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14. Januar 2009 Kulturzentrum Trafo Baden TALK IM TRAFO Entwicklung des Menschen – Grenzen und Chancen GERHARD ROTH

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14. Januar 2009Kulturzentrum TrafoBaden

TALK IM TRAFO

Entwicklung des Menschen –Grenzen und Chancen

GERHARD ROTH

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GERHARD ROTHINSTITUT FÜR HIRNFORSCHUNG

UNIVERSITÄT BREMEN

ENTWICKLUNG DES MENSCHEN – GRENZENUND CHANCEN

© G. Roth, 2009

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THEMEN MEINES VORTRAGS

• Wer oder was bestimmt meine Persönlichkeitund mein Handeln?

• Wie kann ich mich selbst ändern - und warumist das so schwierig?

• Wie entscheide ich am besten?

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• das überwiegend genetisch bzw. vorgeburtlich bedingteTemperament (ca. 30%)

• frühkindliche emotionale Konditionierung, insbesonderefrühkindliche Bindungserfahrung (ca. 50%)

• soziale Konditionierung und eigene Erfahrung im Kindes-und Jugendalter im Zusammenhang mit Familie, Kamera-den, Schule (ca. 20%)

Die Persönlichkeit eines Menschen ist tief in seinemGehirn im so genannten limbischen System verankert.

PERSÖNLICHKEIT

Die Persönlichkeit eines Menschen ist eine lebenslangandauernde Kombination von Merkmalen des Tempera-ments, des Gefühlslebens, des Denkens und der Art zuhandeln und zu kommunizieren. Sie wird bestimmt durch

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Seitenansicht des menschlichen Gehirns

Großhirnrinde

Kleinhirn

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LimbischesSystem

Hypothalamus

(nach Spektrum der Wissenschaft, verändert)

Längsschnittdurch dasmenschlicheGehirn

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Untere limbische Ebene

Gehirn: Hypothalamus – zentrales Höhlengrau – vegetativeZentren des Hirnstamms

Ebene unbewusst wirkender angeborener Reaktionen und An-triebe: Schlafen-Wachen, Nahrungsaufnahme, Sexualität,Aggression – Verteidigung – Flucht, Dominanz, Wut usw.

Diese Ebene ist überwiegend genetisch oder durch vorgeburtlicheEinflüsse bedingt und macht unser Temperament aus. Sie istdurch Erfahrung und Erziehung kaum zu beeinflussen.

Hierzu gehören grundlegende Persönlichkeitsmerkmale wieStress-Management, Offenheit-Verschlossenheit, Selbstvertrauen,Kreativität, Vertrauen-Misstrauen, Umgang mit Risiken, Pünktlich-keit, Ordnungsliebe, Zuverlässigkeit, Verantwortungsbewusstsein.

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Hypothalamus

Querschnitt durch das menschliche Gehirn auf Höhe desHypothalamus

Großhirnrinde

Basalganglien

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Mittlere limbische Ebene

Gehirn: Amygdala, mesolimbisches System

Ebene der unbewussten emotionalen Konditionierung:Anbindung elementarer Emotionen (Furcht, Freude, Glück,Verachtung, Ekel, Neugierde, Hoffnung, Enttäuschung undErwartung) an individuelle Lebensumstände:

Diese Ebene macht zusammen mit der ersten Ebene (Tempe-rament) den Kern unserer Persönlichkeit aus. Dieser Kernentwickelt sich in den ersten Lebensjahren und ist im Jugend-und Erwachsenenalter nur über starke emotionale oder langanhaltende Einwirkungen veränderbar.

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Amygdala(Mandelkern)

Amygdala:

Zentrum füremotionaleKonditionierungund dasErkennenemotionalerSignale

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ANGENEHME/UNANGENEHME

EMPFINDUNG(limb. System)

EREIGNIS(Thalamus)

KONTEXT(Hippocampus)

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Die Amygdala ist der Ort der angeborenen und erlernten vor-nehmlich negativen oder überraschenden Emotionen und derStressreaktionen.

In der Amygdala findet bereits vorgeburtlich und während desganzen Lebens die emotionale Konditionierung statt.Erlebnisse und Erfahrungen werden nach „gut / lustvoll /vorteilhaft“ bzw. „schlecht / unangenehm / nachteilig“ bewertet,und diese Bewertung wird in der Amygdala gespeichert.

Diese Bewertung kann völlig unbewusst ablaufen.

Menschen unterscheiden sich deutlich voneinander in ihrenemotionalen Reaktionen, vor allem in ihrem Furcht- undAngstverhalten und der Art, wie sie mit Stress umgehen.

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VentralesTegmentalesAreal

MesolimbischesSystem:

Reaktion auf neuartige,überraschende Reize

Antrieb durchVersprechen vonBelohung (Dopamin)

Belohnungssystem(hirneigene Opiate)

Nucleusaccumbens

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Das mesolimbische System ist der Entstehungsort der hirn-eigenen „Belohnungsstoffe“ und der positiv-emotionalenKonditionierung.

Hier wird registriert, ob und in welchem Maße sich Belohnungs-erwartungen erfüllt haben. Dies wird im Belohnungsgedächtnisabgespeichert, das über die Ausschüttung von Dopamin zurGrundlage der Motivation wird.

Die Großhirnrinde registriert parallel dazu bewusst die genauerenUmstände der Belohnung und der Belohnungserwartung. Diesalles legt die individuelle Belohnungserwartung, die Leistungs-motivation und den Ehrgeiz fest, auch die Abhängigkeit von Lobund Anerkennung.

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Obere limbische Ebene

Gehirn: Prä- und orbitofrontaler, cingulärer und insulärerCortex.

Ebene des bewussten emotional-sozialen Lernens: Gewinn-und Erfolgsstreben, Anerkennung–Ruhm, Freundschaft,Liebe, soziale Nähe, Hilfsbereitschaft, Moral, Ethik.

Sie entwickelt sich in später Kindheit und Jugend. Sie wirdwesentlich durch sozial-emotionale Erfahrungen beeinflusst.Sie ist entsprechend nur sozial-emotional veränderbar.

Hier werden zusammen mit den unteren Ebenen grund-legende sozial relevante Persönlichkeitsmerkmalefestgelegt wie Machtstreben, Dominanz, Empathie,Verfolgung von Zielen und Kommunikationsbereitschaft.

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ANALYSEPLANUNGENTSCHEIDUNG

BEWERTUNG

SPRACHE

HÖRENSPRACHE

BEWEGUNGS-VORSTELLUNGEN

AUTOBIOGRAPHIE

MOTORIK SOMATOSENSORIK

KÖRPERRAUMSYMBOLE

SEHEN

OBJEKTEGESICHTERSZENEN

Funktionale Gliederung der Großhirnrinde

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NEUROBIOLOGISCHE GRUNDLAGEN VON EMPATHIE

T. Singer et al., Science 2003

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Kognitiv-sprachliche Ebene

Gehirn: Linke Großhirnrinde, bes. Sprachzentren undpräfrontaler Cortex.

Ebene der bewussten sprachlich-rationalen Kommunikation:Bewusste Handlungsplanung, Erklärung der Welt, Recht-fertigung des eigenen Verhaltens vor sich selbst undanderen.

Sie entsteht relativ spät und verändert sich ein Leben lang.Sie verändert sich im Wesentlichen aufgrund sprachlicherInteraktion.

Hier lernen wir, wie wir uns darstellen sollen, um voran zukommen. Abweichungen dieser Ebene und den anderenEbenen führen zum Opportunismus.

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ANALYSEPLANUNGENTSCHEIDUNG

BEWERTUNG

SPRACHE

HÖRENSPRACHE

BEWEGUNGS-VORSTELLUNGEN

AUTOBIOGRAPHIE

MOTORIK SOMATOSENSORIK

KÖRPERRAUMSYMBOLE

SEHEN

OBJEKTEGESICHTERSZENEN

Funktionale Gliederung der Großhirnrinde

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VIER-EBENEN-MODELL DER PERSÖNLICHKEIT

-

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Die untere limbische Ebene (Temperament) hat den stärkstenEinfluss auf unser Verhalten, ist aber am wenigsten veränderbar.

Die mittlere limbische Ebene hat einen ebenfalls großen Einflussauf unser Verhalten. Veränderungen auf dieser Ebene sindjedoch nur schwer zu erreichen, und zwar durch das Ansprechenindividuell-emotionaler Motive oder langes Einüben.

Die obere limbische, d.h. sozial-emotionale Ebene hat einengeringeren Verhaltenseinfluss. Sie ist im wesentlichen durchsoziale Interaktion und Kommunikation veränderbar.

Die kognitiv-sprachlich-rationale Ebene hat von sich auskeinen Einfluss auf unser Verhalten, sondern immer nur inVerbindung mit den anderen Ebenen.

Veränderbarkeit und Verhaltensrelevanz der vier Ebenen

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Asendorpf (2004):

Die Persönlichkeit stabilisiert sich in früher Kindheit in denGrundzügen und wird zunehmend immun gegen Umwelt-einflüsse.

Menschen suchen sich eher diejenigen Umwelten undLebensbedingungen, die zu ihnen passen, anstatt sich derUmwelt aktiv anzupassen.

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WARUM IST ES SO SCHWER, SICH SELBST ZUERKENNEN, UND NOCH SCHWERER, SICHSELBST ZU VERÄNDERN?

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Die wesentlichen Merkmale unserer Persönlichkeit (Tem-perament, Charakter) entstehen sehr früh auf der unterenund mittleren limbischen Ebene zu einer Zeit, in der unserBewusstsein noch nicht erinnerungsfähig ist.

Was uns davon bewusst wird, ist die „Interpretation“ durchdie obere limbische und die kognitiv-kommunikativeEbene.

Diese legen fest, wie wir uns bewusst erleben und wie wiruns vor uns selbst und anderen darstellen:

Sie sagen uns nicht, wie wir tatsächlich sind und was unstatsächlich antreibt.

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Um uns selbst nachhaltig zu ändern, müssten wir dasUnbewusste bewusst machen und es bewusst verändern.

Dagegen wehrt sich das Unbewusste. Es beeinflusst und„sabotiert“ eventuell unsere Bemühungen um Selbstverän-derung.

Das Unbewusste muss zu Veränderungen bereit sein, damitwir uns selbst ändern können. Auf der unteren und mittlerenlimbischen Ebene muss ein hinreichender „Leidensdruck“vorhanden sein.

Dies bedeutet, dass Selbstveränderungen durch „bewusstegroße Willensentscheidungen“ („sich zusammenreißen“) eineSelbsttäuschung sind.

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WIE MOTIVIERE ICH MICH SELBST?

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• Eine klare Zielvorstellung entwickeln, konkurrierende Ziel-vorstellungen aktiv ausblenden.

• Realistische Erfolgs- und Risikoeinschätzungen vornehmen.

• Sich mittelschwere Aufgaben stellen: Nicht zu hoch, dann istdas Risiko des Scheiterns zu hoch, nicht zu niedrig, dann gibtes kein Gefühl der Herausforderung.

• Große belastende Aufgaben in kleinere Schritte zerlegen, diemachbar erscheinen. Sich jeweils nur auf den nächsten Schrittkonzentrieren.

• Sich selbst nach jedem Schritt variabel und der Leistungangemessen belohnen.

• Sich die erfolgreiche Bewältigung von schwierigen Aufgabenin der Vergangenheit vergegenwärtigen.

• Mit sich selbst geduldig sein, einen langen Atem entwickeln.

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Veränderungen sind leichter erreichbar unter Anleitungeines psychologischen Beraters oder Psychotherapeuten.

Der Therapeut kann etwas tun, was wir bei uns selbstnicht tun können, nämlich über emotional-kommunikativeAkte in die unbewusste untere und mittlere limbischeEbene eindringen und Veränderungen induzieren.

Aber auch hier sind die Erfolgsaussichten bescheiden:Kein Psychotherapeut kann heilen, sondern nur denUmgang des Patienten mit seinem Leiden verbessern.

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WIE ENTSCHEIDE ICH AM BESTEN?

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TYPEN VON ENTSCHEIDUNGEN

Entscheidungen unter Zeitdruck

routinisierte (automatisierte)Entscheidungen

affektiv-impulsive Entscheidungen(„Bauchentscheidungen I“)

Entscheidungen ohne Zeitdruck

rein emotionale Entscheidungen(„Bauchentscheidungen II“)

logisch-rationale Entscheidungen

unbewusste, aufgeschobeneEntscheidungen

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Routinisierte (automatisierte) Entscheidungen

Vorteil: Schnell, präzise, unemotional aufgrund vonVorerfahrung und Einübung, nicht stressanfällig

Nachteil: Angepasst an bestimmte Problemsituationen,unflexibel. Versagt bei neuartigen Gegebenheiten

Beteiligte Strukturen: Basalganglien

Reflektierendes Ich nicht beteiligt

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Basal-ganglien

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Affektiv-impulsive Entscheidungen unter Zeitdruck(Bauchentscheidungen I)

Vorteil: Schnell

Nachteil: Entscheidungs- und Handlungsraum durchstarke Gefühle und Stress sehr eingeengt.

Beruht auf genetisch bedingten Reaktionen (Angriff,Verteidigung, Flucht, Erstarren). Unflexibel, kurzfristig.

Beteiligte Strukturen: Hypothalamus, zentrale Amygdala,Hypophyse, Locus coeruleus (Noradrenalin) VegetativesSystem, Nebennieren (Adrenalin), NN-Rinde (Cortisol).

Reflektierendes Ich nicht beteiligt.

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Cortisol-vermittelteStressreaktion

Hypothalamus

CRH

Hypophyse

ACTH

Nebennieren-Rinde

Cortisol

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Die schnelle unbewusste und die langsamebewusste Schrecksituation

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Emotionale Entscheidungen ohne Zeitdruck(Bauchentscheidungen II)

Vorteil: Erfahrungsgesteuerte Entscheidungen

Nachteil: Details der Entscheidungen können nichtwiedergegeben werden. Beruht auf emotionaler Konditio-nierung und ist überwiegend egoistisch ausgerichtet.

Beteiligte Strukturen: Basolaterale Amygdala,mesolimbisches System, limbische Cortexareale.

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(R. Adolphs, TICS3, Dezember 1999)

Gesichtererkennung undEinschätzung derVertrauenswürdigkeit (i.W.rechtshemisphärisch):

FG: Fusiformer Gyrus

STS: Superiorertemporaler Gyrus

AM: Amygdala, linksexplizit

INS: Insulärer Cortex

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Logisch-rationale Entscheidung

Vorteil: Systematisches Abwägen aufgrund des Prinzips derGewinnmaximierung und Risiko / Verlust-Minimierung

Nachteil: Stressanfälligkeit, nicht realitätsnah

Nur für Situationen geringer Komplexität geeignet.

Mehr Information ist häufig ungünstiger als wenigerInformation

Beteiligte Strukturen: Großhirnrinde, überwiegend links-hemisphärisch, insbesondere Stirnhirn

Reflektierendes Ich beteiligt.

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Arbeitsgedächtnis als Integrationszentrum undSitz von Intelligenz

Arbeitsgedächtnis

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Unbewusste aufgeschobene Entscheidung

Vorteil: Bewältigung komplexer Entscheidungs-situationen aufgrund der unbewusst vorliegendenErfahrungen

Nachteil: Stressanfällig, zeitaufwändig

Beteiligte Strukturen: Großhirnrinde, Hippocampus,limbische Hirnrinde, basolaterale Amygdala,mesolimbisches System

Reflektierendes Ich nicht bzw. nicht direkt beteiligt.

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Zellulärer Aufbau derGroßhirnrinde(Cortex)

Beim Menschen ca.20 MilliardenNervenzellen

Zeichnung vonS. Ramón y Cajal

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Semantisches assoziatives Netzwerk

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Es gibt rein affektiv-emotionale Entscheidungen („Bauch-entscheidungen“), aber es gibt keine rein rationalenEntscheidungen – Verstand und Vernunft sind immer nurRatgeber, nicht Entscheider!

Rationalität hat nur eine Chance in einfachen bzw.vereinfachten Situationen!

Stress und Zeitdruck bedeuten eine starke Einschränkungadäquaten Entscheidungsverhaltens. Man sollte alles tun,um sie zu vermeiden oder zu reduzieren.

Wenn dies unmöglich ist, greife man auf Standard-reaktionen zurück, reagiere aber NICHT affektiv!

MERKE

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Überarbeitete Auflage2009