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Technik sinnvoll nutzen!
Zukunftstrend optisches WLAN drahtloser Netzzugang über LED‐Licht
Visible Light Communication (VLC)
Dipl.‐Ing. Jörn Gutbier
Handout zum Kurzvortrag am Kunden‐Informationstag des Zweckverband Kommunale Informationsverarbeitung Reutlingen‐Ulm (KIRU), 11. Mai 2016
Das Fraunhofer Heinrich‐Hertz‐Institut in Berlin (HHI) hat eine Datenübertragungstechnik entwickelt, bei der das Licht handelsüblicher LED‐Lampen, die für die Raumbeleuchtung Verwendung finden, als Daten‐träger genutzt wird. Die Daten werden auf den Lichtstrom mit sehr hohen Frequenzen aufmo‐duliert, die auf diese Weise für das Auge nicht wahrnehmbar sind. Optische Sensoren (Photo‐dioden) an den Endgeräten lesen die Daten aus dem Licht‐strom wieder aus. Umgekehrt werden die Datenströme vom mobilen Endgerät im Infrarotbereich an die LED‐Lampe zurückgesendet.
VLC / Li‐Fi als Ergänzung und Alternative zur Mikrowellentechnik
Die drahtlose optische Datenkommunikation ist eine eindrucksvolle Alternative zur bestehenden Datenübertragung mit WLAN und Bluetooth. Sie stellt eine attraktive Lösung gerade auch für Schulen dar, da hier besondere Anforderungen an den Schutz der Kinder und Jugendlichen vor den Risiken der Mobilfunkstrahlung vorliegen und zu berücksichtigen sind.
Die VLC‐Technik ist als zukünftige Alternative zur bestehenden Funktechnik für den Hochleistungsinternetzugang konzipiert. Die technischen Möglichkeiten reichen von Punkt‐zu‐Punkt‐Verbindungen bis zu optischen WLAN‐Verbindungen (engl.: LiFi = Light‐Fidelity), bei denen eine Lichtquelle mehrere Geräte versorgt. Vor allem bieten Bereiche mit ständiger Beleuchtung wie Großraumbüros, Produktionshallen, medizinische Bereiche, Flugzeugkabinen oder der öffentliche Fern‐
AKTUELLE ANALYSEN
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und Nahverkehr ein großes Anwendungsfeld für diese Technologie. Ihre prinzipielle Funktionsweise zeigen die Grafiken vom Fraunhofer Heinrich‐Hertz‐Institut.
Für den Indoor‐Bereich ist die VLC‐Technik bereits in der Erprobungsphase: Es können aktuell Daten von 100 bis 800 MBit/s übertragen werden. Diese Datenübertragungsraten liegen damit höher als bei Powerline (wenige MBit/s) und im Bereich von WLAN (netto 860 MBit/s).
Die Datenübertragungsraten, die bei VLC heute schon möglich sind, zeigt die untenstehende Tabelle. Alle Ergebnisse wurden mit einer Beleuchtungsstärke von 1000 lx (sehr gut beleuchtetes Büro) am Empfänger erreicht. Untersuchungen mit Infrarot‐Licht zeigen das Potential einer Vollversorgung mittelgroßer Räume mit einem einzigen Access‐Point mit mehreren 100 MBit/s. Die Datenübertragungsraten stehen demnach denen der meisten WLAN‐Standards in nichts nach. Und wir stehen hier erst am Anfang der Entwicklung.
Weitere Vorteile der VLC‐Technik sind:
• Einfache optische Sender und Empfänger, handelsübliche Komponenten und Standard‐Schnittstellen • Robuste Datenübertragung ohne Sender‐ und Empfängerausrichtung • Hohe Datenübertragungsraten • Keine Interferenzen mit Funksystemen, kein Elektrosmog • Weltweit unregulierte, frei verfügbare Übertragungsfrequenzen • Einfache Abschirmung durch lichtundurchlässige Oberflächen • Höhere Abhörsicherheit • Geringeres Störpotenzial • Die Technik ist unter Wasser einsetzbar und hat dort eine erheblich größere Reichweite als
Funkwellen, die schnell absorbiert werden.
Bilder HHI: VLC‐Technik hat ein breites Anwendungsfeld
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Hintergrund zur Entwicklung von VLC
Drahtlose Datenkommunikation über LED‐Licht
Die Idee, von der Mikrowellenstrahlung auf sichtbares Licht überzuwechseln, stammt ursprünglich von der Keio‐Universität in Japan; inzwischen hat sie sich weltweit verbreitet. Im Ursprungsland Japan arbeiten Firmen wie NEC, Matsushita, Shimizu und weitere intensiv an der Entwicklung von praxistauglichen Systemen, in Korea beschäftigt sich das Unternehmen Samsung damit.“
„In China ist das Konzept von Forschern der Fudan Universität (http://fudan.edu.cn) in Shanghai entwickelt worden und soll das bisher übliche Wi‐Fi kosteneffektiv ersetzen. Den Forschern zufolge können mithilfe dieser Technologie sogar vier Computer mit einer 1 Watt ‐ LED‐Glühbirne Internet empfangen. Die drahtlose Signalübertragung funktioniert mit einem in die LED‐Glühbirne eingebetteten Mikrochip. Damit wird eine Übertragungsrate mit einer Geschwindigkeit von 150 MBit/s ermöglicht werden ‐ was laut Chi Nan, Professorin für Informationstechnologie an der Fudan Universität, schneller ist als der durchschnittliche Breitbandanschluss, den ein Chinese zur Verfügung hat. Internet‐User konnten die Innovation am 5.11.2013 auf der Chinesischen Internationalen Industriemesse in Shanghai (http://www.ciif‐expo.com) testen“.
Die VLC‐Technik wurde auf der „Vision 2011“ und der „IFA 2011“ öffentlich vorgeführt. Sie ist Teil des abgeschlossenen EU‐Projekts OMEGA (www.ict‐omega.eu). Bereits im Februar 2011 wurde ein Kommunikationsnetz auf Infrarotbasis (IRC) vorgestellt, das im Umkreis von 10 m eine Datenüber‐tragungsrate von 280 MBit/s zwischen der Basisstation und zwei Endgeräten realisierte.
In Deutschland sind Forscher am Fraunhofer Heinrich‐Hertz‐Institut in Berlin damit befasst, im übrigen europäischen Raum mehrere Universitäten, vor allem in Edinburgh (Prof. Harald Haas) und Oxford (Prof. Dominic O’Brien).
„Da sich neue Erfindungen nur auf breiter Basis durchsetzen können, wenn die Technik vereinheitlicht ist, haben sich die auf diesem Gebiet engagierten Firmen – überwiegend in Fernost – bereits zusammengesetzt und das „Visible Light Communication Committee“ ins Leben gerufen, das dann seinerseits die Vorschläge an das IEEE weitergereicht hat. Das Ergebnis ist der Standard IEEE 802.15.7 WPAN (Wireless Personal Area Network) (http://t1p.de/5n1v)“.
Hinweis zum Thema biologische Wirkungen von moduliertem Licht:
Um nicht die gleichen Fehler wie mit der Anwendung Mikrowellentechnologie zu wiederholen, deren Anwendung sich immer deutlicher als eine gesundheitlich relevante Störgröße für lebende Systeme herausstellt, muss die VLC‐Technik vor ihrem flächendeckenden Einsatz schnellstmöglich auf ihre Gesundheitsverträglichkeit und mögliche negative Effekte bei Tieren und Pflanzen untersucht werden.
Allerdings gibt es gewichtige Hinweise dafür, dass die VLC‐Technik überhaupt nicht mit den hohen Gesundheitsrisiken der mikrowellenbasierten Technik verglichen werden kann. Zum Beispiel gilt:
• der Mensch ist durch Schutzmechanismen evolutionär an die Frequenzen des sichtbaren Lichts angepasst;
• die Daten‐Modulationen sollen nach Aussage der Entwickler im Gigahertzbereich liegen und damit außerhalb der durch das Auge und die Haut rezipierbaren Frequenzen (kein Flimmern).
• die Strahlung dringt nur Bruchteile von Millimetern in den Körper ein (gegenüber 5 ‐ 10 cm bei Mikrowellen), tiefere Bereiche ‐ wie das Gehirn ‐ werden daher nicht bestrahlt.
Trotzdem gilt auch hier die Anwendung des ALARA‐Prinzip (As Low As Reasonably Achievable).
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Trennen von Innen‐ und Außenversorgung
VLC /Li‐Fi ist Vorsorge an der Quelle
Aktuell konzentriert sich die Anwendungsentwicklung von VLC / Li‐Fi auf die Indooranwendung, da hier die natürliche ´Störgröße` – helles Tageslicht – i.d.R. gedämpft ist, bzw. leicht gemindert werden kann. Hinzu kommt, dass Lampen als potenzielle Datenübertragungsschnittstelle Indoor überall vorhanden sind.
Noch tragen sog. Makrozellen mit relativ hohen Leistungen dazu bei, die ´mobile` Kommunikation mit Mikrowellentechnik auch in unseren Gebäuden von außen herzustellen. Hierbei werden die bestehenden Hindernisse (Baumasse) und i.d.R. große Entfernungen (bis zu mehreren Kilometern) mit vielen Reflexionsvorgängen (durch funktechnisch ungünstige Standorte inmitten verdichteter Siedlungsstruk‐turen) einfach mit höheren Abstrahlleistungen kompensiert. Das führt zu hohen Emissionen durch die dauerstrahlenden Sendeanlagen, aber auch zu hohe Emissionen an den temporär sendenden Endgeräten. Menschen und Umwelt werden unnötig hohen Strahlenbelastungen ausgesetzt.
Die Trennung der Innen‐ und Außenversorgung ist eine der relevanten Größen für die in unseren Augen dringend erforderliche Immissionsmimimierung. Sie ist aber auch Grundvoraussetzung für die Bereitstellung hoher Datenkapazitäten. Jede netzgebundene Indoorschnittstelle vergrößert die mögliche Datenkapazität entsprechend ihrer Leistungsfähigkeit.
Die verstärkte Nutzung von sog. Femtozellen (WLAN‐Router u.a.) ist bereits eine Antwort auf die steigenden Anforderungen an die Datenkapazitäten. Leider ist diese Anwendung meistens nicht vorsorgeorientiert ausgerichtet, da hier häufig ungeregelt (kein ECO‐WLAN, Endgeräte meist ungeregelt) und mit hohen Leistungen nun das Hinderniss Baumasse innen und von innen nach außen durchstrahlt wird. Damit werden auch Nachbarn ungefragt mit zusätzlicher Mikrowellenstrahlung beaufschlagt. Vorsorgeorientiert wäre die Auslegung auf eine raumweise Versorgung mit geringsten Leistungen – die Funkstrecke so kurz wie möglich und keine Druchstrahlung von Hindernissen ist hier das Motto.
Die Anwendung von VLC /Li‐Fi geht noch einen Schritt weiter. Die Zellstruktur wird weiter verkleinert und wir sprechen dann von ´Atto‐Cells`. Viele kleine Sender, mit extrem hoher Datenkapazität und ohne störenden Elektrosmog stünden damit zur Verfügung.
Mikrowellen‐Femtozellen und absehbar VLC / Li‐Fi versorgen Gebäude mit mobilen Daten – angeschlossen an die vorhandene Kabelinfrastruktur. Mikrowellenfunk außen kann dann mit extrem geringen Sendeleistungen betrieben werden. Und Innen besteht volle Kontrolle über den Datenverkehr wer keinen Funk innen haben will (z.B. im Wohnhaus in der Nacht), schaltet einfach ab und aus.
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Riesiges Entwicklungspotenzial für Lichtwellen‐Kommunikation
Die VLC / LiFi Technologie steht noch am Anfang ihrer Entwicklung. Trotzdem zeigt sich schon jetzt, dass die aktuellen Prototypen und Pilotprojekte mit hohen Leistungsflussdichten aufwarten können, die mit den aktuellen Übertragungsraten im Bereich der Mikrowellenstrahlung mithalten können.
Potenzielle Leistungsunterschiede zwischen Mikrowellen‐ und Lichtwellenstrahlung
Die Leistungsfähigkeit der Datenübertragung setzt sich im Wesentlichen zusammen aus der Bandbreite des übertragenden Signals – je breiter der zur Verfügung stehende Informationskanal, umso mehr Datenpakete können transportiert werden, und der benutzen Frequenz – je höher die Frequenz, umso mehr Daten passen in eine Zeiteinheit. Die laufende Fortentwicklung immer leistungsfähigerer Modulationsverfahren ist dabei relativ unabhängig von der verwendeten elektromagnetischen Trägerwelle. Es wird erwartet, dass auch im Bereich der Modulation der optischen Strahlung noch erhebliches Entwicklungspotenzial in Zukunft gehoben werden kann.
Frequenz
Die benutzten Frequenzen von LTE liegen (Stand Feb. 2016) bei 0,8 und 2,6 GHz (Gigahertz). WLAN wird mit 2,45 und bei 5 GHz angewandt. Neu standardisiert wurde die Anwendung von 60 GHz WLAN (IEEE 802.11ad). Lichtwellenleiter werden i.d.R. im Spektrum des Infrarot betrieben, das um die Frequenz von 353 THz liegt. Die VLC‐Technik arbeit im Bereich des sichtbaren Lichts zwischen 398 THz und 750 THz. Ein Terrahertz sind 1.000 Gigahertz. Das ist 300.000 mal höher frequent als ein Funksignal im Mikrowellenbereich ‐ mit entsprechendem Potenzial.
Bandbreite
Die zur Verfügung stehenden Bandbreiten im Mikrowellenbereich sind rar. Das Frequenzband ist vollständig ausgeschöpft/zugeteilt und nur noch Verlagerungen (Stichwort: digitale Dividende) geben zusätzliche Kapazitäten zur Anwendung frei.
Die Bandbreite z.B. eines LTE‐Signals beträgt z.Zt. 5 bis 20 MHz. Bei WLAN sind 20 bis optional 160 MHz in der aktuellen Anwendung möglich. Über die neu entwickelte Mehrantennentechnik bei LTE (mehrere Antennen in der näheren Umgebung bedienen gleichzeitig einen Nutzer) kann die Bandbreite kurzfristig auf 100 MHz erhöht werden. Die aktuell in Summe zur Verfügung stehende Bandbreite für die Mikrowellenanwendung der digitalen Kommunikation (inkl. 60 GHz‐WLAN), liegen bei ca. 2.000 MHz.
Bei der Anwendung von Licht als Datenträger beträgt z.B. die Bandbreite auf einer einzigen Glasfaser, in der aktuellen praktischen Anwendung für den Endkunden (Lichtwellenleiter bis in Haus), bereits 200 bis 2.000 MHz. Insgesamt steht im Lichtwellenbereich – von Infrarot (IR‐B) bis Violett eine freie Bandbreite von ~400.000.000 MHz zur Verfügung. Sehr viel Potenzial für die Zukunft.
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Pilotprojekt VLC auf Insel Mainau
Visible Light Communication
Auf der Insel Mainau im Bodensee startete am 20. Mai 2015 das europaweit erste Praxis‐Projekt mit optischer Datenübertragung, der Visible Light Communication (VLC). Das kann ein Aufbruch in eine neue Etappe der mobilen Kommunikation sein. In der Pressemitteilung der Projektpartner heißt es:
"Das Fraunhofer Heinrich‐Hertz‐Institut HHI rüstet einen vorhandenen Konferenzraum auf der Insel Mainau mit Visible Light Communication (VLC) Technologie aus, um damit eine optische WLAN‐Umgebung zu realisieren. Dadurch kann die vorhandene funkbasierte WLAN‐Lösung ersetzt werden. Die Aufrüstung soll in mehreren Aufbauschritten erfolgen und Erkenntnisse für praxisorientierte Parameteroptimierung ermöglichen. Gefördert wird das Projekt vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden‐Württemberg. Link zur Pressemitteilung.
Die Initiative ‚Bodensee Mobilfunk‘ setzt sich für Strahlungsminimierung ein und hat die Idee für das Projekt auf der Insel Mainau gegeben.
Bild: Start des VLC‐Projektes am 20.05.2015 auf der Mainau. Die Projektpartner v.l.n.r.: Günter Dolak (Bodensee‐Mobilfunk), Dr. Thomas Weimer (Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, Stuttgart), Dr. Andrea Leute (Bodensee‐Mobilfunk), Dr. Anja Schmolke (Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft), Heinrich Straub (Mainau GmbH), Dr. Anagnostis Paraskevopoulos (Heinrich‐Hertz‐Institut), Dr. Stefan Zbornik (Bodensee‐Mobilfunk), Bettina Gräfin Bernadotte (Mainau GmbH) und Prof. Dr. Wolfgang Skupin (Hochschule Konstanz).
Der Einsatz einer funkfreien WLAN‐Datenübertragung basierend auf optischer Freistrahlkommunikation (VLC) in dem Konferenzraum bietet unterschiedliche Vorteile. Fraunhofer HHI‐Projektleiter Dr. Anagnostis Paraskevopoulos: „Die VLC‐Technologie ist ein sehr interessanter Alternativansatz für die Vermeidung der zunehmenden Strahlungsbelastung, ohne auf den drahtlosen Austausch von hohen Datenmengen verzichten zu müssen. Für das Fraunhofer HHI ist die Erprobung der Technologie in einer realen Umgebung von großer Bedeutung. Die damit gewonnenen Erkenntnisse können sowohl zu einer zielorientierten Parameteroptimierung führen, wie auch die Vorentwicklung vorantreiben, um zusammen mit potenziellen Industriepartnern, beispielsweise aus der Beleuchtungsindustrie, innovative Produkte zu entwickeln.“
Umweltbewusste Geschäftsführung der Insel Mainau
Für den botanischen Garten Insel Mainau steht vor allem die umweltfreundlich zertifizierte Ausrichtung des Unternehmens und die damit verbundene Wahrnehmung durch die Besucher im Vordergrund. Das Projekt ist bedeutend, denn es soll demonstrieren, dass die Alternative – optische statt funkbasierte Datenübertragung – nicht nur als Forschungsidee existiert, sondern auch in realen Umgebungen funktionieren kann. „Aus persönlicher Überzeugung unterstütze ich die Forschung zu einer strahlungsärmeren mobilen Kommunikation und wir als Insel Mainau freuen uns, dass wir einen Beitrag zur weiteren Erprobung der neuen Technologie leisten können“, so Bettina Gräfin Bernadotte, Geschäftsführerin der Mainau GmbH.
Auch der im Jahr 2007 gegründete BodenseeMobilfunk, dem u.a. die Ärzteinitiative Mobilfunk Allgäu‐Bodensee‐Oberschwaben angehört, beteiligt sich an dem Projekt. „Die rasant zunehmende Strahlenbelastung, verbunden mit der Notwendigkeit der Gesundheitsvorsorge, erfordert dringend ein Umdenken hinsichtlich der mobilen Kommunikationsversorgung. Uns ist es deshalb ein Anliegen,
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innovative Konzepte und Lösungsvorschläge für die Strahlungsminimierung zu fördern und zu entwickeln“, so Dr. Andrea Leute. Dr. Stefan Zbornik, Mitinitiator des BodenseeMobilfunk ergänzt: „Wir sind stolz darauf, dass es uns mit den Projektpartnern gelungen ist, erstmalig in Europa ein derartiges Pilotprojekt in einem anwendungsorientierten Kontext zu initiieren.“.
Die Geschichte des VLC‐Projektes auf der Mainau
Dass es zu dem europaweit ersten VLC‐Projekt auf der Insel Mainau gekommen ist, ist der Vorarbeit des Abgeordneten Thomas Marwein zu verdanken. Er ist bei der Fraktion der GRÜNEN im Landtag Baden‐Württemberg als umweltpolitischer Sprecher unter anderem für das Thema Mobilfunk zuständig.
Bild: VLC‐Projektleiter Dr. Anagnostis Paraskevopoulos stellt seine Forschung am 03. Juni 2013 dem Abgeordneten Thomas Marwein und Ministeriumsvertretern in der Grünen‐Landtagsfraktion Baden‐Württemberg vor.
Thomas Marweins Credo: „Wir können das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen. Deshalb brauchen wir Alternativen zur derzeit genutzten risikoreichen Mobilfunk‐Technologie.“
Zum Gedankenaustausch darüber lädt er seit vier Jahren den Ärztearbeitskreis Digitale Medien in die Grünen ‐ Landtagsfraktion ein. In diesem Rahmen erfuhr der Politiker von den VLC‐Entwicklungen des Fraunhofer Heinrich‐Hertz‐Instituts HHI mit Sitz in Berlin, die Jörn Gutbier (Vorsitzender Diagnose‐Funk Deutschland) präsentierte. Am 03. Juni 2013 war es soweit: Der VLC‐Projektleiter Dr. Anagnostis Paraskevopoulos stellte seine Forschung in der Grünen‐Landtagsfraktion vor. In Anwesenheit von Ministeriumsvertretern demonstrierte Dr. Paraskevopoulos mit einem Versuchsaufbau die neue Technik. MdL Thomas Marwein schlug in der Folge dem Umwelt‐ und Wirtschaftsministerium vor, diese Technologie zu fördern. Auf einer Informationsreise über das Projekt "Strahlungsarmer Bodensee" wurden Kontakte mit der FH Konstanz und den Bodensee‐Bürgerinitiativen geknüpft, was in den Kontakt zur Insel Mainau mündete. Nach zwei Jahren konnte das Projekt an den Start gehen, ein Erfolg für alle Beteiligten.
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Stadt Stuttgart finanziert ein VLC Projekt an einer Schule Optisches WLAN statt Mikrowelle
Foto: Roland Hägele
Im Dezember 2016 hat der Stuttgarter Gemeinderat einem Schulprojekt zur Visible Light Communication (VLC) zugestimmt. Im beschlossenen Antrag Neue Wege in der Digitalisierung gehen: VLC‐Schulraum für die Stadt Stuttgart wird vorgeschlagen:
„Für die Erprobung und Weiterentwicklung der VLC‐Technologie (siehe u.s. Publikationen) wird an einer Stuttgarter Schule das Projekt „VLC‐Schulraum für die Stadt Stuttgart“ in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Heinrich‐Hertz‐Institut (HHI) und mit Unterstützung des Stadtmedienzentrums durchgeführt. Die Kosten für das Projekt belaufen sich insgesamt auf ca. 150.000 Euro und werden zu einem großen Teil vom Fraunhofer Heinrich‐Hertz‐Institut (HHI) übernommen.“
In der ausführlichen Begründung heisst es u.a.: „In der Sitzung des Schulbeirats am 12.05.2015 wurde von der Verwaltung der Planungsstand für die Digitalisierung der Stuttgarter Schulen vorgestellt. Dabei trat zutage, dass den vorhandenen gesundheitlichen Bedenken bezüglich des Einflusses der Strahlung von W‐LAN‐Routern auf Schulkinder derzeit keine Rechnung getragen wird – obwohl etwa die Europäische Umweltagentur (EEA) bereits 2007 eindringlich vor den Gefahren hochfrequenter Strahlung gewarnt hat, wie sie beispielsweise durch W‐LAN‐Netzwerke oder Mobilfunk ausgesendet wird: „Die aktuelle Forschung und die Analyse der Langzeiteffekte der Strahlung von mobiler Telekommunikation zeigen, dass es umsichtig von den Gesundheitsbehörden wäre, Maßnahmen zu treffen, um vor allem empfindliche Gruppen wie Kinder der Strahlung weniger stark auszusetzen“ (Jacqueline McGlade, geschäftsführende Direktorin der Europäischen Umweltagentur). Die Krebsagentur (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 2011 die nicht‐ionisierende Strahlung als möglicherweise krebserregend eingestuft. Mittlerweile steht mit VLC eine technische Alternative zur Verfügung, die diese Bedenken ausräumen könnte.“
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Standardisierungen der VLC/Li‐Fi Technik
JEITA (2007): Low‐speed (up to Mbit/s) point‐to‐point ‐ Japan Electronics & Inf. Tech. Association
IrDA & VLCC (2009): Low & high‐speed (up to 4 Mbit/s) point‐multipoint ‐ Infrared Data Association & Visible Light Communications Consortium
ICSA (2009): Indoor WLAN (10 Mbit/s), IR & visible ‐ IR Communicaton Systems Association
ITU‐T G.9960 / G.hn (2009) – ext. for opt. communication (2011)
IEEE 802.15.7 (2011): Clean‐slate approach, low & high‐speed PHY and MAC for audio & multimedia ‐ Einen umfassenden Überblick über die Technik und ihre Anwendungsmöglichkeiten bietet folgendes Dokument der Arbeitsgruppe der IEEE auf der Webseite von ieee802.org: http://t1p.de/as0e
Videos Gafik‐Video des HHI zur Technik und Zukunft von VLC (2:30) https://youtu.be/07pONRXziK4
Videovortrag von Prof. Harald Haas von der University of Edinburgh über Li‐Fi‐Revolution (1:16:40) https://youtu.be/WRG9iXZbuAc
Philips LED indoor positioning techology at Carrefour https://www.youtube.com/watch?v=uQw‐o6bjrec
Ansprechpartner zum Thema VLC: Dr. Anagnostis Paraskevopoulos Fraunhofer Heinrich Hertz Institute Metro, Access and In‐House Systems Group Photonic Networks Department Einsteinufer 37, 10587 Berlin, www.hhi.fraunhofer.de Tel.: +49 30 31002‐527, Fax ‐250, [email protected]
Referent
Dipl.‐Ing. Jörn Gutbier Vorstandsvorsitzender Diagnose‐Funk e.V. Bismarckstraße 63, 70190 Stuttgart joern.gutbier@diagnose‐funk.de, www.diagnose‐funk.de • Mitglied im AK‐Immissionsschutz des BUND • Freier Architekt (AKBW), Baubiologe (IBN) • Stellv. Fraktionsvorsitzender für Bündnis90/Die Grünen in Herrenberg
Veröffentlichungen: „Elektrosmog im Alltag“ & „Kommunale Handlungsfelder“
Schwerpunkt der Arbeit von diagnose‐funk ist es, über die Risiken elektromagnetischer Felder verschiedenster Quellen unabhängig von Industrie und Politik aufzuklären, dadurch Verhaltensweisen von Verbrauchern und Politik zu ändern, Lösungen für zukunftsfähige und umweltverträgliche Technologien aufzuzeigen und die politischen Akteure dabei zu unterstützen eine vorsorgeorientierte Mobilfunkpolitik zu formulieren und durchzusetzen.