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Chance Nachwachsende Rohstoffe Wissenschaftliche Tagung Ried, 6. - 7. September 2007 Vortrag, Block B: Die Herausforderungen für Österreich „BEWUSSTSEINSBILDUNG UND KONSUMENT/INNEN-VERHALTEN“ Josef Hochgerner Zentrum für Soziale Innovation. ÜBERBLICK. Themen - PowerPoint PPT Presentation
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Chance Nachwachsende RohstoffeWissenschaftliche Tagung
Ried, 6. - 7. September 2007
Vortrag, Block B: Die Herausforderungen für Österreich
„BEWUSSTSEINSBILDUNG UND KONSUMENT/INNEN-VERHALTEN“
Josef HochgernerZentrum für Soziale Innovation
Themen
1. Warum sind „Bewusstsein“ und „Konsumentenverhalten“ für die Zukunft Nachwachsender Rohstoffe wichtig?
2. Was ist für ländliche Regionen zu bedenken?3. Bewusstseinsbildung ≠ Verhaltensänderung4. Test von Bio-Bechern in Schönbrunn5. Einstellungen zu Bio-Kunststoff – Wissen über Nawaro6. Erkenntnisse und Schlussfolgerungen7. Wohlfahrt, Gleichheit, Leistungsgerechtigkeit 8. Gesellschaftliche Umstellung9. Wege innovativer Veränderung10. Perspektiven der „wissensbasierten Bio-Ökonomie“11. Konfliktfelder12. Zentrale Ziele und Herausforderungen13. Optionen zur Diskussion
ÜBERBLICK
WARUM SIND „BEWUSSTSEIN“ UND „KONSUMENTENVERHALTEN“ FÜR NAWARO WICHTIG?
Beobachtete Änderungen im Konsumverhalten
„Greißlerparadoxon“ Stärkere Situationsabhängigkeit des
Konsumverhaltens (Versorgungskauf, Erlebniskauf)
Instabiles Kaufverhalten (je nach Wichtigkeit des Produkts) auch über Zeit nicht konstant
Mitproduzierender KonsumentIndividualisierung in der MasseInformationsabhängiger Zuwachs
der Bedeutung von „Umwelt-Bewusstsein“ im Konsum
Soziale und wirtschaftliche Rahmenbedingungen
Erwerbsarbeit verliert Norm-charakter, wird zugleich über-belastet (Steuern, Abgaben)
Überschuldung von Privathaus-halten (Arbeitslosigkeit, Konsum-exzesse, Selbständigkeitsrisiko, Scheidungen, Mithaftungen)
Traditionelle Bindungen werden schwächer (Boden, Parteien, Ehe, Kirchen, parallel Zunahme organisierter Freiwilligenarbeit)
Strukturell begrenzte Kaufkraft
WAS IST FÜR LÄNDLICHE REGIONEN ZU BEDENKEN?
Positive Vorzeichen• Einstellungen zu Nawaro in Österreich allgemein positiv• Regierungserklärung (Steuersystem ökologisieren, Biomasse plus 75% ...)• Hohe Produktivität und Kompetenzen (Qualifikationen)
Negative Aussichten• Infrastrukturabbau benachteiligt weniger mobile Personen• Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs vermindert • Regionalentwicklung stagniert
Chancen• Aufbau von „organisatorischen Hybriden“ (Mischmodelle), • Perspektiven für neue, klimaneutrale, nachhaltige Produkte auf früheren Flächen zur
Erzeugung von Nahrungsmitteln und Rohstoffen• Höhere Wertschöpfung regional nutzen (investieren)• Sicherung bzw. Schaffung von Erwerbsmöglichkeiten und Kultur
Änderungen des (Konsum-) Verhaltens folgen Massentrends (Moden, Mehrheitsbildung, Gruppendruck) Anreizen (Begünstigungen, Spielräume, Angebote von Optionen) Zwang (Verpflichtungen, Normen, Gesetzen, Knappheit)
Bewusstseinsbildung/Meinungsbildung ist in allen Fällennotwendig – aber nicht hinreichend. Es gibt auch keineautomatische Umsetzung von Technologien in neues Verhalten.
Meinungsforschung, Medienarbeit, p.r., Preise etc. unterstützen das Erkennen von Voraussetzungen für Änderungen die Erforschung von Ausgangspunkten (darunter: „Bewusst-sein“) das Aufzeigen von Möglichkeiten der Entwicklung (Optionen) die Akzeptanzforschung (Bereitschaft, Änderungen anzunehmen)
BEWUSSTSEINSBILDUNG ≠ VERHALTENSÄNDERUNG
TEST VON BIO-BECHERN IN SCHÖNBRUNN
Obersteiner Gudrun, Schneider Felicitas
Analyse des Tests von Bechern ausnachwachsenden Rohstoffen im Tiergarten Schönbrunn
Studie im Auftrag der MA 22unter Mitarbeit von Sandra Lebersorger, Andreas Pertl, Vera Bernhofer, Claudia Frick
Wien, August 2006
Universität für Bodenkultur WienDepartment Wasser – Atmosphäre – UmweltInstitut für AbfallwirtschaftO.Univ.Prof. Dipl.Ing.Dr.techn. Peter LechnerMuthgasse 107, A - 1190 Wien
EINSTELLUNGEN ZU BIO-KUNSTSTOFF WISSEN ÜBER FÜR NAWARO
FaktenMehr als 90% hatten aktuelle
Information (Plakat) nicht gesehen
Mehr als 30% konnten den Begriff „Biokunststoff“ richtig einordnen
„Nawaro“: Assoziiert werden primär „Holz“, „Pflanzen“
Kaum sozio-demographische Unterschiede (auffällig sind nur unterste Bildungs- und höchste Alterskategorie)
MeinungenQualität „gleich“: 55%;
„besser“: 32%; „schlechter“: 4%; unentschieden: 9%
Biokunststoffe sollten allgemein eingesetzt werden: 73% „ja“; 25%: „Ja, sehr“
Unter den Vorteilen nennen 2/3 „Reduktion des Erdölverbrauchs“
In der Gunst des Publikums liegt vor Biokunststoff nur noch Glas (mit Pfand)
ERKENNTNISSE UND SCHLUSSFOLGERUNGEN
Akzeptanz sehr hoch
Bewerbung ist (zwar) unverzichtbar aber Erfolg versprechend: Die Menschen verstehen, was wichtig ist – es muss dennoch erklärt werden (Politik, Wissenschaft, Medien, ... Netzwerke).
Begriffe, die haften bleiben: • „Umweltschutz“ – (immer noch) eine Art Generalformel • „biologisch abbaubar“• „kompostierbar“
Abfallwirtschaftliche Infrastruktur ist von kritischer Bedeutung – ebenso:
Standards der Funktionalität (> Einführung von Normen)
Preisliche und ökologische Wettbewerbsfähigkeit: Positive Entwicklungen zu erwarten (Spielräume gegeben)
WOHLFAHRT, GLEICHHEIT UND LEISTUNGSGERECHTIGKEIT
„Gerechte Gleichheits-Formel“ (F.-J. Radermacher, 2002)
Summe Einkommen ärmste 20% : Summe Eink. der 20% am Durchschnitt*) = weltweit 0.15
Brasilien 0.27Russland 0.37EU25 0.45USA 0.47Großbritannien 0.50Frankreich, Schweiz 0.54
Deutschland 0.59Japan, Skandinavien 0.62Österreich 0.65
„Erfolgreichste Länder“ liegen zwischen 0.45 und 0.65
*) EU-Armutsdefinition: Einkommen < 0,5 Durchschnittseinkommen
Relative WohlstandsverlusteBrutto-Inlands-Produkt (BIP) und der Index für nachhaltige ökonomische Wohlfahrt (ISEW: Index of Sustainable Economic Welfare) im Vergleich
GESELLSCHAFTLICHE UMSTELLUNG
Leitvorstellung: Von Arbeitseffizienz zur Ressourceneffizienz• Steigerung der Arbeitseffizienz im 20. Jhdt. ging einher mit exorbitanter
Zunahme des Ressourcenverbrauchs• Erforderliche Ressourceneffizienz („Faktor 4“, Faktor 10“ ...) darf nicht
zu sozialer Ausgrenzung führen
Kritische Problemsituationen: • Treibhausgase• Klimawandel• Rückgang ökonomischer Potenziale im ländlichen Raum• Steigende Abhängigkeit von Energie• Export von Wissen• Arbeitslosigkeit ( = Erwerbslosigkeit, Ausgrenzung)• Wettbewerbsfähigkeit, Sozial- und Umweltstandards
„Umdenken“ seit den 1970er Jahren, „Umschwenken“ nach Stern-Report?• Wirtschaftliche Argumente erzwingen Reaktionen – welche führen zum Ziel?• Wo ist der Nutzen von Millionen Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche, die in
Europa brach liegen? • Mengenbeschränkungen statt Orientierung auf Wertschöpfung?
WEGE INNOVATIVER VERÄNDERUNG
Die langen Wellen (Zyklen) der Konjunktur und ihre Basisinnovationen
Dampfmasch.Baumwolle1800-1850 Stahl
Eisenbahn 1850-1900 Elektrotechnik
Chemie 1900-1950 Petrochemie Automobil 1950-1990 Informations- u. Komm.technik 1990-2020 WissensbasierteBio-Ökonomie2020-...
Übernahme und Verbreitungsmuster von einzelnen InnovationenProdukte, Prozesse, Organisationen, Verwaltung, „Neugründungen“ in Regionen ...
Massenverbreitung Frühe Anwender Späte Mehrheit Innovatoren Nachzügler Verweigerer
PERSPEKTIVEN DER „WISSENSBASIERTEN BIO-ÖKONOMIE“
„Die wissensbasierte Bio-Ökonomie ist die Umsetzung des Wissens aus den Lebenswissen-schaften in neue, nachhaltige, umweltverträgliche und konkurrenzfähige Produkte“ (Cologne P.)
Beschäftigungsintensive Branchen• Nahrungsmittelproduktion• Industrielle Verarbeitung• Pharmaindustrie
Märkte• 2030 Biomaterialien und Bioenergie: 300 Mrd. €, ca. 1/3 der industriellen Produktion
Hochleistungspflanzen ermöglichen (u.a):– Bioprozesstechnik, Bioproduktionsmittel– Konstruktion synthetischer Zellen– Trend zu individualisierter Medizin– Trend zu individualisierter Nahrung
• Wachstumschancen weit überwiegend (90%) in der stofflichen Nutzung gegenüber Biotreibstoffen und thermischer Nutzung (Wertschöpfungspotenzial der industriellen Produktion aus Nawaro werden noch zu wenig wahrgenommen)
• Wirtschaftswachstum in ökologisch wenig belasteten Regionen
Quellen: „Towards a European knowledge-based bioeconomy“, York University 2004 (ed. European Commission); „The Cologne Paper“: En Route to the Knowlege-based Bioeconomy“ (ed. EC, 30. Mai 2007; „Nachwachsende Rohstoffe“, Mitteilg. Nr. 43, 2007, FJ-BLT Wieselburg; Fachagentur Nawaro Gülzow/FNR, 2006 www.fnr.de
KONFLIKTFELDER
Tun und Nicht-Tun ist mit Risiken verbunden... manchmal sogar mit denselben
• Industrielle Pflanzennutzung neben oder gegen Nahrungsproduktion?
• Importe, Weltmarktkonkurrenz, Abhängigkeiten
• Einfuhr von Biomasse ?
• Umschichtung von Landwirtschaftsförderungen zugunsten innovativer Forschungsprogramme (Ziel 2030 lt. Cologne Paper: „Landwirtschaft, die ohne Subventionen auskommt“)
• Konzentration auf Industriepflanzen, Trennung der Flächen
• Öffentliche Diskussion über GMO/Gentechnik
• Denkschulen in Europa („werden bleiben“, Cologne Paper
ZENTRALE ZIELE UND HERAUSFORDERUNGEN
Schlüssel für Akzeptanz und Wandel
• Informierte Öffentlichkeit – Darstellung aller Vor- und Nachteile
• Dialog nicht nur mit, sondern in informierter Öffentlichkeit
• Wichtigstes Ziel: Vertrauen schaffen statt überreden
• Schlüsselpersonen (-gruppen) über die Politik hinaus- Wissenschaft- Bauern, Handwerker, KMUs- NGOs- Meinungsbildner (LehrerInnen, VHS, etc.)
• PPP, Pilot- und Demonstrationsprojekte (z.B. Null-Abfall Raffinerien)
• Brain Drain entgegenwirken (Europa, Mitgliedsländer, Regionen); Abwanderung und Zuwanderung in Balance halten
OPTIONEN ZUR DISKUSSION
Prioritäten für die Positionierung der gesellschaftlichen Umstellung in Ö. Mögliche Ausgangspositionen zur Entwicklung von Szenarien:• Feinkostladen: Konzentration auf Mehrwert aus qualitativ höchstwertiger Landwirtschaft – im Hinblick auf wissensbasierte Bioökonomie eher konservatives Konzept
• Autarkie: Landwirtschaft plus „industrielle Bioökonomie“ – Ziel: weit reichende Unabhängigkeit am Nahrungsmittelsektor, Wertschöpfung aus wissensbasierter Bioökonomie relativ gering, würde für das übergeordnete Ziel notwendig (Finanzausgleich?)• Weltmarktorientierung: Radikale wirtschaftliche Umstellung auf dominant wissensbasierte Bioökonomie, Optimierung der Wertschöpfung pro ha.• Konsensstrategie: Teilung von Flächen in oder zwischen Regionen, Optimierung der industriellen Nutzung von Nawaro. Dazu erforderliche Maßnahmen:
- Mehrfachfunktionen und –nutzung der Landwirtschaft- Diversifizierung der landwirtschaftlichen Produktion- Verlängerung der landwirtschaftlichen Produktionsketten- Beziehungen zwischen urbanen und ländlichen Regionen erneuern- Beziehungen zwischen Bevölkerungs- und Erwerbsgruppen in ländlichen Regionen: Segmentierung, Angleichung (Lebensstile, Kulturen!), oder neue Profile?
Josef Hochgerner
Zentrum for Soziale InnovationLinke Wienzeile 246
A - 1150 Wien
Tel. ++43.1.4950442Fax. ++43.1.4950442-40
email: [email protected]://www.zsi.at