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43 Y. Ueber die Darstellung eines gelben Plusses fiir die Porcellanm aler ei . Von SaZvetat. (Annal. de aim. et de Phys. III. &Tie. Septbr. 1845.) Auszug. Die Porcellanmalerei unterscheidet sich sowohl durch die Mittel als durch die Methode yon der Oelmalerei : der Kiinstler verbindet mit seinem Talente in der composition und Ausfiihrung langjiihrige Erfahrung und eine genaue Kenntniss der Modifica- tionen, welche die Farben, namentlich die Goldfarben, in ihren verschiedenen Niiancen erleiden. Die Herren Jaquotot, Beranger, Georget und RO- b e r t erreichten zwar durch eine lange Uebung ihrer Kunst das Wichtigste, die Harmonie der Farben, allein selbst die schonsten ihrer friiheren Kunstwerke haben jenen gleichfiirmigen Schmelz iiicht , welcher ihre spjteren Arbeiten, seit sie sich des folgenden schmelzbaren gelben Flusses bedienten, auszeichnet. Die Schwierigkeit, welche den ersteren Punct bedingt, liegt in den Reactionen, welche die angewandten Farben bei der Tem- peratur , bei welcher sie einschmelzen , auf einander ausiiben. Diese Reactionen sind zwar fur wenig geubte Augen oft kaum merklich, aber sie entgehen dem Iiiiiistler niclit, und der Maler, der seine Kunst inne hat, kennt die Farben, welche sich mit ein- ander mischen lassen. Es ist vielleicht miiglich, dass die Chemie die mehr oder weniger verwickelten Principe vermehren kiinne, um selbst hei gemeiigten Farhen den Ton, welchen sie vor dem Einbrennen haben, zu erhalten. Was die Bedingungen eines guten gleic!iformigen Flusses an- betriKt , so scheinen die Porcellanfarben hier Hindernisse in den Weg zu stellen, wenigstens fiir solche Decken, welche aus reinem Pegmatit bestehen. Ich nenne diese besonders, weil das Berliner Porcellan, auf welchem die Farben so sehr gleichfiirmig glasirt sind, eine ganz eigenthiimliche und yon der zu S h e s iiblichen ganz versckiedene Decke hat.

Ueber die Darstellung eines gelben Flusses für die Porcellanmalerei

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Y. Ueber die Darstellung eines gelben Plusses fiir die

Porcellanm aler ei . Von

SaZvetat. (Annal. de a i m . et de Phys. III. &Tie. Septbr. 1845.)

Auszug.

Die Porcellanmalerei unterscheidet sich sowohl durch die Mittel als durch die Methode yon der Oelmalerei : der Kiinstler verbindet mit seinem Talente in der composition und Ausfiihrung langjiihrige Erfahrung und eine genaue Kenntniss der Modifica- tionen, welche die Farben, namentlich die Goldfarben, in ihren verschiedenen Niiancen erleiden.

Die Herren Jaquotot, B e r a n g e r , G e o r g e t und R O - b e r t erreichten zwar durch eine lange Uebung ihrer Kunst das Wichtigste, die Harmonie der Farben, allein selbst die schonsten ihrer friiheren Kunstwerke haben jenen gleichfiirmigen Schmelz iiicht , welcher ihre spjteren Arbeiten, seit sie sich des folgenden schmelzbaren gelben Flusses bedienten, auszeichnet.

Die Schwierigkeit, welche den ersteren Punct bedingt, liegt in den Reactionen, welche die angewandten Farben bei der Tem- peratur , bei welcher sie einschmelzen , auf einander ausiiben. Diese Reactionen sind zwar fur wenig geubte Augen oft kaum merklich, aber sie entgehen dem Iiiiiistler niclit, und der Maler, der seine Kunst inne hat , kennt die Farben, welche sich mit ein- ander mischen lassen. E s ist vielleicht miiglich, dass die Chemie die mehr oder weniger verwickelten Principe vermehren kiinne, um selbst hei gemeiigten Farhen den Ton, welchen sie vor dem Einbrennen haben, zu erhalten.

Was die Bedingungen eines guten gleic!iformigen Flusses an- betriKt , so scheinen die Porcellanfarben hier Hindernisse in den Weg zu stellen, wenigstens fiir solche Decken, welche aus reinem Pegmatit bestehen.

Ich nenne diese besonders, weil das Berliner Porcellan, auf welchem die Farben so sehr gleichfiirmig glasirt sind, eine ganz eigenthiimliche und yon der zu S h e s iiblichen ganz versckiedene Decke hat.

44 S a l v e t a t : D a r s t e l l u i i g e i n e s g e l b e n F l u s s e s

Die Glasur einer Farbe hiingt zum grossen l'iieil von dern Verhaltniss des farbenden Oxyds zurn Flussmittel, mit dem es gemengt ist , ab. Hat die Farbe einen hinreichenden Zusatz von Flussmittel, um an den feineren Partien fest zu schmelzen, so springt sie an den Stellen, wo sie s t i rker aufgetragen ist, inSchup- pen ab, und setzt man andrerseits nur so vie1 des Flussmittels dazu, dass die Farbe an den starkeren Stellen sich nicht ablost, so er- scheinen die schwacheren Partien matt und trocken. Dann giebt es noch einige Oxyde, wie die des Eisens, welche bei einem ge- wissen Zusatze des Flusses verschwiuden.

Man wird es entschuldigen, dass ich hier so weit in's Detail eingegangen bin, um den Nutzen der Farbe, deren Zusammen- setzung ich mittheilen will, um so mehr an's Liclit zu stellen iind den fur die Porcellanmalerei damit geleisteten Dienst z u wurdigen, da sie alle diejenigen Eigenschaften besitzt, welche sie zu einer der michtigsten machen.

In der That soll die Farbe, welche zu Sevres unter dem Na- men ,,Jaunepour Zes chairsNo. 47" bekannt ist, so leicht schmelz- bar sein, dass sie das Schmelzen solcher Farben, die erst bei einer gewissen Stiirke des Auftrags glanzen, erleichtert; auch soll sie sich mit denselben sehr gut mischen lassen und ihnen Korper er- theilen und sie ohne Aenderung des Tones verdunnen, und endlich soll sie zugleich moglichst blass seia.

Diese Farbe wurde fur die kiinigliche Manufactur zu Skvres von Hrn. F. R o b e r t zuerst dargestellt. Im Jahre 1821 wurde sie unter die Farben des Assortiments zu Sevres eingereiht. Erst spater gelangten die Pariser Fabricanten dahin, sie nachzu- ahmen, sie wurde unter dem Namen Elfenbein - Gelb bekannt.

Seit 1823 lieferten dieHerren P. und F. R o b e r t , nach einan- der Chefs des Ateliers fiir Glasmalerei, und Hr. B u n e 1 , Chemiker dieser Anstalt, diese Farbe fur die Fabrik. Die Darstellungen aber sind bis zu dem Momente, wo B r o g n i a r t sein wichtiges Werk ,,Trait6 des arts ciramiques" herausgab, unbekannt ge- blieben.

Ich verdanke es der Giite des Hrn. F. R o b e r t, die A n a l a c und Darstellung dieser Farbe mittheilen zu kiinnen. Eine Probe derselben, welche 1841 hereitet war und von welcher icli eine genugende Quantitat erhielt , gab die folgenden Resultate :

f u r d i e P o r c e l l a n m a l e r e i . 45

1. Kieselerde 19,23 Bleioxyd 57,64 Natron 3,08 Borsaure 7,09 Eisenchlorid 6,12 Zinkoxyd 2,99 Antirnonsiiure 3,41 Kali 0,44

100,oo.

11. Berechnet. 19,40 19,29 57,80 57,88 - 2,98 - 6,66 - 6,03 I 3,OO - 3,63

99,98

Die Borsaure wurde durch den Verlust bestimmt, das Antimon ist wahrscheinlich als antirnonige Saure darin enthalten.

Indern ich dann die Kieselerde, das Bleioxyd und die Borsaure und das Natron als Flussmittel betrachtete, entwarf ich folgende Zusammensetzung , deren Berechnung mit den Analysen zur Ge- nuge iibereinstimrnt.

Grauer Fluss 84 Dieser Fluss besteht aus:

Zinnoxyd 4' geschrnolzenern Borax 11 Eisenoxydhydrat 8 Mennige 66

wasserhaltiges kohlensaures Sand 22

saures antimonsaures Kali 4 100.

99

Nach neueren, kurzlich yon mir angestelltenversuchen erhalt man eine in jeder Hinsicht vorzuziehende Farbe aus folgenden Bestandtheilen :

Grauer Fluss . 88,02 Zinkblurnen 3,52 Eisenoxydhydrat 7,04 saures antimonsaures Kali 1,42

100,oo. -

Diese Stoffe werden gut gepulvert und zweirnal bei lehhaftem Feuer umgeschmolzen, worauf man die Masse auf ein Eisen- hlech ausgiesst ; sie hat, in Stiicken zerbrochen, das Ansehen von Bouteillenglas , zuweilen sieht sie hlassgelb aus.

Das Zinkoxyd stelle ich durch Verbrennen von kiuflichem Zink dar. Die letzten Portionen, die durch Eisengehalt ein wenig gelb ansfallen, kann man sehr gut dazu benutzen.

46 E a l v e t a t : D a r s t e l I u n g e i n e s g e l h e n F l u s s e s

1)as antimonsaure Kali wurde durch Verbrennen von metalli- schem Antimon mit drei Theilen Salpeter dargestellt.

Das Eisenoxydhydrat wurde mit schwefelsaurem Eisenoxydul in einer sehr grossenNenge Wasser gelost und durch Aussetzen der Losung an die Lnft dargestellt. Nach hinreichend langer Zeit sctzt sich ein hraungelbes Pulver :db, welches 27 - 28 Procent Wasser enthdlt. Wenn es mit kauflichem Vitriol dargestellt wurde, so lost es sich in Salzsaure und wird durch Ammoniak braun gefiillt ; Chlorbaryom erzeugt in der Aiiflosung keinen Nie- derschlag.

Bei Anwendung von reinem Wasser und reinem Vitriol erhielt ich ein vollkommen reines Hydrat.

Wasser 25,30 25,16 25,34 3 Aq =23,24 Eisenoxyd 74,70 74,84 74,66 Fe, O,= 74,76

Dieses kann demnach kein basisches Salz sein.

I. 11. 111. Berechnet.

100,oo. Hierbei habe ich fiir den Wasserstoff die Zohl 12,s und fiir

das Eisen die Zahl350 nach den neueren Versuchen von N o r l i n nnd S v a n b e r g , die neuerdings von B e r z e 1 i u s bestiitigt wur- den, angenommen.

Diese Zusammensetzung entspricht der chemischen Formel Fez 0, + 3 H, 0. Dieses Hydrat enthiilt mithin 14 Aeq. Wasser mehr als das natiirliche 2 Fe, 0, + 3 W, 0 und 1 Aeq. mehr als die Ockererde von Artana Fe, 0, + 2 H, 0. Es ist mit demje- nigen identisch, welches S o u b e i r a ti durch Fallen von Eisen- oxydulsalzen mit Alkalicn .und Aussetzen des Niederschlages an die Luft erhielt, es ist aber reiner. Es ist bekannt, dass das nach S o u b e i r a n dargestellte stets ein wenig des Fiillungsmittels ent- halt.

Das Antimonoxyd hat nur den Zvveck, der Farbe eine gewisse Undurchsichtiglreit und ein wenig Horper zu ertheilen, auch ver- bessert es den ziegelrothen T o n , welchen Gemenge von Eisen- oxyd und Zinkoxyd oft annehmen. Die Gegenwart desselben ist daher nothwendig , was auch die Erfahrung bestatigt.

Walirscheinlich bildet das Eisen mit dem Zink ein eisensaures Salz ; immer geben, wenn diese beiden Substanzen gegenwartig sind, sie einen gelb-braunen Ton, welcher, wenn er durch das Eisen- und Bleisilicat verdiinnt und elfenbeinfarbig erscheint, von

f ii I d i B P o r c e 1 I anni a1 e r ei. 47

den Figuren-Malern dem schwefelfarbenen jener Nischung verge- zogen wird.

Eben dem Eisenoxyde verdanlit die unter dem Namen ,,Juune pour Zes chairs" bekannte gelbe Farbe die Eigenschaft, das Koth, ohne es zu iindern, zu verglasen, indem es die Eigenschaft hat, mit kieselsaurem Bleioxyd farblose oder blassgelhe lrieselsaure Doppelverbindungen einzugehen. Siiid diese einmal gebildet, so kann man dann noch eirie hiichst geringe Menge orangefarbenes, rothes , carminrothes oder violettes Eisenoxyd hinzufiigen, iim diese Fiirbung bestiindig zu machen. E s ist vortheilhaft, um dieses Gelb mit Eisenoxyd zu siittiyen, dasselbe im Hydratzustande anzuwenden, weil es , wenn es gegluht ist, sehr wenig von der Kieselerde angegriffen wird.

Diese Erkllriing scheint im Widerspruch mit derjenigen zu sein, welche B r o g n i a r t und D u m a s uber die verglasbaren Farben gegeben haben und nach welcher der Fluss keine Verbin- dung mit dem farbenden Stoffe eingeht; verfolpt man aber den Verlauf der Dinge, so wird man jene Theorie bestiitigt inden.

Bei den rotben Eisenfarben theilt sich das Oxyd in zweiTheile. Der eine tritt in das Bleisilicat ein und sattigt dasselbe fur die ziim Schmelzen angewandte Temperatur iind ist nicht das farbende Princip; diese Verbindung ist farblos oder gelb. Der andere da- gegen bleibt im Zustande von Oxyd, und dieser giebt iiach dem Einbrennen die Farbe, deren Nuance von dem Oxyde an und fur sich herriihrt. So e r h d t man alle Eisenfarben vom OrangegeIb an bis zum Dunkelviolett, j e nachdem man das Eisenoxyd zuvor fur sich allmiihlig bei immer hoherer Temperatur gluht.

Diese Art der Theilung des Eisenoxyds konnte ich leicht durcli den Versuch beweisen. Ich schmolz eiiie Quantitat der ganz zum Malen praparirten Farbe in der Muffel, zerrieb dieselbe nachher und erhielt durcli Behandeln mit Salpetersaure ein rothes, fast rein aus Eisenoxyd bestehendes Pulver , welches theilaeise loslich war und in dessen Losung Reagentien Blei, borsaures Natron und eine bedeutende Qunntitiit Eisenoxyd anzeigten. Das Eisenoxyd vor dem Schmelzen mit dem Fluss verlor bei der Be- handlung mit Salpetersiiure fast nichts vom Gewicht.

Diese Betrachtungen lehren den Grund Irennen, weshalb ge- wisse Farben bei gleichem Verhaltniss von Oxyd und Flussmittel ein so verschiedenes Verhalten zu Siiuren zeigen. Weiin sich ein

48 B arr u e I : . U e b e r H o h o f e 11 g a s e.

Theil des Eisens im Fluss auflost, so wird dieses dadurch vie1 schwerer angreifbar und die eisenhaltigen Farbeii selbst werden dadurch solider.

Die Farbe selbst, welche ich kennen lehrte, empfehle ich den Kunstmalern als Flussmittel fur alle solche Farben, welche erst bei einer gewissen Dicke des Auftrags gut glanzen. Ich erinnere daran, dass alle Gemalde, welche vor der Erfindung dieser Farbe gefertigt waren, in den Fignren triibe nnd trocken erscheinen. Um diesem Uebel abzuhelfen, hatte Herr F. R o b e r t seine Versuche angestellt.

VI. Ueber einige auf den Hhmern zu Berg und zu Sclessin bei Liittich bei Anwendung der Hohofengase

gewonnene Resultate. Von

Baavwel. (Comptes rendus, Tom. XXI. p . 888.)

€birnmer ztu Berg. Die Gase werden zum Puddeln des Gusseisens ohne vorher-

gehendes Feinschmelzen angewandt. Die Natur dieser Gase muss sehr variiren, wenn man dariiber nach den verschiedenen Erscheinungen nrtheilt , welche sie wiihrend der Arbeit darbietea. In der That wird die Flamme zu gewissen Zeiten so ausserordent- lich weiss, dass das Auge sie nicht zu ertragen vermag, was zu der Annahme berechtigt, dass die Gase noch Wasserstoff in irgend einem Verbindungszustande enthalten. Die Temperatur erhebt sich in diesem Falle so betriichtlich, dass die Arbeiter alle Ar- beitsthiiren offuen iniissen, da sonst, wie sie sagen, der Ofen in kurzer Zeit schmelzen wiirde. Die Arbeit verliiuft unter diesen Umstiinden bei weitem schneller und zugleich ist das erhaltene Eisen von besserer Qualitlt als bei Abwesenheit dieser. Erschei- nung. Sehr schnell bildet sich da, wo das Gas ails der Gicht tritt, ein sehr fester, harter , gelblich-grauer, etwas rothlicher Absatz, welcher enthalt: