringer Akzeptanz der etablierten Gesellschaft konfrontiert, die teilweise noch immer Vorstellungen von hilfsbedürftigen, unselbstständigen Zuwander*innen vertritt. Solche selektiven Interaktionspraxen zwischen Helfenden und Zuwander*innen sind essentiell für Inklusions- und Exklusionsprozesse, die in diesem Vortrag bezüglich Flüchtlingen im ländlichen Raum beleuchtet werden.

Page 17: Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. · Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. 2 Grußwort und Organisatorisches. Liebe Teilnehmer*innen

Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick.

16

Valerie-Juliana Jakobs, Dr’in. Marianne Lück-Filsinger (HTW Saar): Lokale Infrastruktur für nachhaltiges Bürgerschaftliches Engagement in der Flüchtlingsarbeit (InfraFlü) Bürgerschaftliches Engagement und zivilgesellschaftliche Initiativen haben mit der wachsenden Zahl geflüchteter Menschen, die seit 2015 in Deutschland ankommen, stark zugenommen. Aus wissenschaftlicher und professioneller Perspektive erscheint dieses Engagement für die soziale Integration der Geflüchteten unverzichtbar. Um das auf lokaler Ebene geleistete Engagement bestmöglich professionell zu unterstützen, wurde in der vorliegenden Studie das Wissen der Akteur*innen vor Ort für die Praxis handlungsorientiert aufbereitet – somit können die Voraussetzungen für eine nachhaltige Infrastruktur der Engagementförderung verbessert werden. Während der „Eigensinn des bürgerschaftlichen Engagements“ anerkannt wird, ist professionelle Soziale Arbeit essentiell wichtig für Kooperationsarrangements zwischen Freiwilligen und beispielsweise Institutionen, die Lern- und Verständigungsprozesse ermöglichen. Bezüglich aufenthaltsrechtlicher Fragen und des Umgangs mit traumatisierten Geflüchteten oder unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen ist eine Kooperation zwischen zivilgesellschaftlichen Akteur*innen und professioneller Sozialer Arbeit ebenfalls notwendig. Der Vortrag zeigt die strukturellen Belange lokaler Akteur*innen, Kommunen und Wohlfahrtsverbänden auf und eröffnet, inwiefern der eintretende Paradigmenwechsel der Flüchtlingshilfe von der Nothilfe bis hin zur Unterstützung bei der gesellschaftlichen Teilhabe richtungsweisend für die (Weiter-)Entwicklung innovativer Konzepte ist: Soziale Arbeit sollte ihre Expertise zur Verfügung stellen und Vermittlungsleistungen erbringen, um bürgerschaftliches Engagement zu unterstützen. Panel 5: Politik Moderation: Tilman Kallenbach Raum: MG2 02.09, 11:15 - 12:45Uhr Felix M. Steiner (Journalist): Die rassistischen Anti-Asylproteste in Geschichte und Gegenwart Der erste Teil des Workshops behandelt dezidiert den Vergleich zwischen der Asyldebatte Ende der 1980er und der beginnenden 1990er Jahren und der aktuellen Situation. Ist die Situation tatsächlich vergleichbar? Sind die 1990er Jahre zurück? Welche Mechanismen, Funktionsweisen und Argumentationen ähneln sich? Die oftmals als „Flüchtlingskrise“ beschriebene Situation ruft seit 2013/14 verstärkt rechte Organisationen auf den Plan, deren Abstufungen von der rechtspopulistischen AfD über Pegida (die beispielsweise in Dresden viele Unterstützer*innen aufweist) bis hin zur extrem rechten Partei „Der III. Weg“ reichen und zunehmend an Einfluss gewinnen. Die Hetze gegen Flüchtlinge hat in den letzten beiden Jahren immer mehr zugenommen und damit einhergehend auch die Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte. Im zweiten Teil des Workshops soll daher genau auf die Argumentationen und Inhalte der in weiten Teilen rassistischen Hetze gegen Flüchtlinge geschaut werden. Wie versuchen die unterschiedlichen Akteure gegen Flüchtlinge Stimmung zu machen? Welche Strategien werden dabei angewendet? Der Workshop soll eine Analyse der rassistischen Proteste in Geschichte und Gegenwart geben und der Frage nachgehen, wie diesen Tendenzen zu begegnen ist. Insgesamt wird versucht, einen Überblick über die derzeitigen Akteure, deren Strategien und Argumentationen im „Kampf gegen Geflüchtete“ zu geben.

Page 18: Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. · Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. 2 Grußwort und Organisatorisches. Liebe Teilnehmer*innen

Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick.

17

Stephan Dünnwald, Bayerischer Flüchtlingsrat (München): Bayerns Sonderweg: erst Abschieben, dann Ausbildung. Notizen zu einer Politik gegen die Wirklichkeit Bayerns Regierung und die CSU geben sich als Hardliner in der Flüchtlingspolitik. Bayern will mit aller Härte abschieben, Bayern verweigert Flüchtlingen Arbeit und Ausbildung. Damit stößt die Regierung Unterstützer und Betriebe vor den Kopf, Flüchtlinge werden auf ein Abstellgleis geschoben. Dagegen regt sich aber auch Widerstand. Ehrenamtliche gehen auf die Barrikaden, Wirtschaftsverbände drohen der Regierung, den Integrationspakt zu kündigen. Wie nachhaltig ist die bayerische Flüchtlingspolitik? Raphael Ekamba (FH Coburg): Rassismus. Bremse zur Vielfalt Thematisierung von Rassismus ist schwierig, da die Definition von Rassismus gerade in Deutschland sehr eng gefasst und in den Köpfen der meisten beschränkt ist auf rechtsradikale Übergriffe auf Migrant*innen oder Geflüchtete. Entgegen dieser landläufigen Meinung befindet sich Rassismus als Machtverhältnis jedoch nicht am Rande, sondern in der Mitte der Gesellschaft und wird tagtäglich – meist subtil, aber dennoch für die Betroffenen deutlich spürbar – auf individueller, struktureller und institutioneller Ebene reproduziert. Fu r eine gelungene Integration von Flu chtlingen in Deutschland, also faire Zugangschancen zu Bildung und Arbeitsmarkt, Wohnungsmarkt etc., mu ssen rassistische Einstellungen bzw. unbewusste Vorurteile in der deutschen Gesellschaft und in den zentralen Institutionen thematisiert werden, um Gleichbehandlung, Chancengleichheit und die Partizipation von allen in Deutschland lebenden Menschen an den Gu tern der Gesellschaft zu ermöglichen – unabhängig von ihrer Hautfarbe und Herkunft. Bekämpft werden können sämtliche durch die Gesellschaft und einzelne reproduzierte Ungleichheiten (wie beispielsweise Rassismus) durch die Förderung selbstreflexiven, kritischen Denkens, was mitunter eine große Schwierigkeit darstellt: Sich selbst einzugestehen, Teil einer „gesellschaftlichen Maschinerie“ zu sein, die Rassismus und andere Formen von Diskriminierung reproduziert, ist nicht ganz einfach. Dieser Vortrag regt zum individuellen Umdenken an und eröffnet Möglichkeiten, Rassismus aktiv selbst zu verhindern.

Panel 3: Ehrenamt – Praxisberichte Moderation: Lena Stahl Raum: MG2 01.10, 13:45 - 15:15Uhr Jacqueline Meyer, Christine Barthelme(Ehrenamtsakademie Diakonie Schweinfurt): Die Ehrenamtsakademie der Diakonie Schweinfurt Die Ehrenamtsakademie der Diakonie Schweinfurt will ehrenamtlich Mitarbeitende in den vielfältigen sozialen Arbeitsbereichen motivieren, vorbereiten und unterstützen. Sie will Begabungen entfalten und solidarisches Handeln verstärken. Ehrenamtliche Arbeit bedarf neben dem Engagement von Menschen in manchen Bereichen fundierter Kenntnisse, um effektiv arbeiten zu können. Um die ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen hierin zu unterstützen, bietet die Diakonie unterschiedliche Angebote zur Fortbildung an. Darüber hinaus bietet die Ehrenamtsakademie im Zuge der Asylsozial- und Migrationsberatung soziale Orientierungshilfen, Unterstützung bei Wohnungs- und Arbeitssuche sowie die Vermittlung von Sprach- und Integrationskursen.

Page 19: Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. · Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. 2 Grußwort und Organisatorisches. Liebe Teilnehmer*innen

Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick.

18

Grundgedanke ist, die Fortbildungsangebote der diakonischen Einrichtungen und Dienste zu vernetzen und diese mit den Angeboten des Evangelischen Bildungswerkes zu verknüpfen. Ehrenamt, freiwilliges Engagement – das ist eine Chance für alle, sich einzumischen und soziale Verhältnisse mitzugestalten. Freiwilliges Engagement ist nicht nur Hilfe für andere, sondern auch persönliche Weiterentwicklung. Die Ehrenamtsakademie bietet neben attraktiven Qualifizierungsmöglichkeiten auch organisationsübergreifenden Erfahrungsaustausch für haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitende. Sie steht auch Interessierten außerhalb der Diakonie offen. Simone Oswald, Freund statt fremd e.V. (Bamberg): Abgrenzung von Ehrenamt zu den vom Staat auszuführenden Aufgaben Freund statt fremd e. V. ist ein gemeinnütziger Verein, der geflüchteten Menschen nach ihrer Ankunft in Bamberg und Umgebung hilft, sich zurechtzufinden und zu integrieren. Eine große Zahl von Ehrenamtlichen bietet eine Vielzahl von unterschiedlichen Hilfen z. B. beim Deutschlernen, Wohnungssuchen, Behördengängen, Freizeitaktivitäten an. Nicht nur die Arbeit mit den Flüchtlingen direkt, sondern auch die Betreuung und die Unterstützung der Ehrenamtlichen stellen den Verein immer wieder vor neue Herausforderungen. Ebenso stellen wir uns immer wieder die Frage, was von Ehrenamtlichen geleistet werden kann und soll und wie unsere Arbeit von den vom Staat auszuführenden Aufgaben abgegrenzt werden kann. Zu diesen Themen wollen wir einen Einblick in unsere Arbeit geben. Panel 5: Politik Moderation: Carina Fischer Raum: MG2 02.09, 13:45 - 15:15Uhr Hannah von Grönheim (HAWK Hildesheim): „Solidarität bei geschlossenen Türen” – Eine Empirische Studie Der Vortrag beschäftigt sich mit den Forschungsergebnissen, die anhand von Diskursanalyse und Interviews mit Geflüchteten und Fachkräften gewonnen wurden. Welches Bild geflüchteter Menschen wurde seitens der Politik seitdem „Arabischen Frühling“ 2011 verbreitet, und lassen sich die in der Diskursanalyse politischer Dokumente gewonnenen Kategorien in den Interviews mit Geflüchteten nachweisen? Wie werden geflüchtete Menschen durch politische Diskurse zu Subjekten gemacht und wie kann die Soziale Arbeit damit umgehen? Welchen Widerstand und welche Formen der Selbstermächtigung weisen Flüchtlinge auf, um – entgegen dieser Subjektivierung durch Politik – möglichst autonome Handlungsmacht zu entwickeln? Entlang dieser Subjektivierungs- und Stigmatisierungskämpfe und zwischen widersprüchlichen Anforderungen und Traumatisierungen sehen sich die Geflüchteten mit der nicht geringen Aufgabe konfrontiert, unter zum Teil ausgrenzenden, beschränkenden, entwertenden und diskriminierenden Strukturen sowie fremdbestimmten Lebens-bedingungen eine neue Selbstkonstitution zu entwickeln. Die Beziehungen zwischen Sozialarbeitenden und Fluchtmigrierenden sind dabei eingebettet in gesellschaftliche und globale Machtverhältnisse. Um die Fragen bezüglich der Selbstermächtigung Geflüchteter unter widrigen Bedingungen und den Möglichkeiten Sozialer Arbeit mit diskriminierten, homogenisierten und rechtlich eingeschränkten Menschen mit Fluchterfahrung annähernd beantworten zu können, sind umfassende Forschungsprozesse notwendig: Ein solcher wird hier vorgestellt.

Page 20: Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. · Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. 2 Grußwort und Organisatorisches. Liebe Teilnehmer*innen

Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick.

19

Prof. Dr. Norbert Frieters-Reermann, Prof’in. Dr. Marianne Genenger-Stricker, Nadine Sylla (KHS NRW Aachen): Anforderungen an eine rassismussensible Forschung mit Geflüchteten Wissenschaftliche Forschung wirkt ebenso auf die Lebensrealität von Geflüchteten ein wie politische und gesellschaftliche Diskussionen und mediale Darstellungen. Alle fluchtbezogenen Forschungen laufen Gefahr, durch ihre Vorgehensweise unbewusst rassistische Tendenzen zu fördern und unhinterfragt scheinbar eindeutige diversitätsunsensible Kategorisierungen zu reproduzieren. Doch die inhaltliche Ausrichtung (Was genau wird mit welchen Vorannahmen und vorhandenen Kategoriensystemen erforscht?) und die methodische Ausrichtung (Wer beforscht wen mit welchen Erhebungs- und Auswertungsverfahren und welche Rolle spielen die Beforschten?) ist von entscheidender Bedeutung für eine diversitäts- und rassismussensible Forschung. Diese forschungsethischen Herausforderungen werden in der Migrations- und Rassismusforschung sowie in der Postkolonialen Theorie lange schon diskutiert, doch in Bezug auf die aktuelle fluchtbezogene Forschung ist es ratsam, diese Perspektiven verstärkt zu berücksichtigen und für eine diversitäts- und rassismussensible fluchtbezogene Forschung weiterzuentwickeln. Der Vortrag behandelt auf Grundlage eigener Forschung mit geflüchteten Jugendlichen die Möglichkeiten der kritischen Reflexion der eigenen Kategorienbildung – unter anderem anhand folgender Fragen:

• Wie können Kategorien/Differenzkonstruktionen und damit verbundene Zuschreibungen im Forschungsprozess reflektiert werden? Inwiefern tragen Forschungsprozesse auch zur Viktimisierung und Handlungsunfähigkeit bei?

• Wie können normative Grundannahmen aufgedeckt und reflektiert werden? • Wie kann berücksichtigt werden, dass Sprache gerade in der Migrationsgesellschaft

eine bedeutende Rolle spielt und nicht nur als neutrale Ausdrucksmöglichkeit, sondern auch als Bedingung für Integration und Anpassungswillen gewertet wird? Welche anderen Ausdrucksmöglichkeiten können genutzt werden?

• Wie kann ein Forschungsdesign prozessorientiert und partizipativ angelegt werden?

• Wie können sensible Themen und mögliche negative Auswirkungen berücksichtigt werden (z.B. Ähnlichkeit eines Interviews mit der Asylanhörung)?

• Wie kann die eigene Positionierung (z.B. weiß, weiblich, akademischer Hintergrund, Alter etc.) sensibel berücksichtigt werden?

Tilman Kallenbach (Uni Bamberg): Die Rezeption von Geflüchtetenprotesten in der Disziplin Sozialer Arbeit Soziale Arbeit mit geflüchteten Menschen hat bis vor wenigen Monaten innerhalb der Sozialen Arbeit in Theorie und Praxis eher ein Schattendasein gefristet. Grundlagenwerke einer eigenständigen Asylsozialarbeit bestehen kaum und die Migrationssozialarbeit hatte in den vergangenen Jahrzehnten hauptsächlich andere Fragestellungen zu bearbeiten. Nach dem langen Sommer der Migration 2015 hat sich dies zunächst in der Profession und knapp zeitversetzt auch in der Disziplin Sozialer Arbeit fundamental verschoben. Dabei stellt sich die Frage, welche Wissensbestände diesem „neuen“ Betätigungsfeld zu Grunde liegen. Historisch ist die Bedeutung sozialer Bewegungen dabei immer wieder

Page 21: Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. · Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. 2 Grußwort und Organisatorisches. Liebe Teilnehmer*innen

Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick.

20

betont worden. Ohne die Arbeiter*innen-, Frauen- oder Jugendbewegung – so der Konsens – sei die Soziale Arbeit nicht denkbar. Im Januar 2012, mehr als drei Jahre vor dem „langen Sommer der Migration“, nahm sich Mohammed Rahsepar in einer Würzburger Gemeinschaftsunterkunft das Leben. Im Anschluss daran entstand eine Protestbewegung von Asylsuchenden, die sich schnell über das gesamte Bundesgebiet und darüber hinaus ausbreitete. Die Protestcamps, Besetzungen und Märsche thematisierten und skandalisierten eine große Bandbreite der deutschen Asyl-Rechtsprechung und –praxis. Im Beitrag soll analysiert und diskutiert werden, in welchem Maße diese gegenhegemonialen Projekte in den jüngeren Zeitschriftenveröffentlichungen Sozialer Arbeit eine Rolle spielen und welchen theoretischen und praktischen Mehrwert eine verstärkte Rezeption dieser Forderungen und Perspektiven haben kann.

Page 22: Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. · Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. 2 Grußwort und Organisatorisches. Liebe Teilnehmer*innen

Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick.

21

Begleitende Ausstellung „Inside Abschiebelager“ Das Abschiebelager in Bamberg heißt jetzt nicht mehr „Ankunfts- und Rückführungseinrichtung“. Es wurde in eine größere Einrichtung mit Aufnahme-einrichtung für den Regierungsbezirk Oberfranken sowie Ankunftszentrum integriert. Geändert hat sich an den Zuständen des Abschiebelagers mit all seinen Grausamkeiten wenig. Die Lebensumstände für die Betroffenen bleiben trotz einiger Veränderungen katastrophal. An dem Zweck der Einrichtung, das Leben der Geflüchteten so unangenehm wie möglich zu gestalten, um eine „freiwillige Ausreise“ zu erzwingen sowie schnell und effektiv abzuschieben, hat sich nichts geändert. „Die Abschiebelager sind menschenverachtend und lassen an der Rechtsstaatlichkeit von Asylverfahren zweifeln, daran ändert auch ein neues Etikett nichts“, kritisiert Katrin Rackerseder vom Bayerischen Flüchtlingsrat, „Eine Ausweitung auf weitere Flüchtlingsgruppen ist zu erwarten, so zum Beispiel auf Afghan*innen“. Die Ausstellung „Inside Abschiebelager“ lässt die Geflüchteten selbst zu den Lebensbedingungen in den beiden Sonderlagern Bayerns zu Wort kommen. Im Zentrum der Ausstellung stehen Fotos und Statements, die die Bewohner*innen angefertigt haben. Aus zwei Gründen ist es unabdingbar, Bewohner*innen ihre Situation selbst beschreiben zu lassen: Betroffene müssen selbst zu Wort kommen, um Selbstwirksamkeit zu erlangen und sich Gehör zu verschaffen, anstatt sich immer wieder der Hilflosigkeit ausgesetzt zu sehen, dass über ihren Kopf hinweg entschieden wird. Darüber hinaus wird nicht umsonst darauf geachtet, die Zustände innerhalb des Lagers nicht an die Öffentlichkeit dringen zu lassen. Die ehrliche und teils erschütternde Ausstellung begleitet die Tagung mit Bildern und Aussagen, die Außenstehenden die Augen öffnen für mitunter katastrophale Lebensumstände.

Page 23: Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. · Tagung Soziale Arbeit mit Geflüchteten – Bilanz und Ausblick. 2 Grußwort und Organisatorisches. Liebe Teilnehmer*innen

© O

pen

Stre

etM

ap c

ontr

ibut

ors

Ver

anst

alte

r*in

: Leh

rstu

hl fü

r So

zial

päda

gogi

k, U

niv

ersi

tät B

ambe

rg, M

arku

spla

tz 3

, 960

47 B

ambe

rg, t

agun

g.so

zpae

d@un

i-bam

berg

.de

, +49

951

863

182

5