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Die Bundesligatrainer von 1963 bis heute Hermann Schmidt / Miriam Bernhardt TRAINERLEXIKON

TRAINERLEXIKON - ciando

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Die Bundesligatrainervon 1963 bis heute

Hermann Schmidt / Miriam Bernhardt

TRAINERLEXIKON

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Die Bundesligatrainervon 1963 bis heute

Hermann Schmidt / Miriam Bernhardt

TRAINERLEXIKON

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BildnachweisFotolia/lukl: S. 7Alle übrigen Bilder von Horst Müller

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

1. Auflage 2017© J. P. Bachem Verlag Köln, 2017Layout: Cindy Kinze, KölnDruck: Grafisches Centrum Cuno, CalbePrinted in Germany

ISBN 978-3-7616-3180-5 BuchausgabeISBN 978-3-7616-3272-7 EPUB ISBN 978-3-7616-3273-4 PDFISBN 978-3-7616-3274-1 MOBI

Aktuelle Programminformationen finden Sie unterwww.bachem.de/verlag

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„Man muss in erster Linie eine gute Mannschaft haben. Man kann aus einem Esel kein Rennpferd machen.“ 1

„Dieser Beruf verlangt Naturbegabung. Wissenschaftlich kann man ihn nicht erlernen.“ 2

(Ernst Happel im Interview mit seinem Biografen Klaus Dermutz zum Trainerberuf)

„Der Türöffner für mich bei der Mannschaft war Empathie. Es gibt zwei Möglichkeiten, an so eine Situation heranzugehen: Entweder du haust drauf,

und sagst den Spielern ständig, wie schlecht sie sind und dass sie jetzt aber endlich gewinnen müssen.

Oder du versuchst, sie in ihrer Situation abzuholen, sie zu verstehen. Ich unterstelle mal, es gibt keinen

Spieler, der absichtlich schlecht spielt, Spiele verliert und absteigen will.“ 3

(Julian Nagelsmann im Interview zu seinem Führungsstil als Trainer)

Für Wolfgang Overath, Wolfgang Weber, Helmut Schulte und Thomas Meggle

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Das vorliegende Lexikon verzeichnet alle 398 Trainer der Bundesliga, die seit der Gründung der 1. Fußballbundesliga im Jahr 1963 in Diensten eines der bisher insgesamt 55 Erstligisten gestanden haben oder aktuell tätig sind. Trainer, die ihre Vereine über einen längeren Zeitraum durch spektakuläre Erfolge oder auch außergewöhnliche Trainingsmethoden und Handlungs-weisen prägten, werden ausführlich in ihrem Wirken und Einfluss auf das Fußballgeschehen in der höchsten deutschen Spielklasse vorgestellt. Dazu werden Zeitzeugen, Quellen aus Print- und anderen Medien, die über den Fußball berichten, ausführlich zitiert. Interimstrainer oder andere nur kurz-fristig engagierte Übungsleiter sind meist lediglich mit ihren wichtigsten biografischen Daten vertreten. Bei einigen wenigen Trainern, für die sich Geburts- und Sterbedaten nicht vollständig ermitteln ließen, ist dies entspre-chend vermerkt. Die Trainerdaten zur Vereinszugehörigkeit sind in der Regel transfermarkt.de entnommen und mit anderen Info-Portalen abgeglichen worden. In der Verweildauer der Trainer beim jeweiligen Verein sind die Daten für die 1. Bundesliga angegeben. Das Lexikon der Bundestrainer enthält über den statistischen und biografischen Teil hinaus auch interessante Übersichten unter anderem zu folgenden Themen:

EINFÜHRUNG

• Die aktuellen Bundesligavereine mit dem höchsten Trainerwechsel seit Bestehen der Bundesliga Seite 16

• Die Trainer mit den meisten Titeln (Deutsche Meisterschaft Bundesliga) Seite 37

• Die ältesten Meister-Trainer Seite 50

• Die härtesten Trainer der Bundesliga Seite 57

• Die Bundesligatrainer mit den meisten Spielen als Trainer Seite 62

• Die jüngsten Meister-Trainer Seite 72

• Trainer aus der ehemaligen DDR Seite 86

• Trainergehälter Seite 104

• Trainer für nur ein Spiel in der Bundesliga Seite 108

• Anzahl der Spiele, die ein Trainer bei einem Verein benötigte, um Meister zu werden Seite 128

• Beste und schlechteste Saisonstarts (Serien) Seite 143

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• Die Trainer und Vereine mit den meisten Abstiegen Seite 157

• Trainer mit den meisten Vereinen Seite 162

• Einige Bundesligatrainer und ihre erlernten Berufe Seite 167

• Ausländische Trainer der Bundesliga und ihre Herkunftsländer Seite 174

• Die humorvollsten Trainer (aus Sicht der Autoren) Seite 176

• Langjährige Co-Trainer der Bundesliga Seite 191

• Trainer des Jahres Seite 224

• Entlassene Bundesligatrainer Saison 2016/17 (Stand 20.6.2017) Seite 236

• Trainer-Spitznamen Seite 241

• Die Trainer-Elf Seite 253

• Die Bundesliga-Meistertrainer von 1963 bis heute Seite 257

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Achterberg, Eddy

Nach verschiedenen Trainerstationen in den Niederlanden folgte Achterberg seinem Landsmann Huub Stevens zum FC Schalke 04 und arbeitete dort von 1998 bis 2000 als Co-Trainer. Nach dem Engagement als Co-Trainer und Trainer von FC Twente Enschede wechselte er 2003 erneut zu den Schalker Knappen. Als Jupp Heynckes von Schalke 04 entlassen wurde, übernahm Co-Trainer Eddy Achterberg interimsweise das Amt des Cheftrainers. Das Intermezzo dau-erte genau 13 Tage, vom 15. bis zum 28. September 2004. Anschließend musste Eddy Achterberg sich wieder ins Glied einreihen, weil Ralf Rangnick das Amt übernahm. Eddy, den sie in seiner Heimat „De Keu“ (von „het keutje“ = das Schweinchen im Utrechter Dialekt) nannten und der einst als Sänger das inoffizielle Vereinslied „Eenmal zullen wij de kampioenen zijn“ (Einmal sollen wir die Champions sein) für den FC Twente Enschede im Ton-studio aufgenommen hatte, wechselte nach den Schalker Jahren zu Red Bull Salzburg. Und auch dort wurde er (nur) Co-Trainer.

„Der gute-Laune-Eddy hat heute keine gute Laune.“4 (Achterberg nach einer Niederlage gegenHannover 96)

Ackerschott, Richard

Richard Ackerschott dürfte einer der we-nigen Bundesligatrainer sein, die wäh-rend ihrer gesamten Amtszeit ungeschla-gen blieben. Denn er saß lediglich einen einzigen Spieltag auf der Trainerbank beim SV Werder Bremen. Das war der 2. März 1968 und Werder gewann mit 3:0 gegen den VfB Stuttgart. Der Abwehr-spieler mit dem Spitznamen „Sense“ hatte vor diesem denkwürdigen Tag 228 Oberligaspiele für die Werderaner absol-viert und dabei drei Tore erzielt. Immerhin ernannten ihn die Offiziellen wegen sei-ner Verdienste für die Grün-Weißen zum Ehrenspielführer des SV Werder Bremen.

Adrion, Rainer

Rainer Adrion machte sich bereits in der A-Jugend des VfB Stuttgart einen guten

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* 21. Februar 1947 in Utrecht, Niederlande

Bundesligatrainer FC Schalke 04 (15. bis 28. September 2004)

* 10. Dezember 1921 in Wuppertal

† 31. März 2002 in Bremen

Bundesligatrainer SV Werder Bremen (2. März 1968)

* 10. Dezember 1953 in Stuttgart

Bundesligatrainer VfB Stuttgart (1. Januar bis 3. Mai 1999)

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Namen als zuverlässiger und kluger Abwehrspieler, der später in der Bun-desliga für die „Roten“ (VfB Stuttgart) in Stuttgart und die Blauen (1860 Mün-chen) in München auflief. Im süddeut-schen Raum durchlief er mehrere Trai-nerstationen, bevor er im Januar 1999 Cheftrainer beim VfB Stuttgart wurde, um die Abstiegsgefahr der Schwaben zu bannen. Das gelang ihm allerdings nicht überzeugend, sodass am 3. Mai 1999 Ralf Rangnick sein Amt übernahm und Rainer Adrion zur zweiten Mannschaft des VfB beordert wurde. Adrion erwarb sich dennoch einen hervorragenden Ruf als Förderer und Entdecker von Talen-ten. Sami Khedira, Serdar Taşçi, Christi-an Gentner und Mario Gomez gehörten zu seinen Schützlingen, die er ausbildete und nach vorn brachte. Ab Juni 2009 trainierte Rainer Adrion die deutsche U-21-Nationalmannschaft. Im Juli 2014 kehrte er zum VfB Stuttgart zurück, um die sportliche Leitung der U-17 bis U-23 zu übernehmen. Adrions Sohn Benjamin war Profi beim FC St. Pauli und gründe-te das erfolgreiche Hilfswerk „Viva con Agua“. Die gemeinnützige Organisation baut Brunnen zur Wasserversorgung der Bevölkerung in der Dritten Welt.

„Der linke Außenverteidiger ist schon ein besonderer Fall, von daher muss der Fokus in der Ausbildung noch stärker darauf gerichtet werden, mehrere die-ser Linksfüßer zu produzieren.“ 5 (Adrion erklärt, worauf es in der

Talentsichtung ankommt.)

Advocaat, Dick

Der Niederländer zählt zu den Welten-bummlern im Berufsfußball. Seine Wege als Spieler und Trainer führten ihn von den Niederländern über Chicago nach Belgien, Schottland (Glasgow Rangers), Deutschland, in die Vereinigten Arabi-schen Emirate, nach Südkorea, Russ-land, Serbien, England bis zuletzt nach Istanbul zu Fenerbahçe. Sein Gastspiel in der Bundesliga bei Borussia Mönchen-gladbach war nicht gerade von Erfolg gekrönt und dauerte nur ein knappes halbes Jahr. Danach wurde er Trainer der Nationalmannschaft der Vereinig-ten Arabischen Emiraten. Zunächst war Advocaat als einer der profiliertesten Trainer der Niederlande in Mönchen-gladbach mit großen Erwartungen freu-dig begrüßt worden. Doch die mit ihm verbundenen Hoffnungen erfüllten sich nicht. Beobachter und Kenner der da-maligen Situation bei den Gladbacher Borussen hielten Advocaat zugute, dass er eine völlig neu zusammengestellte, „aufgeblähte“ Truppe habe übernehmen müssen.

„Ich bin manchmal auch müde und mache trotzdem weiter.“6 (Advocaat motiviert seine Männer.)

* 27. September 1947 in Den Haag, Niederlande

Bundesligatrainer VfL Borussia Mönchengladbach (2. November 2004 bis 18. April 2005)

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Ancelotti, Carlo

Mit der Verpflichtung von Carlo Ancelotti als Trainer und als Nachfolger von Pep Guardiola zur Saison 2016/17 setzte Bayern München einmal mehr Akzente und unterstrich damit die führende Rolle des bayerischen Klubs in Europa und im Weltfußball. Der einst erfolgreiche Mittel-feldspieler Ancelotti in den Reihen von AC Parma, AS Rom und AC Mailand sowie der italienischen Nationalmannschaft ge-wann als Trainer dreimal die Champions League (AC Mailand 2002/03, 2006/07, Real Madrid 2013/14). Mehrfach wurde er zum Trainer und Welttrainer des Jah-res gewählt (2003, 2007, 2014). Die Bayern holten mit ihm also erneut einen der erfolgreichsten und besten Trainer der Welt. Dem ballbesitzorien-tierten Guardiola ließ man mit Ancelotti einen Mann folgen, der neue, kreative Ideen in den Fußball eingeführt hat und der vor allem Wert auf Ästhetik und Ele-ganz im Fußballspiel legt.

Gianluigi Buffon, der italienische Natio-naltorwart, Weltmeister von 2006 und Kult-Torwart von Juventus Turin, hat über Ancelotti gesagt: „Jeder Triumph von Carletto macht mich überglücklich. Mich nervt, wenn man ihn stets bloß auf einen außerordentlich sympathi-schen Typen reduziert. Natürlich ist er das. Aber Carletto hat auch gefühlte 18 Königsklassen, 20 Meisterschaften und tausend andere Trophäen gewonnen. Deshalb ist er nicht nur ein fantastischer Mensch, sondern auch ein gigantisch hervorragender Trainer […] Er besitzt das gewisse Etwas mehr verglichen mit anderen Coaches und demonstriert kontinuierlich seine Klasse.“7 Im Film „Keiner haut wie Don Camillo“ spielte Ancelotti einen Fußballer in den Reihen des Bürgermeisterteams. Die italienische Republik verlieh ihm ver-schiedene Orden und die bulgarische Universität zu Plovdiv den Ehrendoktor in Kommunikation und Sport. Inwieweit weitere Ehrungen folgen werden, hängt von den zukünftigen Erfolgen beim FC Bayern München ab. In der ersten Bundesligasaison des ita-lienischen Meistertrainers lief nicht im-mer alles so glatt wie zu Zeiten seiner Vorgänger. Bis zur Winterpause blieb der Shooting-Club der Saison, Red Bull Leipzig, den Bajuwaren dicht auf den Fersen. Dann aber, im Frühjahr 2017, zog der FC Bayern seinen Konkurrenten um den Titel davon. Ancelotti zahlte im Februar 2017 freiwillig eine Spende, weil er Hertha Fans beim 1:1 im Berliner Olympiastadion nach massiven Anfein-

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* 10. Juni 1959 in Reggiolo, Italien

Bundesligatrainer FC Bayern München (seit 11. Juli 2016)

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dungen den Stinkefinger gezeigt hatte. Ende April 2017 stand vorzeitig fest, dass Bayern München zum 5. Mal in Folge und zum 27. Mal insgesamt Deut-scher Meister wurde. Am 28. September 2017 wurde Ancelotti nach der 3:0-Nie-derlage gegen Paris Saint Germain (Champions League) jedoch entlassen.

„München ist eine neue Erfah-rung für mich. Ich werde alles probieren, was es hier zu essen gibt. Aber es ist ja auch nicht weit nach Italien.“8 (Ancelotti im Interview, unmittelbar nach seinem Amtsantritt in München)

Andermatt, Martin

Der im auf halber Strecke zwischen Zürich und Luzern liegenden Schweizer Städtchen Baar geborene Martin An-dermatt ist von Beruf Grundschullehrer. Der eidgenössische Abwehrspieler stieg mit dem SSV Ulm 1846 im Jahr 1999 in die Bundesliga auf, um in der folgenden Saison wieder abzusteigen und dann das Traineramt des damaligen Zweitli-gisten Eintracht Frankfurt zu übernehmen. In Erinnerung geblieben ist: Am vierten Spieltag der Saison 1999/2000, der am 10. September 1999 stattfand, musste Trainer Martin Andermatt mit seinen

Aufsteigern aus dem Schwäbischen zum Auswärtsspiel nach Rostock. Selbst die Spieler der „Spatzen“ staunten, als der Schweizer Trainer zu Beginn des Matchs gleich vier Stürmer aufbot. Da war also im Rostocker Ostseestadion „Offensive total“ angesagt. Der SSV Ulm zierte seinerzeit Platz 17 in der Bundes-ligatabelle, die Rostocker standen nur unwesentlich besser da. Trotz des in der Aufstellung vorgesehenen Sturm-laufs ging der Schuss nach hinten los: Der aus Böhmenkirch auf der schwä-bischen Alb gebürtige Landsmann der Ulmer in den Reihen der Hanseaten, Kai Oswald, schoss nach fünf Minuten das Führungstor für die Männer von der Ostsee. Martin Andermatts Truppe leg-te nun härtemäßig einen Gang zu und verlor dabei zunächst drei Spieler durch Feldverweis. Unglaublich: Mit nur noch acht Spielern erzielten die Ulmer in der Schlussphase durch ein Freistoßtor den 1:1-Ausgleich. Doch das Drama nahm trotzdem einen unglücklichen Verlauf für die Gäste mit ihrem Trainer Ander-matt. In der 90. Minute erzielten die Rostocker das Siegtor zum 2:1. Danach wurde ein weiterer Spieler aus Ulm des Feldes verwiesen. Damit nicht genug. Inzwischen hatte Schiedsrichter Herbert Fandel auch den Ulmer Trainer Ander-matt sowie den Sportdirektor der Gäste auf die Tribüne verbannt: Spiel ohne Vie-ren! Die Frage des Ulmer Trainers, war-um er denn auf die Ränge habe weichen müssen, hatte ein Schiedsrichterassis-tent mit dem Hinweis: „Halt die Fresse!“ beantwortet.

* 21. November 1961 in Baar, Schweiz

Bundesligatrainer SSV Ulm 1846 (31. März 1999 bis 19. September 2000)

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„Samstag ist ein freier Tag. Wir nutzen den Tag, um in die Schweiz zu fahren.“9

(Andermatt vor der Abreise ins Trainingslager in der Schweiz)

Andersen, Jörn

Jörn Andersen schaffte im Jahr 2009 mit dem FSV Mainz 05 den Aufstieg in die Bundesliga und drang mit seinem Team bis ins Halbfinale des DFB-Pokals vor. Als aktiver Spieler war er in den 80er-Jahren bei verschiedenen Bundes-ligisten als Torjäger in Erscheinung ge-treten (1. FC Nürnberg, Eintracht Frank-furt, Fortuna Düsseldorf, Hamburger SV, Dynamo Dresden), bevor der Stürmer seine Spielerkarriere in der Schweiz bei den Clubs FC Zürich, FC Lugano und FC Locarno beschloss. Die umstrittene Entlassung des Norwe-gers beim FSV Mainz 05 begründete der damalige Mainzer Manager Christian Heidel damit, dass Andersen zu wenig mit der Mannschaft gesprochen habe. Auch hätte der Trainer nicht zur Philo-sophie des Vereins gepasst. Im Frühjahr 2016 war Jörn Andersen als National-trainer von Nordkorea im Gespräch. Laut Meldungen von Kicker und Spie-gel Online hielt sich der Norweger mit deutschem Pass bereits im Mai 2016

in Nordkorea auf. In Nordkorea hat An-dersen einen Vertrag bis 2018. Er ist inzwischen deutscher Staatsbürger und sein Sohn Niklas spielt Fußball bei der Spielvereinigung Velbert.

„Fußball kann Brücken bauen.“10

(Andersen in seinem Blog zu seinem Entschluss, nach Nordkorea zu gehen)

Arkoç, Özcan

Arkoç war schon ein exzellenter Torwart bei Fenerbahçe und Beşiktaş Istanbul, bevor er über Austria Wien zum HSV kam. Dort avancierte er zur Nummer 1 im Kasten, bis er von Rudi Kargus ab-gelöst wurde. Nach seiner Karriere arbeitete er als Assistenztrainer am Ochsenzoll und löste dann Ende Oktober 1977 Wel-tenbummler Rudi Gutendorf ab. Özcan Arkoç war der erste türkische Trainer in der Bundesliga. Er schaffte in der Sai-son 1977/78 noch Platz 10 für den HSV. Zu Beginn der neuen Saison 1978 kam dann Branko Zebec zum HSV und wurde sein Nachfolger.

„Volkert hat eine Leistungszerrung.“11

(Arkoç kommentiert eine Verletzung seines Linksaußen.)

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* 3. Februar 1963 in Fredrikstad, Norwegen

Bundesligatrainer FSV Mainz 05 (1. Juli 2008 bis 30. August 2009)

* 2. Oktober 1939 in Hayrabolu, Türkei

Bundesligatrainer Hamburger SV (29. Oktober 1977 bis 30. Juni 1978)

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Arnesen, Frank

Der Däne Arnesen wirkte in der Bundes-liga nur kurz als Trainer. In der Funktion eines Sportchefs und Vorstandsmit-glieds arbeitete der frühere Mittelfeld- und Nationalspieler zwei Jahre lang, von Mai 2011 bis Mai 2013, beim HSV. Er war vom FC Chelsea gekommen und wurde in Hamburg am Ende seiner Tätig-keit zunehmend für seine Einkaufspolitik kritisiert. Vom FC Chelsea hatte er meh-rere Spieler mitgebracht, die der HSV später zwar mit Gewinn „verkaufen“ konnte, die in ihrer Zeit beim HSV aber nicht zwingend überzeugten. Nach der Beurlaubung von Cheftrainer Michael Oenning übernahm Arnesen vorüber-gehend auch noch das Amt des Trainers beim Hamburger SV. Sein zusätzliches Engagement als Coach dauerte genau vom 10. bis zum 16. Oktober 2011. Im Bundesliga-Match gegen den SC Frei-burg führte er seinen Club als Trainer zu einem 2:1-Sieg.

Assauer, Rudi

„Stumpen-Rudi“ gehörte zur legendären Borussia Dortmund Mannschaft um Aki Schmidt, Lothar Emmerich, Hans Tilkow-ski und Stan Libuda, die 1966 erstmalig den Europapokal der Pokalsieger nach Deutschland holte. In der Jugend spielte der Abwehrrecke für die SpVgg Herten in Westfalen. Danach folgten sechs Jahre und 119 Spiele beim BVB sowie noch einmal sechs Jahre an der Weser bei Werder Bremen, wo er 188 Bun-desligaspiele absolvierte. Der für sein Macho-Image bekannte Zigarrenraucher und bekennende Schwulengegner war zweimal verheiratet und lebte zeitweilig mit der Schauspielerin Simone Thomalla zusammen, die als Leipziger Tatort-Kom-missarin reüssiert hatte. Assauer drehte gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Thomalla einen Werbespot für eine deut-sche Brauerei, der 2006 mit der „Golde-nen Kamera“ ausgezeichnet wurde. Der Westfale hatte eine Lehre als Stahlbau-schlosser absolviert und in diesem Beruf machte er auf der Zeche und unter Tage erste berufliche Erfahrungen. Später schloss er eine Ausbildung als Bankkauf-mann ab und arbeitete zeitweilig in der Immobilienbranche. Und Trainer der Bun-desliga war er auch noch: von Dezember 1977 bis Juni 1978 bei Werder Bremen, im Mai/Juni 1981 und dann noch einmal im Januar 1983 bei Schalke 04. Rudi As-sauer war schon immer ein Mann für alle Fälle. Heute lebt der an Demenz erkrank-te einstige Charakter- und Querkopf der Bundesliga bei seiner Tochter Bettina in Herten, die sich um ihn kümmert und ihn pflegt.

* 30. September 1956 in Kopenhagen,Dänemark

Bundesligatrainer Hamburger SV (10. bis 16. Oktober 2011)

* 30. April 1944 in Sulzbach-Altenwald

Bundesligatrainer SV Werder Bremen (29. Januar bis 20. Februar 1980, 15. Februar bis 6. März 1981), FC Schalke 04 (27. Mai bis 30. Juni.1981)

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„Heute stellen die sogar Trainer für die Birne ein. Das muss man sich mal vorstellen.“12

(Assauer zur Entwicklung von Betreuung und Training der Fußballprofis)

Augenthaler, Klaus

Klaus Augenthaler darf man ohne je-den Zweifel zu den besten Liberos al-ler Zeiten in der deutschen Bundesliga zählen. Für Bayern München machte er als Profi über 400 Spiele und erzielte trotz seiner Position als Abwehrspieler immerhin 52 Tore in 15 Jahren. Mit seinem Verein, den Bayern, wurde er als Spieler insgesamt siebenmal Deut-

scher Meister! Im Frühling 1996 war er in Vertretung von Franz Beckenbauer zum ersten Mal Chefcoach der Roten aus München. Anschließend arbeitete der gebürtige Niederbayer aus Fürs-tenzell (bei Passau) für den Grazer AK als Trainer. Im Jahr 2001 stieg er als Chefcoach mit dem 1. FC Nürnberg in die Bundesliga auf. Infolge des drohen-den Abstiegs der „Glubberer“ wurde „Auge“ Ende April 2003 in der Noris entlassen, um kurze Zeit später, im Mai 2003 die ebenfalls abstiegsge-fährdeten Männer von Bayer Leverku-sen zu übernehmen. Mit dem gern als „Werksklub“ bezeichneten Verein vom Rhein blieb Augenthaler bis zum Herbst 2005 zusammen und verzeichnete dort in der Saison 2003/04 Platz 3 in der Meisterschaft. Von Bayer wechselte-der Urbayer Augenthaler im Dezember 2005 zum VfL Wolfsburg. Dort gab der gute Mann, als es in Wolfsburg um die Wurst und gegen den Abstieg ging und er deshalb unter erheblichem Druck stand, eine 44-Se-kunden Pressekonferenz, in der er sich vier Fragen stellte, die er auch gleich selbst beantwortete:

„Guten Tag! Meine Herren, es gibt vier Fragen und vier Antworten. Die Fragen stelle ich, die Antworten gebe ich auch.Erstens: Wie ist die Stimmung in der Mannschaft?Die Mannschaft hat hervorragend gear-beitet.Zur Taktik: Ein oder zwei Stürmer?Das hängt davon ab, wie die personelle

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* 26. September 1957 in Fürstenzell

Bundesligatrainer FC Bayern München (16. Mai bis 30. Juni 1996), 1. FC Nürn-berg (2. März 2000 bis 30. April 2003), Bayer 04 Leverkusen (13. Mai 2003 bis 16. September 2005), VfL Wolfsburg (29. Dezember 2005 bis 19. Mai 2007)

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Situation ist – es ist der eine oder andere verletzt.Zum Gegner: Aachen wird sicherlich Druck machen, Aachen muss das Spiel gewinnen. Darauf sind wir vorbereitet.Ist die Mannschaft dem Druck gewach-sen?Was ich diese Woche im Training beob-achtet habe, sie hat sehr gut gearbeitet, die Mannschaft wird die Antwort auf dem Platz geben. Dankeschön.“13

Die Wölfe holten in Aachen ein 2:2-Un-entschieden und hielten die Klasse. „Auge“ wurde trotzdem nach der Saison entlassen.Heute arbeitet Klaus Augenthaler beim SV Donaustauf in der Landesliga. Die Oberpfälzer stehen auf Platz 6 in der ak-tuellen Tabelle. „Auge“ hat einen Vertrag bis zum Saisonende und möchte gern etwas aufbauen. Mit einem erfahrenen Mann wie ihm ist alles möglich, auch der Durchmarsch in die Bayernliga.

„1990 sind wir mit neun Vertei-digern Weltmeister geworden.“14

(Augenthaler erkärt das Geheimnis des Titel-gewinns bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1990.)

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Die aktuellen Bundesliga-Vereine mit dem höchsten Trainerwechsel seit Bestehen der Bundesliga (Stand: 18.10.2017)

Babbel, Markus

Der in München geborene, hochauf-geschossene Abwehrspieler hat schon als Profi alles erlebt, was der Fußball hergibt. Er war Nationalspieler (51 Län-derspiele), mehrfach Deutscher Meis-ter, DFB-Pokalsieger und gewann den UEFA-Pokal. Nach 182 Spielen beim FC Bayern trat er als Spieler auch für den HSV, den FC Liverpool, Blackburn Rovers und den VfB Stuttgart an.Sein Trainerdebüt gab er am 23. No-vember 2008 nach der Entlassung von Chefcoach Armin Veh beim VfB Stutt-

B* 8. September 1972 in München

Bundesligatrainer VfB Stuttgart (23. November 2008 bis 6. Dezember 2009), Hertha BSC (1. Juli 2010 bis 18. Dezember 2011), TSG 1899 Hoffenheim (10. Februar bis 3. Dezember 2012)

1. Hannover 96 53 2. Schalke 04 523. VfB Stuttgart 514. Eintracht Frankfurt 475. Borussia Dortmund 456. Hertha BSC 447. 1. FC Köln 438. Hamburger SV 40 FC Augsburg 409. FSV Mainz 05 3710. VfL Wolfsburg 3611. Bayer 04 Leverkusen 3512. SV Werder Bremen 3213. Borussia Mönchengladbach 3014. FC Bayern München 2915. SC Freiburg 2516. TSG 1899 Hoffenheim 1617. Rasenballsport Leipzig 7

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gart, obgleich er zu jener Zeit noch gar keine Fußballlehrer-Lizenz hatte. Das fehlende Diplom erwarb er 2010 an der Hennes-Weisweiler-Akademie in Köln. Vom VfB wechselte er zu Hertha BSC an den Gesundbrunnen. Von dort aus ging es weiter zur TSG Hoffenheim und an-schließend in die Schweiz. Hier trainiert er seit Oktober 2014 den FC Luzern. Bab- bel verlängerte seinen Vertrag Anfang 2016 um weitere zwei Jahre. In einem Interview bezeichnete er Ottmar Hitzfeld als einen der besten Trainer, den er ken-ne. Von ihm habe er viel gelernt und es habe seinerzeit großes Geschick dazu gehört, Spieler wie Oliver Kahn oder Mario Basler beim FC Bayern zu führen.

„Man wird mit Blumen empfan-gen, aber leider sind noch die Töpfe dran.“15

(Babbel mahnt zur Vorsicht.)

Balakow, Krassimir

Balakow ist allein schon deshalb eine Klasse für sich, weil er als Spieler zu einer der besten Sturmformationen al-ler Zeiten in der Bundesliga gehörte. Zusammen mit Giovane Élber und Fredi Bobic bildete er als Spielmacher des VfB Stuttgart Mitte der 90er-Jahre das „magische Dreieck“. Nebenbei machte

er auch durch gelegentliche Gefühlsbrü-che auf sich aufmerksam. So soll seiner-zeit einmal einem Reporter eine saftige Ohrfeige verpasst haben. Nach der ak-tiven Zeit als Profi avancierte Balakow beim VfB Stuttgart zum Co-Trainer von Felix Magath und Matthias Sammer, bevor er Cheftrainer bei Grashopper Zürich wur-de. Nach weiteren Stationen in St. Gallen, in seinem Heimatland Bulgarien und beim kroatischen Renommierclub Hajduk Split wechselte er in die Bundesliga zum 1. FC Kaiserslautern. Das Gastspiel am Betzenberg war allerdings nicht von langer Dauer. Nach genau zwei Monaten und sieben von acht verlorenen Spielen schied der einstige Ballzauberer im Mit-telfeld in gegenseitigem Einvernehmen vorzeitig aus. Die roten Teufel stiegen zum Saisonende aus der Bundesliga ab.

„Ich war einmal ein kleiner Bulgare. Ich bin nur deshalb so weit gekommen, weil ich immer versucht habe, von allen Leuten zu lernen.“16

(Balakow vor einem Spiel des VfB Stuttgart gegen die Bayern in 2003)

Baldauf, Hannes

* 29. März 1966 in Weliko Tarnowo, Bulgarien

Bundesligatrainer 1. FC Kaiserslautern (22. März bis 18. Mai 2012)

* 9. März 1938 in Pausa/Vogtland

† 25. Februar 2015(Sterbeort nicht feststellbar)

Bundesligatrainer Hannover 96 (5. März 1973 bis 12. März 1974, 15. Januar bis 31. Dezember 1976)

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Hannes Baldauf war als Amateur und Bundesligaspieler für Hannover 96 ak-tiv, bevor er noch einmal für den Bonner SC und TuS Celle spielte. Als Assistent erlernte er bei Helmut „Fiffi“ Kronsbein, einem Fußballlehrer der alten Schule, das Trainerhandwerk. Baldauf schaffte mit seinem Team das „Wunder von Wuppertal“, als die „Roten“ von der Leine in der Saison 1972/73 mit einem 4:0-Sieg in Wuppertal dem Abstieg aus der Bundesliga entkamen.

„Wer sich nicht quälen will, der wird den Erfolg auch nicht finden.“17

(Baldauf rechtfertigt seine harten Trainingsmethoden.)

Baluses, Kurt

Den aus Ostpreußen stammenden Au-ßenläufer verschlug es fußballerisch nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst nach Schleswig-Holstein, wo er für Holstein Kiel, den Eckernförder SV und den Itzehoer SV spielte. Mit den Itze-hoern wurde er als Spielertrainer und Kapitän mehrfach Amateurmeister von Schleswig-Holstein. 1954/55 leitete er das Training des 1. FC Köln in der Oberliga

West, der mit Jupp Röhrig, „Weltmeister“ Hans Schäfer und Georg Stollenwerk eine Klasse-Mannschaft aufbot, aber zumindest unter Baluses den Erwartun-gen von Vorstand und Anhängern nicht entsprechen konnte. Baluses wurde von Hennes Weisweiler abgelöst. Nach Grün-dung der Bundesliga agierte Baluses beim VfB Stuttgart durchaus erfolgreich und belegte mit Spielern wie Rolf Geiger und Erwin Waldner, die aus Italien zu-rückgekehrt waren, sowie mit Klaus-Die-ter Sieloff einen Platz im vorderen Feld der Tabelle. Baluses war der erste Bun-desligatrainer der aufgrund einer Spie-ler-Abstimmung, die gegen ihn ausfiel, den Verein verlassen musste. Als er 1965 entlassen wurde, folgte auf ihn der Trai-ner- Weltenbummler Rudi Gutendorf. Baluses wechselte zu den Offenbacher Kickers an den Bieberer Berg, die erst 1968 in die Bundesliga aufstiegen.

Barić, Otto

Der in Österreich geborene Kroate war ein erfolgreicher Fußballer bei Lokomo-tiva Zagreb und erwarb Trainerscheine in drei Ländern: Deutschland, Öster-reich und Jugoslawien. Seine größten Trainererfolge errang Barić – dessen Spitzname „Maximale“ lautete, weil das sein Lieblingswort ist – bei Rapid Wien

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* 30. Juni 1914 in Allenstein/Ostpreußen (heute Polen)

† 28. März 1972 in Ludwigsburg

Bundesligatrainer VfB Stuttgart (24. August 1963 bis 24. Februar 1965) * 19. Juni 1932 in Eisenkappel,

Österreich

Bundesligatrainer VfB Stuttgart (1. Juli 1985 bis 4. März 1986)

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und Austria Salzburg, Vereine, mit denen er in die Finale des europäischen Pokal-wettbewerbs und des UEFA-Pokals vord-rang. In der Saison 1985/86 trainierte er den VfB Stuttgart in der Bundesliga. Als Nationaltrainer arbeitete er für Kroatien und Albanien. Im Jahr 2004 wurde er von der UEFA zu einer Geldstrafe von 1.825 € verurteilt, weil er während seiner Tätigkeit als kroatischer Nationaltrainer geäußert hatte, er wisse, dass es in seiner Mann-schaft keine Homosexuellen gebe. Er erkenne einen Schwulen innerhalb von zehn Minuten und er möchte keinen in seiner Mannschaft haben.

Baum, Manuel

Baum hat Sportwissenschaften studiert und trainiert den FC Augsburg seit dem 14. Dezember 2016, nachdem völlig überraschend die Trennung von Dirk Schuster bekanntgegeben wurde. Nach Weihnachten 2016 erhielt Baum einen festen Vertrag als Cheftrainer.

„Die Arbeit mit der Mannschaft war in den wenigen Tagen vor der Winterpause sehr intensiv, hat mir aber unheimlich viel Spaß gemacht.“18

(Baum über seine Arbeit mit der Mannschaft)

Baumann, Alfred

Baumann betreute die Löwen in der Zeit vom 21. September bis 27. Okto-ber 1979. Er folgte auf Eckhard Kraut-zun und gab das Traineramt nach drei Unentschieden und einer Niederlage an den neuen Sechziger-Coach Carl-Heinz Rühl ab.

Baumann, Gunther

Der zweimalige Nationalspieler, ei-senhart und einsetzbar auf zahlrei-chen unterschiedlichen Positionen, ar-beitete bei etlichen Vereinen als Trainer und immerhin bei drei Clubs in der Bun-desliga. Seine erste Station in der deut-schen Eliteliga war der 1. FC Nürnberg. Ende der Saison 1963/64 löste er Jenö Csaknady als Coach in der Frankenme-tropole ab. Mit Heinz Strehl, Ferdinand Wenauer, Roland Wabra und Tasso Wild hatte er in seinem Kader Spitzenspieler

* 30. August 1979 in Landshut

Bundesligatrainer FC Augsburg (seit 14. Dezember 2016)

* 6. August 1940 (Geburtsort nicht feststellbar)

Bundesligatrainer bei TSV 1860 München (21. September bis 27. Oktober 1979)

* 19. Januar 1921 in Leipzig

† 7. Februar 1998(Sterbeort nicht feststellbar)

Bundesligatrainer 1. FC Nürnberg (1. Juli 1964 bis 30. Juni 1965), TSV 1860 München (15. Februar bis 30. Juni 1967), VfB Stuttgart (1. Juli 1967 bis 30. Juni 1969)

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des damaligen deutschen Fußballs zur Verfügung. Gunther Baumann, genannt „Bello“, war wegen seines Führungsstils nicht bei allen Spielern beliebt. Sein Hob- by waren Spannschuss und sauberer Pass; das wurde stundenlang geübt. Stefan Reisch, den legendären linken Außenläufer der „Glubberer“, hatte er als „C-Klasse-Kicker“ eingestuft, und auch Ferdl Wenauer wollte den gebürtigen Sachsen nicht mehr als Trainer sehen, als der sich wegen Vertragsstreitigkeiten nicht auf eine Verlängerung hatte einigen können und es ihn zu Schweinfurt 05 in die Regionalliga zog. Erzählt wird auch, dass „Bello“ zu Übertreibungen neigte, manchmal die eigene Person betreffend: Er, so Baumann, habe einmal eine Ecke so in den Strafraum gezogen, dass er auf-grund seiner extremen Schnelligkeit den Ball im Sechzehner selbst erreicht und dann zum Tor verwandelt habe. Den TSV 1860 München führte Gunther Baumann auf Platz 2 in der Saison 1966/67; zwei Jahre arbeitete er für den VfB Stuttgart, erreichte 1967/68 Platz 8 und in der Sai-son 1968/69 Platz 5 mit den Stuttgartern.

Beckenbauer, Franz

Franz Anton Beckenbauer ist zweifellos der größte Fußballer aller Zeiten, der je in Deutschland geboren wurde. Seine fußballerischen Fertigkeiten und die daraus resultierenden Erfolge gehen über die sportlichen Leistungen ande-rer großartiger deutscher Spieler, wie zum Beispiel Fritz Walter, Helmut Rahn, Hans Schäfer, Uwe Seeler, Wolfgang Overath, Rudi Völler und Lothar Matthäus (die ebenfalls Weltfußballer waren), noch einmal hinaus. Jahrzehntelang galt Franz Beckenbauer als „Lichtgestalt“ des deut-schen Fußballs.Neben seiner Funktion als Vizepräsident des FC Bayern München im Jahr 1991 übernahm er zweimal für seinen Hei-matverein das Amt des Interimstrainers, nachdem seine Vorgänger Erich Ribbeck bzw. Otto Rehhagel zuvor entlassen worden waren. 1994 errang er mit den Bayern, als dessen Trainer, den Deut-schen Meistertitel. Nach 1994 stand er seinem Verein bis 2009 als Präsident vor.Geboren wurde der Jahrhundertfußbal-ler unmittelbar nach dem Zweiten Welt-krieg in München als Sohn eines Post-beamten. Dass er bei den „Roten“ in München landete, hatten die „Bayern“ einem Abwehrspieler mit Namen Ger-hard König zu verdanken. Die Jugend-mannschaft des SC 1906 München, für

B* 11. September 1945 in München

Bundesligatrainer FC Bayern München (28. Dezember 1993 bis 30. Juni 1994, 28. April bis 15. Mai 1996)

Deutscher Meister als Trainer 1994

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die „Franzl“ als Mittelstürmer aufspielte, hatte gegen die Löwen anzutreten. Wäh-rend dieses Spiels verpasste der Mann-decker von Beckenbauer dem späteren Nationalmannschaftslibero eine Wat-schen. Beckenbauer, der ursprünglich zu den Sechzigern hatte wechseln wollen, beschloss nach diesem Vorfall zum FC Bayern zu gehen. Dort machte der junge Mann aus Giesing dann sein erstes Spiel auf der Linksaußen-Position. Die Liste der Auszeichnungen und Er-folge von Franz Beckenbauer ist einzig-artig und lang. Er wurde als Spieler mit der Nationalmannschaft• Weltmeister 1974• Vizeweltmeister 1966• Dritter der Weltmeisterschaft 1970• Europameister 1972• Vizeeuropameister 1976

mit Bayern München • Weltpokal-Sieger 1976 • Europapokalsieger der Landesmeister 1974, 1975, 1976• Europapokalsieger der Pokalsieger 1967• Deutscher Meister 1969, 1972, 1973, 1974• DFB-Pokalsieger 1966, 1967, 1969, 1971

mit dem Hamburger SV• Deutscher Meister 1982

mit Cosmos New York• US-Meister 1977, 1978, 1980

Als Trainer erzielte er folgende Erfolge:

mit der Nationalmannschaft• Weltmeister 1990• Vizeweltmeister 1986

mit dem FC Bayern München• UEFA-Pokalsieger 1996• Deutscher Meister 1994

mit Olympique Marseille• Französischer Meister 1991

Während seiner Zeit als Präsident des FC Bayern München gelang es ihm und seinem Team, den Verein als einen der führenden Clubs im Weltfußball zu etab-lieren. Beckenbauer wurde ausgezeich-net als: Europas Fußballer des Jahres (zweimal), Deutschlands Fußballer des Jahres (viermal), All-Star-Team der Euro 1972, Ehrenspielführer Deutsche Natio-nalmannschaft, Kicker-Trainer des Jah-res 1994, FIFA-Weltauswahl, Deutsch-lands Fußballer des Jahrhunderts, mit dem FIFA-Verdienstorden, der Ehrenna-del der FIFA, dem Jahrhundert-Orden der FIFA, um nur einiges zu nennen.Der Spitzname „Kaiser“ resultierte aus einer Fotoaufnahme in Wien, bei der Franz Beckenbauer neben einer Büste des österreichischen Kaisers Franz I. platziert wurde. Mit der Bezeichnung „Kaiser“ war eine Metapher gefunden worden, die Beckenbauers Art, Fußball zu spielen, charakterisierte und die die „Aura des Unantastbaren“, des Ausnah-mespielers, unterstrich, wie Manuel Neukirchner noch im September 2015 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vermerkte.19

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Der Mann, der einst für Suppen gewor-ben hatte, Kolumnen für die BILD-Zeitung schrieb, im Werbefernsehen den Spruch „Ja, is’ denn heut’ scho’ Weihnachten?“ zu einem Running Gag machte und dem deutschen Fußball immer wieder aufs Neue einen einzigartigen Glanz verlieh, ist wegen seiner möglicherweise illegi-timen Verfahrensweisen bei der Vergabe der Weltmeisterschaft 2006 in die Kritik geraten. 2017 wurden zudem wegen eines über Gibraltar erfolgten Geldtrans-fers steuerrechtliche Vorwürfe gegen ihn laut. Seine Verdienste für den Deutschen Fußball sind dennoch über jeden Zweifel erhaben.

„Die Schweden sind keine Hol-länder, das hat man ganz genau gesehen.“20

(Beckenbauers Spielanalyse bei der EM 2002)

Becker, Edmund

Der langjährige KSC-Spieler im de-fensiven Mittelfeld stieg in der Saison 2006/07 mit seinem Club auf und zwei Jahre später wieder ab. Das Amt über-nommen hatte er von dem nur sieben Tage amtierenden Interimstrainer Rein-hold Fanz. Trotz des Abstiegs in die 2. Liga 2009 hielt der Klub an ihm fest. Be-cker war neun Jahre als Spieler für den Karlsruher SC tätig (1977–1986) und

arbeitet seit 1991 in unterschiedlichen Trainerfunktionen für seinen Verein. Be-cker pflegt das Offensivspiel und gilt als besonnener, ruhiger Fußballlehrer. Seit dem Sommer 2010 leitet er das Nach-wuchszentrum des jetzigen Zweitligisten.

Bédl, János

Als der Wuppertaler SV noch einen her-vorragenden Namen in der deutschen Elite-Liga hatte, war dort von Oktober 1974 bis Ende Juni 1975 der Ungar János Bédl als Trainer tätig. Einer der Gründe für sein rasches Ausscheiden lag darin, dass er die Fußballlehrer-Li-zenz der Sporthochschule Köln nicht erhalten hatte, weil er beim Lehrgang durchgefallen war.

Beiroth, Benno

Der aus Heide in Holstein stammende Beiroth kam über Holstein Kiel und den VfB Lübeck an den Flinger Broich und blieb sodann den Fortunen ein ganzes Fußballerleben lang treu. Als Mittelfeld-

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* 18. Juli 1956 in Reichenbach

Bundesligatrainer Karlsruher SC (1. Juli 2007 bis 19. August 2009)

* 10. September 1929 in Ungarn (Geburtsort nicht feststellbar)

† 9. Dezember 1987 in Essen

Bundesligatrainer Wuppertaler SV (21. Oktober 1974 bis 30. Juni 1975)

* 10. Dezember 1942 in Heide (Holstein)

Bundesligatrainer Fortuna Düsseldorf (6. Dezember 1980)

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spieler erlebte er allerdings lediglich zwei Bundesligaspiele und als Interimstrainer in der Bundesliga 1980 gar nur ein ein-ziges Spiel – gegen den 1. FC Köln –, das 0:0 endete. Für Fortuna Düsseldorf arbeitete er nach der aktiven Zeit auch in anderen Positionen, so zum Beispiel als Liga-Obmann und Kassenprüfer. Beiroth ist Ehrenmitglied der Rot-Weißen.

Beljin, Milovan

Der als Abwehrspieler in Jugoslawien und Österreich tätige Profi aus der ser-bischen Stadt Novi Sad machte sich vor allem beim FC Augsburg und beim FSV Frankfurt als Trainer verdient. Auf-grund seines fachlich guten Rufs wurde Milovan Beljin 1978 von Arminia Bie-lefeld als Cheftrainer verpflichtet; die Arminen waren gerade aufgestiegen. Spektakuläre Erfolge blieben Beljin allerdings versagt, sodass er noch während der Saison von Otto Rehhagel abgelöst wurde. Arminia Bielefeld stieg dennoch ab und der Serbe setzte seine Trainerkarriere nach einer Zwischen-station beim Freiburger FC von 1979 bis 1986 bei AC Bellinzona und FC Chi-asso in der Schweiz fort.

„Alle Gegner sind gleich, nur die Trikots verschieden.“21

(Beljin nimmt seinen Spielern die Angst.)

Benthaus, Helmut

Helmut Benthaus gehört zu den gro-ßen Pädagogen unter den Trainern der Bundesliga und daher nicht nur zufällig auch zu den besonders erfolgreichen. Er gilt bis heute als einer der ersten hochintelligenten, kühlen und analysie-renden Trainer im Bundesliga-Geschäft. Dabei war der in Herne geborene und im Ruhrgebiet aufgewachsene Sohn eines Maurerpoliers nur ganze vier Jahre Trai-ner in der Bundesliga beim VfB Stutt-gart. Nach dem Abitur hatte Benthaus in Münster Philologie und Sport studiert. Sein Aufstieg als Fußballer begann bei der legendären Mannschaft von Westfa-lia Herne, für die Hans Tilkowski im Tor stand. Bundestrainer Sepp Herberger berief ihn in die DFB-Nationalelf, für

* 7. September 1936 in Novi Sad, Serbien

Bundesligatrainer DSC Arminia Bielefeld (1. Juli bis 8. Oktober 1978)

* 5. Juni 1935 in Herne

Bundesligatrainer VfB Stuttgart (1. Juli 1982 bis 30. Juni 1985)

Deutscher Meister als Trainer 1984

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die er insgesamt acht Länderspiele als Außenläufer absolvierte. Ein Intermezzo bei 1860 München unter dem autoritären Trainer Max Merkel schmeckte dem in-tellektuellen Studenten Helmut Benthaus nicht. Deshalb ging er zum 1. FC Köln, um dort parallel sein Studium an der Sporthochschule fortzusetzen. Benthaus schloss das Studium als Diplom-Sport-lehrer ab. Nebenbei legte er 1965 auch die Fußballlehrer-Prüfung bei Lehrgangs-leiter Hennes Weisweiler ab. Das Endspiel um die Deutsche Meister-schaft 1963 war für den 1. FC Köln unter Trainer Tschik Čajkovski gegen die Dort-munder Borussen noch überraschend verloren gegangen, doch im folgenden Jahr, dem ersten der Bundesliga, holten die Geißböcke mit Trainer Schorsch Knöpfle den Meistertitel.Im Jahr 1965 wechselte Helmut Bent- haus als Spielertrainer zum FC Basel in die Schweiz. Er heiratete eine Schweize-rin und erhielt die Schweizer Staatsbür-gerschaft. Nach sieben Jahren beim FC Basel übernahm Benthaus im Sommer 1982 das Traineramt beim VfB Stuttgart in Nachfolge von Jürgen Sundermann. Nachdem Hansi Müller, der Spielmacher, und Dieter Müller, der seinerzeitige Goal- getter der Stuttgarter, ins Ausland ge-wechselt waren, gelang es Helmut Bent- haus, ein Team zusammenzustellen, das ab sofort und in den folgenden Jahren zur absoluten Spitze in Fußball-Deutschland gehörte. Benthaus, formte mit den Förs-ter-Brüdern in der Abwehr, Karl Allgöwer, Hermann Ohlicher, Asgeir Sigurvinsson, Kurt Niedermayer und Thomas Kempe

eine Mannschaft, die bereits im ersten Jahr seiner Fußballlehrer-Tätigkeit bei den Schwaben auf Platz 3 der Bundesli-ga-Tabelle landete.Um Guido Buchwald, Rainer Zietsch, Pe-ter Reichert und Andreas Müller ergänzt, schaffte der VfB Stuttgart im zweiten Trainerjahr von Helmut Benthaus die Deutsche Meisterschaft. Dem mehr-maligen Meisterschaftsgewinner in der Schweiz wurde damit der Ritterschlag als überragender Coach des Jahres 1984 in seinem Heimatland zuteil. In der Schweiz war er als Deutscher sie-benmal Schweizer Meister geworden. Als er nach Deutschland zurückkam, wurde er, nachdem er bereits als Spieler mit dem 1. FC Köln den Titel errungen hatte, auch als Trainer Titelträger in der Bundesliga.Spieler, die er trainierte, attestierten ihm eine große Begabung in der Führung junger Menschen. Es gelang ihm, das Vertrauen seiner Spieler zu gewinnen, und jeden einzelnen Akteur so zu mo-tivieren, dass er im Spiel alles aus sich herausholte. Zu keiner Zeit agierte er wie ein Feldwebel im Training oder am Spielfeldrand. Immer stand das Päda-gogische im Vordergrund. Seinen Beruf begriff Benthaus nicht nur als das pure Lehren des Ballstoppens oder das Ein-üben taktischer Konzepte. Er dirigierte und führte nie emotional, sondern stets vernunftorientiert. Zu seinen Grundüber-zeugungen gehört die Erkenntnis, gern mit Menschen zusammen zu sein, die ihm überlegen waren, weil er nur von denen etwas lernen konnte.

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Hätte das Präsidium des VfB Stuttgart zugestimmt, dann wäre seinerzeit nicht Franz Beckenbauer Trainer der DFB-Auswahl geworden, sondern Hel-mut Benthaus. Doch Benthaus hatte noch einen Vertrag beim VfB und den erfüllte er bis zum Schluss. Nach der Trainerkarriere übernahm der Erfolgstrainer eine Aufgabe in einem Schweizer Versicherungskonzern. Heute lebt Helmut Benthaus in einem Basler Vorort. Der FC Basel ernannte ihn 2010 zum Ehrenmitglied.

„Der Tag beginnt mit dem Fußball – aber er muss nicht mit dem Fußball enden.“22

(Benthaus, im Interview auf seine Interessen außerhalb des Fußballs angesprochen)

Berger, Jörg

Man hat ihn den „Feuerwehrmann“ genannt. Oft wurde der in Pommern geborene und in Sachsen aufgewach-sene Fußballlehrer als Retter in der Not verpflichtet. Seine Ausbildung zum Trai-ner hatte er noch in der DDR absolviert und war dort als möglicher Nachfolger des Nationaltrainers Georg Buschner im Gespräch gewesen. 1979 nutzte er im Rahmen seiner Trainertätigkeit ein Spiel einer DDR-Junioren-Auswahl in Jugos-lawien, um sich in den Westen abzuset-zen. Die DDR-Staatssicherheit soll den Trainer noch Jahre nach seiner Flucht im Westen beschattet und verfolgt haben, auch von einem Giftanschlag während seiner Zeit als Trainer des KSV Hessen Kassel ist die Rede. Doch Jörg Berger entging seinen Verfolgern immer wie-der. Eintracht Frankfurt (1999), der 1. FC Köln und der Karlsruher SC engagierten ihn, um drohende Abstiege zu vereiteln. Jörg Berger gelangen aber auch andere

* 13. Oktober 1944 in Gdingen/Pommern (heute Polen)

† 23. Juni 2010 in Duisburg

Bundesligatrainer bei Fortuna Düsseldorf (1. Juli 1981 bis 25. Oktober 1982), Hannover 96 (31. Januar bis 17. März 1986), Eintracht Frankfurt (18. Dezember 1988 bis 13. April 1991, 18. April bis 19. Dezember 1999), 1. FC Köln (18. Dezember 1991 bis 13. April 1993), FC Schalke 04 (11. Oktober 1993 bis 3. Oktober 1996), Karlsruher SC (25. März bis 26. August 1998), Hansa Rostock (17. November 2004 bis 14. August 2005), Arminia Bielefeld (19. Mai bis 30. Juni 2009)

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Erfolge als die Verhinderung von Abstie-gen. Mit der Frankfurter Eintracht (1990) und mit Schalke 04 (1996) spielte Ber-ger in der Spitzengruppe der 1. Liga mit. Nur den Krebs konnte Jörg Berger nicht besiegen. Seit 2002 kämpfte er gegen die tückische Krankheit. Im Juni 2010 starb er in seiner Wahlheimat Duisburg nach unzähligen Therapien. Er wurde nur 65 Jahre alt und im Laufe seiner Krankheit hat er nach einer Operation einmal gesagt: „Früher musste ich Mannschaften retten. Jetzt muss ich mich selber retten.“23 Das hat der sym-pathische und nie großspurig auftretende Mann leider nicht geschafft.

„Resignation ist der Egoismus der Schwachen.“24

(Berger philosophisch)

Bergmann, Andreas

Der aus dem Kreis Vechta in Nieder-sachsen stammende Andreas Berg-mann verbrachte seine aktive Zeit als Spieler in Amateur-Mannschaften in Nordrhein-Westfalen (1. FC Köln, Wup-pertaler SV, Bonner SC, VfB Remscheid). Immerhin fünf Jahre arbeitete er als Trainer und Koordinator für den FC St. Pauli, bevor er zu Hannover 96 wech-selte. Dort wurde er Ende August 2009 zum Cheftrainer befördert und nach

16 Spieltagen zunächst beurlaubt, bevor er erneut das Training der „Roten“ U-23 übernahm. Als „harter Hund“ ist Andreas Bergmann gewiss nicht in die Annalen der Bundesligatrainer-Geschichte ein-gegangen. Kenner schätzen ihn als ein-fühlsamen und rücksichtsvollen Fußball-lehrer. Das lässt sich nachlesen in Robert Rengs bemerkenswerten Buch „Mroskos Talente“. Zum Tod seines Spielers bei Hannover 96, des Torhüters Robert Enke, hat er für Zeit.de am 10. Novem-ber 2014 einen bewegenden Gastkom-mentar geschrieben: „Warum hast du nichts gesagt, Robert?“25

Berndroth, Ramon

Nach der Beurlaubung von Norbert Meier wurde Ramon Berndroth, Leiter des Leistungszentrums der Darmstädter Lilien, als Trainer berufen. Wenige Tage später wurde er von Torsten Frings ab-gelöst.

Binder, Franz

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* 18. Juni 1959 in Steinfeld

Bundesligatrainer Hannover 96 (20. August 2009 bis 19. Januar 2010)

* 24. März 1952 in Mainz

Bundesligatrainer SV Darmstadt 98(5. bis 27. Dezember 2016)

* 1. Dezember 1911 in St. Pölten, Österreich

† 24. April 1989 in Wien

Bundesligatrainer TSV 1860 München (13. November 1969 bis 30. Juni 1970)

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Zu den größten Spielerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts in ganz Europa gehört ein Mann, der nur kurze Zeit eine Bundesligamannschaft, den TSV 1860 München, trainierte. Franz „Bimbo“ Binder schoss insgesamt 1.006 Tore in 756 Spielen, davon in 347 Pflicht- und Länderspielen 421 Tore. Seine Torquote dürfte europa-, wenn nicht gar welt-weit zu den absoluten Spitzenwerten gehören. Sportreporter nannten ihn den „Kanonier von Hütteldorf“, denn 19 Jahre lang kickte der dynamische Goalgetter für Rapid Wien. Sechsmal wurde der kämpferisch starke, immer in Bewegung befindliche Stürmer mit Ra-pid österreichischer Meister, hinzu kam die „großdeutsche“ Meisterschaft für die grün-weißen Wiener im Jahr 1941. 1938 wurden die Wiener mit Franz Bin-der zudem deutscher Pokalsieger(!). Den fragwürdigen Spitznamen „Bimbo“ bekam Franz Binder, weil er in seinen Bewegungen dem eleganten Laufstil schwarzer Athleten glich. Geboren wurde der Ausnahmefußballer in einer armen Arbeiterfamilie. Er hatte neun Geschwister und bis zum 25. Le-bensjahr musste er sein Bett mit einem Bruder teilen. Zum Training und zu den Spielen nach Wien-Hütteldorf fuhr er mit dem Zug in einem Abteil 3. Klasse. Franz „Bimbo“ Binder spielte 19-mal für die österreichische Nationalmannschaft und neunmal für die deutsche National-mannschaft.Schon in seinen letzten Jahren als Spie-ler fungierte „Bimbo“ Binder für Rapid als Abteilungsleiter Fußball und stellte

zu Beginn der 50er-Jahre das ver-mutlich stärkste österreichische Team aller Zeiten zusammen: Ernst Happel, Gerhard Hanappi, Körner I und Körner II sowie Max Merkel, Walter Zeman, Erich Probst und Robert Dienst gehörten zu dieser Mannschaft. Später trainierte Franz Binder den SSV Jahn Regensburg und den 1. FC Nürnberg in der Oberliga Süd.Sein Gastspiel als Trainer in der Bundes-liga begann im November 1969 und en-dete 1970. Den Abstieg der Münchner Löwen konnte er nicht verhindern und kehrte wieder nach Wien zurück. Der große Fußballer Binder, dessen einziges Handicap und Laster seine Raucherei war, trainierte ein letztes Mal gemein-sam mit Robert Körner die Rapidler und wurde 1976 mit den Hütteldorfern Pokal-sieger.

Biskup, Werner

Werner Biskup war einer der großen Spieler der 60er-Jahre und gehörte während seiner Zeit bei Fortuna Düs-seldorf und dem 1. FC Köln zu den besten Abwehrspielern der Bundesliga. Den Höhepunkt seiner Trainerkarriere verbrachte der aus dem Ruhrpott stam-mende, einstige eisenharte Innenvertei-

* 26. April 1942 in Bottrop

† 22. Juni 2014 in Quakenbrück

Bundesligatrainer Hannover 96 (25. Oktober 1983 bis 21. November 1985)

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diger bei Hannover 96. Es war seine erste und letzte Bundesliga-Station als Trainer. Er stieg mit einem Kader von Spielern in die Bundesliga auf, die größtenteils in der Region Hannover entdeckt worden waren und von ihm zu einem Erfolgsteam zusammenge-schweißt wurden. Der Sprung in die Elite-Liga galt seinerzeit zu Beginn der 80er-Jahre als sensationell. Sechs Mo-nate später torkelte Werner Biskup bei einem Spiel der 96er im Frankfurter Waldstadion als deren Trainer an der Seitenlinie entlang, bevor er bei der sich anschließenden Pressekonferenz nach dem Bundesligaspiel seines Teams bei der Frankfurter Eintracht vollends aus der Rolle fiel. Insider hatten schon län-ger geahnt oder gewusst, dass Biskup an der Flasche hing. Die Verantwort-lichen in der Führungsetage von 96 entließen ihn, doch die Alkoholprobleme begleiteten ihn weiter. Nach einem Foto, das sein früherer Mitspieler und Kapi-tän beim 1. FC Köln, Wolfgang Overath, in einer Boulevard-Zeitung entdeckt hatte und auf dem Biskup in bemitlei-denswertem Zustand abgelichtet war, überzeugte ihn der Ex-Nationalspieler des 1. FC Köln davon, in eine Klinik zu gehen, und besorgte ihm anschließend eine Stelle als Trainer. „Wolfgang Overath hat mir das Leben gerettet“, hat Biskup seinerzeit geäußert. 72-jährig ist Werner Biskup in Quakenbrück verstorben.

„Wir nehmen einen Zirkel und ziehen einen Kreis von 50 Kilo-metern Durchmesser, mit Hanno-

ver als Mittelpunkt. Dort suchen wir talentierte Jugendliche und Amateure. Das ist besser, als irgendjemand vom Bodensee zu holen.“26

(Biskup zur Scouting-Strategie)

Bock, Rolf

Nachdem Udo Lattek infolge des plötzli-chen Todes seines Sohnes das Trainer-amt bei den Borussen abgab, übernahm Rolf Bock interimsweise dessen Aufga-be. Er coachte die Schwarz-Gelben drei Spiele lang und war Trainer in Dortmund vom 11. Mai bis 30. Juni 1981.

Bögelein, Karl

Der gebürtige Franke hatte einst im Jahr 1952 mit dem VfB Stuttgart die Deutsche Meisterschaft gewonnen. Er war damals ein überragender Torwart. Und 1954 gewannen die „Roten“ aus der Landeshauptstadt den DFB-Po-kal, ebenfalls mit Bögelein im Kasten.

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* 5. Februar 1937 (Geburtsort nicht feststellbar)

Bundesligatrainer Borussia Dortmund (11. Mai bis 30. Juni 1981)

* 28. Januar 1927 in Bamberg

† 9. August 2016 in Untertürkheim

Bundesligatrainer VfB Stuttgart (19. April bis 30. Juni 1972)