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Tschechisch-deutsche Kontrast- und Kontaktlinguistik

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Modul Allgemeine und vergleichende Sprachwissenschaft

Lenka VaňkováTschechisch-deuTsche KonTrasT- und KonTaKTlinguisTiK

1. Einführung in die Problematik ...................................................................................... 32. Zum historischen Hintergrund des deutsch-tschechischen Sprachkontakts .......... 53. Die sprachlichen Auswirkungen des deutsch-tschechischen Sprachkontakts ........ 64. Deutsch-tschechischer Sprachvergleich: phonetische Ebene.................................... 85. Deutsch-tschechischer Sprachvergleich: morphologische Ebene (das Verb) ......... 96. Deutsch-tschechischer Sprachvergleich: morphologische Ebene (deklinierbare

Wortarten) ....................................................................................................................... 107. Deutsch-tschechischer Sprachvergleich: morphologische Ebene (nicht

flektierbare Wortarten) .................................................................................................. 118. Deutsch-tschechischer Sprachvergleich: syntaktische Ebene ................................. 129. Negation im Deutschen und im Tschechischen........................................................ 1310. Deutsch-tschechischer Sprachvergleich: lexikalische Ebene ................................... 1411. Deutsch-tschechischer Sprachvergleich: pragmatische Ebene ................................ 1512. Zusammenfassung ......................................................................................................... 16

NEKVAPIL, Jiří (1996): Tschechien. In: Hans Goebl / Peter H. Nelde /Zdeněk Starý /Wolfgang Wölck (Hrsg.): Kontaktlinguistik. Ein internationales Handbuch zeitgenössischer Forschung. Halbbd. 1. Walter de Gruyter Verlag, Berlin /New York, S. 1641–1649.NOSIL, Jaroslav (1942): Poznejte němčinu. Praktický průvodce jazykem. Nakladatelství Orbis, Praha.POVEJŠIL, Jaromír (1996): Tschechisch-Deutsch. In: Hans Goebl / Peter H. Nelde / Zdeněk Starý / Wolfgang Wölck (Hrsg.): Kontaktlinguistik. Ein internationales Handbuch zeitgenössischer Forschung. Halbbd. 1. Walter de Gruyter Verlag, Berlin/New York, S. 1656–1662.RINAS, Karsten (2003): Vorsicht – Fehler! Odstraňujeme nejčastější „české“ chyby v němčině. Fraus, Plzeň.ŠIMEČKOVÁ, Alena (1997): Bibliographie zum deutsch-tschechischen Sprachvergleich. Praha. http://lexarchiv.ff.cuni.cz/lexikograficka-sekce/biblio/ŠTÍCHA, František (2003): Česko-německá srovnávací gramatika. Argo, Praha.VAŇKOVÁ, Lenka (2004): Der deutsch-tschechische Sprachkontakt in Vergangenheit und Gegenwart. In: Iwona Bartoszewicz / Marek Halub / Alina Jurasz (Hrsg.): Werte und Wertungen. Sprach-, literatur- und kulturwissenschaftliche Skizzen und Stellungnahmen (= Beihefte zu Orbis linguarum, Bd. 26). Wroclaw, S. 261–270.

inhalT

BiBliografie

Modul Allgemeine und vergleichende Sprachwissenschaft 3

1. Einführung in die Problematik

Erklärung der Termini

Kontrastive Linguistik

- synchronisch-vergleichende Sprachwissenschaft, deren Hauptinteresse auf Sprachtypologie und Fremdsprachendidaktik (Fehleranalyse) liegt.

- eine synchron vergleichende Beschreibungsmethode, der es um systematische Aufdeckung von Unterschieden (Kontrasten) in der Struktur der zu vergleichenden Sprachen auf allen sprachlichen Ebenen geht (auch wenn dabei die Gemeinsamkeiten (Ähnlichkeiten) nicht un-berücksichtigt bleiben sollen).

Synonym verwendete Benennungen: Sprachvergleich, konfrontative Linguistik. Die terminologi-sche Verschiedenheit wies früher auf unterschiedliche Zielrichtungen hin (der Begriff „konfron-tative Linguistik“ wird vor allem in der Slawistik gebraucht).

Kontaktlinguistik

Kontaktlinguistik beschäftigt sich mit der Erfassung, Beschreibung, Modellierung, Typisierung, Interpretation und Evaluation jeglicher Manifestationen von Sprachenkontakt, sowohl im Hin-blick auf die Bedingungen als auch auf den Prozess und dessen Ergebnis, einschließlich des Kontaktverhaltens und des Kontakterlebens der Sprecher.Das Forschungsfeld der Kontaktlinguistik ist dort zu sehen, wo zwei oder mehr Sprachen in Berührung kommen und mindestens eine dieser Sprachen sich infolge dieses Kontakts wandelt. Der Wandel ist aber nicht lediglich durch systemlinguistische Faktoren zu erklären, sondern auch durch gesellschaftliche, weil nicht nur Sprachen, sondern auch die Gesellschaften und die Kulturen im Kontakt stehen.

Transfer

Die bewusste oder unbewusste Übernahme muttersprachlicher Gewohnheiten in die Zielspra-che (Fremdsprache), wobei nicht gegen die Norm der Zielsprache verstoßen wird.

Interferenz

Negative Beeinflussung der Fremdsprache durch die Muttersprache; Übertragung von Struktu-ren der Muttersprache auf die Fremdsprache, die einen Verstoß gegen die Norm zur Folge hat.

Die bisherigen Ergebnisse der tschechischen Forschung auf dem Gebiet der Kontrast- und Kontaktlinguistik

Eine Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse auf dem Gebiet der Kontrast- und Kontakt-linguistik bietet die (Neue) Bibliographie zum deutsch-tschechischen Sprachvergleich, die an die von Alena Šimečková (1997) erstellte Bibliographie anknüpft und primär als offenes Online-Datenbanksystem (http://lexarchiv.ff.cuni.cz/lexikograficka-sekce/biblio/) konzipiert ist.Die im Rahmen eines Forschungsprojekts am Institut für germanische Studien der Philosophi-schen Fakultät der Karls-Universität entwickelte Software ermöglicht u. a.kombinierte Abfragemöglichkeiten nach verschiedenen Kriterien (Autor, Erscheinungsjahr, For-schungsbereich usw.) und deren Kombinationen, so dass ein schneller Überblick über behan-delte Themen möglich ist. Im Vordergrund steht der synchrone Sprachvergleich, berücksichtigt werden auch relativ neue linguistische Disziplinen (Korpuslinguistik, Lexikographie u. a.).

Modul Allgemeine und vergleichende Sprachwissenschaft 4

EICHLER, Ernst / FILIPEC, Josef / HAVRÁNEK, Bohuslav / RÚŽIČKA, Rudolf (Hrsg.) (1976): Beiträge zur konfrontierenden Sprachwissenschaft. Niemeyer, Halle/Saale.JUHÁSZ, János (1970): Probleme der Interferenz. Akadémiai Kiadó, Budapest.ŠEMELÍK, Martin (2011): Zum aktuellen Stand des deutsch-tschechischen Sprachvergleichs. In: Lenka Vaňková / Gabriela Rykalová (Hrsg.): Die tschechische germanistische Linguistik nach der Bologna-Re-form. Tribun, Brno, S. 76–83.

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Modul Allgemeine und vergleichende Sprachwissenschaft 5

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2. Zum historischen Hintergrund des deutsch-tschechischen Sprachkontakts

Deutsche Kolonisation Böhmens und Mährens (12.–13.Jh.): Entstehung der Zweisprachigkeit - Luxemburger auf dem tschechischen Thron: steigender Einfluss der tschechischen Sprache;

parallele Entwicklung der deutschen und tschechischen Kultur (Bsp.: Ackermann aus Böhmen x Tkadleček); Prag als kulturelles und Bildungszentrum Mitteleuropas

- Jan Hus: puristische Tendenzen; hussitische Bewegung – Verschiebungen zugunsten des Tschechischen

- Neuer Zustrom von Deutschen im 16. Jahrhundert (Protestanten) - Rekatholisierung des Landes (nach 1620): Umsiedlung des Staatsverwaltungszentrums von

Prag nach Wien, Dominanz des Deutschen in einigen Kommunikationsbereichen (Verwal-tung, Wirtschaft und Handel). Durchsetzung des Deutschen in den Städten; Prag als zweispra-chige Stadt (Tschechisch x das gepflegte Deutsch der Oberschicht und das sog. Kleinseitner Deutsch); starke Position des Tschechischen innerhalb der Landesbevölkerung

- Die Nationale Wiedergeburt (seit Ende des 18. Jhs.): Wiederbelebung des Tschechischen (Neologismen, Beseitigung von Germanismen)

- Gründung der Tschechoslowakischen Republik (1918): Zusammenleben mit über 3 Mio. Deutschen

- Neue Situation nach dem 2. Weltkrieg: Aussiedlung, andauernder Rückgang der deutschen Bevölkerungsanteils

- Volkszählung im Jahre 1991: Zur deutschen Nationalität bekannten sich 48 556 Einwohner.

SKÁLA, Emil (1968): Die Entwicklung der Sprachgrenze in Böhmen von 1300 bis etwa 1650. In: Germa-nistica Pragensia, Jg. V, Prag, S. 7–16. SKÁLA, Emil (1983): Die Entwicklung der deutschen Sprache in Böhmen seit dem 18. Jahrhundert. In: Linguistische Studien. Reihe A. Arbeitsberichte. Akademie der Wissenschaften der DDR. Zentralinstitut für Sprachwissenschaft. Berlin, S. 249–257.

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Modul Allgemeine und vergleichende Sprachwissenschaft 6

3. Die sprachlichen Auswirkungen des deutsch-tschechischen Sprachkontakts

Der Einfluss des Tschechischen auf das Deutsche

Phonetik: Einfluss des Tschechischen auf die offene Aussprache der e-Laute z. B. im Wort Säle (Seele) oder Entrundung der labialisierten Vokale: bemisch (böhmisch), die in den deutschen Di-alekten in Mähren (vor allem im Schlesischen) als charakteristisch galten. - Grammatik: als Hypothese formulierte These über den angenommenen Einfluss des Tsche-

chischen auf die Herausbildung der deutschen analytischen Futurformen: ich werde arbeiten – budu pracovat.

- Lexik: tschechische Lehnwörter und auch phraseologische Lehnübersetzungen (in der sude-tendeutschen Umgangssprache): Mir will sichs nicht (Ich habe keine Lust); Das steht nicht dafür (Es lohnt sich nicht); Wir haben uns gut gehabt (Es ist uns gut gegangen); Wie hast du dich (Wie geht es dir) u. ä.

- Tschechische Lehnwörter im österreichischen Deutsch: Wiener Dialektlexikon von Teuschel (2. Ausgabe Wien 1994): 70 Wörter oder Wortwendungen tschechischer Herkunft. Es handelt sich meistens um Benennungen der Alltagsgegenständen, Speisen- und Personenbezeichnun-gen: Nusch (Messer), Penise (Geld), Puschka (Gewehr), Wuchtel/Buchtel (Napfkuchen), Golat-schen/Kolatschen, Powidl, Zwetschken, Feschak u. a. Der Gebrauch der meisten dieser Bezeichnun-gen beschränkt sich nicht nur auf Wien und Umgebung; einige setzten sich in ganz Österreich durch: Kren (Meerrettich), Schmetten (Sahne), Kapuste (Kohl), Pfrnak (Nase), pomali (langsam), auf Lepschi gehen (aufs Bessere gehen).

Der Einfluss des Deutschen auf das Tschechische

Der Einfluss des Deutschen auf das Tschechische war viel tiefgreifender: Die Intensität der Be-einflussung hat sich im Laufe der über eintausend Jahre andauernden Sprachkontakte geändert.

Einfluss im phonetischen Bereich

Seit Jahrzehnten wird unter Bohemisten über den Einfluss des Deutschen auf die alttschechi-schen Wandlungen von langem ú zu ou (múka – mouka), langem ý zu ej (mlýn – mlejn) und von ie zu langem í (siet – sít) diskutiert.

Einfluss auf die Grammatik

Der Einfluss des Deutschen auf die grammatische Struktur des Tschechischen kann an Verän-derungen im System der Modalverben im Tschechischen belegt werden: Das System der Mo-dalverben im Tschechischen hatte ursprünglich dem System im typologisch und genealogisch verwandten Russischen entsprochen (d.h. es gab hier Konstruktionen mit zwei Modalverben (moč – moci, chotět – chtít). Die später unterschiedliche Entwicklung im Tschechischen kann als Einfluss des Deutschen interpretiert werden, denn das heutige tschechische System von Modal-verben entspricht dem System, das in den Sprachen des sog. Mitteleuropäischen Sprachbundes, zu dem z. B. auch das Polnische gehört, zu finden ist.Als Beweis für die Beeinflussung des Tschechischen durch das Deutsche kann auch das System der Partikeln angeführt werden.

Einfluss auf die Lexik

Am intensivsten war der Einfluss des Deutschen auf den Wortschatz und die Phraseologie des Tschechischen.Im Alttschechischen: 1500 deutsche Lehnwörter, d. h. etwa 2% des Gesamtwortschatzes.

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Die Sprachpflege: seit der hussitischer Zeit, Fortsetzer – tschechische Humanisten (Johannes Amos Comenius). Periode der Nationalen Wiedergeburt: Kampf für die Sauberkeit der Sprache, Ausfüllung des fehlenden Wortschatzes. Verschiebung der deutschen Lexik in die niedrigere Umgangsspra-che, oft mit dem Merkmal des Saloppen, Familiären, unter Umständen auch des Abwertenden, z. B.: ksicht < Gesicht, hic < Hitze, fušer < Pfuscher, štempl < Stempel; kšeftovat, dělat kšefty <Geschäfte machen, kšeft < Geschäft, einträgliche Arbeit; biflovat < büffeln, faro < Fahrzeug; kamerlik < Kämmerlein; kripl < Krüppel, kurýrovat < kurieren, pakovat < packen; šichta < Schicht. Viele Parallelen findet man im Bereich der Phraseologie: - nechat někoho ve štychu < jemanden im Stich lassen - chudý jak kostelní myš < arm wie eine Kirchenmaus

In der Gegenwart kam es bei einigen Lehnwörtern zur Verschiebung ihrer Klassifizierung: Sie werden nicht mehr als umgangssprachlich, sondern als stilistisch merkmallose Wörter der Schriftsprache bezeichnet: deka < Decke, špek < Speck, mašle < Masche, šikovný < geschickt, šlágr < Schlager, trychtýř < Trichter. Tschechische Gegenwartssprache: Die Anzahl der deutschen Entlehnungen, die den Status einer merkmallosen lexikalischen Einheit haben, ist nicht besonders hoch. Es handelt sich meistens um Wörter, die seit dem frühen Mittelalter Bestandteil des Wortschatzes der Schriftsprache sind, z. B. šlechta aus dem ahd. slëht, nd. Geschlecht; rytíř < Ritter, cech < Zeche, farář < Pfarrer, kufr < Koffer, šachta < Schacht, cop< Zopf.Neuere Entlehnungen stellen eine kleine geschlossene Gruppe dar, zu der nur einzelne Wörter wie Knäckebrot oder Gastarbeiter gehören. Die umfangreichste Gruppe der Entlehnungen stellen die Wörter deutscher Herkunft aus dem Bereich des Handwerks und bestimmter Berufe dar. Eine Vielzahl von deutschen Lehnwörtern findet man bis zum heutigen Tag in der gesprochenen Fachsprache der Glas- und Textilindustrie, des Eisenbahnwesens und des Bergbaus, z. B. gruchmajster (důlní střelec), štajgr (důlní dozorce), fedruvka (těžební stroj), hajzman (stojka, podpěra), sicherka (bezpečnostní hornická lampa), hunt (důlní vozík). Auch in der Fachsprache der Tischler, Schlosser oder Schneider werden deut-sche Lehnwörter häufig verwendet, z. B.: naheftovat (nastehovat) < anheften, štepovat (prošívat) < stopfen, futro (podšívka) < Futter, biglovat (žehlit) < bügeln.Eine besonders hohe Frequenz weisen die Wörter deutscher Herkunft vor allem in den Mund-arten auf.

JELÍNEK, Milan / TROST, Klaus (2000): Deutsch-tschechische Sprachbeziehungen: Germanismen, Per-sonennamen, Ortsnamen. Roderer, Regensburg.JODAS, Josef (1996): K postavení německých přejatých slov v současné češtině. In: Acta Universitatis Palackianae Olomucensis, Facultas Philosophica, Philologica 66 – 1996, S. 113–118.LEISS, Elisabeth (1985): Zur Entstehung des neuhochdeutschen analytischen Futurs. In: Sprachwissen-schaft. Bd. 10, S. 250–273.MASAŘÍK, Zdeněk (1994): Bemerkungen zum analytischen Futur im Deutschen. In: Brünner Beiträge zur Germanistik und Nordistik IX. Sborník prací Filozofické fakulty Brněnské univerzity, S. 61–67.MASAŘÍK, Zdeněk (1998): Zum tschechisch-deutschen/österreichischen Sprachkontakt (dargestellt am Beispiel Südmähren-Niederösterreich). In: Werner Bauer/Hermann Scheuringer (Hrsg.): Beharrsamkeit und Wandel. Festschrift für Herbert Tatzreiter zum 60. Geburtstag. Wien, S. 133–141.

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4. Deutsch-tschechischer Sprachvergleich: phonetische Ebene

Prosodische Merkmale

Tschechisch Deutschsilbenzählende Sprache akzentzählende Spracherelativ schwacher Akzent sehr starker Akzentkeine Reduktion unbetonter Silben unbetonte Silben unterliegen der Reduktionakzent immer auf der ersten Silbe die Stammsilbe trägt meistens den Akzent Akzent ist nie distinktiv Akzent kann eine disktinktive Funktion haben (umschreiben – umschreiben)

Unterschiede im vokalischen System

Vokalisches System des Deutschen (17 Vokale) im Vergleich mit dem des Tschechischen (10 Vo-kale)Die Bedeutung der Qualität der Vokale im Deutschen x das Tschechische: Nur die Quantität spielt eine Rolle Typische tschechische Aussprachefehler: - Artikulation der langen geschlossenen Vokale [e:] und [o:]: léto x legen; legen x liegen, wo - Artikulation der labialisierten langen und kurzen Vorderzungenvokale [y:/Y] und [ǿ:/œ]:

öffnen, Köpfe; Sprünge x springe, Decke x Röcke - Artikulation der reduzierten Vokale – des reduzierten [Ə] und des vokalisierten [ɐ]: Verbrecher,

Gebirge - Die Artikulation der deutschen Diphthonge [ae], [ao], [oe] (graphische Realisierung (ai/ei; au;

äu/eu) im Vergleich mit der Artikulation der tschechischen Diphthonge <ou>, <au>, <eu>: z. B. hoj! x Heu.

- I

Unterschiede im konsonantischen System

m Deutschen ist nicht nur der Unterschied stimmlos x stimmhaft wichtig, sondern auch ge-spannt x ungespannt; dieser betrifft die Aussprache der Explosive [p] – [b], [t] – [d] und

- [k] – [g]; die Behauchung (ph,th, kh): können – gönnen; Kunst – Gunst, Kipfel – Gipfel; - Artikulation von Ich-Laut x Ach-Laut (gleich, ich x machen, Sache), das velare [ŋ], das deutsche [l] - Unterschiede in der Aussprache von r: Zungenspitzen-r, Zäpfchen-r - Unterschiede in der Assimilation der Stimmhaftigkeit: - im Tschechischen: regressive Assimilation der stimmlosen Laute in der Position vor stimmhaf-

ten (paarigen) Lauten [prozba] - im Deutschen: progressive Assimilation – die Originalqualität muss an Stellen, wo das Tsche-

chische assimiliert, beibehalten werden.

MAROUŠKOVÁ, Marie / SCHMIDT, Marek (2005): Jak správně vyslovovat němčinu: příručka německé výslovnosti pro české učitele. UJEP, Ústí nad Labem.KOVÁŘOVÁ, Alena (2007): Das deutsche und tschechische Phonemsystem aus kontrastiver Sicht. Er-fahrungen aus dem Phonetikunterricht und der Arbeit mit künftigen Deutschlehrern. In: Zeitschrift für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht, Jg. 12, Nr. 2, S. 10–24. Verfügbar unter http://zif.spz.tu-darmstadt.de/jg-12-2/docs/Kovarova.pdf

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Modul Allgemeine und vergleichende Sprachwissenschaft 9

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5. Deutsch-tschechischer Sprachvergleich: morphologische Ebene (das Verb)

System und Gebrauch der Tempora im Deutschen und im Tschechischen - Modalität im Deutschen und im Tschechischen: Mittel der voluntativen Modalität; Mittel der

Gewissheitsmodalität - Konjunktiv im Deutschen und im Tschechischen - Passiv im Deutschen und im Tschechischen - Aspekt im Tschechischen und Möglichkeiten seines Ausdrucks im Deutschen - Rektion der Verben: Interferenzerscheinungen (Erstellen einer Liste von Verben mit unter-

schiedlicher Rektion im Deutschen und im Tschechischen)

BENEŠ, Eduard (1970): Das deutsche Passiv im Vergleich mit dem Tschechischen. In: Probleme der kon-trastiven Grammatik. Jahrbuch des IDS (Jahrbuch 1969, Sprache der Gegenwart, Bd. 8). Pädagogischer Verlag Schwann, Düsseldorf, S. 107–125.GREPL, Miroslav / MASAŘÍK, Zdeněk (1974): Zur Kategorie der Modalität im Deutschen und Tschechi-schen aus konfrontativer Sicht. In: Deutsch als Fremdsprache, Jg. 11, S. 370–378.HNÍK, Jaromír (1976): Slovotvorné, morfologické, syntakticko-kontextové a lexikálně kontextové protějšky českého vidu v němčině. In: Studies in Modern Philology (ČSAV), Bd. II, S. 113–173.POVEJŠIL, Jaromír (1976): Vyjadřování vidu a způsobů slovesného děje v němčině a češtině. In: Studies in Modern Philology, Bd. II, S. 91–112.SCHMIEDTOVÁ, Barbara (2003): Aspekt und Tempus im Deutschen und Tschechischen: eine verglei-chende Studie. In: brücken. Germanistisches Jahrbuch Tschechien – Slowakei. DAAD&Lidové noviny, Praha, S. 189–220.

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Modul Allgemeine und vergleichende Sprachwissenschaft 10

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6. Deutsch-tschechischer Sprachvergleich: morphologische Ebene (deklinierbare Wortarten)

Gebrauch des Artikels im Deutschen (Regeln zum Gebrauch des bestimmten, unbestimmten und Null-Artikels im Deutschen; Einsatz des Artikels in deutsche Texte)

- Genus der Substantive im Deutschen im Vergleich mit dem Tschechischen: Interferenzer-scheinungen (Erstellen einer List interferierender Substantive anhand Rinas 1996)

- Deklination im Deutschen und im Tschechischen (Verwendung des Genitivs, Präpositional-kasus)

- Singulariatantum und Pluraliatantum im Deutschen und im Tschechischen - Possessiv- und Reflexivpronomen im Deutschen und im Tschechischen - das expletive es im Deutschen und seine Entsprechungen im Tschechischen

GRIMM, Hans-Jürgen (1983): Einige Probleme bei der Konfrontation des deutschen Artikels mit bestimm-ten Ausdrucksmitteln artikelloser slawischer Sprachen. In: Gerhard Helbig / Gert Jäger (Hrsg.): Studien zum deutsch-polnischen Sprachvergleich, S. 232–248.PELOUŠKOVÁ, Hana (2009): Zum Pronomen es und seinen Äquivalenten im Tschechischen. In: Libuše Spáčilová / Lenka Vaňková (Hrsg.): Germanistische Linguistik und die neuen Herausforderungen in For-schung und Lehre in Tschechien. Brno, Academicus, S. 307–318.VOMÁČKOVÁ, Olga (2009): Der Begriff der Unzählbarkeit bei deutschen Nomina mit einem Blick auf das Tschechische. Univerzita Palackého v Olomouci, Pedagogická Fakulta, Olomouc.

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Modul Allgemeine und vergleichende Sprachwissenschaft 11

7. Deutsch-tschechischer Sprachvergleich: morphologische Ebene (nicht flektierbare Wortarten)

U

Präpositionen

nterschiedliche deutsche Entsprechungen für tschechische Präpositionen, z. B. - na (wo?): auf, an, in (auf der Toilette, an der Fakultät, an der Kreuzung, im Studentenwohnheim, im

Garten, in der Wüste, in der Sonne) - na (wohin?): auf, an, in, zu (auf die Toilette, an die Fakultät, ins Konzert, zur Post) - do: in, nach, zu (in die Stadt, nach Polen, zur Bank) - v: in, auf (in Tschechien, im Bett, auf der Bank x in der Bank) - z: aus, von (aus Prag, vom Ausflug)

-

Partikeln

Partikelsysteme im Deutschen und Tschechischen: Repertoires, Äquivalenz (funktionelle, kon-stitutionelle, frequenzielle, distributionelle)

- Nulläquivalenz (z. B. die deutsche Abtönungspartikel mal und ihre funktionalen Entsprechun-gen im Tschechischen)

- Die Möglichkeiten, die Bedeutung der deutschen Partikeln durch markierte - Intonation, Betonung, Segmentierung, Stimmfärbung und andere paralinguistische - (lautliche oder gestische) Mittel im Tschechischen zum Ausdruck zu bringen - Verwendung von schechischen Diminutiva in der Funktion von deutschen Partikeln

MASAŔÍK, Zdeněk (1992): Zur Partikellexikographie aus konfrontativer Sicht. In: Brünner Beiträge zur Germanistik und Nordistik, Nr. VIII, S. 35–42.NEKULA, Marek (1996): System der Partikeln im Deutschen und Tschechischen. Unter besonderer Be-rücksichtigung der Abtönungspartikeln. Niemeyer (=Linguistische Arbeiten, Band 355), Tübingen.RINAS, Karsten (2007): Tschechische Abtönungspartikeln. Entlehnungen aus dem Deutschen oder au-tochtone Entwicklungen? In: brücken. Germanistisches Jahrbuch Tschechien – Slowakei. DAAD&Lidové noviny, Praha, S. 389–404.

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8. Deutsch-tschechischer Sprachvergleich: syntaktische Ebene

Charakteristische Merkmale der Wortstellung im Deutschen vor dem Hintergrund des Tsche-chischen: Stellung des verbum finitum im HS, der verbale Rahmen, Reihenfolge der Objekte

- Funktionale Satzperspektive im Deutschen im Vergleich mit dem Tschechischen - Deutsche Nebensätze und ihre tschechischen Parallelen (bes. Finalsätze, Konditionalsätze,

Konzessivsätze, Vergleichssätze) - Verdichtung der Satzstruktur im Deutschen und im Tschechischen - Infinitivkonstruktionen

BENEŠ, Eduard (1968): Die funktionale Satzperspektive im Deutschen im Vergleich mit dem Tschechi-schen. In: Bohuslav Havránek / Rudolf Fischer (Hrsg.): Deutsch-tschechische Beziehungen im Bereich der Sprache und Kultur II (= Abhandlungen der sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Philologisch-historische Klasse, Bd. 59, H. 2). Akademie-Verlag, Berlin, S. 57–69.FRANK, Karel (1983): K jednomu typu přípustkových vět v němčině a češtině. In: Cizí jazyky ve škole, Jg. 27, S. 65–69.POVEJŠIL, Jaromír (1972): Zur komplexen syntaktischen Kondensation im Deutschen und im Tschechi-schen. In: Studies in Modern Philology, Jg. 19, Nr. I, S. 81–118.ZEMAN, Jaromír (1992): Wortstellungsschemata im Deutschen und im Tschechischen – Versuch ei-ner vergleichenden Darstellung. In: Werner Roggausch (Hrsg.): DAAD Dokumentation und Materialien 25. DAAD, Bonn, S. 217–234.STEHLÍK, Václav (1989): Německá věta účelová z hlediska konfrontačního. In: Cizí jazyky ve škole, Jg. 33, S. 337–345.

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Modul Allgemeine und vergleichende Sprachwissenschaft 13

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9. Negation im Deutschen und im Tschechischen

Ausdruck der Negation; doppelte bzw. mehrfache Negation im Tschechischen (Nikdo to neviděl. Nikdo mi nic neřekl) und ihre Entsprechungen im Deutschen

- Positionierung von nicht im Deutschen - Satznegation x Sondernegation - Spezialfälle der Negation: Konstruktionen už ne – nicht mehr, ani (ani) x weder – noch

RINAS, Karsten (2003): Vorsicht – Fehler! Odstraňujeme nejčastější „české“ chyby v němčině. Fraus, Plzeň, S. 143–160.ŠTÍCHA, František (2003): Česko-německá srovnávací gramatika. Argo, Praha, S. 793–815.

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Modul Allgemeine und vergleichende Sprachwissenschaft 14

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10. Deutsch-tschechischer Sprachvergleich: lexikalische Ebene

Wortbildung im Deutschen und im Tschechischen: Möglichkeiten der Übersetzung deutscher Komposita; deutsche Entsprechungen für tschechische Ableitungen (z. B. Diminutiva wie do-mek, domeček)

- Stellenwert von Entlehnungen (Anglizismen) im Deutschen im Vergleich mit dem Tschechi-schen

- Phraseologismen im Vergleich: vollständige Äquivalenz, partielle Äquivalenz, Nulläquivalenz - Faux amis

FRANK, Karel (1985): Die Fremdwörter und die tschechisch-deutsche Interferenz. In: Cizí jazyky ve škole, Jg. 28, S. 118–122.GESTER, Silke (2001): Anglizismen im Tschechischen und im Deutschen: Bestandsaufnahme und empi-rische Analyse im Jahr 2000. Lang, Frankfurt am Main u. a.HUNOLD, Johannes (1998): Falsche Freunde. In: Cizí jazyky, Jg. 41 (1997/1998), Nr. 5/6, S. 97–98.HUNOLD, Johannes (1998): Falsche Freunde II. In: Cizí jazyky, Jg. 41 (1997/1998), Nr. 7/8, S. 131–132.NEKULA, M. (2003): System und Funktionen der Diminutive. Kontrastiver Vergleich des Deutschen und Tschechischen. In: brücken. Germanistisches Jahrbuch Tschechien – Slowakei , DAAD & Lidové noviny, Praha, S. 139–183.ŠIMEČKOVÁ, Alena (1987): Zur Wortbildung in konfrontativer Sicht. In: geländer, Bd. 7, S. 19–27.ENDLER, Walter (1996): Nejznámější německá přísloví a jejich české protějšky. Praha.ZEMAN, Dalibor (2006): Zu einigen Aspekten der kontrastiven Phraseologie am Beispiel Deutsch-Tsche-chisch. Theoretische Prämissen und praktische Überlegungen. In: brücken. Germanistisches Jahrbuch. Tschechien – Slowakei. DAAD&Lidové noviny, Praha, S. 299–317.

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Modul Allgemeine und vergleichende Sprachwissenschaft 15

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11. Deutsch-tschechischer Sprachvergleich: pragmatische Ebene

Grußformeln im Deutschen und im Tschechischen - Anrede einer unbekannten/bekannten Person - Verwendung von Titeln (im akademischen Bereich) - Höflichkeitsstrategien im Deutschen und im Tschechischen - Unterschiede im Ausdruck von Warnungen (At´se neumažeš! – Dass du dich ja nicht schmutzig

machst!), Einwänden (Ich könnte Sie nicht lieben! – Já že Vás nedokážu milovat!), Befürchtungen (Jen aby nepršelo! – Wenn es nur nicht regnet!), Wünschen usw.

EHLERS, Klaas / HEINRICH – KNEŘOVÁ, Magda (1997): Tschechisch förmlich, unverschämt deutsch? Arbeitsbericht zu einer kontrastiven Untersuchung des Anredeverhaltens. In: Steffen Höhne / Marek Ne-kula (Hrsg.): Sprache, Wirtschaft und Kultur. Deutsche und Tschechen in Interaktion. Iudicium, München, S. 189–214.EHLERS, Klaas-Heinrich (2004): Zur Anrede mit Titeln in Deutschland, Österreich und Tschechien. Er-gebnisse einer Fragebogenerhebung. In: brücken. Germanistisches Jahrbuch Tschechien – Slowakei. DAAD&Lidové noviny, Praha, S. 85–116.

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Vzniklo v rámci projektu č. CZ.1.07/2.2.00/15.0320 řešeného na Katedře germanistiky Filozofické fakulty Univerzity Palackého. Sazba a grafická úprava: Jaromír Czmero; grafická úprava obálky: Veronika Opletalová, s použitím fotografií Jiřího Kolomazníka a Jana Lachnita, s laskavým souhlasem Arcibiskupství olomouckého. Olomouc 2013.

12. Zusammenfassung

Schriftlicher Test