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Zukunft der Pflege Tagungsband der 2. Clusterkonferenz 2019 Innovative Technologien für die Pflege

Tagungsband der 2. Clusterkonferenz 2019 Innovative … · 2019-09-27 · Ulrich Fischer-Hirchert, Sabrina Hoppstock und Peter Kußmann HealthReality: Rendezvous zweier Welten - Wissenstransfer

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Zukunft der Pflege

Tagungsband der 2. Clusterkonferenz

2019

Innovative Technologien für die Pflege

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

Einreichungs- und Begutachtungsprozess

Über die Bekanntmachung des Internetauftritts des PPZ-Berlin wurden Forschende aus dem

deutschsprachigen Raum eingeladen, Abstracts für die „Clusterkonferenz Zukunft der Pflege“

einzureichen.

Adressiert wurden Themen aus den Bereichen:

Technologische Unterstützung für Menschen mit Pflege- und Unterstützungsbedarf

Assistenzsysteme für das Pflegepersonal

Chancen und Risiken von Pflegeinnovationstechnologien

Robotik in der Pflege

„Living Labs“ für die Pflege

Technik in der Pflege im Bildungskontext

Ethische, rechtliche und soziale Fragestellungen beim Einsatz von neuen Pflegetech-

nologien

Praxiserfahrung und Transfermöglichkeiten

Mit dem Eingang der Abstracts über das Konferenz Management System „easychair“ sind diese

in den Reviewprozess eingegangen. Das Team der Reviewer setzte sich aus projekterfahrenen

sowie kongress- und publikationserfahrenen Gesundheits- und Pflegewissenschaftlern der Cha-

rité – Universitätsmedizin Berlin zusammen.

Die Abstracts wurden jeweils von zwei unabhängigen Reviewern nach den folgenden Kriterien

begutachtet: Vorhandensein einer klaren, originellen Fragestellung/Hypothese, Eignung der

Methodik zur Beantwortung der Fragestellung/Hypothese, Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse

und Schlussfolgerungen, Relevanz der Implikationen für die Praxis. Für jedes Kriterium verga-

ben die Reviewer zwischen 1 und 5 Punkte. Die Summenwerte aus der Bewertung der Kriterien

wurden in fünf Kategorien von „strong reject“ bis „strong accept“ übersetzt.

Von 69 Abstracts wurden 39 Einreichungen als Konferenzvortrag und 29 als Posterbeitrag zur

„Clusterkonferenz Zukunft der Pflege“ angenommen.

Reviewer

Simone Kuntz, PD Dr. Nils Lahmann, Dr. Anika Steinert, Dr. Sandra Strube-Lahmann,

Nicole Strutz, Forschungsgruppe Geriatrie der Charité – Universitätsmedizin Berlin

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

Innovationswettbewerb

Der Innovationswettbewerb adressiert Start-Ups/Unternehmen, die mit ihren innovativen digi-

talen Lösungen Herausforderungen in der Pflege begegnen. Über den Internetauftritt des PPZ-

Berlin und via E-Mail Verteiler wurden Start-Ups/Unternehmen angesprochen, die mit ihren

Innovationen kurz vor der Marktreife stehen oder diese bereits zur Marktreife entwickelt ha-

ben.

Die Einreichung erfolgte über das Konferenz Management System „easychair“.

Neben Angaben zum Unternehmen wurde auf eine Beschreibung der digitalen Innovation und

der Stand der Entwicklung fokussiert.

Aus den 17 Einreichungen wurden sechs Start-Ups/Unternehmen mit den vorgestellten

digitalen Innovationen durch eine Fachjury ausgewählt. Die Fachjury bestand aus dem

Expertenbeirat des Forschungsprojektes PPZ- Berlin. Die Auswahl erfolgte anhand der

Kriterien:

Originalität der Unternehmensidee

Relevanz der Unternehmensidee für die Herausforderungen in der Pflege

Marktpotential der Unternehmensidee

Um eine Quantifizierbarkeit zu erreichen, wurden den drei Kriterien Punkte von 1 (hervorra-

gend) bis 5 (mangelhaft) zugeordnet.

Das Publikum wählt am 17. September 2019 im Rahmen eines Live-Votings den Sieger. Die-

ser wird sowohl mit einem Unternehmerworkshop durch die Geschäftsführung der Brücken-

köpfe als auch der aktiven Einbindung in das Programm des Deutschen Pflegetages 2020 für

eine der Programmsäulen „Pflege neu“, „Pflege digital“ oder „Pflege interdisziplinär“ gekürt.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

Zukunft der Pflege:

Tagungsband der Clusterkonferenz 2019 September 2019

Einreichungs- und Begutachtungsprozess

Reviewer

Innovationswettbewerb

Pflegepraxiszentrum Berlin - erste Pflegeinnovationstechnologien in der Praxis 1

Anika Steinert, Nils Lahmann, Nicole Strutz, Simone Kuntz, Tina Denninger,

Kathrin Knuth und Tobias Kley

Pflegepraxiszentrum Freiburg- Technische Innovationen für den Einsatz in der

Akutpflege 3

Dr. Johanna Feuchtinger

Pflegepraxiszentrum (PPZ)-Hannover - Die erste Meile 4

Dr. Regina Schmeer, Jörn Krückeberg, Reza Mazhari, Nicole Hechtel, Holger

Hagen, Michael Weiß, Ronny Klawunn, Iris Meyenburg-Altwarg, Sigrun Goll und

Marie-Luise Dierks

Lessons learned - Erste Erkenntnisse aus dem Pflegepraxiszentrum Nürnberg 6

Michael Pflügner und Marlene Klemm

Pflegeinnovationszentrum. Bedarfe und neue Ansätze für eine Zukunft der Pflege 7

Prof. Dr. Susanne Boll, Andreas Hein, Wilko Heuten, Gesa Lindemann, Karin

Wolf-Ostermann, Heinz Rothgang und Frauke Wiedermann

Digitale Technologien für die Pflege: Einstellungen und Erwartungen beruflich

Pflegender 9

Marlen Melzer und Ulrike Rösler

Digitale Technik im Krankenhaus - Querschnittstudie zu den Nutzermerkmalen beruflich

Pflegender 10

Swantje Seismann-Petersen, Michael Sengpiel, Bennet Gerlach und Sascha Köpke

Technologien zur sozialen und emotionalen Unterstützung in der Pflege – Einstellungen

von professionellen Pflegekräften 12

Jan Zöllick, Adelheid Kuhlmey, Johanna Nordheim, Ralf Suhr und Stefan Blüher

Konzeptionierung eines Gesture Games basierend auf, für ältere Menschen

herausfordernde, Multitouch Gesten bei der Verwendung von mobilen Endgeräten 14

Simon Krause

Touch-free Alarm Acknowledgment for Patient Monitoring Systems in ICUs 15

Vanessa Cobus, Thomas Neemann, Sebastian Weiß und Wilko Heuten

Gesture Tutorials for a Novel Interaction Device 16

Jan Patrick Kopetz, Börge Kordts, Nicole Jochems und Andreas Schrade

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

Mobiler Kommunikationsassistent (MobiKa) zur informatorischen Unterstützung älterer

und pflegebedürftiger Personen im häusliche Umfeld 17

Florenz Graf, Çağatay Odabaşı, Theo Jacobs, Birgit Graf und Thomas Födisch

Beteiligung von Menschen mit Demenz und pflegenden Angehörigen in der

Technikentwicklung – Das partizipative Vorgehen am Beispiel „OurPuppet“ 19

Verena Reuter, Andrea Kuhlmann, Renate Schramek und Jana Mertens

Potentiale technikgestützter Betreuung von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen

im Akutkrankenhaus 21

Stefan Walzer, Johanna Feuchtinger, Elena Biehler, Peter König und Christophe

Kunze

App-basierte, polylinguale Kommunikationsunterstützung zur Reduktion von

Sprachbarrieren – ein Vergleich des Einsatzes im Rettungswesen und in der Gesundheits-

und Krankenpflege 23

Tim Loose, Verena Palzer, Christian Bauer, Peter Bradl, Nadine Heym, Barbara

Plato, Daniela Winter-Kuhn und Tobias Hanzhanz

Evaluation der Machbarkeit und Sicherheit eines patientenzentrierten adaptiven Modells

für ein sozio- technisches System zur Kommunikationsunterstützung und Re-

Orientierung bei beatmeten Patienten in der Akutversorgung: eine Mixed Methods-Studie

25

Adrienne Henkel, Angelika Schley, Björn Hussels, Susanne Krotsetis und Katrin

Balzer

Evaluation des Einsatzes der digitalen Pflegedokumentation in Verbindung mit adaptiver

Spracherkennung 27

Wolfgang Becker, Alexander Schmidt, Dennis Täschner, Jürgen Zerth und Chris-

tian Heidl

Die Perspektive der Basis – Welche Bereiche in der stationären Pflege können von

technischen Innovationen profitieren? 29

Jörn Krückeberg, Maria Rutz, Holger Hagen und Nicole Hechtel

Innovative Technologien in der ambulanten und stationären Pflege – Ergebnisse einer

nationalen Bedarfsanalyse 31

Kathrin Seibert, Dominik Domhoff, Kai Huter, Tobias Krick, Heinz Rothgang und

Karin Wolf-Ostermann

Entwicklung eines intelligenten Rollators für die stationäre Langzeitpflege sowie

Forschungsimplikationen 33

Gerald M.O. Hönig, Barbara Weber-Fiori, Christopher Bonenberger, Benjamin

Kathan, Wolfgang Ertel, Kai Braun, Christian Balster, Thomas Piprek, Kai Storr,

Georg Schlegel, Roland Hund, Joachim Hoppe, Daniel Reiser und Maik Winter

Erster Vergleich von Eingabegeräten für die Telemanipulation im Pflegekontext 35

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

Pascal Gliesche, Max Pfingsthorn, Christian Kowalski, Sandra Drolshagen,

Tobias Krahn und Andreas Hein

Intuitive Interaktion mit kooperativen Assistenzrobotern für das 3. und 4. Lebensalter

(KoBo34): Evaluation von Bedürfnissen und Technikaffinität der Endnutzer/innen 37

Eva Jahn, Julia Krause und Martin Müller

WORK IN PROGRESS - A QUALITATIVE VIEW ON ELDERLY PEOPLE

INTERACTING WITH A HEALTHCARE ROBOT IN THEIR NATURAL

ENVIRONMENT 39

Alina Gasser und Claudia Möller

Praxistransfer Pflegetechnologie: Bildungsbedarfe professionell Pflegender 40

Andrea Paul, Hannah Bongartz, Frauke Wiedermann und Julia Gockel

Pflege 4.0 - Veränderte Arbeitsprozesse und deren Bedeutung für die berufliche Bildung 41

Karoline Malchus, Joscha Heinze und Marisa Kaufhold

Pensionisten-Wohnhaus 4.0 - Unterstützung durch eine eigene Abteilung "Digitale

Entwicklungen" 43

Petra Bittgen

Entwicklung eines telemetrisch multisensorischen Dekubitus-Prophylaxe-Systems unter

Berücksichtigung ethischer, rechtlicher und sozialer Implikationen (ELSI) 45

Sandra Korge, Milena Bister, Natalie Jankowski, Simon Gallinger und Astrid

Trachterna

Technologiebasiertes Kommunikationstraining für Menschen mit erworbenen

Hirnschädigungen: Ethische, rechtliche und soziale Implikationen 47

Felix Tirschmann und Kirsten Brukamp

Risikobeurteilung eines robotischen Assistenzsystems zur Unterstützung von Menschen

mit Amyotropher Lateralsklerose 49

Robert Klebbe, Cornelia Eicher, Silvana Sacco, Jennifer Zeilfelder und Marius

Greuèl

Sensorbasierte Alarmierungssysteme im „Service-Wohnen“ – Chancen und Risiken aus

Sicht von Personal und Bewohner*innen 51

Lilli Bauer, Barbara Weber-Fiori und Prof. Dr. Maik H.-J. Winter

Caring Community Living Lab: ein neuer Ansatz für die Langzeit-Versorgung zuhause 53

Heidi Kaspar, Claudia Müller, Katharina Pelzelmayer und Karin van Holten

BeHome: Für ein selbstbestimmtes und sicheres Wohnen 54

Arno Elmer

Einsatz von Robotik im Gesundheitswesen: Mehrwerte – Einsatzszenarien – Treiber und

Hemmnisse 55

Marija Radic, Agnes Vosen und Birgit Graf

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

Auslegung von Assistenzfunktionen für die robotische Unterstützung älterer Menschen

am Esstisch unter Berücksichtigung ethischer und sicherheitstechnischer

Randbedingungen 57

Florian Jordan, Birgit Graf, Richard Bormann, Jan-Hendrik Worch, Mona Abdel-

Keream, Michael Neumann, Patrick Mania, Michael Beetz, Christian Emmerich,

Raphael Schaller, Michael Suppa, Darko Katić, Florian Aumann, Gabi Blume und

Ronny Martin

Adaptive Robotik in der neurologischen Frühmobilisation: Ethische und soziale Aspekte 59

Verena Buddenberg und Kirsten Brukamp

Effektivität innovativer technologischer Interventionen in der Pflege - Ergebnisse eines

Scoping Reviews 60

Kai Huter, Tobias Krick, Dominik Domhoff, Kathrin Seibert, Karin Wolf-Oster-

mann und Heinz Rothgang

Technikbereitschaft von Pflegenden bei robotischen Systemen - Pädagogische

Konsequenzen zur Implementierung technischer Innovationen in der Pflege 62

Thomas Prescher, Jürgen Zerth, Sebastian Müller, Michael Schneider und Peter

Jaensch

Virtual Reality als Angebot der Sozialen Betreuung in der Altenpflege– ein

Werkstattbericht zu Nutzungserlebnissen und Implikationen des Praxiseinsatzes 64

Verena Palzer, Jacqueline Schroll-Würdig, Tim Loose, Christian Bauer und Peter

Brad

Posterpräsentationen 66

Systematische „Markt- und Nutzerinformation“ in der Pflege – auf dem Weg von der

Technikbereitschaft zur Nachfrage 67

Juergen Zerth, Peter Jaensch, Michael Schneider und Sebastian Müller

Mobiles Notrufsystem mit automatischer Alarmierung 69

Anne Browa und Achim Hager

Rethinking Care Robots - Interdisziplinäre Strategien für robotische Assistenzsysteme im

Pflegekontext 70

Eva Hornecker, Andreas Bischof, Norbert Krüger und Wolfgang Sattler

DigitalCare – Teilbereich Schnittstellenoptimierung zwischen Krankenhaus und

Kurzzeitpflege 72

Simon Weigele und Sandra Hobelsberger

The Multifold Use of Virtual Environments in Nursing 74

Sebastian Weiß, Christian Kowalski, Vanessa Cobus und Wilko Heuten

Schmerz lass nach! Optimierte Schmerzversorgung für Pflegebedürftige im Alter – Die

painAppPlus 75

Sarah Löwe und Nada Ralic

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

Pflegerelevante Outcomes am Beispiel von Kommunikations-Apps im

Pflegepraxiszentrum Nürnberg: zwei Anwendungsbeispiele 76

Michael Schneider, Sebastian Mueller, Peter Jaensch, Nadine Heym, Gabriele

Obser und Juergen Zerth

Einsatz einer neuen Pflegetechnologie (Mobility Monitor) auf der neurologischen und

neurochirurgischen Intensivstation – Erste Ergebnisse der formativen Evaluation 78

Isabelle Hempler, Jonas Schäfer, Sven Ziegler, Dr. Johanna Feuchtinger und

Prof. Dr. Erik Farin-Glattacker

Virtueller Ergonomietrainer in der Pflegeausbildung: Chancen und Herausforderungen

der Anwendung eines Mensch-Technik-Interaktionssystems 80

Mirjam Stephanie Pfahler, Barbara Weber-Fiori und Maik H.-J. Winter

Konfliktmanagement durch eine Augmented Reality gestützte Bedienung von

medizinischen Geräten im Rahmen des Projekts situCare 82

Lukas Kohout und Wilhelm Stork

3-step concept to support the age-appropriate learning of tablet use for seniors 83

Jennifer Zeilfelder, Janine Kreft, Simon Krause, Jeanine Wein, Miriam Brehm und

Wilhelm Stork

Remoteanbindung einer Schmerzpumpe für die Integration in der palliativen Versorgun 85

Matthias Diehl

Innovative Arbeitsgestaltung in der ambulanten Pflege durch den Einsatz technischer

Assistenzsysteme 86

Nadine Voßen und Daniela Janßen

Einsatz einer Bettsensorik zur Bewegungsüberwachung (Mobility Monitor) im

neurologischen und neurochirurgischen Intensivbereich 87

Antje Schepputat, Sven Ziegler, Birgit Grotejohann, Inga Poguntke, Eyere Takem,

Peter König, Christophe Kunze und Johanna Feuchtinger

Die Pflegebrille: Gestaltung der Unterstützung von Pflegepraxis durch Augmented

Reality 89

Michael Prilla, Marc Janßen und Heinrich Recken

Möglichkeiten der Pflegeunterstützung durch intelligente Gebäudetechnik 90

Jonas Schwartze, Harald Schrom, Torsten Voß, Reinhold Haux, Michael

Marschollek und Thomas Deserno

Intuitive human-robot interaction for physical support during nursing activities using

myoelectric signals 92

Christian Kowalski, Pedro Arizpe-Gomez, Sebastian Weiß, Pascal Gliesche und

Andreas Hein

LidarSEE – Digitale Orientierungshilfe und Kollisionsvermeidung für blinde und im

Sehen eingeschränkte Personen 93

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

Friedrich Gauger, Christoph Zimmermann, Michael Springer, Matthias Reichen-

bacher und Sujeethran Savvel

Palliatives Wissen für Altenpflegende – Evaluation einer Schulung und Homepage zur

Versorgung am Lebensende 95

Ulrike Lindwedel-Reime, Lisa Blattert, Jennifer Kuhlberg, David Czudnochowski

und Peter König

Multifunktionale, technikgestützte Mobilisierung in der Pflege 97

Conrad Fifelski, Miriam Peters, Sabine Daxberger, Lena-Marie Wirth, Christian

Kowalski, Andreas Hein und Manfred Hülsken-Giesler

Fast Care - Realtime Telemedical Applications for intelligent Assistance Systems 99

Ulrich Fischer-Hirchert, Sabrina Hoppstock und Peter Kußmann

HealthReality: Rendezvous zweier Welten - Wissenstransfer und

Anwendungsentwicklung erweiternder Realitäten zwischen Kreativ- und

Gesundheitswirtschaft 100

Andre Hellwig, Wolfgang Deiters, Michael Pantförder und Sven Meister

Evaluation eines VR-gestütztes Absaugtraining für professionell Pflegende in

Ausbildung und Praxis 102

Ulrike Lindwedel-Reime, Christian Plotzky, Lisa Blattert, Christophe Kunze und

Peter König

Pflege 4.0: Mit User-Centred Change zur nutzerzentrierten Implementierung neuer

Technologien 104

Annabel Zettl und Angelika Trübswetter

Living Labs als Gestaltungs- und Aneignungsarena IKT-basierter Anwendungen im

Gesundheits- und Pflegekontext: Implikationen partizipativer Entwicklung 106

David Unbehaun, David Struzek, Jutta Jung-Heinrich und Martin Dickel

Mobilitätsanalyse per App: Nutzerakzeptanz im Pflegealltag 108

Diana Heinrichs und Tobias Fleischhut

EXPERTISE 4.0 - Exoskelette für die Pflege 109

Meiko Merda

Konzeptentwicklung eines robotergestützten, kooperativen Kochvorgangs im Smart

Home 110

Marc Schroth

Ethik im Spannungsfeld von Sorge und Technik - Eine ethische Reflexion des

Technikeinsatzes im Projekt PPZ-Freiburg 111

Johanna Pfeil und Florian Wernicke

Aussteller 112

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

1

Pflegepraxiszentrum Berlin – erste Pfle-

geinnovationstechnologien in der Praxis

Anika Steinert Charité, Universitätsmedizin Berlin

Berlin, Deutschland

[email protected]

Nils Lahmann Charité, Universitätsmedizin Berlin

Berlin, Deutschland

[email protected]

Nicole Strutz Charité, Universitätsmedizin Berlin

Berlin, Deutschland

[email protected]

Simone Kuntz Charité, Universitätsmedizin Berlin

Berlin, Deutschland

[email protected]

Tina Denninger Institut Mensch, Ethik und Wissenschaft

(IMEW)

Berlin, Deutschland

[email protected]

Kathrin Knuth Alice Salomon Hochschule (ASH) Berlin

Berlin, Deutschland

[email protected]

Tobias Kley Evangelisches Johannesstift

Berlin, Deutschland

tobias.kley@evangelisches-johan-

nesstift.de

Hintergrund

Im Rahmen des Forschungs- und Entwick-

lungsprojektes PPZ-Berlin werden Pfle-

geinnovationstechnologien (PIT) in den

Pflegealltag integriert. Von der Akutversor-

gung im Krankenhaus bis zur häuslichen

Pflege soll Technik den Pflegeprozess un-

terstützen.

Erfolgte und aktuelle Aktivitäten

Zu Beginn des Projektes wurde eine um-

fangreiche Marktanalyse zu PIT durchge-

führt, die kontinuierlich fortgesetzt und um

neue PIT ergänzt wird. Dabei wurden zahl-

reiche Erfahrungen in der Kommunikation

mit Herstellern und der Anbindung der Lö-

sungen gesammelt. Ein System wurde aus-

gewählt, welches derzeit an das KIS des

Krankenhauses angebunden und von Pfle-

gekräften erprobt wird. Drei weitere Sys-

teme wurden ausgewählt, um in einer ersten

Pilotstudie die Integration von PIT in den

verschiedenen Settings zu evaluieren. Ge-

plant ist, dass die Lösungen über einen Zeit-

raum von 4 Wochen von 5-10 Patienten und

Pflegekräften in der stationären und in der

ambulanten Pflege eingesetzt werden.

Des Weiteren fand eine quantitative Erhe-

bung zur Techniknutzung und Technikbe-

reitschaft mit 97 Pflegekräften im ambulan-

ten und stationären Setting statt. Im Rah-

men einer qualitativen Befragung wurden

Anforderungen an eine elektronische Pfle-

gekurve beim Einsatz intelligenter PIT er-

hoben. Zusätzlich fanden (nicht-) teilneh-

mende Beobachtungen in allen Settings

statt, die u.a. in die Datenerhebung zur Pro-

zess(kosten)analyse einfließen und Teil der

ethischen Reflexion im PPZ-Berlin Projekt

sind.

Implikationen für die Praxis

Die Marktanalyse brachte zahlreiche span-

nende Lösungen hervor, deren Anbindung

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

2

sich jedoch aus verschiedensten Gründen

schwierig gestaltet. Aus der Pilotstudie sol-

len neue Erkenntnisse zur gewinnbringen-

den Integration von PIT generiert werden.

Im Rahmen der Pilotstudie werden zudem

erste Schulungskonzepte für Patienten,

Pflegekräfte und Angehörige entwickelt,

um eine adäquate und effiziente zweckbe-

stimmte Verwendung zu gewährleisten.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

3

Pflegepraxiszentrum Freiburg- Technische

Innovationen für den Einsatz in der Akut-

pflege

Dr. Johanna Feuchtinger

Pflegedirektion, Pflegepraxiszentrum,

Universitätsklinikum Freiburg

Freiburg, Deutschland

[email protected]

Keywords

Pflegepraxiszentrum Freiburg, Bettsenso-

rik, Dekubitusprophylaxe, Demenz, Inno-

vationsmanagement

Hintergrund

Das Pflegepraxiszentrum Freiburg fokus-

siert in seinen Projekten technische Innova-

tionen, welche eine Unterstützung für die

Pflege in der Akutklinik darstellen (kön-

nen). Inhaltliche Schwerpunkte liegen dabei

auf der Dekubitusprophylaxe, der Pflege

von Menschen mit Demenz und kognitiven

Beeinträchtigungen und der Lärmreduktion

auf Intensivstationen. Neben der Erfor-

schung technischer Unterstützungsmög-

lichkeiten in der Pflegepraxis – insbeson-

dere auch unter Berücksichtigung ethischer,

rechtlicher und sozialer Kriterien – erfolgen

konzeptionelle Arbeiten zum Innovations-

management, eine Integration in die Aus-,

Fort- und Weiterbildung sowie ein regiona-

ler und überregionaler Wissenstransfer.

Aktuelle Aktivitäten

Über sechs Monate wurde in einem beglei-

tenden Evaluationsprojekt die Bettsensorik

„Mobility Monitor“ – ein System, das

Mikro- und Makrobewegungen von Patien-

tinnen und Patienten im Bett erfasst und

sichtbar macht – auf zwei Intensivstationen

eingesetzt. Dieses Projekt wird auf der

Clusterkonferenz im Rahmen zweier Poster

(Schepputat et al.; Hempler et al.) ausführ-

licher vorgestellt.

In Pilotprojekten wurden eine Druckmess-

matte (Xsensor OR) zur Auflagedruckmes-

sung während Operationen sowie ein akti-

ves Matratzensystem (Active Mobilisation

System) getestet.

Bezüglich der Pflege von Menschen mit

Demenz und kognitiven Beeinträchtigun-

gen finden umfangreiche Planungen inkl.

Marktanalysen zu Systemen statt, die unter-

stützend bei den Phänomenen „Bettaus-

stiegs- und/oder Lauftendenz“ sein können

und/oder zur Beruhigung, Aktivierung und

Orientierungsgabe der betroffenen Patien-

tinnen und Patienten beitragen.

Implikationen für das weitere Vorgehen

Im Rahmen der bisherigen Aktivitäten im

PPZ-Freiburg zeigt sich die Bedeutung des

Innovationsmanagements. Dies bezieht sich

beispielsweise auf eine notwendige Integra-

tion zahlreicher Schnittstellen im klinischen

Betrieb, die Schaffung einer adäquaten

technischen und personellen Infrastruktur

oder die Entwicklung und Verstetigung ge-

eigneter Algorithmen zum Einsatz techni-

scher Unterstützungssysteme und die In-

tegration in die Aus-, Fort- und Weiterbil-

dung.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

4

Pflegepraxiszentrum (PPZ)-Hannover

Die erste Meile

Dr. Regina Schmeer Medizinische Hochschule Hannover

Hannover, Deutschland

[email protected]

Jörn Krückeberg Medizinische Hochschule Hannover

Hannover, Deutschland

[email protected]

Reza Mazhari Medizinische Hochschule Hannover

Hannover, Deutschland

[email protected]

Nicole Hechtel Medizinische Hochschule Hannover

Hannover, Deutschland

[email protected]

Holger Hagen Hannover University of Applied Sciences

and Arts

Hannover, Deutschland

[email protected]

Michael Weiß Medizinische Hochschule Hannover

Hannover, Deutschland

[email protected]

Ronny Klawunn Medizinische Hochschule Hannover

Hannover, Deutschland

[email protected]

Iris Meyenburg-Altwarg Medizinische Hochschule Hannover

Hannover, Deutschland

[email protected]

Sigrun Goll Hochschule Hannover

Hannover, Deutschland

[email protected]

Marie-Luise Dierks Medizinische Hochschule Hannover

Hannover, Deutschland

[email protected]

Hintergrund

Das vom Bundesministerium für Bildung

und Forschung geförderte Projekt „Pflege-

praxiszentrum Hannover (PPZ)“ hat zum

Ziel, eine „Station der Zukunft“ aufzu-

bauen, auf der technische Innovationen zur

Verbesserung der Arbeitsbedingungen für

Pflegefachpersonen eingesetzt werden, so-

wie die Versorgungssituation der Patienten

durch Technologieeinsatz zu verbessern.

Die Pflegefachpersonen werden von Beginn

in den Forschungsprozess aktiv eingebun-

den (partizipatives Einführungskonzept).

Forschungsfragen

1. Welche Bedarfe und Bedürfnisse beste-

hen von Seiten der Pflegefachpersonen, Pa-

tienten sowie Angehörigen in Bezug auf

technische Unterstützung im stationären

Alltag? (Bedarfsanalyse)

2. Wie ist der Stand der Informations- und

Kommunikationstechnologie-Kompetenz

(IuK) der Pflegefachpersonen der Station?

Methodik

Mixed-Methods-Design im Längsschnitt

mit partizipativen Elementen in der Inter-

ventionsgruppe sowie Kontrollgruppenun-

tersuchung. a) Befragungen, Fragebögen

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

5

und Beobachtungen von Pflegefachperso-

nen, b) Patienten- bzw. Angehörigenbefra-

gung und c) vergleichende Analysen auf

Basis von Routinedaten (Sturzhäufigkeit)

und Ergometrie. In der Basiserhebung

wurde unter anderem die Selbsteinschät-

zung der luK mittels eines Fragebogens er-

fasst.

Ergebnisse

Die ersten partizipativen Workshops konn-

ten erfolgreich durchgeführt werden (siehe

Vortrag J. Krückeberg). Der Bedarf an Un-

terstützung durch Technologie liegt dabei in

sechs Teilbereichen. Dies bildet die Grund-

lage für die Implementierung neuer Tech-

nologien auf der Interventionsstation. Die

IuK wird in einzelnen Items unterschiedlich

und mit einer großen Streubreite einge-

schätzt. Sie wird teilweise von den Befrag-

ten auf der Kontrollstation höher einge-

schätzt.

Fazit für die Praxis

Partizipation mit Pflegefachpersonen im

Forschungsprozess ist möglich und trägt zu

einer konstruktiven Gestaltung von Verän-

derungsprozessen bei. Eine Herausforde-

rung liegt darin, zugelassene Technologien

zu finden, die die Bedarfe und Bedürfnisse

der Pflegefachpersonen adressieren. Die

luK der Pflegefachpersonen ist individuell

unterschiedlich, Schulungsangebote müs-

sen entsprechend angepasst und modular

aufgebaut werden.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

6

Lessons learned - Erste Erkenntnisse aus

dem Pflegepraxiszentrum Nürnberg

Michael Pflügner

Pflegepraxiszentrum Nürnberg/ Nürnberg-

Stift

Nürnberg, Deutschland

[email protected]

Marlene Klemm

Pflegepraxiszentrum Nürnberg/ Nürnberg-

Stift Nürnberg, Deutschland

[email protected]

Hintergrund und Zielsetzung

Das Pflegepraxiszentrum Nürnberg (PPZ

Nürnberg) erprobt neue Technologien und

digitale Produkte im Echtbetrieb in unter-

schiedlichen Pflegesettings. Mit einem brei-

ten Spektrum an Angeboten – von kleineren

Workshops bis hin zu umfassenden Erpro-

bungen – wird der Austausch zwischen

Pflegekräften, Qualitätsmanagement, IT,

Wissenschaft und Hersteller gefördert. Die

dabei generierten markt- und handlungsre-

levanten Informationen bieten dem Herstel-

ler wichtige Rückmeldungen zu Verbesse-

rungspotentialen oder für eine Weiterent-

wicklung. Ziel ist es, technische Innovatio-

nen in die Anwendung zu bringen und mög-

liche Stolpersteine für eine Implementie-

rung in der Praxis zu identifizieren.

Erste Erfahrungen und lessons learned

Mit den ersten Erprobungen im Realbetrieb,

dem Virtual Reality Spiel VIARRO, einer

Angehörigen-Kommunikations-App für

Alten- und Pflegeinrichtungen und einer

polylingualen Kommunikationsapp zur

Verbesserung der organisatorischen Ab-

läufe in der Krankenhausroutine, hat das

PPZ Nürnberg zunächst einige grundsätzli-

che Erkenntnisse zum Einsatz von Technik

und digitalen Produkten in der Praxis und

der Lage auf dem Markt gewonnen.

Hersteller unterschiedlichster Größenord-

nung zeigen ein hohes Interesse, ihre Pro-

dukte unter Realbedingungen erproben zu

können und Feedback aber auch Refe-

renzanwendungen durch die beteiligten Pra-

xiseinrichtungen zu erhalten. Größer als an-

genommen, entwickelte sich bei den Praxis-

partnern des PPZ-Nürnberg die Schaffung

technischer Voraussetzungen zu einer

schwierigen Hürde für die Erprobung inno-

vativer Produkte und Services im Realbe-

trieb. Bauliche Gegebenheiten, IT-Sicher-

heitsanforderungen und die daraus resultie-

renden zusätzlichen Kosten erweisen sich

z.B. für die Implementierung eines flächen-

deckenden WLAN immer wieder als Hin-

dernis. Frühzeitig wurde deutlich, dass ne-

ben ethischen und rechtlichen insbesondere

auch pflegepraktische und ökonomische

Fragestellungen beantwortet werden müs-

sen.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

7

Pflegeinnovationszentrum. Bedarfe und

neue Ansätze für eine Zukunft der Pflege

Prof. Dr. Susanne Boll OFFIS – Institute for Information Technol-

ogy

Oldenburg, Deutschland

[email protected]

Andreas Hein OFFIS – Institute for Information Technol-

ogy

Oldenburg, Deutschland

[email protected]

Wilko Heuten OFFIS – Institute for Information Techno-

logy

Oldenburg, Deutschland

[email protected]

Gesa Lindemann Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Oldenburg, Deutschland

[email protected]

Karin Wolf-Ostermann Universität Bremen, Institut für Public

Health und Pflegeforschung (IPP)

Bremen, Deutschland

[email protected]

Heinz Rothgang Universität Bremen, Forschungszentrum

Ungleichheit und Sozialpolitik (SOCIUM)

Bremen, Deutschland

[email protected]

Frauke Wiedermann Hanse Institut Oldenburg

Oldenburg, Deutschland

[email protected]

Abstract

Im Pflegeinnovationszentrum (PIZ) werden

systematisch Bedarfe aus der Pflegepraxis,

innovative Ansätze aus der Pflegewissen-

schaft sowie neue Technologien kombi-

niert, erforscht und adaptiert.

In einem umfassenden Scoping Review

wurden wissenschaftliche Studien zu Nut-

zung und Nutzen digitaler Technologien in

der Pflege identifiziert und analysiert. Eine

vertiefte Analyse zur Effektivität mit Bezug

auf Pflegebedürftige, Pflegende, Organisa-

tion zeigte vielfältige Technologien mit po-

sitiven Ergebnissen, aber auf niedrigem

Evidenzgrad. In einer Online-Umfrage und

Fokusgruppen wurden darüber hinaus Er-

fahrungen mit Technologien und Bedarfe

an Technologien und Ansatzpunkte für For-

schung & Entwicklung erhoben.

Mit dem Ziel der Qualifikation von Pflegen-

den in einem Masterstudiengang durch neu

entwickelten Modulen zu einer adäquaten

und effektiven Nutzung der Technologien

wurde eine Bedarfsanalyse zur Einschät-

zung von Technikbedarfen und technikrele-

vanten Bildungsaspekten durchgeführt. Ba-

sierend auf Experteninterviews und Doku-

mentanalyse entsteht eine Konzeption für

pflegetechnikbezogene Lerneinheiten für

die Pflegeausbildung und Pflegeweiterbil-

dung und die Entwicklung von Kursmateri-

alien: Feinkonzeptionierung von ausge-

wählten Lerneinheiten incl. zugehörigem

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

8

Lehr-Lernmaterial und eine Pilotierung der

Lerneinheiten.

Aus technologischer Perspektive werden

neue Ansätze der Unterstützung der Kom-

munikation zwischen den Akteuren der

Pflege entwickelt, ein interaktiver Alltags-

begleiter für Pflegepersonal und zu Pfle-

gende sowie körperliche Entlastung in pfle-

gerischen Aufgaben durch robotische Sys-

teme erprobt. Im Pflegeinnovationszentrum

entwickeln wir neue Simulations- und Inter-

aktionskonzepte in der Pflege für die Aus-

bildung und Weiterbildung.

Wichtiger Aspekt ist im Pflegeinnovations-

zentrum die ethische Perspektive der Ent-

wicklung und Einführung von Technolo-

gien in der Pflege. Sowohl die Formen prak-

tischer Techniknutzung als auch das Gelin-

gen oder das Scheitern der Technikentwick-

lung werden in komplexen sozio-techni-

schen Zusammenhängen entschieden. Auf

Basis der ethnografischen Interviews wird

untersucht inwieweit es zu einer Verände-

rung der Aufmerksamkeit auf die Technik

und der Zuwendung für Patienten kommt.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

9

Digitale Technologien für die Pflege: Ein-

stellungen und Erwartungen beruflich Pfle-

gender

Marlen Melzer German Federal Institute for Occupational

Safety and Health (FIOSH)

Deutschland

[email protected]

Ulrike Rösler German Federal Institute for Occupational

Safety and Health (FIOSH)

Deutschland

[email protected]

Keywords

Einstellungen, Nutzenerwartungen, Tech-

nikfolgenabschätzung, Implementierung

Abstract

In den vergangenen Jahren sind zahlreiche

digitale Technologien zur Unterstützung

von Arbeit in der beruflichen Pflege entwi-

ckelt worden (Hülsken-Giesler, 2015; Kehl,

2018). Diese sollen dazu beitragen, physi-

sche und psychische Belastungsfaktoren

pflegerischer Arbeit sowie deren negative

gesundheitliche Konsequenzen (u.a. Jäger

et al., 2015) zu reduzieren.

Die Entfaltung dieser Wirkungen setzt u.a.

voraus, dass die Hilfsmittel von beruflich

Pflegenden (akzeptiert und) genutzt wer-

den. Diese Nutzung wird gemäß der Theo-

rie des geplanten Verhaltens (Ajzen, 1985,

1991) wesentlich von individuellen nut-

zungsbezogenen Einstellungen bzw. Erwar-

tungen bestimmt. Hierzu liegen bislang

kaum Erkenntnisse vor.

Im Rahmen einer bundesweiten Online-Be-

fragung wurden daher 495 Personen (66%

Frauen; 50% stationäre Krankenpflege,

16% stationäre Altenpflege) im Alter von

41 bis 60 Jahren zu ihren Einstellungen und

Erwartungen in Bezug auf Technikeinsatz

in der Pflege (generell sowie in Bezug auf

vier Anwendungsfelder digitaler Technolo-

gien) befragt.

Die Auswertung zeigt, dass der überwie-

gende Teil der Befragten (87%) dem Ein-

satz moderner Technik in der Pflege aufge-

schlossen gegenübersteht. Mehr als 70%

gehen davon aus, dass dieser die Sicherheit

und Gesundheit beruflich Pflegender ver-

bessern kann. Positivere Einstellungen bzw.

höhere Nutzenerwartungen zeigen sich für

den Technikeinsatz bei personenfernen Tä-

tigkeiten (z. B. logistische Aufgaben, Infor-

mationssammlung und -austausch). Weni-

ger Unterstützungspotenzial wird für perso-

nennahe Tätigkeiten (z. B. soziale Interak-

tion mit/ Bewegen von Pflegebedürftigen)

gesehen.

Die Ergebnisse verdeutlichen zudem, dass

bei der Einführung digitaler Technik auch

potenziell schädigende, erwartungskonträre

Wirkungen zu berücksichtigen sind. Künf-

tig sollten daher Bedingungen erfolgreicher

Technikimplementierung anhand betriebli-

cher Interventionsstudien verstärkt unter-

sucht werden.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

10

Digitale Technik im Krankenhaus - Quer-

schnittstudie zu den Nutzermerkmalen be-

ruflich Pflegender

Swantje Seismann-Petersen Institut für Sozialmedizin und Epidemiolo-

gie, Sektion für Forschung und Lehre in

der Pflege

Universität zu Lübeck

Lübeck, Deutschland

[email protected]

Michael Sengpiel Institut für Multimediale und Interaktive

Systeme

Universität zu Lübeck

Lübeck, Deutschland

[email protected]

Bennet Gerlach Institut für Telematik

Universität zu Lübeck

Lübeck, Deutschland

[email protected]

Sascha Köpke Institut für Sozialmedizin und Epidemiolo-

gie, Sektion für Forschung und Lehre in

der Pflege

Universität zu Lübeck

Lübeck, Deutschland

[email protected]

Keywords

Querschnittstudie, Krankenhaus, ambiente

Technologie, Pflegende, Einstellung, Ak-

zeptanz

Hintergrund/Fragestellung

Digitale Technologien haben flächende-

ckend Einzug in Krankenhäuser gehalten.

Die fehlende Partizipation beruflich Pfle-

gender als Nutzer*innengruppe bei der Ent-

wicklung, Implementierung und Evaluation

digitaler Lösungen erschwert deren Akzep-

tanz und Nutzung. Für die erfolgreiche Ent-

wicklung und Einführung digitaler Technik

bedarf es daher der Kenntnis über Einstel-

lungen, Wissen und Bedürfnisse beruflich

Pflegender zur Nutzung digitaler Technolo-

gien.

Methodik

Querschnittstudie in Krankenhäusern in

Schleswig-Holstein und Hamburg sowie

online mittels eines selbst entwickelten Fra-

gebogens auf Grundlage etablierter Instru-

mente auf Basis des Technology Accep-

tance Model (TAM). Erfragt werden wahr-

genommene Nützlichkeit, Benutzerfreund-

lichkeit sowie andere Aspekte wie Kontext-

bedingungen, sozialer Einfluss und Über-

wachungsängste. Die Auswertung erfolgt

deskriptiv.

Ergebnisse

Die Befragung endet im April. Es wurden

75 Krankenhäuser kontaktiert, 20 Kranken-

häuser haben bislang einer Teilnahme zuge-

stimmt. 1.030 Fragebogen wurden ausgege-

ben und bislang 668 zurückgeschickt

(Rücklaufquote 63%). An der Onlinebefra-

gung haben bislang 80 Personen teilgenom-

men.

Von den bisher 343 erfassten Teilnehmen-

den waren 81% weiblich, im Mittel 40 Jahre

alt (SD 11.85) und seit 18 Jahre (SD 11.44)

im Pflegeberuf. 38% gaben an, dass digitale

Technik den persönlichen Kontakt zu Pati-

ent*innen verringert, 40% glauben, dass di-

gitale Technik das Ansehen des Pflegebe-

rufs erhöht. 79% sind der Meinung, dass be-

ruflich Pflegende gut mit digitaler Technik

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

11

umgehen können und 86%, dass sie sich mit

technischen Entwicklungen auseinanderset-

zen müssen.

Schlussfolgerungen/Implikationen für die

Praxis

Die Identifizierung unterschiedlicher Nut-

zergruppen innerhalb der Berufsgruppe er-

laubt die Berücksichtigung wichtiger Ei-

genschaften professionell Pflegender bei

der Entwicklung und Implementierung digi-

taler Technik. Die Ergebnisse sollen u. a.

für die Entwicklung eines von der Arbeits-

gruppe geplanten ambienten Wundraums

genutzt werden.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

12

Technologien zur sozialen und emotiona-

len Unterstützung in der Pflege – Einstel-

lungen von professionellen Pflegekräften

Jan Zöllick Charité, Universitätsmedizin Berlin

Berlin, Deutschland

[email protected]

Adelheid Kuhlmey Charité, Universitätsmedizin Berlin

Berlin, Deutschland

[email protected]

Johanna Nordheim Charité, Universitätsmedizin Berlin

Berlin, Deutschland

[email protected]

Ralf Suhr Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP)

Deutschland

[email protected]

Stefan Blüher Charité, Universitätsmedizin Berlin

Berlin, Deutschland

[email protected]

Keywords

Professionelle Pflegekräfte, Technikakzep-

tanz, soziale und emotionale Unterstützung,

Technik in der Pflege

Hintergrund Technische Hilfsmittel halten vermehrt Ein-

zug in tägliche Routinen der Pflege und

übernehmen Funktionen, die bisher primär

Pflegekräfte ausüben. Dieser Beitrag wid-

met sich dem Einsatz von Technologien zur

sozialen und emotionalen Unterstützung –

ein Kernbereich der beruflichen Identität

von Pflegekräften.

Methoden Professionelle Pflegekräfte (N = 355) be-

richteten in einer Online-Befragung von ih-

rer Kenntnis über, ihrem Zugang zu und der

Nutzung von Technologien wie Hebehilfen

oder Kuschelroboter. Betrachtet wurden die

vier Pflegefunktionsbereiche körperliche

Unterstützung, soziale und emotionale Un-

terstützung, Monitoring sowie Dokumenta-

tion. Mittels ANOVAs mit Messwiederho-

lung wurden Einstellungen zu Technolo-

gien in diesen Bereichen – mit besonderem

Augenmerk auf die soziale und emotionale

Unterstützung – analysiert.

Ergebnisse Über alle ausgewählten Technologien hin-

weg berichtete die Hälfte der Befragten

Kenntnis (51%), aber nur wenige Zugang

(28%). Sofern Zugang gewährleistet war,

nutzte der Großteil die technischen Hilfs-

mittel (63%). Technologien zur sozialen

und emotionalen Unterstützung wurden da-

bei signifikant geringer akzeptiert als jene

in anderen Pflegefunktionsbereichen

(F(3,850)=150.67, p<.001, η²=.30). Der-

selbe Zusammenhang zeigte sich auch in

anderen Einstellungen (z.B. Nützlichkeit)

und in ethischen Überlegungen. In 13 Ein-

stellungsfragen wurden Technologien zur

sozialen und emotionalen Unterstützung

verglichen mit den anderen Bereichen am

kritischsten bewertet (16.64≤F≤176.46,

p<.001, .04≤η²≤.34) .

Schlussfolgerungen Die befragten professionellen Pflegekräfte

bewerteten Technologien zur sozialen und

emotionalen Unterstützung kritischer als

die überwiegend positive Einschätzung in

anderen Pflegefunktionsbereichen. Weitere

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

13

Technisierung und Digitalisierung erscheint

mit einer ausgeprägten Grundakzeptanz

umsetzbar, besonders in den Bereichen der

körperlichen Unterstützung, des Monito-

rings und der Dokumentation. Beim Einsatz

von Technologien zur sozialen und emotio-

nalen Unterstützung sind jedoch kritische

Auseinandersetzungen über Risiken und

Chancen aus unterschiedlichen Perspekti-

ven notwendig.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

14

Konzeptionierung eines Gesture Games ba-

sierend auf, für ältere Menschen herausfor-

dernde, Multitouch Gesten bei der Verwen-

dung von mobilen Endgeräten

Simon Krause FZI Forschungszentrum Informatik

Berlin, Deutschland

[email protected]

Keywords

KommmiT, Serious Games, Gesture

Games, Multitouch Gesten

Abstract

In der Pflege älterer Menschen werden im-

mer mehr digitale Lösungen eingesetzt, um

ein längeres und selbstbestimmteres Leben

in der eigenen Wohnung zu ermöglichen.

Vermehrt setzen diese Lösungen bereits auf

die Verwendung mobiler Endgeräte, wie

Tablets und Smartphones. Zur Steuerung

dieser Geräte werden Multitouch Gesten

(Drag'n'Drop, Pinch to Zoom) verwendet,

welche gerade für ältere Menschen eine mo-

torische Herausforderung darstellen.

Gleichfalls ist es notwendig Kenntnis über

mögliche Gesten zu haben.

Mit Hilfe von Experteninterviews, sowie

mehrerer Probandentests wurden herausfor-

dernde Multitouch Gesten identifiziert. Für

die Tests wurden Aufgaben zu verschiede-

nen Apps (Google Maps, Planes Control,

Wecker App etc.) gestellt, welche anschlie-

ßend durch die Probanden gelöst werden

sollten. Dabei wurde die Methode "Think

Aloud" eingesetzt, um Probleme der Nutzer

zu identifizieren.

Bei den Probandentests stellte sich heraus,

dass die Ausführung der Gesten im Ver-

gleich zur notwendigen Kenntnis über die

Gesten das kleinere Problem darstellte. Zu-

dem ergab die Auswertung, dass die Pro-

banden Probleme damit hatten, etablierte

Metaphern (Burgermenü, Lupe als Zoom

und Suche, etc.) in der grafischen Gestal-

tung von Apps zu verstehen und mit den

entsprechenden Funktionen zu verknüpfen.

Basierend auf diesen Erkenntnissen wurde

ein Spiel konzeptioniert, mit dessen Hilfe

einerseits die verschiedenen Gesten geübt

werden sollen, wobei sich von Level zu Le-

vel die Komplexität der Gesten steigert. An-

dererseits werden auch Metaphern und de-

ren Funktionalität gelernt, wenn zum Bei-

spiel ein Icon per Drag'n'Drop auf eine von

drei Möglichen Funktionsbeschreibungen

gezogen werden muss. Durch den Einsatz

dieses Spiels wird zum einen die technische

Selbstwirksamkeit der Probanden gestei-

gert, zum anderen das Verständnis der

Technik erhöht.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

15

Touch-free Alarm Acknowledgment for

Patient Monitoring Systems in ICUs

Vanessa Cobus OFFIS – Institute for Information Technol-

ogy

Oldenburg, Deutschland

[email protected]

Thomas Neemann University of Oldenburg

Oldenburg, Deutschland

[email protected]

Sebastian Weiß OFFIS – Institute for Information Techno-

logy

Oldenburg, Deutschland

[email protected]

Wilko Heuten OFFIS – Institute for Information Techno-

logy

Oldenburg, Deutschland

[email protected]

Keywords

touchfree interaction, hci, critical care,

wearable computing, PIZ

Abstract

Patient monitoring systems (PMS) play a

prominent role in intensive care units

(ICU), by continuously monitoring pa-

tient’s vital data and the reliability of sensor

measurements. Deviations from preset val-

ues trigger alarms that need to be acknowl-

edged by responsible nurses via a

touchscreen. Since nursing requires a direct

patient contact, and thus contact with poten-

tially bacterial infected body fluids, a touch-

interaction provides a high risk of a bacte-

rial contamination, and moreover, a cross-

transmission of microorganisms by the

hands (Rusotto, 2015).

To address this issue, we explore touch-free

interaction methods to interact with patient

alarms of a PMS.

From a shadowing session of a morning

shift in a local ICU and a follow up expert

interview with three ICU nurses, we derived

requirements and developed a prototype to

investigate possible body positions for a

touch-free alarm interaction device.

In a pilot study with ten participants who

were not the target group, we evaluated the

feasibility of an alarm acknowledgement

gesture on the head, the upper arms and the

ankles during a physically and cognitively

demanding task. This should mimic the

concrete load of nursing tasks.

Regarding the error rate and usability, the

results of this study indicate that feet are a

promising approach to interact with a sys-

tem. Findings from this study will be taken

to a user study with nurses in the future.

In this work, we describe our approach to

acknowledge alarms without using the

hands, as well as the results of a feasibility

study, and finally, an outlook into future

work.

Literatur

Russotto, V., Cortegiani, A., Raineri, S. M.,

& Giarratano, A. (2015). Bacterial contam-

ination of inanimate surfaces and equip-

ment in the intensive care unit. Journal of

Intensive Care, 3(1), 54.

https://doi.org/10.1186/s40560-015-0120-5

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

16

Gesture Tutorials for a Novel Interaction

Device

Jan Patrick Kopetz Universität zu Lübeck

Lübeck, Deutschland

[email protected]

Börge Kordts Universität zu Lübeck

Lübeck, Deutschland

[email protected]

Nicole Jochems Universität zu Lübeck

Lübeck, Deutschland

[email protected]

Andreas Schrader Universität zu Lübeck

Lübeck, Deutschland

[email protected]

Keywords

Intensive Care Unit, Weaning, Human-

Computer Interaction, Human Centered De-

sign, ACTIVATE, Gesture Tutorials, Ball-

shaped Interaction Device

Background

A common problem among mechanically

ventilated patients is the obstruction of ver-

bal communication causing an inability to

impart basic needs adequately. This intensi-

fies the substantial stress experienced by pa-

tients during the weaning phase and may

cause a prolonged weaning process, delir-

ium and complications. Addressing this is-

sue, we provide an interactive system to

support communication, re-orientation as

well as early autonomous control of ambi-

ent devices. The key component of our sys-

tem is a novel ball-shaped interaction de-

vice (BIRDY) tailored to ICU patients’

needs.

Among other components, BIRDY contains

sensors to detect acceleration, orientation

and pressure. In previous work, we identi-

fied a technically realizable set of gestures

to interact with BIRDY, divided into navi-

gation and selection gestures. Specific ges-

tures should be accurately realizable and

easy to be explained to a user. Cognitive im-

pairments caused by condition and medica-

tion require a concept to teach ICU patients

the interaction patterns of BIRDY used to

control the system.

Methods

Following a user-centered design process,

we developed a tutorial with animated inter-

action gestures intended to teach patients

the basic control of our system. The tutori-

als were iteratively developed and evalu-

ated several times, lastly in a user study

(n=26).

Results

Participants of the study confirmed our de-

sign choices and gave promising feedback.

In this paper, we present further insights of

the study.

Conclusion

The study confirmed that visual representa-

tions of the chosen gestures are suitable to

instruct users. A study with actual patients

is the next step to evaluate the suitability in

the ICU context.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

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Mobiler Kommunikationsassistent

(MobiKa) zur informatorischen Unterstüt-

zung älterer und pflegebedürftiger Perso-

nen im häusliche Umfeld

Florenz Graf Fraunhofer Institut für Produktionstechnik

und Automatisierung, Fraunhofer IPA

Stuttgart, Deutschland

[email protected]

Çağatay Odabaşı Fraunhofer Institut für Produktionstechnik

und Automatisierung, Fraunhofer IPA

Stuttgart, Deutschland

[email protected]

Theo Jacobs Fraunhofer Institut für Produktionstechnik

und Automatisierung, Fraunhofer IPA

Stuttgart, Deutschland

[email protected]

Birgit Graf Fraunhofer Institut für Produktionstechnik

und Automatisierung, Fraunhofer IPA

Stuttgart, Deutschland

[email protected]

Thomas Födisch BruderhausDiakonie

Reutlingen, Deutschland

[email protected]

Keywords

MobiKa, Serviceroboter, Demenz, Kom-

munikation, EmAsIn

Abstract

Durch die alternde Bevölkerung im Zusam-

menspiel mit dem aktuellen Fachkräfteman-

gel sind neue Lösungsansätze gefragt. Eine

Möglichkeit für die Aufrechterhaltung der

Selbstständigkeit im eigenen Zuhause bie-

ten assistierende Serviceroboter.

Mit diesem Ziel hat das Fraunhofer IPA im

Projekt „EmAsIn“ den mobilen Servicero-

boter MobiKa entwickelt, der ältere und

pflegebedürftige Personen informatorisch

unterstützen kann. Im Vordergrund lag die

Abdeckung verschiedener Funktionen, bei

einer gleichzeitig kostengünstigen Herstel-

lung. Erzielt wurde dies unter anderem

durch die Verwendung standardisierter

Hardwarekomponenten. Der Roboter be-

steht aus einer kompakten mobilen Basis,

kombiniert mit einem höhenverstellbaren

Tablet. Im Gegensatz zu anderen Interakti-

onsrobotern hat MobiKa ein funktionales

und bewusst nicht humanoides Design. Dies

soll seine Funktion als Werkzeug des Nut-

zers unterstreichen. Der Serviceroboter

kann autonom in seiner Umgebung navigie-

ren und an Personen zur Interaktion im Ste-

hen, Sitzen und Liegen (z.B. nach einem

Sturz) heranfahren.

Einen ersten Praxiseinsatz hat MobiKa be-

reits absolviert. Im Gruppenraum eines Se-

niorenzentrums wurde er zur Aktivierung

demenzerkrankter Bewohner eingesetzt.

Durch aktive Annäherung und persönliche

Ansprache konnten die teilnehmenden Be-

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

18

wohner erfolgreich zur Interaktion moti-

viert werden. Nach kurzer Einweisung ka-

men sie mit der Bedienung des Servicero-

boters zurecht. Die Bewohner fanden

MobiKa interessant. Das Verhalten, die

Form und Größe wurden positiv bewertet.

Einige der angebotenen Aktivitäten wie

Puzzle, Bilderraten oder Memory führten zu

einer verstärkten Interaktion der Bewohner

miteinander.

Aus der Praxisphase lässt sich schließen,

dass Serviceroboter die Interaktion mit älte-

ren Menschen sinnvoll unterstützen kön-

nen. Voraussetzung ist ein flexibles Leis-

tungsspektrum des Serviceroboters in Ver-

bindung mit einem erschwinglichen Preis.

Beides wird durch die umfangreiche Erwei-

terbarkeit und die kostengünstige Gestal-

tung von MobiKa adressiert.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

19

Beteiligung von Menschen mit Demenz

und pflegenden Angehörigen in der Tech-

nikentwicklung – Das partizipative Vorge-

hen am Beispiel „OurPuppet“

Verena Reuter Forschungsgesellschaft für Gerontologie

e.V. / Institut für Gerontologie an der TU

Dortmund

Dortmund, Deutschland

[email protected]

Andrea Kuhlmann Forschungsgesellschaft für Gerontologie

e.V. / Institut für Gerontologie an der TU

Dortmund

Dortmund, Deutschland

[email protected]

Renate Schramek Hochschule für Gesundheit Bochum

Bochum, Deutschland

[email protected]

Jana Mertens FTK – Forschungsinstitut für Telekommu-

nikation und Kooperation e.V. Dortmund

Dortmund, Deutschland

[email protected]

Keywords

OurPuppet, partizipative Technik-Entwick-

lung, partizipatives Lernen, Demenz, pfle-

gende Angehörige

Hintergrund/Fragestellung

Im interdisziplinären Projekt „OurPuppet –

Pflegeunterstützung mit einer interaktiven

Puppe für informell Pflegende“ erfolgte die

Entwicklung und Erprobung einer roboti-

schen Mensch-Technik-Interaktion (M-T-I)

in Gestalt einer interaktiven sensorbasierten

Puppe zur Unterstützung und Aktivierung

von Menschen mit Demenz (MmD) und

Entlastung pflegender Angehöriger (pfA)

(Beteiligungsgruppen). Der Einsatz der M-

T-I wird durch geschulte PuppetBeglei-

ter*innen psychosozial begleitet. Die Teil-

nehmer-Akquise ist bei den hochbelasteten

pfA und im Hinblick auf eine informierte

Einwilligung der MmD besonders heraus-

fordernd. Der Beitrag reflektiert die Stärken

und Schwächen des angewendeten partizi-

pativen Forschungsansatzes.

Methodik

Die M-T-I wurde aufgrund partizipativ er-

hobener Bedarfe entwickelt und unter Ein-

bezug der Nutzer*innen mehrere Monate in

der Häuslichkeit erprobt (Praxistest). Die

PuppetBegleiter*innen wurden in einem

partizipativ angelegten Curriculum ge-

schult. Sie fungierten zugleich als Co-For-

scherinnen für die Evaluation des Praxis-

tests. Die Praxistest-Teilnehmer*innen

wurden in persönlichen Gesprächen sukzes-

sive über das Vorhaben informiert und in-

volviert. Für die vulnerable Gruppe MmD

sollte stets so viel Beteiligung wie möglich

realisiert werden, ohne zu überfordern.

Ergebnisse

Die „Our-Puppet“-Erfahrungen zeigen,

dass eine frühzeitige, kontinuierliche Betei-

ligung der Nutzer*innen an der Entwick-

lung der M-T-I bzw. die Vertretung ihrer In-

teressen durch eine Schlüsselperson unab-

dingbar ist. Eine bewusste Nutzung neuarti-

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

20

ger Technologien im Alltag ist für die Be-

teiligungsgruppe(n) zeitlich und inhaltlich

sehr voraussetzungsvoll und bedarf vertrau-

engebender Strukturen. Partizipatives Ler-

nen trägt zur Aneignung und Nutzung der

Technik bei. Die voraussetzungsvolle Rolle

der PuppetBegleiter*innen ist kritisch zu

beleuchten und weiterzuentwickeln.

Schlussfolgerungen/Implikationen für

die Praxis

Die Einbindung der genannten Gruppen er-

fordert eine frühzeitige Berücksichtigung

im Projektverlauf. Das vorhandene Vertrau-

ensverhältnis der DRK Alzheimerhilfe Bo-

chum zu potentiellen Praxistest-Teilneh-

menden war für die Akquise essentiell.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

21

Potentiale technikgestützter Betreuung von

Menschen mit kognitiven Beeinträchtigun-

gen im Akutkrankenhaus

Stefan Walzer Hochschule Furtwangen

Furtwangen, Deutschland

[email protected]

Johanna Feuchtinger Universitätsklinikum Freiburg

Freiburg, Deutschland

[email protected]

Elena Biehler Hochschule Furtwangen

Furtwangen, Deutschland

[email protected]

Peter König Hochschule Furtwangen

Furtwangen, Deutschland

[email protected]

Christophe Kunze Hochschule Furtwangen

Furtwangen, Deutschland

[email protected]

Keywords

Demenz, Akutkrankenhaus, Assistive

Technologien, Orientierungsgabe, Kogni-

tive Beeinträchtigungen

Abstract

Der bereits hohe Anteil von Patient*innen

mit einer Nebendiagnose Demenz und an-

deren kognitiven Beeinträchtigungen in

Akutkrankenhäusern dürfte im Zuge des de-

mographischen Wandels weiter ansteigen.

Der ungewohnte Krankenhausalltag, die

fremde Umgebung oder fehlende Bezugs-

personen führen bei diesen Personen häufig

zu Unruhe, Anspannung oder „herausfor-

dernden“ Verhaltensweisen. Dies kann für

das Personal zu großen Belastungen führen

und auch einen weiteren Verlust von (ohne-

hin eingeschränkten) Fähigkeiten begünsti-

gen. Daher gilt es, Konzepte zu entwickeln

und zu prüfen, die eine adäquate Pflege und

Betreuung dieser Personengruppe im Akut-

krankenhaus ermöglichen. Dabei sollten

auch die Potentiale von Technik berück-

sichtigt werden. Qwiek.up ist ein bisher

hauptsächlich in der Langzeitpflege einge-

setztes System zu Unterstützung der Be-

treuung, welches über einen Tageslichtpro-

jektor mit verschiedenen audiovisuellen

Funktionen großflächige Projektionen an

die Wand oder Decke ermöglicht. Mithilfe

dieser Effekte sollen Überreizungen und

Desorientierung Pflegebedürftiger reduziert

und das Wohlbefinden gesteigert werden.

Zielgruppen sind insbesondere Personen

mit kognitiven Beeinträchtigungen und/o-

der Bettlägerigkeit.

In einem Qualitäts- und Entwicklungspro-

jekt am Universitätsklinikum Freiburg der

Stabstelle für Qualität und Entwicklung in

der Pflege wurde Qwiek.up ca. vier Wochen

in unterschiedlichen Bereichen der Pflege

mit dem Ziel getestet, eine erste Einschät-

zung zu Einsatzmöglichkeiten und potenzi-

ellem Nutzen im Akutkrankenhaus zu ge-

winnen. Basis hierfür stellt die Einschät-

zung von Anwender*innen im Pflegedienst

mit Blick auf die Reaktionen von Pati-

Page 31: Tagungsband der 2. Clusterkonferenz 2019 Innovative … · 2019-09-27 · Ulrich Fischer-Hirchert, Sabrina Hoppstock und Peter Kußmann HealthReality: Rendezvous zweier Welten - Wissenstransfer

Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

22

ent*innen und das Handling dar. Diese wer-

den mit Hilfe eines Evaluationsbogens so-

wie semi-strukturierten Interviews erfasst

und inhaltsanalytisch ausgewertet.

Erste Erkenntnisse weisen darauf hin, dass

das System auch im Akutkrankenhaus von

großem Nutzen sein könnte, weshalb eine

größere Implementierungsstudie des Pfle-

gepraxiszentrums Freiburg (PPZ-Freiburg)

geplant ist.

Literatur

Angerhausen, S. (2008). Demenz – eine Neben-

diagnose im Akutkrankenhaus oder mehr?

Maßnahmen für eine bessere Versorgung de-

menzkranker Patienten im Krankenhaus. Zeit-

schrift für Gerontologie und Geriatrie, 41(6),

460-466.

Isfort, M., Klostermann, J., Gehlen, D., & Sieg-

ling, B. (2014). Pflege-Thermometer 2014. Eine

bundesweite Befragung von leitenden Pflege-

kräften zur Pflege und Patientenversorgung von

Menschen mit Demenz im Krankenhaus. Ger-

man Institute of Applied Nursing Research,

Köln.

Schaeffer, D., & Wingenfeld, K. (2008). Quali-

tät der Versorgung Demenzkranker: Struktu-

relle Probleme und Herausforderungen. Pflege

& Gesellschaft, 13(4), 293-305.

Page 32: Tagungsband der 2. Clusterkonferenz 2019 Innovative … · 2019-09-27 · Ulrich Fischer-Hirchert, Sabrina Hoppstock und Peter Kußmann HealthReality: Rendezvous zweier Welten - Wissenstransfer

Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

23

App-basierte, polylinguale Kommunikati-

onsunterstützung zur Reduktion von

Sprachbarrieren – ein Vergleich des Ein-

satzes im Rettungswesen und in der Ge-

sundheits- und Krankenpflege

Tim Loose Institut Rettungswesen, Notfall- und Kata-

strophenmanagement (IREM), Hochschule

Würzburg-Schweinfurt

Würzburg & Schweinfurt, Deutschland

[email protected]

Verena Palzer Institut Rettungswesen, Notfall- und Kata-

strophenmanagement (IREM), Hochschule

Würzburg-Schweinfurt

Würzburg & Schweinfurt, Deutschland

[email protected]

Christian Bauer Institut Rettungswesen, Notfall- und Kata-

strophenmanagement (IREM), Hochschule

Würzburg-Schweinfurt

Würzburg & Schweinfurt, Deutschland

[email protected]

Peter Bradl Institut Rettungswesen, Notfall- und Kata-

strophenmanagement (IREM), Hochschule

Würzburg-Schweinfurt

Würzburg & Schweinfurt, Deutschland

[email protected]

Nadine Heym Klinikum Nürnberg, Klinik für Innere Me-

dizin IV (Nephrologie und Hypertensiolo-

gie)

Nürnberg, Deutschland

[email protected]

Barbara Plato Klinikum Nürnberg, Unternehmensent-

wicklung

Nürnberg, Deutschland

[email protected]

Daniela Winter-Kuhn Klinikum Nürnberg, Unternehmensent-

wicklung

Nürnberg, Deutschland

daniela.winter-kuhn@klinikum-nuern-

berg.de

Tobias Hanzhanz Klinikum Nürnberg, Klinik für

Innere Medizin IV (Nephrologie

und Hypertensiologie)

Nürnberg, Deutschland

[email protected]

Keywords

App, Kommunikation, PPZ-Nürnberg, Ret-

tungsdienst, Pflege

Hintergrund

Untersuchungen zeigen, dass in Deutsch-

land Fachpersonal im Bereich der Gesund-

heits- und Krankenpflege bei bis zu zehn

Prozent der Patienten mit Sprachbarrieren

konfrontiert ist (Langer et al., 2017). Die

gleiche Problematik findet sich auch bei

Einsatzkräften im Rettungsdienst und Kran-

kentransport. Da in beiden Bereichen eine

barrierefreie Kommunikation zwischen

Fachpersonal und Patient wichtig ist

Page 33: Tagungsband der 2. Clusterkonferenz 2019 Innovative … · 2019-09-27 · Ulrich Fischer-Hirchert, Sabrina Hoppstock und Peter Kußmann HealthReality: Rendezvous zweier Welten - Wissenstransfer

Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

24

(Borde, 2018), werden Kommunikations-

hilfen benötigt, die direkt verfügbar und

einfach in der Anwendung sind. Eine Lö-

sung für diese Problematik kann der Einsatz

einer App-basierten Kommunikationsunter-

stützung sein.

Methode

Für den Einsatzbereich des Rettungswesens

existiert bereits eine App-basierte Lösung,

welche vor allem bei der Diagnostik und der

Kommunikation von Maßnahmen unter-

stützt und in Bayern auf Einsatzfahrzeugen

des öffentlich-rechtlichen Rettungsdienstes

und Krankentransports verfügbar ist. Tech-

nisch, ergonomisch und inhaltlich an der

existierenden Rettungswesen-App orien-

tiert, wird im Verbund von Praxiseinrich-

tung (Klinikum Nürnberg) und Soft-

warehersteller eine App für die stationäre

Gesundheits- und Krankenpflege entwi-

ckelt und im Echtbetrieb auf Grundlage des

ELSI+-Ansatzes im Pflegepraxiszentrum

Nürnberg (PPZ-Nürnberg) getestet und eva-

luiert (Bauer et al., 2018).

Ergebnisse

Zur Datenerhebung findet eine Befragung

von App-Nutzern im Rettungswesen statt.

Im Setting der Gesundheits- und Kranken-

pflege wird die App auf zwei Normalstatio-

nen der Nephrologie eingeführt und sechs

Monate lang getestet. Eine Datenerhebung

erfolgt hier anhand anonymisierter Logfiles

der App-Nutzung, Fragebögen und Work-

shops. Neben Fragestellungen zu Usability

und User Experience werden auch die Wirt-

schaftlichkeit, der Einfluss auf die (Pflege-

)Prozesse sowie die technischen Anforde-

rungen bzgl. der Implementierung in den

Regelbetrieb betrachtet. Die Ergebnisse

fließen in den weiteren Entwicklungspro-

zess der App und dienen der Untersuchung

des grundsätzlichen Umgangs mit digitaler

Kommunikationsunterstützung im Gesund-

heitswesen.

Literatur

Bauer, C., Bradl, P., Loose, T., Zerth, J.,

Müller, S., Schneider, M., & Prescher, T.

(2018): Entwicklung eines Organisations-

konzepts zur praxisnahen Testung und Eva-

luation innovativer MTI-Lösungen in ver-

schiedenen Pflegesettings. Cluster Zukunft

der Pflege, Tagungsband der 1. Clusterkon-

ferenz 2018, 51. Borde, T. (2018): Kommunikation und

Sprache. Gynäkologische Endokrinologie,

16(1), 3-9. Langer, T., Zapf, T., Wirth, S., Meyer, B.,

Wiegand, A., Timmen, H., Gupta, S. J.,

Schuster, S., & Geraedts, M. (2017): Wie

sind Kinder- und Jugendkliniken in Nord-

rhein-Westfalen auf die Überwindung von

Sprachbarrieren vorbereitet? – Eine Pilot-

studie zur Strukturqualität in der stationären

Gesundheitsversorgung. Das Gesundheits-

wesen, 79(07), 535-541.

Page 34: Tagungsband der 2. Clusterkonferenz 2019 Innovative … · 2019-09-27 · Ulrich Fischer-Hirchert, Sabrina Hoppstock und Peter Kußmann HealthReality: Rendezvous zweier Welten - Wissenstransfer

Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

25

Evaluation der Machbarkeit und Sicherheit

eines patientenzentrierten adaptiven Mo-

dells für ein sozio- technisches System zur

Kommunikationsunterstützung und Re-

Orientierung bei beatmeten Patienten in

der Akutversorgung: eine Mixed Methods-

Studie

Adrienne Henkel Institut für Sozialmedizin und Epidemiolo-

gie, Universität zu Lübeck

Lübeck, Deutschland

[email protected]

Angelika Schley Institut für Sozialmedizin und Epidemiolo-

gie, Universität zu Lübeck

Lübeck, Deutschland

[email protected]

Björn Hussels Universitätsklinikum Schleswig-Holstein

(UKSH), Campus Lübeck

Lübeck, Deutschland

[email protected]

Susanne Krotsetis Universitätsklinikum Schleswig-Holstein

(UKSH), Campus Lübeck

Lübeck, Deutschland

[email protected]

Katrin Balzer Institut für Sozialmedizin und Epidemiolo-

gie, Universität zu Lübeck

Lübeck, Deutschland

[email protected]

Keywords

Unterstützte Kommunikation, Intensivsta-

tion, Machbarkeit, BMBF- gefördertes Pro-

jekt: ACTIVATE

Hintergrund

Die Kommunikationsfähigkeit invasiv beat-

meter Patienten in Intensivstationen ist auf-

grund des endotrachealen Zugangs, der

Analgosedierung und der kritischen Erkran-

kung stark eingeschränkt. In der Regel kön-

nen sich die Patienten nicht verbal mittei-

len. Bisher stehen keine bedarfsgerechten

Hilfsmittel zur Kommunikationsunterstüt-

zung bei diesen Patienten zur Verfügung [1,

2]. Im Rahmen des Verbundprojektes AC-

TIVATE (https://projekt-activate.de/)

wurde daher ein sozio- technisches System

zur Unterstützung der Kommunikations-

möglichkeiten, Re-Orientierung und Parti-

zipation beatmeter Patienten insbesondere

im Prozess der Entwöhnung vom Beat-

mungsgerät (Weaning) konzipiert. Grund-

lage des Unterstützungssystems ist ein em-

Page 35: Tagungsband der 2. Clusterkonferenz 2019 Innovative … · 2019-09-27 · Ulrich Fischer-Hirchert, Sabrina Hoppstock und Peter Kußmann HealthReality: Rendezvous zweier Welten - Wissenstransfer

Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

26

pirisch-theoretisch fundiertes Funktions-

modell, das eine dreistufige Anpassung der

Nutzungsmöglichkeiten (z. B. Informati-

onsvermittlung, Begleitmusik, Patientenruf,

Mitteilung Bedürfnissen) entsprechend dem

wachsenden Wachheitsgrad der Patienten

beinhaltet [3].

Methodik

Zur Prüfung hinsichtlich Machbarkeit und

Sicherheit wird eine Mixed Methods-Studie

durchgeführt, bestehend aus (1) einer quali-

tativen Studie und (2) einer quantitativ-qua-

litativen Prä-Post-Studie. Die qualitative

Studie zielt darauf, die Plausibilität und An-

wendbarkeit des ACTIVATE-Systems in-

klusive des zugrundeliegenden Funktions-

modells sowie die Machbarkeit der geplan-

ten Prä-Post-Studie aus der Sicht des pfle-

gerisch-medizinischen Behandlungsteams

und ehemaligen Patienten/innen zu explo-

rieren. Hierfür werden Fokusgruppen und

Einzelinterviews mit einer Stichprobe aus

mindestens 15 Repräsentanten der Teams

und mindestens 3 Patienten/innen durchge-

führt. Die anschließende Prä-Post-Studie

umfasst die prospektive Erhebung quantita-

tiver Daten zum Weaningverlauf und zu pa-

tientenrelevanten, sowie Zielgrößen wie der

Quantität und Qualität der Pflegekraft-Pati-

ent-Kommunikation bei zwei konsekutiven

Stichproben von jeweils 30 Patienten (Beat-

mungsdauer >48 Stunden; Stichprobe 1 vor

und Stichprobe 2 nach Einführung des AC-

TIVATE-Systems).

Ergebnisse

Die Studie erfolgt im Zeitraum Mai bis No-

vember 2019. Im Rahmen dieses Beitrages

sollen das ACTIVATE-Funktionsmodell,

das Studienprotokoll und die Ergebnisse der

initialen qualitativen Studie und der Prä-Er-

hebung präsentiert und zur Diskussion ge-

stellt werden.

Schlussfolgerung/Implikationen für die

Praxis

Es werden Hinweise erwartet, inwieweit

das ACTIVATE-System wie geplant in der

Versorgungspraxis genutzt werden kann

und wie diese Nutzung die Pflegeprozesse

beeinflusst. Die Ergebnisse werden Grund-

lage für Empfehlungen für die Praxisan-

wendung und weitere Forschung bezogen

auf dieses soziotechnische Unterstützungs-

system sein.

Page 36: Tagungsband der 2. Clusterkonferenz 2019 Innovative … · 2019-09-27 · Ulrich Fischer-Hirchert, Sabrina Hoppstock und Peter Kußmann HealthReality: Rendezvous zweier Welten - Wissenstransfer

Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

27

Evaluation des Einsatzes der digitalen Pfle-

gedokumentation in Verbindung mit adap-

tiver Spracherkennung

Wolfgang Becker HFH Hamburger Fern-Hochschule

Hamburg, Deutschland

[email protected]

Alexander Schmidt HFH Hamburger Fern-Hochschule

Hamburg, Deutschland

[email protected]

Dennis Täschner Nuance Communications Deutschland

Deutschland

[email protected]

Jürgen Zerth Wilhelm Löhe Hochschule für Ange-

wandte Wissenschaften Fürth

Fürth, Deutschland

[email protected]

Christian Heidl Wilhelm Löhe Hochschule für Ange-

wandte Wissenschaften Fürth

Fürth, Deutschland

[email protected]

Keywords

Digitale Pflegedokumentation, Spracher-

kennung, Deep Learning, Evaluation von

Workfloweffekten, Lern- und Experimen-

tierräume, INAQ-Projekt des BMAS,

Sprachsteuerung und intelligente Vernet-

zung durch Altenpflegedokumentationssys-

teme - Sprint-Doku

Hintergrund / Fragestellung

In der Pflege ist die Dokumentationsarbeit

wichtig, um die Versorgungsqualität sicher-

zustellen. Dokumentationsaufgaben sind

zeitintensiv, Zeit die im Pflegealltag ange-

sichts des akuten Fachkräftemangels ohne-

hin knapp bemessen ist. Daraus resultiert

die Fragestellung, wie der zeitliche Doku-

mentationsaufwand für Pflegekräfte und

Verwaltungsmitarbeitende reduziert wer-

den kann.

Grundbaustein von Digitalisierungsprozes-

sen ist die digitale Informationserfassung.

Die Datenerhebung mittels eines modernen

auf neuronalen Netzstrukturen aufbauenden

Spracherkennungssystems zielt auf eine Ef-

fektivierung von Dokumentationsarbeiten.

Vor diesem Hintergrund wird im Projekt

„Sprint-Doku“, einem INQA-Projekt geför-

dert vom BMAS, der Einsatz einer digitalen

Pflegedokumentation in Verbindung mit

selbstlernender Spracherkennung evaluiert.

Es wird untersucht, wie die Dokumentati-

onsarbeit für Pflegekräfte und Verwaltungs-

personal durch Spracherfassung optimiert

werden kann, gerade im Hinblick auf ver-

besserte Arbeitsbedingungen, Prozessopti-

mierung und Qualitätssteigerungen.

Methodik

Die Workfloweffekte innerhalb der

„Pflege“ (Perspektive Pflegekraft/Patient,

Effektivität, Effizienz von Pflegeprozessen)

werden in drei Lern- bzw. Experimentier-

räumen der Diakonie Ruhr gGmbh (Tages-

pflege, ambulante Pflege, Verwaltung) un-

tersucht. Fokussiert werden Aspekte der Ar-

beitsorganisation, der Arbeitsgestaltung,

der Technikakzeptanz und der Qualifikati-

onsanforderung. Die Beschäftigteninteres-

sen werden über alle Ebenen und Steue-

rungsinstanzen des sozialpartnerschaftlich

Page 37: Tagungsband der 2. Clusterkonferenz 2019 Innovative … · 2019-09-27 · Ulrich Fischer-Hirchert, Sabrina Hoppstock und Peter Kußmann HealthReality: Rendezvous zweier Welten - Wissenstransfer

Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

28

angelegten Projektes mit eingebunden.

Erwartete Ergebnisse

Im Rahmen eines Prä-Post-Vergleichs soll

eine Analyse veränderter Inanspruchnahme

durch die Leistungserbringer sowie des da-

raus resultierenden Nutzens aufzeigen, in

welchem Umfang KI-basierende Spracher-

kennung und Sprachsteuerung in Verbin-

dung mit der digitalen Dokumentation zu

einer Reduzierung der Dokumentationszei-

ten im Pflegebereich führt. Insgesamt sollte

die Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit

des Pflegepersonals verbessert und die In-

novations- und Wettbewerbsfähigkeit von

Pflegeeinrichtungen gestärkt werden.

Schlussfolgerungen/Implikationen für

die Praxis

Für die praktische Umsetzung und Anwen-

dung der Projektergebnisse werden ein

Handlungsleitfaden und Checklisten entwi-

ckelt.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

29

Die Perspektive der Basis – Welche Berei-

che in der stationären Pflege können von

technischen Innovationen profitieren?

Jörn Krückeberg Medizinische Hochschule Hannover

Hannover, Deutschland

[email protected]

Maria Rutz Medizinische Hochschule Hannover

Hannover, Deutschland

[email protected]

Holger Hagen Hannover University of Applied Sciences

and Arts

Hannover, Deutschland

[email protected]

Nicole Hechtel Medizinische Hochschule Hannover

Hannover, Deutschland

[email protected]

Keywords

Pflegepraxiszentrum Hannover, Partizipa-

tion, Pflegetechnologien

Hintergrund

Im Rahmen des BMBF-geförderten Projek-

tes Pflegepraxiszentrum Hannover werden

innovative Technologien zur Unterstützung

von Pflegefachpersonen und zur Verbesse-

rung der Patientenversorgung auf einer un-

fallchirurgischen Normalstation der Medi-

zinischen Hochschule Hannover (MHH) in

den Pflegealltag integriert. Um die Pflege-

fachpersonen von Beginn an mit einzube-

ziehen wurde ein partizipatives Einfüh-

rungskonzept im Sinne der partizipativen

Technikentwicklung erarbeitet [1].

Methodik

Die Grundlage für das partizipative Einfüh-

rungskonzept bildet eine Baseline-Erhe-

bung, um die aktuelle Arbeitssituation auf

der Station zu erfassen und daraus den Be-

darf an technischen Lösungen abzuleiten

[2]. Als ein Instrument wurden Workshops

mit Pflegefachpersonen der Projektstation

durchgeführt. In diesem Rahmen wurden

folgende Themen diskutiert: Arbeitsabläufe

und Arbeitsorganisation (Schwerpunkt phy-

sische und psychische Belastung), Datener-

fassung und Dokumentation, sowie die

Qualität der Patientenversorgung. Die Dis-

kussionsbeiträge wurden in Anlehnung an

die Methode der Qualitativen Inhaltsana-

lyse aufgearbeitet [3].

Ergebnisse

Aus den Diskussionen mit den Pflegefach-

personen konnten insgesamt sechs Prob-

lemfelder identifiziert werden:

• Technische Ausstattung (z.B. Software

und Hardware)

• Patientenklientel (bezüglich Qualifikation

und Zeitaufwand)

• Arbeitsorganisation auf der Station (z. B.

Arbeitsabläufe und Laufwege)

• Arbeitsorganisation in der Klinik

• Bauliche Gegebenheiten

• Kommunikation mit ärztlichem Personal

Schlussfolgerungen

Von den identifizierten Problemfeldern eig-

nen sich für eine Unterstützung durch tech-

nische Innovationen insbesondere die Be-

reiche Technische Ausstattung und Arbeits-

organisation. Der Bereich Patientenklientel

eignet sich für eine technische Unterstüt-

zung in der Qualifikation von Pflegefach-

Page 39: Tagungsband der 2. Clusterkonferenz 2019 Innovative … · 2019-09-27 · Ulrich Fischer-Hirchert, Sabrina Hoppstock und Peter Kußmann HealthReality: Rendezvous zweier Welten - Wissenstransfer

Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

30

personen. Dahingegen muss auch festge-

stellt werden, dass die Bereiche Bauliche

Gegebenheiten und Kommunikation mit

dem ärztlichen Personal nur bedingt durch

technische Innovationen unterstützt werden

können. Aus den identifizierten Problem-

stellungen werden konkrete Pflegetechno-

logien als mögliche Unterstützung abgelei-

tet und im Rahmen von Innovations-

workshops diskutiert.

Literatur

[1] Compagna D, Derpmann S: Verfahren

partizipativer Technikentwicklung. Work-

ing Papers Kultur- und techniksoziologi-

sche Studien; Universität Duisburg-Essen

Campus Duisburg (Ed.). 2009

[2] Rutz M, Schmeer R, Krückeberg Jörn,

Meyenburg-Altwarg I, Dierks ML: PPZ-

Hannover – Methodische Überlegungen zur

Baseline-Erhebung. In: Boll S, Hein A, et

al., eds. Zukunft der Pflege: Tagungsband

der Clusterkonferenz 2018. 2018

[3] Mayring P: Einführung in die qualitative

Sozialforschung. Eine Anleitung zu qualita-

tivem Denken. S. 76f. 5. Auflage, Wein-

heim und Basel, Beltz Verlag. 2002

Page 40: Tagungsband der 2. Clusterkonferenz 2019 Innovative … · 2019-09-27 · Ulrich Fischer-Hirchert, Sabrina Hoppstock und Peter Kußmann HealthReality: Rendezvous zweier Welten - Wissenstransfer

Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

31

Innovative Technologien in der ambulan-

ten und stationären Pflege – Ergebnisse ei-

ner nationalen Bedarfsanalyse

Kathrin Seibert Universität Bremen, Institut für Public

Health und Pflegeforschung (IPP)

Bremen, Deutschland

[email protected]

Dominik Domhoff Universität Bremen, Institut für Public

Health und Pflegeforschung (IPP)

Bremen, Deutschland

[email protected]

Kai Huter Universität Bremen, SOCIUM - For-

schungszentrum Ungleichheit und Sozial-

politik

Bremen, Deutschland

[email protected]

Tobias Krick Universität Bremen, SOCIUM - For-

schungszentrum Ungleichheit und Sozial-

politik

Bremen, Deutschland

[email protected]

Heinz Rothgang Universität Bremen, SOCIUM – For-

schungszentrum Ungleichheit und Sozial-

politik

Bremen, Deutschland

[email protected]

Karin Wolf-Ostermann Universität Bremen, Institut für Public

Health und Pflegeforschung (IPP)

Bremen, Deutschland

[email protected]

Keywords

Pflegeinnovationszentrum, Innovative

Technologien, Bedarfsanalyse

Hintergrund / Fragestellung

Innovative Technologien für den Einsatz in

der pflegerischen Versorgung in Deutsch-

land sind zunehmend Gegenstand von Ent-

wicklungs-, Forschungs- und Fördervorha-

ben. Die Studie geht den Fragen nach, wel-

che neuen Technologien aktuell in Einrich-

tungen der ambulanten und stationären pfle-

gerischen Langzeit- und Akutversorgung in

Deutschland eingesetzt werden und wie

Pflegefach- und Leitungskräfte ihnen be-

kannte neue Technologien hinsichtlich der

Auswirkungen auf ihre tägliche Arbeit be-

werten. Weiter werden Gründe für die

Nicht-Nutzung neuer Technologien erfasst

und Bedarfe, Ansatzpunkte und Entwick-

lungspotenziale für den Einsatz neuer Tech-

nologien im Kontext der pflegerischen Ver-

sorgung ermittelt.

Methodik

In einem explanatorischen sequentiellen

mixed-methods Design wurden PFK in

mehr als 17.000 ambulanten und stationären

Pflegeeinrichtungen und ca. 1.800 Kran-

kenhäusern zur Teilnahme an einer Online-

Befragung eingeladen. Ergebnisse der On-

line-Befragung wurden in Fokusgruppen-

diskussionen vertiefend und kontrastierend

betrachtet.

Ergebnisse

Ergebnisse liegen zum Zeitpunkt des Kon-

gresses vor und werden settingspezifisch,

pflegesituationsspezifisch sowie technolo-

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

32

giespezifisch berichtet. Insbesondere wer-

den Ergebnisse zu Gründen für die Nicht-

Nutzung innovativer Technologien sowie

im Pflegealltag relevanten Problemstellun-

gen als mögliche Entwicklungs- und An-

wendungsfelder von Technologien darge-

stellt.

Schlussfolgerungen

Die Ergebnisse sollen für die Entwicklung

von technischen Lösungen und Implemen-

tierungsstrategien, die sich an den Bedarfen

von Pflegefachkräften und Leitungsperso-

nen orientieren, nutzbar sein.

Der Beitrag entstand im Rahmen des durch

das Bundesministerium für Bildung und

Forschung geförderten Projekts Pflegeinno-

vationszentrum, Förderkennzeichen

16SV7821.

Page 42: Tagungsband der 2. Clusterkonferenz 2019 Innovative … · 2019-09-27 · Ulrich Fischer-Hirchert, Sabrina Hoppstock und Peter Kußmann HealthReality: Rendezvous zweier Welten - Wissenstransfer

Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

33

Entwicklung eines intelligenten Rollators

für die stationäre Langzeitpflege sowie

Forschungsimplikationen

Gerald M.O. Hönig TWT GmbH Science & Innovation

Deutschland

[email protected]

Barbara Weber-Fiori Hochschule Ravensburg-Weingarten, Insti-

tut für Angewandte Forschung

Ravensburg & Weingarten, Deutschland

[email protected]

Christopher Bonenberger Hochschule Ravensburg-Weingarten, Insti-

tut für Künstliche Intelligenz

Ravensburg & Weingarten, Deutschland

[email protected]

Benjamin Kathan Hochschule Ravensburg-Weingarten, Insti-

tut für Künstliche Intelligenz

Ravensburg & Weingarten, Deutschland

[email protected]

Wolfgang Ertel Hochschule Ravensburg-Weingarten, Insti-

tut für Künstliche Intelligenz

Ravensburg & Weingarten, Deutschland

[email protected]

Kai Braun

TWT GmbH Science & Innovation

Deutschland

[email protected]

Christian Balster TWT GmbH Science & Innovation

Deutschland

[email protected]

Thomas Piprek TWT GmbH Science & Innovation

Deutschland

[email protected]

Kai Storr TWT GmbH Science & Innovation

Deutschland

[email protected]

Georg Schlegel Liebenau Lebenswert Alter gemeinnützige

GmbH

Liebenau, Deutschland

[email protected]

Roland Hund Liebenau Lebenswert Alter gemeinnützige

GmbH

Liebenau, Deutschland

[email protected]

Joachim Hoppe Telocate GmbH

Deutschland

[email protected]

Daniel Reiser Reiser AG Maschinenbau

Veringenstadt, Deutschland

[email protected]

Page 43: Tagungsband der 2. Clusterkonferenz 2019 Innovative … · 2019-09-27 · Ulrich Fischer-Hirchert, Sabrina Hoppstock und Peter Kußmann HealthReality: Rendezvous zweier Welten - Wissenstransfer

Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

34

Maik Winter Hochschule Ravensburg-Weingarten, Insti-

tut für Angewandte Forschung

Ravensburg & Weingarten, Deutschland

[email protected]

Keywords

Autonomer Rollator, RABE, Indoor Navi-

gation, Mensch-Technik-Interaktion, elekt-

rische Motorunterstützung

Abstract

Ziel des interdisziplinären RABE-Projektes

ist, mit der Entwicklung eines intelligenten

Rollators, individuelle Mobilität und Si-

cherheit von Menschen mit physi-

schen/kognitiven Einschränkungen in stati-

onären Langzeitpflegeeinrichtungen zu

steigern, um zu einer autonomeren Lebens-

führung beizutragen sowie Pflegekräfte zu

entlasten. Insbesondere während betreu-

ungsintensiver Zeiten ist dies für Pflege-

kräfte von wesentlicher Bedeutung.

Bedarfsanalysen mittels verschiedener qua-

litativer Methoden mit Rollator nutzenden

Heimbewohner*innen (N=5), Pflegekräften

(N=12) und Expert*innen (N=2) aus den

Bereichen Rehabilitation und Physiothera-

pie mündeten in einen Anforderungskata-

log, der die erste Grundlage der technologi-

schen Entwicklungen für den RABE-Rolla-

tor darstellte.

Die Rollatorfähigkeit zum Abholen eines*r

Bewohners*in vom Bett dient der Sturzprä-

vention. Eine intelligente Sturzerkennung

und -meldung durch die Rollatorsensorik

verringert im Notfall die Zeit bis zum Ein-

treffen von Hilfe. Navigationshilfen inner-

und außerhalb von Pflegeeinrichtungen sol-

len neuen Bewohner*innen und/oder Nut-

zer*innen mit kognitiven Einschränkungen

dabei helfen, ihre Wege selbstständiger zu

finden. Der an herkömmlichen Rollatoren

nachrüstbare Elektroantrieb unterstützt in

einem den Pedelecs nachempfundenen

Fahrmodus beim Bewältigen längerer Stre-

cken oder Gefälle und Hindernisse. Darüber

hinaus werden Bedarfe von Parkinsonpati-

ent*innen mit einer Erkennung von Freeze-

of-Gait-Situationen adressiert, indem die

Blockade mittels akustischer und optischer

Reizgebung aufgehoben werden soll. Kurze

Strecken kann der RABE-Rollator auf Zu-

ruf durch den Einsatz von Pfadplanungsal-

gorithmen und Umgebungssensorik auto-

nom zurücklegen. Machine-Learning-Ver-

fahren dienen sowohl der Sprachbefehlser-

kennung als auch der Analyse der Verfas-

sung von Benutzer*innen auf Basis von

Sensordaten.

Nach einer Vorstellung der Funktionen des

RABE-Rollators und ihres Entwicklungs-

prozesses, werden in diesem Beitrag die ak-

tuellen Erkenntnisse zur Mensch-Maschi-

nen-Interaktion von Pflegebedürftigen mit

den RABE-Rollatorkomponenten aus er-

folgten Evaluationsstudien dargestellt so-

wie Empfehlungen für die interdisziplinäre

methodische und praktische Umsetzung

vergleichbar gelagerter Technologiepro-

jekte gegeben.

Page 44: Tagungsband der 2. Clusterkonferenz 2019 Innovative … · 2019-09-27 · Ulrich Fischer-Hirchert, Sabrina Hoppstock und Peter Kußmann HealthReality: Rendezvous zweier Welten - Wissenstransfer

Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

35

Erster Vergleich von Eingabegeräten für

die Telemanipulation im Pflegekontext

Pascal Gliesche OFFIS - Institut für Informatik

Oldenburg, Deutschland

[email protected]

Max Pfingsthorn OFFIS - Institut für Informatik

Oldenburg, Deutschland

[email protected]

Christian Kowalski OFFIS - Institut für Informatik

Oldenburg, Deutschland

[email protected]

Sandra Drolshagen OFFIS - Institut für Informatik

Oldenburg, Deutschland

[email protected]

Tobias Krahn OFFIS - Institut für Informatik

Oldenburg, Deutschland

[email protected]

Andreas Hein OFFIS - Institut für Informatik

Oldenburg, Deutschland

[email protected]

Keywords

Robotik, Pflege, Pflegeinnovationszentrum,

Assistenzsysteme, Telemanipulation

Hintergrund / Fragestellung

Der Pflegenotstand erfordern innovative

technologische Lösungen, wie z. B. Robo-

teranwendungen.

Völlig autonom agierende Roboter im Be-

reich der Pflege sind in naher Zukunft nicht

realistisch. Daher müssen semiautonome

Systeme betrachtet werden, die von Pflege-

kräften gesteuert werden können.

Es gibt noch keine Erfahrungen mit wel-

chem Eingabegerät Pflegekräfte am besten

einen Manipulator steuern und damit bei

Aufgaben unterstützen können. Hier wer-

den in einer ersten Studie verschiedene im

Handel erhältliche Eingabegeräte vergli-

chen.

Methodik

Der Manipulator und dessen Bediener be-

finden sich in zwei unterschiedlichen Räu-

men. Der Bediener steuert aus der Perspek-

tive des von der Spitze des Manipulators

übertragenen Kamerabildes. Nach einer

Anlernphase bearbeiten die Nutzer zwei

Aufgaben zweimal (Anreichen einer Fern-

bedienung, Einstellen eines bestimmten

Bildes) mit jeweils allen vier Eingabegerä-

ten (Tastatur & Maus, XBOX Controller,

Novint Falcon 3D Haptic Controller und

3DConnexion SpaceMouse) in zufälliger

Reihenfolge. Dabei werden jeweils die Aus-

führungszeiten bestimmt. Gebrauchstaug-

lichkeit und Belastungen werden über Fra-

gebögen abgefragt.

Ergebnisse

Die Ergebnisse der Vorstudie zeigen, dass

mit dem Novint Falcon 3D Haptic Control-

ler die besten Ausführungszeiten erreicht

und die Tastatur & Maus am bedienbarsten

und am wenigsten belastend empfunden

werden. Nicht alle Probanden konnten mit

jedem Gerät jede Aufgabe erfolgreich bear-

beiten.

Schlussfolgerungen

Die Nutzer können nach einer kurzen An-

lernphase einen Manipulator sicher steuern.

Aufgrund der Ergebnisse der Vorstudie,

wird für die Studie geschlussfolgert, dass

die Untersuchung auf die zwei Geräte redu-

ziert wird, die die besten Ausführungszeiten

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

36

(Novint Falcon 3D Haptic Controller) und

die beste Gebrauchstauglichkeit (Tastatur &

Maus) hatten. Diese werden in der folgen-

den Studie näher untersucht.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

37

Intuitive Interaktion mit kooperativen As-

sistenzrobotern für das 3. und 4. Lebensal-

ter (KoBo34): Evaluation von Bedürfnissen

und Technikaffinität der Endnutzer/innen

Eva Jahn Technische Hochschule Rosenheim, Abtei-

lung Forschung und Entwicklung

Rosenheim, Deutschland

[email protected]

Julia Krause Technische Hochschule Rosenheim, Abtei-

lung Forschung und Entwicklung

Rosenheim, Deutschland

[email protected]

Martin Müller Technische Hochschule Rosenheim, Fakul-

tät für Angewandte Gesundheits- und Sozi-

alwissenschaft

Rosenheim, Deutschland

[email protected]

Keywords

Geriatronik, komplexe Intervention, koope-

rative Assistenzrobotik

Hintergrund und Ziele

Robotischen Systemen wird das Potential

zugesprochen, Aufgaben im Alltag älterer

Menschen zu übernehmen und dadurch ein

längeres autonomes Leben zu ermöglichen.

Als Grundlage für die technische Entwick-

lung eines humanoiden kooperativen Assis-

tenzroboters (KoBo) und die Planung von

Nutzerstudien werden die Bedürfnisse aus

Sicht aller Anspruchsberechtigten ermittelt.

Methode

KoBo ist eine komplexe Intervention und

wird gemäß dem Framework des UK-Medi-

cal-Research-Council (MRC) entwickelt

und evaluiert. Bewohnerbezogene Bedürf-

nisse hinsichtlich Einschränkungen in Akti-

vitäten und Teilhabe sowie potentieller Un-

terstützungsbedarf durch Technik wurden

mittels leitfadengestützter Einzel- und

Gruppeninterviews mit Pflegeheimbewoh-

nern/-innen und deren Angehörigen, Be-

schäftigten in Pflegeheimen, sowie Teilneh-

mern/-innen eines Seniorentreffs erhoben.

Datenanalyse der wortwörtlich transkribier-

ten Interviews erfolgte mittels inhaltlich

strukturierender qualitativer Inhaltsanalyse

basierend auf der Internationalen Klassifi-

kation von Funktionsfähigkeit, Behinde-

rung und Gesundheit.

Ergebnisse/ Diskussion

Studienteilnehmer/-innen wurden in zwei

Pflegeheimen und einem Seniorenzentrum

in Oberbayern rekrutiert. Insgesamt wurden

13 leitfadengestützte Einzel- und 10 Grup-

peninterviews mit Bewohnern/-innen

(n=25; 56,0% Frauen; Altersmittelwert 84,3

Jahre; SD 13,0), Angehörigen (n=13; 61,5%

F.; 65,1 J.; SD 12,7), Beschäftigten im Pfle-

geheim (n=14; 71,4% F.; 48,5 J.; SD 9,4)

und Teilnehmer/-innen eines Seniorentreffs

(n=19; 57,9% F.; 76,2 J.; SD 9,0) geführt.

Unterstützungspotenzial wurde insbeson-

dere in den Bereichen Mobilität, Selbstver-

sorgung (Gesundheitserhaltung/ -förde-

rung, Nahrungsaufnahme, Körperhygiene)

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

38

und häusliches Leben identifiziert. Steige-

rung der Mobilität, Unterstützung bei der

Gesundheitserhaltung/ -förderung und Ent-

lastung bei Aufgaben des häuslichen Le-

bens durch Technik sind für die Studienteil-

nehmer/-innen denkbar. Besondere Beden-

ken herrschen beim Einsatz im Zusammen-

hang mit der Körperpflege.

Die Untersuchungsergebnisse stellen die

Grundlage für die Entwicklung von Szena-

rien für die technische Weiterentwicklung,

sowie die Entwicklung von Evaluations-

und Implementierungskonzepten dar.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

39

WORK IN PROGRESS - A QUALITA-

TIVE VIEW ON ELDERLY PEOPLE IN-

TERACTING WITH A HEALTHCARE

ROBOT IN THEIR NATURAL ENVI-

RONMENT

Alina Gasser F&P Robotics

Optikon, Schweiz

[email protected]

Claudia Möller Agaplesion gAG

Frankfurt, Deutschland

[email protected]

Keywords

HRI, anthropomorphism, elderly,

healthcare robot, field study, longterm

Background

The concept of robots in health care has

spread rapidly in the past few years and first

robots are being deployed long-term. The

objective of this study is to investigate the

perception and changes in perception of a

robot called Lio over a time period of at

least three months.

Method

Lio is a flexible robotic arm on a mobile

platform. Project Calliope is starting in June

this year and is planned for six months. Dur-

ing this time interactions with Lio will be

integrated in the everyday life of elderly

people. The effect on anthropomorphism

rating over time will be evaluated with

semi-structured interviews and the God-

speed Questionnaire Series (GQS). The

GQS in the HRI community is used to eval-

uate the perception of social interactions

with robots and consists of five scales that

are relevant to evaluate the perception of

(social) Human-Robot Interaction. The

scales are Anthropomorphism, Animacy,

Likeability, Perceived Intelligence, and Per-

ceived Safety. Six to eight (N=6-8) adults

aged around 85 living at the Agaplesion

Bethanien Diakonie gGmbH will partici-

pate in a between-subject design, taking

place in their natural environment.

Results

This is a follow up to a controlled experi-

ment with a between-subject design from

two years ago, where seventeen (N=17)

adults aged from 70 to 96 years (mean 85),

recruited from local assisted living resi-

dences participated in a controlled experi-

ment with a between-subject design in

which they completed two cooperative

tasks with Lio. Participants saw many ben-

efits and applications for healthcare robots,

but had concerns around such topics as the

loss of personal care.

Implications

Individual attitudes and emotions regarding

robots in general are likely to influence fu-

ture acceptance of their introduction into

health care processes. We would like to pre-

sent a progress report at the conference.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

40

Praxistransfer Pflegetechnologie: Bil-

dungsbedarfe professionell Pflegender

Andrea Paul Universität Oldenburg

Oldenburg, Deutschland

[email protected]

Hannah Bongartz Hanse Institut Oldenburg

Oldenburg, Deutschland

[email protected]

Frauke Wiedermann Hanse Institut Oldenburg

Oldenburg, Deutschland

[email protected]

Julia Gockel Universität Oldenburg

Oldenburg, Deutschland

[email protected]

Keywords

BMBF Pflegeinnovationszentrum (PIZ),

Bedarfsanalyse, Bildungsangebote, Pflege-

technologie, Praxistransfer

Abstract

Technische Unterstützungssysteme und

pflegespezifische Informationstechnolo-

gien sind vielfach im Pflegealltag der unter-

schiedlichen Versorgungssettings ange-

kommen. Um mit der rasanten Technikent-

wicklung Schritt zu halten steht die Praxis

vor der Herausforderung Pflegekräfte lau-

fend im Umgang mit neuen Technologien

zu schulen und weiterzubilden. Diese Stu-

die erhebt den aktuellen Stand an Bildungs-

angeboten sowie den tatsächlichen Bedarf

aus Sicht der Bildungsinstitutionen.

In einer qualitativen Studie wurden Exper-

teninterviews mit Lehrenden und Bildungs-

einrichtungsleitenden im Bereich Pflege ge-

führt und hinsichtlich des aktuellen Stands

und der Bedarfe an Bildungsangeboten be-

züglich Technik in der Pflege ausgewertet.

Aus Sicht der Bildungseinrichtungen sind

die bestehenden Schulungsangebote häufig

zu wenig an die Zielgruppe angepasst oder

fehlen ganz. Weitere Hürden sind die ra-

sante Technikentwicklung, gesetzliche Vor-

gaben und die mangelnde Zeit für (Weiter-

)Bildung. Inhaltlich sollen die Themenbe-

reiche EDV und Dokumentation ausgewei-

tet werden. Auch im Bereich der Pflegein-

formatik, der Technikgrundlagen und der

Ethik werden Bedarfe gesehen. Die fachli-

chen Grundlagen sollten bereits in der Aus-

bildung vermittelt und in Weiterbildung

und Studium vertieft werden. Für die modu-

lar strukturierten und interdisziplinären

Lerninhalte werden zukünftig Lernplattfor-

men, VR und Simulationspuppen bzw. –pa-

tienten gewünscht.

Die schnelle Entwicklung innovativer

Technologien im Bereich Pflege und Medi-

zin erfordert angepasste Bildungsangebote

um den Transfer in die Praxis und einen si-

cheren Umgang mit der Technik zu gewähr-

leisten. Zukünftige Qualifizierungskon-

zepte sollen eine Integration fachthemati-

scher Grundlagen in die Curricula der be-

ruflichen und hochschulischen Bildung be-

inhalten. Vielfältige Angebotsformate wer-

den benötigt, um dieser in ihrer Alters- und

Qualifikationsstruktur heterogenen Berufs-

gruppe der professionell Pflegenden zu ent-

sprechen. Auf die durch Digitalisierung und

Technisierung veränderten Arbeitsprozesse

und professionellen Rollen sollen zuneh-

mend interdisziplinäre Bildungsangebote

vorbereiten.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

41

Pflege 4.0 – Veränderte Arbeitsprozesse

und deren Bedeutung für die berufliche

Bildung

Karoline Malchus Fachhochschule Bielefeld

Bielefeld, Deutschland

[email protected]

Joscha Heinze Fachhochschule Bielefeld

Bielefeld, Deutschland

[email protected]

Marisa Kaufhold Fachhochschule Bielefeld

Bielefeld, Deutschland

[email protected]

Keywords

Digitalisierung, Pflege 4.0, berufliche Bil-

dung, Professionalisierung beruflichen Bil-

dungspersonals, Forschungsprojekt Hu-

manTec

Hintergrund/Fragestellung

Der zunehmende Einsatz digitaler Techno-

logien im Gesundheitswesen verändert die

Arbeitsaufgaben und abläufe des Pflegeper-

sonals. Damit dieses in der Lage ist, zum ei-

nen Aufgaben und Abläufe anforderungsge-

recht durchzuführen und zum anderen Ent-

scheidungs- und Veränderungsprozesse

mitzugestalten, bedarf es entsprechender

Angebote der Aus-, Fort- und Weiterbil-

dung. Für die adäquate Gestaltung solcher

Angebote benötigt das berufliche Bildungs-

personal Kenntnisse darüber, wie die Ver-

änderungen in spezifischen Arbeitskontex-

ten genau aussehen und welche Kompe-

tenzanforderungen an das Personal damit

einhergehen. Hierzu liegen bisher erst in

Ansätzen Forschungserkenntnisse vor. Vor

diesem Hintergrund werden im Projekt Hu-

manTec Fallstudien zu veränderten Arbeits-

prozessen infolge des Einsatzes digitaler

Technologien im Gesundheitswesen durch-

geführt.

Methodik

Es werden zwei Anwendungsfelder digita-

ler Technologien in zwei Einrichtungen der

stationären Altenpflege in den Blick ge-

nommen, von denen anzunehmen ist, dass

deren praktische Relevanz zukünftig weiter

zunehmen wird (mobile elektronische Pfle-

gedokumentation, Televisite). Im Rahmen

der Fallstudien werden leitfadengestützte

Interviews, Arbeitsprozessanalysen und

Workshops durchgeführt.

Ergebnisse

Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass ar-

beitsprozessbezogene Veränderungen und

deren Auswirkungen auf die Anforderun-

gen an die Beschäftigten je nach Anwen-

dungsfeld divergieren. Dies betrifft bei-

spielsweise räumliche und zeitliche As-

pekte sowie die Kommunikation zwischen

den Akteuren.

Schlussfolgerungen/Implikationen für

die Praxis

Dieser Beitrag liefert wichtige Erkenntnisse

in einem bislang wenig erforschten, aber zu-

nehmend bedeutsamer werdenden Hand-

lungsfeld. Darüber hinaus fließen sie im

Projekt HumanTec in die curriculare Aus-

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

42

gestaltung wissenschaftlicher Weiterbil-

dungsangebote für berufliches Bildungsper-

sonal ein.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

43

Pensionisten-Wohnhaus 4.0 - Unterstüt-

zung durch eine eigene Abteilung "Digitale

Entwicklungen"

Petra Bittgen Kuratorium Wiener Pensionisten Wohnhäuser

Wien, Österreich

[email protected]

Keywords

Interdisziplinär, Digitalisierung, Pflege und

Betreuungsplanung, Mensch-Technik-In-

teraktion

Hintergrund/Fragestellung Das Kuratorium Wiener Pensionisten-

Wohnhäuser (KWP) ist mit 8900 Pflege-

und Wohnplätze der größte Anbieter von

Senior*innenbetreuung in Österreich.

Zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen

der Mitarbeiter*innen aus Pflege und Be-

treuung sowie zur Gewährleistung einer

zeitgemäßen Versorgungsqualität wird auf

ein elektronisches Dokumentationssystem,

begleitet durch interne Trainer*innen, um-

gestellt. Es zeigte sich, dass nur durch eine

enge Einbindung der Anwender*innen digi-

tale Veränderungen positiv angenommen

werden können und somit "Arbeit 4.0" in

Pflege und Betreuung ankommt. Diese enge

Zusammenarbeit wird auch für weitere Di-

gitalisierungsvorhaben im Unternehmen

genutzt [1].

Inwieweit kann die Implementierung einer

unternehmensinternen Abteilung zur digita-

len Entwicklung die Mensch-Technik-In-

teraktion aus Mitarbeiter*innenperspektive

unterstützen?

Methodik Seit Anfang 2018 wurden insgesamt über

1.400 Mitarbeiter*innen verschiedener Be-

rufsgruppen wie z.B. Fachsozialbe-

treuer*innen, Heimhilfen, Service- und Kü-

chenpersonal geschult. Zur Anpassung

wurde das Programm von leitfadenbasierten

Interviews begleitet.

Um zukünftige digitale Unterstützungsbe-

darfe herauszufiltern, nahmen 28 Mitarbei-

ter*innen unterschiedlicher Berufsgruppen

an 4 Fokusgruppen teil. Daraus entstande-

nen Transkripte wurden mit einer abgeän-

derten Form des ‚meaning condensation' [2]

analysiert.

Ergebnisse Die Fokusgruppen ergaben, dass eine Vor-

Ort-Unterstützung von unternehmenskun-

digen Trainer*innen, die Inhalte aufgreifen,

den Transfer "vom Alten ins Neue" unter-

stützen und Orientierung bzw. Struktur ge-

ben, essentiell sind. Weiters betonen die

Teilnehmer*innen die Wichtigkeit von Par-

tizipation, Aufwertung und digitaler Kom-

petenzerweiterung durch die neu gegrün-

dete Abteilung.

Schlussfolgerungen/Implikationen für

die Praxis Die Arbeit 4.0 muss in die interaktive Ar-

beitssituation, also in den Arbeitsalltag der

Mitarbeiter*innen hineinpassen und von

dort aus entwickelt werden [3]. Konkret

geht es um die passende Mensch-Technik-

Interaktion [4], mit denen sich die neu ge-

gründete Abteilung auseinandersetzt. Bei-

spielsweise sind Themen wie "Digitale Ein-

bindung von An- und Zugehörigen und ex-

ternen Ärzt*innen sowie Sprachsteuerungs-

funktionen" in dieser Abteilung angesiedelt.

Literatur [1] Kang HJ, Han J, Kwon GH. An Ecolog-

ical Approach to Smart Homes for Health

Care Services: Conceptual Framework of a

Smart Servicescape Wheel. JMIR Mhealth

Uhealth. 2019;7:e12425.

Page 53: Tagungsband der 2. Clusterkonferenz 2019 Innovative … · 2019-09-27 · Ulrich Fischer-Hirchert, Sabrina Hoppstock und Peter Kußmann HealthReality: Rendezvous zweier Welten - Wissenstransfer

Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

44

[2] Kvale S. An Introduction to Qualitative

Research Interviewing. California: SAGE

Publications; 2006.

[3] Digitalisierung im Krankenhaus. Mehr

Technik - bessere Arbeit? [Internet]. Hans

Böckler Stiftung. 2017 [cited 05.04.2018].

Available from: https://www.boeck-

ler.de/5248.htm?produkt=HBS-006759.

[4] Hielscher V, Nock L, Kirchen-Peters S.

Technikeinsatz in der Altenpflege. For-

schung aus der Hans-Böckler-Stiftung. Ba-

den-Baden: edition sigma in der Nomos

Verlagsgesellschaft; 2015.

Page 54: Tagungsband der 2. Clusterkonferenz 2019 Innovative … · 2019-09-27 · Ulrich Fischer-Hirchert, Sabrina Hoppstock und Peter Kußmann HealthReality: Rendezvous zweier Welten - Wissenstransfer

Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

45

Entwicklung eines telemetrisch multisen-

sorischen Dekubitus-Prophylaxe-Systems

unter Berücksichtigung ethischer, rechtli-

cher und sozialer Implikationen (ELSI)

Sandra Korge Björn Schulz Stiftung

Deutschland

[email protected]

Milena, Dr. Bister Humboldt Universität zu Berlin

Berlin, Deutschland

[email protected]

Natalie Jankowski TU Berlin

Berlin, Deutschland

[email protected]

Simon Gallinger TU Berlin

Berlin, Deutschland

[email protected]

Astrid Trachterna GETEMED

Berlin, Deutschland

[email protected]

Keywords

DekuProSys, ELSI, Dekubitusprophyl-

axesystem

Hintergrund und Problemstellung

Dekubitus-Ulzerationen stellen eine der

häufigsten Begleiterscheinungen im Be-

reich der Palliativversorgung von Kindern

und Erwachsenen dar. Für Pflegende ent-

steht häufig ein Konfliktfeld, wenn sie De-

kubitus vermeiden und die Wünsche und

Bedürfnisse der Patient*innen zur Sicher-

stellung einer möglichst hohen Lebensqua-

lität gleichwertig in den Pflegeprozess in-

tegrieren wollen. Im Projekt „DekuProSys“

wird ein sensorgestütztes Dekubitus-Pro-

phylaxe-System für Pflegende in der ambu-

lanten und stationären Palliativversorgung

entwickelt. Ethische, rechtliche und soziale

Implikationen (ESLI) werden bei der Ent-

wicklung des Systems kontinuierlich be-

rücksichtigt.

Methodik

Basierend auf Ergebnissen der sozialwis-

senschaftlichen Begleitforschung und unter

dem Einsatz verschiedener Methoden wie

teilnehmende Beobachtung, leitfadenge-

stützte Interviews und Fokusgruppen wur-

den innerhalb des interdisziplinären Pro-

jektteams ethische, soziale und technische

Anforderungen für das System diskutiert.

Anschließend wurde ein strukturierter und

unter Prof. Manzeschke angeleiteter Work-

shop nach dem Modell zur ethischen Evalu-

ation soziotechnischer Arrangements

(MEESTAR) durchgeführt. Ziel dieses

Workshops war es, konkrete projektspezifi-

sche Empfehlungen für den Projektverlauf

abzuleiten. Dabei wurden die sieben ethi-

schen Dimensionen der Fürsorge, Selbstbe-

stimmung, Sicherheit, Gerechtigkeit, Pri-

vatheit, Teilhabe und Selbstverständnis auf

den Ebenen des Individuums, der Organisa-

tion und Gesellschaft diskutiert und in den

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

46

Stufen von ethisch unbedenklich bis ethisch

unvertretbar hierarchisiert.

Ergebnisse

Das Dekubitus-Prophylaxe-System soll

professionell und informell Pflegende bei

der Durchführung der Dekubitusprophylaxe

innerhalb der Palliativversorgung unterstüt-

zen, indem Anwender*innen zusätzliche In-

formationen bezüglich des Dekubitusrisi-

kos erhalten und in deren Entscheidungsfin-

dung unterstützt werden. Pflegerische

Kompetenzen sollen gefördert und nicht re-

duziert werden. Das System darf für Pfle-

gende keine Belastung darstellen und kei-

nen Antwortzwang hervorrufen. Qualitäts-

kriterien bezüglich der Anwendbarkeit, Si-

cherheit, Privatheit, Datensicherheit und

Datensparsamkeit sowie Finanzierbarkeit

sind zu erfüllen, damit Pflegende das Unter-

stützungssystem akzeptieren und sinnvoll in

den Pflegealltag integrieren können.

Schlussfolgerung

Die sozialwissenschaftliche Begleitfor-

schung, der Einsatz der verschiedenen Me-

thoden wie teilnehmende Beobachtung,

leitfadengestützte Interviews und Fokus-

gruppen sowie der strukturierte und ange-

leitete MEESTAR-Workshop innerhalb des

interdisziplinären Projektteams, stellen eine

geeignete Vorgehensweise dar, um sich mit

der Thematik der ethischen, rechtlichen und

soziotechnischen Anforderungen im der

Technikentwicklung und –gestaltung.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

47

Technologiebasiertes Kommunikationstrai-

ning für Menschen mit erworbenen Hirn-

schädigungen: Ethische, rechtliche und so-

ziale Implikationen

Felix Tirschmann Evangelische Hochschule Ludwigsburg

Ludwigsburg, Deutschland

[email protected]

Kirsten Brukamp Evangelische Hochschule Ludwigsburg

Ludwigsburg, Deutschland

[email protected]

Keywords

Forschungs- und Entwicklungsprojekt Neu-

roCommTrainer, Gehirn-Computer-

Schnittstelle, Pflege von Menschen mit er-

worbenen Hirnschädigungen, Ethi-

sche/rechtliche/soziale Implikatio-

nen(ELSI), Qualitative Inhaltsanalyse

Hintergrund/Fragestellung

Menschen mit erworbenen Hirnschädigun-

gen können ihre Bedürfnisse weder verbal

noch klassisch nonverbal kommunizieren.

Durch Forschung an Gehirn-Computer-

Schnittstellen als innovativen Neurotechno-

logien soll die Kommunikationsfähigkeit

von Menschen mit erworbenen Hirnschädi-

gungen trainiert werden. Die Anbahnung

von Kommunikation und die Befähigung

zur Teilhabe sind Ziele, die im interdiszip-

linären Forschungs- und Entwicklungspro-

jekt NeuroCommTrainer erreicht werden

sollen. Die ethischen, rechtlichen und sozi-

alen Implikationen, die im Kontext von For-

schung und Training entstehen, sind Gegen-

stand qualitativer Ethikstudien.

Methodik

Im interdisziplinären Verbundprojekt Neu-

roCommTrainer werden qualitative Ethik-

studien zur Lebenssituation von Menschen

mit erworbenen Hirnschädigungen in einer

kooperierenden Pflegeeinrichtung durchge-

führt. Spezifische Ethikrisiken wie mögli-

che Lösungswege werden unter Verwen-

dung inhaltsanalytischer Verfahren sichtbar

gemacht.

Ergebnisse

Die inhaltsanalytische Auswertung der Er-

gebnisse demonstriert, welche ethischen

Prinzipien im Kontext von Forschung und

Training durch die Einhaltung ethischer

Standards berücksichtigt werden und wel-

che ethischen Prinzipien nach spezifischen

Lösungen verlangen. Kodifizierte Verfah-

ren, wie die Prüfung durch Forschungs-

ethikkommissionen und die informierte

Einwilligung, wirken risikomindernd, ins-

besondere im Hinblick auf die Autonomie-

und Gerechtigkeits-Prinzipien. Die Berück-

sichtigung sozialer Aspekte, wie achtsamer

Umgang mit Menschen in soziotechnischen

Settings und Einhaltung individuell abge-

stimmter Ruhephasen, sorgt dafür, dass die

Prinzipien der Fürsorge und des Nicht-

Schadens eingehalten werden.

Schlussfolgerungen/Implikationen für

die Praxis

Die Auswertung qualitativer Ethikstudien

liefert wichtige Informationen zur Wahr-

nehmung von Interaktionsmöglichkeiten

und -fähigkeiten bei Menschen mit erwor-

benen Hirnschädigungen. Diese Informati-

onen können zur Prüfung auf Umsetzung

ethischer Prinzipien im Pflege- und For-

schungskontext genutzt werden. Künftige

Forschungsprojekte mit Menschen mit er-

worbenen Hirnschädigungen können auf

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

48

diesen Untersuchungsergebnissen auf-

bauen. Möglicherweise könnten die aufge-

zeigten Lösungsvarianten gruppenspezifi-

scher Ethikkonflikte auch in ähnlich gela-

gerten Forschungskontexten gelingen.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

49

Risikobeurteilung eines robotischen Assis-

tenzsystems zur Unterstützung von Men-

schen mit Amyotropher Lateralsklerose

Robert Klebbe Forschungsgruppe Geriatrie, Charité - Uni-

versitätsmedizin Berlin

Berlin, Deutschland

[email protected]

Cornelia Eicher Forschungsgruppe Geriatrie, Charité - Uni-

versitätsmedizin Berlin

Berlin, Deutschland

[email protected]

Silvana Sacco Evangelische Hochschule Ludwigsburg

Ludwigsburg, Deutschland

[email protected]

Jennifer Zeilfelder FZI Forschungszentrum Informatik

Karlsruhe, Deutschland

[email protected]

Marius Greuèl Pflegewerk Managementgesellschaft mbH

Berlin, Deutschland

[email protected]

Keywords

Forschungsprojekt ROBINA, Robotik-ge-

stütztes Assistenzsystem, Sicherheitsbeur-

teilung, Mensch-Maschine Interaktion

Abstract

Die rasanten technologischen Fortschritte

im Bereich der Robotik eröffnen dieser viel-

fältige Anwendungsfelder auch außerhalb

des industriellen Bereiches. In der Gesund-

heitswirtschaft werden ihre Potentiale ins-

besondere vor dem Hintergrund des drohen-

den Fachkräftemangels und des gleichzeitig

steigenden Bedarfs an Pflege- und Gesund-

heitsleistungen thematisiert. Insgesamt be-

trachtet befindet sich die Robotikforschung

im Gesundheitswesen noch in einem frühen

Entwicklungsstadium, sodass sich aktuell

die Mehrzahl der Systeme im Konzept-

bzw. Pilotstadium befinden. Eine besondere

Herausforderung besteht dabei in der For-

schung zu menschennahen Anwendungsge-

bieten, in deren Zusammenhang eine zuver-

lässige, unmittelbare körperliche Interak-

tion sowie eine damit verbundene Unver-

sehrtheit der Menschen und involvierten

Gegenstände zentrale Anforderungen bil-

den. Diesem Forschungsschwerpunkt wird

im BMBF-geförderten Projekt ROBINA

nachgegangen, in dem ein Roboterarm zur

Unterstützung von ALS-Patienten bei Akti-

vitäten des täglichen Lebens (ATL) entwi-

ckelt wird. Für die angestrebte klinische Te-

stung des entwickelten Gesamtsystems

wurde eine Risikobeurteilung nach Maß-

gabe der ISO 12100 durchgeführt. Ziel die-

ser Untersuchung war es, potentielle Ge-

fährdungen für den Nutzer zu identifizieren,

hinsichtlich ihres Gefahrenpotentials einzu-

schätzen sowie Maßnahmen zur Minderung

von Risiken festzulegen. Ausgehend von ei-

ner Beschreibung der geplanten Evaluati-

onsszenarien präsentieren wir unsere Vor-

gehensweise im Rahmen der Risikoanalyse

sowie die Implikationen der erarbeiteten

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

50

Lösungsmaßnahmen. Wesentliche Erkennt-

nisse bestanden dabei in dem Detailierungs-

grad der Betrachtung, der über das verwen-

dete robotische System hinausgehend

ebenso Bestandteile und Eigenschaften des

Evaluationskontextes miteinschloss. Als

Implikationen für die Praxis lassen sich so-

wohl die Erkenntnisse aus dem Einsatz des

verwendeten Evaluationstools, relevante

Gefährdungsbereiche bei körpernahen

Funktionen sowie Anforderungen an die

Evaluationsumgebung benennen. Ziel ist es

u.a., für einen verantwortungsvollen Um-

gang mit Robotik zu sensibilisieren und

mögliche Herangehensweisen aufzuzeigen.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

51

Sensorbasierte Alarmierungssysteme im

„Service-Wohnen“ – Chancen und Risiken

aus Sicht von Personal und Bewohner*in-

nen

Lilli Bauer Hochschule Ravensburg-Weingarten, IAF

- Institut für Angewandte Forschung

Ravensburg, Deutschland

[email protected]

Barbera Weber-Fiori Hochschule Ravensburg-Weingarten, IAF

- Institut für Angewandte Forschung

Ravensburg, Deutschland

[email protected]

Prof. Dr. Maik H.-J. Winter Hochschule Ravensburg-Weingarten, IAF

- Institut für Angewandte Forschung

Ravensburg, Deutschland

[email protected]

Keywords

IBH Living Lab AAL, Sensorbasiertes

Alarmierungssystem, Selbstständiges Woh-

nen im Alter, Ambient Assisted Living

Hintergrund/Fragestellung

Die Aufrechterhaltung einer möglichst

selbstständigen Lebensführung gewinnt im

Alter zunehmend an Bedeutung [1]. Dabei

werden AAL-Technologien vielfältige Po-

tentiale zugeschrieben, unabhängig davon,

ob sie in Privatwohnungen oder neuen

Wohn- und Versorgungskonzepten zur An-

wendung kommen.

Neben Chancen birgt der Technikeinsatz je-

doch auch Risiken, die frühzeitig erkannt

werden sollten [2], um nicht intendierte Fol-

gen zu verhindern.

Im Fall des „Service-Wohnens“ im Alter

stellt sich zudem die Frage, wie die zwei

zentralen Nutzer*innengruppen dieser

AAL-Technologie das Chancen-Risiken-

Verhältnis aus ihren je unterschiedlichen

Perspektiven beurteilen.

Methodik

Zur Beantwortung dieser Fragestellung

wurde ein zweistufiges, exploratives Ver-

fahren realisiert: (1) eine Fokusgruppendis-

kussion (n=4) mit Beschäftigten (29-61 J.),

darunter Sozialdienst, Pflegedienstleitung,

Bereichs- und Fachbereichsleitung, sowie

(2) leitfadengestützte Interviews (n=10) mit

Bewohner*innen (77-96 J.; w=8, m=2). Die

Datenauswertung erfolgte inhaltsanalytisch

nach Kuckartz (2010).

Ergebnisse

Es zeigt sich, dass das sensorbasierte Alar-

mierungssystem trotz seltener Notfallsitua-

tionen einen Beitrag zum Sicherheitsemp-

finden der Bewohner*innen leistet und wird

aus Bewohner*innenperspektive insbeson-

dere für das eigenständige Leben im Alter

positiv bewertet. Die künftige Anpassung

der Technik an individualisierte Tagespro-

file der Bewohner*innen wird allerdings

aus Personalperspektive als ethische Grat-

wanderung zwischen Sicherheit, Selbstbe-

stimmung und Kontrolle erachtet.

Schlussfolgerungen

Dem sensorbasierten Alarmierungssystem

werden auch in dieser Studie Potentiale zur

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

52

Sicherung eines möglichst langen, selbstän-

digen Lebens zugeschrieben [3], sodass

Chancen für die Verzögerung einer Über-

siedlung in die stationäre Langzeitpflege

bestehen [4]. In Hinblick auf eine sensiblere

Konfiguration der Technik werden laut Per-

sonal jedoch potentielle Risiken erkannt,

die eine Standardisierung sowie Diszipli-

nierung des Lebens im Alter bedeuten

könnten [5]. Insgesamt werden der AAL-

Technologie aus beiden Perspektiven mehr

Chancen als Risiken zugeschrieben.

Literatur

[1] BMFSFJ (Hg.) (2017): Länger zuhause

leben. Ein Wegweiser für das Wohnen im

Alter. Berlin.

[2] Manzeschke, Arne; Assadi, Galia

(2018): Eine ethische Herausforderung. Die

Technisierung von Medizin und Pflege. In:

Herrmann Löffler, Damaris Schmitt und

France Zimmermann (Hg.): Dr. med. Ma-

buse Zeitschrift für alle Gesundheitsberufe.

Technik (43), S. 22–25.

[3] Piazolo, Felix; Ates, Nesrin; Kathrein,

Judith; Förster, Kristina (2018): Smartes

Wohnen im Alter. Ein Orchester der Ak-

teure. In: Wirtschaftsinformatik & Manage-

ment 10 (4), S. 66–77.

[4] Gersch, Martin; Hewig, Michael (2012):

AAL-Geschäftsmodelle im Gesundheits-

wesen - Eine empirisch gestützte Typologie

relevanter Grundtypen ökonomischer Akti-

vitäten zur Nutzung von Ambient Assisted

Living in sich verändernden Wertschöp-

fungsketten. In: Martin Gersch, Joachim

Liesenfeld und Azadeh Amini (Hg.): AAL-

und E-Health-Geschäftsmodelle. Technolo-

gie und Dienstleistungen im demografi-

schen Wandel und in sich verändernden

Wertschöpfungsarchitekturen. 1. Aufl.

Wiesbaden: Gabler Verlag (Gabler Rese-

arch), S. 3–26.

[5] Kollewe, Carolin (2018): Aktiv im Al-

ter? Wie Ambient Assisted Living das All-

tagsleben älterer und alter Menschen beein-

flusst. In: Dr. med. Mabuse Zeitschrift für

alle Gesundheitsberufe, S. 26–28.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

53

Caring Community Living Lab: ein neuer

Ansatz für die Langzeit-Versorgung zu-

hause

Heidi Kaspar Careum Hochschule Gesundheit

Zürich, Schweiz

[email protected]

Claudia Müller Careum Hochschule Gesundheit

Zürich, Schweiz

[email protected]

Katharina Pelzelmayer Careum Hochschule Gesundheit

Zürich, Schweiz

[email protected]

Karin van Holten Careum Hochschule Gesundheit

Zürich, Schweiz

[email protected]

Keywords

Caring Community Living Labs (CareCom-

Labs), Co-Design, Long-term care, Home

care, participatory research

Abstract

Viele Menschen wollen zuhause wohnen –

auch wenn sie aufgrund von Krankheit, Al-

ter oder Behinderung auf umfassende Hilfe

oder Unterstützung angewiesen sind

(Lamura et al. 2006; Otto et al. 2015). Unter

dem Leitsatz «ambulant vor stationär» trägt

die Schweizer Gesundheitspolitik diesem

Bedürfnis Rechnung. Die Umsetzung ist al-

lerdings lückenhaft und nicht nachhaltig.

Die Sorgearbeit zuhause geht weit über

Pflege hinaus; Haushalt und soziale Teil-

habe sind für die Langzeit-Versorgung zu-

hause essentiell (Wächter et al. 2015). Sie

werden aktuell primär von Angehörigen ge-

leistet, die damit oft ihre eigene Gesundheit

riskieren (van Holten et al. 2013).

Wir stellen in diesem Beitrag einen innova-

tiven Ansatz vor, der zwei aktuelle Lö-

sungsansätze für die technologisch ge-

stützte Langzeitpflege zuhause vereint:

- «Caring Communities» ist ein Konzept,

das Sorgearbeit als Gemeinschaftswerk ver-

steht (Klie 2016). Es bietet Orientierungen

zur Umsetzung von Sorge-Netzwerken, die

verschiedenste Akteur/innen auf lokaler

Ebene zusammenbringen, damit Sorgear-

beit und Menschen, die Unterstützung be-

nötigen, im Zentrum von Gemeinschaften

stehen, statt am Rande.

- «Living Lab» bezeichnet eine Lern- und

Explorationsumgebung, in der sich die Ge-

staltung und Evaluation digitaler Lösungen

mit End-Nutzenden vollzieht (Ogonowski

et al., 2018). Co-Design und Testen im und

am Alltag sind zentrale Elemente.

Beide Ansätze arbeiten mit qualitativ-empi-

rischen und Aktionsforschungs-orientierten

Methoden.

Der Caring Community Living Lab-Ansatz

wird gegenwärtig in einem dreijährigen pra-

xisnahen Forschungsprojekt erprobt. Wir

stellen in diesem Beitrag das geplante Vor-

gehen zur Umsetzung solcher neuer Mo-

delle auf lokaler Ebene vor, erläutern das

Potenzial des Ansatzes zur sozialen und

technischen Innovation für die umfassende

Gesundheitsversorgung zuhause und be-

schreiben Risiken und Hürden.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

54

BeHome: Für ein selbstbestimmtes und si-

cheres Wohnen

Arno Elmer Better@Home Service GmbH

Berlin, Deutschland

[email protected]

Keywords

Digitale Assistenzsysteme, AAL, altersge-

rechtes Wohnen, Vereinbarkeit von Beruf

und Pflege, länger zu Hause wohnen

Abstracts

Bedingt durch Entwicklungen wie

demografischer Wandel,

Mangel an Fachkräften insbesondere Pfle-

gekräften sowie ärztlicher Versorgung,

Singularisierung (immer mehr allein woh-

nende Senioren),

Urbanisierung

weiter steigender Kostendruck für die So-

zialversicherungssysteme,

dem Wunsch älterer Menschen, ihren Le-

bensabend im gewohnten und sozialen

Umfeld

Digitalisierung, d.h. zunehmende Verfüg-

barkeit von leistungsfähiger und

preisgünstiger Hard- und Software sowie

notwendiger Bandbreiten zur

Datenübertragung

zunehmende technische Affinität in der

Bevölkerung

gibt es einen ständig wachsenden Bedarf

und eine Nachfrage nach technikgestützten

Konzepten, die es älteren und hilfs- bzw.

pflegebedürftigen Menschen ermöglichen,

so lange wie möglich sicher und selbstbe-

stimmt in Würde zu Hause

wohnen zu bleiben.

Obwohl der Markt groß ist (es gibt allein ca.

3,4 Millionen pflegebedürftige

Menschen in Deutschland, von denen 75%

zu Hause versorgt werden) und der

Bedarf ständig steigt, gibt es bisher wenig

erfolgreiche Anbieter oder

flächendeckend verfügbare Lösungen.

BeHome bietet eine innovative Komplettlö-

sung, die es älteren und hilfe- bzw.

pflegebedürftigen Menschen ermöglicht,

länger und besser zu Hause zu leben.

BeHome bietet als einziges Unternehmen in

Deutschland eine zuverlässige

Lösungsplattform für altersgerechtes Woh-

nen mit digitalen Assistenzsystemen

inklusive eines umfassenden Dienstleis-

tungsangebotes aus einer Hand. Wir

kombinieren bewährte Produkte und Ser-

vices unserer Partnerunternehmen, die

kundenspezifisch konfiguriert werden kön-

nen. Dies schafft höhere Sicherheit und

vereinfachte Kommunikationsmöglichkei-

ten zwischen Bewohner und dem

sozialen Umfeld, ohne in Notsituationen auf

proaktives Mitwirken des

Pflegebedürftigen angewiesen zu sein. Da-

bei ergeben sich neue und nachhaltige

Geschäfts- und Versorgungsmodelle für

Wohnungsunternehmen, Kranken- und

Pflegekassen, Arbeitgeber, Städte und

Kommunen sowie ambulante oder teil-

/stationäre Pflegeeinrichtungen.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

55

Einsatz von Robotik im Gesundheitswesen:

Mehrwerte – Einsatzszenarien – Treiber

und Hemmnisse

Marija Radic Fraunhofer-Zentrum für Internationales

Management und Wissensökonomie,

Fraunhofer IMW

Leipzig, Deutschland

[email protected]

Agnes Vosen Fraunhofer-Zentrum für Internationales

Management und Wissensökonomie,

Fraunhofer IMW

Leipzig, Deutschland

[email protected]

Birgit Graf Fraunhofer Institut für Produktionstechnik

und Automatisierung, Fraunhofer IPA

Stuttgart, Deutschland

[email protected]

Keywords

Assistenzroboter, ASARob, Pflege, Klinik,

ELSI

Abstract

Der Markt für Assistenzroboter entwickelt

sich sehr dynamisch. Das Gesundheitswe-

sen wird dabei als ein Bereich angesehen, in

dem Roboter zukünftig verstärkt zur Entlas-

tung des Personals eingesetzt werden könn-

ten. Das Ziel der Studie ist es, die Bedürf-

nisse und Anforderungen hinsichtlich des

Einsatzes von Assistenzrobotern im Ge-

sundheitswesen in Kliniken und Pflegeein-

richtungen zu erfassen und damit mögliche

Szenarien, Treiber und Hemmnisse in die-

sem Bereich zu erforschen.

Anhand einer Onlinebefragung wurden

bundesweit über 150 Kliniken und Pflege-

einrichtungen im Zeitraum von Oktober bis

Dezember 2018 befragt. Neben der Ein-

schätzung des Mehrwerts und vorhandener

Erfahrungen wurden auch ethische, rechtli-

che, ökonomische und soziale Aspekte so-

wie Treiber und Hemmnisse analysiert.

Desinfektions- und Reinigungsrobotern

wird aktuell der höchste Mehrwert zuge-

schrieben. Roboter zur Unterstützung der

Körperhygiene werden als wenig nutzbrin-

gend gesehen. Die Mehrzahl der Teilneh-

mer ist nicht besorgt, dass Assistenzroboter

Arbeitsplätze im Gesundheitswesen erset-

zen werden. Insbesondere personalisierte

Kommunikation mit Robotern wird über-

wiegend positiv gesehen. Im Hinblick auf

Datenschutz und die Abnahme des mensch-

lichen Kontakts sind die Teilnehmer geteil-

ter Meinung. Der größte Vorteil von Robo-

terassistenten im Gesundheitswesen wird in

der Entlastung des Personals, der Steige-

rung der Arbeitgeberattraktivität und effizi-

enteren Abläufen gesehen. Als Hindernisse

werden v.a. Finanzierung, Datenschutz und

rechtliche Hindernisse genannt.

Aus den Ergebnissen lässt sich schlussfol-

gern, dass in politischer Hinsicht primär die

rechtlichen Rahmenbedingungen hinsicht-

lich Datenschutz sowie Arbeitsschutz ge-

klärt werden müssen. Für Hersteller ist es

wichtig, auf Datenschutz und Datensicher-

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

56

heit zu achten sowie die Technik in der Pra-

xis aufgrund der signifikanten Korrelation

zwischen Mehrwert und Erfahrung in die

Erprobung zu bringen.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

57

Auslegung von Assistenzfunktionen für die

robotische Unterstützung älterer Menschen

am Esstisch unter Berücksichtigung ethi-

scher und sicherheitstechnischer Randbe-

dingungen

Florian Jordan Fraunhofer Institut für Produktionstechnik

und Automatisierung, Fraunhofer IPA

Stuttgart, Deutschland

[email protected]

Birgit Graf Fraunhofer Institut für Produktionstechnik

und Automatisierung, Fraunhofer IPA

Stuttgart, Deutschland

[email protected]

Richard Bormann Fraunhofer Institut für Produktionstechnik

und Automatisierung, Fraunhofer IPA

Stuttgart, Deutschland

[email protected]

Jan-Hendrik Worch

Universität Bremen

Bremen, Deutschland

[email protected]

Mona Abdel-Keream Universität Bremen

Bremen, Deutschland

[email protected]

Michael Neumann Universität Bremen

Bremen, Deutschland

[email protected]

Patrick Mania Universität Bremen

Bremen, Deutschland

[email protected]

Michael Beetz Universität Bremen

Bremen, Deutschland

[email protected]

Christian Emmerich Roboception GmbH

München, Deutschland

[email protected]

Raphael Schaller Roboception GmbH

München, Deutschland

[email protected]

Michael Suppa

Roboception GmbH

München, Deutschland

[email protected]

Darko Katić ArtiMinds Robotics GmbH

Karlsruhe, Deutschland

[email protected]

Florian Aumann ArtiMinds Robotics GmbH

Karlsruhe, Deutschland

[email protected]

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

58

Gabi Blume Stiftung Evangelische Altenheimat

Stuttgart, Deutschland

[email protected]

Ronny Martin Stiftung Evangelische Altenheimat

Stuttgart, Deutschland

[email protected]

Keywords

Serviceroboter, Nahrungsbereitstellung,

Ethik, Sicherheit, RoPHa

Abstract

Assistenzroboter stellen eine Möglichkeit

dar, den Auswirkungen des Pflegekräfte-

mangels entgegenzuwirken. Zum Beispiel

könnten sie Personen mit motorischen De-

fiziten bei Handhabungsaufgaben im häus-

lichen Umfeld unterstützen. Im Rahmen des

Projektes „RoPHa“ sollen hierfür Wahrneh-

mungs- und Manipulationsfunktionen ent-

wickelt werden. Dabei wird als Use Case

die mundgerechte Bereitstellung von Nah-

rung als technisch umsetzbares und sinnvoll

unterstützendes Szenario betrachtet.

Für die Auslegung der umzusetzenden As-

sistenzfunktionen wurden Anforderungen

aus unterschiedlichen Blickwinkeln erar-

beitet. Zuerst wurden auf Basis von vor-

Ort-Beobachtungen und Diskussionen rele-

vante Aufgaben des Pflegepersonals identi-

fiziert. Darauf aufbauend wurde das umzu-

setzende Roboterszenario weiter ausgear-

beitet. Von den Partnern wurden Anforde-

rungen an technische Komponenten abge-

leitet, zudem wurde für alle Teilaufgaben

eine Risikoanalyse durchgeführt und Maß-

nahmen zur Gefährdungsvermeidung defi-

niert. Im Rahmen eines Ethikworkshops

wurden anhand des MEESTAR-Modells

verschiedene moralische Bewertungsdi-

mensionen diskutiert.

Als relevante Teilaufgaben wurde zwischen

„Vorbereitenden Aufgaben“, „Assistenz am

Tisch“ und „Interaktion“ unterschieden.

Durch die Risikoanalyse wurden besonders

die Risiken durch scharfes Besteck oder

Verbrühen hervorgehoben. Mithilfe einer

Positionserfassung des Nutzers und einer

Temperaturerfassung könnten diese ent-

schärft werden. Im Rahmen des Ethik-

workshops konnten mehrere zentrale Frage-

stellungen hinsichtlich des Robotereinsat-

zes identifiziert werden, beispielsweise die

Frage danach, wer Anspruch auf einen As-

sistenzroboter hätte und dass hierdurch

keine 2-Klassen-Pflege entsteht.

Die Durchführung einer umfangreichen An-

forderungsanalyse bereits zu Beginn der

Entwicklungen hat sich im weiteren Pro-

jektverlauf als sehr vorteilhaft erwiesen.

Insbesondere wurde sichergestellt, dass alle

Partner auf das gleiche Ziel hinarbeiten und

die entwickelten Lösungen den Anforde-

rungen der Praxis entsprechen. Die fort-

schreitenden Arbeiten ergaben auch, dass

nicht alle Randbedingungen direkt absehbar

waren, daher sollten diese kontinuierlich

geprüft und gegebenenfalls erweitert wer-

den.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

59

Adaptive Robotik in der neurologischen

Frühmobilisation: Ethische und soziale As-

pekte

Verena Buddenberg Evangelische Hochschule Ludwigsburg

Ludwigsburg, Deutschland

[email protected]

Kirsten Brukamp Evangelische Hochschule Ludwigsburg

Ludwigsburg, Deutschland

[email protected]

Keywords

Forschungs- und Entwicklungsprojekt, Mo-

bilisation Intensiv-Pflegebedürftiger durch

adaptive Robotik (MobIPaR), Rehabilita-

tion, Neurologie, Ethische / rechtliche / so-

ziale Implikationen

Hintergrund/Fragestellung

Das interdisziplinäre Forschungs- und Ent-

wicklungsprojekt „Mobilisation Intensiv-

Pflegebedürftiger durch adaptive Robotik“

(MobIPaR) intendiert den Einsatz von

adaptiver, robotikgestützter Technik an ei-

nem vertikalisierbaren Pflegebett zur frühen

Mobilisation und Rehabilitation von neuro-

logischen Pflegebedürftigen. Kooperations-

partnerinnen und -partner stammen aus den

Bereichen Technik-, Gesundheits-, Pflege-,

Rechts- und Sozialwissenschaften. Zur em-

pirischen Untersuchung von ethischen und

sozialen Aspekten wurde unter anderem das

Modell zur ethischen Evaluation sozio-

technischer Arrangements (MEESTAR) im

Rahmen eines Workshops eingesetzt, bei

dem es einen strukturieren und moderierten

Diskurs ermöglichte. Zur Fundierung der

empirischen Vorgehensweise wird der the-

oretische Hintergrund aufgezeigt, um rele-

vante ethische Kategorien aufzudecken.

Methodik

Eine theoretische Literaturstudie schließt an

die Inhalte des MEESTAR-Konzepts sowie

die Ergebnisse des entsprechenden Work-

shops an.

Ergebnisse

Das ethische Konzept der Selbstbestim-

mung spielt eine wesentliche Rolle und ist

mit den Aspekten der Individualisierung,

Eigenverantwortung und Selbstoptimierung

verbunden. Erkrankte Patientinnen und Pa-

tienten gelten als vulnerable Personen und

können die Möglichkeiten und Chancen der

Selbstbestimmung oftmals nicht vollständig

nutzen. Alternative Denkansätze reformu-

lieren das Spannungsverhältnis zwischen

Autonomie und Abhängigkeit. Die theoreti-

sche Konstruktion des Subjekts kann (wie-

der) von seiner Leiblichkeit her gedacht

werden.

Schlussfolgerungen/Implikationen für

die Praxis

Empirische Herangehensweisen zeigen

ethische und soziale Aspekte im Rahmen

von interdisziplinären Diskursen auf. Die

theoretischen Hintergründe und philosophi-

schen Denkrichtungen kontextualisieren die

empirischen Ergebnisse und besitzen wie-

derum Auswirkungen auf die folgenden

empirischen Untersuchungen in klinischen

Kontexten.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

60

Effektivität innovativer technologischer In-

terventionen in der Pflege -

Ergebnisse eines Scoping Reviews

Kai Huter Universität Bremen, SOCIUM - For-

schungszentrum Ungleichheit und Sozial-

politik

Bremen, Deutschland

[email protected]

Tobias Krick Universität Bremen, SOCIUM - For-

schungszentrum Ungleichheit und Sozial-

politik

Bremen, Deutschland

[email protected]

Dominik Domhoff Universität Bremen - Institut für Public

Health und Pflegeforschung (IPP)

Bremen, Deutschland

[email protected]

Kathrin Seibert Universität Bremen - Institut für Public

Health und Pflegeforschung (IPP)

Bremen, Deutschland

[email protected]

Karin Wolf-Ostermann Universität Bremen – Institut für Public

Health und Pflegeforschung (IPP)

Bremen, Deutschland

[email protected]

Heinz Rothgang Universität Bremen, SOCIUM – For-

schungszentrum Ungleichheit und Sozial-

politik

Bremen, Deutschland

[email protected]

Hintergrund

Das Forschungsfeld innovativer Technolo-

gien für die Pflege ist inzwischen sehr breit.

Ziel des vorzustellenden Scoping Reviews

ist es, aufzuzeigen, für welche Technolo-

gien Forschungsergebnisse vorliegen, die

(valide) Hinweise auf die Effektivität der

Technologien in Bezug auf patienten-, pfle-

gekraft- oder organisationsrelevante End-

punkte bieten.

Methodik

Eine systematische Literatur- recherche in

den Datenbanken Medline, Scopus, CI-

NAHL, Cochrane Library, ACM Digital

Library, IEEE Xplore, the Collection of

Computer Science Bibliographies, GeroLit

und CareLit wurde durchgeführt. Insgesamt

wurden die Titel von 19.510 wissenschaftli-

chen Publikationen aus dem Zeitraum Ja-

nuar 2011 bis März 2018 gesichtet. In ei-

nem ersten Auswertungsschritt wurden 715

Publikationen extrahiert, die auf Akzeptanz,

Effektivität oder Effizienz der untersuchten

Technologien zielen. Im hier dargestellten

zweiten Auswertungsschritt wurden die Er-

gebnisse derjenigen Studien vertiefend aus-

gewertet, die die Effektivität der Technolo-

gie mit Bezug auf für Patient*innen, Pflege-

bedürftige, Pflegekräfte oder die Pflegeein-

richtungen relevante Endpunkte untersuch-

ten.

Ergebnisse

In die vertiefte Analyse wurden 123 Einzel-

studien, sowie 31 systematische Über-

blicksarbeiten einbezogen. Die Technolo-

giebereiche umspannen ein breites Feld von

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

61

Informations- und Kommunikations- tech-

nologien, Robotik, Sensoren, Monitoring,

Tracking, Virtual Reality, Serious Games,

elektronische Patientenakten, AAL und in-

novative unterstützende Hilfsmittel. Stu-

dien mit einem hohen Evidenzlevel (RCTs)

existieren für fast alle Technologiebereiche

nur wenige. Das Scoping Review zeigt dar-

über hinaus auf, für welche Technologiebe-

reiche Studien mit positiven Ergebnissen

auf niedrigerem Evidenzlevel vorliegen.

Schlussfolgerungen

In Relation zur Anzahl der Publikationen ist

der Anteil von Studien, die für Patient*in-

nen, Pflegekräfte oder Pflegeeinrichtungen

relevante Outcomes untersuchen sehr nied-

rig. Die Ergebnisse des Scoping Reviews

geben Hinweise, welche Bereiche zukünftig

verstärkt durch Studien mit höherem Evi-

denzlevel beforscht werden sollten.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

62

Technikbereitschaft von Pflegenden bei ro-

botischen Systemen - Pädagogische Konse-

quenzen zur Implementierung technischer

Innovationen in der Pflege

Thomas Prescher Wilhelm Löhe Hochschule Fürth/Professur

für Berufspädagogik

Fürth, Deutschland

[email protected]

Jürgen Zerth Forschungsinstitut IDC der Wilhelm Löhe

Hochschule Fürth

Fürth, Deutschland

[email protected]

Sebastian Müller Forschungsinstitut IDC der Wilhelm Löhe

Hochschule Fürth

Fürth, Deutschland

[email protected]

Michael Schneider Forschungsinstitut IDC der Wilhelm Löhe

Hochschule Fürth

Fürth, Deutschland

[email protected]

Peter Jaensch Forschungsinstitut IDC der Wilhelm Löhe

Hochschule Fürth

Fürth, Deutschland

[email protected]

Hintergrund

Im Rahmen des BMBF Projekts Pflegepra-

xiszentrum (PPZ) Nürnberg werden in fünf

Pflegesettings moderne Pflegetechnologien

erprobt und Implementierungsbedingungen

und -hürden untersucht.

Methoden

Ausgangspunkt für die Ableitung organisa-

tionstheoretischer Ansatzpunkte zur Förde-

rung einer erfolgreichen Technologieimple-

mentierung war eine quantitative Erhebung

in den Pflegesettings. Dabei wurde einer-

seits die ungerichtete Technikbereitschaft

erhoben (Neyer et al. 2012) und andererseits

Perspektiven der Dekubitusprophylaxe an-

hand von drei konkreten Anwendungsfällen

(Vignetten) – Sensorik/Sensorik und selbst-

drehende Matratze/Sensorik und Roboter –

mittels drei Konstrukten – Nützlich-

keit/Skepsis/ethische Bedenken – bewertet.

Fragestellungen: Gibt es Unterschiede in

den Bewertungen der Vignetten? Welche

Faktoren bestimmen diese und welche ak-

teursbezogenen Konsequenzen folgen dar-

aus?

Ergebnisse

Die durchschnittliche Nützlichkeitsbewer-

tung nimmt von Vignette 1 (3,71 auf einer

5er Skala) über Vignette 2 (3,46) zu Vig-

nette 3 (2,82) ab. Die Skepsis (2,58; 3,01;

3,66) und ethische Bedenken (2,41; 3,00;

3,91) nehmen über die drei Vignetten zu.

Die Unterschiede zwischen Vignette 2 und

3 hängen signifikant mit dem Konstrukt

Technikkontrollüberzeugung aus dem

Technikbereitschaftsinstrument zusammen.

In der Interpretation der Ergebnisse heißt

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

63

das, dass aus Akteurssicht wesentliche Wi-

derstände zur Implementierung technischer

Innovationen aus der vermuteten Gefähr-

dung, dass die eigene Kontrolle über den

technischen Prozess und den draus folgen-

den Konsequenzen für den pflegerischen

Prozess und den Nutznießer – die gepflegte

Person - verloren gehen könnte, resultieren.

Diskussion

Anhand der Strukturmatrix zur Organisati-

onsanalyse und -entwicklung nach Kühl

(2016) werden Ergebnisse diskutiert und or-

ganisationstheoretische und pädagogische

Ansatzpunkte abgeleitet. Kühl unterschei-

det drei Ebenen der Verhaltensänderung,

aus denen Handlungsempfehlungen bezüg-

lich Anwendung, Einsicht und Prozessin-

tegration abgeleiteten werden können.

Page 73: Tagungsband der 2. Clusterkonferenz 2019 Innovative … · 2019-09-27 · Ulrich Fischer-Hirchert, Sabrina Hoppstock und Peter Kußmann HealthReality: Rendezvous zweier Welten - Wissenstransfer

Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

64

Virtual Reality als Angebot der Sozialen

Betreuung in der Altenpflege– ein Werk-

stattbericht zu Nutzungserlebnissen und

Implikationen des Praxiseinsatzes

Verena Palzer Hochschule Würzburg-Schweinfurt

Würzburg & Schweinfurt, Deutschland

[email protected]

Jacqueline Schroll-Würdig Nürnbergstift

Nürnberg, Deutschland

[email protected]

berg.de

Tim Loose Hochschule Würzburg-Schweinfurt

Würzburg & Schweinfurt, Deutschland

[email protected]

Christian Bauer Hochschule Würzburg-Schweinfurt

Würzburg & Schweinfurt, Deutschland

[email protected]

Peter Bradl Hochschule Würzburg Schweinfurts

Würzburg & Schweinfurt, Deutschland

[email protected]

Keywords

ELSI+, Virtual-Reality, Nutzungserlebnis,

Werkstattbericht, PPZ-Nürnberg

Hintergrund und Zielsetzung Aufgabe des Pflegepraxiszentrum Nürn-

berg (PPZ-Nürnberg) ist es, innovative

MTI-Lösungen für den Pflegebereich pra-

xisnah zu testen und zu evaluieren. Eine der

Initialtestungen im PPZ-Nürnberg ist die

Erprobung einer Virtual-Reality-Anwen-

dung (VR-Anwendung). Im Setting der So-

zialen Betreuung des NürnbergStifts, eines

kommunalen Altenpflegeheimbetreibers,

wird hierzu das Jahrmarktspiel VIARRO

hinsichtlich verschiedener Kriterien unter-

sucht. Ein Ziel dabei ist die Analyse des

empfundenen Nutzungserlebnisses der VR-

Anwendung. Darüber hinaus gilt es, die

Kosten sowie mögliche Hürden, welche die

Implementierung der Anwendung als neues

Angebot in der Sozialen Betreuung er-

schweren, zu identifizieren.

Methode Die Testkonzeption erfolgt partizipativ mit

Mitarbeitern der Sozialen Betreuung und

gestützt auf den im PPZ-Nürnberg entwi-

ckelten ELSI+-Ansatz (Bauer et al., 2018).

Die Implementierung technischer Innovati-

onen wird dabei grundsätzlich als Verände-

rung des zugehörigen soziotechnischen

Systems begriffen (Fuchs-Frohnhofen et al.,

2018). Daten zum Nutzungserlebnis werden

durch Befragungen der Bewohner anhand

des User Experience Questionnaire (Laug-

witz et al., 2008) erhoben. Die Messung der

Benutzerfreundlichkeit aus der Perspektive

der Mitarbeiter basiert auf der System Usa-

bility Scale (Brooke, 1996). Die Implemen-

tierungskosten sowie mögliche organisato-

rische und prozessuale Hürden werden

durch eine Gesamtkostenbetrachtung (Total

Cost of Ownership) sowie eine qualitative

Analyse von Selbstaufschreibungen der

Mitarbeiter sowie eigene Beobachtungen

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

65

des Anwendungsprozesses ermittelt.

Ergebnis Ergebnis der hier beschriebenen explorati-

ven Untersuchungen sind Erkenntnisse zum

Einsatz einer VR-Anwendung im Kontext

der Sozialen Betreuung in der Altenpflege.

In Form eines Werkstattberichts sind Erfah-

rungen des praktischen Einsatzes dokumen-

tiert. Neben Aussagen zum Nutzungserleb-

nis, der Benutzerfreundlichkeit und den

Kosten der Technologie, wird dargestellt,

welchen Einfluss die Integration der VR-

Anwendung auf den Betreuungsalltag von

Bewohnern, Mitarbeitern und Einrichtung

hat.

Literatur

Bauer, C., Bradl, P., Loose, T., Zerth, J.,

Müller, S., Schneider, M., & Prescher, T:

Entwicklung eines Organisationskonzepts

zur praxisnahen Testung und Evaluation in-

novativer MTI-Lösungen in verschiedenen

Pflegesettings. Zukunft der Pflege Ta-

gungsband der 1. Clusterkonferenz 2018,

51.

Brooke, J. (1996). SUS-A quick and dirty

usability scale. Usability evaluation in in-

dustry, 189(194), 4-7.

Fuchs-Frohnhofen, P., Blume, A., Ciesin-

ger, K. G., Gessenich, H., Hülsken-Giesler,

M., Isfort, M., ... & Weihrich, M. (2018):

Arbeit und Technik 4.0 in der professionel-

len Pflege.

Laugwitz, B., Held, T., & Schrepp, M.

(2008, November). Construction and evalu-

ation of a user experience questionnaire. In

Symposium of the Austrian HCI and Usa-

bility Engineering Group (pp. 63-76).

Springer, Berlin, Heidelberg.

Page 75: Tagungsband der 2. Clusterkonferenz 2019 Innovative … · 2019-09-27 · Ulrich Fischer-Hirchert, Sabrina Hoppstock und Peter Kußmann HealthReality: Rendezvous zweier Welten - Wissenstransfer

Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

66

Posterpräsentationen

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

67

Systematische „Markt- und Nutzerinforma-

tion“ in der Pflege – auf dem Weg von der

Technikbereitschaft zur Nachfrage

Juergen Zerth Forschungsinstitut IDC der Wilhelm Löhe

Hochschule Fürth

Fürth, Deutschland

[email protected]

Peter Jaensch Forschungsinstitut IDC der Wilhelm Löhe

Hochschule Fürth

Fürth, Deutschland

[email protected]

Michael Schneider Forschungsinstitut IDC der Wilhelm Löhe

Hochschule Fürth

Fürth, Deutschland

[email protected]

Sebastian Müller Forschungsinstitut IDC der Wilhelm Löhe

Hochschule Fürth

Fürth, Deutschland

[email protected]

Keywords

Innovationsanalogien, Adoptionsprädik-

tion, Technikkompetenz, Technikkontroll-

überzeugung, Prinzipal-Agenten-Beziehun-

gen

Hintergrund

Der erfolgreiche Einsatz von Pflegetechno-

logien scheitert häufig an der passenden Im-

plementierung in organisatorische Kontexte

und zwar sowohl aus Sicht der Nutzer

(„Agenten“) als auch der Entscheider über

die Implementierung („Prinzipale“). Analo-

gien aus traditionellen Produktmärkten las-

sen sich auf die Pflege nur unzureichend

übertragen und darüber hinaus adressiert

die Innovationstheorie selbst die Bedingun-

gen von Adoption und Diffusion wenig dif-

ferenziert.

Methodische Vorgehensweise

Zur Darstellung einer prädiktiven Bewer-

tungslogik im PPZ Nürnberg wird ein Be-

wertungsansatz (ELSI+-Ansatz) entwickelt,

der sich am Throughput Modell orientiert.

Ein erweitertes Diffusionsmodell im Sinne

von Rogers (2003) findet Verwendung. Da-

rin lässt sich die Adoption innerhalb eines

definierten Settings auf akteursbezogener

Ebene als eine Funktion von (Technik-)Be-

reitschaft, Implementierungsbedingungen

und –fähigkeiten beschreiben. Als erster

Test für die Abschätzung der Adoptionsbe-

reitschaft wurde die ungerichtete Technik-

bereitschaft nach Neyer et al. (2012) bei

Pflegenden (N=347) untersucht.

Ergebnisse

Es lässt sich zeigen, dass der Score der

Technikbereitschaft sowohl zwischen den

Geschlechtern als auch insbesondere im

Faktor pflegenahe Aufgaben überzufällig

unterschiedlich ist. Je pflegenäher die Ak-

teure ihre Tätigkeit sehen, desto stärker ge-

wichten sie zwar eigene Technikkompetenz

(4,2 zu 3,9 auf 5er Skala), schätzen aber ihre

eigene Technikkontrollüberzeugung hin-

sichtlich der Einflussnahme auf den Pflege-

outcome und die Beziehung zum Gepfleg-

ten niedriger ein, was sich in der niedrigeren

Technikontrollüberzeugung widerspiegelt

(3,4 zu 3,6).

Implikationen für die Praxis

Die Unterschiede zwischen akteursbezoge-

ner Technikkompetenz und erwarteter

Technikkontrollüberzeugung mit wachsen-

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

68

der Pflegenähe weist auf Unterschiede zwi-

schen Nutzer- und Entscheiderebene hin.

Ein Abgleich der Zielvorstellungen von

Pflegeakteuren und Investitionsverantwort-

lichen kann ein wichtiger Baustein zur For-

mulierung eines Modells zur Implementie-

rungsprädiktion sein.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

69

Mobiles Notrufsystem mit automatischer

Alarmierung

Anne Browa Vitatel GmbH

Oberkotzau, Deutschland

[email protected]

Achim Hager Vitatel GmbH

Oberkotzau, Deutschland

[email protected]

Keywords

Hausnotruf, digitale Pflege, automatischer

Notruf

Hintergrund

Die Vitatel GmbH hat sich zum Ziel gesetzt,

ein „mobiles Notrufsystem“ auf den Markt

zu bringen. Als Vertriebsorganisation hat

sich die Geschäftsleitung mit dem finni-

schen Hersteller Vivago in Verbindung ge-

setzt. Vivago bietet ein Hausnotrufsystem

an, das neben der Alarmierung auf Knopf-

druck auch die automatische Alarmierung

bei Bewegungslosigkeit ermöglicht. Diese

innovative Lösung sollte nicht nur im häus-

lichen Umfeld funktionieren, sondern auch

unterwegs.

Methodik

Bestandteile der Lösung sind die Vivago

CareWatch und die Anbindung an den Vi-

vagoVistaServer zur Auswertung. Das tra-

ditionelle System überträgt Daten via

Domi-Station. Diese wurde ersetzt durch

die Einbindung eines Smartphones (andro-

idbasiert) und der Chip in der CareWatch

zur Übertragung der Daten wurde mit einem

Bluetooth-Chip ersetzt. Die Pflegeuhr über-

trägt Bewegungsdaten des Nutzers via

Bluetooth an das Smartphone und von dort

werden diese über eine App datenschutz-

konform an den VivagoVistaServer übertra-

gen.

Der Server bietet Auswertungen in Bezug

auf Aktivitäten, Schlafqualität und –quanti-

tät. Diese Auswertungen dienen der Be-

obachtung in der Pflege und zur frühzeiti-

gen Feststellung von Veränderungen im

Verhalten. Diese Veränderungen können

Hinweise auf eine gesundheitliche Ver-

schlechterung oder nach einer Rehamaß-

nahme auch Verbesserung darstellen.

Ergebnisse

Alarmierungen werden aufgrund der verän-

derten „normalen“ Aktivität ausgelöst. Es

wird zwischen Verschlechterungs- und Not-

fallalarm unterschieden.

Schlussfolgerung

Das neue Produkt Vivago MOVE™ basiert

auf den Erfahrungswerten des Vivago Care

Systems. Sicherheit und Mobilität schließen

sich in der Pflege nicht aus, im Gegenteil

wir prognostizieren eine Verbesserung der

individuellen gesundheitlichen Situation.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

70

Rethinking Care Robots - Interdisziplinäre

Strategien für robotische Assistenzsysteme

im Pflegekontext

Eva Hornecker Bauhaus Universität Weimar

Weimar, Deutschland

[email protected]

Andreas Bischof Technische Universität Chemnitz

Chemnitz, Deutschland

[email protected]

nitz.de

Norbert Krüger Mærsk Mc-Kinney Møller Instituttet

Odense, Dänemark

[email protected]

Wolfgang Sattler Bauhaus Universität Weimar

Weimar, Deutschland

[email protected]

Keywords

ReThiCare, Robotik, Pflegetechnologie,

Methoden, Design

Hintergrund

Die Erwartungen an robotische Assistenz-

systeme werden durch kulturelle Bilder des

technologisch Machbaren beeinflusst: So-

wohl in Massenmedien als auch in For-

schungsförderung und sogar in der Robotik-

forschung werden Roboter vorwiegend als

menschenähnliche Erscheinungen darge-

stellt. Dies führt zu problematischen Über-

schätzungen der technischen Leistungsfä-

higkeit von Robotern. Die Diskussion über

Robotiksystemen im Pflegekontext wird

von diesen kulturell geteilten Bildern ge-

prägt – anstatt von den tatsächlichen Be-

dürfnissen und Anforderungen der Nut-

zungssituation Pflege. Hinzu kommt, daß

vorwiegend in die Entwicklung von aus

technologischer Sicht ‘interessanter’ Robo-

ter investiert wird, welche höchstens sehr

langfristig für reale Pflegesituationen nutz-

bringend sein werden.

Methodologie

Unser Ziel ist es, Methoden und Ansätze für

die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu

untersuchen, die zu einer angemesseneren

Gestaltung von Robotiksystemen zur Pfle-

geunterstützung führen. Das Projekt ReThi-

Care bringt Experten für Robotik, maschi-

nellem Lernen, Soziologie, Produktdesign

und Human-Computer Interaction sowie lo-

kale Pflegeeinrichtungen in Deutschland

und Dänemark als assoziierte Partner zu-

sammen.

Diese Konstellation soll es uns ermögli-

chen, von Grund auf zu überdenken, welche

Rollen robotiksysteme im Pflegekontext

einnehmen könnten. Dabei liegt der Fokus

auf einfachen robotischen Maschinen, die

nicht als augenscheinliche Roboter interpre-

tiert werden, sondern u.a. in Mobiliar und

andere Gerätschaften integriert sind. Mit

Hilfe partizipativer Designmethoden und

Rapid Prototyping-Strategien wollen wir in

Kooperation mit Pflegeinstitutionen in ite-

rativen Designprozessen neue Konzepte für

robotische Pflegeassistenten entwickeln

und die Praxistauglichkeit der Lösungsvor-

schläge erproben.

Schlussfolgerungen/Implikationen für

die Praxis

Unser Projekt wird neue Möglichkeiten für

robotische Assistenzsysteme in Form kon-

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

71

kreter Szenarien und prototypischer Reali-

sierungen mit hoher Relevanz für Pflege-

praktiken und Lebenswelten älterer Men-

schen aufzeigen, und eine Methodik zur Ge-

staltung von Roboterlösungen/Technologie

für die Pflege erproben.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

72

DigitalCare – Teilbereich Schnittstellenop-

timierung zwischen Krankenhaus und

Kurzzeitpflege

Simon Weigele C&S Computer und Software GmbH

Berlin, Deutschland

[email protected]

Sandra Hobelsberger C&S Computer und Software GmbH

Berlin, Deutschland

[email protected]

Keywords

Forschung, Digitale Plattform, Versor-

gungsengpass, Bayerisches Wirtschaftsmi-

nisterium (Förderung)

Abstract

Der Übergang von Patient*innen von der

stationären Versorgung in weiterführende

Versorgungsarrangements stellt angesichts

des Bedeutungsgewinns chronischer

Krankheiten, der wachsenden Fall-schwere

und der veränderten Versorgungsnetze eine

wichtige gesundheitspolitische Herausfor-

derung dar (vgl. bspw. Schäfer-Walkmann

et al. 2017). Ein wichtiger Prozess zur Ver-

besserung der immer re-levanter werdenden

Patientenverläufe (vgl. Ballsieper et al.

2012) ist die Schnittstelle an der Überlei-

tung zwischen Krankenhaus und Kurzzeit-

pflege, die meist als eingestreute Kurzzeit-

pflege von stationären Einrichtungen ange-

boten wird.

An dieser Stelle herrschen aktuell ein Eng-

pass verfügbarer Versorgungskapazitäten

und die Problematik der Informations-

schnittstellen, mit denen hohe Transakti-

onskosten einhergehen. Die Kernziele des

Projekts sind dabei mithilfe einer digitalen

Plattform die Qualität der Überleitung zu

erhöhen, die Kosten der beteiligten Institu-

tionen zu senken und die Bearbeitung des

Prozesses zu beschleunigen. (Zerth et al.

2018)

Orientiert an einer Workflowanalyse wer-

den sowohl die Informationsnotwendigkei-

ten der Handlungs-akteure als auch die

Kontextinformationen aus dem Interakti-

onsprozess adressiert. Zusätzlich werden

sowohl akzeptanzfördernde und -hindernde

Effekte als auch eine Abschätzung der er-

warteten Effektivitäts- und Effizienzpoten-

tiale auf der Wirkungsebene erfasst. Als

technisches Arbeitsziel wird die Entwick-

lung und Implementierung einer digitalen

Plattform für das Überleitungsmanagement

vom Krankenhaus in die Kurzzeitpflege an-

gestrebt. Die Innovationswirkung zielt vor

allem auf die Verbesserung des Prozesses

durch Matchingverfahren und die Bereit-

stellung weitergehender Informationen ab.

Ziel des Übergeordneten Gesamtprojekts

“DigitalCare – die digitale Infrastruktur für

Pflege, Betreuung und Gesundheit” ist es,

eine Plattform für verschiedene Akteure, In-

stitutionen wie auch Privatpersonen zu

schaffen, die dem Informationsaustausch

dient und auf deren Basis digitale Ge-

schäftsprozesse abgewickelt und neue Ge-

schäftsmodelle etabliert werden können.

Literatur

Ballsieper, K.; Lemm, U.; Reibnitz C.

(2012): Überleitungsmanagement. Praxis-

leitfaden für stationäre Gesundheitseinrich-

tungen. Heidelberg: Springer

Schäfer-Walkmann, S.; Traub, F.; Peitz, A.

(2017): Die hohe Kunst der Steuerung von

Demenznetzwerken in Deutschland – Er-

gebnisse der DemNet-D-Studie. In: Schä-

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

73

fer-Walkmann, S.; Traub, F. (Hrsg.): Evo-

lution durch Vernetzung. Wiesbaden:

Springer-VS, S. 47 ff.

Zerth, J.; Jaensch, P.; Perez Mengual, M.;

Hobelsberger, S.; Weigele, S. (2018):

Schnittstellen optimieren. „DigitalCare“ –

Das Projekt der Mensch-Technik-Interak-

tion. In: Health & Care Management. Aus-

gabe 10/2018. Bad Wörishofen: Holzmann

Medien, S. 30f

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

74

The Multifold Use of Virtual Environ-

ments in Nursing

Sebastian Weiß OFFIS - Institute for Information Techno-

logy

Oldenburg, Deutschland

[email protected]

Christian Kowalski OFFIS - Institute for Information Technol-

ogy

Oldenburg, Deutschland

[email protected]

Vanessa Cobus OFFIS - Institute for Information Technol-

ogy

Oldenburg, Deutschland

[email protected]

Wilko Heuten OFFIS - Institute for Information Techno-

logy

Oldenburg, Deutschland

[email protected]

Keywords

Virtual Reality, Nursing, Research, HCI,

Pflegeinnovationszentrum

Abstract

Virtual reality (VR) is a tool with increasing

use in training and research. It enables users

to train a controllable, time- and safety-crit-

ical scenario in a safe environment, which

is crucial in nursing education. The estab-

lishment of more practical learning environ-

ments to create an intermediate link be-

tween school and practical institutions re-

quires financial and personal effort. VR can

also be used for rapid prototyping cycles of

a range of tools and interaction designs.

This low-cost prototyping can be advanta-

geous compared to other techniques and

may also be used in the design and layout of

environments, for example placement of

medical devices in a patients room, fire es-

cape routes, and other critical environ-

ments.

We propose concepts for the multiple uses

of a VR research environment (VRE) in

health care and nursing to facilitate research

in the corresponding working environ-

ments. Based on interview interviews and

focus groups we gather the requirements for

the environment and possible interactions

with it. Once an environment is digitally

recreated, there are opportunities for a range

of other use cases.

Preliminary results show a good acceptance

from nursing and research communities.

We set up a virtual intensive care unit

(ICU), modeled after a real one, to study im-

mersion effects and research possibilities

during a typical nursing task.

As a cost effective system, VR is superior

to the expensive skills labs used in nursing

education or lab environments used in re-

search. It will be interesting to see how an

immersive environment impact education

and HCI research.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

75

Schmerz lass nach! Optimierte Schmerz-

versorgung für Pflegebedürftige im Alter –

Die painAppPlus

Sarah Löwe Diakonie Düsseldorf

Düsseldorf, Deutschland

[email protected]

Nada Ralic Diakonie Düsseldorf

Düsseldorf, Deutschland

[email protected]

Keywords

Kompetenzentwicklung Pflege, Interdiszip-

linäre Kommunikation, mHEalth Produkt

Hintergrund und Motivation

Die Diakonie Düsseldorf zielt mit dem Ein-

satz des mHealth Produktes „painAppPlus“

auf eine optimierte Schmerzversorgung von

Pflegebedürftigen im Alter im ambulanten

und (teil-) stationären Pflegeeinrichtungen

ab. Somit möchte die Diakonie eine Versor-

gungslücke in der Schmerzversorgung von

älteren und pflegebedürftigen Menschen

nahezu schließen. Mittels der

„painAppPlus“ werden Selbstmanagement-

kompetenzen von Bewohner*innen und Pa-

tienten*innen gestärkt, fachliche Kompe-

tenzen von Pflegenden ausgebaut sowie die

interdisziplinäre Kommunikation zwischen

Hausärzten*innen und Pflegenden verbes-

sert.

Methodik

Die Methode folgt der summativen Evalua-

tionsforschung, mit der aufgezeigt wurde,

welchen Einfluss der Einsatz von digitaler

Technik auf die Schmerzversorgung ge-

nommen hat. Es wurden:

·Mitarbeiterbefragung vor der Umsetzungs-

phase → Schulung der Mitarbeitenden →

Mitarbeiterbefragung nach der Umset-

zungsphase durchgeführt (Quantitativer

Anteil)

· Schmerzerfassung über die painApp Plus

über ein Jahr → Dokumentationsanalyse

der Schmerzdokumentation nach der Um-

setzungsphase

· Interviews mit den beteiligten Hausärzten

(Qualitativer Anteil) durchgeführt.

Ergebnisse

Die Ergebnisse der Prä- und Post-Befragun-

gen bei Mitarbeitenden in Pflegeteams, die

Auswertung der Interviews mit den Haus-

ärzten*innen und der Schmerzdokumentati-

onsanalyse erfolgte zur Einschätzung von

Kompetenzen, der Versorgungskommuni-

kation und –dokumentation. Die Ergebnisse

liegen vor.

Schlussfolgerung/Implikationen für die

Praxis

Die Pflege gewinnt einen Mehrwert durch

eine verbesserte inhaltliche Dokumentation

mit einfacher Handhabung. Die Schnittstel-

len zu den Hausärzten*innen sind ausbaufä-

hig.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

76

Pflegerelevante Outcomes am Beispiel von

Kommunikations-Apps im Pflegepraxis-

zentrum Nürnberg: zwei Anwendungsbei-

spiele

Michael Schneider Forschungsinstitut IDC der Wilhelm Löhe

Hochschule Fürth

Fürth, Deutschland

[email protected]

Sebastian Mueller Forschungsinstitut IDC der Wilhelm Löhe

Hochschule Fürth

Fürth, Deutschland

[email protected]

Peter Jaensch Forschungsinstitut IDC der Wilhelm Löhe

Hochschule Fürth

Fürth, Deutschland

[email protected]

Nadine Heym Klinikum Nürnberg, Klinik für Innere Me-

dizin IV (Nephrologie und Hypertensiolo-

gie)

Nürnberg, Deutschland

[email protected]

Gabriele Obser NürnbergStift

Nürnberg, Deutschland

[email protected]

Juergen Zerth Forschungsinstitut IDC der Wilhelm Löhe

Hochschule Fürth

Fürth, Deutschland

[email protected]

Keywords

Pflegerelevante Outcomes, Kommunika-

tion, Technologie, PPZ Nürnberg, Cluster

Zukunft der Pflege

Hintergrund Pflegetechnologien haben verschiedene

Adressaten. Pflegerelevante Outcomes sind

abhängig vom jeweiligen Pflegesetting (z.

B. Krankenhaus, Langzeitpflege) und der

jeweiligen Evaluationsperspektive (Patien-

ten, Mitarbeiter, Kostenträger). Es existie-

ren kaum standardisierte Instrumente, um

komplexe pflegerische Interventionen zu

evaluieren. Gleichzeitig hat der Gesetzge-

ber jüngst Ansatzpunkte kontext- und ak-

teursbezogener Endpunkte definiert, bei-

spielsweise durch den neuen Pflegebedürf-

tigkeitsbegriff oder den Pflege-TÜV. Im

PPZ Nürnberg werden ab Mai 2019 in ver-

schiedenen Pflegesettings zwei Apps zur

Verbesserung der Kommunikation getestet.

Methodische Vorgehensweise In Klinikum Nürnberg wird eine app-ba-

sierte polylinguale Kommunikation mit Pa-

tienten mit Migrationshintergrund und in ei-

nem Pflegeheim eine App zur Verbesserung

der Kommunikation zwischen Pflegenden

und Angehörigen erprobt. Die Untersu-

chungen folgen einem mixed-method De-

sign.

Zur Identifikation und Systematisierung

von stakeholderbezogenen Outcomes sind

Experteninterviews geplant. Im Kranken-

haus wird durch ein zweistufiges Fall-Kon-

trollgruppendesign quantitativ in vier ne-

phrologischen Stationen mit 106 Betten auf

Unterschiede in den Outcomes getestet.

Endpunkte sind „Information“, „Ad-

herence“, „Vertrauen“ sowie „Patienten-

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

77

souveränität und Teilhabe“. In der Lang-

zeitpflege wird die AngehörigenApp in drei

Pflegesettings (Tagespflege, Kurzzeit-

pflege, vollstationäre Pflege) im Rahmen

eines Prä-Post-Vergleichs erprobt. End-

punkte sind „Information“, „Belastungssi-

tuation“ und „Teilhabe“.

Ergebnisse Geplante Ergebnisse sind:

(1) Generierung systematischer Ansatz-

punkte zur Identifikation von kontext- und

akteursbezogenen pflegerelevanten Outco-

mes

(2) Generierung fallbezogene Ergebnisse

des individuellen Outcome der befragten

Akteure (Pflegende, Gepflegte, Angehö-

rige)

Implikationen für die Praxis

Die Ergebnisse sollen bei zukünftigen Er-

probungen von Technologien in der Pflege

dazu dienen, systematisch stakeholderrele-

vante Ansatzpunkte pflegerelevanter Out-

comes zu identifizieren, um dadurch die

Vergleichbarkeit und die Akzeptanz von

Studienergebnissen zu erhöhen. Am Bei-

spiel der beiden Apps soll der Impact auf

den pflegerelevanten Outcome erfasst wer-

den.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

78

Einsatz einer neuen Pflegetechnologie

(Mobility Monitor) auf der neurologischen

und neurochirurgischen Intensivstation –

Erste Ergebnisse der formativen Evaluation

Isabelle Hempler Sektion Versorgungsforschung und Reha-

bilitationsforschung (SEVERA), Universi-

tätsklinikum Freiburg

Freiburg, Deutschland

[email protected]

Jonas Schäfer Sektion Versorgungsforschung und Reha-

bilitationsforschung (SEVERA), Universi-

tätsklinikum Freiburg

Freiburg, Deutschland

[email protected]

Sven Ziegler Pflegedirektion, Pflegepraxiszentrum, Uni-

versitätsklinikum Freiburg

Freiburg, Deutschland

[email protected]

Dr. Johanna Feuchtinger Pflegedirektion, Pflegepraxiszentrum, Uni-

versitätsklinikum Freiburg

Freiburg, Deutschland

[email protected]

Prof. Dr. Erik Farin-Glattacker Sektion Versorgungsforschung und Reha-

bilitationsforschung (SEVERA), Universi-

tätsklinikum Freiburg

Freiburg, Deutschland

[email protected]

Keywords

Pflegepraxiszentrum Freiburg, Mobility

Monitor, Zukunft der Pflege, formative

Evaluation

Hintergrund

Das Risiko ein Druckgeschwür zu entwi-

ckeln, ist besonders bei kritisch-kranken

Menschen auf Intensivstationen erhöht. Um

auf eine regelmäßige Positionierung hinzu-

weisen, wurden die Betten zweier Intensiv-

stationen (Neurologie und Neurochirurgie)

mit einer integrierten Bettsensorik - dem

Mobility Monitor (MoMo) - ausgerüstet,

welche auf längere immobile Phasen hin-

deutet. Das dargestellte Teilprojekt befasst

sich mit der formativen Evaluation und hat

zum Ziel, die Einschätzungen der Mitarbei-

tenden hinsichtlich des MoMo im Stations-

alltag zu erfassen.

Methode

Die Datenerhebung findet mit Hilfe einer

Schulungsbefragung (T0), Online-Befra-

gungen (T1, T2) sowie Einzelinterviews

(T1, T2) zu drei Erhebungszeitpunkten,

über einen Zeitraum von sechs Monaten

statt. Bereits im November und Dezember

2018, wurden die Mitarbeitenden im An-

schluss an einer initialen Schulung (T0)

zum Umgang mit dem MoMo befragt.

Ergebnisse

Die Ergebnisse der ersten Erhebung (T0)

zeigen, dass die Verständlichkeit der Schu-

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

79

lung von den Mitarbeitenden (n=50, Rück-

laufquote 100 %) insgesamt positiv bewer-

tet wurden, hingegen der erste Eindruck

zum MoMo eher kritischer ausfiel. Über

Freitextangaben wurden u. a. die Erwartun-

gen geäußert ein „genaues patientenindivi-

duelles Lagern“, sowie die „Senkung der

Dekubitusrate“ zu ermöglichen. Weitere

Ergebnisse dieser ersten Erhebung sowie

der nachfolgenden Datenerhebungen kön-

nen im Rahmen der Clusterkonferenz prä-

sentiert werden.

Praktische Implikationen

Wichtig für eine potentielle und nachhaltige

Implementierung in den Arbeitsalltag wird

sein, Ideen sowie Bedenken der Mitarbei-

tenden bezüglich der Konsequenzen des

Einsatzes dieser Technik ernst zu nehmen.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

80

Virtueller Ergonomietrainer in der Pflege-

ausbildung: Chancen und Herausforderun-

gen der Anwendung eines Mensch-Tech-

nik-Interaktionssystems

Mirjam Pfahler Hochschule Ravensburg-Weingarten

Ravensburg & Weingarten, Deutschland

[email protected]

Barbara Weber-Fiori Hochschule Ravensburg-Weingarten

Ravensburg & Weingarten, Deutschland

[email protected]

Prof. Dr. Rer. Cur. Maik H.-J. Win-

ter Hochschule Ravensburg-Weingarten

Ravensburg & Weingarten, Deutschland

[email protected]

Keywords

Rückenschonendes Arbeiten, Gesundheit

und Pflege, Mensch-Maschine-Interaktion,

Muskel, Skelett-Erkrankungen, Rücken-

gesundheit

Hintergrund/Fragestellung

Muskel-Skelett-Erkrankungen Pflegender

sind mit häufigen Transfers von Patient*in-

nen assoziiert (Soylar & Ozer, 2018). Bei

Gesundheits- und Krankenpfleger*innen

verursachen muskuloskelettale Erkrankun-

gen den größten Anteil an Arbeitsunfähig-

keitstagen (Meyer, Wenzel & Schenkel,

2018). Da die Beschwerden bereits bei Pfle-

geauszubildenden und Berufsanfänger*in-

nen auftreten, kann die Implementierung

von Präventionsstrategien im Ausbildungs-

kontext wirksam sein (Lovgren, Gustavs-

son, Melin & Rudman, 2014).

Im Rahmen des interdisziplinären BMBF-

geförderten Verbundprojekts ERTRAG

wurde unter enger Nutzer*inneneinbindung

ein technikgestützter Ergonomietrainer zum

Erlernen rückenschonender Arbeitsweisen

in der Pflegeausbildung entwickelt, in ei-

nem Feldtest mit Pflegeauszubildenden er-

probt sowie hinsichtlich Chancen und Her-

ausforderungen seiner Anwendung evalu-

iert.

Methodik

Das sequenzielle Mixed-Methods-Design

beinhaltete sowohl eine schriftliche Befra-

gung und zwei Fokusgruppendiskussionen

mit Auszubildenden (N=26) beim Feldtest

als auch zwei leitfadengestützte Expert*in-

neninterviews mit Pflegepädagog*innen

(N=2) 4 Wochen nach dem Test. Die quali-

tative Auswertung erfolgte mittels inhalt-

lich-strukturierender Inhaltsanalyse nach

Kuckartz (2010). Zur Analyse quantitativer

Befragungsdaten wurden Lagemaße und

Häufigkeiten ermittelt.

Ergebnisse

In Ergänzung eines Kinästhetik-Grundkur-

ses wird das Lernsystem als sehr nützlich

für die Pflegeausbildung bewertet. Wieder-

holbarkeit, Standardisierung und spieleri-

sche Aufbereitung der Anleitung fördern

die Lernzielerreichung im Vergleich zu her-

kömmlichen Lernarrangements. Dasselbe

gilt für das Nachvollziehen eigener Bewe-

gungsmuster mittels Videoaufnahmen. Ver-

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

81

gleichsweise eingeschränkt sind die Indivi-

dualität systemgenerierter Feedbacks, die

kinästhetische Wahrnehmung durch Kon-

zentration auf das Lernmedium sowie der

Praxistransfer erworbener Handlungsmus-

ter. Lehrpersonen können dies durch eine

ergänzende Rückmeldung, Förderung der

Medien- und Selbstlernkompetenz Lernen-

der sowie praxisphasenbegleitende Refle-

xion im virtuellen Klassenzimmer ausglei-

chen.

Schlussfolgerungen/Implikationen

Die Studie unterstreicht die Bedeutung ei-

ner engmaschigen Verknüpfung von

Mensch-Maschine-Systemen und didakti-

schem Handeln, um Lernprozesse zu reflek-

tieren und pflegeberufliche Handlungskom-

petenz weiterzuentwickeln. Ein zukünftiger

Einsatz im stationären/ambulanten Pflege-

setting ist zu diskutieren.

Literatur

Kuckartz, U. (2010). Einführung in die

computergestützte Analyse qualitativer Da-

ten (3., aktualisierte Aufl.). Lehrbuch.

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissen-

schaften.

Lovgren, M., Gustavsson, P., Melin, B. &

Rudman, A. (2014). Neck/shoulder and

back pain in new graduate nurses: A growth

mixture modeling analysis. International

Journal of Nursing Studies, 51(4), 625–639.

https://doi.org/10.1016/j.ijnurstu.2013.08.0

09 Meyer, M., Wenzel, J. & Schenkel, A.

(2018). Krankheitsbedingte Fehlzeiten in

der deutschen Wirtschaft im Jahr 2017. In

B. Badura, A. Ducki, H. Schröder, J. Klose,

& M. Meyer (Eds.), Fehlzeiten-Report 2018

(pp. 331–536). Berlin, Heidelberg: Springer

Berlin Heidelberg.

https://doi.org/10.1007/978-3-662-57388-

4_29 Soylar, P., & Ozer, A. (2018). Evalu-

ation of the prevalence of musculoskeletal

disorders in nurses: A systematic review.

Medicine Science | International Medical

Journal, 1.

https://doi.org/10.5455/medscience.2017.0

6.8747

Page 91: Tagungsband der 2. Clusterkonferenz 2019 Innovative … · 2019-09-27 · Ulrich Fischer-Hirchert, Sabrina Hoppstock und Peter Kußmann HealthReality: Rendezvous zweier Welten - Wissenstransfer

Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

82

Konfliktmanagement durch eine Aug-

mented Reality gestützte Bedienung von

medizinischen Geräten im Rahmen des

Projekts situCare

Lukas Kohout FZI Forschungszentrum Informatik

Karlsruhe, Deutschland

[email protected]

Wilhelm Stork Karlsruher Institut für Technologie

Karlsruhe, Deutschland

[email protected]

Keywords

situCare, Augmented Reality, informelle

Pflege, Krisenmanagement

Motivation und Zielsetzung Bedingt durch die steigende Zahl an Pflege-

settings im häuslichen Umfeld, steigt auch

die Verbreitung von medizinischen Geräten

in diesen Umfeldern. Problematisch hierbei

ist, dass den pflegenden Angehörigen die

fachliche Ausbildung bzw. Einweisung in

die plötzlich vorhandenen Gerätschaften

fehlt. Durch häufige, meist akustisch oder

visuell ausgeprägte Fehler- oder Statusmel-

dungen fühlen sich die Angehörigen oft-

mals zum Handeln verpflichtet, bedingt

durch unklare Meldungen und unintuitive

Menüführung der Geräte aber sehr schnell

mit der Situation überfordert. Augmented

Reality (AR) bietet hohe Potentiale den

Nutzer in diesen Konfliktsituationen zu ent-

lasten.

Deshalb wird im BMBF-Projekt situCare

(„situative Unterstützung und Kriseninter-

vention in der Pflege“) ein System entwi-

ckelt, welches dem Nutzer augmentierte

Hinweise zur Bedienung und zur Lösung

häufiger Problemsituationen über eine AR-

Brille zur Verfügung stellt. Diese Hinweise

können einerseits textuell, aber auch durch

virtuelle Marker, wie bspw. Pfeile oder

Kreise dargestellt werden. Die Umsetzung

erfolgt exemplarisch an dem Beatmungsge-

rät „Monnal T50“ der Firma Air Liquide

Medical Systems.

Konzept und Ergebnisse Der erste Schritt zur Umsetzung dieses Sys-

tems, ist die Identifikation des Geräts über

individuelle QR-Codes. Zur weiteren Ver-

einfachung soll diese Variante in Zukunft

durch eine Objekterkennung mittels künst-

licher neuronaler Netze ersetzt werden.

Die Umsetzung der eingeblendeten Infor-

mationen ist in Abbildung 1 dargestellt. Der

Nutzer sieht jederzeit in welchem Arbeits-

schritt er sich gerade befindet. Außerdem

bekommt er die aktuelle Arbeitsanweisung

textuell beschrieben und, wenn möglich,

mit weiteren visuellen Elementen erweitert

(bspw. Einkreisen des zu benutzenden

Knopfes).

Das hier dargestellte System kann dazu bei-

tragen Unsicherheiten bei pflegenden An-

gehörigen zu reduzieren und somit Stresssi-

tuationen vermeiden oder auflösen.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

83

3-step concept to support the age-appropri-

ate learning of tablet use for seniors

Jennifer Zeilfelder FZI Forschungzentrum Informatik

Karlsruhe, Deutschland

[email protected]

Janine Kreft FZI Forschungzentrum Informatik

Karlsruhe, Deutschland

[email protected]

Simon Krause FZI Forschungzentrum Informatik

Karlsruhe, Deutschland

[email protected]

Jeanine Wein MedienKompetenzForum Südwest

Ludwigshafen am Rhein, Deutschland

[email protected]

Miriam Brehm LFK - Landesanstalt für Kommunikation

Baden-Württemberg

Stuttgart, Deutschland

[email protected]

Wilhelm Stork KIT Karlsruher Institut für Technologie

Karlsruhe, Deutschland

[email protected]

Keywords

Tablet, Senior, self-determined learning

Background/problem

Loneliness in old age is omnipresent in a so-

ciety in which digital participation plays an

important role. The KommmiT project fo-

cuses on an app with which the participant

can get to know the digital world using a

tablet PC. The participants are very differ-

ent, some are anxious, others want to pro-

ceed earlier.

The aim of the 3-step concept is to offer the

participant a safe and yet self-determined

learning environment in which the partici-

pant can decide for himself when he wants

to take the next step or not yet. This individ-

uality is intended to maintain and strengthen

the self-determination and self-responsibil-

ity of senior citizens.

Method/approach:

The requirement for the app is a protected

learning environment. For this purpose,

possible dangers were identified for the in-

dividual App modules by means of research

work and expert interviews. Subsequently,

a solution was designed by brainstorming

and implemented in the individual apps.

Results/Solutions

The final concept consists of three stages,

which receive a smooth transition.

The first stage is a protected learning envi-

ronment. In this environment, participants

can get to know the basics of the Tablet-PC

without being influenced from outside. A

launcher is used as the starting point and

only self-developed apps are displayed in

which various restrictions have been imple-

mented.

In the second stage, permissions can be

added individually, allowing the user to

leave the secure learning environment. If

the user feels overwhelmed, the permission

can be disabled again.

Third party apps can also be activated at the

second level. This is done by selecting dif-

ferent apps, which cover different needs and

were selected by experts from different

points of view.

Finally, in the third stage, the participant is

given complete freedom to install additional

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

84

third-party apps and leave the KommmiT

Launcher.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

85

Remoteanbindung einer Schmerzpumpe

für die Integration in der palliativen Ver-

sorgung

Matthias Diehl FZI Forschungszentrum Informatik

Karlsruhe, Deutschland

[email protected]

Keywords

Schmerzpumpe, palliative Versorgung, Si-

tuCare, Remoteanbindung

Abstract

In der spezialisierten ambulanten Palliativ-

versorgung (SAPV) werden zur

Schmerztherapie automatisierte Pumpen

zur Medikation eingesetzt, um den Patien-

ten einen möglichst schmerzarmen Alltag

zu ermöglichen. Mitarbeiter der SAPV

müssen häufig zu den Patienten fahren, nur

um bspw. den aktuellen Füllstand abzulesen

und somit subjektive Krisen der Patienten

auf Grund nichtvorhandener Schmerzmedi-

kamente auszuschließen. Im Rahmen des

BMBF-Projektes situCare („Situative Un-

terstützung und Krisenunterstützung in der

Pflege“) wurde ein Konzept zur Fernable-

sung der aktuellen Pumpendaten erarbeitet

und in ein prototypisches System überführt,

um die SAPV Teams zukünftig in ihrer Ar-

beit durch Statusinformationen zu unterstüt-

zen und eine schnelle Reaktion aus der

Ferne zu ermöglichen und so die Akzeptanz

von Patienten und dessen Angehörigen im

Umgang mit der Pumpe zu steigern. Die

Entwicklung der fernauslesbaren Schmerz-

pumpe erfolgte in Zusammenarbeit mit ei-

nem Hersteller von medizinischen Pumpen

und einem Hersteller von Pflegedokumen-

tationssoftware sowie einem SAPV Team

um die gesamte Kette bis zum Anwender

abzubilden. Das Systemkonzept basiert auf

drei Komponenten, der Schmerzpumpe, ei-

nem Gateway und einem serverseitigen Ba-

ckend mit Schnittstelle zur Dokumentati-

onssoftware. Dabei wurde in jedem Kom-

munikationsschritt die Datensicherheit ge-

sondert betrachtet, um die sensiblen patien-

tenbezogene Daten vor dem Zugriff Dritter

zu schützen. Durch die Kommunikation

über Mobilfunk ist das System nicht auf die

Infrastruktur der Patienten angewiesen.

Dies vereinfacht die Installation und War-

tung erheblich. Austauschbare Daten sind

unter anderem die aktuelle Flussrate, Bolus-

menge, Restlaufzeit oder Bolusanzahl. Die

prototypische Kommunikation zwischen

Pumpe, Gateway und Server konnte bereits

gezeigt werden. Nach der Zulassung der

Pumpe nach MPG soll in einem Feldtest die

angestrebte zeitliche Entlastung der SAPV

im Alltag evaluiert werden.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

86

Innovative Arbeitsgestaltung in der ambu-

lanten Pflege durch den Einsatz techni-

scher Assistenzsysteme

Nadine Voßen Institut für Unternehmenskybernetik an der

RWTH Aachen

Aachen, Deutschland

[email protected]

Daniela Janßen Institut für Unternehmenskybernetik an der

RWTH Aachen

Aachen, Deutschland

[email protected]

Keywords

DigiKomp Ambulant, technische Assis-

tenzsysteme, partizipative Technikentwick-

lung, ambulante Pflege

Abstract

Die Pflegebranche steht angesichts der Zu-

nahme pflegebedürftiger Menschen, eines

überdurchschnittlichen Krankenstandes der

Beschäftigten und eines zunehmenden

Fachkräftemangels vor besonderen Heraus-

forderungen. Entsprechend der politischen

Strategie „ambulant vor stationär“ in

Deutschland wird derzeit daraufgesetzt,

dass pflegebedürftige Menschen so lange

wie möglich in ihrer häuslichen Umgebung

verbleiben können und durch Angehörige

sowie durch professionelle ambulante

Dienste unterstützt werden.

Um die Zukunft ambulanter Versorgung in

Deutschland zu sichern, bieten innovative

Lösungen der Mensch-Technik-Interaktion

(MTI) neue Möglichkeiten, die Selbststän-

digkeit, Selbstbestimmung und die Lebens-

qualität von Pflegebedürftigen zu erhalten

sowie Pflegefachkräfte ebenso wie pfle-

gende Angehörige zu unterstützen und zu

entlasten.

Das Verbundprojekt DigiKomp-Ambulant

verfolgt das Ziel, die Anwender und die

Entwickler von pflegeunterstützender

Technik gleichermaßen einzubeziehen, um

eine bedarfsgerechte Unterstützung ambu-

lanter Pflege durch innovative Techniklö-

sungen zu ermöglichen, welche zu einer

Entlastung der Pflegenden bei einer gleich-

zeitig qualitativ hochwertigen Pflegedienst-

leistung führt.

Im Einzelnen

• wird ein Sensorkit für den Einsatz am Pfle-

gebett entsprechend der Anforderungen von

Pflegekräften weiterentwickelt und als

Nachrüstungssatz nutzbar gemacht,

• werden die von der Sensorik erfassten Da-

ten für verschiedene nutzeroptimierte An-

sichts-Applikationen für Pflegekräfte auf-

bereitet,

• zielt damit das Verbundprojekt auf Lösun-

gen, wie eine neuartige Datenaufnahme

(Sensorkit am Pflegebett) und Datenüber-

gabe (Pflegesoftware), die zwischen-

menschliche Interaktion der Pflegekräfte

mit den Pflegebedürftigen unterstützen

kann.

Das methodische Vorgehen gründet auf

dem Einsatz eines iterativen beteiligungs-

orientierten Technikentwicklungsmodells.

Praxistests, geeignete Fragebögen und In-

terviews mit den Nutzern sind Bestandteile

des Methodenbaukastens. Aus den Praxis-

tests werden einerseits nötige technische

Anpassungen abgeleitet und prototypisch

umgesetzt, andererseits werden neue Quali-

fizierungsbausteine (Technikkompetenz)

für Pflegekräfte entwickelt und neue Ge-

schäftsmodelle für Hersteller und Nutzer

pflegeunterstützender Technik erarbeitet.

Page 96: Tagungsband der 2. Clusterkonferenz 2019 Innovative … · 2019-09-27 · Ulrich Fischer-Hirchert, Sabrina Hoppstock und Peter Kußmann HealthReality: Rendezvous zweier Welten - Wissenstransfer

Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

87

Einsatz einer Bettsensorik zur Bewegungs-

überwachung (Mobility Monitor) im neu-

rologischen und neurochirurgischen Inten-

sivbereich

Antje Schepputat Universitätsklinikum Freiburg - Pflegedi-

rektion, Pflegepraxiszentrum

Freiburg, Deutschland

[email protected]

Sven Ziegler Universitätsklinikum Freiburg - Pflegedi-

rektion, Pflegepraxiszentrum

Freiburg, Deutschland

[email protected]

Birgit Grotejohann Universitätsklinikum Freiburg - Zentrum

Klinische Studien

Freiburg, Deutschland

[email protected]

Inga Poguntke Universitätsklinikum Freiburg - Zentrum

Klinische Studien

[email protected]

Freiburg, Deutschland

Eyere Takem Universitätsklinikum Freiburg - Zentrum

Klinische Studien

Freiburg, Deutschland

[email protected]

Peter König Hochschule Furtwangen - Institut Mensch,

Technik und Teilhabe

Furtwangen, Deutschland

[email protected]

Christophe Kunze Hochschule Furtwangen - Institut Mensch,

Technik und Teilhabe

Furtwangen, Deutschland

[email protected]

Johanna Feuchtinger Universitätsklinikum Freiburg - Pflegedi-

rektion, Pflegepraxiszentrum

Freiburg, Deutschland

[email protected]

Keywords

Pflegepraxiszentrum Freiburg, Bettsenso-

rik, Bewegungserfassung, Dekubituspro-

phylaxe, Stepped Wedge Design

Hintergrund und Fragestellung

Patientinnen und Patienten auf neurologi-

schen und neurochirurgischen Intensivstati-

onen sind aufgrund ihrer Erkrankungen und

Therapie häufig bewegungseingeschränkt

und einem hohen Dekubitusrisiko ausge-

setzt. In einem begleitenden Evaluations-

projekt wird eruiert, inwiefern die Bettsen-

sorik Mobility Monitor – ein System, das

Mikro- und Makrobewegungen von Patien-

tinnen und Patienten im Bett erfasst und

sichtbar macht – Pflegende darin unter-

stützt, Patientinnen und Patienten zeitge-

recht und druckentlastend zu positionieren.

Dabei wird erfasst, inwiefern der Mobility

Monitor dazu beiträgt, (I) den inaktiven An-

teil an der Gesamtliegezeit (d.h. Über-

schreitung von zwei Stunden ohne druck-

entlastende Umpositionierung) zu senken

Page 97: Tagungsband der 2. Clusterkonferenz 2019 Innovative … · 2019-09-27 · Ulrich Fischer-Hirchert, Sabrina Hoppstock und Peter Kußmann HealthReality: Rendezvous zweier Welten - Wissenstransfer

Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

88

(primärer Endpunkt), (II) ob sich ein Ein-

fluss auf die Dekubitusinzidenz zeigt und

(III) ob der druckentlastende Anteil der as-

sistierten Umpositionierungen erhöht wer-

den kann (sekundäre Endpunkte). Die Per-

spektive der Mitarbeitenden wird im Rah-

men einer formativen Evaluation erfasst

(vgl. hierzu Hempler et al. in diesem Band).

Methodik

Das Projekt wird über sechs Monate im

„Stepped Wedge Design“ mit zwei Schrit-

ten und zwei Clustern auf einer neurologi-

schen und einer neurochirurgischen Inten-

sivstation durchgeführt (je eine Station pro

Cluster). Die Analyse erfolgt sowohl de-

skriptiv als auch mit gemischten linearen

Modellen.

Ergebnisse

Die Erhebungsphase wurde im Mai 2019

abgeschlossen. Erste vorläufige Ergebnisse

werden im Rahmen der Clusterkonferenz

präsentiert.

Implikationen für die Praxis und Aus-

blick

Der Beitrag fokussiert Herausforderungen

und Strategien der Implementierung einer

innovativen Technologie innerhalb des Re-

gelbetriebs eines Akutkrankenhauses so-

wohl aus pflegepraktischer als auch aus

wissenschaftlicher Perspektive. Basierend

auf den ersten Erkenntnissen werden Ein-

satzmöglichkeiten und –grenzen des Mobi-

lity Monitors in der Akutpflege skizziert.

Page 98: Tagungsband der 2. Clusterkonferenz 2019 Innovative … · 2019-09-27 · Ulrich Fischer-Hirchert, Sabrina Hoppstock und Peter Kußmann HealthReality: Rendezvous zweier Welten - Wissenstransfer

Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

89

Die Pflegebrille: Gestaltung der Unterstüt-

zung von Pflegepraxis durch Augmented

Reality

Michael Prilla TU Clausthal

Clausthal, Deutschland

[email protected]

Marc Janßen TU Clausthal

Clausthal, Deutschland

[email protected]

Heinrich Recken Hamburger Fern-Hochschule

Hamburg, Deutschland

[email protected]

Keywords

Projekt Pflegebrille (BMBF), Augmented

Reality, Pflegepraxis

Hintergrund Das Projekt Pflegebrille untersucht aus den

Perspektiven von Pflegewissenschaft, Pfle-

gepraxis und Mensch-Technik-Interaktion

den Nutzen von Augmented Reality (AR)

für die Pflegepraxis in unterschiedlichen

Versorgungssettings. Vorteile von AR lie-

gen für Pflegekräfte in der Nutzung von In-

formationen und Unterstützung während

der von ihnen durchgeführten Pflegetätig-

keiten. Zudem bleiben ihre Hände für die

Pflege des Patienten frei.

Methodik Für die Pflegebrille wurden einem partizi-

pativen Prozess mit Pflegekräften und in der

Pflegepraxis Unterstützungsbereiche für

AR in der Pflegepraxis identifiziert und

konkrete Unterstützung hierfür implemen-

tiert. Darunter fallen u.a. die Unterstützung

für einfache und komplexe Workflows

(bspw. Schmerzmanagement und en-

dotracheales Absaugen), die Telekonsulta-

tion (bspw. Unterstützung durch Experten

aus der Ferne) sowie Funktionen zur Bestel-

lung von Hilfsmitteln und zu Dokumenta-

tion. Nach Kenntnis der Autoren ist die

Pflegebrille der einzige derzeit bekannte

Ansatz der Unterstützung einer Vielzahl

von Pflegetätigkeiten durch Augmented

Reality – ähnliche Ansätze beschränken

sich entweder auf einzelne Funktionen oder

den Bereich der Aus- und Weiterbildung.

Ergebnisse Eine der momentan überprüften Funktionen

ist die Telekonsultation. Hierbei zeigt sich,

dass die Telekonsultation über eine Brille

einen Mehrwert gegenüber anderen techni-

schen Verfahren (bspw. Bildaufnahmen

und Handyvideos) bietet. Anwendungsfel-

der sind bspw. die Anleitung von Auszubil-

denden durch Praxisanleiter/Pflegelehrer o-

der von Pflegenden durch Wund- und

Stomaexperten.

Schlussfolgerungen Erprobungen dieser und anderer Unterstüt-

zungsfunktionen bestätigen die genannten

Vorteile und zeigen Potentiale des Kon-

zepts der Pflegebrille sowie eine hohe Ak-

zeptanz bei Pflegekräften. Gleichwohl las-

sen sich auch Bedarfe zur Weiterentwick-

lung des Konzepts ableiten. Der Beitrag für

die Clusterkonferenz präsentiert Ergebnisse

aus dieser Erprobung und daraus abgeleitete

Gestaltungsmerkmale für den Einsatz von

AR in der Pflegepraxis.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

90

Möglichkeiten der Pflegeunterstützung

durch intelligente Gebäudetechnik

Jonas Schwartze Peter L. Reichertz Institut für Medizinische

Informatik der TU Braunschweig und der

Medizinischen Hochschule Hannover

Braunschweig & Hannover, Deutschland

[email protected]

Harald Schrom Institut für Datentechnik und Kommunika-

tionsnetze der TU Braunschweig

Braunschweig, Deutschland

[email protected]

Torsten Voß Nibelungen Wohnbau GmbH Braun-

schweig

Braunschweig, Deutschland

[email protected]

Reinhold Haux Peter L. Reichertz Institut für Medizinische

Informatik der TU Braunschweig und der

Medizinischen Hochschule Hannover

Braunschweig & Hannover, Deutschland

[email protected]

Michael Marschollek Peter L. Reichertz Institut für Medizinische

Informatik der TU Braunschweig und der

Medizinischen Hochschule Hannover

Braunschweig & Hannover, Deutschland

[email protected]

Thomas Deserno Peter L. Reichertz Institut für Medizinische

Informatik der TU Braunschweig und der

Medizinischen Hochschule Hannover

Braunschweig & Hannover, Deutschland

[email protected]

Keywords

Ambient Assisted Living, Ageing in Place,

Smart Home, BASIS

Hintergrund/Fragestellung

Die eigene Wohnung ist der präferierte Ort

des Alterns [1,2], obwohl sie oft als unge-

nügend adaptiert wahrgenommen wird [3].

Technische Assistenzsysteme können die

häusliche Pflege unterstützen, erfordern je-

doch aktuell eine Vielzahl isolierter Geräte.

Hieraus ergibt sich die Frage, wie die Woh-

nung selbst die Rolle eines Pflegeunterstüt-

zungssystems übernehmen und die Funkti-

onalitäten externer Geräte abbilden kann.

Methodik

Das Projekt "Building Automation by an In-

telligent and Scalable System" (BASIS) in-

tegriert Sensorik und Aktorik von aktuell 18

verschiedenen Gewerken in einer gemein-

sam genutzten, kostengünstigen Bus-Sys-

tem-Infrastruktur: Wärme- und Energie-

technik, Beleuchtung, Gebäudesicherheit

und medizinischen Anwendungen des Am-

bient Assisted Living [4,5]. Ambiente Da-

ten aller Sensoren werden in logisch isolier-

ten und flexibel erweiterbaren Softwarepar-

titionen der Gewerke ausgewertet.

Ergebnisse

Das System ist in einer Laborumgebung

und sechs realen Wohnungen verbaut [4].

Mit über 600 Sensoren und Aktoren stehen

gewerkeübergreifende, ambiente Sensor-

und Aktordaten zu Licht, Tür-/Fenstersta-

tus, Bewegung, Helligkeit, Strom- und

Wasserverbrauch, Temperatur, Luftfeuch-

tigkeit, etc. zur Verfügung. Mit Anwendun-

gen, wie einer optischen Klingel, Inaktivi-

tätswarnung, Herdabschaltung, Luftquali-

Page 100: Tagungsband der 2. Clusterkonferenz 2019 Innovative … · 2019-09-27 · Ulrich Fischer-Hirchert, Sabrina Hoppstock und Peter Kußmann HealthReality: Rendezvous zweier Welten - Wissenstransfer

Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

91

tätsanalyse sowie Sicherheits- und Erinne-

rungsfunktionen [6] kann die Wohnung auf

Problemsituationen reagieren. Zusatzge-

räte, wie ein ballistokardiografischer Herz-

frequenzsensor am Bett, ein kapazitives

EKG im Fernsehsessel sowie die zusam-

mengeführten Daten aller Gewerke dienen

zur Erkennung von Verhaltensänderungen

oder zur Unterstützung medizinischer Diag-

nostik.

Schlussfolgerungen

BASIS ist eine Plattform zur interoperablen

Nutzung gewerkeübergreifender Woh-

nungsdaten. Die permanente bauliche Aus-

rüstung sichert die Etablierung einer nach-

haltigen Infrastruktur mit inhärenter Aus-

fallsicherheit und Datenschutzwahrung. Die

mögliche Integration der Monitoringdaten

in die elektronische Patientenaktte des Be-

wohners ermöglicht weitreichende Perspek-

tiven in der sektorübergeifenden Gesund-

heitsversorgung. Mögliche Unterstützungs-

funktionen für die häusliche Pflege sind aus

den Demonstratoren absehbar und sind in

einer bereits ausgestatteten Wohnpflege-

gruppe sowie weiteren vorgerüsteten Woh-

nungen Gegenstand.

Literatur

[1] Deutsches Zentrum für Altersfragen

(DZA). Siebter Altenbericht der Bundesre-

gierung.

Bundesministerium für Familie, Senioren,

Frauen und Jugend;

2016 Nov.

[2] Vasunilashorn S, Steinman BA, Liebig

PS, Pynoos J. Aging in Place: Evolution

of a Research Topic Whose Time Has

Come. J Aging Res. 2011;2012:6.

[3] Heinze RG, Klein T, Kruse A, Naegele

G, Pott E, Köcher R, et al. Generali

Altersstudie 2017: Wie ältere Menschen in

Deutschland denken und leben.

Springer Berlin Heidelberg; 2017.

[4] Schrom H, Schwartze J, Diekmann S.

Building Automation by an Intelligent

Embedded Infrastructure: Combining Med-

ical, Smart Energy, Smart

Environment and Heating. Proc int smart

cities conf. 2017. pp. 113–7.

[5] Schwartze J, Schrom H, Wolf K-H,

Marschollek M. Facilitating inter-domain

synergies in ambient assisted living envi-

ronments. Stud Health Technol Inform.

2016;228:476–80.

[6] Schwartze J, Prekazi A, Schrom H,

Marschollek M. Substitution of Assisted

Living Services by Assistive Technology -

Experts Opinions and Technical

Feasibility. Stud Health Technol Inform.

2017;238:116–9.

Page 101: Tagungsband der 2. Clusterkonferenz 2019 Innovative … · 2019-09-27 · Ulrich Fischer-Hirchert, Sabrina Hoppstock und Peter Kußmann HealthReality: Rendezvous zweier Welten - Wissenstransfer

Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

92

Intuitive human-robot interaction for phys-

ical support during nursing activities using

myoelectric signals

Christian Kowalski OFFIS - Institute for Information Technol-

ogy

Oldenburg, Deutschland

[email protected]

Pedro Arizpe-Gomez OFFIS - Institute for Information Technol-

ogy

Oldenburg, Deutschland

[email protected]

Sebastian Weiß OFFIS - Institute for Information Techno-

logy

Oldenburg, Deutschland

[email protected]

Pascal Gliesche OFFIS - Institute for Information Techno-

logy

Oldenburg, Deutschland

[email protected]

Andreas Hein Carl von Ossietzky University of Olden-

burg

Oldenburg, Deutschland

[email protected]

Keywords

Human-Robot Interaction, Physical Robot

Support, Pose Detection, Nursing Care In-

novation Center (PIZ)

Abstract

Nurses are exposed to immense physical

strain, which often leads to early retirement

from work. Due to the prevailing care crisis,

it is therefore important to provide support

in this domain to counteract the loss of nurs-

ing staff. A large potential resides in the use

of robotics for physical relief by supporting

during patient positioning activities. In any

form of human-robot interaction with assis-

tance systems, the difficulty lies in the ideal

selection of concepts for initiating actions

on the part of the robot – especially in safety

critical environments. For this reason, the

present scientific work deals with the imple-

mentation of an intuitive interaction con-

cept for non-contact communication with a

robotic manipulator attached to the patient

bed, which can support both patient and

nurse. For such an interaction concept, the

robot needs to gather information about

when and where to move to in order to sup-

port properly. In our case, the communica-

tion of when to move is done by recognizing

a specific gesture based on myoelectric sig-

nals of the nurse’s lower arm using a Myo

wristband. Moreover, the target location is

the nurse's current hand position calculated

in three-dimensional space by using image

data from external cameras. During nursing

activities, the nurse initiates the movement

of the robot arm by using a gesture like fin-

ger spreading. The results show that this

kind of interaction is feasible for position-

ing movements which require little to mod-

erate force – high-force movements are less

likely to be detected reliably with the Myo

wristband.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

93

LidarSEE – Digitale Orientierungshilfe

und Kollisionsvermeidung für blinde und

im Sehen eingeschränkte Personen

Friedrich Gauger FZI Forschungszentrum Informatik

Karlsruhe, Deutschland

[email protected]

Christoph Zimmermann FZI Forschungszentrum Informatik

Karlsruhe, Deutschland

[email protected]

Michael Springer FZI Forschungszentrum Informatik

Karlsruhe, Deutschland

[email protected]

Matthias Reichenbacher FZI Forschungszentrum Informatik

Karlsruhe, Deutschland

[email protected]

Sujeethran Savvel FZI Forschungszentrum Informatik

Karlsruhe, Deutschland

[email protected]

Keywords

Blinde, Hilfsmittel, Navigation, Teilhabe,

Autonomie, Sensor, Feedback, elektroni-

sches System, optisch, Kappe

Abstract

Neue optische Technologien ermöglichen

zunehmend miniaturisierte Sensor-Aktor-

Systeme, welche interessanten Anwendun-

gen für Menschen mit Unterstützungsbedarf

den Weg eröffnen. Blinde und im Sehen

wesentlich eingeschränkte Personen kön-

nen von dieser Entwicklung erheblich pro-

fitieren, wenn Hilfsmittel entstehen welche

einen erhöhten Autonomiegrad ermögli-

chen. Der Blindenstock als etabliertes Hilfs-

mittel zur Navigation und Kollisionsver-

meidung bietet keinen Schutz im Bereich

von Oberkörper und Kopf, so dass hier Be-

darf für eine ergänzende Lösung besteht.

LidarSEE kombiniert eine optische Techno-

logie zur Hinderniserkennung mit hapti-

schem Feedback. Sämtliche Sensor- und

Verarbeitungseinheiten sind in eine Base-

ball-Cap integriert und ermöglichen die

Tiefenwahrnehmung von Objekten. Damit

können Gegenstände im Oberkörperbereich

wie z.B. tiefhängende Äste oder aufste-

hende Kofferraumklappen rechtzeitig er-

kannt werden. Die Sensorpositionierung am

Kopf ermöglicht eine detailliertere Wahr-

nehmung durch Variation der Kopfpose, so

dass Träger zur Erkennung von z.B. Durch-

gangshöhen befähigt werden. Die Signali-

sierung der Ort- und Tiefeninformation er-

folgt kabellos über vibrotaktiles Feedback

an den Fingergliedern der rechten Hand.

Die im Rahmen des BMBF-geförderten

Projektes LidarSEE entstandene prototypi-

sche Lösung wurde nach Erstevaluation im

Rahmen der FZI-Eigenforschung weiterent-

wickelt. Der hierbei entstandene Demonst-

rator wurde konsequent an Nutzeranforde-

rungen orientiert und stellt in Ergänzung zu

klassischen Blindenhilfsmitteln einen we-

sentlichen Orientierungs- und Sicherheits-

gewinn dar. Dabei zeichnet er sich durch

einfaches Handling, Unauffälligkeit und

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

94

Anpassbarkeit an das individuelle taktile

Empfinden des Tragenden aus.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

95

Palliatives Wissen für Altenpflegende –

Evaluation einer Schulung und Homepage

zur Versorgung am Lebensende

Ulrike Lindwedel-Reime Hochschule Furtwangen

Furtwangen, Deutschland

[email protected]

Lisa Blattert Vital Aire

Berlin, Deutschland

[email protected]

Jennifer Kuhlberg Palliativnetz Freiburg

Freiburg, Deutschland

[email protected]

David Czudnochowski Palliativnetz Freiburg

Freiburg, Deutschland

[email protected]

Peter König Hochschule Furtwangen

Furtwangen, Deutschland

[email protected]

Keywords

Palliative Care, Wissensbausteine, Home-

page, Altenpflege, situCare

Abstract

In Deutschland ist eine adäquate Versor-

gung von Sterbenden in Altenpflegeheimen

zumeist sehr unzureichend geregelt. Noch

immer versterben Menschen mit massiven

Schmerzen oder Angst, weil die Altenpfle-

gekräfte, aus verschiedensten Gründen auf

diese Situationen nicht ausreichend vorbe-

reitet sind. Gleichzeitig steigt der Anteil der

Pflegebedürftigen, mit komplexen Symp-

tombelastung in stationären Pflegeeinrich-

tungen stetig an. Hochrechnungen zufolge

ist die Anzahl der Menschen, die im Pflege-

heim versterben von rund 12% im Jahr 2000

auf rund 20% im Jahr 2011 angestiegen. Bei

Menschen mit Demenz liegt dieser Anteil

bei rund 50%.

Im Rahmen des BMBF-geförderten Pro-

jekts situCare [2016 -2019] wurde auf Basis

von Experteninterviews mit Palliativfach-

kräften und Beobachtungen in Altenpflege-

heimen eine Ist-Analyse vorgenommen.

Viele Palliativfachkräfte berichten von

Menschen, die unter diesen schwierigen Be-

dingungen versterben. Vor allem wurde von

massivem - nicht adäquat oder unbehandel-

tem – Schmerzgeschehen, überforderten

Pflegekräften und überlasteten Angehöri-

gen berichtet. Vielen professionellen Pfle-

genden wie auch Angehörigen, ist die Mög-

lichkeit der Unterstützung durch ein SAPV-

Team nicht bekannt.

Auf der Basis dieser Erkenntnisse wurde so-

wohl ein Schulungskonzept als auch eine

Homepage zur niederschwelligen Wissens-

vermittlung für Altenpflegekräfte etabliert

(www.palliativlexikon-freiburg.de). Hier-

bei wurden zunächst die Themen “allge-

meine Grundlagen” sowie “Ernährung am

Lebensende” ausgearbeitet. Die Schulun-

gen fanden durch eine Palliativfachkraft

statt. Die begleitende Pilotstudie zeigte be-

reits auf, dass der Bedarf an palliativem

Wissen in der Altenpflege erheblich ist. Die

Selbsteinschätzung und das tatsächliche

Praxiswissen der Altenpflegenden unter-

scheiden sich stark. Gleichzeitig wünschen

sich 85% der Altenpflegenden weitere Fort-

bildungen zum Thema. Darüber hinaus

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

96

konnten bereits ergänzende Aspekte identi-

fiziert werden, beispielsweise der Umgang

mit Schmerzen und Symptombehandlung.

Eine weiterführende Erhebung und Aus-

wertung findet gerade statt.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

97

Multifunktionale, technikgestützte Mobili-

sierung in der Pflege

Conrad Fifelski Universität Oldenburg

Oldenburg, Deutschland

[email protected]

Miriam Peters Philosophisch-Theologische Hochschule

Vallendar

Vallendar, Deutschland

[email protected]

Sabine Daxberger Philosophisch-Theologische Hochschule

Vallendar

Vallendar, Deutschland

[email protected]

Lena-Marie Wirth Universität Oldenburg

Oldenburg, Deutschland

[email protected]

Christian Kowalski OFFIS - Institute for Information Technol-

ogy

Oldenburg, Deutschland

[email protected]

Andreas Hein Universität Oldenburg

Oldenburg, Deutschland

[email protected]

Manfred Hülsken-Giesler Universität Oldenburg

Oldenburg, Deutschland

manfred.huelsken-giesler@uni-osnab-

rueck.de

Keywords

Robotics, Kinästhetics, Nursing

Abstract

Die Mobilisierung Pflegebedürftiger bringt

Belastungen mit sich, die körperliche Schä-

digungen bei den Pflegenden verursachen

können (Jäger et al., 2014). Pflegehilfsmit-

tel, wie Lifter und Pflegebetten, zielen da-

rauf ab, körperliche Belastungen zu mini-

mieren. Hilfsmittel dieser Art sind im Nor-

malfall für ausgewählte Anwendungszwe-

cke vorgesehen. Für komplexe Pflegesitua-

tionen sind oft mehrere unterschiedliche

Hilfsmittel zu kombinieren, was wirtschaft-

lich fraglich ist, den Pflegekräften ein siche-

res Handling mit unterschiedlich funktio-

nierenden Geräten abverlangt und letztlich

dazu führen kann, dass die zur Verfügung

stehende technische Infrastruktur nicht ge-

nutzt wird.

Im Pflegelabor der Universität Oldenburg

wird auf Grundlage des BMBF geförderten

Projektes ITAGAP ein alternativer Ansatz

gewählt: ein multifunktionaler Roboterarm,

der an einem Pflegebett befestigt wird, leis-

tet Unterstützung in verschiedenen Pfle-

gesituationen. Er unterstützt die von einer

Pflegeperson koordinierte Lagerung von

Klient(inn)en im Bett, die Mobilisation und

den Transfer vom Bett in den Stuhl und ist

in der Lage, Gegenstände für die Kli-

ent(inn)en oder die Pflegepersonen anzu-

reichen oder zu halten. Mit diesem Ansatz

soll eine körperliche Entlastung von Pfle-

genden erreicht und die Unabhängigkeit

von bettlägerigen Klient(inn)en unterstützt

werden. Die Technologieentwicklung er-

folgt mit pflegewissenschaftlicher Beglei-

tung und in Zusammenarbeit mit der Pfle-

gepraxis. Erste Testläufe mit Auszubilden-

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

98

den in der Pflege demonstrieren die Multi-

funktionalität des Systems, belegen die

Machbarkeit und geben Anlass, diesen in-

novativen Ansatz weiter zu verfolgen.

Literatur Jäger, M., Jordan, C., Theilmeier, A., Wort-

mann, N., Kuhn, S., Nienhaus, A. und Lutt-

mann, A. (2014): Analyse der Lumbalbelas-

tung beim manuellen Bewegen von Patien-

ten zur Prävention biomechanischer Über-

lastungen von Beschäftigten im Gesund-

heitswesen. in RiRe - Risiken und Ressour-

cen in Gesundheitsdienst und Wohlfahrts-

pflege, ecoMed Medizin.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

99

Fast Care - Realtime Telemedical Applica-

tions for intelligent Assistance Systems

Sabrina Hoppstock Harz University of Applied Sciences

Wernigerode & Halberstadt, Deutschland

[email protected]

Peter Kußmann Harz University of Applied Sciences

Wernigerode & Halberstadt, Deutschland

[email protected]

Ulrich Fischer-Hirchert Harz University of Applied Sciences

Wernigerode & Halberstadt, Deutschland

[email protected]

Keywords

Pflegeassistenzsysteme, Echtzeitanwen-

dungen, 5G Applikation, Telemedizin

Einleitung, Hintergrund, Problemstel-

lung

Das Projekt fast care forscht an der Konzep-

tion und Entwicklung eines echtzeitfähigen

Sensordaten-Analyse-Frameworks für in-

telligente Assistenzsysteme. Entwicklungs-

ziele sind u.a. medizinisch valide, Echtzeit-

Situationsbilder auf Basis einer ad-hoc ver-

netzten Sensorinfrastruktur mit Latenzen

kleiner 10ms. Fast care schafft die techni-

schen Voraussetzungen dafür, dass medizi-

nische Interaktionen möglich sind, um den

Menschen in seiner natürlichen Umgebung

vor Schaden zu bewahren.

Herangehensweise, Methodik

Assistenzsysteme im AAL-Bereich und der

medizinischen Versorgung müssen rele-

vante Situationen, die eine assistive Inter-

vention erfordern, in Echtzeit erkennen

können. Die Herausforderung einer verteil-

ten, echtzeitfähigen medizinischen Sensorik

und Signalverarbeitung soll mithilfe einer

sensornahen Datenverarbeitung und Sen-

sorhubs, der optischen Sensorik, der hard-

warenahen Systemoptimierung, der Ent-

wicklung verteilter Systeme sowie durch

Interface Netzwerk-Sensorik bearbeitet

werden.

Ergebnis, Praxisimplikationen

Als Lösungsansätze dienen schnelle und in-

telligente Sensorik und Aktorik, eine Ver-

besserung der Bewegungsmustererkennung

und intelligente Algorithmen zur Echtzeit-

Netzwerkintegration. Im fast care Projekt

wird ein Echtzeitnetzwerk mit Demonstra-

toren im MTI-Lab der Hochschule Harz

aufgebaut. Die verschiedenen Teilergeb-

nisse aller Projektpartner werden zu diesem

Zweck im Labor integriert. Die Integration

im MTI-Lab erfolgt mit dem Fokus auf der

Anwenderfreundlichkeit der eingesetzten

Technik.

Anmerkungen

Das Projekt wird gefördert vom Bundesmi-

nisterium für Bildung und Forschung und

ist Teil des Programmes „Zwanzig20 –

Partnerschaft für Innovation“. Das Förder-

kennzeichen ist 03ZZ0519I. Wir danken al-

len fast care Projektpartnern für den Beitrag

zu dieser Veröffentlichung.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

100

HealthReality: Rendezvous zweier Welten

- Wissenstransfer und Anwendungsent-

wicklung erweiternder Realitäten zwischen

Kreativ- und Gesundheitswirtschaft

Andre Hellwig Fraunhofer Institut für Software- und Sys-

temtechnik, Fraunhofer ISST

Dortmund, Deutschland

[email protected]

Wolfgang Deiters Hochschule für Gesundheit HSG

Bochum, Deutschland

[email protected]

Michael Pantförder Fraunhofer Institut für Software- und Sys-

temtechnik, Fraunhofer ISST

Dortmund, Deutschland

[email protected]

Sven Meister Fraunhofer Institut für Software- und Sys-

temtechnik, Fraunhofer ISST

Dortmund, Deutschland

[email protected]

Keywords

Gesundheitsanwendungen, Healthcare, Liv-

ing Lab, Human-centered Design, Interac-

tion Design, Virtual Reality, Augmented

Reality

Abstract

Virtual (VR), Mixed (MR) und Augmented

Reality (AR) sind bereits ein fester Bestand-

teil der Kreativwirtschaft, stehen im Ge-

sundheitswesen jedoch am Anfang. Im Ge-

sundheitssektor gibt es allerdings relevante

Einsatzmöglichkeiten für Anwendungen er-

weiternder und vollständig digitaler Reali-

täten. Heute existieren Oberkategorien zur

Beschreibung von VR/MR/AR-Produkten.

Es fehlt jedoch oftmals eine nutzerzentrierte

Auseinandersetzung, inwiefern die im

Markt verfügbaren technologischen An-

sätze eine Akzeptanz in Therapie und Lehre

der Gesundheitswelt finden können. Das

Verbundprojekt HealthReality möchte an

dieser Stelle unterstützen und hat folgende

Ziele:

1. Wissenstransfer: Bestehendes Wissen der

Kreativbranche zur digitalen Anwendungs-

entwicklung für das Gesundheitswesen er-

schließen.

2. Living Lab: Anforderungsanalyse und

Etablierung eines Labs an der Hochschule

für Gesundheit mit dem Zweck Austausch,

Vernetzung und Innovation zwischen den

Branchen zu fördern.

3. Agile Entwicklung und Erprobung: Me-

thodensettings für die Anwendungsent-

wicklung erweiternder Realitäten im Ge-

sundheitswesen.

Gesundheitsanwendungen haben besonders

hohe Entwicklungsanforderungen. Diese

müssen sinnvoll zu einer gesundheitlichen

Versorgung beitragen. Derzeit fehlt es an ei-

nem strukturierten Methodensetting, um

Kreativunternehmen bei der Translation

von Produkten in das Gesundheitswesen zu

unterstützen. Nutzerzentrierung und agile

Entwicklungsmethoden im Bereich Ge-

sundheit erfordern deshalb ein erfahrbar

machen der jeweiligen Innovation. Es be-

darf eines Living Labs, in dem Akteure aus

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

101

Wissenschaft und Praxis zusammenkom-

men können, um auf Basis eines gemeinsa-

men Problemverständnisses robuste Lösun-

gen zu realisieren. In Zusammenarbeit mit

Akteuren der Gesundheit (Hochschule für

Gesundheit,) und der Kreativbranche

(Fachhochschule Dortmund, 42dp Labs)

wurden in qualitativen Befragungen Anfor-

derungen an ein Methodensetting (u.a. Pro-

zesse, Design Principles erweiternder Rea-

litäten), Einsatzszenarien im Feld Gesund-

heit (u.a. Pflegeinnovationen) sowie ein

Living Lab an der Hochschule für Gesund-

heit erhoben. Im Sinne einer agilen Ent-

wicklung ist ein ständiger Austausch beider

Branchen (u.a. Anwendungsentwicklung

mit direktem Feedback der Zielgruppe, Er-

arbeitung einer gemeinsamen Wissensba-

sis) zur erfolgreichen Produktentwicklung

unabdingbar. Darüber hinaus wünschen

sich Parteien beider Branchen eine Bera-

tung zur Einschätzung in welchem Fall eine

Anwendung als Medizinprodukt eingestuft

wird

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

102

Evaluation eines VR-gestütztes Absaug-

training für professionell Pflegende in Aus-

bildung und Praxis

Ulrike Lindwedel-Reime Hochschule Furtwangen

Furtwangen, Deutschland

[email protected]

Christian Plotzky Hochschule Furtwangen

Furtwangen, Deutschland

[email protected]

Lisa Blattert Vital Aire

Berlin, Deutschland

[email protected]

Christophe Kunze Hochschule Furtwangen

Furtwangen, Deutschland

[email protected]

Peter König Hochschule Furtwangen

Furtwangen, Deutschland

[email protected]

Keywords

VR-gestütztes Lernen, Absaugtraining,

Evaluation, situCare

Abstract

Der demografischen Wandel, die anstei-

gende Anzahl von Menschen mit Pflegebe-

darf und der pflegerische Personalmangel

haben dazu geführt, dass u.a. die Praxisan-

leitung zeitlich komprimiert wird. Dies

kann zu Unsicherheiten, fehlenden Kompe-

tenzen und Fertigkeiten bei Pflegenden füh-

ren. In der außerklinischen Heimbeatmung

haben sich das endotracheale Absaugen so-

wie das Beatmungsmanagement als beson-

ders problematisch herausgestellt. Pfle-

gende Angehörige verlassen das häusliche

Umfeld häufig nicht mehr bzw. sondieren

bei welcher Pflegekraft sie das Haus gefahr-

los verlassen können. Auch professionelle

Pflegekräfte berichteten, dass nicht in aus-

reichenden Maße für dieses Arbeitssetting

qualifizierte Kolleg*innen einen erhebli-

chen Stress und Belastungsfaktor darstel-

len. Dies führt dazu, dass ein Großteil der

Befragten plant, den Beruf innerhalb der

nächsten Zeit zu verlassen oder sich im Be-

rufszweig neu orientiert. Im Rahmen des

Projekts situCare (BMBF, 2016-2019)

wurde ein mehrstufiges Konzept zur Nut-

zung von Mixed-Reality Systemen für das

Skills-Training in der Pflege und eine VR-

Anwendung dazu am Beispiel des en-

dotrachealen Absaugens entwickelt.

Mit Hilfe dieser VR-Anwendung kann das

Absaugen bei einem virtuellen Patienten

geübt werden. Dabei absolvieren die Ler-

nenden durch Unterstützung eines Head-

Mounted-Display und einer Audioanleitung

einzelne Schritte des Absaugvorgangs. Die

Übungen können durchgeführt werden,

ohne dass Gefahr für Patienten besteht. In

ersten Usability-Analysen zeigten die Teil-

nehmenden fast durchweg Begeisterung. Es

wurde u.a. geäußert, dass sich die Simula-

tion sehr real anfühle. Insgesamt sahen die

Teilnehmenden ein hohes Potential der VR

zu Lernzwecken in der Pflege. Aktuell läuft

eine Evaluationsstudie die sich darüber hin-

aus mit der Akzeptanz der VR-gestützten

Anwendung, dem subjektiven Lernerlebnis

Page 112: Tagungsband der 2. Clusterkonferenz 2019 Innovative … · 2019-09-27 · Ulrich Fischer-Hirchert, Sabrina Hoppstock und Peter Kußmann HealthReality: Rendezvous zweier Welten - Wissenstransfer

Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

103

sowie dem (subjektiver) Kompetenzzu-

wachs bei Studierenden und Fachkräften in

der Berufspraxis (n=50) beschäftigt.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

104

Pflege 4.0: Mit User-Centred Change zur

nutzerzentrierten Implementierung neuer

Technologien

Annabel Zettl YOUSE GmbH

Berlin, Deutschland

[email protected]

Angelika Trübswetter YOUSE GmbH

Berlin, Deutschland

[email protected]

Keywords

User-Centred Change, Digitalisierung,

Technikakzeptanz, Transformation, Partizi-

pation

Abstract

Die Digitalisierung schreitet in allen Bran-

chen und Teilen der Gesellschaft immer

weiter voran. Auch für die Pflege stehen

Technologien bereit, die eine Verbesserung

von Abläufen und Versorgungsangeboten

versprechen: Pflegedokumentationssoft-

ware, Pflegelifter, Roboter oder Selbstma-

nagement-Apps sollen Prozesse beschleuni-

gen und vereinfachen [1-2], Pflegepersonal

und pflegebedürftige Personen entlasten,

schützen [3] oder fördern [4].

Viele dieser Technologien sind einsatzbe-

reit, aber nur wenige schon fester Bestand-

teil des medizinischen und pflegerischen

Alltags [5]. Dies ist unter anderem auch auf

eine mangelnde Akzeptanz dieser Techno-

logien seitens der Anwender*innen zurück-

zuführen, die oftmals unzureichend in den

Entwicklungsprozess eingebunden werden

[6]. Nutzerintegration, bspw. User- Centred

Design [7], ist hier eine wichtige Stell-

schraube zur Gestaltung nutzerfreundlicher

Anwendungen. Jedoch zeigt die Implemen-

tierungspraxis immer wieder, dass die Nut-

zerintegration im Entwicklungsprozess al-

lein das Problem der mangelnden Akzep-

tanz nicht ausreichend lösen kann. Daher

stellt sich die Frage nach einem Ansatz zur

akzeptanzfördernden Implementierung

neuer Technologien.

Dieser Beitrag betrachtet digitale Hilfsmit-

tel im Gesundheitswesen als Teil eines so-

zio-technischen Systems. Bei der Imple-

mentierung spielt deshalb nicht nur die

Technikakzeptanz sondern auch die Akzep-

tanz des Veränderungsprozesses eine wich-

tige Rolle. [8] Für eine erfolgreiche Gestal-

tung des Implementierungsprozesses wird

User-Centred Change (UCC) als Ansatz zur

nutzerzentrierten Implementierung neuer

Technologien in der Pflege vorgestellt. Der

Ansatz vereint Prinzipien des User-Centred

Designs mit solchen des Change-Manage-

ments und rückt neben der Technologie-

auch die Veränderungsakzeptanz von Mit-

arbeitenden in den Mittelpunkt. Das vorge-

stellte Phasenmodell soll Organisationen

Orientierung für die Gestaltung von Verän-

derungsprozessen geben und helfen, Tech-

nologieimplementierung bewusst als Ver-

änderungsprozess wahrzunehmen.

Referenzen [1] Dan Produkte GmbH (2019). URL:

https://www.danprodukte.de/software-sta-

tionaer/dantouch/#dtnav-1 (Letzter Zugriff:

28.03.2019)

[2] Connext Communication GmbH (2019).

URL: https://www.connext.de/software/vi-

vendi-pd/pflege.aspx (Letzter Zugriff:

28.03.2019)

[3] ATO FORM GmbH (2019). URL:

https://www.ato-form.com/de/heben-tra-

gen-betten/patientenlifter/ (Letzter Zugriff:

28.03.2019)

[4] MyCyFAPP (2018). URL:

https://www.mycyfapp.eu/index.php/en/

(Letzter Zugriff: 28.03.2019)

Page 114: Tagungsband der 2. Clusterkonferenz 2019 Innovative … · 2019-09-27 · Ulrich Fischer-Hirchert, Sabrina Hoppstock und Peter Kußmann HealthReality: Rendezvous zweier Welten - Wissenstransfer

Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

105

[5] BGW Berufsgenossenschaft für Ge-

sundheitsdienst und Wohlfahrtspflege

(Hrsg.) (2017). Pflege 4.0 – Einsatz moder-

ner Technologien aus der Sicht professio-

nell Pflegender. Hamburg.

[6] BMG Bundesministerium für Gesund-

heit (Hrsg.) (2017). ePflege. Informations-

und Kommunikationstechnologie für die

Pflege.28. Berlin.

[7] DIN EN ISO 9241-110 (2006). Ergono-

mie der Mensch-System-Interaktion – Teil

110: Grundsätze der Dialoggestaltung. Ber-

lin: Beuth.

[8] Meissner, M.; Trübswetter, A., Jenny,

M. (2019). Technikakzeptanz durch User-

Centred Change - Digitale Transformation

für Robotik und Industrie 4.0. In atp-Maga-

zin, 05/2019 [in press].

Page 115: Tagungsband der 2. Clusterkonferenz 2019 Innovative … · 2019-09-27 · Ulrich Fischer-Hirchert, Sabrina Hoppstock und Peter Kußmann HealthReality: Rendezvous zweier Welten - Wissenstransfer

Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

106

Living Labs als Gestaltungs- und Aneig-

nungsarena IKT-basierter Anwendungen

im Gesundheits- und Pflegekontext: Impli-

kationen partizipativer Entwicklung

David Unbehaun University of Siegen

Siegen, Deutschland

[email protected]

David Struzek University of Siegen

Siegen, Deutschland

[email protected]

Jutta Jung-Heinrich University of Siegen

Siegen, Deutschland

[email protected]

Martin Dickel University of Siegen

Siegen, Deutschland

[email protected]

Keywords

Living Lab, Participatory Design,

Co-Design, Care

Abstract

Anwender*innen innovativer Informations-

technologien im Pflegekontext haben unter-

schiedliche Bedürfnisse, Einstellungen und

Erwartungen. Ihre Entscheidungen basieren

auf komplexen individuellen Verhaltens-

mustern, institutionellen Rahmenbedingun-

gen und nicht auf rationalen Prozessen. Zur

Entwicklung von innovativen praxis- und

anwendungsorientierten Produkten ist die

Einbindung von Menschen und das Ver-

ständnis des jeweiligen Kontextes entschei-

dend. Vor diesem Hintergrund werden ver-

mehrt nutzerorientierte Entwicklungsmo-

delle angewendet, die jedoch keine Nut-

zer*innenbeteiligung garantieren. Partizi-

pative Design und Entwicklungsansätze be-

dienen sich, im Sinne des bedarfsorientier-

ten Nutzervorgehen, oftmals sogenannten

Living Labs, in welchen innovative Tech-

nologien mit Nutzer*innen in realen Kon-

texten entwickelt, validiert und verfeinert

werden können. Die partizipative Einbin-

dung nimmt im Sinne des Living Labs, vor

allem im Pflegekontext einen besonderen

Stellenwert ein und eröffnet eine enge Ko-

operation und Interaktion aller Stakehol-

der*innen. Endnutzer*innen können sich

aktiv am Innovationsprozess beteiligen und

so interdisziplinär neue Lösungen entwi-

ckeln. Daraus hervorgehende Ideen, Kon-

zepte und Prototypen werden in Alltagsum-

gebungen zu Alltagsbedingungen getestet

und evaluiert. Dieser Schritt ermöglicht das

frühe Aufdecken kontextspezifischer Nut-

zungsprobleme oder nicht intendierte Nut-

zungsweisen und eine zeitnahe Verbesse-

rung und Weiterentwicklung der IKTbasier-

ten Anwendung.

In diesem Poster werden Ergebnisse mehre-

rer nationaler und internationaler For-

schungs- und Entwicklungsprojekte zu IKT

in Gesundheit und Pflege zusammengetra-

gen und hinsichtlich ihrer Entwicklung in

eingerichteten Living Labs analysiert und

bewertet. Dabei werden Möglichkeiten und

projektübergreifende Aspekte der Generie-

rung eines verbesserten Kontextverständ-

nisses, der gemeinsamen Entwicklung be-

darfsnaher Endnutzerprototypen, perma-

nente kontextrelevante Evaluierung sowie

Page 116: Tagungsband der 2. Clusterkonferenz 2019 Innovative … · 2019-09-27 · Ulrich Fischer-Hirchert, Sabrina Hoppstock und Peter Kußmann HealthReality: Rendezvous zweier Welten - Wissenstransfer

Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

107

eine Konzeptentwicklung im Diskurs mit

Nutzer*innen, Entwickler*innen und For-

scher*innen dargestellt. Gleichzeitig wer-

den Chancen, Herausforderungen und Li-

mitationen thematisiert, die dem Leser als

Handlungsempfehlungen dienen.

Page 117: Tagungsband der 2. Clusterkonferenz 2019 Innovative … · 2019-09-27 · Ulrich Fischer-Hirchert, Sabrina Hoppstock und Peter Kußmann HealthReality: Rendezvous zweier Welten - Wissenstransfer

Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

108

Mobilitätsanalyse per App: Nutzerakzep-

tanz im Pflegealltag

Diana Heinrichs Lindera GmbH

Berlin, Deutschland

[email protected]

Tobias Fleischhut Lindera GmbH

Berlin, Deutschland

[email protected]

Keywords

Pflege, Künstliche Intelligenz, Online, Off-

line, Sturzprävention, Expertenstandard,

Sturzprohylaxe, Bewegungsanalyse, Ana-

lyse, MDK

Hintergrund

Zur Unterstützung von Pflegekräften und

Pflegebedürftigen wurde ein App entwi-

ckelt mit welcher der Prozess zur Sturzrisi-

koerfassung und einer individuellen Maß-

nahmenplanung gemäß dem Expertenstan-

dard Sturzprophylaxe optimiert werden

soll. Es erfolgt eine multifaktorielle Erfas-

sung der Sturzrisiken mit einer digitalen

Analyse des Gangbildes und einem App-ba-

sierten Fragebogen.

Methodik

Im Rahmen eines Pilotprojektes (gefördert

durch die AOK Nordost) wurde die Anwen-

dungen in 11 stationären und ambulanten

Pflegeeinrichtungen sowie in zwei Pflege-

beratungen implementiert und gemäß dem

Gesundheitsförderungsprozess evaluiert.

Dabei führten Pflegekräfte die Mobilitäts-

analyse mit 330 Senioren in allen teilneh-

menden Einrichtungen durch. Die Senioren

erhielten eine Analyse mit einer Auswer-

tung ihres Sturzrisikos sowie einem indivi-

duellen Maßnahmenplan. Mittels eines

standardisierten Fragebogens wurden die

Akzeptanz, der Nutzen und die Umsetzung

empfohlener Präventionsmaßnahmen eva-

luiert.

Ergebnis

88 Pflegebedürftige nahmen an der Evalua-

tion teil. Hiervon gaben 88 % an, die Risi-

ken und möglichen Folgen von Stürzen zu

kennen. Durch die durchgeführte Mobili-

tätsanalyse gewannen 83 % der Befragten

neue Erkenntnisse bezüglich der eigenen

Sturzgefahr und geeigneter Präventions-

maßnahmen. Über die Hälfte der Pflegbe-

dürftigen (54 %) begannen mit der Umset-

zung von empfohlenen Maßnahmen. Fast

alle Befragten (98 %) äußerten, die Analyse

erneut durchführen zu wollen.

Schlussfolgerung

Die Anwendung der App zeigt eine hohe

Akzeptanz sowie einen informativen Mehr-

wert bei Pflegebedürftigen. Sie trägt zur

Umsetzung notwendiger Präventionsmaß-

nahmen in den verschiedenen Settings der

Pflege bei. In die Weiterentwicklung sollen

Maßnahmen integriert und evaluiert wer-

den, welche die Adhärenz empfohlener

Sturzpräventionsmaßnahmen steigern kön-

nen. Die digitale Erfassung des Sturzrisikos

vereinfacht die Dokumentation und standar-

disiert die Risikoerfassung.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

109

EXPERTISE 4.0 - Exoskelette für die

Pflege

Meiko Merda MEMe

Eichwalde, Deutschland

[email protected]

Keywords

Exoskelette, Technische Assistenz, Physi-

sche Entlastung, Pflege

Abstract

In Rehabilitation und Industrie werden

Exoskelette, d. h. am Körper getragene Or-

thesen zur Bewegungs- und Kraftunterstüt-

zung, bereits in unterschiedlichen Berei-

chen eingesetzt. Auch für Beschäftigte des

Gesundheitswesens versprechen Exoske-

lette eine Unterstützung bei der Handha-

bung von schweren Lasten und eine Entlas-

tung des Muskel-Skelett-Apparates für die

jeweiligen Anwenderinnen und Anwender.

Zwar sind bereits verschiedene Hersteller

mit eigenen Systemen auf dem Markt. Die

konkreten Potenziale und Gesundheitsrisi-

ken der Nutzung von Exoskeletten im Ar-

beitsalltag sind allerdings noch weitgehend

unklar. Es mangelt sowohl an wissenschaft-

lichen Erkenntnissen als auch an Praxiser-

fahrungen im Präventionsbereich.

Im Beitrag werden die ersten Ergebnisse

des Projektes "EXPERTISE 4.0" unter der

Konsortialleitung der BruderhausDiakonie

mit den Partnern LebensPhasenHaus der

Universität Tübingen und MEMe vorge-

stellt und mit den Teilnehmenden diskutiert.

Im Rahmen von "EXPERTISE 4.0" wird in

einem Experimentierraum des BMAS eine

Laborumgebung geschaffen, um Exoske-

lette modellhaft hinsichtlich einer körperli-

chen Entlastung im pflegerischen Alltag zu

erproben (https://www.arbeitenviern

ull.de/experimentierraeume/gefoerderte-

projekte/inqa-experimentierraeume/exper-

tise-40.html). Es kommen unterschiedliche

aktive und passive Systeme vergleichend

zum Einsatz. In einer praxisnahen, aber ge-

schützten Laborumgebung des LebensPha-

senHauses (https://lebensphasenhaus.de/)

und in einem Showroom der BruderhausDi-

akonie sammeln Pflegende erste Erfahrun-

gen mit der Nutzung der Exoskelette mittels

Lehrvideos und Simulationen des Ar-

beitsalltags. Die Labortest werden durch

passgenaue Qualifizierungsmaßnahmen un-

terstützt, in denen die sachgemäße und si-

chere Nutzung von Exoskeletten vermittelt

wird. Daran anschließend werden die Exos-

kelette im Arbeitsalltag im pflegerischen

Alltag in Einrichtungen der BruderhausDi-

akonie unter wissenschaftlicher Begleitung

eingesetzt.

Parallel und unterstützend dazu wird bei

EXPERTISE 4.0 die Wissensplattform

"WiQQi" einen Beitrag zur weiteren Ver-

netzung der Branche leisten, indem sie den

Austausch zwischen thematisch interessier-

ten Einrichtungen fördert. Auf WiQQi wer-

den die Projektergebnisse begleitend aufbe-

reitet und Pflegenden als Nutzende von

technischen Hilfsmitteln zur Verfügung ge-

stellt.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

110

Konzeptentwicklung eines robotergestütz-

ten, kooperativen Kochvorgangs im Smart

Home

Marc Schroth

FZI Forschungszentrum Informatik

Karlsruhe, Deutschland

[email protected]

Keywords

Roboter, Smart Home, Mensch-Roboter-

Kollaboration, AuRorA

Abstract

Die alternde Gesellschaft in Deutschland

und die sich daraus ergebenden Problem-

stellungen, wie beispielsweise der wach-

sende Bedarf an Pflegekräften und die stei-

gende finanzielle Belastung für das Ge-

sundheitssystem sind eine zunehmende

Herausforderung. Hier wäre es wünschens-

wert, durch Einsatz moderner Technik die

Pflegebedürftigen zu unterstützen, um

ihnen ein möglichst langes, selbstständiges

Leben in der eigenen Wohnung zu ermögli-

chen. Ein zentraler Bestandteil der Selbst-

ständigkeit im eigenen Zuhause stellt das

Kochen dar. Ein Kochvorgang beinhaltet

aber gleichzeitig eine Reihe von Aufgaben,

die für Menschen mit unterschiedlichsten

Bedarfen schnell zur Herausforderung wer-

den: Sei es das Heben von schweren Gegen-

ständen wie Töpfen und Pfannen, das

exakte Dosieren von Zutaten oder die Ein-

haltung der korrekten Reihenfolge der ein-

zelnen Rezeptschritte. Auch birgt die Küche

eine Vielzahl von Risiken, wie z.B. verges-

sene Herdplatten oder ein laufender Was-

serhahn. Um diesen Problemen zu begeg-

nen wurde im Projekt AuRorA ein techno-

logie-gestütztes Konzept entwickelt, wel-

ches auf einem Roboterarm in einer Smart

Home Küche basiert. Im Vordergrund ste-

hen dabei interaktive, proaktive Roboter-

verhalten, um ältere Nutzer oder Nutzer mit

einer leichten kognitiven Einschränkung

(MCI) zu unterstützen. Durch dieses proak-

tive Verhalten des Aurora-Systems gestaltet

sich die Interaktion zwischen Mensch und

Maschine natürlicher, wodurch eine Akzep-

tanzsteigerung auch bei nicht-technik-affi-

nen Nutzern erreicht werden kann. Der Ro-

boter und das Smart Home werden zum

Avatar, welches den Nutzer an vergessene

Zutaten erinnert, einen Topf auf den Herd

stellt, oder auch eine vergessene Herdplatte

selbstständig ausmacht. Durch diese koope-

rative Arbeitsteilung zwischen Mensch und

AuRorA-System findet auch eine Aktivie-

rung des Pflegebedürftigen statt, wodurch

die verbliebene Selbstständigkeit erhalten

bleibt oder sogar gesteigert wird.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

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Ethik im Spannungsfeld von Sorge und

Technik – Eine ethische Reflexion des

Technikeinsatzes im Projekt PPZ-Freiburg

Johanna Pfeil AGP Sozialforschung

Freiburg, Deutschland

[email protected]

Florian Wernicke AGP Sozialforschung

Freiburg, Deutschland

[email protected]

Keywords

Pflege, Betreuung, Technik, Ethik, Kran-

kenhaus

Abstract

Technische Unterstützungsformen für Men-

schen mit hohem Pflege- und Betreuungs-

bedarf gewinnen besonders in stationären

Versorgungseinrichtungen zunehmend an

Bedeutung. Für Patient*innen versprechen

sie eine Aufwertung der Tagesgestaltung

sowie Diversifizierung von Betreuungs-

und Therapieszenarien unter bestehenden

Bedingungen knapper personeller und zeit-

licher Ressourcen. Dabei erfordert die In-

stallation sozio-technischer Arrangements

gegenüber vulnerablen Personengruppen

eine kontinuierliche ethische Reflexion.

Im Projekt PPZ-Freiburg werden verschie-

dene technische Anwendungen zur Verbes-

serung der Krankenhausversorgung am

Universitätsklinikum Freiburg erprobt.

Hierbei kommt auch ein mobiler Videopro-

jektor mit modular einsetzbaren audiovisu-

ellen Inhalten zum Einsatz. Die Erprobung

erfolgt im Bereich der Normal- und Inten-

sivversorgung. Mögliche Ziele bestehen in

der anregenden, aber auch entspannenden

Wirkung des gezeigten Materials auf Pati-

ent*innen sowie in der Förderung des

Wohlbefindens.

Projektbegleitend sind Interaktionsbe-

obachtungen sowie die theoretische Refle-

xion der gesammelten Daten durch das im

deutschsprachigen Raum etablierte Modell

MEESTAR (Weber 2015) geplant. In An-

lehnung an das Modell werden Spannungs-

felder beschrieben, in denen sich der Tech-

nikeinsatz bewegen kann. Die Ergebnisse

sollen anschließend in die Entwicklung von

Handreichungen, Lehrmaterialien und die

Planung spezifischer Ausbildungscurricula

einfließen.

Bisherige Anwendungsbeobachtungen zei-

gen, dass die ethische Bewertung von der

spezifischen Art der Anwendung und fach-

lichen Begleitung abhängt. Der Projektor

bietet Potenzial, sich Patient*innen zuzu-

wenden und sich intensiv mit Willens- und

Wesensäußerungen zu beschäftigen. Er

kann Anstoß zu menschlicher Interaktion

bieten und helfen, private Räume zu schaf-

fen, verbleibende Fähigkeiten zu erhalten

und Momente sozialer Teilhabe zu ermögli-

chen. Das Poster reflektiert die bisherigen

Projekterfahrungen und diskutiert diese an-

hand bestehender Referenzliteratur.

Literatur

Weber, Karsten (2015): MEESTAR. Ein

Modell zur ethischen Evaluierung sozio-

technischer Arrangements in der Pflege-

und Gesundheitsversorgung

.

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Zukunft der Pflege - Innovative Technologien für die Pflege

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Aussteller

Better@Home Better@Home Service GmbH, Events / Unter den Linden 80 / 10117 Berlin / www.bet-

ter-at-home.de

BKK Diakonie BKK Diakonie / Bernauer Str. 118 / 13355 Berlin / www.bkk-diakonie.de

BringLiesel GmbH BringLiesel GmbH / Berliner Allee 112 / 13088 Berlin / www.bringliesel.de

Careview Technologies GmbH CareView Technologies GmbH / Luisenstraße 19 / 65185 Wiesbaden / www.careview.de

cogvis software und consulting GmbH cogvis software und consulting GmbH / Wiedner Hauptstraße 17/1/3a / 1040 Wien /

www.cogvis.at

Connext Vivendi Connext Communication GmbH / Balhorner Feld 11 / 33106 Paderborn / www.con-

next.de

C&S Computer und Software GmbH C&S Computer und Software GmbH / Wolfsgäßchen 1 / 86153 Augsburg / www.ma-

nagingcare.de

Emperra GmbH E-Health Technologies

Emperra GmbH E-Health Technologies, Zeppelinstraße 48a /14471 Potsdam /

https://www.emperra.com/de/

escos automation GmbH escos automation GmbH / Waldenser Straße 2-4 / 10551 Berlin / www.escos-copilot.de

GerroMed Gira Giersiepen GmbH & Co KG / Dahlienstraße 12 / 42477 Radevormwald /

www.gira.de

Gira Giersiepen GmbH & Co. KG Gerromed Pflege- und Medizintechnik GmbH / Papenreye 55 / 22453 Hamburg /

www.gerromed.de

medimObil Imbusch Systemmöbel GmbH – medimObil / Europaring 1 / 49624 Löningen / www.me-

dimobil.com

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Talk Tools GmbH TalkTools GmbH / Symeonstraße 6c / 12279 Berlin / www.talktools-gmbh.de

terraplasma medical GmbH terraplasma medical GmbH / Lichtenbergstraße 8 / 85748 Garching / www.terraplasma-

medical.com

wissner-bosserhof GmbH wissner-bosserhof GmbH / Hauptstraße 4-6 / 58739 Wichede (Ruhr) / www.wi-bo.de