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0her das unterschiedliche katalytische u yon stellungs- isomeren organischen Verbindungen Die ~thylester yon Chiaolyl-2-brenztraubens~ure-oxim und Chinolyl-4-brenztraubensiiure- oxim (Kurze Mitteilung) Von Alfons Krause und Janina 0rlikowska Aus dem Ins~itut ffir ~norg~nische Chemie der Universit-~t Pozn~i (Eingegangen am, 22. Februar 1967) Bei der Prfifung yon verwa~dten ~norg~nischen und organischen Verbindungen auf kutalytischer Grundlage, worfiber wir schon mehrfach berichtet haben ~, erwiesen sieh die letztere~ g~nz unerwartet und in grol~er Mehrheit als wirksame Redox-K~t~lysatoren yore Peroxidase- typus, wovon sogar ihre einf~chsten Vertreter keine Ausnahme machten. Gemeint sind hier die bereits fiberprfiften Verbindungen, wie Kohlen- w~sserstoffe, Alkohole, ~ther, Ketone, Ester, S~uren, ~itrile, Zucker, Thioh~rnstoff-AbkSmmlinge, Aminos~uren, viele Benzol- und Na.phthalim deriv~te, heterocyclische Verbindungen, Alkaloide sowie Vitamine und Hormone. Im Verl~uf dieser Untersuchungen kamen aueh geometrisch isomere Verbindungen zur Behandlung 2, deren kat~lytisches Verhalten sich ~ls durchaus untersehiedlieh herausstellte, w~s ~m Beispiel der peroxidatischen Indigoe~rmin-Oxyd~tion (Entf/~rbung) mit H20~ deutlich zu erkennen war. Die naeh diesem Verfahren bisher gepr~iften Isomerie- fglle betreffen den 3[annit und Sorbit, Exo- und Endo-bornyl-3-amin, den symmetrischen und nicht symmetrischen Dimethyl-thioharnstof* sowie Fumar- und Maleinsgure. Bei der Camphersgure und Isocamphersgure a 1 Vgl. A. Krause, Chemiker-Ztg., im Druck (zusamrnenfassender Bericht). 2 Vgl. A. Krause und J. Orlikowska, Mh. Cheln. 97, t263 (t966), A. Krause und J. Orlikowska, Roczniki chem. (Ann. Soc. chim. Polo- norum) 40, 1635 (1966). Monatshefte ffir Chemie, Bd. 98/3 59

Über das unterschiedliche katalytische Verhalten von stellungs-isomeren organischen Verbindungen

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Page 1: Über das unterschiedliche katalytische Verhalten von stellungs-isomeren organischen Verbindungen

0he r das unterschiedl iche ka ta ly t i sche u yon stellungs-

i someren organischen Verbindungen

Die ~ t h y l e s t e r yon C h i a o l y l - 2 - b r e n z t r a u b e n s ~ u r e - o x i m und Ch ino ly l -4 -b renz t r aubens i i u r e - oxim

(Kurze Mi t te i lung)

Von

Alfons Krause und Janina 0rlikowska

Aus dem Ins~itut ffir ~norg~nische Chemie der Universit-~t Pozn~i

(Eingegangen am, 22. Februar 1967)

Bei der Prfifung yon verwa~dten ~norg~nischen und organischen Verbindungen auf kutalytischer Grundlage, worfiber wir schon mehrfach berichtet haben ~, erwiesen sieh die letztere~ g~nz unerwartet und in grol~er Mehrheit als wirksame Redox-K~t~lysatoren yore Peroxidase- typus, wovon sogar ihre einf~chsten Vertreter keine Ausnahme machten. Gemeint sind hier die bereits fiberprfiften Verbindungen, wie Kohlen- w~sserstoffe, Alkohole, ~ther, Ketone, Ester, S~uren, ~itrile, Zucker, Thioh~rnstoff-AbkSmmlinge, Aminos~uren, viele Benzol- und Na.phthalim deriv~te, heterocyclische Verbindungen, Alkaloide sowie Vitamine und Hormone. Im Verl~uf dieser Untersuchungen kamen aueh geometrisch isomere Verbindungen zur Behandlung 2, deren kat~lytisches Verhalten sich ~ls durchaus untersehiedlieh herausstellte, w~s ~m Beispiel der peroxidatischen Indigoe~rmin-Oxyd~tion (Entf/~rbung) mit H20~ deutlich zu erkennen war. Die naeh diesem Verfahren bisher gepr~iften Isomerie- fglle betreffen den 3[annit und Sorbit, Exo- und Endo-bornyl-3-amin, den symmetrischen und nicht symmetrischen Dimethyl-thioharnstof* sowie Fumar- und Maleinsgure. Bei der Camphersgure und Isocamphersgure a

1 Vgl. A. Krause, Chemiker-Ztg., im Druck (zusamrnenfassender Bericht). 2 Vgl. A. Krause und J. Orlikowska, Mh. Cheln. 97, t263 (t966),

A. Krause und J. Orlikowska, Roczniki chem. (Ann. Soc. chim. Polo- norum) 40, 1635 (1966).

Monatshefte ffir Chemie, Bd. 98/3 59

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war die Saehlage insofern etwas komplizierter, als die beiden S~uren mit genau derselben Geschwindigkeit die Indigocarmin-Entf~rbung f6rderten. Erst naeh Einfiihrung yon Fe3+-Promotorionen, die die katalytische Um- setzung zus~itzlich besch]eunigten, war die Camphersiiure doeh der bessere Katalysator . Hier wird erstmalig eine Stellungsisomerie kurz behandelt, die die Xthylester yon Chinolyl-2-brenztraubens~ure-oxim (a) und Chinolyl-4-brenztraubensiiure-oxim (b) betrifft. :Beide Verbindungen a nnd b, die aus einer Arbei~ yon Golank iewicz 4 s tammten und nach einer yon Borsche und Mitarbeitern 5 angegebenen Vorschrift hergestellt waren, wurden uns in hochgereinigtem Zustand yon dem genannten Autor 4 in dankenswerter Weiss zur Verfiigung gestellt.

Wie aus Tab. 1 ersichtlich, sind die beiden Isomeren, die im hetero- genen System als wirksam zu betrachten sind, zwar relativ sehwache Katalysatoren, doeh ist mi t aller Deutlichkeit zu erkennen, 4al~ a der bei weitem bessere I4atalysator ist als b. Abgesehen davon, dal~ beide Ver. bindungen in ihrer Eigenschaft als Ester eventuellen hydrolytisehen Einfliissen unterworfen sind, wobei mSglieherweise die betr. Alkohole mit ihren OH-Wirkgruppen als offene Peroxidasemodelle 6 auf der Bi]d- fl~iche erseheinen, ist besoncters noeh die MSglichkeit ins Auge zu fassen, dal~ sowohl a Ms auch b. durch H20~ angegrifien werden. Da naeh den be- stehenden Ansiehten 4 a weniger best~ndig ist als b, so diirfte a oxydativ stgrker beeinfluI~t werden als b und somit einen besseren Katalysator abgeben, was mit dem Experiment tatsachlich fibereinstimmt. Selbst wenn diese (versehieden starkeR) oxydat iven u nur gering- Ifigig sein sollten, die wenigen aktiven Zentren wiirden geniigen, um die katalytische Reaktion immer wieder auszulSsen und auf dem laufenden zu hal ten. Dabei k6nnen an best immten C-Atomen OH-Wirkgruppen als neue Struktureinheiten entstehen, die fiir das katalytische Geschehen verantwortlich sind 6.

~erner besteht die M6glichkeit, clal~ infolge Dehydrierung voriiber- gehend C-Radikale auftreten, die fiir einen Elektronentransfer einsatz- bereit sind, womit solche ]atente Peroxid~semodelle 6 erst nachtr/iglich ihre katalytischen Fs in dem tt202-haltigen Reaktionsmedium erwerben:

.... ~ ' :~//C--H+I/2H20~/---> ...... f l + H 2 0 ; C - - + H 2 0 2 .... > ]_~I~C--OH+HO

/ S S / HO + H202 ---> H20 + I-IO2; I-I~O2 § HO~ > H20 § O 2 + HO usw.

K . Golankiewicz, Roczniki chem. (Ann. Soc. chim. Polonorum) 37, 309 (1963).

5 W. Borsche und Mitarb., Ann. Chem. 526, 22 (1936); 529, 266 (1937). 6 A . Krause , Z. l~aturforseh. 20 b, 627 (1965); 21 b, 189 (1966).

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H. 3/1967] VerhMten yon organisehen Verbindungen 921

Wenn star t der le tz tgenannten H202.Molekel sieh Indigoearmin in das System einschaltet, so wird es dutch das HO2-Radikal oxydiert , wonaeh das 0-/~rmere H 0 - R a d i k a l zurtiekbleibt, das bei weiterem Umsatz mi t H202 die notwendigen I tO2-Radikale wieder aufkommen l~gt, womit sieh zugleieh die Reakt ionsket te sehliel3t.

Naeh Einfi ihrung yon Fe3+-Promotorionen ( i 0 - 5 g ~e a+, in einer Verd~nnung von I : 6 Millionen) werden a und b deutlieh akgiviert, wobei aueh diesmal a den Vorrang ha t (s. Tab. 1). Offenbar bilden a und b bzw. ihre oxydat iven Abbauproduk te mit Fe versehieden aktive, fehlgeordnete Oberfl/~ehen-Komplexverbindungen, die wegen ihrer Radika ls t ruk tur d i e

katalyt isehe Umsetzung ausl6sen und vorantreiben. NIan vergleiehe hierzu friihere Abhandlungen und die dort abgegebenen Erkl/irungen ~.

Tabelle 1. P e r o x i d a V i s c h e I n d i g o c a r m i n - E n t f ~ r b u n g bei 37 ~ an den N ~ h y l e s ~ e r n y o n C h i n o l y l - 2 - b r e n z t r a u b e n s / ~ u r e - o x i m (a) u n d C h i n o l y l - 4 - b r e n z t r a u b e n s ~ u r e - o x i m (b), je 20mg bei Zusatz yon

0,01 mg Fe 3+. Angegeben isV die Entffirbungszeit in Minuten

a a + Fe3+ b b + Fe3+ Fe3+ aIlein ]~lindprobe

360 300 575 505 590 610

Zweeks Ausfiihrung der Versuche versetzt man 20 m g a oder b mit 1 em 3 H20 oder 1 cm ~ FeCl~-L6sung (= 0,01 mg Fe 3+) sowie anschlieBend (nach Ablauf yon 10 Min.) mit 50 cm a H20~ (0,6proz.) und 10 cm ~ Indigocarmin- 16sung (= 3,3 mg Farbstoff) bei 37 ~ ]:)as einmal griindlich umgeschwenkte Reaktionsgemisch verbleibt zweeks Ermittlung der En~ffirbungszei~ ohne weitere Konvektion im Wasserthermostaten bei 37 ~

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