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505 7. Ueber das Zujttherwzosneter be% Aohen. Ternperaturen; vori L. Hotborn und A. Day. Zweite Abhandlung. (Mitteilung aus dcr Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.) In einer friiheren Arbeit I) haben wir unsere Messungen lnit dem Luftthermometer in hohen Temperaturen beschrieben. Die Uiitersuchung lief hauptsachlich darauf hinaus, Bedingungen aufzufinden , unter denen das Luftthermometer auch in hohen Temperaturen mit Sicherheit als Normalthermometer benutzt werden kanri. Wir haben gezeigt, dass dieses Ziel durch An- wendung eines Platiniridiumgefasses mit Stickstofffullung er- reicht wird, das den bisher gebrauchlichen Porzellangefassen an Genauigkeit der Angaben und Bequemlichkeit der Hand- habung uberlegen ist. Seitdem sind die Versuche in der Richtung fortgesetzt, die wir am Schlusse der ersten Abhandlung angaben. Um die Genauigkeit, welche das Platiniridumgefass gewahrt, voll- standig ausnutzen zu konnen, war zunachst die bis jetzt un- bekannte Ausdehnung dieses Metalles in hoher Temperatur zu bcstimmen. Denn die Correction, welche die luftthermome- trischen Beobachturigen wegen der Gefassausdehnung erheischen, wachst schneller als die zu messende Temperatur. Sie betragt fur das Platiiliridiumgefiiss z. B. bei 500, 1000, und 1150O bez. 10, 30 und 40". Auf die UngleichmBssigkeit der Sus- dehnung ist bisher noch nicht geuiigende Rucksicht genommen. Sie bewirkt fur dasselbe Gefass bei den obengenannten Tem- peraturen 115 und 7O. Nachdem alsdann der Einfluss des Druckes, den das Mess- gas auf die gliihenden Gefasswancle ausubt, nach cinem ein- fachen Verfahren gepruft war, ist noch ein zweites Platiniridium- gefass lnit doppelter Wandstarke untcr Benutzung eincs neucn Ofens zu einigen Controlmessungen verwendet, die durch das- __ -- 1) L. Holborn u. A. Day, Wied. Ann. 68. p.817. 1899.

Ueber das Luftthermometer bei hohen Temperaturen

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7 . Ueber das Zujttherwzosneter be% Aohen. Ternperaturen;

vori L. H o t b o r n und A. D a y . Zweite Abhandlung.

(Mitteilung aus dcr Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.)

In einer friiheren Arbeit I) haben wir unsere Messungen lnit dem Luftthermometer in hohen Temperaturen beschrieben. Die Uiitersuchung lief hauptsachlich darauf hinaus, Bedingungen aufzufinden , unter denen das Luftthermometer auch in hohen Temperaturen mit Sicherheit als Normalthermometer benutzt werden kanri. Wir haben gezeigt, dass dieses Ziel durch An- wendung eines Platiniridiumgefasses mit Stickstofffullung er- reicht wird, das den bisher gebrauchlichen Porzellangefassen an Genauigkeit der Angaben und Bequemlichkeit der Hand- habung uberlegen ist.

Seitdem sind die Versuche in der Richtung fortgesetzt, die wir am Schlusse der ersten Abhandlung angaben. Um die Genauigkeit, welche das Platiniridumgefass gewahrt, voll- standig ausnutzen zu konnen, war zunachst die bis jetzt un- bekannte Ausdehnung dieses Metalles in hoher Temperatur zu bcstimmen. Denn die Correction, welche die luftthermome- trischen Beobachturigen wegen der Gefassausdehnung erheischen, wachst schneller als die zu messende Temperatur. Sie betragt fur das Platiiliridiumgefiiss z. B. bei 500, 1000, und 1150O bez. 10, 30 und 40". Auf die UngleichmBssigkeit der Sus- dehnung ist bisher noch nicht geuiigende Rucksicht genommen. Sie bewirkt fur dasselbe Gefass bei den obengenannten Tem- peraturen 115 und 7 O .

Nachdem alsdann der Einfluss des Druckes, den das Mess- gas auf die gliihenden Gefasswancle ausubt, nach cinem ein- fachen Verfahren gepruft war, ist noch ein zweites Platiniridium- gefass lnit doppelter Wandstarke untcr Benutzung eincs neucn Ofens zu einigen Controlmessungen verwendet, die durch das- __ - -

1) L. Holborn u. A. Day, Wied. Ann. 68. p.817. 1899.

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506 L. Holborn u. A. Day.

selbe Thermoelement auf die vorhergehenden Vergleichungen bezogen wurden.

Die Thermokraft dieses Elementes aus Platin- Platin- rhodium lasst sich ebenso wie die von Elementen aus anderen Platinmetallen innerhalb des beobachteten Temperaturinter- valles (300-1150°) durch eine Formel zweiten' Grades dar- stellen. Man kennt also den Verlauf der Curve, wenn solche EIemente m drei Punkten geaicht sind. Um diese Messung vom Luftthermometer unabhangig zu machen , ist eine Reihe von Schrnelzpunkten reiner Metalle festgelegt worden, wobei wir auch in einigen Filllen die Bedingungen, die den Schmelz- punkt verandern, niiher untersuchten. Hieran schliesst sich alsdann ein Kapitel, das iiber die Messung mit Thermoelementen, iiber ihre Haltbarkeit und Genauigkeit unter verschiedenen Bedingungen handelt.

1. Auedehnungebeetimmungen.

Um die Ausdehnung des Platiniridiumgefilsses zu bestimmen, wurde ein Stab aus derselben Legirung (80Pt , 20Ir) von 500 mm Lange und 5 mm Durchmesser auf seine lineare Aus- debnung bis lUOOo untersucht. Im Anschluss daran haben wir noch die Ausdehnung einiger anderer Korper bei hoher Temperatur zu messen begonnen und beabsichtigen, die Er- gebnisse dieser Untersuchung nach ihrem Abschluss bei einer anderen Gelegenheit ausfuhrlich mitzuteilen , wahrend wir uns jetzt nur auf die fir das Luftthermometer notwendigen Resul- fate beschrknken. Geringe Aenderungen, welche diese Zahlen durch eine weitere Ausarbeitung des Verfahrens treffen konnten, bleiben ohne merklichen Einfluss auf die vorliegende An- wendung.

Zunachst sol1 die Methode kurz beschrieben werden (Fig. 1). Der Stab liegt bei der Messung seiner Ausdehnung symmetriscb in einem elektrisch geheizten Thonrohr von 80 cm Lilnge, dessen Wandung in einem Abstand von 485 mm zwei Locher von 1 cm Durchmesser besitzt. Das Rohr ist gegen Warmeabgabe durch zwei concentrische Chamottehtillen geschutzt und in horizon- taler Richtung auf zwei Steinpfeiler so aufgelegt, dass die Lacher nach unten gerichtet sind und man mit darunter fest aufgestellten Mikroskopen einige Teilstriche anvisiren kann,

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Lufithermorneter bei hohen Temperatureii. 50 7

die an jedem Ende des Stabes auf einer angefeilten Ebene ge- zogen sind. Da auf diese Weise die Heizspule den Stab an beiden Enden liberragt, so fallt die Temperatur an den Enden des Stabes nur um 10 Proc. gegen die Mitte ab. Es ist dies wegen der Zunahnie der Ausdehnung mit der Temperatur vor- teilhaft , da die Kenntnis einer Durchschnittsteniperatur des Stabes nicht ausreicht, wenn dieser in seiner Lange zu grosse Temperaturunterschiede aufweist ; wir sind deshalb damit be- schaftigt, die Heizspule in der Richtung zu verbessern, dass eine nach grossere Gleichmassigkeit der Temperatur erreicht wird.

Fig. 1. nat. Griisse.

Die Mikroskope sind auf einer Schiene mittels klemni- barer Schlitten befcstigt und gegen die Strahlung des Ofens durch ein mit Wasser gespultes Diaphragma geschutzt. Die Ausdehnung wird nur mit dem Ocularmikrometer gemessen, und die erste Einstellung nach dem Erkalten des Ofens wieder bei Zimmertemperatur controlirt. Merkliche Verschiebungen der Mikroskope sind dabei nicht beobachtet, kleine Verriickungen des Stabes aber, die oft wahrend des Heizens eintraten, sind ohne Belang, da sie sich durch die Messungen an den beiden Enden herausheben. P i e Messungen wurden ' in der. Regel bei 250, 500, 750 urld 1000° angestellt und stimmen an ver- schiedenen Beobachtnngstagen bei jeder dieser Terpperaturen bis auf 5 0,Ol mm uberein, wobei zu bemerken ist, dass einer Umdrehung der Mikrometerschraube etwa 1 mm entspricht.

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5 08 L. I fo lbom u. A. Bay.

Die Teilstriche, die in der Axe des Stabes liegen, urn den Ninfluss einer geringen Biegung unschadlich zu inachen, sind ziemlich kraftig, aber mit scharfen Randern auf der Teil- maschine gezogen urid mit Pariser Rot eiugerieben. Sie werden durch kiinstliche Beleuchtung von unten sichtbar gemacht. Bei dem Eintritt der helleren Rotglut, wo der Stab von selbst hin- reichend leuchtet , heben sich die Teilstriche sehr scharf auf der gut polirten spiegelnden Flache der nicht oxydirbaren Metalle als helle Marken yon dem dunklen Untergrunde ab. A ber schoii bei Platiniridium, das sich beim Erhitzen bis 1000° mit einer dunklen Anlauffarbe iiberzieht, ist es vorteilhafter, auch den gliihenden Stab kunstlich zu beleuchten. Die Striche erscheinen dann ebenso, wie im kalten Zustande, als dunkle Marken auf hellem Grunde.

Die Temperatur des erhitzten Stabes wird niit einem Thermoelement an neun verschiedenen Stellen gemessen. Die Drahte sind beide eu diesem Zweck in ihrer ganzen Lange durch dunne Porzellanrohrchen isolirt , sodass die Lotstelle an beliebigen Stellen auf den Stab gelegt werden kann.

Platiniridium (80 Pt, 20 Ir). - Fur die Ausdehnung ;t, des Yl;ttiniridiumstabes, der ebenso wie der unten erwahnte Platin- stab von der Firnia H e r a u s in dankeuswerter Weise zur Ver- fiigung gestellt war, ergaben sich folgende Werte:

i, (mrn) beob. ber.

250' 1,033 1,033 500 2,150 '2,151 750 3,357 3,355

1000 4,645 4,645

Die mittlere Lange zwischen den bciden Gruppen yon je 5 Teilstrichen an den Enden betrug 483,07 mm bei Oo. Hier- aus berechnet sich als Ausdehnung 1 eines Stabes von der Liinge Eins bei O o die Formel:

b = { 5198 t + 1,415 121 10 -'. Platin. - Yon der Legiruug 90Pt , 10Ir, aus der das

zweite Platiniridiumgefiiss hergestellt war, stand uns bisher kein Stab zur Verfiigung. Wir hahen aber schoii h e n solchen aus reinem Platin genlessen, fiir den wir bier die Ergebnisse mitteilen. Fur die Legirung 90Pt, lOIr ist alsdann das

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I h f ?thermonieter lei hohen Teniperaturen. 509

Mittel aus Pt und 80 Pt, 20 Ir zunachst angenommen worden. Fur reines Platin ergab sich:

L (mm) bcob. brr.

250° 1,114 1,113 500 2,309 2,304 750 3,570 3,571

1000 4,909 4,914

Die Lange bei O o betrug 483,52 mm und die Formel fur die Lange Eins

I = { 8 8 8 9 t + 1 , 2 7 4 t 2 ] 1 0 - 9 .

Der Unterschied zwischen den beobachteten und den nach der Formel berechneten Werten bleibt in beiden Fallen unter 0,Ol mm. Nachdem die Stabe einmal bei 1000° aus- gegliiht waren, betrugen die grossten Langenanderungen , die zwischen den Heizungen im kalten Zustande beobachtet wurden, 0,025 mm.

Porzellan.. - Die Ausdehnung von Porzellan wurde eben- falls an einem Stabe von ahnlichen Dimensionen gemessen. Er war unglasirt gewahlt, damit e r spater bei noch haheren Teniperaturen verwandt werden kann. Auf der an jedem Ende nngeschliffenen Ebene waren niittels einer d h n e n Kupfer- scheibe auf der Drehbank je 5 Teilstriche eingefrast,, die etwa 0,15 mm Breite, aber noch hinreicheiid scharfe Rander be- sassen. Die Einstellung war in hoher Temperatur schwierig, weil die Teilstriche nicht vie1 starker leuchten als der Unter- grund. Nine sichere Ablesung gelang bei kiinstlicher Beleuch- tung, nachdem diese noch verstarkt war.

Der Stab hatte bei O o eine Lange von 483,47 mm und ergab fiir die Ausdehnung folgenden Wert:

I n der Regel waren sie kleiner.

t 250 O

375 500 625 750 675

1000

1, (mm) beob. ber. 0,3S2 9,391 0,628 0,612 0,845 0,850 1,093 1,105 1,307 ( I ,377) 1,613 (1,666) 1,977 (1,972)

0,790 1,299 1,749 2,261 2,703 3,340 4,089

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510 L. Holborn u. A. Bay.

Es ist hier noch bei Zwischenteniperaturen beobachtet worden, nachdem man gefunden hatte, dass sich die Aus- dehnung fur die ursprilriglich gewahlten Punkte nicht durch eine Function zweiten Grades darstellen YAsst. Znischen 230 und 625O gilt naherungsweise die Formel

A = { 2954 t + 1,125 ta) lo-', Sie trifft auch bei 1000° wieder zu, wilhrend eie bei 750 und 875 O die Beobachtungsfehler ubersteigende Abweichungen er- giebt. Auch unter 250° weicht sie ab , sie scheint hier zu grosse Werte zu liefern. Der Ausdehnungwoefficient wiichst offenbar nach dem Eintritt der hellen Rotglut schneller wie unter 500°8 und ist in der Zwischentemperatur annlhernd con- stant. Der Punkt bei 1000°, der wieder mit der Formel stimmt, ist demnach als Schnittpunkt zweier verschiedener Curven auf- zufassen.

Wir wollen noch bemerken, dass die einzelnen Beobach- tungsreihen nach dem ersten Ausgluhen bei dem Porzellan im ganzen ebensogut ubereinstimmen als bei den Metallen und dass die Messungen immer bei steigender Temperatur ange- stellt wurden. Es ist nicht ausgeschlossen, dass nian Unter- schiede findet, je nach der Richtung, in der man sich mit der Heizung dem Beobachtungspunkt nahert. Auch ist noch zu untersuchen, bis zu welchem Qrade sich verschiedeiie Porzellan- stabe yon derselben Herkunft in ihrer Ausdehnung unter- scheiden konneii.

Die Ausdehnung von Berliner Porzellan ist frUber von H o l h o r n und Wien') bei etwa 650 und.1050° an 9 cm langen, im Gnsofen geheizten Platten bestimmt worden. Der gefundene Mittelwert 44 x lod7 fUr den linearen Ausdehnungscoefficienten stimmt mit den vorliegenden Beobachtungen bei der hoheren Temperatur innerhalb dcr damals zu erwartenden Genauigkeit uberein, bei der tieferen Temperatur ist er zu gross ausgefallen.

Neuerdings hat B e d f o r d a ) f i r die Ausdehnung des franzosischen Porxellans (von Bay e ux) zwischen die Formel

il = 13425 t + 1,07 t2) _ _

1) L. H o l b o r n und W. W i e n , Wied. Ann. 47. p. 2) T. G. Bedford, Phil. Mag. ( 6 ) 49. p. 90. 1900.

0 und 800°

121. 1892.

Page 7: Ueber das Luftthermometer bei hohen Temperaturen

Luftthermometer bsi hohen lbmperaturen. 51 1

angegeben. Eine Vergleichung mit unseren Resultaten ist wegen der verschiedenen Herkunft des untersuchten Materiales nicht moglich.

Unsere luftthermometrischen Messungen mit Porzellan- gefassen, bei deren Berechnung noch der von Holborn und W i e n bestimmte Wert fur die Ausdehnung benutzt worden ist, erfahren durch Einfiihrung der neuen Werte fur die Aus- dehnung des Porzellans nur geringe Correctionen, da einmal die Ausdehnung iiberhaupt sehr klein ist, sodann aber der Ausdehnungscoefficient des Gases um verkleinert werden muss, weil der Ausdehnungscoefficient des Gefasses zwischen 0 und looo zu gross angenonimen ist. Die Correction bleibt zwischen 500 und 1000° immer unter lo.

Glas 59"'. - Fur die Messungen im Salpeterbade unter 500° hat ein Luftthermomet'ergefass aus Jeiiaer Glas 59"' gedient. Wir haben auch fur dieses Material Ausdehnungsbestimmungen in Angriff genommen. Nach den bis jetzt vorliegenden Be- obachtungen, die erkennen lassen, dass die Behandlung des Glases von grossem Einfluss ist, konnen wir nur schliessen,. dass der Fehler der luftthermometrischen Messungen 0,5 O nicht wesentlich ilberschreitet , wenn man im ganzen Bereich bis 500 O als cubischen Ausdehnungscoefficienten den constanten Wert l8x annimmt. Fiir genaue Messungen wird es uberhaupt zweckmiissiger sein, auch in diesem Temperatur- bereich das Platiniridiumgefilss zu gebrauchen, fur welches die Ausdehnung besser definirt ist. Im Salpeterbade, das bei dem Gebrauch alkalisch wird, miisste man das Gefass durch ein dilnnes Olasrohr schlitzen.

2. Einfluss des Druckes auf das Luftthermometergefs.

In hoher Temperatur stieg der Ueberdruck des Messgases in dem Platiniridiumgefass auf etwa eine Atmosphke. Obwohl dauernde Aenderungen des Gefassvolumens nach den einzelnen Heizungen nicht eintraten, so sollten doch auch etwa voruber- gehend auftretende Vergrosserungen des gluhenden Gefiisses unter dem Einfluss des grosseren Druckes controlirt werden. Wir haben diese Frage in der Weise untersucht, dass wir auch die hohen Temperaturen noch mit vermindertem Druck

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512 A. Holborn 71. A. Day.

bestimmten, indem wir einen Teil des Messgases in den Manometerschenkel treten liessen, also Divck und Volumen gleichzeitig variirteii. Hierdurch erfahrt allerdings der Aus- dehnungscoefticient des Qases eine kleine Aenderung, die wir auf etwa hochstens 1 pro mille schiitzen und deshalb vernach- lassigen.

Der kurze Manometerschenkel hatte schon frtilier fur volumcnometrische Zwecke zwei Spitzen erhalten (vergl. die Abhildung in der ersten Abh.), sodass durch Einstellung der Quecksilberkuppe auf die untere Spitze ein bestimmtes Volumen zu dem Luftthermometergefass hinzugefiigt werden konnte. Um die Temperatur des Zusatzvolumens sicherer messen zu konnen, a19 es das am Kopf des Schenkels befindliche kleine Thermometer gestattet, wurde noch ein zweites empfindlicheres an dem Schenkel befestigt und das Gan'ze mit einer Htille aus Watte umgeben, die nur zwei kleine Stellen zur Durchsicht auf die Spitzen frei liess.

Es wurde in der Regel ein Satz von je drei Beobachtungen gemacht, wobei zuerst und zuletzt auf die untere, dazwischen auf die obere Spitze eingestellt wurde. Da man vor jeder Beobachtung 1Onger warten musste, bevor der stationare Zu- stand in der Temperatur des Messgases eintrat, so anderte sich inzwischen die Temperatur des Ofens um eini,ge Grad. Diese Aenderung 6 wurde mit dem Thermoelement gemessen.

Das Zusatzvolumen v' wurde durch Auswllgung mit Queck- silber bestimmt. EE ergab sich hierbei der Wert 50,635 ccm als Mittel aus vier Bestimmungen (50,630,50,609,40,641,50,656).

Die Unterschiede zwischen den einzelnen Beobachtungen erklaren sich zum grossten Teil aus der unregelmassigen Aus- bildung der Kuppe an der unteren Spitze bei dem Ausfliessen des Quecksilbers, das sehr langsam durch eine feine Capillare stattfand. Die Einstellung bei steigendem Quecksilber, die fur die Tempcraturmessung allein in Frage kommt, liefert genauere Werte. Ebenso die Bestimmung des Hiihenunterschiedes der beiden Spitzen zu 161,60 mm, die bis auf 0,02 mm iiberein- stinimende Ablesungen ergab. Einem E'ehler von 1 pro mille in der Bestimmung des Zusatzvolumens entspricht eine Abweichung von 1 O bei einer mit der unteren Spitze gemessenen Temperatur von 1000°.

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Luftthermometer bei hohen Yemperaturen. 513

Zur Controle des Verfahrens sind einige Messungen des Gefassvolumens bei 0 O angestellt. Fur das erste Platiniridium- gefass ergab eine Auswagung mit Wasser den Wert 208,49, die volumenometrische Messung 208,45 und 208,51 ccm. Fur das zweite GefAss ergaben die beiden Methoden 195,87 bez. 195,91 ccm.

Tab. XI1 enthalt die Temperaturmessungen. H und t be- zeichnen den mittels Manometer und Barometer gemessenen Druck und die daraus berechnete Temperatur bei dgr Ein-

T a b e l l e XII.

I 1047186

- __

553,0°

558,7

1022,7

531,l

537,4

728,2

736,l

633,9

654,8

- - .

524,13 I 850,9O I + 2,0°

526,38 I 656,6 I - 3,4

526,SO 528,35

663,06 666,71

514,76

5 17,07

517,76 519,05

581,57

585,Sl

585,80 586,89

551,09 558,78

559,ll 560,58

Annalen der Phyaik.' IV. Folge. 2.

551,s I + 1,5 562,O I - 2,9

1015,4

1030,l

527,9 533,8

535,5 539,l

721,9 734,9

737,9 734,s

629,4

651,4

652,s

656,7

921,4 926,7

925,5 925,6

+ 6,3 - 7,6

1

t - t' _ _ _ _ -

+ 0,lO - 0,2

- 0,6 - 0,4 + l,o + 0,2

+ 2,5 I + 0,7

- 279 i + o,2 + 0,3

1- 5,3 + l ,o - 7,3 I + 0,6

+ 1,l I + 0,2

+ 1,6 I + 0,7

- 2,4 ~ + 0,5

+ 1,s + 1,6

- 391 I + 0,9

- 0,6 ' + 0,9

- 0,6 I + 0,8 33

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514 L. Holborn u. A. Day.

stellung mit der oberen Spitze, H' und t' - 6 die entsprechen- den Grossen bei Einstellungen auf die untere Spitze. Addirt man zu t' - 6 den Temperaturgang S, so ergiebt die Spalte t - t' den Unterschied der beiden Messu.ngsmethoden. Dieser ist im Mittel gleich & 0,70° und uberschreitet nur in einem Falle 10. Es folgt daraus, dass die Messungen innerhalb der erreichten Genauigkeit von dem im Luftthermometer herrschenden Druck nicht abhangen. Der Anfangsdruck betrug, ilhnlich wie fruher, 294,40 mm, der Ausdehnungscoefficient der Stick- stofffiillung 0,003 666.

Es ist vorgeschlagen worden, dies Verfahren zur Be- stimmung des Gefassvolumens bei hoher Temperatur anzuwenden, wenn diese nur angenahert bekannt ist. Man konnte auf diese Weise den Ausdehnungscoefficienten des Gefasses bestimmen. Allerdings erhalt man neben der gewtihnlichen Gleichung fiir die Berechnung der Temperatur bei constantem Volumen:

H v - - H,, J; 1 f f f t

noch die Beziehung:

wenn man mit to die Temperatur des Zusatzvolumens v' be- zeichnet. Die beiden Qleichungen sind jedoch nicht von ein- ander unabhangig und reichen deshalb nicht zur Bestimmung der Unbekannten Y und t aus.

3. Vergleichung des Thermoelementee rnit dem Luftthermometer.

h e i t e s Platiniridiumgefass. - Das zweite Platiniridium- gefass hatte ungefahr dieselbe Form und Grosse wie das erste. Dagegen bestand es aus der Legirung 90Pt , lOIr und hatte diedoppelte Wandstarke (1 mm). Der Inhalt betrug 195,87 ccm.

Zunachst wurde das Gefhs mit concentrirter Salpeter- saure ausgekocht und nach mehrfacher Spiilnng mit Wasser gut getrocknet. Nachdem alsdann der Anschluss an das Mano- meter hergestellt war, pumpte man das Gefdss bei langerem Erhitzen auf 1300O mehrfach scharf aus und spulte mit Stick- stoff. Darauf wurde in hoher Temperatur das Messgas ein- gelassen, dessen Menge im kalten Zustande abgeglichen wurde.

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hft thermometer bei hohen Ikmperaturen. 515

Das neue Gefass hat sich bei verschiedenen Heizungen ebensogut bewahrt wie das alte. Die Qasfiillung hielt sich bis auf 0,l mm constant. Die neuen Vergleichungen des Luft- thermometers mit dem Thermoelernent T2, die in Tab. XI11 enthalten sind, stimmen unter einander und mit den fruheren gut liberein. Die Abweichungen, die fur alle Vergleichungen von Luftthermometer und Thermoelement etwa 1 O betragen, erkliiren sich aus der Anordnung des Ofens, bei der sich das ausgedehnte Gefass und die kleine Lotstelle in einem Luftbade befinden. Auch bei der elektrischen Heizung hhlt sich die Gleichmaissigkeit der Teinperatur nur in den Grenzen von 1-2 O. Hierbei sind die Mchsten Temperaturen am gleich- massigsten, da der Ausgleich durch die Strahlung hier am grossten ist. Unterhalb 500°, der unteren Grenze, bis zu welcher wir das Luftbad benutzten, sind grossere Ungleich- niilssigkeiten zu erwarten.

T a b e l l e XIII. Platiniridiumgefhe 11 ($0 Pt, 10Ir) mit Stickstoff gefiillt.

Vo = 195,87 ccm, ve = 0,904ccm1 Ho = 276,35 mm, a = 0,003666.

9. October

12. October

21. October

5G2,1° 571,7 573,2 829,5

1080,9

552,O 552,2 552,6 821,2 822,9 822,5

1093,5 1096,l 1097,4

669,l 917,4

1063,3

4877 7568

10423

4668 4670 4674 7478 7497 7496

10558 10598 10616

5836 8526

10189

- 0,7 - 1,5

- 1,o - 1,o - l ,o

- 1,8

- 1,5 - 1,6 - 1,9 - 0,7 - 1,5 - I,?

+ 1,l - 0,2 + 0,5

33 *

Page 12: Ueber das Luftthermometer bei hohen Temperaturen

516 5. Holborn u. A . Dq.

Am 12. October fand die Heizung des zweiten Platiniridium- gefasses in dem alten Ofen statt, der fiir das erste Gefass ge- dient hatte. An den beiden anderen Trtgen wurde ein neuer Ofen benutzt, und zwar mit zwei verschiedenen Heizrohren von ungleichmiissiger Wickelung. Diese hatten eine Lange von 42 cm und einen inneren Durchmesser von 6 cm. Bei dem alten Ofen waren die entsprechenden Abmessungen 35 und 5 cm. In ahnlichem Verhaltnis waren auch die Chamotte- hullen des neuen Ofens vergrossert.

In Tab. XI11 bezeichnet t die am Luftthermometer beob- achtete Temperatur, ea die Thermokraft des Elemcntes T, in Mikrovolt. Die letzte Columne (beob.-ber.) enthalt den Unter- schied zwischen t und der aus einer Normalcurve fur ea be- rechneten Temperatur in Grad. Wir kommen unten auf diese Berechnung zuruck.

Beobachtungen mit dem ersten Platiniridiumgefass. - Unsere friiher mit dem ersten Platiniridiumgefhs (80 Pt, 20 Ir) an- gestellten Beobachtungen (1. c. Tab. IX. p. 848), die wir da- mals vorlaufig rnit einem constanten Ausdehnungscoefficienten berechneten, konnen jetzt wegen der Zunahme der Gefiissaus- dehnung mit der Temperatur verbessert werden. Wir teilen die neuen Werte in Tab. XIV (vgl. p. 51 7) mit. Hierbei bleiben die Zahlen (Tab. IX Cursiv gedruckt) weg, die bei Vorversuchen mit ungleichmiissiger Heizung erhalten wurden. Die Temperaturen t erhohen sich bei 500° um 0,7O, bei 1000° um 4,9O und bei 11 50 O um 7,5 O. Ferner sind bei der Umrechnung wegen einer geringen Uebercompensation des Heizrohres, wie sie Tab. VIII (1. c. p. 846) ergiebt, die Werte e, etwas vergrossert, und zwar bei 500° um 13 und bei 1150O um 5 MV. Fur die Zwischen- temperaturen ist die Correction geradlinig interpolirt. Es entspricht dies den Messungen der Temperaturverteilung, nach denen die in der Mitte des Heizrohrs liegende Lotstelle von T, die Temperatur des Gefasses bei 620° um 1,2O, bei 820° um l ,Oo , bei 1O1Oo um 0,5O und bei 1150O um 0,4O zu klein ergiebt.

Beobachtungen unter 500 O. - Nachdem alle Messungen im elektrischen Ofen zwischen 500 und 1150O beendet waren, ist das Thermoelement T, zwischen 250 und 500° im Salpeter- bade mit dem Luftthefmometer (Gefass aus Glas 59) verglichen worden. Diese Versuche bezweckten einmal eine Controle der

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Luftthermometer bei hohcn Temperatwen. 517

Tabe l l e XIV. Platiniridiumgeflisr, I @Opt, 20Ir) mit Stickstoff geflillt.

20. Tag

22. Tag

625,6O 1 5401 j -O,P ii 812,l 1 7356 +0,6 11 907,3 1 6396 I +1,2 11

511,8 4252 I + 1 , 1 11 512,7 1 4268 1 +0,2 11 551,5 1 4655 1 -0,2 11

659,s I 5754 1 -0,8 I1 703,8 I ti217 I -0,9 11 757,O 1 6775 j -0,s 1 1

949,2 I 8890 1 -0,6 II 1001,5 1 9496 , -1,6 ,,

859,4 7881 I -0,s ;;25* Tag

1 541,2' 1 542,8 1 615,5 j 717,3 I 814,3 ' 919,7 I 1017,6 i 1106,6

e, (MV)

4552 4569 5297 6343 7385 8550 9661

10700

. __ _ _

516,4 I 4304 616,3 I 5303 721,s 1 6382 821,9 I 7462 913,4 ! 8458

1026,O ~ 9756

I-

beob.- ber.

- 0,lO - 0,2

0,o + 0,c +0,2 - 0,2 +0,1 +0,4

-!- 0,2 f 0 , l + 0,7 + 1,6 + 1,8 + 0,s + 0,7

+0,3 + 0,l + 0,6

friihere., Beobachtungen unter 500°, an die das Element T, indirect durch Vergleichung mit T, angeschlossen war. Ferner bedurften die mit dem elektrisch geheizten Luftbade ange- stellten Messungen wenigstens bei 500° einer Bestatigung.

Das neuerdings benutzte Salpeterbad ist gegen das friihere erheblich verkleinert und wurde elektrisch geheizt , wodurch wir eine schnellere und genauere Herstellung des stationaren Zustandes erzielten. Ein schmiedeeiserner Cylinder von 12 cm innerem Durchmesser, wie er zum Versand yon Quecksilber dient, wurde ih einer Hohe von 27 cm abgeschnitten und mit einem 2 cm dicken Deckel versehen, der eine Turbine fur das Riihren tragt. Die Heizspule aus 1,s mm dickem, blankem Constantandraht ist auf den mit Asbestpappe umgebenen Cylinder bifilar aufgewickelt und durch nass aufgestrichenes Chamottepulver festgehalten. Das Ganze steht in einem Mantel BUS Chamotte, der so weit ist, dass urn die Spule noch eine

Page 14: Ueber das Luftthermometer bei hohen Temperaturen

518 L, Holborn u. A. Bay.

1 cm dicke Luftschicht frei bleibt, die mit Asbestwolle gut abgedichtet wurde. Der Ofen kann bis 700° gebraucht werden.

Far Temperaturen unter 300 O, wo man isolirende Flussig- keiteii als Bad benutzen kann, hat uns eine Anordnung gute Dienste geleistet, die hier nebenbei erwahnt werden 6011. Ein cylindrisches Glasgefass rnit evacuirter Wandung, wie man es nach Dewar’s Vorgang fur fltissige Luft verwendet, ist mit Olivenol gefiillt, in das ein Porzellanrohr taucht. Dieses be-

sitzt auf seiner ausseren Ober- flache zwei schraubenformig ver- laufende Furchen, in denen die Windungen eines blanken Con- stantandrahtes liegen. Im In- nern des Rohres befindet sich eine Turbine, derenLager durch Klemmringe am Porzellaii be- festigt sind. Ruhrer und Heiz- spule bilden so ein Stuck, das in ein beliebiges isolirendes Bad hineingesteckt werden kann. Ein Oefass mit evacuirter Wand ist jedoch vorzuziehen, da es nur eine geringe Stromzufuhr er- fordert, selbst wonn man es unversilbert benutzt, damit man ganz eintauchende Thermometer ablesen kann. Bei einem Inhalt von 1,2 1 waren nur 100 Watt erforderlich, um eine Temperatur

von 250° zu halten. Obwohl wir hierbei noch kein Springen des Gefasses beobachtet haben , wie es zuweilen bei tiefen Temperaturen ohne wahrnehmbare Ursache vorkommt , 80 ist eB doch geraten, gegen eine gewaltsame Zertrummerung stets Schutzvorrichtungen vorzusehen.

Tab. XV enthalt die Vergleichungen von Thermoelement und Luftthermometer im Salpeterbade. Das Oefass des letzteren war mit Stickstoff geflillt, (lessen Druck 471,84 mm bei 0 O betrug.

Fig. 2. nat. GrBsse.

Page 15: Ueber das Luftthermometer bei hohen Temperaturen

Luftthermometer bei hohen Temperatwen. 519

T a b e l l e XV. Salpeterbad.

_______ i I t

I

6. Febr.

8. Febr.

29. M&rz

340,7’ 340,5 387,5 386,9 439,8 439,8 501,3 500,9

267,4 291,6 291,7 395,8 395,8 492,6 402,8

359,6

400,5 402,4 498,5 498,3

359,5

I I 4 I I i

I

I

I

I

I

! I

I

I

I

I I

I I

I I I I I I

I I I i

I

..

ea (MV)

2639 2635

3071 3573 3572 4171 4168

1970 2191 2193 3153 3151 4082 4084

2803 2802 3195 3217 4140 4139

. - - .

3076

._ .. .

! beob.-ber. I

. . . . . . - . _. -

j - 0,8O - 0,5 I

I - 079 I - 170 I - 1,o I - 0,9

I - 1,4 i

I - 1,3

- 0,6 - 0,8 - 0,9 - 0,8 - 076 - 0,7 - 0,7

1- 0,4 + 0,4

- l,o - l,o

I - 171

- 0,6

4. Formeln fiir Thermoelemente.

An einer anderen Stellel) haben wir gezeigt, dass die Ab- hangigkeit der Thermokraft von der Temperatur bei Ele- menten aus Platinmetallen, sowie Gold und Silber in weiten Grenzen mit einer Genauigkeit yon etwa l o durch eine Func- tion zweiten Grades dargestellt werden kann. Die Messungen bezogen sich damds auf Drahte aus reinem Rhodium, Iridium, Palladium, Gold und Silber, ferner auf einige Legirungen aus Platin mit Palladium oder Ruthenium, deren Thermokraft gegen reines Platin bis 1300O bestimmt wurde. Die Elemente

1) L. H o l b o r i i und A. Day, Siteungsber. d. k. Akad. d. Wissensch. zu Berlin. p. 691. 1899.

Page 16: Ueber das Luftthermometer bei hohen Temperaturen

520 L. Holborn u. A. Da,y.

mit Palladium oder Palladiumlegirungen unterschieden sich insofern yon den anderen, als hier dor Qiiltigkeitsbereich der Perabel kleiner war.

Wir teilen hier im Anschluss an die Formel fur das Normalelement T2, die aus den Vergleichungen mit dem Luft- thermometer abgeleitet ist , auch einige Formeln fiir solche Elemente mit, die sich besonders fiir die Messung der hiichsten Temperaturen eignen und deshalb eine Grundlage fur die Extrapolation der Beobachtungen bieten konnen. Die Ele- mente sind mit dem Normalelement ungefahr von 50 zu 50° verglichen ; die beobachteten Thermokrafte sind dann durch graphische Interpolation auf die genaueii Temperaturintervalle der Tab. XVI zuriickgefuhrt. Oberhalb 1300O ist die Unter- suchung erst nach der ersten Veroffentlichung in einem elek- trischen Ofen durchgefiihrt, der durch eine Spule aus Platin- iridiumdraht geheizt wurde. Unter 1300 O liegen dieselben Beobachtungen wie friiher zu Grunde; nur die Temperatur- scale und die untere Grenze fur den Giiltigkeitsbereich der Formel ist etwas abgeandert.

Normalelement Pt--Opt, 10Rh. - Fur die Thermo- kraft e2 (in Mikrovolt) des Elementes 7; aus Platin und Platin- rhodium gilt von etwa 250O an aufwarts die Gleichung:

e2 = - 310 + 8,048 t + 0,00172 t2 , wenn sich die heisse Lotstelle auf der Temperatur t, die kalte auf O o befindet. Die Formel beruht auf den Beobachtungen mit den Platiniridiumgefassen und im Salpeterbade , die in Tab. XII I bis XV enthalten sind. Daselbst findet man auch unter der Columne (beob.-ber.) die Abweichung der Beobach- tung von der Rechnung.

Das Element T, ist friiher oberhalb 500° durch luft- thermometrische Beobachtungen mit Porzellangefiissen ge- messen. Diese Bevtimmungen zeigen grossere Abweichungen untereinander, die teils in dem Verhalten der Porzellangefasse, teils auch in den sonstigen, damals unvollkommeneren Einrich- tungen des Luftthermometers ihren Grund haben. Wir sehen deshalb von diesen Beobachtungen ab und benutzen fiir die Normalcurve nur die fur T, gemessenen Temperaturen. Es ist jedoch nicht ohne Interesse, mit dieser die rnit ange-

Page 17: Ueber das Luftthermometer bei hohen Temperaturen

Luftthermometer bei hohen Temperatwen. 521

stellten Messungen zu vergleichen. Dies ist mbglich, wenn wir die Normalwerte von TI (Tab. 11, 1. c. p. 829) auf 1; zu- rackfilhren, durch die Anbringung der Unterschiede 7;-!ll (Tab. XI, 1. c. p. 851), die sich durch directe Vergleichung der beiden Elemente ergeben haben.

In Tab. XVI sind in der ersten Columne die nach der Formel fiir e2 berechneten elektromotorischen Krafte von T2 aufgefiihrt. Die Columne A giebt die Abweichungen, die man erhalt, wenn aus TI abgeleitet wird, d. h. wenn T2 auf die luftthermome- trischen Messungen mit Porzellangefassen bezogen wird. Ver- gleicht man die entsprechenden Werte von A in Tabelle XI (loc. cit. p. 851), so ergiebt sich, dass diese Unterschiede A nach Beriicksichtigung der Ausdehnung , die fiir die Luft- thermometergefasse in hoher Temperatur beobachtet ist , sehr klein geworden sind. Die neuen Messungen der Porzellan- ausdehnung sind bei dieser Vergleichung ebenso bei Tl , wie die Ausdehnung des Platiniridiums bei T ! in Rechnung gezogen.

Man wird hieraus den Schluss ziehen, dass man die Por- zellangefasse mit nahe demselben Resultat wie die Platin- iridiumgefgsse benutzen kann, wenn man die ersteren nicht iiber 11 00 O erhitzt. Unter dieser Einschrankung wird man selbstver- standlich nur beiderseits glasirte Gefasse benutzen, da die Glasur erst bei 1 looo zu schmelzen beginnt. Ueber die sonstigen Vorsichtsmassregeln bei dem Gebrauch und die Ab,weichungen, welche die einzelnen mit Porzellangefasaen angestellten Be- obachtungsreihen zeigen , verweisen wir auf unsere erste Ab- handlung.

XZement Pt - 90Pt, 1ORu. - Das Element Platin-Platin- ruthen hat einen ahnlichen Verlauf wie das Normalelement. Tab. XVI enthalt die beobachteten Werte und die Unter- schiede zwischen Beobachtung und Rechnung, wenn man der letzteren die Formel

e3 = - 359 + 9,260 t + 0,00150 t2

zu Grunde legt. Element Pt- Ir. - Fur das Element Platin-Iridium ist eine

Formel berechnet, die ebenfalls ungefahr von 300° an gilt. Die Curve ist in diesem Fall, wie bei allen folgenden Elementen

Page 18: Ueber das Luftthermometer bei hohen Temperaturen

Tabelle X

VI.

- _

~_

_

~ - ~

--

i

11 Pt-gO

Pt,lOR

b Pt-SO

Pt,lOR

n 11

Pt-Ir

11 P

t-Rhl

I/ P

t-Rh,

+171 +

0,9 12782

__

- _

_

--

250° ' 1; 300

11 2260

350 2718

400 '

3185 450

I 3661

5 500

4145 Q

550

'I 4638

pr' 600

1 5139

. 650

II 5649

700 ' 6168

" 6695

800 7231

900 I/ 8328

4

950 "

8890 1000 I!

9460 1050 , 10039 1100

10626

E 750

850 il

7775 6

1200 11 11827 1250

12440 1300 i/ 13062

~ 1350

I 13692

ua 1400

14331 ua

1450 11 14979 1500

11 15635

+ 211 +1,1

11 950

-_ _

_ I1

+lI : +

1,1 + 5 I +

0,5 + 4

' +0,4 I

+ 3, +

0,3 - 1

0,l

- 6 I -0,s - 9 j

-0,s -10

I -0,9

-11 -1,o

-11 -l,o

- 8 I -0,q

I

- 9 1 -0,s

0 j 0,O

+

13

, +1

,1

-I

-

-

-

-

-1 z -

-

I

4112 4646 5184

5738 6290 6860 7430 8012 8596

9196 9804

10410

11646 12274

12918 13556 14208 148G

4 15528

11018 + 1 I +

0,1 4156 1 + 5

' +0,4 4362

0 1 0,O

4778 1

0 0,O

:! 5032

+ 1 I

+0,1 6102

-14 -1,O

I;

6484 - 4 I -0,4

6810 1 -16 - l',l

11 7260

0 0,O

1, 8076 8906

+ :I +

0,3 9116

- 71 -0,4 9790

0,o j(

9948 I + 4, +

0,2 I 10688

+ 8)

+0,7 ,, 11670 I

0 0.0

112614

- 4 I -0,4

5424 - 9

' -0,7 11

5744 1

1

0,0 8320

-10

-0

,7

1 II

+

+012 7564 I

+0,5 I( 10798 I + 5

, +0,3 11 11644

0 1 0:O

I 15462

+ 5 +

0,4 'I 16452

- 4

l -0,3 11 17498

-17 I -1,3 40766

-

2, -0,2

1) 21904 + 8 I +0,6

11 23056

I I

- 6

-0,5 I 18580

-12 I1

-0,9

119662

+9

+21

-5

+

7

-9

- 20 - 35 - 74

+O;S

81 13600 +0,6

14616 +O

,S 11 15692

+0,5

I 16800

+1,0

17946 -0,2

19106 +

0,3 11 20314 -0,4

21556 -0,9

(1 22800 -1,5

24136 -9,O

:; 25486

II ~

- 2 ' -0,l

13774 -24

-1,l I( 14800

-15 I -0,7 11 16976

- 6

-43

'I 18130

- 5 1 -0,2

// 21728 + 4 1 +0:2 I/ 24276 +

19

/ +0,7 ' 25684

-19

0,9

,15884

I -17

-0,7 I1 19280

-11

-0,5 ,# 20492

-30 1

2

22985

-

1' -0,l

11 1000 - 22, -1,o

/I 1050

I I1

- 18

0,s j 1100 - 391 1

1,7

11 1150 - 31' -1,3

1200 - 601 -2,5 I/ 1250 - 69

-2,7 11 1350

--110 -4,l

I1450 - 461 -1,7

I'l500

- 601 -2,5 1300

- 871 -3,4 1400

Page 19: Ueber das Luftthermometer bei hohen Temperaturen

Luftthermometer bei hohen Temperaturen. 523

aus reinen Metallen, gekrummter als vorher bei den Legirungen. Die Formel lautet

e, = - 248 + 7,282 t + 0,00554 t2. Xfement Pt-Rh. - Ftir das Element Platin-Rhodium standen

iins zwei Drahte aus reinem Rhodium zur Verfugung. Das Material zu dem einen war von H e r 2 u s , das zu dem anderen in der Reichsanstalt gereinigt. Die Formeln fur beide lauten:

es = - 228 + 7,230 t + 0,00660 t2

Die letzte Gleichung ist unter der Voraussetzung sbgeleitet, dass die Abweichung der beiden Elemente Platin-Rhodium zwischen 300 und l l O O o durch eine lineare Beziehung dar- gestellt werden kann.

Tabelle XVI enthalt die Beobachtungen der verschiedenen Elemente , sowie die Abweichung zwischen Beobachtung und Rechnung in Mikrovolt und Grad. Es ist dabei zu bemerken, dass die Vergleichung zwischen einem Element und dem Normalelement nicht in einem Zuge bei derselben Anordnung iiber das ganze Temperaturgebiet gemacht worden ist. Es kamen hierfur vielmehr Oefen mit verechiedenem Temperatur- gefalle zur Verwendung. Hierdurch ist oft ein kleiner Gang in die Abweiohungen zwischen Beobachtung und Rechnung gelrommen, wenn auch die einzelnen Curvenstucke, die meistens zu ganz verschiedener Zeit bestimmt wurden, in den gemein- schaftlichen Intervallen stets bis auf etwa 1 O ubereinstimmten.

die durch das Luft- thermometer bestimmt worden sind, tibersteigt der Unterschied zwischen den beobachteten und berechneten Werten selten 1 a. Oberhalb 11 50°, wo die Temperatur durch die Extrapolation der Formel von Element T. bestimmt ist, werden die Unter- schiede teilweise grosser, bleiben aber noch unter 5O.

C, = - 235 + 7,410 t + 0,00660 t2.

Fur Temperaturen von 300 bis 11 50

5. Schmelzpunkte von Metallen.

Um die Priifung der Thermoelemente vom Luftthermo- meter unabhangig zu machen , haberi wir die Schmelzpunkte verschiedener Metalle zwischen 300 und 1 1 OQ O festgelegt. Wir bedienten uns hierbei zweier Methoden.

Page 20: Ueber das Luftthermometer bei hohen Temperaturen

524 L. Holhorn u. A. Iluy.

Bei der einen wird ein kurzer Draht (von etwa 1 cm Lange) des zu schmelzenden Metalles in die Lotstelle des Thermo- elementes eingefugt und die Thermokraft im Augenblick des Durchschmelzens beobachtet. Dies Verfahren ist einfach, fuhrt aber leicht zu zweifelhaften Angaben des Thermoelementes,

wenn der Schmelzpunkt von der umgebenden ?(< Atmosphiire abhangt, wie es bei den an der

i l r Luft oxydirbaren Me- tallen meistens der Fall ist. Auch wird das Ele- ment bei der Erneue- rung der Lotstelle stan- dig etwas verkiirzt, weil man die angeschmol- zenen Metalltropfen ab- schneiden muss.

Bei der zweiten Me- thode wird eine grossere Menge des Metalles in einem Tiegel geschmol- Zen, in den das Thermo- element, durch ein Por- zellanrohr geschiitzt, hineinragt. Bei richtig regulirter Heizung er- kennt man den Eintritt des Erstarrungs- oder Schmelzpunktes daran, dass die Temperatur eine Zeit lang stationar

ist. I m Folgenden sollen die beiden Verfahren als Draht- und Tiegelmethode unterschieden werden.

Fiir das letztere diente eine Vorrichtung, wie sie Fig. 3 zeigt. Ein Schmelztiegel aus Porzellan oder Graphit befindet sich im Innern einer auf ein kurzes Chamotterohr gewickelten Heizspule aus blankem Nickeldraht , deren Windungen auch durch Chamotte isolirt werden. Das Ganze ist durch lose

Fig. 3. 1/4 nat. GrBese.

Page 21: Ueber das Luftthermometer bei hohen Temperaturen

Lufttherrnometer bei hohen Y'emperaturen. 525

Asbestwolle A und den dicken Chamottemantel G moglichst gegen Warmeabgabe geschutzt. Die Drahte des Thermo- elementes sind durch diinne Porzellanrohrchen (Gaszunder- rohrchen) voneinander isolirt und von einem Schutzrohr von 5 mm Weite und 1,5 mm Wandstiirke umgeben, das mindestens 4 cm in das schmelzende Metall taucht und 1 cm iiber dem Boden des Tiegels endigt. Fig. 3 stellt einen Graphittiegel dar, dem ein zweiter am Boden durchbohrter als Deckel dient. Die verwendeten Porzellantiegel von 1 mm Wandstarke hatten denselben ausseren Umfang und gleiche Hohe; sie blieben ohne Deckel. Ausserdem ist noch eine kleinere Sorte von Graphit- tiegeln benutzt worden.

Da durch die elektrische Heizung eine gleichmassigere Verteilung der Temperatur gewahrt wird als im Gasofen, ausserdem systematische Unterschiede zwischen Schmelzpunkt und Erstarrungspunkt auch bei mannigfacher Variation des Heizstromes und der Menge des geschmolzenen Metalles nicht beobachtet wurden, so haben wir von einem Ruhren des Metalles abgesehen. Nur bei Silber ist bei einem Teil der Versuche geriihrt worden, um das geschmolzene Metall gleich- miissiger mit der Luft in Beriihrung zu bringen.

Bei Vorversuchen war die Heizspule unmittelbar auf den Schmelztiegel aus Chamotte gewickelt. Aber einmal hielten diese Tiegel nicht immer dicht - geschmolzenes Kupfer drang durch ihre Wand -, andererseits war die Auswechselung der Tiegel, die fast an jedem Beobachtungstage geschah, bei der Verwendung einer besonderen Heizspule bequemer. Diese ver- zehrte bei 1000° etwa 600 Watt. Fur die hochste Schmelz- temperatur (Kupfer) war Vorsicht beim Anheizen notig, da sonst leicht der Heizdraht (1 mm dick) durchbrannte. Seine Erneuerung ist iibrigens sehr einfach.

Zur Temperaturmessung dienten Thermoelemente, die aus demselben Draht hergestellt waren wie 7!! und in ihren An- gaben mit diesem als identisch anzusehen sind. Die Tempe- raturen iiber 500° sind aus der Normalcurve (Tab. XVI), die unter 50O0 aus der Messung der Elemente im Salpeterbade abgeleitet.

Bei jedem Versuch wurde die Thermokraft von Minute zu Minute bestimmt und danach die Temperatur als Function

Page 22: Ueber das Luftthermometer bei hohen Temperaturen

526

der Zeit (Zeitcurve) aufgetragen. Eine Aenderung von 10 MV konnte noch direct am Compensationsap parat durch Einschalten von 0,l Ohm compensirt werden. Kleinere Unterschiede wurden durch den Ausschlag des Galvanometers interpolirt, wobei einem Scalenteil je nach dem Widerstande des Nebenkreises 0,5 bis 1,4 MV entsprachen.

Die Genauigkeit der Tiegelmethode ist ohne weiteres durch die Grenze gegeben, die man bei der Nessung mit Thermoelementen iiberhaupt einhalten kann und auf die wir unten noch nilher eingehen. Die Drahtrnethode ist weniger genau, weil das Durchschmelzen etwas von der Spannung ;ib- hangt, welche die Drilhte des Thermoelementes, namentlich der Platinrhodiumdraht, auf die Lotstelle ausliben und welche bei den einzelnen Versuchen wechselt. Es kommen deshalb wohl die hochsten Temperaturen , die man fur den Schmelzpunkt beobachtet, der Wahrheit am nachsten, um so mehr als haufig der Draht an der Lotstelle kurz vor dem Durch- schmelzen bricht.

Gold. - Der Schmelzpunkt des Goldes ist nach der Draht- methode bestimmt. Es standen una zwei verschiedene Qold- proben zur Verfugung, von denen die eine (I) von der Gold- und Silber-Scheideanstalt zu Frankfurt stammte, die andere (11) in der Reichsanstalt sorgfaltig gereinigt war. Ein Unterschied in der Schrnelztemperatur der beiden konnte nicht festgestellt werden. An den ersten beiden Beobachtungstagen wurde der Luftthermometerofen benutzt, spiiter der Schmelzofen (Fig. 3), in dem sich ein leerer Porzellantiegel befand. Das Schutzrohr fur das Thermoelement fie1 dabei weg. Die elektrische Heizung geschah so langsam, dass sich noch deutlich beobachten liess, wie die Temperatur der Lotstelle kurz vor dem Durchschmelzen stationar wurde. Die beobachtete Schmelztemperatur folgt hier in Mikrovolt von T, und in Qrad fur die Proben I und 11.

5. Holborn u. A. Day.

1064,5 I i 10209 MV 1064,5O I 10209 10206 1064,2 1 10208 1064,4

October 17.

1063,9 1063,8 1 I1 10202

I f 18* { 10201

Page 23: Ueber das Luftthermometer bei hohen Temperaturen

Luflthermometer bei hohen Temperaturen. 527

10211 MV 1064,6 10211 1064,6 10211 1064,6

1 I1 i November 15.

Jauuar 2.

11 3.

10190 1062,9 10190 1062,9 10200 1063,7 10189 1062,8

10203 1064,O 10197 1063,5 10213 1064,8

11

Als Mittel gilt 1064.0 O mit einer mittleren Abweichung von 0,6O.

Silber nach der Brahtmethode. - Der Schmelzpunkt des Silbers ist zuerst ebenfalls nach der Drahtmethode beobachtet. Es kamen hier zwei Prohen der Frankfurter Scheideanstalt in Betracht, einmal ein Draht, der in der Starke von 0,5 und 0,25 mm in die Lotstelle eingeschmolzen wurde, so- dann ein Blech von 0,25mm Dicke, von dem schmale Streifen mit der Scheere abgeschnitten wurden. Ein Unterschied in dem Schmelzpunkt der verschiedenen Punkte ist nicht be- obachtet. Man beputzte dieselben Oefen wie bei Gold. Ftir die Schmelztemperatur ergab sich:

8928 MV { 8936 September 25. 953,3 O

954,0

8937 954,1 October 16. { 8922 952,8

8922 952,8

November 15.

8914 952,1 \ 8927 953,3

1 8935 953,9 8930 953,5

8939 954,3

8941 954,5

8958 956,0 8925 953,1

8924 953,0

Das Mittel ist gleich 953,6O mit einem mittleren Fehler von & 0,9O.

Page 24: Ueber das Luftthermometer bei hohen Temperaturen

528 L. Holborn u. A. Bay.

SiZ6er nach der Tiegelmethode. - Es ist von Ca l l enda r , sowie von Heycock und Neville') darauf hingewiesen, dass das Silber in oxydirender Atmosphare niedriger schmilzt oder erstarrt als in reducirender. Der Unterschied wird dadurch verursacht, dass das Silber bei dem Schmelzen Sauerstoff ab- sorbirt, der aus dem erstarrten Metall wieder entweicht und dadurch die bekaimte Erscheinung des Spratzens hervorruft. Fur die Untersuchung der Frage, ob der in Luft nach der Drahtmethode bestimmte Schmelzpunkt von dem normalen ab- weicht; haben wir die Tiegelmethode benutzt.

Zuerst wurde das Silber im offenen Porzellantiegel ge- schmolzen, und zwar ohne dass man das geschmolzene Metall riihrte. Unter diesen Urnstanden erhielt man, im Qegensatz zu den Versuchen mit anderen Metallen, uberhaupt keinen bestimmten Schmelzpunkt. Sowohl bei dem Schmelzen , als auch bei dem Erstarren besitzt die Zeitcurve die Qestalt A (Fig. 4). Diese zeigt auf ihrem Verlauf nirgends einen horizon- taleii Ast, sondern nur ein Intervrtll von 6 bis 8O, wo die Temperatur allmahlich fallt oder steigt. Die Methode liefert in diesem Falle keine scharfere Bestimmung ftir den Schmelz- punkt. Als man die Chamottedeckel des Ofens durc,h Glimmer- platten ersetzte, sodass man in den Tiegel hineinsehen konnte, ergab sich, dass das Metall in dem grossten Teil des frag- lichen Intervalles sowohl bei dem Erstarren, als auch bei dem Schmelzen fliissig war. Das Schmelzen oder Erstarren erfolgte ungefahr bei 954,5O (8940 MV). Es ist dabei zu bemerken, dass durch die Vertauschung der Chamottedeckel mit den Olimmer- platten, von denen drei durch Luftschichten getrennt auf- einander folgten , an den Verhaltnissen des Ofens nichts Wesentliches geandert wurde.

Wurde das Thermoelement mit der Schutzrohre bewegt oder das Metall durch ein besonderes Rohrchen geruhrt, so blieb die Gestalt der Zeitcurve im allgemeinen dieselbe. Nur riickten die Qrenxen fiir die langsame Temperaturanderung naher zusammen und konnten durch verstarktes Riihren herab- gedruckt werden.

1) C. T. Heycock und F. H. Nevi l le , J,chem.Soc. 1895, p. 160 und 1024.

Page 25: Ueber das Luftthermometer bei hohen Temperaturen

.Guflthermometer bei hohen Temperaturen. 529

Tabelle XVII enthalt verschiedene Beobachtungsreihen mit und ohne Riihren. G bezeichnet das Gewicht des geschmolzenen Netalles in Gramm, tl und tz die untere und obere Grenze

Fig. 4.

Fig. 5.

Fig. 6.

0

fur die langsame Temperaturanderung und t das Mittel aus beiden. DieSfarke i(Amp.) desHeizstromes giebt nur ungefahr ein Maass fur die zugefiihrte Energie, da die Heizspulen an ver-

Annalen der Physik. IV. Folge. 2. 34

Page 26: Ueber das Luftthermometer bei hohen Temperaturen

530

schiedenen Tagen nicht immer den gleichen Widerstand be- sassen , dieser wegen des grossen Temperaturcoefficienten des Nickels auch noch vom Strom abhangt. %' und S bedeutet Erstarrungs- urid Schmelzpunkt.

Tabe l l e XVII.

L. Holborn u. A . Bay.

,

Schmelzen von Gilber im Tiegcl unter Luftsutritt.

I li 17. ~

I mit Riihren 1 I

18. !500{1

20. 1380(; I

6,O ~ E 8,3 S 0,0 i E 8,O I S 6,5 1 E 930 1 s

8,O ' s

5,o , E 8,O I s 5,5 E

I 5,O I E 6,O I h' 10,7 I S

8,O , E

I I , I 8940 ~ 954,4' ~ 8983 958,2' i956,3'

I 8960 95GJ ' 9016 8973 8970

8970 8968 8963 8942 8950

8931 8950 8931

8926

957,s i 9000 957,O ' 9014 953,Z \ 9006 957,O ~ 9014 956,8 1 9001

9018 956,4 954,6 955,3

953,6 955,3

961,O )958,6 959,6 958,5 960,9 I959,O 960,2 \956,7 960,9 1959,O

9G1,2 1958,8 959,7 1958,3

8995 1 959,2 '956,9 9011 960,6 (958,O

8947 i 955,O 8967 I 956,7 956,O

953,6 , 9004 1 960,O !956,8

I

8890 , 950,O I 8943 1 954,6 j952,3

Uas Mittel aus den Werten von t , die fiir das geriihrte Metall gewonnen sind, ist gleich 954,9 O. Es unterscheiclet sich nur um 1,3" von dem Wert, der nach der Drahtmethode gewonnen ist. Wir nehmen deshalb 955 " als Schmelzpunkt fur das bei Luftzutritt geschmolzene Silber an , wobei zu be- achten ist, dass der Punkt nicht genau definirt ist und name& lich bei der Drahtmethode durch die Beschaffenheit der Atmo- sphare erhebliche Schwankungen erleiden kann.

Nach dem Erstarren wurde das Spratzen mehrfach durch die Glimmerdeckel beobachtet. Es trat zwischen 933 und 940°, im Mittel bei 936O ein und war vie1 starker, wenn das geschmolzene Metall vorher geriihrt worden war.

Der Versuch , das geschmolzene Silber durch Einleiten von Sauerstoff zu sBttigen und dadurch zu einem bestimmteren

Page 27: Ueber das Luftthermometer bei hohen Temperaturen

Luftthermometer 6e i hohen Temperaturen. 53 1

Erstarrungspunkt zii gelangen, hat zu keinem Ergebnis gefuhrt. Der Erstarrungspunkt unterlag jetzt viellnehr noch grosseren Schwankungen. Folgerichtig fie1 er dabei vie1 tiefer. Er wurde z. B. bci 939, 938, 942 und 938O beobachtet. Bei derselben Temperatur ungefahr entwich vorher der Saucrstoff aus dem noch fliissigen Metall. Die Curve D (Fig. 4) giebt die Gestalt der Zeitcurve an , die sich freilich mannigfach tinderte. So begann z. B. der Sauerstoff in einem Falle bei langsam sinkeiider Ofentemperatur gegen 940 O zu entweichen, und das Thermo- element stieg dann unter andauerndem Spratzen des Silbers in 5 Minuten bis auf 963O. Bei dieser Temperatur erstarrte das Xetall plotzlich und verstopfte dabei das Porzellanrohrchen, welches den Sauerstoff zuleitete.

Man bekommt hobere und besser bestimmte Werte fur den Schmelzpunkt des Silbers, wenn man den Zutritt des Sauerstoffs verhindert. Diesen Zweck haben wir dadurch zu erreichen gesucht, class das Silber einmal im Porzellantiegel untcr Kochsalz geschmolzen wurde, sodann im Graphittiegel, auf den ein zweiter a19 Deckel aufgesetzt war. Die Zeitcurve hat in beiden Fallen sowohl bei dem Schmelzen als bei dem Erstarren einen scharf horizontal verlaufenden Ast, wie es Fig. 4 in Curve.B (unter Kochsalz) und C (im Graphit) zeigt.

Tab. XVIII enthalt die Beobachtungen, aus denen 961,5O als Schmelzpunkt des reinen Silbers folgt. Der Erstarrungs-

Tttbelle XVIII.

I Schmelzen von Silber oline Zutritt von Smerstoff,

. . ... - .. - - - - _- - - - . - _ _ - - - ._

t l o 1 I i I

Tag I i 1 (g) I (Amp.) 1 MV I Grad

. I ... . - - '... -. - - -.i L- _ _ . .. . - __ I m Porzellantiegel unter Kochsalz

I 9023 1 961,7O I 9026. I 961,9 1 9023 I 961,'i

I 11,3 I S , 9026 1 961,9

23. Sov. I 400 { ! 6,7 , I

! Im Graphittiegel.

I i 6,7 1 E ~ 9018 i 961,2 I

975 I s 1 9019 I

9018 I { I 6,O 1 E i 8.. Dec. 1 352

i 993 , 8 1 9018 I 961,2

34 *

Page 28: Ueber das Luftthermometer bei hohen Temperaturen

532

punkt fallt damit znsammen. Spratzen wurde in diesen Fallen nicht bemerkt.

F u r die Drahtmethode sind die beiden Verfahren, den Saner- stoff vomSilber fern zu halten.nicht brauchbar. Denn man kann die blanke Lotstelle weder in fliissiges Kochsalz stecken, weil dies zu gut leitet, noch in die reducirende Atmosphare eines Graphit- tiegels, weil hierdurch das Thermoelement verdorben werden kann.

Kupfer. - Der Schmelzpunkt von Kupfer ist wegen, de r starken Oxydirbarkeit des Metalles nicht nach der Drabt- methode bestimmt. Das im Tiegel erhitzte reine Metall war in Stiicken von 100 g von dem Heddernheimer Kupferwerk bezogen. Der Schmelzpunkt wurde in oxydirender und redu- cirender Atmosphare bestimmt.

Das an der Luft im offenen Porzellantiegel geschmolzene Metall hat in? Gegensatz zuin Silber einen bestimmten Schmelz- punkt , mit dem der Ertarrungspunkt zusammenfallt. Diese Erscheinung spricht dafur, dass das Kupfer unter diesen Urn- standen mit einer bestimmten Menge von Sauerstoff oiler viel- mehr von einer Kupferoxydverbindung gesattigt ist.

Um uns hinreichend von der Constanz des Punktes zu uberzeugen, haben wir ihn sehr oft beobachtet, aber nie merk- liche Unterschiede gefunden. Es war dabei gleichgiiltig , ob das zu schmelzende Kupfer frisch war oder schon einige Male demselben Zweck gedient hatte. Erst nach vielfacher An- wendung schien sich das Metall schwieriger schmelzen zu lassen, eine Erscheinung, die auf cine Abnahme der Warnie- leitfihigkeit hinweist und noch naherer Priifung bedarf. Tab. XIX enthalt die Beobachtungen, aus denen sich als Mittel fur den Schmelzpunkt des Kupfers bei Luftzutritt 1065,O ergiebt.

Erhitzt man dasselbe Metall, das mehrfach an der Luft geschmolzen ist, im Graphittiegel, so wird es allm%hlich redu- cirt. Der Schmelzpunkt steigt dabei bis auf 1084O, wenn d a s Kupfer hinreichend lange im geschmolzenen Zustande erhalten und dadurch vollstandig reclucirt worden ist. Bei unvollstan- diger Reduction werden Schmelzpunkte zwischen 1066 und 1084(’ beobachtet. Tab. XIX enthalt am Schluss die Beob- achtungen fiir den Schmelzpunkt des reinen Metallcs; Fig. 5 zeigt Zeitcurven fur die Beobachtungen im Porzellantiegel (Curve A und B) und im Graphittiegel (Curve C und 1)).

L. Ifolborn u. A. Bay.

Page 29: Ueber das Luftthermometer bei hohen Temperaturen

Luftthermometer bei hohen Temperaturen. 533

Tabe l l e XIX. Schmelzpunkt von Kupfer.

I 900 1 - I

I I 330 1 ! I ' 350 {

7,5 l l ,o

715 10,8

10,3

10,5 890

795 10,3

370 {

E 1 10216

E 1 10213 S 1 10215

S ' 10214 E i 10213

I s I 10219 3 1 10210

E 1 10211

S j 10216

S E S

E S E S

E S S

10220 10211 10219

10213 10213 10211 1021 1

10212 10214 10316

10216 10219

In reducirender AtmosphLre.

1 I h' 1 10442

i 'j5 1 7,2 1 E' 10440 i 10,4 I S I 10437 I

. l 10440

1065,l

1064,8 1065,O 1064,tl 1064,9

1065,3 1064,6 1065,l

1064,7 1065,4 1064,7 1065,3

1064,P 1064,8 1064,7 1064,7

1064,7 1064,9 1065,l

1065,l 1065,3

I 1084,3 1 1084,2

1 1053,s I 1084,2

das geschmolzene Kupfer Sauerstoff enthalt , so wird die eingetauchte unglesirte Porzellanrohre, die als Schutz fur das Thermoelement dient, schwarz gefarbt, wahrend das reine Kupfer das Porzellan nicht merklich angreift.

Page 30: Ueber das Luftthermometer bei hohen Temperaturen

534 L. Holborn u. A. Day.

Antimon. - Das Antimon ist ebenso, wie die folgenden einfachen Metalle! von K a h l b a u m bezogen. Mit Ausnahme des Aluminiums konnen sie nach friiheren Erfahrungen als hinreichend rein angesehen werden. Fur das Schmelzen des Antimons wurden Graphittiegel verwendet. Dabei trat bei dem Erstarren eine geringe Oxydation der Oberflache ein, da das Einleiten eines reducirenden Gases wegen einer mijglichen Storung des Thermoelementes nicht angewendet wurde. Vor dem Erstarren sank die Temperatur erst bedeutend (bis zu 20°) unter den Schmelzpunkt, auf den sie dann plijtzlich wieder hinaufstieg (vgl. Fig. 6, Curve 8). Sonst verlaufen die Zeit- curven normal. Das Mittel fur den Schmelzpunkt ist 630,5O.

Aluminium. - 'Aluminium wurde sowohl im I'orzellan-, wie im Graphittiegel geschmolzen. Wie schon friihere Beob- achter bemerkt haben, liefert das Metal1 lteinen scharf Le- stimmten Schmelzpunkt. Die Zeitcurven (Fig. 6 , C und B) haben eine ahnliche Gestalt, wie bei dem Schmelzen des Silbers an der Luft.

Wir nehmen 657,3O als Schmelzpunkt an. Es ist dies der Mittelwert au8 den Beobachtungen mit dem Porzellan- tiegel. Die Schmelzungen im Qraphittiegel geben einen etwas kleineren Wert. Doch ist dieser Unterschied wohl durch die ziemlich lrleine Metsllmenge verursacht, die im Graphittiegel zur Verwendung kam. Fiir die Aichung wird man den Schmelz- punkt des Aluininiums nicht wahlen, sqndern den benachbarten des Antirnons vorziehen.

Zink. - Zink ist im Porzellan und im Graphit geschmol- zen worden. Dieselbe Metallmenge wurde hierbei nicht sehr oft benutzt. Die Zeitcurve hat iiberall die normale Form. Als Mittel der Beobachtungen gilt 419,O".

Blei. - Bei dem Schmelzen des Rleies macht sich die geringe Schmelzwarme bemerklich, die eine sorgfaltige Regu- lirung der Heizung verlangt. Als Schmelzpunkt wurde hier 326,9" erhalten.

Cadmium. - Cadmium liefert wegen seiner bedeutenden Schmelzwarme ohne grosse Miihe scharfe Punkte. Der Mittel- wert ist gleich 321,7O.

Tab. XX enthalt die Beobachtungen fur d'ie Schmelz- und Erstarrungspunkte yon Antimon, Aluminium, Zink, Blei

Page 31: Ueber das Luftthermometer bei hohen Temperaturen

Luflthermometer bei hohen Temperatwen. 536

und Cadmium. Tab. XXI und XXII liefern Beispiele fur die Aufnahme der Zeitcurven. Die Zahlen bedeuten IvIikrovolt der von Minute zu Minute bestimmten Thermokraft.

T a b e l l e XX. Schmelzpunkt verschiedener Wetalle.

I 0,O ~ E , 5453

14. 1)ec. 260 {i f$ I ' 5449 I 5452

I 1 7,5 ~ 8 I 5448

630,8'

63014 I In Graphit 630,7 I 'I 630,3 I'

Aluminium ' 0,O ' h' I 5729 I 657,7 I 8,5 I S I 5723 I 557,l

1 7,5 i s I 5723

I 0,O ~ B 5717 656,6

5,O I E i 5718 I 656,6 I 7,5 I S ! 5705 I 655,4 1

i I

i 4. Dec. ' 180 i 4,5 ~ E I 5727

1 I

1; 4,3 I E ~ 5725 I 657,3

Zink

1 655J6 i \ I n Graphit I I

I 4,2 E I 3377 1 419,2

I In Porzellan 1 7,9 I s 1 3375 I 0,O 1 E: I 3376 I ::::: 30. Mlrz i 293 \I 0,O I E I 3376 1 419,l

l 7 , O , S I 3374 1 418,9 I

1 3 3376 1 419,l i 1' ::i S ' 3375 I 419,O

I I

I

2. Dee.

i

7,3 I 5' I 3373

Blei

15. Dec.

26. Mgrz

25005 2505 2508 2510 2510 2510

I 0,O ! E I 2507 1 326,9 I I 7,O I 8 I 2508 I 327,O

I 6,O ~ s' I 0,O I .E ~ 2505 I 326,7

!

Ij 0,o I I.: I 5,8 1 S

493 I 4,2 s I 0,O E ii 4,2 S

R26,7

:ii:i 1 In Graphit 327,2

I 327,2 ,

Page 32: Ueber das Luftthermometer bei hohen Temperaturen

P9GOI 9Tc;OT 60COI EOGOT 16POI

T6POI P8POi ZlPOT 9'301 PPPOT IPPOI OPPOI OPPOT 6EPOI BEPOT

LEPOT 9EPOT &&POI

- - - - -

09POT OPE01 00601 89201

9PZOT LZZOT 6IZOT 9IZOT 9lZOT 91201 PTZOT PTZOT EIZOI CIZOT

EIZOI 61ZOT I IZOI OTZOi O1ZOT 10ZOl TOZOI 98101 9010T EOOOT

IslIazJocI U!

"3

.~ _- ... _-

.- -

8966 OlOOI F610L ZPEOT OIPOI

LZPOI 66POT 18POT 6EPOI TPPOT ZPPOI ZPPOI EPPO1 EPPOI

' EPPOT

ZPPOT ZPPOI ZPPOT

- -

OPL8 0066 1600 I 1LlOT 86101 oozo t EOZOI

80207 OTZOT OTZOI TIZOI ZIZOT ZT&OT ETZOT EIZOI PIZOI EIZOT

EIZOI PIZOT ZTZOI OTZOT OT80T OPZO i OTEOT OlEOT 9lPOT 06901 .- __ .- - -

181IaZlOd

n! "3 ___._

- - - - -

,6918 9L68 9006

- - - - -

0626 I216 PL06 9906 9S06 €PO6 E606 ZZ06

6106 6106 6106 6106 8106 8106 9106 9968 7988 9918 - ._ ~

6Z06 6Z06

6206 lZ06 8Z06 1206 9206 9Z06

OGE6 ZEL6 6906 0906 LEO6 PE06 1606

1106 LTOB

8106 8106

9Z06 9Z06

PZ06 PZO6

- - - - - - - -

0098

0088 0668 LO06 PT06 8106 OZ06 IZ06 1Z06 ZZ06 ZZ06

ZZ06 ZZ06 8206 PZ06 PZ06 6106 0616 lPZ6 08F6 6ZP6

'1woox -.

6Z 82 LZ 9z 92 PZ 82 zz IZ

oz 61 8T lt 91 91 PT 81 ZT II 01 6 8 L 9 9 P 6 Z T _-_ __

Page 33: Ueber das Luftthermometer bei hohen Temperaturen

.ihflthermometer bei hohen l'emperaturen. 537

T a b e l l e XXII. Zeitcurven (MVL

4 5840 5 .i720 6 5600 7 1 5495 8 5390 9 ' 5280

10 ' 5190

11 5450

13 1 5454 14 I 5453 15 I 5454 16 , 5452 1 7 I 5452

12 I 5454

18 19 20

21 22 23 24 25

5451 5451 5448

5438 5310 5060 - -

5408 3400 1 3351 5430 1 3376 3355 5437 3376 I 3350 5441 i 3376

5445 I 3376

5446 3376

5448 I 3375 5448 I 3375 5448 ' 3375

5449 1 3374

5447 I 3375

5449 1 3375

5450 I 3373 5456 3374 5468 1 3373 1 5488 1 3373 1 5512 3372 5555 1 3370 I 5655 I 3366 - I 3357 I

3369

3369 3370 3372 3372 3373 3373 3374 3374 3374 3374

3375 3375 3376 3389 3404

26 I - 3342 ' 3433 27 I - ' - 3300 1 - 2 8 i - I - I -

'orzellan I Porzellan IGraphil

2671 1 2353 1 2809 2621 2401 2767 2574 2529 2506 2506 2505 2505 2505

2505 2504 2503 2502 2501 2497 2488 2473 2444 2365

- - - -

2450 2496 2503 2504 2505 2505 2505

2506 2507 2510 2514 2521 2529 2572 2676 - -

- - - -

2726 2685 2646 2607 2570 2533 2496

2462 2460 2459 2459 2459 2459 2459 2459 2459 2458

2458 2457 2456 2454

- - Cd in

haphi t

2392 2425 2442 2449 2454 2456 2457 2458 2459 2459

2460 2460 2460 2461 2461 2463 2469 2485 2499 2525

-... - __ ._ -.

- - - -

2452 - 2449 I - 236i 1 - 2422 -

Legirungen. - Zum Schluss sincl noch einige Legirungen zu erwahnen, deren Schmelzpunkt nach der Drahtmethode beobachtet wurde. Die durchzuschmelzenden Drahte wurden aus Blechproben geschnitten, welche die Frankfurter Scheide- anstalt fur Temperaturmessungen herstellt.

Da sich die Lotstelle in gewohnlicher Atmosphare befand, so gaben Silber -Kupferlegirungen kein Ergebnis. Das Silber saigert au8 dem teilweise oxydirten Kupfer heraus und der Rest schmilzt bei wechselnder Temperatur liber dem Schmelz- punkt des reinen Silbers durch.

Die beiden Legirungen 95Ag,5Au und 90Ag, lOAu liessen wir besonders herstellen, urn zu priifeii, ob ein kleiner Goldzusatz

Page 34: Ueber das Luftthermometer bei hohen Temperaturen

538 1;. Holborn u. A. Bay.

J I 95 Ag, 5 Au

90Ag, 10Au

I

40 Ag, 60 AU

den Einfluss des Sauerstoffs auf den Schmelzpunkt des Silbers aufhebt.

Die Beobachtungen sind in Tab. X X I I I enthalten, wobei zu bemerken ist, dass die Temperatur iiber 11 50 O durch Extra- polation aus der Formel fur das Normalelement (Tab. XVI) hergeleitet wurden.

T a b e l l e XXIII. Schmelzpunkt von Legirungen.

Die Beobachtungen widerlegen diese Vermutung.

_ _ _ _ - .

I I - I t I 1 I - - _ -

1- I -1 Mittel Legirung I ,-- I Mittel jl Legirung I MV 1 Grad I II MV Grad

8989 1 958,7 11 8990 958,8 958,5 8980 957,9

- I I - - - -- - ~ ---I- --

9067 965,.5 ! j 9070 I 965,8

90Au, 1OPi

9756 1025,5

9757 11025,6 I

, I I

!1155111177,2 11522,1174,9

I; 11482 1171,5 111 59911 181,2

6. Die Messung mit Thermoelementen. Als vor etwa zehn Jahren die ersten Thermoelemente aus

Platin-Platinrhodium zur Messung hoher Temperaturen von der Firma H e r i i u s bezogen wurden, war sowohl das Platin als auch das Rhodium so wenig chemisch rein, dass eine Re- production der Elemente mit annahernd derselben Thermokraft unmoglich war. Es ist aber gelungen, zuerst das Platin, dann das Rhodium in reinerem Zustande darzustellen. Hierdurch sind die Abweichungen zwischen den Thermoelementen aus verschiedenen Schmelzungen , die anfangs 10 Proc. und mehr betrugen, neuerdings auf etwa 1 Proc. herabgekommen. Auch

Page 35: Ueber das Luftthermometer bei hohen Temperaturen

Lufttfiermometer bei hoheii Temperatwen. 539

sind die Drahte im Laufe cler Zeit immer homogener ausge- fallen.

Da der Platindraht in Temperaturen uber 10000 viel weriiger bestzndig ist als das Platinrhodium, so ware fur eine bessere Haltbarkeit der Elemente viel gewonnen, wenn man das Platin durch ein anderev verwandtes Metall ersetzen konnte. Bis jetzt haben wir jedoch noch lreinen Ersatz ge- funden. Die Legirungen des Platins mit Iridium und Ruthe- nium, zum Teil auch die mit Palladium unterscheiden sich niimlich in thermoelelrtrischer Beziehung wenig vom Platin- rhodium. Reines Palladium, das gegen Platinrhodium eine griissere Thermokraft besitzt als gegen Platin, kommt nicht in Frage, da es bekanntlich in sehr hohen Temperaturen noch weniger haltbas ist als Platin. Thermoelemente aus verschiedenen Pla,tinrhodiun~legirungen endlich, wie sie friiher iiber 1000" von H o l b o r n uncl W i e n benutzt worden sind, empfehlen sich wegen ihrer geringeren Empfindlichlreit nicht fur den allgemeinen Ge- brauch.

Die Thermoelemente wnren zuerst nur zur Messung der Gluhtemperaturen bestimmt. Es hat sich dann spater gezeigt, class sie m c h fur tiefere Temperaturen noch brauclibar sind. Aber unter 250° sollte man nicht damit heruntergehen, da alsdann die Fehlerquellen wegen der mit der Temperatur ab- nehmenden Empfindlichkeit merklicher werden.

Die Genauigkeit der Messung ist von H o l b o r n und Wien friiher auf so angegeben. Bei den vorliegenden Messungen sind wir weiter gekommen. Wir wurden jetzt fur die Tempe- raturcn bis ll50O ungefiihr l o als Fehler angeben; d. h. bei einem beliebigen Temperaturgefalle zwischen den Lot- stellen ist die Temperatur der heissen Lotstelle durch die Thermokraft auf etwa f 1 O bestimmt. Dies schliesst nicht aus, dass man bei einer bestimmten Anordnung der Drahte relativ genauer niessen kann. Die Bestimmung der Schmelz- punkte liefert hierfiir viele Beispiele.

Die Hauptursache des Fortschritts liegt in der Anwendung des elektrischen Heizverfahrens , wodurch die ganze Unter- suchung der hohen Temperaturen an Einfachheit und Gennuig- keit sehr gewonnen hat. F u r die Thermoelemente kommt noch hinzu, dass sich mit dem elektrischen Ofen eine bcstinimte

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Verteiluiig der Temperatur stets wieder genau herstellen lasst, sodass man selbst mit unhomogenen Drahten unter denselben Bedingungen genaue Temperaturmessungen anstellen kann.

Doch ist zu beachten, class in diesem Falle die Genauig- keit nur relativ ist und dass die Thermoelemente bei einem anderen Temperaturgefalle grossere Abweichungen zeigen konnen. Man muss dieses deshalb moglichst variiren, wenn die abso- lute Genauigkeitsgrenze bestimnit werden soll.

Bei der vorliegenden Untersuchung geschah dies in der Weise, dtlss man einmal die Temperatur an dem Ort der Lot- stelle mit zwei Thermoelementen maass, deren Drahte moglichst verschiedenes Temperaturgefa,lle hatten. So bestimmte man z. B. die Temperatur in der Nahe eines Endes von einem elektrisch geheizten Rohr durch zwei an ihrer Lotstelle ver- einigte Thermoelemente, von denen das eine auf dem kurzesten Wege aus dem Ofen fuhrte, wahrend das andere erst die lieissere Mitte passirte.

Das zweite Verfahren, die Drahte der Thermoelemente auf ihre Homogenitat zu prufen, bestand darin, dass man moglichst viele Stellen des Drahtes zur Lotstelle macht und diese nach einander nur auf moglichst kleine Langen stets bei demselben Temperaturgefalle vergleicht. F u r die letzte Methode, die wir vorziehen, ist der elektrische Schnielzofen (Fig. 3) be- sonders geeignet.

Wir wollen dabei bemerken, dass die Drahte fur solche nur voriibergehend benutzte Lijtstelleii am besten niit Platin- draht zusammengebunden werden. Uebrigens hat es auch auf die Thermokraft keinen Einfluss, wenn man den Draht ge- gebenen Falls an einigen Stellen zerschneidet und spater in der Knallgasflamme wieder zusammenschmilzt. Nur sind dicke Knoten im Uraht in vielfacher Beziehung hinderlich. Bei einiger Uebung lassen sich solche Lijtungen im Draht mit dem L i n n em a n n’schen Brenner jedoch so fein herstellen, dass sie nur schwach auf dem Draht hervortret,en.

Thermoelemente, wie sie jetzt in der gebrauchlichen Draht- starke (0,6 mm) aus reinen Metallen hergestellt werden, sind sehr homogen und zeigen auf Langen von mehreren Metern keine Abweichung, die 1 O Unterschied bei der Temperatur- niessung bewirkeii kbnnte. Dtinne Drahte, die durch Aus-

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Liit’tlhermometer bei Aoheii Temperatwen. 54 1

ziehen aus clen dicken hergestellt werden, sind gewohnlich weniger gleiclimassig. So zeigten z. B. Drahte von 0,25 mm Dicke etwa die doppelte ilbweichung. Dieser Unterschied zwischen den dunnen und dicken Drahten konnte auch durch elektrisches Ausgliihen nicht beseitigt werden, dem die Drahte vor dem Gebrauch unterzogen wurden.

Bei Gfter wiederholter Erhitzung auf hohe Temperatur konnen (lie Drahte unter Umstanden iingleichmassiger werden. Auf diese Erscheinung ist auch schon friiher hingewiesen. Sie spielt aber jetzt bei der Einhaltung der vie1 grosseren Genauigkeit eine wichtigere Rolle und wir miissen deshalb ausfuhrlicher darauf eingehen.

Die Veranderungen der Thermoelemente sind iiihnlicher Art, wie sic nach H o l b o r n und Wien fiir Platin und Palla- dium durch Heizgase oder Wasserstoff in Gegenwart von Silicium entstehen uiid auf den Widerstand dieser Metalle noch starker einwirken nls auf ihre Thermokraft. Selbst bei der elektrischen Heizung, wo Flammengase nicht ZLI fiurchten sind, konnen sich aus nicht hinreichend gegluhten Ofenwauden Gase entwickeln, die durch Platin hindurchgehen. Wir haben hierauf schon in unserer ersten Abhandlung hingewiesen. Diese Gase wirken auch auf die Thermoelemente ein.

Man vermeidet sie inoglichst bei Anwendung von Por- zellan, das einmal solche Gase nicht entwickelt, sodann auch selbst im unglssirten Zustande fur sie wenig durchlassig ist. Fur Temperaturen unter 1100O kann man die Drahte noch inehr durch glasirtes Porzellan schutzen. Alle Rohren aus hijlier schmelzbaren Xassen jedoch, die wegen der zu niedrigen Temperatur (1400 O) der Porzellanofen im ungaren Zustancle verwendet werclen mussen, sind einmal poros, sodann entwickeln sio anfangs meist selbst in hoher Temperatur noch Gase, die das Platin in Gegenwart von Silicium stark verandern konnen.

Benutzt man die Drahte yon Thermoelementen, die durch solche Einfliisse ungleichmassiger gewordeii sind , immer in derselben Anordnung, so beobachtet man oft nur geringe Tinterschiede gegen die normalen Werte der Thermokraft. Grasser werden die Abweichnngen stets, wenn man das Tem- peraturgefdle Bndert. So beobachtete man mit einem ver- clorbenen Elemente C, clas mit dem nngeanderten Element 11

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542 L. llolborn u. A . say.

an der Lotstelle vereinigt war, bei 550° folgende Differenzen (C-A) in Mikrovolt, wenn die gemeinschaftliche Lotstelle aus der Mitte eines 40 cm langen elektrisch gcheizten Rohres nach beiden Seiten herausgebraclit wurde:

I I1 Mitte 7 7 6 cm nach rechts - 73 + 3 6 cm nach links + 126 + 36.

Bei I waren die Eleinente gekreuzt, wahrend bei I1 die beiden Drahte eines jeden Elementes j e nach derselben Seite liefen. Anfangs hatten beide Elemente in allen Lagen auf 5 MV ilbereingestimmt, und C war erst verandert, seit es in einem Ofen aus nicht liinreichend ausgegluhter Chamotte gebracht war.

Wir konnten noch mehr Beispiele anfuhren , beschranken uns jedoch auf zwei Falle, wo der Versuch gemacht wurde, die veranderten Drahte wiederherzustellen.

Das Element C', das zu dem Drahtvorrat T, gehorte, war langere Zeit in hoher Temperatur in langen Ofen beautzt und war aus demselben Grunde wie C verandert. In der alten Anordnung zeigte es jedoch bei der Vergleichung mit den Normalelementen H und G nur folgende geringe Unterschiede (MV):

11- C' G - C' H-C' 0-C' 2000 + 5 + 5 800' - 13 + 5 300 + 5 + 6 900 - 12 + 7 400 + 4 + 5 1000 - 13 + 7 500 - 11 + 6 1100 - 10 + 8 600 - 13 + 7 1200 - 9 + 8 700 - 14 + 7

Das Element C' wurde darauf in den Schmelzofen gebracht, in Clem sich schmelzendes Kupfer befand, wo es auf eine vie1 kurzere Lange erhitzt wurde. Es zeigte dabei 10092 MV an, walirend die beiden Normalelemente 10 2 12 gaben. C' wurde danacli eiiie Stunde bei heller Gelbglut ausgegluht und zeigte danacli 10095 MV fur den Schmelzpunkt des Kupfers an. Erst nach mehrstundigem Gluhen in heller Wcissglut gab es 10170, und nachdem es alsdann um eine Lange von 5 cm an der heissen Lotstelle verkiirzt war, erhielt man 10220. F u r clcri Schmelzpunkt von Blei, Cadmium und Zink gab das Ele-

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Auftthermometer 6ei hohen Temperaturen. 543

ment darauf in Uebereinstimmung mit den normalen Drahten 2513, 2460 und 3371 MV.

Das Ausgliihen der Drahte geschah elektrisch, indem ein Strom bis zu 17 Amp. hindurchgeschickt wurde. Bei Hinter- einanderschaltung leuchten die beiden Drahte des Elementes in hoher Temperatur ungefahr gleich hell, da der kleinere Widerstand, den das Platin im kalten Zustande besitzt, durch den grosseren Temperaturcoefficienten conipensirt wird.

Ein Element B von derselben Gruppe war mehrfach in Rohren aus einer neuen Masse, die zum ersten Nale probirt wurde, bis 1600° erhitzt. Der I'latindraht war dabei in der Nahe der Lotstelle sehr bruchig geworden und mehrfach neu gelotet. Das Element zeigte danach bei 1000u um etwa 90MV zu niedrig, wenn es in dem langen Ofen verglichen wurde. In1 Schmelzofen gab es jedoch fur den Schmelzpunkt des Kupfers anstatt 10216 nur 9840 MV. Nachdem alsdann erst der Phtindraht, darauf der Platinrhodiumdraht um je 16 cm ver- kiirzt war, erhielt man 10290 bez. 10150 MV. Weitere Ver- kurzungen urn 1 G cm brachten keine Aenderung hervor. Diese letzten Stucke wurden deshalb wieder arigesetzt und d a m das ganze Element eine Stunde lang hell ausgegliiht. Am Schluss erhielt man 10216 MV fur den Schmelzpunlit des Kupfers. Durch das Ausgliihen erhalten die Drahte, die nach starkerer Aenderung ein stumpferes Ansehen annehmen, den Metallglanz wieder. Der Platindraht ist sowohl in seinem Aeussern, wie in seinem thermoelektrischen Verhalten mehr veriforben , als das Platinrhodium.

Es ist wahrscheinlich, dass das Normalelement von friiher, welches die von Ho lborn und W i e n sufgestellte Scala re- prasentirt und welches inzwischen vielfach bis 16OOO zu Ver- gleichungen benutzt worden ist , ahnliche Veranderungen er- litten hat. Es zeigt jetzt bei 500 um loo und bei 1000 urn 18O zu hoch gegen die friiheren Angaben. Die neue Bestim- mung des Goldschmelzpunktev giebt dagegen nur eine Diffe- renz von 8". Bei der friiheren Messung war besonders dieser Punkt schon gut bestimmt. Denn die grosste Abweichung vom Mittel betrug bei 25 Messungen unter verschiedenen Be- dingungen & 4O, wahrend sie bei Silber und Kupfer auf & loo stiegen. Bei den tieferen Temperaturen sind damals leider

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544 A. Holborn U. 11. Day.

keine Fixpunkte bestimmt, sodass hier kein Vergleich mehr moglich ist.

Wir ziehen hieraus den Schluss, dass man die einmal festgesetzte Temperaturscala sicher nur durch Fixpnnkte, wie die oben angegebenen Schmelzpunkte, aufrecht erhalten kann. Ferner wird man gut thnn, die Normalelemente in zwei Gruppen zu teilen, von denen die eine nur fur den Gebrauch bis zu etwa 1200 O in Porzellanofen dient , wahrend die andere auch fur hohere Temperaturen benutzt werden kann. Fur diese ist bis jetzt dieselbe Genauigkeit doch nicht zu erzielen, so lange keine luftthermometrischen Messungen vorliegen und eine Verbesserung der technischen Hulfsmittel noch grosse Schwierig- keiten zu itberwinden hat. Besonders sol1 noch darauf hin- gewiesen werden, dass bei der Messung von Temperaturgefallen, wie sie zur Berechnung von Mitteltemperaturen grosserer Raume oft notwendig ist, auf die einwandfreie Beschaffenheit der Thermoelemente geachtet werden muss. Die beste Anordnung ist hier immer, wenn man die Temperatur an den verschiedenen Stellen gleichzeitig mit zwei Thermoelementen misst , wie wir es fruher schon angegeben haben. Die Lotstellen der beiden Elemente sind vereinigt , wahrend man das Temperaturgeflille in den Drahten fur jedes Element moglichst verschieden wahlt.

Da fur technische Betriebe, in denen die Temperatur- messung mittels Thermoelementen vielfach Eingang gefunden hat, sich nicht ubersehen lasst, bis zu welcher Grenze die Elemente infolge von Beschadigung der Schutzrohren und anderen Zufailen verandert werden konnen, so ist hier eine besondere Aufmerksamkeit angebracht, und zwar um so mehr, je hoher die zu messende Temperatur ist.

7. Schluss.

Zum Schlusse stellen wir unsere Angaben fur die Schmelz- punkte von Netallen mit den neueren Angaben anderer Beob- achter zusammen. Luftthermometrische Xessungen von an- deren Beobachtern kommen hierbei nicht in Frage fur die hohen Temperaturen. Wir geben einmal die Xessungen niit Platinwiderstgnden, wie sievon Ca l l enda r , sowie vonHeycock

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.Ihf'tthermometer bei hohen Temperaturen. 546

und Nevi l le I) ausgefiihrt worden sind. Hierfiir liegen nur luftthermometrische Messungen bis zu 445 O, dem Siede- punkt des Schwefels, zu Grunde, nach der die hoheren Tem- peraturen nach einer Formel zweiten Grades extrapolirt wor- den sind.

Ferner ist der Schmelzpunkt von Gold und Silber nach der Drahtmethode mit Thermoelementen yon Ber the lo t a) ge- messen. Die Temperaturmessung geschah nach einer optischen Methode. Es wurde namlich der Brechungsindex und damit die Dichte einer Luftsaule bestimmt, die man in einem offenen, elektrisch geheizten Porzellmrohre erwarmte.

............... - . -- . --

I Luft- I Platin- I Opt. I thermometer 1 widerstand I Methode

.............. I ............ _ _ _ _ I ..... _ _ I

Cadmium I 321,i'O 320,7O I Blei ' 326,9 ~ 327,7 ' Ziuk ' 4194 ~ 419,O'

Aluminium ' 657 I 654,s I Silber in Luft Silber, rein I 961,5 1 960,7 ~

Gold I 1064,O I 1061,7 I 1064 Kupfer in Luft 1064,9 I - I

Kupfer, rein ~ 1084,t 1 t080,5 ' I

Antimon i 6 3 0 , ~ j 629,s 1

' 955 I 955 i 9620 -

1) Die Zahlen beziehen sich meietens auf die Beobachtungeu von H e y c o c k und N e v i l l e (1. c.). Die neuste Angabe' von C a l l e n d a r (Phil. Mag. (5) 48. p. 519. 1899) weicht teilweise um l o ab.

2) D. B e r t h e l o t , Compt. rend. 126. p. 473. 1898.

(Eingegangen 30. Mai 1900.)

Auiialen der Physik. IV. Folge. 2. 35