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52 06/2016 WasserSport Kielwasser I Revier I Clubhaus I Infos aus den Niederlanden I An Bord I Vor Ort I Neuheiten I Rennsport I Reportage Design, Konzept, Verarbeitung: Terhi Boote werden nicht aus GFK laminiert, sondern bereits seit 1980 aus einem Material namens Acryl-Butadien-Styrol-Copolymerisat (ABS) im Tiefziehverfahren gefertigt. ABS ist ein relativ leichter Kunst- stoff, der UV- und witterungsbeständig ist, thermoplastisch verformt werden kann und komplett recycelbar ist. Die Rümpfe sind doppel- schalig gebaut und der Raum zwischen den Schalen wird komplett mit geschlossen-porigem FCKW-freiem Polyurethanschaum ausgefüllt. Anschließend werden beide Schalen mit einem Druck von ca. 30 t/m² miteinander und dem Schaum verklebt. So entsteht eine bocksteife Sandwichkonstruktion. Selbst nach einer Beschädigung oder im voll- geschlagenen Zustand sind die Boote unsinkbar. Das ausgesprochen schlag-zähe ABS übersteht selbst härtere Stöße. Sollte doch einmal ein Schaden auftreten, ist dieser mittels einer speziellen, bei Terhi verfüg- baren Spachtelmasse schnell wieder repariert. Das Test-Boot wird uns von Christian Brandt, Inhaber der Firma Elb- boote.de, zur Verfügung gestellt. Brandt ist seit Anfang des Jahres Han- delspartner des Finnlandboot-Spezialisten und DACH-Direkt-Impor- teurs, der Firma Boat-Solutions aus Uttingen am Ammersee. Er selbst ist ein alter Hase auf dem Bootsmarkt, und vertritt mit RS SAILING den nach eigenen Angaben weltweit größten Jollenanbieter in Deutsch- land, dessen Boote ebenfalls aus einem Thermoplast statt aus GFK ge- baut werden. „Ich suchte ein Boot, das zur Erweiterung des Portfolios Freund fürs Leben: Terhi 475 BR Ruder- und Angel- und kleine Motorboote bis knapp fünf Meter Länge sind die Spezialität der finnischen Terhi-Werft, die mit ca. 90 Mitarbeitern selbst nicht so klein ist. In Sachen Bauart- und Material geht der Hersteller eigene Wege. WasserSport Redakteur Christian Schneider schloss Freundschaft mit dem neuen Terhi-Flaggschiff auf der kabbeligen Elbe. Text: Christian Schneider, Fotos: Schneider/Terhi An Bord

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52 06/2016 WasserSport

Kielwasser I Revier I Clubhaus I Infos aus den Niederlanden I An Bord I Vor Ort I Neuheiten I Rennsport I Reportage

Design, Konzept, Verarbeitung:

Terhi Boote werden nicht aus GFK laminiert, sondern bereits seit 1980

aus einem Material namens Acryl-Butadien-Styrol-Copolymerisat

(ABS) im Tiefziehverfahren gefertigt. ABS ist ein relativ leichter Kunst-

stoff, der UV- und witterungsbeständig ist, thermoplastisch verformt

werden kann und komplett recycelbar ist. Die Rümpfe sind doppel-

schalig gebaut und der Raum zwischen den Schalen wird komplett mit

geschlossen-porigem FCKW-freiem Polyurethanschaum ausgefüllt.

Anschließend werden beide Schalen mit einem Druck von ca. 30 t/m²

miteinander und dem Schaum verklebt. So entsteht eine bocksteife

Sandwichkonstruktion. Selbst nach einer Beschädigung oder im voll-

geschlagenen Zustand sind die Boote unsinkbar. Das ausgesprochen

schlag-zähe ABS übersteht selbst härtere Stöße. Sollte doch einmal ein

Schaden auftreten, ist dieser mittels einer speziellen, bei Terhi verfüg-

baren Spachtelmasse schnell wieder repariert.

Das Test-Boot wird uns von Christian Brandt, Inhaber der Firma Elb-

boote.de, zur Verfügung gestellt. Brandt ist seit Anfang des Jahres Han-

delspartner des Finnlandboot-Spezialisten und DACH-Direkt-Impor-

teurs, der Firma Boat-Solutions aus Uttingen am Ammersee. Er selbst

ist ein alter Hase auf dem Bootsmarkt, und vertritt mit RS SAILING den

nach eigenen Angaben weltweit größten Jollenanbieter in Deutsch-

land, dessen Boote ebenfalls aus einem Thermoplast statt aus GFK ge-

baut werden. „Ich suchte ein Boot, das zur Erweiterung des Portfolios

Freund fürs Leben:

Terhi 475 BRRuder- und Angel- und kleine Motorboote bis knapp fünf Meter Länge sind die Spezialität der finnischenTerhi-Werft, die mit ca. 90 Mitarbeitern selbst nicht so klein ist. In Sachen Bauart- und Material geht derHersteller eigene Wege. WasserSport Redakteur Christian Schneider schloss Freundschaft mit dem neuenTerhi-Flaggschiff auf der kabbeligen Elbe. Text: Christian Schneider, Fotos: Schneider/Terhi

An Bord

WasserSport 06/2016 53

Deutscher Motoryachtverband I Messen I Marktplatz I Vereine I Praxis-Test I Technik I Aktuelles I Inhalt I Editorial

zu uns passt“, erklärt Christian Brandt. „ Ich mag kleine Boote. Die Ter-

his sind solide Gebrauchsgegenstände, funktional ausgereift, sehr viel-

seitig und hochwertig, dabei aber immer noch erschwinglich. Das pas-

ste sehr gut in unser Konzept“.

Die neue Terhi 475 BR ist der erste Bowrider der Marke. Da es sich

hier letztlich um ein Doppelkonsolenboot mit Mitteldurchgang han-

delt, ist dieser – sofern gewünscht – nach vorne hin mit einer optional

erhältlichen Tür verschließbar, die aber nicht Bestandteil der Stan-

dardausrüstung ist. Achtern findet sich ein geschütztes, von der Größe

her familientaugliches Cockpit mit fünf Sitzplätzen. In der Bugsektion

befindet sich vorne eine Sitzbank mit einem großen Staufach darunter.

Der Platz vor den Konsolen ist hingegen frei, hier kann der Petrijünger

direkt an die Bordwand treten und die Angel auswerfen. Bequem und

praktisch sind die beiden seitlichen, mit einem Kunststoffstabdeck be-

legten Tritte, die das an- und von-Bord-gehen erleichtern. Mittels ent-

sprechender optionaler Einlagen und Polster lässt sich die vordere Sek-

tion natürlich auch zur Sonnenliege umfunktionieren.

Typisch skandinavisch: Das Boot ist eine ehrliche Haut. Alles ist sta-

bil, klar designt und absolut funktional. Verarbeitungsseitig gibt’s aber

auch so gar nichts zu meckern. Pflegeleicht und sauber präsentiert sich

die selbstlenzende Innenschale, deren Boden mit Antirutschstreifen

beklebt ist. Sehr gut: Der stabile Nirobügel um die Scheiben herum, der

auch einen zupackenden Griff locker verträgt, ebenso wie die stabil

montierten Handrelingsläufe vorn und achtern auf dem Seitendeck. Es

sind die Details, die Freude machen: Sei es der belüftete Staukasten

vorne, die großzügigen Lenzgräben rund um die Lukensülle, die

Staumöglichkeit fürs optionale Camper-oder Biminiverdeck achtern,

oder die praktischen Ablagen und Fächer an den Konsolen für Skipper

und Co-Pilot. Na klar: Ein Boot aus dem Heimatland des Nokia-Kon-

zerns bietet natürlich auch eine 12-Volt Steckdose zum Laden des Mo-

biltelefons. Einfache Lukendeckel-Aufsteller sollten aber vom Herstel-

ler nachgerüstet werden und Bestandteil der Standardausrüstung sein.

Eine umlaufende Gummischeuerleiste schützt vor kleinen Remplern.

Fahreigenschaften

Das satt im Wasser liegende Boot hat achtern viel Auftrieb, ist im Vor-

schiff im unteren Bereich aber sehr scharf geschnitten. Das ermöglicht

einen weichen Lauf durch die Welle einerseits, schnelles Angleiten und

eine gute Schwimmstabilität andererseits. Unser Testboot ist mit dem

� Leistungsfähiger Rumpf, solide+ Bauweise, geschützte Plicht,

� Unsinkbarkeit: Die Terhi 475 BRist ein familienfreundliches,finnisches Qualitätsboot parexcellence.

� Wind gegen Strom: Der kleine+ Finne zeigte auf der kabbeligen

� Elbe echte Nehmerqualitäten.

� �

54 06/2016 WasserSport

Kielwasser I Revier I Clubhaus I Infos aus den Niederlanden I An Bord I Vor Ort I Neuheiten I Rennsport I Reportage

Honda BF 60 bestückt und schöpft damit die Leistungsempfehlung der

Werft von 40 bis 60 PS voll aus. Das Cockpit bietet neben der Motorinstru-

mentierung und einigen rudimentären Funktionen genug Einbauraum für

einen Kartenplotter, gewährt eine gute Übersicht und ist ergonomisch ge-

staltet. Dank der verstellbaren Sitze passt es auch für große Menschen. Im

Manöverbetrieb verhält sich die Terhi einsteigerfreundlich und dreht ihre

Kreise brav und handig fast auf dem Teller.

Die Elbe bei Blankenese empfängt uns mit einem strammen Westwind der

Stärke 5 bis 6 der gegen den auslaufenden Ebbstrom weht, und so eine kurze

Hacck-Welle aufbaut, die bis ca. einen halben bis einem Meter vom Tal bis

zum Kamm misst. Nicht eben die Testbedingungen, die man sich für ein

nicht mal fünf Meter langes, offenes Boot wünscht. Messwerte sind daher

heute fast sekundär, doch auch die Bandscheiben sind ein guter Indikator.

Eine flotte Revierfahrt von sechs Knoten absolviert der Bowrider trotz

Welle spurstabil mit leise brummelndem Motor bei 2500 U/min. 1000 Tou-

ren mehr und die Terhi flutscht fast unmerklich über die Gleitgrenze bei ca.

12 bis 13 und bewegt sich fortan im zügigen Trab auf ebenem Kiel und das

mit beindruckend weichem Lauf auf dem welligen Elb-Untergrund. 4000

Touren und gut 19 Knoten Fahrt sind als Reisegeschwindigkeit für ein nicht

mal fünf Meter langes Boot wahrlich kein schlechter Wert. Zumal unter die-

sen Bedingungen: Der knuffige Finne entpuppt sich als echter Rauwasser-

spezialist. Weich setzt das scharfe Vorschiff ein, um gleich darauf wieder so

viel Auftrieb zu bekommen, das es sicher wieder die Nase hochnimmt,

Spritzwasser wirkungsvoll nach außen drückt und keine Tendenz zum

berüchtigten „Löffeln“ zeigt, der manch flach geschnittenem Binnenflitzer

nachgesagt wird. Auch ruppig gefahrene Kehren quer zur Welle pariert die-

ses skandinavische „Geländekart zur See“ mit einer derartigen Bravour, das

achtungsvoll der Hut zu ziehen wäre, hätte man denn einen auf. Die Wind-

schutzscheiben machen ihrem Namen achtern alle Ehre. Die Mitteltür ist

jetzt empfehlenswert. Den Bedingungen geschuldet mag es der Testcrew

verziehen werden, dass wir die Vollgasfahrt im Sinne guter Seemanschaft

dann doch ausließen und auch Beschleunigungsmessungen erbringen

unter diesen Bedingungen und ob des kräftigen Tidenstroms nur bedingt

aussagefähige Werte. Mit immerhin ca. 25 Knoten getrauten wir uns die

Terhi über die polterige Elbwelle zu prügeln, und die Terhi sprang so behän-

de und weich über und durch die Welle, wie wir es einem Boot dieser Größe

so nicht zugetraut hätten. Gute 30 Knoten sollen mit dieser Motorisierung

bei glattem Wasser maximal drin sein. Das ist bestimmt nicht übertrieben.

Großes Lob verdient auch der in jedem Drehzahlbereich sehr laufruhige und

leise Honda-Dreizylinder, der sich bestückt mit Vierventil-Technik und elek-

tronischer Benzineinspritzung als angenehm durchzugsstarke Vortriebsein-

heit für die Terhi 475 BR präsentiert.

Fazit

Die Terhi 475 BR ist ein echtes Multitalent, dessen Einsatzmöglichkeiten mit

dem Familienausflug, der Fahrt ins Angelrevier oder als Tender noch lange

nicht ausgereizt sind. Sicher, funktional und qualitativ hochwertig fährt die

Terhi 475 BR hier in bester, skandinavischer Tradition. Die Fahreigenschaf-

ten sind sportlich aber auch narrensicher, das Seeverhalten ist für ein Boot

dieser Größe beachtlich. Der Preis von gut 23.300 Euro für das Testschiff mit

kräftiger Honda-Motorisierung, sinnvollen Zusatz-Equipment und inklusi-

ve eines hochwertigen Brenderup-Trailers geht absolut in Ordnung. Dafür

erhält der Käufer mit einem seegängigen und nahezu unverwüstlichen Boot

ein tapferes, knuffiges Schiffchen, das sich als echter Freund fürs Leben er-

weisen könnte.

�www.terhi.fi � www.terhi-boats.de

WasserSport 06/2016 55

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Messwerte

Fahrstufe DrehzahlU/min

Geschwindigkeit

kn (km/h)

Standgas eingekuppelt 1 Motor 800 3,00 5,56

2 Motoren 1,00 1,85

Revierfahrt (ca. 6kn / 12 km/h) 2100 6,00 11,11

untere Gleitfahrt 3000 10,00 18,52

ökonomische Marschfahrt 4000 19,00 35,19

schnelle Marschf. 5000 25,00 46,30

V-max. keine Messung ca. 30 kn / Werftangabe

Technische Daten

Herstellerland Finnland

Werft/Modellbezeichnung Terhi 475 BR

Konstruktion/Design Theri Boats

Länge ü. A. (m) 4,75

Breite ü. A. (m) 1,85

Tiefgang max. ca. (m) 0,3

Gewicht leer/max. load (kg) 390

Baumaterial ABS /Schaumkern

Rumpf/ Bauart V-Spant / Gleiter

Motorisierung Test(Hersteller/Modell/ kW (PS))

Honda BF 60 LRTU

Brennstoff Benzin

Propellergröße Test 11x15 HQ

Motorisierung von – bis kW (PS) 29,4(40) - 44 (60)

Antriebsart Außenborder

Kraftstofftank (l) externer Tank 25 Liter

Frischwassertank (l) /

Schmutzwassertank (l) /

CE-Kat./Personen C/ 5

Schlafplätze/Kabinen (ggf.+Salon) /

Preis Standard/Testschiff (€) 9990,- (ohne Motor) / 23.300,- inkl. Honda BF 60 und Brenderup 1000kg Trailer

Drehkreis in Bootslängen 1-1,5

Umdrehungen Ruder Stb/Bb 5

Testbedingungen

Revier Elbe vor Blankenese

Wind (Beaufort) 5 bis 6

Strom (Knoten) 1 bis 2

Wellenhöhe (Meter) 0,3 bis 0,7

Personen an Bord 2,00

Tankinhalt Brennstoff (Liter) 25,00

KontaktBoat Solutions GmbH. Seestraße 8 D-86919 Utting am Ammersee Tel.: +49 (0) 8806-956590 Fax: +49 (0) 8806-1533 E-Mail: office(@)boat-solutions.de

Testboot gefahren bei:� elbboote.deChristian BrandtSeemoorweg 1525469 HalstenbekTelefon: 040-8997795E-Mail: [email protected]

� Übersichtliches Cockpit mit Platz füreinen Plotter.

� Die doppelschalige Bauweise und diemit Schaum ausgefüllten Hohlräumemachen das Boot stabil undunsinkbar.

� Geräumige Bugsektion mit Sitzbankund großem Staufach. Optional lässtsich eine Sonnenliege einlegen.

� Schnell und sauber verstautes Verdeckhinter der achteren Sitzbank.

� Vorbildlich: Staufächer + und Ablagenfür Fahrer

� und Beifahrer.

� Guter Windschutz mit umlaufendenNirogriff. Praktisch: Die vorderen„Austrittstsufen“. Die Tür desMittelganges mit dem Windschottsind optional erhältlich.

� Die Schalen der Boote werden imTiefziehverfahren aus extremwiderstandsfähigem ABS-Kunststoffgefertigt.

Überzeugt von den robusten, finni -schen Booten: Christian Brandt hatdie Terhi-Boote neu im Programm.