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kein Turmalin ist in ihnen bemerkt worden. Aus der grossen Reihc der Feldspathe wissen wir mit Sicherheit nur den A n o r t h i t oder Kalkfeldspath, also ein Singulosilicat, in den Eukriten und Howar- diten zu nennen. Alle iibrigen Silicate sind entweder Olivin oder A u gi ts u b s tan z, also Singulo- oder Bisilicat ron Mg, Fe, Ca. Dies sind aber zugleich die wichtigsten Reprasentanten der beiden Sattigungs- reihen, welche wir in den irdischen Gesteinen antreffen. Unsere Kenntnisse von den Meteoriten konnen nur durch genaue Erforschung der das Gemenge bildenden Mineralien erweitert werden und ich will hier einen Beitrag dazu liefern. Die Natur des Meteoriten von S h a l k a war bis jetzt unklar. Wahrend H aidinger die ganze Masse, absehend von eingestreutem Chromeisenerz, fir ein Silicat erklarte, sprach sich G. Rose fiir ein Gemenge aus und glaubte Olivin darin annehmen zu diirfen. Eine Analyse von C. H a u e r existirte zwar, erregte aber erhebliche Zweifel an ihrer Genauigkeit. In der That habe ich mich iiberzeugt, dass der Stein von Shalka aus etwa 88pCt. Broncit und 12pCt. Olivin besteht, dass jener Fe und Mg in dem Atomverhaltniss 1:3, dieser in dem von 2:3 eothiilt. So sehen wir den Olivin fur sich im Stein von Chassigny, den Broncit fiir sich in dem von Manegaum, das Gemenge beider aber in Shalka. Als M e s o s i d e r i t sind Meteorite bezeichnet worden, deren Masse ein krystallinisches Silicatgemenge ist, in welchem Meteoreisen in be- trlchtlicher Quantitiit zerstreut ist. Dass jenes gleichfalls aus den beiden angefiihrten Silicaten bestehe, war mehr Vermuthiing , da bis- hcr kein Mesosiderit in zuverlassiger Weise chemisch untersucht war. Ich habe dies bei dem Meteoriten von H a i n h o l z gethan und gefun- den, dass derselbe aus eioem 6 pCt. Nickel enthaltenden Meteoreisen, aus Olivin und Broncit beateht, welche beide auf 1 Atom Eisen 3 Atome Magnesium enthalten. Shalkit und Mesoeiderit bestehen also aus denselben Silicaten, das metallische, nickelhaltige Eisen des letzteren bedingt ihre Ver- scbiedenheit. 150. Alex. Naumam und Emil Vogt: Ueber die Nichtexisteiiz des Chlorcyanwa~~er~toffb 2 Cy C1. Cy H. *) (Eiogegaugeu am 16. Mai; verlesen in der Sitzung von Hrn. Wichelhnus.) Zurn Zweck der Priifung der friiher"") fur die Dissociation von Gasen theoretisch abgeleiteten und fur in 2 Molekule sich epaltenden *) Eine ausflihrliche Darstellung ist an die Redaktion der Annal. Chem. u. **) Pergl. Naumaun, Annal. Chem. 11. Pharm., Suppl. V, 341 bis 367 und ~ Pharm. eiugesandt worden. Suppl. VI, 503 bis 20b.

Ueber die Nichtexistenz des Chlorcyanwasserstoffs 2CyCl.CyH

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Page 1: Ueber die Nichtexistenz des Chlorcyanwasserstoffs 2CyCl.CyH

kein Turmalin ist in ihnen bemerkt worden. Aus der grossen Reihc der Feldspathe wissen wir mit Sicherheit nur den A n o r t h i t oder Kalkfeldspath, also ein Singulosilicat, in den Eukriten und Howar- diten zu nennen. Alle iibrigen Silicate sind entweder O l i v i n oder A u g i t s u b s t a n z, also Singulo- oder Bisilicat ron Mg, Fe, Ca. Dies sind aber zugleich die wichtigsten Reprasentanten der beiden Sattigungs- reihen, welche wir in den irdischen Gesteinen antreffen.

Unsere Kenntnisse von den Meteoriten konnen nur durch genaue Erforschung der das Gemenge bildenden Mineralien erweitert werden und ich will hier einen Beitrag dazu liefern.

Die Natur des Meteoriten von S h a l k a war bis jetzt unklar. Wahrend H a i d i n g e r die ganze Masse, absehend von eingestreutem Chromeisenerz, f i r e i n Silicat erklarte, sprach sich G. Rose fiir ein Gemenge aus und glaubte Olivin darin annehmen zu diirfen. Eine Analyse von C. H a u e r existirte zwar, erregte aber erhebliche Zweifel an ihrer Genauigkeit. In der That habe ich mich iiberzeugt, dass der Stein von Shalka aus etwa 88pCt. B r o n c i t und 12pCt. O l i v i n besteht, dass jener F e und Mg in dem Atomverhaltniss 1:3, dieser in dem von 2:3 eothiilt.

So sehen wir den Olivin fur sich im Stein von Chassigny, den Broncit fiir sich in dem von Manegaum, das Gemenge beider aber i n Shalka.

Als M e s o s i d e r i t sind Meteorite bezeichnet worden, deren Masse ein krystallinisches Silicatgemenge ist, in welchem Meteoreisen in be- trlchtlicher Quantitiit zerstreut ist. Dass jenes gleichfalls aus den beiden angefiihrten Silicaten bestehe, war mehr Vermuthiing , da bis- hcr kein Mesosiderit in zuverlassiger Weise chemisch untersucht war. Ich habe dies bei dem Meteoriten von H a i n h o l z gethan und gefun- den, dass derselbe aus eioem 6 pCt. Nickel enthaltenden Meteoreisen, aus Olivin und Broncit beateht, welche beide auf 1 Atom Eisen 3 Atome Magnesium enthalten.

Shalkit und Mesoeiderit bestehen also aus denselben Silicaten, das metallische, nickelhaltige Eisen des letzteren bedingt ihre Ver- scbiedenheit.

150. Alex. N a u m a m und Emil Vogt: Ueber die Nichtexisteiiz des C h l o r c y a n w a ~ ~ e r ~ t o f f b 2 Cy C1. Cy H. *)

(Eiogegaugeu am 16. Mai; verlesen in der Sitzung von Hrn. W i c h e l h n u s . ) Zurn Zweck der Priifung der friiher"") fur die Dissociation von

Gasen theoretisch abgeleiteten und fur in 2 Molekule sich epaltenden

*) Eine ausflihrliche Darstellung ist an die Redaktion der Annal. Chem. u.

**) Pergl. N a u m a u n , Annal. Chem. 11. Pharm., Suppl. V, 341 bis 367 und

~

Pharm. eiugesandt worden.

Suppl. VI, 503 bis 20b.

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Korper a n vorliegenden Thatsachen nachgewiesehen Regelmassigkeiten, anch fur in 3 Molekule zerfallende Kiirper wurde die Darstellung des Chlorcymwasserstoffs *) versucht. Die niihere U~itersuchung dcr da- bei erhaltenen Produkte lieferte jedoch den Beweis, dass eine chemi- sche Verbindung Each dem durch die Forinel 2CyCl.CyH ausgedriickten leuten Verbaltniss iiicht besteht.

Zunachst ergaben die durch Einleiten von Chlor in wiissrige Rlau- s h r e von O o sich oben ausscheidenden Fliissigkeitsschichten nach dcm Waschen mit eiskaltein Wasser, Trocknen und Destilliren iiber Chlor- calcium Produkte von rerschiedenem Chlorgehalt, je nach dem mit mebr oder weniger Wasser gewaschen worden war.

Die sonach wahrscheitiliche Nichtexisteiiz einer Verbindung nach festem Verhaltniss wurde zur Gewissheit erhoben durch Dampfdichte- bestimmungen eines in seinem Chlorgehalt (45,4 pCt) der Zusamrnen- sctzung 2CyCl .CyH (47,3 pCt. Chlor) a m rneisten entsprechenden Produkts, auch fiir so niedrige Temperahren , bei denen der angeb- licbe ChlorcyanwasserstoE unter gewohnliehem Druck in flussigcr Form entsteht und besteht.

Unter Anwendung des H ofmann ' schen Apparats wurden folgende Dampfdichten gefiinden: bei 0"- 1,65; 12"- 1 , G G ; 16" - 1,64; 100" -- 1,G7; eine Mischuug von Chlorcyan und Cyanwa.sserstofT von 45,4 pCt. Chlor verlangt 1,67 ; fur eine Mischung \'on 2 Cy Cl und 1 Cy H berec,h- net sich 1,73 und fur die Verbindung 'LCyC1.CyH .5,18. Ausserdem ergaben sich fur das fliissige Chlorcyan auch fiir Tenipei,atnren bis zu 0'' herab der Foruiel Cy C1 entsprecliende Dampfdichten.

Hiernaeh darf nicht inehr bezweifelt werden, dass Chlorcysiiwasser- stoff a19 eine cliemische Verbindung von der Zusammensetzung 2 Cy C1. Cy H nicht esistirt, sondern nur eine Mischung ron Chlorcyan tirid Cyanwasserst,off ist.

Der verh~ltnissni~irsi,n raschen , die Formel 2 Cy C1 .CyH anschei- irt.iid stiitzenden Uinwandlung des sogeunnnten Chlorcymwasserstoffs ZII festem Chlorcyan (Cp, CI:$) in einer Cblaratmosphlire gegeriiiber tisttc aucli Buasiges Chlorcyan bei <lei, Beriihrung mit troclienem Clllor sich fiber Nacht in einen weissen Kiirpcr verw:Lndelt.

(+elegentlich der versuchten Darstellungen dea sogc?nannten Chlor- cyanwasserstodk wurde ~nehrf:wh die 13eob:ichtung gemacht, dass festes (:Itlorcyan bei niedrjger 'l'eniperatur i n Beriihrung niit den salzniitire- ~~:tltigc~ii wiissrigen Fliissigireiten siclr :illniiilig rnit W siiureontwicklong i n Saliriiak uinsetztr.

Giessen, 15. Mai 1870.

*) Vergl. Q'ur tz , Aiiiiitl. (! l iei i~, ti. Pharin. LXXIX, 2 8 1 bi- 2 8 3 .