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31 1 Ueber die electrocheinische Reduction des Kobalts, des Nickels, des Golds, des Silbers uiid des Platins; von A. C. und E. Becqzcerel'). Wir haben seit einiger Zeit die vor fast dreifsig Jahren begonnene Untersuchung der electrocherriischen Erscheinungen wieder aufgenommen , welche durch clectrische Krafte von geringer Intensitat hervorgehracht werden ; und wir haben uns zunlchst darnit beschaftigt , Metalle unter Anwendung irgend welcher Losungen derselhen, so dars ihre Theilchen an einander haften, zu reduciren. Diese Reduction spielt eine so wichtige Rolle in der Chernie und in den Anwrndungen der Technik, dafs es den Untersuchungen , welche die Er- weiterung der Mittel zur Bewirkang solcher Reductionen zum Gegenstand haben, nicht an Interesse fehlen kann. Wir wollen hier die Resultate mittheilen, die wir mit Kobalt -, Nickel -, Gold -, Silber- und Platinliisungen er- halten hahen. Kobalt. - Man erhalt dieses Metall sehr rein, wenn man einen sehr schwachen electrischen Strom auf eine con- centrirte Chlorkohaltlijsung einwirken lafst, welcher man eine zur Neutralisation der iiberschussig vorhandenen Saure hin- reichende Mengt: caustischen Anirnoniaks oder Kali's zuge- setzt hat. Das Metall scheidet sich in kleinen cohiirenten Knollen oder einforniigen Schichten ab, je nachdem der Strom weniger schwach oder schwacher war; seine Farbe ist glln- zend weifs, etwas in die Farbe des Eisens spielend. Wlh- rend der Zersetzung entwickelt sich ein Theil des Chlors; *) Compt. rend. LV, 18.

Ueber die electrochemische Reduction des Kobalts, des Nickels, des Golds, des Silbers und des Platins

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Page 1: Ueber die electrochemische Reduction des Kobalts, des Nickels, des Golds, des Silbers und des Platins

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Ueber die electrocheinische Reduction des Kobalts, des Nickels, des Golds, des Silbers

uiid des Platins;

von A. C. und E. Becqzcerel').

Wir haben seit einiger Zeit die vor fast dreifsig Jahren begonnene Untersuchung der electrocherriischen Erscheinungen wieder aufgenommen , welche durch clectrische Krafte von geringer Intensitat hervorgehracht werden ; und wir haben uns zunlchst darnit beschaftigt , Metalle unter Anwendung irgend welcher Losungen derselhen, so dars ihre Theilchen an einander haften, zu reduciren. Diese Reduction spielt eine so wichtige Rolle in der Chernie und in den Anwrndungen der Technik, dafs es den Untersuchungen , welche die Er- weiterung der Mittel zur Bewirkang solcher Reductionen zum Gegenstand haben, nicht an Interesse fehlen kann.

Wir wollen hier die Resultate mittheilen, die wir mit Kobalt -, Nickel -, Gold -, Silber- und Platinliisungen er- halten hahen.

Kobalt. - Man erhalt dieses Metall sehr rein, wenn man einen sehr schwachen electrischen Strom auf eine con- centrirte Chlorkohaltlijsung einwirken lafst, welcher man eine zur Neutralisation der iiberschussig vorhandenen Saure hin- reichende Mengt: caustischen Anirnoniaks oder Kali's zuge- setzt hat. Das Metall scheidet sich in kleinen cohiirenten Knollen oder einforniigen Schichten ab, j e nachdem der Strom weniger schwach oder schwacher war; seine Farbe ist glln- zend weifs, etwas in die Farbe des Eisens spielend. Wlh- rend der Zersetzung entwickelt sich ein Theil des Chlors;

*) Compt. rend. LV, 18.

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312 B e c q u e r e I, iiber die electrochemisclre

ein anderer bleibt in der Losung in Form von Chlorwasser- stoffsaure. Es kommt ein Augenblick, wo die Anflosung hinreichend saaer ist, dafs die Ausscheidnng nicht mehr metallglanzend ist ; sie sieht danrl schwarzlich aus. Man neutralisirt die iiberschussige Saure von Nenein mit Alkali, am Besten mit Aminoniak, und die Ausscheidung zeigt als- bald wieder Metallglanz. Die Interisitat des Stroms, um eine coharente Ausscheidung zu erhalten, steht immer im Ver- haltnifs zu der Dichtigkeit der zu zersetzenden Flussigkeit.

Das auf diese Art crhaltene Kobalt ist hart und bruchig : bei angemessener Temperatur in WasserstotTgas ausgeglulit wird es sehr hammerbar und kann es bearbeitet werden. Bei Anwendung angeniessen zrrhereiteter Formen crhalt man Cylinder, Stangen und Medaillen. Wendet man Kobalt als positive Electrode a n , so braucht man an der Fliissig- lieit nach cler ersten Darstellung derselhen Nichts mehr zu machen.

Enthalt diese Losung Blei- und Mangansalze, so wer- den dieselben zersetzt und die beiden Metelle scheiden sich in der Form von Hyperoxyd an der positiven Electrode ab. Das Eisen bleibt grofsentheils in der Fliissigkeit; denn man findet nur Spuren desselben in der metallischen Ausscheidung, welche somit sehr rein ist. Die aus der Liisung gewonnenen Cylinder und Stangen sind nicht allein rnagnetisch , sonderii sie besitzen noch die auf der Wirkung des Strornes oder der der Erde beruhende Polaritat.

Nickel. - Man operirt mit der Liisung des schwefel- Sauren Nickeloxyduls, welcher man zur Sattigung der uber- schiissigen Saure, wie bei dem Chlorkobalt , atzendes Kali, Watron oder Amrnonisk, aber vorzugsweisc das lctztere Alkali, zusetzt. Der fiir die Reduction des Nickels nothwcndigc Strom mufs nahezu von derselben Intensitiit win, wie der zur Reduction des Kobalts dicnende.

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Reduction verschiederrer Metalle. 313

Die frciwerdende Scliwefelsaure sattigt man mittelst Nickeloxydul, das man unten in das Gefai's bringt, oder durch Zusat,z von Alkali (am Besten von Ammoniak) zu der Liisung. Im ersteren Falle behalt die Losung denselben Grad der Con- centration ; im zweiten Falle scheiden sich hellgriine Iirystalle von schwofelsaurem Nickeloxydul - Amnroniak aus, die in reinern Wasser nur weriig loslich , aber in ammoniakhaltigem Wasser leichter loslich sind. Man nimmt sie heraus um sie in der gleich anxugebenden Weise zu benutzen.

Nach einer gewissen Zeit erhiilt man eine inetallische Ausscheidung , die glanzend weifs, sehr schwach ins Gclb- liche spielend ist. Je nach den angewendeten Formen erhalt man Cylinder, Stangen oder Medaillen ; den ersteren 1ai'st sich fur verschiedenc Anwcndnngen die geeigrrete Gestalt geben ; sie besitzen bei deni Herausnehmen aus der Liisung, bevor sie ausgegliiht, werden, rnagnetische Polaritat wie das Kobalt.

Die ammoniakalische Losung des schwefelsauren Nickel- oxydul-Arnmoniaks, und auch die nicht mit Arnmoniak ver- setzte, geben gleichfalls rnetallisches Nickel ; eine solche Lii- sung bleibt allerdings irnmer auf den1 Maximum der Concen- tration, wenn man eine gewisse Menge des Doppelsalzes unten in das Gefiifs bringt, aber die wahrend der Zersetxung durch den Strom freiwerdende Sc,hwefelsaure ist mit Ammo- niak zu neutralisiren. Das hierbei anzuwendende Verfahren ist dem ahnlich, dessen man sich gewohnlich bedient , um eine galvanische Ausscheidang von metallischern Eisen zu erhalten.

Gold. - Eine miiglichst neutrale und sehr concentrirte Losung von Goldcblorid giebt bemerkenswerthe Wirkungen. Nimmt man eincn Goldstreifen als positive Electrode und wendet man cin einziges Paar von Elemcnten mit sehr schwacher eleclrornotorischcr Kraft an, so reducirt sich das

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Gold ziemlich rwch und formt sich leicht an der negativen Electrode. Durch Ausgliihen wird es dehnbar. Es ist also nicht nothwendig, alkalische Losungen anzuwenden , urn eine hammerbare Ausscheidung zu erhalten, aber man mufs die Intensitat des Stromes irn Verhaltnifs der Dichtigkeit der zii

zersetzenden Fliissigkeit stehen lassen ; es findet kein anderer Unterschied statt, als beziiglich der Zeit, in welcher die Ausscheidung vor sich geht.

Bilber. - Fur dieses Metall gilt dasselbe. Eine sehr concentrirtc und moglichst ncutrale Losung dieses Metalls giebt bei Einwirkung eines geniigend schwachen electrischen Stromes leicht eine Ausscheidung von Silber, deren Theil- chen an einander haften. Fur das Gelingen des Versuches ist die Anwendung von Silber als positiver Electrode durch- aus nothwendig.

Plntin. - Es ist schwieriger, das Platin sich so aus- scheiden zu lassen, dafs seine Theilchen an einander haften, als diefs fiir die eben besprochenen Metallc der Fall ist. Man mufs eine neutrale und concentrirte Losung dieses Me- talls anwenden, und als negative Electrode einen Platindraht, um welclieri herurn sich das Metall, oft in Form kleiner Knollen, ansscheidat.

Man kann irn Allgemeincn sagen, dafs bei der Zer- setzung conc.entrirter Metalllosungen , welche auch ihre Zu- samrnensutxung sei, durch elcctrischc Stronie , deren Inten- sitit eine sehr schwache und der Dichtigkeit der Losung angemessene ist , eine sturtnische Ausscheidung vermieden wird nnd dann die kleinsten Theilchen des sich ausscheiden- den Kiirpers sich regelmlfsig an einarider lagern oder an einander haften; es ist diefs das Princip, nach welchem der Eine von uns eine grofse %ah1 von Mineralsubstanzen mittelst electrochemischer Zersetzung nachgebildet hat.

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Reduction verschiedener Metalle. 315

Wir denken in einem Spatcren Aufsatz die Resultate tinserer Untersuchungen iiber die Reduction anderer Riletalle initzutheilen, welche man niit den gewohnlichen Hiilfsrnitteln der Chemie nur schwierig irn reinen Zustande erhalt.

Ueber Cyanacetyl ; von I€. Hubner.

In einer friiheren Mittheilung ") habe ich erwahnt , dafs bei der Eiriwirkung von Natrium auf Cyanacctyl dieses eine Umwantllung seiner aufseren Gestalt ohne Aenderung der Zusammensetzung erleidet. Es fragte sich nun, ob diese Urnwandlung dcs flussigen Cyanacetyls zu festein auf ciner Veranderung in der Lagerung seiner Restandtheile, oder auf einer Aenderung seines Moleculs beruhe.

Wiederholte Versuche haben gezcigt, dafs Cyan und Acetyl (GAHdQ) in der krystallisirten Verbindung wie in der flussigen als Bestand theilt: vorhanden sind. Wird nlirnlich die krystallisirte Verbindung mit Wasser gekocht, und zwar wegen ihrer Fluchtigkeit in einem zugeschmolzenen Rohr, oder erhitzt man sie mit starker Schwefelsaure oder Kali- hydrat, so zerftillt sie unter Aufnahnie von Wasser in Essig- siure und Blausiiure. Die Blauskure kann cntweder in dem Wasser, der Schwefelsiure oder dem Kali durch die Bildung von Berlinerblau riachgewiesen werden , oder indein ltrystal- lisirtcs Cyanacetyl init Hiillenstcinliisung in einein gescltlos- senen Rohr auf 100q erhitzl wird; man erhiilt dann lange

") Diese hnualen C X X , 335.