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272 Robiquet, iib. die GaIIussfure. niss hahe ich keine Erfahrongen zu machen GeIegenbcit ge- habt, doch deutet die von mir bemerkte Zusammensetzuog eines Bleisalzes mit 48 p. C. Basis auf die Existenz einer solchen Verbindung hin Wirklich war die dam verwendete Siiurc stsrkcr als gewbhnlich geschmolzen wordcn. P r 6my’s Angabe, dass die snurcn mctaweinsaurcn Salm (es ist nicht angegeben, von welcher Basis) sich votl selbst iu weinsnure Salze und freic Weinsiiure aerlegen, machte, wenn sic fur alle Baseri gilt, sehr wahrscheinlich, dnss des von lnir beobachtctc neutrale Sak nicht der Metaweinsiure, sondern der Wcinsiiurc angehiirt. Ich hnbe deshalb die von mir dargcstellten Snlzo mit ~-chr.c.efelwasserstoff zersetzt uild dic Miurc mittelst Chlor- calcium ma Amrnoninl; gepruft. Wirlilich filtld sich in dcln neutralen S a k e nur Weinsiiure, a1s ich aber das mit Alkoliol ausgewascliene saure Sab auP gleichc Weisc untersuchte, ent- hielt auch dieses, obwohl es dem -4nscheine nach ganx unver- ffndert war, nur Weinshe, iu welche die Metaweinsiiurc dcs &dzes wahrscheinlich wiihrend des Trocknens Ubergegang.cn war. Bedenlit man, dass die Wcinsaure kcine der Pormel A, B, entaprechenden Salze zu bilden vcrmag und gleichwohl liicr ein Sdz vorliegt, das diese der Weinsiiure fremdo Zosammcn- sctzung zcigt, so gewinnt diese Erscheinung ein hohes tnleressc. EJ erinncrt dieselbe an die bei gewissen Satnrproducten vorkom- menden ihrer Zusammensetzung fremden lusseren Formen, die den Substanzcu angehiiren, aus welehen jene Xaturliiirper durch Ummandlungen entstnnden sind, z. B. die Sehwdelliicsformen des Brauneisensteins u. s. w. Jedenfalls bedarf indessen dieser Umstand eine nochmalige Revision, insofern diese nicht durch dns Detail von Fr &my’s Arbeit uberflussig werden sollte. h-eber die Gulliusiiure , von R o B I 0 u F. T. (.3ournal de Phnrrnncie So. IS. Selapteher 1936.) Bei Gelegenheit einiger UntersucLungen iiber die BilJung und Eigeuschaften der Gdlussiiurc, gclang es air, mehrcrc:

Ueber die Gallussäure

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272 Robiquet , iib. die GaIIussfure.

niss hahe ich keine Erfahrongen zu machen GeIegenbcit ge- habt, doch deutet die von mir bemerkte Zusammensetzuog eines Bleisalzes mit 48 p. C. Basis auf die Existenz einer solchen Verbindung hin Wirklich war die dam verwendete Siiurc stsrkcr als gewbhnlich geschmolzen wordcn.

P r 6my’s Angabe, dass die snurcn mctaweinsaurcn Salm (es ist nicht angegeben, von welcher Basis) sich votl selbst iu weinsnure Salze und freic Weinsiiure aerlegen, machte, wenn sic fur alle Baseri gilt, sehr wahrscheinlich, dnss des von lnir beobachtctc neutrale Sak nicht der Metaweinsiure, sondern der Wcinsiiurc angehiirt. Ich hnbe deshalb die von mir dargcstellten Snlzo mit ~-chr.c.efelwasserstoff zersetzt uild dic Miurc mittelst Chlor- calcium ma Amrnoninl; gepruft. Wirlilich filtld sich i n dcln neutralen S a k e nur Weinsiiure, a1s ich aber das mit Alkoliol ausgewascliene saure Sab auP gleichc Weisc untersuchte, ent- hielt auch dieses, obwohl es dem -4nscheine nach ganx unver- ffndert war, nur W e i n s h e , iu welche die Metaweinsiiurc d c s &dzes wahrscheinlich wiihrend des Trocknens Ubergegang.cn war. Bedenlit man, dass die Wcinsaure kcine der Pormel A, B, entaprechenden Salze zu bilden vcrmag und gleichwohl liicr ein S d z vorliegt, das diese der Weinsiiure fremdo Zosammcn- sctzung zcigt, so gewinnt diese Erscheinung ein hohes tnleressc. EJ erinncrt dieselbe an die bei gewissen Satnrproducten vorkom- menden ihrer Zusammensetzung fremden lusseren Formen, die den Substanzcu angehiiren, aus welehen jene Xaturliiirper durch Ummandlungen entstnnden sind, z. B. die Sehwdelliicsformen des Brauneisensteins u. s. w.

Jedenfalls bedarf indessen dieser Umstand eine nochmalige Revision, insofern diese nicht durch dns Detail von Fr &my’s Arbeit uberflussig werden sollte.

h-eber die Gulliusiiure , von

R o B I 0 u F. T. (.3ournal de Phnrrnncie So. IS. Selapteher 1936.)

Bei Gelegenheit einiger UntersucLungen iiber die BilJung und Eigeuschaften der Gdlussiiurc, gclang es a i r , mehrcrc:

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Robiquet, iib. die C:dhssiure.

sehr merliwiirdige Modificationen dieser eigenthiimlichen Siiurc aufzufinden , und ich lege jetzt provisoriscli die vorxuglichsten Resultate, die ich erhalten, vor, und will spiiter eine ausfiibr- lichere Abhandlung dariiber mittheilen, die einen wesentlichen Beitrag zur Geschichte der Gallussiiure bilden soll.

Das erste Product, worauf. ich die Aufmerksarnkeit der Akademie lenken will, ist dasjeriige , welches bei Einwirkung der concentrirten Schwefelaiinre auf die Gallussiiure entsteht. Ich machte niimlich die Beobachtung, dass bei rascher Destil- lntion dieser Siiure eine riithlich gelbe Substanz augleich mit der Pyrogallussiiure uherging , die sich davon jedoch leichl durch Wasser, worin sie unliislich ist, trennen l i e s

EY bildet sich aber hierbei nur eine selir gcringe nlenge dieser Substanz, und man wiirtle nur dadurch, dass man sehr grosse Mengen Gallussiiure vcrwentlete, geriug von der erste- ren erhalten, um die Analyse dnmit anstellen zu k" onnen.

Indessen konnte ich, doch an der sehr kleirien Rlenge, die ich auP tliese Weiue , erhielt, einige EigenschaRen elitdecken, wodurch sie sich sehr der Ellngsiiure zu niihern schien. Nun weiss man nach den Unfersucbungen von P e l o u z e , dass sich die Gallussiiure nur durch ein Atom Wasser von der ersteren unterscheidet; zur CYiederhervorbringuti~ der gefiirbten Sub- stanz handelte sich es also darum, zu ermitteln, ob ihre NR- tur von der Art wlire, dass man ihre Modification auf eine deutlichere Weise erhalten kiinne, und ich glauhte in der Schive- felssure , wegen ihrer grossen Verwandtschnft zum Wasser, die Mittel hierzu zu finden. Es war iodessen mob1 zu furch- ten, dass ein so energisches Agens die giinzliche Zerstiirung eines Korpers verursachen kiinnte, der sich so schnell utiter weit weniger kriiftigen Einfliissen zersetzt ; doch diese Besorg- nks trug nur dam bei, dass ich bei dieser Reaction mit dcr griissten Vorsicht zu Werke ging. Ich machte also eine Mi- schung von 10 Gr. GallussHure und 50 Gr. concentrirter Scbtve- felsiiure ; diese Mischung war anfangs ziemlich fliissig, aahm jedoch bald die Consistenz einer klaren dicklichen Bruhe ail,

die kaum in einen Xolben ubergeschiittet werden konnte. Ich erhitzte nun denselben sehr langsam, und bei der ersten Ein- wirkung der Wirme verlor das Magma von seiner Zihigkeit

lourn. f. pr'lltl. Clieruie. IS. 5. 18

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27-1 It o b i q ii e t , iib. die Gnlliisstiiire.

n n t l \.r.rirtle iliirchsichtig ; die GdlussCure war niimlich giinzlich gcliist, und mvar uhnc tlass aich die Fliissiglteit merlilicti gc- fiirbt hattc. Ich sctste n u n (lie Ertiitzung, irnuier jedoch init clcr griissten Vorsicht, fort, uriil siih die Fliissigkeit eine lbhle, darin eine Rosn-Fiirbui~g annehinen, und voii dieser durcti alle Niinncen bis xiim scliijnsten Tiefcarminroth iihergetien; hierbei war die Fluswiglieit zu gleicher Zeit ziihe gewortlen. Buf die- scm Puncte gab das Thermometer 1400 an, und es xeigteii sich einigc Spuren VOII schwclliger Siiure. lch wollte das Er- hitzen nicht weiter Portsetxen, und vertliinnte diese Mischnng nnch dcm Erlialten allmi'ihlig mit kaltem Wasser j es entstaiid 11atlurc:h ein starker, schiin rottibraun ' gefiirbter Niederschlng, der zutn Theil flockig, xum Thcil such kiirnig und krystnlli- iiisch Wiir ; ich trennfe diese beiden Yroduete durch einbc1ie.s Schlimmen von einander, und that jedes Cur sich s u e eiri Pil- tcr, wornuf ich sic so lange anssiisste, bis keine Spur vnn S:c:hwcfelsiiure mehr x u bemerlieii war. Der kiiriiige Theil be- statid nus kleinen gl~iiizenden Ih-ystallen, die gut ausgesiisst, keine Spur von Schwefelsiiure mehr enthielten. ltire Farbe ist rothhrnun , fast gliinxend scharlnchroth; ihr Gesamrntgewicht betriigt imrner inehr als die HiilPte der angewaiidten Siiure, untl l i m n bis zn 7; steigen, wenn die Operation vollstiindig ge1:tng. In eincm Trockenofen bci 1200 erhitzt, erleitlen sic eineii Ver- lust voii 10,G 1'. C., und ihre Parbc wiril hierbei triibe. Ueber hlosbcrn Feuer crhitzt, eersctzen sich diese Kryatnllc nur schwie- rig, verliohlen sich jedoch zuletzt, untl, hededien sich mit kleinen prismntischcii Krystallen , von sctiiin zinnoberrolher Farbe. Mit Knpkroxytl aiinlysirt, geben sie (lie Formel Ci H, 0,, niimlich Ell;igsiiiire , oiler, wenn uiiin will, Gnllu.ssiiure, weriiger cin Atom Wasser , vorausgesetzt, dass diese Formel einem Atome dieres neiieii Products cntspricht.

In tler That lindet man bei, demsclhen die ganze Unliis- lichkeit der Ellagsiiure wieiler, tlenn sietlendes Wavser liist nicht mehr als 3/oooo seines Gewictits nuf.. Auch die Wiirme iins- pert nnf jetfes dieser beiden Producte eine iihnlictie F h ~ w i r l ~ n n ~ , wlleiii es linilet ein wescntlirher Unterschied in der Art S I ~ I I ~ , wie sic sich gegen die Alkalien verhalfen; so wciss man z. R., dass ubcrdiussiges Kah fiir t l ~ i Augeiihlick die Ellagsiiure itiillikt, und dass in tlcin BIanssc, ills sich dns uberscliussige

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R o b i q uc t , iib. die Callussht~re. 275

Alliali mit der Kohlendure der Luft verbindet, sich kleine Bliittchen von schwer liislichern ellagsaurem Kali ausscheiden j uichtq dem Aehiiliches findct bci dcr rothen Siiure Statt. Intlcs- sen lest es sich gleichhlls, urid britrgt den alknlischen Ge- schmack zum Verschwinden , allein nur nach sehr Ianger Zeit sielit man gehirbte , sehr leicht lusliche Krystalle erscheinen, und sie scheinen mir .eine Verbindung dcr rothen S u r e mit d e n Alkali zu sein. Die rothe Farbe vorzuglich macht den Unterschied zwischen diesen beiden Producten recht bemerk- lich. Ich versuchte vergeblich der Ellngsiiure dumb Behand- lung mit Schwerelsiiure ' die rotlie Farbe zu geben; denn un- geachtct ich sie i n Beriihrung rnit dicsem Bgens einer Tern; perntur von I400 ausgesetzt hiitte, nalim sie doch ihre ur- sprungliche Beschafienheit wieder an , wenn ioh sie miltelst Wasser aus ihrer Aufliisuug niederscLIiig. Es finden also zwi- schen diesen beiden liiirpern von gana gleicher chemischer Zu- sammensetzung i n gewissen Puncten Aehnlichlieiten , in andern wieder Verschiedcnheiten Statt, und es ist dicss das erste Bei- spiel dieser Art.

Da mir daran gelegen war x u ermitteln,. bis xu wclchem Yuncte diese rothe SBure die Eigenscliaften der Fnrbstotfe besiisse, so liess ioh sie mit einem Stuck Zcug sieden, das mit Ei- sen uud Thonerde gebeizt war, und erhielt beinahe die niimli- t:lieii Kuancen wie lnit dcm Kri i I )p7 obwohl von geririgerem Gliulze j dic Eiaenbeizen niimlich gaben nach Maassgabe ihrer Concentration alle Nuoncen vom hellen Violett bis zum tieren Schwsrz , und die Thonerdebeizen alle Nunnceri in Roth. Diese Piitbungen wiederstehen sehr gut siedendem Seiknmasser, wer- den jeduch leicht durch Chlor zersturt. . Dieses merk bvurdige Resultat karin bis zu eiriem gewissen Purictc erkliirlich ma- chen , wie die Galliigrel bei der Tiirkischrolhfiirberei wirlieu, weil cs muglich ist, dass diese rolhe Same schon vorlier ge- bildet dariu vorkornmt , und . in der That hat schori lirigst Herr C h e v r e u l eirien rothen Farbstoff atigefiihrt, der eineri Be- standtheil der GallLyfel ausmnchc, otierauch, diese Shure bilde sich erst wiihrend der Operation des Psrbens selbst ; gewiss hierbei ist , dass das Galliren bei der TurIiischrothLErberei mehr Kur- per gicbt, iind d w s man bis jetzt noch keirieii wahrscheiiilicheti Griiiitl det'iir hat angebcn knnnen.

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276 R obi (1 ueL, a. die Gulhusiiure.

Ein Umstand, auf cfen icb eufmer'ksam machen zu miissen glaube, weil er mir ziemlich merkmiirdig schien, ist der, dass die Schwel'elsiiure bis zu $30 odes 1400 erhilzt, dcr Gal-. lussiiuoe ein Atom chemisch gebundenes Wasser enteieht, und nicht dieselbe ihrea Krystallisationswassera beradbt , oder , dass sie .es ihr wenigstena .wieder aneiehen liisst, urn i n die kstc: Focm iiberzugehen. Man kann nicht annehmen, ~ R S S es das angewandte Aussiisswasser sei, welches der Siiure das Waaser sbtrdte, denn ihre Krystalle bilclen sich mitten i n der concen-. trirten Schwefelsiiure, und urn mir ausserdem dariiber Gcw.iss-. heit zu verschaffen, gebrauchte ich die Vorsictit, sie mittelst masserfreien Alliohols von der SchweEelsiiure zu trennen , untl sie verloren nach dem Trocknen an der Luft, eben se \vie &i(: iibrigeo, umgehhr 10 p. C. ihres Gewichts, wenn sie bis 1001) erbitzt warden. let dieser Umstand ricbtig, se scheint er mir ganz vorziiglich zu Gunsten einer Meinung zu sgrechen, die ich schon mehrmals anfgestellt habe, dass niimlich das, w w man off chemisch gebundenes Wasser der Kiirper nennt, dariii nicht als wirkliches Wasser, sondern nur als Elemente dessel-- ben enthalten ist, denn sonst musste man in diesem Pnllc an- oehmen, dass die Menge Wasser, welche in die chemischl: Zusarnmensetzung der Gallussiiure mit eingeht , weniger innig damit verbunden ist, als das, welches lieinen wesentlichen Theil derselben ausmacbt. (Je mehr die Zahl dcr Beobacbtungen wiichst, und je mehr man zu der Einsicht gelangt, dass un- ter sehr vielen verschiedenen Umstiinden eine Bildung sder Wie- dererzeugung von Wasser unter diesem oder jenem Einflussa Statt findet , nm desto eher wird man endlich, hoffe ich, ZII

der Ansicht gelangen, ,dam dmses Gesetz allgemein, ' and nicht blos, wie man es behsuptet, auf gewisse Reiheen von liiirpern anwendbar id.) Eine andere Reaction, die mir eben so wohl die Aufmerlisamlieit der Chemiker zu verdienen scheint, ist die, welche das Ammoniak auP die Gallus&ne iiussert. Es ist be- liannt, dass diese Basis, so wie das Ksli und Natron, nur un- ter der einzigen Bedingung mit dieser SSure verbunden blci- ben kann, dass alle Beruhrung mit dem Sauerstoff ausgeschlossen ist; ausserdem findet, wie diess Herr C h e v r e u l gezeigt bat, eine Zersetzung Statt, die verschieden ist j e nach der relati- ven Menge dieser Kurper. Schon in meiner Abhandlung uber

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R o hi qu e r , ub. die GallussGire.

die unfsr dem lILinffuss wn Ammoniak, $suerstoff. und Wasser erfolgende merh-viirdige Umbildung des Oroiss in Farbstoll habe ich angefuhrt, dass eine iihnliche Verwaodlung unten @e'- ehen Umsliinden mit der Gallussiinra WI: sich gehe, und dass dann such eine fortschreitende: Zersetzung dea Subdsnz.. und Bildung. einer neum. gefiirbten Verbindung. Statt. fiinde, i n de- ren Mischung Stickstolf mit eingeha. Ea g.eht hieraus hervor., dass die liislichen gallixsrruren~Salze. nnt eine sehr kurze Dauer haben , und daher ihre Eigenschafkm nicht. untersucht: werden kiinnen;, sie sin& such die irnt wenigsten gekannten unter allen Salzen. Ich fand indessen., daw, wenn man nnter geivisseo Umstlnden dies6 beiden ICiirper i m wasserfreien Zuslonde' mit einandsp in Eeruhrung bringt , eine wirkliche Verbindung end Bildung eines bestiindigeren Salzes erfolgt,. das. in warmem oder lialtem Wasser. aufgelijst werden knnn , und ohnt Schwierigkeit darin wenigstens fur. IHngere Zeit. aufgeliist bleibt, krystallisirt, sein Krystallwasser behilt, und keine merkliche Versnderung i n Berubrung mit der Luft edeidet. In diesem Falle ist es ja- doch blos dopyelt gallussauws Salz, und wean man auch was- scrfrcier Gallussiiure so vie1 trocknes Ammonialigas absorkiren liisst. als sie aufnehmen kann, so erh6lt man doch immcr nur ein basisch gdlussaures Salz, selbst d s n n noch, wenn man es Lngere Zeit unter die Luftpumpe brlchte, urn alles in den PO- ren absorbirte Ammoniak ausxutreiben ; eben so wenig. reicht selbsb das Siiitigen der iiberschussigen Base zur 1Ier.wrbrin- Lung, eines bcstiindigen Sslzes hin; man muss durohaus die Menge der Blure verdoppeln, das heisst, ein. doppelt gallus - saures Salz bilden. Bedient man sich statt der wasserfreien Siiure der krystallisirten, so zeigt sich, \vie in dem vorherge- henden Falle , eine bedeotende Temperalurerhiihung,, wobei d u s Krystallwasser ausgetrieben wird, und da dieses in dem Maassr, als es sich eidbindet, sich mit Ammoniak siittigt, so wirkt EY

auf die Quantitiiten SIure, mit denen es in Beruhruiig komml, schwiirzt und zersetzt sie, wiilirend die darunter liegenden Schichten farblos bleiben.

Man sieht also hieraus, dass es der gegenseitigen Vcr- ivandtschaft des Ammoniaks und der Gallusslure lieineswega su Energie fehlt, da ihrc Verbindung nicht allcin unter sehr dcullicher ~ ~ ~ i ~ ~ c e n ~ ~ y i c ~ e l u i t ~ vor sich gcht, solidern uuch,

..

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278 R o h i q II e t . iib. die GnlIussliure.

was noch mertwurdiger und weit seltener bei diescr Wnsser- storbase ist, dass hierbei das Krystallwasser ausgetricben wird j a n d wenn diese Verbindung niclit bestiindig ist, so riiltrt diess nicht tlavon her, dass diese beiden StoEe Neigung haben, sic11 xu trennen , sondern dttvon, dass sic vereinigt unter Mitwir- kung des Wrssers und Sauerstoffs einen neueii Kijrper bilden kiinnen , zu dessen Bildung sie gleichmhsig beitr:tgen, wenn sie in gleichen Mengen vorhanden siiid j herrscht jetloch die Siiure vor , so widersteht ihr Lieherschuss der vereirtten Ein- wirkunp deu Wassers und Siiuerstofs, und cs hiilt sich iiun.

Durch diese Betr~clitungen gelangt man zu Ansichten, die zu ncn und eigerithumlich s i n d , urn sie zu ubergehen, und es sel mir deshalb vergijnnt, spiiter noch darauf zuruck zu kommeri. Es bleibt mir nuti noch eine sehr merkwurdige Reacfion iibrig=, auC die ich die Aufrnerksamkeit der Chemiker leitken will. M i t n erinnert sich vielleicht des Umstnnties, den icli in meinen C'ntersuchungen iiber die Mekonsiiure dnrgethan hnbe, dass diese Sjiure, wenn sic trocken erbitzt wird, sich bis zu einer Tem- yeralur van 2200 unzersetzt erhiilt; dass sie aber bei dieser Tempcratur IColilensiiure verliert, und sich i n eine andere Siiore umwandelt., die ihrerseits wieder sich bis zu einer Tempcriitur von 2.500 unzersetzt erhiilt, und vbn diesem Purictc no sich nun uuch wieder i n eine dritte umwandclt, in Folge der Ausscheidung einer iienen iMenge Kohlensiiure.

Beitdem lint Herr P e 1 o u z e dargethan, dass beinahe dirs- selbe fur die Gitllussiiure gilt, unrl dass sie bis zu 2-150 er- hitzt werden Iiann, ohrie eine Veriinderung zu erleidcn, und dass sie uher diesen Punct hinaus sich it, eine andere Siiure urnwandell, wohci sie gleichfall~ ein Atom Koblens" iiure vcr- liert ; ausaerrlern hatte ich rioch die Beobachtung gemacht, dass, weriii ich die Mcconsiiure, sfntt sie allein zu erbitzen =, vorher mit einer gewissen RIenge Cl'auser vesmischte, danii dcr Zeit- puiict ihrer Vermandlung weit rriiher eintrat, und dass die Ent- bindung von Kohleiisiiure =, durch die Rildiing von WassertlanipP begii~istigt , selbst vor (fern Siedepuncte des Wiissers erfulgte. l ch suchte niiri ZII erinittelii, ob dieaelbe Ursnche auch Eirtlluss aut' die Urnbihktng der Gallussiiure i n Brenzgallussiiure hirlien ~ U r d e , und da Jievv riicht i i i gewijhnlichem Witsser gesclrichr

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Rob i q u e t, iib. die Gnllusszture. 279

SO \vollte ich mich vergewissern , ob eine wbscrige Liisuiig, deren Siedepunct hijher wiire, nicht eine bessere Wirkung ha- ben wiirde.

I c h wiihltc hierau Chlorcaloium, und machte nun die Bc- obachtung, dass, wenn ich bei erhiihter Temperatur Gallussiiure in eiiier Vlussigkeit aufliiste, die aus PunP Theilen Wasser uritl awei Theilen ganz neutralem und vollkommen reinem Chlor- calcium bereitet war, beim Sieden diese Flussiglteit bestiin- dig Iiohlensiiure entband, und dass, wenn miin das Siederi *I)

large fortsetzte, bis die Pliissigkeit durcli Concentration cirw Temperatur vun 1 8 0 bis 1280 erlangte, dann sich bciiiahc all-

genblicklich ein kiirniger, etrvas gelblicher Niedersctilag hil- dctc, der so stark wurde, dass ich bei fortgeaetatem Sietkn wegen des Stossens fur das Gefiiss hitte furchlen muusen. Diescr Niederschlag wurde aur ein Filter gethen, mit Sitlxuiiurc ousgewasehen und grit abtropfen gelassen, dann nach und nacti mit kleinen Mengen Alltohol von 400 befeiichtet, und endlioh xoin Trocltnen awischen doppeltes , oft erneuertes Liiwhpapicr gelegt, urn alles Chlorcalcium ~ welches zuriickgrblicben seiri kiinnte, dnraus zu entt'ernen. Wird dicser so van allen frcuitl- artigen Substarixen gereinigte Nietlerschlag t l a n ~ bci eitier Tam- peratur Lon 85 bis 300 getrbclirlet, so kann er nun der Lul't ausgesetzt werden, obne ~ R S S er diltlureh veriintlert wird . 1111- tersucht man dicsen Niederscliliig mit der Loupe, so sieht matt, dass er aus kleinen durchsichtigen, aber unregelmiissigen Vicl- ecken gebildet ist, und ninn mijchte deshalb vermuthen, dass die Molecule kei einer so schnellen, und, um mich YO ausxn- driielien , so ungestumen Bildung nicht symmetrisch hnben xu- sammentrcten Itiinnen; indessen untcrscheitlet man dnrunter such einigc E'liichen. Diese Itleiiien Krystalle riithen sebr mcrklich das Laclimuspapicr, wenn man sie bereuchtet ; ibr Geschmnck erinnert an den des Chlorcalciums , mail bnterscheidet jedodi dnbei den zuclierartigen Sachgcschmack der Gallussiinre. Uringt man sie einige Augenbliclte nuf ein etwns feuchtes Papier, 10

bilrlet sich an jedem Reruhrungspuncte , was man nicht gleich bemerlit, mit der Zeit ein Plcck van achijn schwarxer Farbe, der nicht mehr weggeht. Sintl dicse Krystalle einmal bei 2.5 odcr 3 0 O getrocknet, so erleidcn sie, auch wenn man sie ci-

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ner Temperatur VOII 120 oder 1300 aussetzt, lieinen Verlust mehr.

Wegcn der Entbindung von Kohlensiure glnubte ich an- fangs, dass dieser Xieilerschlag BrenzgallussSure, oder vielleictit noch Ellagsiure, i n Folge der grossen Verwandtschaft des Chlorcalciiims sum Wasser , und der nnscheinenden Unliislich- keit des Niederschlags cnthalten kiinnte ; allein ich wurde bald durcli die ersten Versuche, die ich damit anstellen konnte, ent- tiiuscht; denn bringt man .Wasser auf die Krystalle, so sieht man sie ihre Durchsichtiglteit vcrlieren , sich thcilweise spaiten und vollsnugen , menn man hinlanglich ltaltes Wasser eugescizt hat, urn eine d u n n e Brube zu machen. Durch Filtriren schei- dct man die concentrirte Aufliisung voti Chlorcalcium ab, wel- chc nur Spuren voii Gallussiiure enthiilt, und es bleiht auf d e n Filter Gnllussiiure zuriick, rvelche, nachdem man sic mvischen ungeleimtem Papier gut auegedriickt hat, bei der Verbrennung einen Riiclistand von 4 bis 6 p. C. Kalk hinterliisst, den man davon trennen kann, menn man die Biiure aufliist utid krystal- lisiren Iiisst. Steigert man die Temperatur des Wassers, wo- mit man diese Kryst;ille behandelt, so lijsen sic sich ginzlich, und man erhiilt beiin Erlinlten lingliclie i\’iIdelII von Girllussiiure. Streng gcnommen wiirde dieses Resultnt nicht beweisen , dass lieirie Nllagsiiure darin ist, da Herr P e l o u z e nngiebt, sie ein M n l durch bloses Auflijsen wieder in Gallussiiure verivnndelt zu hnhen j allein der folgende Versuch entscheidet hinlinglich, dass dieser Niederschlag weder Ellagsiiure , nocli Brenzgallussiiure esthiilt, und ich machte in Bezug AuC diese letxtere die Beob- achtung, dass sie sich nicht durch den blossen Einfluss des Wassers i n Gallussiiure, von der sie sich durch ein Atom Koh- len&ure untcrsclieiilet, wiirde wietler um!rnndeln konnen. Er- hitsst man tliese neue Verbindung in einer Glilsretorte vorsich- tip iiber freiem Feuer, so geht anfangs eine hrblosc aber sehr snwe Fliissig!teit iiber, dann erscheinen Diimpfe vnn scliiin ro- senrother Fsrbe , die sich’ zu einem durchsiclitigen Liquiduin codensiren, noch spiiter liommen andere Ddmpfe, die sicti iruch verdichten und lirystallisiren j miihrend der Riltlung der rothen Diinipre cntbindet sich zngleich aiich Koh1e:isiiure. Untersriclit man j c t A t das I’roiluct dicscr 1rocl;ncn Dcstillntion , PO linilet ! I I ~ U , dnss cd cinc zioiuliclr bctlculcritlc i%lc!igc frcicr CLior\Fil>-

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R o II i q 11 e t , .ub. die Gallusssure. 281

serstoKsLure , ferner einen rothen sehr fliichtigen FarbstoB ent- hiilt , der untcr Mitwirkung der SIuren ungebeiztes Baumwol- lenzeug rosa, nnd solches, das mit bssischen Kijrpern gcbeizt ist, lills m b t , und endlich enhiilt jenes Product noch Brenz- gnllussbure, die man beinahe farblos erhalten kann, wenn man die Masse mil Wasser verdiinnt , und dann einige Augenblicltc etwas Baumwolle hineinhiilt, urn den Farbstoff abzuschcitlen. Es ist diinn hinreichend, die Baumwolle auszudriicken, die Flus- sigkeit zu filtriren und sbzudampren , nm beim Wiedererlialten die Brenzgallusslure zu erhalten. Z u m bessern Vcrstlndniss der Verinderungen, die diese neue Verbindung bei der trock- nen Destillation erleidet, fiihre ich noch an, dass, wenn die Mitze sehr stark gewesen ist #I7 der Ruelistand aus Kohle und bnsisch salzsaurem Kallc besteht, denii lijst man etwas davoti in Wasser auf, so erhiilt man, wie mit dem Ruckstand der Operation, Ammoriiak, wenn die Temperatur bis zum Schmel- xcn gesteigcrt war, hier ein basisch salzsaures Salz , auf des- sen Oberfldche sich, wenn man es der Luft aussetzt, ein Hiiut- ehcn bildct, wie diess bei Kalkwasser der Pall sein wiirde. Aus dem Angefuhrteu schen wir, dass das hier in Rede de- licnde neue Product 'kein Wasser verliert in einem Trockenofcn, dessen Temperatur I000 ist; dass es keiiie Feuchtigkcit aus der Luft anzieht, dass es Lackinus riithet, wenn man es be- feuchtet; dass es ferner liryslallinisch ist, und folglich alle Ei- genschaften einer vollkommenen Verbindung besitzt , welche al- Iem Anscheine nach 'als eine Verbindung van wasser- freier Gallusslure mit Chlorcslciurn , oder auch als saures gal- lussaureq Chlorcalcium, in welchem diescs letztere die Stelle dcr Base vertreten wiirde, angesehen wertlen kann. Geht man von diesen Angaben nus, so ist die Erltliirung fur alle dicse bc- obnchteten Tbatsachen nicht schwer zu finden. Ich habe schon sttgerUlirt, dass es hinreichen wurde, diesem Producte d ; ~ W'nsser wieder zuzufiihren, urn die Gallussiure und das Chlor-

*) IIaL man die Temperatur nicltt his znm Rothgliihcn der Re- torte gesteigert, nnd die Operation uinterhrocheu, sohald sic11 oichl itielir rollie Dihpl'e bildeu, so ist dcr I1iickst;uod ascl~gritii, iuld I)e- Iiiilt seiu gliiitxeiides krystallinischcs Gefiige. In diesem Bustau& 1i;tbe icli iliu jcc!ocIi uocli nicltt uniersuchl.

Page 11: Ueber die Gallussäure

Bitumcn.

calcium, die zu seiner Bildung beigctmgen tiabcii., wicder xu erxcugen , ortd man begreift riun , dass die Gallussdure sich bei der trocknen Destillatioti aue die Weixe zersetzt , dass sich, wic es Herr P e 1 o u z e gezeigt hat, Kohlensiure, ilrenzgallus- siiure und Metagrllussiiure bilderi ; dass diese letztere, in Polge der Reaction ihres W:iss~rstoI~s auf das Chlorcalcium, SalzsCure bildet , die sicli eiilbiritlet, anti andererseits koblenstotffrei wid , dnss ferner sich jener Fnrbstoff bildet, pnd endlich, dass CsI- cium i n Folge der tfntziehung eines Theils Chlors, im Uebcr- schuss vorhsnden ist. Diese ErklSrung i d so eirifach und iiber- einstimmend mit don Thotsachen, dass sic wohl nllgemeiri an- gensmrnen werden wird. Ebenso bleibt es hiriliinglich erwie- sen, dam die troclirie Gallussiure und d a y Ctilorcalciiim sic11 msammcn verbinden kBnnen, urid dass sie in diesem wasser- freien Zustande eiue solche Verwandtschaft zu einander haben, dnss sie sich mittert in einer Plussigkeit, welche eberi mod1

Wasser genug entlililt, um sie aufgeliist BU erhalten, von ein- ander trennen, wobei selbst in der Kdte nlles Chlotcalciuiu dnrin euriickbleibt, denn sic ist ZU verdiinnt, urn beim Erlial- ten zu krystallisiren. So riihrt es also wohl, I I U ~ von der ge- genseitigen Verwandtschaft untl oicht vom Rlangel an Wasser her, dnss sich diese heiden Kiilpcr vereinigen. In einer nn- dern Abhmllung, die ich rilichstens mitmtlieilen tJcahsictifige, wertle ich alle die niihern Umstiinde aiigebert, die sicti H U C tlic Bildung unil Zusamineosetzeii,. dicser Jiijrltcr , dercii Existeitz ich jetzt nur nirchweisen wollte, bexiellen.

Iff.

Bi 1 uni e ti. (L'Institut *erne ann&e No. 176.)

I n einer dcr letzten Sitzungen dcr Skatlcmie ins Herr n o u s s i n g n u l t eine Abhandlurg uber die Biturneti itn AIIge- meinen, und voreiigliclr iiber die Zusammensetzung der Bltn- men von Bechelbrurin vnr.

So allgcmciii verbreitct die Bitumen arich auf der R;rd- obcrfliiche sind, und so ausgctlettntcr derert Anwcntlun: tiizlivli xu wcrdcii sclieint, so sirid sic doc11 bislicr iiur wciiig uritcr-