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02 ted chiang ian mc donald

ted chiang ian mcdonaldshayol.cms.corneredchicken.com/cms/upload/bildergalerie/... · 2010. 9. 29. · 132 ted chiang · die Wahrheit vor augen 160 »Zu den gesellschaftlichen Folgen

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  • 02

    ted chiang

    ian mcdonald

  • LESEPROBE

    herausgegeben von hannes riffel

    02

  • 4 P a n d o r a · S c i e n c e F i c t i o n & F a n t a S y · H e r b S t 2 0 0 7

    6 editorial

    8 ian mcdonald · die Kindgöttin

    46 »auf Hinweissuche« von nalo hopkinson

    52 elizabeth a. lynn · der Silberdrache

    74 »ohne Umschweife« von jeff vandermeer

    76 leigh brackett & edmond hamilton · Stark und die Sternenkönige

    96 »Gays in Space« von hardy kettlitz

    104 »H. P. Lovecrafts ›Literatur des Grauens‹« von s. t. joshi

    116 ellen klages · das grüne Meer aus Glas

    122 »die verlorene Unschuld« von thomas p. weber

    124 »George orwells ›��84‹ als evolutionsphantasie« von adam roberts

    132 ted chiang · die Wahrheit vor augen

    160 »Zu den gesellschaftlichen Folgen von Schönheit«

    von jakob schmidt

  • P a n d o r a · S c i e n c e F i c t i o n & F a n t a S y · H e r b S t 2 0 0 7 5

    164 tobias o. meißner · der tag am Ufer

    174 »das Gegenteil von nichts ist Schmerz« von markolf hoffmann

    188 »alfred bester« von graham sleight

    194 »alfred bester als Literaturkritiker« von dave truesdale

    210 kelly link · der Verschwindetrick

    224 »Magie für Fortgeschrittene« von john clute

    228 rezensionenneue bücher besprochen von Ulrich blode, ralph doege, elizabeth Hand, christian Hoffmann, boris Koch, china Miéville, cheryl Morgan, alexander Pechmann, Hannes riffel, Jakob Schmidt, Jeff VanderMeer, Uwe Voehl & Simon Weinert

    254 Mitarbeiter

    256 Vorschau | impressum

    titelbild von me raabenstein

    Leigh Brackett & Edmond Hamilton 1976 auf dem Minicon in Minneapolis

    © 2

    007

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  • � P a n d o r a · S c i e n c e F i c t i o n & F a n t a S y · H e r b S t 2 0 0 7

    EditorialH a n n e s R i f f e l

    O h n e R ü c k s i c h t a u f V e r l u s t e !

    »Wenn es denn ein Vorurteil gibt, das gefähr-licher ist als das des literarischen Establish-ments gegenüber der Science Fiction, dann ist es das Vorurteil der SF-Gemeinde gegenüber dem weiteren literarischen Umfeld, denn dieses Vorurteil raubt dem Genre die Möglichkeit, sich zu entwickeln und erwachsen zu werden.«

    Mike Ashley, Transformations

    »... was hier an arbeitsmäßigem Aufwand und ideellem Einsatz aufgeboten wurde, übersteigt allemal alles − auf diesem Niveau −, was es bisher im deutschsprachigen Raum an halb-wegs Vergleichbarem gegeben hat.«

    Helmuth W. Mommers, SF-Autor und Herausgeber

    der Visionen, über Pandora 01

    Willkommen zur zweiten Ausgabe von Pan-dora, dem Magazin für internationale Science Fiction und Fantasy! Eigentlich müsste es hei-ßen: dem Magazin für internationale Phanta-stik, aber dann weiß wieder keiner so genau, wovon eigentlich die Rede ist. Und auch das »international« bedarf einer Einschränkung, denn leider ist die Redaktion außer dem Eng-lischen keiner Fremdsprache mächtig, und das schränkt die Möglichkeit, spannende Texte aus anderen kulturellen Umfeldern ausfindig zu machen, doch ziemlich ein.

    Entsprechend finden Sie in unserem zweiten Band ausschließlich Erzählungen und Essays, die auf Deutsch verfasst oder aus dem Eng-lischen übersetzt wurden. Unser Osteuropaex-perte Erik Simon, dem wir in der ersten Aus-gabe bereits zwölf Seiten von den und über die Strugatzkis zu verdanken hatten, hat uns jedoch für die Zukunft weitere Perlen aus dem Rus-sischen oder Polnischen versprochen. Darüber hinaus haben wir unsere Fühler nach Finnland und Italien ausgestreckt – drücken Sie uns die Daumen!

  • P a n d o r a · S c i e n c e F i c t i o n & F a n t a S y · H e r b S t 2 0 0 7 7

    Natürlich ist die angloamerikanische Phantastik ein so weites Feld, dass sie mehr als ein Maga-zin mit tollen Texten versorgen könnte. Mit Pandora 02 haben wir uns bemüht, möglichst die ganze Bandbreite dessen zu repräsentieren, was es zur Zeit zu entdecken gibt. Ian McDo-nald, Leigh Brackett & Edmond Hamilton und Ted Chiang stehen für Science Fiction von tradi-tionell bis modern, von Elizabeth A. Lynn brin-gen wir eine ganz klassische, märchenhafte Fantasynovelle, Kelly Link steht für phanta-stische Grenzüberschreitung, und die Story von Ellen Klages spielt zwar in unserer Wirklichkeit, dreht sich aber um ein zentrales Thema der Science Fiction.

    Die deutschsprachige Phantastik wird dieses Mal von Tobias O. Meißner vertreten, dessen Erzählung uns in die Welt seiner Serie im zei-chen des mammuts entführt. Wer sich davon ein wenig an Rollenspielabenteuer erinnert fühlt, wird sich von Markolf Hoffmanns Essay über Meißner bestätigt sehen – zu Beginn des 21. Jahrhunderts fi nden Schriftsteller ihre Inspira-tion in gänzlich neuen Gefi lden.

    Wie es uns überhaupt ein Anliegen ist, mög-lichst viele Sachtexte zu bringen, die mit den Erzählungen in einer Beziehung stehen. Das können kurze Würdigungen sein wie die von Jeff VanderMeer über Elizabeth A. Lynn, oder kritische Analysen wie der Essay von Jakob Schmidt über Ted Chiang. In jedem Fall hoffen wir – ein zugegebenermaßen etwas aus der Mode gekommenes Ansinnen –, zum Nachden-ken anzuregen. Wie in der ersten Ausgabe bereits dargelegt: Das Bedürfnis nach Unterhal-tung bedarf keiner besonderen Rechtfertigung, aber manchmal sollte es eben auch ein wenig mehr sein.

    Die zahlreichen Rückmeldungen in Foren und E-Mails haben uns in der Überzeugung bestärkt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Bei der Auswahl der Texte für Pandora soll uns nicht leiten, was wir möglicherweise einem nicht näher defi nierbaren Lesergeschmack unterstel-len; sondern was unserem – subjektiven, was sonst – Empfinden nach überzeugt und begeistert. Da Pandora sich nicht im herkömm-lichen Sinne »rechnen« muss (und im besten Sinne »ehrenamtlich« erstellt wird), werden wir uns weiterhin die eine oder andere Rücksichts-losigkeit erlauben.

    Trotzdem sind natürlich auch wir auf eine Mindestzahl von verkauften Exemplaren ange-wiesen – wer möchte schon ein Magazin pro-duzieren, das niemand liest. Mit einem Abon-nement unterstützen Sie uns direkt und ohne

    Umwege – und sparen dabei auch noch ein Drittel des Ladenpreises. Aber Achtung: Dieses äußerst knapp kalkulierte Angebot gilt nur noch bis Ende des Jahres (siehe das Impressum)! Halten Sie uns die Treue und begleiten Sie uns auf unseren Ausfl ügen in unbekannte Gefi lde – ich verspreche Ihnen eine in jeder Hinsicht abwechslungsreiche Reise. Und lassen Sie uns wissen, was Sie von Pandora halten. Aus der angekündigten Leserbriefseite ist aus Platz-mangel nichts geworden, aber wir lesen alles und nehmen uns (fast) alles zu Herzen.

    Zum Schluss auch diesmal ein großes Danke-schön des Herausgebers an seine Mitstreite-rinnen und Mitstreiter. Ohne die Unterstüt-zung der zahlreichen Autoren und Übersetzer, Illustratoren und Bearbeiter würden Sie diesen Band nicht in Händen halten. Nehmen Sie sich also etwas Zeit für die Doppelseite 254/255, wo sich all die kreativen Damen und Herren tummeln, mit denen wir zusammenarbeiten durften. Sie haben Ihren Beifall mehr als ver-dient ...

    Da wir von Mariya Yordanova für »Der Verschwindetrick«

    von Kelly Link (siehe Seite 210) mehr Illustrationen

    erhalten haben, als wir unter-bringen konnten, freuen wir

    uns, dass hier noch weitere Platz gefunden haben.

  • 8 P a n d o r a · S c i e n c e F i c t i o n & F a n t a S y · H e r b S t 2 0 0 7

    ten wir nie zuvor gesehen. Keiner von uns hatte schon einmal in einem Hotel übernachtet. Wir hielten es für höchst prachtvoll, doch inzwischen weiß ich, dass es sich nur um eine Hotelkette der unteren Preisklasse handelte. ich erinnere mich daran, dass ich in Ghee gegarte Zwiebeln roch, während ich im Fahrstuhl hinunterfuhr. es duftete wie das beste essen der Welt.

    die Männer müssen Priester gewe-sen sein, aber ich kann mich nicht mehr daran erinnern, ob sie zere-monielle Gewänder trugen. in der Lobby weinte meine Mutter; der

    Deutsch von Dorothea Kallfass

    Illustriert von me raabenstein

    Nirgendwo prallen bitterste Armut, tiefe Religiosität und modernste Technologien so heftig aufeinander wie auf dem indischen Subkonti-nent. Nirgendwo sonst wäre es möglich, dass ein junges Mädchen zur Göttin wird, in Ungnade fällt und schließlich von ganz persönlichen Dä-monen heimgesucht wird – Dämonen, die danach zu streben scheinen, die fassbare und die virtuelle Realität miteinander zu verschmelzen ...

    ich habe noch die nacht vor augen, in der ich zur Göttin wurde.

    die Männer holten mich bei Son-nenuntergang im Hotel ab. da die Kindsprüfer gesagt hatten, ich dürfe am tag der Probe nichts essen, war ich ganz benommen vor Hunger. ich war bereits seit tagesanbruch auf den beinen; all das Waschen, anzie-hen und Schminken war eine end-lose und ermüdende angelegenheit. Meine eltern wuschen mir die Füße im bidet. das erschien uns der rich-tige Verwendungszweck dafür zu sein, denn etwas Vergleichbares hat-

    Illustriert von

    Deutsch von

    Die Kindgöttin

    ian Mcdonald

  • P a n d o r a · S c i e n c e F i c t i o n & F a n t a S y · H e r b S t 2 0 0 7 �

    Mund meines Vaters zog sich zusammen, und er zwang seine augen weit auf, so wie es erwachsene machen, wenn sie eigentlich weinen möchten, aber nicht zulassen können, dass ihre tränen gesehen werden. im Hotel wohnten noch zwei andere Mäd-chen, die auch zur Prüfung sollten; ich kannte sie nicht. Sie stammten aus den anderen dörfern, in denen die devi vermutet wurde. ihre eltern wein-ten unverhohlen. ich konnte das nicht verstehen; waren ihre töchter doch vielleicht Göttinnen!

    als die rikscha-Fahrer und Fußgänger auf der Straße unsere roten roben und das auf die Stirn gemalte dritte auge sahen, johlten sie und winkten uns zu. die devi, die devi, seht nur! Glück und Heil! die anderen Mädchen hielten sich an den Händen der Männer fest. ich hob den Saum meiner röcke an und stieg in das auto mit den getönten Scheiben.

    Sie brachten uns zum Hanuman dhoka. Poli-zei und Maschinen hielten die bevölkerung vom durbar Square fern. Gebannt starrte ich auf die Maschinen. Sie hatten beine wie Stahlhühner und nackte Klingen in den Händen, ich weiß es noch genau. die Kampfmaschinen des Königs. dann sah ich den tempel, seine eindrucksvollen dächer,

    die hinauf und hinauf und noch weiter hinauf bis in den roten Sonnenuntergang reichten, und einen Moment lang kam es mir vor, als bluteten die dachvorsprünge.

    der raum war langgezogen und schummrig, stickig und warm. Sanftes abendlicht fiel in stau-bigen Strahlen durch die ritzen und Spalten des geschnitzten Holzes; so hell, dass es beinahe glühte. Von draußen konnte man den Verkehrs-lärm und das rege treiben der touristen hören. die Wände wirkten dünn, doch gleichzeitig kilometer-dick. der durbar Square war Welten entfernt. im ganzen raum roch es nach Metall – nach Messing. inzwischen bin ich mit dem Geruch von blut ver-traut, doch damals erkannte ich ihn nicht. Unter den blutgeruch mischte sich ein anderer duft – nach staubdick abgelagerter Zeit. eine der beiden Frauen, die meine Wächterinnen sein würden, sollte ich die Prüfung bestehen, sagte mir, dass der tempel fünfhundert Jahre alt sei. Sie war eine kleine rundliche Frau mit einem scheinbar fort-während lächelnden Gesicht. betrachtete man es jedoch genauer, sah man dahinter etwas anderes. Sie hieß uns auf roten Kissen sitzen, die auf dem boden lagen, während die Männer die übrigen Mädchen herbeiführten. Manche von ihnen wein-ten jetzt schon. als wir zu zehnt waren, gingen die beiden Frauen hinaus, und die tür wurde geschlossen. Lange Zeit saßen wir in der Hitze des großen raumes. einige der Mädchen zappelten herum und unterhielten sich miteinander, aber ich richtete meine ganze aufmerksamkeit auf die Wandschnitzereien, in denen ich mich bald verlor. es ist mir immer schon leicht gefallen, mich in meine Umgebung zu versenken; in Shakya konnte ich ganze Stunden so verbringen, verloren in der bewegung der Wolken über dem Gebirge, im Kräuseln des grauen Flusses weit unter mir, dem Flattern der Gebetsfahne im Wind. Meine eltern werteten dies als ein Zeichen meiner angeborenen Göttlichkeit, eines der zweiunddreißig Merkmale, welche diejenigen Mädchen aufweisen, in denen die Göttin eine Heimstatt finden mag.

    im schwindenden Licht las ich die Geschichte von Jaya Prakash Malla, der mit der devi taleju bhawani würfelte. Sie war in Gestalt einer roten Schlange zu ihm gekommen und verließ ihn mit dem Schwur, dass sie nur als jungfräuliches Mäd-chen aus einer niederen Kaste zu den Königen von Kathmandu zurückkehren würde, um sie in ihrem Stolz zu kränken. im dunkeln konnte ich die Geschichte nicht bis zum ende lesen, aber das brauchte ich auch nicht. ich verkörperte das ende – ich oder eines der anderen neun niedrig gebore-nen Mädchen im Gotteshaus der devi.

    auf einmal sprangen die türen weit auf, Feuer-werkskörper explodierten, und durch das Geknat-

  • 4 � P a n d o r a · S c i e n c e F i c t i o n & F a n t a S y · H e r b S t 2 0 0 7

    Identität

    In letzter Zeit habe ich viel über Comics nach-gedacht. Vor kurzem hatte ich eine interessante Diskussion mit dem Besitzer eines Comicladens: Er versuchte mich davon zu überzeugen, dass Comics ein »farbenblindes« Medium seien, und dass es mir deshalb nicht gelingen würde herauszufinden, welche Comics von farbigen Künstlern stammten. Dabei machte er den Ein-druck, lange und sorgfältig über dieses Thema nachgedacht zu haben.

    Das habe ich auch, obwohl ich zugeben muss, dass ich in diesem Bereich wahrscheinlich nicht ganz so kompetent bin wie er. Ich kann nicht behaupten, dass ich als Kind eine fana-tische Comicleserin gewesen wäre, aber auf jeden Fall mochte ich Comics und las, was ich in die Finger kriegte – auch wenn ich mich nicht mehr genau erinnere, wie ich an die Dinger rangekommen bin. Ich weiß noch, dass der Sohn meiner Tante Barbara (der Exfrau vom Halbbruder meines Vaters) in Guyana, bei der ich mit sechzehn wohnte, kistenweise mad-Hefte, eerie, BarBarella und PloP! hatte. Erin-nert sich heute eigentlich noch irgendwer an PloP!? Das war eine ziemlich dümmliche Ver-sion von Twilight Zone1 auf Zeitungspapier. Jede Ausgabe enthielt mehrere Horror-Comics, und jede Geschichte hörte mit dem Wort »Plop!« auf, weil eben irgendwas auf ziemlich eklige Weise »Plop!« machte. Ich liebte die Comics meines hübschen Cousins Mark. Ich liebte jedes einzelne Heft. vamPirella prägte auf Jahre hin meine Vorstellung davon, wie die Brüste einer Frau sich verhalten sollten, wenn man ein zehn Zentimeter breites Lederband über sie spannte und die Frau dann in der Gegend herumrannte.

    Inzwischen mache ich mir keine derartigen Gedanken mehr um irgendwelche Körperteile.

    Doch schon lange bevor ich mad, eerie, PloP und vamPirella im Haus meines hübschen Cou-sins entdeckte, lange bevor er mir erlaubte, sein Bowie-Album Diamond Dogs zu hören – was in der Vorstadt von Georgetown, Guyana reichlich ungewöhnlich klang – und lange bevor ich in seiner Abwesenheit auf seinem Bett lag, zu seinem Kiss-Poster hochstarrte und mich fragte, was um alles in der Welt diese vier weißen Typen dazu brachte, sich so auszustaffieren, und was mir daran so gut gefiel; lange vor meinem sechzehnten Lebensjahr also war ich Comicleserin. Wie gesagt, ich hatte schon als Kind damit angefangen.

    Im Rückblick ist es nicht weiter verwunder-lich, dass ein schwarzes karibisches Mädchen aus der Mittelschicht, das in den tropischen Ländern Jamaika, Trinidad und Guyana gelebt hatte, Interesse an den Universen der Comic-Verlage Marvel und DC entwickelte. Man denke nur an den Sub-Mariner: Er trägt Badehosen, stammt von irgendeinem warmen Flecken Erde, der ringsherum von Meer umgeben ist, hat einen Akzent, der ihn von den übrigen Super-helden unterscheidet, und außerdem andere Gesichtszüge und dunklere Haut als sie. Ganz offensichtlich kommt der Mann aus der Karibik. Ich erkenne meine Landsleute, wenn ich sie sehe.

    Mit Daredevil war es schon etwas kompli-zierter. Ich wusste, dass er unter den roten Strumpfhosen ein weißer Amerikaner war. Aber unbewusst sah ich ihn unter seinem Kostüm als Schwarzen, und zwar aus Gründen, die ich

    N a l o H o p k i n s o n

    A u f H i n w e i s s u c h e

    Wenn Lesen damit zu tun hat, Hinweise auf den eigenen Platz in der Welt zu suchen, dann spielen SF und Fantasy mit ihren fremden Welten dabei wahrscheinlich ihre ganz eigene Rolle. In ihrer Rede auf dem WisCon 2002 berichtet Nalo Hopkinson davon, wie die phantastischen Genres dabei helfen können, sich ganz persönlich mit den traurigen Realitäten von Rassismus und Sexismus auseinanderzusetzen.

    Deutsch vonJakob Schmidt

    1 US-amerikanische Fern-sehserie (1959 – 1964), in der wöchentlich in sich abge-schlossene phantastische Geschichten ausgestrahlt wurden. A. d. R.

  • P a n d o r a · S c i e n c e F i c t i o n & F a n t a S y · H e r b S t 2 0 0 7 4 7

    inzwischen ziemlich beunruhigend fi nde: Als Daredevil war seine zweite Haut farbig, und bei ihm ging es immer um körperliche Action. Außerdem war er ein Unruhestifter – wo er auftauchte, gab es Ärger. Das musste wohl ein Schwarzer sein, nicht wahr? Es dauerte Jahr-zehnte, bis ich den Rassismus, den ich in meiner Kindheit verinnerlicht hatte, ohne ihn zu hin-terfragen, als solchen erkannte und begriff, dass es sich bei dem »Schwarz-Sein«, das ich in Daredevil hineininterpretierte, um einen Mythos schwarzer Männlichkeit handelte, der nicht aus der Lebensrealität schwarzer Men-schen stammte, sondern von außen aufgesetzt war. In vielerlei Hinsicht begann meine Beschäf-tigung mit der Politik der Differenz mit Comics – Comics, die damals (und meistens auch heute) eigentlich nicht für Leute wie mich geschrieben und gezeichnet waren.

    Es gab auch andere Differenzen als die der Hauptfarbe, die für mich von Bedeutung waren. Zum Beispiel die Fantastischen Vier: Reed Richards, der dehnbare, gewitzte Wissenschaft-ler, sein Schwager Johnny, die menschliche Fackel, das superstarke und sprücheklopfende Ding, das aussah wie aus orangefarbenen Zie-gelsteinen gemauert, und Mrs. Sue Richards, Reeds Ehefrau. Das waren die Fantastischen Vier: drei coole Typen, die klasse Fähigkeiten hatten, und eine Frau. Und was konnte sie? Verschwinden. Was sonst sollte eine gute 50er-Jahre-Ehefrau und Mutter auch bitteschön tun? Während die Männer rumfl ogen und die Böse-wichter verprügelten und gefangen nahmen, verschwand sie buchstäblich. Die Jungs mach-ten Krach! Und Pau!, und sie jammerte unsicht-bar vor sich hin: »Oje. Oh, Reed, ojeoje.«

    Ich war ein kräftiges, großes Kind, dem jede Begabung zur Unsichtbarkeit fehlte. Mein Haar war weder blond noch vollkommen, und ich war schon gar nicht irgendjemandes Mrs. – genaugenommen war ich etwa zehn Jahre alt. Über die unvorstellbar schreckliche und unaus-weichliche Zukunft, die mich verschiedenen Quellen zufolge erwartete, nämlich Ehefrau und Mutter zu werden, musste ich mir längst noch nicht den Kopf zerbrechen. Was mich inte-ressierte, waren ganz persönliche Machtphan-tasien, nicht die Idee, zu verschwinden. Also identifi zierte ich mich mit dem Ding. Viele Frauen und Mädchen tun das Gleiche, wenn sie die allgemein anerkannten Weisheiten der Populärkultur auf der Suche nach sich selbst studieren. Wir schießen uns auf Spider-Man ein und nicht auf Mary Jane, auf Superman und nicht Lois Lane. Sogar das Ding aus dem Sumpf war ansprechender für mich als seine Freundin,

    e

    in den Arsch treten!

    Idee, sich Ororo von den X-Men auszu-denken – Storm, die wunderschöne Frau aus Afrika, die das Wetter beeinfl ussen kann. Natürlich

    jeder anständigen schwar-zen Frau erwartete, und aus irgendeinem Grund hatte sie

    war sie überhaupt da

    u

    haften Muskeln abzulenken.Ich nehme an, wir alle kennen diese Erfah-

    rung von irgendwoher. Wir alle haben die Bilder erlaubter Identitäten durchwühlt, die uns ange-boten werden – Bilder, in denen wir oftmals überhaupt nicht vorkommen – und nach dem einen, entscheidenden Hinweis gesucht, dass es Leute wie uns tatsächlich gibt, und dass sol-che Leute sogar wichtig, stark, sexy und schön sind. Ich habe mich jedenfalls meistens ganz allein auf diese Suche begeben. Aber wenn ein Exemplar von mir existiert, dann muss es ein-fach noch andere wie mich geben, selbst wenn all meine Erfahrungen mit der Welt dagegen sprechen – nicht war? Es muss einfach Leute geben, die kräftige Frauenkörper schön fi nden,

    deren Namen ich vergsen habe. Na schön, ihm hingen Algen aus der Nase, und es sah aus wie das Ding aus dem verstopften Abfluss-rohr, aber er konnte den Schurken gehörig

    Irgendwann kam Marvel auf die schlaue

    hatte sie sich die Locken geglättet, wie man es von

    blaue Augen, aber immerhin . Dann

    gab es auch noch She-Hulk, von der ich begeistert war, weil sie die erste starke, mus-kulöse Frauenfi gur war, die ich jemals gesehen hatte. Aber warum trug sie hohe Absätze? Auf den Dingern musste sie doch wie eine Giraffe umherstaksen. Die Botschaft war eindeutig: Falls du das Glück hast, eine große, starke Frau zu sein, solltest du bes-ser eine beeindruckende Locken-pracht, dickes Make-up und eine verdammt große Pumps-Garderobe haben, um von all den unansehn-lichen, ganz und gar nicht damen-

  • 7 � P a n d o r a · S c i e n c e F i c t i o n & F a n t a S y · H e r b S t 2 0 0 7

    das große Grabental verläuft direkt unterhalb des Äquators nach Südosten und reißt ein gewaltiges Loch in den trockenen braunen Unterleib des Mars. es misst zweieinhalbtausend Meilen in der Länge und ist zwanzigtausend Fuß tief. diese ganze gewaltige Leere ist bis zum Überlaufen angefüllt mit Mythen und abgötterei, die sich in mehr Jahr-tausenden angesammelt haben, als selbst die Marsianer zählen können.

    einsam schritt eric John Stark über den boden dieses nächtlichen tals.

    der ruf hatte nur ihm allein gegol-ten. er hatte ihn unerwartet im stei-fen Frost eines Steppenlagers erreicht. eine machtvolle Stimme hatte in sei-nem Kopf gesprochen. eine ruhige Stimme, zwingend wie der tod.

    »oh, n’chaka«, hatte die Stimme gesagt, »Mann-ohne-Volk. der Herr der Dritten Krümmung ruft dich.«

    Jeder Marsbewohner wusste, dass jener, der sich Herr der Dritten Krüm-mung nannte, seit vielen Menschen-leben in den verborgenen tiefen

    des großen Grabentals wohnte. War er ein Mensch? niemand konnte es sagen. Selbst die Ramas, jene beinahe unsterblichen Marsianer, mit denen zusammen Stark einst in der toten Stadt von Sinharat gekämpft hatte, hatten nichts über ihn gewusst. aber sie fürchteten seine Macht.

    Stark hatte vielleicht eine Stunde lang darüber nachgedacht, was er tun sollte. dabei hatte er dem roten Staub zugesehen, wie er über das von der Zeit zerfressene Land fegte. in dem sonderbar schwachen Morgenlicht wirkte die Landschaft unheimlich und fremd.

    es war merkwürdig, dass der ruf ausgerechnet jetzt erfolgte. es war merkwürdig, dass der Herr der Dritten Krümmung genug über ihn wusste, um ihn bei dem namen zu nennen, den nur wenige Menschen kannten und noch weniger je benutzten; nicht sein Vatersname, sondern der Vorname, den das nichtmenschliche Volk ihm

    Leigh brackett & edmond Hamilton

    Deutsch vonFrauke Lengermann

    Illustriert vonHenning Ahlers

    Stark und die Sternenkönige

    Unser Sonnensystem droht von einer Gefahr zerstört zu werden, die zweihunderttausend Jahre aus der Zukunft kommt. Nur ein Mann kann den Untergang seiner Heimatwelten verhindern: Eric John Stark, der menschliche Abenteurer, den es auf den Mars verschlagen hat. Doch dafür muss er sich mit den Sternenkönigen verbünden, und deren Misstrauen scheint unüberwindlich ...

  • P a n d o r a · S c i e n c e F i c t i o n & F a n t a S y · H e r b S t 2 0 0 7 7 7

    gegeben hatte, bei dem er aufgewachsen war. in der tat war es merkwürdig, dass der Herr der Dritten Krümmung ihn überhaupt bei irgendeinem namen rief, zu irgendeiner Zeit – gerade so, als bräuchte er ihn.

    Vielleicht tat er das.Und auf jeden Fall wurde man nicht häufig ein-

    geladen, einer Legende leibhaftig zu begegnen.also ritt Stark auf seinem schuppigen reittier

    durch die ewige nacht des tals zur dritten Krüm-mung. obwohl die machtvolle Stimme nicht noch einmal in seinem Kopf gesprochen hatte, wusste er genau, wie er an sein Ziel gelangen konnte.

    bald würde er es erreicht haben.in weiter Ferne, auf der rechten Seite, war

    nun ein Licht zu sehen. Seine Strahlen waren so schwach, als seien sie schon bei der Geburt erwürgt worden, aber das Licht war da. Langsam wurde es heller, und es bewegte sich, wenn Starks reittier die richtung änderte. Sie folgten der drit-ten Krümmung.

    der rote Lichtschein wurde nun stärker – erst noch ein rötliches Glimmen, zog es sich nun zu einem deutlich sichtbaren Punkt zusammen.

    Unvermittelt scheute Starks reittier. es drehte den plumpen Kopf, zischte vernehmlich und starrte in die dunkelheit zur Linken.

    »Und was nun?«, fragte Stark, während seine Hand zu seiner Waffe am Gürtel fuhr.

    er konnte nichts sehen. aber es schien ihm, als hörte er das schwache Hallen von Gelächter, und es klang nicht menschlich.

    er nahm die Hand von der Waffe. Stark zweifelte nicht daran, dass der Herr der Dritten Krümmung über diener verfügte und dass diese nicht notwen-

    digerweise menschlich sein mussten. ohne nach rechts oder links zu blicken gab er seinem reittier die Sporen und setzte seinen Weg fort. Schließlich war er an diesen ort eingeladen worden, und ver-flucht sollte er sein, wenn er angst zeigte.

    Sein reittier trottete zögernd weiter, und das weit entfernte Hexenlachen hallte durch die dun-kelheit, mal lauter und dann wieder leise und weit entfernt. der verschwommene Lichtpunkt vor ihm breitete sich aus und wurde zu einem aufrecht stehenden rechteck, teilweise von nebel verdeckt, der von hinten hindurch quoll.

    das glühende rechteck war eine große, offene tür mit einem Licht dahinter. diese tür war seitlich in ein Gebäude eingelassen, doch in der undurch-dringlichen dunkelheit war es unmöglich, die genaue Form oder Größe des Gebäudes einzuschät-zen. Stark hatte den eindruck, dass es sich um eine gewaltige, düstere Zitadelle handelte, die sich weit in die ewige nacht des abgrunds erstreckte und nur diesen einzigen Zugang darbot.

    er ritt zu dem Portal, stieg von seinem reittier und ging in die wallenden nebel dahinter. War es eine Halle oder eine Höhle, die er da betreten hatte? er konnte nichts erkennen, aber er hatte ein Gefühl von weiten räumen, von Größe.

    er blieb stehen und wartete.Für einige Zeit hörte er nichts. dann erklang

    irgendwo im nebel das süße und böse Lachen einer nicht ganz menschlichen Stimme.

    Stark sprach zu ihr: »Sag deinem Herrn, dass n’chaka ihn erwartet.«

    er hörte ein Kichern und ein trippeln, dessen Ursprung er nicht ausmachen konnte und das um sich selbst zu kreisen schien, und dann sprach die

  • � 2 4 P a n d o r a · S c i e n c e F i c t i o n & F a n t a S y · H e r b S t 2 0 0 7

    Immer wieder erörtern Literaturkritiker, ob George Orwells 1984 wirklich Science Fiction ist oder ob man das Buch nicht vielmehr als »poli-tischen Roman« oder als Satire verstehen muss. Ich für meinen Teil denke, dass man den Roman sogar einem besonders interessanten und reiz-vollen Bereich der SF zuordnen kann, indem man ihn nicht als politische SF oder als düstere Allegorie liest, sondern als eine Fabel über die Evolution. Damit wäre Orwells Roman in der Nachbarschaft von Autoren wie H. G. Wells und Olaf Stapledon anzusiedeln. Natürlich bin ich mir darüber im Klaren, dass nicht besonders viele Leser den Roman aus diesem Blickwinkel betrachten.

    In gewisser Hinsicht ist Orwells berühmte Dystopie ein Gedankenexperiment, eine Extra-polation aus den totalitären Regimes der 30er und 40er Jahre des 20. Jahrhunderts. Die beschriebene Zukunftswelt ist zwischen drei Staatsgebilden aufgeteilt: Ozeanien (das im Großen und Ganzen aus den Vereinigten Staa-ten, Großbritannien, Australasien und Südafrika besteht), Eurasien (das alte Russland und Konti-nentaleuropa, »von Portugal bis zur Bering-straße«), und Ostasien (China und Ostasien einschließlich Japan). Die übrigen Territorien

    (Nordafrika, der mittlere Osten und Indien) werden in einem endlosen Weltkrieg um-kämpft. In allen drei Weltstaaten herrschen absolutistische Regimes: In Ozeanien übt die »Partei« eine stalinistische Herrschaft gemäß der Prinzipien des »Engsoz«, des Englischen Sozialismus aus. Nebenbei erfahren wir, dass Eurasien von einer ähnlichen »neo-bolschewi-stischen« Partei beherrscht wird, während Ostasien unter der Tyrannei des maoistischen »Todeskults« lebt. In erster Linie beschäftigt sich 1984 damit, diese Art von politischer Reali-tät zu sezieren, sowohl hinsichtlich der extrem niedrigen Lebensqualität der ihr unterworfenen Menschen als auch hinsichtlich ihrer ideologi-schen Rationalisierungsweisen.

    Der Roman konzentriert sich auf Winston Smith, einen Bewohner von »Landefeld Eins« (wie Großbritannien mittlerweile genannt wird). Orwell zeichnet das alltägliche Leben in verstörenden Farben: es ist ein schäbiges, he-runtergekommenes Dahinvegetieren, das sich durch einen chronischen Mangel an den grund-legendsten Versorgungsgütern, durch ratio-nierte und schlechte Nahrungsmittel und durch billigen Gin zu allen Tageszeiten auszeichnet (»Winston hob seinen Becher Gin, riss sich einen Moment zusammen und würgte den ölig schmeckenden Fusel hinunter« [S. 64]). Die Bevölkerung wird rund um die Uhr von der Par-tei überwacht. Jeder Bürger hat einen Tele-schirm in seinem Zimmer, ein Zweiweg-Gerät, das ihm Propaganda ins Haus liefert und ihn gleichzeitig ununterbrochen beobachtet.

    Von allen Bürgern wird absolute Orthodoxie erwartet, und zwar bis in die Gedanken hinein. In der Tat sind die sogenannten »Gedankenver-brechen« die schlimmsten Straftaten, derer man sich dem Staat gegenüber schuldig machen kann. Die Gedankenpolizei, eine SS- oder KGB-ähnliche Körperschaft, nimmt alle fest, die in ihren Gedanken oder Verhaltenswei-sen Individualität zum Ausdruck bringen, foltert sie und richtet sie hin. Orwell beschreibt Smiths zermürbende Angst davor, als Gedankenkrimi-neller denunziert zu werden, ausgesprochen anschaulich. In dem London, in dem Smith lebt und arbeitet, schlagen ununterbrochen Rake-tenbomben in willkürliche Ziele ein – hier greift Orwell auf seine eigene Erfahrung zurück, die er mit den Nazi-V2-Raketen im zweiten Welt-krieg gemacht hat.

    Die Parteiloyalität ist auf die ideelle Figur des »Großen Bruders« fixiert, dessen Gesicht überall auf Plakaten zu sehen ist: »Das schwarzschnurr-bärtige Gesicht starrte von jeder dominieren-den Ecke herab. [...] DER GROSSE BRUDER SIEHT

    OrwellA d a m R o b e r t s

    G e o r g e O r w e l l s 1 9 8 4 a l s E v o l u -t i o n s p h a n t a s i e

    George Orwells 1984 wird gemeinhin als politische Satire verstanden. Adam Roberts schlägt vor, den dystopischen Klassiker aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, und entdeckt ihn dabei auf ganz neue Weise als visionäre Science Fiction.

    interpretationen klassischer science fiction – folge 12

    Deutsch vonJakob Schmidt

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    DICH, verkündete die Unterzeile« [S. 8]. Durch das System der Teleschirme wird dieser Wahl-spruch zur buchstäblichen Wahrheit. Die Kehr-seite der kollektiven Verehrung des Großen Bruders ist die kollektive Dämonisierung einer Hassfi gur bei den täglichen öffentlichen Zusam-menkünften, die »Zwei-Minuten-Hass« genannt werden. Ein Propagandafilm ermutigt die Unterschicht, ihre Wut auf eine Person namens Emmanuel Goldstein zu richten, einen Volks-feind, die Verkörperung von Verschlagenheit und Boshaftigkeit: »Es war ein hageres Juden-gesicht mit einem mächtigen krausen Haar-kranz und einem Ziegenbärtchen« [S. 19]. Trotz seiner staatlichen Kontrolliertheit ist dieser Hass extrem: »Die Leute sprangen von ihren Plätzen auf und brüllten mit überkippenden Stimmen [...] Ein grässlicher, aus Angst und Rachsucht gemischter Taumel, das Verlangen zu töten, zu foltern, Gesichter mit einem Vor-schlaghammer einzuschlagen, schien wie ein elektrischer Strom durch die ganze Menschen-gruppe zu fl ießen« [S. 21-22]. Goldstein und der Große Bruder sind keine Protagonisten, son-dern reine Stereotype, die im Verlauf des Romans niemals wirklich auftauchen.

    Die Geschichte erzählt von Smiths Unzufrie-denheit mit der Welt, in der er lebt. In einem illegalen Tagebuch legt er seine staatsfeindli-chen Ansichten nieder. Er hat eine illegale Affäre mit einer Mitarbeiterin namens Julia (Sex ist in Ozeanien verboten, wenn er nicht der Fortpfl anzung dient). Die Affäre gibt Smith die Hoffnung, dass es den Menschen möglich ist, in ihren Herzen, in ihren rein persönlichen Bin-dungen frei zu sein, auch wenn der Große Bru-der zu mächtig ist, um sich ihm auf gesell-schaftlicher Ebene entgegenzustellen. Im Laufe des Romans wird die heimliche Affäre jedoch aufgedeckt, Smith und Julia werden von der Gedankenpolizei festgenommen und interniert. Die darauffolgenden Folterungen und Verhöre durch O’Brien, ein Parteimitglied aus dem inne-ren Kreis, brechen Smith schließlich.

    Dieser letzte, verstörende Teil des Romans erlaubt es Orwell, näher auf die besondere Funktionsweise der Parteirationalität einzuge-hen. O’Briens Erklärung der Beweggründe hin-ter der Parteiherrschaft erscheint überraschend aufrichtig: »Die Partei strebt nur aus eigenem Interesse nach der Macht. Das Wohl anderer interessiert uns nicht; uns interessiert einzig die Macht. [...] Macht bedeutet, Schmerz und Demütigungen zufügen zu können. Macht bedeutet, den menschlichen Geist zerpfl ücken und dann nach eigenem Gutdünken in neuer Gestalt wieder zusammensetzen zu können«

    [S. 315-320]. Er fasst seine Ausführung mit einem besonders unangenehmen Bild der Par-teimacht zusammen: »Stellen Sie sich einen Stiefel vor, der auf ein Gesicht tritt – unaufhör-lich« [S.321].

    Es reicht der Partei nicht, Smith hinzurichten. Sein Geist muss so umgestaltet werden, dass er wirklich an den Großen Bruder glaubt und ihn liebt. Die ausgedehnten Folterszenen spitzen sich in »Raum 101« zu, in dem die Gefangenen mit ihren schrecklichsten Ängsten konfrontiert werden. Im Falle von Winston Smith handelt es sich dabei um Ratten; dementsprechend wird ein Käfi g mit wilden, bissigen Ratten an seinem Kopf befestigt, nur durch ein Drahtgitter von seinem Gesicht getrennt. Als Smiths Peiniger Anstalten macht, die Trennwand zu entfernen, verfl iegen die letzten Reste seines Widerstandswillens, und er fl eht: »Macht es mit Julia! Nicht mit mir! Mit Julia. Macht mit ihr, was ihr wollt, es ist mir egal.« [S. 343]. Indem sie diese heilige zwischen-menschliche Beziehung ihrer Bedeutung be -raubt, indem sie Smith dazu bringt, seiner Geliebten die eigenen Qualen zu wünschen, siegt die Partei. Der Roman endet mit einer trostlosen Szene, in der Smith in einer Bar in London sitzt, Gin trinkt und sich weinend eingesteht: »Er lieb te den Großen Bruder« [S. 357].

    Vor seiner Festnahme ist Smith Mitglied der »Äußeren Partei« (im Gegensatz zur elitären »Inneren Partei«) und stellt im Wahrheitsmini-sterium Propagandamaterial her. Insbesondere verändert er Zeitungsartikel, indem er positive Bezugnahmen auf Menschen entfernt, die mitt-lerweile bei der Partei in Ungnade gefallen sind, indem er Prognosen in Parteiansprachen verän-dert, damit sie zur Realität passen, und mehr

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    Meißner

    I. Einleitung, oder: RechtfertigungsstrategienWenn es um Computerspiele geht, sind Journa-listen, Publizisten und Kulturwissenschaftler nach wie vor ratlos. Gewiss, es hat sich herum-gesprochen, dass Computerspiele ein wichtiger Teil der heutigen Kultur sind und selbst von mittelmäßigen Games Stückzahlen über den Ladentisch gehen, von denen ein Buchverlag nur träumen kann (von illegalen Kopien und Internetdownloads ganz zu schweigen). Die wachsende Bedeutung des Mediums wird durchaus erkannt, und längst verläuft die Rezeption nicht mehr ausschließlich entlang den regelmäßig aufplatzenden Narben der Gewaltdebatte. Im Feuilleton tauchen gehäuft Besprechungen von Videospielen auf, popkul-turelle Phänomene wie G.T.A, Silent Hill oder Lara Croft werden als solche rezipiert, und auch die Anzahl der wissenschaftlichen Publika-tionen nimmt zu.

    Dies mag in erster Linie daran liegen, dass »die Spieler der ersten Generation [ein] diskurs-fähiges Alter erreicht haben«.1 In den Zeitungs-redaktionen und Lehrstühlen sitzen ehemalige Zocker, die von klein auf mit Computerspielen vertraut sind. Um so erstaunlicher ist, dass sich die meisten Publikationen noch immer mit Gat-tungs- und Genrefragen beschäftigen, mit der Erschließung des Phänomens für eine stau-nende, aber unwissende Leserschaft, kurz gesagt: mit der Rechtfertigung des Computer-

    spiels als diskurswürdiges Medium.2 Der Medi-enwissenschaftler Claus Pias konstatierte im Jahr 2002, am methodischen Stand der Diskus-sion um Computerspiele habe sich wenig geän-dert.3 Dies gilt 2007 noch immer – und lässt den Kulturwissenschaftler Mark Butler zu dem Schluss kommen, dass die wissenschaftlichen Disziplinen, in deren Zuständigkeitsbereiche Computerspiele fallen, »entweder gar nichts mit ihnen zu tun haben wollen oder sie für sich zu vereinnahmen suchen«.4

    Tatsächlich scheinen sich bislang vor allem Pädagogen des Computerspiels anzunehmen, in der Regel, um seinen schädlichen Einfluss auf die zockenden Kinder zu be- oder widerlegen.5 In anderen Fachgebieten spürt man weit weni-ger Eifer. Wo sind die Literatur-, Kunst- und Theaterwissenschaftler, die sich ernsthaft mit Text, Graphik und Dramaturgie dieses neuen und wichtigen Mediums auseinandersetzen? Wo sind die großangelegten soziologischen, psychologischen und kulturwissenschaftlichen Studien über das Computerspiel? Bislang bleibt seine Erforschung einzelnen Enthusiasten vor-behalten.6 Diese haben das Feld bereits gut abgesteckt; was fehlt, sind Spezialuntersu-chungen. Look closer! muss die Devise lauten.

    II. A Narrative Turn, oder: Geschichten vom ComputerspielenSo muss etwa die Literaturwissenschaft akzep-tieren, dass Computerspiele in ihr Fachgebiet fallen. Selbst dem simpelsten Actionspiel liegt eine »Erzählung« zugrunde, und bei frühen Textadventures wie Cave/Advent (1976) oder Zork (1977) werden ganze Geschichten in Text-form erzählt. Bislang wurde diese Textsorte flä-chendeckend ignoriert – was besonders fatal ist, da unzählige Spiele der Frühzeit bereits heute durch Datenverlust, Formatsterben und mangelhafte Archivierung verlorengegangen sind. Der Autor Peter Glaser, Ingeborg-Bach-mann-Preisträger von 2002 und Aktivist im Chaos Computer Club Hamburg, hat jüngst in einem Interview erneut auf dieses Versäumnis hingewiesen:

    Man erkennt die Netzliteratur in ihnen heute nicht mehr auf den ersten Blick, aber die Adventure Games haben als rein textbasierte Spiele begonnen, in denen man sich zwar vernetzt fortbewegen kann. Doch das Prin-zip heißt Text, Story, Plot. In ihrem ureigenen Interesse wäre die Literaturwissenschaft angehalten, sich dieses neue Genre zu kral-len.7

    M a r k o l f H o f f m a n n

    D a s G e g e n t e i l v o n N i c h t s i s t S c h m e r z

    Der Einfluss von Computerspielen auf die heutige Literatur ist so gut wie unerforscht, sowohl international als auch hierzulande. Dabei gibt es gerade in Deutschland mehrere Autoren, die ihre Sozialisation durch Computerspiele literarisch verarbeiten. Der Berliner Schriftsteller Tobias O. Meißner ist einer von ihnen.

    1 Claus Pias, Computer Spiel Welten (München, 2002), S. 7. 2 Dieser Pandora-Artikel ist leider keine Ausnahme, wie der gesamte erste Absatz zeigt. 3 Pias, S. 7. 4 Mark Butler, Would you like to play a game? Die Kultur des Computerspielens (Berlin, 2007), S. 8. 5 Ebd. 6 Exemplarisch sollen an dieser Stelle Noah Wardrip-Fruin, Mark P. Wolf und Ste-ven Poole genannt werden, die bahnbrechende Arbeiten zum Computerspiel vorgelegt haben. 7 Maik Söhler, »Vati erzählt wieder vom Krieg.« Kreuz und quer durch die Welten des Internet und des (Cyber)Punk. Ein Gespräch mit Peter Glaser, Schriftsteller und Ehrenmit-glied des Chaos Computer Clubs in: Jungle World, Nr. 22 vom 30. 5. 2007, S. 28-31. S. 31.

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    Was für Textadventures gilt, gilt freilich auch für Grafi kadventures, desgleichen für Strategie- und Actionspiele, in denen immer auch Geschichten erzählt werden – Geschichten, die allen graphischen Feuerwerken zum Trotz über Texte vermittelt werden, zum Beispiel über Dia-loge zwischen Spielfi guren und die sogenann-ten In-Game- oder Ambient-Texte.8 All diese Erzählformen harren ihrer literaturwissen-schaftlichen Erkundung; einige Ansätze gibt es inzwischen allerdings, etwa bei Janet H. Mur-ray9 und Marie-Laure Ryan10 – will heißen, im angloamerikanischen Raum. Hierzulande hinkt die Literaturwissenschaft traditionell ein paar Jahrzehnte hinterher, methodisch wie topisch. Man muss wohl darauf warten, dass die erste Spielergeneration aus dem diskursfähigen Alter in das habilitierende eintritt, ehe sich daran etwas ändert.

    Der Literaturwissenschaft bietet sich allerdings noch ein zweiter, ebenso spannender Zugang zur Materie Computerspiel, bei dem nicht ein-mal die haptische Herausforderung besteht, statt einem gebundenen Buch den Joystick oder die Maus in die Hand zu nehmen. Denn auch im Gegenwartsroman hat das Computer-spiel längst Spuren hinterlassen. Dies erklärt sich zunächst aus der schlichten Tatsache, dass eine Generation jüngerer Autoren mit dem Medium aufgewachsen ist und teilweise durch Spiele geprägt wurde. Hier soll nicht die Rede sein von den sich häufenden literarischen Umsetzungen bekannter Spiele, auch wenn diese ein interessantes Forschungsfeld darstel-len.11 Aber auch in der sogenannten »ernsten« Literatur12 begegnen uns immer wieder Compu-terspiele und Computerspieler, Erzählstturen aus Adventures und Egoshootern, Motive aus und Anspielungen auf bekannte Spiele, literarische Annäherungen an Com-puterspielerlebnisse und experimentelle Versuche, diese in Worte zu fassen. An die-ser Stelle soll bewusst nicht auf Romane aus dem angloamerikanischen Raum eingegan-gen werden; der Blick auf deutsche Publi-kationen genügt. Zu den Autoren, die sich literarisch mit Computerspielen auseinan-dergesetzt haben, zählen etwa Herbert Genzmer, Marcus Hammer schmitt, Hen-ning Ahrens, Player One, Martin von Arndt13 und Tobias O. Meißner.

    Besagter Tobias O. Meißner, 1967 geboren und seit seinen Kindestagen in Berlin lebend, ist ein besonders ergie-biges Beispiel, wenn man den Einfl uss von Computerspielen auf die heutige

    Literatur untersuchen will. Nicht nur, dass Meiß-ner computerspielnahe Themen und Motive in seine Romane einfl ießen lässt; er hat mit dem Kommunikationswissenschaftler Mathias Mer-tens ein Sachbuch zu Computerspielen ver-fasst14 , ist Kolumnist bei der Computerspielzeit-schrift GEE und selbst bekennender Spieler. Nebenbei sind seine Romane fern aller Compu-terspielbezüge vor allem eines: bedeutsame Zeugnisse der Gegenwartsliteratur, die beein-drucken, mitreißen und teilweise verstören.

    III. Starfi sh Rules, oder: Computerspielimpressionen

    Meißner betrat die literarische Bühne im Jahr 1997 mit seinem vielbeachteten Debüt Starfi sh Rules15, eine stilistisch wie inhaltlich radikale Melange aus Punk-, Wave-, SF- und Horrormo-tiven. Starfi sh Rules ist eine wahrlich wilde Geschichte, angesiedelt in den USA der 1940er Jahre, wobei die historische Bühne ins Düstere verzeichnet ist. Blutige Rassenunruhen toben im ganzen Land, in schmuddligen Mafi abars werben Huren um gewalttätige Freier, ein von Vorahnungen gepeinigter Prophet lässt sich von seinem Schüler die Augen zunähen, ein polnischer Einwanderer versucht sein Glück bei einem archaischen Boxturnier, ein mythischer Gegenstand (entwendet aus dem Berliner Per-gamonmuseum) straft das im Blutrausch ver-harrende Volk mit tosenden Stürmen ... Starfi sh Rules ist eine Tour de Force, in der von der Radio-predigt bis zum Theaterdialog, vom Lexikon-eintrag bis zum Groschenroman zahlreiche Text-sorten zusammengepuzzelt werden. Schon dieser Roman erinnert in einigen Passagen an

    8 Eine Klassifi zierung der Textsorten in Computerspie-len lässt sich in der For-schungsliteratur nicht ausma-chen. Die genannten Begriffe sind deshalb schwammig und werden von Programmierern und Textern unterschiedlich verwendet. 9 Janet H. Murray, Hamlet on the Holodeck. The Future of Narrative in Cyberspace (Cambridge, 1999).10 Marie-Laure Ryan, Narrative as Virtual Reality. Immersion and Interactivity in Literature und Electronic Media (Baltimore, 2001). 11 So erschienen auf dem US-amerikanischen Markt u. a. Romane zu den Com-puterspielen Doom, Halo, Warcraft und Sonic the Hedge-hog; in Deutschland haben sich in jüngster Zeit vor allem die Autoren Claudia Kern und Bernd Frenz mit einem erfolgreichen Roman zu dem Egoshooter S.T.A.L.K.E.R. einen Namen gemacht. Vgl.: Claudia Kern, Bernd Frenz, S.T.A.L.K.E.R.: Shadow of Cher-nobyl (Stuttgart, 2005). 12 Die Unterscheidung von E- und U-Literatur (»ernster« und »unterhaltender« Litera-tur) ist der deutschen Litera-turwissenschaft heilig und soll auch in diesem Artikel nicht angetastet, sondern nur milde belächelt werden.

    13 Herbert Genzmer, Das Amulett (Frankfurt am Main, 2002); Marcus Hammer-schmitt, Polyplay (Hamburg, 2002); Henning Ahrens, Lauf, Jäger, lauf (Frankfurt, 2002); ders., Langsamer Walzer (Frankfurt, 2006) [Ahrens war es auch, der bei der Auswahl des Bachmannpreises 2003 anlässlich seiner Lesung aus Langsamer Walzer mit dem Vorwurf konfrontiert wurde, »Computerspielliteratur« zu schreiben – was er zurück-wies oder (wie man mut-maßen kann) zurückweisen musste, um seine Stellung als »ernstzunehmender Autor« nicht zu gefährden]; Player One, 64 (Norderstedt, 2003); Martin von Arndt, ego shooter (Tübingen, 2007).

    terspiele und Computerspieler, Erzählstturen aus Adventures und Egoshootern, Motive aus und Anspielungen auf bekannte Spiele, literarische Annäherungen an Com-puterspielerlebnisse und experimentelle Versuche, diese in Worte zu fassen. An die-ser Stelle soll bewusst nicht auf Romane aus dem angloamerikanischen Raum eingegan-gen werden; der Blick auf deutsche Publi-kationen genügt. Zu den Autoren, die sich literarisch mit Computerspielen auseinan-dergesetzt haben, zählen etwa Herbert Genzmer, Marcus Ha mer schmitt, Hen-ning Ahrens, Player One, Martin von

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    KonfrontationD a v e T r u e s d a l e

    A l f r e d B e s t e r a l s L i t e r a t u r -k r i t i k e r

    Als die beiden Romane The Demolished Man und The Stars My Destination in den Jahren 1953 und 1957 erschienen, waren sich Leser und Kritiker einig: Alfred Bester wurde als unbestrittener Star der Science-Fiction-Szene gefeiert. Bis heute gehören diese beiden Bücher zum Eindrucks-vollsten, was die SF hervorgebracht hat. Weniger bekannt dagegen ist, das Bester auch als Literaturkritiker Bleibendes geleistet hat. Von Okto-ber 1960 bis August 1962 verantwortete er die Rezensionsspalten des renommierten The Magazine of fanTasy and science ficTion und nahm dabei kein Blatt vor den Mund.

    In der ersten Ausgabe von the magazine oF Fan-tasY, die im Herbst 1949 erschien, gab es noch keine Rubrik für Buchbesprechungen oder »Leseempfehlungen«. Erst in der zweiten Aus-gabe (nach der Umbenennung in the magazine oF FantasY and science Fiction, Winter/Frühjahr 1950) führten Anthony Boucher und J. F. Mc-Comas, die die Zeitschrift gemeinsam gegrün-det hatten, eine solche Kolumne ein, für die sie beide verantwortlich waren. Als McComas vor dem Erscheinen der Augustnummer 1954 ankündigte, dem Magazin den Rücken zu keh-ren, um zu reisen und zu schreiben, wurde Bou-cher alleiniger Rezensent. Als auch er 1958 die Redaktion verließ, übernahm Robert P. Mills den Chefredakteursposten. Einige Ausgaben lang gab es keine Buchbesprechungen, und erst 1959 in der Novemberausgabe wurden Damon Knights erste Kritiken publiziert. Seine scharf-sinnigen, manchmal deftigen, doch immer informativen Rezensionen erschienen in elf Ausgaben der Zeitschrift. Knights letzte Kolum- ne wurde im September 1960 veröffentlicht.

    Danach wurde die Buchkolumne in F & sF richtig interessant, denn ab Oktober 1960 wur- de Alfred Bester zu Knights Nachfolger ernannt. Seine offizielle Tätigkeit für das Magazin um-

    fasste 23 Ausgaben (also fast zwei Jahre) und endete im August 1962.

    Für Besters Rezensionsseite waren es jedoch zwei steinige und äußerst kontroverse Jahre, die schließlich auch zu seiner Kündigung führen sollten.

    Kolumne Nr. 1: Oktober 1960Folgendermaßen legte Bester seine Rezen-sionsphilosophie dar:

    In dieser Rubrik wird jede Art von Literatur vorgestellt, die einen geistigen Höhenflug aus dem Hier und Jetzt unternimmt [...], eine Reise der Phantasie in die Zukunft, die Ver-gangenheit oder in eine andere Gegenwart sowie jedes faszinierende Konzept, das – möglicherweise – auf einer wissenschaft-lichen Prämisse, einem eigenständigen phi-losophischen Gedanken, einer kulturellen Laune oder sogar einem technischen Bravur-stück basiert.

    Wenn es ein Buch gibt, das einen solchen geistigen Höhenflug unternimmt, sollte es vom Leser mit offenen Armen aufgenommen werden; und es wäre geradezu dumm und kleinlich, ein solches Werk abzulehnen, nur weil es nicht irgendeiner bestimmten Defini-tion von Fantasy- oder Science-Fiction-Lite-ratur entspricht. Wir möchten hier das Kost-barste, was ein Schriftsteller zu bieten hat, herzlich willkommen heißen: die Phantasie.

    Darauf folgen vier Buchbesprechungen: The Worlds of Clifford Simak1 (positiv), zu dem er Folgendes anmerkt: »Sein Schreibstil ist leise und abschweifend, man weiß nie, worauf er hinaus will. Das bedeutet, dass seine Geschich-ten frei von jeder konstruierten Handlung sind, und dem Leser gelingt es nicht, den Verlauf der Geschichte und ihren Ausgang schon nach den ersten zwei Seiten vorherzusagen.« Und: »Das ist die Farbe seiner Phantasie; und das Ergebnis ist nicht ermüdend, sondern immer bezau-bernd.«

    Von Mark Cliftons Roman Eight Keys to Eden2 ist er weniger begeistert. Er weist behutsam darauf hin, dass »das Handlungsgerüst von Herrn Cliftons Geschichte kaum eine Kurzge-schichte tragen könnte«, obwohl er zuvor noch Cliftons Erzählung »What Thin Partitions« als »einen wunderbaren Klassiker der Fantasy- Literatur« gelobt hatte.

    Auch L. Sprague de Camps und Flechter Pratts The Incomplete Enchanter3 findet seinen Zu-spruch, und er stellt fest, dass »sich dieses Buch

    Deutsch vonAntonia Thiel

    1 Clifford D. Simak, Das Tor zur anderen Welt (Goldmann, 1961), dt. von Tony Wester-mayr.2 Mark Clifton, Der Berg aus Quarz (Goldmann, 1964), dt. von Tony Westermayr.3 L. Sprague de Camps & Flechter Pratt: Am Kreuzweg der Welten (Pabel, 1967), dt. von Leni Sobez.

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    selbst nach zwanzig Jahren noch erstaunlich gut liest«.

    Als er sich Judith Merrils gesammelten Er -zählungen Out of Bounds zuwendet, beginnt Bester folgendermaßen:

    Schon oft wurde behauptet, dass die mei-sten Frauen deshalb keine bedeutende Lite-ratur hervorbringen, weil das weibliche Den-ken zu emotional und meistens zu sehr mit der augenblicklichen Gefühlswirklichkeit beschäftigt sei. Sollte dies zutreffen, würde dies einen Verlust für die Literatur, für die Science Fiction jedoch einen Gewinn bedeu-ten, denn Out of Bounds, Judith Merrils Kurz-geschichtensammlung, ist eine warme, far-benfrohe und detailreiche Darstellung der Zukunft.

    Danach folgen kurze, einzeilige Kommentare zu acht Geschichten, die er mit folgenden Sätzen beschließt:

    Sollen die Männer doch über die »großen Ent-scheidungen« schreiben, wenn sie es denn können. Wir jedoch brauchen mehr von der Kunst Frau Merrils, die uns daran erinnert, dass sich Fantasy und Science Fiction auf menschliche Werte beziehen sollten.

    Auf drei Seiten werden vier Bücher rezensiert, ein Roman und drei Sammelbände mit Erzäh-lungen. Drei davon werden gelobt, einem eine freundliche Abfuhr erteilt.

    Kolumne Nr. 2: November 1960Auf dreieinhalb Seiten werden sieben Bücher besprochen. Hier einige geistreiche Bemer-kungen, die mein Interesse weckten:

    Dieses Ressort ist der festen Überzeugung, dass Theodore Sturgeon ein zu guter Schrift-steller ist, um sich ausschließlich der Science Fiction zu widmen. Doch er ist zweifellos einer der größten lebenden SF-Autoren, über dessen Bücher wir uns immer freuen. Sein neuestes Buch, Beyond 4 , ist eine Sammlung von teils neuen, teils nachgedruckten Kurz-geschichten, deren Zusammenstellung Herrn Sturgeons einzigartige Fähigkeiten zutage treten lässt.

    Robert Sheckley ist zweifellos der anspruchs-vollste und ausgereifteste Schriftsteller der SF-Literatur. Dies stellt er ein weiteres Mal mit seiner Sammlung von einem Dutzend glän-

    zend geschriebener Kurzgeschichten, Notions: Unlimited 5 , unter Beweis. Wann immer Herr Sheckley die Bühne betritt, können wir uns genüsslich zurücklehnen und darauf ver-trauen, dass dieser präzise Handwerker seine Akzente ohne allzu viel Aufhebens, doch mit umso mehr Brillanz setzen wird.

    Mit der Geschichtensammlung Nine Tomor-rows 6 präsentiert Isaac Asimov, ein Titan der SF-Literatur, eine Sammlung mit Kurzge-schichten, die ... sagen wir einmal ... eher unbedeutenden Science-Fiction-Magazinen entnommen sind. Alle Autoren scheitern gelegentlich daran, Geschichten auf ihrem gewohnten Niveau zustande zu bringen. Diese werden von ihnen entweder vernich-tet, ausgeschlachtet oder auf dem weniger anspruchsvollen Markt losgeschlagen. Letz-teres hat Asimov mit seinen Restposten getan, und nun hat er sie in einer Sammlung herausgebracht.

    Kolumne Nr. 3: Dezember 1960Auf dreieinhalb Seiten werden sechs Werke besprochen. Hier ein interessantes Zitat aus Besters Rezension von James Blishs A Clash of Cymbals7 :

    Herrn Blishs Theorie über das Ende von Zeit und Raum ist originell und atemberaubend, und die Maßnahmen, die seine Protago-nisten ergreifen, um mit diesem Ende klarzu-kommen, sind ebenfalls bemerkenswert. Doch leider muss der Rezensent an dieser Stelle eine alte Debatte mit Herrn Blish fort-setzen: Wir glauben, dass er als Intellektuel-ler zu brillant und als Mensch zu zurückhal-tend ist, um der »Fiction« in Science Fiction gerecht zu werden. Seinen Protagonisten fehlt es an Emotionen, Widersprüchen und Glaubwürdigkeit; es ist leider unmöglich, sich in sie hineinzuversetzen, mit ihnen zu fühlen oder sich mit ihnen zu identifi zieren. Er weigert sich, eine Geschichte mit mensch-lichen Belangen zu erzählen. Um seines großartigen Talentes Willen ermahnen wir Herrn Blish, seinen Intellekt beiseitezuschie-ben, um sich dem Alkohol, Drogen, der Lust, dem Verbrechen und der Politik zuzuwen den ... kurzum allem, was ihn dazu zwingen wird, das menschliche Leid am eigenen Leibe zu erfahren, um danach darüber mit der glei-chen einfühlsamen Hingabe zu schreiben, die er bisher ausschließlich für die Technik aufbringen konnte.

    4 Theodore Sturgeon, Hinter dem Ende der Zeit (Goldmann, 1982), dt. von Tony Wester-mayr.5 Robert Sheckley, Fütte-rungszeiten unbekannt (Bastei Lübbe, 1983), dt. von Michael Görden.6 Isaac Asimov, Unendlichkeit x 5 (Moewig, 1966), dt. von Karl Stephan.7 James Blish, Triumph der Zeit, (Heyne, 1973), dt. von Walter Brumm.

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    wuss te). Der Mann und die Frau sahen sich über den Kopf des Mädchens hin-weg an, ohne etwas zu bemerken. Und das Mädchen hielt sich krampfhaft mit beiden Händen an den Seiten des Bootes fest, um es im aufgewühlten tupperfarbenen Wasser aufrecht zu halten.

    Ihr wurde klar, dass nicht nur das Boot im Brief fehlte; nach so langer Zeit konnte sie nicht einmal sicher sein, dass ihre Erinnerungen an ihre Eltern diesen auch nur entfernt glichen. Das war die große Tragödie, die große See-untüchtigkeit von Erinnerungen, Boo-ten und Briefen – die Dinge blieben nie lange genug sie selbst, um sich in sie einzufügen ... Das Mädchen fi el aus dem Boot in das grüne Wasser.

    War es kalt? Sie wusste es nicht.

    Deutsch vonMelanie Grebing

    Illustriert vonMariya Yordanova

    Seit einiger Zeit muss Hildy ihr Zimmer mit einem ausgesprochen sonderbaren Mädchen teilen: Jenny Rose ist in Indonesien aufge-wachsen, wo ihre Eltern als Missionare tätig sind. Nachdem das Leben dort immer gefährlicher wurde, haben sie Jenny Rose zu Ver-wandten in die USA geschickt, damit sie dort eine höhere Schule besucht. Doch das Mädchen reagiert auf die Trennung von ihren Eltern auf völlig unerwartete Weise ...

    Sie saßen zu dritt in einem Boot. Wenn sie die Augen schloss, konnte sie es bei-nahe sehen: Ein Mann und eine Frau und ein Mädchen in einem grünen Boot auf dem grünen Wasser. Ihre Mutter hatte geschrieben, das Wasser hätte eine unmögliche Farbe; also dachte sie an die mintgrüne Farbe der Tupperdo-sen der Harmons. Aber wie sah das Boot aus? War es grün? Wie sehr sie sich wünschte, ihre Mutter hätte das Boot beschrieben!

    Das Boot wollte einfach nicht ruhig auf dem Wasser liegen. Es hatte zu viel Auftrieb und glitt über die mint-grüne Oberfl äche wie ein Regentropfen über Glas. Es hatte keinen Kiel, kein Segel, keine Ruder. Und, falls sie ken-tern sollten, auch keine Rettungswes -ten (zu mindest keine, von denen sie

    Kelly Link

    Der Verschwindetrick

  • P a n d o r a · S c i e n c e F i c t i o n & F a n t a S y · H e r b S t 2 0 0 7 2 � �

    Hildegard und Myron beobachten Hildys Kusine Jenny rose. es ist donnerstagnachmittag, der 5. oktober ��70, und Jenny rose liegt auf ihrem bett in dem Zimmer, das sie sich mit Hildy teilt. in den fünfzehn Minuten, seit denen Hildy und Myron sie beobachten, hat sie sich nicht ein einziges Mal bewegt. Hildy kann nicht sagen, warum sie Jenny rose beobachtet. Jenny rose bohrt nie in der nase, und sie bricht auch nie in tränen aus. eigentlich liegt sie immer nur mit geschlossenen augen auf dem bett, schläft aber nicht. Sie ist genauso alt wie Hildy – zehn – und völlig verrückt.

    »ich glaube, sie ist tot«, sagt Myron, und Hildy schnaubt verächtlich.

    »ich kann sie atmen sehen«, sagt sie und gibt Myron das Fernglas.

    »dann schläft sie?«»ich glaube nicht«, sagt Hildy

    nachdenklich. »ich glaube, sie schaltet sich ab, wie ein Fernse-her oder so.«

    Sie sitzen in der Gartenlaube, die ihr bruder James letztes Jahr in Holzarbeiten gebaut hat. die Laube ist gemütlich und baufällig. die weiße Farbe blättert in langen Streifen ab, und bienen schweben in der Luft über ihren Köpfen. Mit Hilfe eines geliehenen Fernglases können Hildy und Myron Jenny rose, die auf ihrem bett liegt, ganz ungestört beobachten. Hildy zupft an der Farbe und hält auch nach James ausschau, der glaubt, die Laube gehöre ihm alleine.

    Sie saßen zu dritt in dem Boot auf dem Wasser. Sie waren nicht unbedingt Menschen, und es war auch nicht unbedingt ein Boot. Es könnten die drei Knoten in ihren Schnürsenkeln sein; die drei Lippen-stifte, die in Hildys Schublade versteckt lagen; drei Obstschnitze, die drei Orangen in der blauen Schale neben ihrem Bett.

    Was wichtig war, wonach sie sich sehnte, war die Trinität – das Dreieck – vollständig und ohne fehlende Teile. Sie lag auf dem Bett und stellte sich Folgendes vor: sie zu dritt in dem Boot auf dem Wasser, ach! wie süß das schmeckte.

    Jenny rose ist der einsilbigste, einfarbigste Mensch, den Hildy je gesehen hat. Sie ist nicht-farbig, wie ein Glas fettarme Milch oder ein Stück zerkaute Schnur. dünnes Haar von unbestimmter Länge, die Haut weder bleich noch gebräunt, und ausgewaschene, farblose augen. Sie ist weder groß noch klein, weder dick noch dünn. Sie riecht komisch, traurig, elektrisch, wie regen auf asphalt. Sieht sie ihren eltern ähnlich? Hildy ist sich nicht sicher, aber Jenny rose ähnelt niemandem in Hildys Familie. Hildys Mutter ist groß und schön mit rotem Haar. Hildys Mutter ist eine presbyterianische Pastorin. ihr Vater lehrt an der Universität.

    bruder und Schwägerin von ehrwürden Molly Harmon waren schon Missionare im Pazifi k, lange bevor Hildy und Jenny rose geboren wurden. als Hildy noch klein war, glichen die abenteuer ihrer Kusine einer exotischen und geheimnisvollen Gutenachtgeschichte. Sie wünschte sich immer, sie wäre Jenny rose.

    Während dem Putsch ���5 in indonesien ver-brachten Hildys tante und onkel und Jenny rose einige Monate im Untergrund und dann kurze Zeit im Gefängnis, weil man sie für Sympathi-

    santen der Kommunisten hielt. die Gerüchte lauteten folgenderma-

    ßen: Sie waren tot, sie ver-steckten sich in Ubud im Haus eines Mannes namens nyo-man, sie waren in Jakarta im Gefängnis, sie waren freigelas-sen worden und befanden sich

    in Singapur in Sicherheit. Hildy wusste immer, dass sie sich um

    Jenny rose keine Sorgen machen musste. Geschichten gingen immer

    gut aus. das glaubte sie noch heute.die nächsten viereinhalb Jahre verbrachte Jenny

    rose in Singapur. als ihre eltern nach indonesien zurückkehrten, wurde vorgeschlagen, dass Jenny rose bei den Harmons leben sollte, um eine wei-terführende Schule zu besuchen. Hildy half ihrer Mutter dabei, alles für die ankunft ihrer Kusine vorzubereiten. Sie ging in die bibliothek und lieh sich ein buch über indonesien aus. Zusammen mit ihrer Mutter kaufte sie ein zweites bett und einen zweiten Schreibtisch, Kleidung und Kleider-bügel und bettwäsche. am tag, bevor ihre Kusine ankam, teilte sie den raum mit einem Lineal in zwei gleichgroße Hälften.

    am Flughafen umarmte Hildy Jenny rose und atmete ihren seltsamen heißkalten Geruch ein. Sie schleppte Jenny roses Gepäck ganz alleine zum auto. »Wie ist indonesien?«, fragte sie ihre Kusine. »Heiß«, antwortete Jenny rose. Sie schloss die augen, lehnte den Kopf gegen das auto und sagte die nächsten drei Wochen nichts, das län-

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    r e z e n s i o n e n

    Ein Haus, das innen größer ist außen.1 Eine Familie, die auseinan-derfällt und dann wieder zueinan-der fi ndet. Horror und Liebesge-schichte, metaphysischer Roman und Krimi. Und all das auf meh-reren Ebenen ineinander ver-schachtelt, hinter zahllosen Türen verborgen. Ist Das Haus ein Dokument, das sich auf einen Horrorfi lm bezieht – ein Film über Dinge, die nie pas-siert sind? Oder werden darin die Ereignisse aufgezeichnet, die einem Dokumentarfilm zugrunde liegen?2 Das sind nur zwei der zahlreichen zwingenden Fragen, die sich angesichts dieses sich fort-laufend bewegenden Kalei-doskops von einem Roman stellen.

    Das Haus begeistert mich aber nicht nur des-halb so, weil es Techniken auf den neusten Stand bringt, die ursprünglich von Vladimir Nabokov, Jorge Luis Borges und später von den Postmodernisten kanonisiert wurden. Ich be -wundere dieses Buch auch nicht vor allem des-wegen, weil es mit seinen zahlreichen Fußno-ten3 , kommentierten Abschnitten, dem An -hang4 , den farblich hervorgehobenen Stellen und der sonderbaren Typographie5 einer der ersten Romane ist, der als Geschöpf des Inter-nets beschrieben werden kann.6

    Nein, ich liebe Das Haus, weil der Autor seine ganze Kunst aufwendet, um uns halb zu Tode zu ängstigen, und weil er uns seine Figuren unmit-telbar nahebringt. Der preisgekrönte Photojour-nalist Will Navidson und seine (ihm manchmal entfremdete) Frau Karen Green werden in Danielewskis wie in einem Spiegel gebrochener Erzählung erstaunlich greifbar. Ihr Ringen mit dem Alltag, ihre Versuche, einander zu lieben und mit dem Grauen des Hauses fertigzuwerden – all das zeichnet sich durch eine unmittelbare, gelegentlich aber auch sanfte Wehmut aus.

    Das mag eine recht schlichte Reaktion auf einen so komplexen Roman sein, aber die Dua-lität von Liebe und Grauen bildet das Herz von Das Haus. Man kann diese Bestandteile des Buches nicht zugunsten des Feuerwerks abtun, das Danielewski hier stilistisch abbrennt, ohne den eigentlichen Grund zu ignorieren, weshalb der Roman in der Phantasie so vieler Leser nachhallt wie ein sonderbares, düsteres, nur vage erinnertes Lied. Das ist auch der Grund, weshalb Das Haus jetzt schon ein Kultbuch ist und in nicht allzu ferner Zeit zu den Klassikern der Horrorliteratur gezählt werden wird.

    Ich liebe Das Haus wegen Passagen wie der Folgenden, die in der Kolonialzeit der USA spielt. Einige Männer jagen verzweifelt nach Wild und geraten in einen Schneesturm. All das geschieht in einer Fußnote, und als ich es zum ersten Mal gelesen habe, war ich so fasziniert, dass mir ein Schauer den Rücken hinunterlief – ganz eindeutig eine sehr »primitive« Reaktion auf eine Leseerfahrung:

    Mark Z. DanielewskiDas Haus[House of Leaves · 2000]

    1 Danielewski ist sehr genau, wenn es darum geht, wie sehr das Haus die Realität unterminiert. Als die Prota-gonisten des Romans in das Haus ziehen, taucht plötzlich ein sechs Fuß langer Korridor auf, den es eigentlich nicht geben dürfte. Er ist nicht vier Fuß lang. Und auch nicht sieben. Das Maß ist nicht unbestimmt. Nein, der Ehemann misst ihn aus und kommt unter Bezugnahme auf die Außenmaße des Hauses auf sechs Fuß. Und die Genauigkeit dieses Messvor-gangs verstärkt das Grauen der Ereignisse sogar noch.2 Danielewski zitiert in seiner Geschichte immer wieder berühmte Künstler, Filme macher und andere, die sich zu dem Film äußern, aber immer in einem Zusammen-hang, der dafür sorgt, dass der Roman die Zitate nahtlos in sich aufnimmt. In siebzehn Jahren wird vielleicht niemand mehr wissen, wer Dr. Joyce Brothers ist, aber ihr Zitat wird noch immer in Das Haus nach-hallen. In gewisser Hinsicht verschlingt der Roman die Wirk lichkeit und macht sie sich – immer dann, wenn sie direkt mit ihm in Berührung kommt – durch bestimmte Einzelheiten zu eigen.3 Es mag zutreffend sein, dass einige der zahlreichen Fußnoten des Romans durch den Text stolpern wie auf Abwege geratene Forscher, die in den Eingeweiden eines Hauses gefangen sind, das innen größer ist als außen. Manchmal kommen sie der eigentlichen Handlung sehr nahe, dann wieder irren sie ab und der Leser ebenso.

    , das innen größer ist Eine Familie, die auseinan-

    derfällt und dann wieder zueinan-der fi ndet. Horror und Liebesge-schichte, metaphysischer Roman und Krimi. Und all das auf meh-reren Ebenen ineinander ver-schachtelt, hinter zahllosen

    Hausein Dokument, das sich auf

    doskops von einem Roman stellen. begeistert mich aber nicht nur des-

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    20. Jänner 1610Noch mehr Fchnee. Bittere Kälte. Dieser Ort ist schrecklich, dahin es uns verschlagen hat. Eine Woche ift vergangen, feit wir eine lebendige Kreatur gesehen. Wär nicht der Fturm, wir wären längft von hinnen. Verm ward die letzte Nacht von manchen böfen Träumen heimgefucht.

    [ ... ]

    22. Jänner 1610Wir sterben. Kein Effen. Kein Obdach. Tiggs träumt, er fah den Fchnee um uns herum ganz Rot von Blut.

    Und dann der letzte Eintrag:

    23. Jänner 1610Ftufen! Wir haben Ftufen entdeckt!7

    Diese Abschweifung bietet ein kleines Beispiel dafür, wie es dem Autor gelingt, das wunder-bare Gefühl, wie sich Zeit und Raum ausdehnen und wieder zusammenziehen, in Worte zu fas-sen. J. G. Ballard hat das in seinen frühen Erzäh-lungen perfektioniert – und bei Das Haus hat man fast den Eindruck, Ballard wäre unvermit-telt rechts abgebogen und im Horrorgenre gelandet. Den ganzen Roman hindurch spielt Danielewski mit dem Gefühl des Lesers für Maßstäbe und Größenordnungen. Hier ist der Text eine Herausforderung für den Intellekt, dort eine emotionale Achterbahnfahrt. In wel-chem anderen Roman kann man auf die bestür-zenderen Elemente aus dem Film The Blair Witch Project treffen und auf die existentiellen Fragen Kierkegaards?

    Schlussendlich ist das Buch deshalb so wir-kungsvoll, weil es sich immer wieder mit der Beziehung zwischen Karen Green und Will Navidson auseinandersetzt – mit Wills Obses-sion, das Geheimnis des Hauses zu erkunden, und mit Karens Bereitschaft, alles aufs Spiel zu setzen, um ihn zu retten. Denn wenn man die verschiedenen Tricks und Spezialeffekte bei-seite lässt, ist Das Haus ein verschlungener und verknoteter Handlungsfaden, der in einen form-losen Abgrund führt. Wir fiebern mit den Prota-gonisten mit, die sich an diesen Faden klam-mern, und wir möchten nicht, dass sie fallen.8

    · Jeff VanderMeer

    Deutsche Erstveröffentlichung Übernommen aus

    Horror: Another 100 Best Books, hrsg. von Stephen Jones & Kim Newman

    (Carroll & Graf, 2005) Mit freundlicher Genehmigung des Autors

    © 2007 by Jeff VanderMeer © der Übersetzung 2007 by Hannes Riffel

    Klett-Cotta (Stuttgart, 2007) | Lexikonformat, 828 Seiten | Deutsch von Christa Schuenke mit Olaf Schenk | Umschlaggestaltung: Frank & Reed

    Mark Z. DanielewskiFoto: Eddie Mills

    4 Es mag zutreffend sein, dass sich im Anhang des Romans wunderbare Briefe befinden, aber das rechtfertigt nicht immer ihr Eindringen in die Handlung.5 All das kann als notwendige Täuschung nachgesehen werden – eine befangene Tarnung, die dem Roman größere Tiefe verleiht. Manchmal muss ein Buch innen größer sein, damit es auch außen größer sein kann.6 Die Seelenverwandtschaft von Das Haus mit dem Internet spiegelt sich in dem Gerücht wider, der Roman sei zuerst in verschiedenen Ausga-ben im Netz veröffentlicht worden. Stimmt das? So oder so, es spielt keine Rolle; zieht man die Vergänglichkeit elektronischen Publizierens in Betracht, wohnt dem Gerücht jedenfalls eine gewisse mythische Wahrhaftigkeit inne.7 Als ich das las, befand ich mich in einem kleinen Flugzeug, das während eines Gewitters eine schwierige Landung vor sich hatte. Aber nichts konnte meine Aufmerksamkeit von Das Haus ablenken. Trotz seiner manchmal unerträglichen Abschweifungen hielt mich der Roman in seinem Bann wie ein atemloser Thriller, und ich wusste nicht, ob ich schnell lesen sollte, um herauszufinden, was als Nächstes passierte, oder langsam, um das berauschende Gefühl der Beklommenheit zu genießen, das ihm innewohnt. Die Andeutung in der oben zitierten Fußnote, der Einfluss des Hauses erstrecke sich in die Vergangenheit, ließ mich in einem Maße erschaudern, wie es sonst nur weit derberen Horrorromanen gelingt.8 »Aber was ist mit Johnny Truant? Was ist mit Zampanò? Wie können Sie gleich zwei Ebenen des Romans ignorieren?« Eine berechtigte Frage. Aber ich habe sie gar nicht ignoriert. Lesen Sie meine Einlassungen doch einmal genauer.

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    K. J. BishopStadt des Wahnsinns[The Etched City · 2003]

    Es beginnt in der Wüste.

    »Es gab keine Meilensteine im Kupferland. Oft konnte der Reisende sein Vorwärtskom-men nur daran messen, wie lange es dau-erte, von einem verrotteten oder kaputten Ding zum nächsten zu gelangen. [...] Das Land war im Begriff, seinen Wettlauf mit der Zeit zu verlieren.«

    Vielleicht haben wir es hier mit einer austra-lischen Besonderheit zu tun. Immerhin ist Aus-tralien das Land der Gegensätze. Die rote Wüste im Herzland erinnert eher an den Mars als an die Erde. In der Zukunft von Stadt des Wahn-sinns ist Australien ein Land der untergegan-genen Imperien, der Totenstädte und Räuber-banden. In dieser Wüste begegnen wir Gwynn, einem ehemaligen Söldner, der es vom Banden-führer zum einsamen Gesetzlosen gebracht hat, und der Ärztin Raule, die einmal seine Gefähr-tin war. Beide kommen zu dem Schluss, dass das Leben auf der Flucht einfach keinen Spaß mehr macht und dass es an der Zeit ist, von vorne anzufangen.

    So treffen wir auf den ersten großen Gegen-satz. Die Stadt Ashamoil ist nicht weit, doch es handelt sich um eine Tropenwelt, von sengen-der Hitze und Regenfl uten heimgesucht, voll riesiger Spinnen und krokodilverseuchter Flüsse. Hier wollen sich Raule und Gwynn ein neues Leben aufbauen.

    Als Ärztin hat Raule sich zumindest noch die Überreste eines Gewissens bewahrt. Nachdem man sie bei der Ärztekammer abweist, weil sie keine formale Ausbildung hat, beschließt sie, in einem Kirchenhospital in der Nähe der Slums zu arbeiten.

    Gwynn kommt aus einem schneebedeckten Land. Seine helle Haut schützt er mit einem breitkrempigen Hut vor der Sonne. Anders als Raule hat er kein Gewissen. Vielleicht hatte er nie eines. Da er Schwert und Revolver meister-haft zu führen weiß, fällt es ihm nicht schwer, eine gutbezahlte Arbeit als gedungener Schlä-ger und Mörder zu fi nden.

    Möglich, dass Gwynn kein Herz hat, doch es gibt zwei Menschen, die fest entschlossen sind, das Gegenteil zu beweisen. Einer davon ist der Rev, der den sterbenden Patienten in Raules

    Hospital seelischen Beistand leistet. Er sieht die Rettung von Gwynns Seele als eine Herausfor-derung, die ihm vielleicht eines Tages den Weg zurück zu Gott eröffnen wird.

    Das andere Augenpaar, das auf Gwynns Seele ruht, gehört der Künstlerin Beth Constan-zin. Nachdem sie seine anmutige Gestalt auf der Straße gesehen hat, beschließt sie, sein kaltes Wesen zu verwandeln. Sie fertigt einen Kupferstich mit dem Titel »Die Sphinx und der Basilisk« an und verkauft Kopien davon. Der Basilisk stellt eindeutig Gwynn in seinem dunk-len, mit Pfauenfedern geschmückten Mantel dar. Die Sphinx ist eine wunderschöne Frau mit fl ammenrotem Haar. Gwynn erwirbt den Kup-ferstich und macht sich auf die Suche nach der rothaarigen Verführerin. Als sie einander begegnen, kann Gwynns alchemistische Trans-formation beginnen ...

    Die Welt von Stadt des Wahnsinns ist instabil. Sie verformt sich und bewegt sich unstet durch die Gefi lde der Wirklichkeit. Ashamoil ist ein ganz eigenständiger Ort, doch er enthält Spu-ren von M. John Harrisons Viriconium, Gene Wolfes Nesus und Jeff VanderMeers Veniss. Raule ist einer Epidemie von Geburtenmissbil-dungen auf der Spur, und aus den Händen des Revs krabbeln in alkoholbenebelten Momenten Insekten. Beth erklärt Gwynn, dass sie einer anderen Spezies angehört als er. Auf dem Marktplatz gibt es einen Bettler, aus dessen Bauchnabel eine wunderschöne Blume wächst. Er verlangt einen Schilling für den Versuch, sie zu pfl ücken. Niemandem gelingt es. Ashamoil fühlt sich an, als existierte es ganz nah am Abgrund des Unmöglichen, und ein einziger Stoß würde genügen, um es hinabzustürzen.

    Für Stadt des Wahnsinns gewann Bishop den ›Crawford Award‹ für den besten Fantasy-Erst-ling. Der Roman wurde für mehrere andere Preise nominiert, darunter als bestes Erstlings-werk für den ›Locus Award‹. Es ist nicht schwer, den Grund dafür zu erkennen.

    · Cheryl Morgan

    Deutsche Erstveröffentlichung Übernommen aus emerald citY 95 (Juli 2003)

    Mit freundlicher Genehmigung der Autorin © 2007 by Cheryl Morgan

    © der Übersetzung 2007 by Jakob Schmidt

    Piper (München, 2007) | Taschenbuch, 416 Seiten | Deutsch von Birgit Reß-Bohusch | Titelbild von Peter Bergting

  • P a n d o r a · S c i e n c e F i c t i o n & F a n t a S y · H e r b S t 2 0 0 7 2 � �

    Roberto Bolaño ist im Jahre 2004 gestorben, viel zu früh, knapp über 50 war er. Leider teilt er mit einigen anderen literarischen Genies das Schicksal, in Deutschland ziemlich unbekannt zu sein (zu nennen wäre da der Pulitzer-Preis-träger Steven Millhauser oder der grandiose Jan Kjaerstad). Dabei gilt er als einer der interessan-testen neueren Autoren der lateinamerikani-schen bzw. spanischsprachigen Literatur. Aber nicht Vargas Llosa oder García Márquez sind hier die Bezugsebene, sondern eher die eben-falls viel zu wenig gelesenen Jorge Luis Borges und Julio Cortázar.

    Das Buch Der unerträgliche Gaucho ist die letzte Veröffentlichung zu Bolaños Lebzeiten gewesen und beinhaltet fünf Erzählungen und zwei Vorträge. Einer dieser Vorträge ist mit dem Lovecraft-Verweis »Der Cthulhu-Mythos« über-schrieben und rechnet mit der Generation der »Großen Alten« der lateinamerikanischen Lite-ratur ab: den bereits genannten Vargas Llosa, García Márquez und anderen. Der andere Vor-trag, »Literatur + Krankheit = Krankheit«, atmet bereits den Duft des bevorstehenden Todes, sprüht aber dennoch vor Lebenslust, Assoziationen und natürlich Melancholie.

    Die fünf Erzählungen haben neben dem Hang zum Skurrilen und Phantastischen einen gemeinsamen Tenor: das Weggehen aus einer verständnislosen, feindlichen Umwelt. Und darin weisen sie ebenfalls auf den bevorstehen-den Tod Bolaños hin wie auch auf seine frühere Biographie. 1953 in Santiago geboren, ver-brachte Bolaño seine Jugend aus politischen Gründen in Mexiko. Nach dem Putsch von 1973 kehrte er nach Chile zurück. Er wurde sofort für mehrere Tage inhaftiert und kam nur durch die Hilfe von Freunden wieder auf freien Fuß, um schließlich nach Spanien ins Exil zu gehen. Hier arbeitete er in mehreren Jobs als Kellner und Nachtwächter, nachts schrieb er; erst einmal surrealistische Lyrik, dann Erzählungen und sei-nen großen Roman Die wilden Detektive, der mit Cortázars Rayuela verglichen wurde.

    Zu erwähnen sind vielleicht auch die Werke Stern in der Ferne und Naziliteratur in Amerika; ersteres eine Erzählung über die Verfolgung des »barbarischen Künstlers« Carlos Wieder, der zu Zeiten der chilenischen Diktatur einige Untaten zu verantworten hat und nun unter anderem Namen irgendwo versteckt lebt. Letztgenann-

    tes ein fi ktives Literaturlexikon im Stil von Jorge Luis Borges.

    Diese beiden Werke zeigen die Hauptmotive Bolaños (wie auch seinen Hang zur Skurrilität, die häufi g ins Phantastische umschlägt; so schreibt Carlos Wieder zum Beispiel mit Hilfe eines Flugzeugs seine Gedichte in den Himmel; oder die kannibalischen Kaninchen, die Ratten-gesellschaft samt Polizei und erstem »Serien-mörder« unter den Ratten ...): das Spiel mit der Literatur (Intertextualität und dergleichen) und die Auseinandersetzung mit Diktaturen (was Bolaño auch eine wichtige Protagonistenrolle in Javier Cercas Roman Die Soldaten von Salamis bescherte).

    Das literarische Spiel lässt sich anhand der fünf Erzählungen in Der unerträgliche Gaucho verdeutlichen, wenn man die Titelgeschichte, mit Borges im Hinterkopf liest, beim Rattenpo-lizisten an Kafka denkt und in der vielleicht besten Geschichte, Die Reise des Álvaro Rousse-lot, an Proust und Flaubert. Die Geschichten zeichnen sich aber vor allem durch etwas aus, das nur ganz wenigen Autoren beschieden ist: Sie erzeugen einen Suchteffekt.

    Das Thema der chilenischen Diktatur, aber auch erneut das literarische Spiel, kommt stärker noch zu tragen in dem neu erschienenen Roman Chilenisches Nachtstück. Hier handelt es sich um eine Totenbettbeichte oder sagen wir besser, einen inneren Monolog des sterbenden Opus-Dei-Priesters, bekannten Literaturkritikers und mittelmäßigen Dichters Sebastián Urrutia Lacroix. Er erzählt von einem Leben, das im Zuge des literarischen Umfelds (unter anderem treten Pablo Neruda und Ernst Jünger auf), des kirchli-chen Umfelds (nach Europa geschickt, um den physischen Zerfall der Kirchen zu beobachten, und die skurrile und zugleich metaphorisch gran-diose Lösung ...) und des politischen Umfelds (wenn er den geheimen Auftrag bekommt, Pino-chet und dessen Generalen den »Kommunismus« beizubringen) an Surrealismus gewinnt. Ein atemloses Meisterwerk, das genau wie alle ande-ren Veröffentlichungen von Bolaño nach mehr verlangt und die Hoffnung auf eine Veröffentli-chung des noch unübersetzten und wohl unbe-endet gebliebenen Opus Magnum 2666 nährt.

    Wer Autoren wie Borges und Cortázar mag, sollte Bolaño eine Chance geben.

    · Ralph Doege

    Antje Kunstmann (Mün-chen, 2006) | Pappband, 190 Seiten | Deutsch von Hanna Grzimek & Peter KultzenHanser (München, 2007) | Pappband, 156 Seiten | Deutsch von Heinrich von Berenberg

    Roberto BolañoDer unerträgliche Gaucho [El goucho insufrible · 2003]Chilenisches Nachtstück [Nocturno de Chile · 2000]

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    vorschauIn der dritten Ausgabe von Pandora erwarten Sie die Erzählungen

    christian von aster · Dracontocoprosjim butcher · Eine Glaubensfragepat cadigan · Des Kaisers neue Wirklichkeitstorm constantine · Paragenesisjoe haldeman · Ein anderer Kriegjoe hill · Daumenabdrucklewis padgett · Der stolze Robotertim powers · Hügelabwärtsjustina robson · Einsame Inselund/oder so manche andere!

    Darüber hinaus sehr wahrscheinlich Essays u. a. von Stephen Baxter, Patrick Charles, David Langford, Jakob Schmidt, Norman Spinrad und Jonathan Swift; Kolumnen von John Clute, Hardy Kettlitz, Adam Roberts und Graham Sleight; sowie ein umfangreicher Rezensionsteil.

    Pandora 03 erscheint im März 2008.

    Impressum

    1. Jahrgang, Herbst 2007

    Redaktion Hannes Riffel (V.i.S.d.P.) | Jakob SchmidtMitarbeiter Isa Knoesel | Sara RiffelBeirat John Clute | Hardy KettlitzKorrektur Uwe SchlegelLayout & Satz Hardy KettlitzDruck AAD TRESCOM GmbH, BerlinAnzeigen Hannes RiffelVertrieb Ronald Hoppe

    PANDORA erscheint zweimal jährlich, jeweils im März und im Oktober.

    Preise (Inland): Einzelausgabe EUR 14,90Jahresabonnement (zwei Ausgaben) bei Bestellung bis zum 31.12.2007 EUR 20,00; danach EUR 25,00 (gültig für alle Aus-gaben, die 2007 und 2008 erscheinen). [Versandkostenfreie Lieferung innerhalb Deutschlands ab einem Bestellwert von EUR 12,00 | Versandkostenfreie Lieferung innerhalb der EU und in die Schweiz ab einem Bestellwert von EUR 20,00 | Darunter berechnen wir eine Versandkostenpauschale von EUR 3,00 | Bei Bestellungen aus dem übrigen Ausland erfra-gen Sie bitte die Versandkosten.]

    Die Redaktion dankt Sascha Mamczak, me raabenstein, Isabell Simon, Dave Truesdale, Gordon Van Gelder und der Crew der Otherland Buchhandlung in Berlin für tatkräftige Unterstützung.

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