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(Aus dem Staatlichen Institut fiir experimente]le Therapie und dem l~orschungs- institut fiir Chemotherapie zu Frankfurt a. M. -- Direktor: Geheimrat Professor Dr. R. Otto.) Uber die eareinogene Wirkung yon J~therextrakten aus Weizenkeimlingen. Bemerkung zu der Arbeit yon Rowntree, Steinberg, Dorranee und Cieeone. Von Carl Dittmar und Carl Bursehkies. (Eingegangen am 7. Jull 1939.) Vor einiger Zeit beriehteten Rowntree, Steinberg, Dorrance und Ciccone 1 fiber das Auftreten yon Sarkomen bei Ratten, die 1/~ngere Zeit mit/~therischen Extrakten aus Weizenkeimlingen geffittert waren. Die sehr b6sartigen Tumoren bildeten sieh, oft multipel, im Abdomen und waren naeh Angabe der Verff. ausnahmslos in mehreren Generationen transplantierbar. Die Zeit, in der die Sarkome entstanden, war sehr kurz, fr/ihestens 19Tage, im Durchschnitt 3STage; also im Vergleich zu anderen caneerogenen Substanzen eine sehr geringe L~tenzzeit. Der st~rkste bisher bekannte earcinogene Kohlenwasserstoff, das 9,10 Di- methyl 1,2 benzanthracen, erzeugt nach subcutaner Injektion im Dureh- schnitt nach 43 Tagen Sarkome ~. Die Verff. setzten bei ihren Versuchen den ~therextrakt in wechselnden Mengen dem Futter zu und fanden, dal~ bei erhShtem Zusatz auch die Sarkome if fiber erschienen. Bei direkter peroraler Eingabe dos 01s bekamen die Tiere nur Tumoren, wenn der Bodensatz, der sieh beim Stehen des Ols bilde~, mit verffittert wurde. Naeh Angabe der Verff. wurden 2 verschiedene Rattenst/~mme zu don Versuchen verwandt, um Irrtfimer durch zuf/~lliges Auftreten yon Spontantumoren bei einem Stature zu vermeiden. Die Ergebnisse waren bei beiden St/~mmen s AuBerdem wurden auch Versuche mit M/~usen und Meerschweinchen gemaeht, die jedoeh negativ ver- ]iefen. Die Verffitterung yon KeimlingsSlen anderer Herstellungsart und yon Weizenkeimlingen hatte auch bei Ratten keine Tumorbildung zur Folge. Da nach diesen Angaben unter Umst/inden mit dem Vorkommen stark carcinogener Substanzen in Nahrungsmitteln zu rechnen ist, hielten w/r eine xNaehpriifung dieser Versuche ffir notwendig. Die tterstelhmg der Extrakte erfolg~e nach Angabe der Verfasser. 5 kg frisehe Weizenkeimlinge wurden mit 10 1 peroxydfreiem _~ther tibergossen und 24 Stunden stehen lassen. Der /itherisehe Extrakt wurde filtriert und mehrmals

Über die carcinogene Wirkung von Ätherextrakten aus Weizenkeimlingen. Bemerkung zu der Arbeit von Rowntree, Steinberg, Dorrance und Ciccone

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(Aus dem Staatlichen Institut fiir experimente]le Therapie und dem l~orschungs- institut fiir Chemotherapie zu Frankfurt a. M. - - Direktor: Geheimrat Professor

Dr. R. Otto.)

Uber die eareinogene Wirkung yon J~therextrakten aus Weizenkeimlingen.

Bemerkung zu der Arbeit yon Rowntree, Steinberg, Dorranee und Cieeone.

Von Carl Dittmar und Carl Bursehkies .

(Eingegangen am 7. Jull 1939.)

Vor einiger Zeit beriehteten Rowntree, Steinberg, Dorrance und Ciccone 1 fiber das Auftreten yon Sarkomen bei Rat ten, die 1/~ngere Zeit mit/~therischen Ext rak ten aus Weizenkeimlingen geffittert waren. Die sehr b6sartigen Tumoren bildeten sieh, oft multipel, im Abdomen und waren naeh Angabe der Verff. ausnahmslos in mehreren Generationen transplantierbar. Die Zeit, in der die Sarkome entstanden, war sehr kurz, fr/ihestens 19Tage, im Durchschnitt 3STage; also im Vergleich zu anderen caneerogenen Substanzen eine sehr geringe L~tenzzeit. Der st~rkste bisher bekannte earcinogene Kohlenwasserstoff, das 9,10 Di- methyl 1,2 benzanthracen, erzeugt nach subcutaner Injektion im Dureh- schnitt nach 43 Tagen Sarkome ~. Die Verff. setzten bei ihren Versuchen den ~ the rex t r ak t in wechselnden Mengen dem Fut ter zu und fanden, dal~ bei erhShtem Zusatz auch die Sarkome if fiber erschienen. Bei direkter peroraler Eingabe dos 01s bekamen die Tiere nur Tumoren, wenn der Bodensatz, der sieh beim Stehen des Ols bilde~, mit verffittert wurde. Naeh Angabe der Verff. wurden 2 verschiedene Rattenst/~mme zu don Versuchen verwandt, um Irr tf imer durch zuf/~lliges Auftreten yon Spontantumoren bei einem Stature zu vermeiden. Die Ergebnisse waren bei beiden St/~mmen s AuBerdem wurden auch Versuche mit M/~usen und Meerschweinchen gemaeht, die jedoeh negativ ver- ]iefen. Die Verffitterung yon KeimlingsSlen anderer Herstellungsart und yon Weizenkeimlingen hat te auch bei Ra t ten keine Tumorbildung zur Folge.

Da nach diesen Angaben unter Umst/inden mit dem Vorkommen s ta rk carcinogener Substanzen in Nahrungsmit teln zu rechnen ist, hielten w/r eine xNaehpriifung dieser Versuche ffir notwendig.

Die tterstelhmg der Extrakte erfolg~e nach Angabe der Verfasser. 5 kg frisehe Weizenkeimlinge wurden mit 10 1 peroxydfreiem _~ther tibergossen und 24 Stunden stehen lassen. Der /itherisehe Extrakt wurde filtriert und mehrmals

380 C. Dittmar and C. Bursehkies:

mit 4proz. Natronlauge ausgeschfittelt, urn die Fettsi~uren restlos zu entfernen,, mit n-Salzsi~ure angesi~uert, mit Wasser neutral gewaschen, wiederholt filtrierV und schliei~lich fiber Natriumsullat getrocknet. Der )i, ther wurde bei gewbhn- tiehem Druek abdeStilliert, die Temperatur iiberstieg dabei 50 ~ niche. Urn die letzten Spuren yon Ather zu entfernen wurde das Keimlingsbl im Hoehvakuum_ eine Stunde auf 45--50 ~ erwi~rmt. Die Versuche wurden in braunen Glasgef~Ben unter Lichtaussehlu• durchgeffihrt. Das 01 wurde in Ampullen im Eisschrank aufbewahrt. Es war zuerst vollkommen kl~r, nach einigen Tagen trat, wi~ Rowntree usw. angeben, eine starke Trfibung auf, Das trfibe unfiltrierte 01 wurde verwandt.

Zunacbst wurde das 01 dem Fut ter zugesetzt, da die Tiere dann je- doch einen starken Widerwillen gegen das Futter bat ten und eine langer~ Ern~hrung damit unmbglich war, wurde das 01 den Tieren nach guter Durehmisehung direkt peroral eingegeben, ]eden zweiten Tag 1 ecru, Im ganzen wurden 2 Serien Ra t t en zu je 25 Tieren 6 Monate damit gefiittert. Die meisten lebten li~nger als 6 Monate nach Beginn d e r Fiitterung, einige fiber 11 M0nate. t~ei keinem der Tiere bfldeten sich in dieser Zeit Tumoren . Wir konnten also die Angaben Rowntrees nicht best~tigen. Bei einigen Tieren fanden wir bei der Sektion kleino Gesehwiire im Horn- und im Drfisenmagen. Die histologische Unter- suehung ergab jedoeh keinen Anhaltspunkt fiir einen bbsartigen Prozel]. M6glicherweise sind die Gesehwiire dureh die 01fiitterung verursacht, sie kommen nach unseren Erfahrungen jedoch auch sonst bei itl~eren Tieren vor. I)al~ eine Fiitterung bei reichlichem Olivenblzusatz unter Umstgnden nach l~ingerer Zeit zu prgcancerbsen Vers der Magenschleimhaut bei M~usen and selten auch zu riehtigen Magen- carcinomen ffihrt, geht aus den Untersuchungen Domaglcs 3 hervor. Dane- ben sol] es bei einer solehen Ernghrung zu Veri~nderungen des lymphati- schen Gewebes und der Leber kommen. Aueh Waterman 4 berichtet iiber das Auftreten yon Tumoren im Vormagen yon Mi~usen naeh lang- dauernder Fiitterung mit Cholesterinoleat. Allerdings sind die Unter- suchungen Domag/cs nnd ebenso die Watermans nicht ohne weiteres mit denen von Rowntree c. s. vergleiehbar. Denn Domagk gibt an, dai~ seine Ms bei Olivenblffitterung erst nach lgngerer Fiitterungsdauer (fiber 1 Jahr) and in einem sehr geringen Prozentsa~z Carcinome be- kamen, wahrend die Sarkome naeh Rowntree bereits nach 19 Tagen bei Rat ten im Abdomen fiihlbar waren, aul~erdem war der Prozentsatz der Tumortiere nach Keimlingsextraktfiitterung ein sehr hoher. Es mfi~te also nach Rowntrees c. s. Angaben in dem durch ~therextraktion aus Weizenkeimlingen hergestellten 01, wahrscheinlich im Bodensatz eine carcinogene Substanz yon besonders starker Wirkung vorkommen. Unsere Untersuchungen /connten dies ~edoch nicht bestiitigen, Wodurch die carcinogene Wirkung des yon Rowntree c. s. verwandten Extraktes zustande kam, ist uns nicht erklgrlich, da der Extrakt yon uns auch

Carcinogene Wirkung yon Atherextrakten aus Weizenkeimlingen. 381

nach dem yon Rowntree angegebenen Ver fahren herges~ellt war. E ine E inwi rkung yon im ~ t h e r en tha l t enen P e r o x y d e n bei der E x t r a k t i o n au f Subs t anzen im KeimlingsS1 is t ebenfal ls ausgeschlossen, d~ nach .Rown-

tree zur E x t r a k t i o n n u t p e r o x y d f r e i e r A t h e r ve rw~ndt wurde.

Li tera turverze ichnis .

1 Rowntvee, Steinberg, Dorrance u. Ciccone, Amer. J. C~nc. 3l, 359 (1937). - - Iball, Amer. J. Canc. 35, 189 (1939). - - 8 Domaglc, Z. Krebsforsch. 48, 283 (1939).

- - ~ Waterman, Ac~a cancrol. (Budapest) 2, 371 (1936).