71
Technische Universität Wien Institut für Wassergüte, Ressourcenmanagement und Abfallwirtschaft Technische Universität Wien Institut für Wassergüte, Ressourcenmanagement und Abfallwirtschaft Data Organisation & Consulting Büro DI W. Jereb Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark BASS Band 4 - MASST Maßnahmen in der Steiermark

Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Technische Universität WienInstitut für Wassergüte, Ressourcenmanagement und Abfallwirtschaft

Technische Universität WienInstitut für Wassergüte, Ressourcenmanagement und Abfallwirtschaft

Data Organisation & Consulting

Büro DI W. Jereb

Bauwesen - Abfallstrategienin der SteiermarkBASS

Band 4 - MASST

Maßnahmen in der Steiermark

Page 2: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Endbericht

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark Projekt BASS

Band 4:

Maßnahmen in der Steiermark (MASST)

Autoren: TU Wien (Prof. Dr. Paul H. Brunner, DI.Dr. Elisabeth Schachermayer)

Büro DI W. Jereb (DI Walter Jereb, Mag. Elisabeth Leitner)

in Zusammenarbeit mit: Data Organisation & Consulting (DI.Dr. Emmanuel Glenck, DI. Theresia Lahner)

Im Auftrag des Amtes der Steiermärkischen Landesregierung

Wien, im April 2000

Page 3: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Projektleitung:

Emmanuel Glenck Projektkoordination:

Elisabeth Schachermayer Layout:

Inge Hengl Impressum:

Technische Universität Wien Institut für Wassergüte und Abfallwirtschaft Abteilung Abfallwirtschaft A-1040 Wien, Karlsplatz 13/226.4 Tel.: +43 1 58 801 226 41 (Sekr.) Fax.: +43 1 504 22 34 E-Mail: [email protected] www: http://awsnt.tuwien.ac.at

Page 4: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Kurzfassung

Ausgehend von der Diskrepanz zwischen IST- und SOLL-Zustand (vgl. BRIST und LAUF) werden im vorliegenden Teilprojekt Maßnahmen für die Bewirtschaftung von Baurestmassen vorgeschlagen. Sie umfassen die Bereiche Datengrundlagen, Gesetze und deren Vollzug, bes-sere Ressourcennutzung, Umsetzung in der Praxis, Information und Ausbildung sowie For-schungsbedarf.

Bezüglich der Datengrundlage fällt die große Diskrepanz auf zwischen den zu erwartenden Abfallmengen aus dem Bauwesen und den in der Abfallwirtschaft registrierten Abfällen, die rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung der Baurestmassen auf Grund der in dieser Studie erarbeiteten Methodik durchzuführen und das Baurestmassennachweisformular zukünftig für alle bewilligungspflichtigen Abbruchvorhaben vorzuschreiben.

Auf gesetzlicher Ebene erscheint eine Harmonisierung der Ländergesetze im Hinblick auf eine einheitliche Regelung für Baurestmassen notwendig. Das wichtigere Problem ist jedoch die Umsetzung der bestehenden Gesetze und Verordnungen. Hier wird vorgeschlagen eine Schnittstelle zwischen Baubehörde und Abfallbehörde zu definieren, die kontrolliert, ob ab-fallwirtschaftliche Vorschriften eingehalten werden. Die öffentliche Hand soll stärker ver-pflichtet werden, die Gesetze im eigenen Bereich umzusetzen; ihr obliegt als Bauherr die Ver-antwortung für die ordnungsgemäße Verwertung bzw. Beseitigung der Abfälle einschließlich der Dokumentations- und Nachweispflichten. Weiterhin wird vorgeschlagen, dass der Bauherr zur verstärkten Kontrolle vor Ausbezahlung der Schlussrechnung das Baurestmassenformular verlangt.

Neben gesetzlichen Maßnahmen sind auch finanzielle Anreize notwendig, wie z.B. die För-derung von Innovationen, die der Sammlung und Wiederverwertung von Baurestmassen die-nen.

Für die Praxis wichtige Maßnahmen umfassen standardisierte Leistungsbeschreibung, Güte-kriterien für Sekundärbaustoffe, Aus- und Weiterbildung. Die Standardleistungsbeschreibung soll für alle Baumaßnahmen vereinheitlicht werden, wobei die Ausschreibungstexte den Be-stimmungen der Baurestmassentrennverordnung angepasst werden sollen. Weiterhin wird vorgeschlagen Baumaterial, das auf der Basis allgemein anerkannter Beurteilung als ökolo-gisch unbedenklich bezeichnet werden kann, auszuzeichnen.

Allgemein sollen Land, Gemeinden, Innung und WIFI über das Thema Baurestmassen infor-mieren, damit in der Öffentlichkeit und bei Bauherren ein Bewusstsein über die Risiken und Chancen von Baurestmassen entsteht.

Die Forschung soll sich auf die Entwicklung von ökologisch qualitätvollen Baumaterialien und auf die Entwicklung von Baustoffen aus erneuerbaren Rohstoffen konzentrieren.

Die vorgeschlagenen Maßnahmen sollen in bezug auf ihre Wirksamkeit dauernd evaluiert und optimiert werden.

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite I

Page 5: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Inhaltsverzeichnis

4 MASSNAHMEN IN DER STEIERMARK (MASST)........................................................... 1

4.1 Einleitung ...................................................................................................................... 1 4.2 Ziele und Fragestellungen............................................................................................. 1 4.3 Beschreibung der Vorgangsweise und Ergebnisse ....................................................... 2

4.3.1 Ansätze der TU-Wien (SOLL-Zustand): Bewertung von abfallwirtschaftlichen Maßnahmen ....................................................................................................................................2

4.3.2 Vorschlag für konkrete Maßnahmen zur zielführenden Bewirtschaftung von Baurestmassen ..............................................................................................................................10

4.3.3 Stoffliche Gütekriterien für sekundäre Baumaterialien ...............................................................11 4.3.4 Ansätze der Bauwirtschaft (SOLL-Zustand), Beitrag zur Definition von

bautechnischen Gütekriterien.......................................................................................................13 4.3.5 Diskussion über die Entwicklung einer Recyclingbörse für mineralische

Baurestmassen in der Steiermark .................................................................................................17

4.4 Koordination und Synthese über die Definition des SOLL-Zustandes....................... 22 4.4.1 Input in das Bauwesen .................................................................................................................22 4.4.2 Baurestmassen in der Abfallwirtschaft (Deponien, Aufbereitungsanlagen) ................................23

4.5 Vorstellung des Maßnahmenbündels .......................................................................... 23 4.6 Maßnahmen in anderen Ländern................................................................................. 35

4.6.1 Maßnahmen in Dänemark............................................................................................................35 4.6.2 Maßnahmen in der Schweiz .........................................................................................................39 4.6.3 Maßnahmen in Deutschland ........................................................................................................42

4.7 Beitrag zur Beurteilung der Auswirkungen von Maßnahmen im Bauwesen.............. 43 4.8 Diskussion der Ergebnisse und Schlussfolgerungen................................................... 44 4.9 Literatur....................................................................................................................... 47 4.10 Anhang ...................................................................................................................... 48

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite i

Page 6: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abbildungen: Abbildung 4-1: Funktion der Abfallwirtschaft für das Bauwesen ............................................. 3 Abbildung 4-2: Gütesiegel für Recycling-Baustoffe ............................................................... 16 Abbildung 4-3: Funktionsweise der Recyclingbörse Bau........................................................ 19 Abbildung 4-4: Ablaufschema – Einführung der RBB - Steiermark ....................................... 20 Abbildung 4-5: Ablaufschema Angebot / Nachfrage............................................................... 21 Abbildung 4-6: Interesse an der RBB ...................................................................................... 22 Abbildung 4-7: Auftrennung von Bauabfällen und Geltungsbereich (grau) der

Schweizer Richtlinie ....................................................................................................... 40 Abbildung 4-8: “Vom Bauabfall zum Recyclingbaustoff”, die Elemente der

Schweizer Richtlinie ....................................................................................................... 40 Tabellen: Tabelle 4-1: Vorgehen zur Bewertung abfallwirtschaftlicher Maßnahmen............................... 3 Tabelle 4-2: Grenzwerte der ausgewählten Stoffe für die Umweltkompartimente ................... 4 Tabelle 4-3: Chemische Zusammensetzung sortierter und nicht sortierter Baurest-

massen............................................................................................................................... 5 Tabelle 4-4: In der Deponieverordnung begrenzte Gesamtgehalte im Vergleich mit

den ermittelten Wertebereichen für Abwassersediment und Leichtgut............................ 6 Tabelle 4-5: Energieverbrauch für drei unterschiedliche Herstellungsmethoden von

Asphalt .............................................................................................................................. 8 Tabelle 4-6: Angelieferte und vermeidbare Mengen von Baurestmassen auf

Deponien (Quellen: 1) Stmk Lreg.1999, 2) Schachermayer et al. 1998; 3) Baumeler et al. 1998)..................................................................................................... 9

Tabelle 4-7: Geogene Flüsse für ausgewählte Stoffe nach verschiedenen Autoren (globale Hintergrundwerte) ............................................................................................ 10

Tabelle 4-8: Mittelwerte und Wertebereiche der Stoffkonzentrationen in natürlichen Kiesen und Sanden (Walker&Dohmann 1994) .............................................................. 11

Tabelle 4-9: Wertebereiche ausgewählter mittlerer Stoffkonzentrationen in den mineralischen Produkten einer untersuchten nassen Aufbereitungs-anlage(Schachermayer et al., 1998)................................................................................ 12

Tabelle 4-10: Ausgewählte Zuordnungswerte Z 0 Feststoff für Recyclingbau-stoffe/nicht aufbereiteten Bauschutt (LAGA 1997) ....................................................... 12

Tabelle 4-11: Kostenvergleich für Prozesse und Materialien in der Bauwirtschaft von EU-Ländern (EU 1995) .................................................................................................. 38

Tabelle 4-12: Matrix der ausgearbeiteten Maßnahmen ........................................................... 46 Tabelle 4-13: Gewichtung der Maßnahmen......................................................................... A-10

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite ii

Page 7: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Allgemeine Einleitung “ Baurestmassen - Bewirtschaftung in der Steiermark“

Motivation für die vorliegende Studie und Zusammenhänge

Baurestmassen stellen in Westeuropa den größten Abfallanteil dar; er beträgt in Österreich inklusive Bodenaushub rund 57 % des gesamten Abfallanfalles (siehe folgende Abbildung). Die Bewirtschaftung von Baurestmassen ist deshalb von wachsendem Interesse sowohl für die Bauwirtschaft als auch die Abfallwirtschaft. Der Baustoffverbrauch nimmt immer noch zu, und die Baustoffarten verändern sich dauernd. Wegen des kontinuierlichen Wachstums der Bautätigkeit und der langen Lebensdauer der Gebäude ist der Input in das Bauwesen viel größer als der Output. Damit verschiebt sich das Abfallproblem in die Zukunft, und es besteht eine qualitative und quantitative Diskrepanz zwischen den eingesetzten Baumaterialien und den aus dem Hoch- und Tiefbau stammenden Abfällen. Daraus ergeben sich künftig neue, derzeit noch nicht vorhandene Anforderungen an die Sammlung und Aufbereitung für Bau-restmassen. In dieser Arbeit sollen Grundlagen für eine abfallwirtschaftlich sinnvolle, den Anforderungen einer nachhaltigen Wirtschaftsweise entsprechende zukünftige Bewirtschaf-tung von Baurestmassen in der Steiermark gewonnen werden.

Abfälle mineralischen Ursprungsohne Baurestmassen 4

Holzabfälle ohneHolzverpackungen 3,4

Abfälle aus der Wasseraufbereitung,Abwasserbehandlung undder Gewässernutzung 2,3

Getrennt gesammelteAltstoffe aus Gewerbe undIndustrie 2,3

Sonstige nicht gefährlicheAbfälle 2,1

Gefährliche Abfälle undAltöle 0,74

Abfälle aus Haushalten undähnlichen Einrichtungen 2,8

Baurestmassen undBaustellenabfälle 6,4

Bodenaushub 20

Quelle: Bundesabfallbericht 1998

[Mio t]

Abbildung: Massenpotentiale 1996 der Abfälle in Österreich

(Quelle: Bundes-Abfallwirtschaftsplan, Bundesabfallbericht 1998)

Kenntnisse über Genese, Zusammensetzung und regionales Aufkommen der Baurestmassen sind grundlegend für ihre Bewirtschaftung gemäß der Ziele des Abfallwirtschaftsgesetzes. Im Unterschied zu primären Baustoffen können Baurestmassen aufgrund ihrer stofflichen Eigen-schaften in der Regel nicht direkt wiederverwendet oder abgelagert werden, sondern müssen

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite A

Page 8: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

zuvor in entsprechenden Anlagen aufbereitet werden. Dies ist nur dann weniger der Fall, wenn Gebäude selektiv abgebrochen werden („Rückbau“), was in der Praxis noch selten geschieht. Um die Auswirkungen einer abfallwirtschaftlichen Maßnahme und deren Umweltrelevanz einschätzen zu können, ist es grundsätzlich nötig, die Güter- und Stoffbilanz des Bauwesens (Ver- und Entsorgung, Lager) zu kennen. Im Rahmen dieses Projektes wird für ergänzende Projekte (chemische Zusammensetzung von Baustoffen und Baurestmassen; Stoffbilanzen und deren Bewertung) eine Kooperation mit anderen Partnern angestrebt (Bundesländern, Bauinnung, Baustoffindustrie, Bund, Bauschuttrecycling-Verband). Die Steiermärkische Landesregierung hat die Absicht – gemeinsam mit Vertretern der Bau-wirtschaft (Landesinnung), der Abfallwirtschaft und der Technischen Universität Wien – den heutigen Stand bezüglich der Bewirtschaftung von Baurestmassen in der Steiermark zu beur-teilen, und daraus Maßnahmen abzuleiten, die zukünftig zur Erfüllung der Ziele des AWG beitragen. Folgende Gebiete sind von Interesse:

• Umsetzung und Kontrolle des Vollzugs der Gesetze bezüglich Baurestmassen, • Verbesserung der Datenlage bezüglich Baurestmassen und deren Herkunft, • Beurteilung von abfallwirtschaftlichen Maßnahmen, • Klassifizierung der Baustoffe und praxisorientierte Definition von Gütekriterien im

Hinblick auf den Einsatz im Bauwesen, • Definition von Gütekriterien für Baurestmassen, • ökologisch sinnvoller Aufbau des Lagers in Form von Gebäuden und Netzwerken und • konkrete stoffliche Anforderungen an die Baustoffe.

Die bisherigen Ergebnisse haben u.a. gezeigt, dass die Bewirtschaftung von Bau- und Netz-werken nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa mit beträchtlichen Materialströmen verbunden sind. Die problematischen Inhaltsstoffe und die Wiederverwertbarkeit von Bau-restmassen stellen ein ebenso wichtiges Thema dar. Das für das Bundesland Oberösterreich abgeschlossene Projekt "Güterbilanz der Bauwirt-schaft – Baurestmassen in Oberösterreich (BRIO)" hat 1996 Daten über eingesetzte Baumate-rialien, den Bestand an Bau-/Netzwerken und daraus entstehenden Baurestmassen geliefert. Diese Ergebnisse sollen eine Basis für das vorliegende Projekt darstellen. Das Institut für Wassergüte und Abfallwirtschaft der TU Wien hat 1997 für das Land Steier-mark konkrete Empfehlungen über die zukünftigen Anforderungen an die steirische Abfall-wirtschaft für den Übergang zu einer nachhaltigen Stoffflusswirtschaft formuliert. Das Bau-wesen und die Bewirtschaftung von Baurestmassen haben sich als ein Schwerpunkt herausge-stellt. Es wurden konkrete Maßnahmen formuliert, welche als Basis des vorliegenden Projek-tes dienen sollen. Der Bedarf an primären Daten bezüglich Baurestmassen (Feldarbeiten, regi-onsspezifische Werte) wurde mehrfach betont. Allgemeine Zielsetzung und Fragestellung

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite B

Page 9: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Eine sinnvolle Bewirtschaftung von Abfällen aus dem Bauwesen in der Steiermark erfordert auf Landesebene entsprechende Strategien, Konzepte und Maßnahmen. Das vorliegende Pro-jekt leistet dazu einen wesentlichen Beitrag in dem es über die Problematik der Bauabfälle hinaus geht und die gesamte Bauwirtschaft untersucht. Folgende Fragen sollen mit dem vorliegenden Projekt beantwortet werden: 1) Datenlage bezüglich Baurestmassen (exkl. Bodenaushub)

• Versorgung des Bauwesens − Welches sind die mengenmäßig wichtigsten Baumaterialien, die in der Steiermark

eingesetzt werden und die zur Lagerbildung im Bauwesen (Hoch- und Tiefbau) beitragen?

− Welche Daten (Arten, Methoden und Quellen) sind in erster Linie heranzuziehen? Wer verwaltet die Daten in der Steiermark (Bauwirtschaft, Kommunen, Bezirke, Land)? Welchen Unsicherheiten unterliegen die Daten?

• Abfallwirtschaft und Entsorgung des Bauwesens

− Mit welchen Methoden können die Baurestmassen erfasst werden? − Welche Baurestmassen entstehen bei den verschiedenen Bautätigkeiten und wie

viele (Neubau, Instandhaltung, Sanierung, Abbruch)? Wie verteilen sich diese Güter auf die Prozesse der Abfallwirtschaft (Entsorgungspfade)?

− Welche Anlagen bzw. Kapazitäten stehen in der Steiermark zur Behandlung und Entsorgung zur Verfügung? Welche Bedürfnisse bestehen für die Abfallwirtschaft in der Steiermark hinsichtlich der untersuchten Baurestmassen (Behandlungsver-fahren, Verwertungspfade in Hoch- und Tiefbau, Entsorgung von Restmassen)?

• Bestimmung des Lagers im Bauwesen

− Wie groß ist das Lager an Baumaterialien in Bau- und Netzwerken in der Steier-mark? Welche Daten (Arten, Methoden und Quellen) sind heranzuziehen? Wel-chen Unsicherheiten unterliegen die Daten? Wer verwaltet die Daten in der Stei-ermark?

− Lässt sich die zeitliche Lagerveränderung im Bauwesen der Steiermark aufgrund einer Güter- und Stoffbilanz signifikant bestimmen? Welches ist die Bedeutung des Lagers für die zukünftige Abfallwirtschaft?

• Identifikation regionsspezifischer Daten

Bei der Versorgung, im Bauwesen und in der Abfallwirtschaft werden regionsspezifi-sche Daten identifiziert: − Welche Größen der Güterbilanz sind regionsspezifisch für die Steiermark? − Welche Daten können aus früheren Arbeiten (z.B. Studien Oberösterreich, Wien,

Deutschland) übernommen werden? − Welche Daten fehlen?

2) Datenlage bezüglich Bodenaushub Es werden grundsätzlich die selben Fragen wie für die Baurestmassen beantwortet.

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite C

Page 10: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

3) Kriterien und Maßnahmen zur Bewirtschaftung Weiterhin sollen in diesem Projekt konkrete Maßnahmen zur zielführenden Bewirtschaftung von Baurestmassen hergeleitet und ein Beitrag zur Definition von stofflichen Gütekriterien für den Einsatz an Bau- und Recyclingmaterialien geleistet werden. Folgende Fragen werden beantwortet werden: • Welche Kriterien zur Bewertung von abfallwirtschaftlichen Maßnahmen sollen ausgewählt

werden?

• Mit welchen Größen lassen sich Ist- und Soll-Zustand mit den Zielen des Abfallwirt-schaftsgesetzes (AWG) vergleichen?

• Welche Maßnahmen zum Erreichen des Soll -Zustandes müssen innerhalb und außer-halb der Abfallwirtschaft berücksichtigt werden ? Welche Auswirkungen würden sie haben?

4) Zukünftige Mengen und Maßnahmen

Schließlich soll eine Abschätzung der zukünftigen Mengen von Baurestmassen sowie von ausgewählten Fraktionen vorgenommen werden. Der aus der künftigen Mengenentwick-lung resultierende Bedarf an Behandlungskapazitäten soll dargestellt werden.

• Wie viele Baurestmassen werden künftig anfallen und wie sind sie zusammengesetzt (Fraktionen: z.B. Beton, Stahl, Kunststoffe, Holz)?

• Welchen Bedarf (Sammlung, Aufbereitungskapazität und -technologie) wird die steiri-sche Abfallwirtschaft bezüglich Behandlungsanlagen von Baurestmassen haben?

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite D

Page 11: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Gliederung in vier Teilprojekte

Das vorliegende Angebot zum Projekt BASS „Bauwesen - Abfallwirtschaftstrategien in der Steiermark“ beinhaltet folgende vier Teilprojekte:

sonstige Bereiche

Zukünftige Anforderungen an die steirische Abfallwirtschaft für den Übergang zu einer

nachhaltigen Stoffflußwirtschaft

BASS

2) LAUF: Lageraufbau im Bauwesen

3) MASST: Maßnahmen in der Steiermark

4) BRIZU: Baurestmassen in der Zukunft

1) BRIST: Baurestmassen in der Steiermark

Abbildung: Einbettung des Projektes BASS „Bauwesen - Abfallwirtschaftstrategien in der Steiermark“ im übergeordneten Projekt „Zukünftige Anforderungen an die steirische Abfall-wirtschaft für den Übergang zu einer nachhaltigen Stoffflusswirtschaft“ und Gliederung in 4 Teilprojekte (BRIST, LAUF, MASST und BRIZU)

1) BRIST Baurestmassen in der Steiermark:

Das Ziel des Teilprojektes BRIST besteht darin, die Güterbilanz der Bauwirtschaft (Input ins Bauwesen, Bestand an Gebäuden, und Output aus dem Bestand und dem Bauwesen über die Abfallwirtschaft) in der Steiermark zu ermitteln. Dazu werden der Einsatz von Baumaterialien abgeschätzt, der Aufbau und die Aufenthaltszeit der Lager im Hoch- und Tiefbau gemäss 2) (siehe unten) beschrieben, sowie eine Bestandesaufnahme der Baurestmassen vorgenommen. Der Baurestmassenanfall (Menge, Zusammensetzung) wird zusätzlich anhand von Abbrüchen ermittelt.

Die bestehenden Wissenslücken werden identifiziert und Empfehlungen zur periodischen Datenerhebung und -auswertung bezüglich der Bauwirtschaft werden formuliert.

Die in Oberösterreich gewonnenen Pro-Kopf Werte (vgl. BRIO) werden für die mengenmäßig wichtigsten Güter überprüft bevor sie auf die Steiermark übertragen werden. Der Verbleib der Baurestmassen und des Bodenaushubs ist zu erheben.

Die Gliederung der Güterbilanz erfolgt wie in der Studie BRIO (Hoch- und Tiefbau; Input, Lager, Output) und der Bodenaushub wird gesondert untersucht und aufgrund der Bautätig-keiten in der Steiermark grob abgeschätzt. Die Entwicklung einer Bodenaushubbörse wird hier diskutiert.

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite E

Page 12: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

2) LAUF Lageraufbau im Bauwesen: Die zeitliche Entwicklung der Lager im Hoch- und Tiefbau wird ermittelt und dargestellt. Die Datenerfassung erfolgt nach Altersstruktur (Zeitklassen, Bestand) und nach Bauweise (baupe-riodenbezogene Fraktionsgliederung). Verwendete Erhebungsmethoden sind mit denjenigen der Studie BRIO vergleichbar.

3) MASST Maßnahmen in der Steiermark Für die Bewertung der abfallwirtschaftlichen Maßnahmen (Varianten der Behandlung und Entsorgung von Baurestmassen) werden die vier Ziele des Abfallwirtschaftsgesetzes als anzu-strebender SOLL-Zustand herangezogen. Die Unterschiede zwischen IST- und SOLL-Zustand werden nach stofflichen Kriterien (z.B. organischer Kohlenstoff) festgestellt. Im nächsten Schritt werden Maßnahmen innerhalb der Abfallwirtschaft (z.B. Trennung, Verwertung, Deponierung) und außerhalb (z.B. Einsatzbereich, Lebensdauer, Trennbarkeit) bewertet. Aufgrund der Diskrepanz zwischen dem IST- und dem SOLL-Zustand soll ein Maßnahmenbündel für die Bauwirtschaft entworfen werden. Gemeinsam mit den Vertretern der Bauwirtschaft und der Landesregierungen werden entsprechende Empfehlungen an die Praxis (Bauwirtschaft, Landesregierung, Abfallwirtschaft) formuliert (z.B. Förderungskriterien, Vollzug, Bauordnung).

4) BRIZU Baurestmassen in der Zukunft: Aufgrund des vergangenen und derzeitigen Lageraufbaus (LAUF) und der Maßnahmen (MASST) wird eine Abschätzung der zukünftigen Mengen von Baurestmassen und deren Be-standteilen vorgenommen. Die Änderung der Zusammensetzung der Baurestmassen über die Zeit (Altersstruktur des Bauwesens) soll von der Bauwirtschaft untersucht werden. Aufgrund eines einfachen und nachvollziehbaren Modells wird versucht, den zu erwartenden künftigen Lageraufbau und den korrespondierenden Baurestmassenanfall abzuschätzen. Stoffliche und zeitliche Aspekte werden berücksichtigt und entsprechende Schlüsse bezüglich Aufberei-tungstechnologien gezogen. Die Ergebnisse werden in Zeitperioden dargestellt. Die Bewirt-schaftung von zukünftigen Baurestmassen (Aufbereitungsbedarf, Kapazität und Einsatz ent-sprechender Technologien) wird qualitativ (z.B. Beton, Stahl, Kunststoffe, Holz) und quanti-tativ (Massen) exemplarisch abgeschätzt werden. Als Ausblick werden konkrete Empfehlun-gen bezüglich einer periodischen Datenerhebung formuliert (z.B. soll BRIST alle 5-10 Jahre wiederholt werden? In den Gemeinden sollen periodische Datenaufzeichnungen eingeführt werden mittels Formblatt, welche z.B. vom Amt der Steiermärkischen Landesregierung zu-sammengeführt werden könnten). Die anzustrebende periodische Erhebung sollte zu einer Verifizierung bzw. Eichung des Modells führen.

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite F

Page 13: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

4 Maßnahmen in der Steiermark (MASST)

4.1 Einleitung

Die Kenntnisse über Genese, Zusammensetzung und regionales Aufkommen der Baurest-massen sind eine Grundlage für ihre Bewirtschaftung im Sinne der Zielvorgaben des Abfall-wirtschaftsgesetzes. Aufgrund ihrer stofflichen Eigenschaften können Baurestmassen in der Regel nicht direkt wiederverwendet oder abgelagert werden, sondern müssen zuvor in ent-sprechenden Anlagen aufbereitet werden.

Eine umfassende Beurteilung von aktuellen und künftigen abfallwirtschaftlichen Maßnahmen muss auf die Region und das betrachtete System bezogen sein und sämtliche Prozesse der Ab-fallwirtschaft in die Untersuchung einschließen (Abfallproduktions-, Transport-, Nutzungs- Entsorgungs- und Wiederverwertungsprozesse).

In dieser Arbeit sollen gemeinsam mit Vertretern der Bauwirtschaft konkrete Maßnahmen zur zielführenden Bewirtschaftung von Baurestmassen in der Steiermark hergeleitet werden. Die Bestandsaufnahme der Güterbilanz für die Bauwirtschaft in der Steiermark (Ist-Zustand) wird im Teilprojekt BRIST beschrieben. Der abfallwirtschaftliche SOLL-Zustand soll gemäß den Zielen des Abfallwirtschaftsgesetzes, exemplarisch und anhand von stofflichen Kriterien (z.B. TOC, Schwermetalle) festgelegt und mit den Auftraggebern diskutiert werden. Die Unter-schiede zwischen IST- und SOLL-Zustand werden nach stofflichen Kriterien (z.B. organischer Kohlenstoff) festgestellt.

In dieser Arbeit soll zusätzlich ein Beitrag zur Definition von Gütekriterien für den Einsatz von Bau- und Recyclingmaterialien in stofflicher Hinsicht geleistet werden. Die Problematik möglicher Beeinträchtigungen von Baustoffen und Recyclingmaterialien durch chemische Elemente wird exemplarisch (z.B. TOC, Chlor, Schwefel oder Schwermetalle) aufgezeigt. Daraus werden bautechnische und stoffliche Gütekriterien vorgeschlagen und die Grenzen der Schadstoffentfrachtung in der Abfallwirtschaft diskutiert.

4.2 Ziele und Fragestellungen

In dieser Arbeit sollen folgende Ziele erreicht werden:

• die Herleitung von konkreten Maßnahmen zur zielführenden Bewirtschaftung von Bau-restmassen

• ein Beitrag zur Definition von stofflichen Gütekriterien für den Einsatz an Bau- und Re-cyclingmaterialien

Um diese Ziele zu erreichen, müssen folgende Fragen beantwortet werden:

1. Welche Kriterien zur Bewertung von abfallwirtschaftlichen Maßnahmen sollen ausgewählt werden?

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 1

Page 14: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

2. Mit welchen Größen lassen sich IST- und SOLL-Zustand gemäß den Zielen des Abfall-wirtschaftsgesetzes (AWG) festlegen?

3. Wie groß sind die Unterschiede zwischen IST- und SOLL-Zustand nach stofflichen Kriterien (z.B. TOC, Schwermetall)?

4. Hält die stoffliche Qualität (z.B. TOC, Schwermetall) der zur Ablagerung vorgesehenen Baurestmassen den maßgeblichen (Bodenaushub- und Baurestmassendeponien lt. Depo-nieverordnung) Grenzwert ein?

5. Welche Maßnahmen zum Erreichen des SOLL-Zustandes müssen innerhalb und außer-halb der Abfallwirtschaft berücksichtigt werden ? Welche Auswirkungen würden sie haben?

6. Welche Empfehlungen an die Praxis (Bauwirtschaft, Landesregierung, Abfallwirtschaft) bezüglich Datenerhebung/Aktualisierung, Vollzug und Erfolgskontrolle können gemacht werden (ohne Anspruch auf Vollständigkeit)?

4.3 Beschreibung der Vorgangsweise und Ergebnisse

4.3.1 Ansätze der TU-Wien (SOLL-Zustand): Bewertung von abfallwirtschaft-lichen Maßnahmen

Die Funktion der Abfallwirtschaft ist es, reine Güter im Kreis zu führen und Schadstoffe aus-zuschleusen (Abbildung 4-1). Für die Bewertung der abfallwirtschaftlichen Maßnahmen (Varianten der Behandlung und Entsorgung von Baurestmassen) werden die vier Ziele des Abfallwirtschaftsgesetzes (AWG, 1990) als anzustrebender SOLL-Zustand herangezogen. In Tabelle 4-1 sind die konkreten Bewertungskriterien und die Möglichkeiten, diese Ziele zu quantifizieren, dargestellt.

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 2

Page 15: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Emissionen

Baumaterialien mineralischeReststoffe

Baurest-massen

wiederverwert-bares Material

brennbareMaterialien

Roh-stoffe

wiederverwert-bares Material

VerbrennungDeponie

Produktion

Konsum

Lager

Aufbereitungs-anlage

Systemgrenze "Bauwesen" Systemgrenze "Abfallwirtschaft"

Lager

Schachermayer 1998Grafik: Inge Hengl/masst/system.dsf

Abbildung 4-1: Funktion der Abfallwirtschaft für das Bauwesen

Tabelle 4-1: Vorgehen zur Bewertung abfallwirtschaftlicher Maßnahmen

Orientierung an den Zielen des

AWG

konkrete Bewertungskriterien Maßstäbe für die Bewertungskriterien

1. Schutz von Mensch und Umwelt

Einhalten von Grenzwerten Luftreinhalteverordnung, Bodengrenzwerte, Wasserrechtsgesetz, Deponieverordnung etc.

2. Schonung von Res-sourcen und Energie

Einsparung von Rohstoffen und Energie

ökonomisch mögliches Rezirkulieren von Baurestmassen

3. Schonung von Deponievolumen

Reduktion des abzulagernden Abfallvolumens

ökonomisch mögliches Rezirkulieren von Baurestmassen; thermische Verwertung von organischen Sortierfraktionen

4. Nachsorgefreie Deponie

Einhalten von Grenzwerten bzw. der Anforderungen an ein Endlager

Deponieverordnung, geogene Referenzen

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 3

Page 16: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Kriterium 1 und 4: Einhalten von Grenzwerten Es wird ein Vergleich zwischen ausgewählten Stoffflüssen, die von abfallwirtschaftlichen Maßnahmen zu erwarten sind, und vorgegebenen Grenzwerten für die Umweltkompartimente gezogen, zusätzlich sollen geogene Referenzwerte herangezogen werden. Verlässt ein Gut oder Stoff einen Prozess, so gelangt es/er in einen anderen, den sogenannten Zielprozess. Sofern ein Stoff langfristig in diesem Zielprozess bleibt, spricht man von einer “letzten Senke”. Man spricht von einer geeigneten letzten Senke, wenn die resultierende Konzentra-tion eines Stoffes im Bereich des geogenen Hintergrundes liegt (z.B. Erdkrustenqualität). Zur Beurteilung der Qualität von deponierten Abfällen wird hier der Gesamtgehalt an organi-schem Kohlenstoff (TOC) und an den Schwermetallen Chrom (Cr), Zink (Zn), Cadmium (Cd), und Blei (Pb) herangezogen. Die Metalle wurden ausgewählt, da für sie die Gefahr einer Grenzwertüberschreitung besonders gegeben ist bzw. der Einsatz in der Bauwirtschaft groß ist (Zink). Der TOC kann in erster Näherung als ein Maß für das Reaktionspotential in der Deponie angesehen werden.

Tabelle 4-2: Grenzwerte der ausgewählten Stoffe für die Umweltkompartimente TOC Cr Zn Cd Pb Wasser: Allg. Abwasser VO Einleitungen in Fließgewässer [mg/l] 25 0,5 2,0 0,1 0,5 Einleitungen in eine öffentliche Kanalisation [mg/l] - 0,5 2,0 0,1 0,5 TOC Cr Zn Cd Pb Boden: Eikmann Kloke-Werte [mg/kg Boden] multifunktionale Nutzungsmöglichkeit, BW I - 50 150 1 100 nicht-agrarische Ökosysteme, BW III - 500 600 10 2.000 Deponie: Deponieverordnung [mg/kg TS] Bodenaushubdeponie 20.000 300/

500* 500/

1.000* 2/4* 150/

500* Baurestmassendeponie 30.000 500 1.500 10 500 Reststoffdeponie 30.000 - - 5.000 - Massenabfalldeponie 50.000 5.000 5.000 30 3.000 *..Ist bei Bodenaushub oder Erde der Gehalt eines Schadstoffes geogen bedingt, so ist eine Überschreitung bis zudem mit “*” bezeichneten Grenzwert zulässig. Deponiert werden Baurestmassen zum Teil direkt, wobei die kritischen Parameter oft der or-ganische Kohlenstoff, dessen Grenzwert (3 % in der Baurestmassendeponie) häufig über-schritten wird, aber auch die Schwermetalle sind. Durch Einhaltung der Baurestmassentrenn-verordnung könnten die Grenzwerte der Deponieverordnung eingehalten werden (siehe Tabelle 4-3).

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 4

Page 17: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Tabelle 4-3: Chemische Zusammensetzung sortierter und nicht sortierter Baurestmassen

Quelle Sieber Cassina&Partner

1991

Brunner&Stämpfli 1993

Schachermayer et al. 1998

Stoffe nicht sortierte Baurestmassen

vorsortierter Bauschutt

sortenreiner Betonabbruch

[g/kg Trockensubstanz] TOC 215 60 2 bis 21 1,4 bis 19 [mg/kg Trockensubstanz] Cr n.b. 150 13 bis 32 8 bis 18 Zn 1.030 790 24 bis 66 2,0 bis 70 Cd 19 1,0 0,10 bis 0,22 0,06 bis 0,3 Pb 643 630 3 bis 103 0 bis 69

n.b..... nicht bestimmt Auch die nicht verwertbaren Produkte von Aufbereitungsanlagen müssen teilweise deponiert werden. Als Beispiel hierfür wird eine Studie herangezogen, in der u.a. die chemische Zu-sammensetzung der Produkte einer nassen Aufbereitungsanlage für Baurestmassen untersucht wurde (Schachermayer et al., 1998). Es sollte festgestellt werden, ob die nicht verwertbaren Produkte der nassen Aufbereitung für eine Ablagerung geeignet, und wenn nicht, welche Vorbehandlung dafür notwendig wäre. Als Kriterium wird das Einhalten der Grenzwerte für die stofflichen Gesamtgehalte gemäß Deponieverordnung (Bundesministerium für Umwelt, Jugend und Familie 1996) angesetzt. Wobei die Gütergruppe “Holz und Kunststoff” im Rah-men des Projektes nicht beprobt wurde. Es ist aber aufgrund der Affinität dieser Gütergruppe zum “Leichtgut” anzunehmen, dass die Grenzwerte der Deponieverordnung für den organi-schen Kohlenstoff überschritten werden. Der Vergleich zwischen den in der Deponieverordnung begrenzten elementaren Konzentra-tionen und den Wertebereichen der Mittelwerte aus allen Versuchen zeigt, dass die Güter-gruppe “Leichtgut” (Outputgut der Setzmaschine, bestehend aus kleinen Stücken von Holz, Kunststoff, Isolier- und Installationsmaterial, Gips etc.) aufgrund des hohen Anteils an orga-nischem Kohlenstoff jedenfalls vor der Deponierung einer thermischen Behandlung bedarf (siehe Tabelle 4-4). Die Ablagerung des Abwassersedimentes aus der Aufbereitung von Bauschutt auf einer Bodenaushub- oder Baurestmassendeponie muss wegen der hohen TOC Gehalte abgelehnt werden. Auch andere, im Bereich der Grenzwerte liegende Schwermetall-Gehalte geben einen Hinweis darauf, dass dieses Material auf derartigen Deponien nicht abzulagern ist. Eine Ablagerung des Abwassersedimentes auf Massenabfalldeponien wird i.a. möglich sein. Eine Verfestigung des Abwassersediments (Konsistenz!) wäre im Rahmen einer Konditionierung sinnvoll.

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 5

Page 18: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Tabelle 4-4: In der Deponieverordnung begrenzte Gesamtgehalte im Vergleich mit den er-mittelten Wertebereichen für Abwassersediment und Leichtgut

Deponieverordnung 1996

Wertebereiche für Abwasser-sediment und Leichtgut

Grenzwert Gesamtgehalt Eingangsmaterial Bauschutt Bodenaushubdeponie/

Baurestmassendeponie Massenabfall-

deponie Abwassersediment Leichtgut

Element [mg/kgTS] [mg/kgTS] [mg/kgTS] [mg/kgTS] TOC 20.000 / 30.000 50.000 19.000 - 51.000 100.000-190.000

Chrom 300 / 500 5.000 33 - 41 54 - 110 Zink 500 / 1.500 5.000 110 - 200 65 - 84

Cadmium 2 / 10 30 0,31 - 0,62 0,17 - 5 Blei 150 / 500 3.000 67 - 85 25 - 56

Kriterium 2: Einsparung von Rohstoffen und Energie Es soll gezeigt werden, (1.) welche Mengen an primären Baumaterialien von sekundären Rohstoffen substituiert werden können und (2.) wie viel Energie bei der Herstellung sekundärer Baumaterialien im Vergleich zur Herstellung primärer Baumaterialien aufgewendet wird. (1.) Menge der potentiellen sekundären Baurohstoffe in der Steiermark

Angenommen wird in BRIST, Kapitel 2.6.3.1.5, dass eine Menge von 2 bis 3 Tg/a Baurest-massen exklusive Bodenaushub in der Steiermark anfällt. Basierend auf Schachermayer et al., 1998 wird davon ausgegangen, dass 73 % der mineralischen Baurestmassen nach einer Aufbereitung wiederverwertet werden könnten, das sind 1,5 bis 2,25 Tg/a an sekundären Roh-stoffen. Diese könnten einen Anteil von 15 % bis 25 % der gesamten primären Baumaterialien (9 Tg/a) in der Steiermark ersetzen (SOLL-Zustand). (2.) Energiebilanzen

Bei Primärbaustoffen ist für Gewinnung, Transport und Verarbeitung Energie notwendig, ebenso für Abriss, Transport zur Deponie und Deponierung. Für Recyclingbaustoffe gehen vor allem die Sammlung, die Zerkleinerung und Aufbereitung in die Energiebilanz ein. Ver-bau des Materials und Abbruch des Bauwerks sind für beide Verfahren identisch und müssen daher in eine Energiebilanz nicht mit einbezogen werden. (A) Recyclingbeton - Normalbeton

In seiner Diplomarbeit untersucht (Rosenberger R. 1998) ob und unter welchen Umständen das Recycling von Betonabbruch im Hinblick auf eine Verwendung als Betonzuschlag ökolo-gisch sinnvoll ist. Es werden zwei Szenarien “Recycling” und “Deponierung” verglichen, an deren Ende ein Kubikmeter Recyclingbeton bzw. ein Kubikmeter Normalbeton stehen. Beim Szenario “Recycling” wird der bei einem Abbruch anfallende Betonabbruch aufbereitet. Die aufbereitete Fraktion 4/22 wird als Zuschlag für die Betonherstellung verwendet. Die erfor-derliche Sandfraktion 0/4 ist Naturmaterial. Wesentliche Randbedingungen sind, dass nur sor-tenreiner und unvermischter Betonabbruch verwendet wird und die Aufbereitung in einer

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 6

Page 19: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

mobilen Anlage am Ort des Anfalles durchgeführt wird. Beim Szenario “Deponierung” wird der Betonabbruch deponiert. Der gesamte Betonzuschlag besteht aus Primärmaterial. Erwartungsgemäß zeigten sich beim Szenario “Deponierung” höhere Energieaufwendungen durch mehr Transporte (Transport zur Deponie, größere Zuschlagsmenge aus Steinbruch). Obwohl auch bei der Baurestmassenaufbereitung Energie verbraucht wird, ist diese mit 1,9 % Anteil an der Gesamtenergie (Szenario “Recycling”) wesentlich geringer als der Energieanteil des Transportes zur Deponie mit 6,3 % (Szenario “Deponierung”). Im Szenario “Recycling” wurde die ökologisch günstigste Variante der Aufbereitung von Baurestmassen am Ort des Anfalles durch eine mobile Anlage angenommen. Sofern dies nicht möglich ist und ein Transport zu einer entfernten Aufbereitungsanlage erforderlich wäre, würde sich der Energieverbrauch im Szenario “Recycling” entsprechend erhöhen. (B) Asphaltmischgut ohne Recyclingmaterial, Asphaltmischgut mit 70 % Recycling-material, Asphaltrecycling an Ort und Stelle

In der Diplomarbeit „Ökologische Untersuchung von Asphalt“ von Harald König 1998, wer-den unter anderem die Energiebilanzen von Asphaltmischgut ohne Recyclingmaterial, Asphaltmischgut mit 70 % Recyclingmaterial und Asphaltrecycling an Ort und Stelle ver-glichen. Die Bilanzierung beruht in dieser Arbeit im wesentlichen auf zwei Kernpunkten: In einem ersten Schritt erfolgt die Erfassung des Herstellungsprozesses und der Emissionen, sowie die Bilanzierung der mengenmäßig wichtigsten und bezüglich der Emissionen relevan-ten Baumaterialien. In einem zweiten Schritt wird für die Erfassung der Emissionen von der Ressourcengewinnung über den Transport und die Herstellung der bilanzierten Baustoffe eine Stoff- und Energiebilanz erstellt. Im konkreten Fall wird der Weg der beiden Hauptbestand-teile des Asphaltes bis zur Heißmischanlage verfolgt. Zusätzlich wird die Herstellung von Asphaltmischgut, der Transport zum Verwendungsort sowie der Einbau berücksichtigt. Schließlich wird die Rückführung aufgebrochener Asphaltschichten im Zuge des Recycling-prozesses behandelt. Eine etwaige Deponierung des Asphaltaufbruches ohne dessen Wieder-verwendung bleibt unberücksichtigt. Für die Bilanzierung des Asphaltrecycling an Ort und Stelle wurde das Remix Heißrecycling Baustellenverfahren herangezogen. Bei diesem Verfahren wird das aufgelockerte Asphalt-mischgut, nachdem die Deckschicht aufgeheizt und aufgerissen wurde, mittels Schnecke auf-genommen und in einem mitgeführten Zwangsmischer mit neuem Mischgut (hier 20 % Frischasphaltzugabe) durchmischt. Anschließend wird das Material konventionell eingebaut und verdichtet. Die Ergebnisse des Vergleiches der Energiebilanzen sind in der folgenden Tabelle dargestellt.

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 7

Page 20: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Tabelle 4-5: Energieverbrauch für drei unterschiedliche Herstellungsmethoden von Asphalt Asphaltgemisch ohne

Recyclingmaterial Asphaltgemisch mit

70 % Recyclingmaterial Asphaltrecycling an Ort

und Stelle Energieverbrauch kWh/t 421,60 216,48 84,32 Es zeigt sich also, dass durch Asphaltrecycling an Ort und Stelle rund 80 % der Energie für die Herstellung von Asphaltgemisch ohne Recyclingmaterial eingespart werden kann. (C) Andere Baustoffe

Ein Vergleich der Energiebilanzen der Produktion von Primärkiesen und -sanden und der Produktion von sekundären Baustoffen aus Hochbaurestmassen wird in der Studie „Ökolo-gische Bewertung des Baustoffrecyclings“ (Bach et al. 1999) angeführt. Bei den Angaben zum Energieverbrauch bei der Herstellung von Natursand und Naturkies mit jeweils 6,64 kWh/t handelt es sich um aktuelle Daten von Baustoffherstellern aus Österreich, Deutschland und der Schweiz. Für die Bestimmung des Energieverbrauchs bei der Herstellung von Recy-clingbaustoffen aus nasser und trockener Aufbereitung wurden zwei Anlagen in Salzburg bilanziert. Pro Tonne Recyclingbaustoff werden bei der trockenen Anlage 6,8 kWh/t und bei der nassen Anlage 5,3 kWh/t eingesetzt. Der höhere spezifische Energieverbrauch der trocke-nen Aufbereitung ist u.a. auf die geringere Gesamt - Durchsatzleistung gegenüber der nassen Aufbereitung zurückzuführen. Weiters besitzen die zur Abtrennung von Störstoffen einge-setzten Windsichter relativ starke Motoren und damit einen höheren Energiebedarf. Zusam-menfassend wird festgehalten dass die in der Studie untersuchten Aufbereitungsanlagen einen nahezu identen Energieverbrauch haben wie Anlagen zur Aufbereitung von Primärrohstoff. Es wird allerdings betont, dass die wesentlichste Einflussgröße für die Gesamtbilanz der Recyclingbaustoffe der Transport bzw. die Entfernung der Baustelle zur Aufbereitungsanlage darstellt. In Salzburg werden jedoch die Transportstrecken durch eine flächendeckende Versorgung mit Aufbereitungsanlagen und ein Übereinkommen der Bauwirtschaft, immer die nächstgelegene Anlage anzufahren, minimiert. Kriterium 3: Reduktion des abzulagernden Abfallvolumens

Es soll abgeschätzt werden, um wie viel das Volumen heute abgelagerter Materialien aus dem Bauwesen in der Steiermark reduziert werden kann. 1997 wurden in der Steiermark rund 673.000 Mg Baurestmassen (inkl. Bodenaushub) auf Bauschuttdeponien angeliefert und rund 505.000 Mg deponiert (IST-Zustand) (Quelle: BRIST, Kapitel 2.7.1 Baurestmassen- und Bodenaushubdeponien, Tabelle 2-99: Anlieferungen Bauschuttdeponien 1997 in der Steier-mark).

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 8

Page 21: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Tabelle 4-6: Angelieferte und vermeidbare Mengen von Baurestmassen auf Deponien (Quellen: 1) Stmk Lreg.1999, 2) Schachermayer et al. 1998; 3) Baumeler et al. 1998)

Baurestmassen angelieferte Mengen 1)

recyclierbarer Anteil

thermisch ver-wertbarer Anteil

Rest

[Mg] [%] [Mg] [%] [Mg] [%] [Mg] Bodenaushub 316.236 n.b. n.b. - - 100 295.320 Betonabbruch 38.232 73 2) 27.909 5 1.912 22 8.411 Asphaltaufbruch 20.959 90* 18.863 - 0 10 2.096 Holzabfälle 105 - - 100 105 0 0 Metallabfälle 167 100 167 - - 0 0 Kunststoffabfälle n.b. - - - - - - Baustellenabfälle n.b. - - - - - - min. Bauschutt 286.297 73 2) 208.997 21 2) 60.122 6 17.178 Straßenaufbruch 11.173 90* 10.056 - - 10 1.117 sonstige Abfälle SN 31400

24 n.b. n.b. n.b. n.b. 100 24

Gesamtmengen 673.193 40 265.992 9 62.139 51 326.400 n.b.: nicht bekannt *......eigene Annahme Aus Tabelle 4-6 geht hervor, dass pro Jahr rund 266.000 Mg bzw. 40 % der auf Deponien an-gelieferten Baurestmassen recycliert werden könnten; zusätzlich könnten 9 % der angeliefer-ten Baurestmassen thermisch verwertet werden. Derzeit werden 25 % (Quelle: BRIST, Kapitel 2.7.1 Baurestmassen- und Bodenaushubdeponien, Tabelle 2-99: Anlieferungen Bauschuttdeponien 1997 in der Steiermark) der auf Deponien angelieferten Mengen recycliert. Dies bedeutet, dass in der Steiermark rund 160.000 Mg Materialien zusätzlich von der Depo-nie fern gehalten werden könnten und damit, bei einer Dichte von 1,6 Mg/m3, ein Deponievo-lumen von rund 100.000 m3 pro Jahr eingespart werden könnte (SOLL-Zustand). Kriterium 4: Anforderungen an ein Endlager

Als Hypothese für die optimale Form der Ablagerung dient das sogenannte “Endlager”. Ge-meint ist damit eine Deponie, die über kurze (1 - 10 Jahre), mittlere (10 - 100 Jahre) und lange Zeiträume (100 - 10.000 Jahre) nur umweltverträgliche Stoffflüsse abgibt. Das heißt, die Stoffflüsse aus dem Deponiekörper sollen die natürlichen (geogenen) Stoffflüsse und Reservoire auch langfristig nicht verändern. Diese Hypothese erlaubt eine Quantifizierung der “Umweltverträglichkeit”, indem gesagt werden kann, dass die Emission von Stoffen aus einem Deponiekörper mit “Endlagerqualität” innerhalb der natürlichen Variationen der geo-genen Flüsse sein sollte. Mit Kenntnis der geogenen Flüsse können maximale Emissionswerte für ein Produkt mit “Endlagerqualität” bestimmt werden (Brunner, 1992). In Tabelle 4-7 ist die geogene Gewässerbelastung für einige ausgewählte Stoffe aufgeführt.

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 9

Page 22: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Tabelle 4-7: Geogene Flüsse für ausgewählte Stoffe nach verschiedenen Autoren (globale Hintergrundwerte)

Geogene Gewässerbelastung Zimmermann et

al., 1996 * Wedepohl, 1984

** Gordeev, 1983 in Fiedler & Rösler,

1993 **

Merian, 1984 in Fiedler & Rösler,

1993 ** [mg/l] [mg/l] [mg/l] [mg/l] Chlor 7,2 k.A. k.A. k.A. Schwefel 14,8 k.A. k.A. k.A. Calcium 52 k.A. k.A. k.A. Blei 0,0015 0,0003 0,001 0,0003 Cadmium 0,0003 0,0004 0,0002 0,0004 Kupfer 0,01 0,002 0,007 0,002 Quecksilber 0,0001 0,00007 0,00007 0,00007 Zink 0,03 0,007 0,02 0,007 Corg 1,8 k.A. k.A. k.A. k.A. keine Angabe * keine näheren Angaben auf die Originalquelle, bzw. in welchem Milieu die Werte gemessen wurden ** die Werte beziehen sich auf die Stoffgehalte in Fließgewässern Die aufgeführten Konzentrationen sind als globale Hintergrundwerte zu verstehen. Sie geben einen Anhaltspunkt über die Größe der Stoffflüsse im gesamten hydrologischen System und können als erster Anhaltspunkt für die Ermittlung von Grenzwerten herangezogen werden. Im Einzelfall, d.h. bei der Betrachtung einer bestimmten Deponie, müssen aber die regional-spe-zifischen Werte betrachtet werden, welche je nach dem örtlich vorhandenen Ausgangsgestein von den globalen Hintergrundwerten abweichen können. 4.3.2 Vorschlag für konkrete Maßnahmen zur zielführenden Bewirtschaftung

von Baurestmassen

Gemäß den vier vorher erläuterten Bewertungskriterien werden in Anlehnung an die Studie „Zukünftige Anforderungen an die Abfallwirtschaft in der Steiermark für den Übergang zu einer nachhaltigen Stoffflusswirtschaft“ (Schönbauer et al. 1997) folgende abfallwirtschaft-lichen Maßnahmen vorgeschlagen: Kriterium 1 und 4: Einhalten von Grenzwerten

• Ermitteln der Emissionen, die infolge Abbruch, Transport, Behandlung, Verwertung und Deponierung von Baurestmassen entstehen. Allenfalls Reduktion und Durchsetzen der Re-duktion

• Substitution von Baumaterialien, deren Inhaltsstoffe nicht ohne Gefährdung der Umwelt und des Menschen entsorgt oder wiederverwertet werden können

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 10

Page 23: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Kriterium 2: Einsparung von Rohstoffen und Energie

• Abschätzung der Lager und Lagerveränderung (Neubau, Umbau, Abbruch) von Baumassen

• Darauf aufbauend den zukünftigen Stellenwert bezüglich Energie- und Stoffverbrauch des Recyclings von Baurestmassen abschätzen

• Renovieren und flexible Bauwerke statt Neubau, wodurch der Bedarf an primären Baustof-fen sinkt

• Erhöhen der Menge und der Qualität des Recyclings durch (1) Vollzug der TrennVO, (2) bei öffentlichen Aufträgen Recyclingmaterial bevorzugen und (3) durch Verstärkung des selektiven Rückbaus

Kriterium 3: Reduktion des abzulagernden Abfallvolumens

• Alle Maßnahmen die zu einem verstärkten Recycling führen Kriterium 4: Anforderungen an ein Endlager

• Langzeitverhalten (Emissionsflüsse) von Baurestmassendeponien abschätzen

• Endlagerqualität für Baurestmassen erforschen und durchsetzen 4.3.3 Stoffliche Gütekriterien für sekundäre Baumaterialien

Die Definition von stofflichen Gütekriterien liefert Grundlagen für die Aufbereitung von Bau-restmassen sowie für Anwendungsempfehlungen von Recyclingmaterialien in der Bewirt-schaftung von Baurestmassen in der Steiermark. Es soll der Baupraxis ermöglichen, für die jeweilige Materialanwendung eine ökologisch orientierte Wahl zu treffen. Hier wird der Input aus dem Bereich Baustoffrecycling besonders gefragt. • Zusammensetzung primärer Baumaterialien

Die angeführten Mittelwerte wurden aus der Untersuchung von vier verschiedenen Auf-bereitungsanlagen natürlicher Materialien gewonnen (Walker&Dohmann, 1994). Es wurden vier Sammelproben (jeweils entstanden aus 5 Einzelproben a 20 kg) analysiert.

Tabelle 4-8: Mittelwerte und Wertebereiche der Stoffkonzentrationen in natürlichen Kiesen und Sanden (Walker&Dohmann 1994)

Stoffe Natürliche Materialien (Endprodukt) [g/kg Trockensubstanz] TOC 2 (u.N. bis 4) [mg/kg Trockensubstanz] Cr 8 (3 bis 8) Zn 100 (58 bis 180) Cd 0,05 (u.N. bis 0,19) Pb 17 (7 bis 42)

u.N.......unter der Nachweisgrenze des angewendeten Analyseverfahrens

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 11

Page 24: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

• Zusammensetzung sekundärer Baumaterialien Die in Tabelle 4-9 angeführten Gesamtgehalte stammen aus einer Untersuchung einer nassen Aufbereitungsanlage für Baurestmassen (Schachermayer et al., 1998). Von den wiederverwertbaren Siebfraktionen der Korngruppen 0/4 mm, 4/16 mm und 16/32 mm wurden jeweils 15 Sammelproben analysiert; die Konzentrationsunterschiede zwischen den Einzelproben sind groß (oft ± 50 %), ihr Schadstoffgehalt allerdings sehr gering. Die Schadstoffgehalte der wiederverwertbaren Sortierfraktionen aus aufbereitetem Betonab-bruch liegen durchwegs noch unter denjenigen aus vorsortiertem Bauschutt.

Tabelle 4-9: Wertebereiche ausgewählter mittlerer Stoffkonzentrationen in den mineralischen Produkten einer untersuchten nassen Aufbereitungsanlage (Schachermayer et al., 1998)

NASSE AUFBEREITUNG BAUSCHUTT BETONABBRUCH Stoffe 0/4 4/16 16/32 0/4 4/16 16/32 [g/kg Trockensubstanz] TOC 6,8 bis 14 7 bis 9,8 1,8 bis 7,8 2,5 bis 12 2,7 bis 3,4 3 bis 19 [mg/kg Trockensubstanz] Cr 13 bis 25 15 bis 25 17 bis 24 9 bis 15 8 bis 11 9 bis 12 Zn 34 bis 44 29 bis 42 30 bis 61 23 bis 28 20 bis 44 15 bis 27 Cd 0,13 bis 0,2 0,11 bis 0,2 0,12 bis 0,2 0,11 bis 0,2 0,1 bis 0,2 0,15 bis 0,18 Pb 21 bis 56 16 bis 64 30 bis 110 8,8 bis 38 13 bis 42 <8 bis 8,5 • Vergleich von Gütekriterien der LAGA

In Deutschland wurde eine Bund-/Länder Arbeitsgemeinschaft zur “Vereinheitlichung der Untersuchung und Bewertung von Reststoffen” eingerichtet. Diese Gemeinschaft hat unter anderem des Ziel, für ausgewählte Materialien, beispielsweise aufbereiteten Bauschutt, einheitliche Untersuchungsmethoden und zu untersuchende Parameter festzulegen. Weiterhin sollen Güteanforderungen an die einzelnen Materialien unter Berücksichtigung der vorgesehenen Verwendungsmöglichkeiten und -orte festgelegt werden. Die Arbeitsgemeinschaft kam überein, dass ein uneingeschränkter Einbau für mineralische Reststoffe/Abfälle dann zulässig ist, wenn die Schadstoffgehalte mit dem regional vorkommenden natürlichen Boden/Gestein vergleichbar sind. Bei Unter-schreiten dieser Werte (Zuordnungswert Z 0) ist davon auszugehen, dass relevante Schutzgüter nicht beeinträchtigt werden.

Tabelle 4-10: Ausgewählte Zuordnungswerte Z 0 Feststoff für Recyclingbaustoffe/nicht aufbe-reiteten Bauschutt (LAGA 1997)

[g/kg Trockensubstanz] TOC k.A. [mg/kg Trockensubstanz] Cr 50 Zn 120 Cd 0,6 Pb 100

• Sind der Recyclierbarkeit aus stofflicher Sicht Grenzen gesetzt

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 12

Page 25: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Der Vergleich der Gesamtgehalte von sekundären Baumaterialien (siehe Tabelle 4-9) mit natürlichen Baumaterialien (siehe Tabelle 4-8) und den Zuordnungswerten Z 0 nach LAGA (siehe Tabelle 4-10) zeigt, dass die für ein Recycling verwendbaren Produkte der untersuchten nassen Anlage die mittleren Stoffkonzentrationen in natürlichen Kiesen und Sanden nur für das Element Cadmium um eine Größenordnung überschreiten. Alle anderen angeführten Elemente liegen in der gleichen Größenordnung wie die natürlichen Materia-lien bzw. unter den Zuordnungswerten Z 0 nach LAGA.

Beachtet man jedoch die Anreicherung/Abminderung von Stoffen in diesen Fraktionen gegenüber dem Ausgangsmaterial, so zeigt sich, dass eine Anreicherung einzelner Stoffe, z.B. von Schwermetallen, in den Produkten der Aufbereitung nicht verhindert werden kann bzw. eine gezielte Abminderung dieser Stoffe nicht erreicht wird. Es ist daher bei mehrma-ligen Recyclingdurchläufen mit der Zunahme von einzelnen Stoffgehalten zu rechnen. Nachdem die Bestandsdauer der Recyclingbaustoffe im eingebauten Zustand Jahrzehnte bis Jahrhunderte erreichen kann, dieser Vorgang also sehr langfristig ist, ist ein direkter messtechnischer Nachweis dieser qualitativen Veränderung schwer möglich, sondern kann nur aus den vorhandenen Ergebnissen abgeleitet werden. In diesem Zusammenhang stofflich relevant sind beispielsweise die Parameter Chlor (Korrosion) und Schwefel (Sulfattreiben), die bereits in geringen Mengen unmittelbaren Einfluss auf die Betonqualität haben können. Diese beiden Elemente sind für Recyclingbaustoffe aus dem Hochbau in der “Richtlinie für Recycling-Baustoffe aus Hochbau-Restmassen” des öster-reichischen Baustoff Recycling Verbandes (ÖBRV, 1995) mit folgenden Werten begrenzt: Sulfat (SO3) 1,0 M % bzw. Chloride 0,1 M %.

Stofflich kann durch die Form der nassen wie auch der trockenen Aufbereitung keine ge-zielte Verbesserung der Ausgangsprodukte (keine generelle Abminderung um Größenord-nungen für einen Stoff, Stoffgehalte von verwertbaren und nicht verwertbaren Fraktionen unterscheiden sich nicht um Größenordnungen; Bindungsformen der Stoffe ändern sich nur zu geringen Anteilen) erreicht werden. Das bedeutet: der Input in die Anlagen bestimmt stofflich das Endprodukt. Qualitätsverbessernde Maßnahmen sind daher bereits vor der Aufbereitung zu setzen. Die Anreicherung/Abminderung zeigt deutlich, dass beispielsweise bei hohen Bleigehalten im Input diese nicht mit der Anlagenkonzeption der Nassaufbereitung aus den verwertbaren Fraktionen entfernt werden können.

4.3.4 Ansätze der Bauwirtschaft (SOLL-Zustand), Beitrag zur Definition von

bautechnischen Gütekriterien

Das Steiermärkische Baugesetz 1995 legt im § 44 Abs. 2 fest, dass ein Bauprodukt (Baustoff, Bauteil) brauchbar ist, wenn damit Bauwerke errichtet werden können, die den „Allgemeinen Anforderungen an Bauwerke“ des § 43 Abs. 2 entsprechen: • Mechanische Festigkeit (Eigenschaften) und Standsicherheit • Brandschutz entsprechend B 3800 • Schallschutz entsprechend B 8115 • Energieeinsparung und Wärmeschutz entsprechend B 8110

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 13

Page 26: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Werden diesen allgemeinen Anforderungen an Bauwerke als weiteres bautechnisches Krite-rium noch die • Frost- und Tausalzbeständigkeit hinzugefügt, so können daraus, je nach Verwendungszweck, alle spezifischen technischen Eigenschaften von Baustoffen definiert werden. Die Baustoffe bzw. Bauteile, die aus bzw. unter Verwendung von recyclierten Baurestmassen hergestellt werden, müssen den angeführten Grundsätzen entsprechen. Nachdem eine Definition von bautechnischen Gütekriterien durch die Vielzahl der spezifi-schen Anwendungsmöglichkeiten den Rahmen der vorliegenden Studie sprengen würde, soll anhand von exemplarischen Gütekriterien die Problematik der stofflichen Zusammensetzung von Baumaterialien aufgezeigt werden. 4.3.4.1 Bautechnische Gütekriterien Hochbau

Die immer weiter gehenden Anforderungen in den einzelnen Bauordnungen bzw. Förderungs-richtlinien in Bezug auf Wärme- und Schallschutz im Wohnbau und der Hang zur Optimie-rung auch in statischer Hinsicht verschärften die Situation in Bezug auf neuartige Baukon-struktionen. So wurden zahlreiche Konstruktionsarten erfunden, die das Zusammenspiel verschiedenar-tiger Baumaterialien erforderten, um die an sich gegensätzlichen Forderungen von Wärme- und Schallschutz zu vereinen. Anhand der folgenden Beispiele soll die angeführte Problematik aufgezeigt werden. Die nachstehenden Baumaterialien wurden ausgewählt, um die entsprechende Problematik zu unterstreichen; Dämmputze, zweischalige Bauweisen etc. wurden bewusst nicht einbezogen, um die Anschaulichkeit nicht zu beeinträchtigen: • Bautechnisches Kriterium Wärmeschutz: Für Außenbauteile ist, entsprechend ÖNORM B 8110 Teil 1, für die Mindestwärmedämmung ein Wärmedurchlasswiderstand von D min = 1,26 [m2.K/W] erforderlich. Dies kann durch folgende beispielhaft angeführte einschalige Außenwände erreicht werden, wobei die statischen Erfordernisse nicht berücksichtigt wurden:

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 14

Page 27: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Beton Wandstärke d = 290 cm Vollziegel Wandstärke d = 96 cm Hochlochziegel Wandstärke d = 30 cm Weichholz Wandstärke d = 19 cm Schaumstoff Wandstärke d = 5 cm • Bautechnisches Kriterium Schallschutz: Das Schalldämmmaß von einschaligen Bauteilen ist im wesentlichen durch die flächenbezo-gene Masse bestimmt. Um einen bewertetes Schalldämmmaß von 40 dB zu erreichen, muss die Außenwand (zur Vereinfachung ohne Fenster und Außentüren) nachstehende Mindest-stärke haben (erforderliches Flächengewicht ca. 100 kg/m2): Beton Wandstärke d = 4 cm Vollziegel Wandstärke d = 5 cm Hochlochziegel Wandstärke d = 10 cm Weichholz Wandstärke d = 17 cm Schaumstoff Wandstärke d = 300 cm Das Ergebnis dieser gegensätzlichen Anforderungen an die Baustoffe in Bezug auf Wärme-schutz bzw. Schallschutz waren die verschiedensten Verbundbaustoffe, die die entsprechen-den bauphysikalischen Forderungen mit der Optimierung in Hinsicht auf die statischen Erfor-dernisse kombinierten. Die Zunahme der Verbundbaustoffe wurde noch durch die Forderung der Optimierung des Verhältnisses „Umbaute Fläche zu Nutzfläche“ verstärkt. 4.3.4.2 SOLL-Zustand Baumaterialien Hochbau

Wie aus den angeführten Beispielen abzuleiten ist, sollte ein Baustoff für den Hochbau die unterschiedlichen Anforderungen aus Wärmeschutz und Schallschutz möglichst ohne zu große Differenzen in der erforderlichen Wandstärke in sich vereinigen. Bei zu großen Unter-schieden wie z.B. bei Beton und Schaumstoffen ist eine Kombination (=Verbund) die einzige Möglichkeit, um unwirtschaftliches Bauen zu vermeiden. Die entsprechenden abfallwirt-schaftlichen Probleme von Verbundbaustoffen sind evident. Als Sollzustand für die Abfallwirtschaft im Bauwesen ist die Forderung nach sortenreinen Baumaterialien zu stellen, die die entsprechende bautechnische Eignung mit der Forderung nach Wiederverwertung in sich vereinigen wie z.B. Holz bzw. Hochlochziegel. 4.3.4.3 Bautechnische Gütekriterien Tiefbau

Im Tiefbau kommen hauptsächlich mineralische Baustoffe zum Einsatz. Die sortenreine Ge-winnung bei einem Abbruch stellt im Normalfall kein Problem dar. Aus diesen Gründen sind die Recyclingraten im Tiefbau bei ca. 90%. Eine entsprechende Betrachtung des SOLL-Zu-standes kann wegen mangelnder Problematik unterbleiben.

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 15

Page 28: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

4.3.4.4 Bautechnische Gütekriterien für sekundäre Baumaterialien

Für den Einsatz am Bau ist es erforderlich, dass Baumaterialien bestimmten bautechnischen Gütekriterien entsprechen. Die Definition dieser Gütekriterien liefert Grundlagen für die Auf-bereitung von Baurestmassen sowie für Anwendungsempfehlungen von Recyclingmaterialien. Die Aufbereitung von Baurestmassen hat zum Ziel, bei den daraus entstehenden Recycling-baustoffen den Qualitätsstandard von primären Baumaterialien zu erreichen. Zu diesem Zweck wurden vom Österreichischen Güteschutzverband Recycling-Baustoffe und dem Österreichischen Baustoff Recycling Verband Richtlinien für Recycling-Baustoffe defi-niert, die die Art und den Umfang von Prüfungen an wiedergewonnenen Baustoffen regeln, mit dem Ziel die Eigenschaften von recycliertem Material und dessen Einsatzmöglichkeiten definieren zu können. Dazu zählen (Stand Juni 1999):

Richtlinie für Recycling-Baustoffe, 2. ergänzte Auflage Juli 1993

Richtlinie für Recycling-Baustoffe aus Hochbau-Restmassen, Anwendungsbereich: Zementgebundene Massen, Stand Mai 1995

Richtlinie für Recycling-Baustoffe aus Hochbau-Restmassen, Anwendungsbereich: Unge-bundene Massen, Stand Juli 1996

Richtlinie für die Aufbereitung kontaminierter Böden und Bauteile, Stand September 1995

Richtlinie für Recycling-Sand aus mineralischen Baurestmassen, Stand Oktober 1998 Weiters wurde vom Fachverband der Bauindustrie Österreichs ein Merkblatt zur „Verwen-dung von Böden als Schüttung“ (Stand Juni 1998) herausgegeben. Recycling-Baustoffe deren Eignung nach diesen Richtlinien und den Prüfbestimmungen nachgewiesen wurde, können mit dem „Gütezeichen Recycling-Baustoffe“ gekennzeichnet werden.

Abbildung 4-2: Gütesiegel für Recycling-Baustoffe

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 16

Page 29: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

4.3.5 Diskussion über die Entwicklung einer Recyclingbörse für mineralische Baurestmassen in der Steiermark

4.3.5.1 Allgemeines über die Recycling Börse Bau (RBB)

Die Recycling Börse Bau ist eine Österreich weite Informations-plattform im Internet im Dienste der Wiederverwertung von:

• unbelastetem Bodenaushub • Straßenaufbruch • Betonabbruch • mineralischer Bauschutt, • Recycling-Baustoffen, • Humus und Kompost.

Die RBB handelt nicht mit Stoffen, sondern vermittelt Informationen, an welchem Ort und in welchem Zeitraum Material angeboten bzw. benötigt wird. ZIELE DER RBB In der Zielhierarchie des Abfallwirtschaftgesetzes steht die Verwertung vor der Entsorgung (Deponierung). Gemäß Abfallwirtschaftsgesetz unterliegen wir somit der Verpflichtung, der Wiederverwendung verwertbarer Materialien Vorrang einzuräumen. Instrumentarien dieser Aufgabe sind die Baurestmassentrennverordnung, die Deponieverordnung und die Wasser-rechtsgesetznovelle 1997. Die Umsetzung der einschlägigen Gesetzgebung wird bei begrenzt vorhandenen Deponievolumen die Entsorgungskosten für Baurestmassen ansteigen lassen. Ziel der RBB ist es nun, einen Beitrag zum aktiven Umweltschutz durch Reduzierung der Deponiemengen zu leisten, den wirtschaftlichen Einsatz von Baurestmassen zu ermöglichen, den Stoffkreislauf so weit es geht zu schließen und dadurch wertvolle Rohstoffe zu schonen.

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 17

Page 30: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

BENÜTZER DER RBB Zielgruppe der RBB sind private und öffentliche Auftraggeber sowie deren Berater (Architek-ten, Zivilingenieure, Konsulenten), Bauträger, Bauunternehmer, Recyclingbetriebe, Trans-portunternehmer und Deponiebetreiber. Natürlich können alle an dem Thema Interessierten sich in der Börse über Angebote und Nachfragen informieren. VORTEILE DER RBB Die RBB bietet eine Reihe von Vorteilen für jeden der sie nutzt. • Österreichweite Info - Plattform • Schnelle Übersicht über alle verfügbaren Recycling – Materia-

lien • Gesteigerte Markttransparenz

• Kosteneinsparung vor allem durch verringerte Transportwege

• Neue Kontakte zwischen Firmen und eine ver-besserte Kommunikation

• Papierlose Information rund um die Uhr • Kostenlos zugänglich • Einfache Bedienung, Suche nach Regionen BENÜTZUNG DER RBB Jeder der die Möglichkeit hat das Internet zu benutzen, kann alle Angebote und Nachfragen einsehen. Österreich wurde in die verschiedenen Regionen (Bundesland, Bezirke) aufgeteilt, so dass man genaue Informationen für den jeweiligen Standort beziehen kann. Durch die Aufteilung in Regionen und die exakte Gliederung der Baustoffe (z.B.: unbelasteter Bodenaushub: Bindiger oder nichtbindiger Boden, Mischboden) ist es möglich ein passendes Angebot zu finden bzw. die Nachfrage genau zu definieren. Die Ergebnisse einer Suche werden zwecks der besseren Übersicht in Form von Tabellen an-gezeigt (siehe Muster). Details Art Ort PLZ Menge ab bis

Hochbauabbruch Graz 8055 20000 m³ 18.05.1998 17.10.1998 Hochbauabbruch Heimschuh 8451 8000 m³ 02.06.1998 02.11.1998 Hochbau/Ziegelbruch Graz 8055 10000 m³ 18.05.1998 17.10.1998 Hochbau/Ziegelbruch Heimschuh 8451 15000 m³ 02.06.1998 02.11.1998

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 18

Page 31: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Sämtliche Detailinhalte der verschiedenen Angebote können durch einfaches Anklicken auf das Detailsymbol aufgerufen werden (siehe Muster). Das Angebot im Detail << Zurück

Unbelasteter Bodenaushub

Art: Lehm/Ton Meier-Bau GmbH. Menge: 10000 m3 Zeitraum: ab 2. Juni 1998 bis 2. November 1998 8010 Graz, Musterstraße 100 Abholort: 8451 Heimschuh, Heimschuh Hr. Meier Ansprechpartner: Hr. Meier Fax-Nr.: 0316/ 12 345 Tel.Nr.: 0316/ 12 345 Mobil Tel.Nr.: Beschreibung: laufend über das ganze Jahr; Abgabe auch

in Kleinmengen

<< Zurück Um eigenständig Daten eingeben zu können, muss sich die Person/Firma bei der RBB anmel-den. Sie erhält dann einen Benutzernamen und ein Kennwort. 4.3.5.2 Die RBB in der Steiermark

Die Wirtschaftskammer Steiermark (Landesinnung der Baugewerbe, Landesinnung der Bau-hilfsgewerbe, Fachvertretung der Bauindustrie) und das Amt der Steiermärkischen Landesre-gierung (Fachabteilung 1c) hat das Zivilingenieurbüro Jereb beauftragt, die Recycling Börse Bau in der Steiermark einzuführen und für die Dauer von sechs Monaten diesen Informations-dienst zu betreuen. Um Firmen und Gemeinden ohne Internetanschluss auch die Möglichkeit zu geben, an der RBB teilzunehmen, können diese über das Büro Jereb kostenlos eigene Angebote in das Inter-net stellen bzw. benötigte Materialien abfragen. FUNKTIONSWEISE

UnternehmenBaugewerbe und

Deichgräber

UnternehmenBauhilfsgewerbe

UnternehmenBauindustrie

BüroDI Jereb

ServiceVermittlung

ANGEBOT

NACHFRAGE

Abbildung 4-3: Funktionsweise der Recyclingbörse Bau

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 19

Page 32: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Der Ablauf der Einführung der Recycling Börse Bau – Steiermark sowie die Vermittlung zwischen Angebot und Nachfrage ist im folgenden Diagrammen dargestellt:

I N F OV e r a n s t a l t u n g

R e k l a m e

6 M o n a teB e t r e u u n g d u r c h d a s

B ü r o J e r e b

S T A R Td e r R e c y c l i n g

B ö r s e B a ui n d e r S te ie r m a r k

M ö g l ic h k e i t d e rV e r lä n g e r u n g d e r

M i t g l ie d s c h a f tg e g e n E n t g e l t

1

Information der Mitglieder der Innungen der Baugewerbe, Deichgräber, Bauhilfsge-werbe, bzw. der Fachgruppe Bauin-dustrie über die Initiierung der RBB-Stmk. im Zuge einer Informationsveran-staltung Informationsschreiben an obengenannte mit • Prospektmaterial über die RBB mit der Bitte um Bekanntgabe ob Inter-esse an einer aktiven Teilnahme an der RBB besteht. • Antwortformular • Angebotsformular • Nachfrageformular Beginn der RBB-Stmk. mit 1. April 1998 Periodische Information der Interes-senten über Angebot und Nachfrage in ihrem Bezirk.

2

b i s 3 1 .1 2 .1 9 9 8G r a t i s -M i t g l i e d s c h a f t

a n d e r R B B

Abbildung 4-4: Ablaufschema – Einführung der RBB - Steiermark

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 20

Page 33: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Fax,Telefon, Post, e-mail

Interessent

Vermitt lung u.Servicestelle

ZT-Büro Jereb

Angebot Nachfrage

wöchentl icheAktualis ierung der Daten

Eingabe in das Info-Netzder RBB

periodische Informationder Interessenten überAngebot und Nachfrage

Angebotsprüfungdurch Interessenten

BRM-Vermittlungzustandegekommen

Ende

Info an Büro Jereb

Löschen vonAngebot bzw.

Nachfrage

Fax, Telefon, Post, e-mail

Nein

Ja

Fax, Telefon, Post, e-mail

Angebote bzw. Nachfragen nach Baurestmassen, Bodenaushub, Recycling-Baustoffen, Humus und Kompost werden per Fax, Telefon , auf dem Postweg oder per e-mail übermittelt. Angabe von: Materialbestimmung Beschreibung Menge Angebot gültig von ... bis ... Abholort bzw. Bezugsstelle Maximaler Verfügungszeit-raum 6 Monate, wenn keine anderen Angaben gemacht werden, danach wird die An-frage automatisch gelöscht.

Abbildung 4-5: Ablaufschema Angebot / Nachfrage

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 21

Page 34: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

ERGEBNISSE Durch intensive Betreuung von Unternehmen der Baugewerbe, Bauindustrie und Bauhilfsge-werbe ist es gelungen bis zum heutigen Tag (Stand Juni 1999) rund 120 Betriebe für die Teil-nahme an der RBB zu gewinnen. Zum Vergleich sei angeführt, dass in allen übrigen Bundes-ländern zusammen zur Zeit nur ca. 90 Betriebe teilnehmen.

020406080

100120

Anz

ahl

Österreich (ohneStmk.)

Steiermark

Angemeldete Firmen

-

20

40

60

80

100

120

140

Anmeldungen Angebote Nachfragen Kontakte

Anzahl

AnmeldungenAngeboteNachfragen Kontakte

Abbildung 4-6: Interesse an der RBB

4.4 Koordination und Synthese über die Definition des SOLL-Zustandes

4.4.1 Input in das Bauwesen

Für zukünftige qualitätvolle Baumaterialien sollte berücksichtigt werden, dass das zentrale Thema der Baumaterialien die Stoffflüsse und die damit verbundene Belastung von Mensch und Umwelt sind. Es gilt, möglichst wenige Materialien zu verwenden. Zudem stellen Mate-rialien mit einem geringen Anteil an grauer Energie eine kleinere Umweltbelastung dar. Eine Beschränkung der Materialien ist sinnvoll und erlaubt es auch, diese besser beurteilen zu kön-nen. Auf die Entwicklung komplizierter Materialverbundwerkstoffe sollte verzichtet werden. Empfindliche Materialien sind durch die Konstruktion selbst zu schützen; ein solcher Schutz vermag die Lebensdauer der Materialien und somit auch der Konstruktion wesentlich zu ver-längern, was mit einer hohen Ökoeffizienz verbunden ist ( Preisig&Viriden, 1995). Die Bau-materialien sollten Abbruch, Trennung und Aufbereitung erleichtern; nicht trennbare Stoff-verbunde sollten vermieden werden. Ökologisch qualitätvolle Bausysteme sollten sich nach Ablauf ihrer Lebensdauer wieder in ihre Materialien zerlegen lassen und entweder wiederver-wendet, in einer Inertstoffdeponie gelagert oder durch Verbrennung entsorgt werden können. Die Baumaterialien sollten eine möglichst hohe Anzahl von Kreisläufen durchlaufen können Da das Vorkommen vieler Rohstoffe begrenzt ist, gilt es, möglichst Baumaterialien aus gut verfügbaren oder erneuerbaren Rohstoffen zu verwenden. Ideal wäre ein Rohstoff, der am Standort des Bauobjektes vorkäme und der sich von selbst wieder rückbauen würde. Ideal sind auch nachwachsende Rohstoffe wie Holz, das in ausreichendem Maß zur Verfügung

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 22

Page 35: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

steht. Eine Entwicklung von Baustoffen aus natürlich behandelten Hölzern wäre anzustreben. Es gibt bereits einige Verfahren, beispielsweise die Einbringung von natürlichen Stoffen wie Harze, Öle und Wachse unter Druck bei erhöhter Temperatur, was zu einer Verbesserung der Härte, sowie des Quell- und Schwindverhaltens des Holzes führt. Derzeit besteht noch ein Mangel an Beurteilungsinstrumenten und Entscheidungshilfen hin-sichtlich der ökologischen Bewertung von Baumaterialien. Klare Erzeugerangaben über Zu-sammensetzung und Inhaltsstoffe der Baumaterialien würden die Bewertung erleichtern. 4.4.2 Baurestmassen in der Abfallwirtschaft (Deponien, Aufbereitungsanlagen)

1997 wurden in der Steiermark rund 673.000 Mg Baurestmassen auf Bauschuttdeponien an-geliefert und rund 506.000 Mg deponiert (Quelle: BRIST, Kapitel 2.7.1 Baurestmassen- und Bodenaushubdeponien, Tabelle 2-99: Anlieferungen Bauschuttdeponien 1997 in der Steier-mark) (IST-Zustand). Es wurde berechnet (siehe Tabelle 4-6), dass in der Steiermark rund 160.000 Mg Materialien zusätzlich von der Deponie ferngehalten werden könnten und damit ein Deponievolumen von rund 100.000 m3 pro Jahr eingespart werden könnte (SOLL-Zu-stand). 4.5 Vorstellung des Maßnahmenbündels

Die in der Folge dargestellten Maßnahmen leiten sich von Entwürfen der steirischen Bauwirt-schaft, des Zivilingenieurbüros Jereb und der Technischen Universität Wien her. Sie wurden thematisch in acht Gruppen eingeteilt und mit den verschiedenen Themenbereichen, denen sie zugeordnet werden können, verknüpft (Tabelle 4-12). Gruppe I: Maßnahmen zur Datenerfassung Diese Maßnahmengruppe dient dazu, Baurestmassen mit geringst möglichem Aufwand best-möglich zu erfassen, mit dem Ziel, dass sich die Menge der rechnerisch zu erwartenden Ab-fälle des Bauwesens nicht mehr wesentlich von der in der Abfallwirtschaft registrierten Menge unterscheidet Eine gesetzliche Maßnahme Sie dient dazu, eine einheitliche Regelung bezüglich Baurestmassen in den Bauordnungen der Länder festzuschreiben Gruppe II: Maßnahmen zur Kontrolle des Vollzuges der Gesetze Diese Maßnahmengruppe dient dazu, eine einheitlichere Umsetzung der bereits bestehenden gesetzlichen Regelungen bezüglich Baurestmassen in Österreich zu ermöglichen Gruppe III: Maßnahmen für die Planungs- und Ausschreibungsphase Diese Maßnahmengruppe dient dazu, die Standardleistungsbeschreibung zu vereinheitlichen und die Verwendung von sekundären Baumaterialien zu fördern Gruppe IV: Maßnahmen zur besseren Ressourcennutzung

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 23

Page 36: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Diese Maßnahmengruppe dient dazu, das zukünftig benötigte Deponievolumen zu verringern Gruppe V: monetäre Maßnahmen Diese Maßnahmengruppe dient dazu, einen Anreiz zur Verwendung von sekundären Bauma-terialien zu geben Gruppe VI: Maßnahmen zur Aus- und Weiterbildung Diese Maßnahmengruppe dient dazu, auf der Ebene der Fachleute aus der Praxis und der Verwaltung und Behörde das Wissen über den Umgang mit, und die Entsorgung von Bau-restmassen zu vermitteln Gruppe VII: Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung und Information Diese Maßnahmengruppe dient dazu, auf breiter Basis (Öffentlichkeit, Bauherren, Bauwirt-schaft etc.) anhand von Beispielen und weiteren Informationen den optimalen Umgang mit Baurestmassen zu vermitteln Gruppe VIII: Forschungsbedarf Diese Maßnahmengruppe dient dazu, 1. Methoden zu Entwickeln, um in Zukunft Baurest-massen zuverlässig abzuschätzen und prognostizieren zu können, um die Emissionen von Baurestmassendeponien abschätzen und bewerten zu können, und 2. umweltverträgliche Bau-stoffe zu entwickeln, die mehrmals wiederverwertet werden können Die einzelnen Maßnahmen und die Vorschläge für ihre Umsetzung werden nun im Detail aus-geführt: Gruppe I: Datenerfassung Maßnahme 1: BRM Nachweisformulare für alle Bauvorhaben. Sammlung, Prüfung und

Weitergabe an die zuständige Behörde

Erläuterungen:

• Das Baurestmassennachweisformular soll zukünftig für alle bewilligungspflichtigen Ab-bruchvorhaben in den jeweiligen Bauordnungen vorgeschrieben werden.

• Für die Bau- und Abbruchbewilligung müssen die Kubaturen in Form eines Formulars an-gegeben werden.

• Die Formulare sollen bei der Baubehörde gesammelt und auf Plausibilität geprüft werden.

• Die Daten sollen automatisch an die zuständige Umweltbehörde und an die Statistik wei-tergegeben werden.

• Für den Bau und den Abbruch muss eine Kollaudierung durchgeführt werden.

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 24

Page 37: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Maßnahme 2: Art- und Mengenerfassung der Baurestmassen auf Grund der in der Forschung festgestellten Methodik

Erläuterungen:

• Als Vorbild könnten die Maßnahmen in der Schweiz dienen; dort wird die Art- und Men-generfassung der Baurestmassen bei den Annahmestellen durchgeführt: der Hersteller von mineralischen Recyclingbaustoffen führt eine umfassende Materialbuchhaltung, die einmal jährlich den zuständigen Behörden übermittelt wird.

Gesetzliche Maßnahme Maßnahme 3: Einheitliche Regelung bezüglich Baurestmassen in den Bauordnungen der

Länder

Erläuterungen:

• Die Regelung für alle Bau- und Abbruchverfahren erfolgt in den Baugesetzen der jeweili-gen Bundesländer.

• Jedes größere Bau- und Abbruchprojekt ist entsprechend bewilligungspflichtig.

• Das AWG ist ein Bundesgesetz, es macht wenig Sinn die Angelegenheiten für Baurest-massen gerade bei der Behörde, die als erste direkt in alle Bau- und Abbruchverfahren eingebunden ist, je nach Bundesland unterschiedlich zu regeln.

• Diese Behörde würde auch über die entsprechenden Kontrollmöglichkeiten verfügen.

• Eine einheitliche Regelung würde eine Erleichterung für Österreich weit agierende Firmen darstellen.

• Die Empfehlung bzw. Zulassung von Recyclingmaterial in Regelwerken wie z.B. der Bauordnung können einen entscheidenden und nachhaltigen Impuls zum vermehrten Ein-satz dieser Materialien geben.

Gruppe II: Kontrolle des Vollzuges der Gesetze Maßnahme 4: Nutzung der gesetzlichen Rahmenbedingungen, um die Überwachung der Bau-

vorhaben durch die Baubehörde zu ermöglichen

Erläuterungen:

• Nach § 17 AWG sind Verwertungs- und Behandlungsgrundsätze für den Abbruch von Baulichkeiten definiert. Welche Behörde in den Bundesländern kontrolliert die Einhaltung dieser abfallwirtschaftlichen Vorschriften? Die Schnittstelle zwischen Baubehörde und Abfallbehörde ist zu definieren.

• Die Bereitstellung des dazu notwendigen Personals ist erforderlich.

• Eine Amts interne Datenverknüpfung und Erstellung bzw. Weiterführung von entsprechenden Datenbanken wäre sinnvoll.

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 25

Page 38: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Maßnahme 5: Stärkere Verpflichtung der öffentlichen Hand zur Umsetzung der Gesetze im eigenen Bereich

Erläuterungen:

• Der öffentlichen Hand als größtem Auftraggeber kommt eine Vorreiterrolle bei der Um-setzung von Gesetzen zu. Auch im Rahmen der Planungsverantwortung hat sie in beson-derem Maße ihrer gesetzlich geforderten Vorbildfunktion zu entsprechen. Die öffentliche Hand als Bauherr hat die Entsorgungsverantwortung; sie ist für die Erstellung und Ausführung des Entsorgungskonzeptes verantwortlich; ihr obliegt die Überwachungsverantwortung für die ordnungsgemäße und schadlose Verwertung bzw. Beseitigung der Abfälle einschließlich der Dokumentations- und Nachweispflichten.

Maßnahme 6: Überwachung und Überprüfung des Vollzuges der Gesetze

(AWG-gerechte Entsorgung respektive Verwertung der mineralischen und nicht mineralischen Baustoffe; Baurestmassennachweisformular)

Erläuterungen:

• Es empfiehlt sich zur Entsorgung von Baurestmassen zertifizierte Entsorgungsfachbetriebe zu beauftragen.

• Zertifizierte Entsorgungsfachbetriebe sollen durch die öffentliche Hand bevorzugt beauf-tragt werden.

• Diese Betriebe müssen die Durchführung der beschlossenen Maßnahmen gewährleisten.

• Der Bauherr soll zur verstärkten Kontrolle von der Möglichkeit Gebrauch machen, vor Ausbezahlung der Schlussrechnung das Baurestmassennachweisformular zu verlangen.

Maßnahme 7: Verstärkte Kontrolle zur Verhinderung illegaler Ablagerungen von BRM, Kon-trolle und Beurteilung des Einsatzes von BRM im Zuge übergeordneter Bau-maßnahmen (Geländeausgleich, Wegebau, Straßenbau)

Erläuterungen:

• Gemeinden, Bürgermeister und Behörden sollten die Ablagerung von Baurestmassen kon-trollieren und die Bürger im Falle illegaler Ablagerungen auf ihr falsches Verhalten hin-weisen; gleichzeitig sollten sie bezüglich gesetzeskonformer Aufbereitung, Verwertung und Deponierung informieren. Auch die am Baugeschehen beteiligten Firmen müssten stärker als Informationsvermittler herangezogen werden, da sie am ehesten Kenntnis über das tatsächlich laufende Baugeschehen haben.

Weitere Hilfsmaßnahmen könnten sein:

• Aussendung eines Gemeindefragebogens zur rechtzeitigen Erfassung von Umbauarbeiten, Abbrüchen und Baurestmassen.

• Praxisorientierte Aufbereitung des Ansuchens um Abbruchbewilligung.

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 26

Page 39: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

• Der Einsatz von BRM im Zuge übergeordneter Baumaßnahmen muss kontrolliert und be-urteilt werden; durch wen, ist noch offen.

Gruppe III: Planung und Ausschreibung Maßnahme 8: Vereinheitlichung der Standardleistungsbeschreibung für alle Baumaßnahmen

Erläuterungen:

• Die Ausschreibungstexte sollen an die Bestimmungen der Baurestmassentrennverordnung angepasst werden.

• Die ÖNORM B 2251 für Abbrucharbeiten und Rückbau soll in die Ausschreibung aufge-nommen werden.

• Laut Leitfaden “Verwertungsorientierter Rückbau” (ÖBRV 1996) stehen zur Beschreibung der Leistungen eines Rückbauvorhabens grundsätzlich zwei Möglichkeiten zur Diskussion: (1) Die Erstellung eines Leistungsverzeichnisses mit Leistungspositionen, z.B. nach Leis-tungsbeschreibung Hochbau inklusive aller Abbruch-, Sortier- und Transportleistungen; diese sind soweit zu detaillieren, dass eine Kontrolle der Preisgestaltung, insbesondere einer verwertungsorientierten Sortierung, möglich ist. (2) Die Erstellung eines Leistungs-verzeichnisses mit Pauschalpositionen: die Leistung ist eindeutig und so erschöpfend zu beschreiben, dass eine Kontrolle der Preisgestaltung möglich ist.

• Die Baustellenentsorgung sollte im Leistungsverzeichnis berücksichtigt werden: Materia-lien von Firmen, die einen ARA-Beitrag leisten, können über die gelbe Tonne oder über den gelben Sack entsorgt werden. Liefert eine Firma keinen Beitrag an die ARA ab, so kann die Rücknahme im Sinne der Verpackungsverordnung verlangt werden. Ein Großteil der Baustoffhändler und Baufirmen nimmt größere Mengen an Verpackungsmaterialien wieder zurück.

• Recyclingbaustoffe sollen zumindest als Variante verbindlich in das Leistungsverzeichnis der Ausschreibung aufgenommen werden. Somit muss seitens des Auftragnehmers die Verwendung von Recyclingmaterialien angeboten werden oder zumindest die Nichtver-wendung technisch begründet werden - dies führt zumindest zu einer gedanklichen Ausein-andersetzung mit dem Thema Recyclingbaustoffe.

• Laut Ministerratsvortrag muss bei öffentlichen Aufträgen bei Gleichwertigkeit der Ange-bote zwischen Primär- und Recyclingbaustoff dem Recyclingbaustoff der Vorrang gegeben werden (Ministerratsvortrag 1992: Selbstbindung der Bundesregierung).

• Bereits in der Bauplanung müssen Überlegungen hinsichtlich möglicher Umweltauswir-kungen bei Herstellung, Verwertung und Entsorgung der geplanten Baumaterialien ange-stellt werden.

Maßnahme 9: Abklärung in welcher Form und Zusammensetzung (so großzügig als möglich) und für welche Einsatzzwecke recyclierte BRM als Ersatz für Primärmaterial ohne gesonderte Zustimmung des Bauherrn verwendet werden können

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 27

Page 40: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Erläuterungen:

• Eine Möglichkeit zur Umsetzung dieser Maßnahme wird in den Bauausschreibungen des Landes Salzburg (Amt der Salzburger Landesregierung April 1997) beschrieben: dort ist bei Verwendung gütegesicherter Sekundärrohstoffe im Angebot kein besonderer Hinweis auf deren Einsatz und Herkunft erforderlich, sofern dieses in der jeweiligen Leistungspo-sition nicht ausdrücklich verlangt ist. Über Aufforderung des Auftraggebers besteht je-doch uneingeschränkte Auskunftspflicht über die verwendeten Sekundärrohstoffe.

Maßnahme 10: Konsequente Anwendung der Standardleistungsbeschreibung für die öffent-liche Hand

Erläuterungen:

• Das Land Steiermark soll im eigenen Bereich als Vorbild für die konsequente Anwendung der Standardleistungsbeschreibung wirken.

Maßnahme 11: Standardleistungsbeschreibung für Private: Empfehlungen

Erläuterungen:

• Um auch im privaten Baubereich für die Behandlung der Baurestmassen entsprechend AWG gute Voraussetzungen zu schaffen ist anzustreben, dass die Textierungen für die entsprechenden Positionen standardisiert sind und die entsprechende Leistung somit klar definiert und kalkulierbar ist.

• Positionen die Abbruch- bzw. Entsorgungsleistungen als “Pauschale” ausschreiben sind durch entsprechend klare Formulierungen zu ersetzen.

Gruppe IV: Bessere Ressourcennutzung Maßnahme 12: Förderung des Einsatzes von ökologisch unbedenklichem (auf der Basis all-

gemein anerkannter Beurteilung) Baumaterial durch Auszeichnung

Erläuterungen:

• Es existieren bereits Umwelt- und Gütezeichen in Österreich, die allerdings noch nicht auf breiter Basis anerkannt werden.

• z.B.: Vom österreichischen Institut für Baubiologie (IBO) existiert ein Kriterienkatalog , der zur Beurteilung und Kennzeichnung zu empfehlender Baumaterialien herangezogen wird. Die Produktprüfung erfolgt nach umfassenden Kriterien über den gesamten Lebens-zyklus, von der Rohstoffgewinnung über die Herstellung, den Vertrieb, die Nutzung, die Wiederverwertung bis zur Entsorgung. Die Beurteilung erfolgt nach dem Stand des Wis-sens und der Technik, unter Berücksichtigung von Zukunftsperspektiven und Entwick-lungspotentialen des Prüfgegenstandes.

• z.B.: Der Österreichische Güteschutzverband Recycling-Baustoffe (ÖGSV) hat sich zum Ziel gesetzt, den Qualitätsstandard des Produktes Recycling Baustoff zu sichern, um damit

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 28

Page 41: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

sowohl den Marktwert zu erhöhen als auch die Recycling Wirtschaft insgesamt zu festigen und noch mehr zu etablieren. Die Grundlage für das “Gütezeichen für Recycling Bau-stoffe” besteht aus Güte- und Prüfbestimmungen, welche in der Richtlinie für Recycling-Baustoffe genau geregelt sind. Die Prüfungen für Recycling-Baustoffe erstrecken sich auf: die Gewinnung und Anlieferung, die Aufbereitung und Lagerung, die Korngrößenvertei-lung, den Fremdanteil, die Frostsicherheit, die Festigkeit, den Bitumengehalt, die Reinheit, die Auslaugbarkeit und die Verdichtbarkeit.

Maßnahme 13: Renovieren statt neu bauen, Wiederverwertung von Altbaustoffen, Einsatz von Recyclingbaustoffen, kein Einsatz von Verbundstoffen, Erhöhen des Recyclings durch Verstärkung des selektiven Rückbaus

Erläuterungen:

• Die bestehende Bausubstanz soll erhalten und renoviert werden. Die wesentlichen Steuer-größen für eine nachhaltige Politik im Bauwesen werden nicht in den wenigen Neubau-projekten liegen, sondern in einer klugen Politik des Umgangs mit dem vorhandenen Bau-bestand: im Umbau, in Werterhaltungsstrategien, und im „Nichtbau“.

• Recyclingbaustoffe sollen in stärkerem Ausmaß eingesetzt werden. Seitens des Auftrag-nehmers soll die Verwendung von Recyclingmaterialien angeboten werden oder zumin-dest die Nichtverwendung technisch begründet werden.

• Die Wiederverwertung von Verbundstoffen ist auf Grund der schlechten Trennbarkeit dieser Materialien nicht möglich, und ihr Einsatz deshalb zu vermeiden.

• Der Rückbau betrifft alle Phasen des Bauablaufes, angefangen bei der Planung über die Erstellung bis hin zum Rückbau selbst. Der durch die Rückbauforderung vorgegebene Zwang soll eine Hilfe sein, den Weg zu einfacheren Konstruktionen und Detaillösungen zu finden. Der selektive Rückbau vollzieht sich in verschiedenen Demontagestufen. Danach ist es häufig möglich, Gebäude- bzw. Anlagenteile wiederzuverwenden oder zu-mindest wiederzuverwerten. Durch Trennung der einzelnen Materialien wie z.B. Holz, Stahl, Beton und Mauerwerk in den einzelnen Demontagestufen kann ein Großteil der Baustoffe recycliert werden. Häufig bleibt nur ein geringer Anteil übrig, der deponiert werden muss.

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 29

Page 42: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Maßnahme 14: Erhöhen des Recyclings durch Bevorzugen von Recyclingmaterial bei öffent-lichen Aufträgen. Nach Klärung einer Gleichwertigkeit (Forschungsbedarf) sollte recycliertes Material oder Produkte aus recyclierbarem Material als Alternative mitgeplant und ausgeschrieben werden, bzw. als Alternative zuläs-sig sein.

Erläuterungen:

• Die öffentliche Hand als größter Bauträger muss der Verwertung in dem ihr gebührenden Ausmaß besonderes Augenmerk schenken und hat dieses Kriterium verbindlich in Aus-schreibungen aufzunehmen. In Deutschland beispielsweise haben die Behörden des Bundes bei Bauvorhaben und sonstigen Aufträgen zu prüfen, ob und in welchem Umfang Erzeugnisse eingesetzt werden können, die sich durch Langlebigkeit, Reparaturfreund-lichkeit und Wiederverwendbarkeit oder Verwertbarkeit auszeichnen, im Vergleich zu an-deren Erzeugnissen zu weniger oder zu schadstoffärmeren Abfällen führen oder aus Ab-fällen zur Verwertung hergestellt worden sind (§ 37 Abs. 1 KrW-/AbfG).

Gruppe V: Monetäre Maßnahmen Maßnahme 15: Förderung von Innovationen, die der Sammlung und Wiederverwertung von

Baurestmassen dienen

Erläuterungen:

• Innovative Maßnahmen, die der Sammlung und Wiederverwertung von Baurestmassen dienen, sollen gefördert werden.

Maßnahme 16: Ressourcenabgaben (Steinbruch, Schotter Schilling etc.)

Erläuterungen:

• Auf primäre Baumaterialien soll eine Steuer erhoben werden

Gruppe VI: Aus- und Weiterbildung Maßnahme 17: Schulungen

Erläuterungen:

• HTLs sowie einschlägige, zum Baugewerbe gehörige Berufsausbildungen, aber auch künf-tige Architekten und Bauingenieure der Fachhochschulen bzw. Technischen Universitäten müssen über die Möglichkeiten der Wiederverwertung und Entsorgung von Baurestmassen informiert werden.

• Ein spezielles Schulungsprogramm zur Abfalltrennung am Bau soll in den Baufirmen eta-bliert werden.

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 30

Page 43: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Maßnahme 18: Ökologische Betriebsberatung, Bau-CD, EDV-gerechte Aufarbeitung, Hand-buch, Einfach gehaltene Trennfibel für Baustellen; verstärkte Baustelleninfor-mation

Erläuterungen:

• Die Beratung soll die Abfalltrennung am Bau und insbesondere auch die Wiederverwer-tung umfassen. Sie muss Kenntnisse über Entsorgungsmöglichkeiten, aber auch über die Aufbereitung vermitteln. Es soll darüber informiert werden:

• Welche bei einem Abbruch oder Umbau anfallenden Materialien sich einer Wiederverwer-tung zuführen lassen.

• In welchem Verhältnis die Kosten für einen selektiven Rückbau gegenüber einem sofor-tigen Totalabbruch stehen.

• Wie und in welcher Form Altbauteile zwischengelagert werden können.

• Wo Abnehmer für die Altbauteile gefunden werden können bzw. was im Rahmen der Wie-derverwertung oder -verwendung angeboten wird.

• Welche Firmen, Personen, Gruppen zu welchen Konditionen und Bedingungen Abbruchar-beiten übernehmen

Maßnahme 19: Standardisierung von Öko-Bilanzen

Erläuterungen:

• Je nach gewählten Rahmenbedingungen können Ökobilanzen auch bei gleichem Unter-suchungsobjekt zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen gelangen; deshalb sollte man sich zur besseren Vergleichbarkeit bei der Beurteilung von Baumaterialien auf eine standardi-sierte Bilanzform einigen.

Gruppe VII: Bewusstseinsbildung und Information

Maßnahme 20: Anwendung von Musterverträgen (Muster-AWK), Musterbaustelle

Erläuterungen:

• Zur Erleichterung der Ausarbeitung von Verträgen und Abfallwirtschaftskonzepten müssen praktische Beispiele und Umsetzungen existieren, auf die zurückgegriffen werden kann.

• Ebenso sollen Musterbaustellen Denkanstöße und Realisierungsmöglichkeiten liefern.

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 31

Page 44: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Maßnahme 21: Empfehlung "Recycling Börse Bau"

Erläuterungen:

• Bei jedem Bescheid der Baubehörde sollen Informationen über und Empfehlungen für die RBB beigefügt sein.

Maßnahme 22: Information der Auftraggeber (privat und öffentlich) bzw. Auftragnehmer über die Abfallwirtschaft im Bereich Bauwesen; (AWG-gerechte Entsorgung respektive Verwertung der nicht mineralischen Baustoffe)

Erläuterungen:

Mögliche Ansprechpartner für eine nachhaltige und umweltverträgliche Abfallbewirtschaf-tung sind:

• Abfallwirtschaftsverbände: sie verfügen über die notwendigen Informationen über die Ab-fallbewirtschaftung am Bau.

• Gemeinden: sie werden über die Abfallwirtschaftsverbände angesprochen; in jeder Ge-meinde sollte es wenigstens eine Ansprechperson geben.

• Baumeister, Architekten, Planer, Bausachverständige übernehmen Beratungsfunktionen.

• Stärkere Einbeziehung der Baustoffhändler, der Baumärkte.

• Zusammenarbeit mit Fachhochschulen, HTLs.

• Aufbereitung des Themas “Abfallbewirtschaftung am Bau” bei der Lehrlingsausbildung.

• Als Informationsmöglichkeit für die Thematik der Abfallbewirtschaftung am Bau sollen die Sprechtage der Bausachverständigen genutzt werden. Auch Firmen, die sich mit dieser Thematik beschäftigen, sollen ihre Beratungstätigkeit anbieten.

• Gemeinden, Bevölkerung und vor allem die Bauausführenden sollten genaue Kenntnis über die Möglichkeiten der Aufbereitung des Bauschutts bzw. die Möglichkeiten der Deponierung bzw. Verbrennung in der Region, im Bezirk erhalten.

Maßnahme 23: Überwindung der Widerstände gegen das Baurestmassenrecycling

Erläuterungen:

• Die Wiederverwertung von Altbaustoffen ist vorrangig eine Bewusstseinsfrage und Bildungsaufgabe. Die Einstellung “Sanieren lohnt sich, Sanierung vor Abbruch” sollte sich gegen die Wegwerfmentalität durchsetzen. Altbaustoffe bringen oft eine bessere Ein-gliederung des Bauwerkes in ein dörfliches, ländliches Gesamtbild. Es geht aber auch um die Einstellung zu handwerklichem Können und letztendlich um das Wissen, wann und wie Altbaustoffe wieder verwertbar oder wieder einsetzbar sind. Gütekriterien für diese Materialien könnten das Vertrauen in sie stärken. Die Bauwirtschaft bietet heute vorwie-gend Massenprodukte an. In ländlichen Bereichen in Österreich gelten Altbaustoffe oft-mals als ärmlich und schäbig. Im Gegensatz dazu entwickelt sich im städtischen Bau ein

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 32

Page 45: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Trend dazu, historische Baustoffe gewinnbringend einzusetzen. Die Sanierung alter Ge-bäude soll deren Lebensdauer um rund 80 Jahre verlängern.

Maßnahme 24: Installation eines Gremiums mit Planern, Abfallwirtschaftlern, Ausbildungs-stätten für laufenden Erfahrungsaustausch und Bildung von regionalen Netz-werken

Erläuterungen:

Ziele des regionalen Netzwerkes sind:

• Information, Bewusstseinsbildung

• Beratung

• Gründung einer Altbaustoffbörse

Für eine wirksame Bewirtschaftung anfallender Altbaustoffe zur Wiederverwendung oder -verwertung ist es erforderlich, möglichst kurze Entfernungen zwischen Anbieter und Abneh-mer zu gewährleisten Es ist notwendig, dass das richtige Material in der richtigen Menge am richtigen Ort und zur richtigen Zeit bereitgestellt werden kann. Innerhalb einer überschau-baren Kleinregion (Traktornähe) soll, angefangen von der Bewusstseinsbildung bis zur Infor-mationsaufbereitung und zur Datenbank, ein entsprechendes Netzwerk aufgebaut werden. Ein solches Netzwerk könnte von einer Gemeinde oder dem Zusammenschluss mehrerer Gemein-den oder auch von einem Baustoffhandel, einem Bau- bzw. Handwerksbetrieb betrieben wer-den. Erstellung einer Altbaustoffliste ergänzt durch einen Entsorgungsindex; Erstellung einer Bild-dokumentation zur Verdeutlichung praktischer Einsatzmöglichkeiten für wiederverwertbare Altbaustoffe. Maßnahme 25: Erfolgskontrolle über die Maßnahmen

Erläuterungen:

Mit dieser Maßnahme soll nach einem noch zu definierenden Zeitraum überprüft werden, ob die ergriffenen Maßnahmen zielführend waren.

Gruppe VIII: Forschungsbedarf Maßnahme 26: Einheitliche Art- und Mengenerfassung von Input, Output und Lager in der

Bauwirtschaft; Festlegen, in welchen Einheiten (to, m3 etc.) und mit welchem spezifischen Gewicht (Bandbreite) grundsätzlich für alle BRM zu rechnen ist bzw. Erfassung von BRM in einer einheitlichen Linie

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 33

Page 46: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Erläuterungen:

• Um eine Mengenbilanzierung von Baurestmassen durchführen zu können, muss eine Übereinkunft bezüglich einheitlicher Nomenklatur und Art der Erfassung getroffen wer-den.

Maßnahme 27: Ermitteln der Emissionen und Belastungen, die infolge der legalen und ille-galen Behandlung von Baurestmassen entstehen; Untersuchung von BRM De-ponien bezüglich ihrer Umweltauswirkungen und der langfristigen Umwelt-verträglichkeit

Erläuterungen:

• Es soll untersucht werden, ob die Behandlung von Baurestmassen mit den Zielen des AWG konform geht. Bei den Deponieuntersuchungen soll festgestellt werden, ob die in-duzierten anthropogenen Stoffflüsse die natürlichen Flüsse und Speicher in der konkreten Region auch langfristig nicht wesentlich verändern.

Maßnahme 28: Förderung der Forschung und Lehre über

• die Entwicklung von ökologisch qualitätvollen Baumaterialien und Bau-systemen inkl. natürlich behandelter Hölzer,

• Entwicklung von neuen umweltverträglichen Baustoffen,

• Entwicklung von Baustoffen aus erneuerbaren Rohstoffen

Erläuterungen:

• Bei der Forschung über die Entwicklung von ökologisch qualitätvollen Baumaterialien sollte berücksichtigt werden, dass das zentrale Thema der Baumaterialien die Stoffflüsse und die damit verbundene Belastung von Mensch und Umwelt sind. Es gilt, möglichst wenige Materialien zu entwickeln, diese aber besser beurteilen zu können. Auf die Ent-wicklung komplizierter Materialverbundwerkstoffe sollte verzichtet werden.

• Ökologisch qualitätvolle Bausysteme sollten sich nach Ablauf ihrer Lebensdauer wieder in ihre Materialien zerlegen lassen und entweder wiederverwendet, in einer Inertstoffdeponie gelagert oder allenfalls durch Verbrennung entsorgt werden können.

• Da das Vorkommen vieler Rohstoffe begrenzt ist, gilt es, möglichst Baumaterialien aus gut verfügbaren oder erneuerbaren Rohstoffen zu verwenden. Ideal wäre ein Rohstoff, der am Standort des Bauobjektes vorkäme und der sich von selbst wieder rückbauen würde, wie z.B. Lehm. Dies ist zwar nicht sehr realistisch, doch sollte bei der Entwicklung von Bau-stoffen aus erneuerbaren Rohstoffen eine solche Zielrichtung angesteuert werden. Ideal sind auch nachwachsende Rohstoffe wie Holz, das in ausreichendem Maß zur Verfügung steht. Eine Entwicklung von Baustoffen aus natürlich behandelten Hölzern wäre anzustre-ben. Es gibt bereits einige Verfahren, beispielsweise die Einbringung von natürlichen Stof-fen wie Harze, Öle und Wachse unter Druck bei erhöhter Temperatur, was zu einer Verbesserung der Härte, sowie des Quell- und Schwindverhaltens des Holzes führt.

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 34

Page 47: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Maßnahme 29: Förderung der Bewertung der Baumaterialien anhand von Ökobilanz, Lang-lebigkeit, Wiederverwertbarkeit, Demontage- bzw. Trennmöglichkeit

Erläuterungen:

• Es besteht derzeit noch ein Mangel an Beurteilungsinstrumenten und Entscheidungshilfen hinsichtlich der ökologischen Bewertung von Baumaterialien. Klare Erzeugerangaben über Zusammensetzung und Inhaltsstoffe der Baumaterialien würden die Bewertung er-leichtern.

• Die Baumaterialien sollten Abbruch, Trennung und Aufbereitung erleichtern; nicht trenn-baren Stoffverbunde sollten vermieden werden.

• Die Baumaterialien sollten eine möglichst hohe Anzahl von Kreisläufen durchlaufen kön-nen.

Maßnahme 30: Förderung der Forschung über die Bestimmung von ökologischen Gütekrite-rien für die Wiederverwertung und die Endlagerqualität von Baurestmassen

Erläuterungen:

• Eine Definition von ökologischen Gütekriterien soll Grundlagen für die Aufbereitung von Baurestmassen sowie für Anwendungsempfehlungen von Recyclingmaterialien in der Be-wirtschaftung von Baurestmassen liefern. Sie soll der Baupraxis ermöglichen, für die je-weilige Materialanwendung eine ökologisch orientierte Wahl zu treffen. Hier wird der In-put aus dem Bereich Baustoffrecycling besonders gefragt.

• Bezüglich der Endlagerqualität soll festgestellt werden, ob die induzierten anthropogenen Stoffflüsse die natürlichen Flüsse und Speicher in der konkreten Region auch langfristig nicht wesentlich verändern.

4.6 Maßnahmen in anderen Ländern

4.6.1 Maßnahmen in Dänemark

In Dänemark wird Umweltschutz als sehr wichtig eingestuft und es wurde bereits 1984 ein umfassendes Programm genehmigt, das zur Reduktion von Abfällen führen sollte. Die däni-sche Regierung investierte von 1986 bis 1995 rund 10 Millionen US$ in Projekte, die sich mit dem Recycling von Baurestmassen befassten. Die Intention dabei war, bis zum Jahr 2.000 60 % dieser Baurestmassen wiederzuverwerten. 1995 wurden in Dänemark bereits 80 % aller registrierten Baurestmassen recycliert. Folgende Maßnahmen führten zu diesem Erfolg: • Bestandsaufnahme von Baurestmassen • Entwicklungsprojekte • Demonstrationsprojekte • Durchführung

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 35

Page 48: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Maßnahme 1 Dänemark: Bestandsaufnahme von Baurestmassen Von 1988 bis 1990 wurde eine umfassende Bestandsaufnahme und eine detaillierte Prognose für die Mengen an Baurestmassen in Dänemark durchgeführt. Das Ziel war, die Zusammen-setzung und geographische Verteilung von Baurestmassen zu erheben und die Abfallmengen, die in den kommenden 25 Jahren zu erwarten waren abzuschätzen. Die DEPA (Denish envi-ronmental protection agency) führte das offizielle “Information System for waste Production and Recycling” ein, was die offizielle Abfallmenge von Baurestmassen innerhalb von zwei Jahren um 50 % erhöht hat. Das Informationssystem basiert auf den Anforderungen der EU Abfalldirektive und umfasst folgende Punkte:

• Um eine Abbrucherlaubnis zu erhalten muss der Abfallbesitzer die Menge und die Fraktio-nen der Baurestmassen, die bei seinem Bauobjekt anfallen werden bei der zuständigen Be-hörde der Gemeinde deklarieren.

• Laut dem behördlichen Aktionsplan für den Umgang mit Abfällen erstellen die Behörden der Gemeinden Richtlinien für die Behandlung von Baurestmassen und genaue Beschrei-bungen für das Recycling, die Wiederverwendung und die Entsorgung der anfallenden Fraktionen und der Menge der Baurestmassen.

• Der Gebäudebesitzer ist verantwortlich für die Behandlung des Abfalls durch das Ab-bruchunternehmen. Das Abbruchunternehmen muss die Durchführung der Abfallbehand-lung dokumentieren und die zuständigen Behörden können eine Kopie der Dokumentation anfordern, um die korrekte Abfallbehandlung zu überprüfen.

Maßnahme 2 Dänemark: Entwicklungsprojekte Forschung und Entwicklung sind wichtige Instrumente auf dem Weg zu verbessertem Recy-cling und sauberer Technologie in der Bauwirtschaft. Von 1989 bis 1991 wurde von der “Denish Demolition Association” ein Projekt durchgeführt, das zum Ziel hatte ein Konzept für selektiven Abbruch und damit verbundene Aktivitäten zu kreieren. In diesem Projekt wur-den standardisierte Arbeitszeitpläne erstellt und standardisierte Organisationspläne für Ab-bruchstätten inklusive der Anordnung von Containern für die getrennten Abfälle vorbereitet. Basierend auf den Ergebnissen des Demonstrationsprojektes konnte abgeschätzt werden, dass selektiver Abbruch und Sortierung auf der Baustelle rund 30 % mehr Arbeit bedeuten als kon-ventioneller Abbruch und Ablagerung. Wenn man allerdings die Deponiegebühren für die Ablagerung von Bauschutt in Dänemark in Betracht zieht, so war letztendlich der selektive Abbruch um rund 18 % billiger als konventioneller Abbruch. Weiterhin konnte festgestellt werden, dass selektiver Abbruch Gesundheits- und Sicherheitsrisiken mit sich bringt, da ver-mehrt Handarbeit notwendig ist. Andererseits können die meisten Risiken durch optimale Planung und den Gebrauch spezieller Werkzeuge vermieden werden. Ein wichtiger Beitrag zum Recycling in Dänemark war die Entwicklung von Normen für re-cyclierte Materialien; diese Normen sind allerdings noch nicht ganz vollständig. Es besteht Bedarf an Sortierkriterien und Klassifizierungsmethoden inklusive Richtlinien für die Wiederverwertung von Holz. Zusätzlich sollten Normen ausgearbeitet werden für die Zu-sammensetzung von Straßenuntergrund. Mischungen von Asphalt und Betonabbruch in allen Verhältnissen sollen dafür getestet werden. Maßnahme 3 Dänemark: Demonstrationsprojekte

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 36

Page 49: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Unter Demonstrationsprojekten werden hier Projekte von praktischer Bedeutung verstanden, die dem Großteil der Öffentlichkeit auffallen sollten, wie z.B. drei Apartment Häuser, die hauptsächlich aus recyclierten Materialien gebaut wurden. Der Sinn dieser drei Projekte war: • Funktionelle Wohnhäuser innerhalb eines vorgegebenen finanziellen Rahmens zu bauen

und dabei den größtmöglichen Anteil an recycliertem Abbruchmaterial zu verwenden. • Untersuchungen und praktische Experimente mit recycliertem Material während der Bau-

arbeiten durchzuführen Die wichtigsten Erfahrungen bei diesen Demonstrationsobjekten waren: • es konnte gezeigt werden, dass es möglich ist neue Häuser für allgemeine Zwecke mit

recyclierten Materialien zu errichten, wobei den traditionellen Bauregeln und der Gesetzgebung genüge getan wurde.

• die Einführung von Normen für recyclierte Materialien. Bauherren, Ingenieure, Architekten und Handwerker müssen gleichermaßen ihre Materialien genau kennen wenn sie planen oder Projekte anbieten.

• und schließlich, dass es notwendig ist, das richtige Material in der richtigen Menge am richtigen Ort und zur richtigen Zeit bereitzustellen.

Maßnahme 4 Dänemark: Durchführung des Recyclings Der letzte Schritt im Recycling Prozess ist die praktische Durchführung der gewonnenen technischen Erfahrungen, kombiniert mit den ökonomischen und rechtlichen Mitteln zur Anweisung und Kontrolle, welche optimale umweltbezogene und ökonomische Ergebnisse liefern. In dieser letzten Phase ist es wichtig, dass das Recycling bereits so etabliert ist, dass es ohne öffentliche Unterstützung weitergeführt werden kann. EU - allgemeine Maßnahmen Die Durchführung von Recycling und saubererer Technologie auf dem Bausektor basiert auf einigen Anreizen in Form von Regeln und Regulierungen als auch begleitenden Hilfsmaß-nahmen. Diese können von technologischer, wirtschaftlicher administrativer oder anderer Natur sein.

• Unter technologischem Hilfsmaßnahmen ist die Qualität der recyclierten Produkte gemeint und die damit verbundene Kontrolle und Dokumentation. Für die bessere Vermarktung von recyclierten Baumaterialien ist es unabdingbar, dass sie entweder die Anforderungen bereits existierender Normen und Standards für Primärmaterialien erfüllen oder, dass spe-zielle Normen für sekundäre Materialien oder Bauprodukte entwickelt werden. Nur so kann der Einkäufer das volle Wissen über und das Vertrauen in das recyclierte Produkt be-kommen.

• ökonomische Hilfsmaßnahmen beziehen sich auf den Preis des recyclierten Produktes und auf marktorientierte Bedingungen die für den Verkauf des Produktes wichtig sind. Durch ökonomische Anreize und Handelsabkommen müssen Bauherren ermutigt werden, bei Ab-brucharbeiten oder Neubauten das Recycling gebührend zu erwägen. Die Kosten für selek-tiven Abbruch und den Gebrauch von recycliertem Material müssen verglichen werden mit den Kosten von Primärmaterial als auch den gewonnenen Einsparungen für Deponierung bzw. Verbrennung. Die Wiederverwertung von Baurestmassen hängt von ökonomischen Vorteilen ab. Bauherr und Bauunternehmer sind nur dann an Wiederverwertung interes-siert, wenn sie sehen können, dass Recycling-Möglichkeiten billiger sind als traditioneller

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 37

Page 50: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Abbruch und Deponierung der Abfälle. Die aktuelle ökonomische Hilfestellung für um-weltbewusstes Bauen und Recycling liegt in der politischen Regelung der finanziellen Aspekte des Bauens. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Anwendung von fiskalischen Maßnahmen die Verhaltensmuster der Öffentlichkeit bei weitem am stärksten beeinflusst. Tabelle 4-11 zeigt, dass die Kosten von konventioneller Deponierung von Baurestmassen in Ländern, die sich für Recycling entschieden haben (Dänemark, Deutschland und die Niederlande) um eine Größenordnung höher sind als in anderen Ländern.

Tabelle 4-11: Kostenvergleich für Prozesse und Materialien in der Bauwirtschaft von EU-Ländern (EU 1995)

Land Kosten und Preise in ECU per Tonne Deponierung Transport Zerkleinern Recyclierte

Materialien Natürliche Materialien

B 5,95 2,65 3,57 5,95 7,14 DK 35,31 6,31 5,36 5,23 6,49 F 2,87 2,87 5,02 7,17 4,30 D 24,02 7,30 5,88 5,88 6,37 IRL 1,32 3,95 - - 5,42 I 0,98 2,27 2,43 3,24 4,54 NL 26,09 2,61 6,52 5,43 7,61 ES 0,78 6,21 2,95 4,27 5,82 UK 3,52 4,23 3,52 7,04 8,45 • administrative Hilfsinstrumente sind Gesetze und Regelungen die das Recycling und das

Deponieren von Abbruchmaterial betreffen wie z.B. Handelsübereinkünfte. So unterzeich-netet die “Danish Demolition Association” (DDA) ein freiwilliges Abkommen mit dem Umweltministerium mit dem Ziel, dass jede Abbrucharbeit, die von Mitgliedern der DDA vorgenommen würde als selektiver Abbruch durchgeführt, dass die Produkte des Abbruchs an der Quelle in saubere Fraktionen getrennt und, wenn möglich, recycliert würden. Diese Regelungen und Vereinbarungen beendeten die früher übliche Praxis, dass jeder Bauherr bzw. Bauunternehmer den Abfall nach eigenem Gutdünken entsorgte.

Um die Erfolgsaussichten von Baurestmassenrecycling in einem bestimmten Land abschätzen zu können, müssen drei wichtige Faktoren in Betracht gezogen werden, nämlich:

• die Bevölkerungsdichte • das Vorhandensein von natürlichen Baumaterial-Ressourcen • der Industrialisierungsgrad Die Bevölkerungsdichte ist bei weitem der wichtigste Faktor für die Realisierung von Bau-restmassen Recycling. In einem spärlich besiedelten Teil der Erde existiert keine ökonomische Basis für ein Recycling in großem Umfang. Eine hohe Bevölkerungsdichte ist notwendig um eine breite und stetige Versorgung der Recycling Industrie mit wiederverwertbaren Materialien zu garantieren. Ebenso ist eine hohe Bevölkerungsdichte verknüpft mit neuen Bauaktivitäten, die Märkte für recyclierte Produkte beliefern können. Zusätzlich gibt es in dicht besiedelten Gebieten oft eine Knappheit an Deponievolumen.

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 38

Page 51: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Knappheit an oder erschwerter Zugang zu natürlichen Lagerstätten von Baumaterialien be-günstigen das Recycling von Baurestmassen auf hohem technologischen Niveau. Überfluss von und leichter Zugang zu natürlichen Rohmaterialien schließt Recycling von Baurestmassen nicht zwangsweise aus, aber bewirkt aus ökonomischen Gründen oft ein niedrigeres technologisches Niveau. Der Industrialisierungsgrad beeinflusst in gewissem Maß das Bedürfnis und den Wunsch der Bevölkerung Baurestmassen wiederzuverwerten. In dicht besiedelten Entwicklungsländern erfordern sanitäre und soziale Gründe, dass die deponierten Abfallmengen soweit wie möglich reduziert werden. In industrialisierten Teilen der Welt existieren zusätzliche und teilweise subtilere ästhetische ökologische und ökonomische Gründe dafür, warum Deponierung und Verbrennung auf ein Minimum reduziert werden sollte. 4.6.2 Maßnahmen in der Schweiz

In der Schweiz wurde im Juli 1997 die “Richtlinie für die Verwertung mineralischer Bauab-fälle” vom Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) herausgegeben. Diese Richtlinie spiegelt den heutigen Stand des Wissens wider und legt die ökologischen Anforde-rungen für die Verwertung mineralischer Bauabfälle so fest, dass eine qualitativ hochwertige, umweltverträgliche Verwendung von Recyclingbaustoffen erreicht wird. Die Richtlinie wurde in enger Zusammenarbeit mit kantonalen Fachstellen und den Bauwirt-schaftsverbänden unter Leitung des BUWAL erarbeitet. Mit dem Einbezug aller Betroffenen soll ein gesamtschweizerisch einheitlicher Vollzug gewährleistet und die Umsetzung der rechtlichen Vorgaben in der Bauwirtschaft erleichtert werden. Als Unterstützung nehmen Be-hörden und Bauwirtschaft die notwendigen Informations- und Schulungstätigkeiten gemein-sam in die Hand. Damit sollen auch die Akzeptanz und die Sicherung der Absatzmärkte für ökologisch und bautechnisch einwandfreie Recyclingbaustoffe verbessert werden. Die mit dem Vollzug der Richtlinie sich ergebenden Erfahrungen sollen in einer begleitenden Arbeitsgruppe diskutiert werden und die Richtlinie nötigenfalls angepasst werden. Die Mit-glieder stammen aus dem schweizerischen Recyclingverband, den Ämtern für Umweltschutz aus den einzelnen Kantonen und aus einzelnen Baudepartements. Inhalte der Richtlinie In den folgenden Abbildungen sind der Geltungsbereich und die einzelnen Elemente der Richtlinie dargestellt.

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 39

Page 52: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Quelle: BUWAL 1997Nachgez. Inge Hengl 99\bass\ausbuwal.dsf

BAUABFÄLLE

Aushub-, Abraum-und Ausbruchmaterial

mineralischeBauabfälle

Ausbauasphalt, Straßenaufbruch,Betonabbruch, Mischabbruch

brennbareBauabfälle

andereBauabfälle

Ver-brennung

BehandlungAblagerungInertstoffdeponie

Verwertung Verwertunggemäß Richtlinie

Verwertunggeeignete Fraktionen

- Asphaltgranulat- Recycling-Kiessand P- Recycling-Kiessand A- Recycling-Kiessand B- Betongranulat- Mischabbruchgranulat

Abbildung 4-7: Auftrennung von Bauabfällen und Geltungsbereich (grau) der Schweizer

Richtlinie

Quelle: BUWAL 1997 Nachgez. Inge Hengl 99\bass\ausbuwal.dsf

Recyclingbaustoffe

Asphaltgranulat Recycling-Kies-sand P, A, B Betongranulat Mischabbruch-

granulat

MINERALISCHE BAUABFÄLLE

Trennung

Ausbau-asphalt

Straßen-aufbruch

Beton-abbruch

Misch-abbruch

Materialdeklaration

Aufbereitung

Qualitätskontrolle + Produktdeklaration

Abbildung 4-8: “Vom Bauabfall zum Recyclingbaustoff”, die Elemente der

Schweizer Richtlinie

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 40

Page 53: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Folgende Forderungen der Schweizer Richtlinie, die in groben Zügen auch den dänischen Forderungen und Maßnahmen entsprechen, könnten auch in der Steiermark umgesetzt wer-den. Vor Beginn der Bauarbeiten verlangt die zuständige Behörde vom Bauherren folgende Infor-mationen:

• einen Auszug aus dem Kataster der belasteten Standorte oder entsprechende Abklärungen

• ein Entsorgungskonzept für die Abfälle, die bei den vorgesehenen Bauarbeiten anfallen werden. Die Trennung der Abfälle ist dabei zu berücksichtigen. Ein solches Entsorgungs-konzept enthält mindestens die Angaben über:

die zu erwartenden Materialgruppen und deren Mengen

den zeitlichen Anfall der Abfälle

die Schadstoffe, die allenfalls aufgrund der Art der verwendeten Baumaterialien (z.B. Teer, Asbest) und/oder bestimmter industrieller bzw. gewerblicher Nutzung des Grundstückes vorhanden sein können

die Entsorgungswege und -anlagen Der Bauherr hat dafür zu sorgen,

• dass Bauabfälle in einem ersten Schritt vorschriftsgemäß in:

a) unverschmutztes Aushub- und Abraummaterial,

b) Abfälle, die ohne weitere Behandlung auf Inertstoffdeponien abgelagert werden dürfen,

c) brennbare Abfälle wie Holz, Papier, Karton und Kunststoffe,

d) andere Abfälle

getrennt werden, insbesondere dass Sonderabfälle separat erfasst werden und vorschrifts-mäßig weitergeleitet werden

• dass die mineralischen Bauabfälle gemäß vorliegender Richtlinie weiter aufgetrennt wer-den

Damit bei Abbrüchen oder Umbauten die Trennung der Bauabfälle gemäß dieser Richtlinie erfolgen kann, ist ein geordneter Rückbau unbedingt erforderlich. Bei mineralischen Bauabfallkategorien, die direkt nach dem Rückbau ohne Aufbereitung als Recyclingbaustoff verwendet werden, muss der Bauherr die erforderlichen Qualitäten der Re-cyclingbaustoffe gewährleisten. Für alle mineralischen Recyclingbaustoffe gelten nachstehende generelle Verwendungsein-schränkungen, um den Schutz der Gewässer gewährleisten zu können:

a) Mineralische Recyclingbaustoffe dürfen in loser Form in Grundwasserschutzzonen und -arealen nur mit Bewilligung der zuständigen kantonalen Fachstelle eingesetzt werden. Re-

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 41

Page 54: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

cyclingbaustoffe dürfen für Verwendungen, bei denen ein direkter Kontakt mit Grund-wasser nicht auszuschließen ist (z.B. Sicker- und Drainageschichten) nicht eingesetzt wer-den.

b) Mit Ausnahme von Recycling-Kiessand P sind Damm- und Geländeaufschüttungen mit mineralischen Recyclingbaustoffen verboten. Für solche Vorhaben soll unverschmutztes Aushubmaterial verwendet werden.

c) mit Ausnahme von Recycling-Kiessand P darf beim Einbau von mineralischen Recycling-baustoffen die Schichtstärke 2m nicht überschreiten.

Auch die folgenden Anforderungen an die Hersteller von mineralischen Recyclingbaustoffen, die in der Schweizer Richtlinie angeführt werden könnten einen Denkanstoß für die Steier-mark liefern, wo weder die Auslastung von Behandlungsanlagen noch die Behandlungskapa-zität nach Baurestmassenarten dokumentiert sind. Der Hersteller von mineralischen Recy-clingbaustoffen muss eine umfassende Materialbuchhaltung führen, die einmal jährlich den zuständigen Behörden übermittelt wird. Diese muss folgende Angaben enthalten:

• Menge und Art der angelieferten mineralischen Bauabfälle

• Menge und Qualität der zur Verwertung abgegebenen Recyclingbaustoffe

• Menge und Qualität der zwischengelagerten Materialien

• Menge, Art und Entsorgungswege (Entsorgungsnachweis) der Abfälle, die für eine Ver-wertung ungeeignet sind.

Der Anlagenbetreiber dokumentiert die durchgeführten Kontrollen an der Anlage und an den Materialien und meldet der Behörde die Resultate auf Anfrage. Diese Richtlinie ist seit Oktober 1997 in Kraft. Ein Gespräch mit einem Mitglied der Begleit-gruppe (P. Staub vom Abbruch-, Aushub- und Recyclingverband (ARV) der Schweiz) über Erfahrungen mit dem Vollzug der Richtlinie ergab Folgendes:

• Die stärkste Reaktion kam unerwarteter Weise von Anlagenbetreibern, die um Bewilligung ihrer Anlage gemäß der Richtlinie ansuchten.

• Die Qualitätsanforderungen werden zeitweise nicht erfüllt, da das aufbereitete Material auch sonst Abnehmer findet (mit Ausnahme von Mischabbruchgranulat, das schwer ab-setzbar ist). Es wird geplant die Bauherren mit Hilfe von Informationsveranstaltungen zu überzeugen, nur solche Recyclingmaterialien zu kaufen, deren Qualität den Anforderungen der Richtlinie entspricht.

• Der Recyclingverband übernimmt die Prüfung der Materialbuchhaltung von Recyclingan-lagen und führt die Qualitätskontrolle (Fremdkontrolle) der Recyclingbaustoffe durch.

4.6.3 Maßnahmen in Deutschland

In Deutschland wurden die “Arbeitshilfen Recycling” (Bruchmann, U. et al. 1998) zur Ver-meidung, Verwertung und Beseitigung von Bauabfällen bei Planung und Ausführung von

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 42

Page 55: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

baulichen Anlagen vom Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau und dem Bundesministerium der Verteidigung herausgegeben. Der Geltungsbereich der Arbeits-hilfen sind Neu-, Um- und Rückbauten auf Liegenschaften des Bundes sowie die Verwertung und Beseitigung gebrauchter Baustoffe bei Bundesbaumaßnahmen. Ziel der Arbeitshilfe ist es, die bei Planung und Ausführung notwendigen Maßnahmen für einen umweltverträglichen Umgang mit Bauabfällen zu beschreiben. Soweit Bauprodukte ohne Behandlung weiter genutzt werden können, gilt der Grundsatz der Wiederverwendung. Für alle am Bau Beteiligten gilt der Grundsatz, dass sie in ihrem Verantwortungsbereich die Voraussetzungen zu schaffen haben, dass auf der Baustelle

• Bauabfälle, wo möglich, vermieden werden,

• nicht vermeidbare Bauabfälle ordnungsgemäß und schadlos verwertet und

• nicht verwertbare Bauabfälle gemeinwohlverträglich beseitigt werden.

Die Entscheidung über die Durchführung einer Maßnahme obliegt dem Bauherren. Der Bau-herr besitzt grundsätzlich auch die Planungsverantwortung; es ist demzufolge seine Aufgabe, umweltschonende Bauweisen in Auftrag zu geben. Im Rahmen der Planungsverantwortung hat die öffentliche Hand in besonderem Maße die Möglichkeit ihrer gesetzlich geforderten Vorbildfunktion1 zu entsprechen. Der Bauherr hat die Entsorgungsverantwortung; er ist für die Erstellung und Ausführung des Entsorgungskonzeptes verantwortlich; ihm obliegt die Überwachungsverantwortung für die ordnungsgemäße und schadlose Verwertung bzw. Besei-tigung der Abfälle einschließlich der Dokumentations- und Nachweispflichten.

Die Einstufung der mineralischen Abfälle und die Zulässigkeit der Verwertung ist in einem Merkblatt der Länderarbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA) “Anforderungen an die stoffliche Verwertung von mineralischen Abfällen/Reststoffen - Technische Regeln” (LAGA 1997) festgelegt. Ziel dieses Papiers ist ein bundeseinheitlicher Vollzug, der sich in der Praxis aller-dings noch nicht verwirklichen ließ.

4.7 Beitrag zur Beurteilung der Auswirkungen von Maßnahmen im Bauwesen

Die Maßnahmen zur besseren Datenerfassung sollen bewirken, dass sich die Menge der zu erwartenden Abfälle des Bauwesens nicht mehr wesentlich von der in der Abfallwirtschaft registrierten Menge unterscheidet. Die vorgeschlagenen Maßnahmen zur Kontrolle des Voll-zuges der Gesetze werden eine einheitlichere Umsetzung der bereits bestehenden Gesetze bezüglich Baurestmassen in Österreich ermöglichen; sie werden dazu beitragen, Baurest-

1 “Die Behörden des Bundes.....haben bei Bauvorhaben und sonstigen Aufträgen zu prüfen, ob und in welchem Umfang Erzeugnisse eingesetzt werden können, die sich durch Langlebigkeit, Reparaturfreundlichkeit und Wiederverwendbarkeit oder Verwertbarkeit auszeichnen, im Vergleich zu anderen Erzeugnissen zu weniger oder zu schadstoffärmeren Abfällen führen oder aus Abfällen zur Verwertung hergestellt worden sind.” (§ 37 Abs. 1 KrW-/AbfG)

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 43

Page 56: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

massen zielführend zu verwerten bzw. zu entsorgen und illegale Ablagerungen von Baurest-massen zu verhindern. Die vorgeschlagenen Maßnahmen für Planung und Ausschreibung werden dazu führen, dass die Standardleistungsbeschreibung vereinheitlicht wird, dass Recyclingbaustoffe verstärkt zum Einsatz gelangen. Ähnliche Auswirkungen sind von einer konsequenten Anwendung der Standardleistungsbeschreibung durch die öffentliche Hand zu erwarten. Sowohl Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen, als auch Maßnahmen zur Bewusst-seinsbildung und Information werden bewirken, dass sich die Abfalltrennung am Bau zuneh-mend durchsetzen wird und das Wissen, wann und wie Altbaustoffe wieder eingesetzt werden können, weiter verbreitet wird. Die vorgeschlagenen Forschungsmaßnahmen zielen haupt-sächlich auf die Entwicklung neuer Baumaterialien ab, die mehrmals wiederverwertet werden könnten, bzw. in einer Inertstoffdeponie gelagert oder durch Verbrennung entsorgt werden können. 4.8 Diskussion der Ergebnisse und Schlussfolgerungen

In der vorliegenden Studie wurden die vier Ziele des Abfallwirtschaftsgesetzes als Kriterien für den anzustrebenden SOLL-Zustand der Abfallwirtschaft im Bauwesen der Steiermark her-angezogen. Ziel 1, der Schutz des Menschen und der Umwelt, kann im Bauwesen nur dann erfüllt werden, wenn die Grenzwerte der Deponieverordnung für abzulagernde Baurestmassen eingehalten werden. Ziel 2 des Abfallwirtschaftsgesetzes, die Schonung von Rohstoffen und Energie, ist in der Abfallwirtschaft im Bauwesen der Steiermark noch mehr zu implemen-tieren. Es existieren nur Daten über die an Bauschuttdeponien angelieferten Baurestmassen und den tatsächlich deponierten Mengen. Im IST-Zustand werden rund 0,17 Tg/a (Quelle: BRIST, Kapitel 2.7.1 Baurestmassen- und Bodenaushubdeponien, Tabelle 2-99: Anlieferun-gen Bauschuttdeponien 1997 in der Steiermark) der an Bauschuttdeponien angelieferten Materialien wieder ausgeschleust. Basierend auf den Erhebungen des Projektes “BRIST” läßt sich berechnen, dass in der Steiermark insgesamt 1,5 bis 2,25 Tg/a sekundäre Rohstoffe (exklusive Bodenaushub) gewonnen werden könnten. Diese könnten einen Anteil von 15 % bis 25 % der gesamten primären Baumaterialien ersetzen (SOLL-Zustand). Grundsätzlich kann durch die Verwendung sekundärer Baustoffe auch Energie eingespart werden. Die eingesparte Menge ist hauptsächlich abhängig von der Art der Aufbereitung in mobilen bzw. stationären Anlagen. Ziel 3 des Abfallwirtschaftsgesetzes, die Schonung von Deponievolumen, könnte in der Steiermark durch thermische Entsorgung brennbarer Bauabfälle und ein gesteigertes Recycling von wiederverwertbaren Baurestmassen besser erfüllt werden; es könnte ein Deponievolumen von rund 100.000m3 pro Jahr eingespart werden. Für das Erreichen des Zieles 4 des Abfallwirtschaftsgesetzes, der nachsorgefreien Deponie, ist noch Forschungsarbeit notwendig. Es muss festgestellt werden, ob die aus Bauschuttdeponien in den Boden gelangenden Substanzen die natürliche Zusammensetzung von Boden und Grundwasser in der Region auch langfristig nicht wesentlich verändern. Stoffliche Gütekriterien für sekundäre Baumaterialien, wie sie beispielsweise von der Länder-arbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA 1997) festgeschrieben wurden, können bei der Aufberei-tung von sortierten Baurestmassen eingehalten werden. Diese Grenzwerte (Tabelle 4-10) lie-gen allerdings für die Elemente Chrom und Blei um eine Größenordnung über deren Gehalten in natürlichen Materialien (siehe Tabelle 4-8). Es ist zu beachten, dass bislang eine gezielte

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 44

Page 57: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 45

Abminderung von Elementen bei der Aufbereitung nicht möglich ist. Der Input in die Aufbe-reitungsanlagen bestimmt stofflich das Endprodukt. Schließlich wurden in dieser Studie in Zusammenarbeit mit der Bauwirtschaft Maßnahmen für die zielführende Bewirtschaftung von Baurestmassen in der Steiermark erarbeitet. Das Maßnahmenbündel wurde mit Vertretern des Bundesministeriums für Umwelt, Jugend und Familie, der Steiermärkischen Landesregierung, der Landesbaudirektion, der Landesinnung der Baugewerbe, mit Vertretern des Fachhochschul-Studienganges Bauplanung und Baumanagement und anderen diskutiert. In Tabelle 4-12 sind die ausgearbeiteten Maßnahmen aufgelistet und mit den verschiedenen Themenbereichen, denen sie zugeordnet werden können, verknüpft. In der Diskussion stießen vor allem die gesetzlichen Maßnahmen und die Maßnahmen für die Planungs- und Ausschreibungsphase auf große Zustimmung. Tabelle 4-12 zeigt, dass drei Maßnahmen jeweils drei Themenbereiche berühren, nämlich

• Maßnahme 4: “Nutzung der gesetzlichen Rahmenbedingungen, um die Überwachung der Bauvorhaben durch die Baubehörde zu ermöglichen” fällt in die Bereiche “Gesetzliche Maßnahmen”, “Kontrollmaßnahmen” und “Datenerfassung”

• Maßnahme 9: “Abklärung, in welcher Form und Zusammensetzung und für welchen Ein-satzzweck recyclierte Baurestmassen als Ersatz für Primärmaterial ohne gesonderte Zu-stimmung des Bauherrn verwendet werden können” fällt in die Bereiche “Maßnahmen für die Planungs- und Ausschreibungsphase”, “Forschungsbedarf” und “bessere Ressourcen-nutzung” und

• Maßnahme 11: ”Standardleistungsbeschreibung für Private: Empfehlungen” fällt in die Be-reiche “Maßnahmen für die Planungs- und Ausschreibungsphase”, “Aus- und Weiterbil-dung” und “Bewusstseinsbildung und Information”.

Bis auf Maßnahme 25, die „Erfolgskontrolle der gesetzten Maßnahmen“ die zwangsläufig alle getroffenen Maßnahmen tangiert, lassen sich alle anderen Maßnahmen zwei, bzw. einem Themenbereich zuordnen. Die Priorität für die Umsetzung der Maßnahmen 4, 9 und 11 sind sowohl für die Abfallwirt-schaft, als auch für die Bauwirtschaft groß; die Wahrscheinlichkeit, dass diese Maßnahmen durchgesetzt werden, erscheint für Maßnahme 4 mittel, für Maßnahme 9 groß und für Maß-nahme 11 klein. Der Zeitrahmen für eine mögliche Umsetzung der drei genannten Maßnah-men erscheint jeweils kurzfristig (1 - 5 Jahre) (siehe Gewichtungstabelle Tabelle 4-13)

Page 58: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 46

Maßnahmengruppe I II III IV V VI VII VIII Daten gesetzliche

MaßnahmeKontrolle Vollzug

Planung Ressourcen-nutzung

Monetäre MA

Aus-bildung

Bewußtseinsbildung u. Information

Forschung

M 1: BRM-Nachweisformular f. alle Bauvorhaben X X M 2: Art- u. Mengenerfassung von BRM an Annahmestelle X M 3: Einheitliche Regelung bezüglich BRM in Bauordnungen X X M 4: Nutzung gesetzlicher Rahmenbed. zur Überwachung d. Bauvorhaben X X X M 5: Verpflichtung der öffentlichen Hand zur Umsetzung d. Gesetze X X M 6: Überwachung des Vollzuges der Gesetze X M 7: Verhinderung illegaler Ablagerungen von BRM X M 8: Vereinheitlichung der SLB für alle Bauvorhaben X M 9: Einsatz von recycl. BRM ohne gesonderte Zust. d. Bauherrn X X X M 10: Konsequente Anwendung der SLB für d. öffentliche Hand X X M 11: SLB für Private: Empfehlungen X X X M 12: Förderg. d. Einsatzes v. unbedenklichen Baumat. durch Auszeich. X X M 13: Renovieren statt neu bauen X M 14: Bevorzugen d. Recyclings bei öffentl. Aufträgen X X M 15: Förderung v. Innovationen zur Sammlung u. Wiederverwertung v. BRM X X M 16: Ressourcenabgaben X M 17: Schulungen X X M 18: Ökologische Betriebsberatung X M 19: Standardisierung vom Ökobilanzen X M 20: Erarbeiten von Musterverträgen X M 21: Empfehlung “Recycling Börse Bau” X M 22: Info. Der Auftraggeber bzw. -nehmer über die AWS im Bauwesen X M 23: Überwindung d. Widerstände gegen d. BRM-Recycling X M 24: Installation eines Gremiums f. Erfahrungsaustausch X M 25: Erfolgskontrolle der gesetzten Maßnahmen X X X X X X X X X M 26: Einheitliche Art- und Mengenerfassung in der Bauwirtschaft X X M 27: Ermitteln d. Emissionen infolge Behandlung von BRM X X M 28: Förderung d. Entwicklg. von qualitätvollen Baumaterialien X M 29: Förderung d. Bewertung d. Baumaterialien X X M 30: Best. ökol. Güterkrit. f. d. Wiederverw. u. Endlagerqualität v. BRM X X

Tabelle 4-12: Matrix der ausgearbeiteten Maßnahmen

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Page 59: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

4.9 Literatur

Amt der Salzburger Landesregierung (1997) “Ökologisch orientiertes Bauen - Bauausschrei-bungen - Bestimmungen zum Umweltschutz”, Abteilung 6, Landesbaudirektion

Bach, H., Bruck, M., Fellner, M., Vogel, G. (1999) „Ökologische Bewertung des Baustoff-recyclings“, Verleger: Land Salzburg, vertreten durch die Abteilung 16 Umweltschutz; Postfach 527, 5010 Salzburg

Bruchmann, U. et al. (1998) “Arbeitshilfen Recycling” Hrsg.: Bundesministerium für Raum-ordnung, Bauwesen und Städtebau, Bundesministerium der Verteidigung, Bonn

Brunner, P. H. (1992) “ Wo stehen wir auf dem Weg zur Endlagerqualität?” Österreichische Wasserwirtschaft, 9/10, 269 - 273

Brunner, P. H., Stämpfli, D. M. (1993) "Material Balance of a Construction Waste Sorting Plant (SORTAG)", Waste Management & Research, 11.

EU (1995), Construction and Demolition Waste Project in the Framework of the Priority Waste Stream Programme of the European Commission. Report of the Project Group to the European Commission. Symonds Travers Morgan /ARGUS

Fiedler, H. J., Rösler, H. J. (1993) “Spurenelemente in der Umwelt” Gustav Fischer Verlag, Jena Stuttgard

König, H. (1998) „Ökologische Untersuchung von Asphalt“, Diplomarbeit am Institut für Baustofflehre, Bauphysik und Brandschutz, Fakultät für Bauingenieurwesen, Tech-nische Universität Wien

LAGA (November 1997) Mitteilungen der Länderarbeitsgemeinschaft Abfall, 20, “Anforde-rungen an die stoffliche Verwertung von mineralischen Reststoffen/Abfällen; Tech-nische Regeln; II 1.4 Bauschutt”, Erich Schmidt Verlag, Berlin

Lauritzen, E. K., Hansen, T.C. (1997) “Recycling of Construction and Demolition Waste 1986-1995” Orientering fra Miljostyrelsen (Environmental Review) Nr.6, Ministry of Environment and Energy, Denmark

Preisig, H., Viriden, K. (1995) "Ökologische Aspekte des Bauens - Sia Dokumentation D0122", Sia, Schweizer Ingenieur- und Architektenverein, Zürich, Schweiz

Richtlinie für die Verwertung mineralischer Bauabfälle (Juli 1997) Hrsg.: Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL), Bern

Rosenberger, P. (1998) „Recycling Beton“ Diplomarbeit am Institut für Baustofflehre, Bau-physik und Brandschutz, Fakultät für Bauingenieurwesen, Technische Universität Wien

Schachermayer, E., Lahner, T., Brunner, P. H. (1998) "Stoffflussanalyse und Vergleich zweier Aufbereitungstechniken für Baurestmassen" 99 UBA Monographien, Umweltbundesamt, Wien

Schönbauer, A., Reiner, I., Glenck, E., Smidt, E., Obernosterer, R. Schachermayer, E., Rech-berger, H., Fehringer, R., Daxbeck, H., Stark, W., Brunner, P. H. (1997) „Zukünftige Anforderungen an die Abfallwirtschaft in der Steiermark für den Übergang zu einer nachhaltigen Stoffflusswirtschaft“, Technische Universität Wien, Institut für Wassergüte und Abfallwirtschaft, Abteilung Abfallwirtschaft, A-1040 Wien, Karlsplatz 13

SIEBER CASSINA+PARTNER; Amt für Umweltschutz und Energie Baselland, (1991) "Stoffflussanalyse der Bauabfallsortieranlage BASORAG". Hrsg. Amt für Umwelt-schutz und Energie Kanton Basel-Landschaft, Basel.

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 47

Page 60: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Walker, I., Dohmann, M., (1994) "Grundlagenuntersuchungen zur Beurteilung der Umwelt-verträglichkeit von Bauschutt und Baustellenabfällen". Hrsg. Institut für Siedlungswas-serwirtschaft, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, Aachen.

Wedepohl, K. H. (1984) “Die Zusammensetzung der oberen Erdkruste und der natürliche Kreislauf ausgewählter Metalle, Ressourcen” in “Metalle in der Umwelt” E. Merian (Hrsg.), Verlag Chemie, Weinheim

Zimmermann, P., Doka, G., Huber, F., Labhardt, A., Menard, M. (1996) "Ökoinventare von Entsorgungsprozessen", ESU-Reihe Nr. 1/96, Institut für Energietechnik Gruppe Ener-gie-Stoffe-Umwelt, Eidgenössische Technische Hochschule Zürich

4.10 Anhang

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite 48

Page 61: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Anhang

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite A - 1

Page 62: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite A - 2

Page 63: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

A - 4.1 Anhang - Glossar Abbruch: Abriss eines Gebäudes ohne Neu- oder Umbau; Synonym auch für dabei anfallen-

den Bauschutt.

Abfallwirtschaft: Als Teilgebiet der Materialwirtschaft innerhalb der Volkswirtschaft ist die Abfallwirtschaft danach auszurichten: (1) Schutz des Menschen und der Umwelt, (2) Schonung der Rohstoff- und Energiereserven, (3) Schonung von Deponievolumen, und (4) Vorsorgeprinzip. Folgende Grundsätze gelten: (1) Abfallvermeidung, (2) Abfallver-wertung und (3) Abfallentsorgung. Die Träger der Abfallwirtschaft sind private, halbpri-vate und öffentliche Unternehmen, im letzteren Falle Gemeinden oder Zweckverbände.

Abgangsrate: Verhältnis Baurestmassen-Anfall und Bestand (in % vom Lager)

Adaptierungen: Überbegriff für Bautätigkeiten wie Um-, Aus-, Zu-, Einbau, Instandhaltung und Sanierung von Bauwerken

ALSAG: Altlastensanierungsgesetz

Anfall an Baurestmassen: Gesamtmenge der anfallenden Baurestmassen ohne Unterschei-dung hinsichtlich ihres Entsorgungsweges (Einbau vor Ort, Zwischenlagerung, Recyclie-rung, Deponierung, etc.)

Asphalt: Natürlich vorkommendes oder technisch hergestelltes Gemisch aus Bitumen oder bitumenhaltigen Bindemitteln und Mineralstoffen sowie gegebenenfalls weiteren Zu-schlägen und/oder Zusätzen.

Asphaltaufbruch: In Schollen gebrochenes, bituminöses Mischgut, das vorwiegend beim Straßenaufbruch anfällt (Verwertung im Straßenbau oder Deponierung).

Asphaltbeton: Straßentechnischer Ausdruck für eine bestimmte Asphaltsorte, die nach dem „Betonprinzip“ aufgebaut ist. Asphaltbeton wird nicht unter Zugabe von hydraulischen Bindemitteln (Zement) hergestellt, ist daher kein Beton.

Bauabfälle: Synonym für Baurestmassen (Abfälle aus dem Bauwesen)

Baurestmassen: Laut BGBl. Nr. 164/1996 Deponieverordnung, § 2 Begriffsbestimmungen, werden Baurestmassen als „ein Gemenge von bei Bau- oder Abbrucharbeiten anfallenden Materialien, wie insbesondere Bodenaushub, Betonabbruch, Asphaltaufbruch und mine-ralischer Bauschutt„ definiert.

Baurestmassendeponie: für die Ablagerung von Inertabfällen mit geringen Schadstoffgehal-ten (reaktionsträge, nicht verwertbare Rückstände aus dem Abbruch von Baulichkeiten). Zu den Baurestmassen die lt. Deponieverordnung auf einer Baurestmassendeponie abge-lagert werden dürfen, zählen: Beton, Silikat-, Gipsbeton, Ziegel, Porzellan, Mörtel und Verputze, Kies, Sand, Asphalt, Bitumen, Glas, Faserzement, Asbestzement, Klinker, Flie-sen, Kalksandstein, Natursteine, gebrochene natürliche Materialien, Mauersteine auf Gipsbasis, Stukkaturmaterial, Kaminsteine und Schamotte aus privaten Haushalten.

Baurestmassennachweisformular: Formular zum Nachweis von nicht gefährlichen Abfällen im Sinne der Abfallnachweisverordnung.

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite A - 3

Page 64: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Bauschutt (Schlüsselnummer 31409): Überbegriff für mineralische Stoffe (nicht kontami-nierte Matrix), auch mit geringfügigen Fremdanteilen (z.B. Kunststoffe, Holz). Diese Fremdanteile stammen von Baumaterialien und Bauteilen, die ursprünglich in funktiona-lem Zusammenhang mit dem Bauwerk standen und nicht getrennt von mineralischen Bauschutt ausgebaut wurden. Gegenwärtig fällt Bauschutt von Bauwerken an, die vorran-gig in Mauerwerksbauweise und in Mischbauweise errichtet wurden. Anteile von Beton-abbruch (Schlüsselnummer 31427) können durchaus im Bauschutt enthalten sein. Nicht als Bauschutt gilt jedoch reiner Betonabbruch, der in größeren Mengen im Zuge eines Baugeschehens anfällt und getrennt von anderen mineralischen Baurestmassen gesammelt und behandelt wird. Asbesthaltiger Faserzement muss getrennt von Bauschutt erfasst werden und wird den Sonstigen Baurestmassen zugeordnet. Der Bauschutt besteht aus Baumaterialien und Bauteilen (Erdreich, Beton mit/ohne Bewehrungsstahl, Ziegelmauerwerk, Fliesen, Kalksandstein, Mörtel, Gips, Blähton, Holz, Leichtbauplatten, Sand, Kunststoffe, Metalle, Steinwollplatten, Papier, Bitumen, Teer, Pech, Farben, Klebstoffe, etc), die beim Ausbau, Rückbau und Abbruch von Bauwerken (außer Straßen) anfallen. In der Fachliteratur als Abbruchschutt oder Mischabbruch bezeichnet. In geringeren Mengen fallen in der Praxis weiters an: Leitungen und Rohre, Altmetall, usw., welche im Prinzip den Baustellenabfällen zugeordnet sein sollten.

Baustellenabfälle (ÖNORM S2100 - Schlüsselnummer 91206): Gemisch aus unterschied-lichsten festen Abfällen (überwiegend nichtmineralischer Natur, auch mit geringfügigen Fremdanteilen), die bei baulichen Maßnahmen anfallen, die nicht nach Stoffgruppen ge-trennt erfasst und entsorgt werden (konnten). Die Baustellenabfälle entstehen entweder durch eine bewusst gemischte Sammlung zum Zwecke einer etwaigen späteren Sortierung oder als nicht getrennt erfassbarer Restabfall. Die Abgrenzung zu Bauschutt und anderen Anteilen von Baurestmassen ergibt sich vor allem durch die Vermischung. Unter diesem Begriff werden alle Rückstände (mineralisch, nichtmineralisch, Holz, Metalle, Kunststoffe, Papier, Pappe, Sperrmüll), die bei Neubau, Ausbau und Sanierung von Bauwerken anfallen und in eigens dafür vorgesehenen Containern gesammelt werden. Ausgeschlossen sind hier gefährliche Abfälle und Küchenabfälle, die bei Bauarbeiten anfallen.

Bautätigkeiten: Aktivität, die Neu-, Um-, Aus-, Instandhaltung, Instandsetzung, Reparatur, Rückbau, Sanierung, Abbau und Abbruch von Bauwerken umfasst. Es sind dies Tätigkei-ten der Bauindustrie, des Bauhaupt-, Bauneben- und Bauhilfsgewerbe, der Bauinstallation und Bauaktivitäten im Wirkungsbereich von Bund, Ländern und Gemeinden, sowie private Bautätigkeiten.

Bauwerk: Sämtliche Bauten des Bauwesens (Gebäude wie Wohnanlage, Einfamilienhäuser; Infrastruktur wie Straßen, Leitungen).

Bauwesen: Sämtliche Aktivitäten im Zusammenhang mit Neubau, Adaptierungen und Ab-bruch von Bauwerken.

Bauwirtschaft: Das System "Bauwirtschaft" beinhaltet den Einsatz von sämtlichen Baumate-rialien, die vorhandenen Lager und die Bewirtschaftung der Baurestmassen.

Behandlungsanlage: Hier verwendet als Synonym für Sortier-, Behandlungs- oder Wieder-verwertungsanlage.

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite A - 4

Page 65: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Bestandsdauer: Als Maß wird hier die Abgangsrate herangezogen

Betonabbruch (Schlüsselnummer 31427): Bauteile aus Beton, die im Hoch- und Tiefbau (Gebäude und Infrastruktur) als Abfall bei der Trennung auf Baustelle von Beton und an-deren Baurestmassen anfallen (mit oder ohne Bewehrung), überwiegend aus Beton und weitgehend frei von Verunreinigungen (Ziegelbruch, Gips) sind und zum Zwecke einer Verwertung getrennt erfasst werden. Diese Baurestmassen sind im Bauschutt (Schlüssel-nummer 31409) enthalten. Weiters als Betonabbruch gelten Silikatbeton, Gasbeton (z.B. Ytong), Holzbeton und Faserzement (z.B. Eternit).

Bewirtschaftung von Baurestmassen: Sammlung, Transport, Behandlung, Verwertung und Entsorgung von Baurestmassen.

Bituminöses (Straßenbau-)Mischgut: Besteht aus Mineralstoffgemischen (Basalt, Diabas, Granit; Hochofen-, Hüttenschlacke), Mineralstoffen unterschiedlichster Körnungen, Füll-stoffen (Gesteinsmehl), Edelsplittkörnungen und bituminösen Bindemitteln (Bitumen, Teer).

Bodenaushub (Schlüsselnummer 31411): Erdaushub und Abraummaterial Bodenaushub, sofern der Anteil an Baurestmassen nicht mehr als 5 Vol % beträgt, ist kein Abfall im Sinne des Altlastensanierungsgesetzes. Nicht verunreinigter Bodenaushub sind natürlich gewachsene oder bereits verwendete, jedoch ehemals natürlich gewachsene Locker- und Festgesteine (Boden, Sand, Kies, Lehm, Ton, Felsgesteine), die in ihrer stofflichen Zu-sammensetzung nicht nachteilig verändert wurden (Mutterboden inkl. Humus) und bei Bauarbeiten anfallen (Verlegung von elektrischen Leitungen, Errichtung von Be- und Entwässerungskanälen, Straßenbaumaßnahmen und Errichtung von Wohn- und Ge-schäftsgebäuden). Verunreinigungen wie Chemikalien, Beton-, Ziegel-, Fliesenteile, Bau-schutt, Baumischabfälle und organische Abfälle können vorkommen. Die Zusammen-setzung hängt sowohl von den örtlichen geologischen Gegebenheiten als auch von der Art der Baumaßnahmen und von der Trennleistung auf Baustelle ab.

Bodenaushubdeponie: für die Ablagerung von Inertabfällen mit sehr geringen Schadstoff-gehalten (nicht verwertbarer Aushub und Abraum von natürlich gewachsenen Böden), ausgenommen verfestigte Abfälle, Asbestabfälle und Asbestzementprodukte.

Bodenmaterial: Überbegriff für die gesamte Masse an Bodenaushub, Bodenanteil in anderen Baurestmassen ohne Verunreinigungen (z.B. Beton-, Ziegelabbruch, Metallteile).

BRM: Baurestmassen

Deponie: Im Sinne der Verordnung über die Ablagerung von Abfällen wurde 4 Deponietypen festgelegt: 1. Bodenaushubdeponie (§ 4 Abs. 1) 2. Baurestmassendeponie (§ 4 Abs. 2) 3. Reststoffdeponie (§ 4 Abs. 3) 4. Massenabfalldeponie (§ 4 Abs. 4)

EGW: Einwohnergleichwert: fiktive Einwohnerzahl, ermittelt als Quotient aus der täglichen Fracht von häuslichem + industriell-gewerblichem Schmutzwasser (l/d) oder Schmutz-wasserinhaltsstoffen (g/d) und der angenommenen, täglichen Fracht eines Einwohners an häuslichem Schmutzwasser (l/E.d).

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite A - 5

Page 66: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Erhaltung: Sanierungsmaßnahmen und Reparaturen an bestehenden Bauwerken.

EW: Einwohner

Fluss: Transport von Gütern oder Stoffen zwischen Prozessen (Mg Baurestmassen/Jahr).

Flux. Transport von Gütern oder Stoffen in Masse pro Zeit- und Querschnitteinheit (Mg Bau-restmassen/Einwohner*Jahr).

Fräsasphalt: Durch lagenweises Fräsen kleinstückig gewonnener Asphalt.

Gut: In der Methodik der Stoffflussanalyse ist ein Gut eine handelbare Substanz, die aus einem oder mehreren Stoffen besteht (z.B. Asphalt, Wasser, Bodenmaterial, Baurest-massen). Dabei kann ihr Handelswert auch negativ sein (z.B. Baurestmassen, Restmüll). Ebenso zählen sogenannte "freie Güter" dazu (z.B. Luft).

Güterbilanz: Mengenmäßige Gegenüberstellung von Input, Lagerauf- bzw. -abbau sowie Output eines Prozesses oder eines Systems.

Hilfsstoffe: Betonverflüssiger, Betonbeschleuniger, Schalöl, usw.

Hochbau: Teilbereich des Bauwesens, das sich mit der Errichtung von Gebäuden befasst, die im wesentlichen über dem Erdboden liegen. Es sind Bauwerke, die durch Wände, Decken, Dächer und durch Ausbauelemente wie Treppen, Türen, Fenster und Fußböden als wesentliche Konstruktionsteile gekennzeichnet sind.

Input: Fluss von Gütern oder Stoffen in einen Prozess oder in ein System.

Inputvariabel: Eingangsparameter für das Modell (z.B. Einsatz an Baumaterialien, Bestands-dauer)

Instandhaltung: Instandhaltung sind Arbeiten, die laufend anfallen und von der Bewitterung, der Alterung von Baustoffen und von der widmungsgemäßen Benützung des Bauwerkes herrühren (neu ausmalen, Austausch von Hausteilen). Sie dienen der Erhaltung der Ge-brauchsfähigkeit einer baulichen Anlage. Dagegen werden die in größeren und unregel-mäßigen Abständen anfallenden Maßnahmen der Behebung von baulichen Mängeln in-folge Bewitterung, Alterung, Abnutzung, die zur Erhaltung des widmungsgemäßen Zu-standes des Gebäudes erforderlich sind, als Instandsetzung bezeichnet. Diese baulichen oder sonstigen Mängel oder Schäden können auch durch längeres Unterlassen der In-standhaltung oder durch außergewöhnliche Ereignisse (z.B. Brand, Sturm, Hochwasser) entstanden sein (Synonym: Instandsetzung).

Lager: Bestehende Masse an Netz- und Bauwerken in einem Prozess oder System (in Mg/Einwohner).

Lagern: Lagern im Sinne des Altlastensanierungsgesetzes ist das länger als einjährige Lagern von Abfällen

Lagerveränderung: Die berechnete Differenz zwischen dem gesamten Input und dem gesamten Output für einen Prozess. Die Lagerveränderung kann positiv (Lagerzuwachs) oder negativ (Lagerabbau) sein (in Mg/a).

Mg: Megagramm, entspricht einer Tonne

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite A - 6

Page 67: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Modell: Mathematische Beschreibung der Zusammenhänge zwischen ausgewählten Varia-blen; im Band 5: Abschätzung des Baurestmassen-Anfalls als Funktion einer durch-schnittlichen Bestandsdauer von Bauwerken oder als Funktion des jährlichen durch-schnittlichen Einsatzes an Baumaterialien.

Netzwerke: Netz von Verkehrswegen und Leitungen (Als Teil der Infrastruktur im Tiefbau), die zum Transport von Personen/Gütern (z.B. Autobahn, Forstwege, Abwasserkanäle) und/oder von Energie/Strom (z.B. Elektrizität, Gas) dienen.

Neubau: Aufbau eines neuen Bauwerkes.

Output: Fluss von Gütern oder Stoffen aus einem Prozess oder einem System (Fluss- oder Fluxeinheit)

Outputvariabel: Parameter eines gegebenen Modells; der Wert (oder das gelieferte Ergebnis) einer Outputvariabel kann hier beispielsweise der Baurestmassen-Anfall sein.

Prozess: Teilsystem, in dem Transformation, Lagerung, Transport oder andere Behandlung von Gütern bzw. Stoffen vorkommen.

PTA: Post & Telekom Austria

RBB: Recycling Börse Bau

Recycling Börse Bau: Eine Einrichtung im Dienste der Wiederverwertung mineralischer Baurestmassen und Recycling-Baustoffe – Vermittlung von Angebot und Nachfrage.

Recyclingrate: Anteil (in %) der in der Abfallwirtschaft insgesamt erfassten (d.h. dokumen-tierten) Baurestmassen, die einer Baurestmassen-Aufbereitungsanlage zur Herstellung von Recyclingbaustoffen zugeführt werden.

Rückmeldungsrate (Erfassungsquote): Anteil (in % vom Gesamtanfall) der im Bauwesen insgesamt anfallenden Baurestmassen, die in der Abfallwirtschaft dokumentiert werden.

Rückbau: Umbau eines Bauwerks, insb. im Straßenbau, mit dem Ziel einer Größenreduktion.

RVS: Richtlinien und Vorschriften für den Straßenbau

Sanierung: Verbesserung, Modernisierung von Bauwerken

Sensitivitätsanalyse: Berechnung neuer Werte für Outputvariablen (z.B. jährlicher Baurest-massen-Anfall) aufgrund von Variationen bei Inputvariablen (z.B. durchschnittliche Be-standsdauer, Einsatz an Baumaterialien).

Sonstige Baurestmassen: Überbegriff für verschiedene Abfälle aus dem Bauwesen, wie chemisch verunreinigten Bauschutt, Asbestzement, Asbestabfälle, Asbeststäube, Asbest-zementstäube.

Sonstiger Hochbau: Gebäude, die nicht zu Wohnzwecken genutzt werden. Dazu zählen z.B. Industriebauten, Bürogebäude, Geschäfte, Schulen, öffentliche Gebäude.

Sonstige Netzwerke: Die im Bauwesen zusammengefassten Lager wie z.B. die Telefon- und Stromleitungen.

Sonstige Verwertung und Entsorgung: Umfasst sämtliche Verwertungs-, Verwendungs- und Entsorgungsarten, die mit Müllabfuhr, Aufbereitungsanlagen und Baurestmassende-ponien nicht abgedeckt sind.

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite A - 7

Page 68: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Stoff: Chemisches Element oder dessen Verbindungen.

Stoffflussanalyse: Methodik der Bilanzierung von Prozessen und Systemen auf Güter und/oder Stoffebene.

Straßenaufbruch (Schlüsselnummer 31410): Jene Baurestmassen, die bei der Erneuerung, der Erhaltung, dem Rückbau und dem Abbruch von Verkehrsflächen anfallen. Es handelt sich dabei um das Material der Trag- und Deckschichten, welches bituminös gebunden (Altasphalt), hydraulisch gebunden (Beton, Stahlbeton), emulsionsstabilisiert, hydraulisch stabilisiert oder wassergebunden (ungebunden) sein kann. Für den Unterbau (Dammkörper) und ggf. auch den verbesserten Untergrund wurde in vielen Fällen natür-lich gewachsenes Erd- und Gesteinsmaterial verwendet; das ungebundene - eventuell auch das stabilisierte - Material soll beim Aushub dem Bodenaushub (SN 31411) oder dem Bauschutt (SN 31409) zugeordnet werden, solange nicht für ungebundene oder sta-bilisierte Abfälle aus dem Straßenbau eine eigene Schlüsselnummer existiert. In geringen Mengen können weiters anfallen:

* Rand- und Pflastersteine * Leitungen und Rohre * Altmetalle * Sand, Kies, Schotter und Erdreich aus Unterbau und Tragschichten * teergebundene Straßenbaustoffe

Straßenbau: Errichtung und Erhaltung von Straßen (Verkehrswege) und zugehörigen Bauten wie Parkplätzen, Brücken, Tunnels sowie die zugehörigen Bautätigkeiten.

Systemgrenzen: Grenzen des Systems „Bauwirtschaft Oberösterreichs„ in räumlicher Hin-sicht (Bundesland Oberösterreich; ober- und unterirdische Bestandteile von Bauwerken) sowie in zeitlicher Hinsicht (Bilanzierungsjahr 1995/96 bzw. Jahresdurchschnittwerte aus anderen Jahren.

Systemidentifikation: Beschreibung der Zusammensetzung eines gegebenen Systems nach Prozessen (inkl. Lager) und deren Verbindungen (Güterflüsse: Import, Export, Input, Output)

Szenario: Möglicher Zustand eines Systems (Baurestmassen-Anfall) zu einem bestimmten Zeitpunkt

Tg: Teragramm, entspricht 1 Million Tonnen

Tiefbau: Teilgebiet des Bauwesens exkl. Hochbau, das die Bereiche Straßen- und Schienen-bau, Wasserver- und Abwasserentsorgungsbau, Strom- und Telefonleitungsbau, Fern-wärme- sowie Erdgasleitungsbau umfasst.

Transferkoeffizient: Verhältnis zwischen Input- und Output-Flüssen eines Prozesses.

Umbau: Bauliche Veränderung von Bauwerken.

Variable: Eingangsparameter in einem mathematischen Modell

Verfuhr: Transport der BRM auf ein Zwischenlager, eine Recyclinganlage bzw. auf eine De-ponie.

Wasserbau: Sämtliche Wasser- und Abwasserkanalsysteme inkl. Wasserbehälter und Klär-anlagen.

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite A - 8

Page 69: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite A - 9

Wiederverwendung: Die Wiederverwendung einer Sache ist, lt. AWG, der neuerliche be-stimmungsgemäße Einsatz.

Wiederverwertung: liegt vor, wen ein Abfall unmittelbar zur Herstellung eines neuen Pro-duktes eingesetzt wird, bzw. die aus einem Abfall gewonnenen Stoffe nachweislich ein-gesetzt werden.

Wohnbau: Ein- und Mehrfamilienhäuser zu Wohnzwecken

Zwischenlagern: Anlage, in der Abfälle erstmalig nicht länger als ein Jahr, mit der Absicht gelagert werden, sie einer Abfallbehandlung oder Verwertung zuzuführen (siehe im Gegensatz dazu „Lagern„).

Page 70: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Maßnahmen

Umweltrelevanz* Priorität Abfall-

wirtschaft*

Priorität Bauwirtschaft*

Durch-führungs-potential*

Ökonomisches Umsetzungs-

potential*

politische Akzeptanz*

Zeitrahmen*

M 1: BRM-Nachweisformular für alle Bauvorhaben nicht vorhanden mittel mittel mittel - mittel nicht bekannt

M 2: Art- und Mengenerfassung von BRM an Annahmestelle nicht vorhanden mittel mittel mittel - mittel nicht bekannt

M 3: Einheitliche Regelung bezüglich BRM in Bauordnungen nicht vorhanden groß groß klein mittel klein mittelfristig (5-20 Jahre)

M 4: Nutzung gesetzlicher Rahmenbed. zur Überwachung d. Bauvorhaben nicht vorhanden groß groß mittel - nicht bekannt kurzfristig (1-5 Jahre)

M 5: Verpflichtung der öffentlichen Hand zur Umsetzung d. Gesetze nicht vorhanden mittel mittel mittel klein groß kurzfristig (1-5 Jahre)

M 6: Überwachung des Vollzuges der Gesetze groß groß groß mittel - groß kurzfristig (1-5 Jahre)

M 7: Verhinderung illegaler Ablagerungen von BRM mittel groß groß klein - nicht bekannt nicht bekannt

M 8: Vereinheitlichung der SLB für alle Bauvorhaben groß groß groß klein - groß kurzfristig (1-5 Jahre)

M 9: Einsatz von recycl. BRM ohne gesonderte Zust. d. Bauherrn nicht vorhanden groß groß groß klein groß kurzfristig (1-5 Jahre)

M 10: Konsequente Anwendung der SLB für d. öffentliche Hand groß groß groß klein - groß kurzfristig (1-5 Jahre)

M 11: SLB für Private: Empfehlungen groß groß groß klein - groß kurzfristig (1-5 Jahre)

M 12: Förderg. des Einsatzes von unbedenklichen Baumater. durch Auszeichnung groß groß mittel mittel nicht bekannt groß mittelfristig (5-20 Jahre)

M 13: Renovieren statt neu bauen groß groß mittel mittel mittel nicht bekannt kurzfristig (1-5 Jahre)

M 14: Bevorzugen der Recyclings bei öffentlichen Aufträgen groß groß groß groß mittel groß kurzfristig (1-5 Jahre)

M 15: Förderung von Innovationen zur Sammlung und Wiederverwertung von BRM klein klein mittel mittel - nicht bekannt kurzfristig (1-5 Jahre)

M 16: Ressourcenabgaben klein groß klein klein nicht bekannt nicht bekannt langfristig (> 20 Jahre)

M 17: Schulungen mittel groß groß groß - groß kurzfristig (1-5 Jahre)

M 18: Ökol. Betriebsberatung, Bau-CD etc. nicht vorhanden mittel groß groß - groß kurzfristig (1-5 Jahre)

M 19: Standardisierung von Ökobilanzen nicht vorhanden mittel nicht vorhanden klein nicht bekannt nicht bekannt langfristig (> 20 Jahre)

M 20: Erarbeitung von Musterverträgen nicht vorhanden groß groß mittel - groß kurzfristig (1-5 Jahre)

M 21: Empfehlung "Recycling Börse Bau" (RBB) nicht vorhanden mittel mittel mittel klein groß kurzfristig (1-5 Jahre)

M 22: Info d. Auftraggeber bzw. -nehmer über AWS im BW mittel groß groß groß - groß kurzfristig (1-5 Jahre)

M 23: Überwindung d. Widerstände gegen d. BRM-Recycling groß groß groß klein - nicht bekannt mittelfristig (5-20 Jahre)

M 24: Installation eines Gremiums f. Erfahrungsaustausch nicht vorhanden mittel mittel mittel - nicht bekannt kurzfristig (1-5 Jahre)

M 25: Erfolgskontrolle der gesetzten Maßnahmen nicht vorhanden groß groß groß - nicht bekannt mittelfristig (5-20 Jahre)

M 26: Einheitliche Art- und Mengenerfassung in der Bauwirtschaft nicht vorhanden mittel mittel mittel - mittel nicht bekannt

M 27: Ermitteln d. .Emissionen infolge Behandlung von BRM groß groß groß klein - groß kurzfristig (1-5 Jahre)

M 28: Förderung d. Entwicklg. von qualitätvollen Baumaterialien mittel mittel nicht vorhanden klein nicht bekannt nicht bekannt langfristig (> 20 Jahre)

M 29: Förderung der Bewertung der Baumaterialien nicht vorhanden groß nicht vorhanden mittel - nicht bekannt langfristig (> 20 Jahre)

M 30: Best.ökol.Güterkrit. f.d. Wiederverw.u.Endlagerqualität von BRM mittel groß nicht vorhanden klein nicht bekannt nicht bekannt langfristig (> 20 Jahre)

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite A - 10

Tabelle 4-13: Gewichtung der Maßnahmen (*...Erläuterungen siehe nächste Seite)

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Page 71: Technische Universität Wien Data Organisation & Consulting ... · rund um den Faktor sieben geringer sind. Um die Datengrundlagen zu verbessern wird vorge-schlagen die Art- und Mengenerfassung

Bauwesen - Abfallstrategien in der Steiermark

Erläuterungen der Gewichtungskriterien Umweltrelevanz: direkte Auswirkung der Maßnahmen auf die Umwelt Priorität Abfallwirtschaft bzw. Bauwirtschaft: Wichtigkeit der Maßnahmen hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung beider Bereiche Durchführungspotential: Wahrscheinlichkeit, dass die Maßnahme durchgeführt wird ökonomisches Umsetzungspotential: ökonomischer Anreiz eine Maßnahme anzuwenden, vom heutigen Standpunkt aus gesehen politische Akzeptanz: heutige Akzeptanz der Maßnahme durch Politiker Zeitrahmen: Dauer bis zur Einführung bzw. Umsetzung der Maßnahme

Maßnahmen in der Steiermark (MASST) Seite A - 11