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de goninck: Ueber die NorraallSsungen. 4S7 Ueber die NormMlSsungen.*) Yon Prof. L. L. de Xoninzk. Sehr mit Recht hat Professor C1. W i n k i e r**) darauf auflnerksam gemacht, dass die bisher gebr~t~chliche Definition der Normall0sungen sich nicht mehr im Einklang mit der jetzt allgemein in tier Chemie tiblichen Theorie und Ausdrueksweise befindet, und es ist als ein be- sonderes ¥erdienst dieses Gelehrten anzuerkennen, dass er zuerst gegen den herrsehenden Gebrauch aufgetreten ist, indem er sein neues titri- metrisehes System aufstellte. Aber wie viele Neuerer ist er dabei vielleieht etwas zu weir ge- gangen und man kann seinem System vorwerfen i wie dies Dr. W. Fre- s e n iu s ***) gethan hat, dass es zu sehr yon dem alten System ~bweicht. Er h~tte, wie mir scheblt, diesen Uebelstand vermeiden kSnnen, wenn er seinem Systeme das Atom des Wasserstoffs start des Moleefils zu Grunde gelegt h~tte. Da auf dem vorliegenden Gebiete ein einheitliches System eben so wiehtig ist, wje ganz im allgemeinen Bin einheitliches Maasssystem, so halte ich es far n~tzlich, wenn jeder die yon ihm ft~r die riehtigsten gehaltenen Ideen t~ber diesen Gegenstand verSffentlieht, damit man dann durch Auswahl der besten zu einem g~nz durchg~ngig angenommenen System gelangt. Yon diesem Gesichtspu~kte aus halte ieh es ffir angezeigt das System mitzutheilen, welches ich meinem Unterrichte seit zwei Jahren, d. h. seit jeh die Arbeit yon Prof. Winkler kemp.e, zu Grunde gelegt habe. UnterNormallSsungenim weitestenSinne desWortes verstehe ich LSsungen, welehe in einem Liter eine Anzahl Gramme in L~sung enthalten, welehe entweder dem ~foleeulargewieht der betreffen- Jen Verbindung (It ~ 1) entspricht, oder welche ein sehr einfaches Vielfaches, oder ein einfacher Bruchtheil des ~oleeulargewiehtes ist. *) Nach dem in franzSsischer Sprache eingesand~en Manuscript tibersetzt 'on der l%daction. **) C1. W i n k l e r , die Maassgnalyse nach neuem ~itrimetrischem System. ~reiberg 1883. ***) Diese Zeitschrift ~5, 205.

Ueber die Normallösungen

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de goninck: Ueber die NorraallSsungen. 4S7

Ueber die NormMlSsungen.*) Yon

Prof. L. L. de Xoninzk.

Sehr mit Recht hat Professor C1. W i n k i e r**) darauf auflnerksam gemacht, dass die bisher gebr~t~chliche Definition der Normall0sungen sich nicht mehr im Einklang mit der jetzt allgemein in tier Chemie tiblichen Theorie und Ausdrueksweise befindet, und es ist als ein be- sonderes ¥erdienst dieses Gelehrten anzuerkennen, dass er zuerst gegen den herrsehenden Gebrauch aufgetreten ist, indem er sein neues titri- metrisehes System aufstellte.

Aber wie viele Neuerer ist er dabei vielleieht etwas zu weir ge- gangen und man kann seinem System vorwerfen i wie dies Dr. W. F r e - s e n iu s ***) gethan hat, dass es zu sehr yon dem alten System ~bweicht.

Er h~tte, wie mir scheblt, diesen Uebelstand vermeiden kSnnen,

wenn er seinem Systeme das Atom des Wasserstoffs start des Moleefils zu Grunde gelegt h~tte.

Da auf dem vorliegenden Gebiete ein einheitliches System eben so wiehtig ist, wje ganz im allgemeinen Bin einheitliches Maasssystem, so halte ich es far n~tzlich, wenn jeder die yon ihm ft~r die riehtigsten gehaltenen Ideen t~ber diesen Gegenstand verSffentlieht, damit man dann durch Auswahl der besten zu einem g~nz durchg~ngig angenommenen System gelangt.

Yon diesem Gesichtspu~kte aus halte ieh es ffir angezeigt das System mitzutheilen, welches ich meinem Unterrichte seit zwei Jahren,

d. h. seit j eh die Arbeit yon Prof. W i n k l e r kemp.e, zu Grunde gelegt habe.

U n t e r N o r m a l l S s u n g e n i m w e i t e s t e n S i n n e d e s W o r t e s verstehe ich LSsungen, welehe in einem Liter eine Anzahl Gramme in L~sung enthalten, welehe entweder dem ~foleeulargewieht der betreffen- Jen Verbindung (It ~ 1) entspricht, oder welche ein sehr einfaches Vielfaches, oder ein einfacher Bruchtheil des ~oleeulargewiehtes ist.

*) Nach dem in franzSsischer Sprache eingesand~en Manuscript tibersetzt 'on der l%daction.

**) C1. W i n k l e r , die Maassgnalyse nach neuem ~itrimetrischem System. ~reiberg 1883.

***) Diese Zeitschrift ~5, 205.

4S8 de Koninck: Ueber die NormallSsungen.

Dieser Satz litsst sich auch so fassen: Eine NormallOsung ist eine solche,,

deren Titer*) ausgedrt~ckt als Function der aufgel6sten Substanz oder

auch jeder anderen Substanz, mit weleher die Normall6sung eine Re-

action gibt, gleich ist einer Anzahl ~'ou Milligrammen, welche entweder

dem hIoleeul~rgewicht dieser Verbindung entsprieht, oder ein einfaches

¥ielfaehes, respective ein einfaeher Brnchtheil dieses Moleculargewieh-.

tes ist.

A l s N o r m a l l S s u n g e n i m e n g e r e n S i n n e oaer als t y p i -

s e h e N o r m a l l 6 s u n g e n sind diejenigen zu bezeichnen, welche eine

Quantit~tt der wirksamen Substanz in LSsung enthalten, die bei tier be-

absichtigten Wirkungsweise e i n e m G r a m m W a s s e r s t o f f entsprieht,

oder: T y p i s e h e N o r m a l l 6 s u n g e n sind solehe, deren Titer in Be-

zug auf die auszuf~lhrende Reaction e i n e m M i l l i g r a m m W a s s e r - -

s t o f f entsprieht.

So wfirde zum Beispiel eine t y IO i s e h e N o r m a 116 s u n g, welehe ~

zur Chlorbestimmung dureh Ausf~llung bestimmt ist, den Titer TAg~o~

~- 0,16955 g haben, da das Moleculargewieht dieser Verbindung I69~55

ist und du das Nolee~l einem Atom Wasserstoff ~quivalent ist, in so fern

n~tmliah alas Molea~I des Silbernitrats mit einem Atom Chlor (~tquivalent

einem Atom Wasserstoff) in Reaction tritt .

Die t y p i s e h e N o r m a l s c h w e f e l s ~ u r e ( t t ~ S O ~ - 9 7 , 8 2 ) wfirde

den Titer T m s o ~ - 0 . 0 4 8 9 1 haben, well IteSO~ zwei dutch B'Ietalle

ersetzbare Wasserstoffatome enth~tlt und man demnach ~/~ H~ SO~ an-

nehmen muss, um die e i n e m A t o m W a s s e r s t o f f ~tquivalente ~lenge

zu erhalten.

Ieh mSehte darauf aufmerksam maehen, dass alas eben besproehene

System, welshes im Grunde genommen dasselbe ist , wie das yon Dr.

W. F r e s e n i u s vorgeschiagene und welches sieh yon dem des Prof.

W i n k l e r nut durch die zu Grunde gelegte Einheit (H anstatt H.2)

unterseheidet, einen Uebelstand in sich sehliesst, weieher, so weir mir

bekannt, his jetzt noah nieht erw~hnt worden ist, nfimlieh den, class ffir

*) Den T i~er einer LSsung henna ich diejenige Substanzmenge, welche in e inem C u b i k c e n t i m e t e r a u f g e l S s t i s t , oder welche e i n e m C u b i k - c e n t i m e t e r e n t s p r i c h t . Diesen Titer bezeichne ich mit demBuchstabenT, welchem ich a]s Index die Formel der Substanz zuft~ge, in Bezug auf welche der Titer ausgedr~ickt werdeu soil. Zum Beispiel wtirde bei der NorraMschwefels~ure T ~ c o ~ 0,0523 g bedeuten, dass ein Cubikcentimeter dieser S£ure genau 0,0523 9 kohlensaures Natron neutratisirt.

Wood: Bestimmung des Phosphors in Eisen und Stahl. 489

die LSsungen gewisser Substanzen, die zu versehiedenen, auf abweiehende

Reaetionen basirten Titrirungen dienen, v e r s eh i e d e n e Normaleon-

eentrationen existiren. So gibt zum Beispiel das Kaliumbiehromat, wenn es als Oxydations-

mitteI client, wie bei der Titrirung yon Eisenoxydulverbindungen, 3 Atome Sauerstoff ab, welehe 6 Atomen Wasserstoff entspreehen; der Titer einer (typisehen) NormallOsung wird also hier durch ~/G Noleet~t ausge- drt~ekt. Benutzt man dagegen das Kaliumbiehromat zur Ausfitllung voa B l e i oder B a r y u m , so entspreehen dem Noleeal je 2 Atome dieser ~Ietalle, ~quivalent zl Atomen Wasserstoff; deshalb wt~rde in diesem Falle die NormallSsung nieht i/G sondern ~/~ Nolee[d im Liter enthalten mt~ssen.

Wenn das Kaliumpermanganat zur Titrirung des Eisens oder der

Oxals~ture verwandt wird, so gibt ein Nolee~tl K25In20 s 5 Atome Sauer- stoff ab ; dagegen verliert es bei der Manganbestimmung naeh der Vol- h a r d'sehen hIethode nur 3 Atome Sauerstoff. Man hat also aueh hier, je naeh der Art der beabsiehtigten Anwendu'ng, zwei versehiedene Nor- mallSsungen, yon denen die eine i/1 o die andere i/~ des Moleeularge- wiehtes im Liter enth~tlt.

Es wt~rde im hSehsten Grade wt~nsehenswerth sein, wenn man eine Definition der NormallSsungen finden kOnnte, welehe yon diesem UebeI- stande frei und welehe unabh~tngig yon der Art der Formelsehreibung w~tre; ieh habe ft~r meine Person vergeblieh naeh einer solehen gesueht und hoffe, dass tin Anderer glt~eklieher sein m/Sge.

H a m o i r - s u r - O u r t h e bei Lgttieh, Juni 1886.

Bes t immung des Phosphors in Eisen uud Stahl.*)

¥on

E. ~, Wood.

Yon den BIethoden zur Bestimmung des Phosphors in Eisen und Stalfl verdienen nur zwei Beachtung, nimlich die Acetat- oder Citronen- s~uremethode, welche zwar sehr genau ist, aber zu viel Zeit und Sorg- falt in der Ausf~hrung erfordert, um ffir praktische Zweeke geeignet zu sein, und die ursprt'mglieh yon E g g e r t z ausgearbeitete l%IolybdSn-

*) Nach dem in englischer Sprache eingesandten 5Ianuscript ~bersetzt voa der Redaction.