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H. Wälzlein Text: Psalm 90,1-17 Der du die Menschen lässest sterben ... Lu 1912 Das Leben des Menschen zwischen seiner Vergänglichkeit und Ewigkeit

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H. Wälzlein

Text: Psalm 90,1-17 Der du die Menschen lässest sterben ... Lu 1912 Das Leben des Menschen zwischen seiner Vergänglichkeit und Ewigkeit

Auslegung der Psalmen 2012/2013

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Psalm 90,1-17 Das Leben des Menschen zwischen seiner Vergänglichkeit und Ewigkeit VV 1-2 Die Ewigkeit Gottes 1 Ein Gebet von Mose, dem Mann Gottes. Herr, du bist unsere Wohnung gewesen von Geschlecht zu Geschlecht. 2 Ehe die Berge geboren waren und du die Erde und die Welt erschaffen hattest, von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du, Gott. VV 3-6 Die Vergänglichkeit des Menschen 3 Du lässt den Menschen zum Staub zurückkehren und sprichst: Kehrt zurück, ihr Menschenkinder! 4 Denn tausend Jahre sind in deinen Augen wie der gestrige Tag, wenn er vergangen ist, und wie eine Wache in der Nacht. 5 Du schwemmst sie hinweg, <sie sind wie> ein Schlaf, sie sind am Morgen wie Gras, das aufsprosst. 6 Am Morgen blüht es und sprosst auf. Am Abend welkt es und verdorrt. VV 7-10 Die Sündhaftigkeit des Menschen 7 Denn wir vergehen durch deinen Zorn, und durch deinen Grimm werden wir verstört. 8 Du hast unsere Ungerechtigkeiten vor dich gestellt, unser verborgenes <Tun> vor das Licht deines Angesichts. 9 Denn alle unsere Tage schwinden durch deinen Grimm. Wir bringen unsere Jahre zu wie einen Seufzer. 10 Die Tage unserer Jahre sind siebzig Jahre, und, wenn in Kraft, achtzig Jahre, und ihr Stolz ist Mühe und Nichtigkeit, denn schnell eilt es vorüber, und wir fliegen dahin. VV 11-12 Der Unverstand des Menschen 11 Wer erkennt die Stärke deines Zorns und deines Grimms, wie es der Furcht vor dir entspricht? 12 So lehre <uns> denn zählen unsere Tage, damit wir ein weises Herz erlangen! VV 13-17 Die Rettung des Menschen - Gottes Gnade 13 Kehre wieder, HERR! - Bis wann? Erbarme dich deiner Knechte! 14 Sättige uns am Morgen mit deiner Gnade, so werden wir jubeln und uns freuen in allen unseren Tagen. 15 Erfreue uns so viele Tage, wie du uns gebeugt hast, <so viele> Jahre, wie wir Übles gesehen haben!16 Lass an deinen Knechten sichtbar werden dein Tun, und deine Majestät über ihren Söhnen.17 Die Freundlichkeit des Herrn, unseres Gottes, sei über uns und festige über uns das Werk unserer Hände! Ja, das Werk unserer Hände, festige <du> es!

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Vorwort zu Psalm 90 Der du die Menschen lässest sterben ... Psalm 90,3; Lu 1912 Eines der unbegreiflichen Phänomene "unserer Tage" ist die Sache mit dem Tod. Besonders in unserer westlichen Hemisphäre (Europa) versucht der Mensch nunmehr seit dem "Zeitalter der Aufklärung" 1 den Tod nicht mehr aus Gottes Hand nehmen zu wollen. Ja, der Mensch hat-sich-selbst-in-seine-Hand-genommen. - Er löst nun sein Leben allein ohne einen der ihn entmündigt. Er braucht Gott nicht mehr. Nein, durch seine eigene Vernunft will der moderne Mensch sein Leben regeln. Er obliegt nicht mehr den religiösen Zwängen. Davon hat er sich befreit! „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit.“ 1784 (Zit. I. Kant) 2 Seit vor ca. 250 Jahren durch des Menschen aufgeklärten Verstand (Vernunft) u.a. die Gott-Wirklichkeit "abgeschafft" wurde, versucht nun der Mensch auch mit dem Tod selbst fertig zu werden ... und nimmt ihn nicht mehr "ohne Weiteres" aus Gottes Hand. Dabei (bei diesem Unternehmen) hat er aber mittlerweile einen so großen Lebenshunger gezeigt, dass er alles mögliche tat und weiterhin tun wird, um letztlich das Wissen zu Verdrängen, dass Gott einmal jeden "abruft"!!!

Nein, der Mensch ist mit dem Tod nicht fertig geworden, der Tod macht ihn fertig!

Von dem, was uns der heutige Bibeltext lehrt, ist der Mensch weit entfernt. Nein, der Mensch ist gar nicht weise ... Er ist völlig Gott entfremdet. Eine Gedichtzeile aus dieser Zeit: Christoph Martin Wieland 3dichtete: Dem Weisen genügt an sich ein aufgeklärter Geist,

dem sich der Dinge Werth in wahrem Lichte weist. Das heißt: Auf gar keinen Fall ein Gott!!! Die Hlg. Schrift (Gottes Wort, die Bibel) lehrt den Menschen hingegen: 1. Spr 9,10a 4 Gottesfurcht ist der Weisheit Anfang. 2. Ps 111,10 Die Furcht des HERRN ist der Weisheit Anfang: eine gute Einsicht für alle, die sie ausüben. Sein Ruhm besteht ewig. Die Haltung des Gottlosen hingegen:5 Ps 10,4 Der Gottlose <denkt> hochnäsig: »Er wird nicht nachforschen.« »Es ist kein Gott!« sind alle seine Gedanken.

1 http://de.wikipedia.org/wiki/Aufkl%C3%A4rung#cite_note-1

2 Zitat v. Immanuel Kant: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten

Unmündigkeit.“ 1784 http://korpora.org/Kant/aa08/035.html 3 Christoph Martin Wieland (* 5. September 1733 in Oberholzheim; † 20. Januar 1813 in Weimar) war ein

deutscher Dichter, Übersetzer und Herausgeber in der Aufklärung. Wieland war einer der bedeutendsten Schriftsteller der Aufklärung im deutschen Sprachgebiet und der Älteste des klassischen Viergestirns von Weimar, zu dem er neben Johann Gottfried Herder, Johann Wolfgang Goethe und Friedrich Schiller gezählt wurde. 4 Spr 9,10 Die Furcht des HERRN ist der Weisheit Anfang; und Erkenntnis des <allein> Heiligen ist Einsicht.

5 Ps 14,1 u. 53,2 Der Tor spricht in seinem Herzen: "Es ist kein Gott!"

Ps 10,4 Der Gottlose <denkt> hochnäsig: »Er wird nicht nachforschen.« »Es ist kein Gott!« sind alle seine Gedanken.

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Die Bibel belehrt uns unmissverständlich, dass der Tod der "letzte Feind" des Menschen ist und

über ihn herrscht. Dieser "letzte Feind" wird erst seine Herrschaft verlieren, wenn er von Gott selbst "gepackt und beseitigt" wird. Off 20,11-15 6 Solange dieser Tag noch aussteht, ist der Mensch von sich aus völlig unfähig sich dem zu entziehen ... er wird sterben!!! Das Buch Hiob ... Das Buch Hiob (ein uraltes Dokument der Menschheitsgeschichte) schildert diese unabwendbare Tatsache in einigen krassen bildhaften Begriffen. 7 Das sollte auch uns aufrütteln, wenn wir uns gar so sehr erdenwohlig in der Diesseitigkeit eingenistet haben oder vielleicht gerade dabei sind ... Hiob 18,14 Von seinem Zelt, wo er sich sicher fühlte, wird er fortgerissen 8, und es treibt ihn zum König der Schrecken.9 Der König der Schrecken (Plural!) ... Was für ein treffender Name. Der Tod hat viele schreckliche Gesichter. (Vers 14 10 ) Der Mensch wird-von-ihm-fortgerissen. 11 Das heißt, er kann sich gar nicht dagegen wehren. Er wird (zukünftig einmal ganz gewiss) abgezogen werden.

6 Off 20,11-15 Und ich sah einen großen weißen Thron und den, der darauf saß, vor dessen Angesicht die Erde

entfloh und der Himmel, und keine Stätte wurde für sie gefunden. 12 Und ich sah die Toten, die Großen und die Kleinen, vor dem Thron stehen, und Bücher wurden geöffnet; und ein anderes Buch wurde geöffnet, welches das des Lebens ist. Und die Toten wurden gerichtet nach dem, was in den Büchern geschrieben war, nach ihren Werken.13 Und das Meer gab die Toten, die in ihm waren, und der Tod und der Hades gaben die Toten, die in ihnen waren, und sie wurden gerichtet, ein jeder nach seinen Werken. 14 Und der Tod und der Hades wurden in den Feuersee geworfen. Dies ist der zweite Tod, der Feuersee. 15 Und wenn jemand nicht geschrieben gefunden wurde in dem Buch des Lebens, so wurde er in den Feuersee geworfen. 7 Hiob 18,5ff Doch das Licht des Gottlosen wird erlöschen, und die Flamme seines Feuers wird nicht leuchten. 6

Das Licht in seinem Zelt wird finster, und seine Leuchte erlischt über ihm. 7 Gehemmt werden seine kräftigen Schritte, und sein eigener Ratschlag wird ihn stürzen. 8 Denn durch seine eigenen Füße wird er ins Netz getrieben, und auf Fallgittern geht er einher. 9 Das Klappnetz wird seine Ferse festhalten, die Schlinge ihn packen. 10 Sein Strick ist verborgen in der Erde und die Falle für ihn auf dem Pfad.11 Ringsum jagen ihn plötzliche Schrecken auf, sie hetzen ihn auf Schritt und Tritt. 12 Sein Reichtum wird zum Hunger, und das Verderben steht an seiner Seite bereit. 13 Stücke von seiner Haut wird er fressen, seine Glieder wird er fressen, der Erstgeborene des Todes. 14 Von seinem Zelt, wo er sich sicher fühlte, wird er fortgerissen, und es treibt ihn zum König der Schrecken. 15 Was nicht sein ist, wird in seinem Zelt wohnen, auf seine Wohnstätte wird Schwefel gestreut werden. 16 Von unten werden seine Wurzeln verdorren, und von oben wird sein Gezweig abwelken. 17 Sein Andenken verschwindet von der Erde, und weit und breit hat er keinen Namen. 18 Man stößt ihn aus dem Licht in die Finsternis und verjagt ihn aus der Welt. 19 Er wird keinen Sproß und keinen Nachkommen haben in seinem Volk, noch wird ein Entkommener in seinen Schutzorten sein. 20 Über seinen <Gerichts>tag entsetzen sich die Leute im Westen, und die im Osten packt Schauder. 21 Ja, dies sind die Wohnungen des Übeltäters, und dies ist die Stätte dessen, der Gott nicht erkennt.

8 ק ת fortgerissen werden, sich abziehen lassen = ינ

9 Schrecken = ה ה ל ב

ות׃41 ה ל לך ב הו למ צעד ו ות ח הלו מבט א ק מ ת 10ינ11

Im Hebräischen im Passivstamm = Nif῾al ausgedrückt.

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Das was ihm Sicherheit bot, sein Zelthaus - gerade daraus wird er fortgerissen. Das ist eine Bezeichnung für das menschliche Unterfangen völlig ohne einen Rettergott (mündig und aufgeklärt!) sein Leben zu leben. Jesus hingegen belehrt uns: Mk 8,35 Wer sein Leben gewinnen will, der wird´s verlieren.12 Frage: Weshalb oder warum verliert der Mensch sein Leben? Antwort: wegen seines eigenen Ratschlusses, so in Hiob 18,7 angezeigt: Gehemmt werden seine kräftigen Schritte, und sein eigener Ratschlag wird ihn stürzen. Ein solcher Mensch hat durch seine Gottlosigkeit sein Leben verloren. Ja, das wissen wir ... Hier ist nicht das vordergründige menschliche Dasein in dieser Welt gemeint, sondern das Leben bei Gott in seiner Gegenwart und Herrlichkeit in Ewigkeit. Joh 3,36 Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben; wer aber dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm.

Noch ein paar einführende Worte zu Psalm 90 Psalm 90 ist ein uraltes Dokument (etwa 3400 Jahre alt) Wir haben hier einen der ältesten Texte der Bibel vor uns.13 Psalm 90 wurde von Mose verfasst und ist damit eines der drei großen "Mose-Lieder" 14 im Pentateuch15. Die anderen zwei befinden sich in 2Mo 15 und 5Mo 32. Von daher wissen wir, dass Mose ein "Sänger vor dem HERRN" war.

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Mk 8,31-38 Und er fing an, sie zu lehren: Der Sohn des Menschen muß vieles leiden und verworfen werden von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet werden und nach drei Tagen auferstehen. 32 Und er redete das Wort mit Offenheit. Und Petrus nahm ihn beiseite und fing an, ihn zu tadeln. 33 Er aber wandte sich um und sah seine Jünger und tadelte Petrus und sagte: Geh weg hinter mich, Satan! Denn du sinnst nicht auf das, was Gottes, sondern auf das, was der Menschen ist. 34 Und als er die Volksmenge samt seinen Jüngern herzugerufen hatte, sprach er zu ihnen: Wenn jemand mir nachkommen will, verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf und folge mir nach! 35 Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, wird es retten. 36 Denn was nützt es einem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen und sein Leben einzubüßen? 37 Denn was könnte ein Mensch als Lösegeld für sein Leben geben? 38 Denn wer sich meiner und meiner Worte schämt unter diesem ehebrecherischen und sündigen Geschlecht, dessen wird sich auch der Sohn des Menschen schämen, wenn er kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln. 13

Die Datierung des Auszugs des Volkes Israel aus Ägypten liegt nach gängiger Chronologie bei 1445vChr. Wenn wir hier die 40 Jahre der Wüstenwanderung abziehen, kommen wir wohl annähernd an die Abfassung dieses Psalms um 1400 vChr. 14 Anmerkung: Womöglich könnte Psalm 91 ebenso von Mose stammen.

"In Psalm 90 beklagt Mose die Kürze des Lebens, hier (in Psalm 91) kann er davon singen, wie Gott seine Erwählten mit Länge des Lebens sättigt. (V16), ja, "sättigt", was damit eine Antwort ist auf die Bitte von Psalm 90,14: "Sättige uns mit deiner Güte!" Wir erkennen, wie vollkommen die beiden Lieder einander ergänzen und wie passend auch die Reigenfolge ist. Wir werden uns unter den Schirm des Höchsten erst dann flüchten (Ps 91,1), wenn wir zuvor unsere Nichtigkeit, unsere Sterblichkeit und damit unsere Sündhaftigkeit erkannt und vor Gott bekannt haben." 15

Die Bezeichnung Pentateuch ist die griechische Bezeichnung für die fünf Bücher Moses. Sie leitet sich her von altgriechisch πεντά (penta), deutsch „fünf“ und altgriechisch τευχος (teuchos), deutsch „Gefäß“, also „Fünfgefäß“. Der Begriff stammt von den Krügen, in denen Schriftrollen aufbewahrt wurden. Deren Umfang bestimmte auch seine Einteilung in fünf „Bücher“ (griech. biblia). Der griechische Begriff wird auch im Lateinischen übernommen und ist bis heute in der Wissenschaft gebräuchlich.

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Psalm 90 eröffnet das vierte Psalmenbuch. Es ist mit 16 Psalmen das kürzeste der fünf Bücher des Psalters.16 Der Glaube der Wüstengeneration Wenn wir etwas genauer hinschauen sehen wir besonders den Glauben der Befreiten (Unglauben), während der 40jährigen Wüstenwanderung beleuchtet. So erinnert z.B. Psalm 95 konkret an das Geschehen in Refidim 17 während der Wüstenwanderung des Volkes. Mit Psalm 106 schließt dann das vierte Psalmenbuch und zählt in einer Rückblende eine Reihe der konkreten Ereignisse Israels in der Wüste auf. Psalm 89 Psalm 90 (Psalm 91) Die Vergänglichkeit des Menschen 1.) In Psalm 89, dem letzten Psalm des dritten Psalmenbuches, redet Etan 18 bereits von der kurzen Lebensdauer und der Nichtigkeit des menschlichen Lebens. (s. Vers 48)19 Hier wird das Thema von Ps 90 „eingeläutet“. Ps 89,48f Gedenke meiner, wie <kurz meine> Lebensdauer ist, zu welcher Nichtigkeit du alle Menschenkinder erschaffen hast! Welcher Mann lebt und wird den Tod nicht sehen, wird sein Leben befreien von der Gewalt des Scheols? // 2.) Die Vergänglichkeit und Kurzlebigkeit Psalm 90 greift diese Aussage zentral auf und führt uns das schnelle Vergehen des Menschen eindrücklich vor Augen. Das muss der Mensch begreifen lernen. Psalm 90,12 So lehre <uns> denn zählen unsere Tage, damit wir ein weises Herz erlangen! Hier haben wir der Übergang oder die Verknüpfung der beiden Psalmenbücher. Die Vergänglich des Menschen sehen wir auch in Ps 103,14-16. Denn er kennt unser Gebilde, gedenkt, dass wir Staub sind. Der Mensch - wie Gras sind seine Tage, wie die Blume des Feldes, so blüht er. Denn fährt ein Wind darüber, so ist sie nicht mehr, und ihr Ort kennt sie nicht mehr.

Die Gliederung VV 1-2 Die Ewigkeit Gottes VV 3-6 Die Vergänglichkeit des Menschen VV 7-10 Die Sündhaftigkeit des Menschen VV 11-12 Der Unverstand des Menschen VV 13-17 Die Rettung des Menschen - Gottes Gnade

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Buch 1: Ps 1-41; Buch 2: Ps 42-72; Buch 3: Ps 73-89; Buch 4: Ps 90-106; Buch 5: Ps 107-150

17 2Mo 17,1-7 Massa und Meriba (Versuchung und Prüfung; Wasser aus dem Felsen) ה ה ומריב ס מ

18 1Chr 16,7ff Zum ersten mal wurden hier die Sänger zum Singen von David beauftrag. Da war Etan dabei.

Wahrscheinlich haben wir diesen Lobgesang mit Ps 105,1-15 überliefert. Etan war einer der weisesten Menschen seiner Zeit. 1Kön 5,11 19

Gedenke meiner, wie kurz meine Lebensdauer ist, zu welcher Nichtigkeit du alle Menschenkinder erschaffen hast!

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VV 1-2 Die Ewigkeit Gottes Vers 1: Ein Gebet von Mose, dem Mann Gottes. Herr, du bist unsere Wohnung gewesen von Geschlecht zu Geschlecht.

ה ה תפל יםלמש ה אל יש־ה י א דנ ון א ע ית מ י ה ה ת נו א ר׃ ל ד ר ו בד

Προσευχὴ τοῦ Μωυσῆ ἀνθρώπου τοῦ θεοῦ. Κύριε, καταφυγὴ 20 ἐγενήθης ἡμῖν ἐν γενεᾷ καὶ γενεᾷ· In Vers 1 wird dieser Psalm "Gebet" 21 genannt. (s. Psalm 72,20 Es sind zu Ende die Gebete Davids, des Sohnes Isai. Der gesamte Psalter trägt die Bezeichnung "Gebete".22 Mose nennt sich selbst als Autor und bezeichnet sich als "Mann Gottes" der betet. Wie kein anderer Mensch betete Mose fortwährend für Gottes Volk. - In seiner aufreibenden Eigenschaft (Berufung) als Mittler, der sich zwischen Gottes widerspenstiges Volk und Gottes Heiligkeit stellte, wendete er immer wieder den "Zorn Gottes" von seinen Volksgenossen ab, indem er betete. Er suchte wie kein anderer das Angesicht Gottes. 23 Beispiel: 4Mo 11,14ff ... bring doch mich um 2Mo 32,31f ... streiche mich doch aus deinem Buch Das Angesicht Gottes 24 kann Sünde nicht ansehen (ertragen), ohne dass sie den Zorn und Grimm Gottes hervorruft. Das sehen wir dann auch in Vers 8. Dort ist sogar von den verborgenen Sünden die Rede. In der Formulierung "von Generation zu Generation" sehen wir die Thematik angezeigt, welche Mose innerlich bewegt. Er ist ja nun bald am Ende seines irdischen Weges (Zelthauses) angelangt. 25 So redet er von Zeit und Ewigkeit, von Bleiben und Vergehen.

20 καταφεύγω (aor. κατέφυγον, part. καταφυγών) fliehen, Zuflucht nehmen/suchen 21

Ps 4,2; 6,10; 17,1; 39,13; 54,4; 55,2; 61,2; 66,20; 72,20; 86,1.6; 88,3.14; 102,2.18; 109,7; 143,2 u.a.

Tehillim (pl.m.) Diese Bezeichnung des Psalters ist abgeleitet von = תהלים 22 ה Tehilla (sg. f.) und = תהל

wird mit Lobpreis wiedergegeben (s. Ps 145,1). Die Rahmenbezeichnung der Psalmen ist demnach Lobpreisungen.

Interessant wie das zweite Psalmenbuch endet. Ps 72,20 Zu Ende sind die Gebete Davids, des Sohnes

Ischai. ( ו ל ות כ י תפל ד בן־יש ו ד

Wenn wir diese abschließende Bezeichnung (ות tephillot = Bittgebete) der bis dahin gesammelten = תפל

Psalmen (vom Inhalt her) bedenken, dann stoßen wir auf Bitte und Dank, Lob und Klage. Wir haben es also mit einem komplexen (Über)Begriff für die 150 Psalmen zu tun. Diese Bezeichnung umfasst den Grundcharakter der (Dichtungen) Lieder des Psalters. Sie sind überwiegend Gebete. Ein Anrufen des HERRN und Gottes Israels. 23

2Mo 32,7-10 Der HERR wollte sein Volk vernichten und dafür aus Mose eine große Nation erwachsen lassen. So sehr war der HERR über das gegossene goldene Kalb und der Götzen-Anbetung ergrimmt. Um ein Haar hätte er sein auserwähltes Volk ausgelöscht. Doch der Mann Gottes stellte sich dazwischen. Durch Moses Fürbitte (flehendes Gebet) änderte der HERR sein Vorhaben.

24 8 ת ינו ש ונת נונגד ל ע למ ורל ך ע יך מא נ ׃פ

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Er ist dazu geeignet wie kein anderer. Täglich Sterben, Sterben, menschliches Vergehen ... millionenfach!!! Wie bereits gesagt: Psalm 89 weist auf diese Thematik hin.26 Dort redet Etan,27 einer der weisesten Männer 28 seiner Zeit, von der Kürze des Lebens der Menschenkinder.Ps 89,48 Interessant: Nach dieser Feststellung der Vergänglichkeit und Nichtigkeit des Menschen, setzt Etan dass sog. Psalmenzeichen "Sela".29 - Das bedeutet: Bitte nachdenken und innehalten!!! Psalm 90 „zwingt“ in gewisser Weise den Menschen seine irdischen Tage zu bedenken. Vers 1: zeigt uns zugleich noch etwas anderes an, nämlich einen Wohnort oder ein Obdach. Frage: Was ist damit gemeint? Wenn wir dem hebr. Wort nachgehen, das hier für "Wohnung" steht, wird es verwendet für ein "Versteck" oder ein "Zufluchtsort" 30 an dem es sich in Sicherheit leben lässt. (z.B.: Ps 71,3; 91,9) 31 Genau das ist die Realität. Das Volk Gottes würde längst zu existieren aufgehört haben, wenn es diesen "Zufluchtsort" in (bei) ihrem Gott nicht (gehabt) hätte. Von dem Zufluchtsort redet Mose in einem weiteren "Psalm" treffend: 5.Mo 32,10b Er umgab ihn, gab acht auf ihn, er behütete ihn wie seinen Augapfel. (Jakob/Israel)

25 Der historische Hintergrund des Psalms könnte am Ende der 40-jährigen Wüstenwanderung zu finden sein. Ausgelöst wurde die Wüstenwanderung durch das Geschehen bei Kadesch Barnea. 4Mo 14,1ff (Vers 34: 40 Tage Kundschafter – 40 Jahre Wüstenstrafe) 26

Ps 89,48f Gedenke meiner, wie <kurz meine> Lebensdauer ist, zu welcher Nichtigkeit du alle Menschenkinder erschaffen hast! Welcher Mann lebt und wird den Tod nicht sehen, wird sein Leben befreien von der Gewalt des Scheols? // 27 Etan war ein Sohn Serachs (1Chr 2,6)

27.

Er wurde von David zum Gesang am Heiligtum bestellt. Er stammte aus den Söhnen Meraris.

27

Ein erstes Erwähnen seines Namens zeigt uns Etan bei der Überführung der Bundeslade nach Jerusalem.27

28

1Kön 5,10f Die Weisheit Salomos war größer als die Weisheit aller Söhne des Ostens und als alle Weisheit Ägyptens. Und er war weiser als alle Menschen, als Etan, der Esrachiter, und Heman und Kalkol und Darda, die Söhne Mahols. Und sein Name war <berühmt> unter allen Nationen ringsum.

ה 29 Psalmen (u. Hab 3,3.9.13) סל

Ps 3,3.5.9; 4,3.5; 7,6; 9,17.21; 20,4;21,3; 24,1.5; 32,4.5.7; 39,6.12; 44,9; 46,4.8.12; 47,5; 48,9; 49,14.16; 50,6; 52,5.7; 54,5; 55,8.20; 57,4.7; 59,6.14; 60,6; 61,5; 62,5; 62,5.9; 66,4.9.15; 67,2.5; 68,8.20.33; 75,4; 76,4.10; 77,4.10; 81,8; 82,2; 83,9;84,5.9; 85,3; 87,3.6; 88,8; 89,5.38.46.49; 140,4.6.9; 143,6

ע ;SeLa = Fels 60mal im AT/9 mal in den Psalmen: Ps 18,3; 31,4; 42,10; 71,3; 40,3; 78,16; 104,18 = סל

137,9; 141,6 30 Zuflucht Luther;GN; Hort Zürcher; Hag Die Schrift; καταφυγὴ LXX; von φεύγω (inf.

φυγεῖν) fliehen, weglaufen, entrinnen, entkommen; sich hüten vor, meiden; verschwinden (Offb 16,20)

31 Ps 71,3 Sei mir ein Fels zur Wohnung, zu dem ich immer kommen kann! Du hast geboten, mich zu retten.

Denn mein Fels und meine Burg bist du. Ps 91,9 Denn du <hast gesagt>: »Der HERR ist meine Zuflucht!«; du hast den Höchsten zu deiner Wohnung gesetzt; Ps 91,9 Denn der HERR ist deine Zuversicht; der Höchste ist deine Zuflucht. Luther 1912 Eine weitere Übersetzung (Die Schrift), setzt hier "Hag" ein. (Schutzzaun)

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Dort in 5Mo 32,8ff gebraucht Mose den Namen עליון = Elijon 32 für Gott, den Allerhöchsten.

In Psalm 90,1 betet Mose zu Adonai 33, das ist der Allmächtige (Herr), der allwaltende Herrscher, der "Fels" 34 seiner Rettung" (das ist die Rettung Jakobs). Er beherbergt, er bewahrt, er beschirmt und er beschützt, er tröstet und erquickt sein Volk. Alle Tiere haben ihre Behausung, ob Höhle, Grube oder Nest … Gottes Volk aber, die wahren Gläubigen, haben ihre Wohnstätte in Gott selbst. Anfang und Ende (Rahmen) ist Adonai - der Allmächtig, der Allgewaltige Vers 1: Adonai, du bist unsere Wohnung gewesen von Generation zu Generation. Vers 17: Mit der Bitte um Adonais Segen endet Moses Gebet. Dem "Allmächtigen" Gott befiehlt er das Werk der Hände des Gottesvolkes an.

Schauen wir uns diesen allgewaltigen Gott noch etwas an: Vers 2: Ehe die Berge geboren waren und du die Erde und die Welt erschaffen35 hattest, von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du, Gott.

ל׃ ול תח ם ו ול ד ־ע ם ע עול מ ל ו ה א ת ל א ב רץ ות דו א ים יל ר רם׀ ה 2בט

2πρὸ τοῦ ὄρη γενηθῆναι καὶ πλασθῆναι τὴν γῆν καὶ τὴν οἰκουμένην καὶ ἀπὸ τοῦ αἰῶνος ἕως τοῦ αἰῶνος σὺ εἶ. Psalter 89,2 (LXX SESB)

Mose betet an ... und damit tritt die Ewigkeit Gottes in unser Gesichtsfeld. Dieser Gott ist von Ewigkeit her ohne Anfang und Ende. Für ihn gibt es keine zeitliche Fixierung. Immer schon ist er und wird er sein. Ewig ist er!

"Ehe" רם Mose führt uns vor den Anfang der Weltschöpfung und schildert die בט

Entstehung der Welt in dem Bild eines natürlichen Geburtsvorgangs.36 Gott 37 "kreißte" 38, d.h. er lag in Geburtswehen mit der Erde und beschäftigte sich intensiv mit der Erschaffung der Erde. Es fällt auf, dass hier "Erde und Welt" zusammen genannt sind. So gibt es auch die LXX wieder: τὴν γῆν καὶ τὴν οἰκουμένην. Der ganze Weltkreis (mit allem was dazu gehört) alles wurde durch Gott ins Leben gerufen.

32 Elijon עליון

33 Adonai י דנ א

צור 34 = ZuR = (Einzelfels) Fels 5Mo 32,4.15.18.31

74mal im AT/25 mal in den Psalmen: Ps 18,3.47; 19,15; 27,5; 28,1; 31,3; 61,3; 62,3.7.8; 71,3; 73,26; 78,15.20.35; 81,17; 89,27; 92,16; 94,22; 95,1; 105,41; 114,8 35

πλασθῆναι πλάσσω = formen, gestalten, bilden; πλάσμα Gebilde, Form

36 geboren wurden דו und in der LXX γενηθῆναι von γίνομαι sein, entstehen, werden (pual) יל

ל ול תח sich winden, beben חיל ; und du in Wehen (lagst) ו

37ל א

38 Ps 29,9 Die Stimme des HERRN macht Hirschkühe kreißen und lässt Zicklein vorzeitig gebären ... Und in

seinem Tempel ruft alles: Herrlichkeit!

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Vor allem Dasein war (ist) (bist du) Gott. Und das wird nun zu einer erstaunlichen Entdeckung für den Bibelkenner. Denn im NT finden wir den, der "ehe die Berge wurden" schon war? Nämlich, Jesus Christus, der Gottes Sohn.

Kol 1,15-17 Er ist das Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene aller Schöpfung.39 Denn in ihm ist alles in den Himmeln und auf der Erde geschaffen worden, das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Gewalten oder Mächte: alles ist durch ihn und zu ihm hin geschaffen; und er ist vor allem, und alles besteht durch ihn.

Ein Beweis Hier haben wir einen großartigen Beweis, dass Jesus Gott ist. Das ist eine hilfreiche Aussage in Gesprächen mit den sog. „Zeugen Jehovas“. Sie leugnen die Gottheit Jesu. Sie fälschen leider die Bibel. Hier in Kolosser 1,Vers 10 ganz offensichtlich:

περιπατῆσαι ἀξίως τοῦ κυρίου mit: dass/damit ihr Jehovas wandelt.

VV 3-6 Die Vergänglichkeit des Menschen Vers 3: Du lässt den Menschen zum Staub zurückkehren und sprichst: Kehrt zurück, ihr Menschenkinder!

ב 3 ש נושת א א כ ד־ד אמרע ת ובו ו םש ד י־א ׃בנ 3μὴ ἀποστρέψῃς ἄνθρωπον εἰς ταπείνωσιν· 40καὶ εἶπας Ἐπιστρέψατε, υἱοὶ ἀνθρώπων. Darin zeigt sich der große Wesensunterschied zwischen Gott und den Menschen, zwischen Schöpfer und Geschöpf. Kehrt zurück, ihr Menschenkinder! Der MENSCH wird einfach "entfernt". Er wird weggenommen, kehrt zurück. Er ist nicht mehr. Er kehrt zur (wörtl.) "Zermalmung" 41 (Erdboden/Staub) zurück. Er hat seine bemessene Lebenszeit erreicht. Es ist vorbei!!! Der hebräische Text bezeichnet hier den Menschen als ENOSCH 42und nicht als ADAM. (Martin Buber übersetzt z.B. in Psalm 8,5 ENOSCH mit MENSCHLEIN.)43 Der Mensch ist ein SCHWÄCHLING geworden. Das Grundverb wird auch als "krank sein" 44 wiedergegeben. Dann ist er ein KRÄNKLING ... Wir werden hier an die folgenschwere Übertretung des Gottesgebotes durch Adam erinnert. Gott teilte Adam in 1Mo 3,19 das Todesurteil mit.45 Der Mensch muss sterben!!! Er wird wieder zu Staub!

39

Das ist der, der den Vorrang hat. Vgl.: Spr 8,25ff Die Weisheit 40 ταπείνωσις Demütigung, Erniedrigung; (Zustand der) Niedrigkeit

41 Vers 3: Kehre um (zurück) zur Zermalmung = נוש ב א ש א ת כ ד־ד ע

42נוש ; Enosch Ps 8,5; 9,20f; 10,18; 55,14; 56,2; 66,12; 73,5; 103,15;104,15 (2x) 144,3; Hi 4,17; 5,17 א

7,1.17; 9,2; 10,4f; 13,9; 14,19; 15,14; 25,4.6; 28,4.13; 32,8; 33,12.26; 36,25; Jes 8,1; 13,7.12; 24,6; 33,8; 51,7.12; 56,2; Jer 20,10; Dtn 32,26; 2Chr 14,10 Der Begriff bezeichnet den bedrohten, hinfälligen, unheilbaren und sterblichen Menschen. 43 Psalm 8,5 was ist das Menschlein, daß du sein gedenkst, der Adamssohn, daß du zuordnest ihm! 44

In 2Sam 12,15 wird das Verb mit sterben (sehr krank) übersetzt. 45

1Mo 3,19 Im Schweiße deines Angesichts wirst du <dein> Brot essen, bis du zurückkehrst zum Erdboden, denn von ihm bist du genommen. Denn Staub bist du, und zum Staub wirst du zurückkehren!

Auslegung der Psalmen 2012/2013

11

Salomo sagt dasselbe: Pred 12,7 Und der Staub kehrt zur Erde zurück, so wie er gewesen, und der Geist kehrt zu Gott zurück, der ihn gegeben hat. Nichtigkeit der Nichtigkeiten! spricht der Prediger. Alles ist Nichtigkeit! Dieser jetzige „aufgeklärte und vernünftige“ Zustand des Menschen ist der tiefste Fall im ganzen Universum (Kosmos). Wie erbärmlich und schrecklich gering und schäbig ist nun der Mensch geworden. Seine ehemalige Qualität und Eigenschaft - das sehr gut 46 das auf der gesamten Gottesschöpfung lag, hat er völlig eingebüßt, d.h. verloren. Ja, der Mensch hat alles verloren, was ihn auszeichnete um in der Gottesgemeinschaft zu leben. Seine Zeit ist jetzt bemessen! Vers 4: Denn tausend Jahre sind in deinen Augen wie der gestrige Tag, wenn er vergangen ist, und wie eine Wache in der Nacht.

יך 4 ינ ע ים ב נ לף ש י א רכ כ ב ע י י תמול כ ום א ה י שמור ה וא יל ל ׃ ב4ὅτι χίλια ἔτη ἐν ὀφθαλμοῖς σου ὡς ἡ ἡμέρα ἡ ἐχθές, ἥτις διῆλθεν, καὶ φυλακὴ ἐν νυκτί. Es handelt sich hier nicht um eine Gleichung (1=1) vor uns, sondern einen Vergleich wie Die Worte "Jahr" und "Tag(e)" werden je sechsmal in diesem Psalm gebraucht. Der Mensch lebt in der Zeit. Diese Zeit, selbst wenn sie Tausend Jahre zählt, ist in der göttlichen Dimension lediglich nur ein Bruchteil einer Nacht. Das wird hier mit "eine Nachwache" 47 ausgedrückt. Mit dieser Feststellung wird die Kürze der menschlichen Zeit (des Lebens) ausgedrückt. Diese Tatsache wird mit den nächsten beiden Versen noch untermauert. Vers 5: Du schwemmst sie hinweg, <sie sind wie> ein Schlaf, sie sind am Morgen wie Gras, das aufsprosst. Vers 6: Am Morgen blüht es und sprosst auf. Am Abend welkt es und verdorrt. Einem Sturzbach gleich, der alles wegschwemmt oder mit sich reißt, in einem Augenblick, so ist der Mensch dahin und ist nicht mehr unter den Lebenden. Ebenso, mit dem Bild des menschlichen Schlafes, wird die Realität der rasanten Vergänglichkeit des Menschen, treffend gezeichnet. So ist der Schlaf ein Zustand der dem Tod ähnlich kommt. Der Mensch nimmt nichts mehr wahr ... Sein Sinnen und Trachten ist zu Ende. Am Morgen: Saftiges, aufwachsendes, blühendes Gras

(vgl.: dazu Prd 3,20; 12,7) 46

1Mo 1, 31 Und es geschah so. Und Gott sah alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: der sechste Tag. 47 Nachtwache שמרת ה ,א שמור שמרות .f. (plא Nachtwache (א

Die Nachwache wurde in alttestamentlicher Zeit in drei Zeitabschnitte eingeteilt. Siehe dazu: Ri 7,19 (mittlere Wache); 1Sam 11,11 (Morgenwache); In röm. Zeit wurde sie in vier Einheiten durchgeführt. Das sehen wir bei Mt 14,25 u. Mk 6,48 (vierte Wache) und Mk 13,35 (Hahnenschrei und Morgen).

Auslegung der Psalmen 2012/2013

12

Am Abend verwelkt und verdorrt ... der Lebenssaft ist verdorrt ... tot So ist der Mensch von seiner Jugend an sterbend bis hin zum Alter ... und Lebens-Ende! Kurz gesagt: "Geboren um zu sterben!" 48 Das ist eine schreckliche Realität!! Da stirbt ein gerade erst Geborenes Kindchen ... Frage: Warum vergeht der Mensch eigentlich? Die nächsten Verse klären uns auf ...

VV 7-10 Die Sündhaftigkeit des Menschen Vers 7: Denn wir vergehen durch deinen Zorn49, und durch deinen Grimm50 werden wir verstört51.

ינו ב ל י־כ פ כ ב א ת ך ו מ ל ך נ ח נו׃בה 7ὅτι ἐξελίπομεν 52 ἐν τῇ ὀργῇ σου καὶ ἐν τῷ θυμῷ σου ἐταράχθημεν53. Da haben wir das Wissen um unsere Umstände und um den Veranlasser von Grimm und Zorn. Durch die Doppelung "Zorn-Grimm" kommt die Heftigkeit des Vergehens des Lebens (der Tod) nur noch mehr zum Ausdruck. Da müssen wir kurz stehen bleiben. Bedenken wir, was hier gesagt ist. Wodurch wurde das Volk Gottes verstört? (Panik) ... Wodurch vergingen so viele Menschen? Das wird hier gesagt! Nämlich, durch Gottes Zorn und Gottes Grimm geschah das … 40 Jahre lang! Frage: Warum ein solcher zorniger, grimmiger Gott? Das zeigt uns nun Vers 8. Vers 8: Du hast unsere Ungerechtigkeiten 54 vor dich gestellt, unser verborgenes <Tun>55 vor das Licht deines Angesichts.

48 Dieser Ausspruch stammt von Voltair. (Über das Gute und das Böse) Hier das komplette Zitat:

48 »Geboren

um zu sterben, kann der Mensch so wenig den Schmerzen, als dem Tode entgehen.« Marx (Die deutsche Ideologie »Und was kann ›stabiler‹ sein als der Tod, der meiner Bewegung wider meinen Willen ein Ende macht und mich in das Allgemeine, die Natur, die Gattung, in das – Heilige versenkt?« Rousseau (Emile)»Unsere physischen Übel zerstören entweder sich selbst oder sie zerstören uns. Die Zeit oder der Tod sind unsere Heilmittel dagegen; aber wir leiden umso mehr, je weniger wir zu leiden verstehen [...]« Kierkegaard (Entweder-Oder) »Klägliches Schicksal! Vergebens schminkst du, gleich einer alten Kurtisane, dein runzliges Gesicht auf; vergebens betäubst du die Ohren mit Narrenschellen. Du langweilst mich; es ist doch immer dasselbe, idem per idem (dasselbe durch dasselbe). Keine Variation, immer nur Aufgewärmtes. Komm, letzter Schlaf! Komm, Tod! Du versprichst nichts, du hältst alles.«

49 ה מ Hitze, Zorn, Gift = ח

50 ף Zorn = א

51 in Panik versetzt, zur Eile gedrängt, erschreckt = בהל

52 ἐκλείπω (aor. conj. ἐκλίπω) verschwinden; aufhören; sterben

53 ταράσσω (pf. pass. τετάραγμαι, 3.sg. τετάρακται, aor. pass. ἐταράχθην, conj. ταραχθῶ) in

Aufregung/Unruhe/Schrecken versetzen ταραχή, ῆς f Bewegung, Unruhe τάραχος, ου m Erregung, Aufregung, Bestürzung, Unruhe

ון 54 Schuld, Verfehlung, Strafe = ע

qal stellen, legen; bestellen; bestimmen שית verborgen = עלם 55

Auslegung der Psalmen 2012/2013

13

ת ינו ש ונת ך ע נו לנגד למ יךע נ ור פ ׃למא

ἔθου τὰς ἀνομίας ἡμῶν ἐνώπιόν σου· ὁ αἰὼν 56 ἡμῶν εἰς φωτισμὸν τοῦ προσώπου σου. Vers 8: DU hast … Gott/ADONAI hat zwei Dinge registriert und danach gehandelt:

ER hat unsere Ungerechtigkeiten gesehen ER hat unser Verborgenes (Tun) gesehen

Und dann ... Gott hat unsere Sünden (Zielverfehlung) vor sein Angesicht gestellt. Und das ist eine tödliche Situation für die/den Betroffen. GOTTES Licht ist heller als 1000 Sonnen. Es durchleuchtet alles … sogar das VERBORGENE. Im Klartext heißt das: Wenn Gott die Sünde(n) eines Menschen (ohne das versöhnende Blut Christi) sieht, dann ist das gleichbedeutend mit den Todesurteil. Das zeigt uns das AT an zahlreichen Stellen und wir sehen das dann auch im NT deutlich zum Ausdruck gebracht. Beispiel: Paulus zitiert in Röm 3,10-12 den Ps 14,1-3 u. Ps 53,3f 57 ... da ist kein Gerechter! Röm 6,23 Denn der Lohn der Sünde ist der Tod ... Unser verborgenes <Tun> ... unsere Kurzsichtigkeit Manche von uns sind vielleicht etwas kurzsichtig und schwer von Begriff. Hier wird es deutlich!!! Wir müssen uns nichts vormachen. Wir sind Sünder und wir sündigen!!!

Verborgenes <Tun> Damit wird uns der Charakter der Sünde gezeigt. Sünde verbirgt sich, will

unentdeckt bleiben ... Das, was wir vor anderen verbergen und von dem wir wissen, dass es Verfehlung ist, das sieht der HERR in der letzten Konsequenz und spricht die Todesstrafe aus. Rückblick: Frage: Was passierte, als Adam sündigte und dies verbergen wollte? Alles brach zusammen und wurde zur schrecklichen Wirklichkeit. Der Tod zog ein und der Sünder war geboren. Die Bezahlung für die Sünde war der Tod. Und hier in Vers 8 haben wir dasselbe vor uns. Das Angesicht Gottes kann niemals Sünde ertragen … Sünde fordert den Zorn und Grimm Gottes heraus. Begrenzung ... durch unsere Sünden/Schuld und Vergehungen ... Der folgende Vers 9 drückt diese Tatsache drastisch aus. Ein Leben (mit seinen siebzig/achtzig Jahren Vers 10) vergeht wie ein Seufzer. Vers 9: Denn alle unsere Tage schwinden durch deinen Grimm58. Wir bringen unsere Jahre zu wie einen Seufzer. 59

56 Kommt wahrscheinlich von dem Wort ᾅδης = Totenreich (unsichtbar / ἰδών aor. part. von ὁράω 57

Ps 14 1 Dem Chorleiter. Von David. Der Tor spricht in seinem Herzen: »Es ist kein Gott!« Sie haben Verderben angerichtet, sie tun abscheuliche Taten; da ist keiner, der Gutes tut. Der HERR hat vom Himmel herniedergeschaut auf die Menschenkinder, um zu sehen, ob ein Verständiger da ist, einer, der Gott sucht! Alle sind abgewichen, sie sind alle verdorben; da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer.

58 Wut, Aufwallung = ה עבר

59Geflüster, Wimmern = גה ה

Auslegung der Psalmen 2012/2013

14

ל9 י כ ינוכ ך כל ת ו בעבר נ ינו פ מ ינו כמו־ ־י נ גהש ׃ה

ὅτι πᾶσαι αἱ ἡμέραι ἡμῶν ἐξέλιπον, καὶ ἐν τῇ ὀργῇ σου ἐξελίπομεν· τὰ ἔτη ἡμῶν ὡς ἀράχνην ἐμελέτων. 60 Luther 1912 übersetzt hier ebenso treffend: Darum fahren alle unsere Tage dahin durch deinen Zorn; wir bringen unsre Jahre zu wie ein Geschwätz. Hier ist gemeint, dass wir unsere Lebenszeit vertun. Ähnlich in Psalm 78,32f Trotz alledem sündigten sie weiter und glaubten nicht an seine Wunder. Da ließ er in Nichtigkeit hinschwinden ihre Tage und ihre Jahre in Schrecken.

So wie Israel einst sich trotz der Rettung und der "himmlischen Gaben" (Manna) und Versorgung durch den HERRN, sich von ihm abwendete und damit Gottes Grimm auf sich zog, so ergeht es auch dem Menschen, der losgelöst von dem lebendigen Gott lebt. Ebenso kann der Christ sein Leben so verbringen, dass er die Tage nur so verschwendet und sich in Nichtigkeiten verliert. So ist das Leben wie ein kurzer Seufzer gewesen. Es ist schneller vorbei als der Mensch gewöhnlich denkt. Vers 10: Die Tage unserer Jahre sind siebzig Jahre, und, wenn in Kraft, achtzig Jahre, und ihr Stolz 61 ist Mühe und Nichtigkeit62, denn schnell eilt es vorüber, und wir fliegen dahin.

ינו41 י־שנות ם ימ ה ם ב ה וא נ ים ש תשבע ה בגבור נ ים ש ונ םשמ הב ר ז ו ון כי־ג א ל ו מ יש ע ח

ה׃ פ ע נ ו10αἱ ἡμέραι τῶν ἐτῶν ἡμῶν, ἐν αὐτοῖς ἑβδομήκοντα ἔτη, ἐὰν δὲ ἐν δυναστείαις, ὀγδοήκοντα ἔτη, καὶ τὸ πλεῖον αὐτῶν κόπος καὶ πόνος· ὅτι ἐπῆλθεν πραύ της ἐφʼ ἡμᾶς, καὶ παιδευθησόμεθα.

Das ist äußerst beschämend im Kontrast zur Ewigkeit Gottes. Das Versprechen der Schlange ist völlig danebengegangen. "Ihr werdet sein wie Gott ..." (1Mo 3,5)

Meine Schwiegermutter hat höchstwahrscheinlich ihr Leben völlig verschwendet. Sie starb mit 80!! Also gilt für sie: Wenn in Kraft ... oder nach Luthertext: Wenn´s hoch kommt ... Ihre Arbeits-Lebensleistung als Bauersfrau war beachtlich. Sie war eine starke Frau. Ihr Leben war von schwerer Arbeit geprägt ... Darauf war sie stolz. So war ihr Alltag oft mühevoll, anstrengend und kräfteraubend. Was war´s aber wirklich? Ihr Leben war Mühsal und Trug/NICHTIGKEIT, denn sie spottete Gott ein Leben lang! Ich erinnere mich gerade noch an eine ihrer lockeren Aussagen: "Hanni, wenn ih dann dou om uhkum ... daou lässt DER mi schon nei, wenn net, dann geh´ ih

halt zu mei´m Ernschtla in´d Höll´zum Teifl, der schieart scho a Feierla und hält mer a Plätzla

frei."

Aber dann ließ sie sich doch verbrennen, „ ... dass der Teufel sie nicht finden kann“, so meinte sie.

60 μελετάω sich mühen um, sich einsetzen für; planen, nachdenken über, sich den Kopf zerbrechen ב] 61 ם .construct + sfx) [.m] [רה הב Stolz (ר

62 Mühhsal, Missgeschick, Erwerb = ל מ und Nichtigkeit ע

Auslegung der Psalmen 2012/2013

15

VV 11-12 Der Unverstand des Menschen Vers 11: Wer erkennt die Stärke63 deines Zorns und deines Grimms, wie es der Furcht 64 vor dir entspricht?

ע 44 י־יוד ך מ פ ז א תך ע כירא ך׃ ו ת עבר

τίς γινώσκει τὸ κράτος τῆς ὀργῆς σου καὶ ἀπὸ τοῦ φόβου σου τὸν θυμόν 65σου; Gottesfurcht ... Hier geht es um eine tiefe Erkenntnis, ein Wissen um die Gottesrealität und seine Heiligkeit, dass der HERR die Sünde in seinem Volk nicht tolerieren kann, sondern strafen muss. Wir alle haben eine gefährliche Neigung. Wir erkennen unsere Sündhaftigkeit wohl in viel zu schwacher Wertung. Wir erkennen Gottes Grimm/Zorn so wenig und schwach, weil wir selbst zu wenig Gottesfurcht haben.

Die Schrift will uns Gottesfurcht lehren. Auf Gott ausgerichtet

Und wir dürfen (wie David) darum beten: Ps 86,11 Lehre mich, HERR, deinen Weg: ich will wandeln in deiner Wahrheit! Fasse mein Herz zusammen zur Furcht deines Namens. (einige mein Herz zur Furcht deines Namens) 66 Ein interessanter Vers steht in Spr 14,27 Die Furcht des HERRN ist eine Quelle des Lebens, um die Fallen des Todes zu meiden. Vers 12: So lehre <uns> denn zählen67 unsere Tage, damit wir ein weises Herz erlangen!

42 תונ מ ל ונימ י וה ןכ א עד ב נ ב ו לב

ἐξαριθμήσασθαι τὴν δεξιάν σου οὕτως γνώρισον68 καὶ τοὺς πεπεδημένους69 τῇ καρδίᾳ ἐν σοφίᾳ.

Die Weisheit besteht in der Furcht Gottes. - Ja das ist der Weg! Hiob wusste darum: Hi 28,28 Und zu dem Menschen sprach er: Siehe, die Furcht des Herrn, sie ist Weisheit, und vom Bösen weichen, <das> ist Einsicht. Salomo lehrt: Spr 9,10 Die Furcht des HERRN ist der Weisheit Anfang; und Erkenntnis des <allein> Heiligen ist Einsicht. Pred 8,12f ... denn ein Sünder tut hundertmal Böses und verlängert <doch seine Tage>. Aber ich habe auch erkannt, dass es den Gottesfürchtigen gutgehen wird, die sich vor seinem Angesicht fürchten.

63 Wucht, Stärke, Kraft, Macht = עז

64 Furcht, Ehrfurcht = ה ירא65 θυμομαχέω sehr zornig/aufgebracht sein θυμός, οῦ m Zorn, Wut; Leidenschaft θυμόω zornig machen; pass. zornig/wütend werden 66

Ps 111,10

67 zählen מנה

68 lehre uns zählen, d.h. erkennen = γνωρίζω bekanntmachen, offenbaren; erkennen; kennen, wissen 69 τοὺς πεπεδημένους (Pf Pass Ptz) = mit Fußfesseln binden = πεδάω Ps 67,7; 68,34; 78,11; 101,21

Auslegung der Psalmen 2012/2013

16

Doch nicht gutgehen wird es dem Ungerechten, und er wird, dem Schatten gleich, seine Tage nicht verlängern, weil er sich vor dem Angesicht Gottes nicht fürchtet. Erkenntnis der Vergänglichkeit Wir kennen den Schreiber des Psalm 39 nicht, aber er wusste: Ps 39,5: Tue mir kund, HERR, mein Ende und welches das Maß meiner Tage ist, damit ich erkenne, wie vergänglich ich bin! Von Jugend auf sind unsere Herzen in Rebellion (böse und verdorben) gegen Gott. So fürchtet es Gott nicht und will gottlos leben.

VV 13-17 Die Rettung des Menschen - Gottes Gnade Vers 13: Kehre wieder, HERR! - Bis wann? Erbarme dich deiner Knechte!

ו ש43 מ ־דע הו הי הב ׃ ךיד ב ע ־ לע םח נ ה ו ית

ἐπίστρεψον, κύριε· ἕως πότε; καὶ παρακλήθητι ἐπὶ τοῖς δούλοις σου. Der Glaube hat Freimut zu Gott - „Kehre wieder, HERR!“ Moses großer Glaube wird hier deutlich. Nur der HERR kann die Situation des sich in der Wüste befindlichen Volkes ändern, den Zorn wieder wegnehmen (weichen lassen) und in seiner GNADE wiederkehren. Mose hat nicht vergessen, was der HERR vor dem Bundesschluss bei der Übergabe der Gesetzestafeln selbst ausrief: 2Mose 34,5ff 5 Da stieg der HERR in der Wolke herab, und er trat dort neben ihn und rief den Namen des HERRN aus. 6 Und der HERR ging vor seinem Angesicht vorüber und rief: Jahwe, Jahwe, Gott, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und reich an Gnade und Treue, 7 der Gnade bewahrt an Tausenden <von Generationen>, der Schuld, Vergehen und Sünde vergibt, aber keineswegs ungestraft lässt, <sondern> die Schuld der Väter heimsucht an den Kindern und Kindeskindern, an der dritten und vierten <Generation>. 8 Da warf sich Mose eilends zur Erde nieder, betete an 9 und sagte: Wenn ich doch Gunst gefunden habe in deinen Augen, Herr, so möge doch der Herr in unserer Mitte <mitgehen>! Wenn es auch ein halsstarriges Volk ist, vergib uns aber <dennoch> unsere Schuld und Sünde und nimm uns als Erbe an! Im folgenden Psalm 91 sehen wir, dass der HERR solchen Glauben lohnt/erhört. Ps 91,14-16: Weil er an mir hängt, will ich ihn erretten. Ich will ihn schützen, weil er meinen Namen kennt. Er ruft mich an, und ich antworte ihm. Ich bin bei ihm in der Not. Ich befreie ihn und bringe ihn zu Ehren. Ich sättige ihn mit langem Leben und lasse ihn mein Heil schauen.« Der Glaube ruft: Bis wann? Mose weiß es. Der HERR ist zornig. Er hat es registriert ... Jahrelang erlebt ... der HERR hat sich zurückgezogen ... hat sich seinem Volk entzogen ... und das bedeutet Vergänglichkeit, Sterben in der Wüste ... Der Glaubende vertraut aber auch darauf, dass Gott sein Geschick zur gegebenen Stunde wenden werde.70

70

Psalm 6,4; 13,1; 89,4; 94,3; Off 6,10

Auslegung der Psalmen 2012/2013

17

Vers 14: Sättige uns71 am Morgen mit deiner Gnade,72 so werden wir jubeln und uns freuen in allen unseren Tagen.

41 ב ש קר ונע ב ךב סד ינו׃ ח מ ל־י ה בכ נשמח ה ו ננ נר ו

ἐνεπλήσθημεν 73 τὸ πρωὶ τοῦ ἐλέους 74 σου καὶ ἠγαλλιασάμεθα καὶ εὐφράνθημεν ἐν πάσαις ταῖς ἡμέραις ἡμῶν·

Die Wüstennahrung war das Manna. Versorgt und abhängig von Gottes Himmelsgabe. Ps 78,25 Ein jeder aß Brot der Starken. Speise sandte er ihnen bis zur Sättigung.

Diese Bitte des Mose geht weit hinaus über das Ende der baldigen Wüstenzeit. Neutestamentlich ist Gottes Gabe, die Gabe des Sohnes, der aus dem Himmel kam die völlige Sättigung. In IHM haben wir das Leben in Fülle bekommen. Wir haben Christus ... und deshalb sind unsere Tage nicht einfach die Tage der Vergänglichkeit und Mühsal oder Nichtigkeit unseres Lebens, sondern gesättigte Jahre. Wenn wir schon in jungen Jahren (am Morgen) zur "Sättigung" gelangen dürfen, dann ersparen wir uns die ganze Sinnlosigkeit eines nichtigen Getriebenseins in den Nichtigkeiten dieser Weltzeit. Vers 15: Erfreue uns so viele Tage, wie du uns gebeugt 75hast, <so viele> Jahre, wie wir Übles gesehen haben!

41 ינו ונח מ ש א ות ר נ נו ש ות ענית הכימ ע ׃ר

εὐφράνθημεν ἀνθʼ ὧν ἡμερῶν ἐταπείνωσας ἡμᾶς, ἐτῶν, ὧν εἴδομεν κακά. Moses Bitte ist typisch menschlich. Irgendwie soll der Herr (ADONAI) ausgleichend wirken. Dem Zornesmaß Gottes entsprechend, bittet Mose um die Umkehr der "bösen Jahre" in dann eben so viel gesegnete Jahre. Ausgleich ... Das Volk Gottes war von seinem Gott gebeugt worden. Das Maß war festgelegt und unabänderlich gewesen. Nun geht diese Zeit zu Ende. Moses Bitte kann sich eigentlich nur auf diese Zeit in der Wüste beziehen, in der er das niedergebeugte Volk führen musste, bis eine neue Generation aufgewachsen war ...

... Ausgleich nurViel mehr als

5Mose 30,5

71

sättige uns נו בע שבע = von satt sein ש

m. Treue, Freundlichkeit, Liebe חסד 7273 ἐμπί(μ)πλημι und ἐμπιπλάω (aor. ἐνέπλησα, pf. pass. ἐμπέπλησμαι, aor. pass. ἐνεπλήσθην) füllen, ausfüllen; sättigen, satt machen; genießen; sich erfreuen an 74 ἔλεος, ους n Mitleid, Mitgefühl; Erbarmen, Barmherzigkeit 75 ταπεινόω demütigen, klein machen; erniedrigen/einebnen (Berg);

Auslegung der Psalmen 2012/2013

18

Und der HERR, dein Gott, wird dich in das Land bringen, das deine Väter in Besitz genommen haben, er wird dir Gutes tun und dich zahlreicher werden lassen als und du wirst es in Besitz nehmen. Und

deine Väter. Der HERR wird es einst für sein Volk noch viel besser einrichten, wenn er nämlich Israel wiederherstellen wird. Jes 61,7 Weil ihre Schande doppelt war und sie Schmach besaßen als ihr <Erb>teil, darum werden sie in ihrem Land das Doppelte besitzen; ewige Freude wird ihnen <zuteil>.

Neutestamentlich: 1Kor 2,9: ... »Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.« Röm 8,18: Denn ich denke, daß die Leiden der jetzigen Zeit nicht ins Gewicht fallen gegenüber der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns geoffenbart werden soll. 2Kor 4,17: Denn das schnell vorübergehende Leichte unserer Bedrängnis bewirkt uns ein über die Maßen überreiches, ewiges Gewicht von Herrlichkeit, da wir nicht das Sichtbare anschauen, sondern das Unsichtbare; denn das Sichtbare ist zeitlich, das Unsichtbare aber ewig. Gott wird den durch Christus ERLÖSTEN weit mehr geben, als Adam im Garten Eden verspielt hat. 1Ptr 1,4ff: 3 Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der nach seiner großen Barmherzigkeit uns wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten 4 zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbteil, das in den Himmeln aufbewahrt ist für euch, 5 die ihr in der Kraft Gottes durch Glauben bewahrt werdet zur Rettung, <die> bereit <steht>, in der letzten Zeit geoffenbart zu werden. 6 Darin jubelt ihr, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es nötig ist, in mancherlei Versuchungen betrübt worden seid, 7 damit die Bewährung eures Glaubens viel kostbarer befunden wird als die des vergänglichen Goldes, das durch Feuer erprobt wird, zu Lob und Herrlichkeit und Ehre in der Offenbarung Jesu Christi; 8 den ihr liebt, obgleich ihr ihn nicht gesehen habt; an den ihr glaubt, obwohl ihr ihn jetzt nicht seht, <über den> ihr mit unaussprechlicher und verherrlichter Freude jubelt; 9 und <so> erlangt ihr das Ziel eures Glaubens: die Rettung der Seelen. Vers 16: Laß an deinen Knechten sichtbar werden dein Tun, und deine Majestät76 über ihren Söhnen.

41רך ךל ע פ ךיד ב ע ־ לא הא ר י ד ה ם׃ לע ו יה ־בנ

καὶ ἰδὲ ἐπὶ τοὺς δούλους σου καὶ τὰ ἔργα σου καὶ ὁδήγησον 77 τοὺς υἱοὺς αὐτῶν,

Da geht der Blick weiter ... Erkennen wir IHN? Erkennen wir Gottes Tun, sein Werk? Hast du dieses Werk in seiner einzigartigen Tiefe des Heils schon erkannt? Es tut uns nur gut, wenn wir beten wie Moses es tat: "Zeige deinen Knechten dein Werk!"

76ר ד Erhabenheit, Majestät, erhabene Macht = ה

77 In der LXX wird diese Erhabenheit im Sinne des "Führerseins" ausgedrückt.

ὁδηγέω leiten, führen; anleiten (Apg 8,31) ὁδηγός Führer

Auslegung der Psalmen 2012/2013

19

Der Opa sagt es dem Enkel! Der Opa hat in einem intakten biblischen Familiengefüge eine große Autorität. Wenn ein solcher Opa von Gottes Geist geprägt ist, wird er seine Glaubenserfahrung (Gottes Werk) dem Enkel zeigen wollen. Joh 17,3 Dies aber ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen. Jesus Christus zu erkennen ... das ist das Leben in höchster Qualität, wenn die herrliche Erhabenheit Gottes sichtbar wird., z.B. durch einen "Opa, der Gott liebt. "Von Generation zu Generation war Gott unsere Zuflucht!" Joh 17,24 Vater, ich will, dass die, welche du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast, denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt. Das Ziel ... Off 21,10f: Und er führte mich im Geist hinweg auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem, wie sie aus dem Himmel von Gott herabkam, und sie hatte die Herrlichkeit Gottes. Ihr Lichtglanz war gleich einem sehr kostbaren Edelstein, wie ein kristallheller Jaspisstein; Vers 17: Die Freundlichkeit des Herrn, unseres Gottes, sei über uns und festige über uns das Werk unserer Hände! 78Ja, das Werk unserer Hände, festige <du> es!

41 ד א םע נ ׀יה יו ע וניה ל א ינ ע מ ו וניל הש נ וכ וניד י ע הנ הו וניל ינו כוננ ד ה י ש ע מ ו

׃ καὶ ἔστω ἡ λαμπρότης κυρίου τοῦ θεοῦ ἡμῶν ἐφʼ ἡμᾶς, καὶ τὰ ἔργα τῶν χειρῶν ἡμῶν

κατεύθυνον ἐφʼ ἡμᾶς.

Entscheidend ist hier, dass wir zuerst Gottes Werk kennen und erkennen müssen. Von daher wird unser Tun bestimmt. Wir müssen selbst, wie ein Mose rufen: "HERR, zeige mir dein Werk und deine Majestät. Dann wird der HERR (ADONAI) segnen. Seine FREUNDLICHKEIT schenkt uns Gelingen. Es ist unser Glaube. Dieser Glaube muss sich auf Gott stützen, auf sein Werk, seine Gnadenerweisungen. Der Glaube an Gott ist in seinem Erkennen gegründet ... DESHALB müssen wir an Erkenntnis Gottes wachsen.

Markus 11,22-24 22 Und Jesus antwortete und spricht zu ihnen: Habt Glauben an Gott! 23 Wahrlich, ich sage euch: Wer zu diesem Berg sagen wird: Hebe dich empor und wirf dich ins Meer! und nicht zweifeln wird in seinem Herzen, sondern glauben, daß geschieht, was er sagt, dem wird es werden. 24 Darum sage ich euch: Alles, um was ihr auch betet und bittet, glaubt, daß ihr es empfangen habt, und es wird euch werden. Jak 1,5f 5 Wenn aber jemand von euch Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der allen willig gibt und keine Vorwürfe macht, und sie wird ihm gegeben werden. 6 Er bitte aber im Glauben, ohne irgend zu zweifeln; denn der Zweifler gleicht einer Meereswoge, die vom Wind bewegt und hin und her getrieben wird.

78

5Mo 14,29; 16,15; 24,19; 28,12; 30,9

Auslegung der Psalmen 2012/2013

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