6
94 versprechen aber deii Anfang zu einer Aneinanderreihung isoptrischer Verbiuduugen ebeu so wie sic isomorphe sind, die sich spaterhin auch iiber jenc Species verbreiten wer- den, woraii die einzelnen Eigenschaftco nicht so durch glan- zende Farbenverhaltnisse anreizeiid siild, als geradc bei die- sen Verbindungen. Mit der Isonaorphie, der Analogie dcr Form en b ei g 1 ei c h en Mis ch (1 ii gsv c rhg It 11 iss c 11 in u fs d i e Is op - trik, die Analogie dcr optischeii Verlidltuisse bei isomor- p h e n K rys t a I len g l eicli en S c hri t t ha 1 t eu. D i e QueIte seinmtIicIier in deli miueralogischen Werken enthaltener Angaben ubcr den Aiitigorit ist die Abhandlung Hrn. E d u a r d S c h w e i z c r 's I ), dem Hr. I) a v i d F r i e d r i c h W i s e r in Zurich das Material zur cheinischen Analyse aus seiner schanen Sammlung mitgetheilt hat. Hr. Wiser hatte sclbst die mineralogische Cliarakteristik entworfcn, die Loth- rohrversuche angestellt, die Nachrichten des Bauers, von dem er das funf Zoll lnnge, zmei Zoll und zwei Linien dicke Stiick erkaufte, uber das Vorkonimen im Antigorio- thale, mitgetheilt, und Hr. Schweizer hatte die chemi- sche Analyse vollendet. Nach den Angaben, welche da-. selbst verzeichnet sind, betrachtete ich den Antigorit als ein diiniischiefriges Mineral, desseii Mischung der des Ser- pentins so sehr genahert ist, der Ansicht des Verfassers und aller Mineralogen beipflichtend, uud stellte ihn in die Ordnung der Steatite '1. Hrn. W i s e r ' s zuvorkornniende Gute, der, von Hrn. v. Morlot veranlaCst, durch Hm. 1) Pogg. Ann. Bd. 49, S. 595. 2) tlandb. S. 516.

Ueber den Antigorit

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Ueber den Antigorit

94

versprechen aber deii Anfang zu einer Aneinanderreihung isoptrischer Verbiuduugen ebeu so wie sic isomorphe sind, die sich spaterhin auch iiber jenc Species verbreiten wer- den, woraii die einzelnen Eigenschaftco nicht so durch glan- zende Farbenverhaltnisse anreizeiid siild, als geradc bei die- sen Verbindungen. Mit der Isonaorphie, der Analogie dcr Form en b ei g 1 ei c h en Mis ch (1 ii gsv c rhg I t 11 iss c 11 in u fs d i e Is op - trik, die Analogie dcr optischeii Verlidltuisse bei isomor- p h e n K rys t a I len g l eicli e n S c hri t t ha 1 t eu.

D i e QueIte seinmtIicIier i n deli miueralogischen W e r k e n enthaltener Angaben ubcr den Aiitigorit ist die Abhandlung Hrn. E d u a r d S c h w e i z c r ' s I ), dem Hr. I) a v i d F r i e d r i c h W i s e r in Zurich das Material zur cheinischen Analyse aus seiner schanen Sammlung mitgetheilt hat. Hr. W i s e r hatte sclbst die mineralogische Cliarakteristik entworfcn, die Loth- rohrversuche angestellt, die Nachrichten des Bauers, von dem e r das funf Zoll lnnge, zmei Zoll und zwei Linien dicke Stiick erkaufte, uber das Vorkonimen im Antigorio- thale, mitgetheilt, und Hr. S c h w e i z e r hatte die chemi- sche Analyse vollendet. Nach den Angaben, welche da-. selbst verzeichnet sind, betrachtete ich den Antigorit als ein diiniischiefriges Mineral, desseii Mischung der des Ser- pentins so sehr genahert ist, der Ansicht des Verfassers und aller Mineralogen beipflichtend, uud stellte ihn in die Ordnung der Steatite '1. Hrn. W i s e r ' s zuvorkornniende Gu te , der , von Hrn. v. M o r l o t veranlaCst, durch Hm. 1) Pogg. Ann. Bd. 49, S. 595. 2 ) tlandb. S. 516.

Page 2: Ueber den Antigorit

95

W e r d m t i l l e r von E l g g mir eine Platte des merkwifrdi- gen Minerals freundlichst ubersandte, verdanke ich die Ge- legenheit, einige Eigenschaften desselben ntiher priifen zu kiinnen, die in mehr als eiiier Beziebung nicht ohne Wich- tigkeit sind.

Ich war gerade mit der Frage beschtiftigt, wie man es anfangen sollte, kiinstlich ein dem iiatiirlich vorkommenden Dichroismus Bhnliches Verheltiiifs hervorzubringen. F r e s- 11 e l hatte durch Druck in aniorphcin Glase wahre doppelte Strahlenbrechung hervorgebracht. Gewifs findet cine grofse Verscbiedenheit der Spaiinung in der Richtung dcr Glim- mer- oder Chloritblattcheu uud senkrecht darauf in den Krystallen derselhen Statt, und sie sind voii Dichroismus begleitet. Es konnte bei der grofsen Lcichtigkeit, init der der schiefrige Bruch am Antigorit erhalten wird, wenn man es auch nicht eigentlich Theilbarkeit nenueu kann, weil die erhaltenen Fllcben kein deutlicbes Bild der Gegenstande zuriickwerfen, doch leicht die Fragc entstehen, ob das Ver- haltnifs eines bbheren Grades von Durchsichtigkeit in der Richtung der Schiefer, und eines geringerii senkrecbt auC denselben nicht auch hier Statt fiinde, wobei an der Stelle der Krystallisation iiur die eigenthiimliche schiefrige Stru- ctur wirken wtirde, bei der doch die Tlieilchen in der Ricbtung der Blatter anders nls senkrecht auf denselben verbuiiden seyn mussen. Die Untersuchung des Antigori- tes auf den Dichroismus kann also nicht als ganz unbe- griiiidet bezeichnet werden, obwohl er nicht als ein kry- stallisirter Karper erschien.

Das Resultat der Untersuchung war aber vollkommen befriedigend; bei der gewbhnlichen Stellung der dichrosko- pischen Loupe, und einer horizontaleu Stelhng der Anti- goritplatten, so dafs die Schieferflache horizontal war, er- schien das obere Bild 0 dunkel lauchgrun, das untere Bild E deutlich heller, und mit einer Neigung in das Leber- braune. Es sind diefs genau die Farben der Chlorite, nur dafs diese reiner ausfallen. Man kann den erwahnten Di- chroismus sehr leicht an zufdlig vorkommenden scharfwiak-

Page 3: Ueber den Antigorit

96

ligen Ecksplitterti beobachten, besonders, wenn inan sic ge- gen eitieti dunklen Grniid halt, und das Helle durch sie mie durch ein Prisina hindarch gebrochen, betrachtet. D e r Antigorit ist also dichromatisch.

E s war i i i i it sehr natijrlicli meiter zu forschen. Eine Antigoritplatte erscheint wegeii des splittrigen Rruches an der 0 b er fla ch c n ur we ti ig v o 1 I k omin en d u r chsc h ei n en d. W i r d sic befeuchtet, so niinint der Durchsicliligl~cits~rad zu. Eine Platte auf bciden Seiten init Scliinirgel n u f einer Glasplatte fein abgescliliffcn, auf Leder mit Eiseiioxytl polirt, und daiiii init Caiiadabalsam zwischen zwei Glasplatteii eingeschlos- sen, war aber so durchsichtig wic Krystall (auch W i s e r s a g : , , i n gaoz diiniieii Bliittchen durchsichtig"), weiiii auch iiaturlicli mit griiner Farbc. Icli betrachtcte nun Flachen polarisirten Lichtes durcli diesc Platten. Die gelben Po- larisationsbiischcl wurdeu dcutlich wit doppelter Wiiikel- geschwiiidigkeit bei Azimutnldreliriiigeii der Platte heruni- gefuhrt. D e r Antigorit erscliien also als ein regelmufsig krystallisirter Korper, und zwar , iiicht als ein einaxiger, sonderii als ein zweiaxiger. Es gclang bald durch die Lage der Biischel die Richtring der Elasticitiitsaxen in den Plat- ten zu bestinmen, wobei angenominen wurde, dafs die dritte dieser Axen senkrecht auf der Ebene der Platten steht.

Nun febltc aber noch die Nachweisung der Axen. Mit den einaxigeii Krystallen der Chlorite u. s. w. verglichen, mit dereii Dichroismus die Farbentane des Antigorits iiber- einstimiiicn, hatte sich durch dic Platte ein schwarzes Kreuz init deli Farbenringen zeigen mussen. Es mar sehr schwie- rig, eine deutliche Beobaclitung zu machen. Die Fa rbe des Minerals ist so dunkel, d d s man in dein gewbhnlichen Polarisations-Instrumente wegeii zu geringer Lichtstsrke fast gar nichts sab. Die Riiige selbst wareu aber bei der Duune der Platte schon so grofs, dafs mau sie in einer Turinalinzange nicht mehr ubersehen konute. Am besten gelang es, nach der Analogie der letztern, wenn man a n der Vorderseite und an der Riickseite der Antigoritplatte

die

Page 4: Ueber den Antigorit

97

die gekreuzten Turnialinplatten anklebte. Stimmten die Polarisationsebenen lnit den Ebeuen der Elasticitatsaxen tiberein, so gewahrte man allerdings etwas wie ein Kreuz, aber ein Balkell schien breiter als der senkrecht darauf stehende, dabei waren die vier hellen Winkelraume sehr weit entfernt, und erforderten eiiie starke Neiguug, um auch nur bemerkt zu werdeu. Auch erschienen sie paar- weise eiuander mehr genahert, und lagen so gewissermateii in den Winkeln eines Ianglicheu Rechteckes. Es war nicht maglich, eine Messung zu machen. Wurden aber die Po- larisatioiis-Ebenen der zwei Platten mit der Ebene der Elasticitatsaxen unter 4 5 O gekreuzt, so erschienen sehr deut- lich die dunkeln mit den Scheiteln gegeneinander liegenden Hyperbeln, welche durch die optischeu Axen gehen. Auch der erste der farbigen Ringe wurde gesehen, aber weit au- herbalb der Hyperbel-Scheitel,' nicht so wie etwa beim Salpeter oder Aragon, wo man so leicht die innern Hinge zunachst jedem der beiden Sgsteme sieht, bis sie sicb, durch Lemniscaten umgeben, vereinigen. Hier war selbst fur den ersten Ring noch keine eiugebogene Lemiiiscate gebildet, wenn auch der Querdurchmesser kurzer erschien, als der Llngendurchmesser durch die beiden optischen Axen. Eiiie ungefabre Schatzung gab den ersteren etwa 45O, den letz- teren etwa 75O. Der scheinbare Winkel der optiscben Axen war etwa 35O. Die Schatzungen beruhten auf der Vergleichung der Entfernung des Auges voii der Fenster- tafel, auf welcher die zu schitzenden Bilder projicirt er- scheinen. Der Brechuagsexponent des Antigorits , sowie der verwandten Krystalle ist noch unbekanut; nimmt man die nicht unwahrscbeinliche Zahl 1,550 an, welche fur Kar- per dieser Art wohl ein miltleres Verhaltnit darstellt, so wiirde der Winkel, den die optischen Axen im Krystall einschlieben = 22O 22' seyn, oder etwa 22 Grad, da es nicht um Miuuten zu thun seyn kann, wo das Ganze nur auf Schatzung beruht.

SO unvollkommen diese Beobachtungen auch sind, was zum Theil wohl in der Natur der Sache gegriindet ist, so

PoggendorPs Anoal. Bd. LXXVII. 7

Page 5: Ueber den Antigorit

habe ich doch geglaubt, sie jetzt schon mittheileu zu sol- len, um der Aufinerksamkeit der Mineralogen und Optiker diesen merkwurdigen Kbrper zu empfehlen, aber auch um das freundliche Zutraueii des hochverehrteu Gebers nicht zu lange hiuzuhalten, ohue den Erfolg der Untersuchung zu berichten. Es ist aber der laugsame Fortschritt voii Untersuchuiigen der nuverineidliche. Jeder aufiuerksame Beobachter wird gerne zugebeii, dafs von der ersten Wahr - nehinurig bis zur vollen Sicherstellung an mancher That- sache fortgesetzte Aufmerksamkeit untcr inanclierlei Ver- lialtnissen uothwendig gewesen ist. huch beim Autigorit wird sich spater iioch Manches genauer er8rtern lassen.

Die erste Platte Antigorit, welche icb erbielt, war ziem- lich duukel lauchgriiii gefzrbt , geradschicfrig, mit einem ausgezeichuet feiiisplittrigen nruch, die zarteu Splitter zum Theil in bluinenartigen Zeiclinurigeu, eiuigerinafseii au die Eisblumen an gefroriieii Fensterscheiben erinnernd. Die Localitat derselbea, das Autigoriotlial nilrdlich vou Doino d’Ossola in Piemoiit. Die Platten sollcn dort bis zu eiuern Fufs lang gefunden werden. Spster saudte Hr. D. W i s e r noch zwei andere Varietsten vou dersclbeu Species, die mit dem ge~vbhnlichen Antigorit und gemeiuem Asbest zu- sammen vorkommen, und zwar, iiach deu Augaben der Fiu- der , am Alberu-Berg (Mont-Albrun) vier Stuuden von Unterwasser, auf der Granze zwischen Oberwallis und Pie- mout. Die eiue Varietzt erscheint in diinneu hell lauch- griiueu, we1lenfi)ruiig kruinmschiefrigeii Platten, die so wie der geradschiefrige Antigorit selbst etwas elastisch sind. Sie sind vie1 weuiger durchscheinend. Aucli die andere Varie- t l t ist etwas weniger durchscheinend ; diese ist zugleich etwas mehr grobschiefrig, uud durch Querkliifte in mebr rechteckige Stucke zerspalten. Beide zeigeu deutlich den oben beschriebeneu Dichroismus. Hr. W i s e r fand gleiche Reaction vor dem Lbthrobre an sammtlichen Varietiiten.

Das Auffinderi wahrer krystallinischer Structur an eiuem schiefrtg scheinendeii Minerale, das uiau beinahe mehr ge- iieigt seyu koiinte als Gebirgsart zu betrachten, a t dafs

Page 6: Ueber den Antigorit

99

inan es der Reihe der einfachen Mineralieu beizlhlen sollte, ist an und fur sich sehr iiberraschend, wenn es auch durch das Bestehen einer festen Mischungsformel (Mg' , Fe2 ) Si + +k, oder (hirlg3, Fe3) Si2 + M g bedeutend unter- stiitzt und begreiflich gemacht wird. Aber das noch SO

wenig krystallinische Ansehen macht wieder auf den Um- stand aufmerksaln , dafs der Fortschritt der Krystallisation selbst in diesern Falle ein hbchst langsamer und allmaliger ist. Sowie aus der schiefrigen Structur sich die gleichar- tigeo Theilchen in der festen chemischen Verbindung an- einander schlieken, ebenso nehmen sie auch die geregelte Lage gegen einander an , welche sich in der Wirkung auf das Licht als wahre Krystallisation zu erkennen giebt. Wah- rend in so vielen anderen Fallen sich einzelne Krystallin- dividuen aus einer umgebenden einfachen, zusammengesetz- ten oder gemengten Grundrnasse ausscheiden , nimmt hier augenscheinlich die Grundmasse selbst allmalig die Kry- stallstructur an.

--.-

VIII. Ueber die specz$ische YlGrme des Kaliums und iiber die Siedpunkte der Kohlensaure und des Sticksto ffoxyduls unter dem gewiihnlichen Druck

der Atmosphare; con Hrn. I? R e g n a u l t . (Cornpt. rend. T. XXYIlI. p. 325.)

. -

D u l o u g und P e t i t haben entdeckt, d d s zwischell den speciljschen Wlrmen der einfachen Kbrper und deren che- mischen Aequivalenten das merkwiirdige Gesetz besteht, dap die specitischen Wannen der einfachen Korper sich um- gekehrt wie deren Atomgmichte uerhalfen. Unter der klei- nen Zahl numerischer Resultate, welche diese beriihmten Physiker zur Stiitze ihres Gesetzes gaben, finden sich mehre, die init deu von ihuen angenommenen Atomgewichten die-

7 *