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Ober$iichenspanmng und JIolccularvolumen. 459 die Essigsaure und erhielt mit Zugrundelegung der Formel C,H,O, die Werthe: von 21 bis 107OC. . . . 0,132 77 107 7, 160 97 . . . 0.132 *, 160 77 230 77 . . . 0,138 Benutzen wir aber die Formel 2C,H,O,, so wird der Wertli des Quotienten 0,211; es scheint demnacli, dass die Xoleciile der Essigsaure dieser zweiten Formel entsprechen, was wegen der anomalen Dampfdichte derselben auch wahr- scheinlich ist. Schliesslich will ich noch erwahnen, dass ich auch am Quecksilber Messungen vorgenommen habe; ich erhielt fur dasselbe zwischen Oo und 300° C. den Werth 0,18. Dam ist aber zu bemerken, dass sich dabei das Quecksilber in einem Temperaturintervalle befand, welches ausserhnlb jener Gren- zen liegt, innerhalb deren die Gultigkeit meines Satzes aus- gesprochen wurde. Auch Gemische von Aether und Schwefelkohlenstoff un- terwarf ich der Untersuchung und fand die oben abgeleiteten Satze auch durch diese bestatigt, wobei als Molecularvolumen der Mittelwerth o1 +kv, : 1 +k der beiden Molecularvolumina u1 und v2 genommen wurde bei dem Mischungsverhaltnisse k. IX. Zi'eber die Abweichu/ny cles Sauerstoffs von dem BolJEe-M~ir.2otte'sche.n Gesctxe Bei mdedr.2gen Druclien; von C?wistian Bohr in Kopenhayen. (Ilierza Tap. IV Fig. 18 U. 10.1 Bei einer Reihe absorptiometrischer Bestimmungen, die ich in1 Laufe der letzten Jahre iiber die Dissociation des locker gebundenen Sauerstoffes im Oxybamoglohin ausge- fuhrt habe, zeigten die unter niedrigen Sauerstoffdrucken angestellten Versuche immer Unregelmassigkeiten , die sich trotz aller angewendeten Miihe nicht entfernen liessen. In- dem ich nach dem Grunde dieser Unregelmgssigkeiten forschte, wurde ich darauf gefiihrt, denselben zu suchen in der fiir alle

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Ober$iichenspanmng und JIolccularvolumen. 459

die Essigsaure und erhielt mit Zugrundelegung der Formel C,H,O, die Werthe:

von 21 bis 107OC. . . . 0,132 77 107 7, 160 9 7 . . . 0.132 *, 160 77 230 77 . . . 0,138

Benutzen wir aber die Formel 2C,H,O,, so wird der Wertli des Quotienten 0,211; es scheint demnacli, dass die Xoleciile der Essigsaure dieser zweiten Formel entsprechen, was wegen der anomalen Dampfdichte derselben auch wahr- scheinlich ist.

Schliesslich will ich noch erwahnen, dass ich auch am Quecksilber Messungen vorgenommen habe; ich erhielt fur dasselbe zwischen O o und 300° C . den Werth 0,18. D a m ist aber zu bemerken, dass sich dabei das Quecksilber in einem Temperaturintervalle befand, welches ausserhnlb jener Gren- zen liegt, innerhalb deren die Gultigkeit meines Satzes aus- gesprochen wurde.

Auch Gemische von Aether und Schwefelkohlenstoff un- terwarf ich der Untersuchung und fand die oben abgeleiteten Satze auch durch diese bestatigt, wobei als Molecularvolumen der Mittelwerth o1 +kv, : 1 + k der beiden Molecularvolumina u1 und v2 genommen wurde bei dem Mischungsverhaltnisse k.

IX. Zi'eber d ie Abweichu/ny cles Sauerstoffs von dem BolJEe-M~ir.2otte'sche.n Gesctxe Bei mdedr.2gen Druclien; von C ? w i s t i a n Bohr in Kopenhayen.

(Ilierza Tap. I V Fig. 18 U. 10.1

Bei einer Reihe absorptiometrischer Bestimmungen, die ich in1 Laufe der letzten Jahre iiber die Dissociation des locker gebundenen Sauerstoffes im Oxybamoglohin ausge- fuhrt habe, zeigten die unter niedrigen Sauerstoffdrucken angestellten Versuche immer Unregelmassigkeiten , die sich trotz aller angewendeten Miihe nicht entfernen liessen. I n - dem ich nach dem Grunde dieser Unregelmgssigkeiten forschte, wurde ich darauf gefiihrt, denselben zu suchen in der fiir alle

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460 C. Boht..

solche Versuche nothwendigen Umrechnting des Volumens des Gases von dem Drucke, worunter es v o r der Absorption ge. messen wurde, in den nach der Absorption vorhandenen ge- ringeren Druck.

Die Umrechnung wurde natiirlicli nach dem B o y l e - M a r i o tte’schen Gesetze vorgenommen. Es entstand somit die Aufgabe, zu untersuchen, mit welcher Genauigkeit der Sauerstoff bei niedrigen Drucken dein genannten Gesetze folgt, um dadurch womoglicli Ddten zur Rerechnung der Dissociationsversuche zu gewinnen. So entstand die vorlie- gende Untersuchungsreihe: durch welche, so weit ich sehe, unzweifelhaft erwiesen is t , dass der Sauerstoff bei den ge- nannten Drucken bedeutend von dem B o y l e - M a r i o t te’schen Gesetze abweicht. I m Verlauf der Versuche zeigte sich fer- ner regelmiissig das unerwartete Phanomen, dass die Curve. welche die Abhangigkeit zwischen dem Volumen und der Spannung ausdriickt, bei einer bestiminten Qriisse der letzt- genannten eine stark ausgesprochene Discontinuitiit darbot. ein Verhalten, welches den Gedanken auf eine hier stattfin- dende Veranderung der molecularen Zusammensetzung des Sauerstoffes lenken musste. Auf die nahere Bestimmung dieses Punktes der Curve, die, wie es mir schien, ein grosses Interesse darbot, wurde daher bei den Versuchen eine be- sondere Rucksicht genommen.

Die in der Literatur vorlicgenden Mittheilungen uber die Anwendbarkeit des Boyle-Mariot te’schen Gesetzes auf Sauerstoff und Sauerstoffmischungen bei Drucken unterhalb einer Atmosphare beschrhken sich, was den r e i n e n S a u e r - s to f f betrifit, auf einige Versuche von S i l j e s t r o m ’ ) zwi- schen ca. 770 mm und 18 mm Druck. Er findet bei abneh- inenden Drucken eine grossere Dichtigkeit des Gases, ala das Boyle-Mar io t te ’sche Gesetz verlangt; denselben Erfolg gaben auch Yersuche mit der atmospharischen Luft. Die verwendeten Methoden diirften indessen kaum geniigend sein, um wcitere Folgerungen auf diese Versuche zu bauen.

WRS die a t m o s p h a r i s c h e L u f t betrifft, so hat R e g -

I ) Siljestroin. Pogg. Bun. l b l . 11. 451. 1874.

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Boyle’s Gesetz. 46 1

n a u l t’) drei Bestimmungen zwischen einem Drucke von einer AtmosphBre und von circa 300 mm ausgefuhrt, die alle eine in dieselbe Richtung gehende Abweicliung von dem 1M a r i o t t e’schen Gesetze gaben; die Gr6sse dieser Abwei- chung lag jedoch nach seiner Anschauung innerhalb des Ge- bietes moglicher Fehlerquellen. Weitere Versuche iiber diese Frage hat R e g n a u l t 2 ) nicht ausgefuhrt; dagegen hat M e n - delejeffg) eine Reihe von Messungen veroffentlicht uber die Dichtigkeit der atmospharischen Luft bei verschiedenen Drucken unterhalb einer Atmosphare. Die Versuche, die mit sorgfaltiger ’Rucksichtsnahme suf die moglichen Fehler- cpellen ausgefuhrt sind, gaben immer Abweichungen von dem Msr io t te ’schen Gesetze in der Richtung, dass die Dichtigkeit bei abnehmendem Druck grosser war, als sie nach dem genannten Gesetze sein sollte. Die in Mende le j e f f ’ s Abhandlung ausgefiihrten Zahlenwerthe reichen von circa 650. bis 15 mm.

Bei noch niedrigeren Drucken hat K r a j e w i t s c h 3 vor kurzem nach einer besonderen Methade Bestimmungen ftus- gefiihrt, die, was die vorliegende Frage betrifft, in dieselbe Richtung gehen , wie die von &I e n d e 1 e j e f f. Der Verfasser bemerkt selbst, dass die quantitativen Resultate seiner Ver- suche nicht sehr genau sind, wogegen clie qualitativen keinen. Zweifel zulassen.

Zu einem anderen Resultate ist A m a g a t 5 ) , der die Frage einer sorgfaltigen Prufung unterworfen hat, gekommen. Er findet, dass die Abweichungen der atmosphlrischen Luft vom Boyle-Mnriot te’schen Gesetze bei niedrigen Drucken zu klein und unregelmbsig sind, als dass man sie m i t Sicher- heit ais festgestellt betrachten kann.

1) R c g n a u l t , ErIBni. de I’Inst. dc France. 21. p. 139. 1847. 2) R e g n a u l t , 1. c. p. 415. 3) Mendele je f f u. K i r p i t s c h o f f , Ann. de chim. et dc phys. 2.

p. 427. 1874. Mendele je f f u. Heni i l ian , Ann. cle chitn. et tle pltys. 9. 11. 111. 1876.

4 ) K r n j ewi tsch , Journ. (1. russ. chein.-pliys. Ges. 14. p. 61). 1984. Citat nach Beibl. 9. p. 315. 1E85.

5 ) E. H. A m a g a t , Ann. de chim. et de phy?. (5) 2s. p.480. 1883.

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462 C Bolir.

Meine Versuche geben fur den Sauerstoff zwischen der Spannung 0,l und 15 mm eine Abweichung Tom B o y l e - Mar io t te ’schen Gesetz; die Richtung der Sbweichung ist mit derjenigen identisch, welche die meisten der oben citir- ten Autoren fur die atmosphiirische Luft angegeben haben.

Bei einer grosseren Reihe von Vorversuchen, auf die ich hier nliher einzugehen keinen G r m d finde, habe ich verschie- dene Apparate angewendet, darunter auch einen, welcher in niehreren Hinsichten mit dem von A mag a t iibereinstimmte ; ich wurde aber bei den Verauchen dazu gefiihrt., auf immer grossere Einfachheit der benutzten Apparate hinzustreben, um es dadurch moglich zu machen, die benutzten Gefasse mit Quecksilber auszukochen.

Besonders nothweiidig ist dies fur das Rohr, durcli welches das Quecksilber bei Volumenveranderung der eingeschlossenen Gasmenge am- und eintritt, weil eine absolute Trockenheit der Wande dieses Rohres naturlich unentbehrlich ist.

Das Verfahren, das ich bei den endgiiltigen Versuchen verwendete, war im wesentlichen folgendes :

Der hrbeitsraum war ein gegon Norden gelegenes Zim- mer im Kellergeschoss des Universitiits - Laboratoriums in Kopenhagen. Seine Temperatur schwankte sehr wenig. An einer Stelle des Pussbodens war ein Grnnitblock eingelassen und rnit Cement umgossen. In einer in den Stein gebohrten Vertiefung war ein Eisenrohr eingelassen , das vermittelst Klammern den in der Figur 18 abgebildeten Apparat trug. Nur die Kugel A wurde von einem besonderen, neben dem Steine aufgestellten Stativ gehalten. Der Apparat selbst bestand aus dem 500 mm hohen U-Rohr B, dns unten durch den Hahn C abgeschlossen war. Dieser Hahn stand durch eincn Kautschukschlauch rnit der Quecksilberkugel A in Ver- bindung. Durch Heben oder Senken der Kugel A (wahrend der Hahn C geoffnet wurde) konnte das Quecksilberniveau in B nach Belieben eingestellt werden. I n jedem der beiden Schenkel des U-Rohres war ein Barometerrohr (a und p) von der in der Figur gezeichneten Form angebracht. Diese Barometerrohren waren mit Sorgfalt in gewohnlicher Weise an der Hagen’schen Pumpe ausgekocht. In der einen unten

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Biyyle’s Gesetz. 463

citirten Versuchsreihe war der Durchmesser der beiden R6h- ren 18,5 mm (diese Rohren werden in dem Folgenden Rohr Nr. 1 genannt); in der anderen Versuchsreihe war der Durch- messer der beiden Xohren 32 mm (Rohr Nr. 2).

Auf einem der Rohre (a) war eine Eintheilung, welche Rohr Nr. 2 in sieben, Rohr Nr. 1 in vier beinahe gleiche Abschnitte theilte; fur jeden Theilstrich der Eintheilung war das Volumen genau bestimmt. Die Feuchtigkeit der Atmo- sphiire wurde vom Rohre B ferngehalten, indem seine beiden Oeffnungen mit Kautschukmembranen iiherbunden waren. Durch dieselben waren ausser den Barometerrohren noch zwei weitere Qlitsrohren gesteckt, welche mit der atmospha- rischen Luft durcli das Chlorcalciumrohr E in Verbindung standen.

Zu Anfange des Versuches wurden einige Blasen vollig trockenen Sauerstoffes in das Rohr u eingefuhrt, und nach- dem man den ganzen Apparat lange genug sich selbst uber- lassen hatte, um sicher zu sein, dass er die Temperatur der umgebenden Luft angenommen, wurde mit einem Ka- thetometer , das auf denselben Grunitblock aufgestellt war, welcher den oben beschriebenen App:trat trug, zur Ablesung geschritten. Abgelesen wurde der Unterschied zwischen dem Quecksilberstand im Rohre a und dem Barometer p ; zur selben Zeit wurde der Abstand des Quecksilbermeniscus in u vom nachsten Theilstrich, zur Bestimmung des Volumens abgelesen. Darauf wurde das Quecksilberniveau im U-Ro hr B verandert, bis das Quecksilber in dem Rohre a sich auf einen ttnderen Theilstrich einstellte, und der Unterschied der Hohe zwischen dem Stand im Rohre u und dem Barometer wurde wieder abgelesen. Indem man auf diese Weise von einem Theilstrich zum anderen ging, fand man eine Reihe von Drucken und entsprechenden Volumen fur dieselbe Gas- menge. Hierauf wurden wieder einige Sauerstoff blasen ins Rohr 01 hineingefuhrt und eine Reihe zusammengehoriger Werthe bestimmt. Durch Einfuhrung einer passenden Menge Sauerstoffes gelang es in dieser Weise, die Abhangigkeit zwischen Volumen und Druck zu bestimmen fur einen Werth des letztgenannten zwischen 0,l und 15 mm.

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464 C. Bohr.

Wie einfach das Verfahren auch scheint, muss man doch Rucksicht auf einige Fehlerquellen nehmen, falls die Bestim- mungen Anspruch auf grosse Genauigkeit machen sollen.

1. Der verwendete Sauerstoff wurde durch Erwarmen von reinem Quecksilberoxyd dargestellt; zu diesem Zwecke wurde das Quecksilberoxyd als eine ziemlich gleichmassige Schicht in ein gewohnliches Verbrennungsrohr gefullt , dessen eines Ende zugeschmolzen war , wahrend das andere vermittelst eines dickwandigen Kautschukschlauches mit einem Capillar- rohre in Verbindung gesetzt war, das mit seinem umgeboge- nen Ende unter Quecksilber mundete.

Nachdem das Verbrennungsrohr in einen Verbrennnngs- ofen fur Elementaranalyse gelegt worden war, wurde es auf einer beschriinkten Strecke erwarmt, indem man am hinteren Ende des Rohres anfing, bis alles im erwiirmten Stuck befindliche Quecksilberoxyd verschwunden war. Da die Menge des Quecksilberoxyds im ganzen Rohre annaliernd bestimmt war, konnte man durch die Lange der gebrauchten Strecke einen ungeahren Ueherschlag uber den schon entwickelten Sauerstoff haben.

Dies war nothwendig, um zu wissen, wann die im Appa- rat sich befindende atmosphlrische Luft wahrscheinlich als vertrieben zu betrachten war; es wurde keine besondere Vor- lage angewendet, da das destillirte Quecksilber Platz genug im vordersten Ende des Verbrennungsrohres fand.

Wenn einige Liter des Sauerstoffs entwichen waren, wurde dasselbe in einem B u n s e n'schen Quecksilbergaso- meter gesammelt. Mein Gasometer wich nur insofern yon der Form, die in den ,,Gasometrischen Methoden" beschrie- ben wird (1877 p. 23), ab, als die Krtutschukverbindung am oberen Ende des Gasometers von Quecksilber umgeben war. Das Rohr, durch welches dss eufgesammelte Gas wahrend des Qebrauches aus dem Gasometer geleitet wurde, war ein sehr enges Capillarrohr, sodass die langsam aus- tretenden Blasen beim Atmospharendrucke nur eine Grosse von circa 0,Ol ccm hatten. Um die Luft zu trocknen, war ein etwas weiteres Rohr, das Phosphorsaureenhydrid enthielt, zwischen das Gasometer und das Capillarrohr eingeschaltet.

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Boyle’s Geset:. 4 65

Die austretende Luft kam auf diese Weise wahrend langerer Zeit mit dem Phosphorslureanhydrid in Beriihrung und muss deshalb vollsYandig trocken gewesen sein. Sollte der SauerstoE aus dem Gasometer ins Rohr ct ubergefiihrt wer- den, so wurde, bei den Versuchen mit dem engeren Rohre (Nr. l), dieses aus dem U-formigen Rohre B genommen und in eine Eisenschale rnit Quecksilber gesetzt, die durch eine Gasflamme fiber 120° 0. erwarmt wurde, um auf diese Weise die Feuchtigkeit der Quecksilberoberflache und der Schale zu vertreiben. Durch das erwarmte Quecksilber wurde erst etwas Sauerstoff aus dem Gasometer geleitet, um die atmo- spharische Luft aus dem Phosphorsaureanhydridrohre zu ver- treiben, und d a m eine passende Anzahl von Blasen in das Rohr geleitet. Nach Abkiihlung auf Zimmertemperatur wurde das Rohr wieder aus der Eisenschale in das U-f6rmige Rohr ubertragen, wo die Ablesung stattfand.

Bei der Versuchsreihe mit dem Rohre Nr. 2 war das Verfahren ungehhr dasselbe. Nur wnrde hier das Erwarmen bis 120° C. unterlassen.

2. Die Bestimmung der den Theilstrichen des Rohres entsprechenden Volumina ist fiir jeden Theilstrich durch wiederholtes Auswagen mit Quecksilber direct ausgefuhrt. unter Beobachtung der gewohnlichen Vorsichtsmaassregeln. was die Temperatur betrifft, und rnit Anbringung einer Cor- rection fiir die Krummung des Meniscus nach B u n s e n ’ s Methode (Gasometrische Methoden 1877, p. 35). Wenn der Quecksilberstand, wie es am oftesten der Fall war, nicht genau einem Theilstrich entsprach , wurde der Abstand bis zu dem nllchsten Theilstrich durch Messung mit dem Ka- thetometer bestimmt, wonach eine fiir diesen Abstand ent- sprechende Correction eingefuhrt wurde.

Ein besonderer Versuch zeigte , dass die angewendeten Rohren bei einer Variation des inwendigen Druckes von bei- nahe einer Atmosphare ihr Volumen nicht merkbar veran- derten. Die auf die obige Weise ausgefiihrten Volumbestim- mungen konnen wahrscheinlich nur mit kleinen E’ehlern behaftet sein, die im Vergleich mit den durch die Druck- messung eingefiihrten als verschwindend gelten miissen.

Ann. d Phyn. U. Chem. N. F. XXVII. 3( ’

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466 c: Buh,..

3. Was die Bestimmung der Temperatnr wahrend der Versuche betrifft, so ist Folgendes zu bemerken: Das Zim- mer, in welchem der Apparat aufgestellt war, und in welchem sich bis fiir die kurze Zeit der Ablesungen niemand auf- hielt,, hatte eine sehr konstante Temperatur, die ganze Tage hindurch nur innerhalb weniger Zehntel eines Grades vari- irte. W enn dann mehrere Ablesungen desselben Luftvolu- mens, mit Pausen von Stunden gemacht, denselben Werth ffir den Quecksilberstand im Rohr und fur die Lufttempe- rstur in der unmittelbaren Nahe des Apparates gegeben hatten, so war die Annahme gerechtfertigt, dass der ganze Apparat die abgelesene Temperatur hatte. Auf die Vor- theile, welche eine Umgebung des Rohres mit Wasser zu leisten scheint , habe ich aus folgenden Griinden verzichtet. Crspriinglich liess ich bei einer langeren Reihe einleitender Versuche den obersten erweiterten Theil der beiden Rohre ' u und 13) in einen mit Glasscheiben versehenen Wasser- kasten hineinragen. Es gelang mir indessen nicht, eine iiberall so gleichmassige Glasscheibe und eine so vollstandig normale Einstellung derselben zu erlangen, dass ich bei Ab- lesung mit dem Kathetometer durch das Glas hindurch Fehler von mehreren Hunderteln von Millimetern vermeiden konnte. Saturlich wird es moglich sein , wenn alles mit besonderer Sorgfalt eingerichtet wird, die Fehler wegzuschaffen; es ist aber sehr schwierig, und man darf sich auf solche Messungen nicht verlassen, wenn man sich nicht vorher durch directe Pro- lien an verschiedenen Stellen der Glassclieibe versichert hat, dass keine stiirende Verschiebung des Bildes stattfindet.

Bei solchen directen Versuchen durch Vergleichung des Standes zweier im Wasserkasten angebrachten Normalbaro- meter wurde ich auf diesen Fehler aufmerksam. Wegen der Schwierigkeit, den Eehler zu corrigiren (da er jn an ver- schiedeneii Stellen des (;lases verschieden sein kann), gab ich es auf, die Rohre in Wasser zu tauchen. Ferner haben mir vorliiufige Versuche gezeigt, dass der Ausdehnungscoiifficient bei niedrigen Drucken sich nicht sehr bedeutend von dem fur hiihere Drucke gefundenen (1:z,3 fur jeden Grad) entfernte. Hieraus folgt, dass hei den hiichsten der untersuchten

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Boyle’s Gesetz. 467

Urucken eine Aenderung von 0,l Grad eintreten konnte, ohne dass die dadurch verursachten Veranderungen bei den Ab- lesungen zu merken sind, deren Genauigkeit man nicht uber 401 mm setzen durfte. War aber der Druck bis auf ein Paar Millimeter gesunken, so wurden Variationen der Temperatur bis zu einem ganzen Grad nicht bemerkbar. Da nun bei gehiiriger Vorsicht Schwankungen der Zimmer- temperatur von mehr als 0,1 Grad wahrend einer Ablesungs- reihe vermieden werden konnten, so wurde durch ein Um- geben der Rohre mit Wasser keine bemerkbare Vergrosserung der Genauigkeit der Versuche erreicht. Es war daher rich- tiger, durch Weglassen des Wasserkastens. die Gefahr der clamit verbundenen Fehlerquellen zu verrneiden.

4. Bei Bestimmung der Spannung der eingeschlossenen Luft kommt zuerst in Betracht die Genauigkeit, lnit der es uberhaupt moglich ist, mit dem angewendeten Kathetometer zu messen. Hat man hinreichende Uebung, so wird man ohne Schwierigkeit mit einem guten Instrumente 0,Ol mm ablesen kiinnen. Bei den hier vorliegenden Versuchen, wo nur klei- nere Abstiinde zu bestimmen gewesen sind, konnte die wech- selseitige Uebereinstimmung der Scala an verschiedenen Stellen durch Vergleich mit dem Nonius gesichert werden. Durch Bestimmung der besonders bemerkbaren Punkte hat man dsfur gesorgt, dass Ablesungen an verschiedenen Stellen der Scala stattgefunden haben.

Schwieriger war es, den obersten Rand des Quecksilber- meniscus vollig genau in den Focus des Fernrohres einzu- stellen. Wenn nicht die grosste Vorsicht angewendet wird, ist man hierdurch den grobsten Irrthumern ausgesetzt. Das untenstehende Verfahren hat sich bei dem 18,5 mm weiten Rohre brauchbar gezeigt. Das Rohr wurde uberall, rnit Aus- nahme zweier schmalen, diametral entgegengesetzten Langs- streifen, mit schwarzem Papier bekleidet. Der hintere Streif, welcher der Lichtquelle zugewendet war, wurde rnit geijltem Papier uberklebt ; hinter diesem konnte ein Schirm lilngs der Hinterflliche des kohres auf und ab bewegt werden; dieser Schirm wurde auf solche Weise eingestellt, dass der Abstand zwischen seinem unteren scharfen Rande und dem

30’’

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468 (! Bohr.

Meniscus nur circa 0,l mm war. Man sah dann im Fern- rohre durch den vordersten Streif den Meniscus schwarz ohne Spur von irgend einem Reflex, und sein oberer Rand bildete einen scharfen Gegensatz zum matt erleuchteten ge- ijlten Papier. Auch der vorderste Streif konnte, urn das un- nothige Licht fernzuhalten, in verschiedener Ausdehnung mit einem Schirm uberdeckt werden. Diese Beobachtungsweise erlaubt eine besonders scharfe Einstellung. Man muss nur darauf achten, dass der alleroberste Theil der Wolbung des Meniscus nicht durch das von oben kommende Licht be- leuchtet wird, in welchem Falle derselbe wegen der spie- gelblanken Quecksilberoberflache leicht ubersehen werden kann. Dieses wird am leichtesten gepruft, indem man das Fadenkreuz des Fernrohres auf den yermutheten oberen Rand des Meniscus einstellt und dann den hintersten Schirm noch ein wenig senkt. Dieses darf keine Aenderung in der Lage des Meniscusrandes gehen.

Beim 32 mm weiten Rohre erhielt icli indessen selbst auf diese Weise kein sicheres Resultat. Trotz lange fort- gesetzter Uebung gelang es mir durch keine Beleuchtungs- weise, zuverliissige Bestimmungen zu erlangen. Es waren immer Unsicherheiten von einigen Hunderteln von Milli- metern vorhanden: und zuweilen wurden noch griihere Fehler begangen. Ich fuhrte dann eine kleine Glaskugel in jedes der Rohre (cc und 8) ein (Fig. 18), urn dadurch eine Ein- stellungsmarke zu geainnen.

Das Verfahren hierbei war folgendes: Beide Bohre wur- den in eine Eisenschale mit Quecksilber gestellt, die bis auf 120° erwlrrnt wurde. Gleichzeitig wurden in unmittelbarer Nahe zwei kleine Glaskugeln (jede vom Gewicht 0,04 g und vom Volumen 0,O'i ccm) bis ca. 400° erwarmt. Mit einer Eisenpincette wurde jede der Glaskugeln so schnell wie moglich unter das erwilrmte Quecksilber getaucht , worauf man sie in ihr Rohr aufsteigen liess. Es kam jetzt darauf an , die Glaskugeln, welche auf der fast planen Oberflache des Quecksilbers schwammen, gerade in die Mitte des Rohres zu bringen. Letzteres wurde erreicht, indem man die ilussere Seite des Rohres ein paarmal mit einem wollenen Lappchen

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Boylse’s Cesselz. 469

leicht bestrich. Nach einiger Zeit stellte sich die Glaskugel gerade mitten ins Rohr und strebte immer dahin, wenn sie durch kleine Erschutterungen in Bewegung gesetzt wurde. Beim scharfen Einstellen des Fernrohres auf den Rand der Kugel hatte man eine Sicherheit dafur, die Mitte des Rohres im Focus zu haben. Die Oberflachenlinie, die man gleich- zeitig deutlich sah, war also der oberste Rand des Meniscus. Die Einstellung des Fadenkreuzes wurde iibrigens durch die scharfe Grenzlinie zwischen dem Qlaskugelrand und dem Xeniscus erleichtert. Auf diese Art gelang es, die Messung mit hinliinglicher Genauigkeit auszufiihren. Nach meinem Ermessen scheint es mir indessen, dass die Einstellung sich mit weit grosserer Priicision beim engeren Rohr (Nr. 1) aus- fiihren lasst.

Die oben beschriebenen Ausfuhrungen der einzelnen Ab- lesungen, besonders ihre haufige Wiederholung, machen den Einfluss der Schwankungen des atmospharischen Druckes unschldlich.

Auf die capillare Depression war bei dem 32 mm weiten Rohre keine Rucksicht zu nehmen. Bei dem 18,5 mm weiten Rohr zeigten besondere Messungen (verglichen mit einer directen Bestimmung der Depression in einem gleich- weiten Glasrohre) , dass die Correction den unvermeidlichen Ablesungsfehler des Kathetometers nicht erreichte, weshrtlb sie ganz fortgelassen wurde. Ihre Einfuhrung wurde ubrigens die Abweichungen vom M a r i o t t e’ schen Gesetze noch grosser erscheinen lassen.

Die Aufmerksamkeit wurde ferner auf den Fehler ge- lenkt, welcher davon herriibren konnte, dass die Quecksilber- saulen in den beiden Rohren verschiedene Temperaturen hatten, indem ein Unterschied der Temperatur auf 0,lO C. bei einer Quecksilbersaule von 760 mm einen Unterschied im Druck von ca. 0,Ol mm bedingt. Nach dem oben Ange- fiihrten iiber die Temperatur des Versuchszimmers und der Ablesungsweise sieht man, dass eine solche Gefahr nicht vorhanden war. Bei Anwendung kunstlicher Beleuchtung waren die Rohre immer durch Schirme geschutzt.

Die Barometer sind vor der Sauerstoffeinleitung auf

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470 C. Bohr.

etwa zuruckgebliebene Luft in folgender Weise gepruft: das Quecksilber in dem einen Rohre ((il) wurde durch Aenderung des Niveaus in B in verschiedene Hohen eingestellt, wahrend das Quecksilber im anderen Rohre (p) durch Heben oder Senken dieses Rohres immer an einer bestimmten Stelle im Rohre gehalten wurde. Ware eine messhare Luftmenge in einem der Rohre gewesen! so hatte nicht die Kathetometer- ablesung, wie es der Fall war, iiberall gennu dirselbe Hohe fur heide Rohre gegeben.’)

5. Die in den untenstehenden Versuchstabellen an meh- reren Stellen aufgefuhrten zuruckgehenden Controlversuche (siehe z. B. 1 B, 6 und 18) zeigen mit vollstandiger Sicherheit. dass das Quecksilber wahrend des Versuches keinen Sauer- stoff absorbirte. Dieses war schon aus dem Umstand er- sichtlich, dass die Quecksilberoherflache in dem Rohre mit Snuerstofl wahrend des ganzen Versuches vollstandig blank hlieb; das Quecksilber legte sichf wenn es im Rohre auf und ab bewegt wurde, uberall an die Wand nls Spiegel.

Wahrend des Hinaufsteigens der Sauerstoff blasen durch das Rohr, YU Beginn des Versuches, wurde dagegen zuweilen ein wenig Quecksilber oxydirt, was sich durch hier und da eintretende kleine Flecken am Rohre kundgiht.

6. Aus den eben genannten Controlversuchen ergibt sich ferner, dass wahrend der Versuche sich keine bemerk- baren Mengen von Luft an der inneren Glasoberflache ver- dichtet haben kbnnen. Uebrigens ergeben dit.1 Versuche fur die Abhiingigkeit zwischen Volumen und Druck so iiherein- stimmende Resultate, mit welchen Gasmengen und welchei Glasoberfltiche bei gegebenen Druck auch experimentirt wer- den mochte , dass keine storende Oberflachencondensittion vorhanden sein konnte.

~~

1 ) In diesur \\’eke werden aucli et \\ aigc. durch I’iiregcImxasi~l\eitrii drr Barometergltrewdndc hervorgerufenc Verschicbuugen deri Bildes dei Quecksilberkuppe bemerkt ; nacli dem Versuchc. werden iiacli Eii tleeriuig aes Quecksilbers die bentitsten Tlieile der Baroiiietcmijhreii eiuer eingclicn- dmi Priifuiig iii diescr ICiclitung UII terworfeu. Uei dcii 011 mir beuutzteu Baromcterrdhrm awrden iibrireiis keiiie <torendeii ITnre,rrelinnsaiF~eitrn diestbr Art gefriiideii.

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Boy/e’s Gesetz . 1i 1

Besonders ist hervorzuheben, dass die Grosse der Glas- oberflache auf die (p. 460) erwahnte Discontinuitat keinen Einfluss ausiibt, was aus dem Vergleich der mit Rohr Kr. 1 und den mit Nr. 2 ausgefuhrten Versuchen hervorgeht. Bei dem 18,5 mm weiten Rohre vergrossert sich namlich (siehe Versuchsreihe I, Abtheilung C, Nr. 23 und 25) das Volumen bei einem Drucke von 0,70 mm um 11,5 Proc., wahrend eine numerisch sehr naheliegende Vergrijsserung (etwas mehr als 10,9 Proc., siehe Versuchsreihe 11, Abtheilung A, Nr. 7 und 11) sich unter entsprechenden Verhaltnissen bei den Ver- suchen mit dem 32 mm weiten Rohre zeigte. I m ersteren Falle entspricht aber jeder Cubikcentimeter des Volumens ca. 2,2 gcm Glasoberflache; im zweiten dagegen ca. 1,5 qcni. Hieraus geht die Unabhangigkeit der Grosse der Discon- tinuitat von der Glasoberflache hervor.

Bei der Beurtheilung der Versuchsfehler ist sehr zu berucksichtigen, dass analoge Bestimmungen sowohl in zwei verschiedenen Rohren , wie auch an verschiedenen Stellen desselben Rohres ausgefuhrt sind.

I n den nnten citirten Versuchen kijnnen die Druckbe- stirnmungen wohl durchgangig mit keinem grosseren Fehler als 0,Ol mm behaftet sein, indem jeder einzelne Druck sehr haufig bestimmt wurde. Wie schon oben bemerkt, mar die Versuchsreihe mit den engeren Rohren in jeder Beziehung die genauere.

Die nicht wenigen einleitenden Versuchsreihen , Zuni Theil mit anderen Apparaten, als die hier beschriebenen, habe ich fortgelassen, da sie sich rnit den spater ausgefuhr- ten Versuchen nicht an Genauigkeit messen konnten. Immer- hin haben sie auch Resultate gegeben, die in der Haupt- sache mit den unten angefiihrten iibereinstimmen.

Unten folgt tabellarisch geordnet das Resultat zweier definitiver Versuchsreihen, die eine (I) mit einem 18,5 mm. die andere (11) mit einem 32 mm weiten Rohre ange- stellt. Jede Versuchsreihe besteht aus mehreren Abthei- lungen (A, B u. s. w.), und in jeder Abtheilung ist die Gasmenge verschieden, weil immer mehr Sauerstoff in die Rohre geleitet wurde. Die in der ersten Columne der Ta-

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472 C. Bohr.

belle aufgefiihrten Nummern geben die Ordnung an, in wel- cher die einzelnen Beobachtungen innerhalb der Abtheilnngen stattgefunden haben. Die mit p iiberschriebene Columne enthalt die Drucke, die mit u iiberschriebene die entspre- chenden Volumina, nnd zuletzt ist unter der Rubrik pv das Product beider aufgefiihrt,.

T a b e l l e I. p ist in Nillimetern ausgeclruckt , u in Cubikcentimetern.

Die angefiihrten Quecksilbersiiulen haben die Tempera- fur, die in der Tabelle steht.

V e rsu cli s r ei he 1.

Die Weite des Rohres = 18,5 mm. Temp. 14" C. = N1,.

2 5 1 3 4

14 6

18 8

13 11 10 17 16 15 12 9 7

19 26 24 20 23 25 21 22 27 '79 30 '78

- P

0,63 0,34 0,23 0,17

1,15 1,14 1,14 1,135 0,92 0,84 0,70 0,695 0,67

0,55 0 40 0,30 1,82 1,795 1,79 0.88 0,70 0,70 0,62 0,49

0,12

0,Be

7,45 7900 3,38 1,93

2.

23,240 39,872 57,456 66,184 74,939 20,010

20,112 20,145

20,174 24,625 26,629 32,536 34,421

37,707 42,010 56,901 74,077 19,913

20,174 38,669 46,998 58,412 57,698 73,588 18,756 19,960 40,468 70,218

35,525

20,200

P"

14,641 13,557 13,215 11,251

23,012 22,965 22,927 22,897 3,655 22,368 22,715 23,922 23,799 23,378 23,105 22,761 22,223 36,242 36,258 36,111 34,029 32,899 36,688

35,323 139,958 139,719 136,781 135,522

-

5,993

35,773

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B(J!//I?S Geset:. 4 73

T a b e l l e I. (Portsetzung.) Ver snc hsr e i he 11.

Die Weite des Rohres = 32 mm. Temp. 11,5O C.

Abtheilung A

Abtheilung B

Abtheilung C

Nr. 9 8 7 11 10 14 12 I5 13 6 5 4 3 2 1 17 18 21 19 20 25 22 23 24

- P 1,03 0.84 0,71 O,7O 0,70 0,65 0,6 1 0,53 0,46 0.35

0,23

0,145 0,085 1,415 0.90 0,i 2 0,70 0,54

15,02 13,95 5,07 3,04

0,28

0,19

V

25,863 31,145 34,723

38,264 41,086 42,960 18,644 56,534 72,015 88,386 100,356 116,810 147,595 206,488 56,494

101,720 118,130 146,7i8 20,761 22,396 61,017 100,026

35,489

87,045

- P"

'16,639 86,162 '14,654 26,943 26,785 '16,706 26,205 25,782 26,006 25,205 24,188 23,082

21,402 17.551 74,940 78.340 73,238 82,691 79.260 31 1,829 312,350 309,357 304.073

22,194

Die einzelnen Beobachtungen sind je das Resultat meh- rerer in Intervallen von c8. einer Stunde ausgefiihrten Ab- Iesungen. Kein Druck wurde nach kiirzerer Zeit als zwei Stunden gemessen, und in vielen Fallen sowohl bei hohen wie bei niedrigen Drucken wurde die Ablesung der ein- zelnen Drucke wahrend 12 bis 24 Stunden mit grosseren und kleineren Unterbrechungen fortgesetzt. Diese lange Beobachtungszeit erwies sich nothwendig aus Granden, die erst Erwiihnung finden konnen, wenn die Versuchsresultate mgefiihrt sind.

Ausserdem ist zu bemerken, dass in Versuchsreihe I alle beobachteten Drucke, ohne Ausnahme, angefuhrt sind. In Versuchsreihe I1 sind von 27 Drucken zwei fortgelassen (einer von 3,07 und einer von 0,45 mm). Diese beiden geben namlich so grosse Ahweichungen von den iibrigen Werthen,

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dass ein groberer Messungsfehler wahrsclieinlich zu Grundt. liegen mag.

Um den Ueberblick iiber die Versuche zu erleichtern. lidw ich sie an der beigefugten Ourventafel, Fig. 19, graphisch day- gestellt, indem die verschiedenen Werthe von p als Abscissen und die entsprechenden Werthe von p v als Ordinaten ad'- getragen sind. Die Curve Nr. 1 gibt die Versuchsreihe 1 nieder, die Curve Nr. 2 Versuchsreihe 11. Da d i e s e l b e n Druckwerthe innerhalb mehrerer Abtheilungen derselben Reihe bcstiinmt sind, hat die Verbindung der einzelnen Ab- theilungen zu einem Ganzen keine besondere Schwierigkeiten dargebcten; sie ist iibrigens in der unten angefiihrten Art ausgefuhrt.

Xu bemerken ist fur beide Versuchsreihen, dass an der Curventrtfel die Punkte der Abtheilung A mit x x x . die cler Abtheilung B mit . . . und die der Abtheilungen C unil D (die sich nicht verwechseln lassen) mit t t t bezeiclinet sind. Der Maassstab der Curve ist so gewiihlt, dass eine Einheit von p v in der Reihe I, Abtheilung C: 3 mm, eine Ein- heit (1 mm) von p 20 mm entspricht.

Die Curven zeigen, dass die Werthe von p v , statt in einer geraden Linie parallel zur Abscissenaxe zu liegen, wie es nacli dem Boyle-Mar io t te ' schen Gesetze sein miisste, im allgemeinen eine gegen die Abscissenaxe concave Linie bilden. Fiir den Werth p = 0,70 mm hat die Curve eine deutliche Discontinuitlt, welche sie in zwei Zweige theilt. Der eine Zweig, den Werthen p > 0,70 mm entsprechend, wird im Fol- genden ,,langer Zweig" genannt, der andere. den Werthen y < 0,70 mm entsprechend, ,,kurzer Zweig".

Riicksichtlich cler graphischen Darstellung ist zu be- merken, dass die ausgezogene Linie (die fur beide Curven identisch ist) in beiden Zweigen folgender Relation zwischen den Ordinaten ( p u ) und deren Abscissen ( p ) geniigt:

( p + u) 2, = k. Die Constanten u und R haben fiirdeden Zweig verschiedene

Werthe. Der Unterschiecl der Genauigkeit zwischen den Bestimmungen im kurzen und langen Zweige ist nur gering, wie man aus den untenstehenden Tabellen 2 und 3 ersieht;

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Boyle's Gesetz. 47.5

durch die graphische Darstellung wird man vielleicht den Eindruck erhalten , dass die Genauigkeit cler Druckbestim- mungen des kurzen Zweiges geringer als der des langen sei. Dieser Anschein wird erweckt infolge der Multiplication der kleinen Drucke mit relativ grossen Volumen.

Die Discontinuitat selbst, die, wie die Curve zeigt, durch zahlreiche Beobachtungen sicher gestellt ist, bietet folgende bemerkenswerthe Verhhltnisse dar. Wenn man bei einer gewissen Sauerstoffmenge im Rohre u das Quecksilber erst in der A r t einstellt, dass der Druck einen etwas geringeren Werth als 0,70 mm hat, und dann durch Verringern des Volumens den Druck uber 0,70 mm steigert (z. B. bis 0,8 mm). so zeigt sich, dass dieser Druck nicht constant bleibt, son- dern im Verlaufe von 3-5 Stunden bis zu einem Werthe sinkt, der ungefahr 10 Proc. kleiner ist, als der ursprungliche. Wiihrend dieser Zeit ist der Druck mehr oder weniger ver- anderlich, zwischen' dem Anfangs- und dem Schlusswerthe schwankend. Ob diese Schwankungen eine Regelmassigkeit darstellen, war aus naheliegenden Griinden mit dem ange- wendeten Apparato nicht zu bestimmen. Nach funf Stunden hochstens halt sich der Druck constant, solange er beob- achtet wurde (24 bis 36 Stunden).

1st der Endwerth des Druckes eben gleich 0,70 mm, so zeigt sich bei einer passenden Volumenvermehrung keine Verringerung des Druckes, wie man es erwarten sollte; er bleibt gleich 0,70 mm. Wird die Vergrasserung des Volumens noch weiter fortgesetzt, so findet man ein Sinken des Druckes. Dieses ganz regelmassig eintreffende Phanomen kann, so oft man will, wiederholt werden.

Es scheint mir hierdurch bewiesen, dass der Sauerstofi unter den genannten Urnstanden eine Veranderung seines Zustandes von der Ar t erleidet, dass man fur die Ueber- fuhrung der Zustandsform bei hoheren Drucken in die bei geringeren keine oder in jedem Falle nur sehr kurze Zeit braucht, wogegen fir die Veranderungen im entgegengesetzten Sinne mehrere Stunden nothig werden. Dass diese Verhiilt- nisse mit einer eintretenden Veranderung der molecularen Zusammensetzung des Snuerstoffes in Verbindung stehen. ist

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476 C. Bohr.

wahrscheinlich. Versuche bei hoheren Temperaturen als die hier angedeuteten wiirden ohne Zweifel fur die Frage be- deutungsvoll sein, ich habe jedoch his jetzt solche nicht an- stellen konnen.

Eine Betrachtung der Curven sainmt einigen vorlaufigen Versuchen schienen zu zeigen, dass die Versuchsresultate niit guter Annaherung durch die Gleichung: ( p + u) v = k ausgedruckt werden konnten, wo p der Druck, v das Volumen und u fur dieselbe Zustandsform eine absolute Constante ist, wahrend k nur fur dieselbe Luftmenge in derselben Zustands- form constant ist; k hat dann, solange wir uns in demselben Zweig der Curve befinden, denselber; Werth fur dieselbe Versuchsabtheilung, nicht sber denselben Werth fur die verschiedenen Abtheilungen.

Da eine solche Gleichung, ohne Rucksicht auf ihren theoretischen Werth, ein gutes Hiilfsmittel bei der Anwen- dung der Versuchsresultate abgibt, so wurde nach der Me- thode der kleinsten Quadrate der wahrscheinlichste Werth fur u berechnet. Indein gleichzeitig die Werthe k fiir jede Abtheilung bestimmt wurden, gewann man die M oglichkeit einer Verbindung der einzelnen Abtheilungen innerhalb der T'ersuchsreihen.

Da die Versuche in der Reihe I voraussichtlich die zu- verlassigsten waren, wurde nur diese Reihe zur Bestimmung der Constante tz benutzt. Versuchsreihe I1 ist nur zur Ver- gleichung mit dem von der Ileihe I gewonnenen Resultate angewendet. Dazu ist der fur cc der Reihe I gefundene Werth auf die Reihe I1 angewendet, in welcher dann nur die Bestimmung der Werthe von k vorgenommen wurde, urn die verschiedenen Abtheilungen verbinden zu konnen. Eine Vergleichung der beiden Reihen ergibt sich also durch Ge- geniiberstellung der fiir die Reihe I1 vermittelst der Formel gefundenen Druckwerthe mit den direct beobachteten. Fur die Versuchsreihe I scheint der beste Werth von u:

fur den langen Zweig: cc = 0,109, ., -, kurzen .f : u = 0,070 zu sein.

Die Gleichungen der einzelnen Abtheilungen sind fur den langen Zweig:

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Boyle‘s Gesrtz. 4 i i

fur die abtheilung B: ( p + 0,109) u = 25.146. ‘ 9 77 C: ( p + 0,109) 2, = 35,368. 1 ) 71 D: ( p + 0,109) 2) = 141.923

In dem kurzen Zweig findet man: fiir die Abtheilung A: ( p + 0,070) u = 16.250.

‘ 9 9 . B: ( p + 0,070) P = 26,321. ,, .. C: (11 + 0.070) 2: = 40.161.

Untenstehend findet man fur die Reihe I eine Tabelle zur Vergleichung zwischen den direct beobachteten und den von den Formeln gefundenen Druckwerthen.

Tabe l l e 2. Versuchsreihe 1.

Der lange Zweig

I Abtheilung B

1 Abtheilung C

Abtheilung D

Der kurze Zweig

Abtheilung A

I

I 1

Abtheilung B

Abtheilung C

- Nr.

14 6

18 8

13 11

19 26 24 20 23 27 29 30 28

2 5 1 3 4

17 16 15 12 9 7

25 21 22

p (beob.)

l , l 8 1,14 1,14 1,135 0,92 0,84 1,82 1,795 1,79 0,88 0,70 7,45 7,oo 3,38 1,93

0,63 0,34

0,17

0,695 0,61 0,62 0,55 0,40 0,30 0,70 0,62 0.48

0,23

0,12

p (berechnet)

3,1477 1,1393 1,1413 1,1375 0,9121 0,8353 1,8176 1,7904 1,7929 0,8832 0,7074

7,4454 7,0012 3,3979 1,9121

0,6292 0,3376 0,2128 0,1758 0,1468 0,6947 0,6709 0,6281 0,5566 0,3926 0,2853 0,6963 0,6261 0.4758

Dif€erenz

f 0,0023 + 0,0007 +0,0013 t0,0025 f 0,0079 f 0,0047 f 0,0022 + 0,0046 + 0,0029 + 0,0032 +0,0074

+0,0012 f 0,0046

+0,0179 f 0,0179

f 0,000fi

+ 0,0055

+ 0,0009 + 0,0081

f 0,0024 + 0,0172

+ 0,0266 f 0,0003

+0,0066 + 0,0074 + 0,0147 f 0,0037 + 0,0061 + 0,0042

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478 c. h'nhr.

Die angegebene Formel erweist sich hierdurch sehr hrauchbar.

I n Bezug auf Versuchsreihe I T ist schon oben gesagt, dass der Werth des a aus der Reihe I genommen wurde. Die Gleichungen der einzelnen Abtheilungen innerhalb der Reihe waren dann mit Rucksicht auf den langen Zweig:

fur die Abtheilung A : (p+0,100) v = 29,055 * 9 - 7 v B: (p+O,l09) 11 = 86,656 - 7 ., 7, c : (p+O,109) j' = 314,500.

Den kurzen Zweig betreffend, fand man: fiir die Abtheilung A: (p+0 ,070) D = 29,785 ., * 9 * * B : (/J+0,070) I? = 88,740.

Folgende Tabelle gibt eine Zusaiumenstellung der berech- neten uncl beobnchteten Druckwerthe fur Versuchsreihe 11.

T a b e l l e 3. Versuchsrcihe 11.

Der lange Zweig

Abtheiliuig A I I

Der kurze Zweig

Abtheilung B I

= Nr.

9 8 7 17 18 21 25 22 23 24

11 10 14 12 15 13

t;

4 3 2 1

19 '20

0

u (beob.)

1,03 0,84 0,71 1,415

0,72 15,02 13,95 5,07 3,04

0,90

0,10 0.70 0,65 0,61 0,53 0,46 0,35 1),28 0,23

0,145 0,085

0,70 0.54

0,19

(berechnet)

1,0144 0,8239 0,7278 1,4233 0,8855 0,7420 15,040 13,934 5,045 3,035

0,7039 0,7084 0,6549 0,6233 0,5423 0,4569 0,3436 0,2748 0,2268 0,1850 0,1318 0,0742

0,6812 0,5346

Differene

-0,0156 -0.0161 +0,0178

+ 0,0083 -0,0149 +0,0220 + 0,020 -0,016 -0,025 - 0,005

+ 0,0039 +0,0084 + 0,0049 f0,0133 +0,0123 -0,0031 -0,0064 -0,0052 -0,0032 -0,0050 -0,0132 -0,0108

- 0,0188 -0,0054

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Boyle's Gesetz. 4 i 9

Die Resultate der Reihe I1 stiminen, wie man hieraus sieht, in der Hauptsache mit den fur Reihe I gefundenen uberein.

Die Resultate lassen sich folgendermassen zusammenfassen: 1. Bei einer Temperatur zwischen 11 und 14O C. weicht

der Sauerstoff innerhalb der beobachteten Druckgrenzen von dem Boyle-Mar io t te ' schen Gesetze ab. Die Abhilngigkeit zwischen Volumen und Druck fur einen Werth des letzt- genannten, grosser als 0,70 mm, kann man anniihernd clurch

ausdriicken, wahrend die Formel fur Werthe der Drucke, welche kleiner als 0,70 mm sind:

die Pormel: ( p + 0,109) = k

( p + 0,070) v = k ist. 9. Yinkt der Druck unterhalb 0,70 mm: so erleidet der

Sauerstoff eine Zustandsveranderung; er kann wieder durch ein Erhohen des Druckes bis iiber 0,70 mm in die ursprung- liche Zustandsform iibergefuhrt werden.

X. Ein ~brlesungsve,.suc7L uber Gasdifltcsion ; uon A. W4n k e 1 m a n n.

Bei Cfelegenheit von Versuchen, welche d a m dieneii soll- ten, die Dainpfspannung in mit Gasen erfiillten Raumen zu bestimmen, wurde ich darauf aufmerksam, dass der Druck der Dampfe oft erst nach sehr langer Zeit constant wird. Bringt man in ein mit Quecksilber gefulltes Rohr, welches Luft unter einem Drucke von etwa 300 mm enthalt, von unten her eine uberschussige Menge Plussigkeit , so fullen die Diimpfe nicht sofort den ganzen Raum oberhalb des Quecksilbers aus; vielmehr erfolgt dies nur allmahlich ent- sprechend dem Fortschritt der Diffusion der Dampfe in die dariiber befindliche Luft. Solange aber die Dichtigkeit des Dampfes nicht iiberall die gleiche ist, ist der Druck des Gemisches von Gas und Dampf nicht im Maximum.

Man kann nun cliesen Vorgang sehr gut benutzen, urn den Unterschied der Diffusionsgeschwindigkeit in verschie- denen Gasen, z. B. in Luft und WssserstotT, zu zeigen.')

I ) E:s scheint inir der im Folgendcn clargestellte \'ersuc.li iioch an- t-cli,znlicher zu sein. als de jo i ige , ~ v e l c l i c ~ ~ Hr. S t e f a 11 1 Wicn. Rw. .