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318 Hermann: Uber den quali~ativen Nachweis kolloidaler Kiese]siiure. Sollte die LSsung, in welcher eine Jodbestimmung ausgeftihrt werden s011, sehr wenig Jod enthalten, so muss dieselbe so weit durch Abdampfen konzentriert werden, dass die 40 co, welche mittels Kaliumpermanganats zu oxydieren sind, wenigstens 0,025g Jodkalium enthalten. Sollte die L0sung, in welcher die Jodide naeh obiger Methode zu bestimmen sind, ~Nitrite enthalten, so muss man dieselben, nach der Oxydation mit Kaliumpermanganat, entfernen, weil dieselben das Hydrazin- sulfat ebenfalls oxydieren and Stickstoff frei machen. Zu diesem Zweeke wird das Filtrat (nach der 0xydation mit Kaliumpermanganat and ZerstSrung des Uberschusses mit Traubenzucker) anges~tuert, mit 1--2 Messerspitzen Harnstoff versetzt und gekocht, iNach dem Abk(ihlen ver- fi~hrt man weiter genau so, wie frtiher beschrieben wurde. Da Chlor and Brommetalle dureh Kaliumpermanganat keine Ver- ~tnderung erleiden, so ist deren Anwesenheit ohne Einfluss auf die Jodbestimmung. Diese Methode ist h0ehst einfaeh, raseh ausfahrbar und genau. Uber den qualitativen I~achweis kolloidaler Kiesels~ure. Vop. Hugo Hermann, W~thrend mall sich frt~her haupts~tchlich mit dem Aufsuchen der Grundstoffe und ~hrer ¥erbindungen beschifftigte, tritt an den Chemiker heute oft die Frage heran, in welcher besonderen Form die eine oder andere Verbindung vorliegt. Seit l~ngerer Zeit mit der Chemie der Tone besch~tftigt, suchte ich nach einem einwandfreien ¥erfahren, um die -- wie yon muncher Seite behauptet- als Triiger der plastischen Eigenschaften darin enthaltene kolloidale Kieselsi~ure wenigstens qualitativ nachzuweisen. Hierzu die L0slichkeit derselben in NatriumkarbonatlSsung zu ver- werten, schien mir nicht passend, tells weil nur sehr geringe Mengen zu erwarten waren~ teils well dieses hgens infolge seiner alkalischen Reaktion leicht h~tte zersetzend auf den Ton wirken k0nnen. Dagegen hoffte ich in dem ~atriumparawolframat, das als neutrales Salz keine ~Nebenreaktionen erwarten liess~ das geeignete Reagens zu finden. Bekanntlich entstehen aus sauren Wolframaten und kolloidaler

Über den qualitativen Nachweis kolloidaler Kieselsäure

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318 Hermann: Uber den quali~ativen Nachweis kolloidaler Kiese]siiure.

Sollte die LSsung, in welcher eine Jodbestimmung ausgeftihrt werden s011, sehr wenig Jod enthalten, so muss dieselbe so weit durch Abdampfen konzentriert werden, dass die 40 co, welche mittels Kaliumpermanganats zu oxydieren sind, wenigstens 0,025g Jodkalium enthalten.

Sollte die L0sung, in welcher die Jodide naeh obiger Methode zu bestimmen sind, ~Nitrite enthalten, so muss man dieselben, nach der Oxydation mit Kaliumpermanganat, entfernen, weil dieselben das Hydrazin- sulfat ebenfalls oxydieren and Stickstoff frei machen. Zu diesem Zweeke wird das Filtrat (nach der 0xydation mit Kaliumpermanganat and ZerstSrung des Uberschusses mit Traubenzucker) anges~tuert, mit 1 - -2 Messerspitzen Harnstoff versetzt und gekocht, iNach dem Abk(ihlen ver- fi~hrt man weiter genau so, wie frtiher beschrieben wurde .

Da Chlor and Brommetalle dureh Kaliumpermanganat keine Ver- ~tnderung erleiden, so ist deren Anwesenheit ohne Einfluss auf die Jodbestimmung. Diese Methode ist h0ehst einfaeh, raseh ausfahrbar und genau.

Uber den qual i ta t iven I~achweis kolloidaler Kiesels~ure.

Vop.

Hugo Hermann,

W~thrend mall sich frt~her haupts~tchlich mit dem Aufsuchen der Grundstoffe und ~hrer ¥erbindungen beschifftigte, tritt an den Chemiker heute oft die Frage heran, in welcher besonderen Form die eine oder

andere Verbindung vorliegt.

Seit l~ngerer Zeit mit der Chemie der Tone besch~tftigt, suchte ich nach einem einwandfreien ¥erfahren, um die - - wie yon muncher Seite b e h a u p t e t - als Triiger der plastischen Eigenschaften darin enthaltene kolloidale Kieselsi~ure wenigstens qualitativ nachzuweisen.

Hierzu die L0slichkeit derselben in NatriumkarbonatlSsung zu ver- werten, schien mir nicht passend, tells weil nur sehr geringe Mengen zu erwarten waren~ teils well dieses hgens infolge seiner alkalischen Reaktion leicht h~tte zersetzend auf den Ton wirken k0nnen.

Dagegen hoffte ich in dem ~atriumparawolframat, das als neutrales Salz keine ~Nebenreaktionen erwarten liess~ das geeignete Reagens zu finden. Bekanntlich entstehen aus sauren Wolframaten und kolloidaler

tIermann: Uber den qualitativen Naehweis kolloidaler Kiesels~ure. 319

Kieselsaure bei andauerndem Kochen die yon M a r i gn ac entdeckten Silicowolframate nach der Gleichung

51Na20. 12W03 . aq ~- Si0~ ~ 5 Nae0 . Si0~. 12W03. Die Salze dieser Kieselduodeziwolframsiiure sind nun grossenteils

sehr schwer 15slich: so besonders das Caesiumsalz L) und die Salze der organischen Basen wie Chinolin, Strychnin, Bruzin etc.

Die Re~ktion ware nun sehr einfach durchzuftihren, wenn nicht die Wolframate der genannten Basen in mineralsaurer LSsung fast ebenso unl6slich w~tren wie die Silicowolframate. In neutraler LOsung zu arbeiten ist aber nicht mSglich, da die Salze der Kieselduodeziwolfram- s~ure sauer reagieren und beim Neutralisieren ihrer LSsung tibergehen in die Salze einer anderen Reihe aach der Gleichung

2 (2K20 . Si0~. 12W03)-~- 7K~C03 ----- 7 K 2 0 . 2 S i O ~ . 20W03 ~- 4 K~W04 ~ 7 CO 2. 9)

Nach mehreren Versuchen gelang es jedoch, unter Einhaltung gteicher Bedingungen, ff~r Wolframate und Kieselwolframate eine ver- schiedene Reaktion zu erhalten.

Setzt man n~mlich der bTatriumparawolframatlOsung ~atriumazetat und Essigs~ure zu, so wird die F~llung des Caesiumwolframates verhindert. Unter denselben Umst~nden erzeugt jedoch Caesiumchlorid in Silico- wolframatlSsung einen Niederschlag.

Ich bereitete deshalb zun~chst eine LSsung aus 15 g l%triumazetat k r i s t . . ]

35g Wasser . . . . . 1 A 5g Essigs~ure (98 °/o ) .

10 cc einer 5-prozentigen NatriumparawolframatlOsung, versetzt mit 1 cc der L6sung A, gaben auf Zugabe yon 3 Tropfen einer 5-prozen- tigen Caesiumchloridl6sung keine Fallung. Natarlich geben auch ver- dtinntere Wolframatl6sungen unter diesen Bedingungen keine Fitllung.

Dagegen gibt eine Mischung von 10 cc einer 0,1-prozentigen Kalium- silicowolframatlSsung mit 1 cc LSsung A auf Zusatz yon 3 Tropfen einer 5-prozentigen CaesiumchloridlSsung einen sebr deutlichen, rein kristal- linischen Niederschlag. Eine 0,01-prozentige SilicowolframatlOsung, die ohne Azetatzusatz noch deutliche F~llung zeigte, gab nach Zusatz yon L6sung A keine Fitllung mehr.

1) G o d e f f r o y : Bet. d. deutseh, chem. Gesellsch. zu Berlin 9, 1363. '~) Kehrmann : Zeitschrift f. anorgan. Chemie 89, 99 (1904).

320 Deussen: fJber einen qualitativen un4 quan~itativen Nachweis

Diese Verminderung der Empfindlichkeit tier Reaktion ist aber nicht yon Be]ang, da bei dem hohen Molekulargewicht tier Kiesel-

wolframs~iure diese nur 2,12 °/o SiO~ enth~ilt und demnaeh 10 cc einer

0,1-prozentigen SilieowolframatlOsung nur 0 ,0002g SiO 2 entsprechen und die Reaktion ja auch mit geringeren Fliissigkeitsmengen und bei grSsserer VerdOnnung noch gelingt.

0b und inwieweit die l~eakti0n aueh fiir quantitative Bestimmungea sich eignet, soll Gegenstand elner besonderen Untersuehung werden.

Laboratorium ftir chemische Technologie anorganischer Stoffe an der k. k. technischen Itochschule, Wien.

IJber einen qualitativen und quantitativen Nachweis yon Schwefels~ure neben Flusssiiure.

~ron

Ernst Deussen. (Mitteilung aus dem Institut yon E. B e c k m ann, Labor. f. angew. Chemie

d. Universit~ig Leipzig.)

An quantitativen Bestimmungsmethoden yon Schwefels~iure neben Flusss~ure sind folgende bekannt. D i e eine riihrt yon E h r e n f e l d 1) her~ der gefunden hatte~ dass sieh Fluorbaryam~ nieht aber sehwefel- saurer Baryt, in salzsaurer LSsung mit tibersehlissigem Kalziumdichromat quantitativ umsetzt in Baryumehromat und Kalziumfluorid; der Chromat- verbraueh wird durch Titration ermittelt~ worauf man durch eine ein- faehe Rechnung die Sulfatmeng e finden kann. Die Werte fiir Sehwefel- s~iure fallen nach den Angaben yon E h r e n f e l d regelmi~fsig ein wenig zu hoch aus. Ob diese Methode tibrigens auch bei Gegenwart yon geringen l~engen Sehwefelsaure brauchbar ist, ist nicht ganz sicher.

Die andere Bestimmungsmethode ist Stir technische Zwecke yon S t a b l e ) ausgearbeitet worden und nur dann brauchbar, wenn Metalle oder organische Bestandteile wie Guttapercha in tier Flusss~ure nicht entha]ten sind. Man Verfiihrt hierbe[ so, dass man eine bestimmte Menge der zu untersuchenden Flusss~iure in ein'er gewogenen Platin- sehale bei 100° verdampft. Der etwa verbleibende Rtickstand wird auf Schwefels~ure bereehnet.

1) Chemiker-Zeitung 1905, S., 440. ~) Zeitschrift f. angew. Chemie 1896, S. 225; diese Zei~schrift 86, 697.