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Bericht: Chemisehe Analyse organischer KSrper. 127 ~Iydroxylgruppe an Stelle eines Wasserstoffatoms ira Ammoniakmolecal ~ehwacht die Basieitat des letzteren ab. Die Amine der Fettreihe verhalten sich demnach wie starke Basen, w~hrend die aromatischen Amine einen sehw~icher basischen Charakter besitzen. Diese Thatsachen stehen im Einklang mit den thermochemisehen Bestimmungen. ])er Ersatz tier beiden Wasserstoffatome der Amidogruppe im Anilin <lurch zwei Radicale der Fettsgurereihe (Dimethylanilin) hat keinen Einfluss au[ die basische Eigensehaft des KSrpers. Der Eintritt eines zxx~eiten aromatisehen Radicals in ein aromatisches Amin (Diphenylamin) bewirkt neutrale Reaction gegen beide Indicatoren. Ein abweichendes Verhalten zeigt das p-Phenylendiamin, welches, obwohl es zwei Amidogruppen enthglt, neutral ist gegen PhenolphtaleXn und eins~turig gegen Helianthin. Aus obigen Beobaehtuugen geht demnaeh hervor, dass das Helianthin dazt~ dienen kann, eine stark saure und eine sehwaeh basisehe, Phenol- l)htale~n dagegen eine sehwach saure und eine stark basisehe Eigen- ~ehaft zu eharakterisiren. Ueber die Aeidimetrie organischer K~rper hubert Henri Imbert and A. Astrue ~) Untersuehungen verSffentlieht. Sehon frtiher 2) hat der eine der beiden Forseher angegeben, dass das Phenolphtalein eine :schwaeh saure und eine stark basisehe, das Helianthin umgekehrt el, ne :stark saute und eine sehwaeh basisehe Function anzuzeigen vermag. Diese beiden Indieatoren benutzten die Yerfasser bei den aeidimetrisehen Bestimmungen. Ferner zogen sie das Poirrier'sche Blau heran, dureh welches eine noeh sehw~ichere saure Eigensehaft charakterisirt werden 1;am,. als dureh das Phenolphtale~n. Sie untersuchten auf diese Weise: 1. die Acidimetrie der Phenole; 2. die Acidimetrie der matisehen S~iuren; 3. die Aeidimetrie der 4. die Aeidimetrie der 5. die Acidimetrie der 6. die Acidimetrie der 7. die Acidimetrie der and gelangten zu folgenden einbasischen eiuwerthigen Fett- und aro- einbasischen balogeusubstituirten S~uren; einbasischen Nitros:~uren; einbasischen 0xys~iuren ; einbasischen hSherwerthigen S~iuren; eiabasischen Amidos/iuren Ergebnissen : i) Colnptes rendus 180, 35. 2) Siehe das vorhergehende Referat.

Ueber die Acidimetrie organischer Körper

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Page 1: Ueber die Acidimetrie organischer Körper

Bericht: Chemisehe Analyse organischer KSrper. 127

~Iydroxylgruppe an Stelle eines Wasserstoffatoms ira Ammoniakmolecal ~ehwacht die Basieitat des letzteren ab.

Die Amine der Fettreihe verhalten sich demnach wie starke Basen, w~hrend die aromatischen Amine einen sehw~icher basischen Charakter besitzen. Diese Thatsachen stehen im Einklang mit den thermochemisehen Bestimmungen.

])er Ersatz tier beiden Wasserstoffatome der Amidogruppe im Anilin <lurch zwei Radicale der Fettsgurereihe (Dimethylanilin) hat keinen Einfluss au[ die basische Eigensehaft des KSrpers.

Der Eintritt eines zxx~eiten aromatisehen Radicals in ein aromatisches

Amin (Diphenylamin) bewirkt neutrale Reaction gegen beide Indicatoren. Ein abweichendes Verhalten zeigt das p-Phenylendiamin, welches, obwohl es zwei Amidogruppen enthglt, neutral ist gegen PhenolphtaleXn und eins~turig gegen Helianthin.

Aus obigen Beobaehtuugen geht demnaeh hervor, dass das Helianthin • dazt~ dienen kann, eine stark saure und eine sehwaeh basisehe, Phenol- l)htale~n dagegen eine sehwach saure und eine stark basisehe Eigen- ~ehaft zu eharakterisiren.

Ueber die Aeidimetrie organischer K~rper hubert Henr i I m b e r t and A. As t rue ~) Untersuehungen verSffentlieht. Sehon frtiher 2) hat der eine der beiden Forseher angegeben, dass das Phenolphtalein eine :schwaeh saure und eine stark basisehe, das Helianthin umgekehrt el, ne :stark saute und eine sehwaeh basisehe Function anzuzeigen vermag. Diese beiden Indieatoren benutzten die Yerfasser bei den aeidimetrisehen Bestimmungen. Ferner zogen sie das Poi r r ie r ' sche Blau heran, dureh welches eine noeh sehw~ichere saure Eigensehaft charakterisirt werden 1;am,. als dureh das Phenolphtale~n. Sie untersuchten auf diese Weise:

1. die Acidimetrie der Phenole; 2. die Acidimetrie der

matisehen S~iuren; 3. die Aeidimetrie der 4. die Aeidimetrie der 5. die Acidimetrie der 6. die Acidimetrie der 7. die Acidimetrie der

and gelangten zu folgenden

einbasischen eiuwerthigen Fett- und aro-

einbasischen balogeusubstituirten S~uren; einbasischen Nitros:~uren; einbasischen 0xys~iuren ; einbasischen hSherwerthigen S~iuren; eiabasischen Amidos/iuren Ergebnissen :

i) Colnptes rendus 180, 35. 2) Siehe das vorhergehende Referat.

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128 Berieht: Chemisehe Analyse organischer KSrper.

Das P h e n o l ist neutral gegen Helianthin und Phenolphtale~u, einbasisch gegen P o i r r i e r ' s B/au. Dsgegen verh~lt sieh P i k r i n s ~ i u r e als einbasische S/iure allen drei Indieatoren gegenaber.

Die e i n w e r t h i g e n e i n b a s i s e h e n S/ iuren kSnnen mit Helianthin, obgleieh sie alle gegen dieses sauer reagiren, niel~t bestimmt werden; gegen Phenolphtale~n und P o i r r i e r ' s Blau sind sie einbasisch. Ver- gleieht man die Acidimetrie der B e n z o ~ s S u r e und der P i k r i n s ~ u r e , so ergibt sieh, dass letztere, obgleieh sie keine Carboxylgruppe besitzt, eine st~rkere Aeidit/it aufweist a]s die Benzo~s~ure. Dies Yerhalten erkl/~rt sich indessen aus der ~-ersehiedenen Bildungsw~rme and der gleiehen Neutralisationsw~rme dieser S~nren.

Die o-, m - u n d p - B r o m b e n z o ~ s ~ u r e sind alle einbasiseh gegen Phenolphtale~n trod P o r r i e r ' s BIau, abet nur die erste liisst eine Aeidit~t gegen Helianthin erkennen, obgleieh sie damit nieht scharf bestimmt werden kann. Das Bromatom in o-Steliung vermehrt also die Aeidit~it dieses Kiirpers, w~hrend dasselbe in m- und p-Stellung einea weniger nennenswerthen Einfluss aus~ibt.

]J~'in gleiehes Verhalten zeigen die drei N i t robenzo~s~ tu ren . Die G l y k o l - nnd die N i l e h s i i u r e sind einbasieh gegen Phenol-

phtale~n und P o i r r i e r ' s Blau, verhalten sieh abet nur sehwael~, wenn aueh deutlieh saner gegen Nethylorange.

W~thrend die o - O x y b e n z o ~ s ~ u r e sieh mit Helianthin, wie aueh mit den beiden anderen Indieatoren, als einbasisehe S~ure bestimme~ l~sst~ ist dies bei der m- und p-Verbindung nieht tier Fall. Die tIydroxylgruppe in o-Stellung vermehrt die Aeidit~t des KSrpers. Gegen: Phenolphtalel'n sing alle drei S~uren einbasiseh; gegen P o i r r i e r ' s Blau verh~tlt sieh die o-S~ure einbasiseh, die m-S~ture erfordert mehr als 1 lV[oleetii Alkali zur S~tttigung und die p-S~ture unter denselben Be- dingungen 2 Noleetile.

Nit P o i r r i e r ' s Blau l~isst sieh alto die tlydroxylgruppe fi~ p-Stellung naehweisen.

Bei P r o t o e a t e e h u - und Vanilli~)s~ture zeigt Phenolphtale~n die ~Ionobasieit~t an. Bei Anwendung yon P o i r r i e r ' s Blau verlangt 1 Moleet~l S~ure, 2 Noleetile 3_lkali; doeh ist tier Farbenumseh!ag nieht seharf.

Das G l y k o e o l l ist neutral gegenttber ttelianthin und Phenol- phtale~n, saner gegent~ber P o i r r i e r ' s Blau. Doeh ist aueh mit letzterem

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Bericht: Chemische Analyse orgaMseher KSrper. 1 ~

Indicator die Bestimmung nicht m(Sglich. Die Amidogruppo vermindert

also die Aciditiit der Carboxylgruppe.

Die o- und m-Amidobenzo~sgure sind gegen Helianthin fast neutral, die p-Sgure indessen sawer; gegen PhenolphtaleYn nnd P o i r r i e r ' s Blau sind alle drei S~iuren oinbasisch.

Also aueh hier drtiekt die Amidogruppe in o- and m-Stellung die Aeiditgt der Carboxylgruppe herab; in p-Stellung dagegen tibt sic keinen Einflnss aus.

]r, ine neue aeidimetrisehe Bestimmungsmethode der Alkaloide bringt E l l i e F a l i ~ r e s ~) in Vorsehlag, indmn er b e i d e r Titration dieser K6rper die Anwendung ammoniakaliseher Kupferoxydl6sung empfiehlt~

Die Bestimmung der Alkaloide auf gew~Shnliehem acidimetrischem Wege erweist sich aus zwei Grt~nden als nngenau. Einerseits besitzt diese K~Srperklasse einen ansgesprochen schw~tcher basisehen Charakter als die mineralisehen Alkalien, der Farbennmschlag der Indicatoren tritt daher nicht seharf ein. Andererseits verdeeken bei rohen Alkaloidm¢ odor bei Extraetionsfliissigkeiten oft fremde Farbstoffe den Farbenwochsel. Bei Anwendnng der Kupferl6sung zeigt eine sctmrf erkennbare Trtibnngr durch Ansseheidnng yon Xupferoxyd, den Endpnnkt der Reaction an; es fallen also hierbei die eben erwghnten Nachtheile weg.

Zur tierstellung der ammoniakalischen Kupferoxydl~sung und zur Ausftihrung der titrimetrischen Bestimmung gibt der ¥erfasser folgende Vorschrift :

10 y Kupfersulfat 16st man in circa ~/~ Liter Wasser, ftigt Ammoniak hinzu~ his der aufangs entstandene Niedersehlag sich wieder vollst{indig aufgelOst hat, fallt auf 1000 ce auf, filtrirt und stellt die L6snng mit l/,o-NormaI-Sel~wefels~ure ein~ das heisst, man ermittdt wie viol Cubik- centimeter der Kupferl/Ssung n~Sthig sind, um mit einem gewissen Volumen der S~uro eben einen Nieder~ehlag zu gebm~.

In einem origen eylindrischen Gefgss gibt man zn 0,1 g des Alkaloids 2 0 cc 1/lo-Normal-Sehwefels'anre und f~gt nach eingetretener L/)sung ammoniakalische Knpferoxydl{Ssung hinzn, bis eine bleibende Triibung entsteht. Die verbrauehte KupferlOsnng entsprieht der freien Schwefel- sgure, da das sehwefelsaure Alkaloid ohne Einwirkung auf die ammonia- kalische Kupferl5sung ist. Arts der Differenz ergibt sich alsdama die

2) Comp{es fondus 129, 110.