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TeamTraining in Praxis und Theorie an der Justus-von-Liebig-Schule vorgestellt im “Justus-Forum” am 13.5.2009 von TrainerInnen in Ausbildung Julia Köller und Jens Tiedemann und SD-Trainerin Christiane Schmidt In drei geräumigen Stuhlkreisen nahmen die ca. 60 TeilnehmerInnen zunächst Platz, um zu verstehen, wie wir mit ihnen unsere selbstorganisierende Team-Trainingsarbeit in dieser zweistündigen Veranstaltung life realisieren wollten. Jordan Arnold-Sandmann lud als Veran- stalter des Justus-Forums die Großgruppe dazu ein, dieses Trainings-Event aktiv mitzugestalten. Er erläuterte den Sinn des etwas unge- wöhnlichen Settings (mehrere Stuhlkreise, keine Tische und viel Platz im Raum), damit die Teams ster genügend Platz für ihre Arbeit haben: In der heutigen Situation sind wir zwar eine viel größere Gruppe. Ansonsten ist dieses Team-Training zum Kennenlernen genauso gestaltet wie das wöchentliche Team-Trai- ning r die SchülerInnen: Heute wird Sie also unser Trainer-Lernsy- stem (zwei LehrerInnen in Ausbildung zu Kooperations-TrainerInnen und ihre Traine- rin) als Großgruppe mit vier Teams in der Startphase ihres Kurz-Team-Trainings begleiten. Die TrainerInnen erhlen zunächst, was es aus ihrer Sicht bewirkt, im Kreis zu sitzen: ohne Vorn und Hinten, ohne Oben und Unten, ohne Anfang und Ende. So wie die TeilnehmerInnen hier sind auch die SchülerInnen in ihren Team-Trainings verant- wortliche Beteiligte an der Gestaltung der ein- und zweihrigen Team-Trainings in den BVJ- Klassen der JVLS.

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TeamTraining in Praxis und Theoriean der Justus-von-Liebig-Schule

vorgestellt im “Justus-Forum” am 13.5.2009 von TrainerInnen in Ausbildung Julia Köller und Jens Tiedemann und

SD-Trainerin Christiane Schmidt

In drei geräumigen Stuhlkreisen nahmendie ca. 60 TeilnehmerInnen zunächst Platz,um zu verstehen, wie wir mit ihnen unsereselbstorganisierende Team-Trainingsarbeitin dieser zweistündigen Veranstaltung liferealisieren wollten. Jordan Arnold-Sandmann lud als Veran-stalter des Justus-Forums die Großgruppedazu ein, dieses Trainings-Event aktivmitzugestalten.

Er erläuterte den Sinn des etwas unge-wöhnlichen Settings (mehrere Stuhlkreise,

keine Tische und viel Platz im Raum), damitdie Teams später genügend Platz für ihreArbeit haben:In der heutigen Situation sind wir zwar eineviel größere Gruppe. Ansonsten ist diesesTeam-Training zum Kennenlernen genausogestaltet wie das wöchentliche Team-Trai-ning für die SchülerInnen:

Heute wird Sie also unser Trainer-Lernsy-stem (zwei LehrerInnen in Ausbildung zuKooperations-TrainerInnen und ihre Traine-rin) als Großgruppe mit vier Teams in der

Startphase ihres Kurz-Team-Trainingsbegleiten.

Die TrainerInnen erzählen zunächst, was esaus ihrer Sicht bewirkt, im Kreis zu sitzen: ohneVorn und Hinten, ohne Oben und Unten, ohneAnfang und Ende. So wie die TeilnehmerInnen hier sind auch dieSchülerInnen in ihren Team-Trainings verant-wortliche Beteiligte an der Gestaltung der ein-und zweijährigen Team-Trainings in den BVJ-Klassen der JVLS.

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Von zentraler Bedeutung ist es für uns, wozu wir gerade Teamfähigkeit üben, wenn es in denTrainings um das Üben sozialer Kompetenzen zur Förderung der Ausbildungsreife geht. Dazugeben wir den ZuhörerInnen im Justus-Forum zunächst einen gerafften Einblick in die theoreti-schen Grundlagen ihrer Team-Trainings-Arbeit:Wir betrachten Team-Arbeit als eine höchst komplexe und sehr anspruchsvolle Form derZusammenarbeit. Team-Fähigkeit wird heutzutage von den meisten Organisationen/Betrieben als eine vonvielen sozialen Kompetenzen von Bewerbern eingefordert. Wir argumentieren anders: Werteamfähig ist, ist sozial kompetent am Arbeitsplatz und wird auch mit anderen Formen derZusammenarbeit (in Projekten, Hierarchien, Arbeitsgruppen und Gremien) keine Schwie-rigkeiten haben. Denn Teamfähigkeit erfordert sowohl respektvolle Kollegialität als auch respektvolle Zu-sammenarbeit in Hierarchien. Team-Fähigkeit erfordert unterschiedlichste, auch wider-sprüchlich erscheinende Kompetenzen: sich durchsetzen können und andere unterstützenkönnen, für eine Idee streiten und nachgeben können, sich Zeit für erforderliche Einigungenzu lassen und unter Zeitdruck produktiv sein zu können, was eine friedfertige Konfliktkulturerfordert!

Wir sehen Team-Arbeit also nicht als Ideal oder Ideologie: “Wir sitzen doch alle in einem Boot!“So wird häufig „Teamgeist“ beschworen ohne daß da definierte Teams mit ihren Aufträgen sind,

was die Menschen dann eherverwirrt als unterstützt.

Wir definieren deshalb folgen-dermaßen: Eine als Teambenannte Gruppe hat einenArbeitsauftrag, der in einemvorgegebenen Zeitrahmen zuerfüllen ist und dessen Erfül-lung der Kontrolle durch denAuftraggeber unterliegt (z.B.Chef, Abteilungsleiter, Meister).

Teams existieren also nicht zumSelbstzweck, sondern wirsagen: Es geht Teams dann gut, wennsie zusammen erfolgreich sind,

wenn sie miteinander ihre Kompetenzen optimal zur Erfüllung ihres Arbeitsauftrags mobi-lisieren können.Unter diesen Voraussetzungen arbeiten wir also im Team- Training. Sie mögen jetzt fragen: Wie kann das gehen? Wie kann im Team-Training gelernt werden? Unsere Antwort lautet: Lernen geschieht, indem wir mit allem, was dort passiert, arbeiten! D.h.: Alles ist wichtig, was hier und jetzt passiert! Wir betrachten nichts von vornherein als gutoder schlecht! Wir üben vor allem Fragen und Feedback und nicht das Bewerten! Die Teamsorganisieren und verantworten ihre Zusammenarbeit wetgehend selbst. Gerade in Situationen, indenen wir uns verantwortlich erleben, gerade wenn wir mit unseren Strategien scheitern, lernen wiram meisten aus unseren Erfahrungen und können Schlüsse daraus ziehen! Das Team-Training bietet den SchülerInnen also Raum und Zeit, um die Zusammenarbeit in ihrenTeams und mit ihren TrainerInnen mit allen Sinnen zu erleben.

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D.h.: Wir üben auch, gegenwärtig zusein in allem, was wir im Trainingsehen, hören, riechen, spüren,schmecken und denken!

Nach diesen einführenden Überlegun-gen übernehmen Julia Köller und JensTiedemann die Aufgabe, die Teilneh-menden am Justus-Forum auf ihreTeam-Arbeitsphase einzustimmen:

Beachten Sie bitte während IhrerTeam-Arbeitsphase, die gleich an-schließt, folgendes: Wir können nichtin 90 Minuten realisieren, was eineKlasse in einem Jahr erlebt. Das TT lebt

von der Dauer und der Intensität seiner Zusammenarbeit. Hier können wir die Intensität einesEinstiegs in die konkrete Teamarbeit erleben:

Sie werden eine Anfangssituation, ein fremdes Team erleben und haben vielleicht keine Ahnung,was wie zu tun ist! So erleben die SchülerInnen ihre Anfangssituation im TT auch! Falls Sie in Ihrem Team an der Erfüllbarkeit Ihres Auftrags zweifeln sollten, dann finden Siegemeinsam eine Lösung, wie auch immer diese aussehen mag! Hier und jetzt geht es darum,Zusammenarbeit zu ERLEBEN. Das uns allen so vertraute FUNKTIONIEREN und BEWERTEN, wie gut wir funktionieren darfvorübergehend mal in den Hintergrund rücken und anderen Qualitäten Platz machen.Zur Realisierung dieser Arbeitspraxis laden wir Sie jetzt ein!

Nun erhalten die Teams ihren Arbeitsauftrag von Julia Köller:

Das heutige Zeitfenster von 90 Minuten entspricht der Dauer einer TeamTrainings-Einheit. Die Schritte, die wir in diesem Justus-Forum gemeinsam gestalten, entsprechen exakt den Arbeits-schritten einer TeamTrainings-Einheit:• Bilden Sie nun bitte vier Teams mit ca. 12 - 15 Personen. • Wählen Sie dazu möglichst Personen, die Ihnen wenig oder nicht bekannt sind! Erfüllen Sie als Team folgendenAuftrag in zwanzig Minuten: • Finden Sie gemeinsam heraus,

wie auf dem Kasten so vieleMitglieder Ihres Teams wie nureben möglich Platz finden undfinden Sie eine Form, sichabschließend (einschließlich derPersonen auf dem Kasten!) alsganzes Team zu zeigen.IhreKreativität als Team ist hiergefragt!

• Vielleicht besprechen Sie sichzunächst, welche Ideen Siehaben…

• Experimentieren Sie mit dem

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Auftrag… • Erfüllen Sie Ihren Arbeitsauftrag in

Zusammenarbeit!

Jens Tiedemann ergänzt:• Die TrainerInnen werden währendder Arbeitsphase in der Nähe seinund die Teams begleiten.

• Nach Ablauf der Arbeitszeit werdenwir uns zusammen anschauen, wiedie Teams ihre Aufträge erfüllthaben…

• Die TrainerInnen werden die Teamsdann auch kurz befragen, inwieweit

sie ihre eben erlebte Zusammenarbeit alserfolgreich betrachten.

Hier folgen nun die Bilder der abschlie-ßenden Präsentationen der vier Teams:

Sie haben auf unterschiedlichen Wegen ihren Auftragerfüllt, kamen einander mit Leichtigkeit näher, wurdenspielerisch kreativ und überwanden mit viel Gelächteranfängliche Scheu und Fremdheit.

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Nach erfolgreich beendeter Arbeitsphaseder vier Teams laden die TrainerInnenzum Gespräch im Innenkreis mitBeobachterInnen im Außenkreis ein:• Zwei Teams, die dazu bereit sind, gehenmit den TrainerInnen in den Innenkreis.

• Aus dem Außenkreis können Sie sichjederzeit als BeobachterInnen desGesprächs in das Gespräch im Innen-kreis einmischen!

• Besetzen Sie dazu den leeren Platz imInnenkreis und äußern Ihre Fragen undKommentare

• bitte nach Beantwortung den Platz für dienächsten Fragen und Statements ausdem Außenkreis wieder freigeben…

Die TrainerInnen befragen zunächst dieTeams:Wie kamen Ihre Teams zustande? Wie verliefen die Entscheidungsprozesse inIhren Teams? Woran haben Sie gemerkt, daß Sie einarbeitsfähiges Team sind? Welche Schwierigkeiten haben Sie in IhrenTeams wie bewältigt? Wie haben Sie es hingekriegt, in so kurzerZeit arbeitsfähig zu werden? Wie haben Sie es geschafft, als Team sokreativ zu werden?

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Impressionen aus dem Gespräch imInnenkreis:• Ich hätte gar nicht gedacht, daß das

Zusammenabeiten mit der älterenGeneration so viel Spaß machenkann!

• Unser Team hat sich mit Neugier aufFremde zusammengefunden.

• Wir haben LehrerInnen, SchülerInnen,Kooperationspartnern von außerhalbder Schule und Mentoren in unseremTeam gehabt.

• Durch unsere Ideen sind wir ein Teamgeworden, durch Zuhören undAusprobieren.

• Es war nicht wichtig, ob es hier einen Chef gibt, der sagt, was wie zu machen ist. • Wir haben zusammen ausprobiert, wie es gehen könnte. Jeder wurde gehört. So macht

Teamarbeit Spaß. • Ich hätte nicht gedacht, daß fremde Leute sich so schnell, so unkompliziert so nahe kommen

können. Es hat geholfen, dass wir einen gemeinsamen Auftrag zu erfüllen hatten.

Ein Beobachter aus demAußenkreis wendet ein, daß es inBetrieben sehr wohl Team-Chefsgibt und wie wichtig das für eineerfolgreiche Teamarbeit ist.

Er hält es für erforderlich, daß inden Team-Trainings in Zukunftauch solch realitätsnahe Rolleneingeführt werden.

Hierauf reagieren die TrainerInnenmit einigen grundlegendenAussagen zu ihrem Konzept zurFörderung der Ausbildungsreife.

Durch Gleichrangigkeit der Teammitglieder wird unseres Erachtens Kollegialität gefordert und dieseKollegialität kann an der gemeinsamen Bewältigung von Entscheidungsprozessen und Konfliktenwachsen. Es gibt dann nicht den Ausweg, der Chef soll’s schlichten. Und wenn er’s nicht schafft, wechselnwir halt den Chef aus!Dieses Spielchen können Teams lange spielen, ohne auch nur einen Konflikt erfolgreich zubewältigen. Mit hierarchischen Positionen angemessen umzugehen, lernen die Teams, indem sie sich mit ihrenTrainerInnen auseinandersetzen, die ja auch die Leitung, also die Chefs des Team-Trainings sind. Sie machen Vorgaben für den Übungsbetrieb, geben Arbeitsaufträge und kontrollieren dieUmsetzung der Arbeitsaufträge.

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Mit ihnen haben die SchülerInnen auch zuverhandeln, wenn sie z.B. mehr oderanderes Material oder mehr Zeitbrauchen. Das andere Team im Innenkreis schildertdaraufhin: Wir haben Sachen ausprobiert,die die Trainer nicht ausdrücklichverboten hatten. Aber dann habt Ihreingegriffen! Der Arbeitsauftrag war also nicht ein-deutig formuliert! Wenn wir den Tisch aufden Kasten gelegt hätten, wären alleoben gewesen! Warum habt Ihr uns nicht gelassen? Dashat unsere Kreativität gebremst...

An dieser Frage ist besonders die hierzahlreich vertretene Schülerschaftinteressiert. Schließlich ärgern sie sichoft genug über Einschränkungendurch die Erwachsenen. Hier springen ihnen jetzt die anwesen-den LehrerInnen und MentorInnengern bei! Aus Trainersicht ist das ein gutes Bei-spiel für den Alltag in unseren Team-Trainings. Denn wir erleben ständigeAuseinandersetzungen um die Kon-kretheit von Arbeitsaufträgen und umdas Material, das den Teams zurVerfügung steht.

Wir schränken die Materialvor-gabe manchmal gezielt ein, umdie Kreativität der Teams zufordern, um es ihnen nicht zueinfach zu machen - aber auchnicht zu schwer!

Je mehr in den Teams geredetwerden muß, um Lösungsmög-lichkeiten für den Arbeitsauftragzu finden, desto stärker könnendie Mitglieder ihre sozialenKompetenzen einsetzen, übenund stärken.

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Manches TeamTraining endet auf den ersten Blickbetrachtet im Fiasko: ohne erfüllten Arbeitsauftrag, mit Streit, gegen-seitigem Frust und allgemeiner Unzufriedenheit. Dennoch sind es gerade die Erlebnisse desScheiterns, die sich in der Folge als wirklichlehrreich für alle Beteiligten auswirken, auch für die TrainerInnen!Auch wir reflektieren unsere Strategien und überlegen immer wieder neu, wie wir die Teamsoptimal unterstützen können.

Ein weiteres Argument gegen zusätzliches Materialheißt bei uns: Gleiches Recht und gleiche Bedin-gungen für alle! Wenn wir Euch das erlaubt hätten,könnten wir jetzt vermutlich einen saftigen Konfliktzwischen den vier Teams und den TrainerInnenerleben.

Das Spezifische unseres TT-Konzepts wird vonInnen- und Außenkreis in weiteren kritischenFragen aus dem Erleben dieses Mini-Trainingsheraus erfragt:

Ist das ein Spiel, was wir gemacht haben? Daskennt man ja hinlänglich aus dem Methodenkofferder Erlebnispädagogik.

Wie können auf diesem Wegwirklich langfristig erfolgreicheLernprozesse in Sachensozialer Kompetenz undAusbildungsreife der Schü-lerInnen realisiert werden?

Dazu werden auch dieanwesenden SchülerInnendes zur Zeit noch laufendenTeamTrainings befragt, diesich aber hier in dieser sehrgroßen Öffentlichkeit dazunicht äußern möchten. Siestecken mitten in ihren Lern-prozessen an sich selbst undmit den anderen, die wir ausdrücklich schützen wollen.

Dafür bitten wir um Verständnis. Im Verlauf des Team-Trainings ist erst bei der Abschlußpräsen-tation ist die Schulöffentlichkeit wieder zugelassen. Zwischenzeitlich gibt es nur gezielte und verab-redete Besuche vom Beratungslehrer und/oder Abteilungsleiter, der unser gemeinsamer Auftrag-geber für den Übungsbetrieb “Team-Training” ist.

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Diese Schilderungen machen deutlich, daß wir ein oder sogar zwei Jahre lang die Wirklichkeitunserer Zusammenarbeit erleben, erleiden, gestalten, entwickeln, daran scheitern, daraus lernen,unsere Planung wieder verändern und das Training so immer weiter vertiefen. Für uns alsTrainerInnen ist dabei existentiell wichtig, mit dem Prinzip der Selbstorganisation zu arbeiten undsituativ zu arbeiten, d.h.: hier und jetzt alles ernstzunehmen, was in und zwischen den Teams undin deren Kooperation mit den TrainerInnen geschieht.D.h.: die Teams gestalten ihre Teamarbeit selbst. Die TrainerInnen mischen sich in die interneTeamorganisation so wenig wie möglich ein. Wenn wir in festgefahrenen Situationen unterstützen-de Interventionen setzen können, damit die Teams wieder arbeitsfähig werden, tun wir das natür-lich. Die Teams können nicht gewechselt werden, es sei denn, es geht gar nichts mehr. Aber dannmüssen beide Teams wieder neu aushandeln, wie der Wechsel so vonstatten gehen kann, daß dieArbeitsfähigkeit der Teams möglichst keinen Schaden nimmt. Das sind dann harte Verhandlungen.Und dann sind plötzlich keine Kommentare wie“Spielwiese” oder “Kindergarten” mehr zu hören.Dieses Training begleitet eine Klasse während des ganzen Schuljahres. Die Zusammenarbeit derSchülerInnen in den Teams wird immer ernsthafter, die Auseinandersetzung zwischen den Teamsnimmt erwachsenere Töne an. Und die Kooperation mit den TrainerInnen wird vielleicht auchdeshalb immer respektvoller und kollegialer, weil die TrainerInnen den Teams nichts abnehmen,was diese nicht durch Eigeninitiative selbst leisten können.

Zum Schuljahresende wird die Leistung der Teams und ihrer Mitglieder öffentlich gewürdigt.KlassenlehrerInnen, Beratungslehrer und Abteilungsleitung nehmen an der Schlußpräsentation derTeams teil. Darauf folgt ein Gespräch über das erlebte Training und die Überreichung derZertifikate für diejenigen, die alle erforderlichen Kriterien während des ganzen Jahres erfüllt haben.Was wir als TrainerInnen an der Begleitung dieser Prozesse sehr schätzen, ist die wachsendeBereitschaft unserer SchülerInnen zu ernsthafter Kooperation.

Und wenn sie am Endedes Trainings zu unssagen: Es hat Spaßgemacht, mit Ihnenzusammen zu arbeiten,dann ist das für uns dasSchönste, was sie überunsere Arbeit sagenkönnen.

Copyright: Christiane Schmidt, Supervisorin(SD), Trainerin(SD)Leitung des TrainerLernsystems an der Justus-von-Liebig-Schule Mannheim