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1 Teil 4: Kostenkontrollrechnungen Abweichungsanalyse

Teil 4: Kostenkontrollrechnungen - bwl1.ovgu.deRechnungswesen/Sose+2019/... · – Differenzierte Methode • Gemischte Abweichungen werden gesondert ausgewiesen – Alternative Methode

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Teil 4: Kostenkontrollrechnungen

Abweichungsanalyse

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Kontrolle und Abweichungsursachen

• Im Rahmen der Kontrolle werden Sollgrößen den realisierten

Istgrößen gegenübergestellt

– Ermittelte Differenz: Abweichung

– Abweichungen werden in kontrollierbare und nicht kontrollierbare

Abweichungen unterteilt

• Kontrollierbare Abweichungen

– hätten vermieden werden können oder könnten in Zukunft vermieden

werden

• zB Suboptimale Einstellung einer Maschine führt zu erhöhtem

Ausschuss

• Nicht kontrollierbare Abweichungen

– Entstehen durch Zufallseinflüsse außerhalb der Kontrolle des

Unternehmens

• Zinsniveauänderungen, Markteinbruch, höhere Gewalt

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Abweichungsursachen

• Unbeabsichtigte Fehler entstehen zB durch Nachlässigkeit oder

fehlende Konzentration

• Beabsichtigte Fehler beschreiben gezieltes Fehlverhalten eines

Entscheidungsträgers

– zB zur Verfolgung persönlicher Ziele

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Funktionen der Kontrolle

• Entscheidungsunterstützungsfunktion

– Kontrolle erfolgt mit dem Ziel, Fehler der Vergangenheit in Zukunft zu

vermeiden

– Planung verbessern, Entscheidungen verbessern

• Entscheidungsbeeinflussungsfunktion

– Kontrolle erfolgt mit dem Ziel der Koordination

– Ex post Kontrolle soll ex ante Verhalten beeinflussen

– Voraussetzung für Koordinationsbedarf

• Bestehen von Zielkonflikten

• Informationsasymmetrie

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Funktionen der Kontrolle

• Entscheidungsbeeinflussungsfunktion

– Kontrolle nicht unabhängig von Organisationsstruktur

– Festlegung von Entscheidungsrechten, Anreizsystemen etc.

beeinflussen, welche Kontrollaktivitäten sinnvoll sind

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Der Kontrollprozess

• Gliederung

– Aufstellung des Kontrollfeldes

• Für welche Kostenarten oder Kostenträger sollen wie oft Soll- und

Istwerte verglichen werden

– Bestimmung der Soll- und Istgrößen

• Potentielle Sollgrößen: Istgrößen, Normalisierte Größen,

Prognosewerte, Standardgrößen

– Vergleich der Soll- und Istgrößen und Aufspaltung der

Gesamtabweichung in Einzelabweichungen

– Auswertung der Ergebnisse der Abweichungsanalyse

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Abweichungsanalyse- Konzepte

• Bezugssystem

– Gesamtabweichung als Differenz zwischen Soll- und Istgröße

– Ist-Soll-Vergleich:

– Soll-Ist-Vergleich:

• Bezugsbasis:

• Istbezugsgrößen:

• Planbezugsgrößen:

• Wobei y eine beliebige Einflussgröße auf die Kosten beschreibt

– zB Mengen, Preise, Maschinenstunden

– Mit

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Beispiel

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Aufspaltung der Gesamtabweichung

• Gesamtabweichung ist oft wenig aussagefähig

• Viele Kosteneinflussgrößen können Abweichungen aufweisen und

sich gegenseitig auch aufheben

• Teilabweichungen sind von Interesse

– Helfen die Erfolgskonsequenzen von Abweichungen bei einzelnen

Einflussgrößen abzuschätzen

• Zerlegung in Teilabweichungen:

• Gesamtabweichung:

• Idealerweise Aufteilung in Abweichungen, die jeweils genau die

Auswirkungen der Änderung eines Einflussfaktors messen:

• Gesamtabweichung ergäbe sich dann als

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Aufspaltung der Gesamtabweichung

• Aufspaltung in dieser Form nicht immer möglich

– Bereits bei multiplikativen Verknüpfungen ergeben sich gemischte

Abweichungen

– Beispiel: Preis- und Mengenabweichung als Kosteneinflussgrößen

– Faktorpreis: r, Faktormenge: q, Kosten: K(r,q)= r*q

• Abweichungen erster Ordnung:

• Preisabweichung:

• Mengenabweichung:

• Abweichung zweiter Ordnung (gemischte Abweichung):

– Verursachungsgerechte Zuordnung nicht mehr möglich

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Preis- und Mengenabweichungen

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Methoden der Abweichungsanalyse

• Unterscheiden sich dadurch, wie sie mit dem Problem der(n)

gemischten Abweichung(en) umgehen

• Gängige Methoden

– Differenzierte Methode

• Gemischte Abweichungen werden gesondert ausgewiesen

– Alternative Methode

• Jeweils nur eine Einflussgröße wird von Ist auf Soll gesetzt

– Kumulative Methode

• Sukzessiv werden Einflussgrößen von Ist auf Soll gesetzt

– Symmetrische Methode

• Gleichmäßige Aufteilung der gemischten Abweichungen auf die

Abweichungen erster Ordnung

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Beispiel

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Anforderungen an Methoden

• Welche Methode ist zweckmäßig?

• Typische Anforderungen an Abweichungsanalysemethoden, die in

der Literatur genannt sind:

– Vollständigkeit

– Invarianz

– Willkürfreiheit

– Koordinationsfähigkeit

– Wirtschaftlichkeit und Praktikabilität

• Differenzierte Methode erfüllt die Voraussetzungen am ehesten

• Kumulative Methode ist in der Praxis am häufigsten anzutreffen

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Planungskontrolle

• Ausgangspunkt: ex post-Plangröße Ks

Realisationsabweichung Planabweichung

i p i s p sK K K K K K K KS ... Bestmögliche Plangrößeunter aktuellen Bedin-gungen bzw Annahmen

Abgrenzung der Verantwortung zwischen Planabteilung undRealisierenden problematisch

Ex post-Plangröße müsste Informationsstand des Verantwortlichen

berücksichtigen

Plangröße nur für Beurteilung der Planung oder Realisation

Informationskosten sind zu beachten

Realisationsabweichungsermittlung hat wichtige Anreizwirkung zur

Informationsnutzung

Realisationshandlungen können Umweltentwicklung direktbeeinflussen

Je kürzer der Planungshorizont, desto weniger wahrscheinlichPlanabweichungen

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Beispiel

Verhältnisse zum Planungszeitpunkt

xKpx 2100,000.1

901.248,501,499 ppp Gpx

Der realisierte Gewinn sei: Gi = 150.000

Zum Kontrollzeitpunkt wird mit folgenden Annahmen gerechnet

x p K x 1000 2 100 3. ,

x p Gs s s497 2515 123 404 5, , , . ,

Ex-post-Kontrolle:

901.985,496.1255,595.26

5,404.123901.2485,404.123000.150

spsi GGGG

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Auswertung von

unbeabsichtigten Abweichungen

• Grund: Unsicherheit der künftigen Entwicklung

• Abweichungen

– kontrollierbar

– nicht kontrollierbar

• unbeabsichtigte Abweichungen: verschiedene Modelle zur

Auswertung

• Berücksichtigung von Kosten und Nutzen der Auswertung

• ein- oder mehrperiodig

• aktuelle Entwicklungen im Bereich der

Fertigungstechnologien und Fertigungssysteme

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Statistische Modelle

• Annahmen und Voraussetzungen

– Höhe der Abweichungen als einziger Indikator für (nicht) kontrollierbare

Ursache

– Große Zahl von Beobachtungen erforderlich

• Kontrollkarten-Verfahren (Shewhart-Verfahren)

– Größere Abweichungen werden als kontrollierbar eingestuft

– Festlegung von Kontrollgrenzen

• Beachtung möglicher Fehler

– Fehler 1. Art: Analyse trotz Nicht-Kontrollierbarkeit

– Fehler 2. Art: Keine Analyse trotz Kontrollierbarkeit

• IdR zweiseitige Auswertungsstrategien

Oft unterschiedliche Grenzwerte für positive und negative

Abweichungen

– Methodik: Hypothesentest, ob Abweichung = 0

• Annahmebereich bei Normalverteilungsannahme im Intervall (ts,+ts)

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Statistische Modelle

Illustration

• Abweichung außerhalb des Intervalls [-2,58s, +2,58s]

Wahrscheinlichkeit 1 % für unkontrollierbare Ursachen

– zB Abstellen und Prüfen der Fertigungsanlage

• Festlegung Warngrenzwerte

zB Intervall [-1,96s, +1,96s]

5 % Wahrscheinlichkeit für unkontrollierbare Ursachen

– zB Test bei laufender Anlage

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Kontrollkartenverfahren - Grafik 0

Abweichung

Zeit

0

Abweichung

Zeit

obere Kontrollgrenze

untere Kontrollgrenze

obere Kontrollgrenze

untere Kontrollgrenze

0

Abweichung

Zeit

0

Abweichung

Zeit

obere Kontrollgrenze

untere Kontrollgrenze

obere Kontrollgrenze

untere Kontrollgrenze

Abweichung vermutlich

zufällig

Vermutlich kontrollierbarer

Fehler

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Einperiodiges Modell mit Kosten/Nutzen

der Auswertung

• Entscheidungsmatrix:

I Kosten der Untersuchung, soll mit Sicherheit Kontrollierbarkeit aufdecken

K Kosten der Korrekturmaßnahmen

OK Kosten bei Nichtkorrektur kontrollierbarer Ursachen

Bei I und K zusätzlich anfallende Kosten relevant

Außerdem muss gelten: I + K < OK

Risikoneutralität: Entscheidung nach dem Erwartungswert der Kosten

Voraussetzung: Wahrscheinlichkeit f [0, 1] für kontrollierbare

Abweichung

Abweichungsursache kontrollierbar nicht kontrollierbar

Aktion

Untersuchung und ggf Korrektur I + K I

sofortige Korrektur K K

nichts unternehmen OK 0

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Einperiodiges Modell mit Kosten/Nutzen

der Auswertung: Lösung

• Entscheidung zwischen Aktion 1 und Aktion 3 (nichts tun)

– Durchführung einer Untersuchung, wenn

KOK

I

13f̂f

Nie Untersuchung, wenn OK I + K

Stets Untersuchung, wenn I = 0 und OK > K

Entscheidung zwischen Aktion 1 und Aktion 2 (sofortige Korr.)

Durchführung einer Untersuchung, wenn

K

IK 12f̂f Nie Untersuchung, wenn I K

Stets Untersuchung, wenn I = 0

Entscheidung zwischen Aktion 2 und Aktion 3

Sofortige Korrekturmaßnahmen, wenn K < f ·OK

OK

K 23f̂f

OKKIIKI ffff )1()(

KKII(K)I fff )1(

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Einperiodiges Modell mit Kosten/Nutzen

der Auswertung: Grafik

f ·OK

K

I + K

Untersuchung, uU Korr.

1

I + f ·K

13f̂ 23f̂ 12f̂

nichts tun sofort Korr

I

0f

Kosten

OK

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Auswertung von

beabsichtigten Abweichungen

• Unterschiede gegenüber Auswertung unbeabsichtigter

Abweichungen

– Verursachung sowohl durch absichtlich gesetztes

Verhalten als auch durch nicht kontrollierbare

Einflussgrößen

– Differenzierung in kontrollierbare und nicht kontrollierbare

Ursachen für Verhaltenssteuerungsfunktion nicht geeignet

– Auswertung von Abweichungen ex post wertlos

– Motivationswirkung ex ante

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Agency-Modell

• Agency-Modell

– auch Prinzipal-Agenten-Modell genannt

– im einfachsten Fall: zwei Personen in hierarchischer

Organisation

– Prinzipal: Unternehmenseigentümer

– Agent: Manager

– Zielkonflikt - Anreizproblem

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Agency-Modell

• Annahmen

– Prinzipal: risikoneutral, besitzt Produktionstechnologie

– Agent: risikoscheu, entscheidet über Arbeitseinsatz a

– Umweltsituation q: externe, nicht kontrollierbare Größen

– Ergebnis x = x(a,q): allgemein beobachtbar

– Prinzipal erhält Ergebnis, bezahlt daraus Agenten S(x)

– Höheres a durchschnittlich höheres Ergebnis,

höherer Disnutzen für Agenten V(a)

– asymmetrisch verteilte Information:

Prinzipal kann nicht von x auf a schließen

– Teilnahme-Bedingung des Agenten:

Mindestnutzen bei alternativer Beschäftigung

(Reservationsnutzen U)

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Agency-Modell

• First best-Lösung

– bei beobachtbarer Arbeitsleistung oder beobachtbarem

Umweltzustand

• Einfache Lösung in zwei Fällen:

– Agent ist risikoneutral

– Prinzipal möchte niedrigste Arbeitsleistung durchsetzen

• Second best-Lösung

– bei Informationsasymmetrie

– Trade-off zwischen Risiko und Anreizen

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Zustände, Überschüsse und

Beobachtbarkeit

Beispiel

Zustände q1 q2 q3 q4

Wahrsch. (0,2) (0,2) (0,3) (0,3)

iLax q, 1.000 1.000 2.000 3.000

iHax q, 1.000 2.000 3.000 3.000

Keine Rückschlüsse vom Überschuss auf die Aktion möglich

Unterdrückung der Zustände wie folgt:

6,02,02,0

3,03,04,0

000.3000.2000.1

H

L

axf

axf

xxx

1.900L

E x a

2.400H

E x a

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„Moving support“

Was wäre, wenn folgende Situation vorläge?

Zustände q1 q2 q3 q4

Wahrsch. (0,2) (0,2) (0,3) (0,3)

iLax q, 1.000 2.000 2.000 3.000

iHax q, 2.000 2.000 3.000 3.000

Was, wenn folgende Situation vorläge?

Zustände q1 q2 q3 q4

Wahrsch. (0,2) (0,2) (0,3) (0,3)

iLax q, 1.000 1.000 2.000 2.000

iHax q, 1.000 2.000 2.000 3.000

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Agency-Modell

• Ein binäres Modell

– Ergebnis: x2 > x1 > 0

– Arbeitsleistung: aH > aL

– Wahrscheinlichkeitsstruktur:

– Nutzenfunktion des Agenten

Wenn , dann gilt

jiji vsasU ),(

jiji vuasU ),(ii su

Wahrscheinlichkeiten Ergebnis x1 Ergebnis x2 Disnutzen V(a)

Aktion aL 1

Lf 2

Lf vL

Aktion aH 1

Hf 2

Hf vH

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Agency-Modell

– Zielfunktion des Prinzipals

– Teilnahmebedingung

– Aktionswahlbedingung

f f 1 2

2 2

1 1 1 2 2 2,

max ( ) ( )H H

u ux u x u

f f f f 1 2

2 2

1 1 2 2 1 1 2 2,

erwarteter Erfolgerwartete Kosten der Entlohnung

minH H H H

u ux x u u

f f 1 1 2 2

H H

Hu u v U

f f f f 1 1 2 2 1 1 2 2

H H L L

H Lu u v u u v

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Agency-Modell

f f f f

f f f f

2 2

1 1 2 2 1 1 2 2

1 1 2 2 1 1 2 2

H H H H

H

H H L L

H L

LG u u u u v U

u u v u u v

f

f f

2

1

2 2

( )H

H LH H L

v vu U v

f

f f

1

2

2 2

( )H

H LH H L

v vu U v

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Agency-Modell

• Vergleich mit first best-Lösung

für i = 1,2

Bei Beobachtbarkeit: Aktionswahl-Restriktion irrelevant

First best-Lösung

Asymmetrische Information: Aktionswahl-Restriktion relevant

Second best-Lösung

Differenz: Agency costs

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Beispiel

Beispiel

Der Prinzipal möchte die hohe Aktion induzieren. Der Reservationsnutzen des Agenten

beträgt U = 20, und die Wahrscheinlichkeitsstruktur ist wie folgt gegeben.

Wahrscheinlichkeit x 1 x 2 v j

a L 0,6 0,4 0

a H 0,3 0,7 4

Als first best-Lösung ergibt sich ein Nutzen der Entlohnung von U + vH = 24 und erwar-

tete Entlohnungskosten von 242 = 576.

Die second best-Lösung ergibt u1 = 14,67 und u2 = 28. Der Erwartungswert der Nutzen

der Entlohnung beträgt gerade wieder 24. Die erwarteten Entlohnungskosten steigen

allerdings (wegen der Quadrierung der ui) auf 613,13. Es resultieren Agency-Kosten von

613,33 – 576 = 37,33. Diesen Betrag könnte man hier auch als Wert der Information

über die Arbeitsleistung interpretieren.

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Abweichungsanalyse im Agency-Modell

• Anbindung der Kompensation an die Ergebnisabweichung

x = xi - xp = x(ai, qi) - x (ap, qp)

• Lösung bleibt dieselbe

• Prinzipal kann keine Abweichungsauswertung durchführen, die

unerwünschtes Verhalten offenbart

• Ex post entsteht Abweichung aus Zufallsschwankung

• Risikoaufteilung ex post nicht optimal

• Verletzung des Controllability - Prinzips

– Agent muss für Gesamtabweichung und damit für q

verantwortlich gemacht werden

• Kontrollmechanismus wirkt sich auf Planung aus!

• Anreizwirkung einer Auswertung

– Kenntnis der Auswertungsstrategie bewirkt ex ante Anreiz für

Agenten, sich wie vereinbart zu verhalten

– Kosten-Nutzen - Abwägung erforderlich

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Grundsätzliche Auswertungsstrategien

im Agency-Modell

• Annahmen

– Prinzipal risikoneutral

– Agent wählt zwischen niedriger (aL)oder hoher Arbeitsleistung (aH)

– Auswertungskosten K

– Abweichungsauswertung liefert Information y zB wie folgt:

yH

Wahrsch. f(yH|aH)=f

yL

Wahrsch. f(yL|aH)=1f

1/2 < f 1

y

Bei f = 1 faktisch sichere Information über die Arbeitsleistung

Prinzipal entscheidet nach Beobachtung von x über AuswertungAuswertungswahrscheinlichkeit a = a(x) [0,1]

Entlohnung ohne Auswertung s(x), mit Auswertung s(x,yL), s(x,yH) oder s(x)

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Auswertungsstrategien

im Agency-Modell (2)

Annahme: f = 1

Auswertung nur bei ungünstigem Ergebnis

Optimierungsproblem

Unter den Nebenbedingungen

Auswertung nur bei hohem Ergebnis

Aktionswahlbedingung

f f 1 2

2 2

1 1 2 2,

min H H

u uu u

f f 1 1 2 2

H H

Hu u v U

f f f f

1 1 2 2 1 2 2

0

0H H L L

H Lu u v u v

f f f f

1 1 2 2 1 1 2

0

0H H L L

H Lu u v u v

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Beispiel

Beispiel

Der Prinzipal möchte die hohe Aktion induzieren. Der Reservationsnutzen des Agenten

beträgt U = 20, und die Wahrscheinlichkeitsstruktur ist wie folgt gegeben.

Wahrscheinlichkeit x 1 x 2 v j

a L 0,6 0,4 0

a H 0,3 0,7 4

Als first best-Lösung ergibt sich ein Nutzen der Entlohnung von U + vH = 24 und erwar-

tete Entlohnungskosten von 242 = 576.

Die second best-Lösung ergibt u1 = 14,67 und u2 = 28. Der Erwartungswert der Nutzen

der Entlohnung beträgt gerade wieder 24. Die erwarteten Entlohnungskosten steigen

allerdings (wegen der Quadrierung der ui) auf 613,13. Es resultieren Agency-Kosten von

613,33 – 576 = 37,33. Diesen Betrag könnte man hier auch als Wert der Information

über die Arbeitsleistung interpretieren.

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Beispiel

Nun sei angenommen, die Entlohnung würde gleichgehalten und nur im Fall der

Auswertung bei Auffinden von aL würde Null bezahlt.

Im Fall der Auswertung nur bei ungünstigem Ergebnis lautet die Aktionswahlbedingung

f f f

1 2 224 24 4 0 24 0

20 0,4 24 9,6

H H L

Diese Bedingung ist damit erfüllt. Bei Auswertung nur des günstigen Ergebnisses ist die

Aktionswahlbedingung genauso erfüllt:

f f f

1 2 124 24 4 24 0 0

20 0,6 24 14,4

H H L

Daraus folgt, daß die Sanktion, nämlich Null zu zahlen, hier völlig ausreicht, um mit jeder

der beiden Auswertungsstrategien die first best-Lösung zu implementieren. Eine bessere

Lösung ist nicht mehr möglich. Für einen vollständigen Vergleich sind allerdings die

Auswertungskosten K zu berücksichtigen.

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Beispiel

Sind die Kosten der Auswertung nur von der Tatsache der Auswertung, nicht aber von

den Ergebnissen selbst abhängig, ist es günstiger, bei ungünstigem Ergebnis

auszuwerten, denn a priori tritt das ungünstige Ergebnis nur mit einer Wahrscheinlichkeit

von 0,3 ein. Daher wird im Erwartungswert weniger oft ausgewertet.

Man kann noch einen Schritt weiter gehen und überlegen, ob es nicht ausreicht, nur

stichprobenartig auszuwerten. Angenommen, bei Beobachtung des ungünstigen

Ergebnisses wird mit a [0; 1] ausgewertet. Dann ändert sich die Aktionswahlbedingung

zu:

1 2 1 1 224 24 4 0 (1 ) 24 24 0

20 (1 ) 0,6 24 0,4 24

10,4 (1 ) 14,4

H H L L Lf f a f a f f

a

a

Sie ist solange erfüllt, als a 5/18 gewählt wird. Damit reduzieren sich die erwarteten

Auswertungskosten ebenfalls auf 1

H Ka f , ohne dass sich die Anreize ändern.

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Auswertungsstrategien

im Agency-Modell

Nicht perfekte Information durch Auswertung

Signal y = y1 oder y = y2

Optimierungsproblem (Auswertung nur bei x1)

Nebenbedingungen

Wahrscheinlichkeiten Signal y1 Signal y2 Summe

Aktion aL Ergebnis x1

11

Lf

12

Lf

1

Lf

Ergebnis x2 21

Lf 22

Lf 2

Lf

Aktion aH Ergebnis x1

11

Hf

12

Hf

1

Hf

Ergebnis x2 21

Hf 22

Hf 2

Hf

f f f 11 12 2

2 2 2

11 11 12 12 2 2, ,

min H H H

u u uu u u

f f f 11 11 12 12 2 2

H H H

Hu u u v U

f f f f f f 11 11 12 12 2 2 11 11 12 12 2 2

H H H L L L

H Lu u u v u u u v

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Beispiel

Der Prinzipal möchte die hohe Aktion induzieren. Der Reservationsnutzen des Agenten

beträgt U = 20, und die Wahrscheinlichkeitsstruktur ist unten dargestellt. Wie sich leicht

überprüfen läßt, sind die Ergebniswahrscheinlichkeiten (vor Beobachtung von y) gleich

wie im obigen Beispiel. Die first best-Lösung liefert wiederum einen Nutzen der Entloh-

nung von U + vH = 24 und erwartete Entlohnungskosten von 242 = 576. Die optimalen

Lösungen wurden mit dem Solver in Microsoft Excel ermittelt.

Wahrscheinlichkeit y 1 y 2 y 1 y 2

x 1 0,3 0,3 0,1 0,2

x 2 0,3 0,1 0,2 0,5

Aktion a L Aktion a H

Auswertung nur bei ungünstigem Ergebnis:

u11 = 10,17 u12 = 20,54 u2 = 26,96 Erwartete Entlohnungskosten 603,65

Auswertung nur bei günstigem Ergebnis:

u1 = 18,03 u21 = 21,01 u22 = 28,78 Erwartete Entlohnungskosten 599,88

Die Auswertung nur bei günstigem Ergebnis ist (vor allfälligen Auswertungskosten) vor-

teilhaft.

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Beispiel

Nun sei folgende Wahrscheinlichkeitsstruktur betrachtet; alle anderen Daten bleiben

gleich. Dadurch ist auch das first best-Ergebnis dasselbe.

Wahrscheinlichkeit y 1 y 2 y 1 y 2

x 1 0,56 0,14 0,1 0,4

x 2 0,24 0,06 0,1 0,4

Aktion a L Aktion a H

Auswertung nur bei ungünstigem Ergebnis:

u11 = 16,22 u12 = 25,10 u2 = 24,68 Erwartete Entlohnungskosten 582,77

Auswertung nur bei günstigem Ergebnis:

u1 = 21,17 u21 = 14,09 u22 = 30,02 Erwartete Entlohnungskosten 604,32

Das Ergebnis dreht sich um: Die Auswertung ist hier bei ungünstigem Ergebnis (vor all-

fälligen Auswertungskosten) besser.

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Auswertungsstrategien im Agency-Modell

Zusammenfassung

• Art der Risikoscheu des Agenten führt zu unterschiedlichen Ergebnissen

• Kontinuierliche Agency-Modelle: nur Auswertung mit Sicherheit oder keine Auswertung

• Nutzen ist in der Regel nicht symmetrisch um Null verteilt

• Funktion: ex ante-Wirkung auf Agenten –VerhaltenssteuerungAuswertung ungünstiger Abweichungen: VersicherungseffektAuswertung günstiger Abweichungen: Belohnung

• Mathematisch komplexere Modelle könnten nur noch mehr Varianten optimaler Auswertungsstrategien liefern