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95 VI. Ucber die chernhche Fhwandtscha ftskrnft ; oon E. Mitscheriich. (Aw dem Monatsberichte der Academic., Fcbr. 1841.) Hr. M. las zwei Abtheilungen von einer Abhandlung iiber die chemische Yerwandtschajlskrajl; in der ersteu suchte er zu zeigeu, dafs die Aunahmc von zusammen- gcsctzten Atoincn , die durch Ausscheidung vou Wasser odcr von Verbindungen cles Wasserstorfs wit elektrone- gativen Substanzen gcbildct werden, und deren Existenz er in eincr friiheren Abliaudlung ) nachgewiesen babe, auch die Thatsachcn, woriiuf die Substitutionstlleorie und die der Typen gegriiodet ist, vollstiiudig erkhre; in der zweiten srichte er ZII hewcisen, dafs bei vielen organi- sclien Verbindungen , aiifser der chemischen Verwandt- schaftskraft, noch eine audere, die Zersetzung derselben hindernde Ursnche vorhanden sey. Bei dcu iorginischen Verbiudangen hat inan keine beobachtet, welche nicht nnch dem Gesetz der bestimm- ten Proportionen zusaminengcsetzt ist, und deren Zaeam- mensetzung sich nicht nach der atoinistische~ Theorie er- kliiren liifst; aucli hat inan bei diesen keiue Thatsache mit Bcstimmtheit ermitlelt, wclche aiif eine Ausnahme von den Regelu fiihrt, welchc, was die cheinische Verwandt- scbaft anbetrifft, ffir die unorganischen Verbindungen ins- besondere von B er z el i u s aufgestellt worden sind, so dafs also auch bei diesen die Verbindungen aus elektro- negativen und elektro-positiven Substamen bestehen, und dafs, weun eine Substanz in den unorganischen elektro- negativ oder elektro-positiv .ist, sie es auch in den or- 1 ) Gel- im Fcbr. 1834, und gedrnckt in den SchriCten der E. Am- demie f. d. J. 1833, S. 497. - And. Bd. XXXI S, 631.

Ueber die chemische Verwandtschaftskraft

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VI. Ucber die chernhche Fhwandtscha ftskrnft ; oon E. Mitscheri ich.

(Aw dem Monatsberichte der Academic., Fcbr. 1841.)

Hr. M. las zwei Abtheilungen von einer Abhandlung iiber die chemische Yerwandtschajlskrajl; in der ersteu suchte er zu zeigeu, dafs die Aunahmc von zusammen- gcsctzten Atoincn , die durch Ausscheidung vou Wasser odcr von Verbindungen cles Wasserstorfs wit elektrone- gativen Substanzen gcbildct werden, und deren Existenz er in eincr friiheren Abliaudlung ) nachgewiesen babe, auch die Thatsachcn, woriiuf die Substitutionstlleorie und die der Typen gegriiodet ist, vollstiiudig erkhre; in der zweiten srichte er ZII hewcisen, dafs bei vielen organi- sclien Verbindungen , aiifser der chemischen Verwandt- schaftskraft, noch eine audere, die Zersetzung derselben hindernde Ursnche vorhanden sey.

Bei dcu iorginischen Verbiudangen hat inan keine beobachtet, welche nicht nnch dem Gesetz der bestimm- ten Proportionen zusaminengcsetzt ist, und deren Zaeam- mensetzung sich nicht nach der atoinistische~ Theorie er- kliiren liifst; aucli hat inan bei diesen keiue Thatsache mit Bcstimmtheit ermitlelt, wclche aiif eine Ausnahme von den Regelu fiihrt, welchc, was die cheinische Verwandt- scbaft anbetrifft, ffir die unorganischen Verbindungen ins- besondere von B er z el i u s aufgestellt worden sind, so dafs also auch bei diesen die Verbindungen aus elektro- negativen und elektro-positiven Substamen bestehen, und dafs, weun eine Substanz in den unorganischen elektro- negativ oder elektro-positiv .ist, sie es auch in den or- 1 ) Gel- im Fcbr. 1834, und gedrnckt in den SchriCten der E. Am-

demie f. d. J. 1833, S. 497. - A n d . Bd. XXXI S, 631.

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ganischen ist. Da aber die organischen Verbindungen vie1 zusammengesetzter sind als die unorganischen , und die Elemente, woraus sie bestehen, unter einander an- dere und sehr verschiedenartige Verbindungen eingehen k h n e n , so ist es naturlich, dafs man clabei sowohl Ver- bindungen anderer Art wie die unorganisclien, als Ver- bindungen gewisser Art vorherrschend findet, die bei den unorganisclien seltcn beobachtet wcrden , und unberiick- sichtigt geblieben sind, und manchmal auch unrichtig er- klart werden. Die meisten organischen Verbindungen enthalten Wasserstoff; es ist vorauszusehen, daL, wenn Sauerstoffverbindungen sich mit dieseii vereinigen, bei der grolsen Verwandtschaft des Sauerstoffs zum Wasser- stoff, sehr haufig besondere Erscheinungen eintreten miis- sen ; verbindet sich namlich Chlorwasserstoffsaure oder cine andere Wasserstoffsiiure mit einem Metalloxyd, so findet sogleich eine Ausscheidung von Wasscr statt, und ein Chlormetall bildet sich, welcles man mit denselben Eigenschaften und derselbcn Zusaminensctzung durch die directe Verbindung von Chlor mit dcm Metall erhalten kaon; man kann sognr kaum mit Bestimintfieit irgend eine Verbindung eiiier Wasserstoffsaure, das Wasser nattir- lich ausgenoinlncn , init einem Metalloxyd nachweisen; dieses bcweist , wie leicht die Ausscheidung von Was- ser erfolgt, doch kann man daraus keine weitere Auf- kliirung tiber organische Verbindungen erhalten. Wich- tiger sind jedoch schon in dieser Hinsicht die Verbin- dungen, welche durch die Einwirkung des Ammoniaks auf Metalloxyde und Chlormetalle entstehen; die Stick- stoffverbindungen, welche man dadurch erhalt , bestehen aus 2 Atoinen Stickstoff und 3 Atomen Metall, und un- streitig ist die Zusammensetzung. des Ammoniaks, dessen Wasscrstoff sich mit dem Sauerstoff des Metalloxyds ver- bindet , die Ursache dieses complicirten Verhzltnisses; ahnliche FSlle kommen hSufig und auf sehr verschiedene Weise bei den organischen Verbindungen vor, und die

Ge-

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Gesetze dafUr kannen deswegen bei diesen erst vollst8n- dig studirt werden. - Bei den unorganischen Verbin- dungen bildet die Pbosphorszure, je nachdem man ein Atom derselben lnit einem, zwei oder drei Atomen Ba- sis bei einer erhlihten Temperatur verbindet, drei ver- schiedene Sluren, welche gleicti znsammengesetzt, aber in ihrem chemischen Verhalten sehr verschieden sind ; die wenigen Elemente, woraiis diese Saure besteht, klin- nen sich, obgleich ihre Verwandtschalt zu einander sehr grofs ist, auf drei verschiedene Weisen mit einaader ver- binden, und bei den Salzen, welche man mit dieseii Szu- ren, indem man sie von einer Basis an die andere iiber- trzgt, darstellti bleiben die .Sluren unverandert; nur in wenig Frllen findet bei der gewilhnlichen Temperatur eine Um%nderung der eineu Szure in die andere statt: die Metaphosphorslure andert sicb, in Wasser aufgeliist, nur sehr IangSam in I'araphosphorsaure und Phosphor- &ure urn; ebeh so i d s mau eine Auflthung vou meta- phospborsaurem Natron sehr Iange stehen lassen, bis es sich in das saure phosphorsanre. Natron umgeandert hat ; zerlegt man paraphosphorsaures Bleioxyd mit Schwefel- wasserstoff und slttigt die S u r e mit kohlensaurem Na- tron, so erhtilt man phosphorsaures Natron. Erliitzt man die violette Aufl8sung der Doppelsalze des schwefelsau- ren Chromoxyds bis 'iiber 80°, so wird sie schlin und intensiv griln;' beim Erkalten bleibt diese, griine Farbe und aus der Auflbsung kann man das Doppelsalz nicht mehr krystallisirt erhalten, es sondert sich nur schwefel- saures Kali daraus aus, das Chromoxyd ist in eine an- dere Modification iihergegangen, in welcher es keine Doppelsalze bildet , eide Entdeckung, die man F i s c h e r *erdankt. Das Chromoxyd der oxalsauren Doppelsalze gebt, wenn man die Aufl8sung derselhen bis zum KO- chen erhitzt, gleichfalls in die griine Modification uber, beim Erkalten der FlUssigkeit jedocb wieder in die vio- lette, so dafs mau aus der Auflhung das Doppelsalz UR-

PoggendorFr AnnaL BJ, LIlI. 7

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verandert wieder Brystallisirt erhalten kann. Bei deu organiscben Verbindungen mufs eine solche Umsetzung durch Basen und durch eine erhilhte Temperatur bei ihren complicirten Zusammensetzungen und der Verwandt- schaft der Elemente; woraus sie bestehen, zu einander, und die sich mannigfaltig vereiuigen l i t h e n , sehr haufig vorkommen, theils werden die neucn Verbindungen, wenn die Basen und die Temperatur nicht mehr einwirken, sich erhalten, theils werden die Elemente wieder in ihren vori- gen Zustand zuruckkehren.

So wie ein Atom Schwefels3ure sich mit einem Atom einer Basis zu einem Salz verbindet, und bcide Atome sich an einander Iegen, so verbindet sich ein Atom Schwe- felsaure, SO,, mit cinem Atom Renzin, C I Z H , , ; un- tersucht man aber die erhaltene, Verbindung, so besteht sie aus SO, H I , C, , ; eben so verbindet sich ein Atom Salpetersaure, N, 0,, mit einem Atom Benzin, C, HI ,, zu N, 0, H I C, z. Diese Zusammensetzung lafst our eine Erkbrung zu, welche auch zugleich. der Ausdruck des Vorgangs selbst ist, namlich dafs ein Atom Schwe- felsaure oder ein Atom Salpetersaure sich an ein Atom Benzin legen, iind dafs da, wo ein Atom Sauerstoff der Saure und zwei Atome Wasserstoff des Benzins sich be- riihren, sie sich mit einander verbiudcn und als Wasser ausscheiden, indem die tibrigen Atome ihre friihere Lage gegen einander bebalten, wodurch die anderen Atome Sauerstoff der Schwefelsaure ode; die der Salpetersaure verbindert werden, sich gleichfalls mit dem Wasserstoff des Benzins zu verbiuden. Die Salpetersaure verbindet sich in zwei verschiedenen Verhaltnissen mit dem Napb- thalin; die erste Verbindung, N I O,H, , C,,, entsteht, wenn ein Atom Salpetersaure, N,O,, sich neben ein Atom Naphtbalin, C, ,H, , , legt, und eiu Atom Wasser sich ausscbeidet; sie bildet sich also auf dieselbe Weise wie das Nitrobenzid, N,.O,H,, C,2. Die zweite

N,O, H I 2 c, , ,

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entsteht durch die Vvbindung vou zwei Atomen Salpe- tersiiure mit einem Atom Napbthalin, indem zwei Atomc Wasser sich ausscheiden , das zweite Atom Salpetersaure sich also an eine andere Seite des Naphthalinatoms an- legt. Das Nitrobenzid kaou man niclit als eine V,erbiu- dung von einem Kohlenwasserstoff, H ,, C, , , und einer Saure, die aus N,O, besteht, ansehen; denn weder ein solcher Kohleuwasserstoff noch eiue solche Saure existirt fiir sicb, und eine solche Gruppe nur in diesen und die- sen ahnlichen Verbindungen; auch kanu man darin eine Basis, welche aus H, ,C, ,O besteht, nicht annebmen; denn diese mufs man alsdann nuch iin Sulfobenzid an- nehmen, worin dann eine SYure euthalten ist, welche aus eiuem Atom Schwefel und eiuem Atom Sauerstoff besteht, und deren Sauerstoff sich zu dem der Basis wie 1 : 1 verhiilt; eine solche SSure existirt nicht.

Bei der Bildung des Oxamids, C, 0, H, 0,, ver- biudet sich ein Atom Oxalslure, C, 0,, mit eineln Atom Aminoniik, H,N,, ein Atom Wasser hat sich also aus- geschieden. Das Oxamid kann man aus Oxalslurc uod Ammoniak darstellen, uud durch Kali in Oxalsaure und Ammoniak zerlegeu. Da der Harnstoff, C 0 H, N,, durch Schwefelsiiure -und durch Kali in Kohlenslcre und Am- moniak zerlegt wird, so ist er selir wahrscheinlicb dem Oxamid analog zusammeugesetzt , und besteht deiiiuach aus einem Atow Kohlensiiure und eiuem Atom Ammo- niak weniger eiu Atom Wasser. In dem Oxamid ist die Atomengruppe C, 0,. im Harnstoff die Atomengruppe CO nicht als eine besondere S;?ure anzusehen; denn eine solclie Slure keout man weder isolirt noch mit Oxy- den verbunden, noch weniger kann man darin ein Oxyd, wie man es bei den Amidverbindungen versucbt hat, an- nehmen, welches aus N,H,O bestebt; denn im Ham- stoff wtire damit als elektro-negativer Karper ein Atom Koblenstoff verbunden. Eben so wenig darf man an- nehmen, dafs die Amide am einem elektro-negativen K6r-

7 *

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100 per, A,N, , der sich wie Chlor verhalt, und einem elek- tro-positiven, welcher sich wie ein Metall verhdt, und der im Oxamid und Harnstoff Kohlenoxyd seyn wiirde, bestehen. Durch keinen Versuch h ls t sich die Anwe- senheit von Kohlenoxyd nachweisen, noch weniger ist N,H, dern Chlor aliiilich; denn dann miilste das Am- rnoniak eine Wasserstoffslure seyn. Beim Sulfamid, beim Succinamid und andereu Amiden lalst sich diese Ansicht noch weniger durchfuhren; fiir jedes Amid miirste man ein eigenes Radical anoehmen, welches, obgleich es sich gegen H, N, positiv verhllt, wenn es sich mit Sauerstofl verbindet, zu den starlisten Siiuren gehbrt.

Mit den Kolilenwasserstolfarten , die sich rnit Sriu- ren verbinden, also eleklro - positiv sich verhaltea, ver- binden sich gleichfalls Clilor und Brom; seltener und weniger studirt siiid die Verbindungen derselben mit J o d und Schwcfel. Ein Atom Bentin, C, H , 2 , verbindet sich mit 12 At. Chlor zu Chlorbenzin, durch Erhitten oder durch Einwirkung von einer Basis tritt die Halfte des Chlors und des Wasserstoffs mit einander verbun- den aus, und das Clilorbenzid wird gebildet, welches stntt 6 At. Wasserstoff, welche ausgescliiedeu sind, 6 At. Chlor enthllt. Mit einem Atom Nnphtlialin verbinden sich vier Atome Chlor zu Na~~li~halincliloriir, uud beim Ueberschuls von Chlor acht Atoine Chlor zu Naphtha- linchlorid: aus der ersten Verbindung scheiden sich, wenn sie mit Kali destillirt wird, zwei Atome Chlor und zwei Atome Wasserstolf, aus der zweiten vier Atome Chlor und vier Atome Wasserstoff als Chlorwasserstoff aus. Hier findet offeubar dasselbe statt, wie bei der Verbin- dung der Salpeterseure mit dem Naphthalin; bei der er- sten Verbindung legen sich an eine Stelle eines Atoms Naphthalin zwei Doppelatome Chlor, und bei der Destil- lation mit Kali verbindet sich das Doppelatom Chlor, wel- ches neben einem Doppelatom Wasserstoff liegt, mit die- sem, scheidet sich a h Chlorwasserstoff aus, und in die

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Stelle des-Wasserstoffs legt sich das andere Doppelatom Chlor; in der zweiten legen sich die beiden hinzukom- menden Doppelatoine Chlor an eine andere Stelle des Naphthalinatoms, und bei der Destillation mit Kali fin- det dasselbe statt, was bei der ersten Vcrbiudung vorging.

Aus her Zasammensetzung der Essigsaure, Ameisen- siiure, Baldriansaure, der Aethalsaure, verscliiedener fet- tigen Sauren und aus der des Alkohols, des Holzalko- hols, des Fuselalkohols und des Aethals, durch deren Oxydation die vier ersten Sauren entstehen, ist es sehr wahrscheinlich, dafs sie durch die Verbindung von ei- nem Atom eines Kohlenwasserstoffs mit vier AtomenSauer- stoff gebildet werden. Die Essigsiiure wiirde sich also bilden, indelu ein Atom Aetheriii, C,H,, sich rnit vier Atomen Sau'erstoff verbindct. Werden die Sauren an Basen gebunden, so enthalten ,sic stets ein Atom Was- ser weniger; das sich also, wie bei der Verbiudung dcr Schwefelsaure mit dem neuzin, zu Sulfobenzid ausgeschie- dcn hat, welches in den Salzen urn so eher stat!finden kann, da die Wirkiing der Basis auf die Saure aoch hinzukommt, welche, wic die phosphorsauren- Salze es zeigen, sehr grofs sryn kann. Werrlen diese Szuren von der Basis getrennt, so nelimcn sie ein Atom Was- ser wieder auf; dieses Atom kann sicli entweder in die Verbindung wieder einscliieben, so dafs in der Siiure wieder ein Atom des Kohlenwasserstoffs neben vier Ato- men Sauerstoff liegt, odcr sich auch als Basis verhalten, so dafs es sich an die Atomengruppe, welche durcli das Austreten eines Atoms Wasser gebildet worden ist, wie die anderen Bnsen anlegen wiirde, auf dieselbe Wcise, wie Chlorwasserstoffsaure mit einem Metalloxyd , Was- ser und eiu Cblormetall bildet, welches sicli mit meh- reren Atomen Wassar verbindet. Diese einfache Ansicht der Zusammensetznng labst sich auf viele andere Slureu anwendeu, die krystallisirte Margarinsaure z. B. hat sich schr wahrscheinlich durch die Verbindung cines Atom

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10'2 Kohlenwasserstolf, C, H, Q, mit vier Atomen Sauerstoff gebildet, ist der Essigsaure also gauz aualog zusammen- gesetzt; und es ist nicht unwahrscheinlich, dafs, je noch- dem die vier htome Sauerstoff sich an der einen oder anderen Stelle des Atoms Kohlenwasserstolf anlegen, ver- schiedeoe isomerische Sauren, wie die Aelbaleaiirc, Mar- garinssure wid andere mehr, gebildet werden. Die Um- anderring der Aepfelsiiure in Fumar- uud Equisetslurc, dcr CitroneusYure in Aconitsaure, der Weinsaure, wenn ihre Vcrbindung mit Autiinouoxyd iiud Kali,, bis keiu Wasser mehr cntweicht, erhitzt wird, in eine andcre Siiurc, zeigt, dafs durch erhbhte Teinperatur und durch Einwirkuug von Basen noch mehrere Atome Wasser aus- eeschieden werden kiSnuen.

Verbindet sich einc wasserstoffhaltige SSure mit ei- ner unorgauischen, so scheidet sich gleichfalls ein Atom Wnsser aus; ein Atom Zirnmtsaure oder eiu Atom Ben- zoi?'saure verbindet sich mit eiuein Atom Salpetershre, und an dem Beriihrungspunkt verbiodet sich ein Doppel- atom Wasserstoff der organischen Saurc mit einem Atom Sauerstoff der Salpetersaurc zu Wasser.

Da die Salpeterskre und das Chlor mit dem Ben- zin und Naphthalin sich auf Ihnliche Weise zersetzen, so lafst e,s sich voraussetzen, daG Chlor gegen organi- sche S h r e sich Yhnlich wie die Salpeterslure zur Ben- zoeslure verhalte : das klarste Beispiel ist die Chloressig- saure, welche gebildet wird, indem eiu Atom Essigsrure sicli mit zwdf Atomen Cblor verbindet, und aus der Verbindung secbs Atome Wasserstoff und sechs Atome Chlor als Ch1o;wasserstorfsaure austreten; Es ist sehr wahrscbeinlich, dafs die Lage der Kohlenstoff- und Sauer- stoffatome in' der Chloressigshre. dieselbe ist, wie in der Essigsaure; auf dieselbe Weise wie in der Benzoesalpe- tersaure die nach dem Austreten der beiden .4tome Was- serstoff in der Benzoesaure iibrig bleibenden Atome die- selbe Lage wie in der Benzoesaurc baben. Es ist nicht

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unwahrscheinlich, dafs die vier Atome Sauerstoff sich an die eine Seite des Kohlenwasserstoffatoms der Essigsaure legen, und die zwblf Chloratome an die andere.

Bei vielen zusainmengesetzteu Aetherarten verbindct sich our der darin enthaltene elektro-positive KOrper mit dein Chlor, und zwar ein Atom desselben mit acht Ato- men Chlor, und aus der Verbiudung scheiden sich vier Atome Wasserstoff als Chlorwasserstoff aus, so dak der mit der Saure verbundene Kbrper aus C, 3 0 besteht; dieser verhiilt sich, was die Lage seiuer Bestandtheile betrifft, zur Siiure auf ahnliche Weise, wie d-ie Benzot- salpeterseure oder Chloressigssure in ihren Salzen zur Basis. Die zahlreichsten Verbindungen bildet der Chlor- wasserstoffiither, her Chlomasserstoffholziither und der Aelher, indem Chlor darauf einwirkt; ohue Zersetzung hat man diese Substanzen rnit Chlor noch nicht verbin- den kbnnen, wie das Benzin und Nayhthalin, sondern stets wirken zwei Doppelatome Chlor ein, wovun ein Doppelatom sich, mit einem Doppelatom Wasserstoff ver- buuden, ausscbcidet, in dessen Stelle das andere Dop pelalom trilt. In diesen Substanzen ist dcr Wasserstoff theils loser gebunden als im Benzin, theils findet bei der Einwirkung des Chlors eine starkc Wsrmeentwick- luug stalt, thcils findet die Einnirkung nur bei einer er- hbhten Temperatur und uuter Urnsttinden 'statt, wodurch die Ausscheidung von Chlorwasscrstuff bewirkt wird. Alle diese Verbindungen bilden sich jedoch durch die Verwandtschaft des Chlors zu der Substanz, womit es sicb verbindet, und gegen welche es sich elektro-negativ verbtilt; d a t aber for jedesl ausgeschiedcne Atom Was- serstoff ein Atom Cblor in die Verbindung eintritt, rIihrt unstreitig von der Gruppirung der Atome her. Nimmt das Cblor denselben Raum ein wie der Wasserstoff, SO

mussen die Verbindungen, sie magen Wasserstoff oder Chlor enthalteu, gleiche Krystallforin haben; sehr nenige dcrselben kann man krystallisirt erhalten, und nur vou

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zweien, vom Aetheroxamid und Cblorltheroxamid, is1 die Form bis jetzt bestimmt. Die W i n k e l , der Endfliichen stirnmen bei diescn beiden Verbindungen iiberein, die der Seitenfliichen jedocli nicht, lassen sich aber aiif ein- ander zuriickfuhren. Da bei isoinorplien K6rpern eine vollstandige Uebereinstimmung stattfindeu mufs, so ist es noch nicht ausgemacht, o b sie wirklich isoinorpli sind; sollte die Form verscbieden seyn, so fiilirt die Ueber- einstiinmung dcr Winkel der Endflschen darauf, an wel- cher Stelle des Krystalls das Chlor liegt, so dafs die Untersiichuiig der Krystallforin von Verbindungen dieser Klasse fur solche Bestimmungen von grorser Wichtigkeit werden kann.

D u m a s hat durch die Annahrnc r o n clieinischen Tgpen und die Aufstellung der Substitutionstbeorie das Interesse der Cheiniker besonders auf das Verhalten des Chlors zu den wasserstoffhaltigen Verbindungen geleitet, und dadufch die Entdeckung eiiier grofsen Anzabl neuer Verbindungen veranlafst, die durch ihre Zusammensetzung und die Art, wie sie. sicli bilden, zu allgemeinen und wichtigen Resultatcn gcfiihrt hnbeu, wie die Untersuchun- gcn VOII D u m a s selbst, von l i c g n a u l t , L a u r e i i t , M a 1 a gu t i , P e r s o z und Andeien dieses hinreicheud ge- zeigt liaben. Unter eincr cbemischen Type verstelit D u- rn a s eine Anzahl mit einander verbuudener Elemente, wovon jedes einzelne Element durch ein anderes Element, von welcher Natur es seyn mag, erselzt werden kann, nnd zwar nach einander das eine nach dem andcren, bis von den urspriinglichen keins mehr vorhanden ist. Die relative Stellung der Elemelite gegen einander bleibt je- docli dieselbe, und diese ist das Wesen der Type; so wird im Aether, im Clilorwasserstoffsther und im Chlor- wasserstoffholziither ein Doppelatom Wasserstoff nach dem andern durch ein Doppelatom Chlor bei fortgesetz- ter Einwirkung des Chlors ersetzt. W i r d , nacii Du- mas, ein Atom aus einer Verbindung weggenommen, ohne

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ersetzt zu werden, so werden die ubrigbleibenden Atome in ihrer friihereu Lage nicht bleiben kdnnen, nnd es wird eine ueue Type entstehen; einc Type bestehe z. B. aus vier Atomen, 88, wovon das eioc, 0, Kohlenstoff,

die andercn drei Wasserstoff sind, der Wasserstoff kaon durch ein Atom Chlor, Brom, Jod u. s. w. ersetzt wer- den, die relative Lage der Theile wird dieselbe bleiben. Wird ein Atom Wasserstoff, ohne zersetzt zu werden, weggenommen, so entsteht einc LUcke, die die Atome, vermbge ihrer Auziehungskraft zu einander, ausfiillen wer- den, eine neue Type, 08, wird sicli bilden, und in die-

ser werden auf dieselbe Weise, wie bei der ersten, die Wasserstoffatome durcb Atome von Chlor, Brom u. s. w. ersetzt werden. Dnfs Clilor und Wasserstoff sich Atom fiir’Atom ersetzcn, ist eine Thatsachi, und dafs die re- lative Lage der Atome einer Verbindung auf die Zer- setzungen, welcbe sie erleidet, und auf die Art dcr Ver- bindungen, welcbe dadurch gebildct werden, einen we- sentlichen Einflufs babe, ist sehr wahrscheiulich, und bei den organischen V,erbindungen, die wir nicht durch di- recte Vereinigung der Elemente erhalten, souderu durch Umsetzungen und Zersetzungen, uud Verbiudongen schon mit einander vereinigter Elemcnte, m u t dieser Einflut weit bemerkbarer werden, als bei den oqani$clien, ob- gleicb auch bei diesen die Phosphorsaure in ihreu drei Modificationen einen klaren Eeweis davon giebt. Wiir- den alle Atome einer Verbindung durcb andere, von wel- cher chemischen Natur sie seyn magen, ersetzt werden, so wurde dieses gauz dem, ‘was bei den nnorganischen Verbindungen fur die chemiscbe Verwandtscbaft als er- stes Grundgesetz angesehen wird , widersprecben ; doch ist dieses auch noch durch keine einzige Thatsache be- wiesen, die Koble hat inan noch nicbt durch Chlor und Kbrper Bhnlicher Art erseken k6nnen; auch wiirde man daqn am Ende ftir jede Type eine Verbindung erbalten

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106 kbnnen, die nur aus gleichartigen Atomen bestlnde: Ty- pen z. B. aus Chloratomen, die dorcli ihre Stellung zu- sammengehalten wlirden. In die Stelle von Chlor tritt bei den organischen, wie bei den uuorganiseben, Brom, J o d , Cyan u. s.. w. Auch ist ein Salz oder Doppel- salz gewisser Massen als eiue Type zu betrachten; das Kupfer im schwefelsauren Kupferoxyd kann man durch Zink, Eisen u. s. w. ersetzen, den Schwefel durch Se- len, Cbrom und Mangan, im arseniksauren Natron, s a 3 As, kann man vermittelst Schwefelwasserstoff die Sauerstoff- atome durcli eben so vie1 Schwefelatome ersetzen, wo- durch man das bekannte Schwefelsalz, Na, S, +Ass,, erhalt. Auf welchc Weise aber Chlor den Wasserstoff ersetzt , geht aus den vorher zusammengestellten Reihen von Verbindungen hervor. Benzin ist ein elektro posi- tiver KOrper, uqd verbindet sich init Sloren und mit Chlor und Brom;’ eben so verbslt ‘sich das Napbtbalin. Treten bei der Vertinderung des Napbthalinchloriir in Napbthalidchlortir ein Doppelatom Wasserstoff und ein Doppelatoin Chlor aus, und in die Stelle des ersteren ein Doppelatom Chlor, so kann, wenn Chlor- und Was- serstoffatome gleich grofs sind , das Naphtlialidchlorur dieselbe Form wie Naphthalin habeu; aber dessen unge- achtet ist darin Chlor elektro-negativ, und init den libri- gen Atomen, die eine elektro -positire Gruype bilden, verbunden. Bei Nitronaphthalid liegen an der Stelle des ausgetretenen Doppelatoms Wasserstoff, N, 0,, die un- streitig -einen gr6fseren Raum einnehmen als jenes, aber doch durcb ihre Lage die anderen Atomc, in ihrer frii- beren Stellung gegen einander, erhalten kbnnen.

SchwefelsYure und Salpetersaure kbnnen zu anderen Sfduren, wie zur Bcnzoklure und zur Zimmtsaure, nur sehr geringe Verwandtschaft h_aben, wie dieses im All- gemeinen zwischeu elektro- negativen Karpern der Fall seyn mufs. Ferner kann man die Wlrine, welche bei einer chemischen Verbindung, in sofern sie durch diese

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blofs hervorgebracht ist, als das Maafs der chemischen Vemaodtschaft anoehmen; Salpctersaure verbindet sich rnit Zimmtsaure unter einer geringen Wiirmeentwicklung, so dafs, wenn man auf ein Theil Zimmtsgure acht Theile Salpeterstiure nimmt, die Temperatur der Masse, obgleich die Zimmtsalpetersiiure sich als fester KBrper ausschei- det, wodurch viel Warme frei wird, nur um 40" steigt; und wenn wasserfreie Schwefelseure mit BenzoWure sich verbindet, so ist die Wlrme, welche frei wird, viel gerioger, als wenn dieselbe Meoge Schwefelseure sich mit Wasser zum ersten Hydrat vereinigt. Obgleich also in der BenzoGschwefelsYure die beiden Sguren sehr schwa- che Verwandtschaft zu einander haben, kann man sie doch mit einer Kaliaunilsung oder jeder anderen starken Basis im Ueberschufs kochen, oboe dafs eine Zersetzuog stattfiodet; eben so verbiilt sich die Zimmt- und Ben- zoGsalpeteniiure. Auch wenn man Benzin zu wasserfreier Schwefelsaure hinzuselzt, ist die Wlnneentnicklung, wel- che bei der Verbindung desselben zu Benzioschwefel- sfure stattfindet, bei weitem nicht so hoch, als wenn sich das erste Hydrot der Schwefelslure gebildet hatte. Aber auch die Benzinschwefelsaure, in welcher our die eine Hnlfte cler Schwefelslure so frei ist, dafs sie eine Basis slttigt, die andere nber mit dem Benzin zu einem indif- ferenten K6rper verbunden ist, wird nicht durch die stiirksten Basen, wenn man die Aufl6suog ihrer Salze damit kocht, zerlegt. Da diese Sguren oder ihre Salze im aufgellisten Zustaod mit starken Basen in Beriihrung kommen, so sind alle Bedinguogen erftillt, unter wel- chen bei uoorganischen Verbindungen, bei den Salzen z. B., sogleich eine Zersetzung, wenn zn einer Verbiu- dung eine Substanz ,hinzugesetzt wird, welche eine gr& fsere Verwandtscbaft zu einem der Bestandlheile derset- ben bat, erfolgen mUfste. Der Grund, warum sie nicht stattfindet , ist hlrchst wabrscbeinlich das Austreten des einen Atoms Wasser an der BerUhrungsetelle, wodorch

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die bcirlen Atomengruppen sich nalier an einander ha- bcn legen k6nneu; dieses Atom mufste wieder zwiscben die beiden Gruppen treten. Das Hineintreten des Atoms kann aber durch das Zusammenliegen dcr iibrigen Atom der beiden Verbindungen verhindert werden; erhitzt man daher die Bcnzoeschmefels3ure niit Kali so stark, bis sie sich zerselzl, so wird man kein bcnzoesaures und schwe- felsaures Kali erhallen, sondern Zersetzungsproducte, un- ter anderen schweflichtsaures Kali. Aucii bei dcn unor- ganisclren Erscheinungen kann inan Hlinliche Verbdtnisse nacliwciscn : das chlorsaure Kali kann man sclimelzen, ohne dnfs cs sich zersetzt; mengt inan es aber init Ku- pferoxyd otlcr einem anderen Kbrper dieser Art ( D o e - b e r e i n e r bcobaclrtete diese Ersclieinung zuerst bei ei- ncin Gcincngc von chlorsaurein Kali und Mangansuper- oxgd 1 und erliitzt es bis zu einem bestimmten Punkt, so begiunt eine heftige Zersetzung, wobei das Gemcnge in’s Gliihen gerath, obgleicli Sauerstoff gasfiirmig entweicht, wodurch also viel Wzrrne gebunden wird und auch das Kupfcroxyd noch so viel Wl rme erbalt, dafs es bis zuul (‘llulicn crlritzt wird, Das Rohgluhen dauert fort, bis das clilorsaure Kali sicli vollstzudig iu Sauerstoff und Chlorkaliurn zcrlegt hat; das Kupferoxjd erleidet dabei keine Veriinderuog uud iiberchlorsaures Kali bildet sich uicht dnbei. Im clilorsauren Kali . sind die Elementar- atome, da sie das zusammengesetzte Atom selbst bilden, in noch innigerer .Beriihrung, als die eines benzobchwe- felsaurcn Salzes und die des Kali, wenn beide Substan- Zen in Wasser aufgeliist sind, und es ist bier noch auf- fallender, dafs die uberwiegcnde Verwandtschaft des Chlors zum Kalium nur nntcr gewissen UmstSnden wirk- Sam werden kann; dafs sie aber- griifser als die Summe der anderen Verwandtschaften , des Sauerstoffs nlrnlich zuin Chlor, des Sauerstoffs zum Kalium udd der Cblor- saure zum Kali ist, .ist nothwendig, weil die Verbindung des Clilors mit Kaliiim, wenn sie cinlnal begonnen hat,

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ohne weitere Unterstfitzung von %ifserer Wiiriiie vor sich geht, so dafs der cheinische Procels uicht durch die hinzu gefiihrte W h i l e bewirkt wird, welche die Kraft, womit Sauerstoff 1uftfi)rmigcn Zustand annimint, so vermebrt, d a t die clieniische Vernatidtschaftskraft, wodurch er ge- bunden ist, dadurch aufgchoben wird. Dat die Zerle- gung des chlorsauren Kalis nur unter gewissen Umstld- den erfolst, sclieint von der Anordnung der Atoine her- zuriihren. Die Atome Saucrstoff kbnnen das Chlor uud das Kalium so von eiuander trenuen, dafs die Verbin- dung desselbt-n erst stattfindeu kann, wenn durch eini? Contactsubstanz die Lnge dcrselben Iveraudert wird; die verglimmenden, die abbreiinendcn iind detonirenden Ver- bindungen, z. B. der Gadolinit, die knallsauren, pikrin- salpetersauren Salze verbalten sich den zirnrnt - und ben- zoesalpetersauren Salzen sliulich Obgleich in diesen Verbindungen die Eleinente in einem und demselben Atom entbalten sind, und daber eiuander sehr aahe lie- gen iniissen, so vereinigen sie sich bei der gew6huliclien Teinperatur dennoch nicht zu denjciiigen Verbindungeu, welche sie bilden rntifsten, wenn b l o t die chemische Verwandtschaft wirksam wiire; dns Hindernifs, waruin es nicht geschieht, und bei einer erhaliten Temperatur uiit solcher Hefiigkeit, liegt am wahrscheinlichsten iu der Stellung der Atolne gegen einander.

Die sauren und neutralen Aetlierarten bieten diesel- ben Erscbeinungen dar, wie die Benzoeschwefelslure, Zirnmtsalpctersiiure und die Verbiiiduugen dieser Klosse. Bei der Bildung der Actherschwefelsaire findet nur eine sehr gerioge Wiirmcentwicklung statt. Setzt tiian zu zwci Theilen Alkohol ein Theil Schwefelssure uiid ein Theil Wasser, so betrsgt die Temperatur der Mischung 70° ; setzt man zu einem Theil Schwefels&ure ein Tbeil W a s - ser und dann zwei Tbeile Alkohol, so betriigt die Tern- peratur der Mischung 68O. Bei dem ersteo Versuch hat sich ungeflbr die Halftc der Scbwefelsiiure mit deln Al-

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110 kobo1 zu Aetherscbwefelslure verbunden, iD dem zweiten ist keine gebildet worden. Bei der Bildung der Aetber- scbwefelsiiure ist also nur unbedeutend mebr WHrme frei geworden, als bei der Verbindung des Hydrats der Scbwe- felsaure, € € S , mit dem Wasser. Die Warme a h , welche frei wird, wenn das erste Hgdrat der Schwefelsaure in AetberschwefelsPure sich umandert , und diese mit Was- ser sich verbindet, betrsgt nbr unbedeutend mehr, als wenn die Schwefelsaure mit einer so schwacben Basis, als Wasser ist, eine zweite Verbindung eingeht. Die Aetberscbwefelslure, mit vieleu Wasser verdunnt , zer- legt sich allmalig in Schwefelsaure und Alkohol, und sehr rasch, wenn man die Fliissigkeit kocbt. Mebrere iitber- schwefelsaure Salze, z. B. atberschwefelsaurer Baryt, Stron- tian und Kalk zerlegen sich, wenn sie blofs bis zur Trockne abgedampft werden, so dafs freie Schwefelstiure und ein schwefelsaures Salz zuruckbleiben. Mehrere Aetherarteu, z. B. Oxallther, zerlegeu sich alltntilig mit Wasser. Aus diesern Verhalten inufs man schliefsen, dafs in den Aether- arten die Saure our durch sebr schwacbe Verwandtscbaft gebunden ist. Das atherschwefelsaure Kali, die Verbin- dung also von Schwefelatber mit schwefelsaurem Kali, kann man jedoch mit einem Ueberscbufs Ton Kali, also mit der starksten Basis versetzen, ja damit kochen, obne dafs der Aetber im Mindesten zersetzt wird. Die mei- sten Aetherarten kann man in einer alkoholischen Am- moniakfliissigkeit auflben und damit kocben , ohne dafs sie zersetzt werden; durch Wasser werden sie wieder unverandert daraus abgeschieden , wie der Benzoi!ather, der BenzoesalpeterSther u. s. w. Bei diesen Versucben siud, da die Substanzen in fliissigem Zustaude auf ein- ander einwirken, die Bedingungen erfiillt , unter denen bei gewObnlicben Salzen sogleich eine Zersetzung erfol- gen wUrde. Hier mufs, wie bei der Benzoeschwefelslure, ein Hindernifs in der Lage der Theile stattiinden, wes- wegen die Zerlegung nicht statffindet, und urn sich ir-

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gend eine Vorstellung davon zu machen, kann man z. B. aqnehmen, dais in der Alkoholgruppe in die Stelle, da wo vorhcr ein Atom Wasser oder zwei btome Wasser- nnd ein Atom Sauerstoff lagen, die Sluren bineingetre- ten und zuul Theil von den anderen Atomen des Alko- hols umgeben sind ; bei den einfacben Zusammensetzun- gen der gew6hnlichen Salze liegen hingegen SBure und Basis nebea einander.

So wie die Aetherarten unter gewissen Bedingungen sich nur zersetzen, so bilden sie sich auch nur unter ge- wissen Bedingungen. Bringt man eine Basis im aufge- lli$tcn Zustand mit einer Stiure zusammen, so findet die Verbindung sogleich statt, und weno von der einen oder der andern hinreichend vorhanden ist, so verbinden sie sich vollstlndig mit einaoder. Bei der Bildung der Aether- arten bleibt bei einem Ueberschufs von Alkohol entwe- der ein Theil der Siiure des Aethers oder eine andere frei in der Fliissigkeit zuruck, wic vie1 Alkohol man auch zur Schwefelslure hinzusetze, nie wird sie vollstiindig in Aetherschwefelslure urngeendert; selten bilden sich die Aetherarten bei der gewBhnlichen Temperatur, wie die Aetherschwefelslure, gew6hnlich ist eine hOhere Tempe- ratur und eine langere Einwirkung der SBure auf den Alkohol erforderlich wie beim Oxaliither. Andere, wie der EssigYther, bilden sich nur langsam und in geringer Menge, in welcbem Verhgltnit uud unter welchen Um- stiinden man auch den Alkobol auf die S u r e einwirken lassen mag; dagegen rasch und in grolser Menge, wenn eine andere Siure gegenwiirlig ist. Andere bilden sich, wie lange und uoter welchen Umsttinden man auch die Sgure auf den Alkohol wirken lassen mag, gar nicht, wie Benzoiitither, Benzo6salpetertither , die Aetherarten der fettigen SPuren; dagegen rasch, wenn eine andere S u r e gegenwgrtig ist. Zu 100 Theilen einer solcben SIure braucht man nnr 10 Theile Schwefelslure zuzu- setzen; nimmt man weniger, so geht die Aetherbildung

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ULU so langsalner von Statten. Destillirt mau Essigssure uiid Aetherschwefelsaure, so geht Essigather uugchhr beim Kocbpunkt desselben iiber, und Schwefelsiiure blcibt zu-' ruck. Es kahn bel der Essigatherbilduog aus Schwefel- siiure, Alkohol uud Essigsaure, die Schwefelsaure zuerst n i t dem Alkohol Aetberschwefelshre bilden, und diese kanh, indem sie das Aethyloryd an die Essigsriure ab- giebt, sich wiederum in Schwefelssure uinwandelu und auf cine neue Mehge Alkohol einwirkru, und so das Aethyloxyd ' an die Essigssure tiberlragcn; doch scbeint die Aetherschwefelsaurebildung nicht .nothwendig bei die- sem Procefs vorhergelien zu musseu: Mengt man n%m- Fich 'I Theil Schwcfelskxe lnit 10 Theilen Essigsaurc uud setzt danu 10 Tlieile Alkohol hinzu; so ist in der Fliis- sigkeit keinc Aetlierschwefelstiure cn~halten, ja selbst weiin man einen Theil Essigltlrer iiberdestillirt hat, kann man in der znrtickgebliebcnen Flilssigkeit noch keine Acthcr- fchwefelsaure entdecken. ' In diescin Falje kiinnte man allerdings nocb aniich- inen, dafs in dcin Augeiiblick, weiin sicli Aetherschwe- felsiiure bildc, sie auch schon wieder zersetzt werde. Bei der Anwendung von anderer Siiure kann man solchcn Einwurf jedoch uicht machen: d u d Salzslure, und leich- ter als die Salziitherbildung erfolgt, wird Essigiither ge- bildet; aufserdein wird der Snlzather, wenn man ihn mit Essigsaure, worin er sich leicht aufliist, destillirt, iiicht zerlegt, ja im Gegentheil bildet sich, nach D u f 10s , durcli Einwirkung von Ch1orwasserstoffslul.e auf Essigather Salz- iither, wenn auch nur iu geringer Menge. Eine Chlor- zinkauflOsung, welclie bei 140" kocht, uud die , mit Al- Bohol versetzt, dainit gar keinen oder nur sehr wenig Aetber giebt, bewirkt, wie die Schwefelsaure, die Essig- atherbildang. Oxalsiture, Alkohol und Essigsaure geben Essigather; Oxallther lnit Essigslure, worin er sich leicbt auflbst , zu wiederholten Malen destillirt , giebt dagegen keinen Essigitther. Ganz ahnliche Resultate erhailt wan

mit

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mit mehreren anderen Siiuren. Destillirt man zu wieder- holten Malen Salzlther iiber Benzoealure, so bildet sich keine Spur von Benzoeather. Es ist tlemnach blofs .die Gegcnwart ciuer dieser Sluren zur nildung der zusam- mengesetzten Aetherarten nothmendig, wodurch der Al- koliol, welclier mit ibtien in Bertihruug kornmt, in ei- nen solchen Zustand versetzt wird, dafs er mit der Essig- slure, BenzoesSore u. s. w. die Aetlierarten bilden k a n a

L3Gt mau eine wasserhaltige Basis, 2. 13. Kali, auf eiue Aetlierart einwirkcn, so verbindet sich die SIure wit der Basis, und indem ein Atom Wasser aufgenotn- men wird, hildet sich Alkohol; erliitzt inan eine wasser- freie Basis, z. 13. Kalkerde, init athcrschvrefelsaurem Kali (Schriften der K. Acad. f. d. J. 1833, S. 523), so er- hll t man Alkohol und schweres Weiniil, aber keinen Aether. Man kann Kalkerde, wasserfreies Kali, geschmol- zenes Cblorcalcium auf Alkohol einwirken lassen, der AI- kohol zerlegt sich, obgleich die Verwandtscliaft dieser Suhstanz zum Wasser sehr groh ist, nicht in Aether und Wasser. Aus diesen Griinden, und besonders aus dem' ersteren, kann man nicbt annehmeu, dafs die Aether- arten Salze sind, in denen der Aethcr die Basis ist und sich nach Art der gew6hnlichen Basen verhalten. W i r e der Aether die Basis, so miifsten sich vonugsweise bei der Aufl6sung der Sluren in Aether die Aetherarten bil- den, welches nicht der Fall ist. Mit dcn meisten Sauren erhalt man gar keine Verbindungen, und selbst wenn man Aether von Schwefelsaure absorbiren und nachber die FlUssigkeit langsam Wasser einziehen lafst , so dafs jede Temperafurcrb6hung vertnieden . wird, erbiilt man keine Aetherschwefelsiiure; nur wenn man das Gemenge erhitzt, etwa bis 140b, und es bei dieser Temperatur langere Zeit erhllt, bildet sich AetherschwefelsBure. Hier- aus ist es sebr wahrscheinlich, dafs der Actber von der Substanz, welche mit der Shre in den zusammengesetz- ten Aetherarten verbunden enthalten ist, durch die Art

PoggendorfPs Annal. Bd. LIII. 8

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der Verbindung der Bestandtheile verschieden ist, dak also die Atomengruppe des Aetbyloxyds, C, H I 0, wel- che mit den Sluren in den zusammengesctzten Aetherar- ten oder mit dem Wasser iu Alkohol verhuuden ist, in- dem die SIure odcr das Wasser ausgeschieden wird, durch einc Umsetzung der Elemente oder durch eine innigere Verbilldung derselben sich iu Aether umhdert . Fur eiue Umsetzung diesrr Art bei chernischcn Verbindungen spre- chen so viele Thatsachen, dafs D u m a s sie, wenn ein Bestandtheil aus einer Type herausgenommen wird, ohne durcli einen anderen rrsetzt zu werden, als ein Gesetz in seiuer Lelire von den Typen aufstellt. Mieraus er- klart sich aucb, weswegen der Aether, in Wasser gc- liist, n i c k wieder Wasser erfordert uud sich iu Alko- hol umhdert . Fur den Kiirper, der in den Aetherarten enthalten ist, ist der Name Aethyloxyd sehr passeud, fur den Aether kann man den Nainen Aether beibehaltcn.

Die Bildung des Aethers wiirde demnach darauf be- ruhen, dafs die Siiure aus ciuer zusammengcselzten Aether- art oder das Wasser acis dein Alkobol ausgeschieden wird, ohne dafs in ihre Stclle ein anderer K6rper tritt; den Alkohol kann man als eine zusainmengesetzte Aetherart ansehen, welche statt der SHure Wasser euthllt, und in welcher also das Wasser nur durch sebr gcringe Ver- wandtschaft gebundcn ist, aber bei dem, wie bei den Aetherarten , durch eine mechanisclie Ursache die Aus- scheidung nur unter eioer gewissen Bedingung erfolgt. Diese Bedingang wird bei den Aetherarten und beiin Al- kohol durch verscbiedene Contactsiibstanzen erfullt, 'wel- che elektro - negativer Natur sind. Diese Ausscheidung kann durch Fluorbor, durch vcrschiedeoe Chlormetalle, besonders Cbloniuk , und verschiedene Sauren, Schwe- felsaure , Pbosphorsaure u. a. m. erfolgen.

W e n n Fluorborgas in Alkohol geleitet wird, so bil- det sich Aether, indem dem Alkohol ein Atom Wasser entzogen wird, und durch die Sauren, die vorher keine

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weiteren Verbiudungen eingehen, die Umsetzung des Aethyloxyds in Aether erfolgt. Last man geschmolzenes Chlorzink in Alkobol auf und unterwirft die Aufliisung der Destillation, so geht zuerst Alkohol uber, bei ei- ner Temperatur von 200° fiingt erst die Aetherbildung an, zwischen 210° bis 220° ist sie a m reichlichsten; jen- seits dieser Temperatur geht wasserhaltiger Aelhcr und clann Wasser mit den beiden 'von Masson , dein inan diese Methode der Aetherdarstellung verdaukt, untersuch- ten Kohlenwasserstoffarten, iiber. Es hat sich also of- feubar bier eine Verbindung von Chlorzink und Alko- 1101 gebildet, wie man sie von auderen Chlormetallen kennt, und diesc Verbindung zerlegt sich bei 210° bis 220° in Wasser, welches bciin Cblorzink bleibt, indcin das Chloniiik das Umsetzen des Actliyloxyds in Aetlier bewirkt.

Die Annahme, dafs durch Einwirkuug der Schwe- felslure auf den Alkohol, bei riner Teinperatur, wo die Aetherbildung nocli uicht beginnt, Aetherschwefelsiiure, und diese bei eiiicr erhilhten Temperatur in Schwefel- slure, die sich mit Wnsscr verbindet und in Aether zer- legt werde, knnn man dadurch widerlegen, dah man Al- koholdiimpfe von 100" in Schwefelsiiure, welche mit so vie1 Wasser versetzt ist, dafs sie bei 145O kocht, ein- rtr6men Itifst (siehe M i t s c h e r l i c h 's Lehrbuch der Che- mie, 4. Aufl. Art. Darstehing des Aelhers); wenn die

. Operation eine Zeit lang gedauert hat, so destillirt fort- dauernd Wasser, Alkohol und Aelher iiber, ungefiihr ein Fiiuftel des Alkohols geht unzersetzt iiber, welches, da die Dampfe rasch in die Fliissigkeit cinstrilmen, nicht damit in Beriihrung gekommen ist; die ubrigen vier Fiinf- tel zerlegeo sich in Aether und Wasser, die Flussigkeit bleibt dabei ungefarbt. Da der Alkohol dampffilrmig in die Fllissigkeit geleitet wird, so nehmen, wenn er da- von absorbirt wird, die Theile derselben, welche damit in Berohrung kommen, seine latente Warme auf, so dafs

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an dieser Stelle die Tcmperatur hiilier als 1 4 3 O seyn mufs; uberhaupt darf inan wiihrend der Operation nur so stark heitzeu als niitbig ist, am den Appnrat, wenn sie nicbt stattfindet, bei uugefihr 130" zu erlialten. Theils wird nsmlich W s r m c frei, dadurch, dnLs die latentc WSrme dcr ubergehendcn Wasser - und Actlicrd2inpfc geringer ist als die des einstriinicndcii Alkolioldampfs, theils ohiie Zweifel aucli bei cler Zerlegung des Alkohols in Aether und Wasser. I n der Fliissigkeit ist stets Aetherscbwc- felssure cnthnltcn, da cs abcr niclit wnlirsclieinlicIi ist, dafs sie bei derselbcn Temperatur, bci wclclier sie sich bildet, sich aucli zerlrge, so schcint sic cin Pu'cbenpro- duct zii scyn, und fiir die hetlierhildung keine notbwen- digc Bcdiugung. Uebrigcns dcstillirt, \vie H. R 0 s e zu- erst gezeigt hat, schon Aether uber, wenn man die Aether- inischiing bis 100" crliitzt; der Acther ist in dcrselben, besonders wcnn inan sic bis 140° crhilzt, jcdoch ohue dafs sie in's Kochcn geratli, manchinal in so grofser Menge schon enthaltcn, dnfs e r t c i eineni Zusatz von Wasse r unter Aufbrausen eiitweiclit , stels abcr, nachdem man viel Wasse r zugesetzt hat , durcli Dcstilliren gewonnen werden kann. Ucbrigens ist sehr wabrscheinlich, dab wenn die Aetberscliwefelsiiure sich in Beriilirring init Schwefelsliire zcrsctzt, dns darin cnhaltene Aethyloxyd soglcich in Aether umgeiindcrt wird. Auf wclchc W e i s e abcr der Aelher dnrgcstellt werden mag, so ist stefs ein elcktro -negativer Kiirper als Contnctsubstanz die wesent- liche Bediugung fur die Bildung desselbcn; e r kann nur durch Katalgsis gebildet werden. Nocli mehr wird die- ses durch die Zerlegung des Alkohols in Aethcringas und Wassergas bestatist.

Leitet mail i n Schwefels:iire, welchc man mit so viel Wasser versetzt, dafs sic bei 160° kocht, Dhmpfe von Alkohol, welcher 20 Proc. Wasse r enthslt, und hSlt die saure Fliissigkeit bei der Temperatur von 160° bis 165O im Kochen, so entwickelt sich, nachdem zuerst ein

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Thcil Wasser durch den Alkohol aiisgetrieben worden ist, aus allen Theilen der Fliissigkeit das Aetheringas in Elasen. Mit dem Aetheringas geht schr wenig Aether uiid fast gnr kein saurer Kilrper iiber, auch bleibt die Fliissiglreit, selbst wenn ein Kubikfufs Actheringas dar- gestellt hat, farblos, ein Absatz voii Kohle findet durcliaus nicltt statt: so dafs die Substanzen, wclche man bei der gcwohnlicheu Darstellung des Aetheringases erlililt, Ne- benproducte sind, welche bei der Bilduiig des Aetherin- gases unweseiitlich sind, und die, wenn mnii Alkohol voil 80 Proc. nimiiit, bei einer Temperatur von 170" und dariiber erst anfangen sicb zu bilden.

VII. Ueber die QuecksiiberoxyduZsoZze; uon H e i n r i c h R o s e .

Die feuerbesthdigen Alkalien sind vori jeher, und mit Reclit; fur die stiirksten aller Basen gcbalteu wordeu. Sie zeigcn, aufser ibrer starken Vcrwandtschaft zu S:iii- mu, noch aiiderc Eigenschdtcn, welche iiiit der, als starlie Basen aufzutreten, in lieiiiein Zusammeidlnuge stcheii ; abcr laiige glanbte man, d a t dime iiiclit uur den Alkalien, sonderii auch iiberliaupt allen stiirkcren Baseii eigeiithiin- lich seyn inulstcu, doch wohl eigeiitlich nus keincm an- deren Gruude, als ails dein, dafs inan sic bci den Alka- lien walirgenomtneii hatte.

In den Alkalien ist der Snuerstoff mit grofser Ver- waiidtschaft au das Metall gebuuden, und nur init gro- t e n Schwieriglreiten kanu dns Metall voin Sailerstoff ge- treiiut werden. 1,nnge hielt man es fur eitie wesentliche Eigenschaft der strrkeren Bascp, dafs das Metall in ihnen schwer reducirt werden kiinne. Nur spgt, und nach nicht geringem Widerstreben, koiinten siclr die Chemiker enl-