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T E D S I M O N

D E L I U S K L A S I N G V E R L A G

JUPITERS REISENREISEN

Der Bildband zu »JUPITERS FAHRT« und

»JUPITERS TRÄUME«

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Inhalt

6 Einleitung 10 DieGeburteinesBikes 11 MeineRaumkapsel 12 DasBeladen 12 Abreise 14 FansinFiesole 15 Roggiano 17 VerloreninPalermo

20 Afrika 21 Tunesien 29 Libyen 31 Bengasi 32 Kyrene 35 HineinnachÄgypten 37 Kairo 41 NachWadiHalfa 46 Sudan 49 EndlichinderWüste 55 EineRedebeiSternenlicht 55 Einkehr 56 WelcherWald? 58 TeeundBrüderschaft 66 Kassala 69 DieStraßenachÄthiopien 75 NachGondar 80 AbendesseninAmmanuel 83 MittagesseninMega 88 Moyale 91 DieThompsons 92 Lodwar 98 Lamu…undweiter

107 Südamerika108 Iguatú109 Rio 111 Congonhas 112 Curitiba 113 Paraná 116 Iguazú120 SanIgnacio122 MardelPlata125 Bariloche126 Chile130 Cuzco132 NachAyacucho134 AmStrand140 Ecuador142 Otavalo144 Kolumbien145 …dasEndederStraße146 Cartagena149 NachSanAndres150 Zentralamerika150 Panama154 Nicaragua156 NachMexiko

160 Australien162 SpaßmitdenTruckies164 Tutmirleid166 Wiefrüher168 DiehimmlischeKüste

172 Ostasien174 Singapurund…175 …dieGeheimnissedesSago176 ImRopeWalk178 Indien180 Madras183 Auroville185 Kanchipuram189 EineWeltderArbeit 191 Sigirya195 MaduraiundCochin201 Karwar204 Bombay206 Baroda 211 Nepal217 AufdemTrailnachTatopani221 Kazirenga223 VonKohle…224 …bisSeide228 Konarak233 Mautbrüder237 Türkei

238 Epilog

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EineWochevormeinemAufbruchließdieThe Sun-day TimesdiesesFotoaufnehmen,aufdemalleszusehenist,wasichinmonatelangerArbeitfürdieRei-sezusammengestellthatte:eineAnsammlungvonKarten,Kleidungsstücken,Ketten,CampingzubehörundsonstigenDingen,diesichunmöglichalleein-zelnaufzählenlassen.

Zufällig fuhr der Chefredakteur Harold EvansebenfallsMotorrad.Andernfallshätteeinesowich-tigeZeitungwohlkaumInteresseaneinemsoun-orthodoxenAbenteuergezeigt.Evansundichnah-menzusammenaneinemFahrkursteil,dervonderMotorradpolizei in Hendon durchgeführt wurde.Dass ich dieTriumph einer BMW vorzog, geschahzum Teil aus Wertschätzung für seine Unterstüt-zung. Die britische Motorradindustrie hatte ihrenTiefpunkterreicht,undichhieltesfürrichtig,eineReise, die von England ausging und durch einegroßartigebritischeZeitunggesponsertwurde,aufeinembritischenBikezumachen.

HeutegibtesgroßeUnternehmen,dieallesanbie-ten,waseinAbenteuerbikerirgendbrauchenkönn-te, und damit an der Abenteuerlichkeit zweifelnlassen.Ichdagegenmusstemirallesnachundnachzusammensammeln.EinpaarDinge,zuwinzig,umsiezuerkennen,warenreinerFantasiegeschuldet.Die Axt nahm ich am Ende gar nicht mit, weil ichnichtwusste,wohindamit,undauchdieErsatzrei-fenließichzurück.

DasBilderschienaufeinerDoppelseitederZei-tung,undichnahmesmit.Wennesdarumging,sichbeiBeamtenverschiedensterArteinzuschmeicheln,erwies es sich oft als wertvoller als ein Pass. DerRegenschirm war nur ein Requisit des Fotografen,aberalsichdarübernachdachte,wurdemirklar,wiehilfreicherseinkönnte.IchkaufteeinenaufmeinemWeg außer Landes und behielt ihn tatsächlich dieganzeZeitbeimir.

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EINLEITUNGIn den hunderten, vielleicht tausenden Briefen und Nachrich-ten, die mir die Leser von Jupiters Fahrt und Jupiters Heimfahrt geschrieben haben, beklagen nur wenige das Fehlen von Fotos, und ich verstehe das als Kompliment. Doch die Zeiten haben sich geändert. In den vielen Jahren seit der Entstehung dieser Bilder hat sich die Fotografie genau wie vieles andere enorm gewandelt.

Dank der Digitaltechnologie, die vor vier Jahrzehnten meines Wissens nur in den Köpfen einiger weniger existierte, werden wir mittlerweile mit Farbfotos überschüttet. Zwangsläufig hat die-ser Fortschritt auch die Art und Weise verändert, wie wir Fotos betrachten und verwenden. Sie sind das Medium, durch das die meisten Menschen heutzutage die Welt interpretieren. Zur Zeit der Veröffentlichung von Jupiters Fahrt dagegen hat mich im Ver-lag, soweit ich weiß, niemand nach Fotos gefragt, und ich schlug damals auch nichts dergleichen vor. Bestimmt war ich der Ansicht, meine Worte seien bildhaft genug.

Aber ich habe Fotos gemacht und bin mittlerweile von ihrem Wert so überzeugt, dass es jetzt dieses visuelle Begleitwerk zu meinen beiden Büchern gibt. Zunächst hatte ich geplant, die Fotos durch Auszüge aus den Büchern zu kommentieren, doch wie ich bald feststellte, wären die Texte dabei zu umfangreich ausgefal-len. Daher entstammen die Zeilen in diesem Buch, von wenigen Ausnahmen abgesehen, einer frischen Feder, und ich habe die Gelegenheit genutzt, einige neue Informationen über die Reise hinzuzufügen.

Fotograf war ich nie. Kameras mitzunehmen kam mir erst sehr spät in den Sinn. Ein befreundeter Berufsfotograf namens Roy Round schlug zwei Pentax-Gehäuse und drei Objektive vor. Ich war fasziniert, mir blieb jedoch keine Zeit, mehr zu lernen, als ein Motiv zu suchen und auszulösen, und selbst das gelang mir nicht immer. Ich scheine ein halbwegs gutes Auge für Komposition zu besitzen, doch der größte Wert der Fotos in diesem Buch steckt in den Menschen und Objekten, die ich mit meiner Kamera einfangen konnte. Die meisten dieser Menschen sind heute tot, die meisten

Objekte verschwunden oder bis zur Unkenntlichkeit verändert, und dort, wo es mir gelungen ist, das Objektiv scharf zu stellen, sind diese Bilder interessante Zeugnisse eines ungewöhnlichen Abenteuers in einer längst vergangenen Zeit.

Werden wir heutzutage von einer Bilderflut überschwemmt, so war ein Einzelfoto in den 1970er-Jahren noch etwas Kostbares. Vor ein paar Wochen erst habe ich widerwillig einige Kodachro-me-Filme entsorgt, da es heutzutage sehr aufwendig wäre, sie zu entwickeln, aber bei ihrem Anblick sehe ich immer noch die klei-nen Rechtecke voll leuchtender Farben vor mir, die ich bei Digital-fotos einfach nicht entdecken kann. All diese Filme wollten über Tausende von Meilen transportiert werden, und das unter widri-gen Umständen auf einem Motorrad mit begrenztem Stauraum. Manchmal gingen mir die Filme aus, manchmal war mir nicht nach Fotografieren zumute, und manchmal war es einfach zu verdammt schwierig.

Natürlich wünschte ich mir, ich hätte damals mehr zustande gebracht. Bitte bedenken Sie jedoch, dass dieses Buch keine fotografische Dokumentation der Reise darstellt und eine solche auch nie beabsichtigt war. Es gibt große Lücken. Einige meiner Bil-der wurden mir von der brasilianischen Bundespolizei gestohlen, andere gingen auf der Fahrt zwischen Peru und England verloren.

Bedenken Sie bitte außerdem, dass ich kaum Gelegenheit hatte, meine Fähigkeiten zu verbessern. Es dauerte Jahre, bis ich mei-ne Bilder zu sehen bekam, und ich musste mein Material zudem sehr lange mit mir herumtragen. Wo Roy gleich ein paar Rollen ver-schossen und in der heutigen Zeit jeder eine Speicherkarte gefüllt hätte, konnte ich mir nur eine oder zwei Aufnahmen leisten. Den-noch werden meine Fotos allen, die Jupiters Fahrt gelesen und geschätzt haben, eine farbenfrohe und lebendige neue Dimension eröffnen. Die moderne Technologie ist mir zur Hilfe gekommen, und mein Layouter, Erdem Yücel, konnte viele meiner Bilder vor dem Vergessen bewahren. Sie, meine Leser, werden hoffentlich der Meinung sein, dass sich der Aufwand gelohnt hat.

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8

Alexandria

Wadi Halfa

Perth

Sydney

Nairobi

Mombasa

Mbeya

Ndola

LivingstoneUmtali

Lourenço Marques (heute: Maputo)

Johannesburg

Kapstadt Adelaide

Melbourne

Port Elizabeth

San Francisco

Los Angeles

Nogales

Fortaleza

Rio de Janeiro

Buenos Aires

Santiago

Lima

Mazatlan

Mexico City

Guatemala

Managua

Panama

CHILE

ARGENTINIEN

BRASILIEN

KOLUMBIEN

PERU

BOLIVIEN

ECUADOR

MEXIKO

USA

NEUSEELAND

Honolulu

Wellington

Cartagena

Medellin

Guayaquil

London

PalermoTunisBengasi

Istanbul

KabulPeschawar

Delhi

PuriBombay(heute: Mumbai)

Madras

Cochin

KathmanduDibrugarh

Kalkutta

Trincomalee

Montpellier

Atbara

Gondar

Moyale

Cairns

INDIEN

AUSTRALIEN

ÄGYPTENLIBYEN

SUDAN

ÄTHIOPIEN

KENIA

TANSANIA

SÜDAFRIKA

IRAN

SRI LANKA

EINE REISE

MALAYSIASingapur

Karte_S008-009.pdf 1 05.06.14 08:25

1974 1975EUROPA

OKTOBER OKTOBERNOVEMBER NOVEMBERDEZEMBER DEZEMBERJANUAR JANUARFEBRUAR FEBRUARMÄRZ MÄRZAPRIL APRILMAI MAIJUNI JUNIJULI JULIAUGUST AUGUSTSEPTEMBER

AFRIKA SÜDAMERIKA ZENTRALAM. MEX. VEREINIGTE STAATEN

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Alexandria

Wadi Halfa

Perth

Sydney

Nairobi

Mombasa

Mbeya

Ndola

LivingstoneUmtali

Lourenço Marques (heute: Maputo)

Johannesburg

Kapstadt Adelaide

Melbourne

Port Elizabeth

San Francisco

Los Angeles

Nogales

Fortaleza

Rio de Janeiro

Buenos Aires

Santiago

Lima

Mazatlan

Mexico City

Guatemala

Managua

Panama

CHILE

ARGENTINIEN

BRASILIEN

KOLUMBIEN

PERU

BOLIVIEN

ECUADOR

MEXIKO

USA

NEUSEELAND

Honolulu

Wellington

Cartagena

Medellin

Guayaquil

London

PalermoTunisBengasi

Istanbul

KabulPeschawar

Delhi

PuriBombay(heute: Mumbai)

Madras

Cochin

KathmanduDibrugarh

Kalkutta

Trincomalee

Montpellier

Atbara

Gondar

Moyale

Cairns

INDIEN

AUSTRALIEN

ÄGYPTENLIBYEN

SUDAN

ÄTHIOPIEN

KENIA

TANSANIA

SÜDAFRIKA

IRAN

SRI LANKA

EINE REISE

MALAYSIASingapur

Karte_S008-009.pdf 1 05.06.14 08:25

1976 1977

OKTOBER OKTOBERNOVEMBER NOVEMBERDEZEMBER DEZEMBERJANUAR JANUARFEBRUAR FEBRUARMÄRZ MÄRZAPRIL APRILMAI MAIJUNI JUNIJULI JULIAUGUST AUGUSTSEPTEMBER

AUSTRALIEN SÜDOSTASIEN INDIEN WESTASIEN EUROPA

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»Ich glaube, es war in Argentinien, dass ich zum Profi wurde. Ich war seit einem Jahr auf der Straße unterwegs. Ich hatte sehr hochfliegende Empfindungen durchlebt und sehr niederschmetternde und auch alles dazwischen. Ich fühlte mich von der Welt nicht mehr so bedroht wie früher. Ich glaubte, sie ermessen zu können.

Es muss eine Hilfe gewesen sein, dass ich mich im Pferdeland befand. Ich hatte das sehr starke Gefühl, dass ich die Sichtweise eines Gauchos auf die Welt teilte, und ich saß auf meinem Sitz sicherlich genauso fest wie er in seinem Sattel. Auf einem Motorrad zu fahren war für mich so natürlich, wie auf einem Stuhl zu sitzen. Es ermüdete mich kaum. Ich konnte die Maschine so automatisch beladen und entladen, wie ich mich rasierte, und ich gestatte­te es nicht, mir diese Aufgaben lästig werden zu lassen.«

(Text aus »Jupiters Fahrt«)

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BARILOCHE

Ich fand die Wesleys auf der anderen Seite von Bari-loche auf einem Stück Land zwischen zwei Seen. Teddy war ein starker, robuster Typ mit grünen, funkelnden Augen, einem gelöstem Lächeln und dem Bart eines Eroberers. Er war ein Nachfahre der Wellesleys, verwandt mit dem Duke of Wellington. Im Zweiten Weltkrieg hatte er als Angehöriger einer

Kommandotruppe gekämpft, und noch immer wirkte er jung genug, um Peru erobern zu können, nur war es nicht mehr zu haben.

Er hatte eine Frau und viele Söhne, und ihr Leben erschien mir ungeheuer idyllisch. Ich blieb zehn Tage, um es zu bewundern.

Dann fuhr ich über die Anden nach Chile.

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CHILE

Chile war ein Polizeistaat. An der Grenze gab es dafür jede Menge Beweise: schwer bewaffnete Beamte und Wände voller Plakate mit Warnungen. Teddy hatte mir von einem reizenden kleinen Gasthof an der Küste in Pucatrihue erzählt. An nur einem Tag die Anden überqueren und den Pazifik erreichen! Toll.

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CHILE

Der Ozean lag 40 Meilen hinter Osorno an einer Schotterpiste, aber ich hatte nicht mit der tief-stehenden Sonne gerechnet. Sie blendete mich so sehr, dass ich die Fahrt abbrechen musste. Ich schlug mein Zelt neben der Straße auf.

Die Landschaft war traumhaft schön, und diese Aufnahmen machte ich morgens. Als ich das Hotel erreichte, wollte man mich nicht aufnehmen, weil

ich keine chilenische Währung dabei hatte. Es war offensichtlich, dass sie eine Höllenangst hatten, sich der Polizei zu widersetzen, und ich fand auch heraus, dass Wildcamper auf der Stelle erschossen werden konnten, wenn sie erwischt wurden. Zutiefst enttäuscht schlich ich nach Osorno zurück und setz-te meine Reise auf der Pan-Americana Richtung San-tiago fort.

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Auf einer Höhe von etwa 4000 Metern fuhr ich nach Bolivien hinein und lernte zwei Franzosen kennen, Bruno und Antoine, die einen zerbeulten Renault-Kastenwagen fuhren. Wir reisten die nächste Zeit überwiegend zusammen. Von La Paz bis nach Cuz-co dauerte es drei Tage. Über weite Strecken war die Straße in schlechtem Zustand, und es regnete viel. Bruno machte dieses Foto von meiner Fahrt durch einen breiten Bach. Guter, wasser-dichter Regenschutz war schwer erhältlich. Ich benutzte, was immer ich finden konnte.

Ich machte viele Fotos – den ganzen Weg von Santiago in Chi-le über die Anden zurück, bei Mendoza wieder nach Argentinien hinein, dann in nördlicher Richtung nach Bolivien und weiter nach Peru. In Lima verpackte ich alle belichteten Filme und schickte sie mit einem Linienflugzeug nach London. Ich sah sie nie wieder – ein schwerer Schlag.

Bruno fotografierte mich auf der Straße nach Cuzco bei der Querung eines breiten Bachs mit meinem seltsamen Regenschutz. Es gab kaum etwas Brauchbares in der Richtung, und so musste ich mit dem vorlieb nehmen, was ich finden konnte, auch mit Plastiktüten. Manchmal traf ich in den Bergen auf Menschen, die zu Fuß oder auf dem Pferd unterwegs waren, und sie waren meist überrascht und misstrauisch.

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CUZCO

Zwei wunderbare Tage in Cuzco und bei den Inka-ruinen in Machu Picchu. Gott sei Dank waren diese Bilder noch in meiner Kamera, als ich in Lima ankam. Die meisten der Bauten unterschieden sich nicht all-zu sehr von denen in meinem Dorf in Frankreich, aber es war verblüffend, sie auf einer Höhe von 2700 Metern vorzufinden. Am meisten beeindruckte mich der Berg auf dem Foto rechts, bei dem es sich, so meine ich, um den Wayna Picchu handelt.

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NACH AYACUCHO

Von Cuzco nach Ayacucho dauert es weitere drei Tage. Der Kastenwagen benimmt sich schlecht, wird heiß und verliert an Kraft. Bruno kann kaum noch aus dem ersten Gang hochschalten. Je weiter wir das Tal hinter uns lassen, desto steiler werden die Anstiege, und zur Seite fällt das Gelände jäh ab. Kurz vor dem Gipfel geht der Motor aus. Eine Wei-le schleppe ich ihn ab, und es hilft ein wenig, doch nicht genug. Dann nähern sich von oben Leute, hin-

ter ihnen ein zurückgelassener Bus. Ihnen voran geht der Fahrer, in seiner Hand trägt er das Lenkrad mit defektem Gestänge. Dass sie noch leben, ist ein Wunder. Der Busfahrer scheint himmlische Kräfte zu haben, denn es gelingt ihm, Brunos Motor durch Handauflegen zum Leben zu erwecken.

Von einem tiefen Tal ins nächste, Abancay, Anda-huaylas, klettern wir auf über 4000 Meter und dann wieder talwärts. Auf dem Weg hinunter nach

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NACH AYACUCHO

Ayacucho bei Dämmerung und mit einem Loch im Schlauch muss ich alle drei Meilen anhalten und pumpen. Dann weiter nach Huancayo. Die Aus -blicke sind atemberaubend, die Anden überwälti-gend. Nach sieben Tagen ein letzter Anstieg vorbei an der Kupfermine von Morococha, die wohl das höchstgelegene Umweltkatastrophengebiet der Welt gewesen sein muss, und schließlich die beglü-ckende Fahrt bergab bis nach Lima an der Küste.

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EPILOG

Als Motorradnovize auf Weltreise zu gehen, war offensichtlich riskant, und ich kann von Glück sagen, dass alles gut ging. Die Reise hätte mehrere Male vorzeitig beendet sein können: in Frank-reich, in Brasilien, in der Türkei. Als ich in Guatemala bei Regen und Nebel am Atitlansee entlangfuhr und an meiner Schutzbril-le herumfummelte, verfehlte mich ein riesiger Lastwagen nur um Zenti meter. Ich nahm in Kauf, dass ein solcher Ausgang jederzeit möglich war und bereitete mich dennoch die ganze Zeit darauf vor, am Ende ein Buch über die Reise zu schreiben.

Schriftsteller zu sein hieß in jenen Tagen vor der Erfindung des hässlichen Wortes »Blog«, ein Werk zu schaffen, das für den Druck bestimmt war. Ich war darauf angewiesen, dass andere an mich glaubten und ihr Vertrauen durch Geld untermauerten. Es war ein harter Job, und ich nahm meinen Beruf und meine Verantwor-tung sehr ernst. Jupiters Fahrt zu schreiben hat ein Jahr gedau-ert, Fahrt des Lebens fast genauso lange. Diese Reise war fraglos

die lohnendste und gleichzeitig erleuchtendste Erfahrung mei-nes Lebens. Ich wollte unbedingt zum Ausdruck bringen, wie viel Bewunderung und Respekt ich für unseren Planeten empfinde, standen und stehen wir doch kurz davor, diesen unseren Lebens-raum zu zerstören.

Niemals hätte ich es für möglich gehalten, dass meine Erlebnis-berichte eine so große Leserschaft finden würden oder dass das Interesse an Jupiters Fahrt mehr als drei Generationen überdauern könnte. Vielen hat es den Anstoß gegeben, nach ihrem eigenen Platz in der Welt zu suchen, und vielen tausend anderen, diesen Platz in ihrer Fantasie zu finden. Ich wünsche mir von ganzem Her-zen, dass wir eine Armee bilden könnten, die unsere Erde vor noch mehr frevelhafter Missachtung schützt. Je mehr von uns die Welt auf eigene Faust bereisen, desto größer unsere Überlebenschan-cen. Eine Stiftung mit genau diesem Ziel ist in meinem Namen gegründet worden. Bitte unterstützen Sie uns.

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Die Originalausgabe dieses Buches erschien im Jahre 2013 unter dem Titel »Jupiter’s Travels in Camera« bei Haynes Publishing, Sparkford / UK.© 2013 Ted Simon / Haynes Publishing

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

1. Auflage 2014ISBN 978-3-7688-5367-5 © Die Rechte für die deutsche Ausgabe liegen beim Moby Dick Verlag GmbH, Hamburg

Übersetzung: Teja SchwanerLektorat: Klaus BarteltFotos: vom Autor, außer: John Sargent (2) S. 211, Bruno Bouvery S. 129Schutzumschlaggestaltung: Buchholz.Grafiker, HamburgLayout: Gabriele EngelLithografie: scanlitho.teams, BielefeldDruck: Print Consult, München Alle Rechte vorbehalten! Ohne ausdrückliche Erlaubnis des Verlages darf das Werk, auch nicht Teile daraus, wederreproduziert, übertragen noch kopiert werden, wie z. B. manuell oder mithilfe elektronischer und mechanischer Systeme inklusive Fotokopieren, Bandaufzeichnung undDatenspeicherung.

Vertrieb: Delius Klasing Verlag, Siekerwall 21, 33602 BielefeldTel.: 0521 / 559-0, Fax: 0521 / 559-115E-Mail: [email protected]

Der Autor dankt John Sargent für die freundliche Genehmigung, seine Fotomotive vom Lalibala Guesthouse verwenden zu dürfen, sowie Bruno Bouvary für den Schnappschuss der Flussdurchquerung mit Plastiktüte. Zudem geht je ein Dankeschön an Erdem Yücel für das Layout der Originalausgabe und an Mark Hughes und Lee Parsons von Haynes, die das Buch angeregt haben.