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18 III. Ueber die Entstehung eines matt weissen Ueberzuges auf metallenen Gegenstiinden , in Cyankalium-Gold- liisungen. Von Dr. Ir. ECswer. Bei der galvanischen Vergoldung metallener Gegenstiinde mittelst einer Auflasung von Cyangold in Cyankalium ist die interessante Erscheinung beobachtet warden, dass die Gegen- stande bisweilen mit einem fast weissen, matten Ueberzuge sich bedecken , welcher auch iiicht im entferntesten eine Aehn- liclikeit mit der gewiihnlich hellgelben Farbe der Vergoldung, mittelst Cyankaliurn-Gold erzeugt, hat; ich liabe solche matt weisse , in einer Cyankalium-Goldlosung entstandene Ueberziige iiber Gussgegenstdnde von Eisen, Bronze (Messing) und Kupfer hier bei Hrn. Uhrmacher P h i l i pp gesehen , welcher mir auch mittheilte, dass er bei der Vergoldung mit Cyangoldkalium diese Erscheinung schon oft beohachtet habe. Da Hr. P hi1 ip p stets eine Anode von Goldblech angewandt hatte, und in der Fliissip- keit ausser Kalium kein anderes Metal1 als Gold sich aufgelijst befand, SO war diese Erscheinung urn so auffallender und die Aufklarung des Vorganges urn so wiinschenswerlher. Der Grund dieser, mir wenigstens bisher noch nicht bekann- ten Erscheinung konnte nur in zwei Verhaltnissen gesucht wer- den, entweder bestand der matt weisse Ueberzug in me~allischem Golde , welches in einem eigenthumlichen Moleciil~r-Aggregat- Zustande ein weisses Ansehen teigte, eine Annahme, die freilich niclits weiter fur sich hatte, als die Denkbarkeit eines solchen Falles iiberhaupt, oder der weisse Ueberzug bestand aus Kali, eine Hypothese, die gleich anfangs mehr Wahrscheinlichkeit fur sich hatte. Urn dieser sonderbaren Erscheinung auf den Grund zu komnien , verfuhr ich auf fclgende Weise. Ich bereitete mir eine ziemlich concentrirte kalte Losung yon Cyankalium in Wasser und leitete die Poldrahte eines einzigen Dan i e Il’schen Elements (Hupfer- Zink-Kette, rnit trennendem poriisem Thoncylinder, Kupfervitriolliisung ausserhalb, und Salz-

Ueber die Entstehung eines matt weissen Ueberzuges auf metallenen Gegenständen, in Cyankalium-Goldlösungen

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III. Ueber die Entstehung eines matt weissen Ueberzuges auf metallenen Gegenstiinden , in Cyankalium-Gold-

liisungen. Von

Dr. Ir. ECswer.

Bei der galvanischen Vergoldung metallener Gegenstiinde mittelst einer Auflasung von Cyangold in Cyankalium ist die interessante Erscheinung beobachtet warden, dass die Gegen- stande bisweilen mit einem fast weissen, matten Ueberzuge sich bedecken , welcher auch iiicht im entferntesten eine Aehn- liclikeit mit der gewiihnlich hellgelben Farbe der Vergoldung, mittelst Cyankaliurn-Gold erzeugt, hat; ich liabe solche matt weisse , in einer Cyankalium-Goldlosung entstandene Ueberziige iiber Gussgegenstdnde von Eisen, Bronze (Messing) und Kupfer hier bei Hrn. Uhrmacher P h i l i p p gesehen , welcher mir auch mittheilte, dass e r bei der Vergoldung mit Cyangoldkalium diese Erscheinung schon oft beohachtet habe. Da Hr. P h i 1 i p p stets eine Anode von Goldblech angewandt hatte, und in der Fliissip- keit ausser Kalium kein anderes Metal1 als Gold sich aufgelijst befand, S O war diese Erscheinung urn so auffallender und die Aufklarung des Vorganges urn so wiinschenswerlher.

Der Grund dieser, mir wenigstens bisher noch nicht bekann- ten Erscheinung konnte nur in zwei Verhaltnissen gesucht wer- den, entweder bestand der matt weisse Ueberzug in me~allischem Golde , welches in einem eigenthumlichen Moleciil~r-Aggregat- Zustande ein weisses Ansehen teigte, eine Annahme, die freilich niclits weiter fur sich hatte, als die Denkbarkeit eines solchen Falles iiberhaupt, oder der weisse Ueberzug bestand aus Kali, eine Hypothese, die gleich anfangs mehr Wahrscheinlichkeit fur sich hatte. Urn dieser sonderbaren Erscheinung auf den Grund zu komnien , verfuhr ich auf fclgende Weise.

Ich bereitete mir eine ziemlich concentrirte kalte Losung yon Cyankalium in Wasser und leitete die Poldrahte eines einzigen D a n i e Il’schen Elements (Hupfer- Zink-Kette, rnit trennendem poriisem Thoncylinder, Kupfervitriolliisung ausserhalb, und Salz-

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Elsner: E n t s t e h u n g cines m a t t weissen Ueberzuges. 19

1ijsung irh dem porosen Thoncylinder) in dieselbe, an den Draht vom ZinkpoI befestigte ich eine blank polirte Kupfermiinze, an den Kupferpoldraht.ein Platinblech, da, wie ich und schon andere, z. B. P e t z h o 1 d t, gefunden h a h n , das Platin ohne Vermitte- lung des galvanischen Stromes von Cyonkalium nicht aufgelost wird ; die hlanke Kupfermiinze iiberzog sich nach einiger Zeit mit einem grauen Ueberzuge , zugleich fand, besonders bei starkerer elektro-motorischer Thtitigkeit des galvanischen Elements an der elektro-negativen Elektrode, der sogenannten Kathode , eine deutlich wahrnehmhare, wenn auch schwache Gasentmickelung statt ; dieses Gas konnte keiu anderes als das positive Wasser- stoffgas sein, weIches bei Wasserzersetzungen , wie bekannt, an der Kathode sich entwickelt. Als der Strom noch im Verhdtniss zu der elektro-negativen Elektrode zu stark war , liess sich , wie diess ubrigens unter lhnlichen Umstsnden stets der Fall ist, der graue Ueherzug mit dem Finger leicht abwischen, als aber der Strom schwacher wurde und die Miinze einige Tage in der Flus- sigkeit , unter Beibehaltung desselben uuveriinderten Elements, gelegen hatte, so liess sich der Ueberzug nicht mehr mit dem Finger abwischen. Als nach der angegebeaen Zeit die Kupfer- miinze aus der Cyankaliumlosunp herausgenoinmen und in Wasser aligespiilt wurde, so zeigte dieselbe fast ganz dasselbe matt weisse Ansehen als die Gussgegenstinde von Eisen und Bronze (Messing) , welche ich bei Hrn. P h i 1 i p p zu sehen Gelegenheit gehaht hatte. Die matt weisse Farbe konnte daher unmiiglich in einem eigenthumlichen Nolecularzustande des Goldes gesucht werden, da diescs Metal1 bei dem yon mir angestellten Versuche gar nicht vorhanden gewesen war ; metallisches Platin konnte eben SO wenig der Grund dieser Erscheinung sein, da Platin von Cyankalium nieht aufgelost wird; es musste demnach die weisse Farbe des Urherzuges in der Anwendung des CyankaIiums ihren Grand haben. - So sonderbar diese Annahme auch erscheint, SO wurde sie doch durch die Resultate einiger Vereuche bestGtigt. Die rnit dem matt weissen Ueberzuge bedeckte Miinze wurde, nach ijfters wiederholter Abspiilung mit Wasser , mit verdiinnter Salz- saure oder Salpetersiiure in einer Poreellanschale erwarmt, wobei der Ueberzug sich sogleich auflbste. (Dasselbe fand auch bei den mir von Hrn. P h i 1 i p p zur Untersuchung ubergebenen Bronze- pussshchen statt.) Nach Behandlung der Auflijsung mit Schwe-

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80 E l s n e r : E n t s t e h u n g e i n e s m a t t w e i s s e n U e b e r z u g e s .

felwasserstoffgas, Filtration und Verdampfung des Filtrats fast bis zur Trockuiss und Wiederaufliisung des Riickstandes in destil- lirtem Wasse,r, gab Platinchlorid durch Entsteliung des gelbeii Niederschlages das V,orliandensein von Kali auf die unverkenn- barste Weise zu erkennen. Es bleibt demnach nichts Aiideres iibrig , als anzanehmen, dass durch die elektro-motorische Wir- kung das Cyankalium zersetzt und Kalium auf dem als Katllode angewandten Netalle niedergesclilagen werde , welches sich wie- der durch den Sauerstoff des zerlegt werdenden Wassers zu Kali oxydirt , welches nun den festen weissen Ueberzug auf der elektro-negativen Elektrode bildet. Es scheint, (lass die Entste- hung dieses matt weissen Ueberzuges d a m eintritt, wenn in der Cyankalium-Goldliisung wenig Gold gegen vieE Cyankalium in rter zur Vergoldung angewandten Losung vorhanden ist. Es ist eine allen denjenigen , , welche mit galvanischen Vergoldungen sich be- schaftigten, ganz bekannte Erscheinung, dass die Farbe der mit- telst Cyanlralium-Goldlosung hervorgebrachten Vergoldung stets eine hellgoldgelbe ist , wogegen die Vergoldung mittelst gelben blausauren Eisenkali's stets eine mehr feurig goldgelbe Farbe be- sitzt; ehen so ist schon beobachtet worden, dass die Vergoldung mit Cyankaliutn-Gold bisweilen eine griinlich-gelbe Farbe zeigt; es ist walirsctieinlich, dass alle diese Erscheinnngen in der so eben mitgetheilten Erfahrung ihren Erlrltiriingsgrund hahen.

Zum Schluss dieser Mittheilung will ich mir erlauben, noch einige Bemerkungen uber die Loslichkeit des Goldes in Cyan- kalium-AuflUsungen beisufiigen. Dass metallisches Gold und Goldoxyd sich, besonders leicht beim Erwsrmen, i n Cyankalium- liisungen auflijsen , ist von E 1 k i n g t o n schon vor melireren Jah- ren und in nenerer Zeit auch von dem Fiirsten B a g r a t i o n in St. Petersburg beobachtet worden; aber auch schon bei gewohn- licher Temperatur, etwa 15" C., lost sich metallisches Gold in der Auflosung des genannten Salzes au f ; auch ist es eine bekannte Thatsache, dass braun gewordene (durch eineu zu starken Strom) gdlvanisch vergoldete Gegenstlinde durc.h Digeriren, nicht Koehen, mit Cyankalium-Losungen wieder eine hellere Farbe annehmen. Ich hing einen Goldsireif, durch Auswalzeii eines Ducaten erhal- ten, zur H N t e seiner Lsnge in eine LUsung der Cyanverbindung; iiach einigen Tagen hatte der in die Salzlosung eingetauchte TheiI des Goldhleches das Ansehen eines sehr feinen Gitteriverks, wel-

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E l s n e r : Chem. Z u s a m m e i i s e t z u t l g d e s r h e i n . Cements . 21

ches bei hindurchgehendem Lichte griinlich erschien, offenbar durch Beugung des hindurchgehenden Lichtes. Ganz dieselbe griinliche, ja seIbst eine blauliche Farbe zeigte fein zertheiltes metallisches Kupfer, welches sich als hochst dunner Beschlag auf die inneren Wandungen von Glasrohren regulinisch ausgeschieden liatte , in welchen Aiifliisiingen von Traubenzucker mit Kupfer- vitriol und Kalilosung einige Zeit hingestellt worden waren ; bei reflectirtem Lichte ersckien diis rediicirte Kiipfer mit seiner be- kannten rothen Farbe. Fein zertheiltes unlchtes Blattgold (Legi- rung yon Kupfer und Zink) zeigte, weiin auch bei weitem weni- ger rein, im durchgehenden Lichte eine grunliche Firbung. Bei fein zertheilten Mctallschichten der weissen Metalle, als Silber, Zinn, unichtes Blattsilber (Legirung vnn Zinn und Zink), Platin (reducirt durch Ameisensiiure) , Arsenspiegel , habe ich bei darchgehendem Lichte eine grunliche Farhung nicht walirnehmen kiinnen.

IV. Ueber die chemische Zusammensetzung des rheini-

schen Cements (Trass , Dukstein). Von

Dr. L. EZelter.

Von diesern hochst wichtigen Material fur den Wasserbau sind mir nur zwei Analysen bekannt, die eine von B e r t h i e r , die andere in der Ecole polytechnique angestellt ; beide weichen in ihren Angaben bedeutend ab , ein Umstand, der nicht atiffallend erscheinen kann, da der bugenschein schon lehrt, dass der Trass ein Gemenge verschiedenartiger Substanzen ist , und es schien kein Grund vorhanden, auf's Neue eine chemische Untersuchung dieses Fossils zu iinternehmen ; sieht man aber die Resultate der Analyse genaiier an, so finden sich die einzelnen , den Trass ZU-

sammensetzenden Bestandtheile liur eben so aufgefuhrt, wie sie die Analyse ergeben hat; so z. €3. bestand der von B e r t h i e r analysirte Trass in 100 Theilen aus : 57,O Kieselerde, 16,O Thon-