125
MASTERTHESIS Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für MitarbeiterInnen im Strafvollzug Verfasserin Natascha Heredia Jimenez angestrebter akademischer Grad Master of Public Health (MPH) Diese Masterthesis wurde freundlicherweise unterstützt vom Wien, im Mai 2013 Matrikelnummer: N 1142680 Studienkennzahl lt. Studienblatt: N 992 503 Studienrichtung lt. Studienblatt: Universitätslehrgang Master of Public Health Betreuerin: Univ.-Prof. Dr. Sigrid Müller

Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

MASTERTHESIS

Titel der Arbeit

Gesundheitsförderung durch Yoga.

Ein Ansatz für MitarbeiterInnen im Strafvollzug

Verfasserin

Natascha Heredia Jimenez

angestrebter akademischer Grad

Master of Public Health (MPH)

Diese Masterthesis wurde freundlicherweise unterstützt vom

Wien, im Mai 2013

Matrikelnummer: N 1142680

Studienkennzahl lt. Studienblatt: N 992 503

Studienrichtung lt. Studienblatt: Universitätslehrgang Master of Public Health

Betreuerin: Univ.-Prof. Dr. Sigrid Müller

Page 2: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

2

Page 3: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

3

ZUSAMMENFASSUNG

Einleitung und Fragestellung: Die Arbeits- und Lebenswelt Gefängnis weist zahlreiche

psychisch und physisch belastende und krankmachende Faktoren auf. Folgen dieser hohen

Belastungen der MitarbeiterInnen sind erhöhte Krankenstände und Frühpensionierungen.

Diese Arbeit widmet sich den gesundheitsfördernden Wirkungen einer Yoga-Intervention

auf die MitarbeiterInnen des Strafvollzugs und der Implementierbarkeit eines solchen

Programms im Setting Gefängnis. Die Fragestellungen beziehen sich auf Einstiegshürden,

Annahme der Intervention, Wirkung auf Umgang mit Stress, Verspannungen und auf das

psychische und physische Wohlbefinden.

Methoden: Die MitarbeiterInnen der Strafvollzugsakademie (N=7) besuchten einen

achtwöchigen Yogakurs, der innerhalb der Dienstzeit am Dienstort durchgeführt wurde.

Um auch den im Schichtdienst arbeitenden KursteilnehmerInnen eine regelmäßige

Teilnahme zu ermöglichen, wurden die neunzigminütigen Yogaeinheiten zweimal

wöchentlich abgehalten. Die ProbandInnen wurden vor und nach der Intervention

interviewt, weiters wurden mittels standardisierten Fragebögen relevante Eckdaten und

Fragen zu Stress und Gesundheit erhoben.

Ergebnisse: Das Programm wurde gut angenommen. Die ProbandInnen nahmen, abhängig

von ihren Möglichkeiten (Dienstplan, Schichtdienst und Einsatz im Bundesgebiet), bis zum

Ende der Intervention regelmäßig an den Einheiten teil. Bei fünf von sieben ProbandInnen

wurden sowohl Stress reduzierende Wirkungen als auch eine Steigerung des psychischen

und physischen Wohlbefindens festgestellt. Der Kurs wurde auf Wunsch der

TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. Die Ergebnisse weisen

auf die Implementierbarkeit sowie auf die Nachhaltigkeit der Intervention hin.

Diskussion und Schlussfolgerungen: Yoga bietet leicht erlernbare Antistressübungen und

fördert das Körperbewusstsein sowie den verantwortungsvolleren Umgang mit sich selbst

und anderen. Das ressourcenorientierte, ganzheitliche Konzept des Yogas stellt eine

effektive und extrem kostengünstige Methode zur Gesundheitsförderung dar und kann mit

minimalem Equipment von Personen aller Altersstufen ausgeführt werden. Die Wirkungen

sind jedoch von der Bereitschaft zur regelmäßigen Durchführung und der Akzeptanz der

Zielgruppe abhängig. Bei der Bewerbung eines solchen Programms im betrieblichen

Setting bedarf es einer guten (Marketing)Strategie und der Unterstützung durch die

Führungsebene.

Page 4: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

4

EXECUTIVE SUMMARY

Background and research question: Working in Prison brings along several factors that

are bound to cause the employees physical and mental problems. They might even cause

severe illness. There is a high rate of sick leave and quite a few early retirements among

prison employees. This thesis reports about the health promoting yoga-intervention among

prison employees. It discusses how such a program can be implemented within the

everyday prison working conditions. This thesis deals with the following questions: What

obstacles must the participants overcome? How do they react to the intervention? What

influence does the intervention have on the participants’ ability to handle stress and

tension? Has their mental and physical wellbeing improved?

Methods: Seven staff members, males and females, of the school for jail guards

participated in a yoga course that lasted eight weeks. They took the course during their

working hours in a room of the school. There were two classes each week, so that those

who work shift could also participate. Each class lasted 90 minutes. The test persons have

been interviewed before the beginning and after the intervention. Standardized

questionnaires brought basic information and answers about stress and health of the

participants.

Results: The program was accepted well by the test persons. They participated regularly,

depending on their work schedule. Five of seven reported, that stress has been reduced

through this intervention and their physical and mental wellbeing has been improved. They

asked to continue the yoga class after the intervention which will be possible. The results

show, that this kind of intervention can be implemented in a prison setting and with

enduring effect.

Discussion and conclusion: Yoga implies exercises that are easily learned. These

exercises help against stress and promote the attention for physical sensations. It also helps

to a responsible contact with one’s own psyche and body and with others.

The concept of Yoga integrates psyche and body. It is an extremely inexpensive and

effective method to promote health. It requires no equipment except the yoga mat and can

be done by persons of any age. The results however depend on the compliance of the

participants, since regular training is required. To bring prison employees to participate in

a yoga course, deliberate emphasis on good health culture and some encouragement from

the top management will be necessary.

Page 5: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

5

Inhaltsverzeichnis

Theoretischer Teil

Einleitung ........................................................................................................................11

1 Die Strafvollzugsakademie als Ort der empirischen Untersuchung ...........................13

1.1 Die Aufgaben der Strafvollzugsakademie .........................................................13

1.2 Die Justizwachschule........................................................................................14

1.2.1 Die Grundausbildung E2b.........................................................................14

1.2.2 Die Zugangsvoraussetzungen....................................................................15

1.2.3 Aufgabenbereich der Justizwache .............................................................15

1.3 Das Fortbildungszentrum..................................................................................15

1.4 Justizanstalten in Österreich .............................................................................16

1.4.1 Personalwesen ..........................................................................................17

2 Veröffentlichungen und Initiativen internationaler Organisationen zur Gesundheit und

zur Gesundheit im Gefängnis ...........................................................................................19

2.1 Ottawa Charta...................................................................................................19

2.2 Setting Gefängnis .............................................................................................19

2.3 Mental Health Promotion in Prisons .................................................................21

2.4 Netzwerk zur Gesundheitsförderung in den Justizvollzugsanstalten ..................21

2.5 Health in Prisons ..............................................................................................22

2.6 Erklärung von Trencin......................................................................................23

3 Untersuchungen zur Gesundheit im Gefängnis .........................................................25

4 Betriebliche Gesundheitsförderung im Setting Strafvollzug......................................29

4.1 Justizanstalt Graz-Jakomini ..............................................................................29

4.2 Bayerische Justizvollzugsschule .......................................................................30

4.3 Bildungsinstitut des niedersächsischen Justizvollzugs.......................................31

5 Yoga und Gesundheit ...............................................................................................33

5.1 Begriffsklärung ................................................................................................33

5.2 Voraussetzungen ..............................................................................................33

5.3 Zeittafel............................................................................................................33

5.4 Persönlichkeiten ...............................................................................................35

5.4.1 Swami Sivananda Saraswati......................................................................35

5.4.2 Yogi Bhajan..............................................................................................35

5.4.3 T. K. V. Desikachar ..................................................................................36

Page 6: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

6

5.5 Klassische Yogawege....................................................................................... 37

5.5.1 Jnana Yoga............................................................................................... 37

5.5.2 Karma Yoga ............................................................................................. 37

5.5.3 Bhakti Yoga ............................................................................................. 37

5.5.4 Raja Yoga ................................................................................................ 38

5.5.5 Hatha Yoga .............................................................................................. 38

5.6 Yoga und Energie ............................................................................................ 39

5.6.1 Prana ........................................................................................................ 40

5.6.2 Kundalini ................................................................................................. 40

5.6.3 Chakra System ......................................................................................... 40

5.6.4 System der Energiekörper......................................................................... 43

5.6.5 Kundalini Yoga nach Yogi Bhajan ........................................................... 43

5.7 Im Yoga verwendete Techniken ....................................................................... 44

5.7.1 Körperübungen (Asanas) .......................................................................... 44

5.7.2 Atemübungen (Pranayamas) ..................................................................... 47

5.7.3 Meditation................................................................................................ 49

5.7.4 Mantras .................................................................................................... 51

5.7.5 Mudras ..................................................................................................... 52

5.7.6 Bhandas.................................................................................................... 53

6 Wissenschaftliche Studien zur Wirkungsweise von Yoga......................................... 55

6.1 Yoga am Arbeitsplatz....................................................................................... 57

6.1.1 Wissenschaftliche Studien zu Yoga am Arbeitsplatz................................. 57

6.2 Yoga im Gefängnis .......................................................................................... 60

6.2.1 Wissenschaftliche Studien zu Yoga im Gefängnis ................................... 60

Empirischer Teil

7 Darstellung der Methoden........................................................................................ 65

7.1 Feldzugang....................................................................................................... 65

7.1.1 Auswahl ................................................................................................... 65

7.1.2 Kontaktaufnahme ..................................................................................... 65

7.1.3 Rahmenbedingungen ................................................................................ 65

7.1.4 Beschreibung der TeilnehmerInnen .......................................................... 66

7.2 Erhebungsmethoden......................................................................................... 66

7.2.1 Vorgespräch ............................................................................................. 66

Page 7: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

7

7.2.2 Einwilligungserklärung.............................................................................67

7.2.3 Interview ..................................................................................................67

7.2.4 Fragebögen ...............................................................................................67

7.2.5 Durchführung des Yogakurses ..................................................................69

7.2.6 Kursinhalte ...............................................................................................69

7.2.7 Nachgespräch ...........................................................................................72

7.3 Erläuterung zur Methodik .................................................................................72

7.3.1 Vorgespräch..............................................................................................72

7.3.2 Interviewform...........................................................................................72

7.3.3 Auswertung der Interviews .......................................................................73

7.3.4 Standardisierte Fragebögen ......................................................................73

7.3.5 Auswertung der standardisierten Fragebögen ............................................73

8 Ergebnisse................................................................................................................75

9 Diskussion ...............................................................................................................87

9.1 Limitationen der Arbeit ....................................................................................89

9.2 Empfehlungen für Folgeuntersuchungen...........................................................89

10 Literaturverzeichnis..................................................................................................91

11 Anhang ....................................................................................................................97

11.1 Qualitative Inhaltsanalyse.................................................................................97

11.2 Leitfaden für Interviews .................................................................................104

11.3 Standardisierte Fragebögen.............................................................................106

11.4 Grafische Darstellung der Körperübungen ......................................................114

11.5 Lebenslauf......................................................................................................123

11.6 Eidesstattliche Erklärung ................................................................................125

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: TeilnehmerInnenanzahl ..............................................................................77

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Zeittafel...........................................................................................................34

Tabelle 2: Achtstufiger Weg ............................................................................................38

Tabelle 3: Belastete ProbandInnen ...................................................................................66

Page 8: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

8

Tabelle 4: Genannte persönliche Belastungen .................................................................. 66

Tabelle 5: Anwesenheit der ProbandInnen....................................................................... 77

Tabelle 6: Fähigkeit zur Entspannung .............................................................................. 79

Tabelle 7: Schmerzintensität in den vergangenen 4 Wochen (Mittelwerte)....................... 81

Tabelle 8: Körperliche Stresssymptome........................................................................... 82

Tabelle 9: Psychisches Wohlbefinden in den letzten 4 Wochen (Mittelwerte) .................. 83

Tabelle 10: Allgemeiner Gesundheitszustand (Mittelwerte) ............................................. 84

Tabelle 11: Physisches Wohlbefinden.............................................................................. 97

Tabelle 12: Psychisches Wohlbefinden............................................................................ 99

Tabelle 13: Stress .......................................................................................................... 101

Tabelle 14: Schmerz/Verspannungen............................................................................. 103

Abkürzungsverzeichnis

3HO Healthy, Happy, Holy Organisation

BGF Betriebliche Gesundheitsförderung

BGM Betriebliches Gesundheitsmanagement

BZgA Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

DAH Deutsche Aids Hilfe

EEG Elektroenzephalographie, Elektroenzephalogramm

HIPP Health in Prisons Project

MBSR Mindful-Based Stress Reduction

MRT Magnetresonanztomographie

NDPHS Northern Dimension Partnership in Public Health and Social Well-being

NGO Nicht staatliche Organisation

PTBS Posttraumatische Belastungsstörung

TCM Traditionelle chinesische Medizin

UN Vereinte Nationen

WHO World Health Organization

WIAD Wissenschaftliches Institut der Ärzte Deutschlands

Page 9: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

9

Danksagung

Ich danke meiner Familie und vor allem meiner Tochter Maya für ihre Geduld, Toleranz

und entgegengebrachte Liebe. Weiters danke ich meinen Freundinnen und Freunden für

ihre Begleitung, ganz besonders meinen Freundinnen Edske Kulas-Ringers und Ulrike

Hinterreiter und deren Familien, die immer für mich und meine Tochter da sind und ohne

deren tatkräftige Unterstützung es mir nicht möglich gewesen wäre, berufsbegleitende

Ausbildungen zu besuchen und durchzuhalten. Ich danke Inanna Reinsperger und Paul

Ringler für ihre zur Verfügung gestellte Zeit und Beratung.

Meinen YogaschülerInnen danke ich für die inspirierenden gemeinsamen Yogastunden.

Nina Prendinger danke ich für ihre spirituelle Unterstützung in diesem herausfordernden

Lebensabschnitt. Frau Gerda Lettner und Frau Dr. Elisabeth Schamschula danke ich für ihr

entgegengebrachtes Vertrauen.

Ich danke Frau Dr. Christine Hubka, Herrn Mag. Klaus Priechenfried und Herrn Mag.

Bernhard Haschka für die Hilfestellung bei der Kontaktaufnahme zu den

AnsprechpartnerInnen in der Justiz. Ich danke Frau Univ. Prof. Dr. Sigrid Müller für ihre

Bereitschaft, diese Arbeit zu betreuen. Herrn Mag. Kurt Jagl danke ich für die Inspiration

und die zahlreichen Informationen und Frau Mag. Helene Pigl für ihr Interesse am Projekt.

Weiters danke ich Herrn Hofrat Gerhard Pichler, MSc für sein Interesse, seine Offenheit

und für die Ermöglichung der Umsetzung der Forschungsarbeit in der

Strafvollzugsakademie, den LeiterInnen der Abteilungen Fortbildungszentrum und

Justizwachschule sowie den motivierten TeilnehmerInnen für die schönen gemeinsamen

Yogastunden.

Page 10: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

10

Page 11: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

11

Theoretischer Teil

Einleitung

Das Forschungsvorhaben widmet sich den gesundheitsfördernden Wirkungen von Yoga

auf MitarbeiterInnen des Strafvollzugs. Dabei sollen anhand eines exemplarisch

durchgeführten achtwöchigen Yogakurses neben Wirksamkeit auch Aspekte zur

Einführung des Themas Yoga zur Gesundheitsförderung in die Lebens- und Arbeitswelt

Strafvollzug betrachtet werden. Ziel der Forschungsarbeit ist es, die gesundheitsfördernden

Wirkungen praktizierten Yogas auf das psychische und physische Wohlbefinden der

MitarbeiterInnen in dem kurzen Zeitraum von acht Wochen zu untersuchen und die

Akzeptanz eines solchen Programms zu überprüfen. Folgende Forschungsfragen werden

behandelt:

1. Gibt es Einstiegshürden?

2. Wie wird das Programm angenommen?

3. Kann eine positive Wirkung auf den Umgang mit Stress festgestellt werden?

4. Können Schmerz verursachende Verspannungen gelöst werden?

5. Wirkt sich ein achtwöchiges Yoga Interventionsprogramm positiv auf das

psychische und physische Wohlbefinden der TeilnehmerInnen aus?

6. Welche Ähnlichkeiten gibt es zu Implementierungserfahrungen von

komplementären Programmen zur Gesundheitsförderung von MitarbeiterInnen im

Strafvollzug?

Ort der empirischen Untersuchung ist die Strafvollzugsakademie in Wien. Die

MitarbeiterInnen (N=7) besuchten einen achtwöchigen Yogakurs, der innerhalb der

Dienstzeit am Dienstort durchgeführt wurde. Die neunzigminütigen Yogaeinheiten wurden

zweimal wöchentlich abgehalten. Die ProbandInnen wurden vor und nach der Intervention

interviewt, weiters wurden mittels standardisierter Fragebögen relevante Eckdaten und

Fragen zu Stress und Gesundheit erhoben. Die vorliegende Arbeit ist in neun Kapitel

unterteilt, deren Inhalt im Folgenden beschrieben wird.

Im ersten Kapitel werden die Rahmenbedingungen der Arbeit in der Justiz dargestellt, um

ein besseres Verständnis für die später interviewten Personen und ihr konkretes

Page 12: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

12

Arbeitsumfeld zu gewinnen. Aufgrund dieser Hintergrundinformationen können die für die

Gesundheit der MitarbeiterInnen relevanten Themen dargestellt werden. Im zweiten

Kapitel werden Veröffentlichungen und Initiativen internationaler Organisationen zur

Gesundheit und zur Gesundheit in der Lebens- und Arbeitswelt Strafvollzug beschrieben.

Hier wird gezeigt, dass der dringende Handlungsbedarf zur Gesundheitsförderung in der

Lebens- und Arbeitswelt Strafvollzug bereits bekannt ist, und die nur teilweise

umgesetzten konkreten Empfehlungen internationaler Organisationen werden dargestellt.

Das dritte Kapitel widmet sich den Untersuchungen zur Gesundheit der MitarbeiterInnen

im Gefängnis und listet die psychisch und physisch belastenden und krankmachenden

Faktoren auf. Im vierten Kapitel wird auf drei ausgewählte, bestehende

gesundheitsfördernde Programme und Maßnahmen in der Lebens- und Arbeitswelt

Gefängnis in Österreich und Deutschland eingegangen und verschiedene Möglichkeiten

zur Gesundheitsförderung in diesem Bereich werden aufgezeigt.

Das fünfte Kapitel beschreibt die Hintergründe und die Theorie von Yoga. Es wird

erläutert, welche Techniken im Yoga angewandt werden und es wird auf deren

Wirkungsweisen eingegangen. Hier werden die Grundlagen, die für das Verständnis der

gesundheitsfördernden Wirkungen von Yoga notwendig sind, beschrieben. Um den

aktuellen Stand der Forschung über die breitgefächerten Wirkungsweisen von Yoga zu

erklären, widmet sich das sechste Kapitel den wissenschaftlichen Studien zu diesem

Thema. Es wird auf Studien über die allgemein gesundheitsfördernden Wirkungen und auf

spezielle am Arbeitsplatz und im Gefängnis durchgeführte Studien eingegangen.

Die genaue Darstellung der empirischen Untersuchung mit einer Erläuterung der

gewählten Methoden folgt im siebten Kapitel. Im achten Kapitel werden die Ergebnisse

präsentiert, welche im neunten und letzten Kapitel kurz zusammengefasst und diskutiert

werden.

Page 13: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

13

1 Die Strafvollzugsakademie als Ort der empirischen Untersuchung

Im folgenden Kapitel wird die Strafvollzugsakademie, der Ort der empirischen

Untersuchung, deren Aufgaben, der Personalstand und die Zuständigkeiten beschrieben. In

weiterer Folge wird auf die Ausbildung der Justizwache, auf deren umfangreiches

Tätigkeitsprofil, sowie auf das Fortbildungszentrum und deren Aufgabenbereich

eingegangen.

1.1 Die Aufgaben der Strafvollzugsakademie

Die Strafvollzugsakademie ist die zentrale Bildungseinrichtung des österreichischen Straf-

und Maßnahmenvollzuges. Sie ist für die Grundausbildung und die Fortbildung der

Bediensteten im Strafvollzug zuständig und untersteht gemäß § 12(2) StVG als eigene

Organisation der Vollzugsdirektion.

Bis zum Jahr 2007 waren die Justizwachschule und das 1992 gegründete

Fortbildungszentrum Strafvollzug getrennte Einrichtungen. Die beiden Organisationen

wurden als Strafvollzugsakademie zusammengeführt und unterstehen nun einer

gemeinsamen Leitung. Neben einem dem höheren Dienst zugehörigen Leiter beschäftigt

die Strafvollzugsakademie zwei leitende Justizwachebeamte (Justizwacheoffiziere), sechs

Dienst führende Justizwachebedienstete und zwei Vertragsbedienstete. Diesen

Bediensteten obliegt die zentrale Entwicklung, Steuerung, Organisation und

Administration der Grundaus- und Fortbildungen der rund 3900 Strafvollzugsbediensteten

Österreichs. Durch die bundesweite Zuständigkeit und angesichts der hohen Anzahl der

MitarbeiterInnen stellt die Strafvollzugsakademie einen sinnvollen und strategisch

günstigen Ort für die Umsetzung gesundheitsfördernder Maßnahmen dar.

Die Akademie wird durch drei Außenstellen der Justizwachschule in den Justizanstalten

Stein, Linz und Graz-Karlau sowie durch ca. 230 intern qualifizierte TrainerInnen, welche

neben ihrer hauptberuflichen Tätigkeit im Strafvollzug ihr Fachwissen weiter geben,

unterstützt1.

1 Siehe: http://www.strafvollzugsakademie.at/ Zugriff am 23.3.2013

Page 14: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

14

1.2 Die Justizwachschule

Die Abteilung Justizwachschule ist für die Organisation und Durchführung der

Grundausbildungen, aber auch für Entwicklungs- und Evaluierungsaufgaben, zuständig2.

• E2b – Grundausbildungslehrgänge für BerufsanfängerInnen des Justizwachdienstes

(Eingeteilte Justizwachebeamte)

• E2a – Grundausbildungslehrgänge für das mittlere Management des

Justizwachdienstes (Dienstführende Justizwachebeamte)

• E1 – Grundausbildungslehrgänge für das leitende Management des

Justizwachdienstes (Leitende Justizwachebeamte/Justizwacheoffiziere)

• v4 – Grundausbildungslehrgänge für BerufsanfängerInnen im Kanzleidienst

(Vertragsbedienstete)

• v3 – Grundausbildungslehrgänge zur Qualifizierung als SachbearbeiterIn im

Kanzleidienst (Vertragsbedienstete)

• v1/A1 – Grundausbildungslehrgänge für AkademikerInnen im Strafvollzug

• Curricula für sonstige zivile BerufsanfängerInnen – Einstiegsqualifizierung für

zivile Berufsgruppen im Strafvollzug, wie z.B. ÄrztInnen, SozialarbeiterInnen etc.

1.2.1 Die Grundausbildung E2b

Die Ausbildung umfasst 720 Gesamtunterrichtseinheiten der Theorie und Praxis. Das

Curriculum beinhaltet „Grundlagen der Rechtswissenschaften und für den Dienst in

Justizanstalten notwendigen Vorschriftenkenntnisse sowie Aufbau und Organisation der

Justizanstalten, Grundzüge der Humanwissenschaften, Exekutivdienstliche Besonderheiten

des Dienstes in Justizanstalten, Persönlichkeitsentwicklung und Sprachen und

Kommunikation mittels modernen Technologien.“ In den Leitsätzen der Ausbildung findet

sich auch ein Absatz zur Gesundheit: „Erhaltung der mentalen und körperlichen

Gesundheit ist ein Teil der Ausbildung und bleibendes Erfordernis während des gesamten

Berufslebens. Sie liegt auch in der Eigenverantwortung.“3 Seit 2005 beinhaltet die

Grundausbildung ein dreitägiges Seminar zum Thema Gesundheit, um das

Gesundheitsbewusstsein der Auszubildenden zu festigen4.

2 Siehe: http://www.strafvollzugsakademie.at/grundausbildung/ Zugriff am 30.3.2013 3 Siehe: http://www.fcgkdeoe.info/grundausbildung/grundausbildung_e2a.htm Zugriff am 30.3.2013 4 Information aus einem Interview mit dem Leiter der Strafvollzugsakademie

Page 15: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

15

1.2.2 Die Zugangsvoraussetzungen

Voraussetzungen für die Aufnahme in die Justizwachschule sind eine abgeschlossene

Berufsausbildung, ein abgeschlossener Präsenzdienst, ein Lebensalter zwischen 18 und 40

Jahren und die österreichische Staatsangehörigkeit. Des weiteren werden die volle

Handlungsfähigkeit, Unbescholtenheit, persönliche und fachliche Eignung, gute

psychische und physische Konstitution, eine gefestigte Persönlichkeit, hohe

Kritikfähigkeit, große Motivations- und Toleranzbereitschaft, hohe Frustrationstoleranz,

die Bereitschaft zur ständigen Aus-, Fort- und Weiterbildung und die erfolgreiche

Ablegung der Aufnahmeprüfung genannt5.

1.2.3 Aufgabenbereich der Justizwache

Die Aufgaben sind breit gefächert und umfassen neben der Aufrechterhaltung der inneren

und äußeren Sicherheit das Anleiten und die Betreuung der InsassInnen mit dem Ziel der

Resozialisierung derselben. Neben der Beaufsichtigung der Gefangenen im Tag- und

Nachtdienst ist die Justizwache auch für deren Vor- bzw. Ausführungen zu Gerichten,

Behörden, Spitälern und Beratungseinrichtungen sowie für die Vorbereitung der

Inhaftierten für die Entlassung zuständig. Auch die Einsatzbereiche sind vielfältig. Sie

umfassen die Arbeit mit Frauen und Männern, Jugendlichen, Erstverurteilten,

Fahrlässigkeitstätern, psychisch beeinträchtigten Gefangenen und den Einsatz in

Wohngruppen, dem gelockerten Vollzug6.

1.3 Das Fortbildungszentrum

Die Abteilung Fortbildungszentrum ist für die Entwicklung, Organisation und Steuerung

von Fortbildungsveranstaltungen in ganz Österreich und für alle Berufsgruppen im

Strafvollzug verantwortlich. Das Gesamtprogramm umfasst:

• Bildungs- und Personalförderung

• Team-, Projekt- und Organisationsentwicklung

• Fachliche Beratung und Coaching

• Steuerung von Entwicklungsprozessen (z.B. Führungskräfteauswahl u.a.)

5 Siehe: http://www.fcg-kdeoe.info/ Zugriff am 30.3.2013; http://www.fcg-kdeoe.info/allgemein/folder.pdf

Zugriff am 30.3.2013 6 Siehe: http://www.fcg-kdeoe.info/allgemein/justizwache_infofolder.pdf

Page 16: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

16

Durchschnittlich finden jährlich etwa 120 Veranstaltungen (Seminare, Lehrgänge,

Workshops, Trainings, Tagungen etc.), welche nach Arbeitsfeldern und Zielgruppen

aufgeteilt sind, statt. Die Angebote sind auf die individuellen Bedürfnisse der einzelnen

Berufsgruppen abgestimmt. Auf Anfrage führt das Fortbildungszentrum in einzelnen

Justizanstalten sowie im Auftrag der Dienstbehörden weitere Veranstaltungen durch.

Darüber hinaus unterstützt das Team die Dienstbesprechungen der LeiterInnen der

Sozialen Dienste, des Krankenpflegefachpersonals und des Psychologischen Dienstes

administrativ und organisatorisch7.

Im Kalenderjahr 2011 fanden 229 Veranstaltungen statt, an denen 1461 MitarbeiterInnen

aus ganz Österreich teilnahmen. Dies entspricht rund 43% aller Bediensteten. Statistisch

gesehen sind das 2,6 Fortbildungstage pro TeilnehmerIn. Laut Jahresbericht der

Strafvollzugsakademie scheint „unter Beachtung der enorm hohen Anforderungen an die

Justizanstalten und ihre MitarbeiterInnen die Entsendung von Bediensteten zu

Fortbildungsangeboten im gerade noch verkraftbaren sehr hohen Ausmaß zu erfolgen8.“

Im umfangreichen Fortbildungsangebot finden sich auch Veranstaltungen zur

Gesundheitsförderung wie z.B. „Fitness & Gesundheit am Arbeitsplatz“, „Gesundheit und

Bewegung“, „Aktiv Wochenende“, „No smoking days“, „Stressmanagement - Erhaltung

der Leistungsfähigkeit“, „Selbstmanagement - Optimierung der beruflichen und

persönlichen Leistungsfähigkeit“ und Seminare zu CISM (Critical Incident Stress

Management). Daneben finden auf Eigeninitiative der Justizanstalten weitere

Gesundheitsaktivitäten statt.

1.4 Justizanstalten in Österreich

In Österreich gibt es 27 Justizanstalten; aufgeteilt auf 7 Strafvollzugsanstalten für Männer

(Stein, Graz-Karlau, Garsten, Suben, Sonnberg, Hirtenberg, Wien-Simmering), eine

Strafvollzugsanstalt für Jugendliche in Gerasdorf, eine Strafvollzugsanstalt für Frauen in

Schwarzau, drei Anstalten für den Maßnahmenvollzug (Göllersdorf, Wien-Mittersteig,

Wien-Favoriten) und 15 gerichtliche Gefangenenhäuser (Eisenstadt, Wien-Josefstadt, Wr.

Neustadt, St. Pölten, Krems, Korneuburg, Graz-Jakomini, Leoben, Klagenfurt, Linz, Wels,

Ried, Salzburg, Innsbruck, Feldkirch).9

7 Siehe: http://www.strafvollzugsakademie.at/fortbildungszentrum/ Zugriff am 31.3.2013 8 Siehe: http://www.strafvollzugsakademie.at/wordpress/wp-content/uploads/Jahresbericht-2012.pdf Zugriff

am 31.3.2013 9 Siehe: http://strafvollzug.justiz.gv.at/index.php Zugriff am 1.4.2013

Page 17: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

17

1.4.1 Personalwesen

In den 27 Justizanstalten Österreichs arbeiten derzeit etwa 4000 Menschen, circa 3100

davon sind Justizwachebedienstete. Der Rest setzt sich aus medizinischem Personal,

(ÄrztInnen und Krankenpflegepersonal), den sogenannten Betreuungsdiensten

(PsychologInnen, SeelsorgerInnen, SoziologInnen, PädagogInnen, SozialarbeiterInnen,

TherapeutInnen), Verwaltungspersonal sowie weiterem Anstaltspersonal aus besonderen

Ausbildungszweigen zusammen. Bezogen auf den durchschnittlichen Insassenstand im

Jahr 2008 kommen auf einen Bediensteten rund 2,3 Insassen. Auf einen Mitarbeiter der

Betreuungsdienste entfallen im Durchschnitt 26 Insassen.10

10 Siehe: http://www.justiz.gv.at/internet/html/default/8ab4a8a422985de30122a92e6e3a639b.de.html Zugriff

am 1.4.2013

Page 18: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

18

Page 19: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

19

2 Veröffentlichungen und Initiativen internationaler Organisationen

zur Gesundheit und zur Gesundheit im Gefängnis

2.1 Ottawa Charta

Die erste internationale Konferenz zur Gesundheitsförderung fand am 21. November 1986

in Ottawa, Kanada, statt. Sie benennt die grundlegenden Bedingungen für Gesundheit wie

Frieden, angemessene Wohnbedingungen, Bildung, Ernährung, Einkommen, ein stabiles

Ökosystem, eine sorgfältige Verwendung vorhandener Naturressourcen, soziale

Gerechtigkeit und Chancengleichheit. Die Ottawa-Charta beschreibt dabei die drei

Grundprinzipien „Interessen vertreten“, „Befähigen und ermöglichen“ und „Vermitteln

und vernetzen“. Neben der Entwicklung einer gesundheitsfördernden Gesamtpolitik, der

Unterstützung gesundheitsbezogener Gemeinschaftsaktionen, der Entwicklung

persönlicher Kompetenzen und der Neuorientierung der Gesundheitsdienste wird auch das

Schaffen einer gesundheitsförderlichen Lebenswelt als Handlungsstrategie genannt. Die

Lebenswelten werden als Setting bezeichnet und beziehen sich auf ein sozial-räumliches

System. Die im Setting durchgeführten Interventionen (Maßnahmen) orientieren sich an

den individuellen Personengruppen (Zielgruppen) und berücksichtigen dabei die

strukturellen Bedingungen (z.B. Organisation, bauliche Bedingungen). Dieser Ansatz

dient der Stärkung der Kompetenz und Ressourcen der im Setting lebenden und

arbeitenden Personen, entwickelt gesundheitsfördernde Rahmenbedingungen, bindet

möglichst viele Personen und bestehende Netzwerke ein und bietet die Möglichkeit zur

Reduzierung der Chancenungleichheiten (BZgA 2011).

2.2 Setting Gefängnis

Die Lebens- und Arbeitswelt Gefängnis wurde erst spät in die Überlegungen zur

Gesundheitsförderung einbezogen. Bis in die 1980er Jahre war Gesundheit im Gefängnis

ein lokales Thema, nur die einzelnen Gefängnisse und die lokalen Gesundheitsinstitutionen

waren damit befasst. Das verstärkte Auftreten von HIV/Aids und Tuberkulose in den

1980er Jahren änderte den Blick auf die Gesundheit im Gefängnis nachhaltig, da

GefängnisinsassInnen weit mehr von diesen Krankheiten betroffen waren als die

Gesamtbevölkerung. Im September 1991 hielt der Europarat in Zusammenarbeit mit dem

finnischen Justizministerium das allererste Seminar zum Thema „Health in Prison“, also

Page 20: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

20

Gesundheit im Gefängnis, ab. Die Ergebnisse wurden im Seminarbuch „Prison Health:

International Standards and National Practices in Europe“ veröffentlicht. Daraus

erwuchsen erste Ansätze zur internationalen Zusammenarbeit und des

Erfahrungsaustausches, die letztendlich in der Gründung der Organisation „Health in

Prison Project“ (HIPP) mündeten. Ziel war es, ein internationales Netzwerk zu schaffen

und dessen Mitgliedsstaaten bei der Verbesserung der Gesundheitsversorgung in den

Gefängnissen und der öffentlichen Gesundheit zu unterstützen. Als erste

Partnerorganisationen wurden der Europarat, das Internationale Rote Kreuz und

europaweite nicht staatliche Organisationen wie Mental Health Europe eingeladen

(Gatherer, Moller & Hayton 2005). Später kamen Partner wie Cranstoun Drug Services,

International Center for Prisons Studies (Universität London), AIDS Foundation East-

West, Dignity Danish Institute Against Torture, Eurasian Harm Reduction Network,

United Nations Office on Drugs and Crime, Northern Dimension Partnership in Public

Health and Social Well-being (NDPHS) und viele weitere hinzu11.

Das Programm „Gesundheit in den Gefängnissen“ setzte drei Arbeitschwerpunkte:

Übertragbare Krankheiten (vor allem HIV/AIDS, Hepatitis und Tuberkulose), psychische

Gesundheit und illegaler Drogenmissbrauch. Außerdem formulierte es einige wichtige

Grundsätze, wie zum Beispiel: „Alle Gefangenen haben das Recht auf eine gesundheitliche

Versorgung, einschließlich präventiver Maßnahmen, ohne Unterschied zu den Angeboten,

die auch im lokalen Umfeld der Gefängnisse zur Verfügung stehen“ (WHO/UNAIDS

1998).

Inzwischen hat sich HIPP zu einer internationalen Bewegung mit 44 Mitgliedsstaaten

entwickelt, die sich einmal im Jahr trifft, um spezifischen Themen zu diskutieren. Die

Ergebnisse werden in mehreren Sprachen publiziert.

Strategien des Projekts „Gesundheit in Gefängnissen“ (Naidoo & Wills 2010) sind:

• Zusammenführung des Systems der öffentlichen Gesundheitspflege und

Gesundheitsversorgung (Public Health) mit dem Gesundheitssystem in den

Gefängnissen zur Reduzierung der gesundheitlichen Chancenungleichheiten und

zur Verbesserung der Gesundheit in der Bevölkerung.

11Siehe:http://www.euro.who.int/en/what-we-do/health-topics/health-determinants/prisons-andhealth/partners

Zugriff am 31.3.2013

Page 21: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

21

• Ermutigung der Gefängnisse, ihre Dienste entsprechend den international und

national anerkannten Menschenrechten und Grundsätzen der medizinischen Ethik

zu organisieren und durchzuführen.

• Nutzung der Gesundheitsdienste in den Gefängnissen zur Rehabilitation und

sozialer Wiedereingliederung der Gefangenen, insbesondere im Hinblick auf deren

Drogenabhängigkeit und psychosoziale Probleme zur Reduzierung der

Strafrückfälligkeit.

• Reduzierung des Ansteckungsrisikos der Gefangenen für übertragbare Krankheiten.

• Sicherstellung, dass die Standards für alle Gesundheitsdienstleistungen in den

Gefängnissen auch denen entsprechen, die im weiteren lokalen Umfeld der

Gefängnisse angewandt werden (WHO; Regionalbüro für Europa, 2004).

2.3 Mental Health Promotion in Prisons

Bei der WHO Versammlung 1998 wurde der Schwerpunkt auf „Mental Health Promotion

in Prisons“ gelegt und daraufhin der gleichnamige Bericht12 veröffentlicht. Der Report geht

auf die psychischen Belastungen der Inhaftierten und der MitarbeiterInnen ein. Es wird

festgehalten, dass, obwohl die hohe Prävalenz von psychischen Erkrankungen allgemein

bekannt ist, es für die Angestellten wenig Anleitung im Umgang mit diesem Problem gibt.

Die Arbeit mit den schwierigen InsassInnen verursacht Stress, der sich auf die physische

und psychische Gesundheit der MitarbeiterInnen und auch auf die Qualität ihrer Arbeit

auswirkt. Es wird auf die Wichtigkeit der Unterstützung der Angestellten und auf die

Notwendigkeit zur Verbesserung deren allgemeiner und spezieller Ausbildung zur

Gesundheitskompetenz hingewiesen.

Der Report beinhaltet einen Leitfaden für die Gefängnisse und geht sowohl auf die

Bedürfnisse der InsassInnen als auch auf die der MitarbeiterInnen ein. Als praktischer Weg

zur Förderung der psychischen Gesundheit wird unter anderem regelmäßige körperliche

Bewegung und die Verhinderung von Depressionen durch das Praktizieren von Meditation

oder Yoga empfohlen.

2.4 Netzwerk zur Gesundheitsförderung in den Justizvollzugsanstalten

In Österreich, Deutschland und der Schweiz besteht seit dem Jahr 2000 ein Netzwerk zur

Gesundheitsförderung in den Justizvollzugsanstalten. Die Deutsche Aids- Hilfe (DAH), 12 Siehe: http://www.euro.who.int/__data/assets/pdf_file/0007/99016/E64328.pdf letzter Zugriff 9.5.2013

Page 22: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

22

der Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik (akzept

e.V.) und das Wissenschaftliche Institut der Ärzte Deutschlands (WIAD) organisieren seit

2004 regelmäßige europäische Konferenzen. Die Ziele der Konferenzen bestanden darin,

• der Gesundheitsversorgung von Gefangenen und den gesundheitlichen Belastungen

der MitarbeiterInnen mehr Wichtigkeit auf politischer Ebene zukommen zu lassen

• die Kommunikation und Kooperation zwischen den MitarbeiterInnen im

Strafvollzug und den externen Gesundheitsdiensten zu verbessern

• Diskussion und Umsetzung europäischer Standards und wissenschaftlicher

Forschungsergebnisse sowie Erfahrungsaustausch in der Praxis zu erzielen.13

2.5 Health in Prisons

Im Jahr 2007 wurde der „Health in Prisons, A WHO Guide to the essentials in prisons

health“14 veröffentlicht. Ziel dieses WHO Guides ist es, das Gesundheitsrisiko in den

Gefängnissen zu reduzieren und die Gesundheit der Gefangenen und des Personals zu

fördern. Basierend auf den Erfahrungen vieler europäischer Länder und Experten zeigt

dieser Leitfaden wichtige Schritte auf, die im System Gefängnis gegangen werden müssen,

um eine gesündere Lebens- und Arbeitswelt zu gestalten. Dazu ist es notwendig, dass alle,

die im Gefängnis arbeiten, verstehen, wie Gefangenschaft die Gesundheit beeinflusst und

welche gesundheitsbezogenen Bedürfnisse daraus entstehen. Ein weiteres Ziel ist es, den

Zugang zu adäquater medizinischer Versorgung und präventiven Maßnahmen zu schaffen.

Diese müssen denselben professionellen und ethischen Standards wie denen der

Gesamtbevölkerung entsprechen. Ein bedeutsames Element dieser Richtlinie ist das

Bewusstmachen, Akzeptieren und Einhalten von international empfohlenen Standards.

Dabei werden sowohl die individuellen Bedürfnisse von Inhaftierten und MitarbeiterInnen

als auch die systemischen Aspekte in die Überlegungen einbezogen. Als wichtigste erste

Schritte auf dem Weg zu einem gesundheitsförderlichen Gefängnis sollte die politische

Führung anerkennen, dass der Strafvollzug einen wesentlichen öffentlichen Dienst leistet

und dass die Gesundheit im Gefängnis („good prison health“) die öffentliche Gesundheit

(„public health“) beeinflusst. Die Politik sollte die enge Zusammenarbeit zwischen

Gesundheit im Gefängnis und den nationalen Gesundheitsdienstleistungen unterstützen

und den zwischenstaatlichen Austausch fördern, wie z.B. durch die Beteiligung am WHO-

13 Siehe: http://www.gesundinhaft.eu/ Zugriff 1.4.2013 14 Siehe: http://www.euro.who.int/__data/assets/pdf_file/0009/99018/E90174.pdf letzter Zugriff 9.5.2013

Page 23: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

23

Projekt „Health in Prisons“. Ein Aufbau von nationalen Strategien mit Unterstützung von

erfahrenen MitarbeiterInnen aus Haftanstalten und der Gesundheitspolitik wird empfohlen.

Weiters soll sichergestellt werden, dass die MitarbeiterInnen der Haftanstalten einfachen

Zugang zu Schlüsseldokumenten, wie z.B. zu diesem WHO-Guide, in der eigenen Sprache

oder einer Sprache, die sie verstehen, erhalten. Die politische Unterstützung für gesündere

Gefängnisse sollte auf der Erkenntnis basieren, dass Haftanstalten zur Gesundheit einer

Gemeinde beitragen können, indem sie dabei helfen, die Gesundheit von einer der am

meisten benachteiligten Gruppen der Gesellschaft zu verbessern. „Good public health“

wird die Möglichkeiten, die Gefängnisse bieten, gut nützen.

Ein gesundheitsförderliches Gefängnis kann nicht ohne die Beteiligung jedes einzelnen

Mitglieds der Belegschaft umgesetzt werden. Vor dem Hintergrund der derzeitigen

Gesundheitsprobleme in Gefängnissen müssen die MitarbeiterInnen wissen und verstehen,

was die Gesundheitsprobleme sind, wie sich Infektionen verbreiten, wie diese besser

kontrolliert werden können und wie die Gesundheit und das Wohlbefinden gefördert

werden können. Gesundheitsfördernde Gefängnisse fokussieren nicht ausschließlich auf

die Gesundheit der Häftlinge, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Belegschaft sind

von ebenso großer Bedeutung.

In vierzehn Kapiteln werden die Standards der Gesundheit in Haft, Gesundheitsförderung

und Prävention, Drogenmissbrauch, Substitution, Verhütung ansteckender Krankheiten wie

HIV und Tuberkulose, Menschenrechte, mentale Gesundheit, spezielle Bedürfnisse von

inhaftierten Frauen, Zahnhygiene sowie Gesundheitsförderung und Stressmanagement für

Angestellte behandelt.

2.6 Erklärung von Trencin

In der 2008 verfassten Erklärung von Trencin wird erneut darauf hingewiesen, dass die

Förderung der psychischen Gesundheit und des psychischen Wohlbefindens zentraler

Bestandteil der Gesundheitspolitik der Gefängnisse sein sollte und neben den allgemeinen

Haftbedingungen auch die Beziehung zwischen Inhaftierten und MitarbeiterInnen

„gebührend berücksichtigt“ werden sollte15.

15 Siehe: http://www.euro.who.int/__data/assets/pdf_file/0006/99006/E91402.pdf Zugriff am 30.10.2012

Page 24: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

24

Page 25: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

25

3 Untersuchungen zur Gesundheit im Gefängnis

Im Kapitel 14 des „Health in Prisons“ Report der WHO, „Promoting health“, beschreibt

Bögemann den Justizvollzug als herausfordernden Arbeitsplatz und bezieht sich dabei auf

die Ergebnisse früherer von ihm durchgeführter Studien. Aus seiner aus 1997 stammenden

Untersuchung über die gesundheitliche Situation des Gefängnispersonals entstand – vorerst

in der Projektanstalt und später auch in anderen Haftanstalten – die Abteilung

Gesundheitsförderung in deutschen Gefängnissen. In weiterer Folge führten Bögemanns

Untersuchungen zur Gründung des ersten deutschen Gesundheitszentrums für den

Justizvollzug (Bögemann 2003).

Als belastende und krankmachende Faktoren nennt Bögemann die Überbelegung der

Gefängnisse, interkulturelle Konflikte, Sprachprobleme, Drogenmissbrauch,

Bandenkriminalität, schlechte bauliche Gegebenheiten und ungenügende Ausbildung der

MitarbeiterInnen. Die Betreuung einer schwierigen Klientel mit vielfältigen psychischen

oder gesundheitlichen Problemen erfordert ein hohes Maß an sozialer und fachlicher

Kompetenz sowie körperliche und psychische Belastbarkeit (Bögemann 2003). Weitere

Stressoren sind wechselnde Schicht- und Nachtarbeit, unfreiwillige Mehrarbeit durch

Personalmangel und Krankenstände, ein hoher Grad an Aufmerksamkeit und

Konzentration während der Arbeit sowie geringe Anerkennung der Arbeitsleistung in der

Öffentlichkeit (Schwarz & Stöver 2010, Paetz 2004).

Neben den Arbeitsinhalten stellt auch die Institution Gefängnis selbst mit ihren

organisatorischen Bedingungen, veralteten Managementstrukturen, den hierarchischen

Gegebenheiten und ihren Kommunikationsproblemen zwischen den hierarchischen Ebenen

einen belastenden Faktor dar. Laut Gratz erzeugen die Gefängnisse zumindest einen Teil

der Verhaltensauffälligkeiten selbst, zu deren Verhinderung sie eingerichtet sind (Gratz

1997, S.35).

Bögemann beschreibt das vermehrte Auftreten von psychosozialen Problemen der

MitarbeiterInnen im Strafvollzug. Diese äußern sich durch hohe Zahlen in den

Krankenständen, inneren Rückzug, Burnout, Alkohol- und Drogenmissbrauch und eine

steigende Unfähigkeit, mit den traumatischen Erlebnissen in der täglichen Arbeit (Post-

traumatic stress disorder, PTSD, vgl. 6.2.1) umzugehen. Dadurch kommt es immer

häufiger zu Frühpensionierungen. Psychische und physische Beeinträchtigungen werden

oft mit in den Ruhestand genommen. Laut Bögemann könnte mindestens ein Drittel der

Frühpensionierungen durch entsprechende gesundheitsfördernde Maßnahmen vermieden

Page 26: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

26

werden. Bögemann sieht den Stress der einzelnen MitarbeiterInnen nicht als deren

isoliertes Problem, sondern als das Ergebnis vielerlei Stressfaktoren, die charakteristisch

für den Arbeitsplatz in einem „totalen System“ sind. Die Regeln, denen das Leben der

Gefangenen unterworfen ist, bestimmen auch die tägliche Arbeit der Bediensteten und

diese ist durch strenge Hierarchien, entpersönlichte Beziehungen zwischen den

MitarbeiterInnen und der überbordenden Bürokratie bestimmt (Bögemann 2007). Auch die

Diskrepanz zwischen dem Anspruch, den Resozialisierungsprozess zu begleiten, und der

Realität, in der die Berufsrolle oft auf Versorgungs- und Bewachungsaufgaben beschränkt

wird, stellt eine große Belastung dar und wird als „Resozialisierungs-Sicherheits-

Rollenkonflikt“ bezeichnet (Bögemann 2009, Drabek 2010). Gratz (Gratz 1997) geht

zusätzlich auf die vordergründigen Angstquellen der MitarbeiterInnen des Strafvollzuges

ein und beschreibt diese als relativ leicht nachvollziehbar: „Angst, daß man Ziel eines

Angriffs wird oder dies Kollegen widerfährt, daß einem ein Gefangener davonläuft, daß

ganz allgemein etwas vorfällt, aus dessen Anlaß einem vorschriftswidriges oder

gesetzeswidriges Verhalten nachgewiesen werden kann.“ Weiters beschreibt Gratz, dass

sich selbst Personen mit eindeutig ausgeprägten aggressiven Tendenzen im allgemeinen

schwer tun, sich bewusst und offen als Rächer der Gesellschaft, als unmittelbar

unglücklich machendes Werkzeug des strafenden Staates zu verstehen (vgl. Gratz 1997,

S.28).

Das hohe Anforderungsprofil und die zahlreichen Herausforderungen an das

Gefängnispersonal führen zu einem gegenüber der durchschnittlichen Bevölkerung

vermehrten Krankenstand. Laut Bögemann ist dieser im deutschen Strafvollzug doppelt so

hoch wie in der Durchschnittsbevölkerung (Bögemann 2003).

Im Jahr 2002 wurde von der Abteilung Persönlichkeits- und Differentielle Psychologie der

Universität Potsdam im gesamten deutschen Bundesgebiet eine umfassende Untersuchung

zur Belastungsbewältigung psychischer Anforderungen bei Strafvollzugsbediensteten

durchgeführt (Schaarschmidt 2008). An der Untersuchung beteiligten sich insgesamt 3381

Strafvollzugsbedienstete im Alter von 21 bis 64 Jahren, was etwa dem Stand der aktiv

Beschäftigten im österreichischen Strafvollzug entspricht. Hierbei stellte sich heraus, dass

Abgeschlagenheit und Spannungsschmerzen in Rücken, Nacken und Schultern die

häufigsten Beschwerden sind, dicht gefolgt von Übermüdung. Weiters litten die Befragten

an Lustlosigkeit, Ein- und Durchschlafproblemen, Stimmungsschwankungen, Nervosität

und Vergesslichkeit, was den Ergebnissen von Bögemann gleicht (Bögemann 2003).

Ebenso werden Kopfschmerzen und Konzentrationsschwäche beobachtet (Paetz 2004).

Page 27: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

27

Signifikante Steigerungen der Beschwerden in den Bereichen Müdigkeit, Schlafstörungen,

Rückenschmerzen und Verspannungen belegt der Vergleich der Studie der AOK

Versicherung 1999 mit der Untersuchung von Schwarz und Stöver 2007, die beide an der

Justizvollzugsanstalt Bremen Oslebshausen durchgeführt wurden (Schwarz & Stöver

2010).

Als die bedeutsamsten Säulen für eine gesundheitsfördernde Gesamtstruktur im Gefängnis

nennt Bögemann Stressmanagement, Krisenintervention, kollegiale Unterstützung,

Verbesserung der Kommunikationsstrukturen, Qualitäts- und Gesundheitszirkel,

Supervision, Coaching und Mediation, Suchtprävention und Therapie sowie reintegrative

Maßnahmen nach längerem Krankenstand. Eine zentrale Idee stellt auch die Selbsthilfe dar

(Bögemann 2007). Gratz, ehemaliger Leiter des Fortbildungszentrum Strafvollzug16,

betont die Wichtigkeit einer fundierten Ausbildung, von Fortbildungen und von „der

Organisation des Transfers von Lernerfahrungen in den dienstlichen Alltag“ (Gratz 1997).

16 Die Justizwacheschule und das Fortbildungszentrum Strafvollzug wurden 2007 zur Strafvollzugsakademie

zusammengelegt. Siehe 1.1

Page 28: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

28

Page 29: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

29

4 Betriebliche Gesundheitsförderung im Setting Strafvollzug

Im folgenden Kapitel werden Beispiele für bestehende gesundheitsfördernde Programme

und Maßnahmen in der Lebens- und Arbeitswelt Gefängnis in Österreich und Deutschland

vorgestellt.

4.1 Justizanstalt Graz-Jakomini

Die Justizanstalt Graz-Jakomini führte von November 2008 bis Februar 2011 ein vom

Fonds Gesundes Österreich unterstütztes BGF- Projekt mit dem Titel „Fit Gesund Agil im

Job und im Alltag“ für die Belegschaft durch. Der Maßnahmenplan, der auf Basis der

MitarbeiterInnenbefragung, der Gesundheitszirkel und des durchgeführten Fitness Check

angefertigt wurde, enthielt folgende kurz- und langfristige Maßnahmen:

• Zur Verbesserung der Kommunikation und Transparenz wurden die

Wochenprotokolle der täglichen Leitungsteambesprechungen für alle

MitarbeiterInnen zugänglich ins Intranet gestellt

• Zur Optimierung der Eigensicherheit wurden Arbeitsabläufe verändert und

personell aufgestockt

• Leichter Leben: Gewichtsreduktion ohne Diät, Bewegungsangebote,

Ernährungsberatung

• Besser sitzen: Das Wachzimmer wurde mit neuen, den arbeitsmedizinischen

Standards entsprechenden Sesseln ausgestattet

• Optimierung der Kantine: Fettreduktion bei allen Speisen, gesundes Angebot, Obst

zur freien Entnahme und mehr Information

• Fürs Wohlbefinden wurde ein Service der Klimaanlagen durchgeführt

• Straßenfit: Fahrradserviceaktion als Motivation zur körperlichen Aktivität

• Zur Vorsorge: kostenlose Impfungen und arbeitsmedizinische Beratung

• Zur Sicherheit: schnittfeste Handschuhe für alle Justizwachebeamten

• Flexibilisierung des Dienstsports („Dienstsport Neu“): gerechter und regelmäßiger

Zugang für alle MitarbeiterInnen, jeder hat zwei Stunden pro Monat oder insgesamt

vierundzwanzig Stunden pro Jahr für Dienstsport zur Verfügung

• Rauchfrei dabei: Angebote zur Raucherentwöhnung

• Chair Massagen: für einen entspannten Nacken

• Für einen gesunden Rücken: verbilligter MBT Schuhkauf wurde organisiert

Page 30: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

30

• Gemeinsames Training der Einsatzgruppen und JustizwachebeamtInnen

• Der Sport- und Fitnessraum wurde vergrößert und großzügig mit Fitnessgeräten

ausgestattet

• Im Vorgarten wurde eine Relax Oase eingerichtet, die für Besprechungen oder in

den Dienstpausen genutzt werden kann

Das Projekt „Fit Gesund Agil im Job und im Alltag“ wurde mit dem „Fit im Job-Der

Steirische Gesundheitspreis 2011“ ausgezeichnet. Zur Nachhaltigkeit des BGF Projekts

wurde ein Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) in der Justizanstalt integriert.17

4.2 Bayerische Justizvollzugsschule

Die bayrische Justizvollzugsschule in Straubing (Deutschland) berichtet über bestehende

Sportgruppen mit Bediensteten und Gefangenen, in denen einzelne Übungen aus der

progressiven Muskelrelaxation (PMR) und Yoga integriert sind, um Beweglichkeit,

Konzentration und Entspannung zu fördern. Weiters werden Seminare zur

Stressverarbeitung, Rückenschule und Entspannungsübungen aus dem Yoga angeboten. Es

gibt keine Kurse, in denen ausschließlich Yoga praktiziert wird. Laut Auskunft aus

Straubing18 gibt es in den meisten der 21 großen Anstalten je eine Gruppe mit

durchschnittlich 8-12 TeilnehmerInnen, die Entspannungsübungen, Rückenschule,

Mannschaftssport und einzelne Übungen aus dem Yoga machen. Im Jahr 2012 beteiligten

sich insgesamt circa 200 Gefangene und circa 150 Bedienstete in den bayerischen

Justizvollzugsanstalten an Stressverarbeitungsseminaren und Fitnessangeboten. Es wird

über einen „Anfangswiderstand“ männlicher Vollzugsbediensteter gegen Übungen, die

nicht vorwiegend der körperlichen Kräftigung dienen, berichtet. Gymnastik wird noch

überwiegend als Frauensport gesehen. Wenn sich die (männlichen) Bediensteten jedoch

darauf einlassen, wird die Wirkung, laut der bayerischen Justizvollzugsschule,

überwiegend als „belebend, aber gewöhnungsbedürftig, stimmungsaufhellend, aber

anstrengend“ beschrieben. Jedoch setzen die wenigsten Bediensteten die Übungen nach

den Seminaren fort.

17 Siehe: http://www.fgoe.org/projektfoerderung/gefoerderte-projekte/FgoeProject_2283/32404.pdf Zugriff 15.5.2013 18 Bayerische Justizvollzugsschule, Abteilung Fortbildung und Supervision, Straubing, Deutschland. Alle

Informationen stammen aus dem Schriftverkehr (per E-Mail) zwischen dem Leiter der Justizwachschule Wien und dem Sozialrat der oben genannten Justizvollzugsschule. Dem Auskunft gebenden war bekannt, dass die Informationen in die vorliegende Arbeit einfließen werden. Kontaktdaten unter http://www.justizvollzugsschule.de/

Page 31: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

31

Weiters wird berichtet, dass es in den bayerischen Staatsbehörden seit 2010 nur einzelne

Initiativen zur Umsetzungen des BGM (Betrieblichen Gesundheitsmanagement) gibt, da

weder finanzielle noch personelle Unterstützung zur Verfügung gestellt wird. Somit hängt

die tatsächliche Umsetzung vom Engagement der einzelnen BehördenleiterInnen ab. Der

Sozialrat berichtet von einer unter seiner Leitung durchgeführten

Schwerpunktveranstaltung zu diesem Thema im bayerischen Justizvollzug im November

2012, an der 48 Führungskräfte teilnahmen. An den vor dem Beginn des Tagesprogramms

angebotenen Fitnessübungen nahmen nur elf Bedienstete teil.

4.3 Bildungsinstitut des niedersächsischen Justizvollzugs

Der Fachbereich Gesundheit und Beratung des Bildungsinstitutes des niedersächsischen

Justizvollzugs setzt seinen Arbeitsschwerpunkt im anstaltsspezifischen

Gesundheitsmanagement. Als Zielsetzung werden die Verbesserung von Gesundheit und

Leistungsbereitschaft am Arbeitsplatz genannt. Die Arbeit des Fachbereichs umfasst alle

Phasen des Projektmanagements mit dem Ziel, alle relevanten Entscheidungen auch unter

gesundheitlich-ganzheitlichen Aspekten zu treffen und die Arbeitsbedingungen an der

Gesunderhaltung der Bediensteten auszurichten. Die klassische Gesundheitsförderung

wird, laut Angaben des Instituts, in den Justizvollzugsanstalten jeweils individuell

durchgeführt und beinhaltet unter anderem Yogakurse, Entspannungsübungen, Walking-

und Joggingkurse, aber auch Kurse zur Raucherentwöhnung und Stressbewältigung. Die

Teilnahme an den Kursen in den Justizvollzugsanstalten selbst wird als rückläufig

beschrieben, während die Nachfrage und Teilnahme an den im Bildungsinstitut

(Fachbereich Gesundheit und Beratung) durchgeführten Kursen unverändert hoch ist.

Diese zielen inhaltlich jedoch hauptsächlich auf den Bereich der psychischen Gesundheit

ab.

Eine systematische Erfassung der Gesundheitsangebote in den Justizvollzugsanstalten

findet nicht statt. Die Maßnahmen werden nicht evaluiert, „da in der Regel per se von ihrer

Wirksamkeit ausgegangen wird“ und die Kurse nicht unter einer bestimmten Zielsetzung

angeboten werden. Als Beispiel wird der Stand der wissenschaftlichen Kenntnisse über

Yoga genannt, wonach die gesundheitsfördernde Wirkung belegt und auch von den

Krankenkassen (in Deutschland) anerkannt ist. Folglich erübrigt sich, laut Auskunft des

Bildungsinstituts, eine Evaluation über die grundsätzliche Wirksamkeit für

Justizvollzugsbedienstete.

Page 32: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

32

Ohne genaue Kenntnis über die Anzahl der tatsächlichen Angebote und

TeilnehmerInnenzahlen pro Jahr wird seitens des Institutes der vorsichtige Rückschluss

gezogen, dass der personelle, organisatorische und räumliche Aufwand

gesundheitsfördernder Maßnahmen oft nicht in der Relation zur Annahme und

TeilnehmerInnenanzahl steht. Weiters wird angegeben, dass in der Regel nicht die

„rauchende, übergewichtige und unsportliche“ Zielgruppe an den Kursen teilnimmt.

Das Aus- und Fortbildungsprogramm des Bildungsinstitutes19 beinhaltet zahlreiche

Veranstaltungen zum Thema Gesundheit, beispielsweise „Betriebliche Suchtprävention

und Suchthilfe“, „Arbeit und Erholungsfähigkeit“, „Stress und Burnout“, „Information

über Naikan20“, „Körper und Seele harmonisieren mit Jin Shin Jyutsu21“, „Fit statt fett? Fit

trotz Fett?“, „Was hält meine Seele gesund? Die Heilkraft des Glaubens“,

„Gesundheitsmanagement im Justizvollzug - Fluch oder Segen, Pflicht oder Kür? Ein

bundesweites Forum für den Justizvollzug“. Zum letztgenannten Thema findet im Mai

2013 das zweite Deutsche Netzwerktreffen statt, bei dem vor dem Hintergrund des

demographischen Wandels und einem allgemein zu verzeichnenden Anstieg von

psychischen Erkrankungen die erarbeiteten Strukturen und Maßnahmen für ein

funktionierendes Gesundheitsmanagement vorgestellt und die Erfahrungen zur Umsetzung

in die Praxis diskutiert werden22. Auf der Fachtagung 2013 für Bedienstete wird, laut

Bildungsinstitut, im Bereich Dienstsport Yoga als gesundheitsorientiertes Sportangebot

angesprochen werden23.

19 Siehe: http://www.bildungsinstitut-

justizvollzug.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=24205&article_id=83424&_psmand=181 Zugriff am 4.5.2013

20 Naikan ist ein sanfter Weg der Selbsterkenntnis, der meditative und psychologische Aspekte vereint. Naikan beruht auf der grundlegenden Erkenntnis, dass wir nicht nur unsere äußere, sondern auch unsere innere Welt selbst gestalten und verantworten. Siehe: http://www.naikan.de/index.php?seite=was, Zugriff am 4.5.2013

21 Japanische Behandlungsmethode zur Harmonisierung der Lebensenergie. Nicht das Heilen ist das vordergründige Ziel, sondern das sich selbst erkennen. Siehe: http://www.jsj.at/index.php?option=com_content&task=view&id=14&Itemid=57 Zugriff am 4.5.2013

22 Siehe: http://www.bildungsinstitut-justizvollzug.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=24203&article_id=113745&_psmand=181 Zugriff am 4.5.2013

23 Alle Informationen zum Bildungsinstitut stammen aus dem Schriftverkehr (per E-Mail) zwischen dem Leiter der Strafvollzugsakademie Wien und der Ansprechpartnerin des Fachbereichs Gesundheit und Beratung im Bildungsinstitut des niedersächsischen Justizvollzugs. Der Auskunft gebenden Person war bekannt, dass die Aussagen in die vorliegende Arbeit einfließen werden. Kontaktdaten siehe unter: http://www.bildungsinstitut- justizvollzug.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=24211&article_id=83441&_psmand=181

Page 33: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

33

5 Yoga und Gesundheit

5.1 Begriffsklärung

Der Begriff Yoga stammt aus der Sanskritwurzel „YUJ“ (gesprochen „judsch“) und

bedeutet einerseits Einheit, vereinen und verbinden, andererseits Joch, im Sinne von

Anschirren von Zugtieren vor einen Wagen. Symbolisch gesehen stellt das Individuum den

Reisenden im Wagen (Körper) dar. Der Verstand gilt als der Kutscher, die fünf Pferde

stehen für die fünf Sinnesorgane und die Seele ist der Fahrgast.

Yoga bezeichnet auch die Gesamtheit spiritueller Werte, Handlungen, Regeln und

Techniken, die über einen Zeitraum von mindestens 5000 Jahren in Indien entwickelt

wurden. Ursprünglich ist Yoga ein rein spiritueller Weg, der die Suche nach Erleuchtung

durch Meditation zum Ziel hat. Aus westlicher Sicht entspricht Yoga einem ganzheitlichen

Fitness- und Entspannungstraining und setzt sich aus Körperübungen, Atemübungen,

gesunder Ernährung, Entspannung, positivem Denken, Meditation und ethischen

Grundregeln zusammen. Yoga ist die Erfahrung der Einheit, das In- Einklang- Bringen von

Körper, Geist und Psyche, das Ausbalancieren unserer weiblichen und männlichen

Energien und das Harmonisieren mit unserer Natur und Umgebung (Nathschläger 2009).

5.2 Voraussetzungen

Der Weg des Yoga steht allen Menschen offen. Der Yoga-Lehrer Desikachar beschreibt

die möglichen Vorurteile oder fälschlich angenommenen Vorbedingungen für das Lernen

von Yoga. Dazu gehören Annahmen wie man müsse beispielsweise gläubig, Vegetarier

und Nichtraucher sein, sich aller weltlichen Güter entledigen, äußerst diszipliniert und

nach bestimmten Regeln leben. „Solche Verhaltensweisen mögen bewundernswert sein,

aber wenn, dann entstehen sie i n uns als W i r k u n g von Yoga und nicht als Ursache.“

Für die Yogapraxis gibt es keine Vorschriften und Zwänge, nur viele verschiedene Wege.

Der erste Schritt zur Praxis kann an jedem beliebigen Punkt des Lebens begonnen werden

(Desikachar 2009).

5.3 Zeittafel

Die Entstehung des yogischen Gedankengutes lässt sich in folgende acht Phasen

unterteilen, wobei die Zeitangaben in der Literatur variieren. Die folgenden Zeitangaben

sind dem Lehrmaterial der Yogaakademie Austria (Nathschläger 2009) entnommen.

Page 34: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

34

Tabelle 1: Zeittafel

Bezeichnung Zeitangabe Inhalte Vedische Zeitalter 5000-2500 v. Chr. Entstehung der Veden, älteste verfügbare

Schriften Indiens24 Brahmisches Zeitalter 2500-1500 v. Chr. Das soziale System wurde komplexer. Die

Brahmanen25 entwickeln sich zu einer spirituell-geistigen Elite.

Zeitalter der

Upanishaden 1500-1000 v. Chr. Entstehung der heiligen Schriften, der

Upanishaden. Die Form der Opferrituale verändert sich von den äußeren zu dem sogenannten „inneren Opfer“, das Entsagen der Welt und die Meditation bekamen einen höheren Stellenwert.

Das Zeitalter der Epen 1000- 100 v. Chr. Höhepunkt der spirituellen Entwicklung, Entstehung der Bhagavad Gita26. Verschiedene philosophische Schulen konfrontieren sich erstmals und inspirieren einander. Die gegensätzlichen Wege des Weltentsagens und des Erfüllens der weltlichen Pflichten näherten sich an. In dieser Zeit entstanden auch der Jainismus und der Buddhismus.

Das klassische Zeitalter 100 v. - 500 n. Chr. Die sechs philosophischen Schulen Indiens Advaita Vedanta, Samkhya, Yoga, Vaisheshika, Nyaya und Mimamsa kämpften um die Vorherrschaft. In der Mitte dieses Zeitalters verfasste Patanjali seine berühmten Yoga Sutras. (siehe Kapitel 5.5.4)

Das Bhakti Zeitalter 1300-1700 n. Chr. Die Wurzeln der Bhakti Tradition entstanden bereits früher, aber hier gelangen die verschiedenen Traditionen zu ihrem Höhepunkt. Emotionale Aspekte wurden in den psychospirituellen Prozess integriert, die Ganzheitlichkeit, die im Zeitalter der Epen begonnen hatte, vollendet.

Die Moderne Seit 1700 n. Chr. Beeinflussung Indiens durch die politische Präsenz europäischer Nationen, westliche Werte, Technologien und materiell orientierte Sichtweisen wurden „importiert“. Als natürliche Reaktion entstand der „Export“ spiritueller Werte und Lehren in den Westen. Einer der ersten Schritte dazu erfolgte 1893 durch die Ansprache von Swami Vivekananda auf dem Kongress der Weltreligionen in Chicago.

24 Veda bedeutet Wissen. 25 Brahmanen = Priesterklasse 26 Bhagavad Gita ist das bekannteste spirituelle Werk Indiens.

Page 35: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

35

5.4 Persönlichkeiten

Es gibt viele verschiedene Yogatraditionen, deren Aufzählung den Rahmen dieser Arbeit

überschreiten würde. Um einen Einblick in die Arbeits- und Lehrweisen und den

ganzheitlichen Ansätzen des Yoga zu geben, werden im folgenden Text Persönlichkeiten

aus drei verschiedenen Traditionen beschrieben, deren Lehren in diese Arbeit einfließen.

Sie alle haben am Wissenstransfer der yogischen Philosophie von Ost nach West

mitgewirkt und ihre Lehren sind mittlerweile weltweit anerkannt.

5.4.1 Swami Sivananda Saraswati

Swami Sivananda Saraswati (1887- 1963), sein bürgerlicher Name war Kuppuswami,

wurde in einer Brahmanenfamilie27 in Südindien geboren. Er studierte Medizin und leitete

als Dr. med. Kuppuswami sieben Jahre ein Spital in Malaysia, wo er viele Menschen

kostenlos behandelte. 1922 gab er seine medizinische Karriere auf und trat 1924 in den

Sannyas Orden ein, wo er zehn Jahre verbrachte. 1948 gründete er die Yoga Vedanta

Forest Academy, deren Ziel die Verbreitung spirituellen Wissens und die Lehre des Yoga

war. Er fasste alle wesentlichen Aspekte des Yoga in einem praktisch orientierten,

ausführbaren Weg zusammen und schuf den „Integralen Yoga“28. 1957 schickte er einen

seinen Schüler, Swami Vishnu-Devananda, nach Amerika. Dieser gründete nachfolgend

1959 das erste Sivananda Zentrum in Montreal. Es entstanden über 40 weitere Zentren in

Nordamerika, Europa und Indien. 1969 begann die erste systematische Yoga-Lehrer-

Ausbildung im Westen. Über Swami Shivananda wurden sechzig Biographien

geschrieben, er selbst verfasste mehr als 300 Bücher. Seine Botschaft, in die kürzeste Form

gebracht, lautet: „Diene, liebe, gib, reinige dich, meditiere und verwirkliche“

(Nathschläger 2009).

5.4.2 Yogi Bhajan

Yogi Bhajan (1929-2004) wurde im heutigen Pakistan geboren. Sein bürgerlicher Name

war Harbhajan Singh und seine Familie lebte in der Tradition der Sikhs29. Bereits mit

27 Ein Brahmane ist im indischen Kastensystem ein Angehöriger der obersten Kaste. 28 Siehe: http://www.yoga-vidya.de/de/yogi/sivananda.html Zugriff am 3.5.2013 29 Die Sikh-Religion, im Deutschen auch als Sikhismus bekannt, ist eine anerkannte Weltreligion. Die Anhänger werden Sikhs genannt. Über 20 Millionen Menschen weltweit fühlen sich der Sikh-Religion zugehörig. Nach dem Christentum, Islam, Hinduismus und dem Buddhismus, zählt sie zur fünftgrößten Weltreligion. Die Mehrheit der Sikhs ist in Nord-Indien beheimatet. Siehe: http://www.sikh-religion.de/Zugriff am 3.5.2013

Page 36: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

36

sechzehn Jahren wurde er zum Meister für Kundalini Yoga ernannt. Er studierte

vergleichende Religionswissenschaft und vedische Philosophie und machte an der Punjab

University den Master in Economics mit Auszeichnung. Er war Yogi, Familienvater und

Beamter im Staatsdienst. 1968 wurde er nach Kanada eingeladen um an der Universität

von Toronto Yoga zu unterrichten. Von dort zog er nach Los Angeles, holte seine Frau und

seine drei Kinder nach. An der Universität in San Francisco promovierte er zum Ph.D. in

Psychologie. Yogi Bhajan brachte die Lehren des Kundalini Yoga in den Westen und

gründete die 3H (Healthy, Happy, Holy) Organisation. Er war nicht nur der erste, der

Kundalini Yoga im Westen unterrichtete, sondern er veranstaltete auch Women´s Camps30,

was in anderen Yoga Traditionen nicht üblich ist. Die 3HO ist seit 1994 anerkannte NGO

(nicht staatliche Organisation) bei den Vereinten Nationen (UN) und in vielen Ländern mit

Gesundheitsprojekten aktiv31. Durch seine Initiative wurde die Religion der Sikhs 1972

von der amerikanischen Regierung anerkannt. Als Siri Singh Sahib (Sikhführer im Westen)

setzte er sich auch für den Weltfrieden ein und traf unter anderem mit Papst Johannes Paul

II und dem Dalai Lama zusammen. Er schrieb mehr als 30 Bücher zu Themen wie

Spiritualität und Bewusstsein, Kommunikation und Psychologie. Die von ihm unterrichtete

Yogaform, Kundalini Yoga, verlangt keinen Rückzug, sondern arbeitet im Gegenteil daran,

spirituelle Disziplin und Alltag miteinander zu verbinden32.

5.4.3 T. K. V. Desikachar

T. K. V. Desikachar wurde 1938 als Sohn von Krishnamacharya (1888-1989), einem der

einflussreichsten Yogalehrer des 20. Jahrhunderts, geboren. Krishnamacharya wurde in

Indien als Heiler verehrt, der Ayurveda und Yoga für Gesundheit und Wohlbefinden

einsetzte. Er unterrichtete Vinyasa Yoga und richtete sich dabei stets nach den

individuellen Bedürfnissen seiner Schüler. Desikachar war bis zum Tod seines Vaters

dessen Schüler. Er folgt den Lehren seines Vaters, indem er den kulturellen Hintergrund,

das Alter der entsprechenden Person, ihren Gesundheitszustand und ihre besonderen

30 Siehe: http://www.3ho.org/womens-camp/experience/about-iwc/ Zugriff am 12.5.2013 „I designed this camp to give women a standard of security, grace, and purity of thought… It is not a yoga

camp. It is not a meditation camp. It is a woman-in-training camp. It is totally to train the whole sum of the woman, not just one part of her… This camp is not designed to create yogis. Our purpose is that you should [learn to] confront the world as a saint, but live as a soldier in your readiness.” - Yogi Bhajan, August 21, 1978

31 Siehe: http://www.3ho.de/web/das-ist-3ho/der-verein/ Zugriff am 8.5.2013 32 Siehe: http://www.yogibhajan.com/AboutKY.htm Zugriff am 3.5.2013

Page 37: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

37

Bedürfnisse berücksichtigte. Desikachar betont, dass Yogapraxis, einschließlich

Meditation, so unterrichtet werden muss, dass sie dem Niveau des Individuums

entspricht33. Gemeinsam mit seiner Frau und seinen Kindern arbeitet er an der

Weiterentwicklung und Verbreitung von therapeutisch einsetzbarem Yoga34.

5.5 Klassische Yogawege

Um einen Überblick über die verschiedenen Grundformen des Yoga zu geben, werden im

folgenden Kapitel die fünf klassischen Yogawege, Jnana-, Karma-, Bhakti-, Raja- und

Hatha Yoga, aus denen sich mittlerweile zahlreiche Yogaformen entwickelt haben,

beschrieben. Der Übergang zwischen den fünf klassischen Wegen ist fließend, trotz

verschiedener Schwerpunktsetzungen verfolgen alle das gleiche Ziel: körperliche und

geistige Gesundheit und „Erleuchtung“ zu erfahren. Das Wort Erleuchtung kann als

Zustand inneren Friedens oder als Erkenntnis, die zu höherem Bewusstsein führt,

beschrieben werden (Nathschläger 2009, Sterzenbach 2010).

5.5.1 Jnana Yoga

Jnana Yoga wird der Weg der Erkenntnis genannt und hat das Verstehen tieferer

Zusammenhänge zum Ziel. Es ist der Weg des Intellekts und des Verstandes. Meditationen

sind ein wesentlicher Bestandteil (Nathschläger 2009, Sterzenbach 2010).

5.5.2 Karma Yoga

Karma Yoga ist der Weg des selbstlosen Handelns. Alle alltäglichen Handlungen werden

achtsam, bewusst und konzentriert ausgeführt. Basierend auf dem „Ursache-Wirkung-

Prinzip“ steht hier die selbstlose Einstellung zur Handlung im Vordergrund. „Tun, was zu

tun ist.“ (Nathschläger 2009, Sterzenbach 2010)

5.5.3 Bhakti Yoga

Bhakti Yoga bedeutet liebevolle Hinwendung zu Gott und ist der Weg der

bedingungslosen Liebe und Hingabe. Der Weg lehrt, dass Gott eine Seinsqualität in jedem

Individuum ist und für jeden immer offen steht. Es geht dabei nicht um den blinden

33 Siehe: http://www.kompetenznetzyoga.de/viniyoganachgefragt.htm Zugriff am 8.5.2013 34 Siehe: http://www.kym.org/ourfounder.html Zugriff am 3.5.2013

Page 38: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

38

Glauben aufgrund eines Dogmas, sondern um das Fühlen und Erfahren einer universalen,

inneren Göttlichkeit (Nathschläger 2009, Sterzenbach 2010).

5.5.4 Raja Yoga

Raja Yoga wird als der königliche Yogaweg bezeichnet. Raja bedeutet König und das Ziel

des Raja Yoga ist es, den Geist zur Ruhe zu bringen. Der indische Gelehrte Patanjali

verfasste das Yogasutra, einen Leitfaden, der auch heute noch seine Gültigkeit hat. Darin

fasste Patanjali sein Wissen und das der früheren Generationen in 196 kompakten

Aussagen zusammen. Die Entstehung seines Werkes wird auf das zweite Jahrhundert vor

Christus geschätzt. Es enthält alle Aspekte des menschlichen Lebens: das Verhalten, die

Gesundheit, die Beziehungen zu anderen, den Atem und den Weg zur Meditation. Er

definiert Yoga als das Zur-Ruhe-Bringen der geistig-seelischen Bewegungen und zeigt,

wie man Einfluss auf den Geist nehmen kann. An seinen Aufzeichnungen orientieren sich

fast alle Yogakonzepte. Patanjali beschreibt in seiner Sutra einen achtstufigen Weg zur

Erleuchtung (Nathschläger 2009, Sterzenbach 2010, Larsen, Wolff & Hagen-

Forstenlechner 2012).

Tabelle 2: Achtstufiger Weg

Stufe Name Inhalt 1 Yama (Verbote) Ethische Grundregeln; Bezug auf Umgang mit

anderen 2 Niyama (Gebote) Moralische Grundregeln; Umgang mit sich selbst 3 Asana (Körperübung) Hier nur als Vorbereitung auf den Meditationssitz 4 Pranayama

(Atemregulierung) Meditatives Stillwerden der Atmung

5 Pratyahara (Zurückziehen der Sinne)

Ruhig werden, Stillwerden der Sinne

6 Dharana (Konzentration) Im Hier und Jetzt 7 Dhyana (Meditation) Klarer reiner Geist 8 Samadhi (überbewusster

Zustand) Reines Sein, innerer Frieden

5.5.5 Hatha Yoga

Hatha Yoga wird als Weg der Energie bezeichnet. Im Westen wird Hatha Yoga zumeist

nur mit Körperübungen assoziiert. Zu den im Hatha Yoga verwendeten Techniken gehören

neben den Asanas (Körperübungen) auch Atemübungen (Pranayamas), Energiesiegel

Page 39: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

39

(Mudras und Bhandas), Reinigungstechniken und Meditation. Auf diese Techniken wird

im Kapitel 5.7 näher eingegangen.

Der Begriff Hatha setzt sich aus den Sanskritwörtern „ha“ für Sonne und „tha“ für Mond

zusammen. Sonne und Mond versinnbildlichen die beiden in jedem Menschen wirksamen

Energieaspekte. Die Sonne symbolisiert die männliche, aktive Energie und das rationale

Bewusstsein, während der Mond das weibliche, intuitive und empfangende Prinzip

symbolisiert. Ziel ist es, einen harmonischen Gleichklang dieser beiden Energien zu

erreichen. Der Begriff Hatha bedeutet Kraft, intensive Bemühung und Hartnäckigkeit. Um

das hohe Ziel des Yoga, das Gleichgewicht zwischen Körper, Geist und Atem,

herzustellen, bedarf es Anstrengung. Laut yogischem Verständnis ist dazu die

Harmonisierung der drei vorherrschenden Qualitäten des Seins, von „rajas“, dem

Dynamischen und Bewegten, „tamas“, dem Stabilen und Ruhenden und „sattva“ , dem

Klaren und Reinen, der Qualität des Lichten, notwendig. Diese drei Qualitäten werden

zusammen als „gunas“ bezeichnet. Eine achtsame und bewusste Körperarbeit hilft

Ungleichgewicht wahrzunehmen, auszugleichen und „sattva“ zu steigern. Die Balance der

drei „gunas“ verhilft dem Körper zu Anpassungsfähigkeit, Gesundheit und Kraft. Ein

klarer Geist zeigt sich in einem wachen Verstand, der Fähigkeit zur Konzentration und

bewusster Entspannung (Nathschläger 2009, Desikachar 2009, Larsen et al. 2012).

5.6 Yoga und Energie

Um die ganzheitlichen Wirkungsweisen des Yoga besser nachvollziehen zu können,

werden im nächsten Kapitel wesentliche Grundbegriffe wie Prana, Kundalini, das System

der Chakren und der Energiekörper, Kundalini Yoga und philosophische Ansätze erklärt.

Yoga zielt darauf ab, die im Körper vorhandenen Energien zu aktivieren, aufzubauen und

sie so zu lenken, dass im „ganzheitlichem System Mensch“ ein Gleichgewicht entsteht.

Nach yogischem Verständnis gehören dazu alle Kräfte, die in unserem Körpersystem aktiv

sind und uns physisch, emotional und mental beeinflussen. Die Quantenphysik geht davon

aus, dass auf der subatomaren Ebene nur noch Energie und Information (Geist) besteht.

Die Entstehung der Materie wird auf das Zusammenwirken von Geist und Energie

zurückgeführt, wobei der geistige Input die Struktur der Materie beeinflusst. In der Yoga

Philosophie werden diese Schöpferkomponenten als Prana (Energie) und Kundalini

(Information und Geist) bezeichnet (Reiche & Völpel 2005, Reiche 2012).

Page 40: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

40

5.6.1 Prana

Prana ist die kosmische Lebenskraft, die allem zugrunde liegende Energie. Prana ist keine

gestaltende Kraft, sondern wird als latent vorhandene Energie beschrieben. Die Luft ist

erfüllt mit Prana und der Mensch nimmt sie über die Atmung auf. Pranayamas

(Atemübungen) sind ein wesentlicher Bestandteil der Yogapraxis und verfolgen das Ziel

die persönliche Lebensenergie zu erhöhen (Nathschläger 2009, Desikachar 2009, Reiche

2012).

5.6.2 Kundalini

Kundal heißt „die Locke im Haar der Geliebten“ (Singh 2001). Kundalini ist unser

schöpferisches Potential und wird von Prana genährt. Sie ist der ursprüngliche und kreative

Aspekt der Natur und bei allen Wachstums- und Transformationsprozessen aktiv. Die

Kundalini-Energie beeinflusst unsere Körperfunktionen, Emotionen und Gedanken und

kommt auch durch gestalterische, kreative Prozesse zum Ausdruck (Singh 2001, Reiche

2012). Jede Yogatradition hat das Erwecken der Kundalini zum Ziel. Sie wird symbolisch

als spiralförmig aufgerollte Schlange im Wurzelchakra (siehe 5.6.3) „schlummernd“

dargestellt. Die Symbolik der Schlange ist vielfältig und steht beispielsweise für den

ursprünglichen Instinkt, die potentielle Energie und Lebenskraft, aber auch für

Unbewusstheit, Weisheit und das Potential für höchstes Bewusstsein (Nathschläger 2009).

Der Yoga setzt Körper-, Atemübungen und Meditationen ein, um die Kundalini-Energie zu

aktivieren.

5.6.3 Chakra System

Zur Erklärung der energetischen Wirkungen der im Yoga verwendeten Techniken wird zur

Veranschaulichung das System der Chakren (Energiezentren) und der Energiekörper

verwendet. Die Existenz dieser Energiezentren konnten zwar bisher noch nicht

wissenschaftlich belegt werden, dennoch sind sie erfühl- und erlebbar. Das System der

Energiezentren (Chakren) liefert ein Erklärungsmodell für das Zusammenwirken zwischen

dem physischen und dem Energiekörper. Es wird nicht nur im Yoga, sondern auch in der

Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), im Ayurveda und in anderen Techniken wie

Page 41: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

41

der Bioenergetik verwendet35 (Pond 2005, Reiche & Völpel 2005, Nathschläger 2009,

Reiche 2012).

Das Sanskritwort „Chakra“ bedeutet „Rad, Wirbel, Lichtrad“. Die Chakren stellen die

feinstofflichen Energiezentren des menschlichen Körpers dar und stehen in

Wechselwirkung mit dem elektromagnetischen Energiefeld. Durch diese Zentren stehen

Menschen energetisch ständig in Kontakt mit ihrer Umwelt. Chakren empfangen,

transformieren und manifestieren die Energie und geben sie ab. Alle Gedanken, Gefühle

und Wahrnehmungen hängen mit dieser Energie zusammen und beeinflussen so das

Wohlbefinden und die Gesundheit (Singh 2001, Pond 2005, Reiche 2012).

Die sieben Hauptchakren werden als rotierende Energiewirbel dargestellt, die am zentralen

Hauptenergiekanal liegen. Dieser vertikale Energiekanal entlang des Rückenmarks wird

Sushumna genannt und verläuft zwischen dem Steißbein und dem Scheitelpunkt. In jedem

Chakra kreuzen sich weitere Energieleitbahnen. Diese werden in der Traditionellen

Chinesischen Medizin als Meridiane bezeichnet, in der yogischen Philosophie werden sie

Nadi genannt. „Nadi“ wird aus dem Sanskrit mit „Röhre, Kanal“ übersetzt. Klassischen

Schriften zufolge gibt es 72.000 Nadis, die den Körper, vergleichbar mit dem

Nervensystem, durchziehen und mit Energie versorgen (Nathschläger 2009, Reiche 2012).

Um den Hauptenergiekanal, der Sushumna, winden sich spiralförmig zwei weitere

wichtige Energiekanäle, die Ida Nadi und Pingala Nadi. Dem Ida Nadi werden weibliche

Energien zugeordnet und er ist mit der linken Körperhälfte und der rechten Hirn-

Hemisphäre verbunden. Pingala steht für die männliche Energie und versorgt die rechte

Körperhälfte und die linke Hirn- Hemisphäre. Die beiden Kanäle kreuzen sich im Bereich

der Nasenwurzel. Zur Verbindung dieser weiblichen und männlichen Energie wird im

Yoga unter anderem die Wechselatmung (Nadi Shodhana) eingesetzt.

Den sieben Hauptchakren werden bestimmte Qualitäten und Bewusstseinsstufen

zugeordnet. Jedes Chakra versorgt bestimmte Körperregionen und beeinflusst

Organfunktionen sowie das endogene System (Drüsensystem) und das Nervensystem.

Chakren werden auch als psychoenergetische Zentren bezeichnet. Der Einfluss der im

Yoga eingesetzten Methoden auf das Energiesystem basiert auf den im folgenden Absatz

beschriebenen physiologischen und psychischen Zuordnungen (Pond 2005, Reiche &

Völpel 2005, Reiche 2012). Die Hauptchakren können folgendermaßen beschrieben

werden:

35 Siehe: http://www.lichtkreis.at/html/Wissenswelten/Chakren/was-sind-chakren.htm Zugriff am 21.4.2013

Page 42: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

42

• Das Wurzelchakra (Muladhara Chakra) liegt bei der Frau im Bereich des

Muttermundes, beim Mann zwischen den Genitalien und dem Anus. Ihm werden

Qualitäten wie das Urvertrauen, der Selbsterhaltungstrieb, das Überleben, die

Stabilität, die Lebenskraft, das Durchsetzungsvermögen sowie die Erdung

zugeschrieben. Physiologisch ist es mit den Ausscheidungsorganen, Knochen und

Zähnen, auf der Sinnesebene mit dem Geruchssinn verbunden.

• Das Sakralchakra (Svadhishtana Chakra) liegt am unteren Ende der Wirbelsäule

und ist für Sinnlichkeit, Sexualität, Begeisterungsfähigkeit und kreative Energien

zuständig. Auf der physischen Ebene ist es mit dem Urogenitalsystem, den

Nebennieren und Keimdrüsen, auf der Sinnesebene mit dem Geschmackssinn

verbunden.

• Das Nabelchakra (Manipura Chakra) liegt in der Höhe des Nabels und ihm sind die

Willenskraft, die Tatkraft, die Disziplin, die innere Kraft und das Selbstwertgefühl

zugeschrieben. Physiologisch besteht Verbindung zum Verdauungssystem und der

Bauchspeicheldrüse. Ihm ist der Sehsinn zugeordnet.

• Das Herzchakra (Anahata Chakra) liegt in der Höhe des Herzens und ihm sind

Qualitäten wie die (Selbst-)Liebe, die Fürsorge, das Mitgefühl und die Empathie

zugeordnet. Physiologisch ist es mit dem Herz- Kreislaufsystem, den Armen und

der Thymusdrüse verbunden, auf der Sinnesebene mit dem Tastsinn.

• Das Kehlkopfchakra (Vishuddha Chakra) liegt in der Höhe des Kehlkopfes und

steht für Kommunikation, Selbstausdruck, Wortgewandtheit, zuhören können und

Wahrhaftigkeit. Physiologisch ist es mit Nacken, Schultern, Stimme, Zähne, Ohren,

Nebenhöhle und Schilddrüse verbunden. Ihm ist der Hörsinn zugeordnet.

• Das Stirnchakra (Ajna Chakra) liegt in der Kopfmitte in der Region der Hypophyse,

der Ajna Kshetram („Ausstrahlungspunkt“) liegt zwischen den Augenbrauen.

Dieser Punkt wird bei Meditationen häufig als Konzentrationspunkt verwendet.

Ihm werden Qualitäten wie die Vorstellungskraft, die Intuition, der Konzentration

und der Selbsterkenntnis zugeschrieben. Physiologisch ist das Chakra mit Augen,

Nase, Stirnhöhlen und der Hypophyse verbunden. Ajna gilt als Sitz des

vollkommen gereinigten Geistes.

• Das Scheitelchakra (Sahasrara Chakra) liegt im Bereich des Scheitels und

repräsentiert den höchsten Bewusstseinszustand. Ihm werden Denk- und

Verhaltensmuster, die Erfahrung von Sinn, Bewusstsein und Gottvertrauen

Page 43: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

43

zugeschrieben. Physiologisch ist es mit dem Gehirn und der Epiphyse verbunden.

Es wird als Summe aller Chakren dargestellt.

• Das elektromagnetische Feld (Aura) wird im Kundalini Yoga als das achte Chakra

beschrieben. Organisch gesehen ist ihm das Nervensystem zugeordnet. Es steht für

das Finden des Lebensauftrages, die Abgrenzung und die Ausstrahlung.

5.6.4 System der Energiekörper

In der yogischen Philosophie gibt es insgesamt zehn Energiekörper, neun unsichtbare,

feinstoffliche und unseren grobstofflichen physischen Körper. Gemeinsam bilden sie

unsere menschliche Ausstrahlung, die Aura. Mit modernen elektromagnetischen

Untersuchungen und der Kirlian-Fotographie kann die Aura sicht- und messbar gemacht

werden. Den zehn Energiekörpern werden verschiedene Energien, Emotionen und

Gedanken zugeordnet und jeder von ihnen hat spezielle Aufgaben. Davon ausgehend, dass

auf subtilen Ebenen entstandene Blockaden, beispielweise auf der emotionalen Ebene,

auch auf den physischen Körper Einfluss haben, lässt sich umgekehrt die Wirkung von

körperlichen Übungen auf die feinstofflichen Ebenen erklären. Jede Yogaübung hat eine

spezielle Wirkung auf alle Körper und kann so gezielt eingesetzt werden (Reiche & Völpel

2005, Reiche 2012).

5.6.5 Kundalini Yoga nach Yogi Bhajan

Kundalini Yoga ist eine Technik aus Nordindien, die früher nur den Brahmanen, der

höchsten indischen Kaste, zugängig war. Durch Yogi Bhajan wurde sie ab 1968 allen

Menschen zugänglich gemacht. Er definierte „healthy, happy, holy“ (gesund, glücklich,

heilig) als Lebensrechte und bezeichnete die von ihm gelehrte Form des Kundalini Yoga

als „den Yoga des Bewusstseins“36. Grundsätzlich basiert Kundalini Yoga auf den gleichen

Übungsmethoden wie das Hatha Yoga. Jedoch werden im Kundalini Yoga keine extremen

Übungen, wie beispielsweise der Kopfstand, durchgeführt. Es werden auch keine

Hilfsmittel wie Blöcke oder Gurte eingesetzt. Um verschiedene Wirkungen auf bestimmte

Körpersysteme zu erreichen, werden spezielle Übungsreihen (Kriyas) verwendet. Kriya 36 Siehe: http://www.yogibhajan.com/AboutKY.htm Zugriff am 29. 4.2013

Page 44: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

44

bedeutet „vollendete Handlung“ und beinhaltet eine Folge von Körperstellungen und

dynamischen Bewegungsabläufen, bewusster Atemführung und spezifische Meditationen.

Sie zielen auf die Freisetzung und Lenkung der Kundalini-Energie ab, verfügen über

bestimmte physische und psychische Wirkungsweisen und ermöglichen es so, gezielt

Körperfunktionen zu stärken und mentale Prozesse zu beeinflussen. Meditationen sind ein

wichtiger Bestandteil dieser Technik und können helfen, unbewusste Verhaltensmuster zu

beeinflussen. Kundalini Yoga ist ein kraftvolles Instrument zur Bewusstseinserweiterung

und gründet auf zwei energetischen Erklärungsmodellen, dem Chakrensystem und dem

System der zehn Energiekörper.

Kundalini Yoga fordert weder Askese noch Rückzug aus der Welt, sondern hat das Ziel,

den Menschen zur eigenen Kraft, zu mehr Durchhaltevermögen und zu innere Stabilität zu

verhelfen, um so mehr Gelassenheit und Lebensmut zu entwickeln und dadurch den

täglichen Herausforderungen besser gewachsen zu sein. In Schweden ist Kundalini Yoga

bereits als Methode zur Gesunderhaltung und Unterstützung von Heilprozessen etabliert

und wurde in den Ausbildungskatalog von Ärzten aufgenommen. In Deutschland wird

diese Yogaform von vielen Krankenkassen als Methode zur Stressbewältigung anerkannt

und auch von vielen Firmen im Rahmen von „Business Yoga Kursen“ eingesetzt 37

(Reiche & Völpel 2005, Reiche 2012).

5.7 Im Yoga verwendete Techniken

Yoga bietet eine Vielzahl von leicht zu erlernenden Techniken, die der Erhaltung und

Förderung der Gesundheit dienlich sind. Im folgenden Kapitel werden die im Yoga

verwendeten Techniken wie Körper- und Atemübungen, Meditation, Mantras, Mudras und

Bhandas vorgestellt und deren Wirkungsweisen beschrieben. Weitere Techniken wie

Reinigungsrituale werden hier nicht berücksichtigt, da ihre Aufzählung und Beschreibung

den Rahmen dieser Arbeit überschreiten würde.

5.7.1 Körperübungen (Asanas)

Die Sanskritwurzel „as“ steht für bleiben, sitzen, sein und in einer bestimmten Position

eingerichtet sein. Asana wird als Haltung übersetzt. Patanjali ordnet den Asanas zwei

37Siehe: http://www.miri-piri-verlag.de/KY_Grundinfo_2009.02.28_FF_f._Anerkenung.pdf Zugriff: 29.4.13 http://www.yiu-yogahaus.de/kundalini-yoga Zugriff am 29.4.2013

Page 45: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

45

Qualitäten zu. Zum einen „sukha“, was Leichtigkeit bedeutet und zum anderen „sthira“,

was für Festigkeit und Aufmerksamkeit steht. Beide Qualitäten sollen in der Ausführung

vorhanden sein (Nathschläger 2009, Desikachar 2009). Asanas bieten die Gelegenheit,

unseren Körper zu erkunden, neu kennenzulernen, ihn so anzunehmen, wie er ist und

bewusster mit ihm umzugehen (Larsen et al. 2012). Entsprechend der Gegebenheiten und

individuellen Möglichkeiten soll, laut Desikachar, mit einfachen Übungen begonnen

werden. Ein wichtiger Punkt dabei ist, seine eigenen Grenzen kennenzulernen und zu

respektieren. Durch regelmäßige Praxis wird der Körper mit der Zeit beweglicher und

kräftiger und das Übungsspektrum breiter. Desikachar weist darauf hin, dass nicht der

körperliche Aspekt, die von einem beweglichen Körper durchführbaren, schön

aussehenden Positionen im Vordergrund stehen. Wesentlich wichtiger als die

Äußerlichkeiten ist es, sich während der Körperübung seiner Atmung bewusst zu werden

und dadurch Körper, Atem und Geist zu vereinen. Durch die nach innen gerichtete

Aufmerksamkeit und die dazu notwendige Konzentration kommt es zu einer Verfeinerung

der Wahrnehmung und Bewusstwerdung. Das Durchführen einer Übung mit geschlossenen

Augen kann diesen Prozess unterstützen und zusätzlich die Achtsamkeit fördern. Dies

entspricht dem von Patanjali beschriebenen „Zurückziehen der Sinne“. Schon mit

einfachen Bewegungen, wie beispielsweise mit dem Einatmen die Arme anzuheben und sie

mit dem Ausatmen wieder abzusenken, lassen sich die grundsätzlichen Dimensionen des

Yoga verstehen lernen, „das Einswerden mit unserem Handeln“ (Desikachar 2009).

Die Vielzahl an Körperstellungen lassen sich in Gruppen verwandter Stellungen

(Nathschläger 2009) und in die Art der Ausführung, statisch und dynamisch (Long 2012),

einteilen.

• Entspannungsstellungen (liegend oder sitzend): Diese werden zur Anfangs- oder

Endentspannung eingenommen oder als Nachspürphasen zwischen den Übungen

eingesetzt.

• Aufwärm- und Auflockerungsübungen dienen dazu, die Wirbelsäule und den

gesamten Körper zu mobilisieren und den Kreislauf anzuregen. Sie sind essentiell

für die Vorbereitung des Körpers auf die Asanas.

• Sitzstellungen werden statisch zu Atem- oder Meditationsübungen oder, wie beim

Kundalini Yoga, auch für dynamische Übungen (beispielsweise Armübungen)

eingenommen. Die Haltung soll aufrecht mit gerader Wirbelsäule sein.

Page 46: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

46

• Vorwärtsbeugende Stellungen: Bei diesen Übungen beugt sich die Wirbelsäule

nach vorne.

• Rückwärtsbeugende Stellungen: Hier beugt sich die Wirbelsäule nach hinten. Vor-

und rückwärtsbeugende Übungen ergänzen einander (Ausgleichs- oder

Gegenstellung).

• Umkehrstellungen sind Positionen, bei denen der Kopf tiefer ist als das Becken

(Beispiel Kopfstand, Schulterstand…).

• Drehstellungen: Hier wird die Wirbelsäule durch eine Drehbewegung mobilisiert.

• Seitwärtsbeugende Stellungen ergänzen die Drehstellungen und mobilisieren die

Wirbelsäule seitlich nach links und rechts.

• Sonstige Übungen, die sich keine der genannten Gruppen zuordnen lassen.

Bei der statischen Durchführung verbleibt der Körper eine bestimmte Anzahl von

Atemzügen in der eingenommenen Position. Die Aufmerksamkeit kann sich auf

spezifische Körperteile, die Atmung oder auf deren Verbindung gelenkt werden. Das

Halten der Asana, bei dem meist die Technik des statischen Dehnens eingesetzt wird, kann

auch durch Visualisierungen oder positive Affirmationen unterstützt und begleitet werden

(Nathschläger 2009, Long 2012a). Es gibt zwei Formen der statischen Dehnung: Bei der

aktiven statischen Dehnung werden Muskeln kontrahiert (angespannt), um andere Muskel

zu dehnen. Dieses Prinzip, die Dehnung der Antagonisten aufgrund der Kontraktion der

Agonisten, wird „reziproke Hemmung“ genannt.

Bei der Methode des passiven Dehnens werden das Körpergewicht und die Schwerkraft

eingesetzt. Die Dehnung wird für eine bestimmte Anzahl von Atemzügen gehalten,

dadurch werden die Dehnrezeptoren aktiviert und auch Strukturen wie das Bindegewebe

mitgedehnt (Long 2012a).

Beim isometrischen Dehnen kontrahiert der Muskel, während er aktiv statisch gedehnt

wird. Durch das nachfolgende Lösen der Spannung kommt es zu einer tieferen

Entspannung des gedehnten Muskels. Diese Methode wird in der Physiotherapie eingesetzt

und soll unter anderem die motorische Kontrolle fördern. Beim Yoga wird sie zur

Vertiefung der Asanas verwendet (Long 2012a).

Die dynamische Ausführung von Asanas kann als Vorbereitung für die statische

Durchführung dienen. Dabei werden federnde und schwungvolle Bewegungen ausgeführt.

Diese Form wird auch bei fließenden Übungsreihen, wie z.B. im Ashtangha Yoga,

eingesetzt um die ursprüngliche, natürliche Muskellänge wieder herzustellen. Ebenso kann

Page 47: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

47

sie zur Vertiefung und Intensivierung einer Stellung helfen. Im Kundalini Yoga gibt es

eine Vielzahl dynamischer Übungen und Übungsreihen, die aufeinander abgestimmt und

aufgebaut sind. Dehnübungen stimulieren die Freisetzung von körpereigenen Morphinen,

den Endorphinen. Diese physiologische Reaktion führt zum Empfinden von Wohlgefühl

und Entspannung. Ein weiterer physiologischer Effekt ist das Vernetzen der Nervenzellen

im Gehirn, das durch die Konfrontation des Körpers mit neuen Bewegungsabläufen

stimuliert wird. Der Körper passt sich den neuen Anforderungen an, lernt Muskeln bewusst

einzusetzen, wodurch sich das Körperbewusstsein verbessert (Long 2012b).

5.7.2 Atemübungen (Pranayamas)

„Prana“ bedeutet Atem oder Lebensenergie und „ayama“ verlängern, ausdehnen.

Pranayamas haben im Yoga einen hohen Stellenwert, da der Atem als das Bindeglied

zwischen Körper und Geist gilt. Jede Tätigkeit unseres Körpers ist eng mit der Atmung

verbunden und beeinflusst unseren Gesundheitszustand und unser Gemüt. Auch jeder

äußere Reiz auf die Haut und emotionale Zustände, wie z.B. Angst, wirken sich auf die

Atmung aus. Ein ruhiger, gleichmäßiger Atemfluss führt zu einer entspannten inneren

Haltung. Eine „richtige“ und bewusste Atmung sorgt für die optimale Belüftung der

Lunge, eine gute Sauerstoffversorgung fördert die Widerstandskraft gegen Krankheiten

und ist essentiell für unsere Gesundheit. Die Atmung ist auch für die Energieverteilung im

Körper zuständig. Durch eine bewusste Atemführung können Energie geschöpft,

Spannungen abgebaut und der Geist beruhigt werden (Schäffler & Schmidt 1993, Yesudian

& Haich 1994, Desikachar 2009, Sterzenbach 2010). Im Yoga gibt es eine Vielzahl von

Atemübungen und Atemtechniken. In der folgenden Aufzählung beschränke ich mich auf

einen kleinen Überblick und auf die im Kurs in der Strafvollzugsakademie durchgeführten

Techniken.

• Die volle Yogaatmung beginnt mit einem tiefen Atemzug in den Bauch und setzt

die Einatmung über die Brust und das Schlüsselbein fort. Beim Ausatmen dreht

sich die Reihenfolge um. Die Atmung gleicht einer langsamen Wellenbewegung

und vereint folgende drei Atemtechniken: Schlüsselbeinatmung, Brustatmung und

Bauch- oder Zwerchfellatmung (Yesudian & Haich 1994, Desikachar 2009).

Page 48: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

48

• Als Entspannungsatmung werden jene Techniken bezeichnet, bei denen die

Ausatmung bewusst verlängert wird und mindestens doppelt so lange wie das

Einatmen dauert. Durch die verlängerte Ausatmung wird ein Impuls an das

Nervensystem gesendet und der Parasympathikus aktiviert. Desikachar bezeichnet

das Ausatmen als den wichtigsten Teil von Pranayama. Eine einfache Technik, das

Einatmen durch die Nase und das gleichmäßige, in die Länge gezogene Ausatmen

durch den leicht „gespitzten“ Mund, wurde bei jeder Einheit geübt. Eine weitere

leicht durchführbare Entspannungsatmung ist die „Biene“. Das Einatmen erfolgt

durch die Nase und beim Ausatmen wird ein Summton erzeugt, wodurch die

Ausatmung mühelos verlängert wird. Durch das Summen entsteht eine leichte

Vibration, die zusätzlich entspannend wirkt (Nathschläger 2009).

• Eine ausgleichende und reinigende Atemübung, die laut yogischem Verständnis die

beiden Energiekanäle Ida und Pingala harmonisiert und die Gehirnhälften

miteinander verbindet, ist die Wechselatmung (Nadi shodhana). Dabei wird mit der

rechten Hand, abwechselnd mit Daumen und Ringfinger, jeweils das rechte (mit

dem Daumen) und das linke Nasenloch (mit dem Ringfinger) sanft verschlossen.

Dabei wird immer durch dasselbe Nasenloch, durch das ausgeatmet wurde, wieder

eingeatmet und danach die Seite gewechselt (Reiche & Völpel 2005, Desikachar

2009, Nathschläger 2009, Schostak 2011).

• Die sogenannte Feueratmung (Kapalabhati) ist eine Reinigungsatmung. Beim

Einatmen entspannen sich die Bauchmuskeln und das Zwerchfell sinkt nach unten.

Beim Ausatmen wird die Luft kraftvoll durch die Nase ausgestoßen. Dabei wird der

Nabelpunkt und Solarplexus nach innen, Richtung Wirbelsäule, gezogen („Nabel

pumpen“) und das Zwerchfell zieht sich zusammen (Gessler 2009).

• Eine kühlende Atemtechnik ist die Sitali Atmung 38. Diese Atemtechnik bezieht die

Zunge mit ein, dabei sollen die Zungenränder leicht nach oben gewölbt werden.

Dadurch wird eine Art Röhre gebildet und die Atemluft beim Einatmen durch die

feuchte Zunge abgekühlt und die Kehle erfrischt (Desikachar 2009).

38 Siehe: http://www.yoga-vidya.de/de/asana/sitali.html Zugriff am 3.5.2013

Page 49: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

49

5.7.3 Meditation

Die Probleme, die mit der Definition des Begriffes „Meditation“ einhergehen, sind

vielfältig, da Meditation als Oberbegriff für viele unterschiedliche Techniken verwendet

wird. Diese reichen von körperlicher Betätigung (dynamische Meditation) bis hin zu

möglichst langem Verharren in Ruhe und Bewegungslosigkeit. Daher ist es bis jetzt nicht

gelungen, eine einheitliche Definition zu formulieren (Ott 2010). Der angestrebte

Bewusstseinszustand wird als ruhige Gelöstheit oder klarer wacher Geist beschrieben.

Übergeordnete Ziele sind Entspannung, Gleichmut, Intuition, Selbsterkenntnis, mentale

Wachheit, das Auflösen unbewusster Gewohnheiten und Stress bewirkender Muster.

Meditation entsteht aus der Konzentration. Konzentration bedeutet geistige Sammlung,

höchste Aufmerksamkeit und Achtsamkeit (Reiche 2012).

Die psychologische Forschung beschäftigt sich mit den Wirkungen der Meditation auf

„Erleben und Verhalten, auf Persönlichkeit und kognitive Leistungen sowie die klinische

Wirksamkeit von Meditation als Verfahren zur Entspannung und zur Behandlung von

psychischen Störungen“ (Ott 2010, S.147).

Der physiologische Forschungsansatz stellt die Messung von Puls- und Atemfrequenz,

Muskelspannung, Hautleitfähigkeit und elektrische Hirnaktivität (EEG) (Ott 2010, S.148)

in den Vordergrund. In der klinischen Forschung interessiert die Frage, ob durch

Meditation eine nachhaltige Besserung der Symptome feststellbar ist.

Ott beschreibt die Meditationsforschung als noch sehr jungen Forschungszweig. Die ersten

Studien wurden mit Yogis und Zen-Mönchen in Indien und Japan in den 1960er Jahren

durchgeführt. Einige Untersuchungen wurden auch in westlichen Labors gemacht, die sich

aber auf die Messung der Herzfrequenz, den Sauerstoffverbrauch und die elektrische

Hirnaktivität beschränken. Anfang der 1970er Jahre änderte sich durch Maharishi, dem

Guru der Beatles, die Situation schlagartig. Die transzendentale Meditation fand große

Verbreitung, es gab viele Untersuchungen und Veröffentlichungen.

1979 führte Jon Kabat-Zinn an der Universität von Massachusetts erstmals sein Programm

für Stressbewältigung durch Achtsamkeit (mindful-based stress reduction, MBSR) durch,

das seither in vielen Gesundheitszentren in den USA eingesetzt wird und zu dem auch

mittlerweile viele Studien im Hinblick auf die Wirksamkeit bei verschiedenen

Page 50: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

50

Erkrankungen vorliegen39. MBSR Programme werden auch erfolgreich in Gefängnissen

eingesetzt, darauf wird im Kapitel 6.2.1 näher eingegangen.

1984 erschien erstmals ein Herausgeberwerk, das die wichtigsten bis dato erschienen

Befunde zusammenstellte und kommentierte (Shapiro & Walsh, 1984). Im Verlag der

Universität Oxford wurde 1987 das erste Lehrbuch zur Psychologie der Meditation

herausgegeben. Im Jahre 1995 veröffentlichte Klaus Engel in Deutschland eine

Monographie über die Geschichte, Theorien und Ergebnisse der Meditationsforschung.

Ab dem Jahr 2000 stieg die Zahl wissenschaftlichen Publikationen zur

Meditationsforschung rasant an. Mögliche Gründe dafür sind eine weite Akzeptanz und

Verbreitung der Meditation als mentales Training und als Technik der Selbstregulation

sowie eine starke Verbreitung psychotherapeutischer Verfahren, die wesentlich mit

Achtsamkeitsübungen arbeiten. Ab dem Jahr 2005 lässt sich auch für die

neurowissenschaftliche Meditationsforschung eine gesteigerte Publikationsdichte

feststellen, sie beschäftigt sich mit der Art und Weise, wie Meditation ihre positive

Wirkung auf den Meditierenden ausübt. Einen wesentlichen Beitrag zu einer breiten

Akzeptanz von Meditationstechniken lieferten die sogenannten bildgebenden Verfahren,

wie das MRT (Magnetresonanztomographie), die gemeinsam mit dem

Elektroenzephalogramm (EEG) die beiden am häufigsten angewendeten Messverfahren

sind. Durch sie wurde es ermöglicht, objektive Veränderungen im Gehirn durch Meditation

aufzuzeichnen (Ott 2010). Festzuhalten ist, dass durch das EEG eine gesteigerte

Aufmerksamkeit, eine Zunahme positiver Affekte und eine Verschiebung der EEG-

Aktivität zugunsten der linken Hirnhälfte (was wiederum gleichzusetzen ist mit einer

39 Es handelt sich hierbei um ein standardisiertes Programm, das sich über acht Wochen mit einer einmaligen

Sitzung pro Woche erstreckt. Die Einheiten beinhalten Körperübungen aus dem Yoga, Achtsamkeitsmeditation, Kurzvorträge zu Themen wie z.B. Stress, einen Tag der Achtsamkeit in der sechsten Woche und Übungen zum achtsamen Verhalten in der Gruppe. Ursprünglich wurde MBSR bei chronischen Schmerzpatienten eingesetzt, bei denen herkömmliche Behandlungen keinen Erfolg zeigten. Das Ziel von MBSR war ein veränderter Umgang mit den Beschwerden. Es sollte eine akzeptierende, nicht eine wertende Haltung erreicht werden. Dabei geht es wesentlich um eine Reduktion von Stress, der sich wiederum negativ auf die Krankheit auswirken kann. Durch die Stressreduktion kommt es zu einer psychischen Entlastung. Die Teilnehmer werden angehalten Ihre Selbstheilungskräfte zu aktivieren, die Selbstverantwortung wird hervorgehoben und das Selbstwertgefühl wird gesteigert. Dies soll negativen Bewertungen und dem Gefühl des Ausgeliefertseins entgegenwirken. Ermutigt durch die guten Erfolge bei den Schmerzpatienten verwendete Kabat-Zinn MBSR auch bei Patienten mit Hauterkrankungen. Heute wird MBSR unter anderem auch bei der unterstützenden Behandlung von Diabetes, Herzkrankheiten, Fettleibigkeit und AIDS angewendet. Für bestimmte Zielgruppen wurden spezielle MBSR-Programme entwickelt, z.B. für Patienten mit Essstörungen oder für Studierende, bei denen besonders Probleme beim Lernen sowie Prüfungsängste thematisiert werden (Ott 2010).

Page 51: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

51

gesteigerten positiven Gefühlslage), was sich auch stärkend auf das Immunsystem

auswirkt, objektiv messbar sind.

Neurophysiologisch gesehen wirken die Meditationen aus dem Kundalini Yoga auf

Frontal- oder Stirnlappen. Dieser Teil des Gehirns steuert die kognitiven Prozesse und

sorgt für die Ausführung situationsgerechter Handlungen. Der Frontallappen wird auch als

Sitz der Persönlichkeit beschrieben (Reiche 2012).

Bei erfahrenen Meditierenden lässt sich (Hölzel et al., 2007) eine stärkere Aktivierung des

anterioren cingulären Cortex, der für die Aufmerksamkeit und das Ausblenden von

Störreizen zuständig ist, zeigen. (Ott 2010, Abb. S. 183). Auf dem Weg zur Frage nach

transzendentalen Erfahrungen beim Meditieren ist zuerst das „Selbst“ zu definieren.

Bereits jetzt wird versucht, „neuronale Korrelate für das Selbst zu identifizieren“ (Ott

2010, S.185). Bisher lässt sich sagen, dass nicht bloß ein bestimmtes Hirnareal zuständig

für unser Selbstbewusstsein ist, sondern dass vielerlei Faktoren unser komplexes „Selbst“

beeinflussen. Je mehr die Forschung darüber in Erfahrung bringen kann, umso genauer

können Messungen während der Meditation die auftretenden Veränderungen aufzeigen.

5.7.4 Mantras

Die Silbe „man“ bedeutet Geist und „tra“ steht für Projektion und richtungsgebend.

Mantra lässt sich als Wörter oder Serien von Klängen, die den Geist ausrichten und das

Bewusstsein erheben sollen, beschreiben. Nach yogischem Verständnis und mittlerweile

durch die Quantenphysik bestätigt, haben Klang, Licht, Energie, alle Dinge im Universum

und natürlich auch wir Menschen eine bestimmte Schwingung. Durch die Kraft eines

Mantra und der dem Klang innewohnende Vibration wird eine Schwingung erzeugt. Die

menschlichen Zellen und das gesamte Umfeld reagieren auf den Einfluss dieser

Schwingungen. Wenn man Mantras spricht oder singt, kommt es zu einer Vereinigung des

Klanges und des individuellen Bewusstseins mit dem Universalbewusstsein. Die beiden

Sprachen Sanskrit40 und Punjabi (Gurmukhi)41 sind auf dieses Prinzip aufgebaut und

40 Sanskrit ist eine indogermanische Sprache, die Sprache der altindischen Literatur, Philosophie und Religion. Veden, Brahmanas, Upanischaden sind Texte hinduistische Schriften der Offenbarung (Shruti), Bhagavad Gita, Ramayana Schriften der traditierten Überlieferung (Smriti) in Sanskrit. Viele moderne indische Sprachen bedienen sich des Devanagari wie Hindi, Nepali, Marathi, Sindhi. Viele asiatische Sprachen verwenden Sanskrit-Wörter als Fachtermini vergleichbar dem Latein oder Altgriechischen in den europäischen Sprachen. Die Entstehung des Sanskrit wird auf das 2. Jahrtausend vor Christus datiert. Siehe: http://www.sanskrit.org/www/Sanskrit/sanskrit.htm, http://www.omniglot.com/writing/sanskrit.htm, Zugriff am 12.5.2013.

Page 52: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

52

bedienen sich dieser Klängen „höheren Niveaus“ (Reiche & Völpel 2005, Gessler 2009,

Reiche 2012).

Jedes Mantra hat eine positive Bedeutung und eine aufbauende und unterstützende

Wirkung. Mantras wirken geistig entspannend und erhöhen das Bewusstsein. Sie helfen,

die Gedankenprozesse ruhiger werden zu lassen. Es gibt viele verschiedene Arten von

Mantras und Mantra-Meditationen. Eine Aufzählung würde den Rahmen dieser Arbeit

sprengen. Mantras können im Sprechgesang, gesungen, geflüstert oder im Geist

gesprochen werden. Sie können mit Atemtechniken verknüpft werden, beispielsweise beim

Ein- und Ausatmen gesprochen werden. Sie können auch mit Konzentrations- und

Visualisierungsübungen verbunden angewendet werden (Reiche & Völpel 2005

Nathschläger 2009, Gessler 2009).

In den USA erlangte die Benson-Methode einige Bekanntheit. Benson ersetzte das Wort

OM durch ONE, um jeglichen religiösen Zusammenhang zu eliminieren. Es zeigte sich,

dass sich nach einer bestimmten Zeit der Meditation bei jeder Ausatmung eine tiefe

Entspannung einstellte (Ott 2010).

5.7.5 Mudras

Der Begriff Mudra (Sanskrit) bedeutet Siegel. Die Silbe „mud“ bedeutet Freude und „ra“

auslösen. Vielen Energiebahnen laufen durch Finger und Hände und finden dort ihre

Anfangs- und Endpunkte. In Indien werden diese Energiebahnen, wie bereits erläutert,

Nadis genannt, in der chinesischen und japanischen Medizin sind sie als Meridiane

bekannt. Beim Halten dieser bestimmten Druckpunkte werden die Energiebahnen aktiviert

und klare Botschaften an das energetische Körpersystem gesendet. Das Prinzip gleicht dem

der Fußreflexzonenmassage. Wie auch in den Füßen „spiegelt“ sich der gesamte Körper in

den Händen, dadurch kann die sanfte Stimulation dieser Punkte den ganzen Organismus

beeinflussen. In vielen Kulturkreisen werden Mudras zu Heilungszwecken eingesetzt

(Hirschi 2002).

Das bekannteste Mudra ist das Jnana Mudra, bei dem sich Daumen und die Spitze des

Zeigefingers berühren. Diese Fingerstellung wirkt auf Nervensystem und Gehirn und

fördert die Konzentration und die innere Sammlung. Dieses Mudra findet sich häufig bei

Darstellungen von Buddha. Im Kundalini Yoga wird diese Position Gyan Mudra genannt. 41 Gurmukhi ist die geschriebene Form des Punjabi. Siehe http://www.sikhs.org/gurmukhi.htm, Zugriff am 12.5.2013

Page 53: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

53

Neben den direkten körperlichen Wirkungen werden den Fingerpositionen auch

energetische Wirkungen zugeschrieben (Hirschi 2002, Reiche & Völpel 2005).

Ein Vorteil dieser Technik ist die einfache (und kostenfreie) und überall durchführbare

Umsetzung. Zudem können andere Techniken und Übungen sehr gut mit Mudras

kombiniert und deren Wirkung unterstützt werden. Ein Beispiel dafür ist die Anwendung

von Mudras beim Rezitieren von Mantren, bei Atemübungen, während Meditationen oder

beim Liegen in der Anfangs- oder Endentspannung (Hirschi 2002).

5.7.6 Bhandas

Der Begriff Bhanda bedeutet halten und sperren. Bhandas werden während oder nach

Yogaübungen eingesetzt um die Muskulatur zu kräftigen, die Konzentration auf einen

bestimmten Punkt zu lenken und die einströmende Energie (Prana) und die ausscheidende

Energie (Apana) zu steuern. Dies geschieht durch die Kontraktion von bestimmten

Muskeln. Oft werden die Bhandas atemabhängig eingesetzt, beispielsweise beim Ein-

Ausatmen oder beim Luft anhalten. Eine sehr häufig angewandte Bandha ist das

„Mulbandh“, die sogenannte Wurzelschleuse. Dabei werden der Schließmuskel des Anus,

die Muskel um den Bereich der Geschlechtsorgane und zuletzt die Bauchmuskulatur

angespannt. Sie wird oft gemeinsam mit der Nackenschleuse (Jalandhara Bandha)

eingesetzt und mit Atemübungen oder Meditation kombiniert. Bei der Nackenschleuse

wird das Kinn Richtung Hals gezogen und die Halswirbelsäule dadurch gestreckt.

Schlüsselfunktion ist dabei das Aufeinandertreffen von Prana und Apana im

Nabelzentrum. Durch das Vermischen der beiden Energien entsteht eine „innere Hitze“

und der zentrale Energiehauptkanal („Sushmuna“) öffnet sich, sodass die Energie besser

fließen kann. Auf physischer Ebene wirken die Körperschleusen auf den Blutkreislauflauf,

stimulieren den Fluss der Rückenmarksflüssigkeit und üben einen Druck auf die Nerven

aus. Dadurch können Blockaden, die den freien Energiefluss im physischen und im

feinstofflichen Körper behindern, gelöst werden und ein Gleichgewicht im Körper

hergestellt wird (Gessler 2009, Desikachar 2009, Nathschläger 2009).

Page 54: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

54

Page 55: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

55

6 Wissenschaftliche Studien zur Wirkungsweise von Yoga

Im wissenschaftlichen Diskurs findet man eine beachtliche Anzahl von Hinweisen auf

gesundheitsförderliche Wirkung bestimmter Yogatechniken, sowohl was die physische als

auch die psychische Gesundheit betrifft (vgl. Ross & Thomas, 2010; Büssing, Michalsen,

Khalsa, Telles & Sherman, 2012 sowie Ward, Stebbings, Cherkin & Baxter, 2013 für einen

Überblick).

Eine wichtige Rolle scheint dabei die Herabsetzung der Aktivierung der Hypothalamus–

Hypophysen–Achse und des sympathischen Nervensystems zu spielen. Diese beiden

Systeme werden als Antwort auf psychische oder physiologische Stressoren aktiviert, was

eine Vielzahl von physiologischen, verhaltensmäßigen und psychologischen

Auswirkungen nach sich zieht. Vermittelt werden die Effekte hauptsächlich durch den

Ausstoß von Cortisol und Katecholaminen. In der Folge wird Energie mobilisiert, um die

Stressoren über das klassische „fight-or-flight“-Syndrom zu bekämpfen. Wenn die

Hypothalamus–Hypophysen–Achse sowie das sympathische Nervensystem jedoch durch

längerfristige wiederholte Aktivierung in permanente Alarmbereitschaft versetzt werden,

kann das dauerhaft zu Erkrankungen wie Fettleibigkeit, Diabetes,

Autoimmunerkrankungen, Depressionen und kardiovaskulären Erkrankungen führen

(Sterling, 2004 und McEwen, 2000; zit. n. Ross & Thomas, 2010, S.3). Es gibt Studien, die

zeigen, dass Yoga den Cortisolanteil im Speichel senkt (West, Otte, Geher, Johnson &

Mohr, 2004 sowie Michalsen et al., 2005) den Blutzuckerspiegel vermindert (Khatri,

Mathur & Gahlot, 2007; Gokal, Shillito & Maharaj, 2007), die Herzrate und den

systolischen sowie diastolischen Blutdruck senkt (Selvamurthy et al., 1998; Damodaran et

al., 2002; McCaffrey, Rukuni, Hatthakit & Kasetsomboon, 2005) sowie den Plasma-

Chymosingehalt und das Noradrenalin- und Adrenalinniveau im Urin im Verlauf von 24

Stunden vermindert (Selvamurthy et al., 1998). Yoga scheint die negativen Folgen von

Stress auf das Immunsystem umzukehren, indem es das Niveau des Immunglobulins A

erhöht (Stück, Meyer, Rigotti, Bauer & Sack, 2003) sowie auch das der natürlichen

Killerzellen (Rao et al., 2008). Yoga senkt nachweislich Entzündungsparameter wie das

hochempfindliche C-reaktive Protein und entzündungsregulierende Zytokine wie

Interleukin-6 (Pullen et al., 2008). Diese Studien legen einen sofortigen beruhigenden

Effekt von Yoga auf die sympathische Nervensystem-/Hypothalamus-Hypophysen-Achse

nahe. Zudem zeigt Yoga unmittelbare Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden:

Page 56: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

56

ein geringeres Ausmaß an Ängsten (West et al., 2004; Michalsen et al., 2005) und ein

höheres Maß an sozialen, emotionalen und spirituellem Wohlbefinden (Moadel et al.,

2007).

Eine Metastudie von Ross und Thomas (2010), welche die Auswirkungen von Yoga mit

denen von Turnübungen in 10 ausgewählten Vergleichsstudien untersuchte, weist darauf

hin, dass sowohl in kranken als auch in gesunden Populationen Yoga gleich gute oder

bessere Effekte auf gesundheitsbezogene Parameter erzielte, beispielsweise auf die

Herzfrequenzvariabilität, den Blutzucker, auf Blutfette und das Cortisolniveau im Speichel.

Zudem verbesserte Yoga die subjektive Einschätzung bei Erschöpfungserscheinungen, von

Schmerzen und der Schlafqualität in kranken und gesunden Populationen.

Im Folgenden gehe ich auf ausgewählte Befunde, welche die Wirkung von Yoga auf

Rücken- und Nackenschmerzen, die sowohl in der Gesamtbevölkerung (Biffl et al. 2012)

als auch in meiner Zielgruppe (Schwarz & Stöver 2010, Bögemann 2003, Schaarschmidt

2008) eine große Rolle spielen, ein.

Die Forschungslage weist darauf hin, dass Yoga Rückenschmerzen lindern und

funktionelle Behinderungen reduzieren kann (Sawyer, Martinez & Warren, 2011). Eine

Vielzahl von Studien bestätigt die Wirksamkeit von Yoga bei chronischen

Rückenschmerzen (Posadzki & Ernst, 2011; Sherman et al., 2011; Sherman et al., 2005;

Tilbrook et al., 2011; Williams et al., 2009; alle zit. n. Michalsen et al., 2012). In einer

Metaanalyse untersuchten Cramer, Lauche, Haller und Dobos (2013) zehn randomisierte,

kontrollierte Studien, in denen PatientenInnen mit Kreuzschmerzen untersucht wurden,

indem sie entweder an Yoga oder an einer Kontrollgruppe teilnahmen. Die AutorenInnen

fanden starke Hinweise für die kurzzeitige Wirksamkeit von Yoga auf den Schmerz und

mittlere Hinweise für langzeitige Verbesserungen bei chronischen Kreuzschmerzen.

Sawyer et al. (2012) kamen zu vergleichbaren Ergebnissen in ihrer Metaanalyse von sieben

ausgewählten Studien über die Wirkung von Yoga auf chronische Rückenschmerzen und

Funktionalität des Bewegungsapparates. Insgesamt gibt es also eine starke

wissenschaftliche Befundlage dafür, Yoga als therapeutische Intervention bei chronischen

Rückenschmerzen einzusetzen.

In einer Studie von Michalsen et al. (2012), welche in einer deutschen Klinik unter der

Beteiligung der Universität Salzburg durchgeführt wurde, wurde die Effektivität von

Page 57: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

57

Iyengar Yoga42 bei Nackenschmerzen evaluiert, wobei ein randomisiertes, klinisches

Untersuchungsdesign angewandt wurde. 77 PatientenInnen mit chronischen

Nackenschmerzen wurden randomisiert und entweder einem neunwöchigen Iyengar Yoga

Programm oder einem Gymnastik-Übungs-Programm für selbstangeleitete Übungen nach

einem Manual zugeteilt. Die TeilnehmerInnen wurden vor Beginn des Programms, nach

vier und nach zehn Wochen untersucht. Der Hauptmesswert war die Veränderung des

Mittelwertes des Schmerzes im Ruhezustand (pain at rest, VAS43) vom Zeitpunkt vor der

Behandlung bis zum Messzeitpunkt zehn Wochen nach der Intervention. Außerdem

wurden noch der Schmerz während Bewegung, funktionelle Behinderung, Lebensqualität

und psychologische Indikatoren wie z.B. der Stimmungszustand erhoben. Der Mittelwert

des Schmerzes sowohl im Ruhezustand als auch in Bewegung senkte sich in der Yoga

Gruppe signifikant mehr als in der selbst angeleiteten Gymnastik Gruppe. Auch im Bereich

der Schmerz bezogenen Sorge (pain-related apprehension), der Behinderung,

Lebensqualität und den psychologischen Indikatoren wurden in der Yoga Gruppe bessere

Werte erzielt. Die AutorenInnen der Studie legen nahe, dass Yoga ein effektives Mittel zur

Verbesserung der Symptomatik chronischer Nackenschmerzen ist, welches zudem positive

Auswirkungen auf die Lebensqualität und das psychische Wohlbefinden zu haben scheint.

6.1 Yoga am Arbeitsplatz

Der Fokus auf die Wirkung von Yoga am Arbeitsplatz erscheint mir im Zuge meiner

Forschungsarbeit besonders relevant, da auch der von mir durchgeführte Yoga Kurs am

Dienstort der Zielgruppe stattfand. Die im Folgenden beschriebenen aktuellen Studien

befassen sich mit der Wirksamkeit von Yoga auf die Gesundheit der ArbeitnehmerInnen,

nicht jedoch auf die Auswirkung von Yogainterventionen auf Fehlzeiten und

Krankenstände. Diesbezüglich besteht noch Forschungsbedarf.

6.1.1 Wissenschaftliche Studien zu Yoga am Arbeitsplatz

Mit der Wirkung von Yoga am Arbeitsplatz haben sich u.a. Hartfield et al. (2012)

beschäftigt, die Personen einer lokalen britischen Regierungsdienststelle rekrutierten und

randomisiert entweder einer Yogagruppe (n= 37) oder einer Kontrollgruppe, in der keine 42 Die Yogahaltungen werden beim Iyengar-Yoga in kleine Schritte aufgeschlüsselt und so den

Möglichkeiten des Einzelnen angepasst. Siehe: http://www.bksiyengar.com/, http://www.iyengaryoga.at/index.php?site=hatha Zugriff am 12.5.2013

43 VAS= visuelle Schmerzskala Siehe: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/acr.20543/pdf Zugriff 12.5.2013

Page 58: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

58

Intervention stattfand (n=37), zuordneten. Die Yogagruppe erhielt wöchentlich 50 Minuten

Dru-Yoga44 während acht Wochen sowie eine 20-minütige DVD für Übungen zuhause.

Die Yogaübungen wurden während der Mittagspause und nach der Arbeit angeboten. Es

wurden Messungen zu Beginn und am Ende des Programms für beide Gruppen

durchgeführt, indem Selbstaussagen zu Stress, Rückenschmerzen und dem

psychologischen Wohlbefinden erfasst wurden. Dazu wurden die Perceived Stress Scale,

die Roland Morris Disability Scale und the Positive and Negative Affect Scale vorgegeben.

Varianzanalyse und lineare Regressionen zeigten, dass die TeilnehmerInnen der

Yogagruppe über signifikante Verringerungen des wahrgenommenen Stresses und der

Rückenschmerzen und eine grundsätzliche Verbesserung des psychischen Wohlbefindens

im Vergleich zur Kontrollgruppe berichten konnten. Sie fühlten sich selbstsicherer,

aufmerksamer und gelassener. Die TeilnehmerInnen der Yoga Gruppe gaben geringere

Werte für Rückenschmerzen, Stress, Traurigkeit und Feindseligkeit an als die

Kontrollgruppe. Einschränkungen der Studie sind eine relativ kleine Stichprobengröße

(n=74), die Tatsache, dass davon lediglich 10% Männer waren sowie, dass Hawthorne-

Effekte45 und Placebo-Effekte für die Studie nicht ausgeschlossen werden können. Auch

wenn größere randomisierte Versuchsanordnungen notwendig sind, um diese Ergebnisse

zu untermauern, gibt diese Studie Hinweise darauf, dass eine Yoga-Intervention am

Arbeitsplatz den wahrgenommenen Stress verringern kann, Rückenschmerzen mildern und

die Lebensqualität durch höheres psychisches Wohlbefinden steigern kann.

Eine weitere Studie, welche die Auswirkungen von Yoga am Arbeitsplatz untersucht,

führten Melville et al. (2012) in Australien durch. Dabei nahmen 20 Versuchspersonen im

Abstand von jeweils 24 Stunden an drei Versuchsbedingungen teil: 15 Minuten Yoga, 15

Minuten geführte Meditation und eine Kontrollbedingung, in der keine Intervention

stattfand und die normalen Arbeitstätigkeiten fortgeführt wurden. Alle drei Bedingungen

wurden in einem typischen „Büro Setting“ im Sitzen durchgeführt. Das Ziel der Studie war

es, den Effekt von Yogapositionen im Vergleich zu geführter Meditation zu untersuchen.

Dafür wurden physiologische und psychische Stress-Marker vor und nach der

Durchführung der Versuchsbedingung erhoben. Im Detail waren dies Selbsteinschätzungen

zum wahrgenommenen Stress auf einer visuellen Skala, systolischer und diastolischer

44 Dru Yoga ist eine Yogaform, bei der alle Bewegungen fließend ausgeführt werden. Siehe:

http://www.druworldwide.com/yoga/what_is_dru_yoga Zugriff am 12.5.2013 45 Annahme, dass die freundliche Arbeitsatmosphäre, die von VersuchsleiterInnen erzeugt wird, die Ursache

für beobachtete Leistungsverbesserungen ist (Kirchler, 2005, S. 62f).

Page 59: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

59

Blutdruck; Herzrate, Atemrate, Zeit und Häufigkeit der Herzratenvariabilität wurden

kontinuierlich gemessen. Sowohl die Yoga- als auch die Meditationsbedingung zeigten in

der Selbsteinschätzung der teilnehmenden Personen einen geringeren wahrgenommenen

Stress als in der Kontrollbedingung. Dieser Effekt hielt auch noch bis zu einem 15 Minuten

nach der Intervention liegenden Messzeitpunkt an. Die physiologischen Ergebnisse

spiegelten den Entspannungseffekt während Yoga und Meditation ebenfalls wider. In

beiden Interventionsbedingungen senkte sich die Atemrate im Vergleich zur

Kontrollbedingung. Studien weisen darauf hin, dass tiefes Atmen eine deutliche Wirkung

auf die Barorezeptorensensibilität der arteriellen Gefäßwände ausübt und den Blutdruck

senkt (Joseph et al., 2005; Schein et al., 2001). Insgesamt führte die Yogabedingung zu

einer größeren Anzahl an physiologischen Verbesserungen als die Meditationsbedingung,

ablesbar z.B. in der spezifischen Zusammensetzung der Zeit und Häufigkeitsphasen der

Herzfrequenzvariabilität, derart, dass dies eine Entspannungsreaktion erleichterte. Auch

die Atemrate blieb in der Yogabedingung über eine längere Zeit niedriger als in der

Meditationsbedingung. Einschränkend bleibt anzumerken, dass die Versuchspersonen

nicht geübt in der Meditation waren und eine Ablenkung von einer Vertiefung ihres Atems

im Laufe der 15-Minuten-Periode durch einen Abfall der Konzentration denkbar ist,

wohingegen die Yogapositionen zumeist ohnehin - intrinsisch - ein tieferes Atmen fördern.

Die Einschränkung, dass in der durchschnittlichen Bevölkerung wenig Erfahrung mit

Meditation vorausgesetzt werden kann, findet sich wohl auch in der österreichischen

Population wieder, womit Yoga dann im Vergleich zu Meditation ein einfacheres Mittel

zur Verbesserung des physischen und psychischen Wohlbefindens sein könnte. Das

eigentlich Bemerkenswerte an dieser Studie, die wegen der kleinen Stichprobe zwar

Schwächen in der Generalisierbarkeit der Ergebnisse aufweist, ist jedoch der Hinweis, dass

bereits eine 15-minütige Yoga-Intervention am Arbeitsplatz im Sitzen, somit also mit

geringstem zeitlichen und räumlichen Aufwand, einige physiologische und psychische

Begleiterscheinungen von Stress verringern kann. Zumindest teilweise könnten diese

Verbesserungen auf eine verlangsamte Atemrate zurückzuführen sein, was jedoch noch

weiter erforscht werden muss.

Page 60: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

60

6.2 Yoga im Gefängnis

In vielen Ländern wird Yoga im Gefängnis für InsassInnen und MitarbeiterInnen

angeboten. Das Prison-Ashram Project46 in den USA wurde bereits 1973 von der Human

Kindness Foundation gegründet und arbeitet weltweit. Eine ihrer Tochterorganisationen ist

The Prison Phoenix Trust47, eine Wohltätigkeitsorganisation, die 1988 in England

gegründet wurde. Die Organisation arbeitet überkonfessionell und bietet Yoga- und

Meditationskurse für Inhaftierte und das Gefängnispersonal in den Gefängnissen in

England und in Irland an. Es werden auch kostenlose Bücher und CDs zur Verfügung

gestellt.

Das Prison Phoenix Trust (PPT) schult und unterstützt Yoga LehrerInnen für die Arbeit im

Gefängnis. Aktuell gibt es 163 laufende Kurse in 93 Gefängnissen, von denen 25 für das

Personal durchgeführt werden. 2012 wurde von der Universität Oxford eine quantitative

Evaluierung des Programms durchgeführt, auf die im Kapitel 6.2.1 eingegangen wird.

1997 wurde in den USA die Non-Profit-Organisation Insight Prison Project48gegründet,

die ihren Schwerpunkt auf den Resozialisierungsprozess und integrative Rehabilitation

setzt. Seit 2002 ist Yoga fixer Bestandteil des persönlichen Selbstentwicklung- und

Management Programms. Das Prison Yoga Project49, unter derselben Leitung wie das

Insight Prison Yoga, bietet ebenfalls eine spezielle Schulung für Yogalehrer im Gefängnis

und ist in 26 amerikanischen Gefängnissen tätig. Einen weiteren Schwerpunkt bildet seit

2003 die Arbeit mit straffällig gewordenen Jugendlichen.

Das Insight Prison Project wurde 2012 vom National Council on Crime and Delinquency50

evaluiert. Es wurden eine Reduktion von Stress und Angst, mehr Gelassenheit, bessere

Kontrolle über Emotionen und Aggression, bessere rationale Entscheidungsfähigkeit und

eine Reduktion von physischen Schmerzen festgestellt.

6.2.1 Wissenschaftliche Studien zu Yoga im Gefängnis

Die Wirkungsweise von Yoga im Gefängniskontext ist bis dato noch nicht sehr

umfangreich erforscht. Einige Studien berichten über die positive Wirkung von

46 Siehe: http://www.humankindness.org/prison-ashram-project/ Zugriff am 11.5.2013 47 Siehe: http://www.theppt.org.uk/ Zugriff am 11.5.2013 48 Siehe: http://www.insightprisonproject.org/yoga-training.html Zugriff am 11.5.2013 49 Siehe: http://www.prisonyoga.org/mission/background/ Zugriff am 11.5.2013 50 Siehe: http://www.nccdglobal.org/sites/default/files/publication_pdf/insight-prison-project.pdf Zugriff

11.5.2012

Page 61: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

61

Mindfulness-Meditation bei nordamerikanischen GefängnisinsassInnen (Verbesserungen

in den Bereichen Selbstwert, Stimmungsschwankungen und Feindseligkeit durch ein

achtwöchiges Meditations-Training: Samuelson, Carmody, Kabatt-Zinn & Bratt, 2007;

verringerter Drogenkonsum und weniger psychiatrische Symptome bei Ex-Häftlingen,

wenn diese an einem Vipassana-Meditations-Training teilnahmen: Bowen et al., 2006).

Mindfulness-Training und Meditation sind auch ein Bestandteil vieler Yoga-Praktiken,

weshalb die Erkenntnisse aus den erwähnten Studien, auch wenn sie keine direkte Yoga-

Intervention beinhalten, dennoch interessant für eine Abgrenzung der Forschungslage zu

Yoga im Gefängniskontext erscheinen.

Eine weitere Studie untersuchte die Wirkung eines zwölfwöchigen, zweimal die Woche

stattfindenden Yoga-Unterrichts in einem US-amerikanischen Gefängnis auf die

psychische Gesundheit der teilnehmenden weiblichen Häftlinge (Harner, Hanlon &

Garfinkel, 2010) und konnte über eine Verbesserung depressiver, angststörungsbezogener

Symptome und des wahrgenommenen Stresses am Ende der Intervention berichten.

Über einen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit der Teilnahme von

nordamerikanischen Häftlingen an einem wöchentlichen Yogakurs und einer neuerlichen

Freiheitsstrafe nach der Entlassung berichteten Landau & Gross (2008). Es wurden

signifikant weniger Ex-Häftlinge zu einer neuerlichen Freiheitsstrafe verurteilt, wenn sie

im Gefängnis häufiger als viermal an einem Yogakurs teilnahmen, im Vergleich zu denen,

die nur einmal an dem Kurs teilnahmen.

Ein Forschungsbericht der University of Oxford (Farias & Bilderbeck, 2012) berichtet über

die vielseitigen positiven Auswirkungen von Yoga und Meditation auf britische

GefängnisinsassInnen. Die Abteilung für experimentelle Psychologie führte im Jahr 2012

eine quantitative Evaluierung des Prison Phoenix Trust – Programms durch, welches seit

1988 Yoga und Meditation in britischen Gefängnissen anbietet. Gefängnisinsassen aus

sieben Gefängnissen wurden randomisiert zu einer von zwei Gruppen zugeteilt: der „Yoga

Gruppe“, welche einen 10-wöchigen Yogakurs erhielt (eine Einheit pro Woche), oder der

Kontrollgruppe, welche keine Intervention erhielt, aber genauso die Fragebögen und

Computertests durchführte. Demnach litten die Gefängnisinsassen aus der „Yoga Gruppe“,

weniger an Stress, psychischem Unwohlsein, wiesen bessere Stimmung und Konzentration

sowie bessere Entscheidungsfindung und eine höhere Fähigkeit zur Impulskontrolle auf.

Farias & Bilderbeck (2012) argumentieren, dass diese Fähigkeiten es eher nahelegen, dass

Häftlinge Ausbildungen und Beschäftigungen genießen und dabei bleiben, sowohl im

Gefängnis als auch nach der Entlassung. Sie weisen weiters darauf hin, dass durch diese

Page 62: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

62

Verbesserungen humanere Inhaftierungsbedingungen gewährleistet werden könnten sowie

ein verbessertes Verhältnis zwischen Insassen und Gefängnispersonal möglich werde.

Gefängnisinsassen, die besser gelaunt sind und weniger Stress und psychisches

Unwohlsein empfinden, würden weniger wahrscheinlich gewalttätig werden, was die

Sicherheit im Gefängnis verbessere und auch die Arbeitsbedingungen für das

Gefängnispersonal erleichtere.

Nun gibt es meines Wissens bisher keine Studien, welche spezifisch die Auswirkungen

von Yogaunterricht auf die gesundheitliche Situation des Gefängnispersonals untersuchen.

Wie der Forschungsbericht der Oxford University darstellt, dürfte bereits die Teilnahme

der Gefängnisinsassen an Yogastunden eine positive Auswirkung auf die

Arbeitsplatzanforderungen des Gefängnispersonals haben. Das Prison Phoenix Trust

Programm beinhaltet auch Yogakurse für die MitarbeiterInnen, die allerdings nicht mit

evaluiert wurden.

Ein Forschungsbericht, der im Zusammenhang mit der Arbeitsrealität von

Strafvollzugsbediensteten relevant erscheint, behandelt die Möglichkeit des Einsatzes von

Yoga, um die Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung51 zu lindern

(Emerson, Sharma, Chaudhry & Turner, 2009), weshalb ich im Folgenden näher darauf

eingehe.

Wie bereits in dieser Arbeit behandelt, ist Yoga eine Praxis, die bereits seit Tausenden von

Jahren dafür eingesetzt wird, um Geist und Körper zu beruhigen. Um sich nach einem

erlittenen Trauma zu erholen, ist es von grundlegender Wichtigkeit, Wege zu finden, die

nervöse Aktivierung auf ein ruhigeres Maß zu bringen und die eigenen Emotionen zu

regulieren (Emerson et al., 2009). Emersons Forschungsbericht betont die Stress senkende

Wirkung von Yoga, das auf das sympathische Nervensystem wirkt. Diese Kenntnisse

werden in den USA vom Trauma-Center-Yoga-Program genutzt, indem Personen, die eine

posttraumatische Belastungsstörung erlitten haben, Yoga-Klassen angeboten werden.

Dieses Programm arbeitet ausgehend von der Prämisse, dass die Erfahrung eines Traumas

den ganzen Organismus beeinträchtigt und somit auch den Körper, dessen Integrität häufig 51 Betroffene der posttraumatischen Belastungsstörung waren laut der internationalen Klassifikation

psychischer Störung, ICD-10, Kapitel V, kurz oder lang anhaltend einem belastendem Ereignis von außergewöhnlicher Bedrohung ausgesetzt und leiden meist unter anhaltenden Erinnerungen an das traumatische Erlebnis, an Flashbacks oder Albträumen, was zu einem Vermeiden der Umstände führt, die der Belastung ähneln Meist geht diese Störung mit einer erhöhten psychischen Sensitivität und Erregung einher (z.B. Ein- und Durchschlafstörungen, erhöhte Schreckhaftigkeit, Hypervigilanz, Konzentrationsschwierigkeiten, Reizbarkeit und Wutausbrüche). Häufig sind zudem sozialer Rückzug, ein Gefühl von Betäubtsein und emotionaler Stumpfheit, Gleichgültigkeit gegenüber anderen Menschen, sowie eine Beeinträchtigung der Stimmung (Dilling, 2010).

Page 63: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

63

während des Traumas verletzt wurde und zu dem über die Yogaübungen wieder ein

positives Verhältnis hergestellt werden kann. Traditionelle Trauma-Therapie ist

üblicherweise gesprächszentriert und vernachlässigt oft die körperbezogene, viszerale

Dimension.

In einer anderen Pilotstudie wurde die Wirkung dieses Yogaprogramms auf die Symptome

der Posttraumatischen Belastungsstörung evaluiert, indem 16 traumatisierte Frauen

randomisiert entweder einer acht Sitzungen dauernden Yogaklasse oder einer dialektischen

Verhaltenstherapiegruppe zugeteilt wurden (Kessler et al., 1995). Fragebögen zur

Körperwahrnehmung, zur Stärke der Symptome der Posttraumatischen Belastungsstörung

sowie zur Affektlage wurden vorgegeben. Die Teilnehmerinnen der Yoga-Gruppe zeigten

eine Zunahme der positiven Gefühle und einen Anstieg in ihrer physischen Vitalität und

Abstimmung mit dem Körper. Die Symptome der Posttraumatischen Belastungsstörung

nahmen in höherem Ausmaß als in der Vergleichsgruppe sowohl in Bezug auf ihre

Häufigkeit als auch in Bezug auf die Stärke ab. Einschränkend muss die geringe

Stichprobengröße betont werden, die eine Generalisierbarkeit der Ergebnisse nicht erlaubt.

Doch weist diese Pilotstudie darauf hin, dass die Einbeziehung der körperlichen Ebene

mittels Yoga bei der Behandlung von traumatisierten Personen eine erfolgreiche Methode

zur Förderung des psychischen Gesundungsprozesses darstellt.

Page 64: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

64

Page 65: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

65

Empirischer Teil

7 Darstellung der Methoden

7.1 Feldzugang

7.1.1 Auswahl

Die Strafvollzugsakademie bietet mit ihrer bundesweiten Zuständigkeit für die Grundaus-

und Fortbildungen der insgesamt rund 3900 Strafvollzugsbediensteten Österreichs einen

strategisch günstigen Ort, um gesundheitsfördernde Maßnahmen wie Yoga im Setting

Strafvollzug zu implementieren und MultiplikatorInnen auszubilden.

7.1.2 Kontaktaufnahme

Die erste Kontaktaufnahme mit dem Leiter der Strafvollzugsakademie erfolgte telefonisch.

Anschließend stellte ich mein Vorhaben schriftlich per E Mail dar. Das Konzept wurde von

der Akademieleitung bei einer Teamsitzung vorgestellt und im Anschluss ein Termin für

ein gemeinsames persönliches Gespräch vereinbart.

7.1.3 Rahmenbedingungen

Der Rahmen für die Kursdurchführung wurde gemeinsam mit der Leitung der

Strafvollzugsakademie festgelegt. Als Ort wurde der Turnsaal in der Justizwachschule zur

Verfügung gestellt. Matten, Sitzbälle und Musikanlage wurden ebenfalls von der

Justizwachschule zur Verfügung bereitgestellt. Zur Motivation der TeilnehmerInnen wurde

eine Durchführung des Kurses innerhalb der Dienstzeit von der Leitung der

Strafvollzugsakademie ermöglicht. Um auch den im Schichtdienst arbeitenden

KursteilnehmerInnen eine regelmäßige Teilnahme am Kurs zu ermöglichen, wurden die

neunzigminütigen Yogaeinheiten zweimal wöchentlich durchgeführt. Als Kursbeginn

wurde der 7. Januar 2013 festgelegt. Die Yogaeinheiten fanden über einen Zeitraum von

acht Wochen jeweils montags und mittwochs von 14.30h- 16.00h statt und endeten mit 27.

Februar 2013.

Page 66: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

66

7.1.4 Beschreibung der TeilnehmerInnen

Insgesamt nahmen sieben MitarbeiterInnen der Strafvollzugsakademie, zwei Frauen und

fünf Männer, an der Yoga Intervention teil. Die ProbandInnen waren zum Zeitpunkt der

Intervention zwischen 34 und 58 Jahren alt, wobei fünf Personen über 50 Jahre alt waren.

Alle sieben Personen sind Vollzeitangestellte, vier haben Schichtdienst und drei haben

Nachtdienst. Zudem sind sie seit zwischen 15 und 40 Jahren in der Justiz tätig. Die

ProbandInnen wurden Im Rahmen der standardisierten Befragung mittels Fragebogen auch

nach persönlichen Belastungen gefragt, die das körperliche oder psychische Wohlbefinden

beeinträchtigen könnten: Probleme mit Finanzen, Wohnort, Arbeitsplatz, ernsthaften

Erkrankungen, Familie und Freunden, Partnerschaft oder wichtigen Lebenszielen. Vor der

Intervention lagen bei vier der sieben ProbandInnen gewisse persönliche Belastungen vor.

Nach der Intervention lagen nur bei drei der ProbandInnen persönliche Belastungen vor

(siehe Tabelle 3), wobei die genannten Belastungen jeweils fluktuierten, wie an Tabelle 4

zu sehen ist.

Tabelle 3: Belastete ProbandInnen

Belastung der ProbandInnen Vorher Nachher Belastet 4 3

Nicht belastet 3 4 N=7

Tabelle 4: Genannte persönliche Belastungen

Persönliche Belastungen Vorher Nachher Finanzielle Probleme 0 0

Wohnort 2 2 Arbeitsplatz 3 2

ernsthafte Erkrankung 1 1 Familie und Freunde 1 0

Partnerschaft 0 1 wichtige Lebensziele 0 1

N=7

7.2 Erhebungsmethoden

7.2.1 Vorgespräch

Alle geführten Gespräche fanden in den Räumlichkeiten der Strafvollzugsakademie statt.

Im Vorgespräch erhielten die ProbandInnen in Einzelgesprächen Informationen von mir zu

Page 67: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

67

meiner Person, den Ablauf des Interviews, Erklärungen zur Notwendigkeit der

Einwilligungserklärung und des bevorstehenden Yogakurses.

7.2.2 Einwilligungserklärung

Die Einwilligungserklärung wurde nach der Vorlage der Ethikkommission gestaltet52. An

erster Stelle wurde auf die Freiwilligkeit zur Teilnahme und zur Möglichkeit ohne Angabe

von Gründen die Teilnahme abbrechen zu können, hingewiesen. Im folgenden Text

wurden der Zweck und der Ablauf der Studie erklärt, weiters wurde auf die Aufnahme der

Interviews mittels Diktiergerät hingewiesen. Es wurde beschrieben, wie die gesammelten

Daten verwendet werden und darauf hingewiesen, dass den TeilnehmerInnen keine Kosten

entstehen. Für eventuelle Rückfragen war meine private Telefonnummer angegeben. Die

TeilnehmerInnen gaben Namen und Geburtsdatum an. Das Dokument wurde von den

ProbandInnen und von mir unterschrieben. Die KursteilnehmerInnen erhielten eines der

beiden Exemplare.

7.2.3 Interview

Im Anschluss wurde ein kurzes, Leitfaden gestütztes Interview durchgeführt, welches mit

einem Diktiergerät aufgezeichnet wurde. Beim Erstinterview vor Interventionsbeginn

wurden lediglich die Motivation zur Teilnahme, die Erwartungen an den Kurs, bisherige

Erfahrungen mit Körperarbeit, behandlungswürdige Erkrankungen und die Interesse an

dem Ergebnis erfragt. Im Anschluss wurde der Fragebogen ausgehändigt und unter

Aufsicht ausgefüllt.

7.2.4 Fragebögen

Der Fragebogen ist in vier Teile gegliedert. Im ersten Teil werden allgemeine

demographische Daten wie Name, Geburtsdatum, Geschlecht, höchste abgeschlossene

Ausbildung, Beruf, Beschäftigungsdauer, Ausmaß der Anstellung (Voll- und Teilzeit),

sowie Schicht- und Nachtdienst erfragt.

Der zweite Teil des Fragebogens ist eine an die Zielgruppe, das Setting und die

vorhandenen Zeitressourcen angepasste gekürzte Version des „Stress und Coping-

Inventar-SCI“ Fragebogen. Dieser wurde im Jahr 2012 von Dr. Lars Satow in Deutschland

entwickelt und hat das Ziel, die aktuellen Belastungen durch Stress, die dadurch 52 Siehe: http://ethikkommission.meduniwien.ac.at/service/patienteninformation/ Zugriff am 2.11.2012

Page 68: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

68

entstandenen körperlichen und psychischen Folgeerscheinungen (Stresssymptome) und

den Umgang mit Stress (Coping) zu messen53.

Itembeispiele zur Skala „Stress durch Unsicherheit/Belastung“ sind: „Belastung durch

finanzielle Probleme“, „In Bezug auf Arbeitsplatz“, „In Bezug auf die Familie oder

Freunde“. Beispiele zur Skala „Körperliche und psychische Stresssymptome“: „Ich schlafe

schlecht“, „Ich leide häufig unter Kopfschmerzen“, „Ich habe oft zu nichts mehr Lust“.

Itembeispiele zur Skala „Positives Denken“: „Wenn ich mich überfordert fühle, gibt es

Menschen, die mich wieder aufbauen“, „Ich sehe Stress und Druck als positive

Herausforderung an“, „Bei Stress und Druck entspanne ich mich abends mit einem Glas

Wein oder Bier“. Die Fragestellungen beziehen sich auf den Zeitraum der letzten vier

Wochen, da diese Zeitspanne auch beim im nächsten Abschnitt folgenden Fragebogen „SF

36“ verwendet wird. Der Fragebogen wurde statistisch ausgewertet.

Der dritte Teil des Fragebogens besteht aus einer gekürzten Version des „Fragebogen zum

Gesundheitszustand SF-36“54. Der SF-36 ist ein krankheitsübergreifendes Messinstrument

zur Erfassung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität von PatientInnen und beinhaltet

im Original acht Dimensionen, die sich konzeptuell in die Bereiche „körperliche

Gesundheit“ und „psychische Gesundheit“ einordnen lassen. Die an die ProbandInnen und

deren berufliches Umfeld angepasste Version wurde auf die folgenden dargestellten

Dimensionen gekürzt. Die Dimension „Allgemeine Gesundheitswahrnehmung“ beinhaltet

eine persönliche Beurteilung der Gesundheit. In der Dimension „Körperliche Schmerzen“

wird nach dem Vorhandensein und einer Einschätzung der Schweregrade der Schmerzen

gefragt. Die Dimension „Vitalität“ soll zeigen, ob sich die Person energiegeladen und

voller Schwung oder sich eher müde und erschöpft fühlt. In der Dimension „Soziale

Funktionsfähigkeit“ wird erfragt, ob und wie die körperliche Gesundheit oder emotionale

Probleme die normalen sozialen Aktivitäten beeinträchtigen. Die Dimension „Psychisches

Wohlbefinden“ beinhaltet Fragen zur allgemeinen psychischen Gesundheit einschließlich

Depression.

Der vierte und letzte Teil des Fragebogens besteht aus der Kurzversion (Originalversion)

des „Freiburger Fragebogen zur Achtsamkeit“55. Die Kurzform umfasst 14 Items und 53 Siehe: http://www.drsatow.de/tests/stress-und-coping-inventar.html Zugriff am 30.11.2012 54 Siehe: http://www.unifr.ch/ztd/HTS/inftest/WEBInformationssystem/de/4dek01/ee8e3ab0685e11d4ae5a0050043beb55/hb.htm Zugriff am 1.12.2012 55 Siehe: http://www.psyprasoft.de/FFA Zugriff am 1.12.2012

Page 69: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

69

beinhaltet Fragen zur Selbstwertschätzung und -akzeptanz, Geduld und Offenheit in Bezug

auf eigene Erfahrungen und die Mitmenschen, Gegenwärtigkeit und In-Kontakt-Sein mit

der Erfahrung und eignet sich bestens zur ökonomischen eindimensionalen Erfassung von

Achtsamkeit. Itembeispiele: „Ich bin offen für die Erfahrung des Augenblicks“, „Ich kann

mich selbst wertschätzen“, „Ich bin ungeduldig mit mir und meinen Mitmenschen“.

Für die Beantwortung der Forschungsfragen zu Stressreduktion, Verringerung von

Verspannungen und Förderung des psychischen und physischen Wohlbefindens relevante

Fragen wurden unter Berücksichtigung der geringen Fallzahl statistisch ausgewertet (siehe

auch Kapitel 7.3.5).

7.2.5 Durchführung des Yogakurses

Die jeweils neunzigminütigen Kurseinheiten wurden zweimal wöchentlich von 7.1.2013

bis 27.2.2013 im Turnsaal der Justizwachschule durchgeführt. Es wurde eine

Anwesenheitsliste geführt, die Inhalte der Einheiten inhaltlich dokumentiert und ein

Gedächtnisprotokoll über Aussagen der TeilnehmerInnen und Beobachtungen angelegt.

7.2.6 Kursinhalte

Die Yogastunden enthielten Elemente aus dem Hatha- und Kundalini Yoga (nach Yogi

Bhajan), der Rückenschule und dem Beckenbodentraining und wurden individuell an die

Bedürfnisse der TeilnehmerInnen angepasst. Die Körperübungen der einzelnen Einheiten

wurden graphisch dargestellt und befinden sich im Anhang der vorliegenden Arbeit. Der

Yogakurs enthielt Körper- und Atemübungen, Entspannungstechniken und Meditationen.

Die Musik unterstützten neunzigminütigen Einheiten beinhalteten jeweils:

1. ein gemeinsames Einstimmen mit dem Singen des Mantras „Om“ mit vor der Brust

gefalteten Händen

2. eine Anfangsentspannung im Liegen (Shavasana)

3. eine (oder mehrere) Atemübung(en) mit Schwerpunkt auf Entspannungsatmung

4. das Halten einer bestimmten Fingerstellung (Mudra)

5. Aufwärmübungen mit Schwerpunkt auf Rumpf stärkende Übungen

Page 70: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

70

6. einen flexiblen, nach den persönlichen Anliegen bzw. angegebenen körperlichen

Beschwerden der TeilnehmerInnen, gestalteten Übungsteil (Körperübungen,

Energieleitungsübungen und Meditationen)

7. Endentspannung im Liegen (Shavasana) oder Abschlussmeditation und

8. ein gemeinsames Ausstimmen mit dem Singen des Mantras “Om“

1. Der Begriff Mantra wurde bereits im Kaptitel 5.7.4 erläutert. Das Einstimmen mit einem

Mantra dient der Zentrierung des Geistes und unterstützt das „Ankommen“. Den

TeilnehmerInnen wurde freigestellt mitzusingen oder zuzuhören. Das Falten der Hände

harmonisiert die beiden energetisch verschiedenen Körperhälften. Die Position vor dem

Brustbein aktiviert zusätzlich das Herzchakra (Hirschi 2002).

2. Das entspannte Liegen in der Rückenlage wird im Yoga Shavasana (Sanskrit, übersetzt

Totenstellung) genannt und ist eine klassische Körperstellung für die Tiefenentspannung. Bei

der Anfangsentspannung wurden die TeilnehmerInnen verbal zur bewussten

Wahrnehmung bestimmter Körperteile angeleitet. Sowohl die Anleitung als auch die

Musik56 waren bei jeder Einheit gleich.

3. Als Entspannungsatmung werden jene Techniken bezeichnet, bei denen die Ausatmung

mindest doppelt so lange wie das Einatmen dauert. Durch die verlängerte Ausatmung wird

ein Impuls an das Nervensystem gesendet und der Parasympathikus aktiviert. Die im Kurs

verwendeten Atemtechniken und –übungen wurden im Kapitel 5.7.2 näher beschrieben

und erklärt.

4. Mudras, auch Fingeryoga genannt, sind bestimmte Hand- und Fingerstellungen, die von

vielen Kulturkreisen zu Heilungszwecken eingesetzt werden. Bei dieser Technik werden

bestimmte Druckpunkte und Meridiane aktiviert und klare Botschaften an das energetische

Körpersystem gesendet (Hirschi 2002, Reiche & Völpel 2005).

5. Unter Rumpf stärkenden Übungen versteht man Körperübungen, die zur Kräftigung der

Bauch- und Rückenmuskulatur verhelfen. Hier wurden zusätzlich zu den Yogastellungen

einfache Übungen aus der Physiotherapie und der Rückenschule eingesetzt. Einige

Übungen wurden regelmäßig in jeder Einheiten durchgeführt, zum einen aufgrund ihrer

Effektivität, zum anderen um den Merkeffekt zu steigern. Zu diesen Übungen zählt das

56 Karunesh: Heart Chakra Meditation

Page 71: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

71

“yogische Fahrradfahren“ (aus dem Kundalini Yoga). Dabei wird in der Rückenlage

abwechselnd ein Bein nach vorne, möglichst parallel zum Boden, weggestreckt, wobei die

Zehenspitzen zum Körper zeigen, die Ferse wegschiebt und der untere Rücken am Boden

bleibt. Die Arme liegen dabei entspannt neben dem Körper oder seitlich weggestreckt.

Eine weitere Übung, die regelmäßig durchgeführt wurde, ist die „halbe Schulterbrücke“,

eine bewährte Übung zur Mobilisation der Wirbelsäule, die sowohl in der Rückenschule

als auch im Yoga angewandt wird. Die halbe Schulterbrücke wird ebenfalls in der

Rückenlage ausgeführt, die Beine sind dabei angestellt und das Becken hebt und senkt sich

in sehr langsamen, achtsamen Atem unabhängigen Bewegungen. Neben der Selbstmassage

der Wirbelsäule wird hierbei auch das bewusste An- und Entspannen geübt, die

Wahrnehmung von Anspannungen im Körper geschärft und das bewusste Loslassen der

Spannungen, das Entspannen, geübt.

6. Im flexibel gestalteten Teil wurden entweder auf Wunsch der TeilnehmerInnen

bestimmte Schwerpunkte (beispielsweise auf die Schulter- und Nackenmuskulatur) gelegt,

Übungsreihen aus dem Kundalini Yoga, die spezielle Wirkungen auf bestimmte

Körperfunktionen und Emotionen haben, durchgeführt, zusätzliche Atemübungen

ausgeführt oder Meditationen (statisch und dynamisch) geübt. Dabei wurden die

Aufwärmübungen an den zu Beginn der Einheit besprochenen, flexibel gestalteten

Übungsteil entsprechend angepasst und somit ein in sich schlüssiger Übungsablauf

gewährleistet. Die Körperübungen wurden mit den zum Thema passenden

Fingerstellungen (Mudras) kombiniert und mit entsprechender Musik (entspannende oder

aktivierende Musik oder ausgewählte Mantras) unterstützt. Folgende Kundalini

Übungsreihen wurden im Rahmen des achtwöchigen Kurses durchgeführt: „Übungsreihe

zur Auflösung von Ängsten und Sorgen“ (Seitz 2010), „Kriya für die Wirbelsäule“(Gessler

2009), „“Exercise Set for Mind and Body Synchronization“, „Strengthening the Aura“,

„Übungen, die den Körper reinigen“57, „For the Tattwas, Pranic Rib Cage and Nervous

System“, „Work on the Psyche Through the Spine“ (Khalsa 2000) und „Brain Balance

Sequence-For IQ“58. Die „Kirtan Kriya“ (SA TA NA MA - Meditation) wurde als einzige

Kriya, auch wegen ihrer Beliebtheit, mehrfach geübt (Gessler 2009).

7. Endentspannung im Liegen (Shavasana, siehe Punkt 2). Bei der Abschlussentspannung

variierte die Musik und es gab keine verbale Anleitung. Nach dem Ausführen von 57 3H Organisation Deutschland e.V. Kopie ohne Jahresangabe 58 Yogi Bhajan´s Kundalini Yoga class-Women´s camp June 27,1984

Page 72: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

72

Kundalini Übungsreihen wurde die klassische Musik aus dem Kundalini Yoga zur

Endentspannung gewählt59.

8. Ausstimmen mit dem Singen des Mantras „Om“ mit gefalteten Händen vor der Brust.

7.2.7 Nachgespräch

Die Abschlussinterviews fanden Ende Februar 2013 in der letzten Woche des Yogakurses

in den Räumlichkeiten der Strafvollzugsakademie statt. Aus zeittechnischen Gründen

wurden bei diesem Termin die, bereits im Kapitel 7.2.4. dargestellten, standardisierten

Fragebögen, zum Teil schon während der Wartezeit zum Interview an die ProbandInnen

ausgehändigt und vor Ort ausgefüllt. Der Umfang und die Dauer des halbstrukturierten,

problemzentrierten Interviews unterschieden sich wesentlich von dem vor der Intervention

durchgeführten Interview im Dezember 2012.

7.3 Erläuterung zur Methodik

7.3.1 Vorgespräch

Da im verwendeten Fragebogen, der sich auf den Zeitraum der letzten vier Wochen

bezieht, bereits der aktuelle Gesundheitszustand, das Vorhandensein und der Umgang mit

Stress und das Bewusstsein der Achtsamkeit abgefragt werden, beschränkte ich mich vor

Kursbeginn auf die für mich wichtigsten Informationen (z.B. behandlungsbedürftige

Vorerkrankungen, siehe Kapitel 7.2.1). Dies geschah auch aufgrund der mangelnden

Zeitressourcen.

7.3.2 Interviewform

Bei der gewählten Interviewform handelt es sich um eine Adaption des problemzentrierten

Interviews nach Mayring (Mayring 2002). Es wurden keine vorgegebenen

Antwortkategorien erstellt. Da es sich bei der Endbefragung um sehr spezifische

Fragestellungen mit klar definierten Interessengebieten wie physische und psychische

Gesundheit, Körperwahrnehmung, Fähigkeit zur Entspannung, Umgang mit Stress,

persönliche Einschätzungen bezüglich eines Zustandekommens weiterführender Kurse am

59 „May the longtime sun shine upon you, all love surround you, and the pure light within you, guide your

way on.“ (Möge die immerwährende Sonne auf dich scheinen, Liebe dich leiten und das reine Licht deines Inneren dir stets den Weg weisen)

Page 73: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

73

Dienstort, Glauben an Interesse zur Kursteilnahme anderer Hierarchieebenen, etc.

handelte, wurde ein sehr detaillierter Leitfaden verwendet.

7.3.3 Auswertung der Interviews

Die Interviews wurden transkribiert und mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring

ausgewertet. Dazu wurde die Technik der zusammenfassenden Inhaltsanalyse angewendet.

Es wurden Tabellen in Bezug auf die Forschungsfragen strukturiert. Bedeutungsgleiche

Intervieweinheiten wurden reduziert und die Paraphrasen aus den Interviews in die

entsprechenden Kategorien eingefügt. Die Aussagen wurden mit Interview- und

Zitatnummer gekennzeichnet, im Anschluss reduziert und im Ergebnisteil beschrieben. Da

die Fragestellungen sehr spezifisch waren, konnten die Paraphrasen direkt, ohne den

Zwischenschritt der Generalisierung, reduziert werden. Die Resultate der standardisierten

Fragebögen und die Aufzeichnungen aus den Gedächtnisprotokollen fließen in die

Auswertung der Interviews ein.

7.3.4 Standardisierte Fragebögen

Die Fragebögen wurden aus Rücksichtnahme auf die mangelnden Zeitressourcen der

TeilnehmerInnen gekürzt. Es wurden relevante Eckdaten & Fragen aus drei verschiedenen

standardisierten und evaluierten Messinstrumenten zu Stress, Gesundheit und Achtsamkeit,

ausgewählt.

7.3.5 Auswertung der standardisierten Fragebögen

Evaluationen sollten idealerweise qualitativ und quantitativ erfolgen, so auch in dieser

Studie. Jedoch basiert die vorliegende Studie auf einer sehr kleinen Fallzahl (n=7).

weshalb die Ergebnisse der statistischen Auswertung nicht als aussagekräftig betrachtet

werden können und nicht in die Interpretation einfließen. Ausgewählte Ergebnisse der

Fragebögen, die die Fragestellungen der Arbeit hinsichtlich Stressreduktion, Verringerung

von Verspannungen und Förderung des psychischen und physischen Wohlbefindens

betreffen, werden dennoch der Vollständigkeit halber präsentiert.

Page 74: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

74

Page 75: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

75

8 Ergebnisse

Im folgenden Kapitel werden die Ergebnisse aus den qualitativen Interviews, den

Gedächtnisprotokollen und den standardisierten Fragebögen zusammengefasst und die

Forschungsfragen im Einzelnen beantwortet.60

Frage 1: „Gibt es Einstiegshürden?“

Ja, es gab Einstiegshürden, diese beziehen sich jedoch nicht auf die Strafvollzugsakademie

selbst, sondern auf das System Strafvollzug. Da die Einstiegshürden zur Entstehung dieser

Arbeit beigetragen haben und für spätere Forschungsarbeiten im Setting Strafvollzug

interessant sein können, möchte ich näher auf sie eingehen.

Mein primäres Vorhaben (in Bezug auf die Masterthesis) war es, den Yogakurs mit

InsassInnen durchzuführen und diese vor- und nachher zu befragen. Den Erstkontakt zur

Justiz ohne konkrete AnsprechpartnerIn aufzubauen, stellte den schwierigsten Teil dar und

schien am Anfang ein nahezu unüberwindbares Hindernis zu sein. Durch eine in den

Gefängnissen ehrenamtlich tätige Seelsorgerin erhielt ich allgemeine Informationen über

das System Gefängnis, die hierarchischen Strukturen, den Gefängnisalltag und die großen

täglichen Herausforderungen für alle in dieser Institution lebenden und arbeitenden

Menschen. Weiters hatte ich Gelegenheit, ein Gefängnis im Rahmen eines für die

Angehörigen der MitarbeiterInnen veranstalteten „Tag der offenen Tür“ zu besuchen. Bei

dieser Veranstaltung konnte ich verschiedene Zellen, Werkstätten, Gebetsräume und

Diensträume besichtigen und Fragen dazu stellen, weiters wurden im Rahmen eines

Schauspiels nachgestellte Einsatz- und Kampfszenen dargestellt. Die dabei gesammelten

Eindrücke waren sehr wertvoll um diese „spezielle“ Arbeits- und Lebenswelt Gefängnis

zumindest ansatzweise zu verstehen und bestärkten mich in meinem Vorhaben.

Durch MitarbeiterInnen der Seelsorge und dem Leiter des Vereins Neustart61 erhielt ich

Kontaktadressen in verschiedenen Gefängnissen, deren LeiterInnen ich mein Vorhaben

60 Im Folgenden werden die aus den Interviews mit den ProbandInnen entnommenen Zitate durch den

Fußnotenverweis „Zitat aus Interview“ gekennzeichnet. Der gesamte Wortlaut der Interviews ist aus Gründen der Anonymität nicht in dieser Arbeit abgedruckt.

61 „Wir sind eine Organisation, die der Gesellschaft Hilfen und Lösungen zur Bewältigung von Konflikten und damit Schutz vor Kriminalität und deren Folgen bietet.“ Der Verein Neustart hat einen Vertrag mit Bundesministerium für Justiz, Subventionsverträge mit Landesregierungen und soziale Einrichtungen als Kooperationspartner für Dienstleistungen. Siehe: http://www.neustart.at/at/de/ueber_uns/ Zugriff am 8.5.2013

Page 76: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

76

vorerst schriftlich mitteilte und von denen einige Interesse zeigten. Ich nahm auch Kontakt

zum Leitenden Staatsanwalt auf, der mein Anliegen an die zuständige Stelle in der

Vollzugsdirektion weiterleitete. Von der Vollzugsdirektion erhielt ich, im Auftrag des

Bundesministeriums für Justiz, ein Schreiben, in dem mein Antrag abgelehnt wurde. Mir

wurde mitgeteilt, dass der Strafvollzug über ein sehr gut ausgebautes Betreuungskonzept,

in dem auch Platz für Yoga und Körperarbeit sei, verfüge. „Auf Grund der daraus

entstehenden personellen Aufwendungen für den Vollzug und den immer geringen zur

Verfügung stehenden Personalressourcen ist es derzeit nicht möglich Ihr sehr interessantes

Angebot aufzugreifen und in einer Justizanstalt einzubauen.“62Nach dieser offiziellen

Ablehnung durch das Bundesministerium waren auch interessierten Gefängnisleitungen die

Hände gebunden.

Durch die Besichtigung des Gefängnisses, meine Literaturrecherchen und die vielen

persönlichen Gesprächen zum Thema Strafvollzug war mein Interesse an diesem Setting

weiter gewachsen und mir auch die Wechselbeziehung und –wirkung zwischen den

MitarbeiterInnen und den InsassInnen bewusster geworden. „Dank“ der Einstiegshürden in

das System Gefängnis und den zahlreichen Gesprächen mit sehr offenen und engagierten,

in der Justiz tätigen Personen entstand die Idee zur nun vorliegenden Arbeit

„Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für MitarbeiterInnen im Strafvollzug“.

So kann, Bezug nehmend auf die Wechselwirkung zwischen der Gesundheit der

MitarbeiterInnen und der InsassInnen Einfluss genommen werden. In späterer Folge ist auf

eine Möglichkeit zur Umsetzung der direkten Arbeit mit den InsassInnen zu hoffen.

Durch den Aufgabenbereich der Aus- und Fortbildung aller MitarbeiterInnen des

Strafvollzugs und ihrer bundesweiten Zuständigkeit wurde ich auf die

Strafvollzugsakademie aufmerksam. Dank der Offenheit und des Interesses des Leiters der

Akademie und seines Teams konnte ich mein Vorhaben mit den MitarbeiterInnen der

Strafvollzugsakademie umsetzen.

Frage 2: „Wie wird das Programm angenommen?“

Das Programm wurde gut angenommen. Die ProbandInnen nahmen, abhängig von Ihren

Möglichkeit (Dienstplan, Schichtdienst und Einsatz im Bundesgebiet), regelmäßig an den

zwei mal pro Woche angebotenen Einheiten teil wobei keiner der ProbandInnen weniger

62 Zitat aus dem Schriftverkehr (E-Mail) mit der Vollzugsdirektion.

Page 77: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

77

als zumindest 30 % der angebotenen Einheiten konsumierte (siehe Tabelle 5). Alle

geplanten Einheiten konnten stattfinden, lediglich an einem Termin nahm nur eine

ProbandIn teil (siehe Abbildung 1).

Abbildung 1: TeilnehmerInnenanzahl

Tabelle 5: Anwesenheit der ProbandInnen

Anwesenheit Einheiten Proband 1 6 38% Proband 2 7 44% Proband 3 14 88% Proband 4 9 56% Proband 5 15 94% Proband 6 5 31% Proband 7 10 63%

Die gegebenen Rahmenbedingungen, wie Durchführung in der Dienstzeit und am

Dienstort und die dadurch entfallene zusätzliche Wegzeit, wurden positiv rückgemeldet.

Allerdings handelte es sich bei den TeilnehmerInnen um eine ohnehin an Sport

interessierte Gruppe. Drei von sieben TeilnehmerInnen leiten selbst Sportunterricht und

Sportseminare, stellen also ideale MultiplikatorInnen dar.

Der von anderen Einrichtungen beschriebene „anfängliche Widerstand männlicher

Justizbediensteter gegen gymnastische, nicht vorwiegend der körperlichen Kräftigung

dienende Übungen“ traf nicht auf die TeilnehmerInnen des Yoga Kurses zu. Im Gegenteil,

die Übungen wurden als gute Ergänzung zum Sport und als Bereicherung beschrieben. Am

Page 78: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

78

Ende der jeweiligen Yoga Einheiten reflektierten die ProbandInnen sehr offen über Ihre

physischen und psychischen Erfahrungen. Der Kollegenkreis und die vertraute, sichere

Umgebung wurden dabei als zusätzlich unterstützender Faktor wahrgenommen.

Die Frage, ob sie einzelne einfache Körper- oder Atemübungen an KollegInnen

weitergeben würden, beantworteten fünf von den sieben Befragten mit „ja“ und erweiterten

dies auf Familie und Freundeskreis.

Die TeilnehmerInnen des Yoga Kurses gehören vorwiegend der Führungsebene an. Beim

Abschlussinterview wurde die Frage gestellt, ob ein Yoga Angebot Ihrer Meinung nach

auch von MitarbeiterInnen anderer Hierarchieebenen angenommen werden würde. Diese

Frage beantworteten sechs von sieben der Befragten mit „ja“. Eine ProbandIn bezweifelte

dies aufgrund eventuell „vorgefasster“ Meinungen bezüglich Yoga. Als Kurs

organisierende Instanz wurde die Personalvertretung, die Strafvollzugsakademie selbst und

die vorgesetzte Dienststelle (Vollzugsdirektion) vorgeschlagen. “Die Akademie oder unser

Dienstgeber müssten sozusagen hier Zeichen setzen und was machen.“63 Beworben

werden müsste der Kurs, laut den Befragten, durch die KursabsolventInnen selbst, der

Strafvollzugsakademie und per Mailaussendungen. Als Rahmenbedingungen wurde

angeregt einen Teil des Kurses innerhalb der Dienstzeit durchzuführen.

Fünf der sieben KursabsolventInnen besuchen einen weiterführenden Yoga Kurs am

Dienstort, der im Anschluss an die achtwöchige Intervention angeboten wurde, außerhalb

der Dienstzeit und gegen Bezahlung. Entgegen den Klischees haben die beiden weiblichen

Kursabsolventinnen kein Interesse, während die männlichen Probanden den

weiterführenden Kurs besuchen. Es zeigt sich, dass ein Yoga Kurs im Setting Strafvollzug

implementierbar ist. Die Weiterführung des Kurses zu den genannten Konditionen belegt

die Nachhaltigkeit.

Frage 3: „Kann eine positive Wirkung auf den Umgang mit Stress festgestellt

werden?“

Zwei von sieben ProbandInnen gaben an, dass die erlernten Übungen keine positive

Wirkung auf den Umgang mit Stress zeigen. Es gelang ihnen laut eigener Angabe nicht das

Gedankenrad zu stoppen und den Geist zur Ruhe zu bringen oder sich bewusst zu

entspannen.“ Da denk ich irgendwie zu viel. Das schaff ich grundsätzlich nicht, dass ich

63 Zitat aus Interview 2

Page 79: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

79

eher zur Ruhe komme. … Autogenes Training oder so funktioniert bei mir auch nicht

wirklich gut.“„Bei Entspannungsübungen überhaupt nicht, weil da bin ich überall …

genau da geht’s erst so richtig los.“64 Beide berichteten, dass es für sie aufgrund des hohen

Arbeitsaufwandes schwierig sei während der Dienstzeit zum Yoga Kurs zu kommen. Eine

ProbandIn beschrieb den „Zusatztermin Yoga“ sogar für sie als Stress auslösend. „Ja, den

Stress konnte es mir nicht lindern, eher mehr im Gegenteil, weil ich immer den Stress

hatte, in die Yogastunde zu gehen.“65 Obwohl beide keine Stress reduzierende Wirkung

erfahren haben, glauben sie, dass ihnen anstrengendere, körperliche Übungen und ein

„auspowern“ zur geistigen Entspannung verhelfen würden.

Tabelle 6: Fähigkeit zur Entspannung

Fähigkeit zur Entspannung

Nachher

Nein Ja Total Nein 1 2 3 Ja 1 3 4 Vorher Total 2 5 7

N=7, Anzahl der Nennungen

Die statistische Auswertung der standardisierten Fragebögen zeigt in diesem Fall etwas

widersprüchliche Resultate: Laut Kreuztabellierung (siehe Tabelle 6) berichteten 3

Personen vor und nach der Intervention sich gut entspannen zu können. Weiters berichtete

1 Person sowohl vor als auch nach der Intervention sich nicht gut entspannen zu können.

Es zeigte sich bei 4 Personen also keine positive Veränderung. Hingegen berichteten 2

Personen die sich vor der Intervention nicht gut entspannen konnten, danach dass sie sich

gut entspannen konnten (eine positive Veränderung) und 1 Person berichtete das Gegenteil

dessen, konnte sich nach der Intervention also nicht gut entspannen obwohl das vorher der

Fall war. Diese Ergebnisse werden der Vollständigkeit halber erwähnt, werden bei der

Interpretation der Ergebnisse jedoch nicht berücksichtigt (siehe auch Abschnitt 7.3.5).

Fünf der sieben ProbandInnen bejahten im Interview die Stress reduzierenden Wirkungen

und gaben an, dass sie während der Übungen den Geist zur Ruhe bringen konnten und

ihnen die ausgeführten Übungen zur bewussten Entspannung verholfen haben. Auch die

64 Zitat aus Interview 5+6 65 Zitat aus Interview 5

Page 80: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

80

direkte Frage ob die Übungen helfen um mit Stress umzugehen, wurde von fünf mit „ja“

beantwortet. „Und auch das daran denken, an diese Erfahrungen, entspannt unter

Umständen im Alltag auch wieder, also einfach das Zurückholen.“66 Die TeilnehmerInnen

beschrieben Gefühle der Inneren Ruhe und Zufriedenheit und eine höhere

Grundgelassenheit. Vier dieser fünf ProbandInnen empfanden vor allem die erlernten

Atemübungen diesbezüglich wirkungsvoll und hilfreich. Auch die im Kurs durchgeführten

Meditationen aus dem Kundalini Yoga und die Musikunterstützung wurden als

wirkungsvoll, angenehm und der Entspannungsfähigkeit dienlich beschrieben. Zwei

ProbandInnen gaben eine verbesserte Schlafqualität an. „Auch das Atmen so gezielt

einzusetzen zum Beruhigen, das hab ich zum Einschlafen jetzt einmal probiert, und sofort

„uah“, kling und wup, dann weiß ich schon nix mehr.“ 67 Diese Aussage bezieht sich auf

die Interviews, bei der Auswertung der Fragebögen, die der Vollständigkeit halber erfolgte,

gab nur ein Proband diesbezüglich Verbesserung an (siehe Tabelle 8).

Zusammenfassend wird festgestellt, dass fünf von sieben ProbandInnen eine Stress

reduzierende Wirkung der Übungen wahrgenommen haben, wie aus den Interviews

hervorgeht: „Ich bin natürlich in einem Berufsfeld wo ich permanent massiven Stress –

würd´ ich behaupten – ausgesetzt bin und ... Also es verändert nicht mein Bewusstsein mit

den Stressoren anders umzugehen. Ich verändere mich nur insgesamt und dadurch wirkt

der Stress anders auf mich, so erleb ich das.“68

Frage 4: „Können Schmerz verursachende Verspannungen gelöst werden?“

Die ProbandInnen nannten bei der Erstbefragung insgesamt nur eher geringe körperliche

Beschwerden. Vorhandene Schmerzen bezogen sich eher auf ältere, durch langjährige

Ausübung von Kampfsport, Krafttraining oder durch einseitige Belastungen bei

bestimmten Sportarten verursachte Verletzungen, Abnützungen und Folgeschäden. Drei

von sieben ProbandInnen gaben Knieschmerzen und zwei Schulterbeschwerden an. Eine

ProbandIn gab einen früheren Bandscheibenvorfall an. Vier von sieben klagten über leichte

Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich, zwei gaben Rückenschmerzen an. Die

der Vollständigkeit halber erfolgte Auswertung der standardisierten Fragebögen ergab die

66 Zitat aus Interview 4 67 Zitat aus Interview 1 68 Zitat aus Interview 2

Page 81: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

81

gleiche Anzahl von Nennungen beim Symptom „Verspannungen/Rückenschmerzen“ vor

der Intervention (nach der Intervention verringerte sich diese Zahl um eine Person, siehe

Tabelle 8).

Bei den Abschlussinterviews gaben fünf der sieben TeilnehmerInnen an, die

mobilisierenden Übungen für Schultern, Nacken und Wirbelsäule als besonders angenehm

und wirkungsvoll empfunden zu haben. Auch die Rumpf stärkenden Übungen und

Übungen aus der Rückenschule wurden sehr positiv rückgemeldet. „Mir hat die

Rückenschule, also diese Rückenübungen, speziell für die Schultern, Nackenbereich und

oberen Rückenbereich immer sehr gut getan.“69

Nur eine ProbandIn gab an, dass sich die Schmerz verursachenden Verspannungen gelöst

haben. Das Potential der Übungen wurde jedoch wertgeschätzt: „Da hab ich jetzt gesehen,

dass es einige tolle Übungen gibt dafür, dass man das ein bisschen lindert zumindest

…ganz aufhören wird es nicht, solange ich nicht zum Spielen aufhören, dass weiß ich eh.“

„Von den Verspannungen … kann ich jetzt nicht konkret sagen. Ich kann nur sagen, dass

im Moment des Tuns angenehm war.“ 70

Beide, an Rückenschmerzen leidende, TeilnehmerInnen gaben eine deutliche Besserung

ihrer Beschwerden an „Ich hatte vorher Rückenschmerzen, das hat sich merklich

gebessert.“ 71 Die ProbandInnen beschrieben das Erfahren eines angenehmen Gefühls nach

dem Durchführen der Übungen, ein verbessertes Körperbewusstsein und das Gefühl der

körperlichen Entspanntheit. Zusammenfassend wird festgestellt, dass die Verspannungen

nur bei einer Person ganz gelöst werden konnten, die Wirkungen der Übungen jedoch als

sehr angenehm empfunden und ihr Potential bei regelmäßiger Durchführung erkannt

wurde.

Tabelle 7: Schmerzintensität in den vergangenen 4 Wochen (Mittelwerte)

Vorher Nachher Schmerzintensität in den vergangenen 4 Wochen (Mittelwert)

2,86 2,57

N=7, Skala: 1 Ich hatte keine Schmerzen, 2 Sehr leicht, 3 Leicht, 4 Mäßig, 5 Stark, 6 Sehr stark

69 Zitat aus Interview 7 70 Zitat aus Interview 3+5 71 Zitat aus Interview 2

Page 82: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

82

Tabelle 8: Körperliche Stresssymptome

Körperliche Stresssymptome Vorher Nachher Nein 4 5 Ich schlafe schlecht Ja 3 2 Nein 5 6 Ich habe oft zu nichts mehr Lust Ja 2 1 Nein 5 6 Meine Lust auf Sex ist deutlich zurückgegangen Ja 2 1 Nein 3 4 Ich leide häufig unter Verspannungen/Rückenschmerzen Ja 4 3 Nein 5 5 Ich kann mich schlecht konzentrieren Ja 2 2 Nein 6 6 Ich habe Albträume Ja 1 1

N=7, Anzahl der Nennungen

Neben Schlafqualität und Verspannungen/Rückschmerzen konnte auch in anderen

Kategorien körperlicher Stresssymptome in der Auswertung der standardisierten

Fragebögen eine positive Veränderung festgestellt werden: Nennungen von Lustlosigkeit

und mangelnder Libido gingen zurück. Im Fall der Konzentrationsfähigkeit und von

Albträumen gab es keine Veränderung. Im Zusammenhang damit kann erwähnt werden,

dass auch der Durchschnitt der genannten Schmerzintensität der vergangenen vier Wochen

nach der Intervention zurückging.

Frage 5: „Wirkt sich ein acht wöchiges Yoga Interventionsprogramm positiv auf das

psychische und physische Wohlbefinden der TeilnehmerInnen aus?“

Die TeilnehmerInnen gaben sowohl während und nach den jeweiligen Kurseinheiten als

unmittelbares Feedback ein wohliges, angenehmes und entspanntes Körpergefühl, eine

spürbare Entlastung der Wirbelsäule und ein Gefühl des allgemeinen Wohlbefindens an.

Fünf der sieben ProbandInnen bestätigten diese Angaben bei den Abschlussinterviews und

gaben zusätzlich das Gefühl der verbesserten Körperwahrnehmung und -kontrolle, ein

insgesamt gesteigertes Körperbewusstsein, ein ganzheitliches Körpergefühl, innere

Zufriedenheit und bessere Beweglichkeit an. Die Übungen wurden als nicht immer

angenehm, aber als Anstrengung, die „belohnt“ wird, beschrieben.

Als unangenehm wurden das Wahrnehmen der eigenen körperlichen Einschränkungen, das

Erreichen der Leistungsgrenze noch vor Ende der Übungen, länger andauernde

Page 83: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

83

ungewohnte Positionen und die Unfähigkeit, bestimmte Haltungen einzunehmen und zu

halten, genannt. Bei einer ProbandIn löste das Ausführen mehrere

Schultermobilisationsübungen hintereinander Schmerzen aus.

Das Gefühl, sich zur Teilnahme überwunden zu haben und auch psychisch eine Leistung

vollbracht zu haben, wurde als befriedigend beschrieben. Das Wahrnehmen der

Wechselwirkung zwischen physischem und psychischem Wohlbefinden und das Gefühl

der Ganzheitlichkeit wurden kommuniziert. Auch das Erforschen und teilweise neu

Kennenlernen einiger Muskeln und Muskelgruppen, eine verbesserte Körperwahrnehmung

und das Erkennen der Möglichkeiten zur Selbsthilfe wurden positiv rückgemeldet.

Die Musikunterstützung der Körperübungen und Meditationen wurde als angenehm und

die Entspannung fördernd wahrgenommen. „Also sonstige Auswirkungen von der

Entspannung her, das kenn ich…insofern war das jetzt nix neues, aber mit der Musik war

das eine andere Art von Entspannung und das hat mir sehr gut getan.“

“Insbesondere diese Abschlussmeditation, … also da hab ich wirklich ein Gefühl – wie soll

ich sagen – ein Gefühl innerer Zufriedenheit, da geht’s mir einfach gut.“72

Zusammenfassend wird festgestellt, dass von den TeilnehmerInnen des Yogakurses

wohltuende Wirkungen auf Körper und Geist wahrgenommen und angegeben wurden.

Tabelle 9: Psychisches Wohlbefinden in den letzten 4 Wochen (Mittelwerte)

Psychisches Wohlbefinden in den letzen 4 Wochen (Mittelwerte)

Vorher Nachher

voller Schwung 4,43 3,86 ruhig und gelassen 4,71 4,57 voller Energie 4,14 4,14 glücklich 4,14 4,43 so niedergeschlagen dass mich nichts mehr aufheitern konnte 1,43 1,57 entmutigt und traurig 1,43 1,57 sehr nervös 1,14 1,71 erschöpft 2,29 2,43 müde 3,14 3,71

N=7, Skala: 6 Immer, 5 Meistens, 4 Ziemlich oft, 3 Manchmal, 2 Selten, 1 Nie

Die Auswertung der standardisierten Fragebögen zum Themenkomplex physische und

psychische Gesundheit ergab, dass sich das psychische Wohlbefinden der ProbandInnen

nach der Intervention gegenüber vorher im Durchschnitt eher verschlechterte (siehe

72 Zitat aus Interview 4+2

Page 84: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

84

Tabelle 9). Wie schon in Abschnitt 7.1.4 erwähnt, ergibt sich aus den Antworten von zwei

der sieben ProbandInnen, dass sie im Lauf der Intervention mit erheblichen Problemen und

Belastungen in ihrem persönlichen Umfeld konfrontiert waren. Die im Rahmen dieser

Arbeit durchgeführten statistischen Analysen sind zwar nicht aussagekräftig genug, um als

Belege für etwaige eingetretene Verbesserungen oder Verschlechterungen nach der

Intervention zu dienen, es sei aber darauf hingewiesen, dass die Ergebnisse in der Tabelle 9

in Zusammenhang mit den oben genannten erheblichen persönlichen Problemen stehen

können.

Tabelle 10: Allgemeiner Gesundheitszustand (Mittelwerte)

Vorher Nachher

Allgemeiner Gesundheitszustand (Mittelwert) 3,86 3,71

N=7, Skala: 1 Ausgezeichnet, 2 Sehr gut, 3 Gut, 4 Weniger gut, 5 Schlecht

Hingegen verbesserte sich der Durchschnitt des selbst eingeschätzten, allgemeinen

Gesundheitszustands im Vergleich zu vor der Intervention leicht (siehe Tabelle 10).

Wiederum fließen diese Ergebnisse aber aus statistischen Gründen nicht in die

Interpretation ein. Obwohl sich keine statistisch beweisbaren Vorteile ergeben haben, sind

die Resultate ermutigend genug, um in einer größeren Folgestudie relevante Aussagen

anzustreben.

Frage 6: „Welche Ähnlichkeiten gibt es zu Implementierungserfahrungen

komplementärer Programme zur Gesundheitsförderung von MitarbeiterInnen im

Strafvollzug?“

Komplementäre Programme zur Gesundheitsförderung beziehen ganzheitliche Methoden

aus verschiedenen traditionellen Konzepten mit ein. Diese erfassen den Menschen als

Ganzes und streben den Zustand der Harmonisierung von Körper, Geist, Seele und

Emotionen an. Daraus ergibt sich, dass es einer bestimmten Offenheit bedarf, sich auf

solche im Westen nur teilweise anerkannte Konzepte einzulassen.

Bezug nehmend auf den in der Strafvollzugsakademie durchgeführten Kurs kann

festgestellt werden, dass die Intervention nur aufgrund der persönlichen Offenheit und des

Interesses der Leitung zustande gekommen ist. Sowohl der Akademieleiter als auch die

Leiter des Fortbildungszentrums und der Justizwachschule hatten bereits in irgendeiner

Page 85: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

85

Form Erfahrung mit Körperarbeit und Entspannungstechniken und motivierten andere

KollegInnen zur Teilnahme.

Die bayerische Justiz (siehe Kapitel 4.2) berichtet von einem „Anfangswiderstand“

männlicher Vollzugsbediensteter gegen Übungen, die nicht nur vorwiegend der

körperlichen Kräftigung dienen. Nach dem „darauf einlassen“ wurden die Übungen jedoch

als „belebend aber gewöhnungsbedürftig, stimmungsaufhellend, aber anstrengend“

beschrieben. Weiters wird von mangelnder finanzieller und personeller Unterstützung zur

Umsetzung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements berichtet. Die tatsächliche

Umsetzung solcher Maßnahmen wird als vom Engagement der einzelnen

BehördenleiterInnen abhängig beschrieben. Es ist anzunehmen, dass unter solchen

Grundvoraussetzungen nicht vorrangig komplementäre Maßnahmen zur

Gesundheitsförderung gewählt werden, obwohl es gesundheitsökonomisch sinnvoll wäre.

Die Bildungsanstalt in Niedersachsen (siehe Kapitel 4.3) berichtet über einen Rückgang

der Teilnahme an den gesundheitsfördernden Kursen in den Justizanstalten, beschreibt

jedoch ein bestehendes hohes Interesse an den im Bildungsinstitut selbst angeboten

Kursen, die sich überwiegend der psychischen und seelischen Gesundheit widmen. Dabei

werden beispielsweise Kurse wie „Körper und Seele harmonisieren mit Jin Shin Jyutsu“

und „Was hält meine Seele gesund? Die Heilkraft des Glaubens“ angeboten, was für die

bestehende Offenheit der MitarbeiterInnen spricht. Auf der Fachtagung 2013 für

Bedienstete soll, laut Bildungsinstitut, Yoga als gesundheitsorientiertes Sportangebot im

Bereich Dienstsport angesprochen werden.

In der Justizanstalt Graz- Jakomini (siehe Kapitel 4.1) wurden im Rahmen des BGF

Projekts Sesselmassagen angeboten und eine Wohlfühloase erschaffen, die in den Pausen

oder für Teamsitzungen genutzt werden kann. Weiters wurden Farb- und Lichtkonzepte in

der Raumgestaltung umgesetzt. Über weitere lokale komplementäre Maßnahmen ist mir

nichts bekannt. Trotz zweimaliger Kontaktaufnahme per E-Mail erhielt ich keine

Auskünfte über die aktuellen Angebote und Maßnahmen für die MitarbeiterInnen. Die

Fortbildungsangebote im Bereich Gesundheit wurden bereits im Kapitel 1.3 genannt, dort

findet sich jedoch kein so breit gefächertes Angebot komplementärer Maßnahmen.

Page 86: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

86

Page 87: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

87

9 Diskussion

Die beschriebenen Einstiegshürden in die Institution Strafvollzug führten zur Umsetzung

des Yogakurses in der Strafvollzugsakademie. Das Programm wurde gut angenommen und

durch die bundesweite Zuständigkeit und den Einfluss auf das Aus- und

Fortbildungsprogramm der MitarbeiterInnen verfügt die Strafvollzugsakademie über die

Möglichkeit, Yoga in den Strafvollzug zu implementieren und die MitarbeiterInnen aller

Hierarchieebenen zu erreichen. Auch ein Integrieren von Yoga in bestehende Seminare zur

Gesundheitsförderung wurde bei den Abschlussinterviews angesprochen und ist für die

Leitung denkbar.

Das Modell des weiterführenden Kurses bedarf einer flexibleren Gestaltung, da ein nur

einmal wöchentlich stattfindender Fixtermin für die im Schichtdienst und im Bundesgebiet

eingesetzten MitarbeiterInnen nicht regelmäßig wahrgenommen werden kann.

Bezüglich der physischen und psychischen Auswirkungen von Yoga kann

zusammenfassend gesagt werden, dass die ProbandInnen ein angenehmes wohliges

Körpergefühl, ein gesteigertes Körperbewusstsein, körperliche und geistige Entspannung

und fünf von sieben ProbandInnen eine Stress reduzierende Wirkung beschrieben.

Besonders die leicht zu erlernenden und anwendbaren Atemübungen wurden als

wirkungsvoll wahrgenommen.

Im Rahmen des Forschungsprojekts wurde deutlich, dass Yoga in den Strafvollzug

implementierbar ist. Bezug nehmend auf die Ähnlichkeit zu Erfahrungen der

Implementierung komplementärer gesundheitsfördernder Angebote wird festgestellt, dass

diese gut angenommen werden, jedoch eine bestimmte Offenheit der MitarbeiterInnen und

der Führungskräfte voraussetzt.

Die Betrachtung der Grundausbildung der JustizwachebeamtInnen lässt als

charakteristische Merkmale erkennen, dass eine Vielzahl von Aspekten in kurzer Zeit (720

Unterrichtseinheiten) zur Sprache kommt und keinen Platz für eine vertiefende

Beschäftigung mit den zahlreichen gesundheitsrelevanten Faktoren der realen

Arbeitstätigkeit bietet. Zu diesen gehören vor allem die Belastungen, die sich aus der

Betreuung einer schwierigen Klientel mit vielfältigen psychischen oder gesundheitlichen

Problemen, den Schichtdiensten und den strengen hierarchischen Strukturen ergeben. Um

diesen Belastungen zu begegnen, ist ein kontinuierliches Bemühen um die Erhaltung und

Page 88: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

88

Förderung der eigenen psychischen und physischen Gesundheit vonnöten. Dies wird auch

in den Leitsätzen der Ausbildung festgehalten und es wird auf die Eigenverantwortung der

MitarbeiterInnen hingewiesen. Die Karrierechancen innerhalb der Organisation sind

mittlerweile ebenfalls an körperliche Fitness gebunden. Auch das sich nach hinten

verschiebende Pensionsantrittsalter sollte bedacht und deshalb der Gesundheitsförderung

ein höherer Stellenwert beigemessen werden.

Dennoch fehlt oftmals das entsprechende Bewusstsein für die zentrale Bedeutung einer

aktiven Pflege der eigenen Gesundheit. Das Praktizieren von Yoga kann die Entstehung

des Gesundheitsbewusstseins fördern. Dieses Bewusstsein und die Gesundheitskompetenz

der einzelnen MitarbeiterInnen hat auch sekundär eine positive Rückwirkung auf die

Gesundheit der InsassInnen, die freilich durch spezifische gesundheitsfördernde

Maßnahmen noch verstärkt werden könnte. Im Rahmen dieses Forschungsprojektes war

das primäre Anliegen, die gesundheitsfördernde Wirkung von Yoga auf die InsassInnen zu

untersuchen. Leider haben mangelnde Personalressourcen die ursprünglich vorgesehene

Untersuchung nicht ermöglicht, sodass dies ein Zukunftsprojekt bleibt.

Yoga fördert mit seinem ressourcenorientierten, ganzheitlichen Zugang die Lebensqualität

und verhilft zu einer Sichtweise, die über Egoismus und Selbstbezogenheit hinausführt.

Dadurch kommt es zu einem achtsameren und verantwortungsvolleren Umgang mit uns

selbst und anderen, was sich positiv auf unsere Selbstheilungskräfte und die Bewältigung

von Belastungen auswirkt. Dadurch wird die Selbstwirksamkeit gestärkt, was wiederum

die Übernahme von Selbstverantwortung fördert und laut Bley (2006) in weiterer Folge die

Inanspruchnahme medizinischer Einrichtungen nachhaltig reduziert.

Durch die körperlichen Übungen wird die physische Wahrnehmung gestärkt und die

Möglichkeit der Kontrolle über den Körper, zum Beispiel aktiv die eigene

Muskelspannung beeinflussen zu können, erfahren. Durch die Meditation wird die

Fähigkeit zur Konzentration wahrgenommen und die mögliche Kontrolle über die eigenen

Gedanken erlebt. Erfährt man sich selbst als Quelle der Kraft und Energie, die einem

unabhängig von äußeren Bedingungen zur Verfügung steht, hilft dies, sich aus der

„Opferrolle“ zu befreien und selbst Verantwortung zu übernehmen. Die physischen und

psychischen Wirkungen von Yoga sind jedoch von der Bereitschaft zur regelmäßigen

Durchführung, der inneren Haltung und der Akzeptanz der Einzelnen abhängig.

Hartfield (2011, 2012) beschreibt neben den physischen Wirkungen einer am Arbeitsplatz

durchgeführten Yoga-Intervention auch die Förderung der mentalen Gesundheit. Die

Page 89: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

89

MitarbeiterInnen gaben an, sich nach der Teilnahme am Yogakurs selbstsicherer,

aufmerksamer, gelassener und stressresistenter zu fühlen. Die Idee der mentalen

Gesundheit wiederum ist eng verbunden mit dem Konzept der Emotionalen Intelligenz.

Personen mit hoher Emotionaler Intelligenz finden eine gute Balance zwischen Emotionen

und Argumenten. Sie kennen ihre eigenen Gefühle, zeigen Empathie und Mitgefühl für

andere und haben ein hohes Selbstwertgefühl. Veröffentlichungen zeigen einen positiven

Zusammenhang zwischen Emotionaler Intelligenz und Erfolg am Arbeitsplatz und die

Wichtigkeit von Yoga als einem integralen Element bei der Verbesserung der Performance

von Führungskräften in Organisationen (Ganpat & Nagendra 2011).

In den Lernerfahrungen und Empfehlungen des Projektendberichts der Justizanstalt Graz

wird darauf hingewiesen, dass Führungskräfte Vorbilder für eine Gesundheitsorientierung

am Arbeitsplatz darstellen und das Thema „Gesund führen“ stärker verankert werden

sollte. In den Abschlussinterviews an der Strafvollzugsakademie wurden ebenfalls die

Führungskräfte mit einem weiteren Argument als wichtige Zielgruppe definiert.

„…aber die wichtigere Zielgruppe sind für mich wirklich Führungskräfte. Die sind vor

allem emotional und geistig weit mehr gefordert, nicht mehr körperlich. Aber gerade diese

Forderung führt dazu, dass du deinen Körper vernachlässigst.“73

Gesundheitsökonomisch ist zu betonen, dass Yoga ein effektives und extrem

kostengünstiges Instrument zur Gesundheitsförderung ist und mit minimalem Equipment

von Personen aller Altersstufen auf geringstem Raum ausgeführt werden kann.

9.1 Limitationen der Arbeit

Aufgrund der geringen Fallzahl (N=7) besteht eine eingeschränkte Aussagekraft, wodurch

das Ergebnis nicht repräsentativ ist. Die Auswahl der ProbandInnen erfolgte aufgrund

freiwilliger Meldungen und es gab keine Kontrollgruppe. Dadurch erreichte die

Intervention nur ohnehin Sport interessierte MitarbeiterInnen. Die Abschlussinterviews

wurden von der Kursleiterin durchgeführt, was zu einer Verzerrung (Bias) der Ergebnisse

führen kann.

9.2 Empfehlungen für Folgeuntersuchungen

Im Bezug auf die Veränderungen im persönlichen Umfeld, die bei zwei der sieben

ProbandInnen eintraten und der möglicherweise damit verbundenen Verschlechterungen 73 Zitat aus Interview 2

Page 90: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

90

ihres physischen und psychischen Wohlbefindens (siehe auch Abschnitte 7.1.4 und 8)

lautet eine Schlussfolgerung und Empfehlung für weitere, größer angelegte Studien, dass

bei der Erstellung von Fragebögen und der Erhebung der Daten dem Umstand Rechnung

getragen werden muss, dass es bei länger dauernden Interventionszeiträumen zu

Veränderungen unter den ProbandInnen kommen kann, die durch die Intervention selbst

nicht ausgeglichen werden können und deren Einfluss in geeigneter Form kontrolliert

werden muss.

Da es bisher keine wissenschaftliche Studie über Yoga für MitarbeiterInnen des

Strafvollzugs im deutschsprachigen Raum gibt, stellt mein Forschungsprojekt eine erste

Basis und einen grundlegenden Schritt für weitere Untersuchungen in diesem Fachgebiet

dar.

Page 91: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

91

10 Literaturverzeichnis

Biffl, G., Faustmann, A., Gabriel, D., Leoni, T., Mayrhuber, C. & Rückert, E. (2012). Psychische Belastungen der Arbeit und ihre Folgen. Donau-Universität Krems, Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung im Auftrag der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien. Wien. Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung

Bley, M. (2006). Yoga in der Gesundheitsforschung. Eine Einführung in die

wissenschaftliche Untersuchung der Wirkung von Yoga und Überlegungen zu dessen Einsatz im Gesundheitswesen. Bern. Schweizer Yogaverband.

Bowen, S., Witkiewitz, K., Dillworth, T.M., Chawla, N., Simpson, T.L., Ostafin, B.D.,

Larimer ,M.E., Blume, A.W., Parks ,G.A. & Marlatt, G.A. (2006). Mindfulness meditation and substance use in an incarcerated population. Psychology of addictive behaviors, 20(3), 343-7.

Bögemann H. (2003). Gesundheitsförderung in totalen Institutionen am Beispiel einer

geschlossenen Justizvollzugsanstalt. Dissertation. Fakultät für Gesundheitswissenschaften (Public Health) Universität Bielefeld.

Bögemann, H. (2007). Promoting health and managing stress among prison employers. In:

Health in prisons A WHO guide to the essentials in prison health. WHO Regional Office for Europe. Denmark.

Bögemann, H. (2009). Betriebliche Gesundheitsförderung in Gefängnissen. In: Keppler K.

& Stöver, H. (Hrsg.): Gefängnismedizin. Medizinische Versorgung unter Haftbedingungen. Stuttgart. Thieme Verlag.

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. BzgA (Neuauflage 2011).

Redaktionsgruppe: Blümel S., Franzkowiak P., Kaba- Schönstein L., Nöcker G. & Trojan A. Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. Gamburg. Verlag für Gesundheitsförderung.

Büssing, A., Michalsen, A., Khalsa, S.B.S., Telles, S. & Sherman, K.J. (2012). Effects of

Yoga on Mental and Physical Health: A Short Summary of Reviews. Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine, Volume 2012, 1-7.

Cramer, H., Lauche, R., Haller, H. & Dobos, G. (2013). A Systematic Review and Meta-

Analysis of Yoga for Low Back Pain. Clinical Journal of Pain, 29(5), 450-60. doi: 10.1097/AJP.0b013e31825e1492

Damodaran A, Malathi A, Patil N, Shah, N., Suryavansihi & Marathe, S. (2002).

Therapeutic potential of yoga practices in modifying cardiovascular risk profile in middle aged men and women. J Assoc Physicians India, 50(5), 633–639.

Desikachar, T.K.V. (2009) Yoga. Tradition und Erfahrung. Die Praxis des Yoga nach dem

Yoga Sutra des Patanjali. 5. Auflage. Petersburg. Verlag Via Nova.

Page 92: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

92

Dilling, H. (Hrsg.) (2010). Internationale Klassifikation psychischer Störungen: ICD-10

Kapitel V (F); klinisch-diagnostische Leitlinien (Weltgesundheitsorganisation, 7., überarb. Aufl. unter Berücksichtigung der Änderungen entsprechend ICD-10-GM). Bern: Huber.

Drabek, A. (2010). Determinanten der Inanspruchnahme sozialer sowie professioneller

psychologischer Unterstützung von Justizwachebeamten im österreichischen Strafvollzug. Unveröff. Dipl. Arbeit, Universität, Wien.

Emerson, D., Sharma, R., Chaudry, S. & Turner, J. (2009). Yoga Therapy in Practice.

Trauma-Sensitive Yoga: Principles, Practice, and Research. International Journal of Yoga Therapy, 19(1), 123-128.

Farias, M. & Bilderbeck, A. (01.10.2012). The Effects of Yoga and Meditation in a Prison

Population: An Executive Summary [Forschungsbericht]. Zugriff am 07.05.2013 unter http://www.theppt.org.uk/documents/Research_summary_011012.pdf

Ganpat, T.S. & Nagendra, H.R. (2011). Integrated yoga therapy for improving mental

health in managers. Industrial Psychiatry Journal, 20 (1), 45-48. Gatherer A., Moller L.,& Hayton P. The World Health Organization European Health in

Prisons Project After 10 Years: Persistent Barriers and Achievements in American Journal of Public Health, October 2005, Vol 95, No.10.

Gessler, S. (2009) in Zusammenarbeit mit 3HO Deutschland. Kundalini Yoga Praxisbuch.

Band 1. 2. vollständig überarbeitete Auflage. Gross- Umstadt. YogiPress Sat Nam Media.

Gokal, R., Shillito, L. & Maharaj, S.R., (2007). Positive impact of yoga and pranayam on

obesity, hypertension, blood sugar, and cholesterol: A pilot assessment. Journal of Alternative Complementary Medicine, 13(10), 1056–1057. doi: 10.1089/acm.2007.0679.

Gratz, W. (1997). Im Bauch des Gefängnisses. Beiträge zur Theorie und Praxis des

Strafvollzuges. 2., erweiterte Auflage. Wien. Fortbildungszentrum Strafvollzug. Harner, H., Hanlon, A.L. & Garfinkel, M. (2010). Effect of Iyengar yoga on mental health

of incarcerated women: a feasibility study. Nursing Research, 59(6), 389-99. doi: 10.1097/NNR.0b013e3181f2e6ff

Hartfiel, N., Burton, C., Rycroft-Malone, J., Clarke, G., Havenhand, J., Khalsa, S.B. &

Edwards, R.T. (2012). Yoga for reducing perceived stress and back pain at work. Occupational Medicine, 62(8), 606-12. doi: 10.1093/occmed/kqs168.

Hirschi G. (2002). Neue Mudras. 3. Auflage. Freiburg im Breisgau. Verlag Hermann

Bauer. Ilgen, D.R., (1990). Health Issues at Work: opportunities for industrial / organizational

psychology. American Psychologist, 45 (1990), 273-283.

Page 93: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

93

Joseph, C.N., Porta, C., Casucci, G., Casiraghi, N., Maffeis, M., Rossi, M. & Bernardi, L.

(2005). Slow breathing improves arterial baroreflex sensitivity and decreases blood pressure in essential hypertension. Hypertension, 46(4), 714-8.

Khalsa, K.H. (2000). Self- Experience. Kundalini Yoga as Tought by Yogi Bhajan.

Kundalini Research Institute New Mexico Khatri, D., Mathur, K.C., Gahlot, S., Jain, S. & Agrawal, R.P., (2007). Effects of yoga and

meditation on clinical and biochemical parameters of metabolic syndrome. Diabetes Research and Clinical Practice, 78(3), e9–e10.

Kessler, R.C., Sonnega, A., Bromet, E., Hughes, M. & Nelson, C.B. (1995). Posttraumatic

stress disorder in the National Comorbidity Survey. Archives of General Psychiatry, 52(12), 1048-60.

Kirchler, E. (Hrsg.). (2005). Arbeits- und Organisationspsychologie. Wien: WUV. Lamnek, S. (2005). Qualitative Sozialforschung. Lehrbuch. 4. Auflage. Basel. Beltz

Verlag. Landau, P.S. & Gross, J.B.J. (2008). Low Low Reincarceration Rate Associated with

Ananda Marga Yoga and Meditation. International Journal of Yoga Therapy, 18 (1), 43-48.

Larsen, C., Wolff, C. & Hagen- Forstenlechner E. (2012). Medical Yoga. Anatomisch

richtig üben. Stuttgart. Trias Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG.

Long, R. (2012a). Yoga Anatomie 3D. Die wichtigsten Muskeln. Band 1. 4. Auflage.

München. Riva Verlag. Long, R. (2012b). Yoga Anatomie 3D. Die Haltungen. Band 2. 2. Auflage. München. Riva

Verlag. Mayring P. (2002). Einführung in die qualitative Sozialforschung. Eine Anleitung zu

qualitativem Denken. 5. Auflage. Weinheim und Basel. Beltz Verlag. McCaffrey, R., Ruknui, P., Hatthakit, U.& Kasetsomboon, P. (2005). The effects of yoga

on hypertensive persons in Thailand. Holistic Nursing Practice, 19 (4), 173–180. Melville, G., Chang, D., Clagiuri, B., Marshall, P.W. & Cheema, B.S. (2012). Fifteen

Minutes of Chair-Based Yoga Postures or Guided Meditation Performed in the Office Can Elicit a Relaxation Response. Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine, 2012 (2012), 1-9. doi: 10.1155/2012/501986.

Michalsen, A., Grossman, P., Acil, A., Langhorst, J., Lüdtke, R., Esch, T. Stefano, G.B.,

Dobos, G.J. (2005).Rapid stress reduction and anxiolysis among distressed women as a consequence of a three month intensive yoga program. Medical Science Monitor; 11(12), 555–561.

Page 94: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

94

Michalsen, A., Traitteur, H., Lüdtke, R., Brunnhuber, S., Meier, L., Jeitler, M., Büssing, A. & Kessler, C. (2012). Yoga for Chronic Neck Pain: A Pilot Randomized Controlled Clinical Trial. The Journal of Pain, 13 (11), 1122–1130.

Moadel, A.B., Shaw, C., Wylie-Rossett, J., Harris, M.S., Patel, S.R., Hall, C.B. & Sparano,

J.A. (2007). Randomized controlled trial of yoga among a multiethnic sample of breast cancer patients: Effects on quality of life. Journal of Clinical Oncology, 25 (28), 1–9.

Naidoo J. & Wills J. (2010) Lehrbuch der Gesundheitsförderung. Überarbeitete,

aktualisierte und durch Beiträge zum Entwicklungsstand in Deutschland erweiterte Neuauflage. 2. Auflage. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. BZgA. Gamburg. Verlag für Gesundheitsförderung.

Nathschläger, P. (2009) Die Vision des Yoga. Philosophie und Praxis des Integralen Yoga.

Dechantskirchen . Yogavision Yogaakademie Austria. Ott, U. (2010). Meditation für Skeptiker. Ein Neurowissenschaftler erklärt den Weg zum

Selbst. Ulm. O.W. Barth Verlag. Paetz, A. (2004). Psychosoziale Belastungssituation von Bediensteten des allgemeinen

Vollzugsdienstes am Beispiel einer Vollzugsanstalt in Deutschland. Unveröff. Dipl. Arbeit, Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Hamburg.

Pond, D. (2005). Chakras kurz und bündig. Funktion, Wirkung, Übungen.Pößneck.

Goldmann Verlag. Pullen PR, Nagamia SH, Mehta PJ, Thompson, W.R., Benardot, D., Hammoud, R., ... &

Khan, B.V. (2008). Effects of yoga on inflammation and exercise capacity in patients with chronic heart failure. Journal of Cardiac Failure, 14(5), 407–413.

Rao, R.M., Telles, S., Nagendra, H.R., Nagarathna, R., Gopinath, K., Srinath, S. &

Chandrashekara, C. (2008). Effects of yoga on natural killer cell counts in early breast cancer patients undergoing conventional treatment. Comment to: recreational music-making modulates natural killer cell activity, cytokines, and mood states in corporate employees Masatada Wachi, Masahiro Koyama, Masanori Utsuyama, Barry B. Bittman, Masanobu Kitagawa, Katsuiku Hirokawa. Med Sci Monit 2007;13:CR57–CR70. Medical Science Monitor, 14(2), 3–4.

Reiche, U. & Völpel D. (2005). YIU Yoga im Unternehmen. Gesundheit ohne Stress. Ulm.

O.W. Barth Verlag. Reiche, U. (2012). Kundalini Yoga. Mit der universalen Lebenskraft zum wahren Selbst.

Ulm. O.W. Barth Verlag. Ross, A. & Thomas, S. (2010). The Health Benefits of Yoga and Exercise: A Review of

Comparison Studies. The Journal of Alternative and Complementary Medicine, 16 (1), 3-12.

Page 95: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

95

Samuelson, M., Carmody, J., Kabat-Zinn, M. & Bratt, M.A. (2007). Mindfulness - Based Stress Reduction in Massachusetts Correctional Facilities . The Prison Journal, 87 (2), 254 – 268.

Sawyer, A.M., Martinez, S.K. & Warren, G.L. (2012). Impact of Yoga on Low Back Pain

and Function: A Systematic Review and Meta-Analysis. Journal of Yoga and Physical Therapy, 2 (4), 1-4.

Schaarschmidt, U. & Fischer, A. W. (2008). Arbeit und Gesundheit in Justizanstalten:

AGiJA. Zusammenfassendes Ergebnis der Befragung in der JA-GAR, JA-GER, JA-JOS, JA-KAR, JA-KOR, JA-STN (Forschungsbericht). Wampersdorf: COPING, Psychologische Diagnostik und Personalentwicklung.

Schäffler, A. & Schmidt, S. (1993) Mensch, Körper, Krankheit. Anatomie, Physiologie,

Krankheitsbilder- Lehrbuch und Atlas für Berufe im Gesundheitswesen. Neckarsulm. Jungjohann Verlag.

Schein, M.H., Gavish, B., Herz, M., Rosner-Kahana, D., Naveh, P., Knishkowy, B.,

Zlotnikov, E., Ben-Zvi, N. & Melmed, R.N. (2001). Treating hypertension with a device that slows and regularises breathing: a randomised, double-blind controlled study. Journal of Human Hypertension, 15(4), 271-8.

Schostak, M. (2011). Praxisbuch Hormon Yoga nach Dinah Rodrigues. Darmstadt.

Schirner Verlag. Schwarz K., Stöver H. (2010). Stress und Belastungen im geschlossenen Justizvollzug.

Das Beispiel der Arbeitssituation der Justizvollzugsbediensteten in der JVA Bremen/ Oslebshausen. Band 19 der Schriftenreihe „Gesundheitsförderung im Justizvollzug“ Oldenburg. BIS-Verlag der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.

Seitz, K.A. (2010). Kundalini- Yoga. Harmonie für Körper und Seele durch die Chakren

Energien. 8. Auflage. Reinbek bei Hamburg. Rowohlt Taschenbuch Verlag. Selvamurthy, W., Sridharan, K., Ray,U.S., Tiwary, R.S., Hegde, K.S., Radhakrishan, U.,

Sinha, K.C. (1998). A new physiological approach to control essential hypertension. Indian Journal of Physiology and Pharmacology, 42(2), 205–213.

Selvarajan, Y. & Haich, E. (1994). Sport+Yoga. 32. Auflage. Ergolding. Drei Eichen

Verlag. Shakta Kaur Khalsa (2008). Yoga für Frauen. Gesundheit und Wohlbefinden in jeder

Lebensphase. München. Dorling Kindersley Verlag GmbH. Singh, S. (2001). Das Kundalini Yoga Handbuch für Gesundheit von Körper, Geist und

Seele.8. Auflage. München. Heyne Verlag. Sterzenbach, K. (2012). 30 Minuten Business Yoga. 2., überarbeitete Auflage. Offenbach.

Gabal Verlag GmbH.

Page 96: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

96

Stück, M., Meyer, K., Rigotti ,T., Bauer, K. & Sack, U. (2003). Evaluation of a yoga-based stress management training for teachers: Effects on immunoglobulin A secretion and subjective relaxation. Journal for Meditation and Meditation Research, 1–8.

Ward, L., Stebbings, S., Cherkin, D. & Baxter, G.D. (2013). Yoga for Functional Ability,

Pain and Psychosocial Outcomes in Musculoskeletal Conditions: A Systematic Review and Meta-Analysis. Musculoskeletal Care, 2013. doi: 10.1002/msc.1042.

West, J., Otte, C., Geher, K., Johnson, J. & Mohr, D.C. (2004). Effects of Hatha Yoga and

African Dance on Perceived Stress, Affect, and Salivary Cortisol. Annals of Behavioural Medicine; 28 (2), 114–118.

Page 97: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

11 Anhang

11.1 Qualitative Inhaltsanalyse

Tabelle 11: Physisches Wohlbefinden

Interview Zitat Kategorie Physisches Wohlbefinden Reduktion

1 1 Mir hat er gut gefallen. Ich hab viele Mängel oder ... Spielraum bei mir entdeckt von der Beweglichkeit her, wo ich ziemlich verspannt, wenig trainiert bin. Ich sehe es als gute Erweiterung … allgemeiner Fitnessüberlegungen und Programme,

Körpergefühl erhöht Eigene Einschränkungen, Verspannungen erkannt

2 Auf ein sehr bewusstes Körpergefühl hin haben sie mir gut getan. Muskelpartien und Körperregionen intensiver zu spüren, bewusst auch zu bewegen und zu steuern

Körperwahrnehmung gefördert

3 Dann die Grenzen zu erkennen der Beweglichkeit und zu sehen was möglich ist, wenn man geübt ist.

Grenzen erkennen

4 immer ein sehr wohliges Gefühl verspürt Wohliges Gefühl danach 5 es ist ein gutes Gefühl danach 2 6 Ja also insgesamt auf jeden Fall haben mir die Übungen gut getan. Einerseits

was die Beweglichkeit betrifft und … das gesamte Wohlbefinden Wohlbefinden gesteigert

7 hatte vorher Rückenschmerzen, das hat sich merklich gebessert Schmerzlinderung 8 Aber es gibt auch ein bisschen ein Unwohlsein. Einfach aus dem Grund, weil

ich merk natürlich, was mir alles fehlt und wie schlecht ich tatsächlich mittlerweile a ́körperlich wieder beinand bin.

Erkennen eigener Einschränkungen

9 dass die Wirbelsäule entlastet ist Entlastung der Wirbelsäule 10 Möchte nicht sagen, dass die Übungen angenehm sind, ja, aber das was halt

danach kommt ist angenehm. Angenehmes Körpergefühl danach

Page 98: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

98

11 Also was mir eigentlich wirklich also tatsächlich auch körperliche Schmerzen bereitet hat, das waren die Übungen die alle auf die Schulter gegangen sind (Weil ich hab früher, …sehr intensiv… betrieben und da hab ich mir offenbar die Schultern irgendwann beleidigt)

Schulterübungen haben Schmerzen verursacht

12 vor allem der Rücken und das ganzheitliche Körpergefühl ist einfach insgesamt besser

Ganzheitliches Körpergefühl

3 13 war das einfach eine Ergänzung, eine Bereicherung. Bereichernde Ergänzung zu Sport 14 Beweglichkeit, Erweiterung der Muskelamplitude Beweglichkeit verbessert 15 einfach gemerkt, dass es mir gut tut Tut gut 4 16 Ich bin drauf gekommen, es gibt auch noch andere Körperregionen, die

irgendwie auch Beachtung verdienen Körperbewusstsein

17 das Körpergefühl einfach ein wohligeres, sag ich mal und auch ein Entspannteres.

Entspanntes Körpergefühl

5 18 Gewisse Übungen haben mir sehr gut getan, grad was den Schultergürtel betrifft und grad Übungen fürs Kreuz.

Übungen für Schulter u. Rücken haben gut getan

6 19 Ja, vielleicht ein bisschen mehr beweglicher. 7 20 Dehnen, Stretchen und Durcharbeiten, das tut einfach gut. Körperliches Wohlbefinden 21 Gut tun sie ja, gefallen tun sie einem weniger diesen Dehnübungen, wo man

nicht mit kann Anstrengung, die belohnt wird

22 Ja, auf alle Fälle, tragen´s dazu (Anmerkung: Beweglichkeit) bei, die ganze Sensomotorik und ja, auch Tiefenmuskulatur, spricht mich sehr viel an.

Förderung der Sensomotorik (Körperkontrolle)

Page 99: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

99

Tabelle 12: Psychisches Wohlbefinden

Interview Zitat Kategorie Psychisches Wohlbefinden Reduktion

1 1 ja, also ich hab das Gefühl so irgendwie gemein Grundgelassenheit wurde noch ein Stück erhöht. Ich fühl mich gut irgendwie und komm mit mentalen und so gedanklichen Dingen sehr gut zurecht.

Grundgelassenheit erhöht

2 das Gefühl entspannter zu sein ist zweifellos danach, nach jeder Einheit, merkbar.

Entspanntheit

3 Gelassenheit, innere Ruhe. Ja, das Leben im Griff und auch die Herausforderungen.

Innere Ruhe verspürt

4 Auch das Atmen so gezielt einzusetzen zum Beruhigen, das hab ich zum Einschlafen jetzt einmal probiert, und sofort „uah“…

Entspannungsatmung hilfreich zum Einschlafen

2 5 Allgemeines Wohlbefinden… auf jeden Fall, ja, kann ich auf jeden Fall bestätigen

Allgemeines Wohlbefinden

6 Es ist ganzheitlich zu sehen. Wenn sich der Körper wohl fühlt, fühlt sich der Geist wohl und umgekehrt, ist so eine Wechselwirkung

Zusammenhang körperliches und psychisches Wohlbefinden

7 Also auf jeden Fall hat mir sehr gut gefallen, alles was ein bisschen so einen meditativen Aspekt gehabt hat

Meditativer Aspekt hat gefallen

8 ein Gefühl innerer Zufriedenheit, da geht’s mir einfach gut Innere Zufriedenheit 9 Also nicht nur dir dankbar, sondern auch mir selber, weil ich den Schweinehund

besiegt hab Eigenen „Schweinehund“ besiegt

3 10 …dass ich einfach entspannt bin. entspannt sein 11 Ich fühle mich wohl nachher. Ja. Wohlbefinden 4 12 mehr Achtsamkeit vor allem beim Atmen Achtsamkeit beim Atmen 13 mit der Musik war das eine andere Art von Entspannung und das hat mir sehr

gut getan Erfahrung Musik unterstützte Entspannung

14 Und auch das Daran- Denken an diese Erfahrungen entspannt unter Umständen im Alltag auch wieder,…

Erinnerung an entspannten Zustand hilfreich im Alltag

Page 100: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

100

15 wo man gezwungen ist, in der Gegenwart zu bleiben und Aufmerksam zu bleiben und konzentriert zu sein

Im Hier und Jetzt sein Aufmerksam und konzentriert

5 16 Ich komm eher zur geistigen Entspannung, wenn ich mich komplett auspowere Über Körperlichkeit zur geistigen Entspannung 7 17 Da hab ich einmal das Gefühl gehabt, ich schlaf jetzt so tief. (Anmerkung:

nachts) Verbesserte Schlafqualität

18 Bei der Entspannung passiert es mir manchmal, dass ich einschlaf´, also da denk´ ich mir, da hab ich meinen Geist zur Ruhe gebracht

Geist zur Ruhe bringen

Page 101: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

101

Tabelle 13: Stress

Interview Zitat Kategorie Stress Reduktion

1 1 also ich hab das Gefühl so irgendwie meine allgemeine Grundgelassenheit wurde noch ein Stück erhöht. Ich fühl mich gut irgendwie und komm mit mentalen und so gedanklichen Dingen sehr gut zurecht.

Grundgelassenheit Sich gut fühlen

2 innere Ruhe verspürt Innere Ruhe 3 Da hab ich tatsächlich festgestellt, dass ich irgendwie die Nächte tief und fest

durchschlaf, was ich nicht immer so hatte. Und das ist in der letzten Zeit sehr markant angenehm aufgefallen.

Verbesserte Schlafqualität

4 Ist es dir gelungen den Geist zur Ruhe zu bringen? Absolut, also da hab ich sicherlich einen starken Input bekommen.

Geist zur Ruhe gebracht

5 Übungen zur bewussten Entspannung… ist gut gelungen Bewusste Entspannung 6 Ja, vor allem sehr bewusst einsetzbar diese Atemübungen und … überhaupt …

Fit für Stress so zu sagen zu werden.. Spürbare Stress reduzierende Wirkung der Atemübungen

2 7 Es ist ganzheitlich zu sehen. Wenn sich der Körper wohl fühlt, fühlt sich der Geist wohl und umgekehrt, ist so eine Wechselwirkung

Wechselwirkung körperliche und geistige Entspannung

8 Ich komm mir energievoller vor Mehr Energie 9 Also es verändert nicht mein Bewusstsein mit den Stressoren anders

umzugehen. Ich verändere mich nur insgesamt und dadurch wirkt der Stress anders auf mich, so erleb ́ich das.

Veränderung an sich selbst wahrgenommen, die auf den Einfluss von Stress wirkt

3 10 manchmal ist wirklich so, dass ich knapp vorm Einschlafen war und das ist schon was Tolles

Wahrnehmen tiefer Entspannung

11 Könnt ich mir vorstellen (Anmerkung: dass die Übungen zur Stressbewältigung helfen), wobei ich insgesamt ein sehr gutes Stressmanagement habe

Glaube, dass Übungen hilfreich sein können

4 12 mehr Achtsamkeit vor allem beim Atmen Achtsamkeit erhöht, bewusste Atemführung 13 mit der Musik war das eine andere Art von Entspannung und das hat mir sehr Positive Wirkung der Musik auf Entspannung

Page 102: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

102

gut getan 14 Und auch das Daran-Denken an diese Erfahrungen entspannt unter Umständen

im Alltag auch wieder, also einfach das Zurückholen. Erfahrung der Entspannung verinnerlichen, darauf zurückgreifen können

5 15 Ja, den Stress konnte es mir nicht lindern, eher mehr im Gegenteil, weil ich immer den Stress hatte, in die Yogastunde zu gehen.

Zusatztermin „Yoga“ verursacht Stress

6 16 Nein, hilft nicht mit Stress umzugehen Keine Stress reduzierende Wirkung 7 17 Da hab ich einmal das Gefühl gehabt, ich schlaf jetzt so tief. Verbesserte Schlafqualität

Page 103: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

103

Tabelle 14: Schmerz/Verspannungen

Interview Zitat Kategorie Schmerz/Verspannungen Reduktion

1 1 Schmerzlinderung nicht, aber präventiv hab ich sicher einiges getan durch das Training und in den Übungen auf jeden Fall

Vorbeugende Wirkung

2 glücklicherweise habe ich nicht so eine Zeit wo ich schmerzhafte Verspannungen habe, aber mein Körpergefühl und das Gefühl entspannter zu sein ist zweifellos danach, nach jeder Einheit merkbar.

Köpergefühl verbessert Entspannung danach spürbar

2 3 Möchte nicht sagen, dass die Übungen angenehm sind, ja, aber das was halt danach kommt ist angenehm.

Angenehmes Gefühl danach

4 vor allem der Rücken und das ganzheitliche Körpergefühl ist einfach insgesamt besser

Ganzheitliches Körpergefühl erfahren

4 5 Bewusstsein für die Schultern, für`n Rücken, hat sich schon sehr gestärkt und geschärft

Körperbewusstsein gesteigert

6 Nein, die sind nicht gelöst worden dadurch. … Ja, ich glaube schon, dass diese dynamischen Übungen mit den Armen, dass die durchaus hilfreich sind. Einfach, weil diese Muskulatur dann bewegt wird .... und das tut total gut.

Verspannung nicht gelöst Glaube, dass Übungen helfen Wohlbefinden durch Bewegung

5 7 Gewisse Übungen haben mir sehr gut getan, grad was den Schultergürtel betrifft und grad Übungen fürs Kreuz.

Übungen haben gut getan, besonders Schultergürtel und Kreuz

8 Nein, eigentlich nicht. Ich hab Beschwerden eher im Knie, und für das gibt es keine Übung

Keine Schmerzlinderung

6 9 Nein, konnten nicht gelöst werden Verspannungen nicht gelöst 7 10 Mir hat die Rückenschule, also diese Rückenübungen, speziell für den, für den

Schulter, Nackenbereich und oberen Rückenbereich immer sehr gut getan Rückenschule hat gut getan

Page 104: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

104

11.2 Leitfaden für Interviews

Leitfaden für das Interview vor der Intervention:

• Was war Ihre Motivation zur Teilnahme am Kurs?

• Haben Sie Erfahrungen mit Körperarbeit?

• Welche Erwartungen haben Sie an den Kurs?

• Gibt es behandlungsbedürftige Vorerkrankungen (Bluthochdruck,

Bandscheibenvorfälle…)?

• Sind Sie am Ergebnis interessiert? Soll ich es Ihnen zukommen lassen?

Leitfaden für das Interview nach der Intervention:

• Hat Ihnen die Teilnahme Spaß gemacht?

• Haben Sie das Gefühl, dass Ihnen die Übungen gut getan haben?

• Welche Übungen haben Ihnen persönlich besonders gut getan/gut gefallen?

• Welche haben Ihnen nicht so gut getan/gefallen?

• Konnten durch die Übungen akute körperliche Beschwerden gelindert werden?

• Wurden bestehende Verspannungen gelöst? Konnte ein ev. bestehender Schmerz

reduziert oder gelöst werden?

• Haben Sie andere Wirkungen (od. Nachwirkungen) wahrgenommen? (körperlich

oder psychisch, Stress- u. Schlafverhalten, Konzentration)

• Haben Sie das Gefühl, dass Ihnen die Übungen zu einem besseren Körpergefühl

verholfen haben?

• Fühlen Sie sich beweglicher?

• Ist es Ihnen bei den Übungen gelungen den Geist zur Ruhe zu bringen, das

Gedankenrad zu unterbrechen?

• Haben Ihnen die Übungen zur (bewussten) Entspannung (körperlich od. geistig)

verholfen? (nur im Moment? Oder auch als Nachwirkung?)

• Haben Sie das Gefühl, dass Ihnen körperliche Entspannung auch zu geistiger

Entspannung verhilft?

• Haben Sie das Gefühl, dass Ihnen persönlich die Übungen helfen mit Stress

umzugehen?

• Würden Sie einzelne einfache Übungen (Körper- od. Atemübungen…) auch an

andere KollegInnen weitergeben?

Page 105: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

105

• Würden Sie einen weiterführenden Kurs am Dienstort besuchen? Wenn ja, unter

welchen Rahmenbedingungen? (Uhrzeit, Bezahlung, Dienstzeit?, ..)

• Die bisherigen TeilnehmerInnen gehören der Führungsebene an. Glauben Sie, dass

auch KollegInnen aus anderen Hierarchieebenen offen für Yoga wären/Interesse

hätten?

Page 106: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

106

11.3 Standardisierte Fragebögen

ALLGEMEINE DATEN: Vorname: _______________________ Nachname: __________________________ Geburtsdatum: ___________________ Geschlecht: männlich O weiblich O Höchste abgeschlossene Ausbildung: _________________________________________ Beruf: __________________________ Beschäftigungsdauer: _____ Jahre Teil-/Vollzeitanstellung? Ja O Nein O Schichtdienst: Ja O Nein O Nachtdienst: Ja O Nein O Testdatum:_________

Fragebogen zum Umgang mit Stress (SCI) Anleitung: Antworten Sie möglichst spontan! Es gibt keine richtigen oder falschen Antworten. Achten Sie darauf, dass Sie keine Aussage auslassen.

1. Inwieweit haben Sie sich in den letzten 4 Wochen in folgenden Bereichen belastet gefühlt?

Page 107: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

107

2. Stress und Druck können körperliche Symptome verursachen. Welche Symptome haben Sie bei sich in den letzten 4 Wochen beobachtet?

triff

t gar

nic

ht zu

triff

t ehe

r nic

ht zu

triff

t ehe

r zu

triff

t gen

au zu

Ich schlafe schlecht. O O O O

Ich leide häufig unter Magendrücken oder

Bauchschmerzen. O O O O

Ich habe häufig das Gefühl einen Kloß im Hals zu haben. O O O O

Ich leide häufig unter Kopfschmerzen. O O O O

Ich grüble oft über mein Leben nach. O O O O

Ich bin oft traurig. O O O O

Ich habe oft zu nichts mehr Lust. O O O O

Ich habe stark ab- oder zugenommen (mehr als 5kg). O O O O

Meine Lust auf Sex ist deutlich zurückgegangen. O O O O

Ich ziehe mich häufig in mich selbst zurück und bin dann so

versunken, dass ich nichts mehr mitbekomme. O O O O

Ich leide häufig unter Verspannungen/Rückenschmerzen. O O O O

Ich kann mich schlecht konzentrieren. O O O O

Ich habe Alpträume. O O O O

Page 108: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

3. Wie gehen Sie mit Stress um? Es gibt keine richtigen oder falschen Antworten.

Antworten Sie möglichst spontan und lassen Sie keine Aussage aus. tr

ifft g

ar n

icht

zu

triff

t ehe

r nic

ht zu

triff

t ehe

r zu

triff

t gen

au zu

Ich sage mir, dass Stress und Druck auch ihre guten Seiten haben. O O O O

Egal wie groß der Stress wird, ich würde niemals wegen Stress zu Alkohol

oder Zigaretten greifen. O O O O

Ich mache mir schon vorher Gedanken, wie ich Zeitdruck vermeiden

kann. O O O O

Wenn ich mich überfordert fühle, gibt es Menschen, die mich wieder

aufbauen. O O O O

Ich sehe Stress und Druck als positive Herausforderung an. O O O O

Auch wenn ich sehr unter Druck stehe, verliere ich meinen Humor nicht. O O O O

Ich versuche Stress schon im Vorfeld zu vermeiden. O O O O

Bei Stress und Druck finde ich Halt im Glauben. O O O O

Gebete helfen mir dabei, mit Stress und Bedrohungen umzugehen. O O O O

Egal wie schlimm es wird, ich vertraue auf höhere Mächte. O O O O

Wenn mir alles zu viel wird, greife ich manchmal zur Flasche. O O O O

Ich tue alles, damit Stress erst gar nicht entsteht. O O O O

Wenn ich unter Druck gerate, habe ich Menschen, die mir helfen. O O O O

Bei Stress und Druck entspanne ich mich abends mit einem Glas Wein

oder Bier. O O O O

Bei Stress und Druck finde ich Rückhalt bei meinem Partner oder einem

guten Freund. O O O O

Bei Stress und Druck konzentriere ich mich einfach auf das Positive. O O O O

Bei Stress und Druck beseitige ich gezielt die Ursachen. O O O O

Bei Stress und Druck erinnere ich mich daran, dass es höhere Werte im

Leben gibt. O O O O

Egal wie schlimm es wird, ich habe gute Freunde, auf die ich mich immer

verlassen kann. O O O O

Wenn ich zu viel Stress habe, rauche ich eine Zigarette. O O O O

Page 109: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

109

Fragebogen zum Gesundheitszustand (SF-36)

_________________________________________________________________________

In diesem Fragebogen geht es um Ihre Beurteilung Ihres Gesundheitszustandes. Der Bogen

ermöglicht es, im Zeitverlauf nachzuvollziehen, wie Sie sich fühlen und wie Sie im Alltag

zurechtkommen.

Bitte beantworten Sie jede der folgenden Fragen, indem Sie bei den Antwortmöglichkeiten

die Zahl ankreuzen, die am besten auf Sie zutrifft.

1. Wie würden Sie Ihren Gesundheitszustand im Allgemeinen beschreiben ?

(Bitte kreuzen Sie nur eine Zahl an)

Ausgezeichnet................................................................. 1

Sehr gut........................................................................... 2

Gut.................................................................................. 3

Weniger gut.................................................................... 4

Schlecht.......................................................................... 5

2. Hatten Sie Schmerzen in den vergangenen 4 Wochen ?

(Bitte kreuzen Sie nur eine Zahl an)

Ich hatte keine Schmerzen........................................................ 1

Sehr leicht ................................................................................ 2

Leicht........................................................................................ 3

Mäßig........................................................................................ 4

Stark.......................................................................................... 5

Sehr stark.................................................................................. 6

Page 110: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

110

3. In diesen Fragen geht es darum, wie Sie sich fu ̈hlen und wie es Ihnen in den vergangenen 4

Wochen gegangen ist. (Bitte kreuzen Sie in jeder Zeile die Zahl an, die Ihrem Befinden am

ehesten entspricht). Wie oft waren Sie in den vergangenen 4 Wochen...

(Bitte kreuzen Sie in jeder Zeile nur eine Zahl an)

BEFINDEN Immer Meistens Ziemlich oft

Manch- Mal

Selten Nie

a. ...voller Schwung 1 2 3 4 5 6

b. ...sehr nervös 1 2 3 4 5 6

c. ...so niedergeschlagen,

daß Sie nichts

aufheitern konnte

1 2 3 4 5 6

d. ...ruhig und gelassen 1 2 3 4 5 6

e. ...voller Energie 1 2 3 4 5 6

f. ...entmutigt und traurig 1 2 3 4 5 6

g. ...erschöpft 1 2 3 4 5 6

h. ...glücklich 1 2 3 4 5 6

i. ...müde 1 2 3 4 5 6

4. Im Folgenden finden Sie eine Reihe von Aussagen. Bitte kreuzen (X) Sie in jeder Reihe an,

ob diese für Sie zutrifft oder nicht.

JA NEIN

Ich bin andauernd müde............................................................................... 0 0

Ich habe nachts Schmerzen.......................................................................... 0 0

Ich fühle mich niedergeschlagen..................................................................0 0

Ich habe unerträgliche Schmerzen...............................................................0 0

Ich nehme Tabletten, um schlafen zu können..............................................0 0

Ich habe vergessen, wie es ist Freude zu empfinden....................................0 0

Ich fu ̈hle mich gereizt...................................................................................0 0

Ich finde es schmerzhaft, meine Körperposition zu verändern...................0 0

Page 111: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

111

JA NEIN

Ich fu ̈hle mich einsam ................................................................................0 0

Es fällt mir schwer mich zu bücken ...........................................................0 0

Alles strengt mich an..................................................................................0 0

Ich wache in den fru ̈hen Morgenstunden auf.............................................0 0

Es fällt mir schwer, zu anderen Menschen Kontakt aufzunehmen.............0 0

Die Tage ziehen sich...................................................................................0 0

Ich habe Schwierigkeiten Treppen hinauf- und hinunterzugehen..............0 0

Ich habe Schmerzen beim Gehen................................................................0 0

Mir reißt derzeit oft der Geduldsfaden........................................................0 0

Ich fühle, dass ich niemanden nahestehe....................................................0 0

Ich liege nachts die meiste Zeit wach.........................................................0 0

Ich habe das Gefu ̈hl, die Kontrolle zu verlieren.........................................0 0

Ich habe Schmerzen, wenn ich stehe .........................................................0 0

Meine Energie läßt schnell nach.................................................................0 0

Es fällt mir schwer lange zu stehen ............................................................0 0

Ich habe andauernd Schmerzen...................................................................0 0

Ich brauche lange zum Einschlafen.............................................................0 0

Ich habe das Gefu ̈hl fu ̈r andere Menschen eine Last zu sein.......................0 0

Sorgen halten mich nachts wach..................................................................0 0

Ich fu ̈hle, daß das Leben nicht lebenswert ist.............................................. 0 0

Ich schlafe nachts schlecht...........................................................................0 0

Es fällt mir schwer mit anderen Menschen auszukommen..........................0 0

Ich habe Schmerzen, wenn ich Treppen hinauf- und hinuntergehe.............0 0

Ich wache deprimiert auf..............................................................................0 0

Ich habe Schmerzen, wenn ich sitze.............................................................0 0

Page 112: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

112

Freiburger Fragebogen zur Achtsamkeit (FFA)

– Kurzversion (14 Items) – Freiburger Fragebogen zur Achtsamkeit (FFA) – Kurzversion

Dieser Fragebogen soll Ihre Achtsamkeit erfassen. Bitte beziehen Sie dabei die Aussagen

auf die letzten 4 Wochen. Kreuzen Sie bitte bei jeder Frage die Antwort an, die am besten

auf Sie zutrifft. Wir möchten Sie bitten, so ehrlich und spontan wie möglich zu antworten.

Es gibt keine „richtigen“ oder „falschen“ und keine „guten“ oder „schlechten“ Antworten.

Ihre persönlichen Erfahrungen sind uns wichtig.

Vielen Dank für Ihr Bemühen!

fast

nie

eh

er

selte

n re

lativ

oft

fast

im

mer

1. Ich bin offen für die Erfahrung des Augenblicks. ❑ ❑ ❑ ❑

2. Ich spüre in meinen Körper hinein, sei es beim Essen,

Kochen, Putzen, Reden.

❑ ❑ ❑ ❑

3. Wenn ich merke, dass ich abwesend war, kehre ich sanft

zur Erfahrung des Augenblicks zurück.

❑ ❑ ❑ ❑

4. Ich kann mich selbst wertschätzen. ❑ ❑ ❑ ❑

5. Ich achte auf die Motive meiner Handlungen. ❑ ❑ ❑ ❑

6. Ich sehe meine Fehler und Schwierigkeiten, ohne mich zu

verurteilen.

❑ ❑ ❑ ❑

7. Ich bin in Kontakt mit meinen Erfahrungen, hier und jetzt. ❑ ❑ ❑ ❑

8. Ich nehme unangenehme Erfahrungen an. ❑ ❑ ❑ ❑

9. Ich bin mir selbst gegenüber freundlich, wenn Dinge

schief laufen.

❑ ❑ ❑ ❑

10. Ich beobachte meine Gefühle, ohne mich in ihnen zu

verlieren.

❑ ❑ ❑ ❑

Page 113: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

113

fast

nie

eh

er

selte

n re

lativ

oft

fast

im

mer

11. In schwierigen Situationen kann ich innehalten. ❑ ❑ ❑ ❑

12. Ich erlebe Momente innerer Ruhe und Gelassenheit, selbst

wenn äußerlich Schmerzen und Unruhe da sind.

❑ ❑ ❑ ❑

13. Ich bin ungeduldig mit mir und meinen Mitmenschen. ❑ ❑ ❑ ❑

14. Ich kann darüber lächeln, wenn ich sehe, wie ich mir

manchmal das Leben schwer mache.

❑ ❑ ❑ ❑

Bitte überprüfen Sie noch einmal, ob Sie auch keine Zeile ausgelassen haben.

Vielen Dank für Ihre Mitarbeit!

Page 114: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

114

11.4 Grafische Darstellung der Körperübungen

Einheit 1 (Teil 1 und 2)

Einheit 2 (Teil 1 und 2)

Page 115: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

115

Einheit 2 (Teil 3)

Einheit 3 (Teil 1 und 2)

Page 116: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

116

Einheit 4 (Teil 1 und 2)

Einheit 5 (Teil 1 und 2)

Page 117: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

117

Einheit 6 (Teil 1 und 2)

Einheit 7 (Teil 1 und 2)

Page 118: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

118

Einheit 8 (Teil 1 und 2)

Einheit 9 (Teil 1 und 2)

Page 119: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

119

Einheit 10 (Teil 1 und 2)

Einheit 11 (Teil 1 und 2)

Page 120: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

120

Einheit 12 (Teil 1 und 2)

Einheit 13 (Teil 1 und 2)

Page 121: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

121

Einheit 14 (Teil 1 und 2)

Einheit 15 (Teil 1 und 2)

Page 122: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

122

Einheit 16 (Teil 1 und 2)

Einheit 16 (Teil 3)

Page 123: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

11.5 Lebenslauf

Persönliche Daten

Name: Natascha Heredia Jimenez

(geb. Wagner, gesch. Brandes)

Adresse: 1020 Wien, Krafftgasse 3/7

Geburtsdatum/-ort: 04.02.1970 in Linz

Familienstand: geschieden, 1 Tochter (geb. 2000)

Berufspraxis

seit 9/2006 Diplomierte Gesundheits- und Krankenschwester bei der Stadt Wien

MA 15 – Abteilung Gesundheitsvorsorge für Erwachsene

5-7/ 2012 + 9/12 Praktikum Ludwig Boltzmann Institute – Health Promotion Research

Mitarbeit bei der Evaluierung des Projekts „Gesundheit hat kein

Alter“

4/2011- 5/2011 Mitarbeit als Interviewerin beim Projekt „Gesundheit hat kein Alter“

Ludwig Boltzmann Institute – Health Promotion Research

3/2006 - 8/2006 Diplomierte Gesundheits- und Krankenschwester bei der Volkshilfe

Wien – Abteilung Entlassungsmanagement, eingesetzt im

Hanuschkrankenhaus

2004 – 2/2006 Diplomierte Gesundheits- und Krankenschwester in der Wiener

Privatklinik – Abteilung Innere Medizin

2001 – 2004 Diplomierte Gesundheits- und Krankenschwester beim Wiener

Roten Kreuz – Gesundheit und Soziale Dienste

1999 – 2000 Diplomierte Gesundheits- und Krankenschwester bei Dr. Gavilanes

Allgemeinmedizin, Bahias de Huatulco, Mexiko

1996 -1998 Diplomierte Gesundheits- und Krankenschwester in der Privatklinik

Josefstadt - Abteilung Neurologie

1992 – 1993 Pflegehelferin in der Evangelischen Diakonissenanstalt Abteilung

Onkologie, Bremen, Deutschland

1988 – 1993 Diverse freiberufliche Tätigkeiten in den Bereichen Grafik und

Bühnenaufbau, Berlin und Bremen, Deutschland

Page 124: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

124

Schulischer Werdegang

seit 10/ 2011 Berufsbegleitender Universitätslehrgang „Master of Public Health“

Universität Wien und Medizinische Universität Wien

2010 – 2011 Berufsreifeprüfung (BRP) VHS Wien

2010 Berufsbegleitende Yogalehrerausbildung Yogaakademie Austria

1993 – 1996 Krankenpflegeschule der Evangelischen Diakonissenanstalt Bremen,

Deutschland

1992 Schwesternhelferinnen Kurs Rotes Kreuz Bremen, Deutschland

1986 – 1988 Wiener Kunsthochschule- Abteilung Gebrauchsgrafik

1985 – 1986 Bundesoberstufenrealgymnasium in Linz

1984 – 1985 Höhere Technische Lehranstalt - Abteilung Gebrauchsgrafik in Linz

1980 – 1984 Bundesrealgymnasium in Linz

1976 – 1980 Volksschule in Linz

Page 125: Titel der Arbeit Gesundheitsförderung durch Yoga. Ein Ansatz für … · 2020-05-31 · TeilnehmerInnen nach Abschluss der Intervention weitergeführt. ... Five of seven reported,

125

11.6 Eidesstattliche Erklärung

Ich erkläre hiermit, dass ich die Master Thesis mit dem Titel „Gesundheitsförderung durch

Yoga. Ein Ansatz für MitarbeiterInnen im Strafvollzug“ selbstständig verfasst habe und

nur die ausgewiesenen Hilfsmittel verwendet habe. Diese Arbeit wurde weder an einer

anderen Stelle eingereicht (z.B. für andere Lehrveranstaltungen) noch von anderen

Personen (z.B. Arbeiten von anderen Personen aus dem Internet) vorgelegt.

Wien, Mai 2013 ___________________________________

Natascha Heredia Jimenez