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Teiche Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Weser begra- digt, die zahlreichen Inseln (Werder) wurden an die Ufer angeschlossen und diese mit Steinpackungen befestigt. Buhnen wurden quer zur Fließrichtung eingebaut, damit der Fluss Sand und Kies aus dem Strom mitreißt und in der Mitte eine Rinne für die ganzjährige Befahrung der Weser erhalten bleibt. Als kleiner Ersatz für das verloren gegan- gene Uferröhricht wurden hier im NSG vier Kleingewässer für Amphibien und Fische angelegt, die bei höherem Wasser- stand der Weser über kurze Gräben mit dem Fluss in Verbindung stehen. Hier können jetzt Fischarten wie Hechte, Brassen und Rotaugen ungestört ablaichen. An den Buhnen sitzen die Stockenten, gelegentlich auch Graugänse, die in der Nähe brüten. In der kalten Jahreszeit können auf und an der Weser viele Wintergäste wie Gänsesäger, Zwergtaucher, Reiher- enten und die kleinen Flußuferläufer beobachtet werden. Treidelpfad Die Weser dient schon seit Jahrhunderten als Transportweg, meist für Massengüter wie Gestein, Getreide und Steinkohle. Fluss- abwärts genügte die natürliche Strömung, um die Schiffe in Bewegung zu halten. Flussaufwärts wurden die Lastenkähne an Seilen durch Menschen und später auch durch Zugtiere gezogen (= treideln). Für die 362 km von Bremen nach Hannoversch Münden brauchte man ca. 30 Tage. Hierzu wurden in Ufernähe befestigte Wege angelegt, die im Laufe der Zeit immer besser ausgebaut und regelmäßig unterhalten wurden. Am Weserufer erinnern noch heute Reste der alten Treidelpfade an diese anstrengende Tätigkeit, die mit dem Aufkommen der Dampfschifffahrt ab 1844 über- flüssig wurde. Hochstauden Zwischen Weserufer und Treidelpfad wächst eine bunte Mischung aus stickstoffliebenden Pflanzen: Brennnesseln, rote und weiße Taubnesseln (Foto links), Kletten und der einheimische Bärenklau haben sich hier ausgebreitet. Das über 2m hohe Drüsige Springkraut (Foto rechts) wurde vor 150 Jahren als Zierpflanze aus Indien einge- führt und hat sich seitdem weltweit an Flussufern ver- breitet. Die Pflanze hat einen sehr effektiven Verbreitungsmechanismus, mit dem die Samen mehre- re Meter weit weg geschleu- dert werden können. Sie ist sehr konkurrenzstark, verdrängt oft die heimische Vegetation und bildet häufig Massenvorkommen. Die großen Blüten sind bei Bienen und Hummeln sehr beliebt. In die Nester er Kuckuck seine Eier. von Sumpf- und Teichrohrsänger, die in den Hochstauden bzw. Schilfflächen brüten, legt d Treidelpfad und Weseraue Kopfweiden Kopfweiden sind ein wichtiger Bestandteil der heimischen Kulturlandschaft. Man findet sie meist am Rand feuchter Wiesen oder in der Nähe von Fließ- gewässern wie hier an der Weser. Neben der Verwendung als Brennholz, für Zaunpfähle oder zur Grundstücksmarkierung lieferten sie früher vor allem Flechtmaterial für Körbe und Zäune. Durch das regelmäßige Abschneiden der Äste bilden sich Stamm- verdickungen aus, die sogenannten „Köpfe“. Viele Tiere und auch Pflanzen leben in einem alten Kopfbaum mit seiner rissigen Rinde und den zahlreichen Höhlen im weichen Holz. Eine alte Weide ist daher ein wichtiger Lebensraum für Käfer, Schmet- terlinge, Vögel und Fledermäuse. Naturschutzgebiet Vlothoer Weserwiesen Das fast 10 ha große Naturschutzgebiet (NSG) "Vlothoer Weserwiesen" umfasst einen schmalen Auenstreifen westlich der Weser zwischen dem Flusslauf und der Bahnlinie Vlotho Rinteln und wird durch die Biologische Station Ravensberg im Kreis Herford e.V. (www.bshf.de) betreut. Schützenswert ist das Gebiet durch die extensiv genutzten, wechselfeuchten Wiesen mit alten Kopfweiden und durch die kleinen ufernahen Teiche mit dichten Röhricht- und Schilfbeständen. Diese naturnahen Auengebiete sind heute sehr selten und sowohl für Frösche und Kröten, Kuckuck, Sumpf- und Teichrohrsänger als auch für Pflanzen wie Blut- und Gilbweiderich einen besonders wertvoller Lebensraum. Die Weser, das Wasser und die Fische Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Weser ein sehr fischreicher Fluss. Maifisch und Finte waren in Massen vorhanden, Stör und Lachs keine Seltenheit. Mit der zunehmenden Industrialisierung und dem Bevölkerungswachstum verschlechterte sich die Wasserqualität jedoch drastisch. Die Einleitungen des Kaliabbaus an Werra und Fulda führte zu einer starken Versalzung. Durch den zunehmenden Ausbau der Weser für die Schifffahrt verschwanden Kiesinseln, Flachwasserbereiche, Uferabbrüche, Auwälder, Sträucher- und Schilfzonen am Ufer. Die Wehre stellten unüberwindbare Hindernisse für die wandernden Gewässerlebewesen dar. Der Tiefpunkt dieser Entwicklung war Ende der 80er Jahre erreicht, als die Weser als sehr stark verschmutzteingestuft wurde - viele Fischarten waren da schon lange verschwunden. Zum Glück geht es mit der Weser seitdem wieder aufwärts! Der Aus- und Neubau von Kläranlagen und die Reduzierung des Kaliabbaus sorgten dafür, dass sich die Wasserqualität allmählich wieder verbesserte. Heute gilt das Weserwasser nur noch als mäßig belastet. Auf die Fische hat die Verbesserung der Wasserqualität bisher kaum positive Auswirkungen. Die stark schwankenden Salzgehalte im Wasser, die fehlenden Gewässerstrukturen und die schwer zu überwindenden Wehre behindern weiterhin die Entwicklung eines artenreichen Fischvorkommens. An der Weser muss also noch viel passieren, damit Finte, Maifisch und Lachs hier wieder leben können. Geobas is dat e n © : L a n d N R W , B o n n; K r eis Herford , d e r L a nd r a t , K a t a s t e r und V er m e s s u n g i

Treidelpfad und Weseraue Kopfweiden€¦ · () betreut. Schützenswert ist das Gebiet durch die extensiv genutzten, wechselfeuchten Wiesen mit alten Kopfweiden und durch die kleinen

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TeicheEnde des 18. Jahrhunderts wurde die Weser begra-digt, die zahlreichen Inseln (Werder) wurden an dieUfer angeschlossen und diese mit Steinpackungenbefestigt. Buhnen wurden quer zur Fließrichtung

eingebaut, damit der Fluss Sand und Kies ausdem Strom mitreißt und in der Mitte eine Rinne

für die ganzjährige Befahrung der Wesererhalten bleibt.

Als kleiner Ersatz für das verloren gegan-gene Uferröhricht wurden hier im NSGvier Kleingewässer für Amphibien undFische angelegt, die bei höherem Wasser-stand der Weser über kurze Gräben mit

dem Fluss in Verbindung stehen. Hierkönnen jetzt Fischarten wie Hechte, Brassen

und Rotaugen ungestört ablaichen. An denBuhnen sitzen die Stockenten, gelegentlich

auch Graugänse, die in der Nähe brüten. In derkalten Jahreszeit können auf und an der Weser vieleWintergäste wie Gänsesäger, Zwergtaucher, Reiher-enten und die kleinen Flußuferläufer beobachtetwerden.

TreidelpfadDie Weser dient schon seit Jahrhunderten als

Transportweg, meist für Massengüter wieGestein, Getreide und Steinkohle. Fluss-abwärts genügte die natürliche Strömung,um die Schiffe in Bewegung zu halten.Flussaufwärts wurden die Lastenkähne anSeilen durch Menschen und später auchdurch Zugtiere gezogen (= treideln). Fürdie 362 km von Bremen nach Hannoversch

Münden brauchte man ca. 30 Tage.Hierzu wurden in Ufernähe befestigte Wege

angelegt, die im Laufe der Zeit immer besserausgebaut und regelmäßig unterhalten wurden.

Am Weserufer erinnern noch heute Reste der altenTreidelpfade an diese anstrengende Tätigkeit, die mitdem Aufkommen der Dampfschifffahrt ab 1844 über-flüssig wurde.

HochstaudenZwischen Weserufer und Treidelpfad wächst einebunte Mischung aus stickstoffliebenden Pflanzen:Brennnesseln, rote und weiße Taubnesseln (Foto

links), Kletten und der einheimische Bärenklauhaben sich hier ausgebreitet. Das über 2m

hohe Drüsige Springkraut (Fotorechts) wurde vor 150 Jahren als

Zierpflanze aus Indien einge-führt und hat sich seitdemweltweit an Flussufern ver-breitet. Die Pflanze hateinen sehr effektivenVerbreitungsmechanismus,mit dem die Samen mehre-

re Meter weit weg geschleu-dert werden können. Sie ist

sehr konkurrenzstark, verdrängtoft die heimische Vegetation und

bildet häufig Massenvorkommen. Diegroßen Blüten sind bei Bienen und Hummeln

sehr beliebt. In die Nester

er Kuckuck seine Eier.

von Sumpf- undTeichrohrsänger, die in den Hochstauden bzw.Schilfflächen brüten, legt d

Treidelpfad und WeseraueKopfweidenKopfweiden sind ein wichtiger Bestandteil derheimischen Kulturlandschaft. Man findet sie meist am

Rand feuchter Wiesen oder in der Nähe von Fließ-gewässern wie hier an der Weser. Neben der

Verwendung als Brennholz, für Zaunpfähleoder zur Grundstücksmarkierung lieferten

sie früher vor allem Flechtmaterial fürKörbe und Zäune. Durch das regelmäßigeAbschneiden der Äste bilden sich Stamm-verdickungen aus, die sogenannten„Köpfe“. Viele Tiere und auch Pflanzenleben in einem alten Kopfbaum mit seiner

rissigen Rinde und den zahlreichen Höhlenim weichen Holz. Eine alte Weide ist daher

ein wichtiger Lebensraum für Käfer, Schmet-terlinge, Vögel und Fledermäuse.

Naturschutzgebiet Vlothoer WeserwiesenDas fast 10 ha große Naturschutzgebiet (NSG)"Vlothoer Weserwiesen" umfasst einen schmalen

Auenstreifen westlich der Weser

zwischen dem Flusslauf und der

Bahnlinie Vlotho – Rinteln und wird

durch die Biologische Station

Ravensberg im Kreis Herford e.V.

(www.bshf.de) betreut.

Schützenswert ist das Gebiet durch

die extensiv genutzten,

wechselfeuchten Wiesen mit alten

Kopfweiden und durch die kleinen

ufernahen Teiche mit dichten Röhricht- und

Schilfbeständen. Diese naturnahen Auengebiete sind

heute sehr selten und sowohl für Frösche und Kröten,

Kuckuck, Sumpf- und Teichrohrsänger als auch für

Pflanzen wie Blut- und Gilbweiderich einen besonders

wertvoller Lebensraum.

Die Weser, das Wasser und die FischeBis zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Weser ein

sehr fischreicher Fluss. Maifisch und Finte waren in

Massen vorhanden, Stör und Lachs keine Seltenheit.

Mit der zunehmenden Industrialisierung und dem

Bevölkerungswachstum verschlechterte sich die

Wasserqualität jedoch drastisch. Die Einleitungen des

Kaliabbaus an Werra und Fulda führte zu einer starken

Versalzung. Durch den zunehmenden Ausbau der

Weser für die Schifffahrt verschwanden Kiesinseln,

Flachwasserbereiche, Uferabbrüche, Auwälder,

Sträucher- und Schilfzonen am Ufer. Die Wehre

stellten unüberwindbare Hindernisse für die

wandernden Gewässerlebewesen dar. Der Tiefpunkt

dieser Entwicklung war Ende der 80er Jahre erreicht,

als die Weser als„sehr stark verschmutzt“ eingestuft

wurde - viele Fischarten waren da schon lange

verschwunden.

Zum Glück geht es mit der Weser seitdem wieder

aufwärts! Der Aus- und Neubau von Kläranlagen und

die Reduzierung des Kaliabbaus sorgten dafür, dass

sich die Wasserqualität allmählich wieder verbesserte.

Heute gilt das Weserwasser nur noch als„mäßig

belastet“.

Auf die Fische hat die Verbesserung der

Wasserqualität bisher kaum positive Auswirkungen.

Die stark schwankenden Salzgehalte im Wasser, die

fehlenden Gewässerstrukturen und die schwer zu

überwindenden Wehre behindern weiterhin die

Entwicklung eines artenreichen Fischvorkommens.

An der Weser muss also noch viel passieren, damit

Finte, Maifisch und Lachs hier wieder leben können.

Geobasisdaten © : Land NRW, Bonn; Kreis Herford, der Landrat, Kataster und Vermessung

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