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Traden mit Heikin-Ashi-Kerzencharts TRADERS´ FOREX SPEZIAL 01.2011 32 TRADERS´ FOREX SPEZIAL 01.2011 32 und liefern in der Folge eine op- tische Trendglättung. Mit einem kurzen Blick auf den Chart lassen sich daher die Trendrichtung, die Trendstärke und die Trendinten- sität erfassen. Der Einsatz im Trading Die optische Klarheit der Heikin- Ashi-Kerzencharts sorgt dafür, dass (anders als bei klassischen Candlesticks) das häufig verwir- rende Marktrauschen herausge- filtert wird. Das Ergebnis ist eine schnelle Entscheidungsfindung mit dem einzigen Nachteil einer leicht verspäteten Signalgene- rierung. Doch da man gerade am Forex-Markt an Trendbewe- gungen sehr gut partizipieren kann, eignet sich die Darstel- lungsart hervorragend für den Im Jahr 2004 reaktivierte der schwedische Trader Dan Valcu die Heikin-Ashi-Kerzencharts, nachdem er beim Studium des japanischen Indikators Ichimoku über eben diese Chartdarstel- lungsvariante stolperte. Nach- dem er diese Kerzenvariante modifiziert hatte, fiel ihm ihre beeindruckende Klarheit auf, die im Sinne eines Trendfolgecha- rakters im Chart die klassischen Candlestick-Kerzen umwandelt. Die simple Idee dahinter ist eine Datenumrechnung der vier klas- sischen Candlestick-Werte in Form des Eröffnungs-, Höchst-, Tiefst- und Schlusspreises einer Periode. Diese vier Werte wer- den mithilfe einer einfachen Mit- telwertberechnung – siehe dazu Formelkasten – umgewandelt » Nach und nach halten die mehr oder weniger bekannten Heikin-Ashi-Kerzencharts Einzug in die Welt des Tradings. Während diese Technik bei professionellen Händlern bereits seit mehreren Jahren im Einsatz ist, wird sie von der breiten Masse bisher stiefmütterlich behandelt. Tauchen Sie nun ein in die Welt japanischer Kerzencharts und lassen Sie sich von ihrer optischen Klarheit überzeugen. « So setzen Sie mehrere Gleitende Durchschnitte ein Info haOpent = haOpent-1 + haCloset-1 2 haCloset = opent+ hight+ lowt+ closet 4 haHight =MAX {hight, haOpent, haCloset} haLowt =MIN {lowt, haOpent, haCloset} wobei gilt: t= heute (= aktueller Tag) t-1 = gestern Christian Kämmerer [email protected]

TRADERS´ FOREX SPEZIAL 32 - TA4YOU

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Traden mit

Heikin-Ashi-Kerzencharts

TRADERS´ FOREX SPEZIAL 01.2011

32TRADERS´ FOREX SPEZIAL 01.2011

32

und liefern in der Folge eine op-

tische Trendglättung. Mit einem

kurzen Blick auf den Chart lassen

sich daher die Trendrichtung, die

Trendstärke und die Trendinten-

sität erfassen.

Der Einsatz im Trading

Die optische Klarheit der Heikin-

Ashi-Kerzencharts sorgt dafür,

dass (anders als bei klassischen

Candlesticks) das häufig verwir-

rende Marktrauschen herausge-

filtert wird. Das Ergebnis ist eine

schnelle Entscheidungsfindung

mit dem einzigen Nachteil einer

leicht verspäteten Signalgene-

rierung. Doch da man gerade

am Forex-Markt an Trendbewe-

gungen sehr gut partizipieren

kann, eignet sich die Darstel-

lungsart hervorragend für den

Im Jahr 2004 reaktivierte der

schwedische Trader Dan Valcu

die Heikin-Ashi-Kerzencharts,

nachdem er beim Studium des

japanischen Indikators Ichimoku

über eben diese Chartdarstel-

lungsvariante stolperte. Nach-

dem er diese Kerzenvariante

modifiziert hatte, fiel ihm ihre

beeindruckende Klarheit auf, die

im Sinne eines Trendfolgecha-

rakters im Chart die klassischen

Candlestick-Kerzen umwandelt.

Die simple Idee dahinter ist eine

Datenumrechnung der vier klas-

sischen Candlestick-Werte in

Form des Eröffnungs-, Höchst-,

Tiefst- und Schlusspreises einer

Periode. Diese vier Werte wer-

den mithilfe einer einfachen Mit-

telwertberechnung – siehe dazu

Formelkasten – umgewandelt

» Nach und nach halten die mehr oder weniger bekannten Heikin-Ashi-Kerzencharts Einzug in die Welt des Tradings. Während diese Technik bei professionellen Händlern bereits seit mehreren Jahren im Einsatz ist, wird sie von der breiten Masse bisher stiefmütterlich behandelt. Tauchen Sie nun ein in die Welt japanischer Kerzencharts und lassen Sie sich von ihrer optischen Klarheit überzeugen. «

So setzen Sie mehrere Gleitende Durchschnitte ein

Info

haOpent = haOpent-1 + haCloset-1

2

haCloset = opent+ hight+ lowt+ closet

4

haHight =MAX {hight, haOpent, haCloset}

haLowt =MIN {lowt, haOpent, haCloset}

wobei gilt:

t= heute (= aktueller Tag)

t-1 = gestern

Christian Kämmerer

[email protected]

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TRADERS´ FOREX SPEZIAL 01.2011

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täglichen Einsatz. Die praktikab-

len Kombinationsmöglichkeiten

dieser Kerzen – sowohl mit

trendfolgenden Indikatoren wie

den Gleitenden Durchschnitten

als auch mit diversen Oszillato-

ren – lassen eine Vielzahl mög-

licher Trading-Ansätze zu. Eine

relativ einfache, jedoch äußerst

effiziente Trading-Variation steht

im Fokus dieses Artikels.

Heikin-Ashi-Kerzencharts

und Gleitende Durchschnitte

Dass ein Trendfolgeprinzip

ein anderes nicht ausschließt,

zeigt die Anwendung der Heik-

in-Ashi-Kerzencharts mit den

häufig verwendeten Gleiten-

den Durchschnitten. Welche Art

des Gleitenden Durchschnittes

– einfach (SMA), exponentiell

(EMA) oder gewichtet (WMA)

– Sie hierbei einsetzen, spielt

eine eher untergeordnete Rolle.

Entscheidend sind vielmehr die

zusätzlichen Informationen, in

welcher übergeordneten Trend-

phase sich das jeweilige Wäh-

rungspaar befindet, sowie die

Tatsache der entsprechenden

(beim Einsatz zahlreicher Durch-

schnitte) Separierung im Sinne

eines zu- oder abnehmenden

B1 Multiple Gleitende DurchschnitteBild 1 veranschaulicht die Anwendung multipler Gleitender Durchschnitte zur Definition aufkommenden Momentums. Welche Gleitenden Durchschnitte man hierbei konkret anwendet, spielt ebenso wie die Parametereinstellung eine untergeordnete Rolle.

Quelle: www.tradesignalonline.de

B2 EUR/USD 60-Minuten-ChartBild 2 zeigt den EUR/USD inklusive der integrierten multiplen Gleitenden Durchschnitte (EMA) 25, 30, 35, 40, 45, 55, 110 und 144. Die intakte Preisbewegung wird klar durch die sich separierenden EMAs verdeut-licht – der Trend besitzt positives Momentum. Im markierten Bereich lässt sich die zu diesem Zeitpunkt wahrscheinliche Fortsetzung der Trendbewegung aufgrund der bullischen Heikin-Ashi-Kerze identifi-zieren. Der impulsschwache Rücklauf bis zum 38,20%-Fibonacci-Retracement unterstreicht zudem die vorherrschende positive Tendenz, die man als Trendfolger sucht.

Quelle: www.tradesignalonline.de

Momentums. Zu Beginn defi-

niert man daher beispielsweise

acht Gleitende Durchschnitte in

der EMA-Einstellung 25, 30, 35,

40, 45, 55 sowie 110 und 144.

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TRADERS´ FOREX SPEZIAL 01.2011

34

Dabei werden die ersten sechs

Durchschnitte im Sinne einer

Momentumdefinition eingesetzt

und die nachfolgenden zwei ver-

deutlichen die übergeordnete

beziehungsweise vorherrschen-

de Trendrichtung. Dank dieser

multiplen Gleitenden Durch-

schnitte verdeutlicht auch hier

ein kurzer Blick auf den Chart

das entsprechende Momentum

inklusive der bestimmenden

Trendrichtung.

Die Rahmenbedingungen

zum Setup

Zunächst sucht man sich nur

Währungspaare, die sich in ei-

ner intakten Trendbewegung

befinden. Dies lässt sich hervor-

ragend mit der übergeordne-

ten Zeitebene der eigentlichen

Entry-Zeitebene definieren. Als

heutiges Beispiel dient der 60-

Minuten-Chart (M60) der bestim-

menden Trenddefinition, um

schließlich im 15-Minuten-Chart

(M15) die entsprechenden Ent-

ry-Signale im Einklang mit dem

M60 zu handeln. Besonderes

Augenmerk liegt hierbei auf den

sechs Durchschnitten 25 bis 45

sowie 55 und ihrer Separation.

Sich auffächernde Durchschnitte,

wie in Bild 1 dargestellt, stellen

das Ideal einer laufenden Trend-

bewegung dar. Die zwei trägeren

Durchschnitte dienen der grund-

sätzlichen Entwicklung und lie-

fern außerdem bei erfolgter

Kreuzung ein zusätzliches Signal

für die intakte Trendbewegung.

Entry-Setup – die Auswahl

Nach Feststellung eines intak-

ten Trends wartet man auf die

– früher oder später einsetzende –

Korrekturbewegung und ver-

sucht, genau diese als Entry-

Chance im Sinne der Trendbe-

wegung zu handeln. Bildet sich

hierbei im M60 ein Farb-/Trend-

wechsel der Heikin-Ashi-Kerzen

aus (Bild 2) stellt dies das Signal

zur genaueren Beobachtung

dar. Jetzt gilt dem Währungs-

paar unsere volle Aufmerksam-

keit, ein Wechsel in die tiefere

Zeitebene – hierbei M15 – dient

der Erfassung der Entry-Kerze.

Im M15 selbst ist dann jedoch

die Separation der Momentum-

Durchschnitte 25 bis 55 nicht

immer zwingend erforderlich;

dennoch müssen die überge-

ordneten zwei Trendbestim-

mungs-Durchschnitte klar in

Trendrichtung verlaufen und es

sollte keine Kreuzung mit dem

Kurs auftreten.

Entry-Setup – die Beobachtung

Ergänzend empfiehlt es sich,

die Korrekturbewegung mithilfe

der Fibonacci-Retracements zu

erfassen, um bereits zu Beginn

der anlaufenden Gegenbewe-

gung mögliche Umkehrpunkte

im Chartverlauf definieren zu

können. Der Einsatz der Fibo-

nacci-Retracements ist zwar bei

diesem Setup nicht zwingend

erforderlich, doch die Zweck-

mäßigkeit dieses Tools aus dem

Baukasten der Technischen Ana-

lyse ist für jeden Trading-Ansatz

ein Gewinn. Nachdem daher

lokale Hoch- und Tiefpunkte

der letzten Handelsperiode (es

empfehlen sich hier insbeson-

dere die lokalen 1-Stunden-

Hochs/-Tiefs oder aber die loka-

len 4-Stunden-Hochs/-Tiefs) zur

Definition der Fibonacci-Span-

ne mit einer Mindest-Range

von 45 Pips (Bild 2) erfasst sind,

wartet man nun auf das Entry-

Signal.

B3 Setup im EUR/USD 15-Minuten-ChartAufgrund des Farbwechsels im M60 gilt es nun im M15 den geeigneten Einstieg sowie den passenden Stopp-Loss zu finden. In der tieferen Zeitebene M15 vollzieht sich schon ein klar bullischer Trendimpuls aufgrund der sich ausbildenden Heikin-Ashi-Kerzen. Nach Abschluss der zweiten „mustergültigen“ Long-Kerze erfolgt der Einstieg zum Eröffnungspreis der dritten Kerze bei 1,4075 Dollar. Der Stopp-Loss wird unter dem letzten lokalen Tief bei 1,4035 Dollar platziert und bereits im Vorfeld das Kursziel an-hand eines CRV von 1,5 definiert. Dieses befindet sich bei 1,4135 Dollar und wird bereits während der nächstfolgenden Perioden erreicht. Was bleibt, ist ein Profit von 60 Pips. Auch wenn ein Split der Position ertragreicher gewesen wäre, wurde der Trading-Plan erfolgreich umgesetzt, und genau darauf kommt es an, wenn man eine Strategie handelt.

Quelle: www.tradesignalonline.de

Page 4: TRADERS´ FOREX SPEZIAL 32 - TA4YOU

Einstieg und Stopp-Loss

Nun gilt es in der laufenden

Korrekturbewegung einen mög-

lichen Umkehrpunkt abzupas-

sen. Hier kommt die Stärke der

Heikin-Ashi-Kerzencharts zum

Tragen. Aufgrund ihres Trend-

folgecharakters deutet sich eine

Abschwächung beziehungs-

weise ein Trendwechsel der Ab-

wärtsbewegung (im Falle eines

Long Setups) an. Sofern sich in

diesem Kontext neutrale Ker-

zen ausbilden – idealerweise im

Bereich der Fibonacci-Retrace-

ments – steht einem neuerlichen

Aufwärtsimpuls nichts im Weg.

Was fehlt, ist das bullische Si-

gnal. Dieses wird per Definition

in Tabelle 1 durch eine bullische

Heikin-Ashi-Kerze generiert.

Stimmt bei Generierung einer

solchen Kerze das Chance/Risi-

ko-Verhältnis (CRV > 1,5), erfolgt

nach Abschluss der Kerze (Ab-

lauf von 15 Minuten im Zeitfen-

ster M15) der Entry zum Eröff-

nungspreis der neuen Periode,

um die sich anbahnende Wie-

deraufnahme der übergeordne-

ten Trendbewegung zu handeln.

Es versteht sich von selbst, dass

niemals ein Entry ohne Stopp-

Loss-Setzung erfolgen darf. Am

Beispielchart (Bild 3) wäre dieser

unterhalb des letzten Zwischen-

tiefs bei 1,4035 Dollar zu setzen.

Die Preiszielbereiche lassen sich

anhand von Fibonacci-Exten-

sions, Preis-Projektionen oder

anhand der im Devisenbereich

häufig vorkommenden Pivot-

Points definieren. Grundsätzlich

kann man hier aber auch das

errechnete Mindestziel im Sinne

des CRV heranziehen.

Exit-Strategien

Aufgrund der zuvor erfolgten

Chance/Risiko-Bemessung lässt

sich das erste Mindestziel bei

1,4135 Dollar lokalisieren. Dieses

Niveau gilt von nun an als Schalt-

stelle zur weiteren Trade-Verwal-

tung, sofern man den Trade ma-

nuell beobachten und eine mög-

liche Folgebewegung handeln

möchte. Am konkreten Beispiel

wurde der Stopp-Loss (SL) bei

1,4035 Dollar gesetzt, was vom

Entry bei 1,4075 Dollar aus be-

trachtet exakt 40 Pips entspricht.

Bei einem CRV von wenigstens

1,5 befindet sich das Mindest-

ziel somit bei exakt 1,4135 Dollar

oder 60 Pips. Natürlich interes-

siert es den Markt nicht, wo sich

das berechnete Take-Profit-Ni-

veau befindet beziehungsweise

wo wir gern unsere Position

glattstellen möchten. Daher

sollte man den Stopp-Loss

nach einer Mindestbewegung

von beispielsweise 40 Pips (ab-

hängig von der Volatilität des

Währungspaares) auf Break-

Even-Niveau nachziehen, um

jedem Risiko zu entgehen. Das

Risiko selbst ist im dargestell-

ten Beispiel bereits verdient

und je nach weiterem Markt-

verlauf ist sogar ein Teilverkauf

zulässig. So oder so kann man

nun mit einem risikolosen Trade

im Markt nur noch gewinnen.

Ein angenehmer Nebeneffekt

dieser Taktik ist, dass man so

tatsächlich eine mentale Ent-

spannung beim Trading errei-

chen kann. Ergänzend kann

man, im Sinne der eingangs er-

wähnten Trade-Verwaltung, nun

noch charttechnische Wider-

stände aus höheren Zeitebenen

(M60/M240) oder den bereits

erwähnten sowie vielerorts be-

liebten Pivot-Points zur weite-

ren Zielbestimmung einsetzen,

um den Trade – nach erfolgtem

Teilverkauf bei Erreichung des

Mindestziels – eventuell weiter

laufen zu lassen.

TRADERS´ FOREX SPEZIAL 01.2011

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Trendverhalten Aufwärtstrend Abwärtstrend

Trend ist normal Steigende grüne Körper Fallende rote Körper

Trend wird stärker Steigende, längere grüne Körper ohne

unteren Schatten

Fallende, längere rote Körper ohne

oberen Schatten

Trend wird schwächer Grüne Körper werden kleiner mit

zunehmenden unteren Schatten

Rote Körper werden kleiner mit

zunehmenden oberen Schatten

Konsolidierung Kleinere grüne Körper mit oberen und

unteren Schatten

Kleinere rote Körper mit oberen und

unteren Schatten

Trendwechsel Sehr kleine grüne Körper mit langen oberen

und unteren Schatten

Sehr kleine rote Körper mit langen oberen

und unteren Schatten

T1 Erscheinungsformen der Heikin-Ashi-KerzenchartsHier sehen Sie die verschiedenen Erscheinungsformen der Heikin-Ashi-Kerzencharts im Auf- und Abwärtstrend.

Quelle: Manfred Schwendemann, www.tradeadmin.de