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Über die künstliche Darstellung von Haematit

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Page 1: Über die künstliche Darstellung von Haematit

Uber die kiinstliche Darstellung von Haematit. Von

HENRYK ARCTOWSKI.’

Wiederholt konnte ich beobachten, dafs ein starker Strom von Chlorammoniumd%mpfen, welcher iiber ein Stuck stark verrostetes und bis zur schwachen Rotglut erhitztes Eisen strich, diesen Uberzug von Eisenoxyd zum Krystallisieren brachte. Diese Bildungsweise von Eisenglanz scheint mir in doppelter Hinsicht von Interesse zu sein.

Zunachst ist dieses eine Modifikation des Verfahrens von HENRI SAINTE CLAIRE DEVILLE~, welches darin besteht, dafs man in eine indifferente Atmosphare, in welcher man Eisenoxyd bis zur lebhaften Rotglut erhitzt, Spuren von Salzsaure einfiihrt ; denn in Wirklichkeit ist es auch in diesem Falle Salzsaure, die hier durch Dissoziation des Salmiakes entsteht, welche das mineralisierende Agens ist. Sie reagiert mit dem Eisenoxyd, es bildet sich Eisenchlorid und Wasser, und dieser Wasserdampf, welcher in statu nascendi auf das Chlorid einwirkt 3 , fallt Eisenoxyd, welches sich dank dieser Umwandlung im krystallinischen Zustande abscheidet.

Andererseits aber ist es in geologischer Hinsicht interessant, zu beobachten, dals die Gase der Fumarollen in vulkanischen Ge- genden immer eine gewisse Menge Chlorammonium enthalten, und es ist zu bemerken, dafs die Spalten, durch welche diese Salmiak- dampfe dringen, im allgenieinen, wenn auch niclit immer, mit tafel- fdrmigem Eisenglanz- und Haemntiikrystallen bekleidet sind.

Hiernach ist es mir wahrscheinlich, dafs auch das Chlor- ammonium seinerseits zur Bjldung dieser Krystalle beitragt.

Neben den vielen anderen Bedingungen, bei welchen das Eisen- oxyd in krystallinischem Zustande erhalten werden kann , erscheint mir auch diese Bildungsweise fur das in der Natur vorkommende

Nach dern Illanuskripte des Verfassers ins Deutsche ubertragen von

Compt. Rend. (1861) 52, 1264. GAP-LUSSAC, A m . chinz. Plzys. (1823) 22, 415. G. FLTH~, 71ie Icti?~srlich daryeslellten iWmralien. For Q U ~ I.T M ~ c ~ c r , T,Cvv

L. BOXJRGEO~S - Repvod&tion w t i -

K. BAITIIGXRTEL, Miinchen.

- St~~zlltBse des ikfi&vaux et des voches. ficidle des Mineratis.

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Xisenoxyd wahrscheinlich. J e nach den speziellen Bedingungen konnte der Eisenglanz auf diese oder andere Weise entstanden sein.

Uni besseren Aufschlul's iiber die krystallisierende Wirkung der Salmiakdiimpfe zu erhalten, machte ich einige Versuche bei verschie- denen Temperaturen und ersetzte das Eisenoxyd auch durch andere 0xyde.l

Das Oxyd wurde in einem Schiffchen in ein Verbrennungsrohr gebracht, welches an einem Ende zugeschmolzen, am anderen mit einem Stopfen geschlossen war, seitlich befand sich eine Offnung, welche zum Ableiten der Dampfe diente ; in das zugeschmolzene Ende brachte ich Chlorammonium und erhitzte das Rohr in einem kleinen Verbrennungsofen , wahrend der das Schiffchen enthaltende Teil des Rohres sich in einem bis zur erwunschten Temperatur er- hitzten Luftbad befand.

Beim Uberleiten der Chloramnioniumdampfe iiber das auf ca. 350° erhitzte Fe,O, absorbiert letzteres rasch das Salz, blaht sich auf, schmilzt, und die SO gebildete schwarze Masse beginnt zu sieden, wiihrend die durchstreichenden Dampfe sich als gelber Niederschlag liondensieren, weil sie Eisenchlorid mit sich reilsen.

Die erkaltete Masse hat ein glasiges Aussehen, sie ist schwarz mit rotem Reflex, zieht die Feuchtigkeit der Luft an und ist ohne Ruckstand in Wasser loslich; es ist dies ein Doppelsalz von NH,Cl iind Fe,Cl, von wechselnder Zusammensetzung. Bei eiiier hoheren Tern- peratur wird Salmiak ebenfalls absorbiert, aber die Masse schmilzt nicht mehr und ist nicht mehr gariz wasserloslich; sie hinterlalst eine merkliche Menge amorph gebliebenen Oxydes.

Ein anderer unterhalb 600 O ausgefiihrter Versuch zeigte mir eine hochst iiiteressante Erscheinung. Nach Verlauf von einigen Minuten beginnen kleine Krystalle sich zu bilden ; beleuchtet man dieselben und lalst sie glitzern, so kanii man ihre Bildung verfolgen. D a m nimmt das Oxyd etwas an Volumen zu, das Ammoniumchlorid wird absorbiert: es ist dieses eine mechanische, trockene Absorption, ohne dais die Substanz schmilzt, das Salz setzt sich einfach an den Oxydkornern fest und der game Inhalt des Schiffchens wird weirs, es ist dies eine besondere Art Absorptionserscheinung.2 Nach dem Erkalten xeigte eine mikroskopieche Untersuchung, dafs nur ein Teil des Oxydes krystallisiert war; das Ganze war durchsetzt mit gelben

Die erhaltenen Produkte erfordern eine besondere Untersuchung Sielie OSTWALD, Allgem. Chemie 1, 1055.

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und weifsen, krystallinischen Fragmenten uiid unvednderten Colco- tharkomern.

Endlich, gegen 700 O, krystallisiert das Eisenoxj-d in den wnhr- scheinlich vollkommen dissoziierten Chlorammondampfen.

Die also erhaltenen Krystalle zeigen, obgleich sie sehr klein sind, sehr schon die Formeii des Haematits. Man konnte clas Gruncl- Rhomboeder p mit dem charakteristischeii Winkel yon 86O be- obachten und danri auch kompliziertere Krystalle, aus dem Rhom- boeder p gebildet und durch die Basis a1 und die Flachen des Rkalenoeders e3 modifiziert. Ihre Form ist diejenige der Haematit- krystalle von der Insel Efba, und wie es oft bei diesen der Pall ist, irisieren ihre Flachen lebhaft.a

Zugleich mijchte ich noch bemerken, dafs der Salmiak, welcher sich sehr langsam auf der noch sehr warmen Wand des Glasrohres aus der iiberhitzten Salmiakatmosphare niederschlaigt , in sclionen kleinen einzelnen, nicht modifizierten Wiirfeln kry~tall isiert .~

Siehe OSTWALD, Allyem. Chemie, 1, 1085.

l m Museurn d’Histoire Naturello in Paris befinden sich einige Exem- phre natiirlichen Salmiaks, die bcaonders in Gestalt uiid Gruppierung dieseii Abscheidungen gleichen.

* Diese krystallographischen Angaben verdaiike ich Herrn A. COLLON.

Liittich, ltastitzct de chimie yinlzdrale, den 28. April 1894.

Bei der Redaktion eingegangeii am 6. Mai 1894.