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141 Salze ein unrichtiges Resultat; indefs gIaube ich ein end- licbes Urtheil daruber um SO mehr der Priifung anderer linaIytikw fiberlassen zu miissen, als bei dem seitheri- gen allgemeinen Gebrauche des geschmolzenen Salzes zu den organischen Analysen diese Beobachtung von selbst zu einer genauen Priifung auffordert. XV. Lieber den Scheererit oon &'tznach: oon Demselben. D e r Scheererit (der nach seinem Entdecker, dem um den Braunkohlenbau von Utznacb, im Kauton St. Galleo, sehr verdienten K li n 1e i n , Kouleinit genannt werden sollte) findet sich in dem dortigen tertiaren Braunkoh- lenlager, und zwar ausschlieklich in den Kieferstammen, die aufserst zahlreich und fast unveriiudert darin vorkom- inen I). Besonders sind es die dicksten Stammtheile, na- inentlich der Theil an der Wurzel, und diejeni, *en ma- serigen Stiicke, die auch bei den jetzigen Nadelholzern die harzreichsten sind (weshalb sich der Gedanke auf- drangt, der Scheererit sey aus dem Harze entstanden), die in kleinen Spalten des Holzes, oder zmischen ihm und der Rinde, den Scheererit als einen sparlichen, wei- fsen oder grauen krystallinischen Anflug enthalten. Deut- liche Krystalle von dieser im Ganzen ziemlich seltenen Substanz sind noch nie gefunden worden; gewahnlich stellt sie eine weifse, bllttrige Masse, oder einzelne stark fettgliinzende Blattchen dar, die einen meifsen Strich ge- ben, uud spriide und desbalb leicht pulverisirbar sind. Sic sclimelzen bei 114O C., und stofsen dabei weifse Nebel BUS, die sich an kalteren Stellen zu einern wolli- gen Suhliuiat verdicbten; am leichtesten bildet sich die- ses Sublilnat im Wasserbade, wo sie jedoch nicht schmel- 1) Annalen, Bd. XI1 S. 336. P.

Ueber den Scheererit von Utznach

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Salze ein unrichtiges Resultat; indefs gIaube ich ein end- licbes Urtheil daruber um SO mehr der Priifung anderer linaIytikw fiberlassen zu miissen, als bei dem seitheri- gen allgemeinen Gebrauche des geschmolzenen Salzes zu den organischen Analysen diese Beobachtung von selbst zu einer genauen Priifung auffordert.

XV. Lieber den Scheererit oon &'tznach: oon D e m s e l b e n .

D e r Scheererit (der nach seinem Entdecker, dem um den Braunkohlenbau von Utznacb, im Kauton St. Galleo, sehr verdienten K li n 1 e i n , Kouleinit genannt werden sollte) findet sich in dem dortigen tertiaren Braunkoh- lenlager, und zwar ausschlieklich in den Kieferstammen, die aufserst zahlreich und fast unveriiudert darin vorkom- inen I). Besonders sind es die dicksten Stammtheile, na- inentlich der Theil an der Wurzel, und diejeni, *en ma- serigen Stiicke, die auch bei den jetzigen Nadelholzern die harzreichsten sind (weshalb sich der Gedanke auf- drangt, der Scheererit sey aus dem Harze entstanden), die in kleinen Spalten des Holzes, oder zmischen ihm und der Rinde, den Scheererit als einen sparlichen, wei- fsen oder grauen krystallinischen Anflug enthalten. Deut- liche Krystalle von dieser im Ganzen ziemlich seltenen Substanz sind noch nie gefunden worden; gewahnlich stellt sie eine weifse, bllttrige Masse, oder einzelne stark fettgliinzende Blattchen dar, die einen meifsen Strich ge- ben, uud spriide und desbalb leicht pulverisirbar sind. Sic sclimelzen bei 114O C., und stofsen dabei weifse Nebel BUS, die sich an kalteren Stellen zu einern wolli- gen Suhliuiat verdicbten; am leichtesten bildet sich die- ses Sublilnat im Wasserbade, wo sie jedoch nicht schmel- 1) Annalen, Bd. XI1 S . 336. P.

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Zen. Bleibt Hob, an dem Scheererit sitzt, tangere Zeit an der Luft licgeu, so verschwindet das Fossil fast giinzlich.

Erhitzt man die geschmolzenen Krystalle weiter, so entwickelt die blige Fliissigkeit bei 160° C. haufige kleine Blzschen, und koinmt dann bei etwa 200° C. in wirk- liches Sieden. Dabei braunt sie sich aber zusehends ; e8 destillirt anfangs eine farblose Fliissigkeit, die aber schon eine veranderte Substanz ist, spater wird auch das De- stillat braun, und endlich schwarz und tbeerartig rie- chend, und als Riickstand bleibt Kohle. Die Krystalle sind im Wasser unbslich, leichtllislich in Aether und Oelen, etwas scbwerer in Weingeist. Siittigt man letz- teren in der Siedhitze, so verliert die farblose Losung fast ihren ganzen Gehalt beim Erkalten als diinne fett- glanzende Blltter. Kali lbst ihn nicht, Vitrioliil nur beim Erwlrmen und unter Zersetzung und SchwSrznng, Sal- petersaure dagegen scheint ihn unverandert aufzullisen, und er wird daraus durch Wasser a h weifse krystalli- nische Masse gefdlt. Uebrigens ist er geruch: und ge- schmacklos, selbst die Dampfe, die er bci 114" ausstbfst, riechen nicht, wird er aber bis zum Sieden erhitzt, oder entzfindet man ihn, wo er n i t rufsender Flamme ohne Riickstand verbrennt, so entwickelt er einen eigenen un- angenehm brenzlichen Geruch.

Die erste Analyse dieses Fossils machte M a c a i r e P r i n s e p im Jahre 1829. Diese nebst einer weiteren Beschreibung findet sicli im 40. Bande der BiblioLhkpe universelle de Genkve I) . Wahrscheinlich riihrt die Ver- schiedenheit , die sich zwischen den Angaben dieses Che- inikers und den meinigen findet, von der geringen Menge dieses spklich vorhandenen Stoffes her, die M a c a i r e P r i n s e p zu Gebote stand; namentlich ist wobl die Ver- schiedenheit des Resultates unserer hnalysen hauptsach- lich daher entstaoden, dafs M a c a i r e genlithigt gewesen, den Scheererit gerade so, wie er sich naturlich auf dem

1) Annaten, Bd. XV S. 294. Y.

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Ho[ze votfindet, abzuschaben und zur Aualyse zu ver- wenden, was bei der Dunne des Ueberzugs unmbglich ollne Vertlnreiniguog geschehen konnte. Er rand, wahr- scheiulich in 100 Theilen:

73 Kohlenstoff 34 Wasserstoff

\relcher Zmaminensctzung die Fortnel C H, entspricbt. Mich begiinstigte die Nehe des Fundortes dsdurch,

dars ich im Stande war , rnir eine zieinlich bedeutende Menge scheererithaltigen Holzes zu verschaffen. Urn dar- aus den Scheererit miiglichst vollstzndig zu erhalten, di- gerirte ich das zerkleinerte Holz hoge re Zeit mit W e i n - geist von 90- Proc. und destillirte die erhaltcnen Aus- ziige bis zii + ab, worauf aus der filtrirten braunen Tink- tur beim Erkalten de r Scheererit krystallisirte. Die Kry- s t d e murden durch Wnschen rnit kaltem Weingeist, Aus- pressen und Kiederholtes Umkrystallisiren gereinigt, wo sie dann grofse, aber sehr dunne Blattcheu von starkem Glanzc und mit allen Eigenschaften des fossilen Stoffes darstellten. Es war unmbglich, selbst bei Anwendung grdserer Mengen deutliche, bestimmtere Krystalle zu er- halten, so. grois die Neigung des Stoffes zu krystallisi- ren auch ist; immer bleiben es diinne Blatter. Sie wur- den zur Analyse geachmolzen, was bei I l4O C. ohoe W'asserentwicklung geschah, beim Erkalten gestanden sie zu einer weifsen; geruch- und geschmacklosen, sehr spr6- den krpstallinischen Masse.

beim 1. Vers. 0,333 Wasser

0,500 dieser geschmolzenen Krystalle gaben:

=0,0370 W-asserstoff 1,665 Kohlenszurc =0,1601 Kohlenstoff

= 0,0026 Verlust

=0,0372 Wasserstoff 1,680 Kob1ens;iure =0,.16-15 Kohlenstoff

= O,0017 Ue berschiifs

beim 2. Vers. 0,335 Wasse r

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Das Mittel aus beiden Analyseu giebt in 100 Theilen:

7,420 Wasserstoff 92,490 Kohleustoff

99,910

welcher Zusammensetzung die Formel C H entspricht, wie folgende Zusammeustellung zeigt:

Gefunden. Berechnet nrch der Fomel CH. H 7,420 H 5 3 5 C 92,490 C 92,55.

Der Scheererit ist demnach ein Koblenwasserstoff, des- sen Elemente in demselben quantilativen Verhiillnisse zu einaoder stehen, wie im Benzin. Leider erlaubt sowohl die Indifferenz dieses Kbrpers, als auch seine Uafahig- keit, sich unverandert destilliren zu lassen, vorlaufig nicht, sein htomgewicht auszumitteln.

13ei meinen ersten Versuchen mit diesem Kilrper glaubte ich, gestiitzt auf die Angaben M a c a i r e ' s , d d s er sich unveriindert destilliren lasse, ihn durch Destilla- tion reinigen zu kilnnen. Ich erhielt aucb durcb rnehr- maliges Destilliren, neben einem bedelitenden kohligen Ruckstandc, ein farbloses Destillat, das aber schou durch seine pbyaischen Eigenschaften sich nls ein verander- ter Ki)rper zu erkennen gab. Es schinolz schon in dcr Warme der Hand, und gistand d a m selbst nach meh- ren Tagen nicht, wenn es ruhig stehen gelassen wnrde. Schiittelte man es aber, so bildeten sich zuseheuds blattrige Krystalle, die aber selbst nach Wochen noch von einer 6ligen Pliissigkeit urnflossen waren. Dabei hatte dieser Kbrper eineu unangenehmcn theerartigen Geruch, ver- hielt sich aber ZII den Lbsungsmitteln wie Schcererit. 3e ofter e r destillirt worden war, desto l h g e r blieb e r fliissig, und desto xeniger Krgstallc gab e r beiln Scbiit- tcln. Eben so gab die heifse weingcistige Liisuug eines fast fliissig bleibenden, sehr oft destillirten beirn Erkal-

ten

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ten keine Scheereritkrystalle mebr , wshrend nur zwei bjr, drei Ma1 destillirter noch ziealich viek unverlnder- ten zu erkennen gab.

Ich analysirte einen so destillirten, dafs er, in Wein- geist gelilst, kcinen unverandertcn Scheererit mehr ab- aelzte, und. zwar den fliissigeu und festwerdenden Theil besondcrs, und fand fur beide gaaz dieselbe Zosammen- setzung. Man kann diesen Stoff Pyro -Scheererit nen- nen.

0,500 krystallisirendes Destillat 0,500 fliissig bleib. DestiII. Kohlens. 1,575=0,4355 C. gab.: 1. Vers. C 1,580=0,438C. Wasser 0,.498=0,0553 H. 0,5 11 =0,057 H.

Folgeodes sind die Ergebnisse einiger Analysen:

2. ~ e r s . C 1,380--0,439 C. 0,495=0,055 H

Das Mittel aus diesen drei Versuchen, die unter sich nicht bedeutend genus abweichen, urn auf eine verschie- dene Zusammensetzung der beiden Substanzen schliefsen zu lassen, giebt in 100 Theden:

87,446 KobIenstoff 11,160 Wasserstoff

98,606 --

uod entspricht nach folgender Vergleichoag der berech- neteo und gefundenen Resultate der Formel C,H,

Gefunden. Berechuet.

87,446 Kohlenstoff =2 C 89,09 Kohleastoff 11,160 Wasserstoff =3H 10,W Wasserstoff

98,606. 99,99. Der Vergleichung wegen erlaube icb mir scbliefslich

nocb auf den Ozokerit aufmerksam zu macben, der hin- sichtlich seines Vorkommens, so wie seioes chemiscben und pbysikalicben Verhalteoe, grote Aehnlichkeit mit dem Scheererit hat, aber bestimmt daooo verschieden ist.

Pnggendorfl'r iinnal. Rd. XXXXTII. 10

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Er hat, nach S c h r a t t e r , i n B a u m g a r t n e r ’ s Zeit- schrift, Bd. 1V Heft 2, folgendc Zusammensetzuog:

86,201 Kohlenstoff L3,787 Wasserstoff

welches der F m e l CH, entspricht. Er findet sich in der Moldau., bei Slamick, und in Oestreich uuter Sand- stein in det N3he VOD Steinkohlen in ziemlich machti- gen brauneo, im durchfallenden Lichte braun, im re- flectirtem dunkellaucbgriin durchscheinenden , fettglanzen- den Massen, von Wachscoosistenz und napbthaahnlichFm Geruche. Er siedet bei 210° C., und destillirt, wie der Scheererir, unter Zerselzung und hbscheidung von KohIe ZIT einem anfangs lichtgelben , spater braunen, tbeerartig riechenden Oele. Aufser im Weingeist, in dem er sehr weuig lihlich ist, 16st er sicb in dens.elben Fliissigkeiten %vie der Scbeererit; alle diese LBsungen sind aber im durchfallenden Lichte rotbbraun, im reflectirten lauchgriin.

N a c b s c h r i f t.

Allem Vermuthen nach ist die im Aeufsern dem Paraffin 8hniiche Substanz, welehe Hr. F i k e n t s c h e r zu Redwitz ( Franken) in Rissen und Spalten eines Fijh- renholzes, das aus cinem augenscheinlich 3us Ueberre- sten POO Haseln -, Birken - Eden - und Fichtenbolz gebildeten To14 herstammte, gefnnden hat, und welche ich selhst in verwichenen Herbst bei diesem keontnifs- reichen Cbemiker zu sehen Gelegenheit hatie, identisch mit dem Scheererit von Utznach. Nach eioer Untersu- chung vom verstorbenen T r o III in s d o r f f hat diese Sub- stanz ein spec. Gcwicht von 0,68, und unlerscheidet sich in ihrem pbysikalischen und chemischen Verbalten nur durcha den Schmeizpuukt, der bei 86O R. liegt, vom Pa- raftin, das schon bei 53O R. schmilzt. In der Zusam- mensettung weicbt sie aher deutlich von dieaem ab, denn eine Analyse, unternommen nach L i e b ig’s Methode vom

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jijngeren T r o m m s d o r f f , gab 92,429 Kohle rind 7,571 Vrasserstoff, entsprechend der Formel C H, und iiber- einslimmcnd mit dcm Rcsultat des Hrn. Kraus . (Ann. d. Pharm. Bd. XXI s- 128

\v-as dcn Ozokerit (das fossile Wachs aus der Mol- dau) betrifft, SO is1 dasselbe, nach M a g n u s (Ann. de chim. et de PAYS. L v p. 218), ein inniges Gemenge von zwei mechanisch nicht zu treunenden Substanzen, V O ~ deneii die eine in Alkohol ldslich ist, die andere aber nicbt. D i e t Geinenge schrnilzt bei 82O C , und bestcht, nach M., aus S5,75 Kohlcnstoff und 15,15 W a s - serstoff. - Neuerdings hat Hr. PI a I il g u t i (Compt. rend, T. IV p. 410) den Uzokerit durch miederholte Beband- lung mit A lkohd iu zwei Substanzen zerlegt, eine, die bei 90" C. schmilzt und das spec. Gewicht =0,957 (hi 17",5 C.), und eine andere, deren Schmelzpunkt etwa 75O C. und spec. Gewicht =0,852 (bei 20" C.) isl. Dh erstere bestand atis 65,637 Kohlenstoff und 14,13 Wasserstdff. Bei trockner Destillation gab der Ozoke- rit 76,Ol Oel, 12,55 krystallinische Substanz, 10,31 Gase uud 3,lO kohligen Ruckstand. Die krystallinische Sub- stanz schmolz bei 56 bis 55 C., batte eine Dicbtigkeit =0,901 (bei 1'io C.) , und besafs sonst meistens die Eigeoscbaften des Paraffins, weshalb Hr. M. es PwuJ /eke nennt. Im Mittel zweier Analysen bestand es aus 85,9 Kohlenstoff und 14,l Wasserstoff. - Aehnliche Producte bekam Hr. L a u r e n t bei trockner Destillation des bituminiisen Scbiefers von Autun. Die atis dem er- haltcnen O e l , durch Erkaltung bis r - loo C. abgeschie- deoe krystallinische Substanz, schlnolz bei 33" C,, war sebr lilslich in Aether, unlilslich in kaltem hlkohol, un- angreifbar durch Mineralszoren, uberhaopt in den Eigen- schaftcn ganz den dem Paraffin analog, und bestand acts 85,745 Kohlenstoff und 14,200 Wasserstoff (Annul. de chim. et de PAYS. T. LIV p. 392). P.

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