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242 Ro s e , uber das Tantal und seine alkohol zu erhalten. Es hat hierdurch die von mir schon fruher ausgesprochene Ansicht *) uber die Natur des Aethylens eine weitere Stutze erhalten. Eine Reaction, welche ich mit Chlor- und Bromathylen ohne Erfolg versucht habe, gliickte Herrn Wurtz mit Jodathylen. Derselbe liefs diese Verbin- dung auf essigsaures Silber einwirken und erhielt so das essigsaure Aethylen, welches durch Kalilauge zersetzt Aethy- lenalkohol lieferte. Die von Hrn. W ur tz festgestellten Formeln der beiden genannten Verbindungen sind : (G'JH3'110 Aethylenalbohol G2HP I* H I" Essigsaures Aethylen (GJ14) (€2 H,Q11* Die dem Aethylenalkohol entsprechende Verbindung in der Phenylreihe diirfte das Brenzcalechin (G:BH,O,) sein. Indem ich voraussetze, dars die im Vorstehenden ent- wickelten Ansichlen, die nur einfache und nahe liegende Folgerungen aus der Radical - und Substitutionstheorie sind, fur nichts anderes angesehen werden, als fur die Andeutung gewisser Analogieen, zweifle ich nicht, dafs sie sich niitzlich erweisen werden , und hoffe ich , dars sie dazu beitragen, in einige dunkle Theile der Chemie Licht zu bringen. London 6. September 1856. Ueber das Tantal und seine Verbindungen mit Chlor und Brom ; von H. Rose**). Zur Darstellung des metullischen Tuntuls diente die Ver- bindung des Fluortantals mit Fluornatrium, von welcher drei *) Diese Annalen XCVI, 364 u. On some compounds of Ethylene, Pro- -- ceedings of the Royal Society (19. Juni 1856). **) Bed. Acad. Ber. 1856, 385.

Ueber das Tantal und seine Verbindungen mit Chlor und Brom

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Page 1: Ueber das Tantal und seine Verbindungen mit Chlor und Brom

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alkohol zu erhalten. E s hat hierdurch die von mir schon fruher ausgesprochene Ansicht *) uber die Natur des Aethylens eine weitere Stutze erhalten. Eine Reaction, welche ich mit Chlor- und Bromathylen ohne Erfolg versucht habe, gliickte Herrn W u r t z mit Jodathylen. Derselbe liefs diese Verbin- dung auf essigsaures Silber einwirken und erhielt so das essigsaure Aethylen, welches durch Kalilauge zersetzt Aethy- lenalkohol lieferte.

Die von Hrn. W u r t z festgestellten Formeln der beiden genannten Verbindungen sind :

(G'JH3'110 Aethylenalbohol G2HP I* H I" Essigsaures Aethylen (GJ14)

(€2 H,Q11* Die dem Aethylenalkohol entsprechende Verbindung in

der Phenylreihe diirfte das Brenzcalechin (G:BH,O,) sein. Indem ich voraussetze, dars die im Vorstehenden ent-

wickelten Ansichlen, die nur einfache und nahe liegende Folgerungen aus der Radical - und Substitutionstheorie sind, fur nichts anderes angesehen werden, als fur die Andeutung gewisser Analogieen, zweifle ich nicht, dafs sie sich niitzlich erweisen werden , und hoffe ich , dars sie dazu beitragen, in einige dunkle Theile der Chemie Licht zu bringen.

L o n d o n 6. September 1856.

Ueber das Tantal und seine Verbindungen mit Chlor und Brom ;

von H. Rose**). Zur Darstellung des metullischen Tuntuls diente die Ver-

bindung des Fluortantals mit Fluornatrium, von welcher drei

*) Diese Annalen XCVI, 364 u. On some compounds of Ethylene, Pro- --

ceedings of the Royal Society (19. Juni 1856). **) Bed. Acad. Ber. 1856, 385.

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Theile mit einem Theile Natrium, in einem gut bedeckten eisernen Tiegel geschichtet, erhitzt werden. Bej dunkler Roth- gluth wurde derselbe, als die Einwirkung des Natriums auf das Salz erfolgte, plotzlich stark gluhend. Es wurde dann nur noch kurze Zeit rnit der aufseren Erhitzung fortgefahren und der Tiegel schnell erkaltet. Der Inhalt desselben war eine schwarze Rlasse, aus der , in Wasser gebracht, sich ein schwarzes PuIver absondert , das mit Wasser ausgewaschen werden mufs, so lange dasselbe noch Salz auflost; endlich aber mit sehr verdunntem Weingeist vollkommen ausge- suLt wird.

Das schwarze Pulver ist metallisches Tantal, aber ge- wohnlich nicht von vollkommener Reinheit. ES enlhalt saures tantalsaures Natron , niit welchem es weniger verunreinigl ist, wenn man bei der Bereitung eine schutzende Decke von Chlorkalium angewandt hat.

B e r z e 1 i u s hat im Wesentlichen dieselbe Methode der Bereituny des Tantals angcwandt. Nach ihm indessen ist dasselbe kein Leiter der Electricitat, wahrend das von mir dargestellte Metall, ohgleich es nicht ganz rein war, die Electricitlt sehr gut leitet. An der Luft erhitzt verbrennt es zwar rnit lebhaftem Glanze, oxydirt sich abcr doch etwas schwer und nur durch bfteres Umriihren mit einem Plalindraht wahrend des Gliihens zu weifser Tantalslure. Von Chlor- wasserstoffsaure, von Salpetersaure und selbst von Konigs- wasser wird es nicht angegriffen, selbst niclil diirch lingere Beriihrung und durch langeres Kochen, wie das auclr schon B e r z e l i u s bemerkt hat. Mit Fluorwasserstoffsaure erhilzt wird es langsam und zum Theil unter Gasentwicklung gelost; es bleibt aber auch nach langerem Erhitzen ein graulicher Ruckstand hartnackig ungelost. Hat man aber das Tantal rnit Eluorwasserstoifsaure iibergossen und fugt dann Salpeter- saure hinzu, so erfolgt bei Erhitzung eine schnelle Losung

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unter Entwieklung von rotlien Dampfen. Von Schwefelsiiure, auch selbst von concentrirter , wird das Tantal auch nicht beim Erhitzen gelost. Durch langeres Schmelzen indrssen mit saurem schwefelsaurem Kali wird es zu Tantalsiiure oxydirt.

B e r z e l i u s fand, dars das von ihm dargestellte Tantal durch Verwandlung in Tantalsiiure durchs Gluhen an der Luft eine Gewichtszunahme von i’7,0, 15,84 und 15,33 pC. er- hielt. Hiernach wurde die Tantalsiiure 14,53, 13,69 und 13,29 pC. Sauerstoff enthalten, wlhrend e r selbst aber nur 14,51 pC. darin annimmt. E r schreibt die griifsere Gewichts- zunatime der Gegenwart des Kiesels in seinem Tantal ZU.

Von den1 von mir dargestellten Tantal nahrnen 100 Th. beim Gluhen nur 12,81 Th. Sauerstoff auf. Diefs entspricht einem Gehalt von 11,36 pC. Sanerstoff in der Tantalsiiure, was zwar mit der Annahme von B e r z e l i u s mehr ubereinstimnit, als dessen eigene Versuche, aber ein noch etwas unreineres Tantal vorausselzt; denn ich werde spater zeigen, dafs der Sauer- stoffgehalt der Saure ein weit grolserer ist, als B e r z e l i u s ihn festgestellt hat.

Wird uber das metallische Tantal Chlorgas geleitet, so findet zwar bei gewohnlicher Temperatur keine Einwirkung statt, aber beim gelinden Erwiirrnen erqluht das Metall im Chlorgase nnd kann als Tantalchlorid abdestillirt werden, wahrend eine oft nicht unbetrachtliche Mcnge von saurem tanlalsaurem Natron zuruckbleibt , welches die Verunreinigung des Metalls ausmachte. Hiervon ist ein geringer Theil durch die Einwirkung des Chlorgases in Chlornatrium verwandelt worden.

Man kann das Tantal aus der Tantalsaure zu Metall re- duciren, wenn man uber das bis zur Rothgluth erhitzte tan- talsaure Natron Phosphordiimpfe leitet. Das Salz wird dadurch ganz schwarz, und wenn man nach dem Erkalten die schwarze

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Verbindungen mil Chlor und Brom. 245

Masse mit Wasser behandelt, so wird durch dasselbe phos- phorsaures Natron aufgelost. Aber dieses Tantal ist, unge- achtet seiner tief schwarzen Farbe, mit sehr vielern saurem tantalsaurem Natron verunreinigt, so dafs es ungefahr nur 6 bis 7 pC. reines Metall enthalt, und daher auch ein Nicht- leiter der Electricitat ist.

Wcnn man Tantalsaure oder Tantalchlorid bei erhohter Temperatur mit Ammoniakgas behandelt , S O erhalt man nicht metallisches Tantal, sondern, wie ich spater ausfiihrlicher er- ortern werde, Stickstoffverbindungen.

Was die Bereitung des Tunlalcldorids betrifft, so hat der Verfasser schon in friiheren Abhandlungen uber dieselbe sich ausfihrlich geaukert , und auch erwahnt, dafs man bei der Darstellung desselben aus einem Gemenge von Tantalsaure und von Kohle verniittelst Chlorgas haufig auch die Bildung von fliissigern Zinnchlorid bemerkt , wenn die Tantalsaure nicht vorher auf das Sorgfaltigste vorn Zinnoxyd gereinigt worden ist , was nur durch Schmelzen mit einem Gemenge von Schwefel und von kohlensaurem Natron, und nicht durch blofses Digeriren mit Schwefelammonium bewerkstelligt wer- den kann.

Die Analysen des Tantalchlorids haben nicht so uber- einstimmende Resultate gegeben, wie es wohl wiinschens- werth gewesen ware, urn aus ihnen das Atomgewicht des Tantals mit grofser Sicherheit bestimmen zu konnen. Es sind mehrere Ursachen, welche einer grofsen Genauigkeit irn Wege stehen. Fluchtige Chloride von festem Aggregatzu- stande, besonders wenn sie von einer voluminosen Beschaf- fenheit sind und nicht leicht zu Krystallen anschiefsen, geben bei der Untersuchung ihrer Zusarnmensetzung nie so genaue Resultate, wie fliichtipe fliissige Chloride oder feste Chloride von einer deutlich krystallinischen Beschaffenheit. Sie ent- halten oft einerseits sehr kleine Mengen von iiberflussigeni

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Chlor, das schwer durch ein langes Dariiherleiten von at- mospharischer Luft bei gewohnlicher Ternperatur fortgenonl- men werden kann, andererseits oft etwas Acichlorid.

Der Verfasser nimrnt nicht als Mittel aller, sondern nur als Mittel yon den wenigen Versuchen , welche die grofste Wahrscheinlichkeit der Richtigkeit fur sich haben , an , dafs das Tantalchlorid irn Hundert besteht aus :

Tantal 49,25 Chlor 50,75

100,oo. Die Zusarnrnenselzung der Tantalsaure ist dann :

Tantal 81,14 Sauerstoff 18,86

100,oo. Diese Bestirnmung weicht indessen sehr von der von

Be r z e l i u s ab, nach wslcher die Zusarnmensetzung der Tan- talsaure inr Hundert ist :

Tantal 88,49 Sauerstoff 11,51

___._

100,oo.

Be r z e l ius hat die Zusarnmensetzung der Tantalsaiire aus der des Schwefeltantals bestimmt. Der Verfasser wird indessen spater bei seinen Untersuchungen iiber das Schwe- feltantal zeigen, d a t B e r z e I i u s sich in seinen Schlussen geirrt hat, wahrend seine Versuche vollkomrrien init denen des I’erfassers iibereinstirnmen.

Was die atomislische Zrrsanimerisetzung der Tantalsaure betrifft, S O ist der Verfasser lange rnit sich daruber nneinig gewesen. B e r z e l i u s nahm in der Tantalsaure 3 Atorne Sauerstoff gegen 2 At. des Metalls a n , aber aus rnehreren Griinden, die der Verfasser umslandlich in seiner Abhandlung entwickelt, glaubt er sich berechtiyt, die Tantalsaure als aus 2 At. Sauerstoff gegen 1 At. Metall bestehcnd anzunehmen,

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Verbindungen mit Chlor und Brom. 247

wodurch namentlich die Zusammensetzung der meisten Ver- bindungen sich sehr befriedigend erklaren kkt . Das Atom- gewicht des Tantals wird dadurch 860,26 (wenn 0 = 300).

Das Tuntalbromid wird auf eine ahnliche Weise wie das Chlorid erhalten. Es ist gelhlich, doch nur wenn es vom iiberschiissigen h o r n , das ihm eine mehr braune Farbe mil- theilt , hefreit worden, was etwas schwierig ist.

Ein Jodid des Tantals IaTst sich indessen nicht auf eine iihnliche Weise wie das Chlorid und Bromid bereiten. Auch durch Zusammenschmelzen von Jod mit metallischem Tantal konnte es nicht dargestellt werden.

Ueber die Bildung von Harnstoff durch die Oxy- dation eiweifsartiger Substanzen ;

nach Bdchamp.

D u m a s *) theilte vor Kurzem der Pariser Acadernie mit, dafs es BBchamp gelungen ist, Harnstoff durch Oxydation stickstoflhaltiger Bestandtheile des Thierkorpers mittelst iiber- mangansauren Iialis darzuslellen. B6c h a m p 's Untersuchun- gen sind in einer besonderen Druckschrift veroflentlicht wor- den, aus welcher S. d e L u c a einen , nicht immer ganz klaren Auszug gegeben hat *+*I, dern wir beziiglich jener wichligen Thatsache vorlaufig Folgendes entnehmen.

Oxgdationserscheinungen in dena Organismus. - Um zu leben, sich zu entwickeln und seine Gebilde zu erneuern, fbhrt der Mensch in seinen Korper Luft, feste und fliissige

*) Compt. rend. X L I l l , 548. **) I1 nuovo Cimento IV, 155.