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273 VLII. Ueler die krystalfogruphischen und cherni- schen Beziehungen uon Augit und Hornblende, sowz'e uon oerwundten &'ineralien; von C. Rummelsberg. E i n lei 111 n 6. r L w e i Gruppen giebt es unter den Mineralien, deneii an Verbreitung , mithin an TITichtigkeitfur die Kenntnifs kry- stallinischer Gesteine, alle iibrigen weit nachstehen : Feld- spath und Augit. Feldspath ist die geineinschaftliche Bezeichnung fur ge- wisse Doppelsilirate, deren Form und Mischung sie als zu- saminengehorig erscheinen lafst. Was ihre Form betrifft, so sind sie isomorph in dem Sinne, wie er stets und aus- schliefslich genommen werden mufs. Die krystallographische Eigeilthiimlichkeit eines Kiirpers beruht 1 ) auf der unveranderlichen Neigung seiner Flachen gegen einander , und 2) auf dein physikalischen Gegensatz des Gleichartigen und Uiigleichartigen, welcher das mathe- matisoh Denkbare auf das Maafs des krystallonomisch Mogli- chen zuruckfiihrt. Es ist eines der gro€sten Verdienste von W e i i s , den Begriff der Axen in die Wissenschaft einge- fuhrt zu haben, als Linien oder Richtungen, welche gleich- artige Begranziingselemente des Krystalls treffen, und, in- dem sie den Symmetrieverhdtaissen desselben angepafst sind, ein vortreffliches Mittel abgeben, den gegeiiseitigen Zusainmenhang der Fliichen zu erkennen. Denn bei der grabten Manchfaltigkeit der iiufseren Erscheinung , welche die Krystalle einer Substanz darbieten kbnnen , bleibt das rationale und einfache Verhtiltnifs der Parameter fur die sogenannten sekundaren Flachen der Grundstein aller Com- binationen, und jede neue Fliche, welche das Auge des sptiteren Beobachters an einer derselben auffmdet , reiht sich ungezwungen den bekannten an, und dient dem Gesetz PoggendorPs Aonal. Bd. CIII. 18

Ueber die krystallographischen und chemischen Beziehungen von Augit und Hornblende, sowie von verwandten Mineralien

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VLII. Ueler die krystalfogruphischen und cherni- schen Beziehungen uon Augit und Hornblende,

sowz'e uon oerwundten &'ineralien; von C . R u m m e l s b e r g .

E i n l e i 111 n 6. r L w e i Gruppen giebt es unter den Mineralien, deneii an Verbreitung , mithin an TITichtigkeit fur die Kenntnifs kry- stallinischer Gesteine, alle iibrigen weit nachstehen : Feld- spath und Augit.

Feldspath ist die geineinschaftliche Bezeichnung fur ge- wisse Doppelsilirate, deren Form und Mischung sie als zu- saminengehorig erscheinen lafst. W a s ihre Form betrifft, so sind sie isomorph in dem Sinne, wie er stets und aus- schliefslich genommen werden mufs.

Die krystallographische Eigeilthiimlichkeit eines Kiirpers beruht 1 ) auf der unveranderlichen Neigung seiner Flachen gegen einander , und 2) auf dein physikalischen Gegensatz des Gleichartigen und Uiigleichartigen, welcher das mathe- matisoh Denkbare auf das Maafs des krystallonomisch Mogli- chen zuruckfiihrt. Es ist eines der gro€sten Verdienste von W e i i s , den Begriff der Axen in die Wissenschaft einge- fuhrt zu haben, als Linien oder Richtungen, welche gleich- artige Begranziingselemente des Krystalls treffen, und, in- dem sie den Symmetrieverhdtaissen desselben angepafst sind, ein vortreffliches Mittel abgeben, den gegeiiseitigen Zusainmenhang der Fliichen zu erkennen. Denn bei der grabten Manchfaltigkeit der iiufseren Erscheinung , welche die Krystalle einer Substanz darbieten kbnnen , bleibt das rationale und einfache Verhtiltnifs der Parameter fur die sogenannten sekundaren Flachen der Grundstein aller Com- binationen, und jede neue Fliche, welche das Auge des sptiteren Beobachters an einer derselben auffmdet , reiht sich ungezwungen den bekannten an, und dient dem Gesetz

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voii der ProportionaIitSt der Axen zur Bestltigung, so dak sie , bevor sie noch gefunden wurde, schon krystallonoinisch moglich war, und nur eine Lucke in der Krystallreihe aus- fullt.

Wenn das, was auf diese Art fur die Krystalle eines Korpers gilt, sicli nicht blofs in Bezug auf die Syminetrie- verhaltnisse, sondern auch mit nuinerischer Gleichheit , be- trcffs der Parameter, an denen eines anderen, chemisch verschiedenen, wiederholt, so sind beide Korper isomorph, und jede Flache, welche bei dein einen auftritt, ist bei dem anderen, falls man sie nicht beobachtet , docli krystallono- misch maglich. Hierin alleiii liegt das Wesen der Isomor- phie, jener ebenso wichtigcn als fur den Forscher anzie- henden Erscheinung , welche die Fonn init der chemischen Natur in Beziehung setzt, und der Cheinie und Mineralogie seit ihrer Erkeniitnifs die wichtigsten Dienste geleistet hat.

1st die Isoinorphie, atoinistisclier Anschauungsweise ge- mars, eine Folge voii gleichartiger Gruppirung der Atoine von chemisch verschiedener Materie, so scheint sie doch nicht nothwendig an eine gleiche Constitution der Atome, wenn diese , wie in den ineisten Fallen, zusammengesetzt sind, gebunden zu seyn. Zwar findet man die schiinsten und zahlreichsten Beispiele voii Isomorphie bei I-Wrpern von analoger Zusamrnensetzung , allein auch die Zahl der- jenigen vennehrt sich , wo Uebereinstiminung im Bau und in den Dimensionen der Krystalle an Korpern auftritt, de- ren Constitution sehr verschieden ist. Hierzu kommt, da€s auch einfache Korper isomorph sind, bei denen ja voii einer Constitution, d. h. Anordnung heterogener Atoine, nicht die Rede seyn kann.

Die Feldspathpppe ist ein Beweis des eben Gesagten. Ihre Glieder sind isomorph, wenngleich eines der wichtig- stan, der Orthoklas , in seinen Syminetrieverhaltnissen von den tibrigen etwas abweicht, so dafs er von den Minera- logen dem zwei- und eingliedrigen System angereiht wird l).

1) Es geschieht diefs hauptsschlich wegen der Rechtwinkligkeit sciner bei- den Hauptspaltungs~~clreo , dean in scioem verticalen Prisma , dessen

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lhre Zusaminensetzung, einfacher als die vieler anderen Si- licate, ist durch zahlreiche Untersuchungen so bekannt, da€s kein Zweifel daran bleib t. Deshalb ist die Feldspathgruppe fur die Lehre von der Isoinorphie besonders wichtig, um so mehr, als in ihr beide Modificationen derselben auftre- ten, welche zwor angedeutet wurden. Erstens namlich die lsoinorphie von Verbindungen, die eine gleiche Anzahl von Atomen, in gleicher Weise verbunden, enthalten, d. h. Don Verbindungen von gleicher Constitution: Orthoklas und hlbit, sowie in den ubrigen Gliedern in den Schwankungen der relativeil Mengeii der Moiioxyde (Kalk uiid Alkalien) aus- gesprochen. Zweitens aber die Isoinorphie von stochiome- trisch ungleichen Verbindungen, insoferii bekaniitlich bei gleicher Menge der Basen sich die Kieselsaure in den ein- zelnen Gliedern = 2 : 3 : 5 : 6 verhslt, uiid der Orthoklas und Albit, obwohl sie doppelt soviel Saure enthalten als der Labrador, uiid dreiinal soviel als der Anorthit, dennoch init beiden vollkommen isomorph sind.

Gewi€s ist es eine sehr inerkwurdige Erscheinung, da€s dieses Verhaltnifs auch in anderen gro€sen Mineralgruppen isomorpher Glieder wiederkehrt. In der Turmalingruppe finden wir neben der Isomorphie stochioinetrisch gleicher Verbindungen, welche sich in dein Alterniren der Mon- oxyde, der Sesquioxyde, der beiden Sauren aufsert, gleich- zeitig, und in vie1 hoherem Grade als beim Feldspath, die Isomorphie stochiometrisch ungleicher Verbindungen in den von mir gefundenen funf Abtheilungen, so da€s diese Art der Is'oinorphie die erste gleichsam beherrscht, oder als eine

beide Flschcn physikalische Differens zeigen, bewahrt er den eingliedri- gen Charakter aller hhrigen FeldspHthe. Er steht offenbar an der GrBnze beider Systeme. Sein Zusammenhang rnit den eingliedrigen Feldspathen wird durch den illikroklirr B r e i t h . vermittelt, der in den Spaltungsrichtungen nur um 22' rom Orthoklas abweieht , dessen spec. Gewicht (2,58 bis 2,GO) wenig grcfser als das von jenem (2,55) ist, nnd der chernisch rnit diesern gauz iibcreinstimmt, insofern die Varietiit von Arendal ein reiner Kalifeldspath, die des norwegischen Zirhonsyenits dagegen ein Kali-Natronfeldspath mit 2 At. Kali gegen 3 At. Natron ist, wie mancher glasige Feldspath

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hohere allgenieinere Stufe erscheint. Unzweifelhaft wird die Grnppe der Glimmer. wenn sie krystallographisch und che- niiscli besser gekannt sein wird, sich in analoger Weise v erhalten.

Grofsere Schwierigkeiten als beim Feldspath treten uns entgegen, wenn wir versuchen, die zahlreichen und inanch- fach benannteu Mineralien krystallographisch nnd chemisch in Eiiilrlang zu bringen, deren wichtigste Reprasentanten Augit und Hornblende sind, und welche ich im Folgenden als Glieder der Augitgruppe bezeichnen will.

Die kryRfallogra~hische~~ uiid physikalischen Beziehungen dieser beiden Mineralien sind voii den Rlineralogen iinmer init grofser hufmerksamkeit verfolgt worden, und wir verdanken G. K o s c I) , Ha id inger *) uiid WeiEs 3 ) wichtige Arbei- ten iiber diesen Gegenstand. Nachdem der Letztere die Abhangigkeit der Forrnen voii Augit und Hornblende aus- gesprochen hatte, wies G. R o s e dieselbe fur die einzelnen Fbchen nach, ja er erkliirte, da€s trotz der verschiedenen Spaltbarkeit ihrer Vereinigung in eine Gattung voii krystallo- graphischer und physikalischer *) Seite nichts entgegenstande, wenngleich die Flachen des einen noch nie bei dem ande- ren bemerkt worden seien.

Dieser Ansicht gemafs betrachtete er auch die so merk- wiirdigen regelmiitigen Verwachsungen von Augit und Horn- blende, die von ihni zuerst in den grtinen Schiefern des Urals, spiter auch in vielen anderen Gesteinen entdeckten Uralite, jene Krystalle oon der aufseren Foma des Augits und init den Spaltungsflachen der Hornblende, welche oft kinen Kern von Augit einschliefsen ; ferner die Verwachsung beider im Smaragdit, die von K o h l e r beinerkte des Diallags von der Baste niit Hornblende, wo aber imrner beide Mine- ralien die ihnen zukoininende Spaltbarkeit zeigen , so wie

1 ) Dime Ann. Bd. 22, S. 321. 2) Sitzungsber. d. Wien. Akad. 1855, Oktober. 3) Abhandl. der Berliner Akad. lb21 U. 22, S. 214. 4) Hai d inger'r Untersuchungen fiber die verschiedene Lage dcr Elasti-

Bd. 27, S. 97. Bd. 31, S. 609.

1625, S. 181.

eitftsaren bei beiden Mineralicn rind POD spitcrem Datum.

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die gofsen Augitkrystalle von Arendal , deren Horizontal- zone init Hornblendekrystallen in paralleler und correspon- dirender Stellung bedeckt ist.

Als er spater Augitkrystalle von Arendal fand niit den Spallungsflachen der Hornblende, uiid auf ihren Prismen- flachen drusig durch das oft sich wiederholende Hervortre- ten von Hornblendeprismen , welche aber nicht der Flache aufgewachsen, sondern deren Masse oft tief ins Innere dringt, wie dies auch bei dein Augit vom Baikabee ahnlich vor- komnit, so wurde die Tdee einer Umwandlung des Augits in Hornblende fur die Uralitbildung wahrscheinlich , und wenn dies der Fall wYtre, so mufsten beide Mineralien zwei verschiedcne Gattungeii seyn.

Eine Reihe anderer Mineralien, offenbar zur Augitgruppe gehtirig, ist nach und nach bekannt geworden, obwohlman nicht inmer iiber ihre Form oder ihre Zusammensetzung im Klaren war.

Hypersthera und Diallag (Broncit) reihen sich den1 Augit unmittelbar an; nur tritt bei ihnen die Spaltbarkeit nach dein rhoinbischen Prima in deli Hintergrund , wahrend die nach der eineii oder anderen Hexaidflache iiberwiegt.

Akmit, in der aut‘seren Form, Zwillingsbildung und Spalt- barkeit dem Augit gleich.

Aegbin *), nach Brei thaupt von der Form des Au- gits und in der Spaltbarkeit dem Hypersthen ahnlich, nach G. R o s e aber auch nach den1 Augitprisina sehr gut spaltbar.

Kisselmanganerz (Mangankiesel, Pajsbergit, Fowlerit) hielt man laiige fur gain fibereinstiininend init den Augit, bis Dauber zeigte, da€s sie eingliedrige Krystalle bilden, von denen wir jedoch weiterhiii nachweisen werden, dds sie trotzdem init dem Augit isomorph sind.

Babingtonit, ein seltenes Mineral, von L e v y auf Horn- blende von Arendal entdeckt, hat, wie D a u b e r zeigte, ge- nau die Form des vorigen.

1 ) Nicbt der Aegirin Esmark,’cl und Tomnau’s, der Hornblende ist, sondcrn der Ton W a l l m a r k nnd A. E r d m a n n , S. S c h e e r e r in d. Ann. B d . 6 1 , S. 543 und nrei t l iaupt Bd. 80, S. 314. G. Ross Mineralspem S. 76.

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Spodumen hat nach 2) a n a ' s uiid nieinen TJntersuchun- gen') die Forin uiid die Spaltbarkeit des Augits.

Minder zahlreich sind die Substanzen, welche die Form oder Strnctur der Hornblende habon.

Anthoplryllif, bei dem die Spaltbarkeit nach dem Horn- blendeprisina von der nach der einen Hexaldflache weit iibertroffeu wird.

Arfuedsonit, genau von der Strukiur der Hornblende. Endrich durfen wir des in chemischer Hinsicht einfach-

sten Gliedes der ganzen Gruppe, des Z'ufeZspaths oder WOZ- lastonits, nicht vergessen. Wahrend seine Mischung ihn kingst neben den Augit stellte, schienen seine selteneii Krystalle nicht mit der Forin desselben ubereinzustiinmen. Wir werden jedoch weiterhin zu zeigen suchen, dafs auch er init dem Augit isomorph ist.

Die Krystallfonn uiid die Structur aller dieser Substan- zen sind also der Art, dafs sie in eine grofse isoinorphe Gruppe gebracht werden kdnnen. Wie steht es aber init ihrer chemischen Zusammensetzung? Hier standen einer Vereinigung bis jetzt die grdfsten Schwierigkeiten im Wege, uiid trotz aller Verinuthungen unll Hypothesen wollte es nie gelingen, auch nur Augit und Hornblende als analog construirte Glieder hinzustellen. Die hellen, zuin Theil durchsichtigen Augite (Diopsid) und die hellen durchsichti- gen Hornblenden (Treinolit, Stralilstein ) sind Silicate yon Monoxyden: Kalkerde, Talkerde, Eisenoxydul. Die dunkZen, scheinbar schwarzen, d. h. inteiisiv ge%rbten, aber oft ge- rade bestkrystallisirteu Augite und Hornblenden enthalten jedoch au€ser jenen Bestandtheilen Thonerde, uiid init stei- gender iVIenge derselben, die nainentlich in Hornblenden oft 10 Proc. uberschreitet, sinkt der Sauregehalt von fast 60 auf weiiiger als 40 Proc. herab. Wie sollte man eine ana- loge Constitution fur thonerdefreie und thonerdehaltige Au- gite, fur thonerdefreie und thonerdereiche Hornblenden sich denken? B o ns d o rf f sprach zuerst die Verinuthung aus, die Thonerde sey nicht als Basis, sondern wie iu den Alo-

I ) Vergl. diese Ann. Bd. 85, S. 544.

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iiiinaten (Spinell) als Saure vorhanden, und ersetze die Kie- selslure. Wenii man nun bei Berechnung der Analysen thonerdehaltiger Augite oder Hornblenden diese Annahme zum Grunde legte, so Barn zwar selten dasjeiiige stdchiome- trische Verhaltnifs genau zum Vorschein, welches die thon- erdefreien Abanderungen gegeben hatten, gewiihnlich aber eine Approximation, so dafs man den Mange1 an Ueberein- stiminung in den unvenneidlichen Fehlern der Versuche gleichwie in der abnormen Beschaffenheit des Materials be- griindet finden konnte.

Indessen war hiermit im besten Fall noch wenig gewon- lien ; die eigentliche Schwierigkeit blieb ungeliist.

Nach den schonen Untersuchungen H. R o s e ’ s sind die tkonerdefreien Atigite Bisilicate, Ri8 Siz , und stiminen mit dem Hypersthen und Diallag, die auch oft keine oder aufserst wenig Thonerde enthalten, so wie mit dem Kiesehnangan (IManganaugit) und dein Wollastonit stiichioinetrisch genau iiberein.

Die tkemrdefreicn Hornblenden waren insbesondere von B o n s do r f f untersucht worden. Seine Analysen, gleichwie einige neuere, hatten das Resultat geliefert, dafs der Sauer- stoff der Kieselsaure mehr als das Doppelte von dem der Basen betragt; sie wurden von ihm als Verbindungen eines Atoms Bisilicat mit einein Atom Trisilicat, RSi + Rs Si7, betrachtet, gemafs deni $auerstoffverhaltnifs 4 : 9 = 1 : 24. Die Verschiedenheit einer solchen Verbindung von einem reinen Bisilicat ist allerdings nicht gro€s, doch wiirde sie, begriindet , einer Vereinigung von hugit und Hornblende, auch nur ihrer Isomorphie, wofur die Krystallfonn beider so klar und iiberzeugend spricht , durchaus hinderlich seyn, wenn nur die zuverlassigsten Hornbleiideanalysen wirklich imnier auf jenes stiichioinetrische Verheltnifs fuhrten. Scholi vor liingerer Zeit hat aber Arppe darauf aufmerksam ge- macht, dafs diefs nicht der Fall sey, und ich habe wieder- holt I ) durch Berechnungen dargethan, dafs in den vorhan-

1) Suppl. zu meinem Hrmdworterbuche Jcr cliemischen Pllioeralogie.

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denen Hornblendeanalysen der Sauerstoff der Stiure das ‘2,1 bis 2,5 fache von dem der Basen ist, bald also fast auf ein reines Bisilicat, bald auf eine grofsere Menge Trisilicat fiihrt, so da€s man, diese Abweichungen der Analysen als in der

Natiir begriindet ansehend, die Hornblenden mit rn k Si + n R &., bezeichnen miihste.

Wenn man iiberhaupt, wie ich es gethaii habe, alle eini- gennafsen brauchbaren Analyseii beider Mineralien der Berechnung unterwirft , so findet man einerseits hugite, welche die Hornblendeforinel, und Hornblenden, welche die Augitfonnel geben, einen Punkt, den ich gleichfalls mehrfach hervorgehoben babe. Zu den ersteren geharen: der schwarze krystallisirte Augit vom Taberg, dcr, selbst wenn inan den Verlust von 2 Proc. in der sauerstoffreichen Talkerde er- blickt, das Sauerstoffverhtiltnifs von Basen und SIure gleich 1 : 2,14 giebt; der schwane Augit voin Laacher See nach G. Bischof mit dein Verhaltnit I:2,2; der aus Basalttuff von Pic0 nach Hochst etter = 1 : 2,33; der krystallisirte schwarzhraune hugit von Pargas nach N or d e n s k i o 1 d so- gar = 1 :3,55, von denen die drei letzten thonerdehaltig sind. Hornblenden, die der Analyse geniafs als Bisilicate erscheinen, finden sich nur Linter den thonerdehaltigen, z. B.

1 : 2,12 (Hodsonit) Cornwall, New-York, S m it h 11. K r u s h 1 : 2, I I

1 : 2,13 1 : 2,OY

Aetna (Zoccolaro) J) 1 : 2,13 1 : 2,05

Wer mbchte nicht vennuthen, dafs alle diese Hornblen- den blofse Bisilicate sind?

Auf die vorhandenen Untersuchungen gestiitzt, erschien es mir daher glaublich, dafs Bisilicate und Trisilicate unter Urnstanden isomorph seyn kbnnten , hatte ich doch selbst in den Turmaliiien eine solche Verschiedenheit des einen Gliedes des Doppelsilicats gefunden. Eine solclie Vorstel- lung erhielt eine Stiitze in der wichtigeii Beobachtung von

Faymont, Vogesen, D e 1 e s s e

Pargas, Finnland, His i n g e r Aetua (Mascali) Sart. v. W a l t .

Hiirtlingen, Westerwald, K.

.

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Mitscherl ich und Berthier , welche von G. Kose mid von mir bestatigt wurde, dafs Hornblende nach dem Schinel- Zen als Augit krystallisirt. Da keine Ausscheidung eiiler andereii Verbinduag, eines Trisilicats etwa, dahei stattfin- det , so mufste man, den chemischen Unterschied zmischeii Augit und Hornblende vorausgesetzt, eiue Uinwandlung die- ser in jenen, d. h. die Isomorphie von Bi- und Trisilicaten annehmen.

I)ie€s war der bisherige Stand unserer Kenntnisse von der chemischen Natur zwcier der wichtigsten Mineralien. Er war, das inub man zugeben, nicht befriedigend; die vor- handenen Analgsen der Hornblenden zeigteii unter sich grofse Verschiedenheiten, und streiften, so zu sagen, so oft an die reine Bisilicatzusammensetzung des Aiigits, da€s ich sie zu prufen beschlofs. Hierzu bewog inich vor Allem die Ueberzeuguiig , dafs Versuche, welche so geritlge Abwei- chungen von dem einfachen Sauerstoffverhaltnifs der Be- standtheile = 1 : 2 beweisen sollen , einen ungewiihnlichcn Grad von Genauigkeit besitzen iniissen, der bei der Viel- zahl der Manipulationen, wie sie die Aiialyse der fraglichcn Mineralien mit sich bringt, selbst bei tadellosein Material, schwer zu erreichen ist.

Dazu kani die Frage, ob die biderigen Uiitersucher nicht einigc wichtige Punkte iibersehen hltten ? Sind Al- kalien in manchen Hornblenden enthalteii, wie Einige ange- gebeii haben; ist das Eisen, welches man bisher ohne wei- teres als Oxydul in Rechnung brachte, nicht theilweise als Oxyd vorlianden, und darf man bei der Scliwierigkeit, Thonerde von Talkerde zu trennen, das Vorhaiidenseyii und die Menge jener unbedenklich als richtig voraussetzen?

Der Verlauf dieser Arbeit w i d zeigen, dafs ineine Zweifel begriindet waren, dafs alle thoiierdehaltigen Horn- blenden Kali und Natron, Eisenoxydul ond Oxyd enthalten. Aber selbst die reinsten durchsichtigen Hornblenden, die Tremolite und Strahlsteine, in denen solche Besfandtlieile nicht oder kaiun vorkoinlnen , gaben neae iiberraschende Resultate. In den1 Bestreben, alle (;lieder der grofsen An-

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gitgruype in den Kreis der Untersuchung zu ziehen, habe ich denn auch thonerdehaltige Augite, den Akmit, Babingto- nit, Aegirin, Arfvedsonit, von neuein untersucht, und werde darthun, dais bei keiiiein derselben die cheinische Natur bis- her richtig erkannt war. So sind denn leider alle bisheri- gen Analysen der Hornblenden nicht geeignet, ein richtiges Rild von der cheinischen Natur des Minerals zu geben, alle E’orineln, die inan darauf gebaut hat, sind falsch; Augit und Hornblende sind chemisch ebenso eng verbunden, als in ihren Krystallfonnen.

Da es bei Untersuchungeii, wie die vorliegende, vor Allein auf die Auswahl von geeignetem und reinein, zuin Thcil seltenem Material ankoinmt, so ware es mir nicht mag- lich gewesen, der Arbeit die Ausdehnung zu geben, die sie erlangt hat, wenn iiicht ineine Freunde, die HH. G. R o s e uiid Kra n t z, inich auf das freigebigste unterstutzt hiitten.

Die Arbeit zerfallt in einen krystallographischen und einen clieinischen Theil, die, der leichteren Uebersicht wegen, gesondert sind.

Vergle iohung der Krystal l formen der Glieder der Augit- gruppe.

I. Wollas tonit.

Krystalle von Wollastonit haben Brooke , Ph i l l ips und v. K o b e l l beschrieben.

Wahlen wir zuirachst den von Br o o k e gemesseiien flachenreichen Krystall ’) voin Vesuv, und bringen ihn in eine etwas andere Stellung, indem wir in die a. a. 0. ga- gebene Figur (Taf. 1V Fig. 7 ) die unserer Axenstellung entsprechenden Buclistabeu eintragen (Taf. I11 Fig. 5 ) , und zugleicli eine Projektioii auf die Axeaebene ac und eine senkrecht auf die Axe c beifiigeii (Taf. 111 Fig. 6 uiid ‘i), so gestaltet sicli die zwei- und eingliedrige Combination folgendenna ken :

1) Dime Ann. Bd. 23, S . 363.

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Axenverhrltnifs a : b : c = 1,1138: 1 : 0,9G64 Winkel der Axen a und c = 0 = 69O 4 8

Fliichen : o = a : b : c p = a : b : m c a = a : m b : a : c

' 0 = 2 a : b : c 2 p = 2 a : b : m c C = C : Q: a : x b 20 '=2a ' :b:c $ p = ; a : b : m c

q = b : c : , a -- - 2 a : c : a o b

t' _ - - 2 a ' : c : m b 2

4r = 2 n : 3 c : a: b $r'= 2a': 3 c : m b ;r= 2 a : 5 c : x b

Berechoet Beobacbtet Berechoet

p : p an a = 870 28' o : a = 132O 54' n b = 92 32 : c =I36 50

p : a - - *133"43") : p = 146 59 ' p : z p a n a = 51 8 : q = 151 55

3' b= 128 52 ' o : a = 120 50 ' p : a = 115 34 :c=139 8 $ p : +pan a= 110 16 :'p= 139 2(i

u b= 69 44 : q = 163 ,59 + p : a = 145 8 : o = 167 56

q : q a n c = " 9 3 38 2 0 : k = 1 4 3 22

u b = 84 24 lo': a = 93 53 q : c = 137 48 : c = 130 31

: a = 104 48 :Ip=130 65 a : c - - *110 12 : Q = 161 18 r - : a == 129 43 :?a= 145 17 (kber q) 2

r' : C = 160 30 .-- -136 6 ' a 1 ) Ich habc die drai besternten Winkel zur Berecllnung benutzt, wiewolit

weder aus Brooke's noch aus Mil ler 's Angaben bervorgcht, wclcbc Winkel gemessea wurden.

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r' - : a 2

: c < r : a

: c : f - ' :a

: C

4 r : a : C

Bereclinet.

= 93" 23'

= 131 26 = 150 19 = 139 53 = 133 32. = 114 16 = 159 32 - 130 4 0 -

Hiernach ist der Wollaslonit mit dem Augit isomorph. Das Axenverhaltnifs a : 0 ist

fiir den Augit = 1,0942 : 1 Wollastonit = 1,1138 : 1, JJ

inithiii sehr iiahe iibereinstimmend. Deshalb zeigeii auch die Flichen aus der Horizontalzone, die beiden illineralien gemein siiid, uahe Uebereiiistiiumung in den Wiiikeln.

Augh. W'ollastonit. (H) p : p an a = 87O 6' 87" 28'

p : a =133 33 133 43 J) b = 92 54 92 32

( p Mil ler) *p: I p an a = 50 45 51 8 '8 b =129 12 128 52

2 p : a =I15 24 115 3.1.

Das Axenverhaltnifs b : c ist beiiii Augit 1 : 0,5910

18 Wollastonit 1 : 0,9664 Genau genoniiuen verhalten sich beide Zahleii = 3 : 5,

da $. 0,591 : 0,985 ist. Wahrschcinlich ist indesseii doch wohl das einfache VerhiiItnifs voii 3 : 4: = I : 14, wonach freilich c des Wollastoiiits nur = 0,8865 seyn mufste.

Die Nrisung der Axen a uiid c ist beim hugit = 7.10, beiin Wollastonit = G 9 O 48'.

Die Spaltbarkeit geht beim Wollastonit nach B r o o k e parallel den Flkhen a und c (beim Augit bekanntlich vor-

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herrschend nach p, wenig nach a, welche letzterc aber behn Hypersthen und Diallag hcrrschend wid). Es ist soiiiit dic Spaltbarheit parallel der Axeiiebeiie a 6 oder der basischen Eiidflache c fur den Wollastoiiit cliarakteristisch. Zwillings- flache ist ivic beim Augit die Fliiche a.

Dic voii P h i l l i p s und v. I-iobell beschriebenen W o l - lastonitkrystalle lassen sich nur gezwuiigeii auf die Augit- forin reduciren, doch hat der Letztere diefs an denen voii Capo di bove bereits versucht I ) .

In chemischer Hinsicht stellt der Wollastonit das erste Glied der hugitgruppe dar, insofern er, dcn ubrigen isomor- phcn Mischuiigen gegeniiber, fast die einzige natiirlich vor- kommende einfache Verbindung ( Ca3 S i 7 ) ist.

I1 An&.

111. Hornblende.

I)em Bekannteii ist nichts hinzuzufiigen. Nnr das Axen- verhaltnik uiid der Winhel der Axen a (Klinodiagonale) und c (Hauptaxe) mag des Zusammenhanges wegen hier folgen.

Augit.

Hornblende.

a : b : c = 1,0942 : 1 : 0,5910 0 = 740

0 = 7 5 " 3 . a : b : c = 0,5445 : I : 0,2937

Die Axen a uiid c sind demnach nahe = 2 : 1. Uiiter den aiialjsirten Horablenden befindet sich eine

in kleinen farblosen und klareii Krystallen , welche gleich- wohl Thonerde enthalt. Sie stamint voii Edenville, Orange Co., New-York, und ist nacli Dr. D a u b e r ' s inir zur Benutzung mitgetheilten Messungen eiiie Combination des gewilhnli- cheii Hornblendeprismas p, dessen scharfe Kanten durch die Flache b abgestumpft sind, mit einer schiefen Zuscharfung durch das hintere Augitpaar 0' = a' : b : c.

1) Journ. f. prakt. CLiernie Bd. 30, S. 469.

Page 14: Ueber die krystallographischen und chemischen Beziehungen von Augit und Hornblende, sowie von verwandten Mineralien

286

Die Messungen gaben p : p = 124’ 23’

0‘: o’= 149 19 p : b = 117 52-118O 4’

O ’ : P = 110 33- 111 19. Die Spaltbarkeit ist deutlich nach p. Brei thaup t hat

die& Mineral Edenit genannt a ) , and giebt das spec. Gew.

gefunden. - - 2,90 an, was indessen zu niedrig ist. Ich babe es = 3,059

IV. Akmit.

Nach Mitscherl ich’s Messungeu ’) ist er itiit dem Angit vollkoinmen isomorph.

a : b : c = 1,0979 : 1 : 0,6070 0 = 760.

Spaltbar nach dem Augitprisina, weniger nach den bei- den rechtwinkligen Abstumpfungsflachen (Hexai’dflachen a und b).

V. Aegirin. Seit Esmark diesen Namen einein Mineral aus der

Ntihe von Brevig in Norwegen gegeben hat, von dein er angiebt, da€s es in hornblendeahnlichen Krystallell vorkomme, hat man darin bald einen Augit, bald eine Hornblende er- kannt. S c h e e r e r beinerkte zuerst 3), da€s an jenein Orte wirklicli eiii Augit und eiiie Hornblende vorkoinnien , und ich erhielt beide von Krantz.

Der Aegirin von Hornblendefonn ist vielen anderen schwanen Hornblenden ganz iihnlich, bat tiberbaupt nichts besonders huszeichnendes ; fur ihil ist inithin eiii eigener Name unntithig.

Uagegen mag der Name Aegiriu fiir das Mineral von Augitform bleiben, weil es, wie wir sehen werden, in che- itiischer Hinsicht neben den1 Akmit steht, und sich zu den

1) Lcbrbucli Bd. 3, S . 530. 2 ) Schweigg . Journ. Bd.37, S.205. 3) Diesc Ann. Bd. 61, S. 543.

Diesc Ann. Bd. 5, S . 158.

Page 15: Ueber die krystallographischen und chemischen Beziehungen von Augit und Hornblende, sowie von verwandten Mineralien

287

schwarzen Augiten etwa verhalt, wie der Arfvedsonit zu den schwarzen Hornblenden.

W a l l i n a r k , besoiiders aber B r e i t h a u p t ') haben den Aegirin beschrieben.

Nach Letzterein ist die Neiguiig der Flzche des rhombi- schen Prisinas @) gegen die Abstuinpfungsflache der scharfen Seiteiikanteii (a) = 130° 26', so dafs das Augitprisino Win- kel von 86O 52' und 93O 8' hat. Ich fand durch Messung an Spaltungsstucken erstereii zwischen 863 und 87 O .

Die Spaltbarkeit nach diesein Prisma ist nach B r eit - haupt sehr gering; ich fand sie zieinlich vollkommen. Nach Jenem ist sie analog der des Broncits, vorherrschend nach a, weniger nach b.

Das spec. Gew. des grunschwarzen Minerals ist nach B r e i t h a u p t = 3,432 - 3,504, nach ineiiieii Wagungen noch etwas hi)her, iiainlich = 3,578.

Schon P 1 a t t n e r aufserte, gestutzt auf eiiiige Versuche, dafs der Aegiriii vie1 Natroii enthalte, und dern Arfvedsonit ahnlich sep. Jch werde in dem chemischeii Theil der Ar- beit hierauf zuriickkommen.

Auch der Aegirin ist mithin isomorph mit dem Augit.

VI. Babinglonit.

Auf einer dunkleii Hornblende und eiiiein mit ihr ver- wachseiieii Feldspath voii Arendal fand L e v y kleine schwarze Krystalle, welche er Babingtonit iianiite ').

Nach seiiieii Messungen siiid sie eingliedrig (triklinisch), aber schoii Ha i d iiig e r machte darauf aufinerksam, da€s sie deiii Augit ahiilich seyen.

Neuerlich hat D a u b e r eine grofse Zahl von Messun- gen an. vielen Babingtoiiitkrystallen ausgefuhrt, uiid danach das Axeiiverhaltiiifs, sowie die Neigungeii der Axen und Axenebenen niitgetheilt ">.

Auf Gruiid dieser Arbeit habe ich versucht, eine Stel-

1) Dime Ann. Bd. 80, S. 314. 2 ) Ann. of Phil. N. S. VII, 255. 3 ) Diese Ann. Bd. 94, S 402.

Diese Ann. Bd. 5, S. 159.

Page 16: Ueber die krystallographischen und chemischen Beziehungen von Augit und Hornblende, sowie von verwandten Mineralien

283

der Krystalle auszmiiitteh, in welcher sic deneu des Au- %its mi nlchsten koininen, und daiin rnit Hulfe von fiinf MTinkeln ihre Berechnung durchgefiihrt.

Es sepcn Taf. 111 Fig. 8 und 9 die von Dauber ge- gebeiieii Projectionen des Babingtonits, deren Flichen mit den Buchstabei~ bezeichnet sind, wie sic der voii mir ange- noinmeneu Stellung entsprechen, wahrend Fig. 10 eine Pro- jection des Krystalls auf eine Ebeiie darstellt, welclie senk- recht zur Ilauptaxe c ist.

Bezeichnet man an eineln cingliedrigen Heraid, dessen Knnten die drei schiefen Axen, dessen Kantenwinkel die Win- kel der Asenebenen, und dessen ebene Winkel die Winkel der Axen selbst repraseiitiren, mit

a , b , c die Axen, welche die gleichnamisen Flachen

A die Neigung der Axenebene a b : Axenebene a c , oder

B die Neigiiiig von a b : bc oder Flache c : a C die Neigiing ron bc : a c oder Flaclie a : b a! den Winkel der Axen b und c

Y ”

tr cfCen ; .

die Neigung der Hexaldflachen c : b;

I J IJ M a JI c P I’

n a JJ a JI b, und giebt clieselben fur den vorderen rechten Rauinoktan- ten des Axenkreuzes an, so wird fur den Babingtonit:

a : b : c = l , L l 7 4 : 1 : 1,9205. A = 9 2 O 32‘ a = 939.19’ B=J12 12 p=112 22 c= 87 24 y = 86 9.

p = a : b : x c a = a : a, b : Q; c p ’ = a : b ’ : x c b = b : x a : a ; c *

q = b : c : m a c = c : m a : a h r = a : c : m b r’ _ - -2a’: c : 00 b ‘I

Die beobachteten Flachen sind:

wo das accentuirte a das hiritere, das accentuirte b das linke ist.

Page 17: Ueber die krystallographischen und chemischen Beziehungen von Augit und Hornblende, sowie von verwandten Mineralien

289 Berechnet.

- a : b - p : a - p : b = 134O 4 5 p': a =135 20 p': b' = 137 15 p : p ' a n a = 88 0

') b = 92 0 b : c - q : b =I50 1 q : c - r : c =I36 59 P: a =I55 14 r' -: c =I33 1 2

-

- - - a : c I

Beohacla I el. D a u bcr. Levy . * 8 7 O 24' 880 0 "132 39

134 53 135 12 137 2

* 92 32 92 34 150 10 150 25

*122 31 "112 12 112 30 136 42 137 5 155 31 355 25

132 3L 132 15

PI5 25 r) -:a' =115 25 2

~ : ~ a a n c = 90 0

p : c =lo7 32 107 41 p': c =lo3 3 103 2 q : a = 98 41 98 52 r : b = 89 14 89 14

94 38 r' -: b = 94 33 2

90 24 90 40 r'

Nach L e v y und Dauber ist der Babingtonit deutlich spaltbar aach den Flachen a und b, besoiiders aber nach le tzterer.

Der Babingtonit ist mit dem Augit isomorph in derselben Weise wie der Albit, Anorthit etc. mit dein Orthoklas.

a : b : c ist beim Augit = 1,0942 : 1 : 0,5910 38 1) Babingtohit = 1,1174 : I : ?,%2Nj.

Die Axen a sind gleich; die Axen c verlialten sich = I : 3. Beim Augit sind die A und a, C und y = 90", B = fl

ist bei ihm = loco. Poggendorff's Annal. Bd. CIII. 19

Page 18: Ueber die krystallographischen und chemischen Beziehungen von Augit und Hornblende, sowie von verwandten Mineralien

290

Die Isoinorphie zeigt sich reclit deutlich in der Horizon- [alzone :

Augit. Babingtonit. p : p an a = 87' 6' p :p'= 88' 0'

p : a = 132 39 p': a = 135 20 p : a = I 3 3 33

p : b = 1 3 4 45 i p': b'= 137 15 p : b = I 3 6 27

Die iibrigen Fliichen wiirden beim Augit folgende Werthe erhalten :

q wurde b : 3 c : m a = q S r '1 a : 3 c : m b = - r 9J - JJ a ' : : c : x b = : r ' . 't

In der Spaltbarkeit steht der Babingtonit dem Hyper- sthen und Diallag am naclisten.

VII. Bieselmanganerz.

Die schiin krystallisirte Ablinderung dieses Minerals von P a j sb erg's Eisengube bei Filipstad in Wermland ist gleich denen von LBngbanshytta, Przibram und Franklin in New - Jersey (Fowlerit) nach Daub e r ' s Uutersuchungen eingliedrig und isomorph mit dem Babingtonit ' ). Diese Mineralien wurden bisdahin in der That fur zwei- und eingliedrig, dem Augit ganz gleich, gehalten. Fig. 11 und Fig. 12 sind die von Dauber gegebenen Projectionen, die mit den der veriinderten Stellung entsprechenden Buchstaben versehen sind, wahrend Fig. 13 eine Projection der letzte- ren auf die Endflache darstellt.

Dann ist: a : b : c = 1,1580 : 1 : 1,8292.

A = 93O 28',5 a = 940 39' B = 111 8,5 /3=111 21,5 C = 87 38 y = 86 6,5

Die beobachteten Flachen sind: 1) Diese Ann. Bd. 94, S. 398.

Page 19: Ueber die krystallographischen und chemischen Beziehungen von Augit und Hornblende, sowie von verwandten Mineralien

29 I

p = a : b : x c a = a : m b : x c p'= a : b': cl; c b = b : m a : c c c q'= b': c : oc a c = c : m a : mb r'= a': c : QI b.

Berechoet.

- a : b - p : a = 131O 28' p : b = 136 I0 p': a = 134 1 p': b' = 138 21 p : p ' an a = 85 29

w b = 94 31 b : c - 9': c = 117 45

-

q': b' = 148 47 - a : c I

r': c = 106 19 r': a' = 142 32,5 p : C = 107 11

p' : r' = 125 57 q': a = 102 56,5 q' : p' = 139 51,6 r' : b = 94 42

P : q' = 119 5

Beobachtet. Dauber.

* 87O38' 131 27 139 8,5 134 1 138 11,6

.* 93 28,5 117 45,5 148 47,5

*I11 8,5 106 8,5 142 39,5 107 16 118 58 126 11 102 58 139 43 94 36

An den anderen Kieselmanganerzen fand Daub er foE gende Winkel:

Llngbmshytta. Przibram. Franklin. a : b = 87'27'- 88' 15' 86' 3'- 87'64' 86'11'- 88'37' b : c = 93 15 92 6 - 94 11 92 21 - 93 38 u:c=lll 6 110 56 - 112 0 111 38 -112 6

Auch das Kieselmanganerz ist also isomorph mit dem

Es ist gleich vollkommen spaltbar nach a und b , sehr Augit, in derselben Art wie der Babingtonit.

unvollkornmen nach p und p'. 19 *

Page 20: Ueber die krystallographischen und chemischen Beziehungen von Augit und Hornblende, sowie von verwandten Mineralien

292

VII1. Anthopliyllit

Wic schon obeii angefiilirt, besitzt diefs Mineral die Forin der Hornblende , rind uiiterscheidet sich nur durcli die verh~iltiiiCsln~irsig leiclitere Spaltbarkeit nach der Hexaid- llache b, wie G. Kose benierkt I ) . In chemischer Bezie- hung ist es cine thonerdefreie Horiiblciide, dereii Bascii Talkerde und Eisenoxydul siiid, gerade wic vielcr Hyper- sthen und Diallag, bei welchern die Structur cine lhiiliche ist, gleichfalls nur diese bciden Baseii enthllt.

IX. Arfvedsonit.

Die schwarzc Horiiblciide aus Griliilaiid, welche dcn Eudialyt bcgleitet, ist zuerst voii v. Kobe11 ') nzher un- tersucht worden. Sic zeiclinet sich durcli ihre Leichtschiiielz- bnrlieit uiid ihren grofsen Natrongclialt sowie dndurch vor deli schwarzen Hornblenden aus, da€s sic nach meinen Vcr- suchen lseiiic Tlionerde entkilt. Das Mineral ist also kcine Hornblende im engercii Siiiiie des Worts, soiidern init ihr isomorph, und verlialt sich zu ihr, wie Ahmit oder Aegiriii zii Augit.

Ilen Wiiihel des Spiiltungsprismas gicbt v. I< 0 b c 11 = 123O 50'an; B r o o k e fand ihii=123'55', Bre i thaupt = 123" 30'. Das spec. Gew. ist = 3,329 - 3,340 B r ei t h a u p t

=3,14 B r o o k e = 3,959 nach inciiien Waguiigeii.

Weil A r f v e d s o n cine wirklichc Hornblende aus Griin- land statt des Arfvedsonits voii R r o o ke analysirt hatte, glaubte man lange, er sey in der That voii der thonerde- haltigen Hornblende in iiichts verschieden.

X. Spodiimen.

Die€s ist in cbemischer Beziehung das letzte bekannte Seine I<rystallform ist die Glied der gaiizcn Augitgrnppe.

1 ) Diue Ann. Bd. 23, S. 355. 2 ) Journ. f. prakt. Chemie Bd. 13, S . 3.

Page 21: Ueber die krystallographischen und chemischen Beziehungen von Augit und Hornblende, sowie von verwandten Mineralien

293

dcs Augits (s. obcn), obwohl sich die Winkel nicht genau me'sscii lassen. Die Spaltbarkeit geht parallel dem Prisina von 87" und dcr Abstuinpfung der scharfen Kanten des- selben, ist inilhiii ganz die des Augits.

I1 C b e m i s c h e Z u a a m m e n s e t a u n g d e r G l i e d e r d e r -4 rigi t g r II p p e.

Die Rasen der hierher gehorigen Silicate sind sehr manch- faltig, denn wir finden Thoncrde , Eisenosyd , Eisenoxy- dul, Rlangaiioxydul, Zinkoxyd, Kalkcrdc , Talkerde, ]Cali, Natron uiid Lithion. Zuweilen bcgcgncn mir kleinen illen- gen Fluor, so wie Titansaure, voii welcher schwer zu sagen ist, ob sie ein Bcstandtheil ist oder von fein einge- mengtern Titaiieisen herriihrt.

Aus Griinden, welclie weiterhin aus der Vergleichung der chemischen Natur aller Glieder einleuchten wcrden, bringen wir die Gruppe nach dcr Natur der Sespc ioqde in folgcnde Abtheilungen:

A. Thoncrde - und Eiscnoxydfreie, d. h. Silicate von Monoxyden,

B. T honcrdefreie , Eiscnosydhaltige, C. Thonerde- und Eisenoxydhaltige, D. Eisenoxy dfreie , Thonerdehaltige.

A . Zu dieser Abtheilung gehoreii folgeiide isonioiphe Vcr-

bindungen uiid Mischmigen a) von Augitstructur :

llesen

1 ) Wollastonit Ca 2) Eisenaugit kf3 3) Schwarzer A. v. Arendal I )

4) Diopsid z. Th.; Malaliolith z. Th.,

5 ) Hypersthen und Broiicit z. Th.

Ca -I- j?e

weiker Augit Ca I- M g Mg, Fe, @a, &In)

1) Von W o l f f uutersucht.

Page 22: Ueber die krystallographischen und chemischen Beziehungen von Augit und Hornblende, sowie von verwandten Mineralien

294 Basen

6) Diopsid, Salit, Malakolith, griiner u. brauner A., Hypersthen z.Th.

7) Rhodonit (Kieselmanganerz, Pajs- bergit, Bustamit) Mn, da, F e )

8 ) Fowlerit

Ca, Mg, Fe, (M~I)

Mn, Fe, Ca, Mg, in. Die zahlreichen Analysen aller dieser Substanzen be-

weisen unzweifelhaft, dafs es Bisilicate sind, die, wenn sie sich zu isomorphen Mischungen vereinigt finden, freilich nicht immer scharf zu trennen sind, wie diefs z. B. bei 4 und 6 der Fall ist, da selbst die hellsten Augite ein wenig Eisenoxydul enthalten, welches in den Diopsiden von 1 bis 6 Proc. variirt.

Als neu habe ich bier nur eine Analyse des soD nenann- ten weifsen Malakoliths von Retzbanya anzufiihren, welche gegeben hat:

Sauerstoff.

Kieselsaure 56,03 29,09 2,@2 Kalkerde 25,0,5 7,16 Talkerde Eisenoxydul 1,38 0,30

17,36 6,M 14,10 1 1 99,82.

In Uebereinstirnmung mit den Diopsiden vom Zillerthal, Brasilien, Finnland, Reichenstein, dein Salit yon Saln, den weifsen Augiten (Malakolithen) von Arhrnatowsk, Orrijarfvi, Tjbtten und Langbanshyttan ist auch diese Abanderong we- sentlich

Ca 3;S' iZ + M g 3 ;S'i2

b ) Von Hornblendestructur : Basen

1 ) die hellen Hornblenden (Tremolit,

2 ) Anthophyllit Grammatit, Strahlstein) ca, Mg ( F c )

3Mg + Fe

Was zunachst den Tremolit und Strahlstein betrifft, so

Page 23: Ueber die krystallographischen und chemischen Beziehungen von Augit und Hornblende, sowie von verwandten Mineralien

295

besitzen wir nicht wenige Analysen derselben von B on s - dorf f , B e u d a n t , S e y b e r t , R ichter , Damour, aus denen man bisher bekanntlich den Schlufs gezogen hat, dak diese Mineralien neben Bisilicat auch Trisilicat enthalten.

Ich habe eine Reihe der ausgezeiclinetsten Varietaten mbglichst sorgfaltig untersucht, und ihr specifisches Gewicht gleichzeitig bestimmt. Es sind folgende:

1 ) Treinolit voin St. Gotthardt , in strahligen, farblosen und durchsichtigen Krystallen, welche nach dem IIoni- blendeprisma deutlich spalten.

2) Feinstrahliger, gelblichweiter Tremolit aus Schweden, durchscheinend, mit kornigem Kalk verwachsen. Sp. G. = 2,930.

3) Weifser strahliger Tremolit yon Gouverneur, St. La- wrence County, New-York.

4) Grunlichweifser faseriger Tremolit von der Insel Ma- neetsok in GriSnland ; init lrbrnigein Kalk verwachsen. Sp. G. = 3,004. Das weifse Pulver ist nach dem Gluhen gelblich durch hlihere Oxydation des Eisens.

5 ) Griiner durchsichtiger krystallisirter Strahlstein vom Greiner im Zillerlhal, in Talk cingewachsen. Sp. G. = 3,067.

6 ) Graugriiner Strahlstein voii Arendal, in grofsen Kry- stallen, grun durchscheinend , nit Albit verwachsen. Sp. G. = 3,026.

Sp. G. = 2,930.

Sp. G. = 3,OO.

1. 2. 3. a. b. C.

Kieselsaure 57,73 58,38 58,25 58,87 57,40 Kalkerde 13,95 13,86 14,OS 11,OO 13,89 Talkerdc 27,45 26,YO (27,93)') 28,19 25,69 Eisenoxydul Spur Spur Spur Spur 1,36

Gliihverlust 433 0,34 0,39 0,lS 0,40 Thonerde - - - 1,77 0,38

99,45 99,48 100. 100,Ol 9 9 F

1 ) N i c h direct bestimmt.

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296

4. Kieselsaure 547 1 oder 56,60 Kalkerde 15,06 15,58 Talkerde 23,92 24,74 Eisenoxydul 2,41 2,48 Thonerde - -

3,33 - Gliihverlust 99,43 99,40 ___ ___

Die Sauerstoffmengen sind:

5. 6. 55,50 56,i’i 13,46 13,56 22,56 2 1,118 6,25 5,88 - 0,97 1,529 230

99,06 100,86 -__ ___

1. 2. U. b. C.

Si 29,97 303 1 30,26 30,5(i Ca 3,98 3,96 4,Ol 3,14

Mg 10,98 10,76 10,44 11,27 Fe - - - -

- I 032 i i - Si 29,80 29,38 28,81 29,47 C a 3,97 4,45 3,85 3,87

Fe 0,30 0,55 1,39 1,30

3. 4. 5. 6. ...

Mg 10,27 9,90 9,02 8,59

i i 0,i8 - - (445 Der Sauerstoff der Baseu und der Kieselsaure ist hier-

nach in: l a = 1 : 2,03 3 = 1 : 2,02

C = 2,09 5= 2,02 b = 2,06 4 = 1,97

2 = 2,oo 6 = 2,07. Will man die kleinen Mengen Thonerde in No. 2 , 3

und 6 als wesentlich betrachten, obwohl dic durchsichtiyen Tremolite und Strahlsteine frei von Thoiierdc sind, und sie zur Kieselsaure rechnen, SO wird das Sauerstoffverli~ltiiifs in

2 = 1 : 2,18 3 = 2,06 6 = 2,17.

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297

Es ist hiernach keinem Zweifel unterworfen, dafs in dem Tremolit und Strahlstein die Ssure zweiinal soviel Sauer- stoff enthalt, als die Basen; die hellen Hornblenden sind also Bisilicate, gleich den Augiten. Beide Mineralien sind iso- morph bei analoger chenaischer Zusanamensetzung.

Der Tremolit ist eine isomorphe Mischung V O ~ 1 At. Kalkbisilicat und 3 At. Talkerdebisilicat,

C a J 'Si2 + 3ijg3 g z ,

und sollte danach enthalten:

8 At. Kieselsaure = 4622,4 r= 58,35 3 w Kalkerde = 1050,O = 13,26 9 13 Talkerde = 2250,O = 28,39

~

7922,4 100.

Die untersuchte Ablnderung des Tremolits vom St. Gott- hardt, die auch in inineralogischer Beziehung als die reinste erscheint, stimmt hiennit gut tiberein; die gronlandische, die schon in den faserigen oder Asbestzustand iibergeht, und in Folge dessen Wasser aufgenommen hat, verdankt ihre griinliche Farbung einer kleinen Menge FeS Si2 , und ist auch etwas kalkreicher.

Der Strahlsteira enthalt eine griifsere Menge Eisen, etwa 1 At. gegen 6 bis 7 At. Talkerde, so dafs er durch

bezeichnet werden Irann. Der Diopsid enthalt 1 At. Kalkbisilicat gegen 1 At. Talk-

erdebisilicat ; in dern Treinolit und Strahlstein ist diefs Ver- haltnirs = 1 : 3. Bie€s ist der ganzc Unterschied beider iso- morpher Kiirper.

Es ist in der That die Mangelliaftigkeit der Blteren Ana- lysen, welche diese einfache Thatsache so lange iibersehen liefs. Der Tremolit voin St. Gotthardt wurde von I) a in o u r , dem wir SO viele genaue Mineralanalysen verdanken, spzter auch von Rich icr untersucht. Die Analyse des Ersteren weist einen Verlust von 2,66 Proc. nach, wahrscheinlich in

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298

Talkerde besteheiid, da nur 24,46 Proc. derselben gefuiiden wurden. Das untersuchte Material scheint auch nicht sehr rein gewesen zu seyn, sonst hiitten wohl nicht 1,82 Proc. Eisenoxydul sich finden kannen, denn die klaren Krystall- aggregate sind fast frei von Eisen. Niinmt iuan die Analyse, wie Dainour sic giebt, so ist das Sauerstoffverhiiltnifs von Basen und Saure = 1 : 2,17. Bringt man aber den Verlust als Talkerde in Rechnung, so ist es = 1 : 2,02, d. h. in Ucbereinstimmung rnit ineinen Resultaten.

Richter hat zuviel Kieselsiiure, welche schwerlich frei von Basen war, sowie 0,32 Thonerde, welche in diesem Trcinolit niclit vorhanden ist.

B on s d o r f f, dessen Untersuchungen die alte Hornblende- formel hervorgerufen haben, analysirte Tremolite von Gulsjii und von Fahlun, von denen ersterer lilare farblose Krystalle bildet. Abgeseben vou etwas FIuor, dessen Menge auf das Verhaltnifs der iibrigen Bestandtheile nach meiner Ansicht ohne Einflufs ist, giebt diese Varietat das Sauersto€fverhalt- nifs 1 : 2,2 und die von Fahlun das von 1 : 2,3. Auch hier sind etwa 60 Proc. Kieselsaure angegeben.

So leicht die Analyse eines solchen Minerals im Allgc- meinen ist, so erfordert sie doch gewisse Operationen, ohne deren Beachtung sic niclit genau ausfdlt. Ein Silicat von nahe 60 Proc. Saiuregehalt, durch Schmelzen mit kohlensau- rem Alkali aufgeschlossen, liefert allerdings eine anscheinend ganz rcine Kieselsaure. Priift man eine solche indessen, wie ich cs iminer gethan habe, mit Fluormasserstoffsaure, so bleibt iminer eine gewisse Menge eines talkerdereichen Riick- standes. Hierin liegt gewi€s eine Hauptursache der Fehler friiherer Versuche, melclie den Sauerstoff der Basen zu nie- drig, den der Saure zu hocli erscheinen liefs.

Ueberdiefs sind Tremolit und Strahlstein nicht die ein- zigen Hornblendearlen, welche Bisilicate darstellen; wir wer- deli weiterhin sehen, dafs wahrsclieinlich alle Glieder der grofsen G-ruppc diese Grundmischung besitzen.

Nun wird es aber leicht erlil~rlich, dafs Treinolit und Strahlsteiii drirch Schmelzen die Augitform annehmen kan-

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299

nen, weil hierbei durchaus keine chemische Veriinderung stattfmdet.

Obne Zweifel ist auch der Anthophyllit ein Bisilicat, eine Eisen- Talkhornblende nach der Formel

welche , verglichen mit der Analyse von V o p e 1 i u s (nacli Abzug, des Wassers und Verwandlung des Mangans in das Aeq. des Eisens auf 100 Th. berechnet), erfordert:

Fe3 3i2 + 3j&' giz,

Gefunden. 8 At. IGeselslare = 4622,4 = 56,22 57,97 3 1) Eisenoxydul = 1350,0 = 16J2 17,13 9 n Talkerde = 2250,O = 27,36 24,90 _ _ _ -

8222,4 100. 100. Die alte Hornblendeformel verlangt 59 Proc. Kieselsaure.

B. Diese Abtheilung umfafst diejenigen Glieder, welche von

Sesquioxyden nur Eisenoxyd, keine oder fast keine Thon- erde enthalten. Es sind:

a) von Augitstructur : 1 ) Akmit, 2) Aegirin, 3) Babingtonit.

Arfvedsonit. b ) von Hornblendestructur :

Diese vicr Mineralien sind zwar schon fruher mehrfach untersucht worden, ihre Zusaminensetzung wurde aber bis jetzt unrichtig aufgefafst, weil sie beide Oxyde des Eisens enthaltcn, deren relative Menge nicht bestiinmt wcrden konntc.

Diese Bestimmung ist bekanntlich init Schwierigkeit ver- bunden, wenn die betreffende Substanz von Chlorwasser- stoffslure weder aufgelost noch zersetzt wird. Ich habe im Allgemeinen die Methode angew andt, welche ich zu gleicheni Zweck bei der Analyse der Tunnalii~e benutzte I). Allein da die Oxydbesthmung durch Kupfer nach F u c h s nicht immer tibereinstimmende Resultate giebt, die Oxydulbestim- 1) Diese Ann Bd. 80, S. 460.

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300

niung inittelst Goldchlorid aber, wie ich splter direkt nach- weisen werde, oft nocli weniger sicher ist, so wurde die Menge des Eisenoxyduls iinnier durcli eine titrirte Auflo- sung von iiberrnangansaurem Kali bestimint, und der Ver- such wiederholt, unstreitig die beste unter den bekannten Methoden.

1. Akmit

Bekanntlich ruhren die Ilteren Analysen von S t r b in, B e r z e 1 i us und L e h u n t her. Schon der Erstgenannte ver- inuthcte darin eineii Gehnlt von Eisenoxydul neben Oxyd. Spater faiid v. K o b e l l durch qualitative Prtifuiig ersteres wirklicli auf, ohne jedoch seine Menge zu bestimincn. Ich selbst habe bereits vor zwblf Jahren I ) einige Vcrsuche liieriiber angestellt uiid iiur Spureii ton Eisenosydul gefun- den, weil ich iiacli Forchhainmer’s Vorschlag das Mine- ral durcli Kochen init einein Geliiciige voii Sctiwefelshre uild Fluomasserstoffszure aufsclilofs, wobei nach spateren Erfahrungen ein Theil SclivefelsZure zu scliwefliger Saure reducirt, Eiscnoxydul aber oxydirt wird. Weil die F u c hs’- sche Eisenprobe 33,25 - 33,85 Proc. Eisenoryd anzeigte, die AnaIyse aber 34,44 Proc. gab, hieIt ich inich zii der An- nahme bcrechtigt , dafs die Menge des Eisenoxyduls sehr gering wid vielleicht nur von beigemengtem Titancisen her- stainme.

Jetzt hat es sich jedoch gezeigt, dafs die Quaiititat des Eisenoxyduls wcit griifser ist, insofcrn 4 Versuche

gegebcn habcn. Sclion Rerze l ius fand im Alrinit Spureii von Titan-

suure; v. Kobe11 bestiininte sie zu 3,23 Proc.; ich erhielt fruher 3,1 Proc., worin abcr iiocli Tiel Kieselsaure enthal- tell war.

Gleich dem Akiiiit entha1t.cn vide schwarze Hornblen- den Titaiis%ure , wid da auf ihrcn Lagerstdtten Titaneisen oft vorkoinmt, so liegt die Vennnthang nahe, sic riihre von

5,22 - 5,23 - 6,07 - 6,17 Proc.

1) Dime Ann. Bd. G8, S . 505.

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301

einer Beiinengung desselben her. Voii der Voraussetzung aus-. gehend, dafs in diesem Fall durcii Abschlammen grijfserer Mcngen Rlineralpulvers die letzte Portion auch die grtifstc Meiige des specifisch schwerereu Titancisens elithalten miisse, habe ich dicsen Versuch auch beim Alrmit gemacht. Indessen entsprach das Resultat der Erwartung nicht. In dem leich- testen Theil fanden sich 1,11 Proc., in dem schwersten 1,21 Proc., ein Unterschied, der allzugering ist, wenn man gleich die Schwierigkeit einer annahernd genauen Titansaure- bestimmung bei so kleinen Mengen in Anschlag bringen mufs. Dennoch mochte ich hiernach es noch nicht als be- wiesen ansehen, dafs diese Same oder das Oxyd ein we- sentlicher Bestandtheil des Minerals sey ; ilire geringe Menge lndert in keinein Fall das Resultat der Berechnung merk- lich, auch wenn man sic, wie ich es vorliiufig thue, ganz aufser Acht I&t.

Bci dieser Gelegenheit suchte ich zugleich zu entschei- den, ob das Innere voii Akmitkrystnllcn, wenn es, mie hau- fig, matt erscheint, eine Zersetzung erfahren hat. Indessen zeigte sich das Verhaltni€s der Bestandtheile, auch des Na- trons, ganz gleich, die Analysc mochte mit dem zuletzt ab- geschliimmten oder mit dem leichtestcn Antheil des Ganzen angestellt werden.

Das spec. Gew. des Akmits ist = 3,530. Das Mittel der Analysen ist:

Sauerstoff. Titans" ailre 1 , I L Kieselsaure 51,66 26,82 Eisenoxyd 28,28 8,68 Eisenoxydul 5,23 1,16 Manganoxy dul 0,69 0, I6 Natron 12,46 3,20 Kali 0,43 0,07 Gliihverlust 0,39

1 458

10425. Hier ist die Gesainintmenge des Eisenoxyds = 31,09 Proc.,

und das Oxydul das Mittel der heidcn oben angefiihrten niedrigsten Werthe.

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302

Iin Ganzen stimmen diese Zahlen init den iilteren uber- ein; L e h u n t hat 52, Strtiin 544, B e r z e l i u s 55; Proc. Saure, Letzterer entsprechend geringere Mengen Basen und einen Verlust von 1,3 Proc. Das Maxiinwn bei meineii al- teren Versuchen war 51,13 Proc.

Der Sauerstoff der Monoxyde (Na, Fe etc.) verhalt sich zu dem des Eisenoxyds uiid der Saure = 1 : 1,85 : 5,86 s 1 , l : 1,9 : 6 , also sicherlich = 1 : 2 : 6; der Sauerstoff s:inmtlicher Basen und der Saure mitliiil = 1 : 2. Der Ah- mit besteht also mcs Bisilicaten, und zwar aus 1 At. Na- tron- und Eisenoxydulbisilicat uiid 2 At. Eisenoxydbisilicat,

Er ist cine isoinorphe Mischung von 1 At. der Eisen- oxydulverbindung uiid 3 At. der Natronverbindung,

... ... (Fe3 Si2 + 2 2 e S i 9 ) + 3 ( N a 3 S i 2 + 2 F e ~ i ? )

oaer

24 At. Kieselsaure = 13867 = 51,89 8 )I Eisenoxyd = 8000=29,93 3 )J Eisenoxydul = 1 3 5 0 ~ 5,05 9 2) Natron = 3507=13,13 --

26724 100.

2. Aegirin.

Das Pulver des Minerals ist dunkelgriin. Titansaure lids sich bei der Analyse nicht auffinden. Der Gehalt an Eisenoxydul war in zwei Versuchen 8,6 und 9,0 Proc. Das Miltel hiervon uiid von zwei Analysen, welche 3 1,85 Proc. Eisenoxyd gaben, ist :

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303 Sauerstoff.

Kieselsaure 50,25 26,09 1 26,66 Thonerde 1,23 0,57 Eisenox yd 22,07 6,62 Eisenoxydul 8,SO Manganoxydul 1,40

Talkerde 1,28 Natron 9,29

100,72.

Kalkerde 5,97

Kali 494

Der Sauerstoff von R :$e :Si ist = 1,04 : 1 : 4,03, also nahe 1 : 1 : 4 '). Nimnit wan diefs an, so besteht der Aegi- rin aus Bisilicaten, und ist eine Verbindung yon 1 At. Bi- silicat von Natron, Kalk und Eisenoxydul mit 1 At. Bisili- cat von Eisenoxyd,

k3 s j 2 + j-je 3.p.

Wird das Mangan zuin Eisen, die Talkerde zur Kalk- erde, das Kali zum Natron gerechnet, so sind die Monoxyde annahernd zu je 1 At. vorhanden, so dafs die specielle Formel

Fe3 3 i 2 + Fe Si2 + Ca3'Si~ + Fe Si2 + Na3 giz +Fe'S'i'

... ...

... ...

+ Fe 4 Ca 4 Na

3

... ... 8 ; ~ + ye Si2

Wird diese Formel berechnet, und in der Analyse die aequivalente Verwandlung jener Basen vorgenoinmen , so erhalt man :

1) Die Griinde, welche mich veranlassen, die Thonerde vom Eisenoxyd cu trennen, werde ich weiterhin entwickeln.

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304 Gefunden.

4 At. Kieselsaure = 2311,2 = 51,35 50,50 1 rn Eisenoxyd = 1000,O = 22,22 21,73 1 81 Eisenpxydul = 450,O = 10,OO 10,06 1 11 Kalkcrde = 350,0= 7,76 7,16 i )J Natron = 369,7= 8,67 1455

____-- ___ 4500,Y 100. 100.

Plattn er erhielt bei einer unvollstandigen Analyse des Aegirins 52 Proc. Kieselslure, 5 2 Thonerde und 29,25 Eisen- osydul = 32,5 Eisenoxyd, und auterdem vie1 Natron, was niit riieineii Zalilen nahe iibereinstimmt. Dat er die Gegen- mart von Kalk und Talkerde in Abrede stcllt, mufs auf einem Irrthum beruhen.

Nach Scheerer’s Mittheilung hat auch A. Erdmann den hegirin untersucht, doch ist mir das Resultat nicht bckannt.

Der von Plantamour *) analysirte Aegirin war mit soviel Titaneisen gemengt, dafs er 2 Proc. Titansaure ent- hielt. In den relativen Mengen der Bestandtheile weicht das Resultat zwnr ziemlich von dem vorher mitgetheilten ab, (5,68 Talkerde, nur 24,38 Eisenoxydul und 46,57 Kie- selslure; Kalk und Sumine der Alkalien wie oben), fiihrt jedoch auch zu der von mir aufgestellten Formel.

3. Babiugtonit.

Von diesem aufserst seltenen Mineral besitzen wir zwei iiltere Analysen, eiiie von Arppe, und eine andere VQII

K. D. T h o ins on ?), welche so aufserordentlich differiren, daEs sic bisher jede Discussion iiber die wahre Natur des Minerals unmoglich machten. Es fanden namlich :

1) BibL uniu. 1841. AuriC. 2) B e r z e l i u s Jaliresbericht 22, 205 und 26, 353.

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A r p p c . Thonison. Kieselsaure 546 47,46 Thonerde 023 6,48 Eisenoxydul 21,3 lG,Sl Manganoxydul 1,s 1416 Kalkerde 10,6 14,74

Gliihverlust 039 I ,24 Talkerde 2 9 2,21

100,5 99,lO.

Ich babe die kleinen schwarzen Krystalle sehr sorgfiil- tig von der griinschwarzen Hornblende und dem Feldspath, mit denen sie verwachsen sind, getrennt. Ibr .speci&hes Gewicht ist = 3,366.

Die relative Menge beider Oxyde des Eisens wurde theils nach Fuch s ermittelt, wodurch sich 11,34 Proc. Oxyd ergab, tbeils durch die Chamaleonprobe, welche 10,2(i und 10,29 Proc. Oxydul lieferte. Da die Gcsamiiitmenge des Eiscns als Oxyd == 22,4 Proc. gefunden wurde, so mu€sten, wenn 10,26 Oxydul vorhanden sind, 11 Proc. Oxyd in Rechnung kommen, womit der directe Versudi ziedich gut stimmt.

Der Babingtonit enthllt weder Thonerde noch Titan- saure.

Das Resultat der Analysen ist :

a.

Kieselsaure 50,58

Manganoxydul 8,79 Kalkerde 18,43 Talkerde Natron, Kali Gliihverlust 4 3 8

Eisenoxyd 22,o;

I,.

51,87 22,73

7,03

0,77 Spur 0,50.

20,23

Als Mittel folgt hieraus: PoggendorfPa Annal. Bd. CIII. 20

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306

Sauerstoff. Kieselsaure 5 1’22 26,59 Eisenoxyd 11,oo 3,30 Eisenoxydul 10,26 2,28 Manganoxydul 7,91 Kalkerde 19,32 5,52 Talk erde 0,7 7 431 Gliihverlust 0,44

100,92

1,78 1 939

Die Sauerstoffzahlen verhalten sich = 24,2 : 3 : 9, d. h. = 8 : 1 : 3. Der Sauerstoff der Basen und der SIure ist = 4 : 8 = 1 : 2; also besteht auch der Babingtonit aus Bisi- Zicaten, und zwar aus 3 At. Bisilicat von Eisenoxydul, Man- ganorydul und Kalk’und 1 At. Bisilicat von Eisenoxyd,

3R3 Si2 -j- Fe Si2. Wenn man das Atoinverhlltniib von Fe : Mn : c a

= 4 : 3 : 10 setzt, so ist die speciellere Formel des Babing- tonits:

... ...

I.. ... T% Fe

1; Ca r- 3 :7Mn Si2 +FeSi2.

uiid die Berechnung: 8 At. KieselsZure = 4622,4 = 50,6 I 1 y Eisenoxyd = lOO0,O = 10,95 2,l 1’ Eisenoxydul = 945,0= 10,34 1,6 JJ Manganoxydul = 711,5= 7,79

= 1855,Q = 2431 5,3 Kalkerde 9133,9 100.

~ _ _ _ _

Wenn man annimmt, daL Arppe einen Theil Mangan bei der Kieselsaure und der Talkerde behielt, so stimmt seine Analyse mit der meinigen. Thomson’s Zahlen sind jedoch s;immtlich unrichtig.

4. Arfvedeoni t.

Nachdem T h o m s on zuerst dieses hornblendeartige Mine- ral untersucht hatte, zeigte v. KO b e l l , dafs das Resultat nicht

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richtig seyn kbne, da Jener den ansehnlichen Natrongehalt von 8 Yroc. tibersehen babe. Tiidessen ist es jedenfaus bemerkenswerth, dafs die iibrigeii Bestandtheile zieinlich rich- tig sind, und nur 8 Proc. Manganoxyd gteichsam an Stelle des Xatrons stehen.

v. Kobe11 konnte die Gegenwart beider Oxyde des Eisens nicht sicher nachweisen, er nahm schliefslich nur Oxydul an.

Uer Arfvedsonit, welchen ich zur Analyse benutzte, bil- dete stark gestreifte, am Ende verbrochene Prismen, und war init Eudialyt uud Natrolith verwachsen. Er giebt ein griines Pulver uiid sein spec. Gew. ist = 3,589. Die volu- metrische Probe wies 7,57 - 8,01, im Mittel 7,RO Proc, Eisen- oxydul nach.

Zwei Analysen, deiien die Resultate der geiiannten Ana- lytiker beigefugt sind, ergaben:

Thomson. v. Kobell. R. a. 6.

Kieselsliure 60,51 49,27 61,22 Thouerde 2,49 2,OO Spur Spirr Eiseooryd 35,14 40,13 ') 81,6l 3%,41 Eisenoxydul Mangaaoxydul 8,29 ') 0,62 I,23 1 ,Ul Kalherde 1,56 1,60 2,09 2,OG Talkerde - 0,42 1,oO 0,80 Natron - 8,OO 10,58 Kali - Spur 0,GH Chlor - 0,24 - Gliilrverlust 0,96 - 0,IG --

98,95 102,18

Mittcl Sauerstoff. 51,22 26,59

23,75 - 7,60 1,73 1,12 0,25 2,08 039

0516 - I 98,29

In nieiner Analyse verhtilt sich der Sauerstoff der Basen und der Siiure = 13,S8 : 26,59 = 1 : 1,92, d. h. wohl= 1 : 2. Der von R : R ist = 1 : 1,4 oder nahe = 1 : 1:. Hithin besteht auch der Arfvedsonit aus Bisilicaten, und ist eine Verbindung voii 2 At. Bisilicat von Eisenoxydul und Natron und 3 At. Bisilicat von Eisenoxyd,

- ...

1) Als &yd. 2 ) Ala Oxydul =36,12.

20 *

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3 08

2 R S S i 2 + 3pe SiZ,

oder, da gegen 1 At. Eisenoxydul (Manganoxydul, Kalk- und Talkerde) 1 At. Natroii (Kali) vorhanden ist, eine iso- morphe Mischung der Eisen- und Natronverbindung zu glei- chen Atoinen:

( 2 F e ~ [SiS + 3 ~ e s i l l -+ (2Na3 Si2 -I- 3Fe 'sit), ... ...

kiirzer

Berechiiet inan diese Formel, und stellt ihr das RCSUI- tat der Analyse zur Seite, nachdein man die ubrigen Mon- oxyde in die Aequivalente der beiden herrscheiiden verwan- delt hat, so erh&lt man:

Gerunden.

10 At. Kieselslure = 5778 = 51,15 51,61 3 J' Eisenoxyd =3000=26,55 23,94 3 )) Eisenoxydul = 1350 = 1 I ,95 13,34 3 u Natron - - 1169 = 10,35 11,11

11297 LOO. 100.

Obgleich Versuch und Rechnung in Bezug auf beide Oxyde des Eisens abweichen, so setzen sic doch nahe dic- selbe Menge Metal1 (27,88 - 27,13) voraus.

v. K o b el 1 hat im Arfvedsonit mehr Eisen, etwas Thon- erdc , und weniger Natron gefunden. Diefs kann darin seinen Grund haben, daEs die relativen Mengen der isomor- phen Glieder an cinzelneii Punkten nngleich sind. Berech- net man namlich v. K o b e l l ' s Analyse nach der von inir gefundenen Formel

2k3 s i t + 3'i;'e s i t ,

so erhalt inan

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309

Kieselsaure Tlionerde Eiseuoxyd Eisenoxy dul Manganoxy dul Kalkerde Talkerde Natron Chlor

49,27 2,oo

27,53 11,35 0,62 1,50 0,42 8,OO 0,24

104y1

Sauerstoff:

25,58 0,93 8,26 2,52 0,ld 442 417 2,05

Der Sauerstoff von R : $e : Si ist dann = 5,3 : 8,26 : 26,51 = 1 : 1,56 : 5,OO = 1 : 1: : 5, d. h. wie oben, und es zeigt sich nur der Unterschied, dafs die Aequivaleute von Natron und Eisenoxydul (Mn, Ca, Mg) sich = 2 : 3 und nicht, wie ich es fand, = 1 : 1 verhalten. Dieser Arfvedsonit ist dann:

3(2Fe3 'si2 + 3 ~ e Si2) + 2 ~ 2 N a a Si2 + 3Fe Si2) oder

... ...

Hierhei ist die kleine Menge Thonerde der Slure hinzu- gcrechnet (ob sie iiberhaupt dein Arfvedsonit weseiitlich an- geliort, miichte ich bezweifeln).

Die vier Glieder : Akmit, Aegirin, Babingtonit und Arf- vedsonit bilden eine sehr intercssante Abthcilung der Augit- gruppe. Isoinorph unter sich, bestelien sie zwar sammtlich aus Bisilicaten, allein unter ihren Basen bemerken wir aulser den nlIoiioxyden das Eisenoxyd. Lhre Forineln:

Aegirin - - k3'S;z + jje'Sli2 Akmit - - R 3 -f& + 2Fe'&2

... ... Babingtonit = 3R3 Si2 + F e Siz Arfvedsonit = 2A3 Si2 + 3Fe Si2

oder ganz allgeinein rn RS Si? + n Fe Siz fiihren offenbar zu der Annahme, dafs das Bisilicaf von R isomorph sey

... ... ... ...

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310

mit dem Bisilicat won E’isenosyd. I)as ist auch der Grund, weshalb alle diese Mineralien init denen der Abtheilung A, d. h. den reinen Bisilicateii von Monoxyden, dein Wolla- stonit, Diopsid, Treinolit, Strahlstein u. s. w. isoinorph sind.

In den thonerdehdfigen Augiteii mid Hornblenden, welche die nachste und grii€ste Abtheilung ausinachen, werden wir genan dieselbe Constitution wiederfinden, vveiiii wir die Thonerde als elektronegativen Bestandtheil ansehen, wie ich demnachst nachzuweisen versuchen will.

Die Annahiiie einer Isoinorphie der Verbindungcn von Basen k uiid ist nicht so gewagt, als sie Manchen erschei- nen mag.

Wenn inan init G e r h ar d t anniinint, dafs das Eisen iin Oxydul und im Oxyd sich in zwei verschiedeiien ZustSn- den befindet, in welchen sich sein Aequivalent = 3 :2 ver- halt, uud Fe = 350, fe = $ .330 = 233; ist, so ist Be = 1000 = 3fe. Dann gehiirt auch das Eisenoxyd zu den Monoxyden, und jene isonioiphen Verbindungen haben gleiche Constitution,

Indessen halte icli es bei dein jetzigen Zustande der Chemie fiir nicht gereclitfertigt, anzunehinen, dafs dns Aequi- d e n t eiiies Korpers unter Uinstanden cine versnderliche Gril€se seyn kiinne.

Vie1 mehr entspricht es dcin Stand unserer Kenntnisse, die Isoinorphie von Basen l\ und k in einer Dimorphie dcr- selben zu suchen. Schon unter den Metalleii findet eiiie solclie, wie G. R o s e gezeigt hat , beiin Iridium und Palla- diuun statt : das Zink kennt inan in sechsgliedrigep Forinen, viele der iibrigeii elelrtroyositiven Rletalle in regularen ; diek und die sonderbaren Scliwankungen in der Zusainmensetzung des Speiskobdts dcuten darauf hin, dafs auch die rhoinboli- drischen RIetalle unter Uinst:iiden in regularer Fonu erschei- nen kiinnen. Die Monoxyde, welche inan krystallisirt kennt, Tdkerde, Nickelorjd, Kadiniuinoxgd, (Kupferoxyd?) siiid regulgr; alleiia das Zinkoxyd is t sechsgliedrig gleich den Sesquioxyden. Nidit Nles, was inan Martit neniit (Eiscn-

Sie kann auf zweifache Art gedeutet werden.

...

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31 1

oxjd in regularen Octabdern) scheint eine Pseudomorphose zu seyn. Scacchi's Beobachtungen iiber Bildung regull- rer Octaeder bei der letzten Eruption des Vesuvs, parallel einer Fliiclie von Eisenglanzrhomboedern durchwachsen: sammtlich Verhaltnisse, die zu genauen Priifungen auffordern, sie machen die Isodimorphie von h und k sehr wahrscheinlich.

( S c b l u f s i m nzchsten Heft.)

IX. Uebrr die Lichterscheinung, welche gewisse Suhstartzen beim Erhitzen zeigen;

con H e i n r . R o s e .

B e i seinen Versiicheii iiber die specifische Warme der einfachen und zusaminengesetzten Korper machte R e gna u l t darauf aufmerksam, da€s ein und derselbe Kbrper je nach seinen verschiedenen Verdichtungszustiinden mehrere speci- fische Warmen haben kiinne, und er lenkte naineiitlich die Aufinerksamkeit in dieser Hinsicht auf das merkwiirdige Phanomen des Ergliihens, welches gewisse Oxyde ') plbtz- lich zeigen, wenn sie der Gliihhitze ausgesetzt werden *). Es erschien R egn aul t wahrscheinlich, dab die durch das Ergluhen liervorgebrachte Versnderung mit einer Verringe- rung der specifischen Warme begleitet seyn muhte.

Diefs durch Versuche zu entscheiden, ist, wie Reg- nnult sehr wohl bemerkt, schwer, obgleich es auf dem erstem Blick sehr leicht erscheint. I)enn inan brauche nur cin Oxyd zu untersuchen, dak zweier VerdichtungszustBnde

1) Es sind diek besonders das Chromoxyd, die Zirkonerde, die Titan- slure, die Tantalssure, die Siuren des Niobs, s o wie mebrere autimon- saure Salze

2) Annofes de Chimir el de Phys. 3. Reilre, Bd. 1, S. 188 ond in Pogg. Ann. Bd. 53, S. 248.