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64 1 XIII. Ueler die Dampfdichtigkeiten bei sehr hohen oon H, Suinte-Claire Deoille und L. Troost. Temperaturen ; (Compt. rend. T. XLIX, p. 239, Auszug.) Die nestimmung der Darnpfdichte schwer fluchtiger K6rper ist, heut zu Tage, bei den Mebnitteln, die uns die Pbysik liefert, cine fast unmagliche Operation ; indefs interessirt sie die Chelniker iin htichsten Grade, indein sie ibnen Belege zur Stiitze der grofseu Gesetze der Wissenschaft giebt, ron deneu inaii gegenwartig annimmt, zwar nur nach Indaction, aber aaf einc wohl begriindete Weise, dafs die Anwendung auf chemische Erscheinungen unabhangig sey von der Tern peratur, bei welchen diese von Statteu gehen. Die hochsten Temperaturen, bei dcnen man bisher operirt hat, gehen nicbt vie1 uher 5(tO Grad. Man h d e t sie angewandt von Hrn. Dumas in seiner groben Arbeit uber das Mariotte’sche Gesetz und voii Hrn. Mitscherlich ). Nach sebr zahl- reichen Versuchen ist es uns geluiigen die drei grofw Schwierigkeiten zu iiberwinden , welche uiisere Vorglnger auf diosem Wege aufgehalten Baben und welcke entspriagen aus dcr Natur der anzuwendenden Gcfkifse, aus dcr Con- stanz der Teniperatur wahrend der Dauer des Versuchs nnd endlich am der Bestiminung der Teinperatur selbst. Das Gefdfs, dessen wir uns bedienten, ist eiu enghalsi- ger Ballon aus Porcellan, von 280 Cubikcenth., den Hr. I) In Hrn. M:rlaguti’s Trail& dc elrimic lesen wir, dafs Hr. Bineau firr die Dichtigkcit des S ~ h ~ ~ f ~ I d a m p f t ~ bei 1000° die Zahl 2,218 ge- fundeu habe. W i r haben die Rescbre;bung der von Hrn. Bioeau aogewandten Apparnte und Metboden in fast allen wissensehrfilichen San~ruelscldten und in jeoem Buche selbst aufgeruclrt , aber nirgends etwas gefunden. W i r bedauern dalrer aufrichtig, nicht von einer Arbeit sprechen zn ki;noen. deren Geoauigkeit durch den Nameo des Verfassers rerbiirgt ist. W i r vermuthen sogar, dafs es eine Interpretation der bei niederen Ternperaturen erhaltenen Zahlenwerthe war, wodurch Hr. Bi - neau xu den genaucn Zahlen 2,218 und 1000° gelangte. PaggendorrPs Annni. Rd. CVIII. 41

Ueber die Dampfdichtigkeiten bei sehr hohen Temperaturen

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XIII. Ueler die Dampfdichtigkeiten bei sehr hohen

oon H, S u i n t e - C l a i r e D e o i l l e und L. T r o o s t . Tempera turen ;

(Compt. rend. T. XLIX, p . 239, Auszug.)

D i e nestimmung der Darnpfdichte schwer fluchtiger K6rper ist, heut zu Tage, bei den Mebnitteln, die uns die Pbysik liefert, cine fast unmagliche Operation ; indefs interessirt sie die Chelniker iin htichsten Grade, indein sie ibnen Belege zur Stiitze der grofseu Gesetze der Wissenschaft giebt, ron deneu inaii gegenwartig annimmt, zwar nur nach Indaction, aber aaf einc wohl begriindete Weise, dafs die Anwendung auf chemische Erscheinungen unabhangig sey von der Tern peratur, bei welchen diese von Statteu gehen. Die hochsten Temperaturen, bei dcnen man bisher operirt hat, gehen nicbt vie1 uher 5(tO Grad. Man h d e t sie angewandt von Hrn. D u m a s in seiner groben Arbeit uber das Mariot te’sche Gesetz und voii Hrn. M i t s c h e r l i c h ). Nach sebr zahl- reichen Versuchen ist es uns geluiigen die drei grofw Schwierigkeiten zu iiberwinden , welche uiisere Vorglnger auf diosem Wege aufgehalten Baben und welcke entspriagen aus dcr Natur der anzuwendenden Gcfkifse, aus dcr Con- stanz der Teniperatur wahrend der Dauer des Versuchs nnd endlich a m der Bestiminung der Teinperatur selbst.

Das Gefdfs, dessen wir uns bedienten, ist eiu enghalsi- ger Ballon aus Porcellan, von 280 Cubikcenth., den Hr.

I ) In Hrn. M:r lagut i ’s Trail& dc elrimic lesen wir, dafs Hr. B i n e a u firr die Dichtigkcit des S ~ h ~ ~ f ~ I d a m p f t ~ bei 1000° die Zahl 2,218 ge- fundeu habe. W i r haben die Rescbre;bung der von Hrn. B i o e a u aogewandten Apparnte und Metboden in fast allen wissensehrfilichen San~ruelscldten und in jeoem Buche selbst aufgeruclrt , aber nirgends etwas gefunden. W i r bedauern dalrer aufrichtig, nicht von einer Arbeit sprechen zn ki;noen. deren Geoauigkeit durch den Nameo des Verfassers rerbiirgt ist. W i r vermuthen sogar, dafs es eine Interpretation der bei niederen Ternperaturen erhaltenen Zahlenwerthe war, wodurch Hr. Bi - n e a u xu den genaucn Zahlen 2,218 und 1000° gelangte.

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G o sse, zu Bayeux, die Gef:illigkeit hatte, niit sufserster Sorgfalt fur iiiis anfertigen zu lassen. Dieser Ballon ist unvollkommen verschlossen durch cinen kleinen Porcellan- c.ylinder yon 1 bis 2 Millim. Durchmesser, der drange in deli engen Hals eintritt. Am Schlusse des Versuchs schmilzt man diesen Cylinder vor dcr Knallgas-Lainpe auf einer kleinen Strecke und befestigt ihn dadurch in dein ausge- schweiften Theil des Halses, was einen hemetischen Ver- schlufs gewlhrt, der das Vacuum sehr gut aushalt.

Dieser Ballou ist eingeschlossen in ein, schon von uns beschriebenes ' ), eisernes Destillationsgefafs, in welchem wir Metalldampfe zur Hervorbringung einer constanten Tempe- ratur auwendeu, genau mie man cinen verschlossenen Rauin mittelst des Dainpfcs vou siedcndein Wasser auf looo, oder, wie wir schon gethnn '), niittelst des Dampfes von siedendem Quecksilber odcr Schwefel anveranderlich auf 350° oder 440" bringt. Bci den Vcrsucben, die wir heut veriiffentli- chen, bedienten mir uns der Dampfe von siedendem Kad- liliurn (860") oder siedendem Zink (1 040"). So erhielten wir in der Temperalur eine Constanz, die wir durch die ernpfitidlichsten Mittel verificirten.

Was die Tcmperatur betrifft, so haben wir die Schwie- rigkciten ihrer genauen Bestimrnung dadurch iiberwunden, dafs wir immer mit Gefafsen von gleichem Material und gleicher Raumlichkeit arbeiteten, und iu dime folgweise Joddampf 3, und den Dampf des zu nntersuchendeli Kor- pers brachten. So erhielten wit. in grofser Scharfe das VerhattniEs der Dichtigkeiten dieser beiden Dampfe, von denen die eiue, die des Jods, von unseren Vorgangern und auch von uns selbst mit grofser Geaauigkeit bestimmt worden ist. Die Bestimlnuiig der Temperatur wird auf diese Weise vollkommen unnilthig.

1) Compter rcrrdluo, T. XLV, p. 821 (Siehc die vorhergehende No&). 2 ) Ebendaselbst. 3 ) Der Joddanipf wird bei dieser Art von ~lrerroome~riscl~er Bestimniung

einfach destalb sta l l der Luft genornmen, weil er etwa n r m Ma1 sehwe- rer ist alr diese, die k'ehler tler Wigungen also wrniger belangreicl1 macht.

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W i r kihinen in dieeem kurzen Auszuge weder die Ap- parate, noch das angewaudte Verfahren beschreiben, und sagen blok, dafs wir tins mtiglichst an die Verfahrungsarten des Hrn. D u m a s gehalten habeu, iiiir ablindernd, was die Natur der Operationeu unter den von uns gewahlten Ope- rationen unthunlich machte; wir haben uns hierbei immer sehr wohl befunden. Znm Belege unserer Methode geben wir hier einige unserer hauptsiichlichsten Bestinimungea.

Bei der Tcniperafur h60° ist seine Dainpf- dichte schoii 2,2 I ) ; damit inde t diese Zahl definitiv wiirde, mufsfe sie von dieser Teinperatur ab unreranderlich seyn *). Und wirklich ist dein so, denn noch bei 1040° fanden wir dieselbe Zahl, deren Feststellung auf mchr als eiu Dutzend tibereinstiuimender Versuche beruht. Man kann demnach mit Sicherheit annehmca, dafs das Aequivalent des Schwe- fels (16) ein Voltim Dampf repriisentirt wie der des Sauer- stoffs (8).

Der Selendainpf bietet dieselben Anomalien dar wie der Schwefeldampf. Bei 861)" ist seine Dichte 8,2; bei 1042" nicht inehr als 6,:37. Erst ron 1200" oder 1400O ab hoffen wir, sie constant zu goden. Andere Apparate, be-

Schtnefel.

Selen.

I ) Diesc Zahlcn sind berechnet aus der scheinbarrn Ausdehnung der Luft land des Joddarnpfs im Porcellan, welches sein Volum kaom versndert be; den ltikhstcn I'emperatureo.

2) Aus den sch6nen Versrrcheo deq Hrn. C a l i o n r s schliefsen wi r , dafs man kiinfiig eine Darnpfdichte -Beitirurnung nur dann als definitiv be- tracbtcn kann, wcnii zwci Versuche, bei geniigend ron einander absteben- den Temperatoren angcstellt, dieselben Resultate liefern. E i n einziger Versorb ist demnach uogenirgend, das will sagen, dafs man sieh a n f eine Dampfdichte nicht eher verlaseo kmn, als bis sic oberhalb dcr Tempe- ratur erhalten worden is!, bei welcher der Dampf dem Ausdehnungsge- setz der Gase folgt und den Coi3Yicicnten 0,00365 besitzt. Nur dono sind die Zahlen vcrglcichbar, und zur Verification des G a y - L o s a l e ' - srhen Volumengesetzrs branchbar. l r ~ d e t miissen wi r doch hier vieler Versuche erwahnen, die zwar mit ciner eonstanten StBrungsursache bc- Ilaftet waren, aber uns doch beim Quecksilber cine sonderbare Ausnahme von dieser Regel zeigteu. Gcniithigt uniere Vwsuche fiir den Augenblick zu unierbreches, begniigen wir iuns dime Thatsache anrugeben, die sich in der Folge vielleiclit nicht bestitigen wird. Wir behdten uns vor, dime wichtige Unterrnchung nichstens wieder aufzuoehmen.

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ruhend apf anderen Principien und bei den h6clisten Teni- peraturen anwendbar, die wir gegenwartig vorbereiteu, wer- den uns ohne Zweifel zu der Zahl 5,44 gelangen lassen, welche die Theorie und die Analogie des Schwefels init dein Sclen angegebeii.

Phosphor. Seine Dampfdiehte, genommen bei 1040", ist 4,5 = 1 Volriln (berechnet 4,4), entsprechend dem all- gemein aiigenominenen Aequivalent dieses Kfirpers.

Kudmium. Seine Dainpfdichte, genommeii bei I O W ' , ist 3,94 = 2 Volumen (berechnet in dieser Hypothese, ware sie 3,87).

Salmiuk. Beobaclitet bei 1O4Oo ist seine Dampfdiclitc 1,01 == 6 Voluinen (berechnet 0,92).

Aluminiumbromiir. Beobachtete Dampfdichte 18,62 = 2 Volumen (berechilet = 18,51).

Aluminiumjodiir. Beobachtete Dampfdicbte 27,0 = 2 Vo- lumen (berechnet = 27 8).

Die beiden lelztcri Zahlen sind ails den wit Schwefel- darnpf gemachten Versncheii berechnet. Das hluminiumjo- dur besitzt vine auffallende Eigenschaft, die darauf deutet, dafs seine beitlen Bestandtheile durch eine recht schwaclie Verivandtschaft vereinigt sind. Dick Jodiir schmilzt bei 1 2 5 O uiid siedet bci 350O. Rei dieser Tcniperatur verhalt sich sein Dampf, wie wenn er aus reinem Aluminium in einein eigenthiimlichen Zustnnd von Isolirung bestande. E r breniit an der Luft bei Beriihrung mit einein entziindeten KGrper, dabei Jod und AlrininiuiR gebend. Gemischt mit Sauer- stoff in eineiii wiclerstehenden Gelifs verpufft er lebhaft unter Einflufs eines elektrischen Ftinkens oder bei Annshe- rung einer Kerzenflamme, wie es ein Gernisch von brenn- bareiir Gase und Sauerstoff thut. Offenbar sind die Be- standtheile des Aluminiumjodurs in den eigeiitliunilichen Zustand iibergefiihrt , in welchen alle coinplexen Kilrper gelangen, wenn sie der Wirkung einer hinreichend erbtihten Temperatur ausgesetzt werden, d. h. die Erscheinung zei- gen, welche der Eine voii uns das Phanomen der Disso- ciation zusammengesetzter KGrper genannt ha f .