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Training aktuell 25. Jahrgang Nr. 6/2014, 2. Juni 2014 EUR 9,80 | G 25220 Die Zeitschrift für Trainer, Berater und Coachs www.trainingaktuell.de METHODENSTUDIE WEITERBILDUNGSSZENE 2014 Welche Persönlich- keitsinstrumente nutzen Trainer? IMMUNITY TO CHANGE Wie ein neuer Coachingansatz das psychische Immunsystem überlistet NEUE SERIE TRAIN THE COACH Übungen zur Verbesserung der Fragekompetenz im Coaching TUNING FÜRS TRAINING Mehr Interaktion und Spaß im Seminar dank Edutrainment TRAINING BEIM CONSULTANT Neue Konkurrenz durch Wirtschafts- prüfer am Weiterbildungsmarkt

Training aktuell – Die Zeitschrift für Trainer, Berater ... · Myers-Briggs-Typen-Indikator (MBTI). Bezugsgröße für die-sen Prozentanteil ist die Gesamtheit der Lizenznehmer

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Page 1: Training aktuell – Die Zeitschrift für Trainer, Berater ... · Myers-Briggs-Typen-Indikator (MBTI). Bezugsgröße für die-sen Prozentanteil ist die Gesamtheit der Lizenznehmer

Trainingaktuell25. Jahrgang Nr. 6/2014, 2. Juni 2014

EUR 9,80 | G 25220

Die Zeitschrift für Trainer, Berater und Coachs

www.trainingaktuell.de

METHODENSTUDIE WEITERBILDUNGSSZENE 2014

Welche Persönlich-keitsinstrumente nutzen Trainer?

IMMUNITY TO CHANGE

Wie ein neuer Coachingansatz das psychische Immunsystem überlistet

NEUE SERIE TRAIN THE COACH

Übungen zur Verbesserung der

Fragekompetenz im Coaching

TUNING FÜRS TRAINING

Mehr Interaktion und Spaß im

Seminar dank Edutrainment

TRAINING BEIM CONSULTANT

Neue Konkurrenz durch Wirtschafts-

prüfer am Weiterbildungsmarkt

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Trainingaktuell | Juni 2014 3

Welche Instrumente nutzen Trainer? Auch auf diese Frage liefert die Methodenumfrage des Verlags managerSeminare Antworten. Die Ergebnisse so-wie praktisches Wissen rund um neue Instrumente gibt es in dieser Ausgabe.

Nicole BußmannChefredakteurin

Persönlichkeits- und (Selbst-)Diagnose-Instru-mente gehören so selbstverständlich zum Wei-terbildungsmarkt wie Kommunikationsmodelle und Punktabfragen. So lässt sich zusammenfas-sen, was die Methodenstudie des Verlags mana-gerSeminare, über deren Ergebnisse wir seit zwei Ausgaben berichten, ans Licht gebracht hat.

Ein Drittel der Trainer nutzt Persönlichkeits-instrumente

Nachdem Studienautor Jürgen Graf in den ver-gangenen Ausgaben über die Ergebnisse zum methodisch-didaktischen Rüstzeug sowie zur theoretischen Fundierung berichtet hat, hat er dieses Mal das Datenmaterial im Hinblick auf die Verbreitung von Persönlichkeitsinstrumenten ausgewertet. Das Ergebnis: Gut ein Drittel der be-fragten 2.282 Trainer und Coachs nutzen solche

Tools. Mehr zum Einsatz der Verfahren, etwa welche Trai-ner mit welchen Zielgruppen welche Instrumente nutzen, lesen Sie, liebe Leserinnen und Leser, ab S. 6.

Neues Instrument: Immunity to change

Neben faktischem Material zum Instrumenteneinsatz gibt es in dieser Ausgabe auch praktisches Wissen zum Themen-feld Instrumente. So gewährt unser Autor Johannes Willms ab S. 18 Einblick in ein hierzulande noch relativ unbekanntes Instrument. Es nennt sich Immunity to change. Willms ist der erste dafür zertifizierte Coach in Deutschland.

Entwickelt wurde der Ansatz von Bob Kegan und Lisa Lahey in den USA. Auf der Grundlage von 30 Jahren For-schung haben die beiden Harvard-Psychologen ein Verfah-beiden Harvard-Psychologen ein Verfah-Harvard-Psychologen ein Verfah-ren zur Unterstützung von Veränderungsprozessen erdacht und dafür den Begriff „psychisches Immunsystem“ geprägt.

Train the Coach: neue Serie gestartet

Keine Instrumente, für die sich Trainer lizenzieren lassen müssen, wohl aber Interventionen, die sie als Lehrende einsetzen können, beschreibt unsere neue Serie „Train the Coach“. Wie der Name verrät, handelt es sich um Übungen, die Trainer einsetzen können, um Kollegen auszubilden, Führungskräfte zu schulen oder Manager fürs kollegiale Coaching fit zu machen. Ab S. 21 finden Sie den ersten Text, der erklärt, wie sich die Fragetechnik eines angehenden Coachs differenziert entwickeln lässt. Weitere spannende Tools folgen in den nächsten Ausgaben.

EDITORIAL

Trainer lieben Tools

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4 Trainingaktuell | Juni 2014

Jeder dritte Trainer und Coach nutzt Persönlichkeitsinstrumente

Das psychische Immunsystem ver-hindert oft Verhaltensänderungen

Die Sinn-ier Karten geben Impulse zum Thema Gesundheit

Der PowerClicker soll die Lern-erfolgskontrolle erleichtern

Information InteraktionInspirationMethodenstudie WeiterbildungsSzene 2014Potente

Persönlichkeitsmodelle 6

Consultants in der

WeiterbildungTraining beim

Wirtschaftsprüfer 10

BDVT-Jubiläum50 Jahre im Dienst der

Weiterbildung 13

Rebranding ASTDTalente statt Training 16

Neuer CoachingansatzImmun gegen

Veränderungen? 18

Serie Train the Coach

Interventionen für kritische

Situationen 21

Neuer TrainingsansatzTuning fürs Training 26

Serie Neuro-Training

Mythos Hirnforschung 29

Serie Seminarbausteine

Kennenlernen mit Karten 32

Rezensionen

Medien des Monats 34

Praxistest „Sinn-ier Karten“Kleine Impulse

mit großer Wirkung 36

Apps für Trainer, Teil 3Nachwischen für Seminare 38

Tipps & Tools 42

Interaktionstools fürs SeminarZwischen Parlament und

Quizshow 44

Termintipp Coaching meets

Research 46

Terminticker 47

Organisation

6 18 36 44

IMPRESSUM

Training aktuell erscheint zwölf Mal im Jahr. Herausgeber: Nicole Bußmann, Jürgen Graf, Ralf Muskatewitz. Redaktion: Nicole Bußmann (verantw.),

Miriam Wagner (CvD), Nadine Fischer, Catja Kauffmann, Sylvia Lipkowski, Nina Peters, Sascha Reimann. Freie Autoren: Helmut Fischer, Axel Gloger,

Jürgen Graf, Jimmy Gut, Anna Gwosch, Franz Hütter, Albrecht Kresse, Margit Kühne-Eisendle, Gerd Kalmbach, Hubert Kuhn, Vivien Marsch, Wolfgang

Schmidt, Manfred Tischler, Johannes Willms. Titelbilder: Lisa-Blue/iStock.com; cydonna/photocase.com. Anzeigen: Uwe Schmitt (verantw.), Anna

Effertz-Köllen, Jens Röhler, Petra Weyers, Jutta Zeranski-Killich. Verlag: managerSeminare Verlags GmbH, Endenicher Straße 41, D-53115 Bonn, Tel.:

0228-977 91-0, Fax: 0228-977 91-77, www.trainingaktuell.de. Druck: Druckkontor Emden, Emden. Das Abonnement kostet jährlich 99,60 Euro, im Paket

mit managerSeminare 178,- Euro. Die Preise verstehen sich inkl. MwSt. und Versandkosten. Erfüllungsort und Gerichtsstand: Bonn. ISSN 0939-2688.

Inhalt

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Denkanstöße zur Trainerrolle gaben die Petersberger Trainertage

ReflexionTrainerrolleHaltung, bitte! 48

Institut im InterviewPower Research Seminare:

„Wer begeistern kann,

braucht keinen Druck“ 51

Serie „Die Trainerhölle“Dr. Jekyll und Mr. Hyde 52

Trainingsspitze… und was macht das jetzt mit

dir? 54

48

Vernetzen Sie sich mit Training aktuell:

www.facebook.com/

trainingaktuell

www.twitter.com/

trainingaktuell

Services für Abonnenten

Die Studie „WeiterbildungsSzene 2014“ als kostenloses eBookFast 2.500 Trainer, Coachs und Berater be-

fragte der Verlag managerSeminare in sei-

ner Methodenstudie „WeiterbildungsSze-

ne 2014“. Sie ist seit April erhältlich – mit

interessanten Ergebnissen und Analysen

zum methodisch-didaktischen Rüstzeug von

Weiterbildnern. Regulärer Preis: 99,50 Euro.

Abonnenten von Training aktuell erhalten

die Studie als kostenloses eBook. Infos unter

www.training aktuell.de/abonnement

Themen-DossiersDie Dossiers von Training aktuell bündeln die

wichtigsten Beiträge zu einem Thema in einem

E-Paper. Neu: „Moderieren und Präsentieren“.

Das Dossier stellt neue Präsentationsformate

wie TED, Unkonferenz und Murmelgruppe vor.

Regulärer Preis: 19,80 Euro. Abonnenten von

Training aktuell erhalten das Dossier kosten-

los. Download unter bit.ly/SqT8wj

Bücher zu SonderkonditionenNeu aufgelegt in der Edition Training aktuell

ist der erste Band der „Spielbar“-Reihe, he-

rausgegeben von Spiele-Guru Axel Rachow.

Eine Fundgrube, um rasch ein Spiel für die

richtige Seminarsituation zu finden. Abon-

nenten erhalten Bücher der Edition zu Son-

derkonditionen. Für „Spielbar“ zahlen sie

39,90 statt 46 Euro – nur zu bestellen über

www. managerSeminare.de/EditionTA.

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Leser finden hier

100 Methoden für

den Einsatz von

Bildkarten in unter-

schiedlichen Set-

tings in Beratung

und Training.

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6 Trainingaktuell | Juni 2014

„Ich arbeite nicht mit kategorisie-

renden Tests und lehne die Verwen-

dung ab.” „Lizenzen für Persönlich-

keitsinstrumente sind in meinen

Augen Geldmacherei.” Keine Frage, es

gibt sie: Die strikten Gegner von Per-

sönlichkeits- und (Selbst-)Diagnose-

Instrumenten. Doch trotzdem gehö-

ren diese so selbstverständlich zum

Weiterbildungsmarkt wie Kommuni-

kationsmodelle und Punktabfragen.

Im Rahmen der Methodenstudie des

METHODENSTUDIE WEITERBILDUNGSSZENE 2014

Potente Persönlichkeitsmodelle

Jeder dritte Trainer und Coach nutzt Persönlichkeitsinstrumente in seiner Arbeit und besitzt eine entsprechende Lizenz. Die Methoden- studie des Verlags managerSeminare untersuchte die Marktverbrei-tung der zahlreichen Modelle. Welche Vorlieben haben Trainer und Coachs, welche Zielgruppen werden angesprochen?

Information

Verlags managerSeminare lag es daher

nahe, einmal die tatsächliche Verbrei-

tung dieser Instrumente abzufragen

– ganz unabhängig davon, welche

Aussagekraft sie haben und wie valide

ihre Ergebnisse sind. Denn die Nach-

frage ist – allen kritischen Tönen zum

Trotz – ganz offensichtlich vorhan-

den. Das Vermarktungsgeschick der

einschlägigen Anbieter ist es selbst-

redend auch, und das damit verbun-

dene Lizenzgeschäft hat durchaus

Potenzial: Immerhin 34,3 Prozent der

befragten Weiterbildner sind im Be-

sitz mindestens einer entsprechenden

Lizenz (siehe Abb. 1), die sie berechtigt,

das jeweilige Instrument bzw. Testver-

fahren im Rahmen ihrer Trainings, Se-

minare oder Coachings einzusetzen.

Ein knappes Viertel unter ihnen nutzt

zwei, jeder fünfte ist sogar im Besitz

von drei und mehr Lizenzen. Für diese

Nutzung müssen Weiterbildner in der

Regel ein entsprechendes Train-the-

Trainer-Seminar des Lizenzgebers bu-

chen und von ihm die entsprechenden

Materialien, etwa Auswertungsbögen

pro Teilnehmer für den Einsatz in den

eigenen Veranstaltungen, kaufen.

Typenbildende Tests liegen vorne

Eine marktdominierende Stellung

kann bis dato keines der Instrumente

für sich beanspruchen, wohl aber gibt

es jene, die sich gerade im Business-

Bereich einer besonderen Populari-

tät erfreuen. Führend ist mit einem

Anteil von rund 22 Prozent wohl der

Klassiker unter den typenbildenden

Testverfahren: der Myers-Briggs-Typen-

Indikator (MBTI). Bezugsgröße für die-

sen Prozentanteil ist die Gesamtheit

der Lizenznehmer unter den Trainern,

Coachs und Beratern (in Abb. 2 als

oranger Balken dargestellt). Bezogen

SERVICEDie komplette Studie „Weiterbildungs-

Szene 2014 – Erfolgreiche Methoden

und Modelle in Training, Beratung,

Coaching” ist ab sofort bei manager-

Seminare erhältlich (Preis: 99,50

Euro). Leser von Training aktuell be-

kommen diese als eBook kostenlos im

Rahmen ihres Abos. Weitere Infos:

www.trainingaktuell.de/abonnement

ABB. 1: ANTEIL LIZENZIERTER TRAINER, BERATER, COACHS

im Besitz mind.

einer Lizenz

keine Lizenz

34,3%

65,7%

(n=2.282)

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18 Trainingaktuell | Juni 2014

Das körperliche Immunsystem dient der Abwehr von Gefahren. Es verteidigt uns gegen schädliche Ein-dringlinge wie Bakterien oder Viren. Manchmal reagiert es jedoch auch auf ungefährliche Stoffe, wie bei Aller-gien. Betroffene wissen, wie schmerz-haft und einschränkend das ist. Die Harvard-Psychologen Bob Kegan und Lisa Lahey sind überzeugt, dass auf psychischer Ebene ein vergleichbarer Prozess abläuft, der uns völlig unbe-wusst ist. Dieser Prozess, für den die beiden Wissenschaftler die Metapher

NEUER COACHINGANSATZ „IMMUNITY TO CHANGE“

Immun gegenVeränderungen?

Sich mit Veränderung zu beschäftigen, ist häufig sehr ernüchternd. Ob bei Unternehmen oder Individuen: Selten führen Veränderungsbemü-hungen zu den gewünschten Ergebnissen. Ein neuer Ansatz aus den USA will das ändern. Johannes Willms, der erste Immunity-to-Change-Coach in Deutschland, erklärt, wie.

Inspiration

Foto: cydonna/photocase.com

des psychischen Immunsystems ge-prägt haben, macht Veränderung so schwierig. Denn dieses Immunsystem blockiert Verhaltensweisen, die es als gefährlich für uns einstuft, und ver-hindert so unbewusst Verhaltensän-derungen, die wir bewusst mühsam anstreben – in der besten Absicht, uns vor Gefahren zu schützen.

Ein Röntgenbild des Immunsystems

Auf der Grundlage von 30 Jahren Forschung haben Kegan und Lahey deshalb ein Verfahren zur Unterstüt-zung von Veränderungsprozessen ent-wickelt. Dieser Ansatz, den die beiden Experten für Erwachsenenbildung „Immunity to Change“ nennen, bein-haltet Anwendungen für individuelles Coaching, für die Arbeit mit Teams und vielversprechende Versuche für die Arbeit mit Organisationen. Er baut auf der von Kegan weiterentwickelten konstruktivistischen Entwicklungs-psychologie auf und verbindet konse-quent Theorie und Praxis. Kernstück im Coaching ist die Diagnose eines Im-munsystems, das den Coachee davon abhält, die Veränderung zu erreichen, die er anstrebt. Das weitere Verfahren unterstützt ihn dann dabei, sein Im-munsystem zu steuern – anstatt sich von seinem Immunsystem steuern zu lassen.

Anders als bei anderen Ansätzen geht es dabei weder um das Trai-ning von neuen Verhaltensweisen noch um den Austausch von inneren Glaubenssätzen. Der Immunity-to-

Auch wenn die Vor-sätze noch so stark sind: Oft erscheint es fast unmöglich, das eigene Verhalten zu ändern.

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36 Trainingaktuell | Juni 2014

...

Situation zugeschnitten zu befassen und die so gewonnenen Erkenntnis-se im Alltag zu erproben – soweit das Anbieterversprechen. Die Übungen sollen sich dabei überall durchführen lassen, also z.B. auch im Büro.

Der TA-Check

Diese Versprechen haben mich neu-gierig gemacht, und ich öffne den De-ckel der schlichten Metallbox, in der die Karten verstaut sind. Vier Karten-stapel kommen dabei zum Vorschein: Empfehlungen, Fragen, Übungen und Impulse. In der Anleitung erfahre ich, dass die Karten mich dabei unterstüt-zen sollen, Verantwortung für meine

PRAXISTEST „SINN-IER KARTEN GESUND LEBEN“

Kleine Impulse mit großer Wirkung

Organisation

„Gesundheit ist zwar nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts“, schrieb Schopenhauer vor mehr als 150 Jahren. Ein neues Kar-tenset will dazu anregen, sich mit dem Thema Gesundheit zu beschäf-tigen und positive Veränderungen anzustoßen. Ob das gelingt, zeigt unser Praxistest.

Gesundheit zu übernehmen, förderli-che und schädliche Einflüsse zu erken-nen und letztlich Expertin für meine eigene Gesundheit zu werden. Klingt gut, finde ich. Allerdings schreckt mich der Zeitraum ab, über den man sich laut Autoren optimalerweise mit den Karten beschäftigen soll, um eine Veränderung zu bewirken: Drei bis sechs Monate empfiehlt er. So viel Zeit habe ich für meinen Test nicht.

Die Karten lassen sich auf vielfältige Arten nutzen, wie ich in der Anleitung weiter erfahre. Man kann sie für sich alleine als Reflexionshilfe verwenden, aber auch zum Austausch mit dem Partner, Freunden und Arbeitskolle-gen. Und auch in Gruppen, Teams und Organisationen kann das Kartenset eingesetzt werden, um zu einer gesun-den Lebensführung anzuregen.

Ich möchte die Karten im Solo-Ein-satz testen. Dafür liefert die Anleitung drei Varianten, die ich bei Bedarf an meine eigenen Bedürfnisse anpassen kann. Zunächst fällt mir auf, dass die Anleitung relativ unkonkret ist. Die Aussagen, Fragen und Übungen auf den Karten sollen „in den Alltag mitge-nommen“ werden, der Anwender soll sich „auf innere Suchbewegungen ein-lassen“, „nachspüren“ und „Impulsen folgen“. Das lässt zwar viel Freiraum, gibt mir aber auch nur eine vage Vor-stellung davon, was ich eigentlich mit den Karten machen soll.

Ich entscheide mich für die Variante „Selbstfürsorge bei Gelegenheit“, lasse also das Kartenset stets griffbereit auf meinem Schreibtisch stehen und zie-he spontan dann eine Karte, wenn ich den Impuls dazu verspüre. Den ersten verspüre ich auch sofort, weil jetzt, nach mehreren Stunden am Schreib-tisch, mein Nacken schmerzt. Ich grei-fe also zum Stapel mit den Übungen und ziehe mir zufällig eine heraus. Die passt allerdings nicht, weil dort eine Dehnübung für die Füße beschrieben wird. Die nächste Karte, die ich zie-he, scheint mir gut geeignet: Bei der Übung „Elefant“ soll ich mich im Sit-

Foto: Miriam Wagner

„Was macht mein Leben bunt?“ ist eine der Fragen, die das Kartenset stellt.

Das Angebot

Klar, das Thema Gesundheit betrifft alle. Seien es Unternehmen, die die Gesundheit ihrer Mitarbeiter fördern, um deren Leistungsfähigkeit zu er-halten, sei es der Einzelne, der Sport treibt und sich ausgewogen ernährt, um sein Wohlbefinden zu steigern. Das Thema „Gesund leben“ der Sinn-ier Karten, die ich testen will, spricht mich auch persönlich an – vor allem, da es um meine Gesundheit im ver-gangenen Jahr nicht ums Beste be-stellt war.

Die Karten ermöglichen, sich mit dem Thema gesunde Lebensgestal-tung individuell und auf die jeweilige

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44 Trainingaktuell | Juni 2014

Die Erfahrung haben viele Trainer schon gemacht: Die Teilnehmer eines Seminars sind nur selten eine homo-gene Lerngruppe, und was die einen langweilt, ist für andere schon zu viel. Alle gleichermaßen zu beteiligen und mitzunehmen, ist nicht immer leicht, zumal sich die „Abgehängten“ in Schweigen hüllen.

Eine neue Technik für den Semi-nargebrauch setzt an diesem Problem an. Der „PowerClicker“ (s. Kasten), der

INTERAKTIONSTOOLS FÜRS SEMINAR

Zwischen Parlament und Quizshow

Seminare sind Angebote für die Mitte, langsame oder auch be-sonders eifrige Teilnehmer wer-den leicht abgehängt. Ein neues Interaktionstool soll helfen, mehr Teilnehmer aktiv zu beteiligen und den Lernerfolg zu erhöhen.

Interaktion

Foto: Provadis

vom Weiterbildungsanbieter Provadis auf den Petersberger Trainertagen 2014 vorgestellt wurde, soll Trainern den Überblick ermöglichen, ob die Teil-nehmer noch „dabei“ sind.

Lernerfolg in Echtzeit messen

„Das ist eine Rückmeldung, die wir von unseren Trainern immer wieder bekommen. Sie wollen wissen, ob das, was sie erzählen, auch wirklich ankommt“, erklärt Matthias Pütz, Lei-ter E-Learning bei Provadis, die Hin-tergründe für die Entwicklung von PowerClicker. Das Interaktions- bzw. Feedbacktool ermöglicht diese Lerner-folgskontrolle mithilfe von handtel-lergroßen Geräten. Jeder Teilnehmer kann damit durch Druck auf eine der sechs Tasten in Echtzeit Fragen beant-worten, spontane Verständnisfragen etwa, auf die er mit „ja“ oder „nein“ re-agieren kann. Auch vorbereitete Mul-tiple-Choice-Fragen oder Skalenfragen können gestellt werden, wobei die Tasten dann jeweils einem bestimm-ten Wert zugeordnet werden. Damit sind auch Stimmungsabfragen oder Votings möglich, etwa zum bisherigen Seminarverlauf oder gewünschten In-halten.

Bei vorbereiteten Fragen können die Teilnehmer eine automatische Rück-meldung erhalten, ob ihre Antwort richtig oder falsch war. Das geschieht per Vibration, das Signal ist also nur für den Geräteinhaber selbst zu spüren, nicht für seine Nachbarn. Das senkt die Hemmungen bei den Teilnehmern, weil Fehler nicht öffentlich gemacht werden. Und erlaubt es dem Trainer, die Teilnehmer parallel zu befragen,

DER POWERCLICKER

Der PowerClicker (s. Bild) ist ein Feed-

back-Tool fürs Seminar, mit dem Teil-

nehmer einzeln oder in Gruppen Fragen

beantworten, Meinungen äußern und

ihren Lernfortschritt anzeigen können.

Die Geräte für die Teilnehmer haben je-

weils sechs Knöpfe für Multiple-Choice-

oder Skalenfragen sowie ein kleines

Display und eine Vibrationsfunktion für

die anonyme Erfolgsrückmeldung an den

Teilnehmer.

Zum System gehören ein USB-Stick

mit der Software, die laut Hersteller

auf jedem Rechner läuft, sowie farbige

Signalleuchten, die anzeigen, ob die Teil-

nehmer noch mitkommen oder die wie

in Quizshows bei richtigen Antworten

aufleuchten.

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48 Trainingaktuell | Juni 2014

ler, ein Pain Killer.“ Um einen Kunden bei seinen Bedürfnissen zu packen, ihn also wirklich anzusprechen, soll-ten sich Trainer laut Schulz fragen: Wo brennt meinem Kunden der Kittel?

Trainer müssen ihre Werte nach außen zeigen

Doch für eine fruchtbare Zusammen-arbeit müssen Trainer nicht nur die Bedürfnisse ihres Kunden verstehen, sondern auch dessen Weltsicht. „Wenn zwei Menschen aufeinandertreffen, fin-det ein Abgleich von Wertesystemen statt. Prüfen Sie: Passt der Kunde zu mir?“, riet Schulz. Dieser Abgleich kann allerdings nur gelingen, wenn sich der Trainer seiner eigenen Werte bewusst ist – und sie auch nach außen hin zeigt.

Daher appellierte Schulz an seine Kol-legen: „Seien Sie immer Sie selbst!“ Ein Motto, an das er sich konsequent hält: So zwängt er sich etwa nicht in Anzüge, sondern kleidet sich immer nach seinem eigenen Geschmack – auf den Petersber-ger Trainertagen etwa mit Jeans, Turn-schuhen und knallblauem T-Shirt.

TRAINERROLLE

Haltung, bitte!

Die Petersberger Trainertage 2014 gaben Trainern und Coachs nicht nur neue Tools und Methoden an die Hand. Sie regten die Teilnehmer auch dazu an, ihre Haltung und ihr Selbstverständnis zu hinterfragen. Training aktuell mit Denkanstößen aus Workshops und Vorträgen.

Reflexion

„Wir sind eine Branche der Hüllen und Hülsen. Es wird zu viel aufgebauscht!“ Wer dem Vortrag von Ben-jamin Schulz auf den dies-jährigen Petersberger Trai-nertagen zuhörte, erkannte gleich: Hier spricht ein Freund von klaren Worten. Der Marketingexperte und Inhaber der Beratungsagen-tur werdewelt las seinen Zuhörern ordentlich die Le-viten. Trainer beschäftigen sich zu sehr mit sich selbst und zu wenig mit ihren Kunden, so seine Kritik.

Das zeigt sich nach Schulz‘ Auffassung auch daran, dass Trainer meistens lösungs-orientiert mit ihren Kunden kommunizieren – obwohl es denen erst einmal darum geht, ihren Leidensdruck zu mindern. Daraus leitete Schulz einen klaren Auftrag für Trainer und Coachs ab: „Sie sind ein Bedürfnisstil-

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Fotos: Lukas Heinz

Page 10: Training aktuell – Die Zeitschrift für Trainer, Berater ... · Myers-Briggs-Typen-Indikator (MBTI). Bezugsgröße für die-sen Prozentanteil ist die Gesamtheit der Lizenznehmer

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Warum ich Training aktuell lese ...

Trainer lesen Training aktuell. Coachs auch!

Trainingaktuell24. Jahrgang Nr. 11/2013, 4. November 2013

EUR 9,80 | G 25220

Die Zeitschrift für Trainer, Berater und Coachs

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