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Maturaarbeit Taucher im Tiefenrausch- Wie Taucher den Tiefenrausch einschätzen, mit ihm umgehen und welche Auswirkungen er hat Referentin Andrea Mehnert vorgelegt am 4. Februar 2008 von Corina Beerli Kantonsschule am Burggraben St. Gallen

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Maturaarbeit

Taucher im Tiefenrausch-

Wie Taucher den Tiefenrausch einschätzen,

mit ihm umgehen und welche Auswirkungen

er hat

Referentin

Andrea Mehnert

vorgelegt am 4. Februar 2008

von

Corina Beerli

Kantonsschule am Burggraben St. Gallen

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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ............................................................................................. 1

1.1 Hinweis für Nicht-Taucher .......................................................................... 1

1.2 Warum ich dieses Thema gewählt habe ...................................................... 1

1.3 Hypothesen ............................................................................................... 2

1.4 Arbeitsmethoden ....................................................................................... 2

2 Was ist ein Tiefenrausch........................................................................ 3

2.1 Definition .................................................................................................. 3

2.2 Entstehung................................................................................................ 3

2.3 Inertgase .................................................................................................. 3

2.4 Anzeichen/ Symptome................................................................................ 4

2.5 Beeinflussung/ Anfälligkeit.......................................................................... 5

2.6 Vermeidung des Tiefenrausches.................................................................. 5

2.7 Tauchunfälle.............................................................................................. 6

2.8 Geschichte................................................................................................. 6

3 Umfrage............................................................................................... 7

3.1 Auswertungstabelle.................................................................................... 7

3.2 Umgang mit dem Tiefenrausch und dessen Einschätzung ............................. 8

3.2.1 Allgemeine Auswertung ....................................................................... 8

3.2.2 Auswertung bezüglich der Antworten von professionellen Tauchern ....... 8

3.2.3 Tauchunfälle ..................................................................................... 10

4 Druckkammerfahrt .............................................................................. 10

4.1 Was ist eine Druckkammer ....................................................................... 10

4.2 Die Druckkammerfahrt ............................................................................. 11

4.3 Probleme bei der Auswertung der Druckkammerfahrt................................. 13

5 Schlusswort ........................................................................................ 14

6 Glossar............................................................................................... 15

7 Danksagungen.................................................................................... 17

8 Literaturverzeichnis ............................................................................. 18

9 Bestätigung der Eigentätigkeit.............................................................. 19

10 Kurzzusammenfassung ..................................................................... 19

11 Anhang ........................................................................................... 20

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Maturarbeit Taucher im Tiefenrausch

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1 Einleitung

1.1 Hinweis für Nicht-Taucher

Für Nicht-Taucher gibt es im hinteren Teil der Arbeit einen Glossar mit Fachbegriffen

und Abkürzungen.

1.2 Warum ich dieses Thema gewählt habe

Vor mehr als drei Jahren habe ich meinen ersten Tauchkurs im ägyptischen Hurghada

absolviert. Zwei Jahre später habe ich auf Elba in Italien mein nächstes Brevet, den

AOWD, erlangt. Im Rahmen dieses Tauchkurses habe ich auch meine ersten

Tiefenerfahrungen gemacht. Auf 38 Metern habe ich Übungen gelöst um die

Wirkungen des Tiefenrausches selber spüren zu können. Bei einer Divisionsaufgabe bin

ich kläglich gescheitert. Obwohl ich normalerweise keine Probleme mit

Mathematikaufgaben habe, musste ich zuerst einmal überlegen, wie man schriftlich

eine vierstellige durch eine zweistellige Zahl teilt. Nach einer Weile bin ich dann zu

einem Ergebnis gelangt, das jedoch falsch war. Diese Erfahrung war für mich sehr

beeindruckend. Ich fand es erstaunlich, wie stark die Konzentrationsfähigkeit und das

Denkvermögen vom Tiefenrausch beeinflusst wurden.

Octopus, Muräne und Leopardenschnecke auf Elba, Alle Fotos: © Corina Beerli

Ich habe auch schon Berichte über Taucher gelesen, die auf über hundert Metern ihr

Mundstück einem vorbeischwimmenden Fisch geben wollten und deshalb ertrunken

sind oder aber über Taucher, die sich nicht mehr an das, was sie gerade getan hatten

erinnern konnten. Solche Berichte über den Tiefenrausch faszinieren mich, obwohl die

betroffenen Taucher oftmals tödlich verunglückten.

Deshalb wollte ich mich zwecks meiner Maturaarbeit intensiver mit dem Phänomen des

Tiefenrausches auseinandersetzen.

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Maturarbeit Taucher im Tiefenrausch

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1.3 Hypothesen

1. Hypothese: Taucher ab dem Ausbildungslevel Divemaster können den

Tiefenrausch richtig einschätzen und professionell mit ihm umgehen.

2. Hypothese: Die Teilnehmer meiner Druckkammerfahrt können nur 50% vom

Quiz korrekt lösen.

1.4 Arbeitsmethoden

Ich habe einen Fragebogen mit geschlossenen Fragen für Taucher zusammengestellt,

um herauszufinden, wie Taucher den Tiefenrausch einschätzen und wie sie mit ihm

umgehen. Diesen Fragebogen habe ich per Mail verschickt und in einigen Tauchforen

online gestellt. Die Anzahl der Rückmeldungen hat mich sehr überrascht. Rund 160

ausgefüllte Fragebogen habe ich zurückerhalten und viele Taucher haben auch noch

etwas über die persönlichen Erfahrungen mit dem Tiefenrausch geschrieben.

Ausserdem habe ich am 5. Januar 2008 eine Druckkammerfahrt für insgesamt fünfzehn

Personen aller Ausbildungsstufen in der Druckkammer des Spitals in Überlingen

organisiert. Es gab drei einstündige Druckkammerfahrten mit je fünf Personen auf eine

simulierte Tiefe von 57 Metern. Ich habe für diese Druckkammerfahrt ein Quiz

vorbereitet, das die Teilnehmer am tiefsten Punkt lösten. Ausserdem machten sie mit

einem Seil den Knoten Palstek, den sie vorher bereits geübt hatten. Das Quiz war

einerseits dazu gedacht, zu überprüfen, ob die Teilnehmer im Tiefenrausch noch fähig

sind, ein solches Quiz zu lösen, und andererseits für die Teilnehmer selbst, um die

Auswirkungen des Tiefenrausches besser spüren zu können.

Die Ergebnisse von der Druckkammerfahrt wollte ich noch mit zwei ausgewählten

Teilnehmern der Druckkammerfahrt im Wasser überprüfen. Dazu habe ich ein weiteres

Quiz zusammengestellt, das die beiden Probanden anschliessend in einer Tiefen von 30

Metern im Bodensee lösten.

Der Fragebogen und die Quiz befinden sich im Anhang.

Alle Fotos: © Zingg-Dive, Mitte: Luft dehnt sich durch Druckabbau aus

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Maturarbeit Taucher im Tiefenrausch

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2 Was ist ein Tiefenrausch

2.1 Definition

Unter einem Tiefenrausch versteht man die narkotische Wirkung des Stickstoffs bei der

Erhöhung vom Stickstoffpartialdruck des geatmeten Gases. Deshalb wird der

Tiefenrausch oftmals auch Stickstoffnarkose genannt und ich werde diese beiden

Begriffe in meiner Arbeit synonym verwenden.

2.2 Entstehung

Bei Erhöhung der Tauchtiefe steigt der Druck pro zehn Meter um ein Bar. Gleichzeitig

nimmt auch der Stickstoffpartialdruck von Luft um 0,78 Bar pro ein Bar Druckerhöhung

zu. Ab welcher Tiefe die Stickstoffnarkose auftritt, ist sehr individuell und man kann

deshalb auch nicht genau festlegen, ab welcher Tiefe der Stickstoff eine narkotische

Wirkung zeigt. Eine gute Annahme ist aber, dass der Tiefenrausch ab einem

Stickstoffpartialdruck von 3.2 Bar bzw. einer Tiefe von etwa 30 Metern auftreten kann.

Die Wirkung des Tiefenrausches ist umkehrbar. Durch Auftauchen um wenige Meter

verschwinden die Symptome vollständig.

Die Stickstoffnarkose wird durch die Stickstoffanreicherung im zentralen Nervensystem

verursacht. In den Nervenzellen wird die Übertragung der elektrischen Impulse

zwischen den Synapsen und den Rezeptoren blockiert oder die Impulse werden

fehlgeleitet. Die genauen biochemischen Vorgänge sind aber noch nicht vollständig

geklärt.

2.3 Inertgase

Stickstoff ist ein Inertgas. Das heisst es ist ein Gas, das sehr reaktionsträge ist. Zu den

Inertgasen zählen ausser Stickstoff auch alle Edelgase. Im Gegensatz zu Sauerstoff

beteiligen sie sich nicht gerne an chemischen Reaktionen und sind auch nicht am

Stoffwechsel beteiligt. Stickstoff ist nicht das einzige Inertgas, das narkotische Wirkung

zeigt. Argon, Krypton und Xenon sind ebenfalls Inertgase und haben eine wesentlich

stärkere narkotische Wirkung als Stickstoff. Xenon ist bereits bei Normaldruck

narkotisch und kann auch in der Anästhesie verwendet werden. Helium und Neon

hingegen zeigen auch unter Druck kaum eine narkotische Wirkung.

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2.4 Anzeichen/ Symptome

Die Symptomatik eines Tiefenrausches ist derjenigen des Alkoholrausches sehr ähnlich.

Deshalb gibt es unter Tauchern auch die Faustregel, dass die Wirkung des Stickstoffs

der Wirkung eines amerikanischen Martini (etwa ein Standardglas) pro 15 Metern Tiefe

entspricht. Das heisst, ein Tiefenrausch auf 45 Metern fühlt sich an, wie die Wirkung

von drei amerikanischen Martinis.

Die Symptomatik des Tiefenrausches ist sehr individuell und es ist auch eine subjektive

Gewöhnung möglich. Das Hauptmerkmal der Stickstoffnarkose ist, dass die

Handlungsfähigkeit sowie das Reaktions-, Wahrnehmungs- und Urteilsvermögen stark

vermindert werden. Dem Taucher fällt es schwerer, sich zu konzentrieren und die

Denkvorgänge werden verlangsamt. Ein häufiges Symptom ist der Verlust des

Kurzzeitgedächtnisses. Die Instrumente müssen mehrmals abgelesen werden, weil man

immer wieder vergisst, was man gerade abgelesen hat.

Es gibt Taucher, die euphorisch und übermütig werden und sich somit in Gefahr

begeben. Situationen werden falsch eingeschätzt und man überschätzt sich selbst. In

extremen Fällen interessiert sich der Taucher überhaupt nicht mehr für seine

Sicherheit. Falls es zu einem Problem unter Wasser kommt, wird verlangsamt und oft

auch falsch reagiert und gehandelt. Kleine Probleme können plötzlich zu einem riesigen

Problem werden. In einigen Fällen haben die Taucher aufgrund des Tiefenrausches

auch plötzliche Angsattacken und Panik.

Foto links: Abstieg in Kroatien, © Zingg-Dive ; Foto rechts: Elba, © Corina Beerli

Weitere Symptome des Tiefenrausches, die ebenfalls sehr individuell auftreten können,

sind Müdigkeit, ein schlechtes Zeitgefühl, ein stark eingeschränktes Sichtfeld bzw. ein

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Tunnelblick, eine gestörte Farben- und Geräuschewahrnehmung, ein metallischer

Geschmack im Mund, Desorientierung oder auch Halluzinationen.

Je tiefer man taucht, desto stärker wird die Symptomatik des Tiefenrausches. Es wird

davon ausgegangen, dass bei jedem Taucher ab spätestens 60 Metern eine

Stickstoffnarkose vorhanden ist. Ungefähr bei einem Druck von zehn Bar kann der

Verlust des Bewusstseins auftreten, was aber nicht so sein muss. Es gibt auch Taucher,

die mit Pressluft schon wesentlich tiefer getaucht sind.

Ab etwa 30 Metern sollten die Buddys besonders aufeinander achten, um rechtzeitig zu

bemerken, wenn der Tauchpartner einen Tiefenrausch hat. Anzeichen sind auffälliges

Tauchen, verzögerte Reaktionen auf Signale oder leichtsinniges Verhalten. Es gibt

einige einfache Tests um festzustellen, ob der Buddy schon einen starken Tiefenrausch

hat. Man kann zum Beispiel die Daten wie Tiefe, Nullzeit und Restluft auf eine

Schreibtafel schreiben und anschliessend vergleichen. Eine andere Möglichkeit ist, dass

der eine Taucher eine gewisse Anzahl Finger zeigt und der Partner muss dann je nach

Abmachung auf fünf addieren oder eins ab- oder dazuzählen und die entsprechende

Anzahl Finger dem Buddy zurückzeigen.

2.5 Beeinflussung/ Anfälligkeit

Die Symptomatik des Tiefenrausches ist nicht nur von Person zu Person verschieden,

sondern auch bei der gleichen Person variabel. Es gibt sehr viele Faktoren, welche die

Stärke des Tiefenrausches beeinflussen. Verstärkende Faktoren sind: Stress, Angst,

Unerfahrenheit, Erschöpfung, Schlafmangel, Alkohol, Drogen, Medikamente,

Kohlendioxid durchs Rauchen, Kälte, Dunkelheit und schlechte Sicht.

Die Anfälligkeit für einen Tiefenrausch hängt also auch sehr stark mit der körperlichen

Verfassung und der Gemütslage zusammen. Weitere Faktoren sind Körpergrösse,

Fettgehalt, Alter und Erfahrung.

2.6 Vermeidung des Tiefenrausches

Die einfachste Möglichkeit so zu tauchen, dass man keinen Tiefenrausch erhält, ist

nicht tief zu tauchen. Da die Tiefe aber eine grosse Faszination auf viele Taucher

ausübt und einige Tauchziele eher tief liegen, ist das nicht immer die Lösung. Eine

Möglichkeit ist, mit Nitrox zu tauchen. Das ist ein Gemisch aus Sauerstoff und

Stickstoff, bei dem der Sauerstoffanteil üblicherweise höher ist als 21%. Dadurch ist

der Stickstoffanteil geringer als derjenige der Luft und somit ist auch die Gefahr eines

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Tiefenrausches in einer gewissen Tiefe geringer als beim Tauchen mit normaler

Pressluft. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Nullzeit verlängert wird, d.h. man kann

länger tauchen. Der Nachteil hingegen ist, dass man weniger tief tauchen darf als mit

Pressluft, da Sauerstoff ab einem Partialdruck von etwa 1.6 Bar toxisch wirkt. Somit ist

die maximale Tiefe durch den Sauerstoffgehalt des Nitrox gegeben und für wirklich

tiefe Tauchgänge ist Nitrox nicht geeignet.

Ein weiteres Mischgas ist Trimix. Es besteht aus Sauerstoff, Stickstoff und Helium und

wird von technischen Tauchern verwendet. Mit diesen Mischgasen kann man in sehr

grosse Tiefen gelangen, sofern die Gase im richtigen Verhältnis gemischt sind und man

richtig damit umzugehen weiss.

2.7 Tauchunfälle

Gemäss einer Statistik von DAN aus dem Jahre 2005 gibt es vier behandlungspflichtige

Dekompressionsunfälle pro 10000 Tauchgänge. Etwa einer von 40000 Tauchgängen

endet tödlich, wobei die häufigste Todesursache Ertrinken ist. Es kann davon

ausgegangen werden, dass sich hinter diesen Zahlen eine grosse Anzahl Tauchunfälle

verbirgt, die durch den Tiefenrausch ausgelöst, oder zumindest mitverursacht wurden.

2.8 Geschichte

Dass sich das Verhalten der Taucher in grösseren Tiefen verändert, haben Forscher

schon früh herausgefunden. Junod war 1835 der erste, der Phänomene des

Tiefenrausches bei Tauchern erwähnte. „Er berichtete über eine

„Hirnaktivitätssteigerung“, „lebhaftes Vorstellungsvermögen“ und „seltsame Gedanken“

bei Tauchern.“1 Green berichtete 1861 von „Schläfrigkeit“, „Halluzinationen“ und

„verminderter Urteilsfähigkeit“. Paul Bert brachte die Symptome der Stickstoffnarkose

1878 mit dem erhöhten Druck in Zusammenhang. Ebenfalls Symptome des

Tiefenrausches wurden am Anfang des 20. Jahrhundert von Hill, McLeod und

Greenwood bei Tunnel- und Caissonarbeitern beobachtet. Damant bemerkte 1930 bei

Tauchern der Royal Navy, die Tauchgänge in über 90 Meter Tiefe machten, ein

abnormales mentales Verhalten und einen Verlust der Erinnerung an das, was sie unter

Wasser gerade getan hatten. Behnke, Thomson und Motley waren 1935 die ersten, die

1 Klingmann, Christoph / Tetzlaff, Kay: Moderne Tauchmedizin. Gentner Verlag. Stuttgart.

2007. S. 243

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Stickstoff als möglichen Faktor für die Stickstoffnarkose vermuteten. Auch heute gibt

es noch einige Forscher, die sich mit dem Phänomen des Tiefenrausches

auseinandersetzen.

3 Umfrage

3.1 Auswertungstabelle

Von meiner Umfrage habe ich rund 160 ausgefüllte Fragebogen zurückerhalten. Es

haben zwar nicht alle Teilnehmer alle Fragen beantwortet. Trotzdem habe ich eine

aussagekräftige Auswertung erhalten. Ausgewertet nach dem Ausbildungslevel erhält

man die folgende Tabelle:

OWD AOWD Rescue MSD DM TL insgesamtinsgesamt 3 40 33 9 45 28 158 Hast du schon einmal einen Tiefenrausch erlebt? Ja 0 26 28 6 34 21 115 Nein 3 10 2 3 10 6 34 Weiss nicht 0 4 3 0 1 1 9 Denkst du bei der Planung tieferer Tauchgänge daran, einen Tiefenrausch zu erleiden? Ja 0 39 26 4 39 25 133 Nein 0 1 6 4 6 3 20 Versuchst du den Tiefenrausch zu meiden? Ja 0 33 23 8 37 22 123 Nein 0 7 9 0 7 5 28 Wie stark denkst du, kann der Tiefenrausch das Verhalten beeinflussen? kaum 0 0 0 0 0 0 0 leicht 0 1 0 1 0 0 2 mässig 0 5 5 1 4 2 17 stark 0 17 15 5 24 12 73 sehr stark 0 17 13 1 17 14 62 Denkst du, der Tiefenrausch ist Mitauslöser für viele Tauchunfälle? Ja 0 28 23 3 30 19 103 Nein 0 4 5 4 8 8 29 Weiss nicht 0 8 4 1 7 1 21 Hast du schon einmal einen Unfall oder Beinaheunfall aufgrund des Tiefenrausches miterlebt? Ja 0 9 3 2 6 12 32 Nein 0 31 30 6 39 16 122

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3.2 Umgang mit dem Tiefenrausch und dessen Einschätzung

3.2.1 Allgemeine Auswertung

Es gibt einige Taucher, die den Einfluss des Tiefenrausches unterschätzen. 12% bzw.

19 befragte Taucher schätzen den Einfluss des Tiefenrausches auf das Verhalten als

mässig oder sogar leicht ein. Diese Aussage zeigt, dass der Tiefenrausch von diesen

Tauchern völlig unterschätzt wird. Ebenfalls zeigt die Aussage, der Tiefenrausch sei

nicht Auslöser für viele Tauchunfälle, dass der Tiefenrausch oftmals unterschätzt wird.

Insgesamt 13% der befragten Taucher gaben die Antwort, dass sie bei der Planung

tieferer Tauchgänge den Tiefenrausch nicht miteinbeziehen. 19% der befragten

Taucher versuchen nicht, den Tiefenrausch zu meiden.

Ich denke einer der Hauptgründe für das Unterschätzen des Tiefenrausches ist, dass er

schlecht erkannt wird. Solange man nur taucht, ohne irgendwelche Übungen zu

machen und ohne viel denken zu müssen, werden die Auswirkungen des

Tiefenrausches nicht offensichtlich spürbar. Die schwachen Symptome des

Tiefenrausches werden oft gar nicht bemerkt. Man glaubt, erst dann einen

Tiefenrausch zu haben, wenn extreme Symptome wie zum Beispiel ein totaler

Tunnelblick oder eine grosse Euphorie auftreten.

3.2.2 Auswertung bezüglich der Antworten von professionellen Tauchern

Die Auswertung der Umfrage ergibt,

dass die meisten Divemaster und

Tauchlehrer denken, dass der

Tiefenrausch das Verhalten stark bis

sehr stark beeinflusst. Diese Antwort

sollte von professionellen Tauchern auch

zu erwarten sein. Trotzdem gibt es

gegenüber 67 solchen Tauchern auch 6

professionellen Taucher, welche die

Beeinflussung nur als mässig

bezeichnen. Glücklicherweis gab es bei meiner Umfrage keine professionellen Taucher,

die den Einfluss des Tiefenrausches auf das Verhalten als leicht bezeichnet haben. Ich

denke aber, dass sich Tauchlehrer und Divemaster bewusst sein sollten, dass dieser

Einfluss wirklich stark ist.

Wie stark denkst du, kann der Tiefenrausch das Verhalten

beeinflussen?

mässig8%sehr

stark42%

stark50%

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Denkst du bei der Planung tieferer Tauchgänge daran, einen Tiefenrausch

zu erleiden?

Ja88%

Nein12%

Versuchst du den Tiefenrausch zu meiden?

Ja83%

Nein17%

Nur 67% bzw. 49 professionelle Taucher

denken, dass der Tiefenrausch ein

Mitauslöser für viele Tauchunfälle ist,

wohingegen 8 Taucher es nicht wissen

und 16 Taucher den Tiefenrausch nicht

als häufigen Mitauslöser für Tauchunfälle

betrachten. Diesen Tauchern sollte

eigentlich auch bewusst sein, dass der

Tiefenrausch ein entscheidender Faktor

für viele Tauchunfälle ist.

Als erfahrener, und vor allem als

professioneller Taucher sollte man sich

der Gefahr des Tiefenrausches bei tiefen

Tauchgängen immer bewusst sein.

Trotzdem denken 12% der befragten

professionellen Taucher nicht an diese

Gefahr.

Ebenfalls sollten professionelle Taucher

den Tiefenrausch wenn möglich meiden.

Es haben jedoch 17 % dieser Taucher

angegeben, dass sie den Tiefenrausch

nicht zu meiden versuchen. Ich denke,

professionelle Taucher können zwar

überlegter handeln als Freizeittaucher

wenn sie im Tiefenrausch sind und sie

wissen in den meisten Fällen, was zu tun ist. Dennoch finde ich es leichtsinnig den

Tiefenrausch nicht zu meiden. Auch der erfahrenste Taucher kann im Tiefenrausch

plötzlich völlig unüberlegt handeln, selbst wenn es tausend mal vorher gut geklappt

hat.

Die Umfrage hat leider gezeigt, dass nicht nur Freizeittaucher den Tiefenrausch

unterschätzen. Professionelle Taucher haben prozentual nicht viel besser geantwortet

Denkst du, der Tiefenrausch ist Mitauslöser für viele Tauchunfälle?

Ja67%

Weiss nicht11%

Nein22%

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als Freizeittaucher. Es gibt leider auch einige Divemaster und Tauchlehrer, welche die

Gefahren des Tiefenrausches unterschätzen. Das ist besonders fatal, weil Tauchlehrer

diejenigen sind, die Taucher ausbilden und sie über die Gefahren des Tiefenrausches

aufklären sollten. Meine Hypothese muss ich leider verwerfen. Die Annahme, dass

professionelle Taucher den Tiefenrausch einschätzen können und richtig mit ihm

umgehen hat sich als falsch erwiesen.

3.2.3 Tauchunfälle

Die Umfrage hat das erstaunliche Ergebnis geliefert, dass Unfälle und Beinaheunfälle

aufgrund des Tiefenrausches nicht selten auftreten. Jeder vierte Taucher hat

angegeben, schon einmal einen solchen Unfall oder Beinaheunfall miterlebt zu haben.

Viele der befragten Taucher sind zwar erfahrene und hoch brevetierte Taucher, die

wahrscheinlich auch regelmässig in unseren Seen tauchen. Dennoch finde ich, dass das

eine sehr hohe Zahl an Vorfällen ist, die durch den Tiefenrausch verursacht wurden.

Einige befragte Taucher haben auch von Vorfällen geschrieben, bei denen der

betroffene Taucher vollständig handlungsunfähig war und nur dank eines guten

Buddys wohlbehalten an die Oberfläche zurückkehren konnte.

4 Druckkammerfahrt

4.1 Was ist eine Druckkammer

Die Druckkammer wird auch Dekompressionskammer genannt und ist eine luftdichte

Kammer, in welcher der Druck erhöht werden kann. Druckkammern werden vor allem

von Berufstauchern verwendet, die Tage lang immer wieder unter Wasser arbeiten. Da

die Dekompression Wochen dauern kann, geschieht die Dekompression erst dann,

wenn die Arbeit erledigt ist. Während der Arbeit und der Dekompression leben die

Berufstaucher in dieser Druckkammer und verlassen sie nur, um unter Wasser, wo

ebenfalls ein so hoher Druck wie in der Druckkammer herrscht, Arbeiten zu erledigen.

Druckkammern werden aber auch für die Behandlung von Dekompressionsunfällen

verwendet. Sofern die Druckkammer nicht gerade mit einem Tauchunfall besetzt ist,

werden häufig Druckkammerfahren durchgeführt, bei denen man einen „trockenen“

und relativ ungefährlichen Tiefenrausch erleben kann.

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4.2 Die Druckkammerfahrt

Fotos oben und links: © Tino Dietsche, Fotos Mitte und unten rechts: © Zingg-Dive

Den meisten Teilnehmern hat man sehr gut angemerkt, dass sie einen Tiefenrausch

hatten. Die Euphorie war sehr stark und es war unglaublich lustig. Es war schwierig,

sich wieder unter Kontrolle zu bringen und sich zu beruhigen um das Quiz zu lösen.

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Maturarbeit Taucher im Tiefenrausch

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Fast alle Teilnehmer haben mir bestätigt, dass sie sich stärker konzentrieren mussten

und dass ihre Reaktion verzögert war.

Der Tiefenrausch, den wir erlebt haben, war ein positiver Tiefenrausch. Der

Tiefenrausch war deshalb positiv, weil hauptsächlich positive Gefühle wie zum Beispiel

Euphorie vorherrschten. Man kann sich aber gut vorstellen, wie es ist, wenn alle diese

Emotionen ins Negative kippen. Genau das kann bei einem Tiefenrausch im Wasser

passieren. An Stelle der Euphorie spürt man dann plötzlich Angst, die in Panik

übergehen kann. Beim richtigen Tauchen sind solche Reaktionen extrem gefährlich.

Durch einen Notaufstieg von mehr als 20 Metern kann eine Dekompressionskrankheit

entstehen, die je nach Tiefe auch tödlich endet. Ausserdem wird durch eine

verminderte Reaktions- und Handlungsfähigkeit das Problemmanagement sehr

schwierig.

Fotos aussen: © Tino Dietsche, Foto Mitte: © Zingg-Dive

Vor der Druckkammerfahrt bin ich davon ausgegangen, dass alle Teilnehmer einen

ausgeprägten Tiefenrausch erleben werden. Bei der Fahrt gab es jedoch einen

Teilnehmer, der nach eigenen Aussagen keinen Tiefenrausch erlebt hat, trotzdem aber

das Gefühl hatte, seine Reaktion sei verzögert. Frau Müller vom Druckkammer-Team

bekommt nach ihren Aussagen auch keinen Tiefenrausch in der Druckkammer. Ich

denke, es hängt von der Definition ab, was man als Tiefenrausch bezeichnet. Für mich

ist eine verminderte Reaktionsfähigkeit ein erstes Symptom für einen Tiefenrausch. Der

erwähnte Teilnehmer hat zwar keinen ausgeprägten Tiefenrausch erlebt, ich denke

aber, man kann trotzdem sagen, dass alle Teilnehmer zumindest erste Anzeichen des

Tiefenrausches verspürt haben.

Dieses Ergebnis zeigt auch, dass das Auftreten und die Art des Tiefenrausches sehr

individuell ist. Einige Teilnehmer haben einen sehr ausgeprägten Tiefenrausch erlebt,

wohingegen andere Teilnehmer nur leichte Symptome des Tiefenrausches verspürt

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haben. Dass das Empfinden und Erleben des Tiefenrausches ebenfalls sehr individuell

ist hat meine Umfrage gezeigt:

78

32 3126

21 19 18 16 138 8 8

01020304050607080

Anzahl Taucher

Wie empfinden und erleben Taucher den Tiefenrausch

verlangsamteuphorisierendbeklemmendbeängstigendschläfrigaufregendlähmendselbstüberschätzendplötzlichaufputschendpanischgrenzenlos

4.3 Probleme bei der Auswertung der Druckkammerfahrt

Bei der Auswertung des Quiz hatte ich Probleme, weil es viel besser gelöst wurde als

ich gedacht hatte. In der Regel wurden nicht mehr als zwei bis drei von fünfzehn

Fragen falsch beantwortet. Zusätzlich waren oftmals gerade jene Aufgaben falsch,

welche die Teilnehmer auch an der Oberfläche nicht beantworten konnten.

Das Hauptproblem war, dass das Quiz nicht geeignet war für eine direkte Auswertung

in Bezug auf die Anzahl richtig beantworteten Fragen. Jeder Teilnehmer hat einen

anderen Wissensstand und deshalb war es eigentlich unmöglich, ein aussagekräftiges

Quiz mit geeigneten Fragen zusammenzustellen. Wissensfragen sind Fragen, die man

entweder weiss oder nicht weiss. Dabei macht es auch keinen allzu grossen

Unterschied, ob man nun im Tiefenrausch ist oder nicht. Überlegungs- und

Knobelaufgaben sind noch die geeignetsten Fragen. Allerdings war es auch schwierig,

solche Fragen zu finden. Sobald man dabei etwas rechnen muss, besteht das Problem,

dass nicht alle besonders gut rechnen können.

Ein weiteres Problem war, dass man keinen direkten Vergleich machen kann. Wenn

man die Zeit stoppt während man die Übungen unter Einfluss des Tiefenrausches und

anschliessend unter Normaldruck löst, kann man diese Ergebnisse nicht direkt

vergleichen, da man nicht nochmals die genau gleichen Fragen stellen kann. Die

Verfälschung des Versuchs wäre wahrscheinlich zu gross.

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Somit konnte ich meine Hypothese nicht bestätigen. Einerseits haben die Teilnehmer

weitaus mehr als 50 % richtig beantwortet. Der Einfluss des Tiefenrausches war nicht

so enorm, dass die Teilnehmer kaum mehr denkfähig waren. Andererseits war das

Quiz auch überhaupt nicht geeignet, um eine Aussage über die Einschränkung der

Denk- und Konzentrationsfähigkeit unter Einfluss der Stickstoffnarkose zu erhalten.

Trotzdem wurde mit dem Quiz indirekt bestätigt, dass der Tiefenrausch einen grossen

Einfluss auf die Konzentrationsfähigkeit hat.

Auch der Freiwassertauchgang hat dieses Ergebnis bestätigt. Die beiden Teilnehmer

haben zwar fast alles richtig beantwortet, dennoch haben sie mir wie bei

Druckkammerfahrt versichert, dass es unter Einfluss des Tiefenrausches schwieriger

war, sich zu konzentrieren.

Alle Fotos: © Zingg-Dive

Wenn ich einen solchen Versuch erneut durchführen würde, würde ich eine reine

Konzentrationsübung machen, bei der man die Zeit stoppen kann und bei der die

Ergebnisse direkt vergleichbar sind. Leider war ich mir dessen vor der

Druckkammerfahrt noch nicht bewusst.

5 Schlusswort

Die Auswertung des Fragebogens hat erstaunliche Ergebnisse geliefert und die

Druckkammerfahrt hat die extremen Auswirkungen sehr gut aufgezeigt.

Die erste Hypothese musste ich komplett verwerfen. Die Annahme, dass professionelle

Taucher den Tiefenrausch richtig einschätzen und professionell mit ihm umgehen

können, hat sich schlichtweg als falsch erwiesen.

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Maturarbeit Taucher im Tiefenrausch

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Die zweite Hypothese konnte ich mit meiner Methode nicht bestätigen. Die Übungen in

der Druckkammer waren nicht geeignet, um eine Aussage darüber zu erhalten, wie

stark der Tiefenrausch die Konzentrations- und Denkfähigkeit beeinflusst. Dennoch hat

die Druckkammerfahrt gezeigt, dass es unter dem Einfluss des Tiefenrausches

schwieriger ist, sich zu konzentrieren und dass alles etwas langsamer abläuft. Bei

einem erneuten Versuch würde ich an Stelle des Quiz eine reine Konzentrationsübung

einbauen.

Obwohl ich beide Hypothesen nicht bestätigen konnte, habe ich durch das Quiz und die

Druckkammerfahrt viele neue und interessante Erkenntnisse gewonnen.

6 Glossar

PADI: Professional Association of Diving Instructors; weltweit grösste

Ausbildungsorganisation bzw. Tauchsportverband für Taucher

OWD: Open Water Diver, Anfängerkurs

AOWD: Advanced Open Water Diver; weiterführender Kurs nach OWD

Rescue: Rescue Diver; Rettungstaucher; Kurs nach AOWD

MSD: Master Scuba Diver; höchstes, nicht-professionelles Brevet; kann nach Rescue

Diver und fünf Spezialkursen erreicht werden

DM: Divemaster; erster Kurs für professionelle Taucher; befähigt zum Führen von

Tauchgängen

TL: Tauchlehrer

Fotos links und Mitte: Hechte und Süsswasserkrebs, © Tino Dietsche;

Fotos rechts: Aal, © Zingg-Dive

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Maturarbeit Taucher im Tiefenrausch

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Buddy: Tauchpartner, normalerweise wird zu zweit im Buddy-Team getaucht

Caissonarbeiter: Menschen, die in Caissons arbeiten; ein Caisson ist ein Senkkasten,

in dem Überdruck herrscht und der für Unterwasserarbeiten wie zum Beispiel zum Bau

von Brückenpfeilern verwendet wird

DAN: Divers Alert Network; internationales Netzwerk zur Verbesserung der

Tauchsicherheit; Tauchversicherungen

Dekompression: Druckverminderung; geschieht durch Auftauchen

Dekompressionskrankheit: entsteht durch zu schnelle Druckverminderung wenn

Taucher zu schnell auftauchen; sich ausdehnender Stickstoff, der im Blut gelöst ist,

kann nicht schnell genug entweichen, dadurch entstehen Gasblasen im Blut; kann

tödlich enden

Dekompressionsstop: Verweilen auf einer Tiefe, damit der Stickstoff abgebaut

werden kann

Dekompressionsunfall: Vorfall einer Dekompressionskrankheit

Druck: im Wasser nimmt der Druck pro 10 Meter Tiefe um ein Bar zu, zusätzlich zum

Druck des Wassers muss noch ein Bar für den Atmosphärendruck hinzugezählt werden;

Beispiel: in 30 Metern Tiefe herrsch ein Druck von 3 Bar + 1 Bar = 4 Bar

Nullzeit: maximale Zeit, während der man in einer Tiefe bleiben darf, bevor ein

Dekompressionsstop erforderlich wird

Partialdruck: Teildruck einer Gaskomponente in einem Gasgemisch; Beispiel: Bei Luft

und einem Gesamtdruck von zwei Bar ist der Partialdruck von Sauerstoff 21%

(prozentualer Anteil in Luft) * 2 Bar= 0.42 Bar

Pressluft: Normale Luft in Tauchflaschen; fälschlicherweise wird oft von

Sauerstoffflaschen statt von Pressluftflaschen gesprochen

Restluft: verbleibende Pressluft in einer Tauchflasche; wird in Bar angegeben; z.B.

Restluft ist noch 100 Bar

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Maturarbeit Taucher im Tiefenrausch

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7 Danksagungen

Ich möchte mich herzlich bedanken bei:

Andrea Mehnert für die Betreuung während meiner Arbeit.

Christoph Zingg von Zingg-Dive für die tolle

Unterstützung während meiner ganzen Maturaarbeit.

Für das Helfen beim Versand des Fragebogens, das

Durchführen der Freiwassertauchgänge, das

Fotografieren während der Druckkammerfahrt und die

zahlreichen Tipps.

Meinen Eltern für die finanzielle und mentale Unterstützung.

Allen Teilnehmern meiner Druckkammerfahrt und speziell bei Samuel Berger und

Stefanie Santschi für das Mitmachen beim Freiwassertauchgang und bei Tino Dietsche

für das zur Verfügung stellen der Fotos.

Günther Hoffmann und Birgit Müller vom Druckkammer-Team des Badischen

Tauchsportverbands für die Durchführung der Druckkammerfahrt und das Beantworten

meiner Fragen.

Allen Tauchern, die meinen Fragebogen wahrheitsgetreu beantwortet haben und mir

von ihren Erfahrungen berichtet haben.

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Maturarbeit Taucher im Tiefenrausch

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8 Literaturverzeichnis

Bücher:

Klingmann, Christoph/ Tetzlaff, Kay: Moderne Tauchmedizin. Gentner Verlag.

1.Auflage. Stuttgart. 2007.

Elektronische Medien:

Andreas Nowotny: Der Tiefenrausch. DiveInside.

URL: http://www.diveinside.de/download.php?f=2d18 [20.01.2008]

Wikipedia: Nitrogen Narcosis. URL: http://en.wikipedia.org/wiki/Nitrogen_narcosis

[20.01.2008]

JB Morrison: Inert Gas Narcosis. Simon Fraser University.

URL: http://www.sfu.ca/~jmorriso/kin485/inert_gas_narcosis.doc [20.01.2008]

Deep-Six Underwater Systems, Inc.: Nitrogen Narcosis.

URL: http://www.deep-six.com/page74.htm [20.01.2008]

Wikipedia: Inertgase. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Inertgas [26.01.2008]

Wikipedia: Xenon. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Xenon [26.01.2008]

Natural Born Divers: Mischgas.

URL: http://wissen.naturalborndivers.de/html/mischgas.html [26.01.2008]

WDR: Tauchen am Limit: Berufstaucher.

URL: http://www.wdr.de/tv/quarks/sendungsbeitraege/2006/0912/007_tauchen.jsp

[26.01.2008]

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9 Bestätigung der Eigentätigkeit

Ich bestätige mit meiner Unterschrift, dass die Arbeit selbstständig verfasst und in

schriftliche Form gebracht worden ist, dass sich die Mitwirkung anderer Personen auf

Beratung und Korrekturlesen beschränkt hat und dass alle verwendeten Unterlagen

und Gewährspersonen aufgeführt sind. Ich weiss, dass die erstellte Arbeit Eigentum

der Schule ist und dass eine Veröffentlichung oder Weitergabe der Zustimmung von

Autorin, Betreuerin und Schulleitung bedarf.

Gossau, Januar 2008

Corina Beerli

10 Kurzzusammenfassung

Betreuerin: Andrea Mehnert

Verfasserin: Corina Beerli

Thema: Taucher im Tiefenrausch - Wie Taucher den Tiefenrausch einschätzen, mit

ihm umgehen und welche Auswirkungen er hat

Zusammenfassung: In meiner Maturaarbeit habe ich mich mit dem Tiefenrausch

auseinandergesetzt. Der Tiefenrausch ist ein Phänomen, das in Tiefen unterhalb von

30 Metern auftreten kann. Ab dieser Tiefe erhält der Stickstoff durch den erhöhten

Druck eine narkotische Wirkung, die derjenigen des Alkoholrausches ähnlich ist. Die

häufigsten Merkmale des Tiefenrausches sind eine Verlangsamung und die

Verminderung des Reaktions-, Wahrnehmungs- und Urteilsvermögen sowie der

Handlungsfähigkeit.

Für meine Maturaarbeit habe ich eine Druckkammerfahrt organisiert. Die Teilnehmer

lösten am tiefsten Punkt auf einer simulierten Tiefe von 57 Metern ein von mir

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Maturarbeit Taucher im Tiefenrausch

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zusammengestelltes Quiz. Ich hatte als erste Hypothese angenommen, dass die

Teilnehmer nur 50% des Quiz richtig beantworten können. Diese Hypothese konnte ich

nicht bestätigen. Trotzdem wurden die Auswirkungen des Tiefenrausches sehr gut

spürbar.

Um herauszufinden, wie Taucher den Tiefenrausch einschätzen und wie sie mit ihm

umgehen, habe ich einen Fragebogen erstellt. Aus 160 zurückerhaltenen Fragebogen

konnte ich den Schluss ziehen, dass es einige Taucher gibt, die den Tiefenrausch

unterschätzen. Die Hypothese, dass Taucher ab dem Ausbildungslevel Divemaster den

Tiefenrausch richtig einschätzen können und richtig mit ihm umgehen, hat sich leider

als falsch gezeigt. Es gibt leider auch professionelle Taucher, welche die Gefahren des

Tiefenrausches unterschätzen. Ein weiteres erstaunliches Ergebnis meiner Umfrage ist,

dass jeder vierte Befragte schon einmal einen Unfall oder Beinaheunfall aufgrund des

Tiefenrausches miterlebt hat.

11 Anhang

- Umfrage zum Tiefenrausch

- Quiz für die Druckkammerfahrt

- Quiz für Freiwasserübung

- Fragebogen für Druckkammerfahrt

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Maturarbeit Taucher im Tiefenrausch

Umfrage zum Tiefenrausch Liebe Taucherin, Lieber Taucher! Ich arbeite zur Zeit an meiner Maturaarbeit zum Thema Tiefenrausch. Dazu mache ich eine Umfrage, um herauszufinden, wie Taucher mit dem Tiefenrausch umgehen. Es würde mich sehr freuen, wenn du dir ein paar Minuten Zeit nehmen würdest, um meine Umfrage wahrheitsgetreu auszufüllen. Bitte einfach auf die entsprechenden Antworten klicken und an [email protected] zurück senden (Fragebogen öffnen und ausfüllen Datei Senden an Mailempfänger (als Anlage !) ODER zwischenspeichern und ins Mail einfügen). Ausbildungslevel (PADI oder äquivalent):

OWD AOWD Rescue MSD DM TL Anzahl Tauchgänge: 1- 19 20- 49 50- 99 100- 499 500- 999 >1000 Wie tief warst du schon? < 25 m 25- 35 m 35- 45 m > 45 m Machst du regelmässig Tauchgänge über 30m? Ja Nein Selten Hast du schon einmal einen Tiefenrausch erlebt? Ja Nein Weiss nicht Falls du mit Ja geantwortet hast, beantworte bitte auch noch die folgende Fragen: Wie erlebst/beschreibst du den Tiefenrausch?

plötzlich verlangsamt schläfrig grenzenlos beängstigend beklemmend panisch lähmend aufregend aufputschend euphorisierend selbstüberschätzend

Denkst du bei der Planung tieferer Tauchgänge daran, einen Tiefenrausch zu erleiden?

Ja Nein Versuchst du den Tiefenrausch zu meiden?

Ja Nein Denkst du, man kann sich an den Tiefenrausch gewöhnen?

Ja Nein Weiss nicht Wie stark denkst du, kann der Tiefenrausch das Verhalten beeinflussen?

kaum leicht mässig stark sehr stark Denkst du, der Tiefenrausch ist Mitauslöser für viele Tauchunfälle?

Ja Nein Weiss nicht Hast du schon einmal einen Unfall oder Beinaheunfall aufgrund des Tiefenrausches miterlebt oder selbst erlebt?

Ja Nein Deine Erfahrung mit dem Tiefenrausch:

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Quiz (Druckkammerfahrt)

Schreibe deinen Vornamen rückwärts in Grossbuchstaben:____________________

Welche Länder grenzen an die Schweiz?

_____________________________________________________________________ Was gibt 26+38? _____________________________________________________

Setze die Folge um drei Buchstaben fort: ZYX..._____________________________

Wie heisst die Hauptstadt von Russland? __________________________________

Wie viele Tage hat das Jahr 2008? _______________________________________

Dein Geburtstag:_______________

Wie alt bist du? ___Jahre ___ Monate

Wie alt warst du vor 4 ¾ Jahren? _____Jahre _____Monate Ergänze das Sprichwort: Hochmut kommt...________________________________

Was gibt 1515:15? ___________________________________________________

In welchem Land leben die meisten Menschen? ____________________________

Ein Ei braucht 8 Minuten, bis es hart gekocht ist. Wie lange brauchen 4 Eier?

_____________________________________________________________________ Es gibt sieben Kontinente. Welcher fehlt in der Aufzählung: Nordamerika,

Südamerika, Afrika, Asien, Europa, Antarktis, ...? _____________________________ Welche Farbe erhält man, wenn man blau und gelb mischt? __________________

Welches Meer hat den grössten Salzgehalt? _______________________________

Bestimme die nächste Zahl der Zahlenfolge: 2 4 8 11 14 17 20..._______________

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Maturarbeit Taucher im Tiefenrausch

Quiz (Freiwassertauchgang)

Was gibt 1764:18?

49 96 98 99 103 499 Wie geht die Buchstabenreihe RPN... weiter?

M L K O J Welches Land grenzt nicht an Spanien?

Andorra Frankreich Luxemburg Portugal Bestimme die nächste Zahl der Zahlenfolge: 1 2 4 7 11 16 22 29 37...

43 44 45 46 47 48 Lukas will im Wandspiegel mehr von sich sehen. Er sollte...

näher an den Spiegel heran gehen. weiter vom Spiegel weggehen.

Welche Farbe erhält man, wenn man blau und rot mischt?

Orange Grün Rosarot Violett Was gibt 27+78?

105 93 109 99 103 95 Wie heisst die Hauptstadt von Belgien?

Amsterdam Brüssel Rotterdam Strassburg Marie ist 20 Jahre alt. Sie ist doppelt so alt, wie Anna war, als Marie so alt war, wie Anna jetzt ist. Wie alt ist Anna jetzt?

5 10 15

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Maturarbeit Taucher im Tiefenrausch

Fragebogen (Druckkammerfahrt)

Name:______________________________ Alter:____ Jahre

Tauche seit ____Jahren, habe ____ Tauchgänge und bin ____________(Ausbildung)

Tauchst du nur im Urlaub oder auch regelmässig im Süsswasser? ________________

Wie tief war dein tiefster Tauchgang? _______m

Hast du schon einmal eine Tiefenrausch erlebt?______________________________

Was erwartest du von diesem Tauchgang? __________________________________

_____________________________________________________________________

_____________________________________________________________________

Beantworte die folgenden Fragen bitte nach der Druckkammerfahrt! Hast du einen Tiefenrausch gespürt? Ab wie vielen Metern? ____________________

Wie schätzt du deine Reaktion während der Fahrt ein? Normal oder verzögert?

_____________________________________________________________________

Hattest du ein reelles Zeitgefühl?__________________________________________

Sind deine Erwartungen eingetroffen? ______________________________________

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Hast du etwas aus dieser Fahrt gelernt? Wirst du in Zukunft anders tauchen? Wie

schätzt du den Tiefenrausch ein? Anders als vor der Fahrt?

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