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435 XXVI. Ueber complementdre Farbeneinrlriicke bei Beobachtung der Lichtpolarisationsbiisclrel; oon YY: Haidinger. u n t e r den vielen Personen, denen ich die gelben L i c k pol&tionsbuSchel w zeigen Gelegenheit hatti, machte mir Hr. AbbC Moigno zuent die Bemerkung, dab er nicht wie ich es bcschrieb, und wie es bier in Fig. 3, Tat II angedeutet ist, das Gelb der beiden Ausbreitungen a und a durch ein schmales gelbes Band verbunden sah. Im Ge- gentbeile mufsten ihm, nach der Beschreibung, die er ent- wa% so wie es in Fig. 4 dargestellt ist, die zwei dunkeln violettgrauen Riiume b, b ah durch ein eben so gearbtes Band durch den Mittelpunkt vereiuigt erscheinen. Ich katte so oft den vollstiindigen gelben BUschel gesehen, dafs die Vergleicbmg beider Beobachtungen auf eine subjective Ver- scbiedenheit der Empfindlichkeit der A q e n gegen Farben- eindrficke in verschiedenen Individuen hinzudeuten schien. Mit dieser Erklarung beruhigt, sah ich noch oft die gelben Bhchel, bis ich sie vor wenigen Tagen meinem verebrten Freunde, dem K. K. Oberstlieutenant Baron P i t t e l , zu zei- gen Gelegenheit batte. Auch dieser sah deutlich und un- zweifelhaft anen violetten Btischel, und daneben die zwei gelben Rlume. Bei den verschiedenartigen Versuchen, die Erscheinung deutlicher hervortreten zu machen, empfand nun auch mein Auge ein und das andere Ma1 denselben Eindruck. Man mufste nun eine andere Erklimg suchen. Bekanntlich erscheint der Bbchel am lebhaftesten in dem Angenblicke, wo man mit einer durch den complementaren BuScheI gereizten Netzhaut gegen die polarisirende Flache hinsieht. Aber der Eindruck verliert an Lebbaftigkeit, je liinger man ihn betrachtet, so dafs er am Ende die gleiche Farbe iiber die game Flache wahrnebmen liifst. Der Fort- schritt dea Verschwindens ist es nun, bei welchem man zuerst, iiberreitzt durch das am starksten gelbfarbige Band, gerade nahe dem Mittelpunkte das complementiire Violett-

Ueber complementäre Farbeneindrücke bei Beobachtung der Lichtpolarisationsbüschel

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XXVI. Ueber complementdre Farbeneinrlriicke bei Beobachtung der Lichtpolarisationsbiisclrel;

oon YY: Haid inger .

u n t e r den vielen Personen, denen ich die gelben L i c k pol&tionsbuSchel w zeigen Gelegenheit hatti, machte mir Hr. AbbC Moigno zuent die Bemerkung, dab er nicht wie ich es bcschrieb, und wie es bier in Fig. 3, Tat II angedeutet ist, das Gelb der beiden Ausbreitungen a und a durch ein schmales gelbes Band verbunden sah. Im Ge- gentbeile mufsten ihm, nach der Beschreibung, die er ent- wa% so wie es in Fig. 4 dargestellt ist, die zwei dunkeln violettgrauen Riiume b, b ah durch ein eben so gearbtes Band durch den Mittelpunkt vereiuigt erscheinen. Ich katte so oft den vollstiindigen gelben BUschel gesehen, dafs die Vergleicbmg beider Beobachtungen auf eine subjective Ver- scbiedenheit der Empfindlichkeit der Aqen gegen Farben- eindrficke in verschiedenen Individuen hinzudeuten schien. Mit dieser Erklarung beruhigt, sah ich noch oft die gelben Bhchel, bis ich sie vor wenigen Tagen meinem verebrten Freunde, dem K. K. Oberstlieutenant Baron P i t t e l , zu zei- gen Gelegenheit batte. Auch dieser sah deutlich und un- zweifelhaft anen violetten Btischel, und daneben die zwei gelben Rlume. Bei den verschiedenartigen Versuchen, die Erscheinung deutlicher hervortreten zu machen, empfand nun auch mein Auge ein und das andere Ma1 denselben Eindruck. Man mufste nun eine andere Erklimg suchen. Bekanntlich erscheint der Bbchel am lebhaftesten in dem Angenblicke, wo man mit einer durch den complementaren BuScheI gereizten Netzhaut gegen die polarisirende Flache hinsieht. Aber der Eindruck verliert an Lebbaftigkeit, je liinger man ihn betrachtet, so dafs er am Ende die gleiche Farbe iiber die game Flache wahrnebmen liifst. Der Fort- schritt dea Verschwindens ist es nun, bei welchem man zuerst, iiberreitzt durch das am starksten gelbfarbige Band, gerade nahe dem Mittelpunkte das complementiire Violett-

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436 grau wahrnimmt, die Fig. 3 verwandelt sich in Fig. 4, be- vor das Game zu verschwinden scheint. Dreht man nun schnell den Apparat M 900 Azimuthalwinkel herum, so eist das Auge eben durch das Betrachten der FlPche so stark gercitzt, dafs nun ein dicker gelber B&chel erscheint. Wird dieser wieder zurtick um 90u gedreht, so erscheint dem von dem Gelb gereitzten Auge nun schon haufig auch in der Mitte uiolett, und die zwei gelben Flecken sind von ein- auder durcb ein violettes Band getrennt. Der violette BU- schel hat nun genau die Stelle des Miheren gelben einge- nommen. Ist der Versuch das eine Ma1 noch nicht gelun- sen, so kann man die Bedingungen mehrmals abwechseln lassen, nnd wird wenigstens dam zu dem eben beschrie- benen Resultate gelangen. Bei aufmerksamer Beobachtung der Aufeinanderfolge der Erscheinungen babe ich manch- ma1 noch einen Wecbsel der dem Mittelpunkte zanlichst liegenden Farben gesehen, so daf der Lichtbtischel durch eine neue Oscillation dcs Eindrucks auf die Netzhaut wie- der vollstlindig gelb, wenn auch im Ganzen schon echwti- cher erschien, bevor dae ganze Gesichtsfeld in gleichfi3rmi- ges Grau tiberging.

Ein Apparat, den man sich ohne Schwierjgkeit selbst zusammensetzen kann, in welchem es sehr leicht ist, die Erscheinungen der BUschel senkrecht gegen einander zu contrastiren, ist bier in Fig. 5, Fig. I1 vorgestellt. Fig. 6 zeigt den Querschnitt davou. Zwei Spiegel, jeder etwa zwei Zoll lang und eben so breit, EL und Fdl Fig. 6, wer- den unter dem Glaspolarisationswinkel ~ ~ 5 6 ~ 43' so ge- gen einander gestellt, dafs der von G nach E einfallende Lichtstrahl tiber I nach Kin das Auge entsendet wird. Ei- ncr der Spiegel ist belegt, der andere besteht blofs aus Spiegelglas, hinter dem schwarzes glanzloses Papier liegt. Die Spiegel werden a r die dreiseitigen Stiulen N und 0 geklebt, welche wieder zwischen den zwei Brettchen A B rind CD befestigt sind.

Die Genauigkeit in dcr Rezeichnang der Richtung der Polarisationsebene bleibt aber auch bei dieser Modification

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des Emdrucks unveriindert, immer geht dieselbe in der Rich- tung des gelben BUschels oder durch die zwei geben RSume, wlhrend die Linie durch die violetten R h n e oder lings des violetten B~schels senkrecht auf der Polarisationsebene steht. - XXVII. Graphit, pseudomorph nnch Schwgelkies;

con W: Haidinger.

Mehrere der einzeben Meteoreisenmassen von h a ha- ben an ihrer Oberfliche ISugliche abgerundete Partien vou Schwefelkies m d von Graphit. Die Aehnlichkeit der Ge- staltung dieser Partien von den beiden Mineralspecies ist aufFallend. Sie veranlafsten bei genauerer Betrachtmg den K. K. Hrn. Custos Par tsch zu der Frage, ob die beiden nicht etwa durch Pseudomorpbose mit einander in Verbin- dung wSren, also etna der Graphit pseodomorph nach Schwefelkies gebildet seyn tannte. Graphit war bisher no& nie in Pseudomorplosen beobachtet worden. Einige abgefallene Stiickchen jedoch, die wir nun genauex vor- nahmen, stellten die von Partsch aufgestellte Ansicht, so neu sie war, vollkommen aufser Zweifel, denn es fanden sich die wohlbekannten Combinationen des HeraiSders und des Eyritoides 4F2 von 126O52'12", die so gew6hnlich am Schwefelkies vorkommenden Wclrfel mit schief abge- stumpften Kanten, ganz aus Graphit bestehend, der sogar hin und wieder die SChUppchen deutlich den WiirfeMSchen parallel zeigte. Im Inneren bestanden die Partien ganz aus fein zusammengehiuften Graphitschclppchen, hochst weich, schreibend und dem Messer wie der feinste nattirliche Gra- phit mit glinzendem Schnitte nachgebead. Ziemlich gegen die in Graphit verwandelte Oberflrche zu Iagen hsufig uoch unverlnderte Schwefelkiestheilchen, so wie auch in Seiten- richtungen die Graphit - und Schwcfelkiestheile noch scharf